Psychologische und Medizinische Rehabilitation -
Pathologisches Kaufen stellt ein schon lange bekanntes und zunehmend erforschtes Phänomen dar, welches erhebliche negative Konsequenzen für die Betroffenen mit sich bringt. Es äußert sich in einer enormen gedanklichen Beschäftigung mit Kaufaspekten, in einem als unwiderstehlich empfundenen Kaufdrang und in regelmäßigem Kontrollverlust, der in Kaufepisoden mündet. Dabei werden die erworbenen Güter wenig bis gar nicht genutzt. Die wiederkehrenden Kaufepisoden führen zu schweren Belastungen durch soziale, berufliche, psychologische und rechtliche Konsequenzen. Patient*innen mit pathologischem Kaufen leiden zudem häufig an Komorbiditäten, vor allem Binge-Eating-
Störung, pathologisches Horten, Angststörungen oder Depression. Bisher erfolgreiche Behandlungsansätze sind manualisierte kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppenkonzepte. Online-Handel und personalisierte Werbung führen zu einem Anstieg der geschätzten Prävalenz von pathologischem Kaufen, die aktuell bei etwa 5% liegt. So ist es kaum verständlich, dass pathologisches Kaufen nach wie vor keine anerkannte eigenständige psychische Störung ist. Aktuell präferiert wird die Zuordnung zu den Verhaltenssüchten. Eine Anerkennung als eigenes Störungsbild ist längst überfällig, auch um Patient*innen verlässlich zu identifizieren und so zu verhindern, dass diese Störung unerkannt bleibt. Auch für die Entwicklung von spezifischen Behandlungs- und Präventionskonzepten ist die Anerkennung notwendig. Ziel dieses Beitrages ist es, pathologisches Kaufen anhand einer narrativen Literaturübersicht zu beschreiben und über Klassifikation, Epidemiologie, Diagnostik und Therapie zu informieren.