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Ingo Pies Diskursversagen durch moralische Vor-und Fehl-Urteile -Die ordonomische Perspektive

Authors:
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Abstract

This article shows how the ordonomic research program constructively criticizes moral prejudices, in particular intentionalistic and moralistic fallacies, and thus – as ethics – makes constructive contributions to counter discourse failures with the help of superior arguments.
Ingo Pies
Diskursversagen durch moralische Vor- und
Fehl-Urteile – Die ordonomische Perspektive
Diskussionspapier Nr. 2021-06
des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,
hrsg. von Ingo Pies,
Halle 2021
Haftungsausschluss
Diese Diskussionspapiere schaffen eine Plattform, um Diskurse und Lernen zu fördern. Der
Herausgeber teilt daher nicht notwendigerweise die in diesen Diskussionspapieren geäußer-
ten Ideen und Ansichten. Die Autoren selbst sind und bleiben verantwortlich für ihre Aussa-
gen.
ISBN 978-3-96670-089-4 (gedruckte Form)
ISBN 978-3-96670-090-0 (elektronische Form)
ISSN 1861-3594 (Printausgabe)
ISSN 1861-3608 (Internetausgabe)
Autoranschrift
Prof. Dr. Ingo Pies
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Wirtschaftswissenschaftlicher Bereich
Lehrstuhl für Wirtschaftsethik
Große Steinstraße 73
D-06108 Halle
Tel.: +49 (0) 345 55-23420
Fax: +49 (0) 345 55 27385
Email: ingo.pies@wiwi.uni-halle.de
Korrespondenzanschrift
Prof. Dr. Ingo Pies
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Wirtschaftswissenschaftlicher Bereich
Lehrstuhl für Wirtschaftsethik
Große Steinstraße 73
D-06108 Halle
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Email: ingo.pies@wiwi.uni-halle.de
Diskussionspapier 2021-06
III
Kurzfassung
Dieser Artikel zeigt auf, wie das ordonomische Forschungsprogramm moralische Vor-
und Fehl-Urteile, insbesondere in Form intentionalistischer und moralistischer Fehl-
schlüsse, konstruktiv kritisiert und damit – als Ethik konstruktive Beiträge liefert, einem
Diskursversagen mit überlegenen Argumenten entgegenzutreten.
Schlüsselbegriffe: Ordonomik, Wachstum, De-Growth, Klimapolitik, Moralparadoxon
der Moderne, Diskursversagen
Abstract
This article shows how the ordonomic research program constructively criticizes moral
prejudices, in particular intentionalistic and moralistic fallacies, and thus as ethics
makes constructive contributions to counter discourse failures with the help of superior
arguments.
Keywords: ordonomics, growth, de-growth, climate politics, moral paradox of modernity,
discourse failure
Diskursversagen durch moralische Vor- und Fehl-Urteile
Die ordonomische Perspektive
Ingo Pies0F
*
Aus der Perspektive eines Beobachters gesellschaftlicher Lernprozesse lassen sich zwei
Arten von Rechtsstaatskritik unterscheiden: Die erste Art bezieht sich auf echte Miss-
stände, also etwa auf verfehlte Gesetze, auf die Überlastung der Gerichte, auf Richter-
Willkür usw. Die zweite hingegen speist sich eher aus einer tiefgreifenden emotionalen
Ablehnung grundlegender Funktionsprinzipien rechtsstaatlicher Prozeduralität. Man
denke etwa an Rachegefühle, an den Hang zur Selbstjustiz, an exzessive Wutausbrüche
gegenüber Rechtsanwälten, die sich Mühe geben, Verbrecher bestmöglich zu verteidigen
– oder an die Forderung, die Todesstrafe wieder einzuführen. Für ein aktuelles Beispiel
aus den USA sei auf die stark polarisierenden Stellungnahmen verwiesen, mit denen auf
den Freispruch für Kyle Rittenhouse reagiert wurde.1F
1
Ganz analog lassen sich zwei Arten von Kapitalismuskritik unterscheiden. Die erste
Art bezieht sich auf echte Missstände, also etwa auf Massenarbeitslosigkeit oder Umwelt-
verschmutzung oder Korruption. Die zweite hingegen speist sich eher aus einer tiefgrei-
fenden emotionalen Ablehnung grundlegender Funktionsprinzipien marktwirtschaftli-
cher Prozeduralität. Man denke etwa an das Ungerechtigkeitsempfinden, an die Hassge-
fühle und Aggressionen, die freigesetzt werden, wenn sich Bürger als Opfer von für sie
ungünstigen Preisänderungen wahrnehmen, z.B. in Form von steigenden Lebensmittel-
preisen oder steigenden Mieten. Für ein aktuelles Beispiel aus den USA sei auf den merk-
würdigen Befund verwiesen, dass pandemiebedingte Preissteigerungen einerseits als Wu-
cher der Unternehmen abgelehnt und andererseits als Lohnsteigerung für Pflegemitarbei-
ter begrüßt werden.2F
2
Von Rechtsethikern würde man nun nicht unbedingt erwarten, dass sie sich von der
(oft demonstrativ zur Schau gestellten) Authentizität moralischer Wutreaktionen beein-
drucken lassen, und schon gar nicht, dass sie Emotionalität argumentativ gegen die kalte
Systemrationalität des Rechtsstaats ins Spiel bringen, ohne dessen prozedurale Gleichbe-
handlungslogik Verfahrensgerechtigkeit nicht zu haben wäre. Bei Wirtschaftsethikern ist
das oft anders. Von ihnen wird vielfach erwartet, dass sie sich die moralischen Impulse
zur Kapitalismuskritik zu eigen machen – und argumentativ unterstützen.
Jedoch ist Ethik – verstanden als wissenschaftliche Moraltheorie – konstitutiv darauf
angewiesen, eine gewisse Distanz zu ihrem Gegenstand einzunehmen. Jedenfalls ist es
nicht ihre Aufgabe, sich unkritisch stets auf die Seite moralischer Emotionen zu schlagen.
Vielmehr hat sie die grundlegende Ambivalenz der Moral zu bedenken.
Vor diesem Hintergrund bearbeitet das Forschungsprogramm der Ordonomik3F
3
zwei
spiegelbildliche – zwei distinkte, aber sich wechselseitig ergänzende Fragestellungen.
* Ich widme diesen Aufsatz dem Andenken an Klaus Lüderssen. Es handelt sich um die schriftliche Ausar-
beitung eines Vortrags, der am 27.11.2021 im Rahmen der Tagungsreihe „Economy, Criminal Law, Ethics
(ECLE XI) in Frankfurt am Main gehalten wurde.
1
Für eine philosophische bzw. juristische Einordnung vgl. Huemer (2021) bzw. Sullivan (2021).
2
Vgl. Reese und Pies (2021).
3
Vgl. Pies (2008), (2009a), (2009b), (2012), (2015) und (2018). Für die sozialwissenschaftlichen Grund-
lagen vgl. Pies (1993), (2000), (2001) und (2016).
2
Diskussionspapier 2021-06
Die Ordonomik analysiert erstens die Moraltauglichkeit moderner Gesellschaftsstruktu-
ren, und sie analysiert zweitens die Gesellschaftstauglichkeit moderner Moralkommuni-
kation.
In diesem Aufsatz steht allein die zweite Fragestellung im Vordergrund. Es soll erläu-
tert und veranschaulicht werden, wie die Ordonomik als Wirtschaftsethik eine wissen-
schaftlich fundierte Moralkritik betreibt. Zu diesem Zweck wurde folgende Vorgehens-
weise gewählt.
Abschnitt 1 erläutert den Ansatzpunkt der ordonomischen Moralkritik: die Identi-
fikation moralischer Vor- und Fehl-Urteile, die insbesondere in Form intentiona-
listischer und moralistischer Fehlschlüsse auftreten.
Abschnitt 2 illustriert diese Fehlschlüsse und ihre Kritik anhand zahlreicher
Beispiele.
Abschnitt 3 reflektiert die Bedeutung dieser Moralkritik für das Gelingen bzw.
Misslingen gesellschaftlicher Lernprozesse und argumentiert, dass intentionalisti-
sche und moralistische Fehlschlüsse ein Diskursversagen bewirken können, wel-
ches ein Politikversagen und Marktversagen nach sich ziehen kann.
Der abschließende Ausblick formuliert einige Thesen zur interdisziplinären Ver-
ständigung.
I. Der Ansatzpunkt ordonomischer Moralkritik
In der empirischen Moralforschung ist es weit verbreitet, den Menschen als biologisches
Wesen mit einer evolutionären Entwicklungsgeschichte zu betrachten und dann zu ana-
lysieren, wie seine körperliche Ausstattung (inklusive Gehirn und Gefühlshaushalt) his-
torisch entstanden ist, wie sie funktioniert und mit welchen Funktionsdefiziten zu rechnen
ist, weil unsere Körper mitsamt ihren Kognitionsapparaturen im Zeitablauf für ganz an-
dere Problemstellungen selegiert wurden als jene, die in den Interaktionsumwelten einer
modernen Gesellschaft zu bewältigen sind. Das Paradigma dieser Forschung sind Pas-
sungsdefizite, also Mismatch-Probleme.4F
4
Ein aktuelles Beispiel für diese Art von Forschung liefert ein Aufsatz, der den empi-
rischen Befund dokumentiert, dass Menschen bei der moralischen Bewertung von politi-
schen Projekten dazu neigen, der zugrunde liegenden Intention der Politiker einen größe-
ren Stellenwert beizumessen als den tatsächlichen Projektergebnissen. Die Probanden
stützen ihr Moral-Urteil offenbar eher auf eine Motivationsheuristik als auf eine fakten-
orientierte Kosten-Nutzen-Analyse. Die Autoren der Studie führen dies auf ein Pas-
sungsdefizit zurück und schreiben: „Folk moral judgments of policies’ propensity to de-
part from consequentialism may be explained in terms of a mismatch between our
evolved psychology and the biologically novel demands of cost-benefit thinking.“5F
5
Solche empirischen Befunde motivieren die ordonomische Theorie intentionalisti-
scher und moralistischer Fehlschlüsse. Die Grundidee dieser Theorie lässt sich leicht mit
Hilfe von Abbildung 1 veranschaulichen, die das berühmt-berüchtigte Modell des homo
oeconomicus als Zurechnungsschema verwendet, um drei Typen von Schlussfolgerungen
zu unterscheiden.
4
Vgl. z.B. Greene (2013) und Rubin (2003) sowie Boyer und Peterson (2018).
5
Marie et al. (2021; S. 18).
Diskussionspapier 2021-06
3
Das Homo-Oeconomicus-Modell unterteilt die Einflussfaktoren auf individuelle
Handlungen in Ziele und Mittel, und es differenziert hinsichtlich der Handlungsfolgen
zwischen intendierten und nicht-intendierten Ergebnissen.
Abbildung 1: Der homo oeconomicus als Zurechnungsschema – eigene Darstellung
1. Der gesunde Menschenverstand – graphisch repräsentiert durch Pfeil 1 ist
evolutorisch darauf geeicht, eine enge Verknüpfung zwischen Zielen und in-
tendierten Handlungsfolgen herzustellen. Ein gutes Beispiel dafür ist die De-
tektivheuristik, nach dem zugrunde liegenden Motiv zu forschen, um einen
Mord aufzuklären.
2. Die spezifische Zurechnungsheuristik der Ökonomik – graphisch repräsentiert
durch Pfeil 2 – ist historisch entwickelt worden, um den gesunden Menschen-
verstand nicht zu ersetzen, sondern situationsspezifisch zu ergänzen, und zwar
durch eine enge Verknüpfung zwischen Mitteln und nicht-intendierten Hand-
lungsfolgen. Niemand begeht einen Mord, um die statistisch aggregierte
Mordrate einer Gesellschaft zu erhöhen; niemand heiratet, um die Heiratsrate
anzuheben; niemand geht Pleite, weil er zu einer höheren Insolvenzrate bei-
tragen möchte. Solche aggregierten Ratenphänomene kommen nicht durch
Absicht zustande. Um die Veränderungen solcher Raten zu erklären, setzt die
Ökonomik nicht auf Ziele und etwaige Zieländerungen, sondern auf Mittelän-
derungen und deren Anreizwirkungen.6F
6
3. Pathologien entstehen, wenn der Anwendungsbereich des gesunden Men-
schenverstandes überdehnt wird, indem graphisch repräsentiert durch Pfeil
6
Zur Erläuterung: Die Ökonomik bietet eine methodisch kontrollierte Komplexitätsreduktion zur Generie-
rung von Aha-Effekten. Sie entsteht bei Adam Smith mit Einsichten, die den gesunden Menschenverstand
überraschen. Hierzu gehört die Erkenntnis, dass eine Einzelperson, die viel Geld hat, reich ist, dass aber
eine Nation, die viel Geld hat, nicht Reichtum erfährt, sondern Inflation. Eine weitere Einsicht besteht darin,
dass der Reichtum der Kaufleute gemeinwohlförderlich oder gemeinwohlschädlich erworben werden kann,
je nachdem, ob sie ihn im Leistungswettbewerb erwerben oder durch Protektionismus und andere Formen
der Kartellierung, also durch Einschränkung des Leistungswettbewerbs. Das Kennzeichen der Ökonomik
ist eine systemische Folgenabschätzung, die – anders als der gesunde Menschenverstand – nicht bei einer
Einzelfallanalyse stehen bleibt und deshalb neben Erstrundeneffekten und Zweitrundeneffekten auch End-
rundeneffekte – also die Auswirkungen auf kurz-, mittel- und langfristige Gleichgewichte – in Betracht
zieht.
Ziele Mittel
Handlungen
Handlungsfolgen
intendiert
nicht-intendiert
positiv
normativ
positiv
normativ
231
4
Diskussionspapier 2021-06
3 eine enge Verknüpfung hergestellt wird zwischen den Zielen der Hand-
lungssubjekte und den nicht-intendierten Folgen ihrer Handlungen. Patholo-
gien des gesunden Menschenverstandes treten in zwei Varianten auf: (a) Ein
intentionalistischer Fehlschluss liegt vor, wenn – im Schema top-down – bei
einem positiven Erklärungsversuch versucht wird, etwaige Handlungsinten-
tionen für nicht-intendierte Handlungsfolgen kausal verantwortlich zu ma-
chen, wie es für Verschwörungsphantasien typisch ist. (b) Umgekehrt liegt ein
moralistischer Fehlschluss vor, wenn – im Schema bottom-up – bei einer nor-
mativen Empfehlung geschlussfolgert wird, dass es zur Erreichung verbesser-
ter Ergebnisse wünschenswert wäre, wenn die Handlungssubjekte andere
Ziele verfolgen würden. Typisch hierfür sind die verbreiteten Appelle, Unter-
nehmen sollten von ihrer strikten Gewinnorientierung ablassen, um etwa hö-
here Löhne zu zahlen, preiswertere Produkte anzubieten oder mit natürlichen
Ressourcen sparsamer umzugehen, obwohl die entsprechenden Marktergeb-
nisse unter Wettbewerbsdruck letztlich immer nicht-intendiert zustande kom-
men. Analog verhält es sich mit Appellen an die Konsumenten, bei ihren in-
dividuellen Kaufentscheidungen nicht nur Preis und Qualität der Produkte zu
berücksichtigen, sondern auch externe Effekte zu beherzigen, also die Fern-
wirkungen auf zahllose nicht-beteiligte Dritte, etwa im Hinblick auf Entwick-
lungsländer oder auf nachfolgende Generationen.
Pathologien des gesunden Menschenverstandes treten auf in Form irriger Schuldzuwei-
sungen sowie in Form irriger Verhaltensappelle. Ersteren liegt ein intentionalistischer
Fehlschluss zugrunde, letzteren ein moralistischer Fehlschluss. Beides führt zu morali-
schen Bedenklichkeiten. Im ersten Fall läuft man Gefahr, die moralische Integrität der
Handlungssubjekte nicht ernst zu nehmen, indem man ihnen zur Erklärung von Missstän-
den dunkle Absichten unterstellt. Im zweiten Fall läuft man Gefahr, dass moralische For-
derungen in Überforderungen münden und letztlich die Würde der Person verletzen, weil
man Handlungssubjekten zumutet, gegen ihr vitales Eigeninteresse verstoßen zu sollen.
Beide Pathologien lassen sich auf der Basis einer überlegenen Kausalattribution rational
diagnostizieren und therapieren. Deshalb ist es der Ordonomik als Ethik möglich, mora-
lische Vor- und Fehl-Urteile im Namen der Moral konstruktiv zu kritisieren.
II. Beispiele moralischer Vor- und Fehl-Urteile
Erstes Beispiel: Dass Bürger sich oft damit zufrieden geben, Politiker danach zu wählen,
welche Absichten sie bekunden, ohne konsequentialistisch nachzuhaken, ob die zum Ein-
satz gebrachten Mittel überhaupt zielführend sind und den Aufwand rechtfertigen, lässt
sich exemplarisch im Bereich der Klimapolitik belegen.
William Nordhaus macht in seiner Nobelpreisrede darauf aufmerksam, dass das in
internationalen Klimaverhandlungen ausgewiesene Ziel, die globale Erwärmung bis zum
Ende dieses Jahrhunderts auf unter 2
°
Celsius oder gar unter 1,5
°
Celsius zu begrenzen,
auf einer willkürlich politischen Setzung beruht, nicht jedoch auf ökonomischen Kosten-
Nutzen-Analysen, die die zu erwartenden Vorteile der Klimapolitik mit ihren zu erwar-
tenden Nachteilen abgleichen, also neben den zu erwartenden Wohlstandseinbußen durch
Klimaschäden auch jene zu erwartenden Wohlstandseinbußen in Betracht zieht, die mit
dem Aufwand verbunden sind, Klimaschäden vorbeugend begegnen zu wollen. Seinen
Diskussionspapier 2021-06
5
Berechnungen zufolge liegt die optimale Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts
bei oberhalb von 3
°
Celsius.7F
7
Zweites Beispiel: Seit über drei Jahrzehnten wird die internationale – und insbeson-
dere die deutsche – Klimapolitik im falschen Paradigma gedacht, kommuniziert und ent-
sprechend in Stolperschritten umgesetzt. Stets steht im Vordergrund, eine globale Vor-
reiterrolle einnehmen zu wollen. Dabei wird – irrigerweise – unterstellt, man habe es mit
einer Situation zu tun, in der das gute Beispiel Schule macht. In Wirklichkeit jedoch be-
findet man sich in einer Situation, in der das schlechte Beispiel Schule macht. Weil Kli-
maschutz ein globales öffentliches Gut ist, entfalten individuelle Vorleistungen keine
Sogwirkung. Sie laden nicht zur Nachahmung, sondern zum Trittbrettfahren ein. Anstatt
diese Situationslogik zu ignorieren, müsste man sie institutionell gestalten, mittels einer
– nicht unbedingten, sondern – bedingten Kooperationsstrategie, die die derzeit bestehen-
den Fehlanreize abbaut, um gute Beispiele lohnend und damit allererst nachhaltig mög-
lich und sogar attraktiv zu machen.8F
8
Drittes Beispiel: Derzeit richten sich viele Hoffnungen – vor allem der jüngeren Ge-
neration – auf die Option, dem Klimawandel durch Degrowth Einhalt zu gebieten, also
durch den bewussten Verzicht auf Produktion und Konsum. Zugrunde liegt eine wachs-
tumsskeptische Einschätzung. Sie lässt sich mit Hilfe von Abbildung 2 leicht rekonstru-
ieren – und dekonstruieren.
Abbildung 2: Extensives versus intensives Wachstum – eigene Darstellung
Ausgehend vom gegenwärtigen Status quo (S) befürchten Vertreter der Degrowth-Bewe-
gung, dass man an die ökologischen Grenzen des Wachstums stößt: dass es eine rote Linie
des Ressourcenverbrauchs (
𝑅
#) gibt, die man tunlichst nicht überschreiten sollte. Übersetzt
in die Graphik, liegt die Vorstellung zugrunde, dass man sich durch Wachstum von Punkt
7
Vgl. Nordhaus (2019; S. 2001 f.).
8
Vgl. Cramton et al. (2017). – Rund 40 Jahre nach dem NATO-Doppelbeschluss fragt man sich, warum
das ABC strategischer Verhandlungsführung zwar militärpolitisch, nicht aber klimapolitisch beherzigt
wurde – und was entsprechende Lernprozesse in der Öffentlichkeit bislang verhindert hat. Dabei liegt es
(aus einer ordonomischen Perspektive betrachtet) eigentlich auf der Hand, dass dem Problem einer erfolg-
reichen Abrüstung prinzipiell die gleiche Situationslogik zugrunde liegt wie dem Problem einer erfolgrei-
chen CO2-Vermeidung.
6
Diskussionspapier 2021-06
S aus auf einer gegebenen Produktionsfunktion (Welt-PF0) in gefährlicher Weise nach
rechts bewegt. Aus dieser Diagnose folgt dann als Therapie, dass man sich von S aus
lieber nach links bewegen sollte, auch wenn dies bedeutet, Wohlstandseinbußen in Kauf
zu nehmen.
Ökonomen hingegen verwenden einen ganz anderen Begriff von Wachstum. Ihnen
geht es nicht darum, eine gegebene Produktionsfunktion entlangzuwandern (= extensives
Wachstum), sondern durch wissensbasierte Innovation die Produktionsfunktion zu ver-
schieben, etwa von Welt-PF0 zu Welt-PF1 (= intensives Wachstum). Intensives Wachs-
tum bedeutet, von S ausgehend entweder mit gegebenem Ressourceneinsatz mehr Wohl-
stand erzeugen zu können (Punkt W1) oder alternativ bei gegebenem Wohlstand den Res-
sourceneinsatz deutlich senken zu können (Punkt W2) oder alternativ eine vernünftige
Kombination dieser beiden Optionen anzusteuern, also etwa den Punkt W3. Vor etwaigen
Rebound-Effekten, die auf den Punkt W4 hinauslaufen, muss man aus ökonomischer
Sicht keine Angst haben, weil sie sich durch eine gezielte Steuerung (z.B. durch eine
angemessene Bepreisung) leicht vermeiden lassen.
Vergleicht man nun die Degrowth-Strategie mit der Strategie intensiven Wachstums,
so treten insbesondere im Hinblick auf den globalen Klimaschutz einige eklatante Unter-
schiede ins Relief.
Degrowth mutet der Bevölkerung absichtliche Wohlstandseinbußen zu. Das wird
in Demokratien auf Widerstand treffen. Politiker und Parteien, die ihr Land verar-
men lassen (wollen), werden üblicherweise abgewählt. Insofern ist es um die Im-
plementierungschancen der Degrowth-Strategie schlecht bestellt zumindest im
Rahmen demokratischer Rechtsstaaten. Demgegenüber kann die Option, Klima-
schutz und Wohlstandsproduktion innovativ zu entkoppeln, auf demokratische Zu-
stimmung rechnen.
Selbst beim besten Willen könnte man mit noch so radikalen Degrowth-Strategien,
selbst wenn sie implementierbar wären, niemals in den Bereich von Negativemis-
sionen vorstoßen. Das geht nämlich nur, wenn man im Wege intensiven Wachs-
tums neue Technologien entwickelt. Dies wiederum setzt voraus, dass man die auf
technische und organisatorische Innovationen programmierte Marktwirtschaft
nicht außer Kraft setzt, sondern besser in Kraft setzt, was vor allem bedeutet, den
Leistungswettbewerb mit seinen Anreizwirkungen für Produktionseffizienz und
Innovationsdynamik klimapolitisch in Dienst zu nehmen.
Betrachtet man diese beiden Punkte im Zusammenhang, so kann man feststellen, dass es
innerhalb der Degrowth-Bewegung nicht an gutem Willen mangelt, also nicht an morali-
scher Intentionalität, sondern an Systemverständnis und Folgenabschätzung. Es mangelt
an Durchblick und Konsequentialismus. Oder anders gewendet: Gerade die radikalsten
Vertreter einer wachstumsskeptischen Klimapolitik nehmen den Klimaschutz als Heraus-
forderung der modernen Gesellschaft nicht ernst genug. Sie unterschätzen die Dimensio-
nen dieser Herausforderung, und sie unterschätzen die Möglichkeiten der modernen Ge-
sellschaft, diese Herausforderung durch eine Forcierung intensiven Wachstums bewälti-
gen zu können.
Viertes Beispiel: Die Berliner Wohnungspolitik liefert interessantes Anschauungsma-
terial, wie moralische Vor- und Fehl-Urteile eine Interventionsspirale befeuern können.
2014 sprach sich die Berliner Bevölkerung in einem Volksentscheid dagegen aus, per
Randbebauung der 300 ha großen Fläche des Tempelhofer Feldes mehrere tausend Woh-
nungen zu errichten. Man wollte die gesamte Fläche lieber für Freizeitaktivitäten nutzen.
Diskussionspapier 2021-06
7
2021 sprach sich die Berliner Bevölkerung wiederum in einem Volksentscheid dafür aus,
große Wohnungsgesellschaften zu enteignen. Zugrunde liegt ein Gemisch von Wut und
Verzweiflung über steigende Mietpreise. Sie werden mit der (im konkreten Fall patholo-
gischen) Cui-Bono-Heuristik des gesunden Menschenverstandes der Intention geldgieri-
ger Wohnungsanbieter zugeschrieben, obwohl diese Preissteigerungen ganz offenkundig
– und ganz ohne böse Absicht – nicht von den Anbietern, sondern von den Wohnungs-
nachfragern verursacht werden.
Berlin betreibt wie andere Großstädte auch eine Politik, die eine bereits starke
Wohnungsnachfrage durch Subventionierung künstlich weiter anheizt und zugleich die
marktgetriebene Zunahme des Wohnungsangebots stark reglementiert. Angesichts stei-
gender Preise wird dann eine Medizin verordnet, die sich einer bloßen Symptombekämp-
fung verschreibt und damit das zugrunde liegende Knappheitsproblem nur zusätzlich
verschärft. So entsteht eine Interventionsspirale, die durch hoch emotionalisierte Moral-
kommunikation (und inkompetente Kausalzurechnungen) immer weiter vorangetrieben
wird.
III. Diskursversagen – Politikversagen – Marktversagen
Die moderne Gesellschaft ist konstitutiv darauf angewiesen, dass verschiedene Subsys-
teme konstruktiv zusammenarbeiten. Namentlich gilt das für Wirtschaft, Politik und Öf-
fentlichkeit. Man kann sich das leicht mit Hilfe von Abbildung 3 vor Augen führen.
Abbildung 3: Einordnung der Fehlschlüsse ins ordonomische Drei-Ebenen-Schema –
eigene Darstellung
Funktionierende Lernprozesse zur Reform wirtschaftlicher Missstände zeichnen sich
dadurch aus, dass in der Öffentlichkeit eine Aufmerksamkeit für neue Probleme entsteht
und eine Diskussion über geeignete Problemlösungsoptionen stattfindet. So wird argu-
mentativ ein Erwartungsdruck auf die Politik aufgebaut, dem der Gesetzgeber am besten
dadurch nachkommt, die Rahmenbedingungen der Wirtschaft neu zu gestalten. Dies ver-
ändert die Anreizwirkungen für wirtschaftliche Akteure und löst entsprechende Anpas-
sungshandlungen aus.
Öffentlichkeit
Politik
Wirtschaft
Moralistischer Fehlschluss I:
Appellitis
Intentionalistischer
Fehlschluss:
Verschwörungsphantasien
Moralistischer Fehlschluss II:
Dirigismus
8
Diskussionspapier 2021-06
In analoger Weise können gesellschaftliche Lernprozesse durch ein Diskursversagen
blockiert werden. Wenn statt Argumenten vornehmlich Falsch-Argumente die Runde ma-
chen, baut sich ein politischer Erwartungsdruck auf, dem sich die – im Wettbewerb ste-
henden Politiker selbst dann nicht entziehen können, wenn sie es besser wissen. So
kommt es dann zu Rahmensetzungen, die die Wirtschaft nicht mit funktionalen Leis-
tungsanreizen versorgen, sondern stattdessen mit Fehl-Anreizen, denen sich die – im
Wettbewerb stehenden Wirtschaftsakteure selbst dann nicht entziehen können, wenn
auch sie es besser wissen. So kann ein Diskursversagen ein Politikversagen und dann ein
Marktversagen nach sich ziehen.
Ferner ist der Graphik zu entnehmen, dass intentionalistische Fehlschlüsse – also fal-
sche Kausaldeutungen – die Öffentlichkeit in die Irre führen und damit moralistische
Fehlschlüsse befeuern, die in zwei Varianten auftreten.
Die erste Variante des moralistischen Fehlschlusses nimmt die Form einer Appellitis
ein und begeht den Fehler, vom Denken unmittelbar aufs Handeln zu schließen, also die
Ebene der Implementierung von institutionellen Anreizreformen zu überspringen. Damit
werden Produzenten und Konsumenten systematisch überfordert, weil ihnen zugemutet
wird, sich gegen ihre vitalen Interessen verhalten zu sollen. In Anlehnung an Kant ausge-
drückt missachten Appelle die Autonomie des Subjekts und setzen auf Heteronomie. In
Anlehnung an Hegel ausgedrückt setzen Appelle auf perennierendes Sollen: Statt die Si-
tuation zu verändern, wird appelliert, sich in einer gegebenen Situation anders zu verhal-
ten, also die situativen Anreize zu ignorieren. So erklärt sich die Tendenz, auf die Nicht-
Befolgung von Appellen mit einer Verstärkung der Appelle zu reagieren: Kurzschlüssige
Appellitis neigt zur autopoietischen Selbstverstärkung.
Die zweite Variante des moralistischen Fehlschlusses setzt anders an. Sie wendet sich
direkt an die Vermittlungsebene der Politik, von der erwartet wird, das Gewaltmonopol
des Staates zur Problemlösung einzusetzen – allerdings nicht im Wege einer Prozesssteu-
erung, sondern im Wege einer Ergebniserzwingung. Der Denkansatz ist also dirigistisch
und sieht vor, Wirtschaftsakteuren mittels staatlicher Ge- und Verbote bestimmte Verhal-
tensweisen vorzuschreiben oder zu verbieten – oder wirtschaftliche Aktivitäten gleich
direkt durch staatliche Instanzen ausführen zu lassen. Die Hoffnungen auf eine staatliche
Enteignung privaten Wohnungseigentums gehören in diese Kategorie ebenso wie Miet-
preisdeckel und im Bereich der Klimapolitik – die Hoffnungen, globale Klimaschutz-
wirkungen durch ein Verbot bestimmter Energieträger oder durch sektorale Quotensteu-
erung auf nationaler Ebene erreichen zu können. Auch hier läuft die moderne Gesellschaft
Gefahr, dass auf enttäuschte Hoffnungen mit noch rigideren Interventionsspiralen reagiert
wird, anstatt eine funktionale Anreizsteuerung ins Werk zu setzen.
Zusammenfassung und Ausblick
Moral ist nicht immer gut. Sie hat auch ihre Schattenseiten. Deshalb ist es sinnvoll, eine
begriffliche Differenzierung einzuführen. Reserviert man den Begriff des moralischen
Anliegens für relativ unstrittige allgemeine Zielsetzungen wie etwa die Bekämpfung von
Hunger, Armut und Krankheit, den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und die
langfristige Sicherstellung einer nachhaltigen Entwicklung, dann lässt sich leichter ins
Blickfeld rücken, dass moralische Instinkte, Emotionen und Intuitionen der Verwirkli-
chung moralischer Anliegen im Wege stehen können. Die Ordonomik spricht in diesem
Diskussionspapier 2021-06
9
Zusammenhang von einem „Moralparadoxon der Moderne“.9F
9
Sie bezeichnet damit das
empirisch beobachtbare Phänomen, dass die moderne (Welt-)Gesellschaft wie keine
Gesellschaftsformation vor ihr moralische Anliegen verwirklichen kann und ansatz-
weise auch tatsächlich verwirklicht, während sie – wie keine Gesellschaftsformation vor
ihr – auf moralisch artikulierte, letztlich emotional bedingte Vorbehalte stößt, die bis zur
radikalen Ablehnung ihrer auf Wettbewerbsanreizen basierenden Funktionslogik reichen
können.
Dieses Moralparadoxon ist die Achillesverse der modernen Gesellschaft, weil mora-
lische Vor- und Fehl-Urteile – insbesondere in der Form intentionalistischer und moralis-
tischer Fehlschlüsse ein Diskursversagen auslösen können, mit dem sich die Gefahr
verbindet, gesellschaftliche Lernprozesse zur (noch) besseren Verwirklichung morali-
scher Anliegen entgleisen zu lassen.
Dieser Zusammenfassung seien als Ausblick noch zwei Schlussbemerkungen an die
Seite gestellt.
Erstens: In Deutschland hat es sich in den letzten Jahren eingebürgert, auf breiter Front
vom Gesundheitswesen über den Wohnungssektor bis hin zur Sterbehilfe – die Frage
virulent werden zu lassen, ob es moralisch statthaft ist, sein Geld mit der Not anderer
Menschen zu verdienen. Aus ordonomischer Sicht jedoch ist diese Frage falsch gestellt.
Richtigerweise müsste man fragen: Ist es moralisch (un)statthaft, sein Geld damit zu ver-
dienen, die Not anderer Menschen lindern zu helfen?
Zweitens: Die Wirtschaftsethik sensibilisiert für eine déformation professionelle
der Unternehmensethik, der man in leicht abgewandelter Form vielleicht auch bei Juristen
begegnet. Unternehmensethiker beschäftigen sich üblicherweise mit Unternehmensskan-
dalen, also nicht mit dem (im Fokus der Wirtschaftsethik stehenden) Regelfall des wirt-
schaftlichen Funktionssystems, sondern mit einzelnen konkreten Ausnahmefällen. Ana-
log beschäftigen sich Juristen im Strafrecht, und insbesondere im Wirtschaftsstrafrecht,
ausschließlich mit den dunklen Seiten menschlichen Verhaltens auf Märkten und in Un-
ternehmen. Vertraut man dem gesunden Menschenverstand, sind die behandelten Prob-
lemfälle zumeist durch Wettbewerbsdruck verursacht, was den (Fehl-)Schluss nahelegt,
weniger Wettbewerb würde mehr Moral (oder weniger Kriminalität) möglich und wahr-
scheinlich machen. Vielleicht kann die Wirtschaftsethik im Allgemeinen – und die hier
vorgestellte Ordonomik im besonderen dazu beitragen, den Blick auf das Gesamtbild
zu richten und die Perspektive insbesondere darauf zu fokussieren, dass die Funktions-
systeme einer modernen Gesellschaft insbesondere Öffentlichkeit, Politik und Wirt-
schaft – darauf beruhen, Konkurrenz als Anreiz-Instrument gesellschaftlicher Koopera-
tion in Dienst zu nehmen: Moralische Anliegen lassen sich durch eine systemische An-
reizsteuerung der von den Handlungssubjekten nicht unmittelbar intendierten Handlungs-
folgen verwirklichen, für deren im Regelfall erstaunliche Leistungsfähigkeit – und mora-
lische Legitimation! man kategorial blind wird, wenn man sich nur auf pathologische
Einzelfälle konzentriert.
9
Vgl. hierzu ausführlich Pies (2020).
10
Diskussionspapier 2021-06
Literaturverzeichnis
Boyer, Pascal und Michael Bang Petersen (2018): Folk-economic beliefs: An evolutionary cognitive model,
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Zugriff am 24.11.2021.
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Diskussionspapier 2021-06
11
Diskussionspapiere10F
10
Nr. 2021-06
Ingo Pies
Diskursversagen durch moralische Vor- und Fehl-Urteile – Die ordonomische Perspek-
tive
Nr. 2021-05
Ingo Pies
Interview: 60 Jahre Amnesty International – Ordonomische Anmerkungen zu Licht und
Schaden im NGO-Sektor
Nr. 2021-04
Ingo Pies
Rezension zu Ulrich Blums „Wirtschaftskrieg – Rivalität ökonomisch zu Ende denken“
Nr. 2021-03
Ingo Pies
Liberalismus als Verfassungsphilosophie westlicher Gesellschaften
Nr. 2021-02
Ingo Pies
Laudatio Max-Weber-Preis für Ann-Kathrin Crede
Nr. 2021-01
Ingo Pies
Kapitalismus als System zur Verwirklichung moralischer Anliegen
Nr. 2020-08
Ingo Pies
Ohne solide Kenntnisse ökonomischer Theorie kann man wirtschaftliche Sachverhalte
nur missverstehen – Interview mit Ingo Pies über Normativität in der ökonomischen Bil-
dung
Nr. 2020-07
Ingo Pies
Zeit für Moral – eine Replik
Nr. 2020-06
Ingo Pies
Ethics in Times of Corona – Ordonomic Reflections on (Dys-)Functional Morality
Nr. 2020-05
Ingo Pies
Tote durch Tabus – Ordonomische Beobachtungen und Reflexionen zu Moral und Ethik
in der Corona-Krise
Nr. 2020-04
Ingo Pies
Wirtschaftsethische Reflexionen zur globalen Armutsbekämpfung
Nr. 2020-03
Ingo Pies
Wahrheit und Moral in der Umweltpolitik
Nr. 2020-02
Ingo Pies
Joe Kaeser, Luisa Neubauer und die Moral der Klimapolitik – Ordonomische Reflexio-
nen zur Wirtschafts- und Unternehmensethik
Nr. 2020-01
Ingo Pies
Das Moralparadoxon der Moderne – Ordonomische Überlegungen zur modernen Ethik
als Ethik der Moderne
Nr. 2019-04
Ingo Pies, Stefan Hielscher
Fighting corruption: How binding commitments of business firms can help to activate
the self-regulating forces of competitive markets
10
Als kostenloser Download unter http://ethik.wiwi.uni-halle.de/forschung. Hier finden sich auch die Dis-
kussionspapiere der Jahrgänge 2003-2016.
12
Diskussionspapier 2021-06
Nr. 2019-03
Ingo Pies
Interview: Innovationen und Institutionen – Über Markt, Moral und Moderne
Nr. 2019-02
Ingo Pies
Ordoliberalismus und Soziale Marktwirtschaft
Nr. 2019-01
Matthias Georg Will, Ingo Pies
Developing Advocacy Strategies for Avoiding Discourse Failure through Moralizing
and Emotionalizing Campaigns
Nr. 2018-08
Ingo Pies
Donald Blacks Moralsoziologie
Nr. 2018-07
Ingo Pies
Marktkonforme Unternehmensverantwortung – Kritische Anregungen zur CSR-
Debatte
Nr. 2018-06
Ingo Pies
Laudationes zum Max-Weber-Preis 2018 für Laura Marie Edinger-Schons und Johanna
Jauernig
Nr. 2018-05
Karl Homann, Ingo Pies
Karl Marx und die katholische Soziallehre
Nr. 2018-04
Stefan Hielscher, Ingo Pies
Wirtschaftsethische Stellungnahme zum Oxfam-Skandal
Nr. 2018-03
Ingo Pies
Fall Siemens: Darf ein profitabler Weltkonzern Ost-Standorte schließen? Eine wirt-
schaftsethische Reflexion
Nr. 2018-02
Karl Homann, Ingo Pies
Karl Marx als Klassiker: Freiheitsphilosoph, Systemdenker, ökonomischer Autodidakt,
politischer Demagoge
Nr. 2018-01
Ingo Pies
Darf ein profitabler Weltkonzern wie Siemens Ost-Standorte schließen? Eine wirt-
schaftsethische Reflexion
Nr. 2017-17
Ingo Pies
Unternehmen handeln im öffentlichen Interesse
Nr. 2017-16
Karl Homann, Ingo Pies
Marx heute
Nr. 2017-15
Gerhard Engel
Martin Luthers Wirtschaftsethik: Aufbruch zum Europäischen Sonderweg?
Nr. 2017-14
Ingo Pies
Die Rehabilitierung kommunitarischer Tugendethik in der ökonomischen Theorie –
eine ordonomische Argumentationsskizze
Nr. 2017-13
Ingo Pies
Ökonomische Bildung 2.0 – Eine ordonomische Perspektive
Nr. 2017-12
Stefan Hielscher, Jan Winkin, Ingo Pies
How to Improve the moral capital of CSOs? Some Ordonomic Suggestions
Nr. 2017-11
Ulrich Blum, Ingo Pies
Plädoyer für saubere Braunkohle
Diskussionspapier 2021-06
13
Nr. 2017-10
Ingo Pies
Wider die Narreteien des Augenscheins - Wie lange noch wollen wir die junge Genera-
tion mit elaborierter Halbbildung abspeisen?
Nr. 2017-09
Ingo Pies
Die universitäre Zukunft der Wirtschaftsethik in Deutschland
Nr. 2017-08
Ingo Pies
Ein ordonomischer Beitrag zum Narrativ der Moderne: Wissenschaft und Wirtschaft
stellen Konkurrenz in den Dienst gesellschaftlicher Kooperation
Nr. 2017-07
Ingo Pies
Replik: eine interdisziplinäre Verständigung ist schwierig, aber möglich und lohnend
Nr. 2017-06
Ingo Pies, Vladislav Valentinov
Brauchen wir NGOs?
Nr. 2017-05
Ingo Pies
The Ordonomic Approach to Business Ethics
Nr. 2017-04
Ingo Pies
Ironie bei Schumpeter – Ein Interpretationsvorschlag zum 75. Jubiläum von ‚Kapitalis-
mus, Sozialismus und Demokratie‘
Nr. 2017-03
Ingo Pies
Ordonomik als Methode zur Generierung von Überbietungsargumenten – Eine Illustra-
tion anhand der Flüchtlings(politik)debatte
Nr. 2017-02
Ingo Pies, Stefan Hielscher, Vladislav Valentinov, Sebastian Everding
Gesellschaftliche Lernprozesse zur Förderung der Bioökonomie – eine ordonomische
Argumentationsskizze
Nr. 2017-01
Matthias Georg Will
Voluntary Turnover: What We Measure and What It (Really) Means
14
Diskussionspapier 2021-06
Wirtschaftsethik-Studien11F
11
Nr. 2020-1
Ingo Pies
„Ordonomik“ und „Business Metaphysics“ im Dialog
Nr. 2013-1
Ingo Pies
Chancengerechtigkeit durch Ernährungssicherung – Zur Solidaritätsfunktion der Markt-
wirtschaft bei der Bekämpfung des weltweiten Hungers
Nr. 2010-1
Ingo Pies, Alexandra von Winning, Markus Sardison, Katrin Girlich
Sustainability in the Petroleum Industry: Theory and Practice of Voluntary Self-Com-
mitments
Nr. 2009-1
Ingo Pies, Alexandra von Winning, Markus Sardison, Katrin Girlich
Nachhaltigkeit in der Mineralölindustrie: Theorie und Praxis freiwilliger Selbst-ver-
pflichtungen
Nr. 2007-1
Markus Beckmann
Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship
Nr. 2005-3
Ingo Pies, Peter Sass, Roland Frank
Anforderungen an eine Politik der Nachhaltigkeit – eine wirtschaftsethische Studie zur
europäischen Abfallpolitik
Nr. 2005-2
Ingo Pies, Peter Sass, Henry Meyer zu Schwabedissen
Prävention von Wirtschaftskriminalität: Zur Theorie und Praxis der Korruptionsbe-
kämpfung
Nr. 2005-1
Valerie Schuster
Corporate Citizenship und die UN Millennium Development Goals: Ein unternehmeri-
scher Lernprozess am Beispiel Brasiliens
Nr. 2004-1
Johanna Brinkmann
Corporate Citizenship und Public-Private Partnerships: Zum Potential der Kooperation
zwischen Privatwirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Zivilgesellschaft
11
Als kostenloser Download unter http://ethik.wiwi.uni-halle.de/forschung.
Autor:
Prof. Dr. Ingo Pies
Lehrstuhl für Wirtschaftsethik
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
ISBN 978-3-96670-089-4
ISBN 978-3-96670-090-0
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Article
Full-text available
The Covid-19 pandemic reveals a new phenomenon, unaddressed by the existing literature on “price gouging” in times of emergency. While merchants – getting large(r) remuneration for providing desperately needed goods – evoke public moral outrage for assumed “price gouging”, employees – getting large(r) remuneration for providing desperately needed services – do not cause such outrage but rather experience moral appraisal for their valuable commitment. To address this inherent inconsistency of moral judgment, we propose to embrace insights from research on folk economics. By understanding the folk perception underlying public outrage at “price gougers,” business ethics might better enlighten the moral (il-)legitimacy of anti-“price gouging” measures.
Article
Full-text available
The domain of “folk-economics” consists in explicit beliefs about the economy held by laypeople, untrained in economics, about such topics as e.g., the causes of the wealth of nations, the benefits or drawbacks of markets and international trade, the effects of regulation, the origins of inequality, the connection between work and wages, the economic consequences of immigration, or the possible causes of unemployment. These beliefs are crucial in forming people's political beliefs, and in shaping their reception of different policies. Yet, they often conflict with elementary principles of economic theory and are often described as the consequences of ignorance, irrationality or specific biases. As we will argue, these past perspectives fail to predict the particular contents of popular folk-economic beliefs and, as a result, there is no systematic study of the cognitive factors involved in their emergence and cultural success. Here we propose that the cultural success of particular beliefs about the economy is predictable if we consider the influence of specialized, largely automatic inference systems that evolved as adaptations to ancestral human small-scale sociality. These systems, for which there is independent evidence, include free-rider detection, fairness-based partner-choice, ownership intuitions, coalitional psychology, and more. Information about modern mass-market conditions activates these specific inference-systems, resulting in particular intuitions, e.g., that impersonal transactions are dangerous or that international trade is a zero-sum game. These intuitions in turn make specific policy proposals more likely than others to become intuitively compelling, and as a consequence exert a crucial influence on political choices.
Global Carbon Pricing. The Path to Climate Cooperation
  • Cramton
  • David J C Peter
  • Mackay
Cramton, Peter, David J.C. MacKay, Axel Ockenfels und Steven Stoft (Hrsg.) (2017): Global Carbon Pricing. The Path to Climate Cooperation, Cambridge, Mass. und London: MIT Press.
A Tale of Two Shootings
  • Michael Huemer
Huemer, Michael (2021): A Tale of Two Shootings, Onlineartikel vom 20. November 2021, abrufbar unter: https://fakenous.net/?p=2675, letzter Zugriff am 01.12.2021.
Intentions vs. efficiency in policy evaluations, OSF preprint: osf.io/sed4w
  • Antoine Marie
  • Hugo Trad
  • Brent Strickland
Marie, Antoine, Hugo Trad und Brent Strickland (2021): Intentions vs. efficiency in policy evaluations, OSF preprint: osf.io/sed4w, letzter Zugriff am 24.11.2021.
Das Moralparadoxon der Moderne -Ordonomische Überlegungen zur modernen Ethik als Ethik der Moderne
  • Ingo Pies
Pies, Ingo (2020): Das Moralparadoxon der Moderne -Ordonomische Überlegungen zur modernen Ethik als Ethik der Moderne, Diskussionspapier Nr. 2020-01 des Lehrstuhls für Wirtschaftsethik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle. Im Internet unter: https://wcms.itz.unihalle.de/download.php?down=54450&elem=3272413, letzter Zugriff am 24.11.2021.
  • Paul H Rubin
Rubin, Paul H. (2003): Folk Economics, in: Southern Economic Journal 70(1), S. 157-171.
The Rittenhouse Trial: A Legal Scholar Responds
  • Sullivan
  • S Ronald
Sullivan Jr., Ronald S. (2021): The Rittenhouse Trial: A Legal Scholar Responds, Onlineartikel vom 23.November 2021, abrufbar unter: https://quillette.com/2021/11/23/the-rittenhouse-trial-a-legalscholar-responds/, letzter Zugriff am 24.11.2021.