ArticlePDF Available

DİCLE ÜNİVERSİTESİ EĞİTİM BİLİMLERİ ENSTİTÜSÜ YABANCI DİLLER EĞİTİMİ ANABİLİM DALI ALMAN DİLİ EĞİTİMİ BİLİM DALI SOZIOKULTURELLE HINTERGRÜNDE DER VERWENDUNG VON SPRICHWÖRTERN UND REDENSARTEN BEI HERTA MÜLLER. AM BEISPIEL VOM WERK NIEDERUNGEN SOCIO-CULTURAL BACKGROUNDS OF THE USE OF PROVERBS AND IDIOMS AT HERTA MÜLLER. ON THE EXAMPLE OF THE WORK NIEDERUNGEN YÜKSEK LİSANS TEZİ DİCLE ÜNİVERSİTESİ

Authors:
DİCLE ÜNİVERSİTESİ
EĞİTİM BİLİMLERİ ENSTİTÜSÜ
YABANCI DİLLER EĞİTİMİ ANABİLİM DALI
ALMAN DİLİ EĞİTİMİ BİLİM DALI
SOZIOKULTURELLE HINTERGRÜNDE DER VERWENDUNG VON
SPRICHWÖRTERN UND REDENSARTEN BEI HERTA MÜLLER.
AM BEISPIEL VOM WERK NIEDERUNGEN
SOCIO-CULTURAL BACKGROUNDS OF THE USE OF
PROVERBS AND IDIOMS AT HERTA MÜLLER. ON THE
EXAMPLE OF THE WORK NIEDERUNGEN
YÜKSEK LİSANS TEZİ
Tomris KAPLAN
DİYARBAKIR - 2019
DİCLE ÜNİVERSİTESİ
EĞİTİM BİLİMLERİ ENSTİTÜSÜ
YABANCI DİLLER EĞİTİMİ ANABİLİM DALI
ALMAN DİLİ EĞİTİMİ BİLİM DALI
SOZIOKULTURELLE HINTERGRÜNDE DER VERWENDUNG VON
SPRICHWÖRTERN UND REDENSARTEN BEI HERTA MÜLLER.
AM BEISPIEL VOM WERK NIEDERUNGEN
SOCIO-CULTURAL BACKGROUNDS OF THE USE OF
PROVERBS AND IDIOMS AT HERTA MÜLLER. ON THE
EXAMPLE OF THE WORK NIEDERUNGEN
HAZIRLAYAN
Tomris Kaplan
Tez Danışmanı
Doç. Dr. Umut Balcı
DİYARBAKIR- 2019
iii
BİLDİRİM
Tezimin içerdiği yenilik ve sonuçları başka bir yerden almadığımı ve bu tezi Dicle
Üniversitesi Eğitim Bilimleri Enstitüsünden başka bir bilim kuruluşuna akademik gaye ve
unvan almak amacıyla vermediğimi; tez içindeki bütün bilgilerin etik davranış ve
akademik kurallar çerçevesinde elde edilerek sunulduğunu, ayrıca tez yazım kurallarına
uygun olarak hazırlanan bu çalışmada kullanılan her türlü kaynağa eksiksiz atıf yapıldığını,
aksinin ortaya çıkması durumunda her türlü yasal sonucu kabul ettiğimi beyan ediyorum.
Tomris Kaplan
28/05/2019
iv
VORWORT
In der vorliegenden Arbeit habe ich mich auf die Schriftstellerin Herta Müller
konzentriert. Müller stammt aus der rumaenischen Kultur, lebt aber wegen der politischen
Gründe in Deutschland. Wegen ihres interessanten Schreibstils zog sie in kurzer Zeit das
Interesse des Publikums und der Literaturkritiker weltweit. Sie erhielt 2009 den Nobelpreis
für Literatur, der sie berühmter machte.
Herta Müller verwendet fast in all ihren Werken mehrere Sprichwörter und
Redensarten, die ihren Stil auftauchen lassen. Darüber hinaus habe ich in dieser Arbeit
gezielt, soziologische Hintergründe der Verwendung von Redensarten und Sprichwörter
am Beispiel vom Werk Niederungen zu analysieren. Deshalb habe ich zuerst die
festgestellten Redensarten und Sprichwörter gelistet und dann einzeln analysiert. Die
Ergebnisse der Analyse habe ich in den letzten Teil der Arbeit gestellt.
In diesem Teil möchte ich einige Lehrer und Freunden bedanken. Mein großer Dank
gilt Herr Assoc. Prof. Dr. Umut BALCI für seine Betreuung und hilfreiche Unterstützung
beim Schreibprozess der Arbeit. Ich möchte außerdem Assoc. Prof. Dr. Handan KÖKSAL,
Prof. Dr. Mukadder SEYHAN YÜCEL und Prof. Dr. Mehmet Siraç İNAN danken, die mir
bei meinem Studium Mut gegeben und mich stets unterstützt haben.
Außerdem möchte ich bei meiner Familie, besonders bei meiner Mutter für ihre
wertvolle Unterstützung herzlich bedanken. Schließlich danke ich an meiner besten
Freundin Hale Begüm BEŞPARMAK für ihre Rückenstärkung, und an einer privaten
Person in meinem Leben für seine Unterstützung und Anregung.
Tomris Kaplan
Diyarbakır 2019
v
INHALTVERZEICHNIS Sayfa No
VORWORT ......................................................................................................................... iv
INHALTVERZEICHNIS ................................................................................................... v
ÖZET .................................................................................................................................. vii
ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................................. viii
LISTE DER TABELLE ..................................................................................................... ix
1. EINFÜHRUNG ............................................................................................................... 1
1.1. Aufbau der Arbeit .................................................................................................... 2
1.2. Zielsetzung ............................................................................................................... 3
1.3. Zur Methode ............................................................................................................ 4
2. LITERATURANALYSE ................................................................................................ 5
3. HERTA MÜLLER .......................................................................................................... 9
3.1. Lebenslauf .................................................................................................................... 9
3.1.1. Aktionsgruppe Banat .......................................................................................... 13
3.2. Ihre Literatur ................................................................................................................. 14
3.2.1. Stil ...................................................................................................................... 16
3.2.2. Themen ............................................................................................................... 19
3.2.3. Rhetorische Figuren ........................................................................................... 20
3.3. Ihre Werke .................................................................................................................... 21
3.3.1. Niederungen ..................................................................................................... 21
3.3.2. Drückender Tango ........................................................................................... 24
3.3.3. Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt ................................................ 24
3.3.4. Barfüßiger Februar .......................................................................................... 25
3.3.5. Reisende auf einem Bein .................................................................................. 25
3.3.6. Der Fuchs war damals schon der Jäger .......................................................... 26
3.3.7. Herztier ............................................................................................................ 27
3.3.8. Heute wär ich mir lieber nicht begegnet .......................................................... 28
3.3.9. Atemschaukel.................................................................................................... 28
3.3.10. Der Teufel sitzt im Spiegel ............................................................................. 29
4. NIEDERUNGEN ............................................................................................................ 30
4. 1. Die Grabrede ........................................................................................................... 30
4. 2. Das schwäbische Bad .............................................................................................. 31
4. 3. Meine Familie ......................................................................................................... 32
4.4. Niederungen ............................................................................................................. 32
4. 5. Faule Birnen ............................................................................................................ 34
4.6. Drückender Tango ................................................................................................... 35
4.7. Das Fenster .............................................................................................................. 35
4.8. Der Mann mit der Zündholzschachtel ..................................................................... 36
vi
4.9. Dorfchronik .............................................................................................................. 36
4.10. Der deutsche Scheitel und der deutsche Schnurrbart ............................................. 36
4.11. Der Überlandbus .................................................................................................... 37
4.12. Mutter, Vater und der Kleine ................................................................................. 38
4.13. Die Straßenkehrer .................................................................................................. 39
4.14. Schwarzer Park ...................................................................................................... 39
4.15. Arbeitstag ............................................................................................................... 39
5. EMPIRISCHER TEIL ..................................................................................................... 40
5.1. Liste der Sprichwörter und Redensarten .................................................................. 40
5.2. Datenanalyse ............................................................................................................ 68
6. SCHLUSSFOLGERUNGEN .......................................................................................... 71
7. LITERATURVERZEICHNIS ......................................................................................... 73
LEBENSLAUF .................................................................................................................... 80
vii
ÖZET
Niederungen Eseri Bağlamında Herta Müller’in Deyim ve Atasözü
Kullanımının Sosyo-Kültürel Arka Planı
Herta Müller 2009 yılında Nobel Edebiyat Ödülünü alan ünlü rumen asıllı alman
yazardır. 2009’dan sonra bir anda dünya çapında ünlenmiş ve eserleri en çok satanlar
arasına girmiştir.
Bu çalışmada Müller’in biçemi bağlamında kullandığı deyim ve atasözleri ele
alınmıştır. Çalışmanın amacı aşağıda listelenen sorulara yanıt aramaktır: Müller’in temel
anlatım özellikleri nelerdir? Hangi anlamda ve hangi ölçüde eserlerinde deyim ve atasözü
kullanmıştır? Herta Müller tarafından kullanılan atasözü ve deyimlerin sosyokültürel
arkaplanı var mıdır? Varsa nelerdir? Müller’in kullandığı deyim ve atasözlerinde hangi
kültürün izlerine rastlanmaktadır?
Yukarıda listelenen dört soru Herta Müller’in Niederungen adlı eseri bağlamında
analiz edilmiştir.
Analiz sonucunda 135 sayfadan oluşan eserde 111 defa deyim kullanıldığı tespit
edilmiştir. Bu 111 deyimin 59’unun (%53) rumen kültürü ve dilinden Almancaya
aktarıldığı görülmüştür. Bu sayı eserde kullanılan toplam deyim sayısının yarısından
fazlasına karşılık gelmektedir. Bu rakamlar kullanılan deyimlerin arka planında rumen
kültürünün yattığını net bir şekilde gözler önüne sermektedir. Deyimlerin bazılarının ise
rumen kökenli olduklarından dolayı anlamları tamamen belirsizdi.
Diğer taraftan yazarın kullandığı 52 (%47) deyimin Alman dili ve kültürünü
yansıttığı gözlemlenmiştir. Bu durum Müller’ in hem Almanca hem de Rumenceye eşit
derecede hakim olduğunu ve her iki dili edebi dil olarak kullanabildiğini göstermektedir.
Anahtar Sözcükler: Herta Müller, Göçmen Edebiyatı, Deyimler, Atasözleri,
Niederungen.
viii
ZUSAMMENFASSUNG
Soziokulturelle Hintergründe der Verwendung von Sprichwörtern und
Redensarten bei Herta Müller. Am Beispiel vom Werk Niederungen
Herta Müller ist eine bekannte rumaenisch-deutsche Autorin, die 2009 Nobelpreis
für Literatur erhielt. Nach 2009 wurde sie plötzlich weltweit bekannt und ihre Werke
wurden bestseller.
In der vorliegenden Arbeit geht es um ihren Schreibstil, d.h. um ihre Verwendung
von Redensarten und Sprichwörter. Ziel dieser Arbeit ist es, den folgenden Fragen eine
Antwort zu finden: Welche sprachlichen Besonderheiten hat Herta Müller? In welchem
Sinn und in welchem Maß verwendet Herta Müller in ihren Werken die Redensarten und
Sprichwörter? Haben die von Herta Müller verwendeten Redensarten und Sprichwörter
einen soziokulturellen Hintergrund? Welche? Spuren welcher Kultur sind in Müllers
Redensarten und Sprichwörter zu stehen?
Im Rahmen dieser Arbeit sind die oben gelisteten vier Fragen am Beispiel vom Werk
Niederungen analysiert worden. Es wurde festgestellt, dass Müller im Werk Niederungen,
das aus 135 Seiten besteht, 111-mal Redewundung verwendet ist. Unter 111 Redensarten
sind 59 Redensarten (%53) aus dem rumänischen Sprachgebiet ins Deutsche transformiert
und das bildet mehr als Halbezahl der gesamten Redensarten. Diese Raten zeigen
eindeutig, dass in den Hintergründen der analysierten Idiome rumänisches Kulturerbe der
Autorin steht. Es gab auch Redensarten, derer Bedeutungen völlig unklar waren, weil sie
aus dem rumänischen Kulturkreis stammten.
Andererseits stammen 52 Redensarten (%47) aus dem deutschen Sprachgebiet und
spiegeln die deutsche Kultur. Das zeigt eindeutig, dass Müller sowohl die deutsche, wie
auch die rumaenische Sprache schriftlich unschwer anwenden kann.
Schlüsselwörter: Herta Müller, Migrantenliteratur, Redensarten, Sprichwörter,
Niederungen
ix
LISTE DER TABELLE
Sayfa No
Tablo 1. Liste der Sprichwörter und Redensarten ............................................................... 40
1
1. EINFÜHRUNG
Herta Müller ist eine Vertreterin der rumaenischen Migrantenliteratur in Deutschland, die
1953 geboren wurde und lange Zeit in einem banatschwäbischen Dorf gelebt ist. In ihrem
Leben, wie in folgenden Kapiteln unserer Arbeit zu lesen ist, gibt es bemerkenswerte
Wendepunkte. Die sind;
Ceaucescu-Regime in Rumänien und der in diesem Zusammenhang
auftauchende politische Eindruck auf die Gesellschaft.
Studieren an der Universität Temeswar deutsche und rumänische Philologie
Kennenlernen den Schriftsteller Richard Wagner, der einer von Begründer
der Aktionsgruppe Banat ist.
Der rumänische Geheimdienst und andauernde Verfolgung
2009 Nobelpreis für Literatur
Die oben betonten fünf Wendepunkte bilden im Leben der Autorin zweifellos
unübersichtliche Bedeutungen. Politische Situation der Zeit passte dem Müllers
ideologischen Blickwinkel nicht, deshalb begegnete sie sich mit unerträglichen Probleme.
Diese Probleme spielten bei der Wahl der Themen, Motiven und bei dem Erzählverhalten
ihrer Literatur eine bedeutende Rolle. Außerdem musste sie ihr Dorf Banat verlassen und
für das Studium nach Temeswar gehen, wo sie den Dichter Richard Wagner kennengelernt
hat. Diese Begegnung führte die Autoren bis zur Heirat und auch zum Zusammenarbeiten
unter dem Dach Aktionsgruppe Banat (Sterbling, 2018:215; Cooper, 2009:480). Diese
Tätigkeiten bestimmten zuerst ihre politische-, und dann literarische Haltung. Und
letztendlich möchten wir hier den letzten Wendepunkt, d.h. das Erhalten den Nobelpreis
für Literatur 2009 kommentieren. Nobelpreis für Literatur war deshalb von großer
Relevanz, weil Herta Müller nach diesem Preis nicht nur in Deutschland und Rumänien,
sondern weltweit bekannt wurde. Über ihre literarischen Tätigkeiten sind von vielen
Literaturkritikern, Wissenschaftlern und Akademikern vieles geschrieben und diskutiert
(Siehe dazu den 2. Kapitel der Arbeit). Nach 2009 wurden ihre Werke in kurzer Zeit
Bestseller. Über diese Kenntnisse hinaus haben wir entschieden, in unserer Arbeit die
2
Autorin Herta Müller hinsichtlich ihrer Sprachverwendung als Thema zu wählen und die
im Werk Niederungen gebrauchten Redewendungen zur Diskussion zu stellen.
1.1. Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit besteht insgesamt aus sechs (6) Kapiteln, die wir hier kurz
beschreiben möchten.
Der erste Teil der Arbeit ist die Einführung. In diesem Teil werden über Herta Müller
kurze Informationen vermittelt. Es wird sich besonders auf fünf Wendepunkte konzentriert,
die im Leben der Autorin besondere Rolle spielten. Daneben werden in Untertiteln über
Zielsetzung und Methode der Arbeit nötige Informationen gegeben.
Zweiter Teil der Arbeit basiert sich auf die Literaturanalyse, in der wir die
vorgestellten akademischen Arbeiten über Herta Müller einzeln analysiert haben. Es ist
von Bedeutung hier auszudrücken, dass nach 2009 sowohl in der Türkei wie auch in all
übrig gebliebenen anderen Ländern viele akademische Arbeiten durchgeführt worden ist.
Es ist bemerkenswert, dass erste akademische Arbeiten in der Türkei ab 2006 von Ali
Osman Öztürk und Umut Balcı geschrieben sind. Die in diesem Teil durchgeführte
Analyse gab uns eine Möglichkeit, zu zeigen, dass über die soziokulturellen Hintergründe
der Sprichwörter und Redensarten, die Herta Müller in ihrem Werk Niederungen gebraucht
ist, keine wissenschaftliche Arbeit festgestellt wurden. Deshalb sind wir der Meinung, dass
unsere Arbeit nach ihrem Thema und Untersuchungsfeld original ist.
Der dritte Teil thematisiert die Autorin Herta Müller. In diesem Zusammenhang
werden hier schrittweise zuerst von Müllers Lebenslauf erwähnt, und dann wird ihre
Beziehung zur Aktionsgruppe Banat kommentiert. Auch ihre Literatur nimmt man hier
unter die Lupe und untersucht ihre literarische Haltung hinsichtlich der Stilistik,
Verwendung der rhetorischen Figuren und hinsichtlich der Themen und Motiven-Auswahl.
In diesem Teil werden auch all ihre Werke (Romane und Erzählungen) inhaltlich kurz
zusammengefasst.
Der vierte Teil wird allein dem Werk Niederungen deshalb gewidmet, weil wir in
dieser Arbeit die von Müller in Niederungen gebrauchten Sprichwörter und
Redewendungen untersucht und analysiert haben. Davon ausgehend haben wir hier die im
Werk Niederungen vorhandenen insgesamt 15 Erzählungen inhaltlich und teils sprachlich
analysiert. Diese 15 Erzählungen sind: Die Grabrede, Das schwäbische Bad, Meine
3
Familie, Niederungen, Faule Birnen, Drückender Tango, Das Fenster, Der Mann mit der
Zündholzschachtel, Dorfchronik, Der deutsche Scheitel und der deutsche Schnurrbart, Der
Überlandbus, Mutter, Vater und der Kleine, Die Straßenkehrer, Schwarzer Park und
Arbeitstag.
Fünfter Teil bildet empirischer Teil unserer Arbeit. Hier haben wir eine Liste der im
Werk Niederungen gebrauchten Redewendungen und Sprichwörter vorgestellt. In dieser
Liste haben wir die festgestellten Redewendungen und Sprichwörter untereinander gestellt,
ihre Bedeutungen und Herkunft schrittweise und ausführlich notiert. Als
Zusammenfassung haben wir die Zahl der gebrauchten Redensarten, ihren kulturellen
Hintergrund und Herkunft ausführlich behandelt und diskutiert.
Im Schluss, d.h. im letzten Teil der Arbeit haben wir die Raten, Funde und
Kommentare des empirischen Teils vorgestellt und die möglichen Vorschläge gemacht.
1.2. Zielsetzung
Genauso wie fast all andere Schriftsteller/innen der Migrantenliteratur in
Deutschland spiegelt auch Herta Müller ihre eigene stilistische Haltung, die die
Hauptmerkmale der Eigenkultur und der Fremdkultur in sich trägt. Deshalb reflektieren
Migrantenautoren in ihren Werken die Interkulturalität sowohl sprachlich wie auch
inhaltlich. In diesem Zusammenhang geht es in dieser Arbeit um die sprachliche Haltung
Müllers im Werk Niederungen. Darüber hinaus stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit die
Fragen;
1. Welche sprachlichen Besonderheiten hat Herta Müller?
2. In welchem Sinn und in welchem Maß verwendet Herta Müller in ihren Werken
die Redensarten und Sprichwörter?
3. Haben die von Herta Müller verwendeten Redensarten und Sprichwörter einen
soziokulturellen Hintergrund? Welche?
4. Spuren welcher Kultur sind in Müllers Redensarten und Sprichwörter zu stehen?
Im Rahmen dieser Arbeit sollen die oben gelisteten vier Fragen am Beispiel vom
Werk Niederungen analysiert werden. In dieser Relation wird in der Arbeit gezielt, zu
zeigen, ob Herta Müller bei ihrer Sprachverwendung unter dem Einfluss der
eigenkulturellen sprachlichen Elementen steht.
4
1.3. Zur Methode
In dieser Arbeit haben wir eigentlich eine Dokumentenanalyse durchgeführt, die im
engeren Sinn eine Datenerhebungstechnik ist, bei der die Daten nach unterschiedlichen
(günstigen) Methoden analysiert werden (Scherl, 1985). Diskutierbar ist hier die Frage zu
antworten, welche Belege oder Materialen wir als Dokument in die Hand nehmen dürfen?
Man unterscheidet meistens zwischen persönlichen und anderen Dokumenten (Hoffmann,
2018) und zu persönlichen (in der ersten Person abgefasste) Dokumenten sind u.a.
Tagebücher, Briefe und Erfahrungsberichte zu zählen (Hoffmann, 2018; Kreich, 1988;
Nentwig-Gesemann, 2001). Das stellt eindeutig vor, dass literarische Werke als Dokument
gelten sind, worauf Dokumentenanalyse durchführen werden kann. In diesem
Zusammenhang bildet das Werk Niederungen unser Dokument, das wir hinsichtlich der
Redewendungen und Sprichwörter analysiert haben.
Die analysierten Daten, bzw. Redensarten und Sprichwörter wurden aus dem Werk
Niederungen nach der Scan-Methode gesammelt und danach gelistet. Die gelisteten
sprachlichen Strukturen wurden nach ihrer Art gruppiert und untersucht, ob sie aus
rumänischen oder deutschen Kultur stammten. Bei der Analyse der festgestellten
sprachlichen Strukturen haben wir die hermeneutische Interpretation gebraucht. Die
Gruppierung der sprachlichen Strukturen haben wir nach folgenden Quellen gestalteten:
Wander, K. F. W. (1870). Deutsches Sprichwörter-Lexikon: ein Hausschatz
für das deutsche Volk (Vol. 2). Brockhaus.
Mieder, W. (1995). Deutsche Redensarten, Sprichwörter und Zitate: Studien
zu ihrer Herkunft, Überlieferung und Verwendung. Praesens.
Akdoğan, M. (1965). Almanca-Türkçe deyimler sözlüğü: 5000 deyim.
Öğretim Yayınevi.
https://www.redensarten-index.de/suche.php
5
2. LITERATURANALYSE
In diesem Teil der Arbeit haben wir die akademischen Arbeiten über Herta Müller
einzeln analysiert. In diesem Zusammenhang ist es von Bedeutung hier zum Ausdruck zu
bringen, dass über Müller sowohl in der Türkei wie auch in all übrig gebliebenen anderen
Ländern viele akademische Arbeiten durchgeführt worden ist. Deshalb haben wir in
diesem Teil aus dem türkischen und ausländischen Bereich eine begrenzte Zahl dieser
Arbeiten in die Hand genommen.
Es ist bemerkenswert, dass erste akademische Arbeiten in der Türkei ab 2006 von
Ali Osman Öztürk und Umut Balcı geschrieben ist. Erste Arbeit wurde 2005 in Istanbul
mit dem Titel Zum literarischen Stil von Herta Müller (Öztürk & Balcı, 2006) präsentiert.
In diesem Beitrag werden ausgehend von drei ins Türkische übersetzten Geschichten von
Herta Müller versucht, zu zeigen, wie die sprachlichen Stileigenschaften in der Zielsprache
wiedergegeben sind, und außerdem, unter welchen Umständen die fehlerhaften
Übertragungen aufkommen können. Ungefähr ein Jahr später haben Öztürk und Balcı in
ihrem weiteren Beitrag Die Verwendung der sprachlichen Strukturen bei Herta Müller und
Emine Sevgi Özdamar (2006) Herta Müller und Emine Sevgi Özdamar verglichen. Diese
Arbeit geht um zwei Schriftstellerinnen, die in Deutschland ausgesiedelt haben. Die beiden
Schriftstellerinnen haben ihren Werken unter dem Einfluss ihren Muttersprachen
geschrieben. Beim Schreiben haben sie in ihrer Muttersprache gedacht, und haben sie
Redensarten und Sprichwörter Wort zu Wort übersetzt. Dadurch haben sie eine neue
authentische Erzählsprache erschafft. In dieser Arbeit wird die gemeinsame Eigenschaften
von diesen Schriftstellerin, warum sie eine solche Methode benutzt haben, durchgeführt.
Diese Beiträge sind deshalb sehr von Bedeutung, weil sie die ersten wissenschaftlichen
Beiträge sind, die in der Türkei vor 2009 Nobel Preis für Literatur geschrieben sind.
Der dritte Beitrag Interkulturelle Aspekte der Rezeption von der deutschsprachigen
Nobelpreisträgerin Herta Müller in der Türkei (Öztürk und Balcı, 2015) wurde im Jahr
2015 im Oktober bei Umut Balcı und Ali Osman Öztürk an der Mersin Universität
präsentiert. In dieser Arbeit bringen die Autoren zum Ausdruck, dass Herta Müller vor
2009 in der Türkei, trotz zwei Romanübersetzungen, eine fast unbekannte Schriftstellerin
war. Nach der Literatur-Nobelpreisverleihung 2009 zog sie das Interesse der türkischen
Literaturszene auf sich. Deshalb haben die Autoren in dieser Arbeit 2009 als Wendepunkt
6
in die Hand genommen und versucht, die Phasen der Rezeption von der Schriftstellerin
Herta Müller in der Türkei darzulegen. In dem Beitrag beschränkten sie uns vor allem auf
die Rezeption der Schriftstellerin und verzichten darauf, mit ihrem Werk ausführlich
auseinanderzusetzen. Dafür haben sie neben den wissenschaftlichen Veröffentlichungen
der türkischen Germanisten und populären Schriften auch Presse-Berichte in Betracht
gezogen. Es war interessant, in dieser Arbeit festzustellen, aus welcher Perspektive Herta
Müller in der Türkei wahrgenommen wurde und auf welches interkulturelle Spezifikum
von ihr die türkische Literaturkritik nach der Nobelpreisverleihung im Jahre 2009
aufmerksam geworden ist.
In ihrer Doktorarbeit Eine kritische Darstellung des Frauenbildes im rahmen der
komparatistik anhand je einem Werke von Herta Müller, Elke Schmitter, Saliha
Scheinhardt und Feridun Zaimoğlu nahm Savaş (2011) das Frauenbild als Grundmotiv in
die Hand. Das Bild der Frau wurde aber in den Werken der in Deutschland lebenden
Türkischen, Rumänischen, und Deutschen Autor / innen, die ein Bestandteil der Deutschen
Literatur sind, dargestellt. Ein Teil der Werke ist aus der sogenannten Gastarbeiterliteratur,
die ein Bestandteil der gegenwärtigen deutschen Literatur sind. Die Werke sind anhand des
Frauenbildes (insbesonders anhand der kulturellen, religiösen, nationalen und familiären
Identität) von Saliha Scheinhardt’s Frauen, Die Sterben, Ohne Dass Sie Gelebt Hätten,
Feridun Zaimoğlu’s Leyla, Elke Schmitter’s Frau Sartoris und Herta Müller’s Herztier zur
Hand genommen worden.
Eine weitere Arbeit, die in der Türkei verfasst wurde, ist von Yüksel Gürsoy 2013
unter der Betreuung von Battal Arvasi als Doktorarbeit geschrieben. Zusammenfassung
dieser Arbeit ist zwei Jahre später in der Zeitschrift Diyalog (Gürsoy, 2015) als Beitrag
verfasst worden. In seinem Doktorarbeit und ihrer Zusammenfassung in der Zeitschrift
Diyalog hat Gürsoy das Leben der Autorin, die Bedeutung des Geheimdienstes und der
Region von Banat über ihr Leben, ihren Platz in der literarischen Welt und die Bedeutung
ihrer Kunst für heute thematisiert. Die Romane, die sie bisher geschrieben hat, nämlich
Der Fuchs war damals schon der Jäger, Herztier, Heute wäre ich mir lieber nicht
begegnet und Atemschaukel wurden nach ihren literarischen Besonderheiten untersucht.
Die jüngste und letzte Doktorarbeit, die über Herta Müller geschrieben ist, ist
Gesellschaftspolitisches Panorama in den Romanen "Das Land der grünen Pflaumen",
"Schon damals war der Fuchs der Jäger" und "Reisen auf einem Bein" von Herta Müller
von Dağabakan (2018). In dieser Doktorarbeit sind Herta Müllers drei Romane wie Der
7
Fuchs war schon immer Jäger, Herztier und Der Reisende auf einem Bein im
soziopolitischen Kontext untersucht worden. Ziel der Arbeit war es, die sozialen,
kommunalen und politischen Elemente einer Nation oder eines Landes aus
soziopolitischem Blickwinkel in diesen drei Romanen zu untersuchen.
Wie oben zu sehen ist, ist Herta Müller und ihre Literatur in der Türkei bis heute nur
in vier Beiträgen und drei Doktorarbeiten zum Thema gewählt worden. Es gibt auch einige
Arbeiten wie İlkhan (2012:115), Tuncer (2019:100), Cengiz (2010:188), die die Literatur
von Müller teilweise behandeln. Aber es ist unschwer zu sagen, dass die Arbeiten von
Öztürk und Balcı über Herta Müllers Untersuchungen in der Türkei eine führende Rolle
spielen.
Die ausländischen Arbeiten über Herta Müller zeigen im Vergleich der türkischen
Arbeiten eine größere Vielfalt. Das wichtigste Werk ist in diesem Sinn das Buch Herta
Müller Handbuch, das bei Norbet Otto Eke im Jahr 2017 beim JB Metzler Verlag
veröffentlicht wurde. Dieses Werk enthält viele Aufsätze unterschiedlicher Autor/innen.
Jeder Autor behandelt Herta Müller aus verschiedenen Perspektiven. Das erste Kapitel
heißt Person und Zeit und thematisiert hauptsächlich das Lebenslauf Herta Müllers, ihre
literarische Persönlichkeit, die Einflüsse der Familie, Heimat, historische Vergangenheit
von sowohl schwäbischem Banat als auch Rumänien, auf ihrer literarischen Persönlichkeit.
Im zweiten Kapitel treten die wissenschaftlichen Arbeiten über Müllers Literatur in den
Vordergrund. Z. B. Julia Müller (2017) untersucht die Geschichten Niederungen,
Drückender Tango, Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt und Barfüßiger Februar
nach ihren Themen und Motiven. Moray McGowan (2017) behandelt die Erzählung
Reisende auf einem Bein. Alexandra Pontzen (2017) stellt den Roman Der Fuchs war
damals schon der Jäger vor und stellt Entstehungskontext, Rahmenbedingungen, Inhalt,
Themen, Stil vom Roman, und Verbindung von Schreibweise und Lebenssituation in
Rumänien und BRD zur Diskussion. Monika Moyrer (2017) nimmt dagegen den Roman
Herztier zur Hand und folgt in dieser Arbeit die autobiographischen Züge. Sie stellt in
dieser Arbeit fest, dass die behandelten Personen im Roman Herztier eine große
Ähnlichkeit mit Müllers Leben und mit ihren Freunden haben, deshalb betont Moyrer in
dieser Arbeit den autobiographischen Bezug. Weidenhiller (2017) behandelt dagegen den
Roman Heute wär ich mir lieber nicht Begegnet. Die Autorin stellt den Roman im
Hinblick auf seinen Aufbau und Inhalt, seine Struktur und Motive zur Diskussion. Hartmut
Steinecke (2017) untersucht den Roman Atemschaukel. In diesem Zusammenhang
8
analysiert er den Entstehungsprozess des Romans, aber er führt auch eine inhaltliche und
stilistische Analyse durch. Im Buch Herta Müller Handbuch finden auch Lyrik und
Collagen von Müller Platz. In diesem Teil diskutiert Julia Müller (2017) den
Gedichtschreibprozess, während Axel Dunker (2017) ihre Collagen zum Thema wählt.
Die Zeitschrift Text+Kritik (Arnold, 2002) widmet das Heft 155 der Autorin Herta
Müller. In diesem Heft befinden sich insgesamt elf Teile, die die Literatur von Müller nach
verschiedenen Blickwinkeln zur Diskussion stellen. Zum Beispiel schreibt Wichner
(2002:3) über Müller Selbstverständnis. Köhnen (2002:18) geht in seiner Arbeit aus
politischen Ereignissen in Rumänien aus und analysiert die früheren Texte Müllers
hinsichtlich der Terror. Zierden (2002:30) behandelt in seiner Arbeit deshalb die Motiv
Frösche, um die Diktatur hinzuweisen. Apel (2002:39) konzentriert auf die Poetik von
Müller und bewertet ihre Poetik anhand der politischen und kulturellen Entwicklungen
Rumänien. Müller (2002:49) macht eine detaillierte Analyse des Romans Heute wäre ich
mir lieber nicht begegnet. Otto Eke (2002:64) untersucht die Poetik Müllers und
konzentriert besonders auf die Schönheit und poetische Tiefe Müllers Gedichte.
Wertheimer (2002:80) nimmt in die Hand die Collagen von Müller und analysiert einige
Collage nach ihren inhaltlichen und formalen Merkmalen. Schließlich schreibt Overath
(2002:85) sozusagen auf Werdegang Müllers, bzw. er sucht der folgenden Fragen eine
Antwort: wie, was, warum und unter welchen Umständen schreibt Müller?
Außer der oben analysierten Arbeiten sind in Deutschland und andere Länder über
Literatur und Stilistik von Müller noch viele Artikel geschrieben. Es ist leider unmöglich,
all diese Arbeiten in dieser Teil unserer Arbeit zur Diskussion zu stellen. Aber es ist von
großer Relevanz zum Ausdruck zu bringen, dass über die soziokulturellen Hintergründe
der Sprichwörter und Redensarten, die Herta Müller in ihrem Werk Niederungen gebraucht
ist, keine wissenschaftliche Arbeit festgestellt wurden. Deshalb sind wir der Meinung, dass
unsere Arbeit nach ihrem Thema und Untersuchungsfeld original ist.
9
3. HERTA MÜLLER
In diesem Teil der Arbeit nehmen wir zuerst kurz den Lebenslauf von Müller, danach
ihre Literatur in die Hand. In mehreren Arbeiten und auf vielen Web-Seiten gibt es auf ihr
Leben ausführilche Kenntnisse, deshalb geben wir hier besonders auf den Lebenslauf
stichwortartige kurze Informationen.
3. 1. Der Lebenslauf
Die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller wurde 1953 in Rumänien in
einem banatschwäbischen Dorf geboren. In diesem Dorf wurde deutsche Sprache von einer
Minderheit gesprochen. Ihr Vater arbeitete als LKW Fahrer und ihre Mutter war eine
Hausfrau. In unterschiedlichen Dokumenten ist über ihren Vater geschrieben, dass er
einmal ein Soldat der Waffen-SS war. Nitzkydorf, Geborensort von Müller, war ein kleines
Dorf in schwäbische Banat, das Müller aus verschiedenen Gründe nie als ihre Heimat
bezeichnete. Im Dorf lebte nur eine Minderheit, die deutsch sprach, gab es fast kaum
Fremd und jeder kannte jeden. Jeder, wer im Dorf lebte, musste in den Feldern arbeiten.
Männer waren Bauern, Frauen und Kinder halfen ihnen (Siehe Jarošová, 2015).
Als Kind musste Müller zu Hause im Haushalt ihrer Mutter helfen, außerdem hatte
sie eine andere Aufgabe, die Kühe ins Tal zu bringen und dort mit ihnen den ganzen Tag
zu verbringen. Während sie mit Kühen im Tal sich kümmerte, langweilte sie sich sehr,
darum spielte sie mit Pflanzen und sprach mit ihnen und mit sich selbst (Müller, 2002:10).
Auch Jarosova bringt darüber die Folgenden zum Ausdruck:
Sie versuchte sich neue Namen für die Pflanzen auszudenken. Sie dachte
darüber nach, ob Pflanzen auch Schmerzen haben und versuchte sie zu essen.
Ist es besser, wenn die Pflanzen an einem Ort verwurzelt sind oder ist es besser
die Möglichkeit haben, weggehen zu können? (Jarošová, 2015:17).
Müllers Dorf war r Neuerungen geschlossen. Neue Menschen, neue Regeln oder
Meinungen waren für dieses Dorf als fremd bezeichnet und wurden ausgeschlossen. Die
Dorfleute verlassten ihr Dorf sehr selten. In diesem Dorf gab es ungeschriebene Regeln,
die die Auffassungen oder Verhaltensweisen der Menschen regieren, deshalb beherrschte
10
im Dorf Angst von dem Ceaucescus Regime, genauso wie in den Erzählungen der Autorin
zu lesen ist.
Sie hatte kein freundliches Verhältnis zu ihrer Mutter. Weil sie vor fünf Jahre des
Müllers Geburts in ein ukrainisches Arbeitslager deportiert worden ist und in sehr
schlechten Bedingungen zum Arbeiten gezwungen war, war sie pyschologisch nicht gut.
Sogar nach dem Zurückkehr hatte sie nie glückliche Momente und innere Ruhe. Das
Verhältnis zum Vater war auch nicht so gut, deshalb hatte Müller nach dem Tod des Vaters
keinen Trauer, sondern war sie unempfindlich (Müller, 2011:30).
Hertas Familie war katholisch und darum musste sie ordentlich die Kirsche
besuchen, obwohl sie nicht viel an Gott glaubte. Ihr Dorf war ein deutschsprachiges Dorf
und zu Hause sprach ihre Familie einen Dialekt: banatschwäbisch. Marişesku schrieb
darüber die Folgenden:
Heute ist das Banat in drei Teilen geteilt, Herta Müller wuchs als
deutschsprachige Banater Schwäbin im rumänischen Teil auf, wo auch andere
Minoritäten lebten, und ihre Dichtung wurde deutlich von der Erfahrungen der
Minderheit in einer multikulturellen Gesellschaft inspiriert (Marişescu,
2010:74).
Als sie in der Schule war, lernte sie Hochdeutsch, mit 15 kam sie zum ersten Mal in
die Stadt, um Gymnasium zu besuchen, wo sie auch rumänische Sprache lernte. Die
führende Sprache war fast überall Rumänisch. Sie begann dann die rumanische- und die
deutsche Sprache zu vergleichen. Sie versuchte somit Ӓhnlichkeiten und Unterschiede
beider Sprachen zu vergleichen und somit ihre eigene Sprache zu schaffen. Sie sagte
darüber:
Ich habe in meinen Büchern noch keinen Satz auf Rumänisch geschrieben.
Aber selbstverständlich schreibt das Rumänische immer mit, weil es mir in den
Blick hineingewachsen ist (Zitiert aus:. Brittnacher und Klaue, 2008: 251).
Das obige Zitat stellt eindeutig vor, dass Müller beim Schreiben unter Eindruck der
rumänischen Sprache blieb, obwohl sie deutsch schrieb. Aber sie fühlte nicht nur im
sozialen Leben, sondern auch beim Schreiben den Druck des Staats und schrieb darüber:
In den Gegenständen und den Wörtern des Dorfes saßen schon Fallen genug.
Dann aber lief ich mit 15 Jahren den Fransen der Welt davon, ging auf den
Asphalt, wo der Teppich war. Der Asphalt sprach rumänisch, war nicht nur die
Stadt, sondern auch der Staat (Müller, 2002).
11
Müller hat 1973 ihre Heimat verlassen, um an der Universität Temeswar deutsche
und rumänische Philologie zu studieren. Dort hat sie mit Dichter Richard Wagner
kennengelernt, der einer von Begründer der „Aktionsgruppe Banat“ war. Die Gruppe
bestand aus jungen Autoren wie Rolf Bossert, Albert Bohn, Werner Kremm, Johann
Lippet, Gerhard Ortinau, Anton Sterbling, William Totok, Richard Wagner und Ernest
Wichner (Sterbling, 2018:215).
Nach ihrem Studium hat sie in einer Maschinenfabrik als Übersetzerin und dann in
einer Schule als Deutschlehrerin gearbeitet. Als sie in der Fabrik arbeitete, wurde sie für
den rumänischen Geheimdienst Securitate zu zusammenarbeiten gezwungen, welches sie
aber weigerte. Aus diesem Grund wurde sie kurz danach entlassen (Cooper, 2009:480).
Herta Müller hatte früher keine Absicht Autorin zu werden, aber besonders nach dem
Tod ihres Vaters fing sie an, spontan zu schreiben. Während sie in der Fabrik als
Übersetzerin arbeitete, ließ beim Geheimdienst zwingen Spitzel zu sein, aber sie lehnte das
ab. Sie konnte nicht sprechen, konnte mit anderen ihre Gedanken und Gefühle nicht teilen,
darum musste sie einen Weg finden, um ihre Idee zu erklären. Schreiben war einzige
Gelegenheit, um sich auszudrücken (Jarošová, 2015). Sowieso kann man in vielen Werken
Müllers viele Spuren von ihres Lebens finden. Müller sagt darüber folgendes:
Ich glaube, das Schreiben hat mich erwischt, als mir gar nichts übrigblieb.
Und das Schreiben habe ich damals nur angefangen, um mir selber zu
versichern, daß die Angst laufen lernt. Ich mußte die Tage für mich
nachvollziehbar machen, schwarz auf weiß, wie man so schön sagt, damit das
Leben mir nicht blind abhanden kommt, mußte ich mir selber beweisen, daß
diese Angst laufen lernt (Zitiert aus Eke, 2002:76)
Ceaucescu-Regime überwachte und verhörte ständig Herta Müller. Diese
Überwachung und Verhör prägten das Leben, die Verhaltens und Denkweisen, die
Wahrnehmung der Welt der Schriftstellerin. Dieser Einfluß dauerte nicht nur in Rumänien,
sondern auch in Deutschland. Der Geheimdienst Securitate ließ den Leuten beim Verhör
ihre Autobiographie schreiben. Wenn jemand, wie Herta Müller, in seinen Werken
autobiographische Spuren hatte, könnte auch das für den Geheimdienst ein Anhaltspunkt
sein, und könnte er vom Geheimdienst überwacht werden (White, 2002:178). Weil ihr
Vater einmal für die SS-Waffen arbeitete, wurde Herta Müller sogar nach seinem Tod
vielmals verhört und schikaniert. Sie musste immer aufpassen, was sie machte und sagte.
Sowieso fühlte Müller immer schuldig wegend des Vaters, weil sie an der Seite des Täters
12
gesehen wurde. Als sie in Rumänien war, erlebte sie immer mit Angst. Das dauerte bis sie
sich in Deutschland flüchtete. Sie flüchtete sich mit ihrem Mann Richard Wagner, wer wie
Herta Müller ein Mitglied der Aktionsgruppe war. Später hat sie ihre Mutter
mitgenommen. Müller schreibt in ihrem Essay Das Ticken der Norm die Folgenden:
Ich frage mich noch heute, weshalb ich in der Stadt den Staat eher erkannte als
auf dem Land. Wenn Übersichtlichkeit für den Verstand ein Beweis wäre, hätte
ich auf dem Land das Wort Diktatur finden müssen, für das, was mich umgab.
Doch später habe ich erfahren, wieviel Raserei und Ungeheuerlichkeit der
Staat diesem unreflektierten fast angeborenen Kontrolmechanismus des Dorfes
hinzufügt (Zitiert aus: Zierden, 2002).
Müller erfuhr in der Stadt den Druck des Regimes mehr als im Dorf. Durch ihrer
Ausbildung, und das Leben in der Stadt hat sie den Einfluß des Regimes auf dem Leben im
Dorf und in der Stadt versucht zu vergleichen. Weil sie in Rumänien in einer
deutschsprahigen Minderheit angehörte, hatte sie das Gefühl Außenseitertum. Die
Bezeichnung Exilantin in Deutschland ließ sie noch einmal als sprachlich Heimatlos
fühlen. Obwohl ihre Muttersprache deutsch war und sie ihr ganzes Leben deutsch sprach,
kritisierte sie auch in Deutschland sehr häufig als fremd. Sie sagte in einer ihrer Rede: Ich
habe meine Muttersprache nie geliebt, weil sie die bessere ist, sondern die vertrauteste
(Müller, 2002). Sie beherrscht eigene Sprache, verwendet die Ausdrücke angebracht, und
stellt sich und ihre Gedanken in ihrer Muttersprache besser vor. Darum betrachtet sie ihre
Muttersprache als vertrauteste.
Die Mutter der Autorin wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für fünf Jahre nach
Ukraine deportiert. Sie hatte ungefähr fünf Jahre in einem Arbeitslager verbracht. Unter
diesen Umständen wurde ihre Psychologie zerstört. Besonders in ihrer ganzen Kindheit
leidete Herta Müller untern mitleidlosen Verhältnissen der Mutter, die aus der Deportation
hergerührt hatte. Nach langen Jahren lernte Herta berühmter Autor Oskar Pastior kennen,
der mit Hertas Mutter Schicksalsgenosse war. Oskar Pastior hatte wie Müllers Mutter fünf
Jahre in einem Arbeitslager verbracht. Nach diesen fünf Jahren hatte er so viele
Erfahrungen und Leiden. Müller möchte über Deportation recherchieren und Oskar Pastior
war ein Zeuge dieser Zeit. Sie wurden Freund und Pastior erzählte seine Erfahrungen im
Arbeitslager und fuhr sie zusammen nach Ukraine zum Arbeitslager. Daraus kam der
jüngste Roman Atemschaukel heraus (Steinecke, 2017).
13
3.1.1. Aktionsgruppe Banat
Die Aktionsgruppe Banat war eine Gruppe, die in 1972 von jungen Schriftstellern
sowie Anton Sterbling, Werner Kremm, William Totok, Richard Wagner, Gerhard
Ortinau, Johann Lippet gegründet worden ist. Richar Wagner stellt diese Gruppe wie im
Folgenden vor:
Die Aktionsgruppe Banat wurde 1972 von jungen Schreibenden gegründet. In
einem Staat, in dem Gruppenbildung und Meinungsäußerung als
antisozialistische Haltung unter Strafe standen, war das gewiß ein
merkwürdiges Unterfangen. Aber wir haben niemanden gefragt. Man hat die
Freiheit, die man sich nimmt. Dachten wir. Was für unsere Umgebung
unerhört war, war für uns nicht einmal ein Wagnis, es war selbstverständlich
(Wagner, 1992:222, zitiert aus Frankenfeld, 2017: 139).
Gleichwohl verband sich das Selbstverständnis der Aktionsgruppe Banat nach den
Worten Wagners nicht mit grundsätzlicher Opposition gegen den Sozialismus:
Wir erklärten lauthals, wir seien Marxisten, und wir hielten uns auch dafür.
Was wir politisch dachten, war eine schräge Mischung aus Sozialismus mit
menschlichem Antlitz, Che Guevara, Marcuse und LeninschenMerksätzen aus
dem Vokabular unserer Schulzeit, die eine nicht minder erstaunliche
Entsprechung hatte. Wir lasen: Brecht, Bobrowski, Heißenbüttel, Volker
Braun, die Wiener Gruppe, meist Autoren, die außer uns an unserem
Wirkungsort Temeswar kaum einer kannte (Wagner, 1992:222, zitiert aus
Frankenfeld, 2017: 139).
Im Übrigen manifestiert sich der gesellschaftskritische Ansatz der Aktionsgruppe
auch in der Darstellung der banatschwäbischen Gemeinschaft. Kritik an
nationalsozialistischen Verstrickungen, mangelnde Aufarbeitungen der Vergangenheit und
zweifelhafte Kontinuitäten stehen im Zentrum zahlreicher literarischer Texte (Frankenfeld,
2017: 140). Genau hierin liege die Ursache für die anfängliche Nähe der Gruppe zu
kommunistischen Positionen:
Der Aufbruch aus diesen Dörfern hätte die Ankunft bei den Kommunisten
werden können. Daß es nicht so kam, dafür haben die Kommunisten gesorgt.
[...] Wir waren ursprünglich keine Dissidenten und wir wollten es auch nicht
14
sein. Zu Dissidenten hat uns das Ceaușescu-Regime gemacht (Wagner,
1992:222, zitiert aus Frankenfeld, 2017: 140).
Herta Müller war mit Mitgliedern der Aktionsgruppe befreundet. Sie hat sie später
dem Dichter Richard Wagner geheiratet. Diese Gruppe bildete im Leben der Autorin einen
wichtigen Wendepunkt. Die Einsamkeit, die Unterdrückung der Diktatur, Diskriminierung
bringen Müller und diese Gruppe näher. Sie erklärte später, dass sie ohne Hilfe dieser
Gruppe keine Bücher gelesen und geschrieben hätte:
Ohne sie hätte ich keine Bücher gelesen und keine geschrieben. Noch wichtiger
ist: Diese Freunde waren lebensnotwendig. Ohne sie hätte ich die Repressalien
nicht ausgehalten (Zitiert aus Eke, 2017: 6)
3.2. Ihre Literatur
Literatur schildert nicht immer schöne und populäre Falle im Leben, sondern
darstellt sie alle Wirklichkeiten, was man nicht sieht, was man nicht sehen will, was mann
nicht so einfach ausdrücken können. Und Literatur kann das mit einem widerstädigem
Blick ermöglichen. Durch den widerständigen Blick kann sogar in einem unfreilichen
Milieu die Angst bedeutungslos sein. Herta Müller versuchte durch Literatur, durch
Schreiben von ihren Ӓngsten befreit werden.
Als sie in der Maschinenfabrik als Übersetzerin arbeitete, fing sie an, ihre erste
Prosa Niederungen zu schreiben. Das Buch wurde zum ersten Mal im Jahr 1982 in
Bukarest publiziert aber nicht in einem freien sondern im unterdrückten Milieu. Z.B.
wurde das Wort Koffer zensiert, weil es mit der deutschen Minderheit in Rumänien
assoziieren könnte. Dieses Buch enthielt viele Geschichte, die aus der Sicht eines kleinen
Mädchens geschildert sind. In vielen Geschichten wird schwäbische Banat,
deutschsprachige Minderheit und Erfahrungen von Müllers in dieser kleinen Region
geschildert. Natürlich nicht nur Erfahrungen, sondern auch Kritiken über diese Minorität
befanden sich. Autorin beschreibt dieses Dorf als Kiste aus Zaun und Mauer (Marisescu,
2011).
Die Autoren und Autorinenn sind im allgemeinen Zeuge ihrer Zeiten. Sie vermitteln
alles, was sie sehen, hören oder leben. In diesem Zummenhang sind die literarischen
Werke die besten Dokumente, die die politische- und auch soziokulturelle Situation der
Zeit beschreiben. All literarische Werke Müllers haben eine solche Aufgabe und sind die
15
wichtigsten Dokumente ihrer Zeit. Aus diesen Werken kann man viele Kenntnise über
Ceaucescus-Regime erfahren. Ausserdem schildern diese Werke die Armut, die schlimmen
Lebensbedingungen, die getöteten Menschen mit all ihren Details. Diesbezüglich tritt der
Begriff Heimat in den Vlordergrund, die Müller so beschreibt: Heimat ist das, was
gesprochen wird (Müller, 2002:26).
Müller findet das Wort Heimat unaufrichtig, d.h. nicht ehrlich. Sie fühlt sich nie zu
einem bestimmten Ort gehörig. Deshalb ist keinen Ort eine Heimat für sie und sie
gebraucht diesen Begriff fast in keinem Werk und in keiner Geschichte. Sie sagt darüber:
Wenn ich mich zu Hause fühle, brauche ich keine Heimat. Und wenn ich mich
nicht zu Hause fühle, auch nicht. Es kommt vor, daß mir morgens beim
Aufwachen die Zimmerwand fremder vorkommt als am Tag davor der Bahnhof.
Das ist Heimat (Neubauer, 2013: S 10)
Der obige Zitat stellt eindeutig vor, was Müller von Begriffen Heimat und zu Hause
versteht.
Herta Müller hat in den Werken ihr eigenes Leben und ihre eigenen Erfahrungen
thematisiert. Sie hat ihre Erzählungen und Romane das manchmal in der Ich-Form,
manchmal in der Er-Form durchgeführt.
In ihrem Debütband Niederungen geht es um ihre Kindheit, die sie in einem
banatschwäbischen Dorf verbracht hat. Das Dorf, die Familie, die Dorfleute,
Lebensbedingungen, Verhältnisse und Ich-Erzählerin wurden aus den Erfahrungen von
Herta wieder in einer autofiktionalen Form Gestalt angenommen. Die anderen Werke, die
aus eigenen Lebenserfahrungen von Müller enstanden haben, sind:
Der Fuchs war damals schon der Jäger (1992),
Herztier (1994)
Heute wär ich mir lieber nicht begegnet (1997)
Der Mensch ist ein großerFasan auf der Welt (1986)
Barfüßiger Februar (1987)
Reisende auf einem Bein (1989)
Wegen ihrer Schilderung des Lebens in wurde Herta Müller oft kritisiert. Die
Erzählung Das scwäbische Bad, die auch im Debütband Niederungen sich befindet und bei
der ein Ritual des schwäbischedeutschen erzählt wurde, verursachte viele Reaktionen.
Dafür wurde Müller als Nestbeschmutzerin bezeichnet.
16
Unter der Diktatur zu leben macht die in Rumänien lebenden Menschen besonders
psychisch zerstört. Viele Menschen wurden grundlos oder wegen faulen Ausreden getötet.
Aber die Menschen, die sowieso ihr Leben weiterführen konnten, widerstehen um den
Verstand nicht zu velieren. Auch Herta musste einen Weg finden um das machen. Sie finde
das Schreiben als einen Weg, um ein bisschen sich wohl zu fühlen, aus den traumatischen
Erfahrungen befreit werden, ihre Trotzreaktion zu vorlegen. Auf diese Weise könnte sie
auch aus ihren Ӓngsten befreit werden oder lernen mit ihnen zu leben. Kürzlich war
Schreiben für Müller wie eine Therapie.
Weil sie in ihren Werken beim Erzählen einen dokumantarischen Weg verfolgt,
wurden sie als Zeuge und Herta als Zeugin bezeichnet. Dagegen bezeichnet Herta selbst
nicht als Zeugin. Sie erklärte, dass sie nicht Autobiographie bemüht zu schreiben. Sondern
bezeichnete sie ihre Werke als autofiktional.
In Texten von Herta Müller ist meistens die Hauptperson eine weibliche Figur, die
irgendwie mit Müller bezüglich ist und ihr Leben reflektiert.
3.2.1. Stil
Herta Müller hat einen eigenen Sprachstil, bzw. ihr Stil ist einzigartig. Deshalb ist es
unmöglich, ihre Literatur und stilistische Merkmale mit einigen Wörtern zu erklären.
Zuerst möchten wir zum Ausdruck bringen, dass all ihre Werke autobiographische Züge
haben, da sie die gewählten Themen aus ihrem eigenen Leben in die Werke überträgt. Apel
sagt dafüber:
Der von Herta Müller in Anspruch genommene Terminus der Autofiktionalität
bewertet das fiktionale Moment ihres Schreibens höher als die Authenzität
ihrer Geschichten. Der Annahme einer autobiographischen Wahrheit wird
widersprochen und der vom Leser einseitig gezetzte autobiographische Vertrag
aufgehoben. Der Literatur ist folglich keine unmittelbare Wahrheit mehr
zuzuschreiben: Das Dorf gibt es nur in den Niederungen, und nicht im Banat.
(Apel, 2002: 39ff ).
Herta Müller wurde oft bei Securitate überwacht und verfolgt, als sie in Rumänien
war. Ein fremder Blick verfolgte sie, ein fremder Blick beobachtete sie, ein fremder Blick
kontrollierte alles, was sie machte. Diese Situation lässt sich einen fremden Blick
auftauchen, der Müller in ihren Werken als ein Stil gebraucht hat. In Werken erzählte eine
17
Protagonistin mit einem fremden Blick die Ereignisse und die Personen. Diese
Erzählhaltung macht die erzählenden Themen objektiver und überzeugender. Dieser
fremde Blick ist nur in Rumanien geschriebene Werke zu bemerken (Marişescu, 2010).
Herta Müller schreibt möglichst kurze Sätze (Parataxe). Beim Schreiben vermeidet
sie sich von langen Dialoge oder komplizierten grammatikalischen Konstruktionen. Ihre
Sätze sind immer kurz und einfach (Öztürk und Balcı, 2005: 620). Öztürk und Balcı
stellten in ihrer Arbeit fest, dass sie sowohl in Romanen als auch in kurzen Geschichten
fast keinen langen und komplizierten Satz gebildet sei (ebd). Ihre Sätze sind deshalb mit
Herzschlag identifiziert. Köhnen (2002) weist auf die elliptischen Sätze und drückt
folgendermassen aus;
Die elliptischen Sätze (bis hin zu Einwortsätzen) lassen den Leser das Verb oft
vergeblich suchen, der parataktische Satzbau, der auf die Über- und
Unterordnung von Satzgliedern verzichtet, ist ein Stilmerkmal der Prosa Herta
Müllers, das weite Teile ihrer Texte durchzieht (Köhnen, 2002).
Tempus ist überwiegend Präsens und Präteritum. Öztürk und Balcı (2005:620)
drücken darüber aus, dass die Tempuswahl von Müller gar nicht zufällig sei. Müller fühlte
die alten Erlebnisse immer wieder in sich, deshalb bleiben diese schlechten Erlebnisse und
Erfahrungen in sich immer frisch, welches der Hauptgrund der Tempuswahl ist.
Konjunktivsätze sieht man in ihren Werken fast nie. Dagegen ist einen reichen Gebrauch
von Symbole und Metaphern zu sehen.
Wie oben zu sehen ist, wurde festgestellt, dass Müller die Handlungen in ihren
Geschichten im Präsens gebrauchte, auch wenn sie in der Vergangenheit passierten. Zhang
schreibt darüber folgendes:
Für Herta Müller ist die Sprache auch eine Waffe gegen die Diktatur. Die in
Müllers Texten herrschenden Kern- und Mitteilungssätze und zu dem
Grundwortschatz gehörende Vokabeln sind genau das Gegenteil der
rumänischen Ideologiesprache. Diese ist durch lange Sätze, endlos
aneinandergereihte Nominalkonstruktionen, nichtssagende Wörter /
Schlagwörter sowie pathetische Aufrufe gekennzeichnet. Müller ist es aber
gelungen, die „Begegnung“ mit der Sprache der Öffentlichkeit zu schaffen,
indem sie für die Sprache der Diktatur typischen Wiederholungen im Satzbau
und Wortwiederholungen produktiv verwendet: „Jeder hat bei der
Einwanderung einen Frosch mitgebracht. Seitdem es sie gibt, loben sie sich,
18
dass sie Deutsche sind, und reden über ihre Frösche nie, und glauben, dass, es
das, wovon zu redenman sich weigert, auch nicht gibt (Zhang, 2015).
Die Autorin nutzte in Collagen im Unterschied zu anderen Formen, Humor. Sie
schneidete Bilder und Buchstaben aus Zeitungen, Zeitschriften usw und wieder
zusammenbrachte und entstand einen neuen Bildtext. Müller schreibt wie sie spricht, und
alles, was sie schreibt, liest sie laut. Wenn sie etwas nicht mag, kann sie einfach löschen.
Die Themen von Collagen sind ähnlich mit Romanen. Sie schrieb nie auf Rumänisch aber
sie machte Collagen in dieser Sprache (Jarošová, 2015).
Die Wortwahl von Müller ist auch eigenartig. Die Autorin schafft oft neue Wörter
und gebraucht sie in ihren Werken. Die Deustchen nennen sie deshalb als Wortschöpferin.
Um die bösen und schlechten Situationen zu beschrieben schöpft sie immer wieder neue
Wörter, die im Deutschen nicht vorhanden sind. Deshalb ist es im ersten Blick nicht so
leicht, ihre Texte zu verstehen. Sie wählt ausserdem eine verbale Erzählweise, bzw. in
ihren Saetzen gebraucht sie die Verben mehr als die Adjektive und Nomen (Öztürk und
Balcı, 2005:620).
Die Schriftstellerin benutzt ihre Sprache als einen Verteidigungsmechanismus gegen
des Regimes und seinen Druck. Deshalb ist ihre Sprache scharf, kritisch und nicht leicht
verständlich.
Die Autorin behandelt in ihren Werken immer das Faktum Tod und führt das in einer
auffälligen Form durch. Tod ist in ihren Werken machmal Angst, aber manchmal
Sehnsucht. Andererseits sind die Motive wie Unterdrückung, Terror, Druck und Hunger in
Verbindung mit Tod gebraucht.
Bei aller Plausibilität der Strukturanalysen ist immer wieder hervorgehoben worden,
dass es sich bei Müllers Sprach-Bild-Konstruktionen nicht um Universalien, sondern um
kulturelle, nationalsprachliche und politisch gefärbte Konzepte, ja auch
Sprachselbstverständnisse handeln (Köhnen, 2017: 195). In Werken sieht man nicht einen
universalen Ansatz, sondern einen kulturellen, ideologischen und lokalen Ansatz. Dadurch
nimmt auch ihre Sprache einen ähnlichen Gestalt ein:
Mit Bilderketten von Scham und Schuld und Schuldverdrängung, von sozialer
Kälte, Gewalt und Disharmonie und immer wieder von innere Fäulnis
verknüpft Herta Müller entlarvend Gegenwart und Vergangenheit der
banatschwäbischen Gemeinschaft, kontrastiert sie immer wieder fassadenhafte
Selbstbilder mit den Realitäten (Zierden, 2002).
19
Die Figuren der Müllers Werke sind Kinder. Aus der Perspektive eines Kindes
erzählt Müller deutsche Gesellschhaft in Banat. Aber auch Frauen haben einen besonderen
Platz in diesen Werken. Die Frauen symbolisierten meistens die unschuldigen Menschen,
die die Last der kommunistischen Regime tragen. Dagegen sind die Männer meistens als
Spions der Regime gespiegelt (Gürsoy, 2013).
3. 2. 2. Themen
Müllers Romane und Erzählungen gehen thematisch überwiegend um die Heimat,
Terrorregime, Unterdrückung, schlimme Lebensbedingungen, Armut, unfreundliche
Verhältnisse etc. Diese Themen stammen aus den realen Erlebnissen der Autorin. Die
Eindrücke in Rumänien und in einem neuen Land wurden für sie Inspirationsquelle. Die
Kindheit, Familie, ein alkoholiker Vater, eine traumatisierte Mutter, das Dorf,
Geheimdienst, Ceaucescu-Regime, schlechte Lebensbedingungen in Rumänien etc. haben
bei der Wahl der erzählenden Themen eine grosse Rolle gespielt.
Herta Müller kritisiert Literaturkritiker, die ihre Dichtung wegen wiederholten
Themen kritisieren:
Es gibt diese Art von Literaturkritik, die mir ständig vorschlägt, ich solle mit
diesem Blick, mit dieser Sprache usw. über Deutschland schreiben. Ich kann
dazu nur sagen: Zurzeit kann ich damit nicht dienen! Ich kann nur das tun, was
mich innerlich nicht in Ruhe lässt. [...] Menschliche Erfahrung ist nicht zu
Ende mit der Zeit, wo sie aufhört, sondern sie sitzt noch sehr lange in den
Menschen drin. [I]ch halte das für völlig selbstverständlich, dass ich an diesem
Thema Diktatur dranbleibe. Das hängt mir wie ein Gewicht am Hals
(Marişescu, 2011).
Das Thema Krieg wird in Müllers Werken teils direkt teils indirekt behandelt. Es ist
interessant zum Ausdruck zu bringen, dass in ihren Werken deshalb weniger Grossväter
vorhanden sind, weil sie in Kriegen ums Leben gekommen sind (Gürsoy, 2013). Wernli
weist dagegen auf das Thema Fremdheit hin und sagt;
Das Wort Heimat findet sich in den Texten Müllers nicht, und dies beruht nicht
auf einem Zufall, ganz im Gegenteil schreibt die Autorin: »Ich mag das Wort
›Heimat‹ nicht, es wurde in Rumänien von zweierlei Heimatbesitzern in
Anspruch genommen. Die einen waren die schwäbischen Polkaherren und
20
Tugendexperten der Dörfer, die anderen die Funktionäre und Lakaien der
Diktatur. [...] Beide Heimatbegriffe waren provinziell, xenophobisch und
arrogant (Wernli, 2017: 85).
3. 2. 3. Rhetorische Figuren
Herta Müller verwendet in ihren Werken viele rhetorische Figuren. Dadurch
gewinnen ihre Werke eine außergewöhnliche Eigenschaft. Wir werden in diesem Teil aus
dem Prosaband Niederungen Beispiele zu rhetorischen Figuren zitieren.
Sie benutzt in der Erzählung Die Grabrede metaphorische Komposita, Vergleiche,
Anaphern und Hyperbeln. Zu Metaphorischer Komposita:
Kerzengerade
handgroß geben
Sie werwendet in der Erzählung Das schwäbische Bad Onomatopöie,
Wiederholungen, Parallelsätze.
In der Geschichte Meine Familie verwendet sie Polysyndeton, Zwillingsformel.
In der Geschichte Niederungen befinden sich viele rhetorische Figuren. Die sind u.a.
Alliteration, Anapher, Ellipse, Epipher, Kollokationen, Funktionsverbgefüge,
Onomatopöie, Personifikation, Symbol, Vergleich und Zwillingsformel.
Zur Onomatopöie:
Knirschen
Kratze
Hämmern
Zur Personifikation:
Unter einem Maiskolben schnüffelt eine Nase, dann zucken zwei Augen.
Die Bäume froren
Zur Alliteration:
So wenig Leben, dass auch das Blut blass bleibt
In der Geschichte Faule Birnen gibt es auch gleiche Figuren wie Personifikation und
Parallelismus. In der Geschichte Dorfchronik tritt eine Abkürzung hervor: LPG. In der
Erzählung Mutter, Vater und Kleine gibt es Funktionsverbgefüge:
Geduld reißen
in Frage kommen
21
In der Geschichte Die Straßenkehrer gibt es Etymologische Figur:
die Straßenkehrer kehren.
In Schwarzer Park gibt es Umgangssprachliche Ausdrücke wie hocken etc. (Zu den
rhetorischen Figuren siehe; Jarošová, 2015).
3.3. Ihre Werke
In diesem Kapitel werden wir die Werke von Herta Müller einzeln an die Hand
nehmen. Wir werden sie im Hinblick auf Inhalt, Themen und ihre Bezüge vom Leben der
Schriftstellerin analysieren.
3.3.1. Niederungen
Das Prosawerk Niederungen hat drei Versionen, die aus drei unterschiedlichen
Verlagen publiziert wurden, dagegen gleiche Inhalte haben: 1982 Kriterion, Bukarest,
1984 Rotbuch, Berlin (West), 2010 Carl Hanser, München.
Niederungen geht es um das Leben in schwäbische Banat, um Müllers Kindheit und
um die Zeit des Ceaucescu- Regimes in Rumänien.
Die Prosa Niederungen enthält 15 Erzählungen, die im Allgemeinen aus der
Perpektive eines Kindes erzählt werden. Das Wort Niederungen ist in seiner Bedeutung als
„tief liegendes Land“ eine Ortsmetonymie. Diese bezieht sich auf die Banater Heide, die
ein sumpfiges Gebiet ist (Marişescu, 2010). Wahrscheinlich hat die Schriftstellerin dieses
Wort mit Absicht verwendet, weil es ihre Heimat symbolisiert. Köhnen schreibt darüber
folgendes:
Mit den Niederungen ist geografisch Banatschwaben gemeint, metaphorisch
sind es solche Orte, in denen sich Spießigkeit, Autoritätsgläubigkeit,
Nationalismus und Denkverhärtungen paaren zur Tristesse des gesunden
Menschenverstandes. Der Vater als Trinker, unterworfene Frauen, die als
Mütter dann die Gewaltstrukturen weitergeben, ein Großvater mit verlogenen
Lehrsätzen, eine schlagende Großmutter: Vergewaltigung, Inzest, Krankheit,
Dummheit, Klatsch und Trachts hier und da ein Verrat-davon handeln diese
Nachtstücke, deren diverse Todesarten zu einem allegorischen Bilderbogen des
Entsetzens gereiht werden. (Köhnen, 2002: 20).
22
Das Buch reflektiert Müllers Kindheit, das Dorf, die Familie, die kalten Verhältnisse
untern Familienmitglieder, die Armut von Menschen, die betrunkenen Männer,
unglückliche Frauen und Kinder. Alle Erzählungen spiegeln Spuren aus dem Leben Herta
Müllers und Nitzkydorf. Alkoholismus, Untreue und Ungewissheit sind zentrale Probleme,
die behandelt werden. Anonymität ist besonders von Bedeutung. Es werden keine Namen
angegeben, außer ein paar Kindern. Wenn Leute genannt werden, werden allgemeine
Begriffe wie Pfarrer, Lehrer, Postmann oder Orgeltreter benutzt. Die Anonymität hängt mit
dem Fremdfühlen zusammen. Gerade die Distanz, mit dem das ganze Buch erzählt wird,
hilft die Atmosphäre des ganzen Buches noch mehr auszudrücken. Die meisten
Erzählungen sind aus der Perpektive eines kleinen Kindes (ein Mädchen) erzählt
(Jarošová, 2015).
Warum hat Herta Müller das Werk Niederungen geschrieben, hat sie selbst
geantwortet:
Ich hatte mich nicht mehr im Griff, mußte mich meines Vorhandenseins auf der
Welt vergewissern. Ich fing an, mein bisheriges Leben aufzuschreiben woher
ich komme, dieses dreihundertjährige starre Dorf, diese Bauern mit ihrem
Schweigen, dieser Vater mit seinem LKW auf den holprigen Straßen, sein Suff
und seine Nazi-Lieder mit den ›Kameraden‹. Diese Mutter, hart und verstört,
wie vom Leben beleidigt, immer in den randlosen Maisfeldern. Und ich in der
Fabrik, Maschinen, groß wie ein Zimmer, Öllachen überall, wie ein Spiegel,
der einen senkrecht in die Erde rutschen läßt. Dieser Stücklohn am Fließband,
die mechanischen Griffe der Hände, die fahlen Augen, Blicke wie altes
Zinkblech. Daraus entstanden die Kurzgeschichten der ›Niederungen (Müller,
2009).
In Die Grabrede, programmatisch am Anfang des Bandes platziert, beendet halb
sechs ein Weckerklingeln den Alptraum von der Beerdigung des Vaters, während der letzte
Text Arbeitstag mit diesem Weckerläuten halb sechs das Ich weckt, um es in einen
vollkommen aus den Fugen geratenen Alltag zu schicken, so dass sich der Kreis hier zu
schließen scheint. Die Erzählweisen unterscheiden sich jedoch deutlich:
»Die Grabrede« folgt bei der Entfaltungihrer Traumlogik eher dem Verfahren
der Bewusstseinspoesie, wohingegen »Arbeitstag« vor allem auf einem rein
sprachmechanisch erzeugten Effekt beruht, indem ohne jegliche innere Regung
23
des Erzähler- Ichs Versatzstücke zur Beschreibung der Normalität in eine
absurde Reihenfolge gebracht werden (Müller, 2017).
Müller kehrt in ihren essayistischen und autofiktionalen Texten immer wieder zu der
Tatsache zurück, dass ihr Vater als Teil eines mörderischen Regimes unschuldige
Menschen getötet hat. Davon ist er im Sinne seiner eigenen Verrohung und Brutalisierung
am Ende auch selbst gezeichnet. Der Vater, so die Erzählerin in den Niederungen, »ist ein
todtrauriges Tier« (N 93). (Kagel, 2017)
Die Protagonistin in Niederungen ist einsam und stumm. Sie beobachtet die
Außenwelt aber hat nicht so vielen Kontakt damit. Sie nimmt alles, was herum passt, mit
großer Sensibilität wahr, in ihrem Kopf wägt ab und analysiert, die Personen und die
Ereignisse kategorisiert, und wieder in ihrem Kopf eine Traumwelt bildet. Sie wird vor
allem von Verhalten der Familiemitglieder beeinflußt. In ihren Träumen und Alpträumen
sieht sie meistens Familienmitglieder, ihre Traktierungen gegen ihr, gegen Vieh,
gegeneinander. Besonders das Verhalten des Vaters oder der Mutter sieht sie in
Alpträumen. Besonders ist der Vater heißt für sie ein todtrauriges Tier.
Schweigen oder eine beschränkte Kommunikation ist ein Motiv der Erzählung. Die
Familienmitglieder, die Dorfleute sprechen so wenig, oder wenn mehrere von ihnen
sprechen, sprechen auch selber. Sie haben Angst von Sprechen. Sie brauchen den Mut um
zu sprechen. Hier bemerkt man die Spuren des totalitären Regimes. Das Regime verhaltet
sich die Bürger brutal, die Männer varhalten sich die Frauen brutal, die Frauen die Kinder
und die Kinder die Tiere. Der Sprechstil ist im Imperativ, kalt, und hart. Die Mutter
befiehlt die Tochter, die Tochter soll machen, was die Mutter sagt, keine Emotion, keine
Träne, wenn die Tochter Träne vergießt, wird man eine Ohrfeige gegeben. Hier ist
deutlich, dass die Mutter ihre Vergangenheit lebt immer noch und wie man sich zu ihr im
Arbeitslager verhielt, oder wie man sich beim Nationalsozialismus zu Leuten verhielt,
verhaltet sich auch die Mutter so der Tochter.
Herta Müller nutzt die Familie in Erzählungen vielmals aber nicht als einen
traditionallen Baue, in dem man sicher, geborgen und glücklich fühlt, sondern als eine
Gemeinschaft, in der kalte Verhalten, Unruhe, Unglücklichkeit sich befinden. Die
Protagonistin in Niederungen verfremdet sich ihre Familie, verbringt die Kindheitsjahre
nicht in einem harmonischen, glücklichen Raum, sondern im depressiven und
erniedrigenden Raum. Auch andere räumliche Figurationen werden in Texten vorgestellet
aber durch in Frage stellen. Die Dorfleute, die Gebäude des Dorfes, die Landschaft des
24
Dorfes werden im Unterschied zum rumänischen Heimatroman behandelt und
fiktionalisiert. Die Leute des Dorfes sind nicht in Harmonie, lieben einander nicht herzlich,
sondern Traditionen und gesellschafliche Drucke verwalten ihre Leben, also diese Leute
verbinden einander durch Schicksalgemeinschaft (Neubauer, 2013).
Die Leben der Frauen dauern meistens zwischen dem Haus und der Kirsche. Die
Räume, die die Frauen ihre Zeit verbringen oder sie tätig sind, sind das Haus, der Garten
des Haus, der Heuschober und die Kirsche. Wenn man an denkt, was für die Frauen
Heimat bedeutet, wahrscheinlich sagt man: das Haus, indem sie putzen, kochen, weinen,
die Kinder erziehen, die Heuschobern, in sie Vieh haben, die Kirsche, in der sie um Gott
beten. Diese Heimat wird von einem Mann geführt, also das Haus von einem
Familienvater, die Kirsche von einem Pfarrer. Darum kann man sagen, dass sie nicht eine
weibliche, sondern eine männliche Heimat ist (Neubauer, 2013).
3.3.2. Drückender Tango
Drückender Tango ist ein Band, dessen drei Prosastücke sich auch in Niederungen
befinden. Diese sind Faule Birnen, Drückender Tango und das Fenster. Andere elf
Prosastücke befinden sich in Barfüßiger Februar, der ein anderer Band von Herta Müller
ist. Diese sind: Drosselnacht, An diesem Tag, Die kleine Utopie vom Tod, Das Lied vom
Marschieren, Meine Finger, Wenn ich den Fuß beweg, Das Geweih, Die Taschenuhr,
Eidechsen, In einem tiefen Sommer, Bleiben zum Gehn. Drückender Tango wurde 1984 in
Bukarest publiziert. Der Band hat insgesamt 39 Prosatexte (Müller, 2017: 17).
Dieser Band zeigt Ӓhnlichkeiten mit dem Werk Niederungen. Diese Ӓhnlichkeit
basiert sich auf die Ereignisse, die in Banat geschechen sind. Im Hinblick auf
autobiographische Züge, rhetorische Figuren, die behandelten Themen zeigen die beiden
Werke Paralellität.
3.3.3. Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt
Die Erzählung berichtet in 50 kurzen Abschnitten, die eine Länge von einer halben
bis knapp fünf Seiten haben, vom deutschen Dorfmüller Windisch, der offenbar in den
1980er Jahren mit seiner Familie die Ausreise aus Rumänien beantragt hat und nun seit
bald drei Jahren auf die Genehmigung und die Pässe wartet. Fast alle Kapitel stehen unter
25
einer kurzen, ein bestimmtes Detail aufgreifenden Überschrift; allein der letzte Abschnitt
verzichtet auf ein solches aufmerksamkeitssteuerndes Signal.
Die Sprache dieser längeren Erzählung, die ausschließlich in der BRD veröffentlicht
wurde, erscheint hier von allen längeren Erzähltexten am stärksten reduziert. Den kurzen,
häufig baugleichen Sätzen mit dem Subjekt an erster Stelle entspricht der einfach
konstatierende, wertungsfreie Ton, zumal auch Windischs Erzählperspektive kaum so weit
personalisiert ist, dass vom Leser nacherlebbare Motivationen oder Gefühlsregungen zum
Vorschein kämen. Wie bei Herta Müller üblich, kommen seine Gefühle nicht explizit zur
Sprache, sondern werden in konkreten Bildern seiner körperlichen Reaktionen erfasst:
Windisch stellt die Ellbogen auf den Tisch. Seine Hände sind schwer. Windisch
legt sein Gesicht in die schweren Hände. [...] In seinen Rippen hängt ein Stein.
Windisch schließt seine Augen. Er spürt seine Augäpfel in den Händen. Seine
Augen ohne Gesicht. Mit nackten Augen und mit dem Stein in den Rippen sagt
Windisch laut: ›Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt.‹ Was Windisch
hört, ist nicht seine Stimme. Er spürt seinen nackten Mund. Und gesprochen
haben die Wände (Müller, 2017).
3.3.4. Barfüßiger Februar
Dieser Band entsteht aus 27 Prosastücke. In allen Geschichten wird die eigene
Stilistik von Müller unschwer gesehen. Zentrale Themen des Werkes sind Krankheiten und
Tod. Wegen der eigenkulturellen Elemente und der direkten Übertragung aus der
Rumänischen ins deutsche ist es nicht leicht, das Werk zu verstehen. Die gebrauchten
Symbole sind identisch mit rumänischen Kultur.
3.3.5. Reisende auf einem Bein
Reisende auf em Bein wurde nach Herta Müllers Ausreise aus Rumänien erschienen.
Das ist auch wie Müllers andere Werke autofiktional aber nicht autobiographisch. Auch in
dieses Werk sieht man dagegen Spuren aus Müllers Leben. Mc Gowan schrieb darüber
folgendes:
Reisende auf einem Bein kann als Gestaltung der Migrations- und
Exilerfahrung, als Lebensgefühl eines nomadisch weiblichen
26
Großstadtsubjekts, als Ausdruck der Strukturlosigkeit einer freiberuflichen
Schriftstellerexistenz und als Zeugnis einer von einer Diktatur verzerrten und
vernarbten Biographie gelesen werden, vor allem auch als Verschriftlichung
eines Selbst in Auflösung und im Widerstand gegen diese Auflösung vor dem
Hintergrund fortwirkender Trauma-Erfahrungen, die sowohl inhaltlich als
auch in der Form verarbeitet werden (McGowan, 2017).
Die Schreibweise ist zugleich subjektiv und distanziert, spröde und grotesk,
unterkühlt und von poetischer Intensität. Sie verknüpft empirische Beschreibung,
Surrealismus und Metaphorik und vermeidet jegliche ideologisch gefährdete Abstraktion.
Eine lähmende Verwirrung wechselt mit Augenblicken einer sinnlichen Spannung und
eines immer wieder auftretenden Unheimlichen ab, in dem häufig latente Gewalt zu spüren
ist (McGowan, 2017).
3.3.6. Der Fuchs war damals schon der Jäger
Das ist das erste Werk, das von Müller nach Übersiedlung in den BRD geschriben
ist. Die Kritik im Werk richtet sich gegen Ceaucescu und seine Regime, welche gar nicht
erstaunlich ist. Aber es ist relevanz hier zum Betonen, dass dieses Werk nach dem sturz
Ceaucescu geschrieben ist.
Der Roman thematisiert eigentlich die Zeitperiode zwischen 1989-1990, die als die
Endphase der Diktatur gelten ist. Die Themen wie Freundschaft, Unterdrückung, Verrat,
die in der Diktaturzeit am meisten behandelt sind, werden in diesem Roman durchgeführt.
Der sentenzenhafte Titel des Romans, der sich möglicherweise auf ein persisches
Sprichwort »When the time is arrived, the prey becomes the hunter« rückbeziehen lässt
(vgl. Eddy, 2013: 86), ist wie viele ihrer Bilder von einer für Müller typischen intuitiven
Eingängigkeit, deren Pseudo-Plausibilität sich erst im Zuge von Analyse und Allegorese
offenbart: Die Verbindung zweier Behauptungen betrifft erstens die Identitätszuschreibung
in einem dichotom konzeptualisierten Naturverständnis, das Jäger und Beute
gegenüberstellt und hier in Verkehrung der Erwartung den Fuchs als Jäger identifiziert
wodurch unausgesprochen ein Rollentausch assoziiert wird, denn, wenn der Fuchs der
Jäger ist, muss der Jäger ja eine andere Position einnehmen. Zweitens ist diese unerwartete
Vertauschung keine rezente Entwicklung, sondern fand bereits vor langer Zeit (»damals«)
27
und offenbar unbemerkt statt, so dass in der Jetztzeit und mit Nachdruck (»damals schon«)
darauf hingewiesen werden muss (Siehe dazu: Pontzen, 2017)
3.3.7. Herztier
Der Roman Herztier geht um Ceaucescu-Diktatur. Der Roman wird aus der
Perpektive Ich-Erzählerin, ihre Freunden Lola, Edgar, Kurt, Georg und ihre Erfahrungen
erzählt. Ich-Erzählerin und Lola teilen gemeinsames Wohnheimzimmer. An einem Tag
findet Ich-Erzählerin Lola im Zimmer aufgehangen. Später findet sie ein Tagebuch von
Lola und liest die Erfahrungen von Lola. Die familiäre Verhältnisse oder armes Leben von
Lola beeinflusst sie und fängt eine Sympathie für Lola an. Lola versucht ihre Armut zu
entkommen und in der Gesellschaft eine gute Position zu haben. Darum hat sie immer mit
Männern besonders mit weißen Hemd emotionale Verhältnisse, bis sie sich im Schrank
aufhängt. Die anderen Figuren stammen aus kleinen, deutschstämmigen Dörfern. Müller
sagt über diesen Inhalt die folgenden:
Als einer meiner Freunde erhängt in seiner Wohnung gefunden wurde, da war
ich bereits in Deutschland. Dort wo ich Freunde zurücklassen mußte, hatte der
Staat wieder einmal getötet. Roland Kirsch getötet. Er war 28 Jahre alt,
Bauingenieur und schrieb Gedichte. Auf der letzten Karte, die er mir schrieb,
stand: Ich muß mir manchmal auf den Finger beißen, um zu spüren, daß es
mich noch gibt (Müller, 2002)
Nach Moyrer (2017) bildet eine Verbindung zwischen der verwirrten Großmutter
und der Ich-Erzählerin das Motiv des Singens. Die Metapher Herztier wird
interessanterweise mit der singenden Großmutter assoziiert. Moyrer bringt darüber zum
Ausdruck:
Indem Müller das Herz mit dem Tier koppelt, geht sie einen Schritt weiter und
gibt dem Herzen eine animalische, rohe Qualität. »Herztier « steht somit als
Metapher für das Überlebensorgan, das den Lebensdrang des Menschen auf
das Tierische reduziert (Moyrer, 2017).
28
3.3.8. Heute wär ich mir lieber nicht begegnet
Der Roman ist der dritte Roman der Trilogie von Müller und wurde nach anderen
zwei Romanen Der Fuchs war damals schon der Jäger (1992) und Herztier (1994)
geschrieben. Auch dieser Roman erzählt von der Zeit der Diktatur in Rumänien. Die
Protagonistin ist wieder eine weibliche Figur, die in einer Fabrik arbeitet und ständig beim
Geheimdienst der Diktatur verfolgt. Ein Tag wird die Protagonistin zum Verhör bestellet.
Als sie mit der Straßenbahn zum Verhör geht, denkt sie an ihre Vergangenheit.
3.3.9. Atemschaukel
Der Roman wurde 2009 veröffentlicht. In diesem Roman erzählt Herta Müller
besonders die Jahre 1945-1949, also die Zeit vor ihrer Geburt. Die Handlung passiert in
einem ukrainischen Lager, wo auch Herta Müllers Mutter einmal da sich befand. Die
Erfahrungen und Traumen prägten später die Sozialverhalten und die Lebenstile der
Generation, die damals dort ihre schwierigsten Jahre verbrachten. Steineke schreibt
darüber die Folgenden:
Wir waren alle in keinem Krieg, aber für die Russen waren wir als Deutsche
schuld an Hitlers Verbrechen.« (A 44) So nüchtern und emotionslos hält
Auberg den Grund der Deportationen fest. Auch Stalin ist nur in Form eines
Bildes im Büro des Lagerkommandanten präsent. Im Lager gibt es keine
Diskussion über Schuld und Unschuld, über Gerechtigkeit und Willkür. Auch in
seinem späteren Leben reflektiert Auberg nicht darüber und ebenso wenig über
den politischen Kontext der Deportationen, den Seitenwechsel des
faschistischen Rumänien im Herbst 1944 angesichts des nahen Endes des
Nationalsozialismus (Steinecke, 2017).
Im Roman wird erzählt, dass anfang 1945 alle Zivilpersonen im Alter zwischen 17
und 45 Jahren auf Anweisung der Sowjetunion beim Regierung in Arbeitslager deportiert
wurden. Unter ihnen gab es auch Leo Auberg. Er war 17 Jahre alt. Die deportierten
Menschen arbeiten in schweren Bedingungen, geben Essen aus, halten Appell ab etc.
Hunger, Heimweh, Tod, Überleben, Arbeiten, Essen, Angst sind Leitmotive des
Romans. Im Arbeitslager kämpft man besonders mit dem Hunger.
Herta Müller schildert in diesem Roman das Leben des Dichters Oskar Pastior.
29
Der Roman Atemschaukel hatte viel Erfolg. Der Nobelpreis wurde dafür zu Herta
Müller verliehen. Durch die Verleihung des Nobelpreises hat beiden Autoren
Aufmerksamkeit gemacht:
So wird das Werk, unausgesprochen, ohne jede moralische Belehrung, aber
dennoch überaus deutlich, zu einer Anklage gegen Regierungen und politische
Systeme, die Institutionen wie Arbeitslager als Mittel ihrer Herrschaft
einsetzen. Und es wird ebenfalls unausgesprochen, aber deutlich zur
Vorgeschichte des Systems Ceauşescus in Rumänien; es zeigt die psychische
Verrohung der Herrschenden sowie die lebenslangen Beschädigungen der
Beherrschten. Diese ethischen und politischen Aspekte des Romans wirken
umso mehr, je gelungener er als Kunstwerk ist, in Phantasie und Sprache.
Daher ist Atemschaukel auch der bisherige Höhepunkt von Herta Müllers
politischer Kunst (Steinecke, 2017)
3.3.10. Der Teufel sitzt im Spiegel
Das Buch ist ein Band, in dem die ersten Collagen von Müller erschienen. Die ersten
Collagen Müllers (11 an der Zahl) erscheinen 1991 in dem Band Der Teufel sitzt im
Spiegel. Wie Wahrnehmung sich erfindet, der neben den 1989/90 an der Universität
Paderborn gehaltenen Vorträgen weitere poetologische Essays enthält. Einige der hier
schwarzweiß abgebildeten Collagen, die in keiner direkten Verbindung zu den Essays
stehen, sondern jeweils vor dem Beginn eines neuen Textes abgedruckt sind, weisen noch
eine enge Verbindung zu den an Freunde versandten Postkarten-Collagen auf. Fünf der
Collagen bestehen aus einem collagierten Bild mit nur einer einzigen Textzeile
(»Frühstück mit geschäumter Milch«, Teufel, 57). Schon hier werden Prinzipien auch der
späteren Collagen erkennbar: Menschen und Objekte werden in eine enge Beziehung
zueinander gebracht, teilweise gehen sie ineinander über. Teile von Gesichtern und
Körperteilen werden zueinander montiert (vgl. Eddy 2013, 158 f.). Auf der textlichen Seite
werden z. T. noch ganze Phrasen incl. Satzzeichenausgeschnitten (»hinterm Hauptbahnhof
/ kommt er / der Mann, der immer so / aussieht, / als hätte er / eine Schnecke / o|h|n|e |
Haus / im | Gesicht« (Teufel 120) [Schrägstriche markieren die Zeilenumbrüche, vertikale
Striche die Schnitte, die wie in ›ohne‹ auch innerhalb eines Wortes vorkommen können]).
30
Die einzelnen Schnitte entsprechen hier den Zeilenbrüchen, lediglich in den letzten beiden
Zeilen finden sich zwei separat ausgeschnittene Wörter (Dunker, 2017).
4. NIEDERUNGEN
Das Werk Niederungen, das insgesamt aus 15 Erzählungen, jeweils aus 140 Seiten
besteht, ist unserer Ausgangtext, worauf wir unsere Analyse durchführen. In diesem Teil
der Arbeit werden wir die 15 Erzählungen des Werkes Niederungen inhaltlich kurz
beschreiben.
4. 1. Die Grabrede
Die Erzählung wird von einem kleinen Kind erzählt, dessen Vater gerade gestorben
ist. Das kleine Kind befindet sich mit seinem gestorbenen Vater in einem Raum. An den
Wänden sind viele Fotos des Vaters. Die Fotos sind in Vergangenheit aufgenommen, also
sie zeigen seine Kindheit. Aber es gab auch Fotos, die seinen Beruf, seine Frau und andere
Lebensstücke enthalten. Auf seinem Mantel standen Symbole, die schlechte Erinnerungen
aus der Kindheit in den Sinn rufen.
Auf dem Weg nach Friedhof, wo der Vater begraben werden sollte, spricht das Kind
über seine Schnürsenkel und sagt: Ich war die ganze Zeit über auf meinen Schnürsenkeln
gegangen. Sie lagen lang und dick hinter mir. Diese Aussage hat in sich viele Symbole, die
die Leser bezüglich des Lebens der Autorin lösen können. Schnürsenkel symbolisieren hier
z.B. den Geheimdienst der Zeit (Jarošová, 2015).
Herta Müller gehört zu einer deutschsprachigen Minderheit Rumäniens. Ihr Vater
war früher ein Mitglied des Hitlers Nazis. Sie fühlte sich immer schuldig, weil sie dachte,
dass ihr Vater verantwortlich für Völkermord ist. Als sie nach dem Studium in einer Fabrik
als Übersetzerin arbeitete, verlangte das Geheimdienst sie für selber zu arbeiten aber
Müller lehnte das ab. Deshalb wurde sie immer wieder verfolgt. Diese Verfolgung ist
besonders in der Erzählung Grabrede offensichtlich zu bemerken.
In dieser Erzählung geht es sowohl um nationalsozialistische Vergangenheit des
Vaters als auch um die Erfahrungen der Mutter. Die Menschen, die den Vater begraben
31
sollten, beschimpften, beschuldigten ihn. Und was schlimm ist, haben diese Menschen ihre
schlechte Wörte zu seinem Mädchen gerichtet. Einer sagt: Dein Vater hat viele Tote auf
dem Gewissen. Andere erzählt über eine Russin, ihr der Vater vergewaltigte. Das Mädchen
bleibt hilfslos und hat kein Wort zu sagen. Sie sagt nur: Er war im Krieg. Andererseits
redet Mutter über eigene Erfahrungen in Vergangenheit, in Gulag, obgleich diese Szene
nicht offensichtlich beschrieben ist. Sie wurde ins Arbeitslager deportiert. Sie sagt: In
Rußland haben sie mich geschoren. Sie erzählt, dass sie vor Hunger taumelte. Was die
Mutter erlitte, ist leider wegen des Vaters.
Am Ende der Geschichte versteht der Leser, dass die Erzählung auf einen Albtraum
beruht. D.h. alles, was in der Erzählung erzählt, ist ein Traum. Aber die Träume stammen
aus der realen Lebensstücke.
4. 2. Das schwäbische Bad
Die Erzählung geht es um eine schwäbische Familie, die jeden Samstagabend das
Baden als ein Ritual durchführt. Die Familie badet nacheinander aber mit gleichem
Wasser. Die fünf Mitgliedern der Familie baden hintereinander: Zuerst das kleine Kind.
Das kleine Kind badet im warmen und sauberen Wasser. Laut Alena Jarošová bedeutet
das, dass das Kind unschuldig und sorgenfrei ist und von dem Leben noch nichts weiß.
Nach dem Kind ist die Mutter in der Reihe, dann der Vater, danach die Großmutter und am
Ende der Großvater. Das warme Waßer wird nach und nach kälter und schmutziger
(Jarošová, 2015).
Jarošová sagt darüber, dass mit der Zeit das Wasser immer schmutziger und kälter
sei, obwohl alle Personen rufen, dass das Wasser heiß sei. In Wirklichkeit ist das Wasser
heiß - warm - lauwarm - eiskalt. Heiß gehört dem Kind, das noch das ganze Leben vor sich
hat. Die Mutter und der Vater sind auch noch relativ jung, „ihr“ Wasser ist warm. Wenn
die Großeltern baden, ist das Wasser schon kalt, sogar eiskalt. Das symbolisiert das Alter.
Nach dem Baden sitzt die ganze Familie ‘’frisch frisch gebadet vor dem Bildschirm. Die
schwäbische Familie wartet frisch gebadet auf den Samstagabendfernsehfilm.
32
4. 3. Meine Familie
Die Erzählung thematisiert wahrscheinlich eine schwäbiche Familie, deren einzelne
Mitglieder aus der Perspektive eines Kindes vorgestellt werden. In der Familie, wie eine
normale Familie, gibt es ein Vater, eine Mutter, Großeltern, Urgroßmutter und
Urgroßvater. Bisher ist alles normal. Aber was kompliziert ist, dass die Personen in der
Familie auch mit anderen Frauen oder Männern Verhältnis haben. Diese Personen kommen
aus gleichem Dorf, deshalb ist es gar nicht ein Problem, untereinander Verhätnis zu haben
oder ein kind zu kriegen. Laut den Leuten im Dorf ist es schlimm, dass der Urgroßvater
nach dem Tod seiner Frau eine andere Frau, die Ausländerin war, heiratete und mit ihr ein
Kind hatte. Die Leute im Dorf bezeichneten das als eine Schande. Müllers Dorf war ein
deutschsprachiges Dorf. Alle lernten sich kennen. Es gibt keine Anonymität. Die Dorfleute
heirateten einander, gingen zusammen in die Kirsche oder zur Hochzeit, arbeiteten
zusammen in Feldern.
4.4. Niederungen
Die längste und umfangreichste Erzählung ist Niederungen, die den gleichen Namen
mit der gesamten Werk trägt. Die Erzählung hat viele Geschichte, in denen sich
autobiographische Spuren aus der Kindheit von Herta Müller befinden. Die Ganze
Geschichte wird von der Ich-Erzählerin, die ein Mädchen ist, erzälht. Sie ißt die Pflanzen
gern, lernt viele verschiedene Pflanzen und außerdem bennent sie wieder mit anderen
Namen. Weil sie immer Pflanzen ißt, will ihr Großvater sie schützen und um Essen zu
verhindern denkt ihr Großvater einen Aberglauben aus und warnt sie. Er sagt vom
Ringelgras dumm wird, das darf man nicht essen. Und du willst doch nicht dumm werden.
In der Geschichte ist die Mutter immer unglücklich und nervös. Der Vater ist
betrunken und hatte kein gutes Verhältnis zu der Mutter und zum Kind. Die Mutter woltte
am Anfang mit ihm nicht heiraten, weil er immer betrunken war. Aber der Großvater
zwang sie zur Heirat. Der Großvater prügelte die Mutter. Die Mutter bekam diese
schlechte Gewohnheit von dem Großvater und prügelt das Kind. In dieser Familie fühlt das
Kind sich unglücklich und nicht geliebt. Die Beziehung zwischen ihm und seinen Eltern ist
nicht freundlich.
33
Nach dem Abendessen darf das Mädchen ihren Vater manchmal kämmen und in sein
Haar verschiedene Schleifen und Haarspangen binden. Aber es darf nicht sein Gesicht
berühren.Wenn es dies jedoch aus Versehen macht, wird der Vater nervös, verprügelt sie
und fängt an zu schreien. In solchen Zeiten denkt das Kind, dass es keine Familie habe.
In der Erzählung ist auch groteske Szene zu lesen. Z.B. Die Kinder schnüren junge
Katzen fest in Puppenkleider und beim Singen der Wiegenlieder schaukeln sie diese
Katzen, bis sich die Katzen übergeben, schlagen Kohlweißlinge tot, spießen sie lebendig
auf Nadeln auf oder ertränken Fliegen in der Waschschüssel (Jarošová, 2015). Das
Verhalten von Kindern den Tieren gegenüber ist eine Zeichnung für Mangel an Liebe.
In der Geschichte wird auch von Schlangen erzählt. Im Dorf gab es früher viele
Schlange, auf diese Weise, wenn die Frauen auf das Feld gingen, nahmen sie auch ihre
Kinder mit. Einmal das Kind einer fremden Frau, die am Rande des Dorfes lebte, wurde im
Feld von einer Schlange gebissen und das Kind gestorben. Die Frau hat geschockt und
wurde in ein Paar Sekunden ihre Haare grau. Daraufhin bezeichneten die Dorfleute sie als
Hexe und nahmen mit ihr keinen Kontakt auf.
In dieser Erzählung erfährt man, dass die neue Menschen im Dorf nicht so einfach
empfangen werden. Die Dorfleute haben ihre Sprache, Regeln, Gebrauchen und Sitten.
Wer diese Fakte nicht akzeptiert oder respekt, wird von allen urteilt. Die fremde Frau
wurde früher mit ihrem Kind aus dem Dorf isoliert und lebte am Rande des Dorfes.
Obwohl später das Kind der Frau von einer Schlange gebissen und getötet wurde, wurde
sie noch einmal aus dem Dorf isoliert.
In dieser Erzählung ist der Frosch eine wichtige Metapher. Der Frosch symbolisiert
die Angst und Schweigende. Alle haben Geheimnisse, alle dürfen oder können nicht, was
sie denken oder fühlen, sagen. Müller sagt darüber:
Wer nicht schlafen kann, hat ein schlechtes Gewissen, eine ungute Fracht im
Schädel liegen. Also hatte ich das, wußte nur nicht warum. Auch in der
Dorfnacht draußen war Tinte, sie zog den Boden und den Himmel weg. Nachts
schrieen die Grillen und die Frösche. Sie zeigten den Weg unter die Erde. Sie
sperrten das Dorf ins Echo einer Kiste (Müller, 2002).
Dass im Dorf Aberglauben herrschen, beweist auch die Erzählung, in der auf dem
Feld ein Blitz einen Man traf. Seine Frau heiratete danach ihren Schwager, der später auch
starb. Die Frau heiratete nach vielen Jahren wieder einen Mann aus dem Dorf und sie
hatten zusammen ein Kind. Niemand wollte aber sein Taufpate werden, denn die Leute
34
glauben, dass jeder, der mit dem Kind dieser Frau in Berührung kommt, sterben wird
(Jarošová, 2015).
Ein Mädchen geht mit ihrer Oma in die Kirsche. Es beobachtet in der Kirsche andere
Leute statt zu beten: den Orgeltreter, den Freund Lorenz, andere Kinder, den Pfarrer und
andere Dorfleute. Der Orgeltreter hat Prothese im Mund. Lorenz liebt in ein Mädchen und
ritzt mit seinen Nägeln ihren Namen in die Bank. Der Pfarrer predigt.
Wenn Ich-Erzählerin mit ihrem Großvater ins Tal geht, sieht sie oft einen Zug, der
voll von Fahrgäste ist. Der Zug kommt an, dann fährt weiter in die Stadt. Den Zug und die
Fahrgäste zu sehen regt sie auf. Sie winkt ihnen und die Fahrgäste winken zurück. Dieser
kleine Kontakt macht sie glücklich und macht ihr Hoffnungen betreffs an einem Tag auch
sie diesen kleinen Dorf und die Leute, die sie nicht lieben, verlassen könne. Das bedeutet
für sie auch Befreiung aus dem konservativen Lebensstil. Aber der Zug führt seine schönen
Frauen in die Stadt, und ich werde hier sterben neben einem Haufen Pferdemist, auf dem
die Fliegen brummen.
Nach der Ich-Erzählerin ist das Dorf keine Heimat. Sie liebt das nie. Sie betrachtet
die Dorfleute nur eine patriarchalische Gesellschaft, die die Frauen bedrückt, die Kinder
ignoriert, die Lebensbedingungen sehr schlecht ist und wegen ihrer nationalsozialistischen
Vergangenheit isoliert wird. Durch diese Beschreibung des Dorfes entsteht Herta Müller
ein Dorf, das mit eigenem sehr ähnlich ist und darum durch diese Ӓhnlichkeit hatte sie
auch eiene Gelegenheit um ihr selber Dorf zu kritisieren.
4. 5. Faule Birnen
In dieser Geschichte ist die Ich-Erzählerin ein Mädchen. Die Personen in der
Geschichte sind: der Vater, das Mädchen, die Tante und die Cousine. Der Vater hat Obst
und Gemüse im Auto zum Verkaufen. Das Mädchen geht mit seinem Vater, seiner Tante
und seiner Cousine in ein anderes Dorf. Dort bleiben sie in einem Haus im Wald. Sie
verbringen dort eine Nacht. Unterwegs beobachtete das Mädchen die Natur und die
Menschen, die sie treffen. Die Natur und die Menschen gefallen ihr. Im Auto bemerkt das
Mädchen die emotionale Beziehung zwischen dem Vater und der Tante. In der Nacht
haben der Vater und die Tante Geschlechtsverkehr und das Mädchen bemerkt auch das.
Am Morgen gehen der Vater und die Tante die Obst und Gemüse zu verkaufen. Das
Mädchen und seine Cousine blieben zu Hause und sprachen über Beziehungen. Nachdem
35
sie Obst und Gemüse auf dem Markt verkauft haben, kamen sie zurück nach Hause. Das
Mädchen konfrontiert diesmal mit dem Geschlechtsverkehr des Vaters und der Mutter.
Diese Erzählung exemplifiziert nicht nur im wörtlichen, sondern auch im
metaphorischen Sinne die doppelte Bewegung des Entfernens von der Heimat und des
Näherkommens an sie. Bei der Abreise wird das Dorf mit dem Adverb zuhause, bei uns
zuhaus (Müller, 2002: 95) durch die Possessivpronomen unser als Zugehörigkeitsraum
bezeichnet. Die Ich-Erzählerin erfährt dann aber zufällig, dass der Vater die Mutter
betrügt. Dies bildet den Wendepunkt der Erzählung. Die Enttäuschung über den Verrat
spiegelt sich in der Wahrnehmung der Topografien im Dorf wider. So ist die Rückkehr mit
Entfremdung verbunden. Dies wird auch auf sprachlicher Ebene konkretisiert.
4.6. Drückender Tango
In der Geschichte geht es um ein Ritual, das das Andenken des Vaters ist. Das
Andenken wird aus der Perpektive der Ich-Erzählerin erzählt. Der Vater ist schon
gestorben. An diesem Feiertag der Allerheiligen gehen die Dorfleute, unter denen Ich-
Erzählerin, ihrer Mutter und ihre Oma sich befinden, in den Friedhof, um den Vater zu
ehren. An disesem Tag trägt die Mutter ganz schwarze Kleidungen und Schuhe. Das Ritual
ist für die Mutter schmerzhaft. Auf dem Friedhof sieht die Ich-Erzählerin, dass die Mutter
und der Vater Tango tanzen. Das ist natürlich ein Traum. Tango ist hier ein Symbol für die
Diktatur und Tango tanzen bezeichnet wie eine Befreiung aus der Diktatur.
4.7. Das Fenster
In der Geschichte wird von einem heranwachsenden Mädchen erzählt. Die
Geschichte passiert in einem Dorf, wo Traditionen und Rituale wichtig sind. Auf den
Ritualen ziehen Frauen eine Tracht ein.
Es ist ein Dorffest. Das Mädchen bekleidet eine Tracht. In der Tracht fühlt das
Mädchen sich nicht gut. Es hat einen Freund: Peter. An diesem Dorffest tanzt es mit Peter.
Eigentlich interessiert es sich für einen anderen Jungen, Toni. Während es mit Peter tanzt,
träumt es, dass es mit Toni tanzt. Es sieht bei diesem Traum auch seine Mutter. Die Mutter
beobachtet es und diese Beobachtung weis darauf hin, dass das Mädchen mit den
Dorfregeln übereinstimmen muss. In der Geschichte geht es um Sexualität.
36
4.8. Der Mann mit der Zündholzschachtel
Zentralthema dieser Erzählung ist ein Feuer. Es ist unbekannt, woraus es
usgebrochen ist. Alle Belege richteten sich auf einen Mann, der in der Hand eine
Zündholzschachtel trägt. Das Feuer bricht immer sonntags. Es ist offensichtlich, dass das
Feuer bewusst ausgebrochen wird. Die Dorfleute bemühen sich darum, mit den
Feuerwehleuten das Feuer zu löschen.
Die Erzählung wird von der Ich-Erzählerin erzählt. Unter den Personen der
Erzählung ist auch der Vater, Dorfleute und Ich-Erzählerin zu zählen. Man glaubt daran,
dass der Mann mit der Zündholzschachtel einsam und unglücklich ist. Er hat keine
Familie, deshalb hasst er die glücklichen Menschen. Er zündet immer wieder etwas an, und
hilft dabei niemanden, das Feuer zu löschen.
4.9. Dorfchronik
In der Geschichte wird von einem Dorf erzählt, dessen Vergangenheit und
Gegenwart zuzammen vorstellt. Die Dorfleute, ihre Beziehungen, Lebensstile, die
Ausbildung im Dorf, die Exiztenzmittel des Dorfes werden in einer detaillierten Form
vorstellt. Im Dorf gibt es eine Schule und ein Lehrer. Die Kinder lernen in der Schule die
Nationen und Nationalismus. Es gibt auch ein Kindergarten, eine Erzieherin, eine Post,
eine Postfrau, ein Rathaus, ein Bürgermeister und ein Milizmann. In der ganzen
Geschichte erscheint ziemlich oft die Verbindung genannt werden. Diese Verbindung steht
im Kontrast zum Schweigen, denn im Dorf wird nicht oft gesprochen (Jarošová, 2015). Im
Dorf haben alle Menschen den gesunden Menschenverstand. Damit wird alles, was etwas
Neues und Fremdes ist, abgelehnt. Der gesunde Menschenverstand lässt sich jedoch durch
viele weitere Szenen bestreiten. Nicht nur in dieser Erzählung, sondern in vielen anderen
im ganzen Buch werden die Dorfleute oft als Betrüger oder Leute dargestellt, die Inzest
begangen haben (Jarošová, 2015).
4.10. Der deutsche Scheitel und der deutsche Schnurrbart
Ein Mann, der sein Dorf vor einer langen Zeit verlassen hat, besucht wieder dorthin.
Als er ins Dorf kam und bemerkte, dass das alte Dorf total verändert ist, fühlte er sich
37
einsam und verloren. Er spazierte auf den Straßen, aber er begegnete sich mit keinen
Bekannten. Auf die Strasse gab es keine Freunde und keine Verwandete mehr. Er versucht
mit jemanden zu sprechen aber niemand grüßte ihn. Es ist eine Überraschung für ihn. Er
geht in einen Friseurladen. Die alten Männer sitzen sich auf den Bänken und warten auf
rasieren. Die Männer sprechen so wenig und schlafen meistens. Sie möchten gleichen Haar
und Schnurrbartschnitt. Dass sie in gleicher Form Haar und Schnurrbartschnitte möchten,
assoziiert den Traum des Hitlers. Hitler wollte eine reine Deutschrasse entstehen. Die
Leute, die zu dieser Rasse gehören, müssten ähnlich sein: Mit blauen Augen, blond, und
sie müssen ein gemeinsames Ideal haben. Die im Dorf lebenden Männer gehören
wahrscheinlich der deutschsprachigen Minderheit in Rumanien, wie Herta Müller. Sie
wollen wahrscheinlich zu Hitler ähnlich sein.
Das Aussehen ist hier Ausdruck der Geisteshaltung. Der deutsche Scheitel
zeigt die braune Gesinnung der Dorfbewohner, er ist eine Art Huldigung an
ihren Führer Adolf Hitler und das dritte Reich, in dem alle, die hier leben,
steckengeblieben sind (Brodbeck, 2000: 52, zitiert aus Jarošová, 2015).
Der Friseur ruft: Der Nächste, komm! Es war der Name seines Vaters. Der Mann
versuchte mit ihm zu reden, aber der Vater gab keine Antwort. Nachdem er rasiert wurde,
ging der Vater hinaus und der Mann verfolgte ihm. Nach einer kurzen Zeit verlor er aus
den Augen. Der Mann suchte ihn im Dorf. Im ganzen Dorf fühlte der Mann einsam und
fremd. Er war total befremdet.
4.11. Der Überlandbus
Die Geschichte wird aus der Perpektive der Ich-Erzählerin erzählt. Die Ich-
Erzählerin und andere Fahrgäste fahren mit einem Überlandbus in die Stadt. Die Fahrgäste
reden miteinander. Es gibt Männer, Frauen, Kinder und der Chauffeur. Im Allgemeinen
sind sie Familie. Es gibt auch einen Zigeuner. Andere Frauen reden über den Zigeuner und
urteilen ihn. Die Männer trinken Schnaps und der Bus riecht Benzin, Schnaps und Urin.
Besonders sprechen die Frauen über das Geld. In dieser Geschichte treten manche
Eigenschaften tierisch und menschlich ineinander:
Verb gackern: Diese Schwäbinnen gackern wieder den ganzen Bus voll. und
Sie [die Hühner] gackern und fallen um und sind tot. Dasselbe gilt auch für das
Verb krepieren: Meiner Mutter sind alle [Hühner] bis auf drei krepiert. und Ist
38
ja besser, wenn sie [die Männer] krepieren, dann hat man seine Ruh (Jarošová,
2015).
Vorurteile, Stereotype und Fremdzuschreibungen lassen sich auch exemplarisch in
der Erzählung nachweisen. Darin werden Vorurteile und Diffamierungen gegenüber
Zigeunern und »Walachen« in Satzfetzen der Reisenden im Überlandbus geäußert, die
verdeutlichen, wo die Linien der Abgrenzung verlaufen. Sie bleiben als Beschimpfungen
und Polemik im Raum stehen und werden nicht ausgehandelt, so dass es auch zu keiner
Überwindung ethnozentristischer Positionen kommen kann. Die Figuren werden meist
indirekt, d. h. über andere Figuren charakterisiert. Da es keinen auktorialen bzw.
heterodiegetischen Erzähler gibt, entsteht kein verlässliches Bild von den beschriebenen
Figure. (Kegelmann, 2017).
4.12. Mutter, Vater und der Kleine
Diese Erzählung geht um eine Ferien einer Familie, die aus dem Vater, der Mutter
und dem Kind besteht. Sie sind in einem Hotel am Schwarzen Meer. Der Vater trägt einen
Anzug und eine Krawatte. Die Bezihung unter den Familienmitgliedern sind kalt und
gefühllos. Der Vater flirtet in der Kantine mit einer Kellnerin. Die Mutter wird nervös und
böse darauf. Der Vater ist stumm und die Mutter ist konservativ. Das Kind befleckt das
Kleid der Mutter. Der Vater möchte Bier trinken aber die Mutter verbietet es. Die Mutter
behandelt dem Kind nicht freundlich. Aus dieser Verhaltensweise versteht man, dass Herta
Müller auch in dieser Geschichte ihre Familie reflektiert hat.
Weil als das Kind das Kleid der Mutter befleckt, verprügelt die Mutter es. Darauf
weint das Kind. Weil es weint, wird es wieder von der Mutter verprügelt. Diese
Verhaltensweise befindet sich auch in Niederungen. Da könnte nicht auch das Mädchen so
offensichtlich weinen. Zu Hause war verboten, ohne Grund zu weinen. Es weint in der
Toilette stumm und sollte niemand es hören.
Nach dem Essen geht die Familie ins Zimmer. Der Vater und das Kind schlafen. Die
Mutter schreibt gefühllos eine Postkarte über Ferien. Die Postkarte hat wie die Beziehung
der Familie keine Emotion.
39
4.13. Die Straßenkehrer
In dieser Geschichte erwähnt man aus der Perspektive Ich-Erzählerin von den
Straßenkehrern. Ich-Erzählerin geht in der Nacht spazieren und schaut die Umwelt.
Wahrscheinlich ist sie betrunken. Sie sieht die Straßenkehrer während der Auskehrung.
Der Lenker fährt ein Auto und bemerkt nicht die Ich-Erzählerin in der Dunkelheit. Er fährt
fast die Ich-Erzählerin über. Die Ich-Erzählerin wird inspriert davon. Sie träumt die
Straßenkehrer als sie:
die Straßen aus der Stadt, das Wohnen aus den Häusern, die Gedanken aus
den Köpfen, die Schritte aus dem Gehen auskehren (Jarošová, 2015).
Die Straßenkehrer erfüllen in Herta Müllers Texte eine poetische Funktion: Sie
verbinden das Lebende mit dem Toten, das Immaterielle mit dem Materiellen, das
Städtische mit dem Ländlichen usw. Der gewöhnliche Sinn dieser Unterscheidungen wird
weggefegt (Verfremdung). Durch die Wiederholung wird der Abstand zwischen den
Worten und den Kontexten, auf die sich die Worte beziehen, vergrößert. Es geht z.B. nicht
um die Darstellung realer oder auch nur vorstellbarer Straßenkehrer (Jarošová, 2015).
4.14. Schwarzer Park
Die Erzählung Schwarzer Park wurde in der Zeit, als Herta Müller vom
Geheimdienst verfolgt wurde und vorsichtig sein musste, veröffentlicht. Aus diesem Grund
gehört diese Geschichte zu den am meisten verschlüsselten Erzählungen dieses Buches
(Jarošová, 2015).
Anfang der Geschichte scheint von niemandem erzählt zu werden. Im Text wird
keine einzige Person genannt. Die Handlung wird nur mithilfe von Verben dargestellt. Die
nur in den Infinitiven gebildeten Verben drücken Distanz und Verlust von Identität aus. Im
Kontrast zu den in den Hauptsätzen stehenden Infinitiven, stehen die Nebensätze, die eine
Tätigkeit in der dritten Person Singular ausdrücken (Jarošová, 2015).
4.15. Arbeitstag
Die letzte und kürzeste Erzählung des Buches schildert einen acht stündigen
Arbeitstag. Der Erzähler beschreibt den Tag ausführlich. Diese Beschreibung bringt in den
40
Sinn Kafkas Arbeitsmonoton. Herta Müller richtet aber mit dieser Erzählung ihre Kritik an
kommunistische Gesellschaft, indem sie die Arbeitsmoral thematisiert.
5. EMPIRISCHER TEIL
In diesem Teil der Arbeit haben wir alle Redensarten und Sprichwörter, die im Werk
Niederungen von Herta Müller festgestellt sind, gelistet und nach Methode der Arbeit
interpretiert. Es ist von Bedeutung, in diesem Teil zuerst die Bedeutung der gelisteten
Sprichwörter und Redensarten zu klären, danach festzustellen, ob im Hintergrund dieser
Verwendung die deutsche oder rumänische Kultur steht.
5.1. Liste der Sprichwörter und Redensarten
Die Erzählung
Sprichwort
Redensart
Bedeutung
Herkunft
Die Grabrede
Dein Vater hat viele
Tote auf dem
Gewissen (S 8)
- viele Tote auf dem
Gewissen haben
schuld sein;
jemandem Böses
angetan haben;
jemanden ermordet
haben; etwas
zerstört haben; für
etwas
Unrechtmäßiges
verantwortlich sein
Im deutschen
Sprachraum gibt
es ein solches
Idiom und
verwendet man
im Allgemeinen.
Die Grabrede
Die Augen stiegen
mir durch die Kehle
in den Kopf (S 10)
- die Augen durch
die Kehle steigen
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen
Sprachgebiet.
Höchstwahrschein
lich kommt es aus
dem rumänischen
41
Sprachraum ins
Deutsche.
(Übertragen)
Die Grabrede
Aus den
Mundwinkeln rann
mir Blut auf die
Schultern (S 10)
- die Blut aus
Mundwinkeln auf
die Schulter rennen
Dieses Idiom wird
im Deutschen
Sprachgebiet
nicht gebraucht.
(Übertragen)
Die Grabrede
Das Feuer leckte
und fraß (S 11)
-das Feuer lecken
und fressen
Dieses Idiom
befindet sich nicht
im Deutschen.
Deshalb hat
Müller es
höchstwahrschein
lich aus dem
Rumänischen
übertragen.
Die Grabrede
Ich habe so viel
Schnaps im Bauch,
wieviel
Grundwasser in den
Gräbern ist (S 9)
- Grundwasser in
den Gräbern sein
Im Deutschen
begegnet man
nicht zu diesem
Idiom. Deshalb ist
es
höchstwahrschein
lich aus dem
Rumänischen ins
Deutsche
transportiert
worden ist.
Niederungen
Es brennt bis in die
völlig; durch und
durch; vollständig
Im Deutschen
befindet sich ein
42
Knochen (S 17)
-bis in die Knochen
brennen
solches Idiom und
wird sehr oft
verwendet.
Niederungen
Katzenjunge
werden in
Puppenkleider
gebunden, in die
Wiege geschnürt
und in den Schlaf
geschaukelt (S 18)
-in den Schlaf
schaukeln
schlafen
Es ist ein
deutsches Idiom.
Niederungen
gehen sie noch
immer durchs Leere
(S 18)
-durchs Leere gehen
nutzlos sein;
wirkungslos bleiben
Im deutschen
Sprachraum wird
dieses Idiom
verwendet.
Niederungen
Er stand wie ein
Pfahl (S 19)
-wie ein Pfahl
stehen
Einfachso,
unbeweglich
bleiben
Es ist ein
deutsches Idiom.
Niederungen
Seitdem es mich
gibt... (S 20)
- jemanden geben
am Leben sein
Im Deutschen
wird dieses Idiom
verwendet.
Niederungen
kommt ins
Weinen.... (S 20)
-ins Weinen
kommen
beginnen zu weinen
Im Deutschen
Sprachgebiet
befindet sich kein
solches Idiom.
Darum kann man
sagen, dass dieses
43
Idiom
wahrscheinlich
aus dem
Rumänischen ins
Deutsche
übertragen
worden ist.
Niederungen
Ich biß die Zähne
und zerdrückte das
Lied. (S 21)
-die Zähne
zusammenbeißen
etwas
Unangenehmes (z.
B. Schmerzen)
ertragen ; sich
zusammennehmen /
beherrschen /
überwinden ;
durchhalten
Im Deutschen
wird dieses Idiom
häufig gebraucht.
Niederungen
Ihre Augen sind
trunken von so viele
Weide. (S 24)
-die Augen trunken
sein
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom. Deshalb
kommt es
höchstwahrschein
lich aus dem
Rumänischen
Sprachgebiet ins
Deutsche.
Niederungen
Wenn nachts der
Schlaf verscheucht
war von meiner
Angst.... (S 25)
- von Angst
verscheuchen
wegen der Angst
nicht schlafen
können
Dieses Idiom gibt
es im deutschen
Sprachraum.
Niederungen
Ich kriegte
Gänsehaut von
emporstehen
Im Deutschen
wird dieses Idiom
44
ihrem Blick. (S 25)
-Gänsehaut kriegen
meistens mit dem
Verb bekommen
verwendet. Die
Verwendung wie
Gänsehaut
kriegen ist
deshalb
ungewöhnlich.
Müller überträgt
in diesem Idiom
nur das Verb
kriegen vom
Rumänischen.
Niederungen
in Berührung
komme. (S 27)
-in Berührung
kommen
In der Beziehung
oder im Kontakt
bleiben
Dieses Idiom
befindet sich im
Deutschen
Sprachgebiet.
Aber es hat fast
kein
Verwendungsbere
ich.
Niederungen
Der Tod werde auch
ihn nehmen (S 27)
-jemanden der Tod
nehmen
sterben
Im deutschen
Sprachraum wird
diesem Idiom
häufig begegnet.
Es hat einen
breiten
Verwendungsbere
ich.
Niederungen
Es wachsen
Schwielen darin
und Wasserblasen,
heiß und hart, in
klopfen, stark weh
tun.
Im Deutschen
befindet sich
dieses Idiom, aber
wird nicht so
45
denen der Schmerz
hämmert. (S 28)
-der Schmerz
hämmern
häufig verwendet.
Niederungen
So wenig Leben,daß
auch das Blut blaß
bleibt. (S 28)
-blass bleiben
Bleich, farblos
bleiben.
Dieses Idiom gibt
es im deutschen
Sprachraum. Die
Verwendung des
Idioms mit dem
Begriff „Blut“ ist
ungewöhnlich,
und das ist eine
Übertragung aus
einer anderen
Kultur.
Niederungen
Die Nacht war am
Frieren. (S 31)
-am Frieren sein
sehr stark frieren
Das ist eine
ungewöhnliche
Sprachverwendun
g, die
überwiegend in
der Poesie
verwendet wird
(Siehe, Balcı,
2012).
Niederungen
Ich fühlte das
Messer an meiner
Kehle. (S 31)
-jemandem das
Messer an die Kehle
setzen
jemanden
bedrängen, zu etwas
zwingen; jemandem
eine Entscheidung
aufzwingen
Im deutschen
Sprachraum hat es
einen breiten
Verwendungsbere
ich.
Niederungen
Die Kälte frisst an
alles mitbringen
Zu diesem Idiom
46
den Häusergibeln
mit ihrem Salz. (S
32)
-mit dem Salz
fressen
trifft man nicht im
Deutschen. Es ist
höchstwahrschein
lich Rumänisch.
Niederungen
Den Kürbissen wird
das Mark
ausgeschabt. (S 34)
-ausschaben
Die Kürbissen und
das Mark trennen
Im Deutschen gibt
es ein solches
Idiom.
Niederungen
Im ausgehöhlten
Kopf meines Vaters
hat sich die Kerze
zu Ende genarrt. (S
35)
-die Kerze zu Ende
narren
Im Deutschen
Sprachgebiet gibt
es kein solches
Idiom.
Höchstwahrschein
lich hat Müller es
aus dem
Rumänischen
transportiert.
Niederungen
Der Sommer ist
hoch oben. (S 37)
-der Sommer hoch
oben sein
extrem heiß
Im Deutschen
Sprachbereich
gibt es ein solches
Idiom.
Niederungen
wenn es Mittag
läutet (S 37)
-Mittag läuten
Mittagsstunde sein
Im Deutschen
trifft man häufig
zu diesem Idiom.
Niederungen
Ihre Blicke wurden
leer, die Kleider
klebten ihr an der
sinnlose Blicke
Im deutschen
Sprachraum
befindet sich
47
Haut... (S 39)
-leere Blicke haben
dieses Idiom.
Niederungen
Das Unkraut war
wild und wucherte
und brannte in allen
Farben der
Verschwendung (S
40)
-in allen Farben
in allen Teilen
Es gibt im
Deutschen dieses
Idiom.
Niederungen
Der Hunger flatterte
(S 41)
-der Hunger flattern
Ausbreitung vom
Hunger
Im Deutschen
trifft man nicht zu
diesem Idiom.
Darum ist es
höchstwahrschein
lich aus dem
Rumänischen
transportiert
worden.
Niederungen
Der Tag ist nichts
als eine riesengroße
Anstrengung. (S 43)
-der Tag nicht als
eine riesengroße
Anstrengung sein
ganzen Tag für
etwas arbeiten,
bemühen
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom. Deshalb
kommt es
höchstwahrschein
lich aus dem
Rumänischen
Sprachgebiet ins
Deutsche.
Niederungen
Draußen tobte ein
Gewitter (S 47)
-ein Gewitter toben
wettern
Zu diesem Idiom
begegnet man im
Deutsch
Sprachgebiet.
48
Niederungen
Jeden Abend
ertrank der Sommer
rücksichtslos mitten
im Dorf (S 47)
-der Sommer
ertrinken
Dieses Idiom
befindet sich im
Deutschen nicht.
Niederungen
Es wurde überall
sackdunkel und
totenstill (S 47)
-sackdunkel und
totenstill
sehr dunkel und
schweigend
Das Idiom
totenstill befindet
sich im
Deutschen
Sprachgebiet,
aber das Idiom
sackdunkel
befindet sich
nicht.
Höchstwahrschein
lich ist dieses
Idiom aus dem
Rumänisch ins
Deutsche
transportiert
worden.
Niederungen
Ich hatte viel nasses
Gras im Hals (S 47)
-viel nasses Gras im
Hals haben
wegen etwas nicht
sprechen können
Im Deutschen
Sprachgebiet gibt
es kein solches
Idiom.
Niederungen
Ich habe Angst, daß
ich ein Kind kriege
von dir (S 48)
- von jemanden ein
von jemanden ein
Kind haben
Im Deutschen ist
es dieses Idiom.
49
Kind kriegen
Niederungen
Ich kam oft ins
Laufen (S 49)
-ins Laufen
kommen
anfangen
Im Deutschen
trifft man sehr
häufig zu diesem
Idiom.
Niederungen
Großmutter streute
Mehl auf den Teig,
walkte ihn lang und
breit (S 49)
- lang und breit
ausführlich; in allen
Einzelheiten
Dieses Idiom
befindet sich im
Deutschen. Es
wird häufig
gebraucht.
Niederungen
Aber hier sitzt sie
so reglos und macht
ein steinhartes
Gesicht. (S 52)
-ein steinhartes
Gesicht machen
einen bestimmten
Gesichtsausdruck
machen, um ein
bestimmtes Gefühl
auszudrücken
Im Deutschen
Sprachraum
befindet sich ein
solches Idiom.
Niederungen
und keine Beine
mehr am Leibe hat
und weitergehen
muß auf dem
Gesicht (S 54)
- am Leibe Beine
haben
- auf dem Gesicht
weitergehen
nicht mehr laufen
können
Im Satz gibt es
zwei Idiome. Das
erste ist: keine
Beine haben.
Dieses Idiom gibt
es im Deutschen,
und verwendet
man oft. Das
zweite ist: auf
dem Gesicht
weitergehen.
Dieses Idiom
befindet sich nicht
im Deutschen.
50
Niederungen
Lorenz packt auch
während der Messe
dieser harte
trockene Husten (S
55)
-trockener Husten
so leicht nicht
husten können
Dieses Idiom gibt
es im Deutschen.
Es verwendet man
oft.
Niederungen
Die Chorfrauen
drehen singend die
Köpfe nach ihm um
und schneiden
verärgerte Gesichte
(S 55)
-Gesicht schneiden
seinem Gesicht
einen bestimmten
Ausdruck verleihen
Im Deutschen
trifft man zu
diesem Idiom. Es
hat einen
begrenzenden
Verwendungsbere
ich.
Niederungen
Vaters Hände
griffen den
gelogenen Wörtern
nach, und taten alles
was sie taten,
überzeugend (S 56)
-den gelogenen
Wörtern
nachgreifen
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom. Deshalb
kann man sagen,
dass es aus dem
Rumänischen
Sprachgebiet
stammt.
Niederungen
Der Tierarzt trank
auch das achte Glas
Schnaps in einem
Zug leer,... (S 57)
-ein Glas in einem
Zug / Zuge leeren
ein Glas auf einmal/
ohne abzusetzen
austrinken
Dieses Idiom gibt
es im Deutschen
Sprachgebiet.
Niederungen
... und hatte dabei
kein Gesicht im
Im Deutschen gibt
es kein solches
51
Gesicht (S 57)
-Gesicht im Gesicht
haben
Idiom.
Höchstwahrschein
lich ist es aus dem
Rumänischen
transportiert
worden.
Niederungen
Die Luft war heiß
und leer (S 58)
- die Luft heiß und
leer sein
Das ist eine
ungewöhnliche
poetische
Sprachverwendun
g.
Niederungen
Ein Dorf voll
fremder Hunde....
(S 58)
-ein Dorf voll
so viel
Diesem Idiom
begegnet man im
deutschen
Sprachraum.
Niederungen
Als ich im Sterben
lag, wachte ich auf.
(S 58)
-im Sterben liegen
sterben
Im Deutschen
befindet sich
dieses Idiom.
Niederungen
In Kleider ist man
ein Mensch, und
ohne Kleider ist
man keiner. (S 60)
- In Kleider ein
Mensch sein, und
ohne Kleider keiner
sein
Diese
Verwendung
bringt in den Sinn
die Aussage
„Kleider machen
Leute“, die auch
im Werk
Gottfried Keller
thematisiert ist
(Siehe: Ünal und
Yücedağ, 2015).
Hier ist ein
52
Hinweis auf
gesellschaftliche
Moral. Aber
Müller
thematisiert mit
dieser
Verwendung
nicht die
Gesellschaft,
sondern das
Individuum.
Niederungen
Sie weiten die
großen fischkalten
Augen, ...., in dem
der Teufel gelähmt
hinter der Tür im
Spiegel steht. (S 62)
-fischkalte Augen
haben
trübe Augen haben
Dieses Idiom gibt
es im Deutschen.
Aber es hat nicht
so einen großen
Verwendungsbere
ich.
Niederungen
... damit die Gebete
der Lebenden und
die Seele des Toten
in den Himmel
kommen (S 62)
- die Seele in den
Himmel kommen
ins Paradies
kommen
Im deutschen
Sprachraum trifft
man zu diesem
Idiom sehr haufig.
Niederungen
Der Mond fällt und
fällt. (S 63)
-der Mond fallen
und fallen
Dieses Idiom
befindet sich nicht
im Deutschen.
Darum hat Müller
es wahrscheinlich
53
aus dem
Rumänischen
übertragen.
Niederungen
... bis Gott ihnen
das Leben nimmt
und den Tod
schenkt, sondern
sich ohne
Gottesfurcht das
Leben nehmen.... (S
63)
- der Gott das
Leben nehmen
-das Leben nehmen
der Gott nimmt das
Leben: sterben;
das Leben nehmen:
zum Selbstmord
begehen.
Beide Idiome sind
deutsch.
Niederungen
... und ließ sich naß
werden bis auf die
Haut (S 64)
-bis auf die Haut
nass sein
völlig durchnässt
sein
Im Deutschen gibt
es dieses Idiom.
Niederungen
Ich fror an den
Fersen und an den
Waden. (S 65)
-an den Fersen und
an den Waden
frieren
stark frieren
Zu diesem Idiom
begegnet man
nicht im
Deutschen
Sprachgebiet.
Deshalb kann
man sagen, dass
es aus dem
Rumänischen
Sprachgebiet
54
übertragen
worden ist.
Niederungen
Ich fror an den
Augäpfeln. (S 65)
-an etwas frieren
Es gibt kein
solches Idiom im
Deutschen.
Niederungen
dann überlief es
mich heiß und kalt.
(S 66)
-jemandem heiß
und kalt überlaufen
jemand spürt
plötzliche
Aufregung ;
jemandem schaudert
es
Im Deutschen
begegnet man zu
diesem Idiom. Es
verwendet man
häufig.
Niederungen
Ich mußte einmal
für einmal wißen,
(S 67)
-einmal für einmal
Im Deutschen
Sprachgebiet
befindet sich nicht
dieses Idiom.
Niederungen
.., aber ich hatten
den Mund so voller
Zunge, daß ich kein
einziges Wort
hervorbrachte. (S
67)
-den Mund so voller
Zunge haben
verstummen
Im Deutschen
trifft man nicht zu
diesem Idiom.
Niederungen
... ich blieb
kerzengerade auf
dem Stuhl sitzen. (S
67)
- kerzengerade
bleiben
feststehend bleiben
Dieses Idiom gibt
es im Deutschen.
Niederungen
Er kroch in die
Im Deutschen
55
Buchstaben (S 68)
- in die Buchstaben
kriechen
Sprachgebiet trifft
man nicht zu
diesem Idiom.
Niederungen
Mutter kam aus
dem Schuften nicht
heraus. (S 69)
-aus dem Schuften
nicht
herauskommen
viel arbeiten
Dieses Idiom
befindet sich nicht
im Deutschen. Es
kommt
wahrscheinlich
aus dem
Rumänisch.
Niederungen
Von diesem Sand
hat Mutter eines
Nachts geträumt,
und morgens hat sie
den Traum erzählt
und dabei gekichert,
aber seine Bilder
standen wund auf
ihrer Haut. (S 69)
-auf der Haut wund
stehen
Im Deutschen
Sprachgebiet trifft
man nicht zu
diesem Idiom.
Niederungen
... die im Winter zur
Welt kamen, .. (S
70)
- auf die / zur
Weltkommen
geboren werden
Im Deutschen
befindet sich
dieses Idiom.
Niederungen
Gutes Essen macht
Sorgen vergessen.
(S 68)
-gutes Essen Sorgen
Dieses Idiom
befindet sich im
Deutschen
Sprachgebiet.
56
vergessen machen
Aber im
Deutschen wird
dieses Idiom
meistens mit dem
Verb lassen
verwendet. Die
Verwendung
machen ist
ungewöhnlich.
Müller überträgt
in diesem Idiom
nur das Verb
machen vom
Rumänischen.
Niederungen
.... und der
Besenbinder stieg
aus dem Schlaf. (S
70)
-aus dem Schlaf
steigen
aus dem Schlaf
erwachen
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
deutschen
Sprachraum.
Niederungen
Morgenstund hat
Gold im Mund. (S
74)
-Morgenstund im
Mund Gold haben
Der Morgen ist die
beste Zeit, um eine
Arbeit zu beginnen;
Wer frühmorgens
mit dem Arbeiten
beginnt, schafft
mehr
Im Deutschen
befindet sich
dieses Idiom. Es
wird oft
verwendet.
Niederungen
Ich reiße dir die
Ohren aus dem
Kopf. (S 74)
zerstören durch
verprügeln
Ähnliches Idiom
gibt es im
Deutschen; Ich
reiße dir den Kopf
57
-die Ohren aus dem
Kopf reißen
ab. Oder Ich reiße
dir noch die
Ohren ab.
Obwohl es im
Deutschen ein
ähnliches Idiom
gibt, übertragt
Müller dieses
Idiom aus dem
Rumänischen.
Niederungen
..,daß man das
ganze Dorf
darinsieht, wie im
Spiegel des
Wassers. (S 74)
-im Spiegel des
Wassers
man sieht aus, wie
es ist
Im deutschen
Sprachraum trifft
man zu diesem
Idiom.
Niederungen
Sie sehen aus, als
wäre es aus Wasser.
(S 74)
-als wäre aus
Wasser
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom. Es kommt
höchstwahrschein
lich aus dem
Rumänischen
Sprachgebiet.
Niederungen
Mutter kann die
Toten, die im
Himmel sitzen, mit
ihren Händen
berühren. (S 75)
- im Himmel sitzen
Im Paradies sein.
Es ist ein
deutsches Idiom.
Niederungen
Ihr halbes Gesicht
sehr groß und
Dieses Idiom gibt
58
ist groß und kalt
wie ein halber
Mond. (S 75)
- wie ein halber
Mond groß und kalt
sein
bedeutungslos
es nicht im
Deutschen.
Deshalb kann
man sagen, dass
die Autorin es aus
dem
Rumänischen ins
Deutsche
übertragen hat.
Niederungen
Es war hoher
Mittag. (S 78)
-Hoher Mittag sein
Der Moment, der
die Sonne am
Höhepunkt ist.
Im Deutschen
Sprachgebiet trifft
man zu diesem
Idiom.
Niederungen
..., daß es einen
ganzen Regen
trinken kann, wenn
es Durst hat. (S 81)
-den ganzen Regen
trinken
Im deutschen
Sprachraum trifft
man nicht zu
diesem Idiom.
Höchstwahrschein
lich kommt es aus
dem
Rumänischen.
Niederungen
.., und sie fiel vom
Schlaf in den
Halbschlaf und vom
Halbschlaf in den
Schlaf. (S 83)
-in den Schlaf fallen
Es ist ein
deutsches Idiom,
das aber meisten
mit dem Verb
geraten (in den
Halbschlaf
geraten)
gebraucht wird.
Niederungen
... leerte Großmutter
drei Mohnköpfe auf
einmal in den Hals.
Gleichzeitig, ohne
Unterbrechung
essen
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen.
59
(S 84)
-auf einmal in den
Hals leeren
Niederungen
... und man fiel
davon in einen
langen
krähenschwarzen
Schlaf (S 84)
- der
krähenschwarze
Schlaf
in einen bleiernen /
schweren Schlaf
fallen/ tief / fest
schlafen
Im Deutschen
befindet sich kein
solches Idiom.
Aber das Adjektiv
schwarz zu
betonen benutzt
man im
Deutschen die
Verwendung
rabenschwarz in
Anlehnung an die
Haare.
Niederungen
... bekommt immer
einen Schnupfen
aus Waßer und Glas
... (S 85)
- aus Waßer und
Glas Schnupfen
bekommen
Im deutschen
Sprachraum trifft
man nicht zu
diesem Idiom.
Niederungen
Das Glück frißt uns
das Leben. (S 86)
-das Glück das
Leben fressen
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom.
Niederungen
Den Kamillen fallen
die feinen weißen
Zähne aus. (S 87)
- die feine weiße
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom.
60
Zähne ausfallen
Niederungen
... und das
Hämmern reißt mir
die Sätze vom
Gesicht. (S 87)
- die Sätze vom
Gesicht reißen
Vom Gesicht
verstehen, was
jemand denkt.
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom. Aber die
Verwendung wie
vom Gesicht
ablesenweist auf
gleiche
Bedeutung hin.
Niederungen
Ich widersetze mich
ihrem mohntiefen
Schlaf ... (S 90)
-mohntiefen Schlaf
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen
Sprachgebiet.
Tiefer Schlaf wird
assoziiert mit dem
Mohn, welches
im Deutschen
ungewöhnlich ist.
Niederungen
Vogelschwärme
zerreißen das
Wasser. (S 90)
-das Wasser
zerreißen
Das Idiom
befindet sich im
Deutschen.
Niederungen
Wenn sie schlief,
rächelte sie, als
hätte sie noch jetzt
den sibirischen
Wind in der Kehle...
(S 93)
- den sibirischen
Wind in der Kehle
stark Erkältung
Das Idiom
befindet sich nicht
im Deutschen.
61
haben
Niederungen
Ich fiel in ein
großes Tintenfass.
(S 94)
- in ein großes
Tintenfass fallen
Es ist ein
deutsches Idiom.
Faule Birnen
Sie schlägt vor der
Kirche ein Kreuz (S
95)
- Kreuz schlagen
das Kreuzzeichen
über Stirn und Brust
machen
Im deutschen
Sprachraum gibt
es ein solches
Idiom. Es
verwendet man
häufig.
Faule Birnen
Oben in den
Wolken stehen die
Felder kopf. (S 95)
-kopfstehen
viel los sein;
durcheinander sein;
sich ins Gegenteil
verkehren;
aufgeregt sein
Im Deutschen gibt
es ein solches
Idiom.
Faule Birnen
Käthe hat keine
Arme und kein
Gesicht. (S 97)
- keine Arme und
kein Gesicht haben
Schämend
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen
Sprachgebiet.
Faule Birnen
Der Bach lallt. (S
98)
-der Bach lallen
Hunger haben
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom.
Faule Birnen
Der Vater steigt
barfuß ohne Fersen
die schmalen
Holztreppen hoch.
(S 98)
auf den Fersen nicht
treten
Dieses Idiom gibt
es nicht im
Deutschen.
62
-ohne Fersen
steigen
Faule Birnen
Die Wolken hängen
voll mit roten
Schnüren. (S 99)
- Die Wolken voll
mit roten Schnüren
hängen
Zu diesem Idiom
begegnet man
nicht im
Deutschen.
Faule Birnen
Käthe reißt mit
weißen Händen die
Blätter von den
Stielen und hat kein
Gesicht. (S 101)
-kein Gesicht
haben
gefühllos bleiben
Dieses Idiom
befindet sich im
Deutschen in
seiner Bedeutung,
anstatt haben mit
dem Verb
machen. Deshalb
kann man sagen,
dass das Verb
haben aus dem
Rumänischen
kommt.
Faule Birnen
Die Mutter schaut
mit schnurgeraden
Blicken auf Vaters
Rock (S 102)
- mit schnurgeraden
Blicken schauen
glotzen, intensiv
ansehen
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen.
Faule Birnen
Der Schlaf ist
schwarz unter den
Lidern. (S 103)
- der Schlaf unter
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom.
63
den Lidern schwarz
sein
Drückender Tango
Ich habe den Schlag
der Glocke unterm
Haar. (S 105)
-den Schlag der
Glocke unterm Haar
haben
effektiv fühlen
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom.
Drückender Tango
Ich habe den
Knoten, der am
Strick der Glocke
schaukelt, in der
Kehle. (S 105)
-der Knoten in der
Kehle haben
Im Deutschen
Sprachgebiet gibt
es kein solches
Idiom..
Drückender Tango
Wo Vaters tiefe
Augen sind, ist jetzt
das rotenfleischte
Herz der lächelnden
Maria. (S 105)
- das rotenfleischte
Herz
Zu diesem Idiom
begegnet man
nicht im
Deutschen.
Drückender Tango
Heute haben wir
unsere toten Seelen
Kerwei. (S 106)
-tote Seelen Kerwei
haben
Dieses Idiom
befindet sich nicht
im Deutschen.
Drückender Tango
Die Wolken sind
aus schwarzem
Dieses Idiom
befindet sich nicht
im Deutschen
64
Damast. (S 108)
-die Wolken aus
schwarzem Damast
sein
Sprachgebiet.
Drückender Tango
Vater ist unsere tote
Seele. (S 108)
- tote Seele von
jemanden sein
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen
Sprachgebiet.
Drückender Tango
Vater hat heute
Kerwei. (S 108)
-Kerwei haben
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom.
Das Fenster
Ich schwimme um
Peter und meine
Knie sind aus Blei.
(S 111)
-Füße / Beine wie
Blei haben
vor Erschöpfung
kaum noch gehen
können/ die Füße
sind schwer wie
Blei: man ist
erschöpft
Im Deutschen
befindet sich ein
solches Idiom.
Das Fenster
Seine Augen drehen
sich wie im Krug
der Wein. (S 111)
-die Augen wie im
Krug der Wein
drehen
Im Deutschen gibt
es kein solches
Idiom.
Das Fenster
Die Zunge fällt mir
in den Mund. (S
112)
-die Zunge in den
Mund fallen
Zu diesem Idiom
begegnet man
nicht im
Deutschen.
65
Der Mann mit der
Zündholzschachtel
Ich stehe im Hof
und die Beine
wachsen mir aus
dem Hals. (S 114)
- die Beine aus dem
Hals wachsen
Das Idiom gibt es
nicht im
Deutschen
Sprachgebiet.
Der Mann mit der
Zündholzschachtel
Ich habe nichts als
diese zugeschnürte
Kehle. (S 114)
-etwas einem die
Kehle zuschnüren
jemandes Kehle
schnürt sich
zusammen;
jemandes Kehle ist
wie zugeschnürt :
jemand hat Angst
;jemand gerät in
Panik ; jemand
bekommt keine Luft
mehr ; jemand
verspürt einen
krampfartigen
Schmerz in der
Kehle ; jemand ist
entsetzt
Im Deutschen
befindet sich ein
solches Idiom.
Der Mann mit der
Zündholzschachtel
... doch sie werden
mich zu Tode bellen
(S 114)
-sich zu Tode bellen
z. B. schämen /
fürchten /
erschrecken / ärgern
/ arbeiten /
langweilen: äußerst;
sehr stark ;
übermäßig
Im Deutschen gibt
es ein solches
Idiom.
Der Mann mit der
Zündholzschachtel
Mein Vater nahm
ihren Schrei in den
etwas aussprechen
Im Deutschen gibt
es dieses Idiom.
66
Mund. (S 114)
-etwas in den Mund
nehmen
Der Mann mit der
Zündholzschachtel
Mein Vater nahm
ihren Schreck in die
Augen. (S 114)
-den Schreck in die
Augen nehmen
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen
Sprachgebiet.
Dorfchronik
Die Postfrau kennt
alle Briefe inwendig
und auswendig (S
122)
- etwas in-
undauswendig
kennen
etwas gründlich
kennen
Im Deutschen
befindet sich
dieses Idiom.
Der deutsche
Scheitel und der
deutsche
Schnurrbart
Es gibt keine
Sprichwörter und
Redensarten.
Der Überlandbus
Dieses Getränk hat
so manchen unter
die Erde gebracht.
(S 133)
-jemanden unter die
Erde bringen
jemandes Tod
verschulden
Im Deutschen gibt
es dieses Idiom.
Der Überlandbus
Ja aber die
krepieren erst, wenn
sie einem das Leben
gefressen haben. (S
Im Deutschen gibt
es ein solches
Idiom.
67
133)
-das Leben fressen
Vater, Mutter und
der Kleine
Vater reißt die
Geduld. (S 135)
- jemandem die
Geduld reißen
der Geduldsfaden :
jemand wird
ungeduldig / wütend
Im Deutschen gibt
es ein solches
Idiom. Es
verwendet oft.
Vater, Mutter und
der Kleine
Vaters Augen
werden milchig und
eiskalt, und Mutters
Augen werden dick
und heiß. (S 135)
- milchig und
eiskalt
Trüb und
bedeutungslos, tot,
unfreundlich
Zu diesem Idiom
trifft man nicht im
Deutschen.
Vater, Mutter und
der Kleine
.., die Kellnerin sind
....., die es zu nichts
bringen auf dieser
Welt. (S 136)
-jemanden / ein
Baby / Kind zur
Weltbringen: ein
Kind / Baby
gebären / es zu
nichts bringen
erfolglos / arm
bleiben; keine
Karriere machen
Im Deutschen
befindet sich
dieses Idiom. Es
hat einen großen
Verwendungsbere
ich.
Die Straßenkehrer
Es gibt keine
Sprichwörter und
Redensarten.
Schwarzer Park
Über Flaschen
steigen, die noch
von gestern auf dem
Teppich stehen. (S
Übrigbleiben, Rest,
Überrest
Dieses Idiom gibt
es nicht im
deutschen
Sprachraum.
68
140)
- von gestern auf
dem Teppich stehen
Arbeitstag
Es gibt keine
Sprichwörter und
Redensarten.
5.2. Datenanalyse
Wir haben in diesem Teil der Arbeit Analyse der oben festgestellten Redensarten und
Sprichwörter zur Hand genommen. Bevor wir die Ergebnisse zum Ausdruck bringen,
möchten wir über dem analysierten Werk kurz rezensieren.
Das Werk Niederungen von Herta Müller (2002) besteht insgesamt aus 15
Erzählungen mit unterschiedlicher Länge. Es ist bemerkenswert und interessant
auszudrücken, dass im Werk keine Sprichwörter festgestellt sind. Dagegen ist die Rede
von gebrauchten 111 Redewendungen. Es ist nicht eine geringe Zahl, auf 135 Seiten 111
Redensartgebrauch aufzutreten.
Unter 111 Redensarten sind 59 Redensarten (%53) aus dem rumänischen
Sprachgebiet ins Deutsche transformiert und das bildet mehr als Halbezahl der gesamten
Redensarten. Diese Raten zeigen eindeutig, dass in den Hintergründen der analysierten
Idiome rumänisches Kulturerbe der Autorin steht.
Die Bedeutungen mancher Redensarten waren uns völlig unklar, weil sie aus dem
rumänischen Kulturkreis stammten. Wir möchten hier einige Beispiele aus den im
Deutschen nicht vorhandenen Redensarten vorstellen: die Augen durch die Kehle steigen,
die Blut aus Mundwinkeln auf die Schulter rennen, Grundwasser in den Gräbern sein, der
Sommer ertrinken, Gesicht im Gesicht haben, in die Buchstaben kriechen, den ganzen
Regen trinken, die Kerze zu Ende narren und die Beine wachsen mir aus dem Hals.
Wir haben auch einige Redensarten festgestellt, derer Bedeutungen nur aus dem
gesamten Kontext verstehbar sind: mit dem Salz fressen: alles mitbringen, der Hunger
flatterte: Ausbreitung vom Hunger, viel nasses Gras im Hals haben: wegen etwas nicht
sprechen können, an den Fersen und an den Waden frieren: stark frieren, den Mund so
69
voller Zunge haben: verstummen, aus dem Schuften nicht herauskommen: viel arbeiten, auf
einmal in den Hals leeren, gleichzeitig, ohne Unterbrechung essen, den sibirischen Wind in
der Kehle haben: stark Erkältung, von gestern auf dem Teppich stehen, übrigbleiben, Rest,
Überrest, den Schlag der Glocke unterm Haar haben: effektiv fühlen, der krähenschwarze
Schlaf: in einen bleiernen / schweren Schlaf fallen/ tief / fest schlafen. Im Deutschen
befindet sich kein solches Idiom. Aber das Adjektiv schwarz zu betonen benutzt man im
Deutschen die Verwendung rabenschwarz in Anlehnung an die Haare.
Andererseits stammen 52 Redensarten (%47) aus dem deutschen Sprachgebiet und
spiegeln die deutsche Kultur. Z.B. viele Tote auf dem Gewissen haben: schuld sein;
jemandem Böses angetan haben; jemanden ermordet haben; etwas zerstört haben; für
etwas Unrechtmäßiges verantwortlich sein, bis in die Knochen brennen: völlig; durch und
durch; vollständig, in den Schlaf schaukeln: schlafen, durchs Leere gehen: nutzlos sein;
wirkungslos bleiben, wie ein Pfahl stehen: einfach so, unbeweglich bleiben, ins Weinen
kommen: beginnen mit dem Weinen, die Zähne zusammenbeißen: etwas Unangenehmes (z.
B. Schmerzen) ertragen; sich zusammennehmen / beherrschen / überwinden; durchhalten,
von Angst verscheuchen: von Angst verscheuchen, in Berührung kommen: In der
Beziehung oder im Kontakt bleiben, jemandem das Messer an die Kehle setzen: jemanden
bedrängen, zu etwas zwingen; jemandem eine Entscheidung aufzwingen, ins Laufen
kommen: anfangen, lang und breit: ausführlich; in allen Einzelheiten, ein steinhartes
Gesicht machen: einen bestimmten Gesichtsausdruck machen, um ein bestimmtes Gefühl
auszudrücken, trockener Husten: so leicht nicht husten können, ein Glas in einem Zug /
Zuge leeren: ein Glas auf einmal/ ohne abzusetzen austrinken, fischkalte Augen haben, die
Seele in den Himmel kommen: ins Paradies kommen, bis auf die Haut nass sein: völlig
durchnässt sein, kerzengerade bleiben: feststehend bleiben, Morgenstund hat Gold im
Mund: Der Morgen ist die beste Zeit, um eine Arbeit zu beginnen; Wer frühmorgens mit
dem Arbeiten beginnt, schafft mehr, im Spiegel des Wassers: man sieht aus, wie es ist, im
Himmel sitzen: Im Paradies sein, jemanden unter die Erde bringen: jemandes Tod
verschulden.
Die 52 malige Gebräuche von deutschen Redensarten zeigen eindeutig, dass die
Autorin Müller, obwohl sie aus Rumänien stammt und mit rumänischer Sprache aufwacht,
die deutsche Sprache genauso wie die Rumänische gut beherrscht.
Wir haben auch einige Redensarten festgestellt, die lexikalischen und/oder verbalen
Unterschiede zeigen; bzw. sie sind in deutscher Sprache vorhanden, werden aber mit einem
70
anderen Wort oder Verb gebraucht. Im Folgenden geben wir für diesen Redensart-
Gebrauch einige Beispiele:
Gänsehaut kriegen: bedeutet emporstehen. Im Deutschen wird dieses Idiom
meistens mit dem Verb bekommen verwendet. Die Verwendung wie Gänsehaut
kriegen ist deshalb im deutschen Sprachgebiet ungewöhnlich. Müller überträgt in
diesem Idiom nur das Verb kriegen vom Rumänischen.
blass bleiben: bedeutet bleich, farblos bleiben. Dieses Idiom gibt es im
deutschen Sprachraum. Die Verwendung des Idioms mit dem Begriff Blut ist aber
ungewöhnlich, und das ist eine Übertragung aus einer anderen Kultur.
Gutes Essen macht Sorgen vergessen: Dieses Idiom befindet sich im
Deutschen Sprachgebiet. Aber im Deutschen wird dieses Idiom meistens mit dem
Verb lassen verwendet. Die Verwendung machen ist ungewöhnlich. Müller
überträgt in diesem Idiom nur das Verb machen vom Rumänischen.
Ich reiße dir die Ohren aus dem Kopf: bedeutet zerstören durch verprügeln.
Ähnliches Idiom gibt es im Deutschen; Ich reiße dir den Kopf ab. Oder Ich reiße
dir noch die Ohren ab. Obwohl es im Deutschen ein ähnliches Idiom gibt,
übertragt Müller dieses Idiom aus dem Rumänischen.
in den Schlaf fallen: Es ist ein deutsches Idiom, das aber meisten mit dem
Verb geraten (in den Halbschlaf geraten) gebraucht wird.
die Sätze vom Gesicht reißen: Vom Gesicht verstehen, was jemand denkt.
Im Deutschen gibt es kein solches Idiom. Aber die Verwendung wie vom Gesicht
ablesen weist auf gleiche Bedeutung hin.
kein Gesicht haben: bedeutet gefühllos bleiben. Dieses Idiom befindet sich
im Deutschen als kein Gesicht machen. Deshalb kann man sagen, dass das Verb
haben aus dem Rumänischen transportiert ist.
Im Werk Niederungen haben wir auch zwei Sprachverwendung festgestellt, die
formal wie ein Idiom zu sehen sind. Die sind aber ungewöhnliche Sprachverwendung, die
71
überwiegend in der Poesie verwendet werden (Siehe, Balcı, 2012): Die Nacht war am
Frieren / Die Luft war heiß und leer.
6. SCHLUSSFOLGERUNGEN
Die vorliegende Arbeit, die sich thematisch auf die Verwendung von Redensarten
und Sprichwörter im Werk Niederungen basiert, besteht aus sechs (6) Kapiteln. In der
Arbeit wurden die Fragen behandelt: Welche sprachlichen Besonderheiten hat Herta
Müller? In welchem Sinn und in welchem Maß verwendet Herta Müller in ihren Werken
die Redensarten und Sprichwörter? Haben die von Herta Müller verwendeten Redensarten
und Sprichwörter einen soziokulturellen Hintergrund? Welche? Spuren welcher Kultur
sind in Müllers Redensarten und Sprichwörter zu stehen?
Nach Analyse der gelisteten Redensarten sind wir zum folgenden Schluss
gekommen:
Herta Müller verwendet in ihren Werken eine hohe Zahl von Redensarten. Z.B. nur
in ihrem kurzen Werk (135 Seite) Niederungen verwendet sie 111 Redensarten. Diese
hohe Verwendung von Redensarten bestimmt ihren eigenen Schreibstil.
%53 der festgestellten Redensarten stammen aus der rumaenischen Kultur und
Sprache. Die Bedeutung dieser Redensarten ist meistens dem nicht rumaenischen Leser
deshalb völlig unklar, weil Müller sie aus Rumaenischen ins Deutsche unmittelbar
übertraegt ist. Die Redensarten wie die Augen durch die Kehle steigen, die Blut aus
Mundwinkeln auf die Schulter rennen, Grundwasser in den Gräbern sein, der Sommer
ertrinken, Gesicht im Gesicht haben, in die Buchstaben kriechen, den ganzen Regen
trinken, die Kerze zu Ende narren und die Beine wachsen mir aus dem Hals bilden
Beispiele dafür.
Einige Redensarten sind dagegen nur aus dem gesamten Kontext verstehbar.
Beispiele dafür sind mit dem Salz fressen, der Hunger flatterte, viel nasses Gras im Hals
haben, an den Fersen und an den Waden frieren,den Mund so voller Zunge haben etc.
72
Diese Redensarten sind dem deutschen Leser nicht total fremd, sondern ihre Bedeutungen
können aus dem Kontext vermuten.
Eine andere Gruppe der Redensarten zeigen lexikalische und/oder verbale
Unterschiede. Solche Redensarten sind in deutscher Sprache vorhanden, werden aber mit
einem anderen Wort oder Verb zum Ausdruck gebraucht. Z.B. Gänsehaut kriegen wird im
Deutschen meistens mit dem Verb bekommen verwendet. Aber die beiden Versionen
spiegeln die gleiche Bedeutung. Ein anderer Beispiel dafür ist Gutes Essen macht Sorgen
vergessen. Dieses Idiom wird im Deutschen Sprachgebiet meistens mit dem Verb lassen
verwendet. Die Verwendung machen ist ungewöhnlich. Müller überträgt in diesem Idiom
vom Rumänischen nur das Verb machen.
Wir haben festgestellt, dass 52 Redensarten (%47) aus dem deutschen Sprachgebiet
stammten und sich auf die deutsche Kultur und sprache beruhten. Beispiele dafür sind viele
Tote auf dem Gewissen haben, bis in die Knochen brennen, in den Schlaf schaukeln, ins
Weinen kommen, die Zähne zusammenbeißen,von Angst verscheuchen, in Berührung
kommen, jemandem das Messer an die Kehle setzen etc.
Zusammenfassend laesst sich also sagen, dass Herta Müller in ihren Werken viele
Redensarten gebraucht. Das zeigt eindeutig, dass sie in ihrer Literatur unter dem sozio-
kulturellen Einfluss der rumaenischen Kultur und Sprache bleibt. Es ist in ihren Werken,
mit Hilfe der Verwendeten Redensarten, die unmenschlichen Bilder der Ceausescu-Zeit zu
lesen.
73
7. LITERATURVERZEICHNIS
Akdoğan, M. (1965). Almanca-Türkçe deyimler sözlüğü: 5000 deyim. Öğretim Yayınevi.
Apel, F. (2002). Wahrheit und Eigensinn. Herta Müllers Poetik der einen Welt. In: Herta
Müller, Text und Kritik, hg.v. Heinz Ludwig Arnold, VII/02, H.155, München, S.
39-48.
Arnold, H. L. (Hg.) (2002). Text+Kritik, Heft 155, München: Richard Boorberg Verlag.
Balcı, U. (2012). Şiir Dilinde Sapma ve Alışılmamış Bağdaştırmaların Çevirisi. The
Journal Of Academic Social Science Studies, 52(5), 43-53.
Balcı, U. (2017). Kurzbuch zur Prüfung ÖABT. İjopec Publication: Londra.
Balcı, U. & Akgün, M. (2018). Emine Sevgi Özdamar’ın Mutterzunge Adlı Eserindeki
Kalıp İfadeler ve Türkçe Çevirisindeki Karşılıkları. Social Sciences Studies
Journal, 4(19), 2097-2103.
Bauer, K. (2017). Körper und Geschlecht. In Herta Müller-Handbuch(pp. 205-213). JB
Metzler, Stuttgart.
Brittnacher, H. R. & Klaue, M. (2008). Unterwegs Zur Poetik des Vagabundentums im 20.
Jahrhundert, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien.
Cengiz, S. (2010). Göç, Kimlik Ve Edebiyat. Journal of World of Turks/Zeitschrift für die
Welt der Türken, 2(3), 185-193.
Cooper, T. (2009). Herta Müller: Between myths of belonging. The Exile and Return of
Writers from East-Central Europe: A Compendium, 475-496.
Dağabakan, D. (2018). Herta Müller'in 'Yürekteki Hayvan', 'Tilki Daha O Zaman Avcıydı'
ve 'Tek Bacaklı Yolcu' romanlarında sosyo politik panorama
[Gesellschaftspolitisches Panorama in den Romanen "Das Land der grünen
74
Pflaumen", "Schon damals war der Fuchs der Jäger" und "Reisen auf einem Bein"
von Herta Müller]. Atatürk Üniversitesi / Sosyal Bilimler Enstitüsü / Alman Dili
ve Edebiyatı Anabilim Dalı, Unveröffentliche Doktorarbeit.
Dunker, A. (2017). Collagen. In Herta Müller-Handbuch(pp. 71-78). JB Metzler, Stuttgart.
Ecker, G. (2017). Grenzen. In Herta Müller-Handbuch (pp. 202-205). JB Metzler,
Stuttgart.
Eddy, B. D. (2013). A Mutilated Fox Fur: Examining the Contexts of Herta Müller’s
Imagery in Der Fuchs war damals schon der Jäger. Herta Müller, 84-98.
Eke, N. O. (2002). Schönheit der Verwund(er)ung. Herta Müllers Weg zum Gedicht, in
Herta Müller, Text und Kritik, hg.v. Heinz Ludwig Arnold, VII/02, H.155,
München, S.76.
Eke, N. O.,& Buchhandlung, J. M. (Eds.). (2017). Herta Müller-Handbuch. JB Metzler
Verlag. S 227-235.
Frankenfeld, C. (2017). Rumäniendeutsche Literatur. In Herta Müller-Handbuch(pp. 137-
144). JB Metzler, Stuttgart.
Gürsoy, Y. (2013). Romancı Yönüyle Herta Müller. Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für
Germanistik, 1 (2), 16-28.
Gürsoy, Yüksel (2013): Romancı Yönüyle Herta Müller, Ankara Üniversitesi Sosyal
Bilimler Enstitüsü Alman Dili ve Edebiyatı Anabilim Dalı, Yayımlanmamış
Doktora Tezi, Ankara
Gürsoy, Y. (2015). Kongressbericht über den X. Internationalen Kongress der Germanisten
Rumäniens. Diyalog Interkulturelle Zeitschrift Für Germanistik, 3(2), 101-104.
Haines, B., & Marven, L. (Eds.). (2013). Herta Müller. Oxford University Press.
Hoffmann, N. (2018). Dokumentenanalyse in der Bildungs- und Sozialforschung:
Überblick und Einführung (Grundlagentexte Methoden). Beltz Verlag.
75
İlkhan, İ. (2012). Postmodern Edebiyatta İşlevsellik Ve İnsan Unsurunun
Konumlandırılması/Functıonalıty And Place Of Human In The Postmodern
Lıterature. Selçuk Üniversitesi Edebiyat Fakültesi Dergisi (SEFAD)/Selçuk
University Journal of Faculty of Letters, (27), 109-116.
Jarošová, A. (2015). Stilmittel in der Prosa von Herta Müller "Niederungen". Ein
Vergleich des deutschen Originals mit der tschechischen Übersetzungen "Nížiny".
Masaryk–Unıversıtät Philosophische Fakultät Institut für Germanistik, Nordistik
und Nederlandistik. Diplomarbeit.
Kagel, M. (2017). Tod. In Herta Müller-Handbuch(pp. 221-227). JB Metzler, Stuttgart.
Kegelmann, R. (2017). Figurenkonstellationen. In Herta Müller-Handbuch(pp. 176-184).
JB Metzler, Stuttgart.
Köhnen, R. (2002). Terror und Spiel. Der autofiktionale Impuls in frühen Texten Herta
Müllers. na.,in: Herta Müller, Text und Kritik, hg.v. Heinz Ludwig Arnold,
VII/02, H.155, München.
Köhnen, R. (2017). Visualität und Textualität. In Herta Müller-Handbuch(pp. 190-200).
JB Metzler, Stuttgart.
Kreich, J. (1988). Wissensbasierte Dokumentanalyse. In: Mustererkennung. Springer:
Berlin, Heidelberg. S. 326-332.
Marişescu, T. (2010). Raumfigurationen in Herta Müllers Niederungen “. Raum und
Zeit, 1, 70-81.
Marisescu, T. (2011). Ortswechsel: Über Herta Müller. andererseits, 2(1).
Øye, K. (2008). "... jeder gebührt ein anderer Name." Fremdheit und Identität in Herta
Müllers Reisende auf einem Bein (Master's thesis, The University of Bergen).
McGowan, M. (2017). Reisende auf einem Bein. In Herta Müller-Handbuch(pp. 25-30).
JB Metzler, Stuttgart.
76
Mieder, W. (1995). Deutsche Redensarten, Sprichwörter und Zitate: Studien zu ihrer
Herkunft, Überlieferung und Verwendung. Praesens.
Moyrer, M. (2017). Herztier. In Herta Müller-Handbuch(pp. 41-49). JB Metzler, Stuttgart.
Müller, H. (2002). Wenn wir schweigen, werden wir unangenehm wenn wir reden,
werden wir lächerlich, in: Herta Müller, Text und Kritik, hg.v. Heinz Ludwig
Arnold, VII/02, H.155, München, S. 6-17.
Müller, H. (2009). Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate
steht. Wallstein-Verlag.
Müller, H. (2011). Tischrede. In: Dies., Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel.
München: Carl Hanser.
Müller, J. (2017). Frühe Lyrik. In Herta Müller-Handbuch (pp. 68-71). JB Metzler,
Stuttgart.
Müller, J. (2017). Frühe Prosa. In Herta Müller-Handbuch(pp. 14-24). JB Metzler,
Stuttgart.
Müller, P. (2002). Fluchtlinien der erfundenen Wahrnehmung. Strategien der
Überwachung und minoritäre Schreibformen in Herta Müllers Roman „Heute
wäre ich mir lieber nicht begegnet”. In: Arnold, H. L. (Hg.) (2002). Text+Kritik,
Heft 155, München:Richard Boorberg Verlag.
Nentwig-Gesemann, I. (2001). Die Typenbildung der dokumentarischen Methode. In: Die
dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. VS Verlag für
Sozialwissenschaften. S. 275-300.
Neubauer, V. (2013). Zum Heimatbegriff bei Herta MüllerWeibliche Heimat? (Doctoral
dissertation, uniwien).
Nubert, R.,& ROMIŢAN, A. M. D. Das Bild der Diktatur in Herta Müllers Roman
HerztierMit besonderer Berücksichtigung der sprachlichen mittel.
77
Overath, A. (2002). Emblematische Not. Die Reporterin Herta Müller. In: Arnold, H. L.
(Hg.) (2002). Text+Kritik, Heft 155, München:Richard Boorberg Verlag.
Øye, K. (2008). "... jeder gebührt ein anderer Name." Fremdheit und Identität in Herta
Müllers Reisende auf einem Bein (Master's thesis, The University of Bergen).
Öztürk, A. O. & Balcı, U. (2005). Herta Müller’de Biçem [Zum literarischen Stil von Herta
Müller]. In: Cemal ldız/Latif Beyreli (Hrsg) (2006): V. Internationales
Symposium für Sprache, Literatur und Stilistik. Marmara Üniversität, Atatürk
Fakultät für Erziehungswissenschaften, Band II, Ankara: Pegem/A Yayıncılık, S.
618-626.
Öztürk, A. O.,& Balcı, U. (2006). Herta Müller ve Emine Sevgi Özdamar’da Dilsel
Yapıların Kullanımı. II. Uluslar arası Karşılaştırmalı Edebiyatbilim Kongresi.
Kuram-Alımlama Estetiği ve Yeni Yaklaşımlar. 7-8 Eylül 2006, Sakarya, Kongre
Bildirileri, 35-49.
Öztürk, A.O. & Balcı, U. (2015). Interkulturelle Aspekte der Rezeptıon von Herta Müller
in der Türkei. . Internationale Konferenz: Interkulturelle und transkulturelle
Dimension im linguistischen, kulturellen und historischen Kontext, Univerzita
Pardubice, 1, 105-120.
Öztürk, A.O. & Balcı, U. (2016). Nobel Ödüllü Alman Yazar Herta Müller’in Türkıye’de
Alımlanması Üzerıne. V. Uluslararası Karsılastırmalı Edebiyat Bilimi Kongresi,
42, 210-225.
Patrut, I. K. (2017). Paul Celan. In Herta Müller-Handbuch (pp. 152-156). JB Metzler,
Stuttgart.
Pontzen, A. (2017). Der Fuchs war damals schon der Jäger. In Herta Müller-Handbuch(pp.
31-40). JB Metzler, Stuttgart.
Savaş, M. (2011). Karşılaştırmalı Yazınbilim Çerçevesinde Herta Müller, Elke Schmitter,
Saliha Scheinhardt Ve Feridun Zaimoğlu'nun Birer Eserinde Kadın İmgesine
Eleştirel Yaklaşım. (Yayınlanmamış Doktora Tezi). Adana: Çukurova
Üniversitesi Sosyal Bilimler Enstitüsü.
78
Scherl, W. (1985). Datenstruktur und statistische Modelle zur Dokumentanalyse. In:
Mustererkennung. Springer: Berlin, Heidelberg. S. 262-266.
Schulte, S. (2017). Blicken und Schreiben (Der› Fremde Blick‹). In Herta Müller-
Handbuch (pp. 185-190). JB Metzler, Stuttgart.
Sievers, W. (2017). Deutschsprachige Rezeption in Rumänien und Mitteleuropa. In: Herta
Müller-Handbuch (pp. 248-252). JB Metzler, Stuttgart.
Sievers, W. (2017). Internationale Rezeption. In Herta Müller-Handbuch(pp. 253-257). JB
Metzler, Stuttgart.
Steinecke, H. (2017). Atemschaukel. In Herta Müller-Handbuch(pp. 59-67). JB Metzler,
Stuttgart.
Sterbling, A. (2008). " Am Anfang war das Gespräch": Reflexionen und Beiträge zur"
Aktionsgruppe Banat" und andere literatur-und kunstbezogene Arbeiten. Krämer.
Sterbling, A. (2018). Aktionsgruppe banatoder ähnlich so. In: Ästhetischer Widerstand
gegen Zerstörung und Selbstzerstörung. Springer VS, Wiesbaden. 209-220.
Tuncer, C. (2019). Danıel Kehlmann’ın “Ben Ve Kamınskı” Romanında Ahlaki
Başkalaşım:(Ben) Cillikten (Diğer) Kâmlığa Geçiş. Humanitas, 7(13), 99-111.
Ünal, A. & Yücedağ, G. (2015). Gottfried Keller’in “Kleider Machen Leute” Adlı Eserinin
Manevi Bilim Yöntemine Göre İncelenmesi. Akademik Bakış Uluslararası
Hakemli Sosyal Bilimler Dergisi, (50), 48-59.
Wander, K. F. W. (1870). Deutsches Sprichwörter-Lexikon: ein Hausschatz für das
deutsche Volk (Vol. 2). Brockhaus.
Weidenhiller, U. (2017). Heute r ich mir lieber nicht begegnet. In Herta Müller-
Handbuch (pp. 50-58). JB Metzler, Stuttgart.
Wernli, M. (2017). Poetikvorlesungen. In Herta Müller-Handbuch(pp. 79-90). JB Metzler,
Stuttgart.
79
Wertheimer, J. (2002). Im Papierhaus wohnt die Stellungnahme. Zu Herta Müllers Bild-
Text-Collagen. In: Arnold, H. L. (Hg.) (2002). Text+Kritik, Heft 155,
München:Richard Boorberg Verlag.
White, J. J. (2002). A Romanian German in Germany: The Challenge of Ethnic and
Ideological Identity in Herta Müller’s Literary Work. Coming Home to Germany,
171-187
Wichner, E. (2002). Herta Müllers Selbstverständnis. In: Arnold, H. L. (Hg.) (2002).
Text+Kritik, Heft 155, München:Richard Boorberg Verlag.
Willeke, S. (2017). Shoah und Gulag. In Herta Müller-Handbuch(pp. 214-220). JB
Metzler, Stuttgart.
Zhang, P. (2015). Das Dorfbild in Herta Müllers Niederungen. Literaturstraße.
Chinesisch-deutsche Zeitschrift für Sprach-und Literaturwissenschaft, 16, 249-
264.
Zierden, J. (2002). Deutsche Frösche. Zur Diktatur des Dorfes bei Herta Müller. na.,in:
Herta Müller, Text und Kritik, hg.v. Heinz Ludwig Arnold, VII/02, H.155,
München.
80
Kişisel Bilgiler
Ad Soyad : Tomris KAPLAN
Doğum Yeri : Ahlat
Doğum Tarihi : 20.03.1989
Medeni Hali : Bekar
EĞİTİM VE AKADEMİK BİLGİLER
Ortaöğretim : Yabancı Dil Ağırlıklı Lise (Söke Lisesi) Söke/ AYDIN (2007)
Lisans : Trakya Üniversitesi, Almanca Öğretmenliği (2012)
Yabancı Diller : Almanca, İngilizce
MESLEKİ BİLGİLER
Ergani Süleyman Nazif Anadolu Lisesi (DİYARBAKIR) - Almanca Öğretmeni (2014-
Devam Ediyor)
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Chapter
Full-text available
Despite her two novel translations, Herta Müller was not a well-known writer in Turkey before 2009. After the 2009 Nobel Prize in Literature, she came to the Turkish literature circles’ attention. In this paper, taking the year 2009 as a turning point, we aim to present Herta Müller’s reception in Turkey. We are not going to comment on the works of Müller, since we focus on the reception of the writer. However, some concepts such as dictatorship, the political history of Romania, Autofiction, totalitarian Ceauşescu regime, etc. will become prominent. We are going to consider the scientific works of the Turkish Germanists and popular critics first, and then some newspaper articles. It will be interesting to determine which specific crosscultural points of Herta Müller that focused by Turkish literature criticism are. Keywords: Nobel Prize, interculturality, reception, Herta Müller, literary quality.