In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, wie sich Öffentlichkeit in der Corona-Pandemie in Europa verändert hat. Auf der Grundlage von Eurobarometer-Daten zeigen wir, welche Rolle insbesondere digitalen Medien in der Pandemie zugekommen ist und wie diese die Einstellungen zu ergriffenen Corona-Maßnahmen beeinflusst haben. Die Daten zeigen deutlich, dass ungeachtet der großen medialen Aufmerksamkeit, die den Anti-Corona-Protesten zukam, die Unterstützung für die ergriffenen nationalen Corona-Maßnahmen und die damit verbundenen individuellen Freiheitseinschränkungen in den EU-Mitgliedstaaten hoch war, wenn auch in den nord- und westeuropäischen Ländern höher als in den ost- und südeuropäischen Ländern. Dabei ist die Art und Weise, wie Menschen die ergriffenen Corona-Maßnahmen wahrnehmen, abhängig von ihren Informationsquellen. Die verstärkte Nutzung sozialer Medien während der Pandemien geht mit einer geringeren Unterstützung der Corona-Maßnahmen einher. Dennoch können wir auf der Grundlage von Eurobarometerdaten der letzten zwei Jahre zeigen, dass die Corona-Krise in keinem der EU-Mitgliedstaaten die gesellschaftliche Polarisierung nachhaltig verstärkt hat.