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Gesundheit und Krankheit – Basiskonzepte der Gesundheitswissenschaften

Authors:
  • HAWK University of Applied Sciences Department

Abstract

Gesundheit und Krankheit sind auf die eine oder andere Weise Thema im Leben jedes Menschen. Daher gehen die beiden Themen auch jede*n etwas an und beide sind deswegen auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen (Geyer, 2020), um Grundlagen für das Gesundheitswesen zu schaffen (Razum & Kolip, 2020). Dieser Beitrag fokussiert gesundheitsbezogene Arbeit: Dabei geht es einerseits um körperliches, aber auch andererseits um psychisches und soziales Wohlbefinden. Wichtig ist die Ausbildung einer Gesundheitskompetenz, die für Fachkräfte in Gesundheitsberufen bzw. gesundheitsnahen Professionen besonders wichtig ist. Gesundheitskompetenz wird am Beispiel von Klient*innen Sozialer Arbeit ausgeführt, weil sich hier u. a. besonders vulnerable Personengruppen finden. Basis dafür ist die Idee von Gesundheit aus der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1986) und den hierauf aufbauenden Methoden zur Förderung von Gesundheit in verschiedenen in Gesundheitsprozessen involvierten Bereichen, die im Idealfall professionell ineinandergreifen können. Wenn es um die Interaktion mit vulnerablen Personengruppen oder grundsätzlich um das Arbeiten im Rahmen von Statusunterschieden geht, spielt auch (Ohn-)Macht eine Rolle. In diesem Beitrag geht es auch um klassische Modelle von Gesundheit und Krankheit. Bei der Entstehung von Gesundheit ist das Konzept der Salutogenese (Antonovsky, 1997) prominent, bei der es darum geht, wie Gesundheit, z.B. durch den Aufbau eines Gefühls von Stimmigkeit im Leben oder die Ausrichtung auf Ressourcen, gefördert werden kann. Im pathogenetischen Modell geht es dagegen darum, wie Krankheit entsteht. Interessanterweise können sich beide Modelle – so unterschiedlich ihre Ausrichtungen auch sind – gegenseitig ergänzen. Das biopsychosoziale Modell schließlich setzt verschiedene Faktoren miteinander in Beziehung. Das sind biologische, psychische und soziale Faktoren, wodurch für Gesundheitsfachkräfte und Fachkräfte in gesundheitsnahen Professionen aus mehreren Blickwinkeln heraus förderliche Ansätze gefunden werden, die optimalerweise in interprofessionellen Teams umgesetzt werden können.
Stigmatisierung und Diskriminierung
aufgrund von sexueller Orientierung
oder Geschlechtlichkeit werden
alltäglich von queeren Menschen
erlebt, was mit einem geringeren
Wohlbefi nden und einer einge-
schränkten Gesundheit einhergeht.
Auch im Gesundheitswesen wird
Diskriminierung wahrgenommen,
so dass u. a. präventive Angebote
häufi g nicht genutzt werden.
Um dieses Muster aufzubrechen,
müssen Gesundheitsfachkräfte
sensibel für sexuelle und ge-
schlechtliche Vielfalt sein.
Diese Publikation möchte
An knüpfungspunkte für eine queer-
sensible Arbeit im Gesundheits-
wesen darstellen und zur Re exion
der eigenen Arbeit – u. a. als
Ärzt*in, Pfl egekraft oder Sozial-
arbeiter*in – anregen.
Verschiedene theoretische Grund-
lagen sowie Handlungsoptionen
werden in 15 unterschiedlichen Bei-
trägen aus diversen Perspektiven
aufgezeigt.
ISBN 978-3-937977-22-5
materialien
Marcel Hackbart [Hg.]
Band 2
Ansätze zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
in Prävention, Intervention und Rehabilitation
Gesunde Vielfalt pfl egen
Ansätze zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
in Prävention, Intervention und Rehabilitation
Gesunde Vielfalt pfl egen Band 2
Edition Waldschlösschen Materialien
In der Edition Waldschlösschen Materialien veröffentlicht
die Akademie Waldsschlösschen Dokumentationen und
Materialien. Auch Beiträgen von Kooperationspartner*innen
des Waldschlösschens steht die in unregelmäßiger Folge
erscheinende Schriften reihe offen. Die Schriftenreihe wird
herausgegeben von Dr. Rainer Marbach.
Herausgeber dieses Heftes
Marcel Hackbart
Projektmitarbeiter in der Akademie Waldschlösschen
im „Kompetenznetzwerk zum Abbau von Homosexuellen-
und Trans*feindlichkeit
Kompetenznetzwerk zum Abbau von
Homosexuellen- und Trans*feindlichkeit
Für die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher
Selbstbestimmung und Vielfalt!
www.selbstverstaendlich-vielfalt.de
Das „Kompetenznetzwerk zum Abbau von Homosexuellen-
und Trans*feindlichkeit - Für die Akzeptanz von sexueller
und geschlechtlicher Selbstbestimmung und Vielfalt“ ist
ein Projekt der Stiftung Akademie Waldschlösschen
(AWS), des Bundesverbands Trans* e. V. (BVT*) und des
Lesben- und Schwulenverbands Deutschland e. V. (LSVD)
mit Intergeschlechtliche Menschen e. V. (IMeV).
Das Kompetenznetzwerk wird gefördert vom Bundesminis-
terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Der Umgang mit Minderheiten ist ein Gradmesser für die
Demokratie. Das Kompetenznetzwerk setzt sich für den
Abbau von homosexuellen-, bisexuellen-, trans*- und
inter*feindlichen Einstellungen auf Basis von Wissensver-
mittlung und Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche
Selbstbestimmung und Vielfalt ein. Das Kompetenznetz-
werk sorgt somit für einen Transfer von Wissen in die
Gesellschaft. Ziele sind, das gesellschaftliche Miteinander
durch Informationen zu vielfältigen Lebensweisen und
Identitäten zu stärken, Multiplikator*innen zu sensibilisie-
ren und weiterzubilden sowie Angebote bundesrelevanter
Grundversorgung zu unterbreiten. Das Kompetenznetz-
werk bietet eine Anlaufstelle für alle gesellschaftlichen
Akteur*innen und Entscheidungsträger*innen, die sich
über queere Belange informieren wollen.
https://www.selbstverstaendlich-vielfalt.de
Kontakt der Koordinierungsstelle:
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)
Koordinierungsstelle „Kompetenznetzwerk zum Abbau von
Homosexuellen- und Trans*feindlichkeit
Jürgen Rausch
Hülchrather Straße 4
50670 Köln
koordinierungsstelle@lsvd.de
Marcel Hackbart [Hg.]
Gesunde Vielfalt pflegen
Band 2
Ansätze zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
in Prävention, Intervention und Rehabilitation
Edition Waldschlösschen
Materialien
Heft 30
Impressum
Marcel Hackbart [Hg.]
Gesunde Vielfalt pflegen Band 2. Ansätze zu sexueller und
geschlechtlicher Vielfalt in Prävention, Intervention und Rehabilitation.
Edition Waldschlösschen Materialien / Heft 30
© Waldschlösschen Verlag
Göttingen 2021
Umschlagfoto:
istock/congerdesign
Gestaltung und Herstellung:
neueform corporate designers
1. Auflage 2021
ISBN 978-3-937977-22-5
Herausgegeben von der Akademie Waldschlösschen im Rahmen des
„Kompetenznetzwerks zum Abbau von Homosexuellen- und Trans*feind-
lichkeit – Für die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Selbst-
bestimmung und Vielfalt!“ im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder
des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA)
dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der*die Autor*in bzw. tragen die
Autor*innen die Verantwortung.
11
___________________________________________________________________________________
Melanie Misamer
1. Gesundheit und Krankheit –
Basiskonzepte der Gesundheitswissenschaften
„Gesundheit wird [vor] der subjektiv erlebten Lebenspraxis,
den wahrgenommenen Risiken, Problemen und Schwierigkeiten
der Verwirklichung von Gesundheit betrachtet und vor dem
Hintergrund gesellschaftlicher Machtverhältnisse und
politischer Programme analysiert.
(Rademaker, 2016, S. 35)
Gesundheit und Krankheit sind auf die eine oder andere Weise Thema
im Leben jedes Menschen. Daher gehen die beiden Themen auch jede*n
etwas an und beide sind deswegen auch Gegenstand wissenschaftlicher
Forschungen (Geyer, 2020), um Grundlagen für das Gesundheitswesen
zu schaffen (Razum & Kolip, 2020). Dieser Beitrag fokussiert gesund-
heitsbezogene Arbeit: Dabei geht es einerseits um körperliches, aber
auch andererseits um psychisches und soziales Wohlbefinden. Wichtig
ist die Ausbildung einer Gesundheitskompetenz, die für Fachkräfte in
Gesundheitsberufen bzw. gesundheitsnahen Professionen besonders
wichtig ist. Gesundheitskompetenz wird am Beispiel von Klient*innen
Sozialer Arbeit ausgeführt, weil sich hier u. a. besonders vulnerable
Personengruppen finden. Basis dafür ist die Idee von Gesundheit aus
der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1986) und
den hierauf aufbauenden Methoden zur Förderung von Gesundheit in
verschiedenen in Gesundheitsprozessen involvierten Bereichen, die
im Idealfall professionell ineinandergreifen können. Wenn es um die
Interaktion mit vulnerablen Personengruppen oder grundsätzlich um
das Arbeiten im Rahmen von Statusunterschieden geht, spielt auch
(Ohn-)Macht eine Rolle.
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_____________________________________________________________________ Melanie Misamer
In diesem Beitrag geht es auch um klassische Modelle von Gesund-
heit und Krankheit. Bei der Entstehung von Gesundheit ist das Kon-
zept der Salutogenese (Antonovsky, 1997) prominent, bei der es dar-
um geht, wie Gesundheit, z. B. durch den Aufbau eines Gefühls von
Stimmigkeit im Leben oder die Ausrichtung auf Ressourcen, gefördert
werden kann. Im pathogenetischen Modell geht es dagegen darum, wie
Krankheit entsteht. Interessanterweise können sich beide Modelle – so
unterschiedlich ihre Ausrichtungen auch sind – gegenseitig ergänzen.
Das biopsychosoziale Modell schließlich setzt verschiedene Faktoren
miteinander in Beziehung. Das sind biologische, psychische und so-
ziale Faktoren, wodurch für Gesundheitsfachkräfte und Fachkften
in gesundheitsnahen Professionen aus mehreren Blickwinkeln heraus
förderliche Ansätze gefunden werden, die optimalerweise in interpro-
fessionellen Teams umgesetzt werden können.
Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz
Gesundheit zu fördern, heißt, einen Prozess in Gang zu setzen, der ein
höheres Maß an Selbstbestimmung über die Gesundheit ermöglicht.
Inbegriffen sind hierin auch das körperliche, psychische und soziale
Wohlbefinden. Es geht darum, Wohlbefinden dadurch zu erzeugen,
dass erlernt wird, eigene Hoffnungen und Wünsche wahrzunehmen
und diese in der Umwelt verwirklichen zu können. Das Wohlbefinden
fokussiert also die higkeit, eigene Bedürfnisse befriedigen zu kön-
nen. Die Basis hierfür gibt die ganzheitliche Gesundheitsdefinition der
WHO, die 1986 in der Ottawa-Charta konzipiert wurde und von vielen
Gesundheitsberufen als Basiskonzept verwendet wird (Dettmers, 2015;
WHO, 1986). In der Gesundheitsrderung soll darüber hinaus dabei
unterstützt werden, eine eigene Gesundheitskompetenz aufzubauen.
Das ist diehigkeit, angemessene Gesundheitsentscheidungen im
Rahmen des Alltagslebens zu treffen. Es handelt sich hierbei um eine
Empowerment-Strategie (! Empowerment), die die higkeit verbessert,
Kontrolle über die eigene Gesundheit zu erhöhen, gesundheitsrelevante
Informationen ausfindig zu machen und Verantwortung zu überneh-
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Salutogenese ________________________________________________________________________
men (Kickbusch, Wait & Maag, 2005). In Kooperation und Vernetzung
zwischen Sozial- und Gesundheitswesen werden Maßnahmen wie Ge-
sundheitsförderung, aber auch Prävention und Kuratien bzw. Rehabi-
litation betrieben (! Prävention), um Gesundheit und Wohlbefinden zu
fördern (Rademaker, 2016). Gesundheitsförderung kann zusammenge-
fasst also so verstanden werden, dass einerseits Gesundheit und ande-
rerseits Wohlbefinden dadurch erreicht werden sollen, dass aktiv Strate-
gien zur Gesundheitsförderung auf verschiedenen Ebenen (biologisch,
psychisch und sozial; nach Engel, 1977) angewendet werden, die eine
eigene Gesundheitskompetenz bei Personen(-gruppen) aufbauen sollen.
Gesundheitsförderung umfasst viele unterschiedliche Professionen
wie u. a. Medizin, Pflegewissenschaft, Public Health, Psychologie und
Sozialpädagogik (Wirtz, Kohlmann & Salweski, 2018). Die gesund-
heitsbezogene Soziale Arbeit beispielsweise ist ein Teilgebiet der So-
zialen Arbeit (! Soziale Arbeit) und leistet einen eigenständigen Beitrag
neben den benannten Disziplinen (Dettmers, 2015) zur:
rderung und Sicherung von Gesundheit
Heilung und Linderung von Krankheit
Versorgung und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen
Versorgung und Unterstützung von pflegebedürftigen Menschen
Ihr Gegenstand sind die gesundheitsförderlichen sozialen Ressour-
cen und die sozialen Problemanteile von Krankheit, Behinderung und
Pflegebedürftigkeit (Dettmers, 2015; Ortmann, 2020). Sie bezieht sich
auf die gleichen Grundlagen und wendet die gleichen Methoden an
wie die allgemeine Soziale Arbeit. Der Unterschied besteht darin, dass
gesundheitsbezogen arbeitende Sozialarbeiter*innen ausdrücklich die
Gesundheit und Krankheit(en) in den Blick nehmen und ihre Interven-
tionen als gezielten Beitrag zur Förderung und Sicherung von Gesund-
heit sowie zur Versorgung und Unterstützung erkrankter, behinderter
bzw. behindert werdender und pflegebedürftiger Menschen verstehen
(Dettmers, 2015; s. Abbildung 1).
14
_____________________________________________________________________ Melanie Misamer
Abbildung 1: Bezüge gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit (nach Rademaker, 2016, S. 36)
Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit
Sozialwesen Gesundheitswesen
Gesundheitsförderung Prävention Kuration/Rehabilitation
Vorher:
Stärkung von
Ressourcen
Vorher/während/
danach:
Vermeidung,
Abmilderung von
Beeinträchtigungen,
Störungen, Belastungen
Danach:
Unterstützung,
Begleitung bei der
Bewältigung von
Beeinträchtigungen,
Störungen, Belastungen
Gesundheitsförderung,
z. B. durch Salutogenese-Strategien
Befähigung zur Verwirklichung von Gesundheit und Wohlbefinden
Vernetzung und Kooperation
Gesundheitsförderung: Prozess, der höheres Maß an Selbstbe-
stimmung über Gesundheit ermöglicht. Inbegriffen sind auch:
Körperliches Wohlbefinden
Psychisches Wohlbefinden
Soziales Wohlbefinden
Gesundheitskompetenz: Angemessene Gesundheitsentscheidun-
gen treffen können mit Empowerment-Strategien, die die Fähig-
keiten verbessern, …
Kontrolle über die eigene Gesundheit zu erhöhen
Gesundheitsrelevante Informationen ausfindig zu machen
Selbst Verantwortung zu übernehmen
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Salutogenese ________________________________________________________________________
Die Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation
Wo kommt die Idee von Gesundheit, Gesundheitsförderung und Inte-
ressensvertretung her, auf die sich jetzt auch die neuen Gesundheits-
wissenschaften in ihrem Kern beziehen? Die erste internationale Kon-
ferenz zur Gesundheitsförderung der WHO hat 1986 die Ottawa-Charta
verabschiedet (WHO, 1986). Diese Charta, aus der sich Konzepte zur
Gesundheitsförderung ableiten, ist ein soziales Konzept für mehr Ge-
sundheit. Als Schlüssel für Gesundheit werden folgende Aspekte ge-
sehen:
Die Selbstbestimmung
Die Selbstständigkeit
Die Selbsthilfe des Einzelnen und sozialer Systeme
Die Partizipation und politische Einflussnahme
Die Ottawa-Charta steht für einen Perspektivwandel, denn der pri-
märe Zugang zu den Fragestellungen ist nicht mehr nur pathogene-
tisch, sondern salutogenetisch (s. u.). Das Konzept der Gesundheits-
förderung sieht gesundheitsschädigende und gesundheitsfördernde,
psychologisch zu betrachtende Verhaltens- und soziologisch zu be-
trachtende Lebensweisen nicht mehr allein als individuelle Entschei-
dungen, sondern in ihrer Verflechtung mit sozialen, kulturellen, öko-
nomischen und ökologischen Bedingungen (z. B. Kaba-Schönsteil &
Trojan, 2018).
Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein
höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermög-
lichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um
ein umfassendes körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden
zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen
ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrneh-
men und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern
können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Be-
standteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorran-
16
_____________________________________________________________________ Melanie Misamer
giges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in
gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen
r die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Ver-
antwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem
Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen und zielt über
die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung
von umfassendem Wohlbefinden ab (WHO, 1986).
Um Gesundheit zu fördern, muss ein Prozess angestoßen werden,
allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung und Kontrolle
über ihre Gesundheit zu ermöglichen, damit diese ihr körperliches,
psychisches (im Original: seelisch) und soziales Wohlbefinden stei-
gern können. Das soll durch aktives, gesundheitsförderndes Handeln
strategisch mit (a) dem Vertreten von Interessen, (b) der Ermöglichung
von Befähigung sowie mit (c) dem Vermitteln und Vernetzen in den
folgenden nf Aktionsbereichen erreicht werden: (1.) Eine gesund-
heitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln, (2.) gesundheitsförderliche
Lebenswelten schaffen, (3.) gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktio-
nen unterstützen, (4.) persönliche Kompetenzen entwickeln und (5.)
die Gesundheitsdienste neu orientieren (WHO, 1986). Spätestens an
dieser Stelle wird klar, dass Gesundheit mit Macht bzw. Selbstermäch-
tigung zu tun hat.
Ottawa-Charta: Schlüssel für Gesundheit:
Selbstbestimmung und Selbstständigkeit
Selbsthilfe des Einzelnen und sozialer Systeme
Partizipation und politische Einflussnahme
Wohlbefinden durch Hoffnungen wahrnehmen, Wünsche
in der Umwelt verwirklichen und Bedürfnisse befriedigen.
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Salutogenese ________________________________________________________________________
Gesundheitskompetenz und Macht
Die Gesundheitskompetenz beinhaltet fundamental wichtige Emp-
owerment-Strategien, die die Fähigkeit verbessert, Kontrolle über die
eigene Gesundheit zu erhöhen, selbst gesundheitsrelevante Informa-
tionen ausfindig zu machen und stärker Verantwortung für das eigene
Gesundheitshandeln zu übernehmen. Das dient zur Selbstermächti-
gung, selbst Kontrolle über die eigene Situation haben und nutzen zu
können (Kickbusch et al., 2005). Wenn Macht im Kontext von Gesund-
heit als das Verfügenkönnen über Gesundheitsressourcen verstanden
wird und Ohnmacht als das Nichtvorhandensein von bzw. das Nicht-
herankommen an Gesundheitsressourcen, die benötigt werden, dann
treten zum einen Machtsensibilität bei Fachkräften und zum anderen
Strategien für Klient*innen und Patient*innen in den Fokus, die es ih-
nen ermöglichen, mehr Kontrolle über die eigene Gesundheit zu er-
langen. Ein Beispiel hierfür könnte ein junges, alleinerziehendes El-
ternteil sein, das bei sich und seinen Kindern durch Fehlernährung
unwillentlich ein gesundheitsrelevantes Ausmaß von Adipositas aus-
löst. Das Elternteil hatte zu dem Zeitpunkt nicht das Handlungswissen,
wie es sich und seine Kinder (nach aktuellen Erkenntnissen) „gesund“
ernährt. Durch eine Ernährungsberatung und gemeinsames gesundes
Einkaufen und Nahrungszubereitung mit einer Fachkraft lernt das El-
ternteil, sich selbst und seine Kinder gesünder zu ernähren und damit
mögliche negative gesundheitliche Folgen abzuwenden. Das junge El-
ternteil ist durch das hinzugewonnene Handlungswissen und die
Aktionsbereiche der Gesundheitsförderung:
1. Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln
2. Gesundheitsförderliche Lebenswelten schaffen
3. Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen
4. Persönliche Kompetenzen entwickeln
5. Gesundheitsdienste neu orientieren
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_____________________________________________________________________ Melanie Misamer
Motivation, dieses Wissen auch anzuwenden – stärker empowert und
selbstermächtigt. Es kann nun mehr Kontrolle über die eigene Gesund-
heit und die seiner Kinder ausüben, weil es die durch die Beratung, ge-
meinsame Einkäufe und Nahrungszubereitung gesundheitsrelevante
Informationen in Form von Handlungswissen erhalten hat, mit denen
es – bezogen auf die Ernährung – nun selbst stärker steuern kann.
Alle professionell im Gesundheitswesen Tätigen müssen sich ihrer
Macht, die sie gegenüber ihren Klient*innen oder Patient*innen ha-
ben, bewusst sein und dürfen diese nicht missbrauchen (! Soziale Arbeit
! Band 1 Beziehung), um Gesundheitskompetenz und Empowerment zu
ermöglichen. Ein Wissen über Macht und Machtstrukturen ist damit
r die Gesundheitsberufe unumgänglich. Dementsprechend muss
gegen Willr und Unterdrückung vorgegangen werden und eine ge-
rechte, respektvolle Zusammenarbeit mit Klient*innen gepflegt werden
(Leitlinien u. a. r Soziale Arbeit s. Deutscher Berufsverband für So-
ziale Arbeit, 2014; für Medizin s. Bundesärztekammer, 2021).
Gesundheit wird u. a. vor dem Hintergrund gesellschaftlicher
Machtverhältnisse betrachtet (Rademaker, 2016). Daher ist die „Dis-
kussion über Macht und Herrschaft in der Gesellschaft […] von gro-
ßer Bedeutung, da das Vorhandensein dieser auch immer eine soziale
Hierarchie und soziale Ungleichheiten hervorbringen“ (Imbusch, 2016,
S. 197 ! Band 1 Intersektionalität). Ein weiterer Machtaspekt im Kontext
von Krankheit ist dieser: „Krankheiten“ und „Störungen“ sind vom
historischen und kulturellem Kontext geprägt und Diagnosen dienen
teilweise dem Aufrechterhalten von (Macht-)Strukturen. So werden In-
ter* und Trans* bis heute (Stand September 2021) in der International
Classification of Diseases (ICD) der WHO pathologisiert (! Band 1 Men-
schenbild).
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Salutogenese ________________________________________________________________________
Gesundheit fördern: Die Salutogenese
Warum können Menschen zuweilen trotz einer Vielzahl belastender
Faktoren gesund bleiben und/oder gesundheitliche Probleme erfolg-
reich ausgleichen? Das Modell der Salutogenese von Antonovsky (1997)
hat hierauf Antworten: „Salutoheißt „Gesundheit“ und „Genese“ heißt
„entstehen. Es geht bei der Salutogenese also um die Entstehung von
Gesundheit (in Abgrenzung zum medizinisch-pathogenetischen Modell
zur Entstehung von Krankheit). Gesundheit wird dabei als Kontinuum
zwischen Krankheit und Gesundheit und als ein kontinuierlicher Pro-
zess verstanden, auf dem sich ständig positioniert wird (! Prävention)
selbstverständlich möglichst in Richtung Gesundheit oder um einen
erreichten Gesundheitszustand zu erhalten (Antonovsky, 1997).
Was sind die Grundideen der Salutogenese? Menschen werden stän-
dig mit unterschiedlichen Stressoren konfrontiert, die ein Spannungszu-
stand erzeugen. Queere
1 Menschen beispielsweise erleben dabei neben
1 Unter dem Begriff „queer“ werden hier alle Menschen gefasst, die von heteronormativen Vorstellungen
zu sexueller Orientierung, romantischer Orientierung, Beziehungsgestaltung und Geschlechtlichkeit
abweichen (vgl. Henderson, 2019).
Gesundheitskompetenz arbeitet mit Empowerment-Strategien,
die Folgendes forcieren:
Kontrolle über die eigene Gesundheit zu erhöhen
Informationen selbständig ausfindig zu machen
Verantwortung für das eigene Gesundheitshandeln zu
übernehmen
Selbstermächtigung, selbstständig Informationsmacht
nutzen zu können
Machtsensibilität: Gesundheitsfachkräfte sollen sich ihrer
Macht, die sie gegenüber ihren Klient*innen haben, bewusst
werden und dürfen diese nicht missbrauchen.
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_____________________________________________________________________ Melanie Misamer
den generellen Stressoren noch zusätzlichen Minoritätenstress (! Mino-
ritätenstress), der die Gesundheit beeinflussen kann (! Band 1 Gesundheit).
Die Bewältigung dieser Spannung geschieht mithilfe generalisierter
Widerstandsressourcen. Beispiele hierfür sind u. a. das Immunsystem,
Geld, Wissen und Intelligenz, Flexibilität, Voraussicht, der Glaube, das
soziale Netzwerk und das Stigmamanagement. Eine maßgebliche Rolle
hierbei spielt das Kohärenzgefühl ein Gefühl der Stimmigkeit. Das Ko-
härenzgefühl ist ein Gefühl der Zuversicht, dass alltägliche Ereignisse
vorhersehbar und verstehbar sind. Es besteht aus drei Komponenten:
1. Verstehbarkeit: Personen mit ausgeprägtem Kohärenzgefühl erle-
ben die Welt als strukturiert, vorhersehbar und erklärbar. Gleiches
gilt für ihre inneren Erfahrungszustände. Ebenso haben Menschen
mit ausgeprägtem Kohärenzgefühl das Gefühl, dass auch andere
Menschen sie verstehen.
2. Bewältigbarkeit: Hinter dem Gefühl der Bewältigbarkeit der Welt
steht die Überzeugung, geeignete Ressourcen zu haben, um Prob-
leme und Herausforderungen zu bewältigen. Schwierigkeiten sind
zu meistern – gleichgültig, ob die betreffende Person sie selbst löst,
ob sie sich auf andere verlässt oder einer höheren Macht vertraut.
3. Sinnhaftigkeit: Personen mit hohem Kohärenzgefühl halten ihr
Leben, ihre Biographie, ihr Tun für sinnvoll. Die Aufgaben sind
es wert, dass Energie in ihre Lösung investiert wird. Personen mit
hohem Kohärenzgefühl erkennen also Sinn in ihrem Leben.
Insgesamt lässt sich nach Antonovsky (1997) sagen: Je ausgeprägter
das Kohärenzgefühl, desto weniger werden fordernde Situationen als
Belastung wahrgenommen, weil von einer erfolgreichen Problemlösung
ausgegangen wird. Probleme werden klarer wahrgenommen, dadurch
verringert sich das Gefühl, ausgeliefert zu sein und die Wahl an-
gemessener und gesundheitsförderlicher Bewältigungsstrategien wird
wahrscheinlicher (Antonovsky, 1997). Petzold (2013, S. 29) geht noch
weiter und sagt: „Das Streben nach Kohärenz ist ein übergeordnetes
21
Salutogenese ________________________________________________________________________
wahrscheinlich allen Lebewesen innewohnendes Prinzip, das dafür
sorgt, dass sich Lebewesen […] komplex und gesund organisieren kön-
nen.Studien der internationalen Salutogenese-Forschung zeigen, dass
sich wesentliche Annahmen des Modells bestätigen lassen (vgl. Falter-
maier, 2017). Zudem ist der Gesundheitsgedanke der Salutogenese von
Interdisziplinarität geprägt. Beteiligte Disziplinen sind die Psychologie,
die Philosophie, die Soziale Arbeit oder die Soziologie (Meier Magistret-
ti, Lindström & Eriksson, 2019) und darüber hinaus auch alle weiteren
Gesundheitsdisziplinen. Die Evidenz spricht für Antonovskys Annah-
me, dass der Kohärenzsinn, also die Fähigkeit, die eigenen Gesund-
heitsressourcen zu erkennen und zu nutzen, eine Schlüsselkompetenz
für eine gesunde Lebensorientierung ist. Es gibt einige theoretische
Konzepte „unter dem salutogenetischen Regenschirm“ (s. Abbildung 2)
und Modelle, die ähnliche Zusammenhänge aufzeigen.
Abbildung 2: Salutogenese-Regenschirm (nach Meier Magistretti et al., 2019, S. 81)
22
_____________________________________________________________________ Melanie Misamer
Antonovskys (1997) Theorie zum Kohärenzgefühl ist die zum jetzigen
Zeitpunkt am besten erforschte Theorie mit der breitesten Evidenzbasis
(in mehr als 50 Ländern). Das Modell, ursprünglich ein Stressbewälti-
gungsmodell, basiert auf einem systemischen Ansatz, der sowohl auf in-
dividueller als auch auf Gruppen- und Gesellschaftsebene implementiert
werden kann. Es scheint, dass Menschen, die gut mit dem Umfeld ver-
bunden sind, in dem sie leben, unabhängig vom Lebensalter
2 ein starkes
Kohärenzgefühl entwickeln können. Das Finden von Synergie oder Kohä-
renz zwischen dem Individuum, der Gruppe und den umgebenden sozio-
ökonomischen, kulturellen und psycho-emotionalen Strukturen ist von
zentraler Bedeutung für die Entwicklung einer gesunden Lebensorientie-
rung. Die (Weiter-)Entwicklung des Kohärenzgefühls ist ein lebenslanger
Prozess. Daher überrascht es nicht, dass sich die höchsten durchschnitt-
lichen Werte bei älteren Menschen finden (Lindström & Eriksson, 2010).
Wie kann Salutogenese praktisch umgesetzt werden? In den Quali-
tätskriterien für salutogenetisch orientierte Arbeit (Petzold, 2013) geht
es um die Ausrichtung auf attraktive Gesundheitsziele und die Förde-
rung hierfür hilfreicher Ressourcen. Es gibt verschiedene Aspekte:
1. Sich an Kohärenz orientieren, damit das Leben an Verstehbar-
keit, Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit zunimmt.
2. Sich auf attraktive Gesundheitsziele ausrichten, wie die Erhö-
hung von Wohlbefinden, Sicherheit, Freude oder Lebensquali-
tät.
3. Eigene Ressourcen erschließen, wie Quellen für Wohlbefinden,
Eigenaktivität und Motivation.
4. Die Person und ihre Subjektivität wertschätzen, wie Selbst-
wahrnehmung, subjektive Theorien oder eigene Gesundheits-
ziele, die nicht die der Norm sein müssen.
2
Antonovsky formulierte das Kohärenzgefühl ursprünglich etwa ab den 30. Lebensjahr als stabil, was
bedeuten würde, dass das Kohärenzgefühl nach dem 30. Lebensjahr kaum oder gar nicht mehr veränder-
bar wäre. Es hat sich zwischenzeitlich mehrfach empirisch gezeigt, dass dem nicht so ist (z. B. Feldt,
Leskinen, Kinnunen & Ruoppila, 2003; Feldt et al., 2011; Smith, Breslin & Beaton, 2003).
24
_____________________________________________________________________ Melanie Misamer
sein, dass Krankheiten psychisches Unwohlsein hervorrufen, jedoch
nicht umgekehrt (Knoll, Scholz & Rieckmann, 2017). Es ist also bei
der klassischen Idee von Pathogenese nicht so wie beim Konzept der
Gesundheitsförderung der WHO (1986), dass bei den Erkrankten durch
Empowerment-Strategien ein Prozess angestoßen werden soll, der ein
höheres Maß an Selbstbestimmung über Gesundheit ermöglicht und
dabei zudem körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden in
den Blick nimmt.
Saluto- und Pathogenese ssen jedoch nicht zwingend als kom-
plementär und sich gegenseitig ausschließend betrachtet werden. Sie
können einander ergänzen, jeweils aus einer salutogenetischen Sicht
auf das Gesundheitskonzept (Gesundheitsförderung) bzw. einer bio-
medizinischen Sicht auf das Krankheitskonzept (Prävention und
Krankheitsbehandlung ! Prävention). Wie können sich diese Sichtwei-
sen gegenseitig ergänzen? Der salutogenetische Fokus betrachtet das
Kohärenzgefühl von Menschen, also die Stimmigkeit im Leben insge-
samt und möglichst attraktive Gesundheitsziele auf Basis vorhandener
oder potenziell verfügbarer Ressourcen, wie z. B. eine Gruppensportart
(! Sport). hrend die Pathogenese Probleme, also Unstimmigkeiten
und Vermeidungsziele betrachtet, wie z. B. weniger Zucker zu essen.
Salutogenese schaut dementsprechend auf vorhandene Ressourcen und
deren Förderung des einzelnen und das auch gerne subjektiv – es geht
ja auch maßgeblich um das eigene Wohlbefinden. Und die Pathogene-
se schaut ihrerseits auf Defizite sowie deren Reduzierung und zwar
normgeleitet (Petzold, 2013).
Salutogenese: Entstehung von Gesundheit:
Kohärenzgefühl (Verstehbarkeit, Bewältigbarkeit, Sinn-
haftigkeit)
Ressourcenorientierung
25
Salutogenese ________________________________________________________________________
Ein biopsychosoziales Modell zur Beschreibung von Gesundheit und Krankheit
Eine weitere Option der gegenseitigen Ergänzung beider Konzepte ist,
wenn der Gedanke zugelassen wird, dass körperliche, psychische und
soziale Faktoren Gesundheits- und auch Krankheitszustände beeinflus-
sen können. Das biopsychosoziale Modell von Gesundheit und Krank-
heit nach Engel (1977) ist international anerkannt und basiert auf ei-
nem integrativen Ansatz, der Krankheit nicht ausschließlich körperlich,
sondern als Störung der Interaktion von körperlichen, psychischen und
sozialen Faktoren versteht. Biologische, psychische und soziale Fakto-
ren sind Teile eines sich gegenseitig beeinflussenden Systems, deren
dynamische Wechselbeziehungen von kausaler Bedeutung für die Ent-
stehung und den Verlauf von Krankheiten gelten (Engel, 1977).
Die Beobachtung eines Zusammenspiels zwischen verschiedenen
Faktoren (biologisch, psychologisch und sozial) hat mittlerweile Tra-
dition. Befunde verschiedener Disziplinen zeigen die Untrennbarkeit
Praktische Umsetzung:
1) Kohärenz aufbauen
2) Auf Gesundheit ausrichten
3) Auf Ressourcen ausrichten
4) Subjektivität wertschätzen
5) Systemische Selbstorganisation und -regulation
6) Prozess- und lösungsorientiert denken
7) Mehrere Möglichkeiten einschließen
Pathogenese: Entstehung von Krankheit als naturwissenschaft-
lich objektivierbarer Zustand:
Biologische Funktionen, die von der Norm abweichen
Störungen des Körpers, die das Überleben gefährden
Störungen des Körpers, die die Reproduktionsfähigkeit
gefährden
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dieser Faktoren. Beispielsweise interagieren genetische Veranlagungen
und alltägliche Verhaltensweisen bei der Entstehung von Krankheiten
miteinander. Jemand kann etwa eine genetische Störung des Lipopro-
teinstoffwechsels haben und das hieraus resultierende Herz-Kreislauf-
Risiko durch eine Ernährungstherapie und ausreichend Bewegung ein
Stück weit reduzieren. Ein weiteres Beispiel ist nach Knoll und Kol-
leg*innen (2017) das Immunsystem, welches von emotionalen Befind-
lichkeiten, wie Stress, beeinflusst werden kann. Zudem spielen z. B.
der Zeitpunkt des Auftretens einer Problematik, die Chronizität und
auch die Auswirkungen auf das Funktionieren im Alltag eine Rolle für
subjektive Annahmen über die Belastungen, die eine Erkrankung mit
sich bringt. Für eine gesunde Person ist es „normal“, gelegentlich eine
Erkältung zu bekommen. Häufigeres oder längeres Auftreten einer Er-
ltung aber gilt als behandlungsbedürftig (Knoll et al., 2017).
Durch solche Betrachtungen hat sich – neben der biomedizinischen
Sichtweise die Idee durchgesetzt, dass Gesundheit und Krankheiten
von einem Wechselspiel biologischer, psychischer und sozialer Fakto-
ren verursacht werden. Heute wird davon ausgegangen, dass bei der
Entstehung als auch im Verlauf von Krankheiten bzw. Genesungspro-
zessen diese drei Faktoren beteiligt sind (s. Abbildung 3).
Abbildung 3: Biopsychosoziales Modell (eigene Darstellung in Anlehnung an Engel, 1977)
Z. B. Erwartungen an Krankheitsverhalten,
finanzielle Entlastung in der Versorgung,
soziale Unterstützung, Gesetze und
Richtlinien
Emotionen (u. a. Ängste, Depression, Trauer) und
Kognitionen (u. a. Ideen, die zur Genesung
beitragen oder Erwartungen an
Krankheitsverläufe)
Z. B. körperliche Gegebenheiten (u. a. Alter,
Geschlechtlichkeit, Gewicht) und genetische
Prädispositionen (z. B. Störung des
Lipoproteinstoffwechsels)
Soziales
(Mensch-Umwelt-
Passung)
Psychologie
(Erleben und
Verhalten)
Biologie
(Körper)
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Salutogenese ________________________________________________________________________
Gesundheit und Krankheit werden im biopsychosozialen Modell
ähnlich wie bei der Salutogenese als Endpunkte eines Kontinuums
und nicht als sich gegenseitig ausschließend angesehen. Die Unter-
scheidung „gesund“ oder „krank“ wird damit nicht unabhängig vom
subjektiven Befinden der betreffenden Person betrachtet oder von deren
sozialen und moralischen Werten oder Wahrnehmungen. So gesehen
können sich zwei Betroffene einer Hausstauballergie in unterschiedli-
chem Maß in ihrer Leistungsfähigkeit oder ihrem allgemeinen Wohlbe-
finden beeinträchtigt fühlen – und in der Folge das Versorgungssystem
(z. B. Ärzt*innen) in unterschiedlichem Maße in Anspruch nehmen.
So richten sich Behandlungsentscheidungen von Ärzt*innen u. a. auch
nach dem subjektiven Ausmaß von Beschwerden der Patient*innen.
Das biopsychosoziale Modell basiert auf der Vorstellung, dass ein grö-
ßerer Teil der Verantwortlichkeit r die Gesundheit bei den Personen
selbst liegt und dass diese durch gesundes Verhalten Eigenverantwort-
lichkeit zeigen sollten (Knoll et al., 2017). Gesundheit wird als gelunge-
ne Anpassung an sozio-ökologische Lebensbedingungen verstanden,
die eine Mehrebenendiagnostik und multimodale Therapieansätze er-
möglicht wie auch die Arbeit in mulitprofessionellen und interdiszipli-
nären Teams.
Fazit
Wissen um Gesundheit und Krankheit sind Gegenstand des Gesund-
heitswesens und damit insbesondere wichtig für Fachkräfte in Gesund-
heitsberufen und gesundheitsnahen Professionen. Es wurde hergeleitet,
dass körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden das Ergebnis
einer erfolgreich entwickelten Gesundheitskompetenz sein können. Im
Rahmen gesundheitskompetenzfördernder Strategien wird mehr Kon-
trolle über die eigene Gesundheit forciert, um weniger gesundheitsbe-
zogene Ohnmacht (mangelnde Ressourcen, fehlende Zugänge etc.) zu
erleben. Der Aufbau einer Gesundheitskompetenz fußt einerseits auf
der Ottawa-Charta der WHO (1986) und den hierauf aufbauenden Me-
thoden sowie andererseits auf Modellen von Gesundheit und Krankheit
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(! Gesundheitsmodelle), wie z. B. der Salutogenese, Pathogenese oder dem
biopsychosozialen Modell. Zu berücksichtigen sind – neben konkreten
Methoden zur Gesundheitsförderung die Entwicklung einer Macht-
sensibilität bei Fachkräften, damit diese (gesundheitliche) Ungleich-
heiten bewusst reduzieren und nicht (ungewollt) verstärken. Zusam-
menfassend geht es also neben dem Aufbau von Gesundheit auch um
eine Sensibilisierung von Fachkräften gegenüber Diversität in jeglichen
Bereichen, um professionell und aus mehreren Blickwinkeln heraus
Unterstützung zur Gesundheit leisten zu können.
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Autor*in
Prof. Dr. Melanie Misamer ist Professorin für Methoden und Konzepte Sozialer Arbeit in der Gesund-
heitsförderung am Gesundheitscampus Göttingen, Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit der
Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Ihre Arbeits- und
Interessenschwerpunkte liegen in verschiedenen Bereichen der Machtanwendung, z. B. in sozialen und
Gesundheitsberufen.
Kontakt: mail@melaniemisamer.de
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Article
Full-text available
We sought to identify the most typical patterns of change in sense of coherence (SOC) in adulthood. This prospective population-based Health and Social Support (HeSSup) study was based on four age cohorts including men and women initially aged 20-24 years (n = 4,682), 30-34 years (n = 4,248), 40-44 years (n = 4,598), and 50-54 years (n = 4,997). SOC was assessed at baseline and at the 5-year follow-up point. Factor Mixture Modeling was used to identify the latent classes of persons whose mean changes in SOC were similar over time. Three development classes were supported by the data. In all age cohorts, the largest class consisted of those people whose SOC was high at baseline and increased thereafter (46-58% of participants depending on the age group). A class of high SOC with a decreasing trend and that of low SOC with an increasing trend were also found. In all age groups, the rank-order stability was high in the first development class (0.84-0.98) but low in other classes (0.35-0.44). This analysis shows continuous increase in the level of SOC over time to be common in adulthood, irrespective of age. High SOC, rather than higher age, seems to determine a stable development of the SOC.
Chapter
Es ist seit langem bekannt und durch zahlreiche empirische Studien nachgewiesen, dass Wechselwirkungen zwischen sozialen Faktoren und Gesundheit/Krankheit bestehen. Solche Zusammenhänge bilden sich aber in der Versorgung der Bevölkerung nicht ab. Sozial-gesundheitliche Problemzusammenhänge werden dort aufgespalten in ein Gesundheitswesen, das primär mit der Behandlung und Heilung von somatischen und psychosomatischen Krankheiten befasst ist und ein Sozialwesen, in dessen Mittelpunkt Unterstützungsleistungen zur Teilhabe an Gesellschaft und Gemeinschaft stehen, die (scheinbar) nichts mit Gesundheit und Krankheit zu tun haben. Im Folgenden soll gezeigt werden, dass im Sozialwesen dennoch Gesundheitsarbeit betrieben wird, auch wenn sie in der Regel nicht explizit als solche konzipiert und benannt wird. Es soll insbesondere beleuchtet werden, wie die Soziale Arbeit als Gesundheitsarbeit im Sozialwesen agiert oder agieren kann und ihr Handeln begründen kann.
Chapter
In Bezug auf Macht und Herrschaft scheint nur in einer Hinsicht Übereinstimmung zu bestehen, dass man nämlich äußerst unterschiedlicher Meinung sein kann, was diese Phänomene bedeuten, wie sie zu charakterisieren sind und wie man sie überhaupt messen oder generell feststellen kann. Nicht nur gibt es eine unendliche Vieldeutigkeit der mit dem Begriff Macht belegten Phänomene, sondern es existiert auch ein unscharfer Wortgebrauch, der Macht nur ungenügend von ähnlichen oder verwandten Phänomenen (etwa Autorität, Einfluss, Zwang, Gewalt etc.) abgrenzt. Entsprechend verwundert es nicht, dass Macht höchst unterschiedlich eingeschätzt und teils sogar konträr bewertet wird: Im Alltagsverständnis erscheint Macht als etwas weithin Negatives, sie wird beizeiten sogar dämonisiert – „Machtmenschen“, „Machthunger“, „Machtbesessenheit“ –; wissenschaftliches Verstehen dieses Phänomens bemüht sich zunächst einmal um mehr Neutralität.
Article
In the original theoretical formulation, Antonovsky (1987a) proposed that sense of coherence is a developmental construct that becomes stabilized at the age of 30. The present 5-year follow-up study was designed to test this hypothesis by investigating the differences in stability in sense of coherence among two age groups the younger group of which consisted of individuals under and the older group of individuals over 30 years of age. The participants were Finnish technical designers (N=352) of whom 40% (n=141) comprised the younger age group (25–29 years) and 60% (n=211) the older age group (35–40 years). The 13-item Orientation to Life Questionnaire (Antonovsky, 1987a) was used to measure sense of coherence at two time points (years 1992 and 1997). The methodology of the study was based on longitudinal factor analysis models using the LISREL framework. The results were not in line with Antonovsky's theory: more stability in sense of coherence was not found in the older group of subjects compared with the younger group. In fact, age did not play any role in the stability of, level of or mean changes in sense of coherence. Thus, the findings indicate that Antonovsky’s (1987a, 1991) theory is in need of revision regarding the development and stability of sense of coherence in adulthood.
Article
( This reprinted article originally appeared in Science, 1977, Vol 196[4286], 129–236. The following abstract of the original article appeared in PA, Vol 59:1423. ) Although it seems that acceptance of the medical model by psychiatry would finally end confusion about its goals, methods, and outcomes, the present article argues that current crises in both psychiatry and medicine as a whole stem from their adherence to a model of disease that is no longer adequate for the work and responsibilities of either field. It is noted that psychiatrists have responded to their crisis by endorsing 2 apparently contradictory positions, one that would exclude psychiatry from the field of medicine and one that would strictly adhere to the medical model and limit the work of psychiatry to behavioral disorders of an organic nature. Characteristics of the dominant biomedical model of disease are identified, and historical origins and limitations of this reductionistic view are examined. A biopsychosocial model is proposed that would encompass all factors related to both illness and patienthood. Implications for teaching and health care delivery are considered.
Berufsethik des DBSH
  • S Dettmers
DETTMERS, S. (2015). Qualifikationskonzept Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit -QGSA. Berlin: Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen. https://dvsg.org/veroeffentlichungen/arbeitshilfen/qgsa/ DEUTSCHER BERUFSVERBAND FÜR SOZIALE ARBEIT (2014). Berufsethik des DBSH. Ethik und Werte. Zeitschrift Forum Sozial. Die Berufliche Soziale Arbeit, 4/2014, 3-43.
Gesundheitspsychologie (2. Aufl.)
  • T Faltermaier
FALTERMAIER, T. (2017). Gesundheitspsychologie (2. Aufl.). Kohlhammer Verlag.
Sozialwissenschaftliche Verfahren in den Gesundheitswissenschaften
  • S Geyer
GEYER, S. (2020). Sozialwissenschaftliche Verfahren in den Gesundheitswissenschaften. In O. Razum & P.
  • L Kaba-Schönstein
  • A Trojan
KABA-SCHÖNSTEIN, L., & TROJAN, A. (2018, 15. Juni). Gesundheitsförderung 8: Bewertung und Perspektiven. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://dx.doi.org/10.17623/BZGA:224-i054-1.0