In der vorliegenden Schulbuchstudie diskutieren wir, ob und wie das fachdidaktische Prinzip wissenschaftliche Mehrperspektivität und Theorienpluralismus in österreichischen Geografie und Wirtschaftskunde Schulbüchern der Sekundarstufe II umgesetzt wird. Dafür haben wir alle approbierten Schulbücher des Schuljahres 2018/19 exemplarisch anhand jenes Schulbuchkapitels untersucht, das dem Lernziel des Lehrplans „Die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen bewerten“ (BMB 2016, S. 64) entspricht. Die Analyse erfolgte mittels Verfahren der qualitativen strukturierenden Inhaltsanalyse und Diskursanalyse. Der zentrale Befund der Untersuchung lautet, dass primär die neoklassische Perspektive für die Erklärung von wirtschaftlichen Zusammenhängen Anwendung findet. Wenn andere theoretische Zugänge einfließen, werden sie vielfach nicht offengelegt. Diese Darstellungsweise verschleiert für Lernende mögliche Widersprüche und lässt Interpretationen und Wertungen als Tatsachenbeschreibungen erscheinen, und nicht als Erklärungen, die auf unterschiedlichen Theorien beruhen.