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Biopsychosoziale Aspekte der COVID-19-Pandemie in Deutschland (Masterarbeit)

Authors:

Abstract and Figures

Die durch den Erreger SARS-CoV-2 ausgelöste COVID-19-Pandemie wird trotz neuer medizintheoretischer Erkenntnisse stets aus der Perspektive der Biomedizin bzw. des pathogenetischen Modells von Krankheit beurteilt. Die vorliegende Masterarbeit erläutert den Nutzen des biopsychosozialen Modells nach Engel (1977) als notwendige Erweiterung der Biomedizin zur Überwindung der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Durch eine Suchstrategie nach den Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland und der wissenschaftstheoretischen Methode des Falsifikationismus nach Karl Popper sollen entsprechende Studien zur COVID-19-Pandemie in Deutschland ausgewertet und der aktuelle Wissensstand aufgezeigt werden. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die autoregulativen Eigenschaften des Menschen durch das Immunsystem und andere Körpersysteme präventiv vor COVID-19 schützen. Die COVID-19-Pandemie ist primär durch Immunschwächen aufgrund von Alterung oder Komorbiditäten zu erklären. NPIs können die Anzahl an Infektionen verzögern, diese aber nicht verhindern. Der Effekt vieler Maßnahmen (Lockdown, Nationale Teststrategie, MNS) muss dringend aufgearbeitet werden, um eine Nutzen-Schaden-Abwägung potentieller Kollateralschäden gegenüber dem Infektions- und Erkrankungsrisiko zu gewährleisten. Die Risikokommunikation über SARS-CoV-2 ist verbesserungswürdig, da Modellrechnungen über exponentielles Wachstum und die Überlastung des Gesundheitssystems sowie Berechnungen über die Letalität des Erregers bisher unzureichend waren. Zudem können durch die zunehmende epidemiologische und virologische Abstraktion der COVID-19-Pandemie andere ebenso wichtige Bereiche vernachlässigt oder durch die Risikokommunikation sogar beeinträchtigt werden. Im Sinne des biopsychosozialen Krankheitsmodells ist die Gleichberechtigung der drei verschiedenen Bereiche des Menschen (Soziales, Psychologie, Biologie) unbedingt in dieser und zukünftigen Pandemien zu fokussieren.
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AIHE Academic Institute for Higher Education Germany
London Metropolitan University (LMU)
Psychologische Medizin/ Komplementäre Medizin MSc
Biopsychosoziale Aspekte der COVID-19-Pandemie in Deutschland
M7: Masterarbeit
Verfasst und vorgelegt von: Tristan Nolting
Mail: tristan.nolting@gmail.com
Datum: 28. Juli 2021
Ort: Berlin
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Danksagung
Ich möchte mich vielmals bei allen Menschen bedanken, die mich beim Schreiben unterstützt
haben. Dazu gehörten insbesondere die emotionale Unterstützung und kreative Anregung,
die ich durch meine Freundin Celine Thiemann erhalten habe. Weiterhin möchte ich mich für
die Impulse und das offene Ohr bei meiner Familie und meinen Freunden bedanken. Letztlich
möchte ich mich auch beim Academic Institute for Higher Education (AIHE), der London Met-
ropolitan University (LMU) und meinen Prüfern bedanken, die mir die Bearbeitung dieses The-
mas ermöglicht haben. Die vorliegende Arbeit ist aus meinem Interesse an den verschiedenen
Positionen zum Thema COVID-19-Pandemie entstanden und soll dazu beitragen, die bishe-
rige wissenschaftliche Perspektive aufzuarbeiten und zu ergänzen. Inwiefern mir das gelun-
gen ist, beurteilen andere. Ich konnte jedenfalls eine Menge über dieses Thema lernen und
dafür bin ich sehr dankbar.
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Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... 4
Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. 4
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................ 4
1. Abstract .............................................................................................................................. 5
2. Exposé ................................................................................................................................ 6
2.1. AUFBAU & ZIELE ............................................................................................................. 9
3. Literatur Review ............................................................................................................... 10
3.1. DAS BIOPSYCHOSOZIALE KRANKHEITSMODELL ............................................................... 10
3.2. SUCHSTRATEGIE .......................................................................................................... 16
3.3. ERSTE FORSCHUNGSFRAGE: WIE IST COVID-19 AUS BIOPSYCHOSOZIALER
PERSPEKTIVE ZU BEURTEILEN? ............................................................................................ 17
3.4. ZWEITE FORSCHUNGSFRAGE: WIE SIND DIE NON-PHARMAKOLOGISCHEN
INTERVENTIONEN WÄHREND DER COVID-19-PANDEMIE IN DEUTSCHLAND AUS
BIOPSYCHOSOZIALER PERSPEKTIVE ZU BEURTEILEN? ........................................................... 26
4. Diskussion ....................................................................................................................... 44
4.1. INWIEFERN LASSEN SICH DIE AUFGESTELLTEN FORSCHUNGSFRAGEN BEANTWORTEN? ... 44
4.2. WELCHE LIMITATIONEN GIBT ES? ................................................................................... 45
4.3. ZUKÜNFTIGE FORSCHUNGSFRAGEN ............................................................................... 46
5. Zusammenfassung und Fazit ......................................................................................... 47
5.1. KERNINHALTE DER MASTERARBEIT ................................................................................ 47
5.2. FAZIT ........................................................................................................................... 49
6. Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 50
4
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Das biopsychosoziale Krankheitsmodell
S. 12
Abb. 2: Originäres biopsychosoziales Modell
S. 13
Abb. 3: Biopsychosoziales Gesundheitsmodell nach Taukeni
S. 19
Abb. 4: Durchgeführte SARS-CoV-2-RT-PCR-Tests, Positiv-Rate & Fehlerquote
S. 31
Abb. 5: Kausalschleifendiagramm der Auswirkungen von NPIs
S. 41
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Auflistung der relevanten Studien zur ersten Forschungsfrage
S. 25
Tab. 2: Auflistung der relevanten Studien zur zweiten Forschungsfrage
S. 42
Abkürzungsverzeichnis
Besorgniserregende Virusvarianten
VOC
Biopsychosoziale Medizin
BPM
Biopsychosoziales Krankheitsmodell
BPSK
Corona-Virus-Disease-2019
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.
COVID-19
EbM
Mund-Nasen-Schutz
MNS
Non-pharmakologische Interventionen
NPIs
Pharmakologische Interventionen
PIs
Robert Koch-Institut
RKI
Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2
Weltgesundheitsorganisation
SARS-CoV-2
WHO
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1. Abstract
Die durch den Erreger SARS-CoV-2 ausgelöste COVID-19-Pandemie wird trotz neuer medi-
zintheoretischer Erkenntnisse stets aus der Perspektive der Biomedizin bzw. des pathogene-
tischen Modells von Krankheit beurteilt. Die vorliegende Masterarbeit erläutert den Nutzen
des biopsychosozialen Modells nach Engel (1977) als notwendige Erweiterung der Biomedi-
zin zur Überwindung der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Durch eine Suchstrategie nach
den Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland und der wissenschaftstheoretischen Me-
thode des Falsifikationismus nach Karl Popper sollen entsprechende Studien zur COVID-19-
Pandemie in Deutschland ausgewertet und der aktuelle Wissensstand aufgezeigt werden.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die autoregulativen Eigenschaften des
Menschen durch das Immunsystem und andere Körpersysteme präventiv vor COVID-19
schützen. Die COVID-19-Pandemie ist primär durch Immunschwächen aufgrund von Alterung
oder Komorbiditäten zu erklären. NPIs können die Anzahl an Infektionen verzögern, diese
aber nicht verhindern. Der Effekt vieler Maßnahmen (Lockdown, Nationale Teststrategie,
MNS) muss dringend aufgearbeitet werden, um eine Nutzen-Schaden-Abwägung potentieller
Kollateralschäden gegenüber dem Infektions- und Erkrankungsrisiko zu gewährleisten. Die
Risikokommunikation über SARS-CoV-2 ist verbesserungswürdig, da Modellrechnungen über
exponentielles Wachstum und die Überlastung des Gesundheitssystems sowie Berechnun-
gen über die Letalität des Erregers bisher unzureichend waren. Zudem können durch die zu-
nehmende epidemiologische und virologische Abstraktion der COVID-19-Pandemie andere
ebenso wichtige Bereiche vernachlässigt oder durch die Risikokommunikation sogar beein-
trächtigt werden. Im Sinne des biopsychosozialen Krankheitsmodells ist die Gleichberechti-
gung der drei verschiedenen Bereiche des Menschen (Soziales, Psychologie, Biologie) unbe-
dingt in dieser und zukünftigen Pandemien zu fokussieren.
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2. Exposé
Die COVID-19-Pandemie gilt bereits nach eineinhalb Jahren als bedeutendste Pandemie des
21. Jahrhunderts und hat sich seit Beginn im Jahr 2020 zu einer internationalen, gesellschaft-
lichen, politischen und wirtschaftlichen Krise entwickelt. Die Ursache für die Pandemie liegt
an der Verbreitung von Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 (SARS-CoV-
2), welches sich aufgrund noch ungeklärter Ursachen im Jahr 2019 in China auf den Men-
schen übertragen und die Lungenkrankheit COVID-19 (Corona-Virus-Disease-2019) ausge-
löst hat (Lundstrom et al., 2020). Die folgende Beschreibung soll einleitend die Anfänge, Ent-
wicklung und Dringlichkeit der COVID-19-Pandemie skizzieren, mit besonderem Fokus auf
den Maßnahmen, die in Deutschland bezüglich der Eindämmung von SARS-CoV-2 veranlasst
wurden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde erstmals am 31. Dezember 2019
über diese neuartige Infektionskrankheit mit unbekannter Herkunft informiert. Am 7. Januar
2020 identifizierten die chinesischen Behörden den Erreger vorläufig als „2019-nCoV“ (Welt-
gesundheitsorganisation, 2020). Am 30. Januar 2020 erklärte die WHO aufgrund der vermehr-
ten Verbreitung von SARS-CoV-2 den Status eines weltweiten gesundheitlichen Notfalls. Das
Robert Koch-Institut (RKI), die nationale Gesundheitsbehörde für Infektionserkrankungen in
Deutschland, nahm bis zum 17. März 2020 ein geringeres Risiko für die Bevölkerung an, um
sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren bzw. an COVID-19 zu erkranken, danach aktualisierte die
Behörde die Einschätzung auf mittel bis hoch. Während das Gesundheitsministerium am 14.
März 2020 noch über die sozialen Medien kommunizierte, dass sich Fake News bezüglich der
bundesweiten Anordnung zur Beschränkung des öffentlichen Lebens verbreiten würden,
folgte am 23. März 2020 der erste Lockdown zur Beschränkung des öffentlichen Lebens in
Deutschland, mit dem Ziel die Infektionen zu senken und mögliche Prognosen von 250.000
bis 730.000 Toten und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden (Belousova,
2020; Barbarossa et al., 2020). Gestützt wurde die Annahme durch eine Infektionssterblich-
keitsrate (IFR) von 0,5 %, wobei durchaus höhere IFR von der WHO (3-4 %) angenommen
wurden (Jung et al., 2020a). Die ersten Lockerungen folgten in Deutschland am 4. Mai 2020.
Auf Basis der Erhebungen des RKI wurden 190.816 Infektionen und 8983 Todesfälle in Ver-
bindung mit SARS-CoV-2 (COVID-19) während der sogenannten „ersten Welle“ (bis KW 25)
festgestellt (Schilling et al., 2020; Robert Koch-Institut, 2021b). Am 2. November 2020 folgte
der zweite Lockdown, vorerst als Teil-Lockdown geplant, um die steigenden Infektionszahlen
zu verringern („Wellenbrecher-Lockdown“). Bis zum 26. Oktober 2020 wurden insgesamt
437.866 Infektionen mit SARS-CoV-2 und 18.950 COVID-19-Todesfälle an das RKI übermit-
telt (bis KW 48). Am 16. Dezember 2020 wurde ein erneuter vollständiger Lockdown umge-
setzt, der bis April 2021 verschärft und ab Mai 2021 gelockert wurde. Die Infektionszahlen
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betrugen am 14. April 2021 laut RKI 3.044.016, während die Todesfälle etwa 79.088 betragen
(Robert Koch-Institut, 2021c). Hier soll jedoch bereits zu Beginn darauf hingewiesen werden,
dass das Robert Koch-Institut nicht unterscheidet, ob eine Person mit“ oder „an“ COVID-19
verstirbt. Dies ist insofern wichtig, da eine Erkrankung mit einem positiven SARS-CoV-2-RT-
PCR-Test gleichgesetzt wird und auch asymptomatische Personen als COVID-19-Fälle ge-
wertet werden: „In Einklang mit den internationalen Standards der WHO wertet das RKI alle
labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig vom Vorhandensein oder der
Ausprägung der klinischen Symptomatik als COVID-19-Fälle.“ (Robert Koch-Institut, 2021e).
Damit werden viele Sterbefälle unzureichend als COVID-19 interpretiert und die Daten (z.B.
die IFR), die zum Verständnis der neuartigen Lungenerkrankung notwendig wären, verzerrt.
Seit Beginn der Pandemie werden von politischen Entscheidungsträgern Maßnahmen erlas-
sen, die den Erreger SARS-CoV-2 eindämmen sollen, um exponentielles Wachstum von CO-
VID-19-Fällen zu vermeiden. Deutschland befindet sich seit Anfang November 2020 im Lock-
down, obwohl Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen zweiten Lockdown Ende August
2020 ausschloss und auf die Wirkung von Mund-Nasen-Schutz (MNS), Abstand und Hygiene
zur Kontrolle des Infektionsgeschehens verwies (ZEIT, 2020). Eine mögliche stufenweise Öff-
nung des öffentlichen Lebens durch die Bundesregierung ab März 2021 stand erst bei einer
Inzidenz von unter 100 in Aussicht. Am 23. März 2021 wurde aufgrund der leicht steigenden
Inzidenzzahlen in manchen Regionen beschlossen den Lockdown bis zum 18. April zu ver-
längern. Am 21. April wurde dann das Infektionsschutzgesetz zur einheitlichen Umsetzung
von NPIs durch die Bundesregierung überarbeitet und beschlossen. Seit Mai 2021, dem be-
ginnenden Ende der Grippe-Saison, sinkt die 7-Tage-Inzidenz in Deutschland wie saisonal
üblich, sodass erste Lockerungen der NPIs im Mai 2021 veranlasst wurden. Seit dem Aus-
bruch von SARS-CoV-2 vor über einem Jahr haben Forscher in den verschiedensten wissen-
schaftlichen Disziplinen (Virologie, Epidemiologie, Statistik, Biologie, Gesundheitswissen-
schaft, Ökonomie, Psychologie etc.) geforscht, um einen Beitrag zum Umgang mit der COVID-
19-Pandemie auf nationaler und internationaler Ebene zu leisten. SARS-CoV-2 gehört in die
Familie der Coronaviren (CoV), welche der Wissenschaft bzw. der Virologie bereits seit 1937
durch Fred Beaudettes und Charles Hudsons Entdeckung des aviären infektiösen Bronchitis-
Virus bekannt sind. Neben der Klassifizierung des Erregers gehören zum Beitrag der For-
schung unter anderem auch mögliche pharmakologische Behandlungsmethoden von COVID-
19, präventive Vakzine, diagnostische Messinstrumente (SARS-CoV-2-PCR-Test), sowie die
Entwicklung und Untersuchung von non-pharmakologischen Maßnahmen (NPIs) zur Pande-
mieeindämmung. Bisher wurde kaum die Frage gestellt, auf welcher wissenschaftstheoreti-
schen Basis die COVID-19-Pandemie untersucht und mit welchem medizintheoretischen An-
satz die Lungenkrankheit COVID-19 betrachtet werden soll. Um optimale Resultate bezüglich
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des Schutzes der Gemeinschaft nach dem Vorbild des hippokratischen Eides in der Medizin
zu leisten, sind stets die neuesten Erkenntnisse in wissenschaftliche Untersuchungen einzu-
beziehen. Somit soll die biopsychosoziale Medizin (BPSM) als Vorbild der praktischen Medizin
und Erweiterung der Biomedizin bzw. des pathogenetischen Modells angeführt werden. Die
erste Forschungsfrage bezieht sich allgemein auf die derzeitige Forschung um die COVID-
19-Erkrankung aus Sicht der biopsychosozialen Medizin:
1. Wie ist COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?
Eine besondere Rolle während der COVID-19-Pandemie nehmen auch die von der Politik
angeordneten NPIs ein. In diesem Zusammenhang ist explizit der vielfach wissenschaftlich
diskutierte Lockdown zu nennen, welcher von Deutschland, aber auch von vielen anderen
Ländern weltweit zur Verringerung der Infektionszahlen durch Beschränkung des öffentlichen
Lebens eingesetzt wurde. Neben den Untersuchungen zur Evidenz dieser Intervention, wer-
den vielfach auch Nebenwirkungen und Folgen für die Gesellschaft auf psychologischer, so-
zialer und biologischer Ebene untersucht und festgestellt. Zudem werden auch gesellschafts-
übergreifende Interventionen wie die nationale Teststrategie, Hygiene-Konzepte, Ausgangs-
sperren, Kontaktbeschränkungen und Social-Distancing sowie individuell infektionsprophylak-
tische Maßnahmen wie Mund-Nasen-Schutz (MNS) bzw. Atemschutzmasken auf das Verhält-
nis zwischen potentiellem Nutzen und Schaden (Nutzen-Schaden-Abwägung) untersucht.
Bisher ist unzureichend geklärt, inwiefern jene NPIs aus Sicht des biopsychosozialen Krank-
heitsmodells (BPSK) zu beurteilen sind. Damit ergibt sich die zweite Forschungsfrage dieser
Masterarbeit:
2. Wie sind die non-pharmakologischen Interventionen während der COVID-19-Pandemie in
Deutschland aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?
Einen weiteren komplementären Einfluss auf die COVID-19-Pandemie in Deutschland haben
auch die Medien, welche als Transmitter von wissenschaftlichen Erkenntnissen und politi-
schen Entscheidungen fungieren. Aus formellen und zeitlichen Gründen kann der Einfluss
jedoch nicht in einer eigenen Forschungsfrage untersucht werden, sondern muss sekundär
unter dem Aspekt der Risikokommunikation verbleiben. Ausgehend von dem BPSK als Er-
weiterung bzw. Integration der bisherigen medizinischen Paradigmen sollen die Erkenntnisse
verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, darunter die Biologie, Psychologie und Sozial-
wissenschaft, aufbereitet werden, um einen integrativen Lösungsansatz zu diskutieren, der
den Menschen innerhalb der Pandemie nicht reduktionistisch als Krankheitsüberträger dar-
stellt. Stattdessen wird der Mensch ganzheitlich als Lebewesen mit Körper-Geist-Verbindung
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gesehen, welches in ständiger Verbindung mit seiner sich verändernden Umwelt steht. Dieser
Ansatz soll nach der Theorie des BPSK und der Beantwortung der beiden Forschungsfragen
näher in der Diskussion behandelt werden. Die medizinischen Fortschritte der letzten Jahr-
zehnte stützen das biopsychosoziale Krankheitsmodell als das gegenwärtig kohärenteste, be-
deutendste und vielversprechendste Theoriekonzept zur übergreifenden Erklärung von Ge-
sundheit und Krankheit (Egger, 2005). Bedeutsam ist in diesem Kontext insbesondere die in
das BPSK integrierte Systemtheorie. Insofern könnte die Gesellschaft durch das neuartige
Verständnis des autonomen Menschen mit autoregulativer Selbstkompetenz profitieren, da
eine Neubewertung bisheriger medizintheoretischer Ansätze über den Menschen zur Bewäl-
tigung der Pandemie vorgenommen werden kann. Durch diese Masterarbeit soll der Versuch
unternommen werden, eine biopsychosoziale Nutzen-Schaden-Abwägung der veranlassten
NPIs zur Eindämmung des Erregers SARS-CoV-2 während der COVID-19-Pandemie in
Deutschland zu geben.
2.1. Aufbau & Ziele
Ausgehend von den Forschungsfragen wird nach Geschichte und Definition des BPSK der
aktuelle Forschungsstand zu den biopsychosozialen Folgen der COVID-19-Pandemie in
Deutschland charakterisiert. Durch eine Literaturrecherche nach Standards des Manuals
„Systematische Recherche für Evidenzthesen und Leitlinien“ sowie der „Checkliste für die Be-
wertung von Suchstrategien“ der Cochrane Deutschland Stiftung, soll eine möglichst effiziente
Entwicklung der Suchstrategie erfolgen (Cochrane Deutschland Stiftung et al., 2020). Die
Suchstrategie wird tiefergehend im theoretischen Teil der Masterarbeit erläutert, nachdem das
Biopsychsoziale Modell vorgestellt wurde und entsprechende Studien zur COVID-19-Pande-
mie ausgewertet werden. Abschließend erfolgt in der Diskussion eine Bewertung der Stärken
und Limitationen dieser Masterarbeit.
Diese Masterarbeit wird nach der Philosophie des Wissenschaftsphilosophen (Falsifikationis-
mus) Karl R. Popper auf die kritisch-rationale Überprüfung wissenschaftlicher Theorien abge-
stimmt (Böhm, 1998; Frey & Schmalzried, 2013). Damit soll eine differenzierte Beurteilung
und Auswertung des aktuellen Forschungsstandes erfolgen und zu weiterer intensiver For-
schung angeregt werden, sodass Entscheidungsträgern wissenschaftliche Anhaltspunkte für
das weitere Vorgehen während und nach der COVID-19-Pandemie geboten werden können.
Diese Masterarbeit liefert durch eine umfassende Literaturrecherche einen integrativen Bei-
trag zu den psychologischen, biologischen und sozialen Folgen, die durch die Verbreitung von
Sars-CoV-2 und dessen Eindämmung in Deutschland entstanden sind.
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3. Literatur Review
3.1. Das biopsychosoziale Krankheitsmodell
Um die COVID-19-Pandemie aus biopsychosozialer Perspektive zu beschreiben, ist es vorab
notwendig, die Entstehung, Definitionen und Kritik am biopsychosozialen Krankheitsmodell
eingehend zu erläutern. Wie bereits eingangs erwähnt, wird das BPSK derzeit als die verifi-
zierbarste Theorie von Gesundheit und Krankheit in der modernen Medizin gehandelt (Egger,
2005). Die biopsychosoziale Medizin wird als Erweiterung der Biomedizin anerkannt, welche
aufgrund von Erkenntnissen in diversen Fachgebieten, wie etwa der Psychoneuroimmunolo-
gie und Neurobiologie, zu einem umfassenderen Verständnis des gesunden Menschen kom-
men kann. Viele renommierte Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass die bisherige
biomedizinisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung der Heilkunde zu unzureichenden Ergeb-
nissen in Bezug auf die Gesundheit kommt. Ein Beispiel hierfür ist der Medizinsoziologe Aaron
Antonovsky, „Vater“ des Salutogenese-Modells, mit seiner Kritik an der wissenschaftlichen
Ausrichtung der modernen Medizin: „Es ist vermutlich besser sich auf das zu konzentrieren
was den Menschen gesund erhält, als immense Mittel für die Erforschung seiner Krankheiten
auszugeben“ (Franke, Antonovsky & Schulte, 1997).
Bedeutend sind die Erkenntnisse Antonovskys vor allem auch im Zusammenhang des Biopsy-
chosozialen Krankheitsmodells. Das BPSK wurde 1977 vom amerikanischen Internisten und
Psychiater George L. Engel entwickelt. Neben dem Salutogenese-Modell (1979) waren auch
das Stress-Modell von Hans Selye (1936), die allgemeine System-Theorie von Ludwig von
Bertalanffy (1950) und das in den 1950er Jahren entwickelte Risikofaktoren-Modell entschei-
dende Wegbereiter des biopsychosozialen Krankheitsmodells (Selye, 1936; von Bertalanffy,
1950; Pauls, 2013). Als Engel das Modell schließlich formulierte, forderte er einen Paradig-
menwechsel vom reduktionistischen Weltbild der Biomedizin, welche den Menschen und „alle
Krankheiten, einschließlich Geisteskrankheiten, [...] im Hinblick auf Störungen der zugrunde
liegenden physischen Mechanismen konzipiert“ (Engel, 1977, S. 130). Insofern hat George L.
Engel mit seiner Kritik nicht nur zu einer physiologischen, sondern auch zu einer psychosozi-
alen Weiterentwicklung der Medizin beigetragen. Derek Milne, pensionierter Direktor in klini-
scher Psychologie an der School of Psychology der Newcastle University, England, beschreibt
es ferner als Entwicklung von einer asozialen, zu einer sozialen Medizin (Milne, 1999).
Auch die Definition von Krankheit und Gesundheit hat sich durch das BPSK gewandelt: Ge-
sundheit und Krankheit werden nicht länger als dichotome Entitäten angesehen, sondern als
Endpunkte eines Kontinuums. Eine ähnliche Anschauung findet sich auch bei Antonovsky:
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„Krankheit, wie auch immer sie definiert ist, ist keineswegs ein unübliches Ereignis“ (Godde-
meier, 2019, S. 366). Insofern wird Krankheit aus biopsychosozialer Perspektive nicht mehr
als pathologische Abnormität angesehen, sondern für den chronisch gesunden Menschen in
gewissem Maße als „normal“ anerkannt. Es gilt beispielsweise als normal, hin und wieder an
einer Erkältung zu erkranken. Es gilt weiterhin, dass Erkrankungen, je nach Chronizität, Ur-
sache und Auswirkungen auf den Alltag nach empirisch-messbaren Methoden behandlungs-
bedürftig sind. Die Diagnostik und Therapie hat sich demnach nur vom Schwerpunkt der Bio-
logie auf die drei Schwerpunkte Biologie, Psychologie und Soziales gleichmäßig verteilt (Knoll,
Scholz, Rieckmann, 2017, S. 19-21). Dies spiegelt sich auch in der neuen positiven Definition
von Gesundheit der WHO („Gesundheit ist ein positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne
eines dynamischen biopsychologischen Gleichgewichtszustandes, der erhalten bzw. immer
wieder hergestellt werden muss.“) gegenüber der alten negativen Definition („Gesundheit ist
das Fehlen von Krankheit.“) wider (WHO 1986; zit. nach Quaas 1994, S. 184). Eine Übersicht
zu den biopsychosozialen Faktoren bzw. Aspekten gibt George L. Engel in seiner Arbeit The
need for a new medical model: a challenge for biomedicine“ (1977).
Abb. 1: Das biopsychosoziale Krankheitsmodell zeigt die verschiedenen Auslöser und Risikofaktoren,
die die Entstehung von Krankheiten begünstigen können. Dabei ist kein Aspekt weniger wichtig, son-
dern alle Aspekte, der biologische, psychologische und soziale Aspekt, können gleichermaßen zur Pa-
thogenese beitragen (Quelle: In Anlehnung an Engel, 1977).
Weitere Definitionen des biopsychosozialen Krankheitsmodells sollen nun zur Vollständigkeit
und zum ganzheitlichen Verständnis aufgelistet werden. Einen wichtigen Beitrag zum BPSK
hat der klinische Psychologe und Verhaltensmediziner Josef W. Egger, Universitätsprofessor
für biopsychosoziale Medizin an der Medizinischen Universität Graz, geleistet. Sein Beitrag
„Das biopsychosoziale Krankheitsmodell - Grundzüge eines wissenschaftlich begründeten
ganzheitlichen Verständnisses von Krankheit“ fokussiert die System-Theorie von Ludwig von
Bertalanffy (1950) zur Erklärung der autoregulativen Selbstkompetenz des Systems
Mensch“. Aufgrund der parallelen und hierarchisch angeordneten Verschaltung verschiedener
Systemebenen wird der Mensch in metaphysischer Beziehung zur Natur gesetzt und als
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Beziehungs-Lebewesen dargestellt. Störungen auf unterschiedlichen Ebenen besitzen das
Potential sich gegenseitig zu beeinflussen. Ein empirisches Argument zur Untermauerung
dieser These ist das von Ferstl (1989) postulierte Wirkungsschema der Neuropsychoimmu-
nologie, bei dem verschiedene Systeme (Zentrales Nervensystem, Endokrines System, Im-
munsystem & Autonomes Nervensystem) sich reziprok regulieren. Die Entdeckung der Kom-
munikation verschiedener Körpersysteme miteinander lässt keineswegs darauf schließen,
dass die Funktionsweise des Körpers vollständig verstanden wurde, jedoch gibt sie Hinweise
auf die allgemeine Wirkweise von organisch-hierarchischen Systemen. Diese konzeptionelle
Systemhierarchie lässt sich ferner auch auf die bekannten Wissenschaftsbereiche übertra-
gen. Zur Ergänzung: Da die einzelnen Systeme an sich von den Naturwissenschaften noch
nicht vollständig durchdrungen worden sind, lässt sich die ursprüngliche Trennung von Körper
und Geist durch Philosophen wie Rene Descartes zur Reduktion der Komplexität gut nach-
vollziehen. Der dualistische Interaktionismus von Körper und Geist wird hingegen heute noch
selten bestritten und beispielsweise vom Philosophen Karl Popper und Neurowissenschaftler
John C. Eccles bestätigt (Popper & Eccles, 1989).
Systemhierarchien (Wissenschaftsbereiche):
Konzeptuelles Netzwerk von physischen (materiellen) Begriffen
Biosphäre
Gesellschaft, Nation
Kultur, Subkultur
Gemeinde, Gemeinschaft
Familie
2-Personen-Beziehung
Person
(physiologische Gestalt und molares Verhalten)
Organe
Gewebe
Organellen
Moleküle
Atome
Subatomare Teilchen
Abb. 2: Originäres biopsychosoziales Modell (Quelle: Engel, 1975,1976; zit. nach Egger 2005, S. 4).
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Aus dieser Darstellung von Josef W. Egger geht hervor, „dass jedes Ereignis oder jeder Pro-
zess, der an der Ätiologie, der Pathogenese, der symptomatischen Manifestation und der Be-
handlung von Störungen beteiligt ist, folgerichtig nicht entweder biologisch oder psychologisch
ist, sondern sowohl biologisch als auch psychologisch“ (Egger, 2005, S. 5). Die ursprüngliche
Kategorisierung von Krankheiten in psychosomatisch und nicht-psychosomatisch entfällt und
es wird ein einheitlicher Rahmen geschaffen, innerhalb dessen Krankheiten gleichermaßen
biologisch, psychologisch und sozial betrachtet werden müssen. Auch wenn das BPSK laut
Egger das derzeit kohärenteste Modell zur Erklärung von Gesundheit und Krankheit darstellt,
steht das BPSK noch vor Herausforderungen: Es fehlt an einem einheitlichen logischen und
semantischen Begriffssystem, dass die Trennung zwischen den parallelen Disziplinen der Bi-
ologie und Psychologie in der Medizin ablöst. Weiterhin ist auch das Leib-Seele-Problem
durch das BPSK nicht gelöst. Vielmehr entspricht das ursprüngliche BPSK in diesem Punkt
dem emergenten Materialismus, bei dem Eigenschaften höherer Systemebenen Phänomene
hervorbringen, die nicht durch die Eigenschaften von Subsystemen erklärt werden können
(Goodman, 1991). Ein Beispiel für Emergenz ist die Entstehung von Temperatur durch die
Bewegung von verschiedenen Molekülen. Keinem der Moleküle wohnt die Temperatur an sich
inne, erst das Bündnis verschiedener Moleküle führt zur Entstehung des Phänomens Tempe-
ratur. Die Lösung dieses Problems erschließt sich aus der 300 Jahre alten Leib-Seele-Iden-
titätstheorie (LSI) von dem Philosophen Baruch de Spinoza. Zusammen mit der LSI kann das
Biopsychosoziale Krankheitsmodell auch als erweitertes Biopsychosoziales Krankheitsmodell
oder Theorie der Organischen Einheit (engl. body-mind-unity-theory) aufgefasst werden. Für
die weiteren Ausführungen ist weniger die Herleitung und mehr die Folgerung aus der Theorie
der Organischen Einheit relevant: Nämlich, dass die Dichotomisierung zwischen biologisch
und psychologisch falsch ist, und, dass eine von der herkömmlichen Biomedizin diagnosti-
zierte Erkrankung wie „Herzangstsyndrom nicht weniger biologisch ist als eine koronare Herz-
krankheit und eine koronare Herzkrankheit nicht weniger psychologisch ist als ein Herzangst-
syndrom“ (Egger, 2005, S. 9). Das ganzheitliche Verständnis des Menschen und all seiner
Systeme führt langfristig nicht an der Auflösung des cartesischen Dualismus und der Akzep-
tanz des Monismus im Sinne von Spinozas LSI vorbei.
Unterstützt wird der Paradigmenwechsel von der Biomedizin zur biopsychosozialen Medizin
auch von dem deutschen Mediziner und Begründer der Psychosomatik Thure von Uexküll,
der die Krise der Medizin Anfang des 21. Jahrhunderts darin sieht, dass die dualistische Spal-
tung der Medizin einerseits in einer somatischen Medizin endet, die „Körper ohne Seelen“
behandelt und anderseits in einer psychologischen Medizin, die „Seelen ohne Körper“ behan-
delt (Otte, 2001). Ausgehend von der Analyse der Unzulänglichkeit des mechanistischen
Denkmodells definieren Uexküll und Wesiack die biopsychosoziale Medizin als
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„Beziehungsmedizin“, da Organismen jeder Art auf ihre Umwelt angewiesen sind. Damit Or-
ganismen artgerecht in ihrer Umwelt überleben können, stellen die Autoren die These auf, die
Individualität, d.h. die spezielle kommunikative Wirklichkeit von Lebewesen, in den Vorder-
grund zu rücken und so zu versuchen, eine biopsychosoziale Heilkunde zu definieren, die den
cartesischen Dualismus überwindet (Uexküll & Wesiack, 2011). Die Kommunikation zwischen
Arzt und Patient als Bindeglied wird, um eine gemeinsame Wirklichkeit herzustellen, demnach
wieder in den Vordergrund gestellt und die Medizin kann, wie Josef W. Egger beschrieben
hat, erneut auf die von Paracelsius definierten drei Säulen gestellt werden, die analog zu den
drei Säulen des BPSK gelten: Wort, Arznei, Messer (Egger, 2005).
Letztlich soll noch eine Definition der Forscher Borrell-Carrió, Suchman und Epstein (2004, S.
576) folgen, welche in ihrem Artikel 25 Jahre nach Einführung der BPSM das Modell von Engel
sowohl als Philosophie klinischer Versorgung, als auch als Behandlungsleitfaden auffassen.
Die Forscher betonen dabei, dass Engels Philosophie der BPSM die subjektiven Erfahrungen
des Patienten als essentiell bei Diagnose, Behandlungserfolg und Versorgung/ Pflege beach-
tet und nicht auf die Physiologie reduzierbar ist (auch wenn sie dieser unterliegt). Die Defini-
tion der Forscher zeichnet sich somit durch die Integration der Subjektivität in die objektive
Wissenschaft aus, welche trotz ihres Erfolgs und medizinischen Fortschritts zu einem steigen-
den Aufwand an Ressourcen im Gesundheitssystem und unzureichenden Ergebnissen bei
der Behandlung von chronischen Erkrankungen kommt (Wade & Halligan, 2017; Bolton &
Gillet 2019). Die Forscher der Universität Barcelona befinden, dass sich der Wert des BPSK
nicht in der Entdeckung wissenschaftlicher und objektiver Gesetzmäßigkeiten begründet, son-
dern darin, das medizinische Wissen auf die Bedürfnisse des Patienten anzupassen.
Abschließend lässt sich Notwendigkeit der Integration des BPSK zur Erweiterung der moder-
nen Medizin feststellen. Das BPSK versteht sich dabei weniger als Kritik am bestehenden
biomedizinischen Paradigma, sondern vielmehr als psychosoziale Neuausrichtung zur Ver-
besserung der Behandlungsergebnisse. Letztlich hat die Medizin schon immer die Aufgabe
gehabt, den Menschen zu behandeln, keine Maschine. Demnach ist der Arzt auch kein Me-
chaniker, der bestimmte Teile am Menschen auswechselt und ausbessert, sondern ein Be-
gleiter im ursprünglichen Sinne des Wortes Therapeut (altgriech. therapeutés: Diener, Pfle-
ger). Zur Aufhebung des materialistischen Reduktionismus sind weitere Anstrengungen not-
wendig, die die BPSM in den Alltag von Ärzten und Therapeuten integrieren. Auch wenn das
BPSK keine Universallösung darstellt, kann es innerhalb des erkenntnistheoretischen Rah-
mens als Erfolgschance angesehen werden, um die Prävalenz chronischer Erkrankungen ge-
samtgesellschaftlich zu verringern. Trotz der ausführlich besprochenen Vorteile des BPSK ist
im Sinne des Kritischen Rationalismus nach Karl Popper eine ständige Verbesserung und ggf.
15
Widerlegung bestehender Theorien unabdingbar. Nur so kann medizinischer Fortschritt ge-
währleistet werden. Zusammenfassen lässt sich das biopsychosoziale Modell durch ein Zitat
von George L. Engel wie folgt: „Das heute vorherrschende Krankheitsmodell ist biomedizi-
nisch und lässt in seinem Rahmen wenig Raum für die sozialen, psychologischen und Ver-
haltensdimensionen von Krankheiten. Ein biopsychosoziales Modell bietet eine Blaupause für
die Forschung, einen Rahmen für die Lehre und ein Konzept für Maßnahmen in der realen
Welt des Gesundheitswesens.“ (Engel, zit. nach Gellman & Turner, 2013). Viele Forscher
stimmen diesem Leitbild zu und nennen das BPSK eine tragende Säule in der idealen Praxis
der modernen Medizin (Nadir, Hamza & Mehmood, 2018).
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll anhand der Forschungsfragen herausgestellt werden,
ob das biopsychosoziale Krankheitsmodell insbesondere in der Forschung um die Erkrankung
COVID-19 und die Interventionen zur Pandemieeindämmung angewandt wird und, inwiefern
dieses hilfreich sein könnte. Zum weiteren Vorgehen wird nun die Suchstrategie erläutert, mit
der relevante wissenschaftliche Arbeiten identifiziert wurden, um den aktuellen Forschungs-
stand zu eruieren.
16
3.2. Suchstrategie
Zur effizienten Bearbeitung des Masterarbeitsthemas sind alle relevanten Studien identifiziert
worden und entsprechend der Genauigkeit (Precision) aufgelistet worden. Aus folgendem
Grund ist im Sinne der Zeitvorgabe für die Masterarbeit nach den Standards der Cochrane
Stiftung Deutschland eine vollständige Auflistung (Sensitivität) von relevanten Zitaten und Stu-
dien nicht unbedingt zielführend (Cochrane Stiftung Deutschland, 2020): COVID-19 ist eine
neuartige Erkrankung und diese aus biopsychosozialer Perspektive zu untersuchen ist bisher
noch unkonventionell. Dies hat zur Folge, dass es unweigerlich zu einer limitierten Anzahl an
Studienergebnissen und einer Spekulation bezüglich der Abwägung langfristiger biopsycho-
sozialer Folgen in relevanten Forschungsarbeiten kommt. Weiterhin muss unbedingt bereits
vorab darauf hingewiesen werden, dass es innerhalb des Forschungsfeldes aufgrund der Ak-
tualität und emotionalen Anteilnahme zur subjektiven Validierung und zum Framing bzw. Pri-
ming bestimmter Hypothesen von Forschern kommen kann. Diese und weitere Limitationen
sollen tiefergehend in der Diskussion beschrieben werden. Die vorgestellten Forschungsfra-
gen werden in die Suchstrategie integriert. Zu Beginn wurden folgende Kriterien festgelegt
und durchgeführt:
Für die Suche werden die Meta-Datenbanken PubMed, medRxiv, Cochrane Library,
Springer Link und ResearchGate genutzt
Als Schlagwörter werden „psychosocial“ oder „biopsychosocial“, „Covid-19“, und „Ger-
many“ festgelegt
Die Relevanz der Studien bestimmt sich durch die Qualität der Abstracts, insbeson-
dere wird auf Themeninhalte des biopsychosozialen Modells geachtet: Darunter bi-
opsychosozial, mentale Gesundheit, Leib-Seele-Theorie, Neuropsychoimmunologie,
autoregulative Selbstkompetenz, System-Theorie, dualistischer Interaktionismus, In-
terdisziplinarität, Stress(forschung) & Salutogeneseeine explizite Nennung des bi-
opsychosozialen Modells ist nicht erforderlich
Der komplette Veröffentlichungszeitraum wird genutzt (2020-2021)
Einbezogen werden alle relevanten Studienarten: deskriptive Studien, randomisierte-
kontrollierte Versuche, Kohortenstudien, Fallstudien, Längsschnittstudien, Quer-
schnittstudien, Reviews, systematische-Reviews und Meta-Analysen
Die ausgewerteten Studien werden nach Forschungsfrage & Themenfeld kategori-
siert, ausgewertet und in einer Tabelle aufgeführt
17
3.3. Erste Forschungsfrage: Wie ist COVID-19 aus biopsychosozialer Perspek-
tive zu beurteilen?
Die Bedeutung der Erkrankung COVID-19, sowie die Entwicklung der COVID-19-Pandemie
in Deutschland, wurde bereits zu Beginn der Masterarbeit im Exposé einleitend dargestellt.
Aus den vorangegangenen Erklärungen lässt sich schließen, dass jede Krankheit, auch CO-
VID-19, ein komplexes Geschehen ist, das mithilfe bestimmter Theorien und Modelle versucht
wird zu analysieren. Das biomedizinische Paradigma als solches lässt sich durch die neusten
Erkenntnisse um das biopsychosoziale Krankheitsmodell als unzureichend beurteilen, um das
vollständige Krankheitsgeschehen mit den jeweiligen Krankheitsfaktoren zu erschließen (Ber-
berich, 2014). Trotzdem muss für die Diagnose und Therapie von Erkrankungen, speziell auch
im Hinblick auf COVID-19, in gewissem Maße eine Reduzierung der Komplexität des Sys-
tems Mensch“ erfolgen. Diese soll vorrangig durch eine kongruente Beurteilung biologischer,
psychologischer und sozialer Aspekte erfolgen, um den Menschen auf allen Systemebenen
zu diagnostizieren und zu therapieren. Die von Thure von Uexküll aufgestellte Kritik am bio-
medizinischen Paradigma soll dabei auch im Rahmen der Betrachtung von COVID-19 als
Vorbild dienen: „Wir haben eine Medizin für Organe, Gewebe und Zellen, aber keine für kranke
Menschen und für individuelle Wirklichkeiten, in denen sie leben“ (v. Uexküll, zit. nach Ber-
berich 2014, S. 1). Die nun folgende Auflistung von Studien und wissenschaftlichen For-
schungsarbeiten wird daher nicht primär den biologischen, einschließlich den epidemiologi-
schen und virologischen Aspekt der Erkrankung COVID-19 skizzieren, sondern gleichsam
auch den psychologischen und sozialen Aspekt.
Durch die epidemische Verbreitung von SARS-CoV-2 und dem vermehrten Auftreten der zu-
gehörigen Lungenkrankheit COVID-19 gestaltet es sich als schwierig, COVID-19 ohne den
gesamtgesellschaftlichen Rahmen zu betrachten. COVID-19 aus biopsychosozialer Perspek-
tive zu beurteilen, ohne die entsprechende Pandemie zu beurteilen, wäre eben aufgrund des
Mangels an psychosozialen Faktoren, die im biopsychosozialen Modell einen gleichwertigen
Stellenwert zur Biologie erhalten, unzulänglich. Wenn Gesundheit biopsychosozial gedacht
werden soll, muss Interdisziplinarität Standard sein. Dieses Denken findet sich beispielsweise
beim Privatdozenten am Institut für Geographie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-
Nürnberg Dr. habil. Klaus Geiselhart. Der Geowissenschaftler schreibt in seiner Arbeit: „Die
politische Ökologie von Gesundheit. Zur Selbstreflexion der Kritik in der COVID- 19 Krise“,
dass eine kritische Position bezüglich COVID-19 auf gesellschaftlicher Ebene nicht ohne eine
besondere Betrachtung von Gesundheit auskommen kann und, „dass in einer Politischen
Ökologie von Gesundheit das Verhältnis von Mensch und Umwelt anders gedacht werden
18
muss“ (Jackson & Neely 2015, Geiselhart 2018; zit. n. Geiselhart, 2020, S. 3). Unter Verweis
auf das biopsychosoziale Krankheitsmodell beschreibt Geiselhart, dass das klassische bio-
medizinische bzw. pathogenetische Modell von Krankheit bereits durch die medizinische
Grundlagenforschung eingeschränkt wurde und die Entwicklung des menschlichen Immun-
systems evolutionär auf Viren und Mikroorganismen angewiesen ist (Emerman & Malik 2010).
Demnach sind vorrangige Ziele von Viren wie SARS-CoV-2 nicht primär Erkrankungen aus-
zulösen, sondern sich an das Immunsystem des Wirts anzupassen. Das vielfach vermittelte
Bild des „unsichtbaren Feindes“ SARS-CoV-2 (Shaw, 2020; Chauhan et al., 2020; Gomes et
al., 2020; Musa et al., 2020) lässt sich auch aus evolutionsbiologischer Sicht nicht bestätigen.
Elena N. Naumova, Professorin für Mathematik an der Friedman School für Ernährungswis-
senschaft und -politik in Bosten, USA, nennt es aus mehreren Gründen eine Falle, die Reak-
tion der öffentlichen Gesundheit auf COVID-19 als „unerwarteten Krieg gegen einen unsicht-
baren Feind“ zu bezeichnen (Naumova, 2020, S. 1). Zu den von Naumova genannten Grün-
den gehören:
die Feststellung, dass Schaden durch Erkrankungen vielfach durch Mängel nationaler
Gesundheitssysteme entsteht;
die Misskommunikation während der Pandemie, welche durch unpassende Kriegsrhe-
torik verstärkt wird;
die Entdeckung der Evolutionsbiologie durch Charles Darwin, welche lehrt, dass der
Mensch (und seine Subsysteme) in ständiger Interaktion mit seiner Umwelt steht und
sich gewissermaßen behaupten muss („Survival of the fittest“), um zu bestehen und
sich weiterzuentwickeln;
und die entstehende Angst, welche davon abhält, gesellschaftliche Lösungen zu fin-
den und durch die die Tendenz entsteht, Schuldige zu benennen.
Die evolutionären Überlegungen zur grundsätzlichen Funktionsweise von organischen Ein-
heiten decken sich auch mit der biologischen Entdeckung des Selbsterhaltungstriebs (Auto-
poiesis) von Lebewesen (Salvucci, 2012). Diese als grundsätzlich betrachtete Eigenschaft
von Lebewesen führt nicht nur zum Überleben und zur Arterhaltung, sondern auch zur Diver-
sität innerhalb des Evolutionsprozesses (Symbiogenese). Damit wird erstmals erklärbar, dass
die Vielfalt der Lebewesen auf dem Planeten Erde nicht nur auf Konkurrenz und Egoismus
zurückzuführen ist, sondern auch auf Integration und Zusammenarbeit. Der Auslöser von vi-
ralen Erkrankungen sollte somit nicht kausal auf die Infektion mit einem Virus zurückgeführt
werden, sondern in Bezug auf die mangelnde Anpassung des Immunsystems an die Umge-
bung durch psychosoziale Faktoren wie Stress oder fehlende Bewältigungsstrategien
19
(Coping-Strategien) untersucht werden. Wie in Abbildung 1 (S. 11) erkennbar, sind Viren nur
einer von potentiell zwölf und mehr verschiedenen biopsychosozialen Faktoren, die zur Pa-
thogenese beitragen können. Außerdem wird das BPSK durch neue Forschungsarbeiten ste-
tig erweitert und vervollständigt, sodass die genannten Faktoren zusammengefasst oder er-
gänzt werden können. Ein Beispiel hierfür liefert das biopsychosoziale Gesundheitsmodell
von Simon G. Taukeni, welches sich durch die Integration der BPSM in relevante Gesund-
heitsdisziplinen wie öffentliche Gesundheit, Psychologie, Psychiatrie und Medizin auszeichnet
(Taukeni, 2020).
Abb. 3: Das biopsychosoziale Gesundheitsmodell dient zur Veranschaulichung der stetigen Erweite-
rung des ursprünglichen BPSK nach Engel (Quelle: In Anlehnung an Taukeni, 2020).
Damit soll keineswegs die potentielle Gefahr von Viren für das menschliche Immunsystem
bagatellisiert werden. Das BPSK zeigt in Bezug auf Viren lediglich die Relation zu anderen
Risikofaktoren und Faktoren der Gesunderhaltung auf. Wenn somit die Interaktion zwischen
Virus und Immunsystem bzw. Mensch und Umwelt in den Fokus der Forschung rücken würde,
würden auf die Forschungsfrage: „Wie ist COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive zu
beurteilen?“, automatisch weitere unerlässliche Fragen folgen:
- Wie kommt es zur asymptomatischen Infektion von SARS-CoV-2?
- Tragen Komorbiditäten und weitere individuelle Vor- und Krankheitsgeschichten zum
Ausbruch der Erkrankung COVID-19 nach einer SARS-CoV-2-Infektion?
- Schützen präventive Faktoren (z.B. Ernährung, Sport, Entspannung etc.) vor der Er-
krankung mit COVID-19 nach einer SARS-CoV-2-Infektion bei?
- Was sagt das vermehrte Auftreten der Erkrankung COVID-19 über den gesundheitli-
chen Zustand der (deutschen) Gesellschaft aus?
Biologische Faktoren
Körperliche Gesundheit Psychologische Faktoren
Genetische Schwachstellen
Soziale Faktoren Arzneimittelwirkung Bewältigungsstrategien
Soziale Fähigkeiten
Gleichaltrige Familienbeziehung
Familiäre Umstände Selbstwert
Familiäre Beziehungen Mentale Gesundheit
20
Antworten auf diese Fragen finden sich in diversen Studien, die innerhalb des letzten Jahres
publiziert wurden. In Bezug auf das weltweit genutzte Diagnose-Instrument, den SARS-CoV-
2-PCR-Test, weisen die verfügbaren Daten aus einem systematischen Review darauf hin,
dass ein Drittel bis drei Viertel aller Fälle, die ein positives PCR-Testergebnis erhalten, zum
Zeitpunkt des Tests keine Symptome aufweisen (Oran & Topol, 2021). Die erste in Deutsch-
land durchgeführte Studie von Streeck et al. (2020) nach einem SARS-CoV-2-Super-Sprea-
ding-Event in Heinsberg kommt hingegen zum Ergebnis, dass nur etwa 22 % der SARS-CoV-
2-Infizierten asymptomatisch sind (Streeck et al., 2020). Zusätzlich gaben die Autoren in ihrer
Studie eine durchschnittliche IFR von 0.36 % für die Bevölkerung an, bedingt durch die be-
rechnete Dunkelziffer an Infizierten. Es wurde von den Forschern geschätzt, dass etwa zehn
Mal mehr Menschen in Deutschland zu diesem Zeitpunkt infiziert waren, als dies durch das
Robert Koch-Institut bekannt war (1,8 Millionen Menschen). Durch die Ergebnisse der Heins-
berg-Studie wurde somit ein wesentlich geringeres Risiko als die von der WHO bisher ange-
nommenen 0,5 % errechnet, an einer Infektion mit SARS-CoV-2 durch die Lungenkrankheit
COVID-19 zu sterben. Diese Ergebnisse decken sich auch mit den Berechnungen von Stan-
ford-Professor Ioannidis in den USA, welcher in seiner Meta-Studie, erschienen im Bulletin
der WHO im Oktober 2020, zu einer durchschnittlichen IFR von 0,27 % gelangte (Ioannidis,
2020a). In einem neueren Überblick über systematische Bewertungen der IFR kommt der
Forscher sogar zu einer noch geringeren IFR von ca. 0,15 %, sodass die COVID-19-Pande-
mie erstmals mit einer mittelschweren Grippeepidemie vergleichbar wird (Ioannidis, 2021).
Der Unterschied zu Influenza: Diejenigen, die an COVID-19 sterben, sind zumeist Risikogrup-
pen und weisen erhebliche Immunschwächen auf, müssten demnach geschützt werden.
Diese Angaben passen auch zu den gesammelten Daten des RKI über COVID-19-Patienten.
Laut RKI steigt das Risiko einer schweren Erkrankung ab dem Alter von 50 Jahren und zu-
sätzlichen Komorbiditäten stark an (Robert Koch-Institut, 2020a). Das Durchschnittsalter der
Verstorbenen liegt bei 84 (Robert Koch-Institut, 2020d). Aus den Daten des täglichen Lage-
berichts des RKI vom 16. Februar 2021 geht zudem hervor, dass 89 % der Verstorbenen mit
einem positiven SARS-CoV-2-RT-PCR-Test älter als 69 Jahre alt waren. Ein Unterschied zwi-
schen einem positiven RT-PCR-Test und COVID-19 wird nicht gemacht, somit wäre es denk-
bar, dass die Todesursache vielfach auch durch Komorbiditäten bedingt ist.
In einem systematischen Review von Gold et al. (2020) wiesen 74 % der fatalen Fälle Komor-
biditäten auf, darunter Hypertonie, Diabetes und Atemwegserkrankungen. Eine Studie von
Onder, Rezza & Brusaferro (2020) in Italien mit einer Stichprobe von 355 Patienten kam hin-
gegen zum Ergebnis, dass 99,2 % eine Vorerkrankung aufwiesen, die meisten Patienten hat-
ten dabei drei Vorerkrankungen (48,5 %). Weitere systematische Reviews kommen ebenfalls
zu dem Ergebnis, dass Komorbiditäten mit der Pathogenese von COVID-19 in Verbindung
21
stehen (Zhou et al., 2020; Yang et al., 2020). Dennoch kann es nicht ausgeschlossen werden,
dass es auch ohne Vorerkrankung und bekannte Immunschwäche zu einem schweren bis
tödlichen Verlauf mit COVID-19 kommen kann (Cummings et al., 2020). In der Regel kann
jedoch davon ausgegangen werden, dass es bei „gesunden Menschen ohne Vorerkran-
kung(en) oder bekannte Immunschwäche nicht zu einem schweren Verlauf kommt. Diese epi-
demiologischen Daten helfen enorm beim biopsychosozialen Verständnis von COVID-19. Da
dem Menschen aus Sicht des biopsychosozialen Krankheitsmodells autoregulative Selbst-
kompetenz zugeschrieben wird, d.h. der Mensch kann Verantwortung für seine Gesundheit
übernehmen, ist er COVID-19 nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann sich präventiv vor der
Erkrankung schützen. Dies gilt für Risikogruppen gleichermaßen (Ko et al., 2020). Zudem
kann durch den Schutz von Risikogruppen durch bestimmte NPIs eine potentielle Gefahr
durch eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 unterbunden werden (s. S. 26 ff.). Auch wenn bishe-
rige Studien primär die biologische Gefahr modelliert haben, die vom Erreger SARS-CoV-2
und der Lungenerkrankung COVID-19 für bestimmte Risikogruppen ausgehen, lassen sich
auch Studien finden, welche die soziale und psychologische Komponente berücksichtigen und
so zu biopsychosozialen Schlussfolgerungen aus den bekannten Daten kommen.
Ein Beispiel hierfür ist die Studie: “Avoiding the Banality of Evil in Times of COVID-19: Thinking
Differently with a Biopsychosocial Perspective for Future Health and Social Policies Develop-
ment“, von Leonardi et al. (2020). Laut den Autoren bedrohe COVID-19 derzeit fast alle nati-
onalen Gesundheitssysteme weltweit. Dies liege daran, dass derzeitige wirtschaftliche Priori-
täten im Widerspruch zu den Erfordernissen der Prävention von Krankheiten im Gesundheits-
wesen, in der öffentlichen Gesundheit sowie der Gesundheitsförderung stehen. Bereits vor
COVID-19 haben Wissenschaftler Epidemien prognostiziert. Die fortschreitende Globalisie-
rung führe dabei erstmalig zum global-politischen Ansatz von Gesundheit. Dadurch, dass die
Ressourcen im Gesundheitssystem in den letzten Jahren von den meisten Ländern erodiert
wurden, würde jede Regierung zwar versuchen, das Ziel Nr. 3 der Vereinten Nationen für
nachhaltige Entwicklung („Gewährleistung eines gesunden Lebens und Förderung des Wohl-
befindens für alle Altersgruppen) zu erreichen, doch der Konflikt zwischen Gesundheit und
Wirtschaft führe zur begrenzten Reaktion auf Gesundheitskrisen; zukünftige Herausforderun-
gen würden demnach darin bestehen, auf mögliche Pandemien adäquat reagieren zu können
und „das Bewusstsein für die individuellen und kollektiven Menschenrechte zu nutzen, um
gleichermaßen Zugang zu Dienstleistungen zu erhalten und sicherzustellen, dass alle Men-
schen mit Würde und Respekt behandelt werden“ (Schiariti, 2020, zit. nach Leonardi et al.,
2020, S. 1759). Dabei weisen die Autoren explizit darauf hin, dass die derzeitige COVID-19-
Krise auch zur Epidemie von Stigmatisierung, Diskriminierung und Vorurteilen geführt habe.
Diesen psychosozialen Risikofaktoren müssen ethische Grundsätze entgegengesetzt
22
werden, um langfristig stabile Lösungen zu finden. Außerdem sehen die Autoren die Stärke
des biopsychosozialen Modells darin, die Komplexität der Ressourcenzuweisung zu überwin-
den und die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Um Schuldzuweisungen und die „Bana-
lität des Bösen“, wie Philosophin Hannah Arendt es nannte, in Krisenzeiten zu vermeiden, sei
eine Investition in Dienstleistungen zur Prävention, darunter Widerstandsfähigkeit (Resilienz)
und Solidarität, zukünftig unabdingbar. Einen biopsychosozialen Ansatz zu wählen, bedeute
somit immer, dass auch auf die psychosozialen Umweltfaktoren geachtet und reagiert wird.
Folgend sollen nun einige psychosoziale Risikofaktoren aufgelistet werden, die die Pathoge-
nese von COVID-19 beeinflussen können. Wie Leonardi et al. (2020) ausgeführt haben, sollte
der Kontext einer Erkrankung wie COVID-19 und die daraus entstehende Pandemie immer
mitbeachtet werden. Vulnerabilität (Verwundbarkeit, Störanfälligkeit) ist hierbei ein sehr wich-
tiges Stichwort und bezieht sich nicht nur auf Risikogruppen. Ahmad et al. (2020) untersuchten
die Frage, was es bedeutet, in Zeiten von COVID-19 vulnerabel zu sein. Die Autoren kommen
zu dem Schluss, dass „eine Pandemie als Aufruf zur Anerkennung und Reparatur soziokultu-
reller, soziopolitischer und soziohistorischer Brüche dienen kann, die zu Verwundbarkeit in-
nerhalb bestimmter Kategorien von Randgruppen führen“ (Ahmad et al., 2020, S. 1482). Ver-
wundbarkeit kann aus psychosozialem Stress resultieren und durch die Schwächung des Im-
munsystems ebenfalls das Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 erhöhen (Barto-
lomucci & Sapolsky, 2020, Vinkers et al., 2020). Diesem Risiko könne entgegengewirkt wer-
den, indem psychosoziale Faktoren wie mentale Gesundheit und soziale Bindungen in der
Prävention und Therapie positiv verstärkt werden. Ein weiterer wichtiger Faktor in der Präven-
tion von COVID-19 ist Stress. Mehrere Autoren kommen zu dem Schluss, dass chronischer
Stress in Form von oxidativem Stress auf zellulärer Ebene die Pathogenese von COVID-19
beeinflussen kann (Bartolomucci & Sapolsky, 2020; Cecchini & Cecchini, 2020, Delgado-Ro-
che & Mesta, 2020). Diese Hypothese wird durch zwei Beobachtungen unterstützt: Zum einen,
dass eine vermehrte Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und das Fehlen von
Antioxidantien entscheidend für die Virusreplikation sind und zum anderen, dass mit zuneh-
mendem Altem vermehrt oxidativer Stress auftritt und COVID-19 hauptsächlich bei über 69-
Jährigen auftritt. Chronischer Stress, bedingt durch westlichen Lebensstil und Mangelernäh-
rung, wird inzwischen auch als grundlegend in der Pathogenese von diversen Zivilisationser-
krankungen betrachtet (Kopp, 2019). Somit lässt sich schlussfolgern, dass in den meisten
Fällen, in denen COVID-19 auftritt, bereits eine Schwächung des Immunsystems durch chro-
nischen Stress oder Komorbiditäten besteht und die Sterblichkeit nicht primär auf den Erreger
SARS-CoV-2 zurückzuführen ist. Eine Änderung des Lebensstils auf gesellschaftlicher Ebene
könnte langfristig zu einer geringeren Anzahl an Opfern durch COVID-19 führen (Hamer et
al., 2020; Lange & Nakamura, 2020). Dies wird beispielsweise auch durch die Erforschung
23
des Zusammenhangs zwischen Vitamin D und COVID-19 deutlich. Systematische Reviews
deuten auf eine negative Korrelation zwischen adäquaten Vitamin D-Serumspiegeln und der
Pathogenese von COVID-19 hin (Pereira et al. 2020; Yisak et al., 2021). Durch Veränderun-
gen des Lebensstils in Bezug auf die Bewegung außerhalb des eigenen Zuhauses (Vitamin
D wird durch Sonnenstrahlung in den Hautrezeptoren erzeugt) und die Ernährung können die
eigenen Vitamin D-Serumspiegel positiv beeinflusst werden. Vitamin D wiederum wirkt regu-
lativ auf das menschliche Immunsystem (Vanherwegen, Gysemans & Mathieu, 2017). Wei-
tere Mikronährstoffe wie bestimmte Mineralstoffe und Vitamine scheinen im menschlichen Or-
ganismus ähnliche Effekte zu modulieren (Gasmi et al., 2020).
Ein weiterer Risikofaktor, der nicht von der Erkrankung COVID-19 ausgeht, sondern von einer
Infektion mit SARS-CoV-2, ist die Entwicklung von Folgeschäden. Diese inzwischen über 50
verschiedenen diagnostizierten Folgeschäden werden unter dem Begriff Long-COVID zusam-
mengefasst. Lopez-Leon et al. (2021) führen in ihrem systematischen Review und Meta-Ana-
lyse (Preprint) die fünf häufigsten Symptome auf: Müdigkeit (58 %), Kopfschmerzen (44 %),
Aufmerksamkeitsstörung (27 %), Haarausfall (25 %) und Atemnot (24 %). Dadurch, dass
Lopez-Leon et al. (2021) eine Häufigkeit an Folgeschäden von über 80 % bei 47.910 SARS-
CoV-2 Infizierten zwischen 17 und 87 Jahre feststellten, lässt sich auch das Risiko einer
SARS-CoV-2-Infektion ohne symptomatischen Verlauf von COVID-19 als nicht unerheblich
einstufen. Dennoch sollte bedacht werden, dass die genannten häufigsten Symptome nicht
irreparabel sind und durch den Gesundheitszustand beeinflusst werden. Außerdem liegen an-
dauernde Symptome von Long-COVID über mehrere Monate vermutlich im geringen Prozent-
bereich: Bei Sudre et al. (2021) weisen nur noch 2,3 % der Probanden Symptome nach 12
Wochen auf, die allesamt nicht irreparabel sind. Sykes et al. (2021) schreiben abschließend
in ihrer Studie zum Management von Long-COVID, dass langfristige Schäden möglicherweise
nicht direkt auf SARS-CoV-2 zurückzuführen sind, sondern biopsychosoziale Faktoren von
COVID-19 eine größere Rolle bei der Ätiologie spielen. Biopsychosoziale Risikofaktoren zu
COVID-19 wurden hier bereits ausführlich dargestellt. Nennenswert ist innerhalb dieses Rah-
mens noch eine Studie von Butler und Barrientos (2020), in welcher darauf hingewiesen wird,
dass hyperkalorische Ernährung (viele gesättigte Fette, Zucker und raffinierte Kohlenhydrate)
zur vermehrten Prävalenz von Übergewicht und Typ-2 Diabetes beiträgt (Grundkrankheiten
mit einem höheren Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19) und die Immunabwehr
gegen Viren beeinträchtigt. Zugang zu gesunder Ernährung sowie gesunde Essgewohnheiten
sind also entscheidend bei der Prävention langfristiger Komplikationen (Long-COVID).
Komplikationen bei Infektionen mit Viren sind nicht ungewöhnlich und sollten daher aufgrund
der Aktualität und Emotionalität des Themas COVID-19 nicht überschätzt (aber auch nicht
24
unterschätzt) werden. Beispielsweise könnten auch bei Influenza-Infektionen die tatsächli-
chen Folgeschäden viel größer sein als bisher angenommen (Sellers et al., 2017). Wie hoch
der tatsächliche langfristige Schaden von Infektionen ist und ob dieser bei SARS-CoV-2 höher
ist als bei Influenza, lässt sich aus der derzeitigen Datenlage kaum abschätzen. Hierbei kann
es leicht zu Verzerrungen (Publication Bias) kommen, da die derzeitige COVID-19-Pandemie
das primäre Forschungsthema von Wissenschaftlern ist und somit auch mehr Interesse an
den Daten besteht. Je genauer beobachtet wird, desto mehr Komplikationen können schließ-
lich bei SARS-CoV-2 im Vergleich zu anderen Viren gefunden werden. Wiederum können
Forschungsergebnisse, die bereits durch Influenza-Viren bekannt sind, auf SARS-CoV-2
übertragen werden und somit als Hilfestellung dienen. Beispielsweise könnte, ähnlich wie bei
Influenza, das emotionale Wohlbefinden präventiv vor einem schweren Verlauf von COVID-
19 schützen (Cohen et al., 2006). Dies wird auch dadurch denkbar, dass das Immunsystem
eines Menschen an die eigenen Emotionen geknüpft ist und ebenso die Auswirkungen einer
Infektionserkrankung an die Umstände der Infektion (Milieu) (D'Acquisto, 2017; Rouse & Sehr-
awat, 2010). Hier lässt sich auch der Leitsatz vom bekannten französischen Arzt, Chemiker
und Pharmazeut Antoine Béchamp (1816-1908) einordnen: „Die Mikrobe ist nichts, das Milieu
ist alles!“ (Béchamp, zit. nach Schmiedel, 2020, S. 1).
Dennoch lässt sich über diese Studienergebnisse bisher nur spekulieren und abwarten, ob
sie anhand von SARS-CoV-2 repliziert werden können. Jedoch muss das Rad bei SARS-
CoV-2 nicht neu erfunden werden. Durch den strukturell gleichartigen Aufbau (z.B. die Lipid-
hülle) von SARS-CoV-2 (bzw. SARS-Viren) und Influenza sowie ähnliche epidemiologische
Übertragungsmuster, lassen sich Gemeinsamkeiten konstatieren, die in der strategischen
Überwindung der Pandemie als Vorinformationen genutzt werden können (Baral et al., 2021).
Die aufgeführten psychosozialen und biologischen Risikofaktoren von COVID-19 verdeutli-
chen einmal mehr die Hypothese des BPSK, dass der Mensch autoregulative Selbstkompe-
tenz besitzt. Zusammenfassend soll noch einmal auf das biopsychosoziale Gesundheitsmo-
dell von Taukeni (2020) hingewiesen werden, welches einen guten Anhaltspunkt liefert, um
psychosoziale und biologische Faktoren zu identifizieren und so das Risiko eines schweren
COVID-19-Verlaufs oder Folgeschäden zu verringern. Folgend findet sich nun eine Über-
sichtstabelle mit den angeführten relevanten Studien und deren Inhalten zur Beurteilung von
COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive.
25
Tab. 1: Auflistung der relevanten Studien zur ersten Forschungsfrage durch die eigenständige syste-
matische Literatursuche nach den Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland (Quelle: Eigene Dar-
stellung).
Stu die Autor Jahr Veröffentlichung Datenbank Methode Relevante Inhalte
Die politische Ökologie von Gesundheit.
Zur Selbstreflexion der Kritik in der COVID- 19 Krise
K. Geiselhart 2020
Deutsche Gesellschaft r
Geographie (DGfG)
- Revi ew
Das pathogenetische Modell wurde durch die medizinische
Grundlagenforschung eingeschränkt; Eine Kritik an der COVID-19
Krise bedarf eines besonderen Verständnisses von Gesundheit.
The traps of cal li ng th e pub li c he alt h res pons e
to COVID-19 “an unexpec ted war agains t an invis ible
enemy”
E.N. Naumova 2020 Annals of Internal Medicine
Resea rchGate
Revi ew
Die "Kriegsrhetorik" im Zuge der COVID-19 Krise ist unangebracht
und hrt zu diversen Problemen (z .B. auf psychosozialer Ebene)
Biopsychosocial Model of Health. S.G. Taukeni 2020
Psychology and Psychiatry
Resea rchGate
Revi ew
Das BPSK wird stetig erweitert und um Faktoren wie Mentale
Gesundheit ergänzt
Avoiding the Banality of Evil in Times of COVID- 19:
Thi nki ng D iffe rentl y wi th a Bi ops yc hos oci al P ers pect iv e
for Future Health and S ocial Pol icies Dev elopment
Leonardi et al. 2020
SN Comprehensive
Cli nical
Medicine
Springer Link Review
Wirtschaftliche und gesundheitliche Interessen stehen im
Widerspruch; Die Politik befindet sich im Spannungsfeld der
Konflikte; Zuk ünftige Ansätze sollten psychosoziale Risikofaktoren
berücksichtigen
What does it mean to be made vulnerable in the
era of COVID-19?
Ahmad et al. 2020 The Lancet
Resea rchGate
Revi ew
Vulnerable Gruppen sollten durch die Fokussierung psychosozialer
Faktoren gestärkt werden
Psychosocial Risk Factors, Noncommunicable
Dis eases, and Ani mal Mode ls for COVID-19
Bartolomucci
& Sapolski
2020 Biological Psychiatry PubMed.gov Rev iew
Psychosoziale Risikofaktoren (z.B. Stress) erhöhen die
Anfälligkeit r die Pathogenese von COVID-19
Stress resilience during the coronavirus pandemic Vinkers et al. 2020
European Neuropsycho-
pharmacology
PubMed.gov Revi ew
Bewältigungsstrategien wie Resilienz (Psychosozialer Faktor)
tragen zur COVID-19-Prävention bei
SARS-CoV-2 infection pathogenesis is related to
oxidati ve stress as a response to aggress ion.
Cecc hini & Cecchi ni
2020 Medical Hypothesi s PubMed.gov Revie w
Die P athogenes e von COVID-19 s teht in V erbindung mi t
oxidati vem Stress (ROS) und Antioxi dantmangel
Ox ida ti ve S tres s as K ey P la ye r i n S ev ere A cu te
Respi ratory Sy ndrome Coronav irus (SARS -CoV) Infe ction
Delgado- Roche
& Mesta
2020
Archives of Medical
Resea rch
PubMed.gov Revi ew
Die P athogenes e von COVID-19 s teht in V erbindung mi t
oxidati vem Stress (ROS) und Antioxi dantmangel
Lifesty le risk factors, i nflammatory mechanis ms,
and COVID-19 hospitali zation: A community - based
cohort study of 387,109 adults in UK.
Hamer et al . 2020
Brain, Behaviour & Immunity
PubMed.gov Kohortenstudie
Die Veränderung des Lebensstils kann präventiv vor
COVID-19 schützen
Lifesty le factors in the prevention of COVID- 19.
Glo ba l Heal th
Lange & Nakamura 2020 Glo ba l Hea lth J ou rnal PubMed.gov Revi ew
Kontrolle des rpergewichts, die Senkung der Raucherquote und
die Begrenzung des Alkoholkonsums sind wichtige
vorbeugende Maßnahmen.
Vitamin D deficiency aggravates COVID-19:
systematic review and meta-analysis.
Pereira et al. 2020
Critic al Rev iew in Food
Science and Nutrition
PubMed.gov Meta Analyse
Adäquate Vitamin-D-Serumspiegel korrelieren negativ mit der
Pathogenese von COVID-19
Effects of Vitamin D on COVID-19 Infection and
Prognosis: A Systematic Review.
Yisak et al. 2021
Ris k Managem ent and
Health care Policy
PubMed.gov
System. Review
Der Öffentlichkeit wird die Aufrechterhaltung eines adäquaten
Vitamin D-Spiegels empfohlen, um mit der Pandemie fertig zu
werden.
Post-COVID-19 Symptom Burden: What is Long-COVID
and How Should We Manage It?
Sykes et al. 2021
Lung Springer Link Kohortenstudie
"Lo ng- Cov i d" i s t m ög li c her wei s e n ic ht p rim är au f d en Er rege r
SARS-CoV-2 zurückzuführen, sondern auf biopsychosoziale
Ris ikof aktoren
The imp act of nu trit ion on COV ID-19 sus cep tib ili ty and
long-term consequences
Butler & Barrientos 2020
Brain, Behavior, and
Immunity
Resea rchGate
Revi ew
Ernährung mit viel gesättigten Fettsäuren, raffinierten
Kohlenhy draten & Zucker kann die Immunabwehr gegen Viren
schwächen, Grundkrankheiten fördern, die in Verbindung mit
einem höheren Risik o für die Pathogenese von COVID-19
stehen & die Anfälligkeit r Langzeitfolgen erhöhen. Gesunde
Ernährung kann dementgegen präventiv wirken.
26
3.4. Zweite Forschungsfrage: Wie sind die non-pharmakologischen Interventio-
nen während der COVID-19-Pandemie in Deutschland aus biopsychosozialer
Perspektive zu beurteilen?
Zur Beantwortung der zweiten Forschungsfrage soll eine Nutzen-Schaden-Abwägung entwi-
ckelt werden, die die Wirkungen und Nebenwirkungen der angeordneten NPIs darstellt. Zu
Beginn soll kurz auf die Wirksamkeit non-pharmakologischer Maßnahmen eingegangen wer-
den. Die Wirksamkeit von NPIs misst sich primär in der Verringerung von Infektions- und Er-
krankungszahlen. Ob NPIs wirksam sind und ob sie einen höheren Nutzen aufweisen, als
Schaden anrichten, soll dabei im Sinne des BPSK gegenübergestellt werden. Erst dieser Ver-
gleich kann eine gleichmäßige Abwägung von biologischen, psychologischen und sozialen
Risikofaktoren von NPIs gewährleisten. Anders als bei der ersten Forschungsfrage, wird die
zweite Forschungsfrage nur auf Deutschland bezogen. Dies führt dazu, dass etwaige Studien
über die Wirksamkeit und biopsychosozialen Folgen non-pharmakologischer Interventionen
aus anderen Ländern nicht in die Bewertung einfließen können. Allerdings listet selbst das
RKI zum Beleg der Wirksamkeit lediglich ein Rapid-Review von Studien aus verschiedenen
Ländern auf, um die Wirksamkeit von NPIs zu bestätigen (Robert Koch-Institut, 2020e). Dies
ist für die Beantwortung der zweiten Forschungsfrage dieser Masterarbeit unzureichend. Die
Reproduzierbarkeit bzw. Übertragbarkeit von Studien aus anderen Ländern auf Deutschland
ist nicht zweifelsfrei möglich. Vorab muss ebenso die Frage geklärt werden, ab wann NPIs in
Deutschland eingesetzt werden: Die Umsetzung der NPIs ist abhängig von epidemiologischen
Kennwerten, welche das RKI sammelt und in einem täglichen Lagebericht veröffentlicht (Ro-
bert Koch-Institut, 2021f). Anfänglich wurde noch die Reproduktionszahl genutzt, um die An-
zahl der täglichen Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 zu bestimmen, inzwischen dient hierfür
die 7-Tage-Inzidenz. Eine kurze Beschreibung beider Werte:
- Reproduktionszahl: Beschreibung, wie viele Personen gemittelt durch eine Person
angesteckt werden: R > 1 = steigende Anzahl täglicher Neuinfektionen; R < 1 = sin-
kende Anzahl, R = 1, Anzahl bleibt konstant
- 7-Tage-Inzidenz: Neuinfektionen pro 100.000 Personen der letzten 7 Tage
Ob die 7-Tage-Inzidenz als maßgeblicher Kennwert zur Umsetzung von NPIs während der
COVID-19-Pandemie in Deutschland geeignet ist, bezweifeln auch mehrere renommierte Ex-
perten. Klaus Stöhr, ehemaliger Leiter des Globalen Influenza und Pandemievorbereitungs-
programmes der WHO Genf und Detlev Krüger, Leiter des Instituts für Virologie der Charité
Berlin bis 2016, rieten dringend bei der Entwicklung des Infektionsschutzgesetzes im April
27
2021 von der 7-Tage-Inzidenz als Bemessungsgrundlage ab. Sie rieten zur Beobachtung der
täglichen Anzahl der COVID-19 bedingten intensivstationären Neuaufnahmen für die Umset-
zung von NPIs (Frag den Staat, 2021). Eine ähnliche Ansicht teilt auch Prof. Dr. Gérard
Krause, Leiter der Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in
Braunschweig (Keilmann, 2021). Schließlich war der ursprüngliche Grund für das Ausrufen
der Epidemie von nationaler Tragweite seitens der Bundesregierung die Verhinderung der
Überlastung des Gesundheitssystems (Bundesregierung, 2021a). Eine Überlastung des Ge-
sundheitssystems war jedoch aus folgendem Grund während der bisherigen Höhepunkte des
Infektionsgeschehens in Deutschland nicht zu beobachten (s. Abb. 4, S. 31): Täglich erfasst
das DIVI-Intensivregister die freien und belegten Behandlungskapazitäten in der Intensivme-
dizin von etwa 1.300 Akut-Krankenhäusern. So gab es in KW 51 2020 die meisten Neuinfek-
tionen pro Woche in Deutschland. Zwei Wochen später, am 3. Januar 2021 (KW 53), wurden
mit 5.745 intensivmedizinisch behandelten erwachsenen COVID-19-Patienten die höchste
bisherige Auslastung des Gesundheitssystems während der COVID-19-Pandemie gemessen.
Während der dritten Welle kam es am 27. April 2021 bundesweit zu einem maximalen Anstieg
auf 5.050 intensivmedizinisch behandelter Patienten. Die Anzahl freier Betten (ca. 3.000-
4.000) und die Anzahl belegter Betten (19.000-21.000) blieb dennoch seit Dezember 2020 bis
Mai 2021 etwa konstant (DIVI-Intensivregister, 2021).
Zu einer ähnlichen Auswertung gelangen auch Schrappe et al. (2021) in ihrer Adhoc-Stellung-
nahme vom 16. Mai 2021. Sie schreiben: „Im Jahr 2020 wurden zur Behandlung von CoViD-
19- Patienten durchschnittlich 2% der stationären und 4% der intensivmedizinischen Kapa-
zitäten bei deutlichen Differenzen in zeitlicher und räumlicher Hinsicht genutzt. [...] Eine
fachliche Fundierung der offiziellen Kampagne und der Interventionen einiger Fachgesell-
schaften, die auf der individuellen Angst vor nicht möglicher Aufnahme auf Intensivstation
basiert, kann daher nicht abgeleitet werden.“ (Schrappe et al., 2021, S. 4). Ein weiteres Prob-
lem sei, dass nicht genügend Daten zu Komorbiditäten von COVID-19-Patienten zur Verfü-
gung stehen, weswegen es nicht möglich sei die Intensivpflichtigkeit wegen oder mit COVID-
19 festzustellen. Ergänzend dazu sah Francesco De Meo, Chef von Deutschlands größter
Krankenhauskette Helios, im April 2021 im Gegensatz zum Verband der Intensivmediziner
auch auf dem Höhepunkt der dritten Welle keinen Grund zur Panik bezüglich der Neuauf-
nahme von COVID-19 Patienten. Volle Intensivstationen habe es laut ihm auch vorher schon
gegeben: „Wir kennen das Krankenhausgeschehen generell und in allen Facetten, und das
nicht erst seit Beginn dieser Pandemie.“ (Balzter & Kopplin, 2021). Unterschiede in der Wahr-
nehmung resultieren laut De Meo aus der unterschiedlichen Bewertung der Fakten. Im Juli
2021 bekräftigt De Meo trotz möglicher besorgniserregender Virusvarianten (VOC) seine An-
sicht und rät zu anderen Bemessungsgrundlagen als die 7-Tage-Inzidenz (Ettel, 2021).
28
Das RKI gibt im Situationsbericht grundsätzlich Empfehlungen an die Bundesregierung zur
Umsetzung von NPIs. In der Risikobewertung des Situationsberichtes vom 18. April schätzte
das RKI die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung und das Gesundheitssystem in
Deutschland kontrastierend zu De Meo als insgesamt als sehr hoch ein. Mit besonderem Ver-
weis auf die Verbreitung von VOCs bzw. Virusmutationen (speziell Variante B.1.1.7 soll laut
RKI eine erhöhte IFR aufweisen) soll eine konsequente Umsetzung kontaktreduzierender
Maßnahmen und Schutzmaßnahmen zur Eindämmung von Infektionsketten umgesetzt wer-
den. Die Anordnung von NPIs blieb bis zur Umsetzung des neuen Infektionsschutzgesetzes
am 24. April den Bundesländern vorbehalten. Seit dem 24. April wird durch die Bundesregie-
rung einheitlich vorgegeben, ab welcher 7-Tage-Inzidenz welche NPIs durchgesetzt werden
müssen, da vermehrte Todesfälle durch die VOC erwartet wurden. Neben der 7-Tage-Inzi-
denz als Bemessungsgrundlage lässt sich ebenso kritisieren, dass die Inzidenzwerte teilweise
scheinbar willkürlich gewählt wurden: So sollen beispielsweise ab einer 7-Tage-Inzidenz von
165 in einer bestimmten Region alle Schulen im jeweiligen Bundesland schließen (Bundesre-
gierung, 2021b). Auch der Grund für das neue Infektionsschutzgesetz, die VOC, weist keine
wissenschaftliche Grundlage auf: Variante B.1.1.7 wurde in zwei unabhängigen englischen
Studien, eine Auswertung von Sterbedaten der britischen Corona-App von Graham et al.
(2021) und eine Kohortenstudie von Frampton et al. (2021), als ansteckender, nicht aber als
tödlicher (IFR) identifiziert. Ebenso ist bemerkenswert, dass, soweit bekannt, vor der Durch-
setzung des Infektionsschutzgesetzes keine umfängliche Nutzen-Schaden-Abwägung mit
spezieller Berücksichtigung von biopsychosozialen Risikofaktoren durch das Bundesgesund-
heitsministerium (BMG) oder durch das RKI erfolgte. Da eine Nutzen-Schaden-Abwägung je-
doch unabdinglich ist, um das weitere Vorgehen während der COVID-19-Pandemie zu planen,
soll dies nun folgend näher behandelt werden. Von den zahlreichen im Exposé genannten
NPIs sollen nun insbesondere die Wirksamkeit und biopsychosozialen Auswirkungen des
Lockdowns, der Teststrategie und der Pflicht eines Mund-Nasen-Schutzes behandelt werden.
Bisher konnten nur prospektive Modellrechnungen darlegen, dass der Lockdown in Deutsch-
land effektiv gewesen ist (Aravindakshan, 2020; Braun et al., 2020). Retrospektive Analysen
über die Effektivität von Lockdowns bzw. Lockerungen in Deutschland sind nur vereinzelt zu
finden, obwohl diese eine wesentlich stärkere Evidenz liefern als Modellrechnungen. Eine sol-
che retrospektive Analyse stammt beispielsweise von Körner & Weber (2021). Die Autoren
stellen fest, dass eine vorsichtige schrittweise Öffnung von Schulen und Kindertagesstätten
nicht mit einer erhöhten Prävalenz von COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen verbunden
war. Eine weitere retrospektive Analyse stammt von Wieland (2020). In Bezug auf die „erste
Welle“, ein Terminus, der erst seit der COVID-19-Pandemie verwendet wird und die zyklische
bzw. saisonale Verbreitung von Erregern beschreibt, lässt sich laut Wieland keine signifikante
29
Wirksamkeit der genannten Maßnahmen beweisen. Retrospektive Analysen über die Effekti-
vität des Lockdowns gegenüber „der zweiten Welle“ waren in Deutschland bis zu dem Zeit-
punkt noch nicht vorhanden. Wielands Untersuchung legt nahe, dass ein Rückgang der
SARS-CoV-2 Infektionen mit freiwilligen Verhaltensänderungen und Aufhebung von Massen-
veranstaltungen zusammenhängt. Somit käme es laut Wieland auch ohne die genannten NPIs
im März bis Mai 2020 zu keinem exponentiellem Wachstum an SARS-CoV-2 Infektionen und
auch eine postulierte Überlastung des Gesundheitssystems durch zunehmende COVID-19-
Fälle wurde nicht beobachtet. Die Reproduktionszahl lag bereits vor dem 23. März 2020 (Be-
ginn des ersten Lockdowns) unter 1. Ähnliche Ergebnisse erörtern Forscher der Ludwig-Ma-
ximilians-Universität München im retrospektiven CODAG-Bericht Nr. 16 auch für den Teillock-
down im November 2020, für die Verschärfungen im Dezember 2020 und für die „Bundesnot-
bremse“ im April 2021 anhand des R-Wertes. Der Vorteil des R-Wertes gegenüber der 7-
Tage-Inzidenz liegt laut den Forschern daran, dass positive Befunde und inkonsistente Test-
volumina den Messwert nicht beeinflussen (Kauermann, Küchenhoff & Berger, 2021). Wie-
land gibt zusätzlich in seiner Arbeit zu bedenken, dass es methodische Probleme bei der
Bewertung der Auswirkungen von NPIs gibt, wodurch die Ergebnisse erheblich beeinflusst
werden können. Dazu zählen, dass realistische Infektionsdaten aufgrund der Dunkelziffer an
Infizierten nicht aus den offiziellen Daten hervorgehen und, dass für quantitative Untersuchun-
gen anhand der 7-Tage-Inzidenz konstante Testvolumina erforderlich wären: „Eine Zunahme
(oder Abnahme) der Tests kann zu einer künstlichen Zunahme (oder Abnahme) der gemel-
deten Infektionen führen“ (Wieland, 2020, S. 8).
Seit Beginn der Pandemie nimmt die Anzahl an SARS-CoV-2-PCR-Tests in Deutschland im-
mer weiter zu. Während in Kalenderwoche 11 im Jahr 2020 noch 128.008 SARS-CoV-2-PCR-
Tests durchgeführt wurden, steigerte sich die Anzahl Tests pro Woche auf 374.534 (KW 12),
512.969 (KW 27), 719.476 (KW 27), 1.034.449 (KW 34) und 1.634.729 (KW 45). Im Jahr 2021
werden bisher etwa 1,1 bis 1,3 Millionen Personen wöchentlich in Deutschland mit einem RT-
PCR-Test getestet (Robert Koch-Institut, 2021c). Zusätzlich werden Antigen-Schnelltests zur
Diagnose einer SARS-CoV-2 Infektion genutzt, auch wenn diese eine erheblich geringere
Sensitivität aufweisen (Robert Koch-Institut, 2020b). Fällt ein Antigen-Schnelltest positiv aus,
lautet die Anweisung des Gesundheitsministeriums, sich in Quarantäne zu begeben und ei-
nen RT-PCR-Test zu machen (Bundesgesundheitsministerium, 2021). Ein aktualisiertes Re-
view der Cochrane Stiftung Deutschland kommt zum Ergebnis, dass Antigen-Schnelltests für
symptomatische Verläufe besser geeignet sind als für asymptomatische. Außerdem scheint
es große Unterschiede bezüglich der Testqualität verschiedener Hersteller zu geben. Nicht
viele Antigen-Tests würden die Mindeststandards der WHO einhalten. Die Autoren des Re-
views schreiben: „In einer Population von 1000 Personen mit Symptomen, von denen 50
30
Personen tatsächlich COVID-19 haben, kann man mit diesen Schnelltests erwarten, dass
etwa 40 Personen korrekt als COVID-19-Infizierte identifiziert werden und zwischen 6 und 12
Fälle von COVID-19 übersehen werden. Zwischen 5 und 9 der positiven Testergebnisse wür-
den sich bei einer Überprüfung als falsch positiv herausstellen.“ (Dinnes et al., 2021, S. 1)
Das Infektionsgeschehen als einzigen Marker innerhalb der Pandemie zu nutzen, kann aus
biopsychosozialer Perspektive bereits kritisiert werden. Und dies nicht nur aufgrund der ein-
seitigen biologischen Betrachtung, sondern auch wegen der inadäquaten Abbildung des In-
fektionsgeschehens. Die Genauigkeit der Antigen-Schnelltests, eine Zunahme der SARS-
CoV-2-RT-PCR-Testkapazität und entsprechende Falsch-Positive Fehlerquoten vom RT-
PCR-Test sowie die Dunkelziffer an Infizierten könnten die Daten des Robert Koch-Instituts
über das Infektionsgeschehen stark verzerren. Die Fehlerquote des RT-PCR-Tests sei an
dieser Stelle hervorgehoben: Roy (2021) nimmt eine Fehlerquote von 0,3-3 % an. In Abbil-
dung 4 (S. 31) wird exemplarisch mit einer Fehlerquote von 1 % und 3 % gearbeitet. Die
Fehlerquote des RT-PCR-Tests könnte jedoch noch höher liegen: Xiao et al. (2020) geben
eine Falsch-Positiv-Rate des RT-PCR-Tests von bis zu 30 % in einer Studienpopulation von
301 COVID-19-Patienten an, was vom verwendeten CT-Wert (cycle-threshold-Wert- bzw.
Schwellenwertzyklus) unter 35 als Mengenmaß vorhandener Virus-RNA abhängig sein
könnte. Um zukünftige Messungenauigkeiten zu vermeiden, ist es unabdingbar einheitliche
wissenschaftliche Standards einzuführen, an die sich alle auswertenden Labore halten. Nur
so kann die nationale Teststrategie effizient begründet und umgesetzt werden (s. S. 33).
31
Keine Influenza-Saison
Keine Influenza-Saison
417646
431682
1133623
1220279
1663992 1672033
845729
1151633
1420289
1255724
830132
8868 13647 46000
128537
138305
188283
157772
67882 85655
132249177251
19211
0
200.000
400.000
600.000
800.000
1.000.000
1.200.000
1.400.000
1.600.000
1.800.000
Bis KW10, 2020
12/2020
14/2020
16/2020
18/2020
20/2020
22/2020
24/2020
26/2020
28/2020
30/2020
32/2020
34/2020
36/2020
38/2020
40/2020
42/2020
44/2020
46/2020
48/2020
50/2020
52/2020
01/2021
03/2021
05/2021
07/2021
09/2021
11/2021
13/2021
15/2021
17/2021
19/2021
21/2021
23/2021
25/2021
27/2021
Durchgeführte SARS-CoV-2-RT-PCR-Tests, Positiv-Rate & Fehlerquote (Deutschland)
Durchgeführte RT-PCR-Tests Fehlerquote 1% Fehlerquote 3% Positiv getestet
Keine
Influenza-
Saison
Keine
Influenza-
Saison
3400
5136
14001 11015
14185
34009
49920
50161
34549
42609
21288
37649
128537
188283
110163
72059
132249
177251
0
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
140.000
160.000
180.000
200.000
Bis KW10, 2020
12/2020
14/2020
16/2020
18/2020
20/2020
22/2020
24/2020
26/2020
28/2020
30/2020
32/2020
34/2020
36/2020
38/2020
40/2020
42/2020
44/2020
46/2020
48/2020
50/2020
52/2020
01/2021
03/2021
05/2021
07/2021
09/2021
11/2021
13/2021
15/2021
17/2021
19/2021
21/2021
23/2021
25/2021
27/2021
SARS-CoV-2-Positiv-Getestete & Fehlerquote von 1 % und 3 % (Deutschland)
Fehlerquote 1% Fehlerquote 3% Positiv getestet
Keine
Influenza-
Saison
Keine
Influenza-
Saison
32
Abb. 4: Das erste Diagramm zeigt die durchgeführten SARS-CoV-2-RT-PCR-Tests und die Positiv-
Getesten-SARS-CoV-2-Fälle in Kontrast zur angenommenen Fehlerquote von 1 % und 3 %. Das zweite
Diagramm stellt nur die Positiv-Getesteten und die potentielle Fehlerquote von 1 % und 3 % gegenüber.
Bei einer potentiellen Fehlerquote von 1 % übersteigt die mögliche Falsch-Positiv-Rate die Positiv-
Getesteten-Fälle in Kalenderwoche 33-37, während bei einer potentiellen Fehlerquote von 3 % die
Falsch-Positiv-Rate die Positiv-Gemeldeten-Fälle von Kalenderwoche 19-41 übersteigt. Zu beachten
sind hierbei auch saisonale Gegebenheiten wie z.B. die Temperatur, wodurch sich Viren schlechter
verbreiten können, sodass kaum Infektionsgeschehen stattfindet. Der Anstieg der gemeldeten SARS-
CoV-2-Fälle vollzieht sich primär während der typischen Kalenderwochen der Influenzasaison (KW 40-
20). Außerhalb der Influenzasaison (KW 20-40) scheint der Nutzen der SARS-CoV-2-RT-PCR-Tests
aufgrund der Fehlerquote als beschränkt, da sich die möglichen Falsch-Positiven-Testergebnisse häu-
fen und das Infektionsgeschehen verzerren können (s. KW20/2021). Aber auch während der Influen-
zasaison scheint die Menge an durchgeführten RT-PCR-Tests mit der Menge an Positiv-Getesteten zu
steigen: Je mehr getestet wird, desto mehr SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Fälle, aber auch
Falsch-Positive werden detektiert (Quelle: Eigene Darstellung, Daten vom Robert Koch-Institut, 2021c).
Das Deutsche Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin e.V. kritisierte im Oktober 2020 in einer
öffentlichen Stellungnahme die derzeitige Teststrategie aufgrund von fehlender wissenschaft-
licher Evidenz. Während der SARS-CoV-2-RT-PCR-Test von den meisten Ländern der Welt
genutzt würde und als diagnostisch zuverlässig gelte, um eine Infektion festzustellen, fragt
das EbM aus welchen Gründen in Deutschland Tests durchgeführt werden und zu welchen
Konsequenzen die Testergebnisse führen würden. Insbesondere auf die nicht ausreichend
hohe Sensitivität (CT-Wert) und die hohe Rate an asymptomatisch Infizierten wird dabei hin-
gewiesen. Schnuriger et al. (2021) führen in ihrer Forschungsarbeit auf, dass ein SARS-CoV-
2-RT-PCR-Test nicht oder nur bedingt feststellen kann, wie infektiös eine Person ist. Tatsäch-
lich konnte bisher auch nur unzureichend belegt werden, dass asymptomatische Menschen
so infektiös sind, wie symptomatische Personen. Zu diesem Schluss kommen auch Stang et
al. im Mai 2021, sieben Monate nach der EbM-Stellungnahme. Das Forscherteam der Medi-
zinischen Fakultät Duisburg-Essen hat in einer Studie RT-PCR-Tests von insgesamt 162.457
Individuen ausgewertet und dabei festgestellt, dass die Aussagekraft eines positiven RT-PCR-
Tests zur Infektiosität einer asymptomatischen Person nicht ausreicht. Vielmehr sollen auch
andere Parameter wie die Mortalität in der politischen Entscheidungsfindung berücksichtigt
werden. Asymptomatische Personen scheinen nur untergeordnet zum Infektionsgeschehen
beizutragen und eher eine sehr kurze Infektiosität aufzuweisen (Zhang et al., 2020; Slifka &
Gao, 2020; Zhou et al., 2020; Savvides & Siegel, 2020). Außerdem konnte bisher nicht belegt
werden, dass asymptomatische Personen andere Personen in dem Maße anstecken, dass
sie Symptome entwickeln bzw. an COVID-19 erkranken. Hierbei soll noch einmal darauf hin-
gewiesen werden, dass, wie bereits im Exposé beschrieben, nicht zwischen COVID-19-Fall
33
und asymptomatisch SARS-CoV-2-Infiziertem unterschieden wird, obwohl dies dringend not-
wendig wäre. Dabei ist die Prämisse, dass asymptomatische Personen infektiös sind und nicht
nur zur Ansteckung beitragen, sondern bei Personen zur Entwicklung von COVID-19 beitra-
gen, der Grund für die nationale Teststrategie mit dem RT-PCR-Test und den politisch ange-
ordneten Maßnahmen. Der RT-PCR-Test wäre laut Schnuriger et al. (2021) zwar als Gold-
Standard unter den Diagnosemethoden zu bewerten, jedoch müsse die Methode bzw. Tech-
nik (der RT-PCR-Zyklusschwellenwert) an die Situation und den Patienten angepasst und
entsprechend interpretiert werden. Auch die WHO betont inzwischen die vorsichtige Interpre-
tation von SARS-CoV-2-PCR-Tests, nachdem die Organisation am 20. Januar 2021 ihre Test-
Richtlinien änderte (Weltgesundheitsorganisation, 2021). Nun solle der Schwellenwert, ab
dem ein Testergebnis als positiv gilt, manuell an den Patienten angepasst werden. Wenn ein
Patient symptomlos ist, das Ergebnis des Tests jedoch positiv, solle der Patient nochmal ge-
testet werden. Außerdem erinnert die WHO daran, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer
SARS-CoV-2-Infektion mit einer geringen Häufigkeit an Erkrankungen beim Patienten verrin-
gert. Zusätzlich zum SARS-CoV-2-RT-PCR-Test seien laut WHO weitere Diagnosemethoden
und die Interpretation durch den zuständigen Arzt notwendig. Demnach kann aus diesen Aus-
führungen die berechtigte Kritik des EbM auch durch die WHO konstatiert werden.
Weiterhin kritisiert das EbM, dass die Infektionszahlen, ausgehend von der Erfindung des
SARS-CoV-2-PCR-Tests (Corman et al., 2020), als Grundlage von der Politik genutzt werden,
um NPIs zu erlassen. Maßgebend für derartige immense Eingriffe in das gesellschaftliche
Leben sollten jedoch die COVID-19-Erkrankungszahlen sein (EbM, 2020). Insgesamt folgert
das EbM in seiner Stellungnahme bei einem Vergleich internationaler systematischer Re-
views, dass es wenig belastbare Evidenz gibt, die beweist, dass NPIs signifikant die Gesamt-
mortalität verringern. Wie bereits erwähnt, gestaltet es sich dagegen als schwierig, NPIs ver-
schiedener Länder miteinander zu vergleichen. Die jeweiligen Länder verfügen über verschie-
dene Gegebenheiten (Besiedlungsdichte, Bevölkerungsverhalten, Klima etc.), weshalb NPIs
verschiedene Wirksamkeiten aufweisen. Seit Beginn der Komplexitätsforschung (Chaos-The-
orie) ist zudem hinlänglich bekannt, dass bei komplexen Modellrechnungen kleinste Verände-
rungen immense Auswirkungen auf das Ergebnis haben können (Oestreicher, 2007). Die Be-
völkerungsgesundheit, aber auch Übertragungswege von Infektionserkrankungen, lassen
sich eben aufgrund des komplexen und dynamischen Verhaltens von Gesellschaften, dazu
zählen sozioökonomische, kulturelle, ökologische und behaviorale Faktoren, nur schwer mo-
dulieren (Sniehotta et al., 2017; Demongeot et al., 2014; Funk, Salathé & Jansen, 2010). Bis-
herige Modellrechnungen über die exponentielle Verbreitung des Erregers SARS-CoV-2 wie
vom Imperial College in London ohne Eindämmungsmaßnahmen und die darauffolgende hor-
rende Anzahl von 40 Millionen Todesopfern, welche durch die Lungenerkrankung COVID-19
34
verursacht werden soll (Walker et al., 2020), sind entsprechend der Komplexitätsforschung
als wissenschaftlich nicht valide einzustufen und haben sich auch noch nie bewahrheitet.
Auch Modellrechnungen des RKI in Zusammenhang mit VOC (B.1.1.7) zeigen in diesem Zu-
sammenhang die Fehlerhaftigkeit von Prognosen über die Verbreitung von SARS-CoV-2 und
die Auslastung des Gesundheitssystems (Robert Koch-Institut, 2021d). Zudem muss die
Frage gestellt werden, ob solche Modellrechnungen nicht potentiell einen negativen Effekt auf
die Soziodynamik haben, da sich Aussagen wie „730.000 Tote in Deutschland ohne NPIs bis
zum Ende des Sommers 2021“ (Barbarossa et al., 2020, S. 18) innerhalb der COVID-19-
Pandemie als psychosoziale Risikofaktoren herausstellen können.
Das BPSK greift den Aspekt der Soziodynamik ebenfalls durch die in das Modell integrierte
Systemtheorie auf. Durch die intrinsische und extrinsische Kommunikation verschiedener
komplexer Systemebenen wird eine vollständige Erfassung der Dynamik nahezu unmöglich.
Das Präventionsparadox reicht hier als Erklärung für die Diskrepanz zwischen Modellrech-
nung und Wirklichkeit nicht aus. Dies ist jedoch auch gar nicht unbedingt notwendig, wenn die
analoge Funktionsweise verschiedener Wissenschaftsbereiche verstanden wird. Das BPSK
lehrt, dass der massive Eingriff in Soziodynamiken nicht ohne Konsequenzen bleibt, denn
kommt es auf gesellschaftlicher Ebene zu Störungen, wird dies auch die anderen Wissen-
schaftsbereiche betreffen (Beziehungen, Menschen, Gewebe, Moleküle usf.). Einschränkun-
gen des täglichen Erlebens und Arbeitens von Menschen innerhalb der Gesellschaft und Um-
welt sind demnach prädestiniert, biopsychosoziale Folgen zu produzieren.
Dennoch gibt es bisher wenige wissenschaftliche Untersuchungen zu den indirekten Schäden
der non-pharmakologischen Maßnahmen während der COVID-19-Pandemie, wie das EbM
herausgestellt hat. Bisher ist über indirekte Schäden bekannt, dass es durch die Bereithaltung
von Krankenhaus- und Intensivbetten zu Versorgungsengpässen gekommen ist, obwohl
diese Ressourcen selbst auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie nicht gebraucht wur-
den (EbM, 2020). Dies hat sehr wahrscheinlich sogar zu einem Abbau von Ressourcen im
Gesundheitswesen geführt und viele Krankenhäuser mussten, wie das Ärzteblatt ausführt,
während der COVID-19-Pandemie für etwa 400.000 Beschäftigte Kurzarbeit anmelden, da
eine zu geringe Auslastung stattfand (Ärzteblatt, 2020). Im Jahr 2020 wurden während Kalen-
derwoche 1 bis 22, das heißt während des ersten Lockdowns in Deutschland, 13 % weniger
Hospitalisierungen in der Notfallambulanz als im Vergleichszeitraum 2019 registriert (Slag-
man et al., 2020). Insbesondere die Behandlung von Patienten mit akutem Herzinfarkt sank
erheblich. Der Rückgang der Aufnahmen an Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Cholelithiasis, Rü-
ckenschmerzen & Co. deutet auf Verzögerungen bei der Notfallversorgung in Deutschland
hin (Jaehn et al., 2021). Der größte Krankenhausbetreiber in Deutschland Helios, kommt zu
35
dem Ergebnis, dass während der COVID-19-Pandemie 29-38 % weniger Fälle an Herzinsuf-
fizienz in den Notaufnahmen registriert wurden als vor der COVID-19-Pandemie, d.h. ca. jeder
dritte Patient mied die Notaufnahme. Gleichzeitig kamen die Patienten laut Studienleiter Prof.
Dr. Dr. Andreas Bollmann deutlich kränker in die Helios-Kliniken. Vermutet wird, dass die Pa-
tienten Angst vor einer Ansteckung mit COVID-19 hatten (Bollmann et al., 2020; Menzel,
2020).
Angst kann einen immensen psychosozialen Risikofaktor darstellen. Während akute Angst
als natürliche physiologische Funktion zur Aktivierung des Sympathikus über die Hypotha-
lamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) verstanden werden kann, um
den bekannten Kampf-Flucht-Instinkt des Menschen zu aktivieren, löst chronische Angst im
menschlichen Körper negativen Stress (Distress) durch die übermäßige Ausschüttung von
Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin aus (Dhabhar, 2018; Goldstein, 2010). Salleh
(2008) schreibt in diesem Kontext, dass Studien eingängig die gegensätzlichen Wirkungen
von akutem und chronischen Stress auf das Immunsystem zeigen konnten: Akuter Stress
stärkt das Immunsystem und chronischer Stress schwächt es, wodurch sich letztlich sogar
vermehrt Krankheiten manifestieren könnten. Das Konzept von Stress ist auch aus biopsy-
chosozialer Perspektive höchst relevant, weil die Wirkweise von Stress auf allen drei Ebenen
des BPSK semantisch verstanden werden kann. Mangelnde Anpassung an Stressoren, bei-
spielsweise durch fehlende Ressourcen, kann letztlich auf psychologischer Ebene zu Angst
oder Depressionen führen, auf sozialer Ebene zu einer negativen Beziehungsqualität und auf
biologischer Ebene zu körperlichen Krankheiten bzw. Schmerzen (Papadimitriou, 2017). In-
sofern kann Angst vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 alle drei Ebenen des BPSK durch
die Stressreaktion negativ beeinflussen. Diverse Forschergruppen kommen inzwischen auch
zu dem Schluss, dass NPIs wie Lockdowns und Kontaktbeschränkungen in Deutschland ver-
mehrt zu Gewalt, Angst, Distress, depressiven Symptomen, verringerter Autonomie, vermin-
derter Beziehungsqualität, und allgemein schlechterer mentaler Gesundheit, insbesondere
auch bei Kindern und Jugendlichen, beigetragen haben (Schwinger et al. 2020; Rothe et al.,
2021; Peters et al., 2020, Bäuerle et al., 2020; Jung et al. 2020b). Weiterhin lässt sich aufgrund
des Lockdowns eine sogenannte „Pandemie-Erschöpfung“ (pandemic-fatigue) feststellen, bei
der Menschen, je länger sie dem Lockdown unterliegen, immer stärkere psychologische Schä-
den erleiden (Moradian et al., 2021). Eine umfassende Darstellung und Auflistung der Ergeb-
nisse der Autoren findet sich in Tabelle 2 (s. S. 42). Da der derzeitige Lockdown inzwischen
seit November 2020 (mit einigen Unterschieden zwischen den Bundesländern) anhält, Kon-
taktbeschränkungen sogar noch länger, wird das Ausmaß des biopsychosozialen Schadens
vermutlich erst nach der Aufhebung der NPIs umfassender sichtbar. Bei einer Nutzen-Scha-
den-Abwägung von NPIs ist insbesondere auch die Beziehung zwischen den verschiedenen
36
Ebenen des BPSK zu berücksichtigen, da, wie eingangs erwähnt, Störungen auf einer Ebene
auch zu Störungen auf anderer Ebene führen. Damit nnten sich NPIs wie Lockdowns durch-
aus als kontraproduktiv herausstellen, da eine Störung des psychischen Wohlbefindens auch
zu einem schlechteren Immunsystem und somit zu einem erhöhten Risiko für einen schweren
Verlauf mit COVID-19 oder Langzeitfolgen beitragen könnten.
Abschließend zur zweiten Forschungsfrage soll noch die Pflicht eines Mund-Nasen-Schutzes
aus biopsychosozialer Perspektive betrachtet werden. Aufgrund des international überein-
kommenden Ziels, die Infektionszahlen zu senken, wurden diverse Studien weltweit publiziert,
welche den Nutzen von MNS untersuchen konnten. Studien, die sich auf Deutschland bezie-
hen, sind bisher nur vereinzelt zu finden, darum soll vorab auch ein kurzer Einblick in interna-
tionale Studien gegeben werden, wenn auch mit Hinblick auf die Bedeutung für Deutschland.
So lasse sich laut dem systematischen Review und Meta-Analyse von Liang et al. (2020)
eindeutig feststellen, dass medizinische Atemschutzmasken (OP-, N95- & FFP-Masken) ein-
zelne Personen in randomisierten Versuchen und Beobachtungsstudien effektiv vor der Ver-
breitung von SARS-CoV-2-Aerosolen schützen und das Risiko einer Infektion mit dem Atem-
wegsvirus um bis zu 80 % senken. Li et al. (2020) geben in ihrem systematischen Review und
Meta-Analyse mit 70 % einen ähnlichen Wert an. Liang et al. (2020) beziehen sich dabei ins-
besondere auch auf eine epidemiologische Analyse von Cheng et al. (2020), welche verschie-
dene Länder (darunter auch Deutschland), die eine Pflicht zum MNS erlassen haben, mit Län-
dern vergleicht, die keine solche Pflicht erlassen haben. In diesem Vergleich konnte gezeigt
werden, dass „Community-Masken“ (gesellschaftlich übergreifendes Masken-Tragen) effektiv
sind, um die COVID-19-Pandemie zu kontrollieren. Laut den Autoren konnte durch die verrin-
gerte Emissionsmenge von infiziertem Speichel und Atemtröpfchen bzw. Aerosolen das Ri-
siko einer COVID-19 Erkrankung nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 durch Personen mit
subklinischem oder mildem COVID-19 verringert werden. Demgegenüber wird in einem neu-
eren systematischen Review und Meta-Analyse von Nanda et al. (2021) darüber berichtet,
dass es nur begrenzte präklinische und klinische Beweise für den Nutzen der Gesichtsmaske
bei SARS-CoV-2 gibt. Es bedürfe weiterer „randomisierter kontrollierter Studien, um die Wirk-
samkeit von chirurgischen Masken und Stoffmasken bei der Übertragung von SARS-CoV-2
[...] zu untersuchen“ (Nanda et al., 2021, S. 1). Hier sei auch eingehend auf den Unterschied
zwischen „Alltagsmasken“ bzw. „Stoffmasken“, welche bis zu den neuen Beschlüssen von
Bund und Ländern im Januar 2021 verpflichtend waren, und klinischen Masken (OP-, FFP2
& FFP3-Masken), welche seit Januar 2021 in Deutschland getragen werden müssen, hinge-
wiesen. Ein MNS wird laut RKI in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum empfohlen
und durch die deutsche Bundesregierung vorgeschrieben, um die Verbreitung der Erkrankung
COVID-19 zu verringern (Robert Koch-Institut, 2021a). Dabei gibt es jedoch, wie auch aus
37
den beiden genannten Meta-Analysen hervorgeht, teils erhebliche Unterschiede und Limitati-
onen in der Evidenz zum Tragen von Atemschutzmasken. Schulze-Röbbecke, Reska und
Lemmen (2020) schreiben in ihrem Review, dass Träger von OP-Masken andere Personen
vor Atemwegsinfektionen schützen, die durch Tröpfchen übertragen werden, während Atem-
schutzmasken (FFP2- und FFP3-Masken) auch den Träger vor Atemwegsinfektionen, die ae-
rogen (durch Aerosole) übertragen werden, schützen. Gleichzeitig schreibt die deutsche For-
schergruppe, dass aufgrund der bisherigen Daten keine Empfehlung zum Tragen von Mund-
Nasen-Masken für die Öffentlichkeit gegeben werden kann, vielmehr seien aufgrund der ver-
mehrten Übertragung von SARS-CoV-2 durch Schmierinfektionen und Tröpfchen ausrei-
chende Händehygiene und OP-Masken für Mitarbeiter im Gesundheitsweisen und Risikogrup-
pen notwendig. Diese Annahme wird auch durch das Literaturreview von der Schweizer-For-
schergruppe Sommerstein et al. (2020) bestätigt, welches einen gleichartigen Schutz vor
SARS-CoV-2 von OP-Masken und FFP2-Masken bestätigt. Aus den Fallzahlen zu SARS-
CoV-2-Infektionen des Robert Koch-Instituts lässt sich bisher auch kein nennenswerter Rück-
gang durch die vermehrte Verwendung von FFP2-Masken gegenüber OP-Masken in Deutsch-
land feststellen, bisher wurden dazu jedoch auch noch keine Studien publiziert.
Eine Studie von Mitze et al. (2020) konnte einen Rückgang der Fallzahlen durch Masken-
Pflicht (Baumwoll-Masken) in Jena (Deutschland) mit Daten vom RKI während der ersten
Welle im April um bis zu 75 % nach 20 Tagen feststellen. Andere Regionen in Deutschland,
welche ebenfalls in diesem Zeitraum eine Masken-Pflicht einführten, haben laut den For-
schern einen Rückgang der Fallzahlen um bis zu 45 % verzeichnet. Dennoch bleibt die Frage
offen, ob sich dieser Effekt kausal auf die Masken-Pflicht oder auf freiwillige Verhaltensände-
rungen und andere NPIs zurückführen lässt. Die Methodik der Studie lässt sich als einge-
schränkt betrachten, da keine direkte Kontrollgruppe zur Verfügung stand, sondern lediglich
Vorher-Nachher-Werte verglichen wurden. Zudem sind aufgrund langanhaltender medizini-
scher Masken-Pflicht und anderer NPIs in Deutschland, während der zweiten bzw. dritten
Welle kaum Aussagen über die Wirkungen möglich, da es während dieses Zeitraums keine
Vergleichsgruppen in Deutschland gab, die von der Maskenpflicht ausgenommen waren. Eine
generelle Masken-Pflicht für die deutsche Bevölkerung lässt sich grundsätzlich in bestimmten
Situationen als plausibel, nicht aber als evident betrachten. An öffentlichen Plätzen ist bei-
spielsweise das Risiko einer Ansteckung nahezu irrelevant, während das Risiko in Innenräu-
men höher ist (Robert Koch-Institut, 2021g). Das Fehlen wissenschaftlicher Evidenz r den
Nutzen von FFP2-Masken gegenüber OP-Masken, was auch in einem Brief vom RKI an das
BMG vom 9. Juli 2021 konstatiert wurde, ebenso wie die vermehrte Übertragung von SARS-
CoV-2 über Aerosole anstatt über Tröpfchen und die Beobachtung nachteiliger physiologi-
scher, psychologischer und sozialer Auswirkungen sollte ebenfalls zur kritischen Überprüfung
38
der politischen Anordnung der OP-Masken-Pflicht bzw. FFP2-Masken-Pflicht führen
(Vainshelboim, 2021; FOCUS, 2021). Hierbei soll keineswegs angezweifelt werden, dass Mit-
arbeiter des Gesundheitswesens häufig mit infizierten Patienten in Kontakt kommen und somit
besonderem Schutz bedürfen, um SARS-CoV-2 nicht auf andere Patienten, Besucher oder
Mitarbeiter zu übertragen. Für die allgemeine Bevölkerung lassen sich jedoch durch die Mund-
Nasen-Schutzverordnung diverse Probleme eruieren, von denen Mitarbeiter des Gesund-
heitswesens zumeist nicht betroffen sind: Laut Matuschek et al. (2020) geben Mund-Nasen-
Masken ein falsches Sicherheitsgefühl, da sie lediglich die Übertragungsrate verringern, aber
nicht verhindern. Zudem kann es bei übermäßig feuchter Atemluft, mehrmaligem oder un-
sachgemäßem Gebrauch nicht nur zu einer überhöhten Übertragungsrate von Pathogenen
kommen, sondern auch zu einer Akkumulation von Viren, welche dann den Träger anfälliger
für Erkrankungen machen kann. Mitarbeiter im Gesundheitswesen sind im Gegensatz zur all-
gemeinen Bevölkerung im Umgang mit medizinischen Masken geschult und haben die Mög-
lichkeit, medizinische Masken mehrmals täglich und kostenfrei zu wechseln. Letztlich kann
neben der limitierten Evidenz von medizinischen Masken für den Schutz der allgemeinen Be-
völkerung in Deutschland vor COVID-19 auch ein hohes Risiko für Nebenwirkungen ange-
merkt werden. Die Psychologin Daniela Prousa führte 2020 innerhalb ihrer Studie eine um-
fassende Befragung zu den psychovegetativen Beschwerden bezüglich der Mund-Nasen-
Schutzverordnung durch. Mit besonderem Verweis auf das biopsychosoziale Krankheitsmo-
dell nach George L. Engel (bei ihr „biopsychologisches Modell“ genannt), erklärt sie die Wech-
selwirkungen zwischen physiologischen und psychologischen Prozessen über die subjektive
Intensität von psychovegetativen Stressreaktionen. So können Masken theoretisch zu einem
durch die Kognition bedingten Stressfaktor werden, der sich dann auch (z.T. über die Atmung)
nachteilig auf den Körper auswirkt. Diese Annahme hat sich auch in der repräsentativen Um-
frage von Prousa bestätigt: Über 60 % der Teilnehmer (von 1.010 Fragebögen) leiden unter
aversionsbedingtem MNS-Vermeidungsbestreben, sozialem Rückzug, herabgesetzter ge-
sundheitlicher Selbstfürsorge (bis hin zur Vermeidung von Arztterminen) oder der Verstärkung
vorbestandener gesundheitlicher Probleme (posttraumatische Belastungsstörungen, Herpes,
Migräne). Laut Prousa zeige sich die Dringlichkeit der Überprüfung der Mund-Nasen-Verord-
nung auch in der Regelmäßigkeit des Gebrauchs der Maske, da regelmäßige psychovegeta-
tive Reaktionen zu schwerwiegenden Krankheiten oder schweren psychosozialen Folgen bei-
tragen können (Prousa, 2020).
Zu ähnlichen Ergebnissen wie Prousa kam auch eine deutsche Forschergruppe: Das Review
von Kisielinski et al. (2021) umfasst 44 (zumeist experimentelle) Studien und stellt relevante
Nebenwirkungen der MNS-Verordung mit medizinischen Konsequenzen für MNS-Träger fest.
Die objektivierte Auswertung ergibt nicht nur kurzfristige Veränderungen in der Atmungsphy-
39
siologie mit signifikantem O2-Abfall und CO2-Anstieg, Auftreten von Atemstörungen, Erschöp-
fung und Kopfschmerzen, sondern auch mögliche langfristige Auswirkungen. Der durch die
Masken resultierende Anstieg an CO2 könnte langfristig zu Hyperkapnie führen, ein Phäno-
men, welches laut Kisielinski et al. (2021) und Sikter et al. (2017) auch in der Pathogenese
von Zivilisationserkrankungen relevant ist. Insbesondere auch für Kinder könnte das Masken-
tragen mit erheblichen Risiken einhergehen. Walach et al. (2021) stellten in ihrer Studie die
mehrfache (bis zu 6-fache) Überschreitung des vom Umweltbundesamt festgelegten Grenz-
wertes von Kohlenstoffdioxid in Räumen (2.000 ppm) nach drei Minuten unter der Maske bei
gesunden Kindern fest (Bekanntmachung des Umweltbundesamtes, 2008). Hierbei schienen
jüngere Kinder höhere Werte aufzuweisen. Selbst der geringste Wert eines Kindes lag immer
noch 3-fach über dem Grenzwert, ab dem es gesundheitsschädlich werden kann. Die Tatsa-
che, dass Kinder über einen Zeitraum von vielen Monaten gezwungen waren (und teilweise
noch sind), in der Schule Masken zu tragen, lässt Folgeschäden nicht ausschließen. Neben
den psychosozialen Stressoren für Kinder und Jugendliche, von denen einige bereits erwähnt
wurden (s. S. 35), und der Feststellung, dass Kinder und Jugendliche kaum Treiber der Pan-
demie sein können (s. S. 28), kommt somit ein weiterer immenser Risikofaktor hinzu, der die
Benachteiligung von Kindern durch die NPIs während der COVID-19-Pandemie in Deutsch-
land verdeutlicht. Die psychosozialen Folgen der NPIs, insbesondere der Pflicht zum Masken-
tragen, zeigt sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen.
Laut Prousa waren die Ergebnisse ihrer Studie so alarmierend, dass sie sich im August 2020
mit einer Klage gegen das Robert Koch-Institut aufgrund der Empfehlungen zum MNS an das
Verwaltungsgericht Berlin wandte (Bernard Korn & Partner, 2020). Prousa sah insbesondere
einen Eingriff in das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG) in
der Klage vor. Das Verwaltungsgericht wies die Klage mit der Begründung ab: Ein Eingriff
liegt nicht bereits vor, wenn nur das psychische oder seelische Wohlbefinden betroffen ist,
vielmehr muss die körperliche Unversehrtheit tangiert sein.“ (Verwaltungsgericht Berlin, 2020;
Berliner Vorschriften- und Rechtsprechungsdatenbank, 2020, S. 5). Die Begründung des Ver-
waltungsgerichtes Berlin zeigt die Desintegration des BPSK nach George L. Engel in die heu-
tige medizinische Theorie und das Staatsrecht deutlich auf. Zudem wird hier das Unverständ-
nis über die die Auswirkungen von psychosozialem Stress auf das körperliche Wohlbefinden
dokumentiert. Würden die Bereiche Biologie, Soziales und Psychologie als gleichwertiger Teil
des Menschen im deutschen Rechtsstaat anerkannt werden, dann wäre das Urteil vielleicht
anders ausgefallen. Der Vorzug des Rechts auf körperliche Unversehrtheit gegenüber ande-
ren Grundrechten, die durch das neue Infektionsschutzgesetz vom April 2021 eingeschränkt
wurden, begründet sich möglicherweise sogar in der eingeschränkten medizintheoretischen
Basis, auf der das Verständnis der COVID-19-Pandemie fußt. Ein anderes Bild ergibt sich
40
jedoch, wenn beachtet wird, dass politische Entscheidungsträger versucht haben, die veran-
lassten NPIs seit Beginn der Pandemie mittels menschlicher Urängste durchzusetzen. rt-
lich heißt es im amtlich bestätigten Dokument „Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen“
des Bundesinnenministeriums: „Worst case verdeutlichen! Wir müssen wegkommen von ei-
ner Kommunikation, die auf die Fallsterblichkeitsrate zentriert ist. [...] Um die gewünschte
Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf
die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden: 1) Viele Schwerkranke werden von ihren
Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft rin-
gend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine
Urangst.“ (Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, 2020, S. 13). Hierbei soll we-
niger auf die Agenda selbst hingewiesen werden, sondern unter Berücksichtigung psychoso-
zialer Risikofaktoren die Sinnhaftigkeit einer solchen Kommunikationsstrategie hinterfragt
werden.
Abschließend soll noch ein Review von Klement (2020) über die Komplexität der COVID-19-
Pandemie als Beispiel einer biopsychosozialen Untersuchung des Themas hervorgehoben
werden. Der Forscher fragt, weshalb bestehende Systeme (z.B. Politik, Wissenschaft) primär
SARS-CoV-2 fokussieren und weniger den Kontext, demnach die Verbindung zum Immun-
system. Die fehlende Verbindung führt zu einer erheblichen Komplexität und möglicherweise
sogar zu ineffektiveren Ergebnissen in der Pandemieeindämmung, da die Eigenverantwor-
tung zur Stärkung körpereigener und umweltbedingter Systeme ignoriert wird (Immunsystem,
Mikrobiom, wirtschaftliche, soziale und politische Umwelt etc.): „In diesem Sinne wirft reduk-
tionistisches Denken viele ethische Fragen auf, insbesondere wenn die Vermeidung des In-
fektionsrisikos um jeden Preis andere menschliche Werte wie psychische Gesundheit, soziale
Kontakte, Sterben in Gegenwart der Familie und grundlegende Menschenrechte wie ange-
messene Ernährung und Versammlungsfreiheit verdrängt. Hier erscheinen interdisziplinärere
Diskussionen zwischen Angehörigen der Gesundheitsberufe und Wissenschaftlern der
Künste und Geisteswissenschaften notwendig.“ (Klement, 2020, S. 4). Auch wenn Klement
sich nicht direkt auf das BPSK nach George L. Engel bezieht, so sind die Ansätze des For-
schers durchaus ähnlich. Seine Sichtweise schließt die Gleichstellung von verschiedenen As-
pekten menschlicher Interaktion ein und verweist zudem auf die Notwendigkeit zum systemi-
schen Denken in Beziehungen, Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen, dynamischen Verhal-
tensweisen und Reduktion bzw. Abstraktion von Komplexität. Während vorherige Studien sich
primär auf einen einzelnen Aspekt der COVID-19-Pandemie konzentriert haben, versucht Kle-
ment in seinem Review die verschiedenen Puzzleteile über SARS-CoV-2 zusammenzufügen.
Summa summarum ergibt sich ein Bild über den Erreger SARS-CoV-2, welches nicht dazu
führt, das Virus in Kriegsrhetorik zu schildern und bekämpfen zu wollen, sondern in
41
wissenschaftlicher Gepflogenheit in Beziehung zum Menschen gestellt werden muss. Die feh-
lende Schnittstelle in der Kommunikation um den Erreger finde sich laut Klement im angebo-
renen Immunsystem des Menschen, welches durch verschiedene Interventionen gestärkt
oder geschwächt werden kann. Während klar sein sollte, dass einzig und allein das Immun-
system vor einem Virus schützen kann, ist noch nicht geklärt, ob und welche NPIs während
der COVID-19-Pandemie zum Schutz vor Komplikationen mit SARS-CoV-2 beigetragen ha-
ben. Auch die öffentliche Medienlandschaft sollte dieser Anforderung gerecht werden und die
Eigenverantwortung des Bürgers im Sinne des BPSK stärken, anstatt erklären zu wollen, dass
„ein starkes Immunsystem nicht genügt“ (Schiele, 2021).
Abb. 5: Ein Kausalschleifendiagramm, welches die Komplexität des umweltindividuellen, sozioökono-
misch-politischen Systems der COVID-19-Pandemie zeigt. Ausgehend von den NPIs entstehen poten-
tiell nachteilige Auswirkungen auf die Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und das Individuum. Um die
NPIs aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen, muss die Komplexität und Vielschichtigkeit des
Themas erkannt und die im BPSK angewandte System-Theorie berücksichtigt werden (Quelle: in An-
lehnung an Klement (2020, S. 3).
Obwohl hier einige Studien aufgeführt wurden, die den potentiellen Nutzen oder Schaden von
NPIs in Deutschland herausgestellt haben, sollte beachtet werden, dass es bisher kaum
Gesunde
Ernährung
Datenwissenschaft &
Modellierungen
Internationaler Handel
Ökonomie
Geschwindigkeit
politischer Entscheidungen
Finanzielle Toxizität
Solar UV-B
Strahlung
Ter p en e
Bewegung in
der Natur
Angst, Panik &
Depression
Mentale Gesundheit
Individuelles
Immunsystem
Vitamin D
Ökologie
Non-pharmakologische
Interventionen (NPIs)
MNS-Vero rdn ung
Lockdown
# an Positiv-Tests
Nicht-Infizierte
Bevölkerung
Nationale Teststrategie
Gesellschaft
Interessenkonflikte
Luftverschmutzung
Geschäftsschließungen
Arbeitslosenrate
Wirtschaften
Soziale Distanz
& Isolation
COVID-19
Todesfälle
Immunisierte Bevölkerung
Infizierte Bevölkerung
Internationale
Reisebeschränkungen
Geschäfts-
beschränkungen
Sport
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
-
-
-
-
-
-
+++
+
+
+
+
++
+
+
+
-
-
-
--
-
+
+
+
+
+-
+
+
+
+
+
+
Legende
Führt zu
Mehr
Weniger
+
-
42
Studien zur direkten Evaluation einer Nutzen-Schaden-Abwägung von NPIs in Deutschland
gab. Kampf & Kulldorf (2021) schreiben hierzu in ihrem Review unter Bezugnahme auf die
Situation in deutschen, englischen und amerikanischen Krankenhäusern, dass staatliche Be-
schränkungen wie soziale Distanzierung und Kontaktbeschränkungen zu erheblichem psy-
chosozialem Stress führen und das Suizid-Risiko erhöhen können. Daher fordern sie, ähnlich
wie Klement (2020), Wissenschaftler, Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens, Journa-
listen und Politiker auf, alle kurzfristigen bzw. langfristigen geistigen und körperlichen Kollate-
ralschäden durch die COVID-19-Kontrollmaßnahmen abzuwägen und zu berücksichtigen. An-
dere lebensbedrohliche Krankheiten, wie etwa Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, soll-
ten laut den Autoren durch die NPIs nicht vernachlässigt werden, da sie nicht weniger ernst
seien und zudem eine wesentlich höhere Prävalenz bzw. Letalität aufweisen als COVID-19.
43
Tab. 2: Auflistung der relevanten Studien zur zweiten Forschungsfrage durch die eigenständige syste-
matische Literatursuche nach den Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland (Quelle: Eigene Dar-
stellung).
Stu die Autor Jahr Veröffentlichung Datenbank Methode Relevante Inhalte
A phenomenologic al approach to assessi ng the
effectivenes s of COVID-19 related
nonpharmaceutical i nterventions i n Germany.
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Safety Science PubMed.Gov Kohortenstudie
Während der "ersten Welle" der COVID-19-Pandemie in Deutschland sind die
Infektionsz ahlen primär durch freiwilli ge Verhaltsänderungen und Aufhebung von
Massenveranstaltungen gesunken. Retrospektive Analysen über die "zweite bzw. dritte
Welle" sind notwendig.
COVID-19: Wo i st di e Evide nz?
Netzwerk für
Evidenzbasierte
Medizin e.V.
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Zei tsc hrift für E vi denz ,
Fortbi ld ung u nd Qua li tät
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Elsevier Revi ew
Insgesa mt sei wenig bela stbare Evidenz zu COVID-19 und den ergriffenen NPIs
(Tes tst rateg ie, Nut zen -Sc hade n-Ab wägu ng d es Loc kd owns ) i n Deu ts chl and ve rfügb ar. E s
werden dring end randomis ierte Stud ien benöti gt, um pol itis che Ents cheidu ngen zu s tützen.
WHO Information Notice for IVD Users 2020/05 WHO 2021 WHO -Review
SARS-CoV-2-PCR-Tests müssen vorsichtig interpretiert werden: Der Schwellenwert soll
manuell an den Patienten angepasst werden, bei Positivtest eines symptomlosen Patienten
soll nochmal getestet werden und es soll berücksichtigt werden, dass bei häufigerer
Erkrankung vermehrt Falsch-Positive Testergebnisse auftreteten.
Medical Emergencies During the COVID-19
Pandemic.
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Deutsc hes Ärz teblatt Res earchGate Des kriptiv e Studie
2020 fanden ca. 13 % weniger Hospitalisi erungen in deutschen K rankenhäusern während KW
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In
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hospital mortali ty in heart failure in Germany
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29-38 % weniger Fälle an Herzinsuffiz ienz wurden in den Notaufnahmen der Helios-Kli niken
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Die Forsc hungsarbei t stel lt die Not wendigke it heraus, d ie psy cholog ische n Konseq uenzen
von NPIs zur Eindämmung von SARS-CoV-2 zu überwachen: Das Bedürfnis nach Autonomie
wurde sta rk durch den L ockdown in Deutsc hland b eeinträchti gt und führte v ermehrt zu
depressiven und ängs tlichen Symptomen.
Changes in emoti ons and worries during the
Covi d-19 pandemi c: an onl ine-survey with
children and adults with and without mental
health conditi ons
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Chil d and Adol escent
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Insgesa mt scheinen s oziale Ei nschränkungen i m Zusammenhang mit Covi d-19 und
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The Impac t o f the COVID -19 Pa ndem ic on S elf -
Reported Heal th
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Deutsc hes Ärz teblatt PubMed.Gov Kohortenstudie
Die German Nat ional Coh ort (GNC) Studi e berichtet über folgende Ergebnis se: Die S ARS-CoV-
2-Testhäufigkeit unter den deutschen Probanden betrug 4,6%, und 344 Teilnehmer (0,3%)
gaben ein positi ves Testergebnis an. Depressive / angs tbedingte Symptome nahmen bei
Tei lneh mern unter 60 J ahren zu, bes ond ers b ei j ung en Frau en. Die Rate (mitt el)s chwe rer
depressiver Sy mptome stieg von 6,4% auf 8,8%. Der wahrgenommene Stress nahm i n allen
Altersgruppen und beiden Geschlechtern zu,vor allem bei jungen Menschen. Die Werte für
den psyc hischen Zustand und die selbs tbewertete Gesundheit verschlec hterten sich bei den
auf SARS-CoV-2 getesteten Teilnehmern im Vergleich zu den ni cht getesteten Teilnehmern
(n=113.928).
Mental Health Burden of the COVID-19 Outbreak
in Germany: Predictors of Mental Health
Impairment
Bäuerle et al. 2020
Journal of Primary Care
& Community Health
PubMed.Gov Que rs c hn i tt s tu d i e
Die A utoren verzei chnen ei nen si gnifik anten Ans tieg v on Depressi ons- und
Angstsymptomen sowie der Belastung, während sich der Gesundheitszustand seit dem
COVID-19-Ausb ruch in Deut schla nd versc hlechte rte. Das Vertrauen in staatl iche Maßnahmen
und das subjek tive Informationsniveau prognostiz ierten eine geringere Zunahme der
psyc hischen Belas tung (n=15.037).
Mental Health, Sense of Coherence, and
Interpersonal Vi olence during the COVID-19
Pandemic Lockdown in Germany
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Journal of Clinical
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Researc hGate Quers c h ni t ts t u di e
Zwis ch en de m 1. und 15. Apri l (Zei traum des ers ten Lock dow ns) f and e in erhöht es Maß an
psyc hosozialer Belastung s tatt. Vermehrt: Angstzustände, depressi ve Symptome,
Reiz barkeit; V erringert: All gemeines Wohlb efinden, W ohlfühl index, K ohärenzgefü hl, sex uelle
Zufri eden heit und Sc hlaf qual itä t. Zu dem l ag der A ntei l an Tei lneh mern, die ve rbale ,
physi sche und sexuell e Gewalt erfahren haben, bei 5 %. Die Forscher weisen darauf hin,
dass die E rgebniss e alarmierend sind und trotz des hohen Standards westl ich zivi liserter
Länder ernst genommen werden sollen.
Differenc es and s imil arities between the i mpact
of the first and the second COVID-19-lock down
on mental health and safety behav iour in
Germ any
Moradian et al. 2021
Journal of Public Health PubMed.Gov Längsschnitts tudie
Die Ergebnisse der Studie deuten auf eine anhal tende negative Auswirkung auf die
psyc hische Gesundheit und das Si cherheitsverhalten der Menschen durch den Lockdown in
Deutsc hland hi n, trotz ge ringerer Eins chränkung en bei bei m zweit en Lock down im
Novem ber. Diese W irkung k ann laut den Autoren al s "Pandemi c-Fatigue" (Pand emie-
Ermüdung) gedeutet werden.
Fac e mas ks c onsi dera bly redu ce C OVID-19
cases in Germany
Mitze et al. 2020
Proceedings of the
Nationa l Acad emy of
Sciences
PubMed.Gov Fal ls tudi e
Es wurde ein Rückgang der Fallzahlen durch Masken-Pflicht (Baumwoll-Masken) in Jena mit
Daten v om RKI während d er ersten Wel le im April um b is zu 75 % nach 20 Tagen
feststel lgestell t. Die Ergebnisse s ind jedoch du rch die feh lende Vergleichs gruppe
eingesc hränkt.
Studie zu psychischen und psychovegetativen
Beschwerden mit den aktuellen Mund-
Nasenschutz -Verordnungen
Prousa 2020
-PsychArchives Quers c h ni t ts t u di e
Die MNS -Verordnung trägt z u erheblic hem psy choso ziale m Stress und psy chobegetat iven
Beschwerden bei. Über 60 % der Teilnehmer (von 1.010 Fragebögen) ihrer Studie leiden unter
aversionsbedi ngtem MNS-Vermeidungsbes treben, sozial em Rückzug, herabgesetzter
gesundheitli cher Selbstfürsorge oder der Verstärkung vorbestandener gesundheitlic her
Probleme (posttraumatische Belastungsstörungen, Herpes, Migräne).
Systems Thinking About SARS-CoV-2 Klement 2020 Fronti ers in P ubl ic Heal th PubMed.Gov Revie w
Während der COVID-19-Pandemie kommt es zum reduktionistischen Denken, was zu einer
erheblichen Kompl exität der Situation beiträgt. Systematis ches und interdiszi plinäres
Denken würde zur Ei nbezieh ung des K ontexts (z.B. das Immunsy stem, das Mikrob iom,
sowie das wirtschaftliche, soziale und politische Umfeld) beitragen und so zur Lösung des
Problems beitragen, anstatt möglicherweise mehr Schaden als Nutzen zu erzeugen.
44
4. Diskussion
4.1. Inwiefern lassen sich die aufgestellten Forschungsfragen beantworten?
Die erste Forschungsfrage konnte dahingehend beantwortet werden, dass das BPSK den
Bezug des Menschen zur Erkrankung COVID-19 herstellt. Nach dem BPSK können die auto-
regulativen Eigenschaften des Menschen durch die Eigenverantwortung, die vom Einzelnen
ausgeht, gestärkt werden. Ferner wurden im Rahmen der ersten Forschungsfrage 15 Studien,
davon elf Reviews, zwei Kohortenstudien, ein systematisches Review und eine Meta-Analyse
näher erläutert, ausgewertet und im Sinne des Falsifikationismus mit weiteren Forschungsar-
beiten untermauert oder widerlegt. So konnte durch den Falsifikationismus die Theorie des
Immunsystems in Bezug auf die autoregulativen Eigenschaften des Menschen gestützt wer-
den und die Beziehung des Virus zum Immunsystem definiert werden. Insgesamt lässt sich
durch die erste Forschungsfrage aufzeigen, dass weitere integrative Ansätze und Studien
nach dem BPSK notwendig sind, um psychosoziale Risikofaktoren herauszustellen und prä-
ventive Mittel zur Stärkung des Immunsystems und zur Verringerung von Komplikationen mit
COVID-19 zu ermöglichen. Eine Stärke dieser Masterarbeit ist die Kontextualisierung von ver-
schiedenen Hypothesen aus den hier vorgestellten Studien in eine übergreifende Medizinthe-
orie. Außerdem sollte die COVID-19-Pandemie in Bezug zu anderen Krankheiten gesetzt wer-
den: Nicht nur, um die Relevanz von Komorbiditäten für einen schweren Verlauf von COVID-
19 zu bestimmen, sondern auch, um das Ausmaß anderer Erkrankungen zu erkennen. Bei-
spielsweise sprechen viele Forschergruppen schon seit über einem Jahrzehnt von einer Über-
gewichts-Pandemie, welche sich potentiell sogar durch die COVID-19-Pandemie noch ver-
schlimmert (Roth et al., 2004; Clemmensen, 2020; Katsoulis et al., 2021). Das steigende
Übergewicht durch die COVID-19-Pandemie ist, wie bereits erörtert, ein gutes Beispiel für
eine potentielle Nebenwirkung, welche die NPIs in Deutschland zur Pandemieeindämmung
verursacht haben. Insgesamt lässt sich aus den Studienergebnissen zur zweiten Forschungs-
frage nur schwer das Ausmaß an Risiken und Nebenwirkungen konstatieren, welches immer
im Verhältnis zu den Wirkungen stehen sollte. Studien, welche das BPSK einbeziehen, um
die biologischen, psychologischen und sozialen Folgen der Pandemie zu erfassen, sind bisher
in geringem Ausmaß vorhanden. Aus 15 ausgewerteten Studien, darunter vier Querschnitts-
studien, drei Reviews, drei deskriptive Studien, zwei Längsschnittstudien, zwei Kohortenstu-
dien und eine Fallstudie, lässt sich bisher Folgendes schließen: Um bestimmte NPIs aus Sicht
des BPSK in Deutschland als konstruktiv oder destruktiv einzustufen, sind unbedingt weitere
Studien notwendig, die eine Nutzen-Schaden-Abwägung aufstellen. Das bisherige Bild über
die biopsychosozialen Folgen der COVID-19-Pandemie lässt sich insgesamt als bedenklich
skizzieren und sollte zu einem Umdenken anregen.
45
4.2. Welche Limitationen gibt es?
Diese Frage muss aus einem quantitativen und einem qualitativen Standpunkt betrachtet wer-
den. Die Quantität der Studien zur COVID-19-Pandemie und zur Pandemieeindämmung sind
im Allgemeinen hoch, allerdings ist die Anzahl an Studien, die einen Bezug zum biopsycho-
sozialen Modell herstellen, sehr gering. Gleichzeitig ist die Qualität der Studien zum BPSK
sehr eingeschränkt, da dieses Modell zumeist genutzt wird, um einen Teilaspekt der COVID-
19-Pandemie zu betrachten, wie etwa mentale Gesundheit. Auch fehlen fundierte retrospek-
tive und klinische Studien zur Pandemieeindämmung nach dem BPSK, welche die hier ge-
troffenen Aussagen stärker untermauern. Der bereits erwähnte Stanford-Professor Ioannidis
beschrieb die COVID-19-Pandemie bereits im März 2020 wie folgt: „Die derzeitige Coronavi-
rus-Krankheit, Covid-19, wurde als einmalige Pandemie bezeichnet. Es könnte aber auch ein
einmaliges Evidenz-Fiasko sein. [...] In vielen Ländern wurden drakonische Gegenmaßnah-
men ergriffen. Wenn sich die Pandemie - allein oder aufgrund dieser Maßnahmen - auflöst,
können kurzfristige extreme soziale Distanzierungen und Lockdowns erträglich sein. Wie
lange sollten solche Maßnahmen jedoch fortgesetzt werden, wenn die Pandemie weltweit un-
vermindert weitergeht? Wie können politische Entscheidungsträger feststellen, ob sie mehr
Gutes als Schaden anrichten?“ (Ioannidis, 2020b). Diese frühe Beschreibung der Pandemie
als Evidenz-Fiasko trifft z.T. auch nach wie vor auf die getroffenen politischen Entscheidungen
in Deutschland zu. Aus den vorangegangenen Ausführungen erschließt sich die limitierte Evi-
denz bisheriger biomedizinischer Studien und somit die Notwendigkeit einer biopsychosozia-
len Betrachtung und Nutzen-Schaden-Abwägung, sodass politische Entscheidungsträger po-
tentiell nicht mit der Komplexität des Geschehens überfordert werden. Bevor gesellschafts-
übergreifende Entscheidungen getroffen werden, sollten immer potentielle negative Auswir-
kungen untersucht werden. Die negativen Auswirkungen der bisherigen Pandemieeindäm-
mung auf Grundlage des pathogenetischen Modells konnten in dieser Masterarbeit auch auf-
grund der formalen Vorgaben nur angeschnitten werden. Eine Limitation dieser Masterarbeit
ist somit die begrenzte Darstellung und Erörterung von negativen Auswirkungen der getroffe-
nen NPIs, hierzu sind noch mehr Ergebnisse verfügbar als geschildert. Eine weitere Limitation
dieser Arbeit betrifft die Auswirkungen von pharmakologischen Interventionen (PIs) auf die
Infektions- und Erkrankungszahlen. Bisher sind jedoch bis auf die leichte Verringerung des
Alters von intensivmedizinisch behandelten Patienten kaum Auswirkungen von PIs zu erwar-
ten gewesen, weshalb sich kein verzerrender Effekt auf die hier vorgestellten Untersuchungen
zu den NPIs in Deutschland einstellen sollte. PIs werden voraussichtlich aufgrund der saiso-
nalen Ausbreitung von SARS-CoV-2 erst zu Beginn der Grippesaison in der zweiten Jahres-
hälfte (ab Oktober 2021) nennenswerte Effekte erzielen.
46
4.3. Zukünftige Forschungsfragen
Neben der Intensivierung bisheriger Forschungsziele aus Sicht des BPSK durch klinische
Versuche und retrospektive Analysen, sollten sich zukünftige Untersuchungen auf drei ver-
schiedene Aspekte der COVID-19-Pandemie aus Sicht des BPSK konzentrieren:
1. Die Rolle des Immunsystems in Beziehung zu anderen internalen (Mikrobiom, endo-
krines System, zentrales Nervensystem etc.) und externalen (Beziehungen, Gesell-
schaft, Umwelt etc.) Systemen als Schutz vor COVID-19
2. Die Auswirkung durch die Internalisierung von sozialen Werten, die durch die COVID-
19-Pandemie in Deutschland entstanden sind und dessen Auswirkungen auf die bi-
opsychosoziale Gesundheit
3. Der Einfluss medialer Berichterstattung über Pandemien auf das psychische, physi-
sche und soziale Wohlergehen und die Krankheitsanfälligkeit
Zur Operationalisierung dieser Aspekte sollten analog biochemische Messwerte (Neurotrans-
mitter, Stresshormone, Enzymaktivitäten etc.), psychologische Faktoren (Resilienz, Emotion,
Motivation etc.) und soziale Umstände (Beziehungsqualität, soziales Milieu, Einkommen etc.)
miteinander verglichen werden. Die Kongruenz der Werte zueinander kann nicht nur die Vali-
dität und Anwendbarkeit des BPSK in Bezug auf Pandemien verdeutlichen, sondern auch zum
Umgang mit Pandemien beitragen. Außerdem geben diese Aspekte eine Grundlage zur Be-
stimmung der „Gefährlichkeit“ eines Erregers bzw. Virus für die Gesellschaft und zur Unter-
scheidung von konstruktiven und destruktiven NPIs.
47
5. Zusammenfassung und Fazit
5.1. Kerninhalte der Masterarbeit
Aus medizintheoretischer Perspektive ist das BPSK wesentlich geeigneter die COVID-19-
Pandemie und SARS-CoV-2 zu beurteilen als das biomedizinische Modell von Krankheit. Dies
liegt daran, dass es inzwischen genügend Evidenz gibt, Krankheiten effektiver behandeln zu
können, wenn alle drei Ebenen, die soziale, die psychologische und biologische, gleicherma-
ßen in die medizinische Praxis integriert werden. SARS-CoV-2 und die aus der Pathogenese
resultierende Lungenerkrankung COVID-19 sind gleichermaßen als Erkrankung zu behan-
deln, wie andere Virenerkrankungen auch. Anfängliche, aber auch nach wie vor geltende Ver-
mutungen von der WHO, dem RKI und politischen Entscheidungsträgern über die Gefährlich-
keit, bemessen durch die IFR und die langfristigen gesundheitlichen Folgen (Long-COVID),
können durch diese Literaturrecherche nicht geteilt werden. Durch diese Literaturrecherche
erscheint SARS-CoV-2 als ein Erreger, der durch seine Gefährlichkeit (IFR laut Ioannidis 0,15
%), langfristigen Folgeschäden und Transmission vielfach mit Influenza und anderen SARS-
Viren vergleichbar ist. Die Gefährdung, die vom Virus ausgeht, ist vielfach mit nationalen und
internationalen Modellrechnungen als überschätzt anzusehen, da diese bisher nie eingetreten
sind. Ein exponentielles Wachstum konnte bisher zu keinem Zeitpunkt in Deutschland nach-
gewiesen werden. Laut den Daten des DIVI-Intensivregisters und der Auswertung von
Schrappe et al. (2021) stand das deutsche Gesundheitssystem bisher nicht vor dem Zusam-
menbruch, wie Politiker und Fachgesellschaften befürchteten. Bisher gibt es auch keine aus-
reichende Evidenz dafür, dass dies eintreten könnte. Im Gegensatz dazu gibt es inzwischen
sehr gute Evidenz, dass alltägliche Gewohnheiten wie gesunde Ernährung, Sport, Sonnen-
licht (Vitamin D), soziale Bindungen und mentales Wohlergehen präventiv vor einer Erkran-
kung mit COVID-19 schützen. Weiterhin gibt es gute Belege dafür, dass zellulärer Stress
(ROS), ausgelöst durch das Altern, psychosoziale Risikofaktoren und/oder Begleiterkrankun-
gen (Entzündungen), zur Pathogenese von COVID-19 beitragen. Die Schnittstelle, welche die
Gefährlichkeit des Erregers für den Menschen bemessen sollte, ist demnach das Immunsys-
tem. Ein gutes Immunsystem schützt indiskutabel vor Komplikationen mit Viren.
Bisher gibt es nur unzureichende Nutzen-Schaden-Abwägungen, wenn es überhaupt möglich
ist, anhand der verfügbaren Daten ein vollständiges Bild der Situation zu skizzieren. In Bezug
auf den Lockdown zur Senkung der Infektions- und Erkrankungszahlen lässt sich bisher sehr
geringe Evidenz feststellen. Vielmehr scheinen freiwillige Verhaltensänderungen und die Ab-
sage von Massenveranstaltungen zum Rückgang zu führen. Die nationale Teststrategie lässt
sich dadurch kritisch betrachten, da die Sinnhaftigkeit der Testungen zu hinterfragen ist.
48
Bisher ist unzureichend erklärt worden, welchen Effekt massenhafte Testungen in der Gesell-
schaft haben sollen. Sinnvoller wäre es möglicherweise gezielte Testungen bei Risikogruppen
vorzunehmen und diese durch Schutzkleidung vor einer Ansteckung zu bewahren. Wie bereits
ausgeführt, geht für die allgemeine Bevölkerung kaum Gefahr von dem Erreger aus, wenn
präventive Maßnahmen zur Gesundheitsfürsorge gestärkt werden. Zudem ist ein Negativ-
Test mit Vorsicht zu betrachten, da der SARS-CoV-RT-PCR-Test keine 100 % verlässliche
Aussage über eine Infektion geben kann, geschweige denn über die Erkrankung oder Infekti-
osität. Hierbei sei noch einmal auf die geänderten Richtlinien der WHO zur Testung hingewie-
sen, welche bei Umsetzung durchaus zu einer adäquateren Darstellung des Infektionsgesche-
hens beitragen können. Letztlich können medizinische Masken als teils effektiver Schutz ge-
genüber einer Infektion angesehen werden. Dennoch gibt es nicht unerhebliche Risiken, die
mit einer MNS-Verordnung in Deutschland verbunden sein können: So kann beispielsweise
der falsche Umgang oder mehrmaliges Verwenden sogar zu einem erhöhten Infektionsrisiko
beitragen. Außerdem löst das Tragen einer Maske vermutlich bei vielen Menschen psycho-
vegetative Nebenwirkungen aus, welche tendenziell zur Verstärkung vorhandener Erkrankun-
gen über Hyperkapnie-ähnliche Zustände führen kann. Da sich kein Unterschied in der Effek-
tivität von OP-Masken gegenüber FFP2-Masken aus der Studienlage erkennen lässt, soll ins-
besondere darauf hingewiesen werden, dass durch bessere Luftzufuhr bei OP-Masken weni-
ger Symptome verursacht werden könnten und der alltägliche Gebrauch sinnvoller erscheint.
In einer Stellungnahme vom März 2021 der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene
e.V. (DGKH) wird die Entscheidung zur Einführung der FFP2-Maskenpflicht ins öffentliche
Leben mit den hier geschilderten Argumenten stark kritisiert und zudem zusammengefasst:
„FFP2-Masken sind Hochleistungs-Atemschutzmasken, die für den Arbeitsplatz bestimmt
sind. Nur bei korrekter Anwendung übertrifft ihre Wirksamkeit im Allgemeinen jene von chirur-
gischem Mund-Nasen-Schutz. (…) Für die Bevölkerung besteht weder die Möglichkeit, die
passende Maske auszuwählen, noch erfolgt eine Schulung. (…) Darüber hinaus erfordert eine
korrekt getragene FFP2-Maske, die dem Gesicht eng anliegt, eine erhebliche Atemarbeit, die
bereits bei geringer Anstrengung spürbar und bei stärkerer körperlicher Belastung deutlich
beeinträchtigend wird und zu Luftnot führt. (…) Der Beschluss des Berliner Senats [und auch
anderer Bundesländer] zu einem FFP2-Masken-Tragegebot gefährdet die Bevölkerung.“
(Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V., 2021, S. 1)
49
5.2. Fazit
In dieser und zukünftigen Pandemien sollte zu Beginn die medizintheoretische Basis für das
weitere Vorgehen geklärt werden, damit eine langfristige und sinnvolle Strategie erarbeitet
werden kann. Diese Strategie sollte nach dem BPSK alle drei Risikofaktoren, Biologie, Psy-
chologie und Soziales, gleichermaßen berücksichtigen. Die einseitige Betrachtung der Biolo-
gie, bzw. im Falle der COVID-19-Pandemie konkreter die Vorrangstellung von Virologie und
Epidemiologie, kann anhand der hier dargelegten Argumentation nur zu Teilergebnissen füh-
ren. Ein interdisziplinäres Fachgremium, in dem verschiedene Wissenschaftler zum Konsens
über die Pandemie beitragen können, erscheint im Angesicht der derzeitigen Situation als
notwendig. Dieses Fachgremium sollte nicht nur verschiedene Studien auswerten und vor-
stellen, sondern diese auch im Rahmen des BPSK einordnen.
Die Komplexität der COVID-19-Pandemie zeigt sich auch anhand des aufgeführten Kau-
salschleifendiagramms (Abb. 5). Diese Komplexität zu durchdringen und durch ein neuartiges
Verständnis von Krankheit und Gesundheit auf das BPSK zu transferieren, ist unbedingt not-
wendig. Durch das BPSK wird eine kritische Betrachtung der bisherigen Evidenz zu COVID-
19 und den Maßnahmen zur Pandemieeindämmung möglich und das alarmierende Bild von
COVID-19, was anfänglich durch die Risikokommunikation der Politik skizziert wurde, kann
relativiert werden. Dennoch ist die Erkrankung COVID-19 nicht zu unterschätzen und die Ver-
breitung von SARS-CoV-2 kann durch effektive Maßnahmen möglicherweise unterbunden
und Menschenleben geschützt werden. Die COVID-19-Pandemie sollte nicht nur eindimensi-
onal auf biomedizinischer Ebene betrachtet werden, sondern ist vielmehr im Sinne des BPSK
multikausal zu erklären. Um nicht der unzulänglichen Hypothese des Reduktionismus zu er-
liegen, ist die Theorie des Falsifikationismus nach Karl Popper wichtiger denn je, um bekannte
Hypothesen zu falsifizieren. Hypothesen sollten ergebnisoffen formuliert werden. Nur so kön-
nen neue Theorien gefunden werden, die wirklichkeitsgetreuer sind als bisherige Theorien.
Die hier dargelegten Ergebnisse hinterlassen nicht nur den Eindruck, dass bisherige wissen-
schaftliche und politische Ansichten über COVID-19 determiniert sind, sondern auch, dass
eine gewisse Trägheit gegenüber neuen Theorien entstanden ist. Somit gilt der abschließende
Appell ganz im Sinne der Wissenschaftstheorie von Karl Popper: Die Falsifikation bisheriger
Theorien ist unerlässlich, um zu besseren Ansätzen zu finden. Diese Masterarbeit soll einen
Beitrag zur Falsifikation des biomedizinischen Modells anhand der COVID-19-Pandemie leis-
ten, um zur medizintheoretischen Anwendung des BPSK anzuregen.
50
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