The book is written in German.
Teil 1. Makromyzeten.
Zusammenfassung
Dieses Buch ist ein Verzeichnis aller in Österreich bisher festgestellten Basidienpilze (Basidiomycota) mit Ausnahme der Rost- und Brandpilze und zudem der Becherpilze (Pezizales) aus der Abteilung der Schlauchpilze (Ascomycota). Diese Pilzgruppen bilden mit freiem Auge gut sichtbare Fruchtkörper und werden deshalb als „Makromyzeten“ (Großpilze) bezeichnet. Ein solches Artenverzeichnis kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Jedoch wurde durch aufwändige Recherchen, die Zuarbeit vieler Datenbringer und eine hohe Sorgfalt bei der Erstellung der Liste versucht, eine annähernde Vollständigkeit zu erzielen.
Das Verzeichnis beinhaltet insgesamt über 4.450 Pilztaxa (4.100 Arten, 260 Varietäten und 100 Formen) und dokumentiert damit den hohen Anteil der Pilze an der Artenvielfalt Österreichs. Es ist der erste Artenkatalog für Großpilze Österreichs in diesem Umfang.
Das Verzeichnis basiert auf der „Datenbank der Pilze Österreichs“ mit exakt 475.013 gespeicherten Pilznachweisen von 13.652 Fundorten in Österreich bzw. aus 443 Datenquellen (Stand vom September 2016). Weniger als 1.000 Pilzarten (21 %) sind in Österreich „häufig bis sehr häufig“, etwa 1.700 Arten (38 %) sind „verbreitet bis mäßig häufig“, etwa 1.300 Arten (30 %) sind „selten“ und beinahe 500 Arten (11 %) sind in Österreich nur von einem einzigen Nachweis bekannt.
Im Verzeichnis werden für jede Pilzart neben dem wissenschaftlichen und dem deutschen Pilznamen folgende Informationen angeführt: Zuordnung zu einer Formengruppe und zu einer ökologischen (trophischen) Gruppe, allfällige Bindung an eine Pflanzengattung, Häufigkeit in Österreich innerhalb bzw. außerhalb des Alpenraums, Vorkommen in den Bundesländern, Anzahl der älteren (vor 1990) und der neueren Fundorte (seit 1990). Eine umfangreiche Liste von synonymen Pilznamen mit der Referenz zum jeweils aktuellen Pilznamen im Verzeichnis ist angefügt. Das Literaturverzeichnis inkludiert alle vorliegenden und ausgewerteten Datenquellen zu Pilznachweisen in Österreich.
Gleichzeitig wird in diesem Buch eine völlig neu bearbeitete Version der Roten Liste gefährdeter Pilze Österreichs vorgelegt. Von den über 4.450 Pilzarten im vorliegenden Verzeichnis müssen ca. 1.300 Arten (= 29 %) als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht gelten, weitere 790 Arten (= 17 %) als potentiell gefährdet. Die aktuelle Rote Liste umfasst daher insgesamt 2.086 Arten (= 46 %) und ist direkt in das Gesamtverzeichnis aller Pilzarten integriert.
Für jede gefährdete Pilzart werden steckbriefartig die Naturräume (Regionen in Österreich) sowie die gefährdeten Lebensräume aufgezählt, in denen die Art vorkommt, für jede stark gefährdete Pilzart werden außerdem die einzelnen Nachweise (Funde) in Österreich exemplarisch angeführt und die Gefährdungssituation kommentiert. Viele der gefährdeten Pilzarten sowie ihre gefährdeten Lebensräume werden mit Farbfotos abgebildet.
Die Gefährdungsgrade werden sowohl nach dem herkömmlichen und bewährten System mit den Kategorien 0 bis 4 angegeben, als auch mit IUCN-Kategorien. Die Hauptkriterien für die Bewertung des Gefährdungspotenzials sind, neben verschiedenen anderen Risikofaktoren, die Verbreitungsdichte in Österreich (Anzahl der neueren Fundorte) sowie die Bindung an gefährdete Lebensräume (entsprechend der „Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs“).
Die Pilzarten der Kategorien 0 bis 3 verteilen sich auf neun Gruppen von Lebensraum-Typen wie folgt: 1. Lebensräume der Auen (180 Arten), 2. Moore und weitere Feuchtlebensräume (230 Arten), 3. Grasländer und Offenland-Lebensräume (200 Arten), 4. Laubwälder der kollinen und submontanen Stufe (200 Arten), 5. Mischwälder der montanen Stufe (140 Arten), 6. Lebensräume der hochmontanen und subalpinen Stufe (110 Arten), 7. Lebensräume der alpinen Stufe (100 Arten), 8. Synanthrope Gehölz-Lebensräume (wenige Arten), 9. Weitere Lebensräume (80 Arten).
Als hauptsächliche Ursachen für die Gefährdung der Pilzarten Österreichs werden folgende Faktoren erläutert: Gefährdungsfaktoren, Eutrophierung (Überangebot an Nährstoffen), Vernichtung von Lebensräumen, verminderte ökologische Wertigkeit von Lebensräumen, Zufallsereignisse und Auswirkungen der Klimaerwärmung.
Der Schutz gefährdeter Pilzarten betrifft verschiedene Ebenen, drei Bereiche werden besonders hervorgehoben und diskutiert: Strukturelle Maßnahmen am Standort (besonders in Wäldern), Artenkenntnis, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Internationale Schutzbestrebungen.
In Bezug auf die in Österreich gerne gesammelten Speisepilze wird festgestellt, dass – unter Berücksichtigung der maßgeblichen Kriterien – für die gängigen und beliebtesten Speisepilzarten (mit Ausnahme des Kaiserlings) aktuell keine Gefährdung im Sinne der Roten Liste besteht.
Einen umfangreichen Teil dieses Buches nehmen schließlich statistische Auswertungen ein. Dabei wird die Anzahl der Pilzarten in Österreich, sowie speziell die Anzahl der Rote Liste-Arten, nach zahlreichen verschiedenen Parametern analysiert: Systematische Gruppen, Jahrzehnte (Dekaden), Jahre, Bundesländer, biogeografische Regionen, naturräumliche Regionen, Höhenstufen, Meereshöhen, Klimatypen, Niederschlag, Temperatur, Gesteinsuntergrund (Karbonat bzw. Silikat), ökologische Gruppen, assoziierte Pflanzengattungen insgesamt bzw. speziell für substratgebundene Pilzarten, Monate und Wochen im Jahresverlauf. Am Beispiel von Schutzgebieten, einschließlich aller Nationalparks Österreichs, wird dargestellt, wie sehr die Anzahl der nachgewiesenen Arten (speziell die Zahl der aus einem Gebiet bekannten gefährdeten Pilzarten) von einer hohen oder geringen Untersuchungsintensität abhängen.
Eine Liste von über 100 Personen ist angefügt, die bei einer größeren Anzahl von Pilznachweisen als Finder (Beobachter, Sammler) genannt sind; sie haben maßgeblich zur Entstehung dieses Verzeichnisses beigetragen.
Abstract:
part 1. Macromycetes
This book presents a list of almost all basidiomycetes (Basidiomycota), which have been found in Austria, except rust and smut fungi, and discomycetes (Pezizales, Ascomycota). These fungal groups form fruit bodies well-visible with the naked eye and are therefore referred to as "macromycetes" (large mushrooms).
The list contains a total of 4,450 Pilztaxa (4,100 species, 260 varieties and 100 forms), thus documenting the high percentage of the fungi within the species biodiversity of Austria. It is the first species catalogue for macromycetes in Austria to this extent.
The list is based on the "Database of fungi in Austria" with exactly 475,013 fungal records from 13,652 localities in Austria and from 443 data sources (as of September 2016). In Austria, less than 1,000 species (21%) are "frequent to very frequent", about 1,700 species (38%) are "widespread to moderately frequent", about 1,300 species (30%) are "rare" and almost 500 species (11 %) are only known from one single record.
In addition to the scientific and the German fungus name, the following information is given for each species: allocation to a systematic group in broad sense and an ecological (trophic) guild, possible binding to a plant genus, frequency in Austria within or outside the Alpine area, occurrence in the federal states, number of older (before 1990) and more recent localities (since 1990). An extensive list of synonyms with reference to the current fungal name in the list is attached. The literature lists all available and evaluated data sources of fungal records in Austria.
At the same time, this book presents a completely revised version of the Red List of endangered fungi in Austria. Of the more than 4,450 species of fungi in the present list, approximately 1,300 species (= 29%) are vulnerable, endangered, critically endangered or regionally extinct, while 790 species (= 17%) are near threatened. The actual red list thus comprises a total of 2,086 species (= 46%) and is integrated directly into the list of all macromycetes.
For each endangered fungus species, the natural habitats (regions in Austria) as well as the vulnerable habitats are listed, in which the species occurs, for each endangered or critically endangered species the individual records (finds) in Austria are exemplarily given and the threat situation is commented. Many of the endangered species and their endangered habitats are illustrated with colour photos.
The categories are indicated both by the conventional and proven system with the categories 0 to 4, as well as with IUCN categories. In addition to various other risk factors, the main criteria for the assessment of the potential threat are the distribution density in Austria (number of recent localities) and their binding to endangered habitats (according to the "list of endangered biotope types in Austria").
The fungal species of categories 0 to 3 are distributed among nine groups of habitat types as follows: 1. Habitats of the floodplain (180 species), 2. Bogs and other moist habitats (230 species), 3. Grasslands and open land habitats (200 species), 4. Deciduous forests of the colline and submontane altitudinal zone (200 species), 5. Mixed forests of the montane zone (140 species), 6. Habitats of the upper montane and subalpine zone (110 species), 7. Habitats of the alpine zone (100 species), 8. Synantrop bosk habitats (few species), 9. Other habitats (80 species).
The following factors are elucidated as the main reasons of threat to Austria's fungal species: risk factors, eutrophication (over-supply of nutrients), destruction of habitats, reduced ecological value of habitats, random events and effects of climate warming.
The protection of endangered fungal species affects different fields; three of them are highlighted and discussed: Structural measures at the site (especially in forests), species awareness, education and public relations as well as international conservation efforts.
With regard to the edible mushrooms collected in Austria, it can be stated that - given the relevant criteria - there is currently no danger for the most popular mushrooms in the sense of the red list (except Amanita caesarea).
Finally, a comprehensive section of this book contains statistical evaluations. The number of fungal species in Austria, as well as the number of red list species, is analysed according to numerous different parameters: systematic groups, decades, years, federal states, biogeographical regions, nature regions, altitudinal zones, altitude, climate types, rainfall, temperature, bedrock (carbonate or silicate), ecological groups, associated plant genera in general or especially for substrate-bound fungi, months and weeks in the course of the year. Using the example of protected areas, including all national parks in Austria, it is shown to which extent the number of species reported (especially the number of endangered fungal species known from a locality) depends on a high or low intensity of investigation.
A list of more than 100 persons is attached, which are recorded as a finder (observer, collector) for a larger number of fungal data; they have contributed significantly to the development of this list.