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Erschienen als: Gerhard Brandhofer, Martin Ebner, Klaus Himpsl-Gutermann und Sandra
Schön (2021). Lehrende zur Erstellung von offenen Bildungsressourcen motivieren: Ideen
aus der Arbeitsgruppe OER. In: fnma Magazin, 4/2021, 11-14.
https://www.fnma.at/content/download/2440/13947
Lehrende zur Erstellung von offenen Bildungsressourcen motivieren: Ideen aus der
Arbeitsgruppe OER
Im Spätherbst 2021 waren mehrere Termine der fnma AG zu offenen Bildungsressourcen
(kurz OER) angesetzt. Am Mittwoch, den 17. November 2021 drehte es sich dabei um die
Frage, wie man Lehrende dazu motivieren kann, OER zu erstellen. Diese Fragestellung
entstand in der PHELS-Arbeitsgruppe und Ideengeber Klaus Himpsl-Gutermann war mit
fnma Präsidiumsmitglied Gerhard Brandhofer auch bei der Moderation des Workshops der
AG OER aktiv.
Einführend verwies der fnma-Arbeitsgruppenleiter Martin Ebner zunächst auf die
Ergebnisse des DigiCoffee-Workshops vom Herbst 2020, an die man anknüpfen könne.
Zwar gibt es auch bereits einige Veröffentlichungen zu den Motiven, OER zu machen (vgl.
Otto, 2021), diese beziehen sich aber oft auf Personen, die (noch) kein OER machen. Recht
eindeutig – wenn auch wenig überraschend – sind Studien, die darauf hinweisen, dass
Lehrende (97 wurden befragt) „eher bereit sind, anderen OER zur Verfügung zu stellen,
wenn sie selbst erfahren und vertraut mit dem Einsatz von OER sind” (siehe Schöb et al.,
2021. S. 108).
Lehrende müssen also ein Grundwissen und -verständnis von OER haben, damit sie sich
überhaupt einbringen können. Im Workshop ging es dann vor allem darum, welche Ideen
und Erfahrungen es gibt, um dann auch konkrete OER-Aktivitäten zu unterstützen, weil es
für Lehrende anregend, hilfreich und sinnvoll ist, sich zu beteiligen. Die fnma AG OER
sammelte die im Folgenden skizzierten Ideen, die für Lehrende an Hochschulen attraktiv
sein könnten:
• So kann man einen Tag der Lehrenden dafür nutzen, gemeinsam an einem
konkreten OER-Vorhaben zu arbeiten, also einen OER-„Hackathon“ bzw.
„Booksprint“ zu gestalten. So könnten auch Einsteiger:innen erreicht werden und
gemeinsam etwas zu erreichen ist motivierend – und mündet zuletzt auch in einem
Ergebnis, von dem im besten Falle alle profitieren können.
• Auch hochschulübergreifende OER-Erstellungsprojekte zu bestimmten,
abgegrenzten Themen, können hier zu interessantem Austausch mit Kolleg:innen im
Fach über Hochschulgrenzen hinweg führen – und relevanten Ressourcen für die
eigene Lehre.
• Es wurde auch vorgeschlagen, dass schon bei der Einarbeitung von Lehrenden, also
beim Onboarding, ein niederschwelliger Input zu OER integriert sein sollte, z.B.
Hinweise dazu, wie und dass OER an der Hochschule unterstützt wird.
• Ein passendes und interessantes Veranstaltungskonzept wird auch in der
Ringvorlesung gesehen, bei der Vortragende aus unterschiedlichen Hochschulen mit
Beiträgen unter der Bedingung von offenen Lizenzen mitwirken, die zum Beispiel
auch eine ausführliche Dokumentation beinhaltet und auch eine Nachnutzung
unterstützt.
Dann wurden auch Projekte mit Studierenden und Lehrenden entworfen und beschrieben:
• So wird zunächst die gemeinsame Erstellung von OER durch Lehrende mit den
Studierenden „auf Augenhöhe“ als ein motivierendes Konzept für beide Seiten
gesehen, weil damit auch gut gelernt und gelehrt wird. Das können
Forschungsvorhaben (z.B. Präsentationen für die Allgemeinheit) wie auch
Entwicklungen für die Lehre sein (z.B. für die Studierenden im folgenden Semester).
• Besonders für angehende Lehrkräfte ist die Erstellung von OER motivierend, da
diese konkrete und zukünftig hilfreiche Ressource darstellen: Sie können so konkret
an ihren eigenen Ressourcen mitgestalten – und sie dann auch später nutzen. Eine
Verzahnung in der Lehrer:innenausbildung, z.B. mit der Gestaltung von OER aus den
padagogisch-praktischen Studien oder die Mitwirkung bei OER-Schulbüchern
wurden hier genannt. Motivierend wirkt hier nicht zuletzt, wenn diese Materialien
auch direkt in der Schule genutzt (z.B. deren Einsatz auch evaluiert) wird.
• Ganz allgemein wäre für Studierende OER-Erstellung dann interessant, wenn die
Ergebnisse auch öffentlichkeitswirksam präsentiert werden.
• Auch eine besondere Zielgruppe oder Zielsetzung von OER, z.B. für Flüchtlinge (wie
bei der Initiative Kiron) oder zu Anliegen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten
Nationen können dazu beitragen, dass Studierende und Lehrende gerne mitwirken.
• Auch bei der Arbeit mit Studierenden werden Veranstaltungskonzepte wie
Booksprints oder Hackathons für OER vorgeschlagen.
• Es wird auch betont, dass gerade Studierende, beispielsweise im Kontext von
Erasmus-Programmen auch originäre Beiträge bei multiperspektivistischen OER
liefern können, die Lehrende selbst gar nicht erstellen können. Als Beispiel wurden
die Sammlung von individuellen Erinnerungen von Studierenden an das Jahr 1989
genannt.
• Formal könnten OER-Entwicklungen auch ETCS-wirksam bei fakultativen Kursen
oder im Erweiterungsstudium berücksichtigt werden.
Die Workshopteilnehmer:innen haben dann übrigens den möglichen Ansatzpunkt für OER
schon in die Schulzeit vorverlegt, in der Urheberrecht und offene Lizenzen bereits
thematisiert werden sollten, nicht zuletzt in der sog. vorwissenschaftlichen Arbeit oder dann
spätestens mit Studienbeginn.
Ein Teil der Workshopteilnehmer:innen hat sich vor allem mit den Rahmenbedingungen zur
Förderung von OER-Aktivitäten von Hochschulen beschäftigt, die konkret für mehr
Motivation bei den Angehörigen der Hochschulen sorgen könnten. Diese sind
stichpunktartig:
• Ressourcenbereitstellung für Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit Produktion
von OER;
• Integration in Weiterbildungen für Lehrende im Bereich der
Mediendidaktik/Fachdidaktik;
• Standards für “neue” Lehrende, Selbstlernkurse;
• Lernmanagementsysteme, die OER-freundlich sind, also den Austausch
unterstützen;
• Initiativen der Hochschule im Bereich von Third Mission könnten mit OER verknüpft
sein;
• Veröffentlichen und Prämieren von gut gelungenen Arbeiten von OER;
• Nutzung von guten OER als PR-Maßnahme der Hochschule und
• ganz allgemein den Wert der guten Lehre gegenuber der Forschung stärken.
Zu den Infrastrukturen, die OER benötigt, gehören ansonsten die Aspekte, die auch beim
Vorhaben der OER-Zertifizierung als zentrale Kriterien genannt werden: OER-
Weiterbildungen für Lehrende und Mitarbeiter:innen, eine bestimmte Anzahl von zum
Thema OER qualifizierten Mitarbeiter:innen, eine OER-Strategie sowie auch ein OER-
Repositorium, in dem OER der Hochschulen veröffentlicht und archiviert werden (s. fnma,
2021; Schön et al, 2020).
Unser herzliches Dankeschön gilt alle Beteiligten beim Workshop; namentlich Elfriede
Berger (HAUP, fnma), Gerhard Brandhofer (PH NÖ, fnma), Martin Ebner (TU Graz, fnma),
Claudia Hackl (UW), Christina Hell (UWK), Klaus Himpsl-Gutermann (PH Wien), Irene Mayr
(FH BFI Wien), Carmen Oman (FH Kärnten), Daniel Palm (UWK), Karl Peböck (PHV), Sandra
Schön (fnma), Reinhard Tockner (FH OÖ), Anton Tremetzberger (FH OÖ) und Barbara
Zuliani (PHDL).
Literatur
Ebner, M., Kopp, M., Hafner, R., Budroni, P., Buschbeck, V., Enkhbayar, A., Ferus, A.,
Freisleben-Teutscher, C. F., Gröblinger, O., Matt, I., Ofner, S., Schmitt, F., Schön, S.,
Seissl, M., Seitz, P., Skokan, E., Vogt, E., Waller, D. & Zwiauer, C. (2017). Konzept
OER-Zertifizierung an österreichischen Hochschulen. Forum Neue Medien in der
Lehre Austria. https://www.researchgate.net/publication/317276784_Konzept_OER-
Zertifizierung_an_osterreichischen_Hochschulen
Otto, D., Schroder, N., Diekmann, D. et al. (2021). Offen gemacht: Der Stand der
internationalen evidenzbasierten Forschung zu Open Educational Resources (OER).
Zeitschrift für Erziehungswissenschaften 24, 1061–1085.
https://doi.org/10.1007/s11618-021-01043-2
Schob, S., Biel, C. & Kilian, L. (2021) Offene Bildungsmaterialien als Wegbereiter zu einer
Kultur des Teilens in der Erwachsenen- und Weiterbildung – Befunde aus Sicht der
Lehrenden. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, 44, 97–113.
https://doi.org/10.1007/s40955-021-00184-5
Schön, Sandra; Ebner, Martin; Brandhofer, Gerhard; Berger, Elfriede; Gröblinger, Ortrun;
Jadin, Tanja; Kopp, Michael & Steinbacher, Hans-Peter (2021). OER-Zertifikate für
Lehrende und Hochschulen. Kompetenzen und Aktivitäten sichtbar machen. In:
Cinzia Gabellini, Sabrina Gallner, Franziska Imboden, Maaike Kuurstra und Peter
Tremp (Hrsg.) Lehrentwicklung by Openness – Open Educational Resources im
Hochschulkontext, Luzern: Pädagogische Hochschule Luzern, S. 29-32.
https://doi.org/10.5281/zenodo.5004445