Dieser Artikel ist als Beitrag zu der Diskussion gedacht, das Begriffsnetzwerk, das den Kern der Informatik ausmacht, zu bestimmen. Dieses Begriffsnetzwerk steht in dem Spannungsfeld zum einen weitgehend in unserem alltagssprachlichen Verständnis verankert zu sein, aber zum anderen mittels des spezifischen informatischen Ansatz, sich auf das Unterscheidbare zu fokussieren, auch auf genuin informatischen Konzepten aufzubauen.
Diese wechselseitige Beziehung birgt einerseits die Chance, einen entscheidenden Beitrag zu einem differenzierteren Verständnis unserer Welt zu leisten aber andererseits das Risiko unsere Alltagswelt mit falsch verstandenen informatischen Konzepten unnötigerweise erheblich zu verwirren. Für beides gibt es mittlerweile gute Beispiele.
Die zentralen Begriffe sind meiner Meinung nach die der Zustandsfunktion, des Systems, der Unterscheidbarkeit und damit der Information, der Berechenbarkeit sowie eine ganze Reihe mathematischer Konzepte, allen voran das der Relation, der Funktion, der mathematischen Struktur und der Komposition. Der grundlegende Bezug zum Informationskonzept als Abstraktion vom Ununterscheidbaren macht die Informatik zu einer Strukturwissenschaft und bindet damit die Klarheit ihrer Begrifflichkeit letztlich an deren Bezug zur Mathematik.
Was scheint verwirrend in der Informatik und was klärt diese Arbeit auf? Einerseits basiert alles in der Informatik auf dem Austausch von Informationen -- andererseits scheint dieser aber bei der Beschreibung von Operationen, wie sie in imperativen Programmiersprachen verwendet werden, gar keine Rolle zu spielen. Einerseits ist Informatik geprägt durch das Konzept der Berechenbarkeit, in dem Determinismus herrscht und in dem Zustand nur passager notwendig ist -- andererseits sind die Interaktionen zwischen komplexen Systemen ''auf gleicher Augenhöhe'' in der Regel nichtdeterministisch und zustandsbehaftet. Einerseits komponieren Systeme durch Interaktion zu Supersystemen -- andererseits auch wieder nicht. Einerseits scheint in der Informatik ein Modell etwas zu beschreiben -- andererseits scheint in der Informatik ein Modell etwas Beschriebenes. Einerseits scheint das Konzept der Semantik im Bereich der Berechenbarkeit überflüssig -- andererseits scheint die Informatik zu der Aufklärung von Semantik einen wesentlichen Beitrag liefern zu können.
Neben der Aufklärung dieser und weiterer Verwirrungen ist es mir wichtig, das Bild zu vermitteln, dass eine wohlverstandene Informatik tatsächlich menschlicher wird. Mit ihr können wir aufzeigen, dass eben nicht die Berechenbarkeit die Welt mit ihrem Determinismus dominiert, sondern wir permanent große Vorteile aus ihrer Unberechenbarkeit, aus ihrer Nichtdeterminiertheit ziehen. Ganz konkret lässt die enge Verbindung des von ihr erarbeiteten Protokollkonzepts mit dem des Spiels den Entscheidungsbegriff näher bestimmen und darauf aufbauend ein Konzept der alltagssprachlichen Semantik im Sinne einer Interaktionssemantik entwickeln.
Damit leistet eine solche Informatik einen essentiell wichtigen Beitrag für unser Verständnis solch wichtiger alltagssprachlicher Begriffe wie der unserer persönlichen Freiheit -- was vor den aktuellen gesellschaftlichen, wesentlich durch die Informatik möglich gemachten Entwicklungen der Megainteraktionsnetzwerke, auch zu erwarten wäre und meiner Ansicht nach auch dringend erforderlich ist.