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— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
— Seite 1 —
Ästhetik und Erkenntnis: Ähetise Empfindungen
als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen
bei der kognitiven Modellbildung
A. A
Evolutionär und ontogenetis primär ammt Erkenntnis aus Interaktionen, die als epiemise Hand-
lungen eines situiert-verkörperten Beobaters zu verehen sind. Er sukzessive werden au kognitive
Simulationen (als mentales Probehandeln) und abrakte Reflexionen mögli. Den Anfang bilden jedo
Prozesse der Enaive Cognition. Bereits diese Handlungen euert ein affektives Feedba, das si als
einfaer Fall einer ähetisen Empfindung interpretieren läs (z.B. beim Spielen oder Tanzen ohne
Musik). Positiv verärkt wird die Effizienz (die Sparsamkeit biologiser Ressourcen) und die Effektivität
(die möglie Prognose von Handlungseffekten). Analog führt dies bei negativem Vorzeien zu nega-
tiven ähetisen Erlebnissen. Im Sinne der Embodied Cognition treten diese Wahrnehmungsurteile in
diversen Granularitäten und massiv parallel auf: Ähetise Erfahrung i primär kein Urteil über einen
externen Gegenand, sondern über die Qualität der kognitiven Modellbildungs-Prozesse selb als ver-
körperte Erkenntnis (Forward Modelling sowie Inve rse Modelling als Basis für Antizipation/Prognose): Die
ästhetische Erfahrung wird erkennbar als evolutionärer Lernverstärker, der bewusste wie auch unbewusste
Prozesse durch affektives Feedback steuern kann.
Schlüsselwörter: Ästhetische Erfahrung, Embodied Cognition, Enactive Cognition, Pragmatic Turn,
ideomotoriser Ansatz, aktive Inferenz, Mikrokognition, kognitive Modellbildung, Forward Modelling,
Inverse Modelling, inrumentelle Handlung, epiemise Handlung
B. E
Um das Verhältnis von Ästhetik und Erkenntnis zu begreifen, müssen wir uns von einigen Dogmen
verabsieden, wele den Ähetik-Diskurs in den letzten 200 Jahren dominierten – und leider au
bloierten. Damit nit au dieser Vortrag im Sumpf hioriser Aufarbeitung een bleibt, erlauben
Sie mir bitte, dass i die methodologise Diskussion ans Ende rüe. Beginnen wollen wir mit einem
syematisen Zugang, der aus ungewohnter Perektive die zentralen Konzepte erhellt. Dabei wird si
zeigen, dass Erkenntnis als ›Prozess-Resultat‹ aufgefas werden muss. Die zugrunde liegenden Prozesse
laufen in diversen Granularitäten parallel ab (mane dieser kognitiven Modellbildungen sind bewus,
aber die meien bleiben unbewus). Sodann wird deutli, dass Ähetik ebenso prozessualisiert werden
muss als eorie ezieller kognitiver Modellbildungen. Nur so sind jene Voraussetzungen vermeidbar, die
aus evolutionärer und entwilungsyologiser Sit unhaltbar sind. Denn die ähetise Erfahrung
wird als evolutionärer Lernverärker erkennbar, weler evolutionär und entwilungsyologis
enorme Vorteile mit si bringt. Da Lern-Prozesse (bzw. Prozesse der kognitiven Modellbildung) sowohl
gelingen als au misslingen können, muss eine Ähetik die positiven ähetisen Erfahrungen ebenso
erklären können wie die negativen ähetisen Erfahrungen. Die absließende Reflexion wird zeigen,
warum hierdur der ›gordise Knoten‹ gar nit er enteht (mit dessen ›Auflösung‹ si Generationen
von Ähetikern plagten).
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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C. E-P
Bereits mein Vortrags-Titel deutet an, dass i Erkenntnis als Resultat eines Prozesses auffasse. Insgesamt
müssen wir uns verabsieden von atisen Vorellungen, die zum Missverändnis führten, dass es
›ewige Wahrheiten‹ und dergleien wirkli gäbe. Das bezweifle i. Was es hingegen gibt, sind konkrete
Prozesse der kognitiven Modellbildung dur empirise Subjekte. Alles, was wir benennen können (aber
nit unbedingt benennen müssen) sind Resultate soler kognitiven Modellbildungs-Prozesse. Diese
Prozesse können unbewus (›präreflexiv‹) oder bewus (›reflexiv‹) ablaufen – und sie können graduelle
Zwisenufen aufweisen. Damit i bereits angedeutet, was die zeitgenössise Kognitionswissensa
von der traditionellen Philosophie des Geies unterseidet. Denn für den überkommenen Rationalismus
war ›kognitiv‹ generell synonym mit ›rational‹ und meinte ets ›bewus rekflektierend‹. Do die Prozesse
der Wahrnehmung erzeugen er jene Entitäten, mit denen dana rational operiert werden kann. Die
organisen Prozesse der Wahrnehmungsverarbeitung sind jedo allesamt kognitiv.
Wie Alexander Gottlieb Baumgarten (1750) ritig bemerkte, bleiben die Erkenntnis-Prozesse der
Wahrnehmung selb mei ›dunkel‹ und ›verworren‹. Trotzdem handelt es si hierbei definitiv um
›kognitive Prozesse‹ im Sinne der biokybernetisen Syemtheorie.1 Vor allem evolutionäre und ent-
wilungsyologise Perektiven erfordern au die Berüsitigung von unbewusen kognitiven
Modellbildungen. Diese sub-personalen Prozesse liegen phylogenetis und ontogenetis jeder Erkenntnis
zugrunde (und wie wir äter sehen werden, au jeder ähetisen Erfahrung). Das folgende Beiiel
kann dies verdeutlien.
4, Dezentrierung (na Piaget)
z.B. Ergänzung fehlender Teile•
Erweiterung des Gültigkeitsbereiches•
Maximierung der Handlungs-Optionen!•
5. Global-Lokal-Symmetrien (LOD)
6. Sinn-Prozessieren (nach Luhmann)
aktuell / potenziell = Sinn (Luhmann)•
Abbildung 1: Ein ›Quadrat‹ verdet einen Teil eines ›Kreises‹ [Quelle: Swarzfiser (2019: S.83)]
Wir sehen in dieser Abbildung sofort ein kleines Quadrat, das einen Teil des größeren Kreises verdet.
Wir glauben zuminde, dass wir das ›sofort‹ sehen. Das nahm au der Positivismus als gegeben an, der
lange Zeit die Diskussion beherrste. Tatsäli aber i das, was wir ›sofort‹ zu sehen vermeinen, das
Ergebnis von ret komplexen unbewusen Prozessen, die au als ratio morphe Kognitionen bezeinet
werden.2 Bei Abbildung 1 resultiert aus diversen, unbewusen Wahrnehmungs-Prozessen ein kognitives
Modell eines kleinen Wirklikeits-Aussnittes. Das Wesentlie i nun, dass wir aus evolutionärer und
entwilungsyologiser Perektive dieses Modell handlungheoretis interpretieren müssen. Das
betri zwei untersiedlie Aekte:
≥Was ist die epistemische Basis der Modellbildung, was setzt sie bereits voraus?
≥Welches epistemische und pragmatische Potenzial ermöglicht das Modell?
Vgl. Norbert Bischof (: S. ff. und S. f.) sowie meine Ausführungen im Abschnitt E dieses Vortrages.
Problematisch ist die gängige Verwechslung von ›Kognition‹ mit ›Rationalität‹, wie Norbert Bischof (: S. ff.) reklamiert. In
Bischof (: S. ff.) zeigt er, dass Kognition (die eine spezifisch rezeptive Perspektive von jenen biokybernetischen Prozessen meint,
welche zugleich eine intentionale Seite aufweisen) ein sehr viel weiteres Konzept ist als Rationalität (welche nur die bewussten, reflek-
tierten Denkvorgänge bezeichnet). Der Kritik von Norbert Bischof (: S. und S.) an der Gleichsetzung bzw. Verwechslung
der Begriffe ›kognitiv‹ mit ›rational‹ ist unbedingt beizupflichten. Denn Emotionen und unbewusste Vorgänge sind weder ›irrational‹
noch ist ihnen ein kognitiver Charakter abzusprechen (zumal im Kontext der Embodied Cognition). Norbert Bischof (: S.)
empfiehlt deshalb, besser von prärationalen oder ratiomorphen (›vernunähnlichen‹) Prozessen zu sprechen. Der Begriff ratiomorph
wurde von Egon Brunswik () geprägt für unbewusste Schlussfolgerungen, wie sie etwa in der Wahrnehmung vielfach vorkommen
– vgl. Hermann von Helmholtz (), Irvin Rock (: S. f.), Donald Hoffman (: S. f.) sowie Norbert Bischof (: S.).
Nach Konrad Lorenz (: S.) beruhen ratiomorphe Prozesse »auf Sinnes- oder Nervenvorgängen, die unserer Selbstbeobachtung
und rationalen Kontrolle unzugänglich sind, aber funktionell vernunsmäßigen Berechnungen und Schlüssen durchaus gleichen«.
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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1. Die epiemische Basis jeder Modellbildung
Warum können wir bei Abbildung 1 von ›Erkenntnis‹ reen und nit einfa vom ›Erkennen‹ eines vor-
handenen Kreises und eines Quadrates? Im Kern beeht der wahrnehmungs-basierte Erkenntnis-Prozess
in der Konruktion einer Hypothese: »Dass etwas ›hinter‹ dem Quadrat i und was dort wahrseinli
zu finden wäre.« Dies i nit in den positiv gegebenen Sensor-Daten enthalten. Die Konruktion der
Hypothese ützt si dabei auf zwei Quellen, die als Prämissen fungieren.
≥Erstens sind natürlich die Sensor-Daten zu nennen (in unserem Beispiel die Bildpunkte auf
der Netzhaut des Auges).
≥Zweitens werden – ohne dass wir uns dessen bewusst sind – eine Vielzahl an Vorerfahrungen
als weitere Quelle benutzt. Denn wir haben von Geburt an tausendfach Dinge interaktiv ver-
schoben und meist kam ein ›Darunter‹ zum Vorschein, welches in aller Regel dem Umfeld
frappant ähnelte.
Die Ergänzung der Gealt in Abbildung 1 i somit ein Prozess-Resultat und entrit nur einer Wahr-
seinlikeit, keiner Gewissheit im engeren Sinne. Jede Beätigung einer solen Vermutung erhöhte
die Plausibilität der Hypothese, ohne sie aber verifizieren zu können. Jede Gealt i demna etwas
›Gemates‹ und nit etwas einfa ›Gegebenes‹ – also ein vom Beobater konruiertes ›Faktum‹ und
nit ein objektives ›Datum‹.4 Dabei i ›Gealt‹ weder besränkt auf visuelle Wahrnehmung no auf
Wahrnehmung überhaupt. Denn au die Bildung einer Kategorie (als ›semantise Gealt‹) oder die
Konruktion eines Handlungs-Skriptes (als ›pragmatise Gealt‹) folgen denselben Prinzipien, wie
Swarzfiser (2019) ausführli zeigt. Es handelt si dabei sämtli um kognitive Modellbildungen –
unabhängig davon, ob sie im Kern syntaktis, semantis oder pragmatis orientiert sind.5 Späteens
die ›pragmatise Gealt‹ eines Handlungs-Skriptes6 erfordert einen handelnden Körper. Tatsäli
läs si aber naweisen, dass bereits einfae Wahrnehmungen dur eigene Aktivität erlernt wer-
den müssen. Selbst simple Gestalt-Wahrnehmungen sind abhängig von Vor erfahrungen und ständigen
Lernprozessen per sensomotorischem Feedback. Dies ist außerhalb der Wahrnehmungspsychologie
weitgehend unbekannt und in der Ästhetik bislang kaum berücksichtigt worden – obwohl gerade diese
mikro-kognitiven Prozesse ein Verständnis der ästhetischen Erfahrung erst ermöglichen (wie sich im
Abschnitt D zeigen wird).
Diese Konstruktions-Prozesse lassen sich mittels ›lokaler‹ und ›globaler Invarianzen‹ auch formalisieren und bei Bedarf auch mathe-
matisieren. Eine qualitative Einführung hierzu liefert Schwarzfischer (: S. ff. sowie S. f.); eine gut verständliche Hinführung zu
quantitativen Perspektiven bietet Jakob Hohwy () und die Tiefen der Mathematisierung werden bei Friston et al. () deutlich.
Dass sie trotzdem nicht völlig willkürlich konstruiert werden kann, weil die lokalen und globalen Invarianzen der Sensor-Daten
durchaus mit einfließen, zeigt Schwarzfischer (: S. – und : S. ff.).
Zur Differenzierung und Definition von syntaktischen, semantischen und pragmatischen Gestalt-Phänomenen siehe ausführlich
Schwarzfischer (: S. ff. sowie : S. – und : S. ff.).
Das Konzept der pragmatischen Gestalt entspricht weitestgehend dem ›Skript‹ bei Schank & Abelson (), wie Schwarzfischer (:
S. ) ausführt: »Ein Handlungs-Skript ist ein typisches Modell einer zusammengesetzten Handlung. Es erlaubt dem kognitiven
System, aus dem Schema dieser pragmatischen Gestalt diverse Ergänzungen und Transfers abzuleiten. Beispielsweise kann, wer in
Tübingen das ÖPNV-System (des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs) verstanden hat, die sehr ähnlichen Systeme von Regensburg
problemlos nutzen. Selbst in Venedig wird das ÖPNV-System keine prinzipiellen Hürden bereitstellen, obwohl dort statt Bussen die
›Vaporetto‹-Schiffe verwendet werden. Eine andere Art des Transfers stellt das Schließen von Lücken bzw. das Ergänzen von Leerstellen
dar. Ein Beispiel hierfür bietet das Skript eines Wirtshaus-Besuches: Wer mit Freunden zwanglos abends auf ein Bier verabredet war,
wird problemlos schlussfolgern können, was zwischenzeitlich geschehen sein muss, wenn der Kellner ein Essen bringt – obwohl man
selbst die Bestellung desselben nicht mitbekam, weil man zu diesem Zeitpunkt auf der Toilette war.«
In der berühmten Studie von Richard Held & Alan Hein () wurden junge Katzen in völliger Dunkelheit aufgezogen. Sehen
konnten sie nur unter kontrollierten Bedingungen, wobei zwei Gruppen gebildet wurden: Eine Katze bewegte sich dabei aktiv und
die andere Katze wurde nur passiv mitbewegt durch eine Vorrichtung. Die visuellen Eindrücke in diesen hellen Lern-Phasen waren
für beide Tiere identisch, weil sie sich in gleicher Weise durch dieselbe Szene bewegten. Doch jene Katzen, die nur passiv bewegt
wurden, lernten das Sehen nicht. Sie bewegten sich in der Test-Phase als wären sie blind. Auf unser Beispiel aus Abbildung 1 bezogen
heißt dies, dass selbst die mikrokognitiven Prozesse unter spezifischen Bedingungen erlernt werden müssen. Dabei kann durchaus
von aktivem Schlussfolgern gesprochen werden (also von ›active inference‹ auf Basis von Handlungseffekten), obwohl noch kein
reflektiertes Bewusstsein im engeren Sinne vorhanden ist.
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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Der erkenntniheoretise Bli auf die Ähetik erfordert es, dass wir einen verkörperten Beob-
ater thematisieren, der si in einer konkreten Situation handelnd die Welt ersließt. In der neueren
Kognitionswissensa sind diese Perektiven als Embodied Cognition (›verkörperte Kognition‹) und
Enaive Cognition (›hervorbringende Kognition›) bekannt.8 Hierbei i witig, dass sie in vollem Um-
fang au die unbewusen kognitiven Prozesse einsließen. Die ohnehin unproduktive Unterseidung
zwisen ›Verhalten‹ und ›Handlung‹ i folgli nit mehr aufret zu erhalten.9 Entreend können
erkenntnis-generierende Handlungen duraus unbewus sein. Dies tri au für alle Wahrnehmungs-
Handlungen zu, z.B. eine Augenbewegung oder ein Wenden des Kopfes. Diese können bewus ausgeführt
werden oder als ›Orientierungsreaktion‹ au automatisiert sein.
No eine Differenzierung kann produktiv sein, weil sie heuriis frutbar i. David Kirsh & Paul
Maglio (1994) unterseiden epiemise Handlungen von inrumentellen Handlungen.10
≥›instrumentelle Handlungen‹ (die einen Soll-Zustand in der Welt zu erreichen trachten): Hie-
runter fallen alle Handlungen im Alltag, die einen konkreten Welt-Zustand zum Ziel haben
(z.B. Jagen, Pflügen, Einkaufen, Duschen, etc.).
≥›epistemische Handlungen‹ (deren Ziel es ist, das Wissen über die Welt zu erhöhen): Darunter
sind alle Handlungen zu verstehen, die primär Informationen erzeugen bzw. Wissen ansam-
meln (wenn z.B. vor dem Einkauf ein Blick in den Kühlschrank verrät, ob noch Milch da ist,
oder wenn ich die Milchtüte anhebe, damit das Gewicht den Füllstand verrät, oder ein simpler
Blick auf die Uhr, etc.).
Aus evolutionärer wie au aus entwilungsyologiser Perektive sind ›epiemise Handlun-
gen‹ nit nur deutli älter als ›inrumentelle Handlungen‹. Letztere bilden eine Voraussetzung für
›inrumentelle Handlungen‹. Man denke nur an die unkoordinierten Bewegungen oder die lallenden
Stimm-Experimente von Säuglingen. Er dur diese lernen sie na und na au gezielte Bewegungen
oder Artikulationen auszuführen, indem unbewus die Handlungseffekte auf Invarianzen hin analysiert
werden (als Muer-Erkennung). Beiielsweise kann der Säugling nur dur das unkoordinierte Gezappel
sukzessive herausfinden, was zu seinem eigenen Körper gehört und was zur Umwelt. Analog dazu bildet
das Kleinkind na und na differenziertere kognitive Modelle über Objekte und deren Eigensaen.
Am Beiiel der Abbildung 1 kann das veransaulit werden: Er dur das anfängli zufällige Ma-
nipulieren von Gegenänden lernt das Kleinkind, [1.] dass si Objekte o versieben lassen, dass es
[2.] ein ›Dahinter‹ oder ein ›Darunter‹ gibt und [3.] dass dieses ›Dahinter‹ oder ›Darunter‹ mei dem
›Drumherum‹ gleit.
Eben diese mikro-kognitiven, unbewusen Slussfolgerungen maen eine typise kognitive
Modellbildung aus (unabhängig davon, ob das Prozess-Resultat eine syntaktise, semantise oder
pragmatise Gealt i).
O wird Enact ive Cognition auch als Enacted Cognition bezeichnet – vgl. Sven Walter (: S.): »Der Enaktivismus soll auch diesen
letzten Rest an ›cartesianischem Unbehagen‹ (Cartesian anx iety) überwinden, indem er das Computermodell des Geistes aufgibt und
Kognition statt als Informationsverarbeitung konsequent antirepräsentationalistisch als Merkmal lebendiger Organismen versteht,
in und durch deren Interaktion mit der Umgebung Sinnhaigkeit, und damit eine Umwelt im eigentlichen Sinne, überhaupt erst
hervorgebracht (enacted) wird.«
Explizit macht das Norbert Bischof (: S.): »Handlung ist ein Verhalten, dem eine (kognitive oder intentionale) Bedeutung
zugewiesen wird.« Dies tri nach Bischof (: S. und : S.) jedoch für alle Organismen zu, die aus der Evolution hervor-
gegangen sind. Implizit folgt auch aus der ›Kontinuitätsthese‹, die Sven Walter (: S.) darlegt (wonach lebendige Systeme stets
kognitive Systeme sind und der Prozess des Lebens ein Prozess der Kognition ist), dass jedes Verhalten eine Handlung ist.
David Kirsh & Paul Maglio () unterscheiden in ihrem Aufsatz zwischen ›epistemischen Handlungen‹ (welche ein besseres
Wissen von der Welt erzeugen sollen) und ›pragmatischen Handlungen‹ (deren Ziel es ist, einen bestimmten Zustand der Welt zu
erzeugen). Aus semiotischer Sicht ist deren Redeweise von ›pragmatischen Handlungen‹ unglücklich, weil selbstverständlich auch
die ›epistemischen Handlungen‹ eine Pragmatik aufweisen. Deshalb spreche ich hier von ›instrumentellen Handlungen‹ statt von
›pragmatischen Handlungen‹.
Vgl. Schwarzfischer ()
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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Wir können also festhalten: Jede Gealt-Wahrnehmung i (als aktive Konruktion des Beobaters)
bereits eine kognitive Modellbildung – und damit das Resultat einer unbewusen ›epiemisen Hand-
lung‹, wele als Embodied Cognition zu verehen i. Diese können als Voraussetzung von Erkenntnis
(als Selb- und Weltersließung) angesehen werden. Denn rational-bewuse Prozesse setzen derartige
unbewuse kognitive Modellbildungen ets son voraus.
2. Das epiemische und pragmatische Potenzial jeder Modellbildung
Der Wert der Erkenntnis dur epiemise Handlungen beeht nun nit allein darin, dass sie den
Boden für inrumentelle Handlungen (Interventionen) bereiten. Zwar darf der pragmatise Wert nit
untersätzt werden, weil kognitive Modelle sämtlie Handlungen im engeren Sinne er ermöglien
(da ja eine Welt aus ›Objekten‹ vorausgesetzt wird, die es handelnd zu verändern gilt).12
Do uns interessiert hier vornehmli der epiemise Wert. Dieser eröffnet si dur ein Potenzial,
weles auf der Kompetenz zur Erweiterung bzw. Vervolländigung von Gealt basiert. Eben dies wurde
in Abbildung 1 navollziehbar, wo ein Teil des Kreises von einem Quadrat ›verdet‹ wird. Was genau
bietet die Gealt-Codierung des kognitiven Modells, was bei einer positiviisen Besränkung auf
Sensor-Daten nit mögli wäre? Es sind zwei Typen von kognitiven Modellen:
≥Prognosen: Das sind makro-kognitive Modelle, deren Inhalte sind nicht notwendigerweise
bewusst, aber prinzipiell bewusstseinsfähig sind und sich auf Ereignisse in der Zukun ric hten
(z.B. welches Ergebnis eine Handlung bzw. ein Experiment vermutlich produzieren wird).
Da sich Prognosen auf der Zeitachse stets in Richtung Zukun ausrichten, spricht man bei
diesem Typ von kognitiver Modellbildung auch von Forward Modelling. Ohne Prognosen ist
empirische Wissenscha nicht möglich.
≥Hypothesen: Dieser mikro-kognitive Typus ist breiter gefächert als die Prognosen. Denn
Hypothesen können sich auf die Vergangenheit, die Zukun oder auf Gegenwärtiges richten.
Liegt in Richtung der Zeitachse ein unbewusstes Forward Modelling im kleineren Maßstab
vor, spricht man auch von ›Antizipation‹. Ebenfalls möglich ist ein kognitives Modellieren
entgegen der Zeitachse, wenn etwa von der Gegenwart auf deren Ursachen geschlossen wird
– oder wenn von einem Ziel in der Zukun ausgehend eine Hypothese formuliert wird, wie
dieses Ziel zu erreichen ist. Dann spricht man von Inverse Modelling, das stets entgegen der
Zeitachse operiert. Mikro-kognitive Hypothesen sind notwendig, um überhaupt ein Modell
in einem größeren Maßstab konstruieren zu können, das über die sensorischen Informationen
hinausgeht und deshalb Gestalt-Charakter hat. In Abbildung 1 wären das die ratiomorphen
Erwartungen, dass die Invarianzen im nit sitbaren Berei (also ›unter‹ dem Quadrat)
weitgehend identis sind wie jene im sitbaren Gebiet.
Die folgenden Überlegungen können hier nur skizziert werden, obwohl sie einer eigenen Untersuchung würdig wären: . Sin d
alle ›epistemischen Handlungen‹ stets auch ›pragmatische Handlungen‹? Das muss mit ›ja‹ beantwortet werden, insofern auch der
Beobachter ein Teil der Welt ist. Selbst eine Augenbewegung ändert die Welt (wenn auch ohne die explizite Absicht, aber eine implizit-
unbewusste Absicht reicht durchaus). Auf diese Änderung der Welt können weitere Beobachter wieder [physisch oder psychisch]
reagieren. . Sind alle ›pragmatischen Handlungen‹ stets auch ›epistemische Handlungen‹? Falls . und . zutreffen, folgt nun: . Sind
›epistemische Handlungen‹ und ›pragmatische Handlungen‹ dann nur spezifische Perspektiven der Beobachtung? (Ist diese Unterschei-
dung folglich jener zwischen ›Subjekt-Pol‹ und ›Objekt-Pol‹ vergleichbar, wie sie bei Edmund Husserl getroffen wird?)
Vgl. Schwarzfischer (: S.): »Vorwärts-Modell: Dies geht von den Kommandos an die Muskeln aus und errechnet hieraus die zu
erwartenden Wahrnehmungen, wobei aus einem fix definierten Startpunkt ein unsicheres Ergebnis in der Zukun eingeschätzt wird
(deshalb Forward Modelling). Inve rses Modell: Die Planung einer zu realisierenden Bewegung, welche ein definiertes Handlungsziel
voraussichtlich gut erreicht, geht vom erwünschten Effekt aus und rechnet dann rückwärts zum nötigen Impuls. Dabei muss das
Gehirn z.B. von der Wahrnehmung des sich bewegenden Fingers auf die Muskelbefehle ›zurückschließen‹ (deshalb der Name Inverse
Modelling).« Dort (S. ) sind auch Quellenangaben zum Forward Modelling und Invers e Modelling zu finden.
Bereits Jerome Bruner () betont in »Going Beyond the Information Given« nicht nur die Notwendigkeit, die vorhandene Infor-
mation der zufälligen Daten zu überwinden, sondern sogar die Unmöglichkeit für kognitive Systeme, nicht über die vorhandene
Information hinauszugehen. Vgl. auch Schwarzfischer (: S. ff.) zum Aspekt des Transformierens von extensionalen Sensor-
Daten in eine intensionale Gestalt-Codierung durch den Re-Codierungs-Prozess, welcher jeder Gestalt-Konstruktion zugrunde liegt.
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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Hier wird deutli, dass die Fähigkeit zur bewusen Prognose immer son die Kompetenz zur unbe-
wusen Hypothesenbildung voraussetzt. Meiens (aber nit notwendigerweise) i die ratiomorph-
unbewuse Hypothesenbildung von einer feineren Granularität (das heißt, sie verwendet Elemente
von kleinerem Maßab hinsitli räumlier und zeitlier Ausdehnung) als eine rational-bewuse
Prognose. Diese untersiedlie Granularität soll ihrerseits nit atis gedat werden. Vielmehr
deutet sie an, dass kognitive Modellbildungen auf einer ganzen Anzahl von Granularitäten parallel ver-
arbeitet werden. Es werden demna Hypothesen in diversen Maßäben zuglei gebildet – au wenn
uns das selten bewus wird. Und er, wenn es einem Beobatersyem gelingt, si von einer solen
Granularitäts-Ebene zu lösen, kann auf einem höheren Abraktions-Niveau ein kognitives Modell gebildet
werden, das wiederum Hypothesen mit einer größeren Reiweite erlaubt.
Der Gültigkeitsbereich des kognitiven Modells geht deutli über den der positiv vorhandenen Sensor-
Daten hinaus. Das ermöglit überhaupt er eine Prognose, weil diese jenseits der positiv vorhandenen
Sensor-Daten verortet i. Dieser erweiterte Gültigkeitsberei i grundsätzli au epiemisen
Handlungen zugängli, was die Voraussetzung für experimentelle Forschung i. Denn jedes Experiment
kann als epiemise Handlung begriffen werden – und umgekehrt. Anzumerken i hierbei, dass jedes
Experiment natürli au inrumentelle Handlungen beinhaltet (das beginnt son mit dem Öffnen der
Kühlsranktür, wenn i vor dem Einkaufen nasehe, wieviel Mil no da i). Erkennbar beehen
epiemise Handlungen ihrerseits aus inrumentellen Handlungen und epiemisen Handlungen in
untersiedlier Granularität. Selbverändli besitzen au epiemise Handlungen eine ezifise
Pragmatik, ebenso wie au das Aufellen der zu prüfenden Hypothesen und Prognosen bereits eine moti-
vationa le Pragmatik aufwe i.15 Im Weiteren i zu zeigen, inwiefern die kognitive Modellbildung selb die
Grundlage für jede ähetise Erfahrung i, wenn wir sie als evolutionären Lernverärker interpretieren.
3. Ein evolutionäres Modell des Modellbildungs-Prozesses
Der evolutionäre Wert von kognitiven Modellbildungen liegt in der Minimierung von biologischen
Ressourcen und in der Vermeidung von Risiken. Auf der Verhaltens-Ebene i es von Vorteil, dass der
Gültigkeitsberei der kognitiven Modelle erhebli größer i als jener der extensionalen Sensor-Daten.
Denn die Fähigkeit zur Hypothesenbildung ermöglicht Erwartungen – und diese können tödliche
Überrasungen vermeiden helfen. Wie am Beiiel in Abbildung 1 deutli wird, benötigt eine Gealt
weit weniger neuronale Ressourcen als eine Speierung der volländigen Sensor-Daten. Entreend
gehen gelungene Modellbildungen mit einer neuronalen Entlaung einher, die eine zentrale Rolle für
die ähetise Erfahrung ielt (dazu mehr in Absnitt D). Evolutionär waren diese einfaen Gealt-
Integrationen die Voraussetzung dafür, dasss höhere kognitive Kompetenzen überhaupt entehen konnten.
Denn die neuronale Entlaung mate Ressourcen wieder frei, die für eine höherufige Verarbeitung ein-
gesetzt werden können.16 Über mehrere Stufen hinweg konnte si im Laufe der Evolution von einfaen
Gealt-Wahrnehmungen (wie in Abbildung 1) kognitive Fähigkeiten entwieln, die bis zum mentalen
Probehandeln reien (das wiederum von Handlunglanung bis zur Literatur über möglie Welten
reit). Au für mentale Probehandungen werden weit weniger biologise Ressourcen eingesetzt als für
reales Aurobieren (beiielsweise benötigte der Autor Jules Verne im Verglei zur NASA keine nen-
nenswerten Mittel für seine simulierte Reise ›Von der Erde zum Mond‹). Außerdem können bei mentalen
Probehandlungen diverse Risiken bereits im Vorfeld erkannt werden, was definitiv lebensdienli i.
Der erkenntniheoretise Wert der epiemisen Handlungen läs si anhand eines Modells
aufzeigen, das au den Ausgangunkt für ein erweitertes Modell darellt (mit welem im näen
Absnitt D dann au die ähetisen Erfahrungen ezifiziert werden). Um die Navollziehbarkeit zu
erleitern, beginnen wir bei einem einfaen Modell, das als witiger Vorläufer des bio kybernetisen
Wir folgen hier der Konzeption von Pragmatik nach der biokybernetischen Systemtheorie von Norbert Bischof (: S. ff.).
Siehe hierzu Konrad Lorenz in Lorenz & Kreuzer (: S.): »Jeder Energiegewinn gibt neue Möglichkeiten zum Erkenntnisgewinn,
jeder Erkenntnisgewinn eröffnet neue bessere Möglichkeiten zum Energiegewinn.«
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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Denkens gelten darf.17 Der ›Funktionskreis‹ nimmt bei Jakob von Uexküll (1920) eine zentrale erkennt-
niheoretise Stellung ein. Uexküll beru si auf Immanuel Kant (1781), weler die prinzipielle Un-
erkennbarkeit des ›Ding-an-si‹ erklärt. Nit nur die sensorise Ausattung eines Lebewesens i der
Grund dafür, warum jede Spezies in einer eigenen Umwelt lebt, die si von der Umwelt einer anderen
Spezies fundamental unterseidet.18 Hinzu kommen die sehr versiedenen Möglikeiten, handelnd
auf diese Umwelt einzuwirken. Auch die weiter oben angesprochenen ›epistemischen Handlungen‹
(Wahrnehmungshandlungen) gehören zu diesen Handlungsmöglikeiten. Denn jede dieser Wahrneh-
mungshandlungen kann als epiemise Handlung aufgefas werden, die einer Frage an die Umwelt
gleit: Wer nit fragt, erhält keine Antwort und damit weit weniger Informationen über die Umwelt.
Die Handlungseffekte sind eine unverzitbare Informations-Quelle, die von Positivien syematis un-
tersätzt wurde und wird.19 Viele, wenn nit gar die meien Aekte sind den Dingen nit anzusehen,
solange der Beobater passiv bleibt (man denke etwa an die haptisen Qualitäten, das Gewit oder
die Feigkeit von Objekten). James Gibson (1966: S.223) formuliert das Prinzip so: »We mu perceive in
order to move, but we mu move in order to perceive.« Eben dies hatte bereits Jakob von Uexküll erkannt
und in seinem ›Funktionskreis‹ formalisiert:
neuer Kreis (Reafferenz)
[Objekt ]
Merkwelt
(Exterozeption)
Wirkwelt
(Interozeption)
Innenwelt
des Subjekts
E S
Umwelt
(als Lebenswelt)
Abbildung 2: Die Struktur-Elemente im ›Funktionskreis‹ na Jakob von Uexküll (1920: S.117)
[Quelle: eigene Darellung]
Zu beaten i, dass in Abbildung 2 nur das innere Gebilde den eigentlien ›Funktionskreis‹ darellt
(swarz). Die großen gesweien Klammern kennzeinen jene vier diinkten Bereie, die als Teil-
Funktionen aufgefas werden können (blau):
a) Die ›Umwelt‹ ist alles, was nicht zum Beobachtersystem selbst gehört (jedoch weiß z.B. der
neugeborene Mensch noch nicht, was zu ihm gehört und was nicht).
b) Im Zentrum der ›Wirkwelt‹ steht, was als efferente Nerven bekannt ist (das sind die absteigen-
den Nervenbahnen, die vom Gehirn zu den Muskeln führen und für das Handeln notwendig
sind, also für das Einwirken auf die Umwelt). Als Teil der Aktivität gehört die körperliche
Eigenwahrnehmung des Handelnden (die ›Interozeption‹) zur Wirkwelt. In der Wirkwelt
werden implizite oder explizite Ziele verfolgt, deren sukzessive Realisierung als ›Top-Down-
Prozesse‹ zu verstehen sind.
Siehe etwa Norbert Bischof (: S. ff.).
Bereits führte Uexküll für die artspezifische Lebenswelt von Tieren den Begriff ›Umwelt‹ ein.
Hierzu sind auch die Ausführungen von Ulric Neisser (: S. f.) instruktiv, der die aktive Rolle des Beobachters betont.
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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c) Hingegen verarbeiten die ›Bottom-Up-Prozesse‹ in der ›Merkwelt‹ den sensorischen Input
– auf Basis der afferenten Nervenbahnen (die von der sensorischen Peripherie zum Gehirn
verlaufen und das Medium für das Bemerken der Umwelt sind). Hierbei handelt es sich um
die Wahrnehmung der Außenwelt (die ›Exterozeption‹).
d) Evolutionär und entwicklungspsychologisch ist die ›Innenwelt‹ der jüngste Bereich, weil er
die höheren kognitiven Prozesse des mentalen Probehandelns und der bewussten Reflexion
umfasst. Jedoch sind die elementaren Grundstrukturen bedeutend älter. Basal ist unter
anderem das Prinzip der ›Reafferenz‹, mit welchem sich z.B. unterscheiden lässt, ob die Welt
sich bewegt hat oder ob ich nur eine Augenbewegung durchgeführt habe. (Dabei werden
die efferenten Muskel-Befehle mit den afferenten Sensor-Signalen verrechnet, was das Wort
›Reafferenz‹ ausdrückt.) Auch komplexe Gedächtnisstrukturen sind Weiterentwicklungen
dessen, was in Abbildung als ›neuer Kreis‹ bezeichnet wird. Sämtliche Effektoren sind dort
als (E) zusammengefasst und das (S) bezeichnet die Sensoren. In Schwarzfischer (: S. f.)
wird das Modell weiter ausgebaut. Eine ›Innenwelt‹ kann demnach auch einem Gegenüber in
der Umwelt zugeschrieben werden, wenn dieses sich nicht-trivial verhält (so dass man diesem
Gegenüber die Verhaltenssteuerung durch Absichten zuschreiben kann).
Am ›Funktionskreis‹ in Abbildung 2 lassen si jene Aekte der kognitiven Modellbildung erklären, die
für ein Verändnis von ähetisen Erfahrungen unverzitbar sind. Aus evolutionär-phylogenetiser
und entwilungsyologis-ontogenetiser Perektive können wir keineswegs ein planvolles Han-
deln voraussetzen. Vielmehr beginnt das ammesgesitlie wie au das individuell-menslie
Leben mit zufälligen Bewegungen.20 Er na und na wird ein Zusammenhang erkennbar zwisen
der zufälligen Aktivität und den nit-zufälligen Handlungseffekten. Die wesentlie Muererkennung
findet von Anfang an nicht innerhalb des Bottom-Up-Pfades att, sondern zwischen dem Top-Down-Pfad
und dem Bottom-Up-Pfad.
Selb so elementare Erkenntnise, wie die Frage, was zum eigenen Körper gehört und was nit,
läs si nur über diese seinbar zufälligen epiemisen Handlungen beantworten.21 Das betri die
Entwilung des Neugeborenen zum erwasenen Mensen ebenso wie die evolutionäre Frage na der
Herkun solen Wissens. Generell lassen si Invarianzen als Grundlage solen Lernens ausmaen, die
zu versiedenen Konanz-Phänomenen führen – z.B. Objekt-, Größen-, Form-, Farb- und Helligkeits-
Konanz.22 Diese fundamentalen Erkenntnis-Semata werden bei komplexeren Wa hrnehmungen immer
son vorausgesetzt (und allzu selten in deren Zuandekommen hinterfragt). Ohne diese Kompetenzen
Warum die Priorität bei der proaktiven ›Ideomotorik‹ (nicht-reaktive Selbstbewegung) liegt, zeigt Gerald Hüther (: S. f.) auf,
obwohl die Bewegungen zuerst eher zufällig als willkürlich erscheinen: »Etwa ab der . Schwangerschaswoche lässt sich beobachten,
wie der in der Fruchtblase schwimmende Embryo erste, noch sehr unkoordinierte Bewegungen ausführt. Anfangs sind das eher
Zuckungen, die durch die Kontraktion bestimmter Muskeln des Rumpfes und der Extremitäten ausgelöst werden. […] Von Anfang an
findet Lernen im Gehirn also durch Nutzung und Übung der entsprechenden Körperfunktionen statt. Im Verlauf dieses langwierigen
und komplizierten Lernprozesses wird der Embryo in die Lage versetzt, seinen Rumpf, seine Beine und seine Arme in zunehmend
koordinierter Weise zu bewegen, […]. Was für die zentralnervöse Steuerung der Körpermuskulatur gilt, tri in gleicher Weise –
wenngleich weniger deutlich sichtbar oder messbar – für die Herausbildung all jener neuronalen Verschaltungsmuster zu, die an
der Steuerung und Koordinierung aller anderen Korperfunktionen beteiligt sind.« Ohne den Begriff ›ideomotorisch‹ zu verwenden,
macht Piotr Konderak (: S. f. und S. ff.) den Unterschied deutlich, indem er zeigt, dass der klassische Kognitivismus dem
sensomotorischen Ansatz entspricht und der ideomotorische Ansatz der interaktiven Konzeption enaktiver Kognition. Siehe auch
Schwarzfischer (: S. ff.).
Wie diese aktive Inferenz möglich wird durch die Nutzung von hierarchisch organisiertem Bayes’schen Schlussfolgern skizziert Jakob
Hohwy (: S. ff.).
Selbst so elementare Kompetenzen der Wahrnehmung wie die Raumkonstanz, Objektkonstanz und Farbkonstanz benötigen nach
Irenäus Eibl-Eibesfeldt (: S.ff.) die Verbindung von Aktion und Rezeption. Vgl. hierzu Schwarzfischer (: S. f.). Unter-
schiedliche Arten von Objekt-Konstanz und deren Zusammenhang mit Invarianzen thematisiert Schwarzfischer (: S.). Dass
es sich bei der Größenkonstanz um eine Form der Skalen-Invarianz zeigt Schwarzfischer (: S. f. sowie : S.): »Die ›Skalen-
Invarianz‹ ist für die Objekt-Erkennung von zentraler Bedeutung. Denn die Bilder auf der Netzhaut haben je nach Abstand zu ein
und demselben Objekt eine völlig verschiedene Größe. Um das Objekt trotzdem als identisch (invariant) verstehen zu können, muss
eine Leistung eingebaut sein, die man ›Größen-Konstanz‹ nennt.« Wie sich Gestalt-Phänomene generell auf Invarianzen zurückführen
lassen, demonstriert Schwarzfischer () im Kapitel anhand vieler illustrierter Beispiele (S.–).
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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würde unsere Wirklikeit in sinnlose Einzelbilder zerfallen.23 Er dur die Interaktion mit den wahr-
genommenen Gegenänden kommen üblierweise zusätzlie Ansiten zum Vorsein, etwa wenn
wir um ein Gebäude herumgehen.24
Die Integration der einzelnen Ansiten zu einem kognitiven Modell des Gebäudes erlaubt es, dur
Dezentrierung 25 zu Slussfolgerungen zu kommen, die über das positiv Gegebene hinausgehen. Erkennt-
niheoretis gewendet sind er hierdur synthetise Slüsse mögli, deren Gültigkeitsberei größer
i als jener der Prämissen. Jedo i es bei diesen wahrnehmungs-basierten Erkenntnissen keineswegs
notwendig, dass sie auf bewus-rationalen Prozessen aufsetzen. Ganz im Gegenteil, zumei sind sie von
unbewus-ratiomorphen Modellbildungen getragen.
Übertragen auf den ›Funktionskreis‹ bei Jakob von Uexküll bedeutet dies, dass die fundamentalen
Prozesse der verkörperten Kognition ets in Aktion vorzuellen sind – eziell in Interaktion mit der
no unbekannten Umwelt. Erkenntnis wird also nit erworben, repräsentational geeiert und dann
abgerufen, sondern innerhalb der Situation ›hervorgebrat‹ (und je na Komplexität des Beobatersys-
tems entweder geeiert oder au nit). Eben dies bedeutet Enaive Cognition als ›hervorbringende
Kognition‹. Dabei geht die verkörperte Muererkennung im Wesentlien nit auf die Eigensaen der
Umwelt zurü, die in einem Bottom-Up-Prozess ›erkannt‹ würden. Vielmehr wird eine Korreondenz
zwisen den eigenen Aktivitäten (dem Top-Down-Pfad) und dem Bottom-Up-Pfad regiriert – und in
einem weiteren Sritt der Umwelt zugesrieben.26
Eben dies – eine Zusreibung – gesieht au in Bezug auf die Abbildung 1, wo wir die Konellation
(dass ein Quadrat einen Teil des Kreises zu verdeen seint) unmittelbar zu erkennen meinen. Streng
genommen i diese ›unmittelbare Erkenntnis‹ jedo nur eine Hypothese mit dem Inhalt, was gesähe,
wenn wir beimmte epiemise Handlungen vornähmen (z.B. das Quadrat versieben).
Warum i uns die Hypothese nit als sole bewus? Und warum nehmen wir sie nit als Prozess-
Resultat wahr, die auf unbewusem Slu ssfolgern basiert, wobei tausende Vorerfahrungen die funktionale
Rolle von Prämissen einnehmen? Oder ander formuliert: Wie wird aus einer rein enaktiven Kognition eine
repräsentationale Form von Erkenntnis, ohne dass wir den Übergang bemerken? Ein zentraler Grund
hierfür i wohl, dass viele dieser basalen Lernprozesse sehr früh ablaufen (teilweise vor der Geburt und in
den Monaten dana). In dieser Lebenhase i jedo das episodise Gedätnis no nit ausgerei.27
Analog gilt diese Aussage selbstverständlich für alle Sinnes-Modi und für die höheren kognitiven Fähigkeiten zur Gestalt-Integration,
wie z.B. die Bildung von Kategorien (als semantischer Gestalt) oder von Handlungs-Skripten (als pragmatischer Gestalt). Vgl. hierzu
Schwarzfischer (: S. ff. sowie : S. ff.). An dieser Stelle sei jedoch erwähnt, dass eine ›semantische Gestalt‹ nicht erst bei
der Konstruktion einer sprachlichen Kategorie beginnt. Vielmehr ist bereits die Integration von ›abwesenden Gegenständen‹ als
semantische Gestalt zu begreifen. Denn für eine semantische Relation reicht es aus, dass ein ›Etwas‹ auf ein anderes ›Etwas‹ verweist,
das es nicht selbst ist. Diese Bedingung wird im nicht-sprachlichen Wahrnehmungs-Kontext bereits erfüllt im ikonischen Verweis
(wenn z.B. die Vorderseite eines Gebäudes auf dessen aktuell nicht sichtbare Rückseite verweist). In diesem Sinne ist jede kognitive
Modellbildung eines physischen Objektes (mit dem tatsächlich oder als mentale Simulation interagiert werden kann) eine Kategorien-
Konstruktion und damit eine ›semantische Gestalt‹. Es ist nicht notwendig, dass sich das ›Objekt‹ für eine instrumentelle Handlung
eignet, um ihm eine ›semantische Rolle› attribuieren zu können. Vielmehr ist es hinreichend, dass es sich als Gegenstand epistemischer
Handlungen eignet – denn bereits hierbei wird ihm eine funktionale Rolle zugewiesen. Epistemische Handlungen können auch darin
bestehen, durch ein Inverse Modelling zu rekonstruieren, wie die aktuelle Ansicht zustande kam und hierzu das eigene Gedächtnis
zu konsultieren. Dabei kann das episodische Gedächtnis genutzt werden, indem es in umgekehrter Reihenfolge die erinnerten Bilder
an einander fügt bis ein hinreichend geschlossenes Ganzes integriert wurde (das kognitive Modell des Gegenstands).
Einen phänomenologisch inspirierten Zugang zu diesem Beispiel schildert anschaulich Piotr Konderak (: S. ff.).
In Anlehnung an Jean Piaget () spricht Schwarzfischer (: S. f. und S. ff.) von Dezentrierung, wenn sich der Beobachter
von einem spezifischen Parameter löst (statt auf diesen ›zentriert‹ zu bleiben) und nun ein relationales Gefüge in den Blick nimmt.
Tatsächlich spricht Jakob von Uexküll (: S.) davon, dass die Sinnesempfindungen der einzelnen Sinnesorgane, »die samt
und sonders aus Ichtönen bestehen« (also streng genommen Eigenwahrnehmungen sind), zusammengefasst und der Umwelt zuge-
schrieben werden: »Wir fassen alle die qualitativ verschiedenen Sinneszeichen unter dem Namen ›Merkzeichen‹ zusammen, die
hinausverlegt zu Merkmalen der Dinge werden.«
Vgl. Schneider & Lindenberger () zur Entwicklung der einzelnen Gedächtnis-Systeme, wo entwicklungpsychologisch deutlich
wird, dass das deklarative Gedächtnis bereits lange vor dem episodischen Gedächtnis funktionsfähig ist. Daraus folgt, dass Kinder in
einem bestimmten Alter zwar Regeln lernen können, sich jedoch nicht daran erinnern können, woher sie diese Regel kennen (und
deshalb bisweilen dazu neigen, die Gültigkeit der Regel als ›alternativlos‹ zu überschätzen). Dabei betont Werner Stangl () die
Rolle der Invarianzen für die Konstruktion der gestalthaen Schemata des episodischen Gedächtnisses: »Das episodische Gedächtnis
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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Wir können uns folgli prinzipiell nit erinnern an Vorgänge, die in dieser Lebenhase attgefunden
haben. Au die Prozesse, die zu einem funktionierenden Wahrnehmungssyem geführt haben, sind uns
deshalb nit direkt zugängli. Aber wir tun im Alltag einfa so, als ob die direkte Wahrnehmung vor-
handen sei, und damit so, als ob ein Zugang zur Wahrheit der Gegenände unmittelbar mögli sei. Für
die Bewältigung des Alltages i dieser Modus des ›Als-Ob‹ nützli und hinreiend.28 Ebenso wie es für
den Alltag ausreiend i, wenn wir uns der neuronalen Steuerung unseres Insulin-Spiegels nit bewus
sind. Statt dessen arbeiten wir erfolgrei mit dem Konrukt ›Hunger‹ auf einer Analyse-Ebene mit viel
gröberer Granularität. Vergleibar i das Konrukt ›Sönheit‹ von einer viel zu groben Granularität
und kann deshalb als Zusreibung an die beobateten Gegenände wenig beitragen zum Verändnis
der ähetisen Erfahrung und der zugrunde liegenden Erkenntnis-Prozesse. Hierfür bedarf es eines
verfeinerten Prozess-Modells, das im Folgenden srittweise entwielt werden soll. Ein Zwisensritt
seint dabei ratsam zu sein, weil dieser aufzeigt, inwiefern es si um einen revolutionären Paradigmen-
Wesel im Sinne von omas S. Kuhn (1976) handelt.
4. Aktive Inferenz att passiver Informationsverarbeitung
Das Vorgehen in der aktuellen ›Neuroästhetik‹ wirkt bisweilen recht imposant, weil es mit großem
Apparate-Aufwand daherkommt.29 Beiielsweise werden den Probanden diverse Artefakte präsentiert,
während sie im Kernintomografen (MRT) liegen. Das i allein deshalb son elitär, weil ein soles
Gerät nit jedem Forser einfa so zugängli i. Aber mein Einwand i kein wissensassozio-
logiser, sondern ein methodologiser: Im MRT i es wegen der beengten Lage gar nit mögli,
eine handlungstheoretisch fundierte Studie durchzuführen (z.B. über die ästhetischen Erfahrungen
beim Tanzen oder motorisen Spielen). Also untersut man das, was im Kernintomografen mögli
i – zumal es dem tradierten Mythos vom passiv-kontemplativen Beobater ja entrit. Aber wer
nur passive Beobatungen untersut, findet selbverändli nur ähetise Erfahrungen bei eben
diesen Beobatungen. Weil dies das tradierte Vorurteil beätigt, fällt es zumei gar nit auf, dass das
Untersuungs-Feld dur die Methoden-Wahl bereits extrem eingesränkt wurde.
Dem kognitiviisen Paradigma folgend entand eine ganze Anzahl von eorie-Modellen in der
empirisen Ähetik.30 Diese folgen im Wesentlien alle dem gleien Sema, das von der Computer-
Metapher des Geies iniriert wurde: Input–Processing–Output (kurz: IPO).
Es handelt si beim IPO-Sema um eine lineare Abfolge,31 die mit der sensorisen Wahrnehmung
(Input) beginnt, wele dann im Gehirn verarbeitet wird (Processing), um absließend ein Urteil oder
eine Handlung (Output) auszulösen.
beginnt erst, wenn ein Kind vier oder fünf Jahre alt ist. Ein Kind muss erst lernen, was die konstanten Merkmale in der Welt sind,
wie Bezugspersonen, Tagesroutinen, Regeln und konzeptuelles Wissen.« Nach Arnold Lohaus & Marc Vierhaus (: S.) ist es das
Modul episodischer Puffer, welches erst die Integration zu benennbaren Erlebens- und Handlungs-Einheiten ermöglicht.
Siehe hierzu ausführlich die Philosophie des ›Als Ob‹ von Hans Vaihinger () sowie omas Metzinger ().
Bspw. ist die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT oder fMRI) des Gehirns groß in Mode, obwohl gerade diese die
Möglichkeiten der Untersuchung stark einschränkt – vgl. die Literatur-Hinweise in Fußnote bei Schwarzfischer (: S.).
Problematisch ist unter anderem, dass die Probanden im ›Hirnscanner‹ explizit passiv bleiben müssen. Ein handlungstheoretischer
Ansatz ist somit von Vornherein ausgeschlossen.
Um diesen Beitrag nicht unnötig aufzublähen, verzichte ich auf die Aufzählung jener Modelle und der Autoren. Diese finden sich in
Fußnote bei Schwarzfischer (: S.).
Vernachlässigbar ist in unserem Zusammenhang die Frage, ob es ich um eine lineare oder nur quasi-lineare Abfolge handelt. Denn
die angedeuteten wechselseitigen Einflüsse von ›Speicher/Gedächtnis‹ auf die basalen Schritte der ›Verarbeitung‹ könnten in der
Abbildung auch weggelassen oder in die Blöcke der ›Verarbeitung‹ integriert werden – vgl. Norbert Bischof (: S. f.). Ich zeige
sie hier nur, weil sie bei Neisser (: S.) im Original so dargestellt sind.
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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Speicher/Gedächtnis
Noch mehr
Verarbeitung
Weitere
Verarbeitung
Verarbeitung
Netzhaut-
bild
Bewusst-
sein
Abbildung 3: Der Prototyp des kognitiviisen Sema mit ›Input-Processing-Output‹
[Quelle: Neisser (1996: S.23)]
Alle Wahrnehmungs-Modelle na dem IPO-Sema sind positiviis geprägt. Denn sie setzen (implizit
oder explizit) eine objektive Umwelt voraus, die man letztli nur ›abfotografieren‹ müsse. Subjektive
Untersiede in der Wahrnehmung bzw. in der Wirklikeits-Konruktion werden entreend ausge-
blendet oder als kognitive Fehler gewertet.
Aber die Wirklikeit i eine völlig versiedene, abhängig davon, ob man ein Kleinkind oder ein
promovierter Physiker i. No gravierender sind die Untersiede zwisen einer ielenden Katze
und dem Sa-Weltmeier. Das berüsitigt der IPO-Ansatz ebenso wenig wie die Dynamiken des
Lernens insgesamt.
Bezeinend i, dass Ulric Neisser das in Abbildung 3 gezeigte Sema als Beiiel verwendet, das
zeigen soll, wie es nit funktioniert. Gerade für die empirise Ähetik i dies geradezu peinli, denn
dort i es immer no der zentrale Auau von viel zitierten Modellen. Do Neisser, der einer der Grün-
derväter der Disziplin ›Kognitive Psyologie‹ war, publizierte diese Kritik son vor 45 Jahren.
Damals mate er au einen konruktiven Vorslag: Statt des linearen IPO-Sema sollte besser ein
zyklises Modell der Wahrnehmung eingesetzt werden, das au die aktive ›Erkundung‹ einsließt.32 Die
verfügbaren Informationen werden dann nit mehr positiviis vorausgesetzt. Vielmehr werden diese
(zuminde teilweise) dur aktives Explorieren als Handlungseffekte erzeugt. Dabei sind Explorationen
ets epiemise Handlungen, wie leit zu erkennen i.
Zentral i nun der Paradigmen-Wesel von einer ›Perception-Action-Sequenz‹ hin zu einem ›Action-
Perception-Cycle‹, bei welem die Handlung das Primäre i. Hier wird au von einem ›ideomotorisen
Ansatz‹ geroen, wo (epiemise) Handlungen die wahrnehmbaren Effekte überhaupt er erzeugen.33
Die folgende Abbildung 4 legt damit das rukturelle Fundament für ein universelles Modell der
ähetisen Erfahrung, weles au aktive Inferenz thematisierten kann. Das heißt nits anderes als
dass au epiemise Handlungen damit erfas werden können, was mit den kognitiviisen IPO-
Modellen nit mögli war.
Das Modell des ›Wahrnehmungszyklus‹ wird bei Ulric Neisser () schrittweise eingeführt, wobei zuerst der Modell-Kern erläutert
wird (S.), der später noch um ›kognitive Landkarten‹ erweitert wird (S.). Diese Entwicklung wird auch in Schwarzfischer (:
S. ff.) nachgezeichnet.
Zur Einführung empfielt sich etwa Wolfgang Prinz ( a) oder die entsprechenden Beiträge bei Engel, Friston & Kragic () – vgl.
Register des Bandes.
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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Bottom-Up
Top-Down
?P
P
P
P
P
P
Abbildung 4: Die Grundruktur eines ›Aion-Perception-Cycle‹ [Quelle: eigene Darellung]
Gehen wir die Abbildung 4 in deren Auau kurz dur, bevor wir erklären, was daran methodis an-
nend i: Ganz unten wird das wahrgenommene Objekt angesiedelt (das hier dur einen Bilderrahmen
mit Fragezeichen symbolisiert wird). Oben wird das kognitive Beobachtersystem durch ein Gehirn
angedeutet. Im Wesentlien beeht ein ›Aion-Perception-Cycle‹ aus zwei Hälen, wobei die Prozesse
der linken Häle dur Erwartungen angetrieben wird (der Top-Down-Pfad), die von groben zu immer
feineren Erwartungen voransreiten. Die Prozesse der reten Häle basieren auf sensorisen Daten
(der Bottom-Up-Pfad), wobei zuer feine Details verarbeitet werden, die zu immer größeren Ganzheiten
integriert werden. Die Käen mit dem ›P‹ darin ellen Teil-Prozesse dar. Dabei handelt es si bei
den Teil-Prozessen im Bottom-Up-Pfad um Analyse-Sritte, die naeinander attfinden und zumei
aufeinander auauen.34 Die Komplexität bzw. der Integrations-Grad nimmt hier na oben zu. Analog
dazu sind die Käen im Top-Down-Pfad ebenfalls als Teil-Prozesse zu verehen. Aber hier nimmt
der Integrations-Grad in Pfeil-Ritung ab. Das bedeutet, dass z.B. zuer übergeordnete Ziele definiert
werden, dann die Mittel zu deren Erreiung beimmt werden und sließli die konkreten Einzel-
Handlungen vollzogen werden.35
Methodologis annend i, dass das lineare IPO-Sema (Input–Processing–Output) jetzt als
Teilmenge des Aion-Perception-Cycle erseint. Mit dem Aion-Perception-Cycle i es folgli mögli,
au das IPO-Sema zu thematisieren und als partielle Analyse zu nutzen. Umgekehrt i dies aber nit
der Fall, wie die einfae Frage na dem situativen Kontext der aktuellen Wahrnehmung zeigt: »Warum
ehen wir denn beiielsweise vor einem Bild im Museum oder Sitzen im Konzert att beim Fußball oder bei
der Geliebten zu sein?« Im Top-Down-Pfad wird deutli, dass es die Folge eines zielgeriteten Handelns
darellt – ob bewus geplant oder unreflektiert herbeigeführt. Dies gilt au für den Zwe »iniriert
Ein Beispiel wäre wenn ein Computer-Modell des Geistes zuerst die Buchstaben identifiziert, danach die Wörter und schließlich die
Sätze dieses Textes. Ein anderes Beispiel legt die Abbildung nahe: Dort würden z.B. zuerst die einfachen Elemente (die Punkte und
die geraden Kanten) identifiziert, dann die Figuren ›Kreis‹ und ›Quadrat‹ daraus konstruiert und schließlich die räumliche Relation
der beiden bestimmt (dass das Quadrat ›auf‹ dem Kreis liegt).
Dieses Beispiel folgt der zunehmenden Differenzierung von Be-Goals, in Do-Goals und Motor-Goals – vgl. hierzu Schwarzfischer (:
S. f. und S. ff.) mit den Literaturangaben dort. Zu unterscheiden ist zwischen der Strategie (welche auf Zwecke abzielt) und der
Tak t ik (die geeignete Mittel angesichts der konkreten Umstände auswählt). Ähnlich differenzieren sich die Be-Goals (»Wie möchte
ich sein?«) in Do-Goals (»Was muss ich dafür tun?«) und Motor-Goals (»Welche konkrete Bewegung im Detail erfordert dies?«) von
Charles Carver () bzw. von Charles Carver & Michael Scheier (: S. ff.) zwischen Strategie, Taktik und konkret-motorischer
Teil-Handlung.
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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werden zu wollen«. Somit lassen si ›inrumentelle Handlungen‹ ebenso wie ›epiemise Handlungen‹
im Aion-Perception-Cycle thematisieren, indem wir – je na Bedarf – entweder den Zyklus als Ganzen
betraten oder einen Aussnitt analysieren. Entreend lassen si sensomotorise Ansätze damit
ebenso modellieren wie au ideomotorise.
D. Ä E
1. Vom Funktionskreis zum Prozess-Modell ähetischer Erfahrung
Das zyklise Modell bietet damit ein weitaus mätigeres Werkzeug für das Verändnis der ähetisen
Erfahrung, weil es einen größeren Gültigkeitsberei besitzt. Daher konnte es als rukturelles Funda-
ment dienen, um daraus das allgemeine Prozess-Modell der ähetisen Erfahrung zu entwieln, das
Swarzfiser (2019) vorlegt:
Top-Down-Prozesse
Bottom-Up-Prozesse
1
52
3 4
Reflexion der Situation
Situations-Konstruktion
Objekt-Konstruktion/en
Form-Konstruktion/en
Wirklichkeit
Motivation/ Ziel
Situation
(Sinnes-)Kanal
reflex. Kosmos
pragm. Komplex
semant. Gestalt
syntakt. Gestalt
Wahl der Strategie
Wahl der Be-Goals
Wahl der Do-Goals
Wahl der Motor-Goals
eigene
Denkwelt
fremde
Innenwelt
1
25
4 3
Innenwelt
des Subjekts
Umwelt
(als Lebenswelt)
Merkwelt
(als iterative
Integration der
Modellierung)
Wirkwelt
(als sukzessive
Differenzierung
der Intervention)
Abbildung 5: Die Grundruktur des Prozess-Modells na Swarzfiser (2019: S.313)
[Quelle: modifizierte, eigene Darellung]
Aus Platzgründen kann hier nit auf alle Sritte detailliert eingegangen werden. Wir fokussieren uns
deshalb auf die eren beiden Sritte, die für das Verändnis unseres emas »Ähetik und Erkennt-
nis« von besonderer Witigkeit sind. In seiner vereinfaten ›Grundruktur‹ läs das Prozess-Modell
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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aus Swarzfiser (2019) seine Anregung dur den ›Funktionskreis‹ bei Jakob von Uexküll no gut
erkennen. Je na Analyse-Kontext kann das Prozess-Modell in einer flexiblen Granularität eingesetzt
werden. Für die Details und die Anwendung in Analyse und Design sei deshalb auf den Absnitt 5.3.2
bei Swarzfiser (2019: S. 311–363) verwiesen.
Die Abbildung 5 zeigt die ›Grundruktur‹ des Prozess-Modells in swarz und die kommentierenden
Bereis-Angaben in blau. Damit die ›Grundruktur‹ des Prozess-Modells klar navollziehbar bleibt,
wird nur eine ›mittlere‹ Granularität gezeigt. Denn für die Beiiel-Analysen in Swarzfiser (2019:
S. 334 ff.) wird die Anzahl der Teil-Prozesse im Top-Down-Pfad und im Bottom-Up-Pfad jeweils auf at
erhöht. Eine qualitativ no witigere Änderung findet si oben im Modell: Was im ›Funktionskreis‹
einfa als ›neuer Kreis‹ benannt i, wurde ärker differenziert für das Prozess-Modell in Abbildung 5.
Bei Uexküll ließ der ›neue Kreis‹ nur einfae Effektor-Sensor-Vergleie oder Gegenwart-Gedätnis-
Vergleie zu. Nun ermöglit die erweiterte Struktur au komplexe mentale Probehandlungen.
Die einzelnen Teil-Prozesse für diese mentalen Probehandlungen in der ›eigenen Innenwelt‹ sind im
Prozess-Modell angelehnt an den ›Inquiry Cycle‹ von John Dewey.36 D abei kann eine konkrete Intervention
simuliert werden oder eine abrakte Denk-Operation durgeführt werden, die innerhalb der Lebenswelt
keine Entreung hätte (z.B. mathematise Probleme lösen). Die Methodik in Swarzfiser (2019)
war dur drei zentrale Denksritte gekennzeinet.
≥Die ästhetische Erfahrung wird durch eindeutige, mikrokognitive Prozesse definiert.
≥Im zweiten Schritt wird aus diesem Basis-Prozess durch Iteration und Rekursion der Möglich-
keitsraum der ästhetischen Erfahrung abgeleitet.
≥Und schließlich wird gezeigt, dass konkurrierende Präferenz-Stile als echte Teilmengen in
diesem Möglichkeitsraum zu verstehen sind.
Um den Möglikeitsraum ähetiser Erfahrungen volländig zu erfassen, war eine weitere Ergänzung
notwendig. Da wir nit nur mit leblosen Gegenänden interagieren, müssen au komplexe Reaktionen
im Prozess-Modell verortet und erklärt werden. Dabei i es sekundär, ob es si um ein lebendiges Ge-
genüber handelt oder um (medien-)tenises Syem, das ein komplexes Verhalten zeigt.37
Die Zusreibung einer ›fremden Innenwelt‹ mit kognitiv-intentionalen Prozessen beruht nit
wirkli auf dem nit-trivialen Verhalten dieses Gegenübers. Vielmehr basiert die Zusreibung auf
einem Analogies luss zum Erleben der ›eigenen Innenwelt‹. Dabei i die Slussfolgerung selb klar
als Hypothese zu erkennen.38 Denn dem Beobatersyem direkt zugängli sind nur die Relationen
zwisen den eigenen Handlungen und deren Handlungseffekten.
Die ›fremde Innenwelt‹ i nur als Konrukt verfügbar, d.h. als Resultat eines kognitiven Modell-
bildungs-Prozesses, der die komplexen Muer auf einer höherufigen Ebene verändli maen soll.
Dabei gilt ein Verehen zumei dann als erreit, wenn das kognitive Modell au Prognosen ermöglit,
die hinreiend o beätigt werden. Für den Zusammenhang von Ähetik und Erkenntnis i dies von
Eine ausführliche Beschreibung dieser Teil-Prozesse nach dem ›Inquiry Cycle‹ von John Dewey (/) findet sich bei Schwarz-
fischer (: S. f. und S.).
Diese nicht-trivialen Systeme, die trotz gleichem Input verschiedene Outputs liefern, bezeichnet Heinz von Foerster bisweilen auch als
nicht-triviale Maschine n (was den kybernetischen Aspekt noch betont) – vgl. Heinz von Foerster & Bernhard Pörksen (: S. ff.)
oder Bernhard Pörksen (: S. ff.) sowie Schwarzfischer (: S.).
Prozesse, die ausschließlich in der ›fremden Innenwelt‹ eines sozialen Gegenübers stattfinden, gibt es in einer strengen Lesart des
kognitiv-konstruktivistischen Ansatzes nicht. Es handelt sich um Zuschreibungen des Beobachtersystems an einen ›Anderen‹ (oder
eine animistische Zuschreibung an ein komplexes System, etc.), das als Prozessträger stets die ›eigene Denkwelt‹ aufweist. Dies darf
nicht mit einer Leugnung der empirischen Existenz von anderen Lebewesen verwechselt werden, weil die ese der Zuschreibung
nicht von der physischen Existenz derselben handelt, sondern von den unterstellten mentalen Prozessen und vor allem den Inhalten
derselben. Denn von Letzteren hat der Beobachter so wenig eine direkte Kenntnis wie von der Rückseite des Mondes, die er gleichfalls
nur konstruieren kann – vgl Schwarzfischer (: S. f.). Zu diesem ›Problem des Fremdpsychischen‹ liefert omas Nagel (:
S. ff.) einen berühmten philosophischen Zugang.
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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Bedeutung. Denn die Konruktion eines personalen Gegenübers ja nur ein Spezialfall des allgemeinen
Prinzips (weles die kognitive Modellbildung als sole darellt).
2. Die Kriterien jeder ähetischen Erfahrung
Die Ähetik wird hier als Reflexionheorie von ›Ähesen‹ konzipiert39 (analog wie die Semiotik die
Reflexionheorie von ›Semiosen‹ i). Jede Gealt i zu begreifen als Resultat der mei unbewusen
kognitiven Modellbildungs-Prozesse. Dabei werden vier Kriterien erfüllt, die den Prozess zur Ähese
werden lassen (sofern die Erfüllung jeweils von einer ›Beobatung zweiter Ordnung‹ 40 explizit oder
implizit regiriert wird):
a) Modellbildungs-Prozess: Der Prozess der kognitiven Modellbildung wurde erfolgreich durch-
laufen, was zur ›Gestalt‹ als Resultat führte. Dies wird bereits positiv verbucht vom kognitiven
System.
b) Prognosefähigkeit: Das kognitive Modell ›Gestalt‹ geht über das positiv Vorhandene hinaus;
es findet eine sogenannte ›Dezentrierung‹ statt. Inhaltlich ermöglicht das kognitive Modell
die Bildung von Hypothesen. Diese Prognosefähigkeit erhöht die Handlungsfähigkeit und
wird ebenfalls positiv verstärkt. (Die Handlungsfähigkeit kann durch besseren Zugriff auf
kognitive, physische oder soziale Ressourcen erhöht werden.)
c) Ressourcen-Entlastung: Evolutionär hoch relevant ist die Tatsache, dass der intensionale
Gestalt-Code weit weniger neuronale Ressourcen benötigt als die extensionale Aufzählung
von Sensor-Daten.
d) Falsifizierbarkeit: Die drei Kriterien a) bis c) können erfüllt werden – oder auch nicht. Sie
sind also falsifizierbar. Dies ermöglicht es, mit diesem Ansatz auch die negativen ästhetischen
Erfahrungen innerhalb derselben Rahmentheorie zu erklären (siehe Unterpunkt ).
Dabei offenbart das Kriterium der notwendigen ›Beobatung zweiter Ordnung‹ die zentrale Einsit um
das Wesen der ähetisen Erfahrung. Anders formuliert führt das Beobatersyem einen laufenden
Selb-Te ihrer Prozesse der kognitiven Modellbildung – dur und beantwortet dabei drei elementare
Fragen:43
≥»Funktioniere ich sensorisch und kognitiv überhaupt?«
≥»Funktioniere ich korrekt, also konsistent?«
≥»Und, funktioniere ich effizient?«
Eine Ästhese soll hierbei den Re-Codierungs-Prozess benennen, wie er in der Integrativen Ästhetik nach Schwarzfischer ( ff.)
konzipiert ist. Der Gegenstand von Ästhetiken (als Reflexionstheorien der Ästhesen) ist keineswegs auf das passive Wahrnehmen zu
beschränken (was auf ›Stilistiken‹ hinausliefe). Vgl. Schwarzfischer (: S. ), wo es heißt: »Dass der Begriff Ästhese bereits bei
historischen Vorläufern der Grazer Schule verwendet wurde, stellt kein gravierendes Problem dar. Denn einerseits ist es ein ganz
normales Phänomen des Sprachwandels, dass sich die Bedeutung von Begriffen über die Jahrhunderte etwas verändert. Andererseits
ist die Verwendung des Begriffes Ästhese bei Franz Brentano und dessen Schülern hinreichend gut kompatibel mit der Konzeption,
die in der vorliegenden Studie vorgeschlagen wird«.
Hier ist anzumerken, dass der Beobachter zweiter Ordnung in sozialkonstruktivistischen eorien zumeist dem klassischen Subjekt
(im Sinne eines Individuum) entspricht, wie Hans Ulrich Gumbrecht (: S.f.) am Beispiel der eorie von Niklas Luhmann
treffend analysiert: »[…] aber natürlich ist der Beobachter zweiter Ordnung ein klassisches Subjekt. Er ist ein Beobachter, der Distanz
möchte, aber keine Distanz haben kann. […] Also ein Subjekt, wie es klassischer und alteuropäischer nicht sein könnte.« Die Integrative
Ästhetik nach Schwarzfischer ( ff.) setzt hingegen bei einem Beobachter-Konzept an, das eher dem Interpretanten in der Semiotik
von Charles Sanders Peirce (–) entspricht, der auch von sub-personaler und mikro-kognitiver Granularität sein kann.
Übrigens gilt in genau diesem Sinne »Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile« – wobei die ›Teile‹ sehr unterschiedliche einzelne
Erfahrungsgegenstände sein können. Deshalb lassen sich Gestalt-Phänomene auch außerhalb der direkten Wahrnehmung finden,
z.B. als Handlungs-Skripte, etc., vgl. Schwarzfischer (: S. ff.).
Siehe hierzu speziell Schwarzfischer (: S.), wo es heißt: »Eine ›extensionale Definition‹ soll verstanden werden als das ›Aufzählen
der Gegenstände oder Denotate, die unter einen Begriff fallen‹. Es werden hierbei also sämtliche Elemente einzeln aufgezählt, z. B. die
›Pixel‹ des Sensors. Eine ›intensionale Definition‹ wird verstanden als ›die Angabe der Eigenschaen oder Merkmale eines Begriffes‹.«
In dieser Form erstmals in Schwarzfischer ().
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
— Seite 16 —
Folgli i ähetise Erfahrung primär kein Urteil über einen externen Gegenand, sondern über die
Qualität der kognitiven Modellbildungs-Prozesse als verkörperte Erkenntnis (Forward Modelling sowie
Inverse Modelling als Basis für Hypothese/Antizipation/Prognose). Sie wird erkennbar als evolutionärer
Lernverstärker, der bewuse wie au unbewuse Prozesse dur affektives Feedba euern kann.
3. Strukturelles und inhaltliches Ge-/Misslingen der kognitiven Modellbildung
Die ähetise Erfahrung wird bei Swarzfiser (2019) als evolutionärer Lernverärker konzipiert.
Positiv verärkt wird dabei das Gelingen der kognitiven Modellbildung. Ein Misslingen der Modellbildung
produziert ein negatives Feedba. Als prozessuales Fundament jeder ähetisen Erfahrung besitzt
die kognitive Modellbildung zwei Aekte. Beide können positive oder negative ähetise Erfahrungen
fundieren:
a) Struktur-Aspekt: Kommt überhaupt ein kognitives Modell zustande? Erfolgreich ist die kogni-
tive Modellbildung dann, wenn durch den Re-Codierungs-Prozess eine ›Gestalt‹ konstruiert
wurde, deren Gültigkeitsbereich über jenen der positiv gegebenen Elemente hinausgeht.
Wenn die entsprechende meta-kognitive Instanz (der sogenannte ›Beobachter zweiter Ord-
nung‹) das Zustandekommen eines kognitiven Modells feststellt, dann wird dies durch jenen
evolutionären Lernverstärker belohnt, den wir als ›positive ästhetische Erfahrung‹ kennen. Die
Prognosefähigkeit wird hierbei erstmals ermöglicht oder zumindest signifikant verbessert.
Positive ästhetische Erfahrungen basieren auf einem Gelingen der kognitiven Modell bildung,
was in unterschiedlichen Bereichen verortet sein kann:
≥[.] Ein nicht-zufälliges Muster wird innerhalb des efferenten Top-Down-Pfades gefunden
(z.B. als interozeptive Basis des eigenen Körper-Schemas, welches ein Handeln jenseits von
zufälligen Bewegungs-Impulsen überhaupt erst ermöglicht).
≥[.] Eine Gestalt wird innerhalb des afferenten Bottom-Up-Pfades konstruiert (z.B. wenn die
Umwelt erfolgreich nach Mustern durchforstet wird, deren Konstanz die Hypothese einer
›Welt da draußen‹ erzeugt).
≥[.] In der Reafferenz wird der efferente Top-Down-Pfad mit dem afferenten Bottom-Up-
Pfad gekoppelt, so dass die Korrelationen zwischen beiden analysierbar werden (z.B. wenn
die Interaktion mit der Umwelt erfolgreich nach Mustern durchforstet wird, deren Stabilität
die Prognose von Handlungseffekten möglich macht; bei komplexeren Mustern wird den
Gegenständen o eine ›fremde Innenwelt‹ mit Intentionen zugeschrieben, was seinerseits
eine Modellbildung ist).
Detailliert wird auf die Kriterien eingegangen im Abschnitt III. bei Schwarzfischer (: S.–). Insbesondere wird dort argu-
mentiert, dass jede Aktualgenese von Gestalt die kognitive Konstruktion eines Beobachters ist (S. ff.), dass jede Gestalt-Konstruktion
als Modellbildung zu verstehen ist im Sinne der Allgemeinen Modelltheorie nach Herbert Stachowiak (S. ff.), dass Invarianzen als
Basis jeder Gestalt-Konstruktion fungieren (S. ff.), dass es sich bei dieser kognitiven Modellbildung um einen Re-Codierungs-
Prozess von extensionalen Daten zur intensionalen Gestalt-Codierung handelt (S. ff.), dass eine Ressourcen-Entlastung durch den
Re-Codierungs-Prozess auritt (S. ff.), dass eine Erweiterung des Gültigkeitsbereiches (Dezentrierung) durch den Re-Codierungs-
Prozess zu verzeichnen ist (S. ff.) und dass eine hohe Relevanz der Dezentrierung für das Forward Modelling und Inverse Mode lling
besteht – im Sinne der Ermöglichung von vorwärtsgerichteten Prognosen und rückwärtsgerichteten Hypothesen (S. f.).
Beim Erwachsenen laufen diese Prozesse sehr schnell, hoch automatiert und unbewusst ab. Ins Bewusstsein rücken sie meist nur
dann, wenn die Resultate unerwartet sind, etwa bei optischen Täuschungen, etc. Anders ist dies bei Säuglingen und Kleinkindern,
wo die Lernprozesse so langsam ablaufen, dass ihnen der externe Beobachter gewissermaßen ›in Echtzeit beim Denken zusehen‹
kann. Dabei wird die ideomotorische Aktivität langsam in Erwartungen der Handlungseffekte umgesetzt, wie dies etwa Arvid Her-
wig () schildert. Die enaktive Kognition spielt hier die zentrale Rolle, weil die Handlung primär ist und daraus erst sukzessive
die Fähigkeit erwächst, die Handlungseffekte zu antizipieren. Eben dies geschieht unbewusst, wenn wir Abbildung ansehen. Die
›räumliche Struktur‹ der Elemente wird nicht gesehen, sondern unbewusst errechnet. Diese kognitiven Prozesse lassen sich durchaus
explizieren, wie die Beiträge in Engel, Friston & Kragic () belegen. Dann zeigt sich, dass die enaktiven Vorerfahrungen zu einer
anitizipativen Wahrscheinlichkeit verdichtet werden (die beim Bayes’schen Schlussverfahren als ›Prior‹ bezeichnet wird). Durch
jede einzelne Handlung verändert sich diese Einschätzung, je nachdem, ob die Erwartung bestätigt oder enttäuscht wird (was zum
Bayes’schen ›Posterior‹ führt – welcher jedoch sofort wieder als ›Prior‹ für die nächste Handlung verwendet wird).
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
— Seite 17 —
Negative ästhetische Erfahrungen resultieren aus einem Misslingen der kognitiven Modell-
bildung, die sich wie bei den positiven Varianten gliedern lassen (so dass wir uns das an
dieser Stelle sparen können). Dabei wird keine ›Gestalt‹ konstruiert, was in unterschiedlichem
Maßstab aureten kann. Dies wird subjektiv als ›unschön‹ erlebt, weil es die Orientierung
und damit das zielführende Handeln unmöglich macht (vorausgesetzt, dass die meta-kognitive
Instanz das Nicht-Zustandekommen eines kognitiven Modells feststellt). Die Prognosefähig-
keit wird hierbei verhindert oder zumindest signifikant verschlechtert. Der Struktur-Aspekt
zeigt also, ob überhaupt ein ›Etwas‹ als prinzipiell benennbare Entität zustandekommt – was
entsprechend positiv oder negativ bewertet wird.
b) Inhalts-Aspekt: Jede kognitive Modellbildung besitzt neben dem formalen Struktur-Aspekt
auch einen Inhalts-Aspekt. Jedoch ist dieser ›Inhalt‹ keineswegs positivistisch als gegeben
zu verstehen, sondern er entsteht erst im Handlungs-Kontext. Deshalb ist dieser ›Inhalt‹ als
Resultat jener kognitiven Prozesse zu verstehen, die als ›epistemische Handlungen‹ und
›instrumentelle Handlungen‹ bereits eingeführt wurden. Eben diese Handlungen (die auch
unbewusst ablaufen können) werden durch ein affektives Feedback gesteuert, das wir als
ästhetische Erfahrungen kennengelernt haben. Der ›Inhalt‹ eines kognitiven Modells meint
hier den Inhalt der Prognosen: Bestätigen sich die Prognosen, die aus dem kognitiven Modell
abgeleitet werden? Anders formuliert: Ist das kognitive Modell als Mittel für epistemische und/
oder instrumentelle Zwecke brauchbar? Selbstverständlich können die Prognosen nur im Kon-
text von Handlungen bestätigt oder widerlegt werden. Diese können vom Typ ›epistemische
Handlungen‹ oder ›instrumentelle Handlungen‹ sein:
≥Epistemische Handlungen: Hier wird das Beispiel aus Abbildung produktiv – gerade weil es
so simpel ist, wird das allgemeine Prinzip dort erkennbar. Die unbewusste, mentale Probe-
handlung des Quadrat-Verschiebens offenbart die vermutete Tatsache, dass der Kreis ›dar-
unter‹ vollständig sei. Die Wahrscheinlichkeits-Einschätzung der Ergebnisse jener mentalen
Probehandlung entsprechen den Ergebnissen der früheren realen Interaktionen. (Wobei zu
den realen, eigenen Interaktionen biografisch und kulturell zunehmend auch kommunikativ
vermittelte Gedankenexperimente kommen. Die Enactive Co gnition wird also nach und nach
durch Aspekte einer Social Cognition ergänzt).
Positive ästhetische Erfahrungen entsprechen hinsichtlich des ›Inhalts-Aspektes‹ der Bestä-
tigung einer zuvor konstruierten Hypothese (z.B. wenn beim Verschieben des Quadrates in
Abbildung der Kreis darunter wie vermutet weitergeht). Bereits hinsichtlich des ›Struktur-
Aspektes‹ positiv quittiert wurde die erfolgreiche Konstruktion dieser Hypothese, die wir als
›intensionalen Gestalt-Code‹ bezeichnet haben.
Beispiele verschiedener Ausmaße: [.] Ein umfassendes Scheitern der kognitiven Modell bildung führt dazu, dass die Wirklichkeit nur
aus einem Chaos besteht, das keinerlei Ordnung hat. Dies kann z.B. in bestimmten Formen von Alpträumen vorkommen – manche
Menschen kennen eine solche Erfahrung kurz nach dem Aufwachen bei völliger Dunkelheit. Aber auch den Zustand direkt nach der
Geburt stellte man sich bisweilen als einen Zustand des ›Noch-Nicht-Funktionierens‹ vor, so wie ihn William James beschrieb in e
Principles of Psychology (: S.): »[…] the baby’s impression of the world ›as one great blooming, buzzing confusion‹ […]« Vgl .
die Stanford Encyclopedia of Philosophy unter URL <https://plato.stanford.edu/entries/james/>. [.] Ein partielles Scheitern der
kognitiven Modellbildung ist häufiger (z.B. wenn einzelne Sinneskanäle sich widersprechen und so keine kohärente Wirklichkeit
formen; oder wenn die erwarteten Handlungseffekte ganz ausbleiben, weil man unerwartet gelähmt ist). [.] Der Zerfall vorhandener
kognitiver Modelle ist ebenso ›unschön› und bisweilen beängstigend wie das Nicht-Zustandekommen eines kognitiven Modells (z.B.
bei beginnender Demenz).
Hierzu heißt es in Schwarzfischer (: S.) mit den entsprechenden Literaturangaben: »Dass bereits bei Säuglingen die soziale
Dimension eine tragende Rolle für das Lernen spielt (z.B. geteilte Aufmerksamkeit und das Social Referencing, bei dem die beobachtete
Mimik des Gegenübers einem Objekt dessen Valenz zuweist), zeigen Stefanie Höhl & Sabina Pauen () auf. Ein ›Angst-Gesicht‹
der Mutter weist dem Objekt eine negative Valenz zu, worauf sich der Säugling dem Gegenstand nicht weiter nähert. Hingegen weist
ein Lächeln der Mutter dem Objekt eine positive Valenz zu, und der Säugling nähert sich dem Gegenstand hierdurch ermutigt weiter.
Diese Beobachtung wiederlegt das verbreitete Sprichwort »Gebranntes Kind scheut das Feuer« zumindest in wichtigen Teilen. Denn
die vorausgesetzte direkte Interaktion mit dem Gegenstand muss noch gar nicht stattgefunden haben, da bereits beim Anblick die
Zuweisung der Valenz durch das Social Referencing geschieht.
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
— Seite 18 —
Negative ästhetische Erfahrungen resultieren aus Nicht-Bestätigung von Erwartungen, die als
Prognosen aus Hypothesen abgeleitet wurden (z.B. wenn sich im Beispiel der Abbildung
statt des erwarteten Kreis-Segmentes unter dem Quadrat ein ›Wurmloch‹ zeigen würde, also
eine Verletzung des anschaulichen euklidischen Raumes unserer Alltagserfahrung). Selbst-
verständlich kann eine solche Nicht-Bestätigung von Erwartungen zu neuen epistemischen
Handlungen anregen und somit inspirativ sein. Doch das würde eine Integration auf einer
höheren Granularitäts-Ebene bedeuten und die konkrete Enttäuschung mit ihrer negativen
ästhetischen Erfahrung in diesem Moment nicht tangieren. Zu bedenken ist freilich, dass
negative ästhetische Erfahrungen (wie die im Beispiel genannte) sehr klein sein können und
von anderen gleichzeitig auretenden zumeist kompensiert werden, weswegen im Alltag kaum
je eine negative Gesamt-Summe aufgrund einer singulären Nicht-Bestätigung subjektiv erlebt
wird. Relevanter werden die Effekte allerdings, wenn es sich um kognitive Modelle größerer
Reichweite handelt, die widerlegt werden. Man denke etwa an die wissenschastheoretischen
Diskurse, warum trotz der Falsifikation einzelner Prognosen die entsprechenden eorien o
nicht aufgegeben werden.
≥Instrumentelle Handlungen: Die instrumentellen Handlungen unterscheiden sich hinsichtlich
der ästhetischen Relevanz des ›Inhalts-Aspektes‹ nicht so grundlegend von den epistemi-
schen Handlungen, wie man annehmen könnte. Denn jede epistemische Handlung hat ja
ebenfalls ein Handlungs-Ziel und ist somit durch ›Erfolgsbedingungen‹ definierbar. Wie das
Prozess-Modell aus Abbildung nahelegt, können diese Handlungs-Ziele in unterschiedlicher
Granularität zugleich aureten. Denn jeder Teil-Prozess kann für sich gelingen oder misslingen
und hierdurch eine entsprechende ästhetische Erfahrung auslösen. Zugleich bereitet dieser
Teil-Prozess den nächsten vor, welcher dann entweder gestartet werden kann oder nicht. Die
Handlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten ist jedoch ein vorrangiges Ziel, auch wenn dieses o
implizit bleibt. Und nicht zuletzt: Durch die sukzessiv im Top-Down-Pfad ausdifferenzierten
Handlungen sollen im Bottom-Up-Pfad verwertbare Handlungseffekte provoziert werden, die
der Selbst- und Welterschließung dienen können. Instrumentelle Handlungen enthalten also
stets auch epistemische Anteile (und umgekehrt).
Positive ästhetische Erfahrungen resultieren generell aus einer Ziel-Erreichung, die eine Pro-
gnose als Handlungs-Entwurf immer schon voraussetzt. Dabei können diese Entwürfe in
Komplexität und zeitlicher Ausdehnung stark unterscheiden (z.B. finden sich im Spiel von
Katzen und Kleinkindern recht simple Handlungs-Muster, die Planung einer akademischen
Karriere ist dagegen vergleichsweise komplex und erstreckt sich über ganz andere Zeiträume
der Realisierung). Für die ästhetische Erfahrung ist zu berücksichtigen, dass sehr unter-
schiedliche Teil-Handlungen meist kombiniert aureten. Entsprechend muss differenziert
werden zwischen dem parallelen Erreichen und Nicht-Erreichen von Teil-Zielen in diversen
Granularitäten. Wir haben also kaum jemals nur eine einzelne ästhetische Erfahrung zu
einem Zeitpunkt.
Negative ästhetische Erfahrungen sind hinsichtlich des ›Inhalts-Aspektes‹ zurückzuführen
auf das Nicht-Erreichen von Zielen, die implizit oder explizit sein können. Auch hier wird das
erfolgreiche Formulieren eines Zieles bereits vorausgesetzt, womit es sich um eine ›gemischte
Wem das theoretische Konzept vom nicht-euklidischen ›Wurmloch‹ nicht geläufig ist, kann hier eine illustrierte Erklärung finden.
URL: <https://de.wikipedia.org/wiki/Wurmloch>
Vgl. dazu die ausführlichen Darstellungen von Alan Chalmers ().
Diese Teil-Handlungen haben nicht nur eine unterschiedliche Granularität, sondern sie hängen meist auch logisch von einander ab.
Deswegen reicht die einfache Einschätzung einer summarischen Erfolgs-Wahrscheinlichkeit nicht aus. Vielmehr muss im Detail die
Wahrscheinlichkeit für jede der Teil-Handlungen einzeln ermittelt werden. Diese werden hierarchisch zu einander in Beziehung
gesetzt, wie dies bei Jakob Hohwy (: S. ff.) detailliert beschrieben wird als ›hierarchical inference‹. Denn manche Muster ver-
ändern sich sehr schnell (z.B. wenn wir den Kopf drehen und ein völlig anderes Bild auf der Retina haben) und andere sind stabiler
(z.B. das eigene Körper-Schema, das sich selbst beim dynamischen Tanzen wenig ändert).
Vgl. das Konzept der ›vermischten Empfindungen›, das Konrad Paul Liessmann (: S. ff.) ausführlich darlegt.
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
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Empfindung‹ handelt. Denn das operative Scheitern setzt ja die erfolgreiche Konstruktion eines
kognitiven Modells bereits voraus, von welchem das Ziel als Prognose abgeleitet wurde (z.B.
setzt das Misslingen des Kuchenbackens bereits voraus, dass der Erfolgs-Fall zumindest in gro-
ben Zügen definiert war). Generell lassen sich negative ästhetische Erfahrungen hinsichtlich
des ›Inhalts-Aspektes‹ interpretieren als ein Scheitern der eingesetzten Mittel beim Verfolgen
bestimmter Zwecke – selbst wenn die Mittel nicht näher spezifiziert waren (wie beim Wunsch,
irgendwie inspiriert zu werden).
Gerade der Wesel zwisen Struktur-Aekt und Inhalts-Aekt i ähetis und erkenntniheoretis
relevant. Denn was in einer Hinsit ›Zwe‹ i, kann im anderen Zusammenhang ein ›Mittel‹ sein. Das
i keineswegs ein seltener Spezialfall, sondern der alltäglie Normalfall. Denn es handelt si um einen
Fokus-Wesel von der ›Gealt‹ zu den sie konituierenden ›Elementen‹. Damit geht in aller Regel au
ein Wesel der Granularität einher.
E. M R
Wie verhalten si nun Ähetik und Erkenntnis zu einander? Zur Klärung können die aktuelle Kognitions-
wissensaen beitragen. Aber nit nur das. Wir können sogar eine tragfähige Rahmen theorie für eine
›Integrative Ähetik‹ ableiten, wenn wir bereit sind, alte Zöpfe abzusneiden, die si als unproduktive
Altlaen gezeigt haben. Wovon sollten wir uns verabsieden? Im Wesentlien handelt es si dabei um
fünf Mythen, die si aus wissensaheoretiser Sit als methodise Probleme erwiesen:
1. Die vorschnelle Verkürzung des Gegenandsbereiches
Häufig wird ein Spezialfall fokussiert att das allgemeine Prinzip in den Bli zu nehmen. Für den Er-
kenntnisgewinn i dies ho problematis – aber leider typis für weite Teile der letzten 200 Jahre
Ähetik.53 Unnötige Besränkungen finden si vor allem hinsitli folgender drei Aekte:
a) Kunst. Obwohl das Konzept ›Kunst‹ einer tragfähigen Definition entbehrt, wurde es als not-
wendige Bedingung in die Ästhetik eingeführt. Andere Anlässe der ästhetischen Erfahrung
wurden entweder kategorisch ausgeschlossen oder marginalisiert. Die ästhetische Erfahrung
selbst geriet damit aus dem Blick.
b) Sinne. Die Nahsinne (Tasten, Riechen und Schmecken) werden in der philosophischen Tradition
spätestens seit Platon systematisch abgewertet, zugunsten der Fernsinne (Sehen und Hören).
In der Neuzeit und selbst in der Aulärung ändert sich daran eher wenig. Als Medien der
Ästhetik wie auch ›echter‹ Erkenntnis kommen noch immer ausschließlich die ›höheren‹ Sinne
in Frage – obwohl Alexander Gottlieb Baumgarten () mit seiner ›Aesthetica‹ eigentlich
eine andere Dynamik hätte entfachen können.
c) Subjekte. Diverse Beobachter wurden ohne sachliche Prüfung ausgeschlossen, weil man ihnen
die Fähigkeit zu ästhetisch relevanten Beobachtungen bereits im Vorfeld absprach. Dies betri
evolutionäre, entwicklungspsychologische und kulturelle bzw. soziologisch-politische Aspekte.
So wurde Tieren pauschal die ästhetische Relevanz abgesprochen, obwohl z.B. das Spielen nicht
Christoph Hubig (: S. ff.) widmet ein ganzes Kapitel der Diskussion, dass auch ›Kunst‹ der Technomorphizität (›Technik-
förmigkeit‹) nicht entkommt und entsprechend als Medium der Mittel-Zweck-Relationen verstanden werden kann, das auch Wahr-
nehmungshandlungen abdeckt.
Weder aus Alexander Gottlieb Baumgarten () noch aus Immanuel Kant () folgt, dass nur ›Kunst‹ der Gegenstand von Ästhetik
sein kann, wie Gernot Böhme ( und ) schlüssig argumentiert. Elmar Waibl (: S. f.) zeigt zudem visuell auf, inwiefern
die ›Philosophie der Kunst‹ nur eine Teilmenge der ›Ästhetik‹ ist. In einer ähnlichen Argumentation beklagt Christian Allesch (:
S.) die Einengung der Ästhetik auf eine ›Artistik‹ (Kunstwissenscha). Speziell dazu, dass bei Baumgarten eigentlich ein weiterer
Fokus angebracht wäre, siehe Michael Jäger (), Steffen W. Groß () und Ursula Franke ().
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
— Seite 20 —
nur bei Katzen verbreitet ist. Kindern wurde ästhetische Expertise ebenfalls nicht zuerkannt,
auch wenn diese offensichtlich etwas als ›schön‹ oder ›unschön‹ bezeichnen können. Zudem
wurden sowohl soziale Schichten als auch ethische Gruppen systematisch ausgeschlossen, weil
diese angeblich nicht über den nötigen ›Geschmack‹ verfügten.
Lösungs-Ansatz: Wie kann einer ungeretfertigten Verkürzung des Gegenandsbereies methodis
entgegengewirkt werden? Der witige Punkt i wohl, dass eine ›Aihetik‹ (als allgemeine eorie
der Wahrnehmung und Wahrnehmungsbewertung) betrieben wird att einer traditionellen ›Ähetik‹
(die mei ärker ontologis motiviert i und deshalb o zu einer hierarisen Klassifikation von
Artefakten degeneriert).
2. Das dogmatische Ablehnen der Handlungs-Perektive
Der Mythos des ›interesselosen Wohlgefallens‹ hat über Generationen den Bli auf die Handlungs-
Kontexte verellt, in denen jede ähetise Erfahrung verortet i. Warum ehen wir denn beiielsweise
vor einem Bild im Museum oder Sitzen im Konzert att beim Fußball oder bei der Geliebten zu sein? In
aller Regel i das kein Zufall, sondern die Folge von zielgeritetem Handeln. Sämtlie Wünse na
Iniration, na Kungenuss, na Weltersließung, etc. lassen si als Mittel-Zwe-Relationen begreifen,
wenn wir tenikphilosophis herangehen.57 Ein ›Pragmatic Turn‹ vollzieht si au in den Cognitive
Sciences in den letzten Jahren.58 Dabei wird deutli, dass jede Wahrnehmung als Handlung veranden
werden muss. Im einfaen Fall sind hierfür Augenbewegungen nötig, die kleine Teil-Handlungen
darellen, au wenn sie unbewus vollzogen werden. Allzu fließend i der Übergang von bewusen
Handlungen und unbewusen Wahrnehmungs-Handlungen.
Lösungs-Ansatz: Prototypis kann untersieden werden zwisen ›inrumentellen‹ und ›epiemisen‹
Handlungen – obwohl reale Handlungen ets beide Aekte aufweisen. Denn intelligent-adaptive Syeme
lernen bei jeder inrumentellen Handlung ein wenig dazu, selb wenn dies nit die zentrale Absit war.
Und jede epiemise Handlung hat au inrumentelle Anteile als Teil-Handlungen (z.B. das Wenden
des Kopfes, um auf die Uhr zu sehen). Wegen dieser Versränkung i ein kategorises Spreen von
›interesselosem Wohlgefallens‹ wenig hilfrei. Vielmehr sollte der Handlungs-Kontext syematis in
den Bli genommen werden, wobei die Analyse eine flexible Granularität aufweisen muss (siehe dazu
au Punkt 4).
3. Die syematische Überschätzung der Sprache
Weite Teile der philosophisen Tradition zeinen si aus dur eine Geringsätzung nonverbaler
Erkenntnisformen und gleizeitiger Übersätzung der verbalen Sprae. Dieser ›Logozentrismus‹ mat
vor der Ähetik nit halt. Au dort wird die erkenntniheoretise Leiungsfähigkeit der Sprae
bisweilen dogmatis idealisiert, da verbale Propositionen als ›klar‹ und ›deutli‹ gelten – im Verglei
zu nitralien Phänomenen, die o als ›dunkel‹ und ›verworren‹ klassifiziert werden.59 Ihren Höhe-
punkt findet diese Denkweise, wo au ähetise Phänomene in Syllogismen gefas werden.60 Dabei i
das Kern-Problem, dass die rabasierte Logik (Rationalität) mit vernüniger Erkenntnis (Kognition)
gleigesetzt wird. Wieder einmal wird also ein Spezialfall dem allgemeinen Prinzip verweselt. Denn
Kognition läs si keineswegs auf Rationalität besränken, wenn wir nit die wesentlien Aekte
Gordon M. Burghardt () dokumentiert ein erstaunlich breites Spektrum an Spielverhalten (bei Fischen, Reptilien, Vögeln und
Säugetieren) und analysiert dessen evolutionäre Wurzeln, die offenbar sehr alt sind.
In der philosophischen Tradition wird eine hedonische Ästhetik zumeist generell abgewertet – vgl. etwa Harald Lemke (), Wulf
Tessin (), Elmar Waibl (: S.), Richard Shusterman () sowie Madalina Diaconu ().
Ausgeschlossen werden dabei soziale Klassen ebenso wie geografische Regionen und hierdurch auch wieder gewisse Semantiken,
z.B. Sexualästhetik/en – vgl. dazu Richard Shusterman ().
Das bezeichnet Christoph Hubig (: S. ff.) als Technomorphizität (›Technikförmigkeit‹).
Vgl. Engel, Friston & Kragic ()
Dies zieht sich von Descartes über Baumgarten bis in die Gegenwart durch.
So ließen sich viele der Definitionen im analytischen Ansatz von Maria E. Reicher () leicht in die Form von Syllogismen übersetzen.
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
— Seite 21 —
der Erkenntnis und der Aihesis verlieren wollen. Vielmehr erwei si Rationalität als Teilmenge der
kognitiven Prozesse im Sinne einer Embodied Cognition.
Lösungs-Ansatz: In einer modernen Spreweise lassen si jene kognitiven Prozesse, die Baumgarten
mit den Attributen ›dunkel‹ und ›verworren‹ belegte, als ›ratiomorph‹ (›vernunähnli‹) begreifen. Dies
betri im Wesentlien alle vorbewusen oder unbewusen Prozesse, die massiv parallel aureten – und
au hierdur si vom linearen Naeinander der ralien Logik unterseiden.61 Es läs si zeigen,
dass der Basis-Prozess jeder ähetisen Erfahrung im einfaen Fall ein Übergang von vorralien
Phänomenen zu benennbaren Entitäten i (die aber keineswegs son benannt worden sein müssen).62
4. Die unterschätzte Komplexität des Beobachters
Mit der Überbewertung der Sprae geht omals eine Untersätzung der rukturellen Tiefe einher.
Das heißt, es wird vielfa übersehen, dass es nit nur eine Besreibungs-Ebene gibt, sondern beliebig
viele. Diese können si na der räumli-zeitlien Größenordnung ebenso unterseiden wie na der
Sinnesmodalität oder na der untersiedlien Parallelität der Teil-Prozesse. Sehr versieden kann
dabei die Granularität der Analyse sein, also der Größenmaßab, den die Untersuung primär fokussiert.
Im Alltag thematisieren wir typiserweise eine Ebene mittlerer Abraktion, die si konkret für die Be-
sreibung von Problemen und Lösungen in unserer Lebenwelt eignet. Da wir als handelnde Personen in
dieser Lebenswelt den Maßab beimmen, i dieser ›mittlere› Abraktionsgrad eine personale Ebene.
Das bedeutet, dass wir im Alltag mei quasi-lineare Abfolgen vom Typ ›Problem-Intervention-Lösung‹
bevorzugen, weil diese unserem ›tenomorphen Denken‹ in Mittel-Zwe-Relationen entreen.63
Lösungs-Ansatz: Es lassen si au sub-personale und super-personale Ebenen der Problem-Besreibung
und der Lösung finden. Als super-personale Ebene i etwa eine gesellsalie Kritik denkbar oder ein
kulturgesitlier Zugang.64 Für die Prozesse der Aihesis (als Wahrnehmung und Wahrnehmungs-
Bewertung) mindeens ebenso relevant sind sub-personale Ebenen der Verarbeitung. Davon lassen si
duraus mehrere identifizieren, die si wiederum in der Granularität unterseiden. David Marr (1982:
S.24 ff.) zeigt anhand der visuellen Wahrnehmung, wie die beobatbaren Phänomene als Prozessresul-
tate (computational level) von den zugrunde liegenden unbewusen Verrenungen als Prozessverlauf
(algorithmic level) zu unterseiden sind und diese wiederum vom neuronalen oder tenisen Subrat
als Prozessträger (implementational level).65 Die Argumentation dieses Beitrages legte offen, dass und
warum es notwendig i, mehrere Granularitäts-Ebenen zu betraten. Denn die ähetise Erfahrung
i nit inhaltli zu definieren, vielmehr i sie in einem rukturwissensalien Sinne ›amodal‹.66
Die ähetise Erfahrung kann als evolutionärer Lernverärker jedes Lernen verärken, so dass sie we-
der auf beimmte Inhalte no auf Wahrnehmungs-Sinne besränkt i. Im einfaen Fall reit die
Selb-Beobatung aus (z.B. die motorise Funktionslu ielender Katzen oder das Tanzen ohne Musik
bei geslossenen Augen), um positive ähetise Erfahrungen im Sinne einer ›aktiv-hervorbringenden
Kognition‹ (Enaed Cognition) zu maen.67 Für eine tragfähige Ähetik müssen endli die dynami-
sen Beziehungen zwischen den versiedenen Granularitäts-Ebenen in den Bli genommen werden.
Eine ausführliche Kritik zur Unterscheidung des Konzeptes ›Kognition‹ von anderen Begriffen, mit denen es o verwechselt wird
(›mental‹, ›rational‹, ›komplex‹ und ›semantisch‹), findet sich bei Norbert Bischof (: S. ff. sowie S. f.), der auch eine trag-
fähige Definition auf biokybernetischer Basis liefert (S. f.). Eine kurze Zusammenfassung bietet Schwarzfischer (: S.).
Siehe Schwarzfischer (: S. ff.)
Ein Ästhetik-Beispiel: »Ich finde dieses Exemplar nicht schön, lass uns deswegen zum nächsten weitergehen.«
Vgl. etwa Peter Berger & omas Luckmann () sowie Heinz von Foerster (: S. f.)
Vgl. hierzu auch Schwarzfischer (: S.)
Vgl. hierzu die Ausführungen zu Abbildung
Im Enaktivismus muss das Subjekt nicht notwendigerweise etwas außerhalb des eigenen Körpers kognitiv modellieren. Semantische
›Repräsentation‹ können auf eine Außenwelt verweisen, müssen dies aber nicht unbedingt. Vgl. Miriam Kyelso () sowie Sven
Walter (: S. ff.).
— Ähetise Empfindungen als affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung —
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Gleies gilt für die dynamisen Verhältnisse zwischen dem Top-Down-Pfad und dem Bottom-Up-Pfad
(siehe Absnitt D dieses Beitrages).
5. Der unbegründete Glaube an atische Eigenschaen
Traditionell werden beobateten Gegenand ähetis relevante Eigensaen zugesrieben, wele
in propositionaler Form wahrheitsfähig sein sollen. Leider verdet die Unterellung, dass es si um
abile Eigensaen handelt, den Bli auf das Wesen der ähetisen Erfahrung. Damit geht die Äs-
thetik insgesamt fehl. Denn so wenig wie etwas als soles ein ›Zeien‹ i, so wenig hat ein Gegenand
die überzeitlie und überpersönlie Eigensa, ›sön‹ zu sein. In der Semiotik hat si mit Charles
S. Peirce ein prozessualer Ansatz durgesetzt. Die ›Semiotik‹ i demna die Reflexionheorie jener
Basis-Prozesse, die dort als ›Semiosen‹ bekannt sind.68 Auf einen analogen Sritt zur Prozessualisierung
der Ähetik musen wir sehr lange warten. Aus meiner Sit wurde diese er in Swarzfiser (2019)
volländig umgesetzt. Dort wird der Basis-Prozess jeder ähetisen Erfahrung als ›Ähese‹ bezeinet,
so dass die ›Ähetik‹ sinnvoll als Reflexionheorie möglier ›Ähesen‹ etabliert werden kann. Eine
transdisziplinäre Ähetik hat demna den ›Möglikeitsraum ähetiser Erfahrung‹ zu untersuen.
Lösungs-Ansatz: Zu definieren i primär der Basis-Prozess jeder ›Ähese‹ als notwendige und hinrei-
ende Bedingung für eine ähetise Erfahrung. Warum i dieser Basis-Prozess einem positiviisen
Paradigma nit zugängli? Alle Gegenände, die wir beobaten oder thematisieren können, werden vom
Beobater aktiv konruiert – au wenn ihm dies nur in den seltenen Fällen bewus i. Das beginnt
bei einfaen Gealt-Wahrnehmungen und läs si verfolgen bis in sehr komplexe Wirklikeits-
Konruktionen.69 Eine notwendige Voraussetzung hierfür sind die kognitiven Prozesse im Beobater,
wobei unbewus-ratiomorphe und bewus-rationale mei zusammenwirken. Anhand des Beiiels aus
Abbildung 1 konnte das unbewus-ratiomorphe Prinzip ansauli gezeigt werden.
F. E F
Auf einem handlungheoretisen Fundament läs si zu einer kognitiv-semiotisen Rahmen theorie
integrieren, was bislang isolierte Bereichsästhetiken waren: Produktions ästhetiken, Werkästhetiken
und Rezeptionsähetiken. Diese ›Integrative Ähetik‹ von Swarzfiser (2014 und 2019) geht von
der Selb-Beobatung des kognitiven Beobatersyems aus, wobei jede Wahrnehmung eine aktive
Wahrnehmungs-Handlung darellt. Au die ›Rezeption‹ wird zur ›Produktion‹, wenn die epiemisen
Handlungen in den Bli geraten. Natürli sind au die epiemisen Handlungen in der Produktion
und Rezeption von ›Kun‹ hier als Teilmenge zu verorten – als eine von vielen Teilmengen, aber kei-
nesfalls als allgemeines Prinzip.70 Denn als prozessuale Basis der ähetisen Erfahrung wurde deutli,
dass es si um einen evolutionären Lernverärker handelt bzw. um einen funktionalen Selb-Te des
kognitiven Beobatersyems. Und die gealthaen Objekte wurden erkennbar als kognitive Modelle für
enaktive Erfahrungen (also als Resultate abgeslossener epiemiser Handlungen und als Anlässe für
künige epiemise Handlungen, die entweder real ausgeführt oder mikro-kognitiv simuliert werden,
und wele entweder bewus oder unbewus sein können).
Zum Konzept der ›Semiosen‹ (nach Charles S. Peirce) in der neueren Kognitiven Semiotik und Biosemiotik siehe Schwarzfischer (:
S.), wo weiterführende Literatur angegeben wird und das Verhältnis zu ›Ästhesen‹ näher bestimmt wird. Dass die »Pragmatik als
Basis der Semantik« fungiert führt Norbert Bischof () im gleichnamigen Kapitel seiner biokybernetischen Systemtheorie aus
(S.–). Dass erst die Pragmatik ein Fundament für die Semantik geben kann, wird im ›eorem der semantischen Komple-
mentarität‹ deutlich (S.): »Die semantische Ebene ist grundsätzlich polar organisiert: Es hängt nur von der Wahl der Perspektive
ab, ob man sie kognitiv oder intentional interpretiert«. Entsprechend kann jede Handlung entweder primär auf ihre Aktualgenese
hin untersucht werden oder auf deren Konsequenzen hin. Dies entspricht der Unterscheidung zwischen ›Nachricht‹ und ›Befehl‹,
wie sie Norbert Bischof dort vornimmt. Wichtig ist nun, dass es eine freie Entscheidungs-Handlung des Beobachters voraussetzt, ob
er die eine oder die andere Perspektive einnimmt. Im Sinne von Siegfried J. Schmidt (: S. f.) ist dies eine ›Setzung‹.
Siehe Schwarzfischer (: S. ff.)
Entsprechend sind die epistemischen Explorationen und künstlerischen Expeditionen, wie sie etwa Dieter Mersch () beschreibt,
nichts anderes als epistemische Handlungen in diesem allgemeinen Sinne. Dieser reicht von real-physischen Experimenten über
mentale Probehandlungen bis zu imaginierten Simulationen möglicher Welten.
— Dr. phil. Klaus Schwarzscher (2021): Vortrag vom 13.7.2021 für die DGÄ-Kongressakten, Zürich 2021 —
— Seite 23 —
Mögli wurde die ›Integrative Ähetik‹ dur das Ablegen der tradierten Seuklappen (die den
Fokus auf das oberfläli Trennende lenkten). Statt dessen wurde der gemeinsame Basis-Prozess jeder
ähetisen Erfahrung gesut, der evolutionär und entwilungsyologis plausibel i – und da-
mit das Verbindende att das Trennende. Iniriert wurde dies dur einen biokybernetisen Ansatz,
weler wiederum auf die vergleiende Verhaltensforsung zurügeht.71 In diesem Kontext i das
Wie ebenso interessant wie das Wozu. Darum wurde nit nur die ›Blabox‹ namens ähetise Erfah-
rung geöffnet, was sitbar mate, wie der Basis-Prozess genau aufgebaut i. Da wir mit einer flexiblen
Granularität analysierten, wurde zudem im größeren Zusammenhang klar, wele biologise Funktion
dieser Lernverärker für ratiomorphe Kognitionen erfüllt: Ähetise Erfahrungen ermöglien eine
affektive Steuerung von Beobatungshandlungen bei der kognitiven Modellbildung au jenen Beoba-
tersyemen, die evolutionär oder entwilungsyologis (no) nit in der Lage sind, ihr Verhalten
bewus-reflektiert-rational zu euern. Zu diesen gehören übrigens au wir gebildete, motivierte und
erwasene Mensen. Denn es i eine unerfüllbare Illusion, jede unserer Handlungen bewus-reflektiert-
rational ausführen zu können.72
G. L
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Ein kaum bekannter Punkt ist, dass die vergleichende Verhaltensforschung (Ethologie) das Verhalten weder nur von außen beschreiben
will, noch sich auf projektive Einfühlung von innen beschränkt. Den methodischen Zugang schildert Norbert Bischof (: S. ff.),
der Jahre am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie mit Konrad Lorenz arbeitete. Dort wurden stets Tier-Beobachtungen
mit funktionalen Modellbildungen und physiologischen Experimenten kombiniert. Ein hervorragendes Beispiel für diese biokyber-
netische Forschung ist Erich von Holst (der zusammen mit Konrad Lorenz jenes MPI leitete), welcher das Prinzip der Reafferenz
entwickelte und auch experimentell überprüe.
Zu dieser Behauptung siehe die Argumentationen in Gerd Gigerenzer & Reinhard Selten () sowie Daniel Kahneman ().
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2019 promovierte er an der Universität Tübingen bei Klaus Sas-Homba. Er forst vor allem in den
Bereien kognitive Semiotik, Gealtpsyologie, Designtheorie und empirise Ähetik. Relevante Bu-
Publikationen: »Wirklikeit als Design-Problem« (2008), »Transdisziplinäres Design« (2010), »Integrative
Ähetik« (2014), »Empirise Ähetik« (2016) und »Ähetik der Wirklikeits-Konruktion: Wie sind
konkurrierende ähetise (Design–) Präferenzen mögli? Ein kognitiv-semiotiser Ansatz.« (2019).