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Multizentrische, kontrollierte Kohortenstudie zur strukturierten Ersteinschätzung in der Notaufnahme mittels intelligentem Assistenzdienst OPTINOFA - eine Interimsanalyse -

Authors:
  • University Medical Center Goettingen
  • Hospital of Fuerth
Abstract
Im Innovationsfondsprojekt OPTINOFA (Abb. 1) wurde hierzu ein intelligentes, webbasiertes 5-stufiges Triage-
Instrument zur strukturierten Ersteinschätzung von Behandlungsdringlichkeit und Notfallversorgungsstufe
entwickelt (Abb. 2) und auf mobilen Endgeräten zur Verfügung gestellt. Durch den Einsatz der OPTINOFA-
Triage soll die differenzierte Steuerung der Notfallpatient*innen in den ambulanten und stationären Sektor der
Notfallversorgung ermöglicht und damit eine transsektorale Optimierung der Nofallversorgung erzielt werden..
Hintergrund
Abb. 1 Konsortium, Modellkliniken und Assoziierte Partner
Ziele
Schlussfolgerungen
Methodik Abb. 2 Ziele des Projekts OPTINOFA
Innovationsfonds FKZ 01NVF17035
E. Nyoungui1; Karg M2; Wieckenberg M3; K. Esslinger1; K. Pischek-Koch4; S. Wache4; M. Schmucker 5; M. Haag5; Krefting D4; Somasundaram R6; Dormann H2; Blaschke S1
In Deutschland ist seit Beginn der letzten Dekade ein rasanter Anstieg der Fallzahlen in den Notaufnahmen der
Krankenhäuser zu verzeichnen. Dabei hat insbesondere der Anteil der ambulanten Notfallbehandlungen, die
auch hausärztlich versorgt werden könnten, überproportional zugenommen. Wesentliche Ursachen für diese
Entwicklung umfassen die demographische Entwicklung, patientenseitig steigende Qualitätsansprüche und
Veränderungen der hausärztlichen Versorgungsstrukturen in Verbindung mit einer räumlichen und personellen
Erweiterung der Dienstbezirke sowie Allokation von KV-Bereitschaftsdienstpraxen vorzugsweise an
Krankenhäusern mit daraus resultierend längeren Wegstrecken für Notfallpatienten. Die Folgen dieser
Entwicklung sind rezidivierend auftretende Overcrowding-Szenarien in den Notaufnahmen, eine dadurch
bedingte Erhöhung der Risiken der notfallmedizinischen Versorgung bei begrenzten Ressourcen sowie
gesundheitsökonomisch steigende Kosten der Notfallbehandlung.
In einer kontrollierten, interventionellen, multizentrischen Studie (Abb. 3) in den elf teilnehmenden
Modellkliniken wurde das neue Triageverfahren eingesetzt und mit den etablierten Triagesystemen ESI und
MTS verglichen. Für die vorliegende Interimsanalyse wurden die Studiendaten aus n = 8 Modellkliniken in
Bezug auf den primären Endpunkt der klinischen Studie (Reduktion des Anteils ambulanter Notfall-
behandlungen) im Kontrollzeitraum (Juli-Dez 2019) versus Interventionszeitraum (Juli-Dez 2020) statistisch
ausgewertet und der Interventionseffekt evaluiert.
Ergebnisse
Die klinische Studie ist die erste kontrollierte, multizentrische Studie in Deutschland, die die Anwendung eines
neuen Triage-Systems zur strukturierten Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit und Versorgungsstufe
wissenschaftlich evaluiert. In der Interimsanalyse ergibt sich im Vergleich zur Kontrollphase durch die
Anwendung der OPTINOFA-Triage eine deutliche Reduktion des Anteils ambulanter Notfallbehandlungen in der
Notaufnahme sowie konsekutiv ein Anstieg der Weiterleitung in den ambulanten Sektor. Die Validität des
OPTNOFA ist vergleichbar mit den etablierten Triagesystemen. Die finalen Ergebnisse der Studie bleiben
abzuwarten.
Im Kontrollzeitraum wurden in den Modellkliniken n = 18.712 und im Interventionszeitraum n=15.609 Notfälle in
die klinische Studie eingeschlossen. Im Vergleich der beiden Zeiträume ergab sich kein signifikanter
Unterschied in Bezug auf die demographischen Daten (Abb. 4) sowie das Leitsymptomspektrum (Abb. 5) der
Studienpatienten (p > 0.05). In der Analyse der Zuweisung der Versorgungsstufe konnte der Anteil der
Notfallpatient*innen für die stationäre Notfallversorgung von 54% auf 76% gesteigert und der Anteil ambulanter
Notfallbehandlungen in der Notaufnahme von 42% auf 17% gesenkt werden (Abb. 6) In Bezug auf den
primären Endpunkt der Studie konnte in der Interventionsphase mittels OPTINOFA-Triage der Anteil ambulanter
Notfälle von 49% auf 42% reduziert werden; korrespondierend ergab sich ein Anstieg der Zuweisung zum KV-
ärztlichen Bereitschaftsdienst von 4% auf 10% (Abb. 7). Darüber hinaus ergab sich eine gute Korrelation
zwischen der OPTINOFA- Stufe und der Disposition (AUC 0.66) (Abb. 8) sowie zwischen OPTINOFA-Stufe und
Prädiktion des Outcomes (Spearman`s Rank Correlation 0.261) (Abb. 9).
Abb. 4 Patientenkollektive im Kontroll-
und Interventionszeitraum
Abb. 8 Korrelation OPTINOFA Stufe
und Disposition
Abb. 9 Korrelation OPTINOFA-Stufe und
Prädiktion des Outcomes
Kontakt: Prof. Dr. med. Sabine Blaschke, CEDE http://www.optinofa.de
Universitätsmedizin Göttingen
Zentrale Notaufnahme
Email: sblasch@gwdg.de
1Zentrale Notaufnahme, Universitätsmedizin Göttingen; 2Zentrale Notaufnahme, Klinikum Fürth; 3 Evangelisches Krankenhaus Göttingen Weende,4Institut für Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen, 5GECKO-
Institut, Hochschule Heilbronn; 6 Zentrale Notaufnahme, Universitätsmedizin Berlin Charité, Campus Benjamin Franklin
Multizentrische, kontrollierte Kohortenstudie zur strukturierten Ersteinschätzung
in der Notaufnahme mittels intelligentem Assistenzdienst OPTINOFA
- eine Interimsanalyse -
Abb. 3 Projektplan OPTINOFA
Abb. 5. Leitsymptomspektrum und
- Häufigkeiten
Abb. 6 Zuweisung der Versorgungsstufe
mittels OPTINOFA
Abb. 7 Interventionseffekt auf die
Disposition
Konsortium
... Auch in Dänemark sind Rettungswagen mit Tablets ausgestattet, die eine Datenübertragung an das anzufahrende Krankenhaus ermöglichen (Healthcare Denmark 2019), das sich dann optimal auf eintreffende Notfallpatientinnen und -patienten vorbereiten kann. Dazu werden hier -anders als in Deutschland (Busse und Mit dem Thema der standardisierten Ersteinschätzung hat sich das Innovationsfondsprojekt "OPTINOFA -Optimierung der Notfallversorgung durch strukturierte Ersteinschätzung mittels intelligenter Assistenzdienste" befasst und die Einführung eines intelligenten Assistenzdienstes für die Ersteinschätzung untersucht (Nyoungui et al. 2021). Konkret hat das Konsortium auf Basis etablierter Triage-Systeme, Leitlinien sowie einer systematischen Literaturrecherche KI-gestützte Notfall-Algorithmen für die Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit und der Notfallversorgungsstufe entwickelt. ...
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Zusammenfassung Entlang des Versorgungspfads gibt der Beitrag zunächst einen Überblick über den Reformbedarf in der Notfallversorgung und dem Rettungswesen. Darauf aufbauend werden internationale Entwicklungen und Studienergebnisse skizziert und aufgezeigt, welche Lösungen in anderen Ländern zum Einsatz kommen, um diesen Problemen zu begegnen. Anschließend werden die Kernelemente der Reformempfehlungen der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung im Hinblick auf die Notfallversorgung dargestellt und im Kontext internationaler Impulse und projektbasierter Erfahrungen aus Deutschland diskutiert. Abschließend werden die Ergebnisse und Schlussfolgerungen vor dem Hintergrund des aktuellen Stands der Notfallreform zusammengefasst und diskutiert.
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