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Schriften zur Rechtstheorie
Band 298
Die Strukturprinzipien
der türkischen Verfassung von 1982
im Lichte der Prinzipientheorie
des Rechts von Robert Alexy
Von
Güneş Çap
Duncker & Humblot · Berlin
Çap · Die Strukturprinzipien der türkischen Verfassung von 1982 · RT 298
GÜNEŞ ÇAP
Die Strukturprinzipien der türkischen Verfassung von 1982
im Lichte der Prinzipientheorie des Rechts von Robert Alexy
Schriften zur Rechtstheorie
Band 298
Duncker & Humblot · Berlin
Die Strukturprinzipien
der türkischen Verfassung von 1982
im Lichte der Prinzipientheorie
des Rechts von Robert Alexy
Von
Güneş Çap
Der Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin
hat diese Arbeit im Jahr 2021 als Dissertation angenommen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
D 188
Alle Rechte vorbehalten
©
2022 Duncker & Humblot GmbH, Berlin
Satz: TextFormA(r)t, Daniela Weiland, Göttingen
Druck: CPI buchbücher.de GmbH, Birkach
ISSN 0582-0472
ISBN 978-3-428-18466-8 (Print)
ISBN 978-3-428-58466-6 (E-Book)
Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier
entsprechend ISO 9706
Internet: http://www.duncker-humblot.de
„Before I builta wall I’d ask to know
What I was walling in or walling out,
And to whom I was like to give offense.“
Mending Wall, Robert Frost
Vorwort
Die vorliegende Arbeit wurde dem Rechtswissenschaftlichen Fachbereich der
Freien Universität Berlin im Wintersemester 2020 als Dissertation vorgelegt. Die
Literatur und Rechtsprechung konnten bis einschließlich April 2020 berücksich-
tigt werden.
Mein größter Dank gilt meinem verehrten Doktorvater Herrn Professor Dr. Ger-
hard Seher, der durch seine Betreuung und wertvollen Anregungen enorm zum
Gelingen dieser Arbeit beitrug. Herrn Prof. a. D. Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. Philip Kunig
danke ich für umsichtige, langjährige Förderung und natürlich für die Erstellung
des Zweitgutachtens. Dem Bildungsministerium der Republik Türkei danke ich
für die finanzielle Förderung durch das Promotionsstipendium. Mein herzlicher
Dank gilt an dieser Stelle meinen Eltern Nevin und Deniz Çap. Zu danken habe
ich ferner Frau Dilan Arukaslan und Herrn Dr. Manfred Ecker bei der sprach-
lichen Überarbeitung.
Berlin, im November 2020 Güneş Çap
Inhaltsübersicht
§ 1 Einleitung .......................................................... 23
1. Teil
Die Prinzipientheorie von Robert Alexy 30
§ 2 Grundannahmen der Prinzipientheorie von Robert Alexy ..................... 31
§ 3 Auseinandersetzung mit dem Prinzipienbegriff Alexys ....................... 99
2. Teil
Die Strukturprinzipien der türkischen Verfassung von 1982 130
§ 4 Der Begriff des Strukturprinzips ........................................ 132
§ 5 Allgemeines zur türkischen Verfassung von 1982 ........................... 144
§ 6 Charakteristika der türkischen Strukturprinzipien ........................... 169
3. Teil
Auseinandersetzung mit Alexys Konzeption des Prinzips
anhand der Strukturprinzipien der türkischen Verfassung von 1982 264
§ 7 Verfassungsgerichtliche Praxis zu Strukturprinzipien ........................ 265
§ 8 Auseinandersetzung mit der Prinzipientheorie Alexys ....................... 334
§ 9 Deutung der Strukturprinzipien .......................................... 359
§ 10 Ausblick ............................................................ 382
Rechtsprechungsverzeichnis ............................................... 384
Rechtsquellenverzeichnis.................................................. 388
Literaturverzeichnis...................................................... 409
Sachverzeichnis ......................................................... 430
Inhaltsverzeichnis
§ 1 Einleitung .......................................................... 23
A. Ziele ........................................................... 24
B. Gang der Untersuchung ............................................ 27
1. Teil
Die Prinzipientheorie von Robert Alexy 30
§ 2 Grundannahmen der Prinzipientheorie von Robert Alexy ..................... 31
A. Unterscheidung von Regeln und Prinzipien ............................. 31
I. Ronald Dworkins Ansicht ....................................... 33
II. Robert Alexys Ansicht .......................................... 34
III. Einwände Joseph Raz’ .......................................... 36
B. Regeln und Prinzipien ............................................. 38
I. Regelkonflikte ................................................ 39
II. Prinzipienkollisionen ........................................... 39
III. Geltungskonflikt bei Prinzipien ................................... 41
IV. Regel / Prinzipienkollisionen ...................................... 42
C. Optimierungsthese ................................................ 45
I. Prima-facie-Geltung ........................................... 45
II. Optimierungsgebote ............................................ 45
D. Abwägung als Kern der Lösung der Prinzipien-Kollision .................. 47
I. Das Abwägungsgesetz .......................................... 48
II. Die Gewichtsformel ............................................ 50
III. Das Kollisionsgesetz ........................................... 51
IV. Prinzipien als Abwägungsgründe .................................. 51
E. Rationalitätsanspruch .............................................. 52
I. Die interne und externe Rechtfertigung ............................. 52
II. Kritik ....................................................... 56
1. Einwände von Habermas ..................................... 56
2. Einwände von Schlink ....................................... 58
3. Einwände von Jestaedt ....................................... 60
4. Stellungnahme ............................................. 61
12 Inhaltsverzeichnis
F. Spielraumdogmatik ................................................ 63
I. Verfassung als die qualitative Grundordnung ........................ 63
II. Epistemische Grenze der Abwägung ............................... 64
III. Die Spielraumdogmatik ......................................... 65
IV. Das epistemische Abwägungsgesetz ............................... 68
V. Kritik ....................................................... 70
G. Der Begriff des formellen Prinzips .................................... 73
I. Konzeption des formellen Prinzips ................................ 75
1. Begrifflichkeit .............................................. 76
2. Die Radbruchsche Formel .................................... 79
II. Modelle formeller Prinzipien ..................................... 82
1. „The Law of Combination“ ................................... 82
2. Das rein materiell-formelle Modell ............................. 84
3. Das dritte Modell ........................................... 86
III. Exkurs: Demokratieprinzip ...................................... 88
IV. Kritik ....................................................... 90
1. Formelle Prinzipien als Mehrwert der Volksvertretung .............. 91
a) Einwände Jestaedts ....................................... 91
b) Einwände Allans ......................................... 92
2. Inkommensurabilitätseinwand ................................. 93
a) Einwände Jestaedts ....................................... 94
b) Einwände Hains .......................................... 95
c) Gegenkritik ............................................. 96
3. Stellungnahme ............................................. 97
§ 3 Auseinandersetzung mit dem Prinzipienbegriff Alexys ....................... 99
A. Regel / Prinzipien-Dichotomie ........................................ 100
B. Kritik an den normstrukturellen Thesen ................................ 102
I. Kritik an der Kollisionsthese ..................................... 103
II. Kritik am idealen Sollen ........................................ 105
1. Einwände Sieckmanns ....................................... 105
2. Einwände Klements ......................................... 108
3. Einwände Poschers .......................................... 110
III. Kritik an der Regel / Prinzipien-Dichotomie .......................... 115
1. Einwände Jestaedts .......................................... 115
2. Einwände Steiffs ............................................ 117
a) Prinzipien als Regeln ...................................... 117
b) Regeln als Prinzipien ...................................... 120
13
Inhaltsverzeichnis
3. Einwände Klements ......................................... 123
4. Einwände Poschers .......................................... 123
C. Abwägung als additiver Anwendungsmodus ............................ 125
2. Teil
Die Strukturprinzipien der türkischen Verfassung von 1982 130
§ 4 Der Begriff des Strukturprinzips ........................................ 132
A. Begrifflichkeit .................................................... 132
I. Der hier zugrunde gelegte Prinzipienbegriff ......................... 132
II. Der Begriff des Strukturprinzips im Lichte des Grundgesetzes ........... 134
III. Abgrenzung zu anderen Etikettierungen ............................ 136
1. Leitgrundsatz und Leitprinzip ................................. 137
2. Staatsstruktur-, Staatsziel- und Staatszweckbestimmung ............. 138
3. Grund-, Wert-, Verfassungs- und Leitentscheidung ................. 140
IV. Etikettierung als Strukturprinzip .................................. 142
B. Die Strukturprinzipien der türkischen Verfassung ........................ 143
§ 5 Allgemeines zur türkischen Verfassung von 1982 ........................... 144
A. Die türkische Verfassung ........................................... 144
I. Die Struktur der türkischen Verfassung ............................. 145
II. Historische Einordnung der Verfassungsreformen ..................... 146
1. Die bisherigen Verfassungsreformen ............................ 146
2. Die Verfassungsreform von 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
3. Die Verfassungsreform von 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
4. Die Verfassungsreform von 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
a) Das türkische Präsidialsystem ............................... 155
aa) Die wesentlichen Bestimmungen ......................... 155
bb) Die Änderungen zur Judikative .......................... 157
b) Die Typisierung des Präsidialsystems ......................... 159
B. Die verfassungsrechtlichen Prinzipien der TVerf ......................... 160
I. Die Prinzipien in der Präambel ................................... 161
II. Die Strukturprinzipien .......................................... 164
III. Die Prinzipien Atatürks ......................................... 165
IV. Allgemeine und völkerrechtliche Rechtsprinzipien .................... 167
§ 6 Charakteristika der türkischen Strukturprinzipien ........................... 169
A. Das Laizitätsprinzip ............................................... 170
I. Begrifflichkeit ................................................ 171
14 Inhaltsverzeichnis
II. Positivierung des Laizitätsprinzips ................................ 173
1. In der Präambel ............................................. 174
2. Das Laizitätsprinzip als Strukturprinzip .......................... 175
3. Die Religions- und Gewissensfreiheit ........................... 175
a) Gemäß Art. 24 TVerf ...................................... 176
aa) Schutz .............................................. 176
bb) Schranken ........................................... 179
cc) Schranken-Schranken .................................. 181
b) Gemäß der verfassungsrechtlichen Literatur .................... 186
aa) I. Generation der verfassungsrechtlichen Diskussionen zur Reli-
gionsfreiheit ......................................... 187
bb) II. Generation der verfassungsrechtlichen Diskussionen zur Reli-
gionsfreiheit ......................................... 188
cc) III. Generation der verfassungsrechtlichen Diskussionen zur Reli-
gionsfreiheit ......................................... 189
4. Das Präsidium für Religionsangelegenheiten ...................... 190
5. Die sonstigen Verfassungsvorschriften ........................... 193
III. Rechtsvergleichende Betrachtung ................................. 195
1. Deutschland ............................................... 197
a) Allgemeines ............................................. 197
b) Beispielshafte Konfliktfälle ................................. 202
2. Vergleich .................................................. 206
IV. Das Laizitätsprinzip anhand des verfassungsrechtlichen Schrifttums ...... 209
1. Yavuz Sabuncu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
2. Ahmet Kuru und Ergun Özbudun ............................... 210
3. Kemal Gözler .............................................. 212
4. Cem Eroğul ................................................ 213
5. İbrahim Kaboğlu ............................................ 214
6. Mustafa Erdoğan ............................................ 215
7. Stellungnahme ............................................. 216
B. Das Nationalitätsprinzip ............................................ 217
I. Abgrenzung vom Nationalismus Atatürks ........................... 217
II. Positivierung des Nationalitätsprinzips ............................. 219
1. In der Präambel ............................................. 219
2. Das Nationalitätsprinzip als Strukturprinzip ...................... 220
3. Souveränitätsprinzip ......................................... 221
4. Das Prinzip der Unteilbarkeit des Staates ......................... 222
a) Die unteilbare Einheit des Staatsvolkes ....................... 223
aa) Türkische Nation als Staatsangehörigkeit ................... 223
bb) Nationale Kultur ...................................... 225
15
Inhaltsverzeichnis
cc) Staatssprache ........................................ 227
dd) Das Verbot der „Schaffung“ von Minderheiten? ............. 229
b) Die unteilbare Einheit des Staatsgebietes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
aa) Das Prinzip der Unabhängigkeit des Staates ................ 231
bb) Das Prinzip der zentralen und lokalen Verwaltung ............ 232
cc) Das Verbot des Föderalismus ............................ 233
5. Die sonstigen Verfassungsvorschriften ........................... 234
C. Das wehrhafte Demokratiekonzept der türkischen Rechtsordnung . . . . . . . . . . . 235
I. Konzeption der wehrhaften Demokratie ............................ 236
II. Das Parteiverbot als Instrument der wehrhaften Demokratie ............ 239
1. Das Parteiverbot gemäß der türkischen Rechtsordnung .............. 239
2. Das Parteiverbot gemäß der EMRK ............................. 242
a) Prüfungsmaßstäbe des EGMR .............................. 245
b) Exkurs: Demokratie als Schutzgut ........................... 248
III. Rechtsvergleichende Betrachtung ................................. 249
1. Das streitbare Demokratieverständnis gemäß dem Grundgesetz ....... 249
2. Die Bindungsklausel gemäß Art. 79 Abs. 3 GG .................... 251
3. Das Parteiverbot gemäß Art. 21 Abs. 2 GG ........................ 253
4. Die freiheitliche demokratische Grundordnung .................... 255
IV. Kritik ....................................................... 257
D. Die Ewigkeitsgarantie der Strukturprinzipien der türkischen Verfassung ...... 258
3. Teil
Auseinandersetzung mit Alexys Konzeption des Prinzips
anhand der Strukturprinzipien der türkischen Verfassung von 1982 264
§ 7 Verfassungsgerichtliche Praxis zu Strukturprinzipien ........................ 265
A. Laizitätsprinzip vs. Religionsfreiheit .................................. 266
I. Die Rechtsprechung des TVerfG zur religiösen Bekleidung ............. 266
1. Das Kopftuch an Hochschulen ................................. 267
a) Vor dem TVerfG ......................................... 267
aa) Sachverhalt .......................................... 267
bb) Entscheidung ........................................ 268
cc) Bewertung ........................................... 270
b) Vor dem EGMR .......................................... 272
aa) Sachverhalt .......................................... 273
bb) Entscheidung ........................................ 273
cc) Bewertung ........................................... 275
16 Inhaltsverzeichnis
2. Umdenken durch das Individualbeschwerdeverfahren ............... 276
a) Rechtsanwältin mit dem Kopftuch ........................... 276
aa) Sachverhalt .......................................... 276
bb) Entscheidung ........................................ 277
cc) Bewertung ........................................... 280
b) Mantelentscheidung ...................................... 281
aa) Sachverhalt .......................................... 281
bb) Entscheidung ........................................ 282
cc) Bewertung ........................................... 284
c) Das Kopftuch im öffentlichen Dienst ......................... 285
aa) Vorbemerkungen ...................................... 285
bb) Sachverhalt .......................................... 286
cc) Entscheidung ........................................ 287
dd) Bewertung ........................................... 289
II. Die Rechtsprechung des EGMR zum Unterrichtsfach „Religiöse Kultur und
Sittenlehre“ .................................................. 290
1. Sachverhalt ................................................ 290
2. Entscheidung .............................................. 290
3. Bewertung ................................................. 292
III. Die Rechtsprechung zu religiösen Minderheiten ...................... 293
1. Die Entscheidungen des EGMR zum Alevitentum ................. 293
a) Die Entscheidung zum Status der Cemhäuser ................... 293
aa) Sachverhalt .......................................... 294
bb) Entscheidung ........................................ 294
cc) Nachbemerkung ...................................... 295
b) Die Entscheidung zum alevitischen Glauben ................... 296
aa) Sachverhalt .......................................... 296
bb) Entscheidung ........................................ 296
c) Bewertung .............................................. 297
2. Die Entscheidung des TVerfG zu nichtmuslimischen Gemeinschaften .. 297
a) Sachverhalt ............................................. 297
b) Entscheidung ............................................ 298
c) Bewertung .............................................. 300
IV. Zusammenfassung ............................................. 300
B. Das Parteiverbot wegen des Verstoßes gegen das Laizitätsprinzip ............ 302
I. Wohlfahrtspartei (RP) .......................................... 303
1. Vor dem TVerfG ............................................ 303
a) Sachverhalt ............................................. 303
b) Entscheidung ............................................ 303
17
Inhaltsverzeichnis
c) Bewertung .............................................. 306
2. Vor dem EGMR ............................................ 306
a) Sachverhalt ............................................. 307
b) Entscheidung ............................................ 307
c) Bewertung .............................................. 311
II. Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) ..................... 313
1. Sachverhalt ................................................ 313
2. Entscheidung .............................................. 314
3. Bewertung ................................................. 316
III. Zusammenfassung ............................................. 317
C. Das Nationalitätsprinzip ............................................ 317
I. Das Prinzip „der unteilbaren Einheit des Staates und Volkes“ ........... 318
1. Die Rechtsprechung des TVerfG ............................... 318
a) TBKP .................................................. 319
aa) Sachverhalt .......................................... 319
bb) Entscheidung ........................................ 319
cc) Hinweis zur Entscheidung des EGMR ..................... 321
dd) Bewertung ........................................... 321
b) ÖZDEP ................................................ 322
aa) Sachverhalt .......................................... 322
bb) Entscheidung ........................................ 322
cc) Hinweis zur Entscheidung des EGMR ..................... 323
dd) Bewertung ........................................... 324
c) DTP ................................................... 325
aa) Sachverhalt .......................................... 325
bb) Entscheidung ........................................ 325
cc) Hinweis zur Entscheidung des EGMR ..................... 326
dd) Bewertung ........................................... 327
2. Zusammenfassung .......................................... 328
II. Nationalitätsprinzip vs. Meinungsfreiheit ........................... 332
1. Sachverhalt ................................................ 332
2. Entscheidung .............................................. 333
3. Bewertung ................................................. 334
§ 8 Auseinandersetzung mit der Prinzipientheorie Alexys ....................... 334
A. Normstrukturelle Folgerungen ....................................... 335
I. Semantischer Normbegriff ....................................... 336
II. Der Doppelcharakter der Grundrechtsnormen ........................ 339
III. Relative Vorrangrelation bei Prinzipien ............................. 343
18 Inhaltsverzeichnis
B. Rechtsmethodische Herausforderungen ................................ 345
I. Zirkularität der abstrakten Trennungsthese .......................... 346
II. Ablehnung der dualistischen Rechtsanwendungstheorie ................ 350
III. Epistemische Kernpositionsthese Alexys ............................ 351
IV. Wesensgehaltsgarantie .......................................... 354
§ 9 Deutung der Strukturprinzipien .......................................... 359
A. Normtheoretische Auseinandersetzung ................................ 360
I. Das Laizitätsprinzip ............................................ 361
1. Das Verbot der Staatsreligion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
2. Die staatliche Absicherung der religiösen Angelegenheiten ........... 364
3. Das Verbot religiöser Maßstäbe und Glaubensbewertungen .......... 366
4. Das Neutralitätsprinzip ....................................... 367
5. Das Prinzip der Garantie von Religions- und Gewissensfreiheit ....... 368
a) Institutionelle Garantien ................................... 369
b) Subjektive Rechte ........................................ 369
II. Das Nationalitätsprinzip ......................................... 371
1. Das Souveränitätsprinzip und das Legitimitätsprinzip ............... 371
2. Das Unteilbarkeitsprinzip ..................................... 372
a) Das Prinzip der türkischen Nationalität ........................ 372
b) Das Verbot des Föderalismus ............................... 373
III. Zusammenfassung ............................................. 374
B. Die Anwendung der Strukturprinzipien ................................ 375
C. Wirkungsweise der Strukturprinzipien ................................. 378
I. Der (verfassungs-)änderungsfeste Bereich .......................... 378
II. Der abwägungsfeste Bereich ..................................... 379
III. Der gesetzesfeste Bereich ....................................... 379
D. Zusammenfassung ................................................ 380
§ 10 Ausblick ............................................................ 382
Rechtsprechungsverzeichnis .............................................. 384
Rechtsquellenverzeichnis ................................................. 388
Literaturverzeichnis ..................................................... 409
Sachverzeichnis ........................................................ 430
Verzeichnis verwendeter logischer Symbole
Symbole der Aussagenlogik
¬ Negation (nicht)
∧ Konjunktion (und)
⟶ Konditional (wenn …, dann …)
↔ Bikonditional (… genau dann, wenn …)
Symbole der Quantorenlogik
Ɐx Allquantor (für alle x gilt, …)
Symbole der deontischen Logik
O Gebotsoperator (es ist geboten, dass …)
P Erlaubnisoperator (es ist erlaubt, dass …)
Abkürzungsverzeichnis
a. F. alte Fassung
A. Ü. Ankara Üniversitesi (Ankara Universität)
Abs. Absatz
Abschn. Abschnitt
AKP Adalet ve Kalkınma Partisi (Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei)
AMKD Anayasa Mahkemesi Kararlar Dergisi
(Entscheidungssammlung des Verfassungsgerichts)
AMZ Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen
AöR Archiv des öffentlichen Rechts
ApuZ Aus Politik und Zeitgeschichte
APSA American Political Science Association
ARSP Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie
Art. Artikel
Aufl. Auflage
AÜHFD Ankara Üniversitesi Hukuk Fakültesi Dergisi (Ankara Law Review)
BBSK Bireysel Başvuru Seçme Kararlar
(Die ausgewählten Individualbeschwerdeentscheidungen)
Bd. Band
Beschl. Beschluss
BP Birlik Partisi (Einheitspartei)
bspw. beispielsweise
BVerfG Bundesverfassungsgericht
BWV Berliner Wissensschafts-Verlag
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CEM Cumhuriyetçi Eğitim ve Kültür Merkezi
(Republikanisches Stiftungszentrum für Bildung und Kultur)
CHP Cumhuriyet Halk Partisi (Republikanische Volkspartei)
d. h. das heißt
DDP Demokratik Değişim Partisi (Partei der Demokratie und der Veränderung)
DEP Demokrasi Partisi (Partei der Demokratie)
ders. Derselbe
DKP Demokratik Kitle Partisi (Demokratische Massenpartei)
DÖV Die Öffentliche Verwaltung
DTP Demokratik Toplum Partisi (Partei der Demokratischen Gesellschaft)
E. Esas (Begründung)
EGMR Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte
EMRK Europäische Menschenrechtskonvention
EP Emek Partisi (Arbeitspartei)
etc. et cetera
EuConst European Constitutional Law Review
21
Abkürzungsverzeichnis
EuGH Europäischer Gerichtshof
EuGRZ Europäische Grundrechte-Zeitschrift
f. folgende
ff. fortfolgende
Fn. Fußnote
FP Fazilet Partisi (Tugen dpa rte i)
FS Festschrift
Gair Gesellschaft für Arabisches und Islamisches Recht
gem. gemäß
GG Grundgesetz
GS Gedenkschrift
H. Heft
HADEP Halkın Demokratik Partisi (Partei der Demokratie des Volkes)
HdbStR Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland
HEP Halkın Emek Partisi (Arbeitspartei des Volkes)
HRRS Der Hohe Rat der Richter und Staatsanwälte
Hrsg. Herausgeber
HZP Huzur Partisi (Friedenspartei)
i. V. m. in Verbindung mit
ICANAS International Congress of Asian and North African Studies
Icon International Constitutional Law
insb. insbesondere
IPbpR Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte
İÜHFM İstanbul Üniversitesi Hukuk Fakültesi Mecmuası (Istanbul Law Review)
JuS Juristische Schulung
JZ Juristische Zeitung
K. Karar (Entscheidung)
KJ Kritische Justiz
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
MNP Milli Nizam Partisi (Partei der nationalen Ordnung)
n. F neue Fassung
NLMR Newsletter Menschenrechte
No. Number
Nr. Nummer
NVwZ Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht
o. Ä. ode r Ähnliches
ÖZDEP Özgürlük ve Demokrasi Partisi (Partei der Freiheit und Demokratie)
Rg Zeitschrift des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte
RG Resmi Gazete (Amtsblatt)
RJ Ratio Juris
Rn. Randnummer
RP Refah Partisi (Wohlfahrtspartei)
Rs. Rechtsprechung
RW Rechtswissenschaften
S. Seite(n)
SBF Siyasal Bilgiler Fakültesi (Fakultät für Politikwissenschaften)
SBP Sosyalist Birlik Partisi (Sozialistische Einheitspartei)
22 Abkürzungsverzeichnis
SDÜHFD Süleyman Demirel Üniversitesi Hukuk Fakültesi Dergisi
(Suleyman Demirel University Law Review)
sog. sogenannt
SP Sosyalist Parti (Sozialistische Partei)
SRP Sozialistische Reichspartei
STP Sosyalist Türkiye Partisi (Partei der Sozialistischen Türkei)
StVO Straßenverkehrsordnung
TBB Türkiye Barolar Birliği (Vereinigung der Rechtsanwaltskammern Türkei)
TBKP Türkiye Birleşik Komünist Partisi (Vereinigte Kommunistische Partei der
Türkei)
TEP Türkiye Emekçi Partisi (Arbeitspartei der Türkei)
TOVerwG Danıştay (Das türkische oberste Verwaltungsgericht)
TPartG Das türkische Parteiengesetzbuch
TStGB Das türkische Strafgesetzbuch
TVerf Die türkische Verfassung
TVerfG Das türkische Verfassungsgericht
TVerfGG Das türkische Verfassungsgerichtsgesetz
u. a. unte r anderem
usw. und so weiter
Urt. v. Urteil von
Vol. Volume
v. von / m
vgl. vergleiche
Vor b. Vo rbem erkung
VRÜ Verfassung und Recht in Übersee
vs. versus
VVDStRL Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer
WRV Weimarer Reichsverfassung
YUHFD Yeditepe Üniversitesi Hukuk Dergisi (Journal of YU Faculty of Law)
z. B. Zum Beispiel
ZaöRV Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht
ZEuS Zeitschrift für Europarechtliche Studien
ZevKR Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht
ZfP Zeitschrift für Politik
ZfTS Zeitschrift für Türkeistudien
zit. zitiert
ZJS Zeitschrift für das Juristische Studium
ZP Zusatzprotokoll
ZPol Zeitschrift für Politikwissenschaft
ZSE Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften
Zu. Zusatzartikel
ZWG Zeitschrift für Weltgeschichte
§ 1 Einleitung
Den Untersuchungsgegenstand vorliegender Arbeit bilden im Wesentlichen die
Strukturprinzipien der türkischen Verfassung von 1982, spezifisch das Laizitäts-
und das Nationalitätsprinzip. Einerseits bedeutet dies, dass sich die Untersuchung
der Strukturprinzipien auf die Vorgaben einer konkreten Verfassungsordnung be-
schränkt. Im Sinne der unterschiedlichen Aspekte einer rechtsdogmatischen Arbeit
(des analytischen, empirischen und normativen)1 lässt sich die hier vorliegende
Arbeit daher zum Teil als empirisch bezeichnen. Wie später näher verdeutlicht,
ist der Begriff des Strukturprinzips eng mit dem Staat und der Staatsstruktur und
folglich der verfassungsrechtlichen Faktizität verbunden. Ein reiner Rückgriff auf
die Normativität könnte demnach die Möglichkeit eines durch Institutionen und
Verfahren greifbaren Strukturprinzips ausschließen. Andererseits heißt es, dass
die Untersuchung von Strukturprinzipien der türkischen Verfassung nicht im Hin-
blick auf jedes Strukturprinzip durchgeführt werden kann. Aus diesem Grund ist
eine beispielhafte Darstellung bevorzugt worden. Bei der Auswahl einer solchen
Darstellung werden zwei Punkte berücksichtigt. Zum einen werden die auf die
Strukturprinzipien der türkischen Verfassung bezogenen verfassungsrechtlichen
Schriften beachtet. Zwei Strukturprinzipien der türkischen Verfassung, die dabei
als die „wichtigsten“2 anzusehen sind, werden ausgewählt: nämlich das Laizitäts-
und das Nationalitätsprinzip. Zum anderen wird in Betracht gezogen, dass diese
zwei Strukturprinzipien der türkischen Verfassung gleichzeitig der deutschen
1 Dabei stellt Alexy dar, dass eine rechtswissenschaftliche Theorie in Verbindung mit den
folgenden drei Aspekten durchgeführt werden kann. Ihm zufolge geht es in einer analytischen
Arbeit um die begrifflich-systematische Durchdringung des geltenden Rechts, während es
bei einer empirischen Untersuchung um die Erkenntnis des positiv geltenden Rechts geht. In
einer normativen Dimension hingegen ist die Frage entscheidend, was unter Zugrundelegung
des positiv geltenden Rechts die richtige Entscheidung in einem konkreten Fall ist. Näher bei
Alexy, Robert, Theorie der Grundrechte, 5. Aufl., Suhrkamp, Frankfurt / M., 2006, S. 22 ff.
2 Rumpf, Christian, Das türkische Verfassungssystem, Harrassowitz, Wiesbaden, 1996,
S. 105; ebenso ders., Das Laizismus-Prinzip in der Rechtsordnung der Republik Türkei, in:
JöR 36 (1987), S. 179 (179 ff.); ders., Laizismus, Fundamentalismus und Religionsfreiheit in
der Türkei in Verfassung, Recht und Praxis, in: Verfassung und Recht in Übersee / Law and
Politics in Africa, Asia and Latin America 32 (1999), H. 2, S. 164 (164); Yildiz, Hüseyin, Der
neue türkische Verfassungsentwurf und die daraus resultierenden Einflüsse auf die demokra-
tische Entwicklung der Türkei, in: JöR 58 (2010), S. 353 (354), Fn. 3; vgl. auch Öztürk, Akif
Hilal, Das Kopftuch, Peter Lang, Frankfurt, 20 06, S. 253; Perçin, Müjgan, Die Kompatibilität
des säkularen Staates mit dem Islam– Am Beispiel der Türkei unter besonderer Berücksich-
tigung des deutschen Religionsverfassungsrechts, Duncker & Humblot, Berlin, 2013, S. 193;
Özbudun, Ergun, Türkiye’de Demokratikleşme Süreci (Der Demokratisierungsprozess in der
Türkei), İstanbul Bilgi Üniversitesi Yayınları, İstanbul, 2014, S. 104 f.
24 § 1 Einleitung
Verfassungskultur völlig fremd sind und daher eine solche Untersuchung in der
deutschen Sprache auf Interesse stoßen könnte.
Neben dem oben erwähnten empirischen Aspekt liefert diese Arbeit auch eine
analytische Folie zum Begriff des Prinzips, die auf die Prinzipientheorie von Ro-
bert Alexy zurückgeht. In Annäherung an die Prinzipienkonstruktion von Alexy
wird dabei auch versucht, die Frage zu beantworten, ob der Prinzipienbegriff
Alexys für die Strukturprinzipien der türkischen Verfassung eine adäquate rechts-
theoretische Grundlage bietet.
A. Ziele
Aus dem Dilemma des Naturrecht-Positivismus-Streits ergibt sich die vor al-
lem im anglo-amerikanischen Rechtskreis diskutierte Theorie der „General Prin-
ciples of Law“, die die Unterscheidung von Regeln und Prinzipien voraussetzt.3
Damit übereinstimmend entwickelt Robert Alexy in seiner Habilitationsschrift
Theorie der Grundrechte4 eine Strukturtheorie der Grundrechte, die die von Ro-
nald Dworkin5 vorgeführte Unterscheidung von Regeln und Prinzipien behandelt,
und versucht dabei, Abweichungen in der Normenanwendung mit dem Hinweis
auf Differenzen in der Normstruktur rekonstruierend zu erklären. Dies stellt er als
empirisch-analytischen Charakter6 seiner Theorie dar.
Die Grundrechtstheorie Alexys stellt sich vor allem als eine Theorie der Abwä-
gung dar, die auf dem in seinen späteren Veröffentlichungen in einer Gewichts-
formel 7 formulierten Abwägungsgesetz beruht. Dies entspricht nicht zufällig der
letzten Stufe der Grundrechtsprüfung– dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz: „Der
Prinzipiencharakter impliziert den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, und dieser im-
pliziert jenen.“8 Auf diese Weise stellt er die Zugehörigkeit von Prinzipien zum
Rechtssystem im „Offenheitsbereich des positiven Rechts“ dar, worin auf Sub-
sumtion verzichtet wird, um mithilfe der Abwägung als Anwendungsform der
Prinzipien ein rationales und daher nach Maßgabe der Diskurstheorie mit dem
Anspruch auf Richtigkeit ausgestattetes Ergebnis erzielen zu können.9 Ausgehend
3 Hassemer, Wi nf rie d / Neumann, Ulf rid / Saliger, Frank (Hrsg.), Einführung in die Rechts-
philosophie und Rechtstheorie der Gegenwart, 9. Aufl., C. F.Müller, Heidelberg, 2016, S. 98.
4 Alexy, Robert, Theorie der Grundrechte, 5. Aufl., Suhrkamp, Frankfurt / M., 2006.
5 Siehe unt en § 2 A. I.
6 Alexy, Theorie der Grundrechte, S. 32.
7 Alexy, Robert, Die Gewichtsformel, in: Jickeli, Joachim / Kreutz, Peter / Reuter, Dieter
(Hrsg.), GS für Jürgen Sonnenschein, De Gruyter, Berlin, 2003, S. 771 (771 ff.); ders., Post-
script, in: ders., A Theory of Constitutional Rights, Oxford University Press, Oxford, 2002,
S. 388 (401 ff.).
8 Alexy, Theorie der Grundrechte, S. 100.
9 Zur Kritik daran: Bäcker, Carsten, Recht als institutionalisierte Vernunft, in: ARSP 97
(2011), H. 3, S. 346–356.
25
§ 1 Einleitung
davon beansprucht die Alexysche Prinzipientheorie, die Grundrechtstheorie und
die Argumentationstheorie miteinander zu verbinden.10
Als eine grundrechtsdogmatische Theorie befasst sich die Prinzipientheorie
Alexys primär mit der „Frage nach der richtigen grundrechtlichen Entscheidung
und der rationalen grundrechtlichen Begründung“11. Im Hintergrund dieser Frage
stehen die sich aus dem normstrukturellen Dualismus ergebende logische Unter-
scheidung von Regeln und Prinzipien und folglich der darauf beruhende Prinzipi-
enbegriff.12 Dies zeigt sich in den folgenden Worten Alexys deutlich:
„Die Unterscheidung zwischen Regeln und Prinzipien steht im Zentrum einer Theorie, die
als ‚Prinzipientheorie‘ bezeichnet werden kann. Die Prinzipientheorie ist das System der
Implikationen dieser Unterscheidung.“13
Die dabei angenommene normstrukturelle Bezeichnung von Prinzipien als Opti-
mierungsgebote spielt somit in der Alexyschen Grundrechtsdogmatik eine wesent-
liche Rolle. Diese zweistufige Argumentation der Prinzipientheorie manifestiert,
dass es sich bei der Prinzipientheorie nicht nur um eine reine Grundrechtstheorie
handelt, sondern auch um „eine rechtstheoretische Theorie analytischer Natur,
die auf unterschiedliche rechtsdogmatische Bereiche konkreter Rechtssysteme“14
Anwendung findet.
„Kaum eine wissenschaftliche Schrift auf dem Gebiet des Öffentlichen Rechts
hat den vergangenen dreißig Jahren in Deutschland [und international] so viel
Aufmerksamkeit gefunden und ist bis in die juristische Ausbildung und Praxis
hinein so nachhaltig rezipiert worden wie Robert Alexys ‚Theorie der Grund-
rechte‘von 1985.“15 Trotz ihres Erfolgs ist die Alexysche Prinzipientheorie des
Rechts seit ihrer Existenz stark kritisiert16 und im Laufe der Zeit von ihren Befür-
10 Alexy, Robert, Hauptelemente einer Theorie der Doppelnatur des Rechts, in: ARSP 95
(2009), H. 2, S. 151 (166); ders., Rechtsregeln und Rechtsprinzipien, in: ders. / Koch, Hans-Jo-
achim / Kuhlen, Lothar / Rüßmann, Helmut (Hrsg.), Elemente einer juristischen Begründungs-
lehre, Nomos, Baden-Baden, 2003, S. 217 (225 ff.).
11 Alexy, Theorie der Grundrechte, S. 32.
12
Borowski, Marti n, Grundrechte a ls Prinzipien, 3. Aufl., Nomos, Baden-Baden, 2018, S. 114.
13
Alexy, Robert, Konstr uktion der Grund rechte, in: Clérico, Laura / Sieck mann, Jan-Reinard
(Hrsg.), Grundrechte, Prinzipien und Argumentation, Nomos, Baden-Baden, 2009, S. 9 (10).
14 Kallmeyer, Christoph, Ideales Sollen, Nomos, Baden-Baden, 2016, S. 17 f.
15
Klement, Jan Henrik, Vom Nutzen einer Theorie, die alles erklär t, in: JZ 15 (2008), S. 756
(756).
16 Eine der stärksten Kritiken findet sich bei Ralf Poscher, der in seiner intensiven Ausein-
andersetzung mit der Prinzipientheorie Alexys geltend gemacht hat, dass die Prinzipientheo-
rie zu einer Theorie auf der „erfolglosen Suche nach ihrem Gegenstand“ geworden sei, zur
„Theorie eines Phantoms“. Poscher, Ralf, Einsichten, Irrtümer und Selbstmissverständnis der
Prinzipientheorie, in: Sieckmann, Jan-Reinhard (Hrsg.), Prinzipientheorie der Grundrechte,
Nomos, Baden-Baden, 2007, S. 59–79; ders., Theorie eines Phantoms: Die erfolglose Suche
der Prinzipientheor ie nach ihrem Gegenstand, in: RW 4 (2010), S. 349–372; ders., Grundrechte
als Abwehrrechte, Mohr Siebeck, Tübingen, 2003, S. 73 ff.; ders., The Principle Theory: How