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OIKOS
-
Ökonomische und ökologische Schriftenreihe des Fachbereiches Nachhaltige
Wirtschaft, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
24. Jahrgang - Heft Nr. 2 / August 2018
ISSN 1617-5360
Smells like
-
Ein innovatives Lehr-Lern-Format im Modul Betriebliches
Umweltmanagement
Thoralf Buller†
Alexander Conrad‡
†Professor für Unternehmensführung, bbw Hochschule Berlin; ‡Professor
für Volkswirtschaftslehre, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswal-
de (HNEE). Wir danken Laura Wawrzyniak (Projektmitarbeiterin an der
HNEE) für die Unterstützung bei der Erarbeitung dieses Beitrags sowie den
Studierenden des Moduls Betriebliches Umweltmanagement an der HNEE
im Wintersemester 2017/18 für die engagierte Arbeit in den verschiedenen
Teilprojekten des Moduls, deren Ergebnisse Gegenstand dieses Beitrags sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
1.1 Citius altius fortius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Betriebliches Umweltmanagement - Einordnung und Rückblick 3
1.3 Ziele und Aufbau des Beitrags . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2 Veranstaltungsergebnisse 5
2.1 Vorbemerkung........................... 5
2.2 Adhoc-Umfrage zur Bekanntheit des EU-Ecolabels . . . . . . . 6
2.3 Eco-Good-Governance-Preis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.4 Smells Like Mapping . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
3 Weiterführungsansätze 14
3.1 Vorbemerkung........................... 14
3.2 Studentische Projektwerkstatt Smells Like ... . . . . . . . . . . 14
3.3 Förderung Innovativer Lehr- und Lernformate . . . . . . . . . 18
3.4 Transferansätze.......................... 19
4 Resonanzen und Fazit 21
Literaturverzeichnis 24
Zusammenfassung
Das Modul Betriebliches Umweltmanagement ist Teil des Curriculums der
drei Bachelor-Studiengänge Finanz-, Regional- und Unternehmensmanage-
ment am Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft der Hochschule für nachhalti-
ge Entwicklung Eberswalde (HNEE). Es wird im 3. Semester unterrichtet.
Dabei sollen Grundgedanken zum Umweltmanagement als Teilbereich des
Managements einer Organisation (Industrie, Gewerbe, Dienstleister, Behör-
de usw.), der sich mit dem Umweltschutz beschäftigt, vermittelt werden.
Bislang war der Unterricht im Modul recht stark auf frontale Wissensver-
mittlung ausgerichtet mit einer nur geringen Anwendungsorientierung. Dies
stellte vor dem Hintergrund, dass das Modul zu einem zentralen Bestandteil
der anwendungs- und nachhaltigkeitsbezogenen Lehre des Fachbereichs Nach-
haltige Wirtschaft entwickelt werden sollte, ein Problem dar. Darüber hinaus
zeigte die bisherige Umsetzung des Moduls Schwächen im Erreichen der Stu-
dierenden sowie weiterer Zielgruppen auf: Studierende sammelten über die
Vorlesungen und Übungen jenen Input ein, der zur Bearbeitung des Haus-
arbeitsthemas benötigt wurde. Ein weiterführendes Interesse zeigten nur we-
nige Studierende, mit der Folge einer sich ab ca. der Hälfte des Semesters
sehr stark reduzierenden Teilnahme. Die Modulziele und die Ziele des Fach-
bereichs wurden insofern mit der bisherigen Modulgestaltung nicht erreicht.
Vor diesem Hintergrund erfolgte eine Neuaufstellung des Moduls. Dieser Bei-
trag erläutert diese und geht darauf ein, welche innovativen Lehr- und Lern-
methoden entwickelt und welche Ergebnisse mit dem angepassten Veranstal-
tungsdesign erzielt werden konnten. Darüber hinaus wird dargestellt, welche
Erweiterungsmöglichkeiten sich für das Modul sowie das Curriculum der be-
nannten Bachelorstudiengänge abzeichnen und welche Resonanz durch die
bisherige Arbeit bei unterschiedlichen Zielgruppen entstanden ist.
Abstract
The Environmental Management module is part of the curriculum of the
three Bachelor’s degree programmes in Finance, Regional Management and
Business Management at the Department of Sustainable Economics at the
Eberswalde University for Sustainable Development (HNEE). It is taught in
the 3rd semester. The aim is to convey basic ideas on environmental mana-
gement as part of the management of an organisation. Up to now, teaching
has been strongly focused on frontal knowledge transfer and contained little
practical orientation. This posed a problem against the background that the
module should be developed into a central component of the application- and
sustainability-related teaching of the Faculty of Sustainable Economics. In
addition, the implementation of the module revealed weaknesses in reaching
students and other target groups. To sum it up, the module goals and the
goals of the department were not achieved. Against this background, the mo-
dule was repositioned. This article explains the adaptations and deals with
the innovative teaching and learning methods that have beend developed.
The results achieved with the adapted module design will be shown. In ad-
dition, the possibilities for extending the module and the curriculum of the
named Bachelor’s degree programmes are described, as well as the previous
response of this work.
JEL-Klassifikation: M14, O13, O35, Q56
Schlagwörter: Nachhaltigkeit, betriebliches Umweltmanagement, studenti-
sche Projektwerkstätten, innovative Lehr- und Lernmethoden
1 Einleitung
1.1 Citius altius fortius
In einer enger werdenden Welt mit mehr Bevölkerung, Urbanisierung, steigen-
den Energie-, Wasser- Boden- und Nahrungsbedarfen stößt jedes Wachstum
im traditionellen Citius-altius-fortius-Verständnis längst an seine Grenzen
und macht eine Homogenität der Ressourcenabdeckung unmöglich, weshalb
sich jedes Unternehmen einerseits als verantwortlicher Weltbürger verstehen
muss, andererseits als Satisfaktor eines Bedürfnisses. Hierfür kann Umwelt-
management ein betrieblicher Schlüssel sein.
Umweltmanagement ist, wie aus dem Begriff herleitbar, das Management
in Bezug auf die ökologische Umwelt und fordert eine institutionale sowie
funktionale (und prozessuale) Verankerung im Unternehmen – Organisation
und Mitarbeiter müssen sich als wollendes und machendes System verste-
hen. Hier ist gutes Umweltmanagement nicht anders zu verstehen, als gutes
Management an sich, weshalb eine grundsätzliche Betrachtung von Unter-
nehmensführung und Management erforderlich ist.
Bisher ist die Vermittlung eines Grundgedankens des Umweltmanage-
ments als Teilbereich des Managements einer Organisation im Curriculum des
Moduls Betriebliches Umweltmanagement an der Hochschule für nachhaltige
Entwicklung Eberswalde (HNEE) hinterlegt, „der sich mit dem Umweltschutz
beschäftigt, d.h. mit den Tätigkeiten, Produkten und Dienstleistungen, die
Auswirkungen auf die Umwelt haben“. Das könnte den Schluss zulassen, dass
in erster Linie die strukturelle Verfasstheit des Betriebs gemeint sein muss.
Dies greift jedoch zu kurz, sind doch die Handlungsfelder des verantwortlich-
modernen Managements ebenso als die der Planung und damit der Strategie
zu verstehen, der Prozesse (womit sich ein massiv abweichender Ansatz mit
anderer Dynamik und Stabilisierung ergibt), der Menschen (weshalb Um-
weltmanagement folglich auch ein Thema der situativen Ansätze und der
Verhaltensökonomik wird) sowie des technologischen Grundverständnisses.
Und das kann einzig zur Konsequenz haben, dass wesentlich stärker auf
Themen wie Umweltbewusstsein, Umweltpolitik und Umweltrecht eingegan-
1
gen werden muss - Umweltbewusstsein, da gerade hier der Transfer in die An-
spruchsgruppen wie lokale bzw. regionale Öffentlichkeit fehlt, Umweltpolitik
als Commitment und Guiding Principles, um Strukturen, Prozesse, Lösun-
gen zum Schutze der Gemeinschaft und zur Schaffung von Verantwortung des
Verursachers nachvollziehen zu können und zu verstehen, dass Umweltmana-
gement gelebte Umweltpolitik ist, nämlich die Übersetzung der unternehme-
rischen Umweltpolitik in das gesamte Managementsystem, und Umweltrecht
als Überführung in eine geeignete Corporate Social Responsibility und Cor-
porate Compliance.
Die in diesem Artikel aufgeworfene Problemstellung soll durch den drei-
geteilten Ansatz Mensch-Kommunikation-Machen beantwortet werden, näm-
lich dadurch, die typische Projektorientierung zugunsten eines klaren Fokus
auf die Menschen zu verschieben, die Interaktion in Form geeigneter Kom-
munikation und Kanäle als wesentlich zu betrachten sowie das pragmatisch-
kleinteilige Handeln zu fördern.
Dies wurde bisher off the cuff durch pragmatische Umsetzungen der cur-
ricularen Inhalte angegangen. Konkret zeigten sich in den begleitenden Ar-
beitsergebnissen in Veranstaltungen, wie sich die Studierenden wundernd-
forschend mit fühlbaren Alltagsphänomenen auseinandersetzen und auf ver-
haltensökonomische Instrumente, die Aufmerksamkeit und Motivation am
Thema erhalten und steigern sollen, ansprechen. Weiterhin zeigten sich durch
die fortgeschriebene, konkret-konzeptionelle Entwicklung einer interaktiven
Karte nutzbringende Ergebnisse bis hin zum Design einer Projektwerkstatt.
Transfers gelangen intern zu anderen Fachbereichen sowie übergreifenden Ab-
teilungen, extern zu weiteren Universitäten in Form von Vorträgen, Vorlesun-
gen und gemeinsamen Vorhaben, Besprechungen in der lokalen und nationa-
len Presse sowie Reportagen in Funk und Fernsehen. Dabei zeigten sich die
Resonanzen sowohl regional, national und international bei unterschiedlichen
Stakeholdern, wobei hier in erster Linie die Öffentlichkeit reagierte.
2
1.2 Betriebliches Umweltmanagement - Einordnung und
Rückblick
Das Modul Betriebliches Umweltmanagement ist Teil des Curriculums der
drei Bachelor-Studiengänge Finanz-, Regional- und Unternehmensmanage-
ment am Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft der HNEE. Es wird im 3. Se-
mester teilweise im Vorlesungsformat und teilweise in Form von Übungen
unterrichtet. Dabei sollen Grundgedanken zum Umweltmanagement als Teil-
bereich des Managements einer Organisation (Industrie, Gewerbe, Dienst-
leister, Behörde usw.), der sich mit dem Umweltschutz beschäftigt vermit-
telt werden. Hierbei wird insbesondere auf die Tätigkeiten, die Produkte
und Dienstleistungen, die Auswirkungen auf die Umwelt haben, eingegan-
gen. Umweltaspekte sind z. B. Energieverbrauch, Emissionen, Abfall oder
Abwasser, aber auch indirekte Faktoren, wie die Lebensdauer von Produk-
ten, Verwaltungs- und Planungsentscheidungen oder das Verhalten von Auf-
tragnehmern können wesentliche Auswirkungen haben.
Der Arbeitsaufwand für das Modul wird mit 60 Stunden Präsenzstudium,
welcher sich auf 30 Stunden Vorlesungszeit und 30 Stunden Übungen verteilt,
und ca. 120 Stunden Selbststudium veranschlagt (insgesamt 6 ECTS). Pri-
märes Modulziel ist, dass die Studierenden die Grundlagen für ein (nachhal-
tiges) Umweltmanagement erlernen und sich zusätzlich mit der besonderen
Situation von KMU im Kontext des Umweltmanagements auseinandersetzen.
Außerdem wird erwartet, dass die Studierenden Konzepte und Instrumente
des Umweltmanagements anhand verschiedener Beispiele erlernen und diese
im Rahmen der Erstellung einer Hausarbeit anwenden. Ergänzend zielt das
Modul auf eine Verbesserung der personellen Kompetenz der Studierenden
ab: Es trägt dazu bei, eine eigene Position zum Thema Umweltmanagement
zu erarbeiten.
Bislang war der Unterricht im Modul recht stark auf frontale Wissensver-
mittlung ausgerichtet mit einer nur geringen Anwendungsorientierung. Dies
stellte vor dem Hintergrund, dass das Modul zu einem zentralen Bestandteil
der anwendungs- und nachhaltigkeitsbezogenen Lehre des Fachbereichs Nach-
haltige Wirtschaft entwickelt werden sollte, ein Problem dar. Darüber hinaus
3
zeigte die bisherige Umsetzung des Moduls Schwächen in der Erreichung der
Studierenden sowie weiterer Zielgruppen. Studierende sammelten über die
Vorlesungen und Übungen jenen Input ein, der zur Bearbeitung des (in der
Regel eher theoretischen) Hausarbeitsthemas benötigt wurde. Ein weiterfüh-
rendes Interesse zeigten nur wenige Studierende, mit der Folge einer sich
ab ca. der Hälfte des Semesters sehr stark reduzierenden Teilnahme. Zwar
erreichten die Studierenden häufig sehr gute bis gute Bewertungen im Be-
reich der Hausarbeiten (durch gründliche Bearbeitung der Problemstellung).
Doch eine weiter gefasste Befragung der Studierenden im Rahmen der Haus-
arbeitspräsentationen zeigte, dass die Studierenden nur zum Schwerpunkt
ihrer Arbeit nicht aber allgemein zum Thema betriebliches Umweltmana-
gement hinreichende Kenntnisse erworben haben. Mit anderen Worten: die
Modulziele und die Ziele des Fachbereichs wurden nicht erreicht.
1.3 Ziele und Aufbau des Beitrags
Mit Blick auf die bisherigen Umsetzungsergebnisse wurde für das Winter-
semester 2017/18 ein Neustart für das Modul Betriebliches Umweltmana-
gement anvisiert. Dabei sollte zunächst das bestehende, durch die Akkredi-
tierung weitgehend festgeschriebene Veranstaltungskorsett (Umfang, Inhalt,
Prüfungsleistung) beibehalten werden. Darüber hinaus sollte jedoch die Frei-
heit in Forschung und Lehre genutzt werden, um ein - gemessen an den Zielen
- adäquates Modulkonzept zu erarbeiten. Dazu sollten explizit Ansätze inno-
vativer Lehr- und Lernmethoden einbezogen und erprobt werden.
Vor diesem Hintergrund ist Ziel dieses Beitrags, aufzuzeigen, was die Neu-
aufstellung des Moduls ausmacht, welche innovativen Lehr- und Lernmetho-
den entwickelt und welche Ergebnisse mit dem angepassten Veranstaltungs-
design erzielt werden konnten (Kapitel zwei). Darüber hinaus soll dargestellt
werden, welche Erweiterungsmöglichkeiten sich für das Modul und das Curri-
culum der benannten Bachelorstudiengänge (und darüber hinaus) abzeichnen
(Kapitel drei) und schließlich welche Resonanz durch die bisherige Arbeit bei
unterschiedlichen Zielgruppen entstanden ist (Kapitel vier).
4
2 Veranstaltungsergebnisse
2.1 Vorbemerkung
Das Modul Betriebliches Umweltmanagement führt die Studierenden über
grundsätzliche Themenkomplexe wie Umweltbewusstsein, Umweltpolitik und
Umweltrecht, Umweltmanagementsysteme, Ökobilanzierung und Ökodesign
ein. Die einzelnen Themenkomplexe werden von Stegreif-Übungen flankiert,
um in den Vorlesungen entwickelte Forschungsfragen pragmatisch zu beant-
worten. So wurden im Wintersemester 2017/18 Übungen zur CSR-Due Dili-
gence der EU-Richtlinie 2014/95 hinsichtlich der Sanktionsfähigkeit von Ver-
trieb und Verkauf durch Verbraucherzentralen, zur Ermittlung ökologischer
Rucksäcke von aktuellen Smartphones oder Identifizierung und Beschreibung
von Geruchspfaden („Smells like“) bearbeitet. Eine Stegreif-Übung mit dem
Titel „Erreicht Umweltpolitik den Verbraucher? – Eine empirische Arbeit aus
dem Stegreif“ befasste sich mit der lokalen Wirksamkeit von Umweltpolitik;
in dieser Übung sollten die Studierenden gemeinsam die Eberswalder Be-
völkerung im Rahmen einer Stichprobe innerhalb eines Tages befragen und
die Resultate anschließend auswerten. Diese gemeinsame Arbeit bildete den
Stimulus einerseits der in dem Semester zu erbringenden Prüfungsleistung
in Form eines schriftlichen Belegs sowie einer Präsentation und andererseits
den Call for Papers als teilnehmende Auseinandersetzung im Rahmen aufge-
worfener, weiterführender Forschungsfragen. Gleichzeitig wurde hiermit der
im Jahr 2018 erstmalig vergebene Eco-Good-Governance-Preis der HNEE
initiiert, der die besten drei – der insgesamt vorliegenden 16 – Arbeiten zur
aufgrund der in der Fragestellung, als auch in den Resultaten und gezoge-
nen Erkenntnissen gelungen Darstellung von Hypothesen für das ökologische
Bewusstsein der lokalen Bevölkerung und Unternehmen sowie deren Preis-
sensibilität im Kontext auszeichnete. Ihr im Semester generiertes Wissen,
die Erfahrungen und gezogenen Erkenntnisse wendeten die Studierende be-
gleitend und fortgesetzt zudem in der Entwicklung einer interaktiven Karte
an, in welcher als Ergebnis der Übung „Smells like“ Orte, deren Merkmale
und Beschreibungen online für jedermann einsehbar sind, hinterlegt wurden.
5
2.2 Adhoc-Umfrage zur Bekanntheit des EU-Ecolabels
In 2017 feierte das EU-Ecolabel 25-jähriges Bestehen. Es wurde 1992 von
der Europäischen Kommission zur Kennzeichnung von Produkten (1992) und
Dienstleistungen (2000) eingeführt. Die verfolgte Absicht besteht in der Mög-
lichkeit der besseren Identifikation von umweltfreundlicheren und gesünde-
ren Produkten bzw. Dienstleistungen durch den Verbraucher. Nach 25 Jah-
ren sollte ein Werkzeug, das darauf abstellt, das Leben der Verbraucher zu
verbessern, diesem auch bekannt sein. Am Standort Eberswalde mit einer
eigenen Hochschule für nachhaltige Entwicklung stellt sich die Frage, welche
Bedeutung das Zeichen für den Verbraucher besitzt. Bekanntheit ist dabei
zwingende Voraussetzung. Als Teilziel des Moduls Betriebliches Umweltma-
nagement wurde deshalb mit einer großen Anzahl Studierender des 3. Se-
mesters der Bachelorstudiengänge des Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft
im Wintersemester 2017/18 folgende Hypothese bearbeitet:
H: Da das Ecolabel bereits seit 25 Jahren genutzt wird, ist es dem
Verbraucher in Eberswalde bekannt.
Zur Bearbeitung der Hypothese wurde mit den Studierenden eine kurze
Umfrage erstellt. Gezeigt werden sollte, dass das Zeichen des Ecolabels ei-
ne hohe Bekanntheit besitzt und dessen Bedeutung gelernt ist bzw. gestützt
abgerufen werden kann. Die Befragung wurde wie folgt durchgeführt: Die
Teilnehmer wurden sämtlich am 12.10.2017 in der Zeit von 12.30 Uhr bis
17.30 Uhr im Gebiet der Innenstadt von Eberswalde (Deutschland) inter-
viewt. Es konnten insgesamt 224 TeilnehmerInnen befragt werden. Tabelle
1 geht auf einige sozio-ökonomische Eigenschaften der TeilnehmerInnen ein.
Den Teilnehmern wurden folgende drei Fragen gestellt:
(Frage 1) Kennen Sie dieses Zeichen? Hierfür wurde den TeilnehmerIn-
nen auf dem Smartphone Abbildung 1 gezeigt.
Wenn Ja zu Frage eins: (Frage 2) Kennen Sie seine Bedeutung? Hier
wurde abgefragt, ob der Teilnehmer die Bedeutung kennt.
6
Wenn Nein zu Frage eins: (Frage 3) Kennen Sie das Zeichen nach einer
Erläuterung? Hier wurde dem Teilnehmer die Bedeutung knapp erklärt.
Danach wurde die gestützte Erinnerung gemessen.
Abbildung 1: Ecolabel
Quelle: UBA 2018.
Tabelle 1: TeilnehmerInnen der Befragung
Alter Beruf Geschlecht
Bis 18 21 (9,4%) Azubi 96 (42,9%) Männer 97 (43,3%)
Bis 24 58 (25,9%) Angestellt 51 (22,8%) Frauen 126 (56,3%)
Bis 29 35 (15,6%) Arbeitslos 13 (5,8%) Andere 1 (0,4%)
Bis 39 32 (14,3%) Verrentet 32 (14,3%)
Bis 49 25 (11,2 %) Selbständig 12 (5,4%)
Bis 59 20 (8,9%) Anderes 20 (8,9%)
Ab 60 32 (14,3%)
O.A. 1 (0,4%)
Gesamt 224 (100%) Gesamt 224 (100%) Gesamt 224 (100%)
Quelle: eigene Darstellung.
Die Untersuchung war nicht repräsentativ. Bei einigen Befragungsbögen
wurden irrtümlich zur dritten Frage sämtliche Nein-Sager notiert. Dieser Feh-
ler wurde jedoch nicht in die Auswertung übernommen. Die weiteren Zäh-
lungen waren korrekt. Nicht verifiziert wurde der Wahrheitsgehalt der Aus-
sage zur Frage 2; unterstellt wurde, dass jeweils eine wahre Aussage getätigt
wurde. Es gab Abweichungen bei der Erhebung nach Alter und Geschlecht,
7
Tabelle 2: Analytische Auswertung
Eco-Label
ungestützt gestützt (wenn unbekannt)
n = 224 n = 185
Zeichen Ja, Bedeutung Nein, Zeichen unbekannt
ist ist und nach Erläuterung
bekannt unbekannt auch bekannt bekannt nicht bekannt
39 (17,4%) 185 (82,6%) 24 (10,7%) 71 (31,7%) 114 (50,9%)
Quelle: eigene Darstellung.
welche zwar signifikant waren, jedoch aufgrund der unterlassenen Verknüp-
fung mit der Fragestellung in der analytischen Auswertung keine Relevanz
besaßen. Tabelle 2 präsentiert die Ergebnisse der Befragung: Nur etwa jeder
sechste Verbraucher im lokalen Markt der Stadt Eberswalde besitzt Kennt-
nis vom Ecolabel und lediglich etwa jeder zehnte Verbraucher ist sich dessen
Bedeutung bewusst. Selbst unter jenen, denen das Ecolabel unbekannt ist,
kann nur etwa jeder Dritte das Zeichen nach einer Erläuterung einordnen.
Obgleich diese Untersuchung nicht den Anspruch hegt, repräsentativ zu
sein oder einen vertieften Einblick in die Bekanntheit des Ecolabel gestat-
tet, so wird doch eindrucksvoll eine überaus geringe Bekanntheit des Zei-
chens dargestellt. Die Ergebnisse bestätigen lokal beschränkt die Aussagen
von Unternehmen, dass kundenseitig nicht hinreichend Wissen zu Ökolabels
vorhanden ist, zu viele Label existieren sowie die Kaufentscheidung von wei-
teren wichtigen Parametern abhängig ist (vgl. Graulich et al. 2017). Einer-
seits gestattet die Untersuchung die Frage, ob weitergehende Untersuchungen
beschreibend und erkennend wertvoll sein können, um die Bedeutung des Zei-
chens für Verbraucher und Leistende zu verstärken und so das ungestützte
Umweltbewusstsein zu stärken (vgl. BMUB 2017). Andererseits unterliegt
die Einführung des Ecolabel auch zwingenden Erwägungen hinsichtlich der
Effizienz der Märkte in der EU und der Unterstützung dieser durch geeigne-
te Maßnahmen (vgl. BMUB 2014). Auch in dieser Hinsicht bietet sich eine
genauere Betrachtung an. Schließlich stellen sich für die Stadt Eberswalde
8
im Rahmen der Planung, Umsetzung und Steuerung ihres marktorientierten
lokalpolitischen Konzepts Fragen nach der Wahrung der Interessen und Er-
wartungen der relevanten Interessengruppen und deren Ziele, insbesondere
der Verbraucher (vgl. Spengler et al. 2017).
2.3 Eco-Good-Governance-Preis
Mit Einführung des Eco-Good-Governance-Preises für die besten Hausar-
beiten im Modul Betriebliches Umweltmanagement sollte die Motivation der
Studierenden und die Qualität der Arbeitsergebnisse verbessert werden. Auf-
bauend auf den Resultaten der Ad-hoc Befragung zur Bekanntheit des EU-
Ecolabels (siehe Abschnitt 2.2) erfolgte ein Call for Papers. Damit wurde
der inhaltliche Schwerpunkt der Hausarbeiten auf das EU-Ecolabel, dessen
Bekanntheit sowie den damit verbundenen Chancen und Risiken gelegt. Die
Hausarbeiten bzw. Paper konnten in Gruppen von bis zu fünf Studierenden
semesterbegleitend als Prüfungsleistung erarbeitet werden. Neben der Ab-
leitung und Bearbeitung einer relevanten Forschungsfrage stand das Anwen-
den der Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens im Mittelpunkt. Eine
Jury aus VertreterInnen des Fachbereichs Nachhaltige Wirtschaft und Ko-
operationspartnern des Fachbereichs (z. B. Stadt Eberswalde) sichtete und
bewertete insgesamt 16 Arbeiten. Die nachfolgend skizzierten drei Arbei-
ten wurden schließlich mit dem Eco-Good-Governance-Preis im Rahmen der
Semestereröffnungsveranstaltung des Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft im
Sommersemester 2018 mit Urkunde und Preisgeld ausgezeichnet.
Platz 1: EU-Ecolabel und Konsumentenverhalten
Die Arbeit von Lüth et al. (2018), die mit dem 1. Platz des Eco-Good-
Governance-Preises ausgezeichnet wurde, setzt sich exemplarisch mit dem
Einfluss des EU-Ecolabels auf das Konsumentenverhalten in Berlin-Mitte
und Eberswalde auseinander. Eingangs werden allgemeine Informationen und
Hintergrunddaten des EU-Ecolabels vorgestellt. Anschließend wird das Ver-
gabeverfahren erläutert, durch das Produkte mit dem Label gekennzeichnet
werden. Die Arbeit beinhaltet eine (nicht repräsentative) Stichprobenerhe-
9
bung und -auswertung zu Produkten und Preisen verschiedener Drogerie- und
Handelsmärkte. Der Schwerpunkt liegt hierbei im Segment der Reinigungs-
mittel. Darüber hinaus umfasst die Arbeit eine Umfrage in Berlin-Mitte und
Eberswalde zur Bekanntheit des EU-Ecolabels. Auf den Analyseergebnissen
aufbauend, werden abschließend Chancen und Risiken des Labels diskutiert.
Platz 2: Umgang mit Elektrogeräten an der HNEE
Die zweitplatzierte Arbeit von Briesemeister et al. (2018) geht auf den Um-
gang mit Elektroaltgeräten an der HNEE ein. Zunächst wird die HNEE
als Vorreiterin nachhaltiger Problemlösungen vorgestellt. Dabei wird erklärt,
welchen Stellenwert die Thematik der Elektroschrottentsorgung an der HNEE
einnimmt. Anschließend werden grundlegende Informationen bezüglich der
Aufbewahrung und Entsorgung von Altgeräten gegeben und über die Lauf-
zeit von Elektrogeräten und den Entscheidungsweg hinsichtlich einer Neu-
anschaffung eines Elektrogeräts an der HNEE informiert. Zur Beschaffung
dieser Daten umfasst die Arbeit eine Befragung einzelner Akteure der Hoch-
schule hinsichtlich der aufgeführten Thematiken. Anhand der durchgeführ-
ten ExpertInnen-Interviews werden Grundsätze bezüglich der Entsorgung
von Elektroaltgeräten und des Nachhaltigkeitsmanagements der HNEE ab-
geleitet und dargestellt. Abschließend werden die wichtigsten Informationen
der Arbeit zusammengefasst und Handlungsempfehlungen für die HNEE zur
Optimierung des Nachhaltigkeitsmanagements formuliert.
Platz 3: EU-Ecolabel im Eberswalder Handelssektor
Die Arbeit von Dewald et al. (2018) - dritter Platz des Eco-Good-Governance-
Preises - befasst sich mit der Präsenz des EU-Ecolabels im Eberswalder Han-
delssektor. Zu Beginn werden umfassende Informationen zu Umweltsiegeln
im Allgemeinen und zum EU-Ecolabel im Speziellen gegeben. Hierbei er-
folgt auf Basis von umfangreichen Hintergrunddaten eine kritische Betrach-
tung und Abgrenzung des EU-Ecolabels zum „Blauen Engel“. Zusätzlich wird
die gesellschaftliche und ökologische Relevanz von Umweltsiegeln allgemein
und vom EU-Ecolabel im Speziellen diskutiert. Hauptbestandteil der Arbeit
10
ist die Vorstellung der Primärforschung bezüglich des Bewusstseins um das
EU-Ecolabel im Einzelhandelssektor der Stadt Eberswalde. Hierfür wurde ei-
ne (nicht repräsentative) Befragung der Eberswalder Einzelhändler durchge-
führt, deren Design in der Arbeit zielführend beschrieben und deren Ergebnis-
se ausgewertet werden. Abschließend wird entsprechend der Umfrageergeb-
nisse der wirtschaftliche und gesellschaftliche Mehrwert des EU-Ecolabels für
die Eberswalder Einzelhändler diskutiert.
2.4 Smells Like Mapping
Smells like ist ein unmittelbares Ergebnis der Vorlesungen im Modul Be-
triebliches Umweltmanagement im Wintersemester 2017/18 der Bachelor-
studiengänge in Fachbereich Nachhaltige Wirtschaft an der HNEE. In die-
sen Vorlesungen und begleitenden Übungen befassen sich die Studierenden
mit ökologischem Bewusstsein und dessen Geschichte, Umweltpolitik, Um-
weltrecht, Ressourcenmanagement, Umweltmanagementsysteme wie das EU-
EMAS Eco-Management and Audit Scheme (und hier ist die HNEE als
EMAS-zertifizierte und mehrfache Gewinnerin des EMAS-Awards Vorreite-
rin), Life Cycle Thinking, Ökobilanzierung, Störfallmanagement sowie Emis-
sionen und Immissionen.
Die Auseinandersetzung mit Emissionen und Immissionen bedeutet ei-
nerseits gleichzeitig die Auseinandersetzung mit Midpoint Damages – und
wirft die Frage auf, wo sich die Effekte beispielsweise des Verbrauchs fossi-
ler Brennstoffe wie Mineralöl, welches wir sehr oft verbrennen, messen lassen.
Bekannte Emissionen stellen dabei z. B. freigesetztes Kohlendioxid, Schwefel-
dioxid oder Stickoxid dar, welche anerkannt für Schäden wie den Klimawandel
und die Versauerung von Wasser und Böden mitverantwortlich sind.
Andererseits bedeutet die Auseinandersetzung mit Emissionen und Im-
missionen gleichzeitig die Auseinandersetzung mit Endpoint Damages, wel-
che bei Tieren, Pflanzen, Wasser, Luft und nicht letztendlich beim Menschen
messbar werden in Form von Erkrankungen, kürzerer Lebenserwartungen
sowie Einschränkungen der Lebensqualität.
Diese Auseinandersetzung führt zwangsläufig zu einer der wichtigsten
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und drängendsten Fragestellungen des modernen Menschen: den Umgang mit
Emissionen des Kraftfahrzeugverkehrs in Städten. Aktuell leben in Deutsch-
land etwa 77% der Einwohner und Einwohnerinnen in Städten, weltweit sind
es etwa 54% – mit einer steigenden Tendenz (vgl. UN 2018). Es werden folg-
lich immer mehr Menschen in Städten auf weniger Raum leben und gleich-
zeitig von denselben Emissionen betroffen sein.
Der menschliche Organismus konnte sich in seiner evolutionären Entwick-
lung vielen Herausforderungen anpassen und sich mit Frühwarnmechanismen
als menschliche Sinne wie Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen und nicht zuletzt
Riechen ausstatten, welche das Leben und Überleben sicherten und im Grun-
de noch sichern. Dabei ist gerade der Riechsinn als einziger Sinn, welcher ohne
Umwege Impulse in das Stammhirn sendet, als Hinweisgeber interessant. Im
November 2017 wurde den Studierenden vor diesem Hintergrund im Rahmen
einer Stegreif-Übung folgende Aufgabe gestellt:
Welchen Geruch hat Eberswalde? Machen Sie einen Spaziergang
mit der Nase. Beschreiben Sie die Gerüche. Sind diese angenehm
oder unangenehm? Können Sie olfaktorische Pfade entdecken?
Erstellen Sie einen Plan mit Ihren Wegen und dokumentieren Sie
fotografisch.
Dies wurde zur Geburtsstunde des Smells-like-Mappings. Aufgrund der
umfangreichen Forschungsdaten, welche die Studierenden sammelten, konn-
te eine interaktive Karte erdacht und gestaltet werden, die unter http:
//maps18.hnee.de/smells_like/index.html einsehbar ist. Diese interak-
tive Karte kategorisiert die gesammelten Daten und stellt die Ergebnisse frei
verfügbar mit Titel, Geruchskategorie, Beschreibung des Geruchs sowie Ort
und Zeit zur Verfügung. So konnten z. B. typische Gerüche am Busbahn-
hof von Eberswalde als „chemisch“ beschrieben und als „Abgase“ klassifiziert
werden. Dies stellte gleichzeitig die erste Phase des Smells-like-Mappings dar.
Weil Wissenschaft grundsätzlich ein dynamischer Prozess ist, wurden An-
regungen von Studierenden aufgenommen und diskutiert. So wurde die zen-
trale Frage gestellt, wie die interaktive Karte mit Substanzen in der Luft
verfährt, die der Mensch nicht riechen kann. Diese Frage wurde mit einem
12
Fokus auf Particulate Matter (PM), den Feinstaub, gestellt. In Deutschland
existieren laut Umweltbundesamt 321 offizielle Stationen zur Messung der
Luftgüte, an denen die Luftschadstoffe Feinstaub (PM 10), Stickstoffdioxid
(NO2), Ozon (O3), Kohlenmonoxid (CO) und Schwefeldioxid (SO2) gemes-
sen werden.
Als Risiko könnte dabei gewertet werden, dass die meisten Städte lediglich
mit einer Messstation ausgestattet sind, dies gilt auch für die Stadt Eberswal-
de. Als weiteres Risiko könnten die Messung von PM 10-Partikeln bewertet
werden, da Partikel mit Durchmessern zwischen 10 und 2,5 µmals lokale
Stäube mit geringer Verbreitung durch Straßenstaub, Abrieb und Verkehr
sowie Partikel mit 2,5 µmund kleiner unzureichend gemessen werden. Dar-
aus ergaben sich weitere Fragen für die Entwicklung der Karte: Lässt sich ein
engmaschiges, lokales Netz für Eberswalde installieren, um detaillierte Daten
zu lokalen Phänomenen zu erhalten? Lassen sich die Eberswalder Bürger und
Bürgerinnen inspirieren und motivieren, Daten mit kleinen, eigenen Statio-
nen zu messen und senden?
Aus anderen Projekten in Deutschland zur Messung von Luftdaten durch
Bürger und Bürgerinnen sind bereits technische Hilfsmittel bekannt, welche
auch hier zum Einsatz kommen. So werden die frei erhältliche Open Source
Internet of Things Platform Node MCU und ein damit konnektierbarer Laser-
PM2.5-Sensor eingesetzt, welche erstmalig im Dezember 2017 im Projekt
getestet wurden.
Der Einsatz dieser Technologie veränderte folglich die Problemstellung
des Smells-like-Mappings in der Weise, dass nun nicht mehr Gerüche und ergo
individuell-subjektiv deutlich wahrnehmbare Belastungen ermittelt und do-
kumentiert, sondern kollektiv-objektiv Feinstaubbelastungen gemessen und
anschließend in einer exklusiven Datenbank zusammengeführt werden soll-
ten. Gleichsam veränderten sich auch die Erwartungen an das Outcome. Das
Werkzeug Smells-like-Mapping beantwortet nun nicht mehr die Fragen nach
Gerüchen und ihren Pfaden in Eberswalde, sondern die Fragen nach einer
verbesserten, gesünderen Alltagswirklichkeit und Lebensqualität.
13
3 Weiterführungsansätze
3.1 Vorbemerkung
So sehr die begleitenden Übungen des Moduls Betriebliches Umweltmanage-
ment auf die Bildung und Verbesserung der Kompetenzen der Studierenden
abzielen, so sehr ist eine Weiterentwicklung der Übungen über deren Er-
gebnisse hinaus in konzeptionelle Phasen ex post gewünscht. Der Prozess
soll folglich nicht mehr bloß die hinterlegten Themen des Moduls bedienen,
sondern des Weiteren einen Transfer in neue, solitäre Formate ermöglichen,
welchen vorrangig die pragmatische Anwendung im Feld unter Berücksich-
tigung der Ansprüche sämtlicher tangierter Interessengruppen in derivate
Konzeptionen ermöglichen. Kurzum: Wie kann das Gelernte und Erkannte
des Moduls Betriebliches Umweltmanagement so schnell und gut wie nötig
zu einem guten Leben der Gesellschaft beitragen. Dabei stellt das Modul
nicht nur die sich selbst durch Iteration reproduzierende Zelle dar, sondern
schafft zudem die gemeinsame, systematische Grundlage zu einem nachhal-
tigen Austausch nach dem Prinzip der Schwingtür zwischen den aus den
Übungen entstandenen Derivaten (z. B. aus den Betrachtungen zum Eco-
Label oder der interaktiven Karte „Smells like“). Folglich moderieren und
variieren sich beide Systeme gegenseitig im Sinne einer ständigen Verbesse-
rung von Lehre und Outcome durch ununterbrochenes Kommunizieren und
Handeln.
3.2 Studentische Projektwerkstatt Smells Like ...
Als besonders weitreichender Weiterentwicklungsansatz kann die Konzipie-
rung der studentischen Projektwerkstatt (PW) „Smells like ...“ bewertet wer-
den. PWs sind Lehr- und Lernformate, die größtenteils von den Studieren-
den selbst erdacht und in der Folge verantwortet werden. Dozierende sind
lediglich als InputgeberInnen und BeraterInnen eingebunden, Inhalte, Vor-
gehensweisen und Ergebnisse der PWs liegen insofern in der Verantwortung
der teilnehmenden Studierenden. Die aus den Aktivitäten des Moduls Be-
triebliches Umweltmanagement entwickelte fachbereichsübergreifende PW,
14
die von der Hochschulleitung der HNEE für die Dauer von zwei Jahren (ers-
ter Durchlauf) genehmigt und mit entsprechenden Ressourcen unterfüttert
wurde, wird nachfolgend vorgestellt.
Die PW ist als Wahl- oder Wahlpflichtmodul konzipiert, wobei das Modul
fachbereichsübergreifend angelegt ist. Insgesamt können 6 ECTS erworben
werden, welche jedoch erst nach Bestehen einer Prüfungsvorleistung und Prü-
fungsleistung geltend gemacht werden können. Als Prüfungsvorleistung wird
zu Beginn des Semesters von jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin ein
Kurzinput zu einem vorgegebenen Thema erarbeitet und dieser zur Diskus-
sion gestellt. Das kann in Form eines Vortrages, einer Textbesprechung oder
Diskussionsrunde erfolgen. Die Prüfungsleistung kann einerseits aus einem
„Meilensteinbericht“ bestehen oder umfasst die Herstellung eines thematisch,
methodisch und didaktisch ausgearbeiteten „Bausteins“, welcher anschließend
auf einer Online-Plattform frei zugänglich gemacht wird. Ein Baustein be-
schreibt eine erarbeitete Lehreinheit, die in zukünftigen Semestern der PW,
in regulären Lehrveranstaltungen oder uniextern genutzt werden kann. Der
Umfang der Prüfungsleistung unterscheidet sich für Bachelor- und Masterstu-
dierende: Zum einen verändert sich der geforderte Umfang der Aufarbeitung
von fünf Seiten (Bachelor) auf zehn Seiten (Master) und zum anderen wird
von Master-Studierenden eine vertiefte Forschungsarbeit mit wissenschafts-
theoretischen Reflexionen erwartet.
Für alle Studierenden ist der Zugang zur PW in der Regel ab dem dritten
Semester (Bachelor) möglich, Ausnahmen können bei besonderen Vorkennt-
nissen mit den betreuenden Dozierenden abgestimmt werden. Das Modul
umfasst einen Umfang von ca. vier Semesterwochenstunden und gliedert sich
in 90 Stunden Präsenz- und 90 Stunden Selbststudium. Die PW verfolgt
unterschiedliche Ziele, wobei fünf Hauptziele definiert wurden:
•Das erste Hauptziel behandelt das Forschen der Teilnehmer. Zum einen
sollen die Studierenden befähigt werden, den Selbstzweck der Forschung
zu verstehen. Zum anderen, sollen der Prozess des empirischen For-
schens erprobt und Ergebnisse generiert werden, welche erste Hypothe-
sen und ggf. eine nomologische Weiterentwicklung ermöglichen. Dabei
15
soll das oberste Erkenntnisziel in der Findung von wahren und gehalt-
vollen Aussagen, Gesetzen und Theorien liegen, welche in der Werkstatt
empirisch belegt und gleichzeitig gehaltvoll sowie folgenreich offenbart
werden. Wichtige Unterziele sind dabei die Vermittlung des geeigneten
Designs und seiner Parameter des minimalen Realismus, der kritischen
Einstellung, der Objektivität und des minimalen Empirismus.
•Zweites Hauptziel ist die Befähigung der Studierenden, die Heraus-
forderungen und Chancen von Umweltbewusstsein, Umweltpolitik und
Umweltrecht in seiner Wechselwirkung mit Umweltmanagementsyste-
men zu identifizieren, zu analysieren und in eine geeignete Planung und
einen resultierenden Instrumentenkoffer zu überführen. Zusätzlich kön-
nen die Studierenden nachfolgend deren Wirkungen überprüfen und
daraus rückbezügliche Konsequenzen ziehen.
•Das dritte Hauptziel beschreibt die nachhaltige Entwicklung der Ge-
sellschaft durch Partizipation und die Entwicklung der Bürger als öko-
logische Teilhaber zum Schutz von Mensch, Natur und Kultur. Dabei
soll als Oberziel einerseits jeder Einzelne zur Verantwortung und Nach-
haltigkeit ertüchtigt werden. Andererseits soll auch ermutigt werden,
die eigene Rolle anders zu interpretieren durch aktive Teilnahme (Par-
tizipation) an der Analyse durch Citizen Science und Umsetzung der
Erkenntnisse als Verbesserung der Gesellschaft und deren Alltagswirk-
lichkeit als strukturelle Kopplung zum politischen Prozess.
•Viertes Hauptziel ist das interaktive Trainieren von soziologischen Pro-
zessen innerhalb von High Potential Teams, dem Identifizieren von Kon-
fliktpotential und der differenzierten Betrachtung und Auseinanderset-
zung damit als Grundlage einer transformationalen Bewältigung von
existentiellen Krisen als Bedrohung von Kompetenz, Wachstum und
Erfolg, und dem Verstehen und Initiieren von Gruppenprozessen zur
Unterstützung wesentlicher Treiber des Erfolgs. Das Schaffen geeigne-
ter Kommunikation und ihrer Kanäle steht dabei im Fokus, ebenso wie
die Nutzung von Diversität als Treiber von Erfolg.
16
•Das fünfte Hauptziel bildet die Entwicklung eines geeigneten, techno-
logischen Grundverständnisses (Kompetenz) für die Auswahl, den Ein-
satz und die Verbesserung technologischer Mittel zur Beantwortung der
drängenden Fragen sowie deren Compliance. Dabei geht es unmittel-
bar um die Nutzung der Endpoint-Werkzeuge wie den Sensoren, aber
auch der Midpoint-Werkzeuge wie Datenbanken (Predictive Analysis)
und deren Basis (z. B. Clouds). Zudem wird die eigenständige und
praktische Verwendung dieser Werkzeuge behandelt (siehe hierzu auch
Abschnitt 3.3).
Globales Artefakt der Ziele wird die Entstehung eines Grids für Ebers-
walde als mezzopolitisches Umweltmanagementsystem sein, auf welches die
Bürger der Stadt zeit- und ortsunabhängig zugreifen können. Sie sollen eige-
ne Daten einpflegen und nachfolgend auswerten lassen können, wodurch in
Echtzeit einerseits eine grafische, in die Stadtkarte eingepflegte historische
Auswertung von Eberswalde aufgezeigt und andererseits eine unmittelba-
re Empfehlung von optimalen Wegen je nach Fragestellung (z. B. geringste
Feinstaubbelastung zwischen A und B zu einer Zeit t) gegeben werden kann.
Des Weiteren können die Studierenden zum Semesterschluss Verbindungen
zwischen den Themen der verschiedenen Fachbereiche herstellen (z. B. nach-
haltige Strategien zur Begrünung (Oasen) von städtischen Räumen aufgrund
der Erkenntnisse des Grids) und fühlen sich befähigt, diese Verbindungen
im weiteren Verlauf ihres Studiums zu nutzen (Nutzung von fachbereichs-
übergreifenden Veranstaltungen in der Blockwoche, Initiierung weiterer fach-
bereichsübergreifender Projektwerkstätten, fachbereichsübergreifende außer-
hochschulischer Arbeitsgruppen etc.).
Mit Hilfe der PW soll schließlich gezeigt werden, wie sich bestimmte sin-
nesbasierte Bereiche der Alltagswirklichkeit zu wissenschaftlichen Absichten
einordnen lassen. Ausgehend vom Streben der Gesellschaft nach einem gu-
ten, gerechten Leben und der Hochschule nach Erkenntnis als Input der PW
sollen nutzenkongruente, greifbare Ergebnisse als Output erbracht werden.
Diese werden sich konkret in folgenden Punkten äußern:
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•Verbesserung der pragmatisch-empirischen Forschungsarbeit
•Förderung der Partizipation der Gesellschaft an sozialen und politi-
schen Prozessen
•Förderung des Grundverständnisses für Wissenschaft in der Bevölke-
rung und Aktivierung der Gesellschaft als Forscher
•Entwicklung eines Verfahrens zur Verbesserung der Alltagswirklichkeit
(interaktive Karte)
•Verankerung der HNEE als wichtiger Player in Eberswalde und Bran-
denburg durch Aktivierung des Citizen Pride (vgl. bereits erfolgte Be-
richtserstattung „Smells like ...“ in Radio, TV)
•Sichtbarwerdung des Outputs der Hochschule zwischen den Fachberei-
chen durch Sichtbarwerden der Outputs in der Öffentlichkeit als Legi-
timation
3.3 Förderung Innovativer Lehr- und Lernformate
In Verbindung zur beschriebenen studentischen Projektwerkstatt Smells Li-
ke wurde ein Antrag zur Entwicklung und Erprobung innovativer Lehr- und
Lernmodule mit dem Titel „Internet of Things (IoT) und Umweltinforma-
tik“ im Rahmen der hochschulweiten Innovationsförderung gestellt und ge-
nehmigt. Hintergrund ist, dass die Studierenden der Bachelorstudiengänge
Unternehmens-, Finanz- und Regionalmanagement am Fachbereich Nach-
haltige Wirtschaft im Modul Betriebliches Umweltmanagement die Aspekte
eines IT gestützten Umweltmanagements nur im geringen Maße und größ-
tenteils nur auf theoretischer Basis kennen lernen. Hintergründe zu eingesetz-
ten Sensoren, der Messtechnik und der Programmierung werden gegenwärtig
nicht vermittelt. Mit dem Einsatz von Techniken auf Basis des IoT könn-
ten Studierende jedoch grundlegende Einblicke in die Digitaltechnik und die
Programmierung der Sensoren über einfache Szenarien aus der Umweltinfor-
matik erhalten. Dazu gehört die digitale Langzeit-Messdatenerfassung über
Sensoren, die Speicherung und anschließende predictive Auswertung.
18
Im Fokus dieses innovativen Lehr- und Lernformats, das als Projekt des
forschenden Lernens mit einer Laufzeit von ca. zwölf Monaten konzipiert
wurde, steht insofern die Vermittlung eines technologischen Grundverständ-
nisses. Dabei soll die Auswahl, der Einsatz und die Verbesserung techno-
logischer Mittel zur Beantwortung drängender Fragen im Bereich des be-
trieblichen Umweltmanagements im Mittelpunkt stehen. Es geht unmittel-
bar um die Nutzung von Endpoint-Werkzeuge, wie Sensoren, aber auch der
Midpoint-Werkzeuge wie Datenbanken zur Erstellung von vorausschauenden
Analysen (Predictive Analysis) und deren Basis (z. B. Clouds) sowie deren
eigenständig-praktische Verwendung. Mit dem Einsatz eines einfachen, leis-
tungsfähigen und preiswerten Einplatinencomputers lernen die Studierenden
(und Dozierenden!) in den Projektveranstaltungen die Möglichkeiten des Ein-
satzes kennen. Als Programmiersprache wird die einfach zu erlernende Pro-
grammiersprache Python eingesetzt - eine Verbindung mit den Informatik-
Modulen des Curriculums wird entsprechend hergestellt.
Über das Herstellen eines vertieften (IT-)technischen Verständnisses ist
Ziel des Projekts, multimediale Lehr- und Lerneinheiten als multimediale
Selbstlerneinheiten im Modul Betriebliches Umweltmanagement zu entwi-
ckeln. Die Studierenden werden hierzu in Arbeitsgruppen unterschiedliche
Lernszenarien entwickeln und diese als multimediale Aufzeichnung speichern.
Zur Erstellung der multimedialen Lerneinheiten wird das einfach zu bedie-
nende Camtasisa verwendet.
Die Entwicklung der innovativen Lehr- und Lernmodule soll im Winter-
semester 2018/19 beginnen und die Selbstlernmodule sollen im Sommerse-
mester 2019 mit den Studierenden interaktiv konzipiert und aufgezeichnet
werden. Die Überführung der Ergebnisse in das Modul Betriebliches Um-
weltmanagement ist für das Wintersemester 2019/20 geplant.
3.4 Transferansätze
Die Projektwerkstatt Smells like funktioniert als Schwingtür zwischen der
Wissenschaft – ergo Forschung und Lehre – und der Gesellschaft, weshalb sie
sich an dieser Schnittstelle als taktgebende Mittlerin von Transferleistungen
19
und deren Sichtbarwerdung in der Gesellschaft verstehen kann und muss. Um
sich in der Gesellschaft, welche in hohem Maße synomym als Öffentlichkeit
zu verstehen ist und in diesem Fall als Öffentlichkeit, welche sich aus den
Bürgern, Bürgerinnen und Besuchenden der Stadt Eberswalde rekrutiert,
aber auch aus den in dieser Destination arbeitenden Personen, humanethisch
zu legitimieren, bedarf es der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung durch die
vorab bezeichneten, primären Zielgruppen.
Aufgrund der fünf Hauptziele (siehe Abschnitt 3.2) der Projektwerkstatt
Smells like ergaben sich neben den primären Zielgruppen aus der Logik der
Zielstellungen weitere Zielgruppen. Als sekundäre Zielgruppe und folglich als
Kommunikationsmittler für den Transfer geeigneter Botschaften sind die Me-
dien bzw. Massenmedien als die im Kommunikations-Mix Verbreitende der
richtigen Botschaften in diesem Rahmen zu verstehen. Über diese Zielgruppe
soll die tertiäre Zielgruppe erreicht werden, die die Projektwerkstatt Smells
like als Wirkungsträger oder -orte erreicht. Derartige Orte können ökono-
mische Besucher der Stadt Eberswalde wie Reisende oder Touristen samt
ökonomischer Auswirkungen als Übernachtung und Konsum sein, aber auch
die Wahrnehmung durch ökologisch Motivierte und nicht teilnehmende Ein-
wohner und Einwohnerinnen der Stadt Eberswalde sowie ansässige Behörden
und Unternehmen, für die gesellschaftliche Werte wie ein guter Ruf der Stadt
(als Grundlage für Citizen Pride) und ein gutes Leben (als Grundlage für Zu-
friedenheit) wesentliche Faktoren darstellen. Des Weiteren existieren weitere
Wirkungsorte neben den lokalen und regionalen auf nationaler sowie interna-
tionaler Ebene, die vorrangig den Charakter eines Innovators und Werteideals
besitzen.
Seit Aufnahme der Aktivitäten verfolgt die Projektwerkstatt eine kon-
sistente Medienstrategie, die die Medien pragmatisch in sämtliche Schrit-
te möglichst kleinteilig einbezieht. Hierfür wurde seit einem frühen Zeit-
punkt konzertiert über die und mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
der HNEE über jeden Schritt berichtet. So konnte bereits in der ersten
konzeptionellen Phase das Thema medial verankert werden. Im Dezember
2017 berichtete der rbb Rundfunk Berlin-Brandenburg online sowie im Ja-
nuar 2018 der rbb Rundfunk Berlin-Brandenburg zunächst im Radio in der
20
Sendung Antenne am Nachmittag und ebenfalls im Januar in der täglichen
Fernseh-Magazinsendung zibb (Zuhause in Berlin und Brandenburg). In den
Printmedien und online berichteten ODF-TV, Der Blitz, Bochumer Zeitung,
Messe Hannover, Barnimer Bürgerpost, idw Informationsdienst Wissenschaft
(mehrfach) und Märkische Oderzeitung (mehrfach).
Ebenfalls auf gehobenes Interesse stößt die Projektwerkstatt Smells like
bei internationalen Universitäten als innovative Lehrmethode und als Best
Case Study. Im Juli 2018 wurde die Projektwerkstatt Smells like einer De-
legation der Universität Yangon, Myanmar präsentiert. Auf Einladung der
Universität Tirana, Albanien wird Smells like im November 2018 als Fallstu-
die den Studierenden des dortigen Fachbereichs Wirtschaft mehrtägig vorge-
stellt.
Im Juni 2018 diskutierte Smells like als lokale Strategie eines besseren Le-
bens auf Einladung im Rahmen der 13. Sustainability Lecture an der HNEE
auf der begleitenden Podiumsdiskussion mit dem ecuadorianischen Politiker
und Schriftsteller Alberto Acosta Espinosa über das Recht auf ein gutes Le-
ben.
4 Resonanzen und Fazit
Smells like hat klare Ziele formuliert und diese mit entsprechenden Maß-
nahmen im Rahmen der Projektwerkstatt fortgeführt. Grundsätzlich waren
als eintretbar erwartbare, messbare Ergebnisse mit hoher Wahrscheinlichkeit
eine Verbesserung der pragmatisch-empirischen Forschungsarbeit, eine För-
derung der Partizipation der Gesellschaft an sozialen und politischen Prozes-
sen, eine Förderung des Grundverständnisses für Wissenschaft in der Bevöl-
kerung und Aktivierung der Gesellschaft als Forscher, die Entwicklung eines
Verfahrens zur Verbesserung der Alltagswirklichkeit in Form der interakti-
ven Karte, die Verankerung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung als
wichtiger Player in Eberswalde und Brandenburg durch Aktivierung des Ci-
tizen Pride sowie die Sichtbarwerdung des Outputs der Hochschule zwischen
den Fachbereichen durch Sichtbarwerden der Outputs in der Öffentlichkeit
als Legitimation prognostiziert worden.
21
Die bisherigen Resonanzen als vorläufige Resultate von Smells like lassen
sich in vier Hauptkategorien unterteilen. Hier können zudem Resonanzen in-
nerhalb der HNEE und solche von außerhalb der Hochschule unterschieden
werden. Innerhalb der Hochschule konnten bereits unmittelbar nach Aufnah-
me der ersten Tätigkeiten Resonanzen aus den gemeinschaftlichen Bereichen
der Öffentlichkeitsarbeit festgestellt werden sowie ferner aus dem Bereich des
Qualitätsmanagements. Aus anderen Fachbereichen der Hochschule konnte
in Form von Unterstützung an der Erstellung der interaktiven Karte Re-
sonanz gemessen werden. Des Weiteren konnten seitens des Dekanats des
Fachbereichs Nachhaltige Wirtschaft durch Mittelbereitstellung und die Ver-
schriftlichung durch Studierende des Moduls Betriebliches Umweltmanage-
ment außerhalb ihrer Tätigkeiten im Studium als Vorbereitung des Konzepts
der Projektwerkstatt Resonanzen gemessen werden. Diese Kategorie der Re-
sonanzen innerhalb der Hochschule können als intrinsische, organisationale
Motivation bezeichnet werden. Zudem können dieser Kategorie die Teilnahme
an der Klimaschutzwoche im Juni 2018 und die Teilnahme an der Sustainable
Lecture zugeordnet werden.
Die zweite Kategorie kann als extrinsische, soziale Motivation außerhalb
der Hochschule angeführt werden. Einerseits können hier die Resonanzen aus
der Eberswalder Bevölkerung als klar messbare Phänomene eines Strebens
nach einem sicheren Leben bezeichnet werden. Andererseits ließ sich bereits
vor Aufnahme der eigentlichen Partizipation bzw. Citizen Science eine zwei-
stellige Anzahl Eberswalder und Eberswalderinnen im eigens erstellten Smells
like-Projektregister zum Austausch mit Gleichgestellten erfassen. Eine eben-
falls zweistellige Anzahl von Personen bekundete in persönlichen Gesprächen
mit den Projektverantwortlichen ihr Interesse an einer Teilnahme.
Die dritte Kategorie lässt sich als extrinsische, mediale Motivation von
außerhalb der Hochschule beschreiben. Die konkreten Resonanzen wurden
bereits im Abschnitt 3.4 in den Transferansätzen gezeigt. Als vierte Katego-
rie zeigt sich die intrinsische, wissenschaftliche Motivation, ebenfalls von au-
ßerhalb der Hochschule kommend. Innerhalb der Wissenschafts-Community
besteht bereits durch zwei Transfers mit der Universität Yangon, Myanmar
(als Vortrag zu innovativen Lehrmethoden) sowie Vorlesungen an der Uni-
22
versität Tirana, Albanien, zur Projektwerkstatt Smells like. Des Weiteren
bestehen durch die Verankerung im Konzept der Projektwerkstatt Koope-
rationen mit der bbw Hochschule Berlin im Bereich Unternehmensführung
und mit dem Fachbereich 1 der Technischen Universität Berlin zum Thema
Partizipation.
Anhand der ermittelten Kategorien lässt sich erkennen, dass sowohl die
Ziele als auch die beschriebenen Zielgruppen erreicht und aktiviert werden
konnten. Es kann davon ausgegangen werden, dass Smells like in einem be-
deutenden Maße Bedürfnisse der Zielgruppen erreicht und abdeckt. Ingesamt
lässt sich zudem darauf schließen, dass Smells like als ein vielversprechender,
geeigneter Ansatz zur (Teil-)Beantwortung drängender Fragen der Gesell-
schaft und ihrer Alltagswirklichkeit empfunden wird.
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Literaturverzeichnis
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tungen - Anforderungen, Instrumente, Beispiele; URL: https://www.
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24
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Residing in Urban Areas by region, subregion and country, 1950-2050;
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25