Was macht Organisations- oder Unternehmenserfolg aus? Die Frage nach den Faktoren, die erfolgreiche von weniger erfolgreichen Organisationen unterscheiden, wird in der Betriebswirtschaftslehre seit jeher gestellt. Dabei erfolgen die Untersuchungen häufig auf
der Ebene ganzer Unternehmen und führen dann nicht selten zu Ergebnissen auf relativ hoher „Flughöhe“. Für Manager, die Verantwortung für einzelne Organisationsfunktionen tragen, sind funktionsspezifischere und konkretere Aussagen wünschenswert aber vergleichsweise schwer zu finden. Sicher lassen sich viele allgemeine Aussagen darüber, was erfolgreiche Führung und erfolgreiche Organisation kennzeichnet, auf die einzelnen Unternehmensfunktionen übertragen. So dürften etwa die grundsätzlichen Mechanismen der Mitarbeitermotivation, Incentivierung oder Kollaboration zunächst einmal in einer Vertriebseinheit ebenso gelten wie in Forschung und Entwicklung, Personalwesen oder Marketing.
Spezifika der einzelnen Berufsfelder moderieren allgemeine, aus der Organisations- und Führungsforschung bekannte Kriterien, wie z.B. Zufriedenheit, stark. Eine Betrachtung solcher Fragen auf der Ebene einzelner Organisationsfunktionen ist nicht nur sinnvoll, sie ist für moderne, ausdifferenzierte Organisationen notwendig.
Die vorliegende Studie leistet das für den Bereich PR/Unternehmenskommunikation, der in dieser Hinsicht bislang kaum in den Blick genommen worden ist. Im Vergleich zu anderen Organisationsfunktionen hat sich PR deutlich später als maßgeblicher Werttreiber etabliert und entsprechend auch in der einschlägigen Forschung Beachtung gefunden. Von einer durchgreifenden Professionalisierung des Berufsfeldes mit weitgehend ausgeprägtem Instrumentarium, ausdifferenzierten Tätigkeitsfeldern, institutionalisierten Rollen in der Organisation und formalisierter Ausbildung lässt
sich im deutschen Sprachraum frühestens seit den 1990er Jahren sprechen. Heute hingegen ist das Kommunikationsmanagement für Erfolg oder Misserfolg einer Organisation oder Unternehmung entscheidend. Dazu haben Entwicklungen wie Globalisierung, digitale Transformation oder die Ausprägung kritischerer Öffentlichkeiten
beigetragen, die immer stärker Legitimation organisatorischen bzw. unternehmerischen Handeln einfordern. Damit PR diesen Legitimationsanspruch erfüllen kann, muss sie nicht nur die Klaviatur ihrer Instrumente und Methoden strategisch einsetzen, sie muss
gleichermaßen professionell organisiert und geführt sein.
Selbstverständlich entscheiden vielfältige Faktoren in Summe über das erfolgreiche Wirken einer Organisationsfunktion wie PR – man denke nur daran, dass Fachwissen à jour und Budget hinreichend vorhanden sein sollten, um gute Leistungen erbringen zu können. Gleichwohl zeigen Theorie und Praxis, dass noch so gute „Produktionsfaktoren“
nur dann im Konzert wirken können, wenn eine zweckmäßige Organisation vorliegt und die Mitarbeiter gut geführt werden. Mängel der Organisation und Zusammenarbeit wirken sich unmittelbar auf Kernziele wie Qualität, Zeit und Kosten aus. Obwohl Organisations- und Führungsmängel durchaus wahrgenommen werden, fällt es nach wie vor schwer, sie in konkreten Merkmalen auf den Punkt zu bringen, ohne in eine Einzelfallbeschreibung
überzugehen.
In dieser Studie haben wir deshalb die wichtigsten Aspekte der Organisation, Führung und Zusammenarbeit herangezogen, die sich bereits in der Forschung bewährt haben, um ihre
Ausprägungen und ihre Erfolgswirkungen im spezifischen Anwendungsfeld der Kommunikation zu untersuchen. So unterscheidet sich PR von anderen Funktionen, etwa in der Form der Verantwortungsübertragung, der Vielfalt der Interaktionsbeziehungen mit
internen und externen Stakeholdern. Das erfordert besondere Organisations- und Führungsprinzipien, etwa hinsichtlich der Agilität von Organisation, wie die Debatte um Newsrooms zeigt.
Herausgekommen ist ein Modell erfolgreichen PR-Managements, das auf sechs Säulen basiert, die insgesamt die strategisch-strukturelle Rolle der PR, die PR-interne Gestaltung von Arbeit und Zusammenarbeit sowie die zukunftsorientierte Ausrichtung der PR
umfassen.