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Raum, Macht & Gender. Über die Raumverfügbarkeit der Frau und geschlechtliche Konstruktionen in der Architektur.

Authors:

Abstract

Von einem emanzipatorischen Erkenntnisinteresse geleitet, möchte ich den Unterschied der Raumverfügbarkeit von/für Frau und Mann sowohl innerhalb der Kulturgeschichte, als auch in der geschlechtlichen Konstruktion sozialer Räume untersuchen. Dabei werde ich die historische Geschlechter- und Raumzuordung im privaten und öffentlichen Raum, die Hauptpraktiken des caring als angeblich natürlichen Trieb der Frau anhand der Pflege von Räumen (domestic space) und raumanalytischen Praktiken, sowie die Stellung des weiblichen Architektenberufs im 21. Jahrhundert thematisieren. Im Laufe von drei Kapiteln werde ich illustrieren, wie sich Frau und Mann durch die Geschichtsschreibung ›Raum‹ aneignen (Kapitel 1); den ›Raum‹, den sie anschließend haben, pflegen (Kapitel 2) und auf welche Weise Architektinnen im 21. Jahrhundert ›Raum‹ schaffen (Kapitel 3), während sie tradierte Vorurteile und verstaubte Klischees bereinigen. Dabei ist es mir ein Anliegen, die binäre Beziehungskultur von Geschlecht und Raum, Identität und Konstruktion, Theorie und Praxis, Wunsch und Wirklichkeit herauszuarbeiten, und diese um eine feministische Ethik zu ergänzen.
Raum, Macht & Gender
Über die Raumverfügbarkeit der Frau und
geschlechtliche Konstruktionen in
der Architektur
SS21
Verfasserin: Teresa Steiner
Matrikelnr.: 902973
Betreuerin: Prof.in Dr. Sandra Schramke
Muthesius Kunsthochschule Kiel
M.A. Spatial Strategies / M.F.A. Film & Time-based Media
Index
Abstract
Kapitel 1: ›Raum aneignen.
1.1. Anfänge der Raumaneignung in ursprünglichen Gesellschaften
1.2. Oikos und Polis: Sie innen, Er außen.
1.3. Gendered spaces  Historische Reproduktion geschlechtlicher Raumzuordnung
und binärer Hierarchie in der Architektur
Kapitel 2: ›Raum‹ haben, Räume pegen.
2.1. Caring labour  Eine Ethik der räumlichen Fürsorge
2.2. “Produktive Arbeit” des Mannes und “Nichtarbeit” der Frau
2.3. Reinigen, Shoppen, die Welt reparieren  Die natürliche Arbeit der Frau?
2.4. Kunst im domestic space: Kritik und Persiage an der Rolle der ›Hausfrau‹
anhand feministischer Performance-Art
Kapitel 3: ›Raum‹ schaen.
3.1. Berufsmythos “Der Architekt als männliches Genius”
3.2. Frauen in der Architektur. Frauenarchitektur?
3.3. Architektur als Spiegel gesellschaftlicher Werturteile
Fazit
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1
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4
6
10
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21
24
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29
33
1
¹ Michel de Certeau, 1925−1986, war ein französischer So-
ziologe, Historiker und Kulturphilosoph.
² Rosario Talevi ist Architektin, Gründungsmitglied der
Soft Agency und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachge-
biet Gebäudeplanung und Entwerfen an der Universität der
Künste in Berlin.
³ Da meine Hausarbeit versucht patriarchale Machtstruk-
turen zu entlarven, kann sie gerne als feministisch gelesen
werden.
Abstract
“Every story is a travel story − a spatial practice.”, schreibt Michel de Certeau¹ in seinem Werk
L'invention du quotidien (1980) und verbindet darin ‚Strategien‘ mit Machtstrukturen, mithilfe
derer sich der Mensch durch ‚aktives Konsumieren‘ Gegenstände, Rituale und Sprache zu
eigen macht. Für meine Arbeit leihe ich mir den Begri Spatial Stories von Michel de Certeau,
um eine räumliche Geschichte über die Konstruktion der Geschlechterasymmetrie zu erzählen
und um die Leser*innen auf eine Reise durch Raum und Zeit mitzunehmen: Alles begann 2020
nach einem Vortrag über Architecture and Care von Architektin Rosario Talevi² an der Muthe-
sius Kunsthochschule. In diesem machte sie deutlich, dass Sozialraumkonzepte geschlechtliche
Dierenzstrukturen in sich tragen und, dass die Bedeutung von ›Raum‹ immer auch eine Frage
von Inklusion und Exklusion ist. Diese Problematik hat mich fortan nicht mehr ruhen lassen
und ich ng an, mich mit dem Beziehungskomplex Raum‹, ›Macht‹ und ›Gender‹ auseinander
zu setzen. In der folgenden Hausarbeit werde ich versuchen, die Fragmente und Segmente, die
ich seither gesammelt habe, zusammenzuführen um sie als Ganzes neu zu interpretieren. Mei-
ne Beobachtungen und Aussagen basieren dabei nicht nur auf direkten, subjektiven Erfahrun-
gen sondern vorwiegend auf Primärliteratur und Sekundärquellen aus der Kulturwissenschaft,
der Anthropologie und der Architekturgeschichte.
Von einem emanzipatorischen Erkenntnisinteresse³ geleitet, möchte ich den Unterschied der
Raumverfügbarkeit von/für Frau und Mann sowohl innerhalb der Kulturgeschichte, als auch
in der geschlechtlichen Konstruktion sozialer Räume untersuchen. Dabei werde ich die his-
torische Geschlechter- und Raumzuordung im privaten und öentlichen Raum, die Haupt-
praktiken des caring als angeblich natürlichen Trieb der Frau anhand der Pege von Räumen
(domestic space) und raumanalytischen Praktiken, sowie die Stellung des weiblichen Architek-
tenberufs im 21. Jahrhundert thematisieren. Im Laufe von drei Kapiteln werde ich illustrieren,
wie sich Frau und Mann durch die Geschichtsschreibung ›Raum‹ aneignen (Kapitel 1); den
›Raum‹, den sie anschließend haben, pegen (Kapitel 2) und auf welche Weise Architektinnen
im 21. Jahrhundert ›Raum‹ schaen (Kapitel 3), während sie tradierte Vorurteile und verstaubte
Klischees bereinigen. Dabei ist es mir ein Anliegen, die binäre Beziehungskultur von Geschlecht
und Raum, Identität und Konstruktion, eorie und Praxis, Wunsch und Wirklichkeit heraus-
zuarbeiten, und diese um eine feministische Ethik zu ergänzen.
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Kapitel 1: ›Raum aneignen.
1.1. Anfänge der Raumaneignung in ursprünglichen Gesellschaften
„Architektur strukturiert soziale und psychische Beziehungen. Gebaute Räume werden
nicht nur von Diskursen und Machtdispositiven markiert, sie situieren ihrerseits Indi-
viduen. So werden auch geschlechtliche Identitäten durch Räume mitgeformt.“
Mein erstes Anliegen ist es, die Ursprünge der Dichotomie der Raumverfügbarkeit zwischen
Frau und Mann zu untersuchen und zu erläutern, auf welchem Narrativ sie beruhen. Ich möch-
te dabei zuerst festzuhalten, dass Geschlecht‹ und ›Kultur‹ keine wahllos gewählten Begris-
paare sind und, dass ihre Gegenüberstellung, bereits seit der Antike, eine bewusst konstruierte
ist − wie Aristoteles erklärte, folgt sie einer polarisierenden Logik von aktiv / passiv, subjektiv/
objektiv, männlich / weiblich. Die Diskussion um Raum‹ wird indes in der Postmoderne we-
sentlicher. Kunsthistorikerin Irene Nierhaus bennent den Grund dafür in der menschlichen
Wahrnehmungsveränderung durch die Entwicklung digitaler Kommunikationstechnologien,
welche vor allem neue, moderne Narrative „durch die ehemals getrennten Raumeinheiten
vermehren. Während ›Raum‹ zuvor „homogen“, „leer“ und als präexistente, geometrale und
abmessbare Gegebenheit [...], in die [der Mensch] hineinversetzt [wird]“ gedacht wird, sieht
Nierhaus ihn hingegen als „Beziehungsnetz eines sozialen Gefüges, das Orte und Territorien
samt deren Wertungen ausbildet“. ›Raum‹ ist daher ein „komplexes Verfahren von Vernetzun-
gen und Ausgrenzungen [und] als Überlagerung von kulturellen und sozialen Praktiken“ zu
verstehen. Nierhaus eorien nehmen u.a. Bezug zu Henri LeFebvres Raumgedanken als “Ort
sozialer Praxis” in La production de l'espace (1974), sowie Michel Foucaults Werk Des espaces
autres (1967), in welchem er auf Machtstukturen in der Raumbildung verweist. Die ge-
schlechtliche Analyse von Macht‹ als Raumtheorie kann folglich Maßstab einer realen Macht
über die konkrete Verfügung von physischem Raum sein. Das bedeutet nicht weniger als dass
mit weniger Raumverfügbarkeit auch weniger Macht einhergeht. Gesellschaftlich gesprochen,
unterscheiden sich Männer und Frauen in ihrem Verhältnis zum Raum und der damit ein-
hergehenden Raumaneingung sehr deutlich voneinander, aber sehen wir uns das anhand von
Pierre Bourdieus eorie „Es ist der Habitus, der das Habitat macht“¹ an. Wenn die Veror-
tung und die Grundlage des Habitus, nach Bourdieu, auf unterschiedlichen Rahmenbedin-
Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum, Geschlecht,
ARCH6. Wien: VISCOM GmbH, 1999. S.6.
 Prof. Dr. Irene Nierhaus, *1955, ist eine österreichische
Kunsthistorikerin, sowie Professorin für Kunstwissenschaft und
Ästhetische eorie an der Universität Bremen.
Vg l. Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.18.
 Ebd. Dies. S.18−19.
 Ebd. S.7.
 Pierre Félix Bourdieu, 1930−2002, war ein französischer
Soziologe und Sozialphilosoph.
¹ In: Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.5.
3
gungen wie kulturelle Einüsse, Erziehung, Zugang zu Bildung, etc. beruhen, dann kann die
Beziehung Mensch−Raum nicht unabhängig voneinander gedacht werden. Das bedeutet kon-
kret, dass der Mensch Raum determiniert und gleichzeitig selbst durch sein Verhalten von
dem um ihn vorhandenen Raum bestimmt wird. Betrachten wir ›Raum also als ein Zusam-
menspiel aus geometraler Architektur und menschlichem Handlungsfeld, bedeutet das, dass
die Gestaltung und Aneignung von ›Raum‹ eine strukturelle Organisation innehält, verortet
zwischen den Akteuren Mensch und Raum, die sich wiederum gegenseitig bedingen. “Raum
zu haben” bedeutet folglich auch: Handeln zu können, Sprechen und Entscheiden zu kön-
nen¹¹, vorausgesetzt man(n) hat sich den Raum zuerst angeeignet. [S]chon seit den Anfängen
der Menschheitsgeschichte [war] der Umfang an Raum, der den Frauen gewährt wurde, anders
und vermutlich kleiner als der, der den Männern zustand.”¹², schreibt Architektin Paola Coppo-
la Pignatelli¹³. Als Frauen anfangen, den Ursprung dieser hierarchischen Beziehung in der binä-
ren Geschlechterkultur zu ergründen, steht schnell fest, dass die soziale Ungleichheit von Frau
und Mann nicht auf biologischen Ursachen beruht, sondern durch die von Männern verfasste
Wissenschaftsgeschichte bestimmt wird. Denn in jener (männlichen) Betrachtung wird die Frau
als “Naturwesen ohne Verstand” gedeutet, wohingegen der Mann als “eigentlicher Mensch” ide-
alisiert wird.¹ Bei dieser Unterteilung könnte die Frage lauten: Was [genau] liefert die Natur
zum Unterschied von Mann und Frau, und wie viel davon rührt aus der Gesellschaft her? ”¹
Ein historischer Einblick in die konträre Raumverfügbarkeit der binären Geschlech-
terkultur sowie Dierenzen in der Raumausdehnung/-einschränkung bei nomadischen und
sesshaften Völkern wird meine ese unterstützen, dass bereits seit Beginn der neolithischen
Epoche geschlechtliche Raumunterschiede zu erkennen sind: Frauen in den nomadischen Ge-
sellschaften genießen durch die häugen Verlagerungen und Ortswechsel eine selbstbestimmte-
re Raumerfahrung als Frauen sesshafter Kulturen. Durch die gemeinschaftliche Versorgung und
kollektive Verantwortung der nomadischen Sippschaft können Frauen in der Raumnutzung
und -planung mehr Freiheit und Unabhängigkeit leben, denn sie sind zum einen nicht ortsge-
bunden und zum anderen sind sie verantwortlich für die örtlichen Behausungen. So fungieren
sie nicht nur als Eigentümerinnen sondern auch als Architektinnen der familiären Domizile, da
sowohl die Organisation der inneren und äußeren Räume als auch der gesamte Bauprozess der
weiblichen Verantwortung unterliegen. Die Siedlerinnen büßen indessen immer mehr Raum ein
¹¹ Vgl. Pignatelli, Paola Coppola: Der Weg zu einer ande-
ren räumlichen Logik. In: Bauwelt Heft 31/32, Aug. 1979.
S.1285.
¹² Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frauen-
architektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Archi-
tektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84, Ei-
genverlag: Kiel, 1984. S.5. [Orig.: Pignatelli, Paola Coppola:
Der Weg zu einer anderen räumlichen Logik. In: Bauwelt Heft
31/32, Aug. 1979. S.1285.]
¹³ Paola Coppola Pignatelli,*o.A., ist Architektin, Professorin
für Architekturdesign an der Universität La Sapienza in Rom,
sowie Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen.
¹ Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.5.
¹ Kuster, Friederike: Philosophische Geschlechtertheorie.
Zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag GmbH, 2019.
S.13−14.
4
und werden durch die geschlechtliche Arbeitsaufteilung (Frauen sammeln, Männer jagen) auf
den nahen Umkreis ihres Dorfes beschränkt. Mit der Notwendigkeit der Nahrungsbeschaung
erwirbt die Frau als Sammlerin jedoch ein elementares Wissen: durch Beobachtung der Natur
lernt sie ›Raum‹ und ›Zeit‹ anders wahrzunehmen als der Mann, vor allem anhand der eigenen
weiblichen Körperlichkeit zu der Menstruationszyklen, Schwangerschaft, usw. zählen. Durch
diese selbstständige Wissensaneignung und der daraus resultierenden Kultivierung des Bodens
anhand des Akkerbaus verschat sich die Siedlerin eine Erweiterung der weiblichen Arbeitspro-
duktivität.¹ Der Raumbedarf für die sesshafte Frau bleibt zwar weiterhin begrenzt, gleichzeitig
dehnt er sich für den Mann, durch die Suche nach jagdbaren Wild außerhalb des Wohnraumes,
immer weiter aus. Dies führt zu der Erkenntnis, dass weibliche Raumbeschränkung gesellschaft-
lich bedingt und von der geschlechtlichen Arbeitsaufteilung abhängig zu machen ist.¹ Das Phä-
nomen der männlichen Raumausdehnung und der weiblichen Raumeinschränkung zieht sich
zudem illustrativ durch die menschliche Kulturgeschichte fort.
1.2. Oikos und Polis: Sie innen, Er außen.
“It is not that the interrelations between objects occur in space and time; it is these
relationships themselves which create/define space and time“¹
Doreen Massey, 1992.
„Die Festschreibung eines scheinbar getrennten gesellschaftlichen Außen (Öentlichkeit) und
individuellen Innen (Privatheit) gehört zu den vernaturalisierten Konstanten der Geschlechter-
geschichte.“¹, schreibt Nierhaus in ihrem Werk Raum, Geschlecht, Architektur. Auch eoreti-
kerin Hannah Arendt unterscheidet zwischen dem privaten Raum als “Haushalt” (=oikos, nach
Innen gerichtet), und dem öentlichen als dem Raum des Politischen” (=polis, nach Außen ge-
richtet) „seit Beginn des antiken Stadt-Staates“². Das griechische Wort ›oikos bedeutet sowohl
das ›Haus als auch „die häusliche Wirtschaft, die innere Organisation der Haushaltung und die
Regeln des Zusammenlebens der Menschen unter einem Dach“²¹; aus ebendiesem Wortstamm
entspringen die beiden Begrie ›Ökonomie und ›Ökumene. Während die Sphäre des oikos
vor allem durch das natürliche Zusammenleben, den menschlichen Bedürfnissen und ihren
Notwendigkeiten gekennzeichnet ist, fällt die der polis als „Reich der Freiheit“ auf, in welcher
¹ Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.5−7. [Orig.: Vgl. Fischer, E.: Wo-
man’s Creation. New York: Anchor Press, 1979. S.202f.]
¹ Vgl. Ebd. Dies. S.7.
¹ Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.19.
¹ Ebd. S.12.
² Arendt, Hannah: Die antike Polis und der Haushalt. Auszü-
ge aus Vita Activa oder Vom tätigen Leben. München: R.Piper
& Co Verlag, 1967. In: Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos
– Von der Feuerstelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen
im Wandel. Das Katalogbuch zur Ausstellung. Gießen: Ana-
bas-Verlag, 1992. S.19.
²¹ Ebd. Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuer-
stelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Das
Katalogbuch zur Ausstellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992.
S.8.
5
„die Beherrschung der Lebensnotwendigkeiten innerhalb des Haushaltes die Bedingungen für
die Freiheit“²² im öentlichen Raum überhaupt erst ermöglicht. Aus dieser vorherrschenden
Sozialordnung entwickelt sich im ›Haus eine Gemeinschaft aus Frau, Kindern und Sklaven,
denen der Hausherr vorsteht. Der Mann ist in erster Linie Herr seines oikos, um dessen Sphäre
auch sein Denken und Handeln kreist. Da er als Bereich des Privaten räumlich auch der Frau
zugeschrieben wird, bietet der oikos der Hausmutter einerseits Schutz und soziale Sicherheit,
andererseit erfährt sie in ihm keinen individuellen, privaten Raum. Denn Frauen stehen, sowohl
im ›Haus als auch außerhalb, unter der Herrschaft der Männer. Bei männlicher Abwesenheit
erhalten sie zwar die häusliche, innerstrukturelle Organisation und Kontrolle über die ver-
sklavte Dienerschaft, doch der Hausherr ist es, der das Hausrecht und den oikos nach außen,
d.h. im Raum der polis, vertritt.²³
„Die polis kann nur eine Männergesellschaft werden, in der jedes Mitglied, jeder Bür-
ger (polites), sein Selbstverständnis eben von seinem Bürger-Sein her bezieht. Man
kann deshalb nicht eigentlich sagen, daß die Frau an sich unterdrückt wird, wenn sie
keine „politischen“ (im Grundsinn des Wortes: zur polis gehörenden) Rechte hat, sie
bleibt nur in dem ihr traditionell zugewiesenen Raum des oikos, und dieser hat in der
neuen Welt der polis seine alte überragende Rolle verloren, ist der polis weitgehend
untergeordnet.“²
Da Rechte innerhalb der polis in Zusammenhang mit Freiheit stehen, ist es insofern nicht wei-
ter überraschend, dass die unfreie Frau im Rechtssinne weder als mündig“ noch als „Rechts-
subjekt“ anerkannt wird. Die, nach Aristoteles, hierfür benötigte (männliche) Ratio, sowie die
„Fähigkeit selbständig zu überlegen und danach zu entscheiden“, sind hierfür entscheidende
Kriterien für die Person, in diesem Fall der freie Mann, der „an der polis teilhat“². Die Frau
wird folgend charakterisiert, dass sie „von Natur aus“ „Besitz eines anderen sein“ kann, da sie
eben Teil des oikos ist.² Ein Satz, den Aristoteles in seinem Werk Politik: Schriften zur Staats-
theorie. dabei zitiert, lautet: „Den Frauen gereicht das Schweigen zur Zierde.“². Nach den
Grundregeln dieser Weltordnung kann es dementsprechend nur der Mann sein, der in der Welt
des Politischen und des Öentlichen als Außenvertreter des oikos auftritt und sich mit anderen
Männern über den demokratischen Raum austauscht.²
²² Ebd. Dies. S.19. Diese Art ›kollektiven Haushaltens kann
auch als ›National-Ökonomie oder ›Volkswirtschaft bezeich-
net werden, die „sich ökonomisch als eine gigantische Über-Fa-
milie versteht und dessen politische Organisationsform die Na-
tion bildet.“ Vgl. S.19.
²³ Vgl. Ebd. S.8.
² Jochen Martin, Renate Zoepel (Hg.): Aufgaben, Rollen und
Räume von Frau und Mann. Freiburg/München: Veröentli-
chungen des Instituts für Historische Anthropologie e.V. 5, Bd.
2, 1989. S.470.
² Aristoteles: Politik 3, 4, 1277b 25 f.
² Aristoteles: Politik 1, 5, 1254a 17.
² Aristoteles: Politik 1, 13, 1260 a30.
² Vgl. Jochen Martin, Renate Zoepel (Hg.): Aufgaben, Rollen
und Räume von Frau und Mann. Freiburg/München: Veröf-
fentlichungen des Instituts für Historische Anthropologie e.V.
5, Bd. 2, 1989, S.470.
6
1.3. Gendered spaces Historische Reproduktion geschlechtlicher
Raumzuordnung und binärer Hierarchie in der Architektur
“Space, the fundamental aspect of material culture, is, therefore, of central importance
in constituting gender. It determines how men and women are brought together or kept
apart; it participates in defining a sexual division of labour; its organization produces,
reproduces and represents notions about sexuality and the body. Spaced determines and
affects behaviour, just as the organization of space is produced by and in relation to
behaviour.“²
 Helen Hills, in: 'Architecture as Metaphor for the Body', 2000.
Wir machen nun einen ziemlichen Zeitsprung und benden uns in der bürgerlichen Neuzeit
des 19. Jahrhunderts. Im Prinzip wird der aristotelische Grundriss der geschlechtlichen Raum-
zuordnung, sowie die Aufteilung in Privatheit und Öentlichkeit − trotz einiger signikanter
Veränderungen − übernommen. Die Geschlechterasymmetrie bildet weiterhin die politische
Ordnung innerhalb des ›Hauses und der Familie; es geht ferner um gesellschaftliche Wirk-
macht und um die Bestimmung sozialer Positionen von Frau und Mann, sowie die Kultivierung
der Funktionsrollen und die Ausgestaltung ihrer Funktionsräume.³ Dabei werden geschlecht-
lich titulierte Räume wie ›Herrenzimmer‹ ins Leben gerufen, welche Zimmer in wohlhaben-
den, bürgerlichen Haushalten bezeichnen, in denen der Hausherr seine männlichen Gäste in
Empfang nimmt. Das Pendant, in dem die Hausdame ihre weiblichen Gäste empfängt, existiert,
fällt jedoch unter den Begri ›Frauenzimmer‹. Dieser Raum wird an adeligen Höfen bereits ab
dem 15. Jahrhundert in Beschlag genommen, ab dem 17. wird er als Abwertung auf Frauen
angewendet, indem er sich auf eine „liederlich, leichtfertig o. ä. angesehene weibliche Person“
bezieht.³¹ Des Weiteren gibt es Möbel und Einrichtungsgegenstände, die mit Geschlecht as-
soziiert werden, wie Näh- und Schminktisch, Herrendiener bzw. Stummer Diener, Sekretär,
Herrenschreibtisch; obwohl die geschlechtlichen Strukturen jener nicht direkt, sondern erst
anhand ihrer Kontextualisierung ablesbar sind.³²
Im 19. Jahrhundert wird der adelige Hof mit seinen geschlechtsdierenzierten Raum-
folgen auch Vorbild für das französischen Großbürgertum, dabei wird nicht nur die Architek-
tur imitiert, sondern auch die Erziehungsweise. Neugeborene werden bis zu ihrem 6. Lebens-
jahr in die Obhut einer sozial niedrigeren Ziehmutter übergeben; die leibliche Mutter lebt
dadurch nicht nur in emotionaler, sondern auch in einer erheblichen räumlichen Distanz zu
² Hills, Helen: 'Archietcture as Metaphor for the Body: The
Case of Female Convents in Early Modern Italy'. In: Kuhlmann,
Dörte: Raum, Macht und Differenz. Genderstudien in der Ar-
chitektur. Habilitationsschrift. Technische Universität Wien.
Wien: Edition Selene. 2005. S. 11. [Orig.: In: Durning, Lou-
ise; Wrighley, Richard (Hg.): Gender and Architecture. Chi-
chester/New York: 2000. S.74.]
³ Vgl. Kuster, Friederike: Philosophische Geschlechtertheorie.
Zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag GmbH, 2019.
S.13.
³¹ ›Frauenzimmer‹, spätmittelhochdeutsch vrouwenzimmer
= Frauengemach und die Gesamtheit der dort wohnenden
weiblichen Personen; im 17. Jahrhundert auf die einzelne
Person übertragen, ursprünglich ohne negative Bedeutung
“Sie ist ein niederträchtiges Frauenzimmer.” abwertend, ver-
altet. https://www.duden.de/rechtschreibung/Frauenzimmer,
aufgerufen am 07.08.2021.
³² Vgl. Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.10.
7
ihren Kindern. Dies porträtiert Philosophin Élisabeth Badinter³³ in ihrem Werk Die Mutterliebe
(1984), in dem sie beschreibt, wie das gutbürgerliche Frankreich, als Europas Familienideal,
seine Kleinkinder außerhalb der Sichtweite der Eltern, in abgelegenen Erziehungsräumen, er-
ziehen lässt.³ Obwohl die hösche “Mutterliebe” dem bürgerlichen Empnden über elterliche
Fürsorge nicht gleicht, herrscht im Haushalt des Bürgertums dennoch eine strenge patriarchale
Hierarchie. Auch hinsichtlich des Wohngrundrisses fällt auf, dass die Nutzung der höschen
Symmetrie von gleichwertig gebauten Flügeln und Trakten für den adeligen Mann und die
adelige Frau von einer bürgerlichen Asymmetrie verdrängt wird, bei welcher die geschlechtliche
Ungleichheit auch in der Architektur des Bürgertums spürbar wird. Denn die Machtbalan-
cen liegen weiterhin ungünstig für Frau und Kinder: Der Hausherr kontrolliert das Kommen
und Gehen des Sohnes, während Frau und Tochter ohne männliche Befugnis oder Begleitung
das Haus nicht verlassen dürfen.³ Die „Raumnutzung [spiegelt demnach] die innerfamiliä-
ren Machtverhältnisse [wider]“, dabei wird die familiäre Kontrolle nicht nur gesellschaftlich,
sondern an erster Stelle räumlich „in den visuellen und hörräumlichen Dominanzbereich des
Vaters“ verlegt.³ Diese räumliche Zuordnung der Geschlechter vertritt zugleich die aristoteli-
schen Ideologie, denn sie besteht aus einem von der Frau organisierten, privaten Bereich, und
einem öentlichen Repräsentationsraum für den Mann.³ Besonders augenfällig wird die ge-
schlechtliche Raumtrennung in Kirchen und geistlichen Gebäuden, in denen „die dort prakti-
zierten Rituale und Traditionen ein Geschlecht unterordnen.“³ Weitestgehend dürfen Frauen,
gläubige wie auch nicht-gläubige, nicht alle Räume gleichberechtigt betreten. Zum Teil wird
sogar „Nonnen das Betreten des Bereichs jenseits des Lettners untersagt, während Messjungen,
Diakone und männliche Priester diesen Raum zum Zelebrieren der Messe“³ benutzen dürfen.
In Anbetracht der gurativen Fassadendekoration von Kirchen, die oftmals weibliche Körper
zieren, ist es schon eine gewisse Ironie an sich, dass Frauen kein Zugang zu den öentlichen
Räumen selbiger Gebäude gewährt wird. „Der Ausschluss von Frauen aus bestimmten Räumen
und die Verwendung von Frauenkörpern als Attraktion sind aber nur zwei mögliche Strategien,
um geschlechtliche Hierarchien in der Architektur auszudrücken.“, betont Dörte Kuhlmann
in ihrem Werk Raum, Macht und Dierenz. Genderstudien in der Architektur.
Der Beziehungskomplex ›Architektur‹, ›Raum‹ und ›Gender‹ vermittelt zeitlebens strukturelle
Zusammenhänge; angefangen mit dem Raumdiskurs in der Architekturtheorie bis hin zur Kon-
zeption und Konstruktion von ›Raum‹ und ›Geschlecht‹. ›Gender‹ versteht sich daher „als ein
³³ Élisabeth Badinter, *1944, ist eine französische Philo-
sophin und Professorin an der Eliteuniversität École poly-
technique in Paris.
³ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.23−24.
³ Vgl. Ebd. S.42−43.
³ Ebd. Dies. S.42−43.
³ Vgl. Ebd. S.42−43.
³ Kuhlmann, Dörte: Raum, Macht und Dierenz. Genderstu-
dien in der Architektur. Habilitationsschrift. Technische Uni-
versität Wien. Wien: Edition Selene, 2005. S.8.
³ Ebd. Dies. S.8.
 Ebd. Dies. S.8.
8
¹ Nierhaus, Irene, Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.9.
² Ebd. S.20.
³ Ebd. S.23.
 Vgl. Ebd. Dies. S.23.
 Ebd. Dies. S.23.
System kultureller Bedeutungen und als soziale Konstruktion von Identität und Dierenz“¹.
Das bedeutet, dass Geschlechterdierenzen ebenfalls Eekte kulturbedingter und symbolischer
Anordnungen sind, die durch menschliches Handeln geformt und demnach stets erneuert wer-
den könn(t)en. In Anlehnung an LeFebvres und Foucaults Gedanken liest Kunsthistorikerin
Irene Nierhaus ›Raum‹ zudem als „kulturelle Konguration sozialer Beziehungen“, welche sich
nicht ausschließlich durch bauliche Maßnahmen und architektonische Praktiken bedingen. Da
›Architektur‹ bloß eine Art der „örtliche[n] und zeitliche[n] Konkretisierung von Raum[vorstel-
lung]“ bildet, spricht man bestenfalls „nicht von einem Raum [...], sondern von verschiedenen
Lagen und Bestimmungen von Raum – so im Sozialverhalten, im tatsächlichen Gebauten oder
in den Medien – die sich ineinanderschieben“². Zu den gurativen Erscheinungen von Frauen-
körpern an Außenfassaden u.a. religiöser Gebäude kommt die phänomenologische Ähnlichkeit
von Bauformen und menschlichen Körpern, die unter den Begri der phallischen Architektur
fällt.
„Dabei dominiert die Wiederholung der zu ahistorischen Archetypen avancierten Bil-
der vom Turm und Hochhaus als Phallus (z.B. Hans Hollein, Projekt für einen Wolken-
kratzer, 1958), dem Portal als weibliches Geschlechtsorgan (z.B. Niki de Sainte Phalle,
u.a. Hon – en Central, 1966), dem Haus als weiblicher Schoß) z.B. Friedrich Kiesler,
Grotto für Mediation, 1963) oder der runden Bauformen, wie Kuppeln als weibliche
Brust (z.B. Haus-Rucker-Co, Max-Bra, 1958).“³
Mit dem christlichen Glauben vom beseelten Körperinneren bzw. der Körper innewohnenden
Seele, für die der Korpus als Gefäß dient, werden die Zugänge des “Hauskörpers”, d.h. alle
baulichen Portale wie Fenster und Türen, als besondere bzw. als besonders zu kontrollierende
Maßnahme gesehen, weil jene die Schutzfunktion der Seele gefährden könne. Der weibliche
Körper wird in diesem Zusammenhang als „unadäquates Haus“ angesehen, da „seine Önun-
gen [nie] geschlossen seien“, deshalb „bedarf die Frau, um ihre Seele zu schützen, immer eines
zweiten Hauses“, bei welcher „die Architektur des zweiten Hauses [...] zur männlichen Kont-
roll- und Ordnungstätigkeit [wird].“ Auf ähnlichen Vorstellungen dieser Geschlechtertren-
nung beruhen auch die Ansätze von Sigmund Freuds Psychoanalyse, welche in der feministi-
schen Gesellschaftstheorie des 20. Jahrhunderts zunehmend kritisiert wird. Denn im gleichen
Jahrhundert kommt es zu einem bedeutsamen Paradigmenwechsel im Rahmen der Gender Stu-
dies und der Geschlechtertheorien. Die französische Philosophin Simone de Beauvoir schat
1949 das grundlegende Werk Le Deuxième Sexe (dt. Das andere Geschlecht), welches auf die ge-
sellschaftliche Konstruktion von ›Geschlecht‹ und die der binären Geschlechter verweist, und
9
in dem ›Gender‹ „als eine Konvention [und] eine soziale Übereinkunft hinsichtlich kulturell
geprägter Verhaltensdispositionen und gesellschaftliche Rollenerwartungen“ zu verstehen ist.
Dabei lässt sich de Beauvoirs bekannteste Einsicht „On ne naît pas femme: on le devient.“,
dass man nicht als Frau geboren, sonder dazu gemacht wird auf das Geschlechterverhältnis per
se anwenden. Das bedeutet nicht weniger als, dass der ›Mann‹ gleichermaßen als “gemacht”
betrachtet werden kann, wie die Konstruktion der Frau nach de Beauvoir.
Auch die Verräumlichung der Geschlechter nimmt als gendered space einen wesentlichen Stel-
lenwert in der feministischen und anthropologischen Forschung des 20. Jahrhunderts ein. Ar-
chitektur und ihre baumaßlichen Produktionen materialisieren schließlich zwischenmensch-
liche Beziehungen wie die von Frau/Mann, Eltern/Kinder usw. und werden darüber hinaus
in soziale Praktiken übersetzt. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass Territorialität
und räumliche Herrschaft, sowie Raumzuordnung und -nutzung immer auch in Verbindung
mit dem sozialem Status und einer gesellschaftlichen Macht steht. Infolgedessen sind durch
die patriarchalen Machtstrukturen, die bislang über Jahrhunderte reproduziert wurden, nicht
nur die sozialen Handlungsräume der Frau kleiner geworden, sondern auch ihre messbaren
Behälterräume. Dies wird vor allem anhand von Wohnungsgrundrissen, sowie geschlechtsspe-
zischer Raumnutzung und -zuteilung innerhalb der architektonischen Kulturgeschichte of-
fensichtlich. „Es gilt [daher] den Raum als räumlich situative und performative Konguration
zu lesen, wie in den Kommunikationswissenschaften, der neueren Architekturtheorie und der
neuen Geograe diskutiert wird.“, denn Raum ist gleichfalls eine symbolische Kodizierung
von Geschlecht anhand von Sprache und Schrift. Dabei wurzeln tradierte Geschlechterrollen
weder im biologischen Organismus von Frau oder Mann, noch sind diese in der gesellschaftli-
chen Normierungen unveränderbar.
Kuster, Friederike: Philosophische Geschlechtertheorie. Zur
Einführung. Hamburg: Junius Verlag GmbH, 2019. S.13−14.
De Beauvoir, Simone: Le Deuxième Sexe. Tome 2. L'expéri-
ence vécue. Paris: Collection Blanche Gallimard, 1949, S.15.
 Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.19.
 Vgl. Ebd. S.13.
10
Kapitel 2: ›Raum‹ haben, Räume pegen.
Die in Kapitel 1 betrachteten Raumkonzepte dienen exemplarisch den tradierten und histo-
risch gewachsenen Macht- und Dierenzstrukturen und verweisen auf geschlechtliche Hie-
rarchien mit anthropologischem Hintergrund. Obwohl es den Anschein macht, dass soziale
Ausgrenzungen oder geschlechtsbasierende Raumunterteilungen der Vergangenheit angehören,
nden sich in der Postmoderne etliche Beispiele für
„Räume, die aus verschiedenen Gründen einem einzelnen Geschlecht zugeordnet sind,
deren betreten einem Geschlecht untersagt ist oder die geschlechtlich unterteilt sind.
Viele dieser Räume dienen gleichzeitig dazu, die sozialen Praktiken und Hierarchien der
Geschlechter an diesem Ort zu festigen.“
Doch, welche Rolle spielt das Geschlecht bei der ›Pege‹ dieser Räumlichkeiten und was bedeu-
tet ›Fürsorge‹ in diesem Zusammenhang? Obwohl sich das Bild einer angeblichen Gleichstel-
lung von Mann und Frau immer mehr verbreitet, werden veraltete Narrative über Geschlechter-
rollen weiterhin stärker gestreut: Der Mann bringt als Ernährer das Geld nach Hause; die Frau
widmet sich dem Haushalt und der so genanten ‚Care-Arbeit‘.
2.1. Caring labour Eine Ethik der räumlichen Fürsorge
Es ist nicht einfach, dem englischen Begri caring ein Äquivalent auf Deutsch gegenüber zu
stellen: Zum einen bedeutet er das Fühlen und Zeigen von Fürsorge‘; ein ‚Sich-Sorgen‘ bzw.
‚Sich-Kümmern‘ innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen. Eine weitere Denition ist die
Pege‘ in Bezug auf soziale oder medizinische Versorgung im professionellen Kontext¹, was
auch unter den Begri der Care-Arbeit‘ (caring labour) fällt. Darunter wird ‚Pege‘ gegenüber
der Familie, Kinder, kranke und/oder alte Menschen, verstanden; aber auch selbige Leistung
innerhalb der Zivilgesellschaft und als Profession in den so genannten SAGEBerufen². Dabei
bedeutet caring immer auch ein bestimmtes Maß an Empathie und Mitgefühl, wie es Autorin
Donna Haraway³ in When Species meet (dt. Wenn Spezies sich begegnen) (2007) erklärt: “caring
means becoming subject to the unsettling obligation of curiosity, which requires knowing more
at the end of the day than at the beginning”.
 Kuhlmann, Dörte: Raum, Macht und Dierenz. Genderstu-
dien in der Architektur. Habilitationsschrift. Technische Uni-
versität Wien. Wien: Edition Selene, 2005. S.8.
¹ ‚Sorge‘ kann auch aus einer tiefen Besorgnis entstehen, wie
es das Altenglische caru (der Kummer) und das Altdeutsche
chara (das Klagen) nahelegen. Vgl. https://educalingo.com/
de/dic-en/caring, aufgerufen am 11.08.2021
² SAGE-Berufe sind Berufe in den Bereichen der sozialen
Arbeit, Gesundheit, Pege, Erziehung und Bildung.
³ Donna Haraway, *1944, ist eine US-amerikanische Natur-
wissenschaftshistorikerin, Frauenforscherin und Professorin
am Department für History of Consciousness und am De-
partment für Feminist Studies an der University of Califor-
nia, Santa Cruz.
 Haraway, Donna: When Species Meet. Minneapolis: Uni-
versity of Minnesota Press, Posthumanities, Band 3, 2007.
S.36.
11
Peta Bowden erweitert den Begri sogar um die Argumentation, dass Fürsorge‘ ‚durch
Beispiele erarbeitet werden‘ müsse ('working through examples'), und hinterfragt dabei die
jüngsten Debatten über feministische Ethik, welche sie an vier Hauptpraktiken (Mutterschaft,
Freundschaft, Pege und Staatsbürgerschaft) in ihrem Werk Caring: Gender-Sensitive Ethics
(1996) analysiert. Caring is always a decision making − sich um etwas zu sorgen heißt auch
immer, sich um etwas nicht zu sorgen. Nach Soziologin Margrit Brückner ist das ‚Sich-Sorgen‘
multidimensional zu verstehen „handlungsbezogen (taking care of), Gefühle auslösend (caring
about) und geprägt von einer Zusammengehörigkeit der Sorge für andere und der Selbstsorge
(take care of yourself)“ und wird sowohl im privaten Haushalt (=oikos) als auch im öentli-
chen Raum (=polis) geleistet.
„On the most general level we suggest that caring be viewed as a species activity that in-
cludes everything that we do to maintain, continue, and repair the 'world' so that we can
live as well as possible. That world includes our bodies, our selves, and our environment,
all of which we seek to interweave in a complex, life sustaining web.“
Der Begri des caring labour wird dabei vor allem Frauen zugesprochen, während maintenance
labour, zu Deutsch ‚Instandhaltung‘ eher männlich konnotiert wird. Die Care-Arbeit‘ ist im
Gegensatz zur “produktiven” Arbeit der Leistungsgesellschaft ambivalent und verfolgt eine an-
dere Logik als die der reinen Gewinnerbringung. So wird sie selten als gesamtgesellschaftliche
Arbeit angesehen; vor allem im privaten Raum, wo sie einer patriarchalen Selbstverständlichkeit
verfällt und mit “mütterlicher Fürsorge” gleichgesetzt wird. Als solches wird das Sich-Küm-
mern‘ kurzerhand als eine “Hausarbeit” verbucht, in der die Frau zwischenmenschliche Be-
ziehungen zu verantworten hat und der Mann nur noch für das Schwer-Heben zuständig ist.
Dass caring labour sehr lange als rein weibliche Arbeit gegolten hat, kann durch die Geschlech-
terforschung und die eorie der Feministik in sämtlichen Bereichen, v.a. in kulturellen, ins-
titutionellen sowie ökonomischen, nachgewiesen werden. Zusätzlich verbirgt sich hinter dem
Begri eine geschlechtlich geladene und unbezahlte Arbeit von vor allem Frauen. Da diese
geschlechtsspezische Festsetzung zur gesellschaftlichen Abwertung und zur Marginalisierung
der Frau beiträgt, ist Caring nicht nur als Sammelbegri diverser sozialer Praktiken zu verstehen
sondern auch als feministische Kritik gegenüber der Feminisierung und somit Limitierung von
Care-Arbeit‘ auf Frauen.
 Peta Bowden, *1946, ist eine australische Autorin in den
Bereichen Feminist Ethics, Ethics of Care, Philosophy of Gender,
sowie ehemalige Dozentin für Philosophie an der Murdoch
University Western Australia.
 Vgl. https://philpapers.org/rec/BOWCGE-2, aufgerufen
am 11.08.2021. Übersetzt von Teresa Steiner.
 Margrit Brückner, *1946, ist eine deutsche Soziologin und
Professorin (im Ruhestand) an der Frankfurt University of Ap-
plied Sciences.
 https://blog.soziologie.de/2020/12/die-dunkle-seite-von-
care-care-und-gewalt/, aufgerufen am 11.08.2021.
 Tronto, Joan C. / Fisher, Berenice: 'Toward a Feminist e-
ory of Caring'. In: Circles of Care. Work and Identity in Wo-
men's Lives. New York: State of University Press, 1990. S.35.
12
2.2. “Produktive Arbeit” des Mannes und “Nichtarbeit” der Frau
Durch die Industrialisierung und dem Aufkommen des Konsums sowie dem Wegfall der
Eigenproduktion und der Vorratswirtschaft kommt es zum sozio-ökonomischen Wandel, wel-
cher ›Arbeit‹ nun in ›produktiv‹ (=Lohnarbeit) und ›nicht-produktiv‹ (=unbezahlt) gliedert.
Diese Maßnahme geht zeitgleich mit der geschlechtlich-räumlichen Aufteilung, der so ge-
nannten funktionalen Trennung von Wohnen und Arbeiten, einher. Anfang des 20. Jahrhun-
derts nimmt die Propagierung von “familiengerechtem Wohnen” weiter zu und es entstehen
vorstädtische Reihenhaussiedlungen, die eine traditionelle Familiensoziologie anstreben und
jene architektonisch manifestieren. Dieser Grundriss geht, wie in den Jahrhunderten zuvor,
von einer geschlechtlichen Trennung des Wohn- und Arbeitsbereiches aus, der die Frau nun an
Haus (=oikos) und Kinder bindet und sie vom Arbeitsmarkt (=polis) versucht fern zu halten.
Bei der phallogozentrischen Unterteilung in oikos als Raum für Nichtarbeit und polis als Raum
für produktive Arbeit wird vergessen, dass ein großer Frauenanteil täglich im eigenen Haushalt
wirtschaftet. Dabei wird die im oikos stattndende Leistung bewusst übersehen, da sie unent-
geltlich geschieht. Als systemrelevant gilt lediglich Arbeit, die monetär vergütet wird und da-
durch als “produktiv” gilt. Architekt und Architekturtheoretiker Le Corbusier ist zu jener Zeit
einer der stärksten Befürworter der funktionalen Trennung von Wohnen und Arbeiten und seiner
geschlechtlich-räumlichen Zuordnung. „Sein “Modulor”, der Mensch als Maß aller Dinge, ist
das Bild des Mannes als Maß aller Dinge, und dieses Weltbild bestimmt die baulich-räumli-
chen Strukturen, Städtebau und Architektur.“¹ Le Corbusier deniert sein Schaen innerhalb
der Architektur deshalb „als Dienst am Menschenbruder“² während Frauen in der Diskussion
um öentliche Raumplanung unberücksichtig bleiben.
„Rationalisierungsentwürfe der Hausarbeit mittels neuer Kücheneinrichtungen und
ähnliches wodurch Belange der Frauen berücksichtigt werden sollen, fixieren die
Frauen nur noch stärker auf die ihnen zugewiesene Rolle als Sicherin der Reprodukti-
on anderer Arbeitskräfte, nämlich der täglichen des Mannes und der zukünftigen der
Kinder.“³
Hierbei wird vor allem eine männliche Klassizierung deutlich, denn es ist der Kapitalismus,
in welchem nach wie vor Männer walten und herrschen, der Frauen als “Hausfrauen” d.h.
als “Nicht-Arbeiterinnen” deniert, sowie den Wohnraum mit “Nicht-Arbeiten” gleichsetzt.
Dieser männliche Bewertungsmaßstab bestimmt jedoch eine Wahrnehmung gesellschaftlicher
 Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.19.
¹ Dörhöfer, K.: Frauenspezische Probleme im Wohnumfeld.
In: FOPA, S.18.
² Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frauenar-
chitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Architek-
tenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84, Eigen-
verlag: Kiel, 1984. S.18. [Orig.: Dessai, Elisabeth: Hat der
Mann versagt? Reinbek: Rowohlt Verlag, 1972.]
³ Ebd. Dies. S.18. [Siehe Orig.: Dessai, Elisabeth: Hat der
Mann versagt?, Reinbek: Rowohlt Verlag, 1972. S.17.]
13
Probleme, da sich die Arbeitsde nition selbst limitiert indem sie den Machtinteressen des Ka-
pitalismus aufsitzt. Die kapitalistische Produktionsweise ist nämlich nur an Körperteilen des
Menschen interessiert, die „direkt als Arbeitsinstrument zur Erzeugung von Mehrwert eingesetzt
werden können oder die eine Ergänzung der Maschine werden können”. Daran wird deut-
lich, dass es sich um Körperteile handeln muss, die ausbeutbar sind; was zu „eine[r] Aufspal-
tung des menschlichen Körpers in den “produktiven” (Hand, Kopf) Teil und den “natürlichen
(Genitalia, Gebärmutter, Brust) Teil [führt], was wesentlich zur Prägung der Gleichung Frau
= Natur [...]” beiträgt. Aus dieser Begri sbestimmung kann folglich geschlossen werden,
dass die funktionalistische Spaltung von “Wohnen und Arbeiten” auch in “Reproduktion und
Produktion” umbenannt werden könnte; dies löst zwar nicht das sexistische Grundproblem,
allerdings würden Frauen zumindest somit in den Begri der ›produktiven Arbeit‹ integriert
werden. Obwohl auch Frauen einen wesentlichen Beitrag für die kapitalistische Wirtschaft
geleistet haben, werden sie im Laufe des 20. Jahrhunderts dennoch vorwiegend als “Nicht-Ar-
beiterinnen” charakterisiert und auf ihre natürlichen Bestimmungen degradiert, was in erster
Linie für “Hausfrauen” und ihre Arbeit gilt.
2.3. Reinigen, Shoppen, die Welt reparieren  Die natürliche Arbeit
der Frau? Oikos und Polis im 20.Jahrhundert
 Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.12.
 Mies, Maria: Gesellschaftliche Ursprünge der geschlechtlichen
Arbeitsteilung. In: Sozialwissenschaftliche Forschung und Pra-
xis e.V. (Hrsg.): Beiträge zur feministischen  eorie und Praxis.
Frauen und “dritte” Welt. Verlag Fraueno ensive, o.A. S.62.
 Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frauenar-
chitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Architek-
tenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84, Eigen-
verlag: Kiel, 1984. S.12.
 Vgl. Ebd. S.13.
Abb. 1.+2.+3.
Nach der Jahrhundertwende übernehmen Funktion und Material den Ausdruck idealer
Weiblichkeit. Um es der Frau im Raum des oikos sowie die ihr zugeschriebenen Tätigkeiten
des Haushaltens zu vereinfachen, verändern sich in den 1950er Jahren nicht nur die Gestal-
14
tungspräferenzen der Innenräume sondern vor allem der Materialeinsatz und die Oberächen-
gestaltung des Interieurs: Schleiack, Plastikdecken, Kunststo − allesamt in hellen Farben,
denn die Möbel der 1950er Jahre werden vor allem eines: abwaschbar. Durch den beliebten
Einsatz der Farbe Weiß, welche „als Symbol des Wunsches nach Reinheit und Reinlichkeit“
begrien wird, kann die Hausfrau Unreinheiten schneller erkennen und demnach unverzüg-
lich beseitigen.Die Material- und Farbbestimmung soll der Frau eine einfache aber vor allem
gründliche Wohnungreinigung ermöglichen und wird durch den vorhandenen bzw. vermeintli-
chen Schmutz statuiert, für welchen die Frau Verantwortung zu übernehmen hat. Durch die
bürgerlichen Machtverhältnisse in der Familie wiegt sich zwar der häusliche Raumanteil für
die Frau, anhand der Hausarbeit aus, dennoch schrumpft ihr Radius auf das Haus zusammen.
„Die Tatsache, dass gleichzeitig das Wohnzimmer, also die Räume, in denen sich vor allem die
Männer aufhalten, immer größer werden [...] zeigt, dass sich sozialer Aufstieg erkennbar in der
Größe des Wohnbereichs dokumentiert.“ Während die Frau ihre Zeit in den eigenen vier
 Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.125.
 Vgl. Ebd. Dies. S.125−126.
 Ebd. S.137.
¹ Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle zur
Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Katalog-
buch zur Ausstellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.11.
² Ebd. S.16.
³ Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.83−84.
 Vgl. Ebd. S.132.
Wänden verbringt, verlässt der Mann das Haus täg-
lich. Das bedeutet zugleich, dass die Arbeit des Vaters
für die Familie grundsätzlich unsichtbar bleibt, wäh-
rend die der Mutter vor den Augen der Kinder ver-
richtet wird. Die Küche fungiert dabei als „Bühne für
die soziale Selbstdarstellung“ und gewinnt als Raum
„Selbstwert als Vorzeigestück“¹. Wie im alten oikos,
mit einer Feuerstelle als Herz des Hauses, dient nun
der moderne Herd als architektonisches Kernelement.
„Der Haushalt bleibt deswegen ein zentraler Ort, weil sich öentliches und privates Leben hier
verschränken.“². Die Repräsentationsebene, außerhalb der Küche, ist jedoch weiterhin für den
Mann ausgestattet. Die oenen Raumfolgen begünstigen dabei das machtstärkste Familienmit-
glied − in diesem Fall den Mann − alle Tätigkeiten der anderen, d.h. der Frau und der Kinder,
zu überwachen. „Diese Raumsymbolik entspricht der architektonischen Umsetzung der extrem
verstärkten Kontrolle der Männer des Bürgertums über die Gesellschaft nach der politischen
Machtübernahme nach dem 1. Weltkrieg.“³. Die zu jener Zeit gängigen, familiengerechten
›Empndungsstandards‹ halten zudem fest, dass Küchenarbeit u.a. ausschließlich für die Frau
bestimmt ist und unsichtbar, unhörbar und unriechbar zu sein hat. Im Inneren der Häuser
Abb. 4.
15
kommt es daher vermehrt zu Visionen von männlichen Architekten und Industriedesignern,
die geschlossene Raumbildungen für die Arbeit der Frau anvisieren, welches ich anhand dieser
Beispiele verdeutlichen möchte: Zum einen, das Wohnmodell von Joe Colombo (Abb. 5), das
ohne Fenster auskommt und vor allem Nachteile für die Pege sozialer Kontakte bietet sowie
die “Weltraumküche” (Kitchen Satellite) von Luigi Colani (Abb. 6.), in der die Küche „zur as-
tronautenkapselähnlichen One-Woman-Schaltzentrale mit stark reduziertem Bewegungs- und
Wahrnehmungsraum“ für die Frau wird, und Hausfrauen zu isolierten Dienstleisterinnen ver-
dammt:
„Vom Drehstuhl sitzt die Hausfrau, umringt von Möbeln und Küchengeräten. Sie wal-
tet vom Stuhl aus, mehr Bewegungsraum, als dieser einnimmt, ist nicht vorhanden.
Die Wahrnehmung von anderen Familienmitgliedern, Kindern und der Außenwelt ist
in der Kapsel-Küche hochgradig einschränkt. Die „Kapsel-Küchen-Frau“ ähnelt einem
„Koch-Roboter“ ohne soziale Kontakte. Der Empfindungsstandard von Luigi Colani
und ähnlichen utopischen Experimenten reduziert Frauen auf maschinenhaft tätige
Figuren in einem geschlossenen Raum und grenzt dadurch die Familienarbeit wie Kin-
dererziehung und soziale Kommunikation vollständig aus.“
Die männliche Reform der Hausarbeit wird jedoch als eine Art Befreiungsschlag der Frau
betitelt, was einem eigentlichen Fausthieb mitten ins Gesicht wohl mehr entspricht. Die Frau
im oikos der 1950er Jahre wird zudem als „Nur-Hausfrau“ und „Verbraucherin“ etikettiert;
während ihre Familie zur „Familie des Konsums“ erklärt wird, selbst wenn sie vor dem Auf-
kommen der Nahrungsmittel-Industrie im Besitz eigener Produktionsmittel gewesen ist.
Der sozio-ökonomische Wandel zeichnet daher ein einheitliches Bild der Gesamtproblema-
tik: ungleiche Lohnarbeit, ungleiche Rollenverteilung, niedrige Sozialprestige der Hausfrau,
während die Grenzziehung zwischen Haus und Außenwelt nicht nur eine ideologische, son-
dern eine fortschreitend räumliche Ausgrenzung aus der Gesellschaft für die Frau bedeutet.
 Vgl. Ebd. S.137. Siehe auch Abb.5.
 Ebd. S.135−136.
 Ebd. Dies. S.135−136.
 Vgl. Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle
zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Kata-
logbuch zur Ausstellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.10
 Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.19.
Abb. 5. Abb. 6.
16
„Die Frauen, die durch ihre Arbeit das Wohnen realisieren und die Wohnräume gestalten, ver-
schmelzen [...] zu einem Bild stimmungshafter Häuslichkeit; durch die „Vergegenständlichung
von Innerlichkeit“ wird die Wohnung zu einer Antithese des Außenraumes stilisiert“. Das
Außen” als Raum der männlicher Repräsentation erhält hingegen eine nationalstaatliche Iko-
nographie anhand von Denkmälern und Monumenten als Ausdruck heroischer Männlichkeit¹
durch beide Weltkriege. Dieses räumliche Marketing untermauert dabei die soziale und ge-
schlechtliche Territorialisierung von Mann und Frau. Die Frage wie und wann sich die Ge-
schlechter im öentlichen Raum bewegen, ist zwar historisch gewachsen, doch können die
urbanen wie sozialen Strukturen auf die Wirtschaftswunder-Jahre der 1950er Jahre zurückge-
führt werden. Während der Mann als Alleinversorger sich im “produktivenpolis bewegt, sorgt
sich die Hausfrau um Haushalt und Kinder. Ihre Präsenz im öentlichen Raum spielt wirtschaft-
lich keine Rolle, denn im Vordergrund steht das Patriarchat, der Kapitalismus und die männliche
Gewinnmaximierung. Die Frau verlässt das Haus lediglich um im polis einkaufen bzw. shoppen
zu gehen.² So schreibt Rebekka Endler in Das Patriarchat der Dinge, dass das Ausgeben von
Geld, ohne männliche Anwesenheit, zu einer Art declaration of independence (‚Unabhängigkeits-
erklärung‘) für die Frau wird:
„Wenn Wolkenkratzer und Bürohäuser die männlichen Kathedralen des Kapitalismus
sind, dann sind Kaufhäuser also die weiblichen, zumindest legen die Besucher*innen-
zahlen diesen Schluss nahe. [...] Kaufhäuser und Geschäfte gehören zu den ersten öf-
fentlichen Orten, an denen sich die bürgerliche Frau ohne Begleitung blicken lassen
konnte. Einkaufen war nicht nur eine anständige Art, als Frau den Tage zu verbringen,
sondern auch eine Auszeit vom Hausfrauendasein.“²
Daraus lässt sich herleiten, dass Supermärkte wie auch Shopping Malls als öentlicher Raum für
die Frau angesehen werden können. Doch die Einkaufszentren als Folge der Industrialisierung
haben die Frau nur peripher emanzipiert, denn sie kann am öentlichen Leben bloß oberäch-
lich teilhaben. Die “Emanzipation via Konsum” ist wohlhabenden Frauen vorbehalten, die sich
solchen Konsum eben auch leisten können.³ Das Einkaufszentrum hat zwar seine funktionale
Rolle in der ‚Unabhängigkeitsbewegung‘ für die Frau als Konsumentin gefestigt, dennoch soll-
te es als weiblich konnotierter Raum wieder freigegeben werden. Die Gestaltung eines inter-
sektionalen Raumes für Menschen mit unterschiedlichen sozioökonomischen Hintergründen
wäre hierbei sinnvoller, um „die gesellschaftliche Teilhabe unabhängig von der Kaufkraft“ zu
fördern. „Innen- und Außenraum müssen [demnach] als ‚reverse spaces‘, als sich gegenseitig
durchdringende und welchselseitig bedingende Räume betrachtet werden.“
 Keim, Christiane: Vom Geschlecht der Räume. In: Frauen
Kunst Wissenschaft 28. S.64. PDF. https://www.fkw-journal.
de › article, aufgerufen am 16.08.2021
¹ Vgl. Ebd. Dies. S.64.
² Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum die
Welt Frauen nicht passt. Köln: DuMont Buchverlag, 2021. S.44
² Ebd. S.59.
³ Vgl. Ebd. S.60.
 Ebd. Dies. S.60.
 Keim, Christiane: Vom Geschlecht der Räume. In: Frauen
Kunst Wissenschaft 28. S.65. PDF. https://www.fkw-journal.
de › article, aufgerufen am 16.08.2021
17
2.4. Kunst im domestic space: Kritik und Persiage an der Rolle der
›Hausfrau‹ anhand feministischer Performance-Art
„e value is not to clean, but to be clean“
Rosario Talevio, 2020.
Die gesellschaftlichen Ideologie der 1960er Jahre schat einen Kult um ›Häuslichkeit‹. In
jener Weltanschauung ist man(n) der Ansicht, dass Frauen, vor allem der Ober- und Mittel-
schicht angehörig, so “rein” und “pur” seien, dass sie ihr Leben am besten im Haus und in
Privatsphäre verbringen. Da sie durch ihre “Reinheit” den Männern zudem moralisch überle-
gen sind, sollten sie jene in der Pege der Innenräume anwenden, um für Mann und Kinder
einen Zuuchtsort zu schaen. Dieses Bild fällt durch die stärker werdende Frauenbewegung
der 1970er Jahre immer öfter unter öentliche Kritik und feministische Künstlerinnen, wie
Cindy Sherman, Laura Simmons oder Martha Rosler, nutzen es, um die Rolle der ›Hausfrau‹
Abb. 7.
zu dekonstruieren. Roslers Semiotics of the Kitchen
(1975) ist z.B. eine feministische Persiage und
gilt als Kritik an den kommerzialisierten Versio-
nen der traditionellen Frauenrollen in der Moderne
(Abb.7): von der Gesellschaft isoliert, die Sorge um
die Familie als Vollzeitjob, und alleine im eigenen
Haushalt beschäftigt. Betty Friedan untersucht in
ihrem Werk e Feminine Mystique (1963) das Pro-
blem vorstädtischer Hausfrauen, welche in einem
Zustand einer unhappy ennui (unglücklichen
Langeweile‘) ausharren, während Chantal
Akermans Film Jeanne Dielman, 23 quai
du Commerce, 1080 Bruxelles vom ereig-
nislosen Alltag der alleinerziehenden Mut-
ter und Witwe Jeanne Dielman handelt,
die im Reichenviertel von Brüssel wohnt
und ihren Lebensunterhalt mit Prostitution
verdient. Im Laufe von drei Tagen gerät ihre anfänglich kontrollierte Ordnung im Haus-
halt immer mehr ins Wanken, sodass sie am dritten Tag unerwartet einen ihrer Kunden er-
sticht (Abb.8). Auch die feministische Kunstinstallation Womanhouse (1972) inszeniert
in Los Angeles mehrmals täglich Hausfrauen-Tätigkeiten wie Reinigungs-, Schrubb- und
Bügelarbeit als alltägliche Performance und kritisiert dabei die ‚Instandhaltung‘ (main-
tenance) von Häusern und Haushalten. Miene Laderman Ukeles erweitert wiederum ihre
Abb. 8.
18
„Instandhaltungspolitik“ durch eine Reihe von
interventionellen Performances im Kunstmu-
seum (Washing Piece, 1973) (Abb.9) und ö ent-
lichen Begegnungen mit Straßenreinigern in der
Stadt (Touch Sanitation, 1977−84). Im Zusam-
menhang des Equal Pay Acts von 1975 kritisiert
auch die britische Künstlerin Margaret Harrison
die systemische Abwertung der Hausarbeit mit
ihrem Projekt Homeworkers. Harrison ist zudem
die erste feministische Künstlerin mit einer Einzelausstellung in Großbritannien, die jedoch aus
Gründen von indecency (‚Unanständigkeit‘) von der Polizei gecancelt wird. Der Auslöser für die
Empörung ist ein Bild von Hugh Hefner als Playboy-Bunny; der Wortlaut der Polizei: „It's just
disgusting how Harrison was portraying men.“ Neben der sexistischen Doppelmoral wird
eben auch das Auslagern von Dienstleistungen auf Frauen mit Migrationshintergrund zum ge-
sellschaftskritischen  ema in der Kunst. Vor allem Frauen aus niederen Sozialmilieus sind es,
die die P egearbeiten in den Häusern anderer, vorwiegend reicherer, weißer Frauen ausführen.
Davon berichtet beispielsweise Rem Koolhaass Haushälterin Guadalope Acedo, die als Haupt-
darstellerin in der Dokumentation koolhaas houselife (2008) durch das Koolhaas Einfamilien-
haus im Französischen Bordeaux der 1990er Jahre führt. „Die Arbeiten in diesem Haus hören
nie auf. Kaum ist man an einem Ende fertig, muss man wieder von vorn beginnen“. Auch Künst-
Abb. 9.
 Harrison, Margaret: 'Art Herstory', MaMa: Women Artists
Together. Birmingham: MaMa Collective, 1977. S.3. Siehe
auch Abb.10., S.32.
 Vgl. WEB. https://www.detail.de/artikel/putzfrau-zum-the-
ma-architektur-1735/, aufgerufen am 16.08.2021
 Te Velde, Rosa: 'Patricia Kaersenhout: Revealing Black
Spots in the Radiant White Cube.', PDF. https://www.aca-
demia.edu/34616248/Patricia_Kaersenhout_Revealing_
Black_Spots_in_the_Radiant_White_Cube, aufgerufen am
05.08.2021.
 Hackmann, Rose: 'Women are just better at this stu ': is
emotional labor feminism's next frontier?, in:  e Guardian.
08.November, 2015. https://www.theguardian.com/wor-
ld/2015/nov/08/women-gender-roles-sexism-emotional-la-
bor-feminism, aufgerufen am 13.06.2021.
lerin Patricia Kaersenhout hinterfragt mit ihrer Performance
e Clean Up Woman (2016) die dominierenden, weißen
Kunstinstitutionen und deren eurozentrische Ästhetik.
Während sich “Women are just better at this stu ” im
Dauerkanon überschlägt, muss die Aufgabe um den ›emoti-
onalen Haushalt‹ sowie das verstaubte Narrativ endlich an-
ders kultiviert und an zukünftige Generationen zeitgemäßer
vermittelt werden.
Abb. 11.
19
Kapitel 3: ›Raum‹ schaen.
3.1. Berufsmythos “Der Architekt als männliches Genius
Von der Antike, über die klassische Moderne bis hin zur Zeitgenossenschaft des 21. Jahrhun-
derts: Der Mythos um das “männliche Genie” und die Mystizierung des “Architekten als
kreativen Schöpfer” ist durchgehend eine Erzählung vom Männlichen. Historisch betrachtet
spielt die Architektur daher eine zentrale Rolle in der Bildung dieses Kultus und der Glori-
zierung des autonomen, männlichen Genie-Subjekts:
“[T]he idea of the architect is linked to autonomy and independent genius rather than
connectedness, dependency, social reproduction, and care giving. While the idea of the
architect being an artist, traditionally gendered male, has been most influential over
centuries, the notion of the architect being a carer, tradionally gendered female [...].”
Dadurch wird der Architekt als Subjekt auf einer ontologischen, wie auch politischen Ebene
anders eingeordnet, und zwar außerhalb einer Care-Ethik, da jene vor allem in Zusammenhang
mit ‚Verbundenheit‘ (connectedness) und ‚Interdependenz‘ (interdependency) steht.¹ Soziologin
Maria Puig de la Bellacasa sagt: “Interdependency is not a contract, nor a moral ideal – is it a
condition.”². Da sich dieses geschlechtertrennende Narrativ in der Architekturtheorie und
-praxis durchgesetzt hat, ist es nicht verwunderlich, dass Frauen noch keine lange Tradition
im Architekturberuf vorweisen können. Unter Sonnenkönig Ludwig XIV wird in Frankreich
die erste Architekturakademie als „Bauaufsicht und Geschmacksinstanz“³ gegründet, und der
Architekturberuf wird mit seinen Aufgaben auf drei Instanzen − Bauherr oder Stifter, Bau-
verwalter und Werkmeister − aufgeteilt. Der Werkmeister ist für das Handwerk zuständig
und überliefert jenes mündlich an seine Auszubildenden weiter; dieser Umgang erinnert an
eine familiale Vater-Sohn-Beziehung und weist Züge eines „Spiel[s] um Autorität, Nachfolge
und Originalität“ auf. Sowohl die Ausbildung zum Werkmeister als auch das Betreten der
Zünfte, d.h. die Orte an denen sich über Bauwissen ausgetauscht wird, sind dabei ausschließ-
lich Männern vorbehalten. Einzelne Nachweise für weibliche Bauleiter lassen sich zwar in
der europäischen Neuzeit in Hinsicht auf Klosterbauten finden, dennoch bezeugt dies eher
nur die Geschlechterzuteilung der tugendhaften, braven Frau, die das Kloster für sich und
andere Frauen erbaut. Nach dem Vorbild Frankreichs, welches 1794 erstmals den Studien-
 Krasny, Elke / Fitz, Angelika: Critical Care. Architecture
and Urbanism for a Broken Planet. Cambridge, Massachu-
setts: e MIT Press (Illustrated Edition), 2019. S.33.
¹ Vgl. Puig de la Bellacasa, Maria: Matters of Care. Speculati-
ve Ethics in More an Human Worlds. Minneapolis: Univer-
sity of Minnesota Press, 2017. S.70.
² Ebd. Dies. S.70.
³ Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.11.
 Nierhaus, Irene, Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.17.
 Vgl. Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.11.
20
gang Architektur einführt, entstehen in Europa anschließend polytechnische Hochschulen, die
auch architektonische eorie und Praxis lehren. Leider bleibt weiblichen Studierenden der
Zutritt zu jenen bis ins 20. Jahrhundert verwehrt. In Österreich werden Frauen beispielsweie
bis 1920 von entsprechenden Ausbildungsstätten ausgeschlossen; Ausnahmen bilden ledig-
lich Kunstgewerbeschulen − heutige Universitäten für angewandte Künste − da sich jene auf
Kunstgewerbeproduktion fokussieren, was der häuslichen Tätigkeit der Frau ohnehin nahe
kommt. Die Verwehrung zur Architekturausbildung bildet dabei nur die Spitze des misogy-
nen Eisbergs, denn auch der Zugang zu architektonischer Literatur ist nicht gleichberechtigt.
Während Meisterwerke wie Vitruvs De Architectura Libri Decem (dt. Die Zehn Bücher über
Architektur) und klassische Lehrbücher über Bauwesen und -geschichte, wie von Leon Battista
Alberti oder Andrea Palladio, sowie der Zutritt zu Bibliotheken nur priviligierten Frauen er-
laubt ist, werden praktizierende Architektinnen weiterhin nicht akzeptiert. Selbst die strikte
Trennung zwischen Bau- und Kunstakademie, und der damit einhergehenden Unterscheidung
von Kunst-Architekt*in und Konstrukteur-Architekt*in, bringt keinerlei Veränderung in der
Geschlechterfrage: Frauen werden weiterhin in beiden Bereichen ausgegrenzt. Der erste Wan-
del beginnt im Zuge von westlichen Frauenbewegungen im frühen 20. Jahrhundert, welcher
jahrzehntelange Kämpfe um das Recht auf Bildung, Erwerbsarbeit, freie Berufswahl und für
juristische Gleichstellung auslöst.
Neben Kunstgeschichte und weiteren Wissenschaftsbereichen fehlen daher auch in der archi-
tektonischen Geschichtsforschung etliche Frauennamen. Selbst Frauen, die trotz aller Wid-
rigkeiten Architektur studieren und als Architektinnen Fuß fassen könen – wie z.B. Emilie
Winkelmann, nden in der Geschichte weiterhin kaum Beachtung. Denn der Mythos um
den männlichen Geniekult setzt sich durch. „Das seit Jahrhunderten reproduzierte Bild eines
Architekturgenies, das alleine denkt, entwirft und baut, erzeugt nicht nur einen toxischen
Kult, sondern hat zur Folge, dass Gebäude oder Entwürfe meist einem einzelnen Architekten
zugeschrieben werden.“. Dies begünstigt nicht nur eine verzerrte Realität, die von der Arbeit
eines einzelnen, männlichen Denkers anstatt der eines Teams ausgeht, sondern führt auch
dazu, dass vor allem Leistungen von Architektinnen unerwähnt bleiben. Wann wird die Gesell-
schaft also endlich merken, dass u.a. der Entwurf des Weißenhof Stuhls von Lilly Reich stammt
und nicht von Mies van der Rohe? Und, warum ist die publike Wertschätzung von weiblichen
Partnern, wie eine von Charles Eames für seine Partnerin und Ehefrau Ray, noch immer kein
Maßstab für Architekturbüros von heute?¹
 Vgl. Nierhaus, Irene, Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.17.
 Vgl. Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.11.
 Emilie Winkelmann, 1875−1951 gilt als die erste freibe-
ruiche Architektin Deutschlands. Sie erönet 1906 als erste
Frau ein eigenes Architekturbüro, in Berlin.
 Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.56.
¹ Vgl. Ebd. Dies. S.56−57.
21
3.2. Frauen in der Architektur. Frauenarchitektur?
„Gut Ding will eben Weile haben, und wesentlich wird auch sein, daß der Geist
der Frau zur Sprache kommt, die sein will, was sie ist, und nicht scheinen will,
was sie nicht ist.“¹¹
 Lilly Reich, Innenarchitektin und Designerin, 1922.
Hat Architektur ein Geschlecht? Ein Erkenntnisprozess, der sich mittels dieser Frage erönet
ist, dass die Beziehung von ›Raum‹ und ›Geschlecht‹ dem Weiblichen und dem Männlichen
bestimmte Attribute zuordnet (weiblich = schön, dekorativ und männlich = groß, funktional),
was unmittelbar an traditionelle Dichotomien anknüpft. Architektin Margrit Kennedy teilt in
der Bauwelt-Sonderausgabe Frauen in der Architektur. Frauenarchitektur? (1979) einige Verhal-
tens- und Vorgehensweisen der architektonischen Planung in binäre Prinzipien. Dabei sieht
sie den abstrakt systematisierte[n] und formal orientierte[n] Entwurf sowie de[n] Drang nach
Selbstdarstellung als männlich, dagegen die Suche nach einer organischen Ordnung und das
nutzerbezogene Planen als weiblich¹² an. Die überholte Argumentation, dass Frauen zu wah-
rer “künstlerischen Größe” nicht fähig seien, da das Genius “männlich” und “nicht weiblich
ist (Kapitel 3.1.), folgt der gleichen Logik, weshalb es keine Architektinnen im Range Mies van
der Rohe, Le Corbusier oder Lloyd Wright gäbe. Diese falsche, jedoch weit verbreitete Auffas-
sung von phallogozentrischer Historiografie spielt in der Architekturgeschichte eine zentrale
Rolle, denn sie ist Grund für sämtliche verdrängte Biographien von Architektinnen und De-
signerinnen; “im Schatten des Mannes“ stehen u.a. Lilly Reich (Mies van der Rohe), die erste
Frau im Vorstand des Deutschen Werkbundes, oder Eileen Gray (Le Corbusier) mit dem De-
signklassiker Tisch E.1027. Eine weitere, spürbare Konsequenz dieser verzerrten Erzählung ist
die stockende Entwicklung im Zutritt zur Architekturausbildung für Frauen bis 1908, obwohl
die Zahl der Studentinnen nach dem Ersten Weltkrieg rapide ansteigt: „Die Männer ziehen in
den Krieg, Studentinnen rücken nach […]. Ende der 20er Jahre haben einige Frauen erkenn-
baren Anteil an großen baulichen und gestalterischen Vorhaben, wie Lilly Reich […] – wie Ella
Briggs […] – wie Grete Schütte-Lihotzky […]“¹³. Die Frankfurter Küche von Schütte-Lihotz-
ky dient im folgenden als geeignetes Exemplar um die architekturtheoretische Entwurfsme-
thode einer Frau deutlich zu machen: Angesichts der städtischen Wohnungsnot nach dem
Ersten Weltkrieg setzt die junge Weimarer Republik auf aktive Bauprogramme, wie Das Neue
Frankfurt (1925) unter der Leitung von Ernst May. Mit kommunalpolitischer Unterstützung
¹¹ WEB. https://baukultur.nrw/artikel/architektin-
nen-wie-frauen-eine-maennerdomaene-eroberten/, aufgeru-
fen am 19.08.2021
¹² Kennedy, Margrit: 'Zur Wiederentdeckung weiblicher
Prinzipien in der Architektur'. In: Frauen in der Architektur.
Frauenarchitektur? Bauwelt 31/32, Gütersloh, 1979. S.1279-
1284. Kennedys Annahme wird dabei von Paolo Coppola
Pigantellis ese einer frühgeschichtlichen Arbeitsteilung
gestützt, und argumentiert mit Spekulationen zu Prähistorie,
dass „sich die Männer als Jäger nach den Gestirnen orientiert,
also weite Territorien eingenommen und sich ein abstraktes
Denken angeeignet hätten und die Frauen als Sammlerinnen
sich eher an die engere konkrete Umgebung angepasst hät-
ten.“
¹³ Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.104.
22
möchte dieser für die ansteigende Bevölkerungszahl einen ezient-genutzten, hochwertigen
Wohnraum zu einem bezahlbaren Massengut durch Normierung, Rationalisierung und indus-
trielle Serienanfertigung schaen: „Die äußere Form der Frankfurter Siedlungen ist aus den
Gegebenheiten des inneren Aufbaus entwickelt und verzichtet auf repräsentative Gesten und
dekorativen Schmuck.“¹. Von der hauswirtschaftlichen Funktion ausgehend, wirkt der kai-
serliche Prunk überholt und die ›alte Küche‹ des Großbürgertums − als großräumige Arbeits-
stätte, bewirtschaftet vom Dienstpersonal − unpraktisch und v.a. unleistbar. Die Auslagerung
von Haushaltstätigkeiten wird demnach obsolet; die Funktion der Ehefrau spaltet sich sodann
in die einer Bediensteten und die einer Herrin, was einer Spaltung des Bewusstseins gleich-
kommt.¹ Obwohl sich die familiale Repräsentationsfähigkeit nach Außen (=polis) dadurch
mitverändert und die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse auch baulich spürbar werden, setzt
sich der bürgerliche Empndungsstandard trotzdem durch: Hausarbeit darf weiterhin nicht
sichtbar, hörbar noch riechbar sein, und bleibt räumlich versteckt. Da die männliche Mitarbeit
im Haus dazu verpönt bleibt, wird im sozialen Wohnungsbau eine “ideale Einfrauenküche”
geplant, die die Situation der Arbeiterfrau in eine neue Raumarchitektur transferiert. Da das
Hauptaugenmerk auf Arbeitserleichterung in der Hauswirtschaft liegt, wird eine Frau beauf-
tragt den Prototyp zu entwerfen, und so entsteht Die Frankfurter Küche (1927) von Margarete
Schütte-Lihotzky.¹ Die Österreicherin studiert ab 1915 an der Wiener k. k. Kunstgewerbe-
schule¹, u.a. bei Oskar Strnad und Heinrich Tessenow, absolviert das Architekturstudium
1919 als erste Frau und arbeitet ab 1921 u.a. für Adolf Loos in Wien, wo sie im Rahmen der
Siedlerbewegung und dem herrschenden Wohnungsmangel Notbehausungen entwirft.¹ Da
beide Eltern an Tuberkulose sterben und Schütte-Lihotzky selbst einige Zeit in einer Lungen-
heilanstalt verbringt, sind ihre Raumkonzepte gekoppelt an sozialhygienische Bedingungen.
Mit den Bewegungsstudien Strnads und der Loos'schen Raumplanung vertraut, entwickelt sie
Die Frankfurter Küche als einen arbeitssparenden Kleinstküchentypus: „Eine Küche ist eigent-
lich nichts anderes als ein Laboratorium, und es ließe sich auch viel besser darin arbeiten, wenn
sie als solches betrachtet, auch so ähnlich eingerichtet wäre“¹ und „in dem man seine Arbeit
so zeitsparend als nur irgend möglich verrichten kann – doch als ein Laboratorium mit gestal-
tetem Wohnwert.“¹¹. Die ›neue Küchesoll der Frau, nach einem langen Tag in der Fabrik,
nicht noch weitere körperliche Anstrengung bringen; das Ziel ist eine neue Raum-Zeit-Öko-
nomie für die Hausfrau durch optimierte Handlungsabläufe, verkürzte Wege und eine hygi-
¹ Krausse, Joachim. Die Frankfurter Küche. In: Andritzky,
Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle zur Mikrowelle.
Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Katalogbuch zur Aus-
stellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.99.
¹ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.103
¹ Margarete Schütte-Lihotzky, 1897–2000, war die erste
praktizierende Architektin Österreichs.
¹ Die k. k. Kunstgewerbeschule ist heute als Universität für
angewandte Kunst („die Angewandte“) in Wien bekannt.
¹ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.99.
¹ Lihotzky, Grete: Einiges über die Einrichtung österreichi-
scher Häuser unter besonderer Berücksichtigung der Siedlungs-
bauten. In: Schlesisches Heim, 8, 1921. S.221.
23
enisch-ergonomische Gestaltung. Die Frankfurter Küche spielt daher eine wesentliche Rolle
in der Rationalisierung der Tätigkeiten einer Arbeiterfrau der Zwanziger. Schütte-Lihotzky
geht dabei sehr systematisch an ihren Entwurf: Zuerst wird die Typologie der Wegführung, der
Funktionsgruppe und die Kuben-Verteilung (Schränke, Dunsthaube, usw.) entschieden, erst
dann folgt die Gestaltung für eine wohnliche Ästhetik.¹¹¹ Um Zeitaufwand und Ezienz in
ihrer Konzeption zu gewährleisten, dokumentiert Schütte-Lihotzky detaillierte Bewegungsab-
läufe anhand einer Stoppuhr und präsentiert das Ergebnis 1926 im Rahmen der Sonderschau
Der neuzeitliche Haushalt des Frankfurter Hausfrauenvereins. Sie „lässt sich von den Eisen-
bahnküchen in den Mitropa-Speisewagen inspirieren und entwickelt aufgrund exakt analy-
¹¹ Krausse, Joachim. Die Frankfurter Küche. In: Andritzky,
Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle zur Mikrowelle.
Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Katalogbuch zur Aus-
stellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.109. [Orig.: Schüt-
te-Lihotzky, Margarete: Arbeitsküche. In: Form + Zweck,
H.4., 1981. S.24.].
¹¹¹ Vgl. Ebd. Ders. S.109.
¹¹² Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.101.
¹¹³ Vgl. Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.20.
¹¹ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.105.
¹¹ Vgl. Ebd. S.102.
sierter Arbeitsabläufe der Arbeiterfrau die
Einbauküche als seriellen Typ.“¹¹² Die Ös-
terreicherin ist die erste Person, die ihre ar-
chitekturtheoretischen Studien ins Räumli-
che übersetzt, und obwohl Die Frankfurter
Küche klein ausfällt, ist sie größeren Küchen
aufgrund ihrer Ezienz überlegen. Schüt-
te-Lihotzky erhält in Deutschland weitere sozialwirtschaftliche Bauaufträge, u.a 1928 für das
Projekt Musterwohnung für die alleinstehende berufstätige Frau.¹¹³ Ihre Schrift wird zwar in der
Architekturwelt als Rationalisierungsmethode aufgenommen, dennoch erkennen männliche
Architekten sie nicht als theoriebildend an, da jene auf Raumnutzung und Funktion fokussiert
und nicht vorrangig auf Baukunst und Architekturästhetik.¹¹ Die Frankfurter Küche ist ein
kulturgeschichtliches Zeugnis für die Übertragung von rationalisierten Arbeitsvorgängen im
Bereich des Privaten, gleichzeitig ist auch das Frauenbild, das sie vermittelt, kritisch zu betrach-
ten. Durch ihre Funktionalität soll eine Entlastung der arbeitenden Frau stattnden, dennoch
wird die weibliche Zuweisung der Hausarbeit und die Küche als “Raum der Frau” unhinterfragt
übernommen. Zum einen leitet sie ein technisch-ästhetisches Umdenken in der Architektur ein,
zum anderen bleibt der Aspekt der Raum-Geschlechter-Zuweisung weiterhin unberücksich-
tigt.¹¹ Das federführende Design Schütte-Lihotzkys repräsentiert daher nicht nur ein funktio-
nales Raumkonzept, das viele Generationen inspiriert, sondern bestätigt die Weiterführung ge-
schlechtlicher Raumzuweisung und -aneignung innerhalb der Architektur des 20. Jahrhunderts.
Abb. 12.
24
3.3. Architektur als Spiegel gesellschaftlicher Werturteile
„Architektur ist nicht mehr nur eine Welt der Männer. Die Vorstellung, dass Frauen
nicht dreidimensional denken können, ist lächerlich.“¹¹
Zaha Hadid, 2013.
Seit Jahrhunderten werden in der Welt der Architektur sozialräumliche Kämpfe um Zugang,
Repräsentation und Gleichheit der Geschlechter ausgetragen. In ihrer öentlichen Dankesrede
für den Veuve Clicquot Business Award 2013 benennt Architektin Zaha Hadid dabei eines
von vielen notorischen Klischees innerhalb der Bauwirtschaft. Denn ob in Führungspositio-
nen, im akademischen Bereich oder in der öentlichen Wahrnehmung − weibliche Architekten
sind selbst im Jahr 2021 in einer Vielzahl von Räumen unterrepräsentiert. Ein Satz, der dabei
wie ein schlechter Witz klingt, und doch viel Wahrheit verinnerlicht, lautet: Frauen müssen
dreimal so kompetent sein wie Männer, um die gleiche Position zu erreichen. Dieses Phänomen
ist nicht nur eine Frage der Erziehung, sondern ein tief verankertes Problem in der patriar-
chal-geprägten Gesellschaft, und das seit Jahrhunderten. Auch die Me-Too Debatte taucht
unüberraschend in der Architekturszene auf; Frauen äußern sich nicht nur laut über Vorur-
teile und strukturelle Exklusionsmechanismen, sondern auch über Sexismus, Misogynie und
sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Das asymmetrische Geschlechterverhältnis hinterlässt,
wie in Kapitel 1 und 2, seine Spuren daher auch im gebauten Raum. Anhand von Margarete
Schütte-Lihotzkys Bauaufträgen wird deutlich, dass die ersten Architektinnen nicht für die
Gestaltung des repräsentativen, öentlichen Raumes (=polis), sondern für die der privaten
Innenräume (=oikos) zuständig sind.
Architektin Anja Maissen siedelt die Raum-Geschlechter-Trennung beispielsweise in der bür-
gerlichen Gesellschaftsordnung des 19. Jahrhunderts an: „Frauen waren für die Gestaltung des
Privaten zuständig, für die geschützten Innenräume, die sie zum Ruhm der Männer und zum
Ansehen ihrer Familien schmückten“.¹¹ Durch die polarisierende Dichotomie von privat/
öffentlich, innen/außen, weiblich/männlich, kommt es gleichermaßen zu einer vergeschlecht-
lichten Verteilung von architektonischen Kompetenzen: Dabei werden Männern sämtliche
zahlenbasierte Bereiche wie Baustatik, Konstruktion, Technik aber auch Finanzen und Budget-
verwaltung zugesprochen; hingegen werden Frauen darauf festgelegt, einen natürlichen Fokus
für das Schöne, Ästhetische und Dekorative zu empnden. Dieser Trugschluss führt zu dem
Phänomen, dass „Frauen, die sich als Architektinnen vorstellen, oft für Innenarchitektinnen
gehalten“ werden.¹¹ „Die traditionelle Annahme, Architektinnen seien am besten für das
¹¹ Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.55.
¹¹ Maissen, Anja 2002: Zwischen Privatem und Öentlichem:
Frauen in der Geschichte des Bauens. In: Heimatschutz/Sau-
vegarde Nr. 4. S.2-4.
¹¹ Kaufmann, Hermann; Ihsen, Susanne; Villa Braslavsky,
Paula-Irene: Frauen in der Architektur. Vorstudie zur Entwick-
lung eines drittmittelnanzierten Forschungsprojektes über fach-
kulturell relevante geschlechtergerechte Veränderungen in der
Architektur. PDF. S.35.
25
Entwerfen von Wohnhäusern und für Innengestaltung geeignet, ist Ausdruck ihres niedrigen
Status im Beruf und nicht einer spezisch weiblichen Eigenart.“¹¹, schreibt die feministische
Techniksoziologin Judy Wajcman 1994 in ihrem Werk Technik und Geschlecht. Dabei werden
die feminisierten Attribute wie ›schön‹ und ›dekorativ‹ als Abwertung und Schwäche wahr-
genommen. Ein weiteres Beispiel zeigt die Biographie von Architektin Odile Decq¹², die als
Adoleszentin von einem Architekten gefragt wird: „Kleine Mademoiselle, warum wollen Sie
Architektin werden?“. Als ihre Antwort „um ein Theater zu bauen“ ausfällt, erklingt im tradi-
tionellen Ton: „Es ist gut, dass junge Frauen heutzutage Architektinnen werden wollen, weil sie
in ihrem Denken viel pragmatischer sind als Männer; sie werden sehr effizient Schränke und
Küchen entwerfen!“¹²¹. Später gründet Decq nicht nur die beiden Architekturbüros ODBC
und Studio Odile Decq, sondern 2014 eine eigene Architekturhochschule, die Confluence
Institute for Innovation and Creative Strategies in Architecture und wird Direktorin der École
Spéciale d'Architecture (ESA) in Paris, Frankreich.
Die daraus resultierende Vorstellung, dass Frauen für die Gestaltung von Innenräumen “ge-
eigneter” sein, ist heute noch weit verbreitet − und das obwohl klar ist, dass „Architektinnen,
die unter denselben Marktbedingungen wie Männer [arbeiten], dazu [neigen], genauso wie
Männer zu gestalten.“¹²² Nach einer Umfrage von Progressive Architecture (1989) glauben je-
doch 40 Prozent der befragten Architek*innen an einen visuellen Unterschied zwischen den
Entwürfen von Männern und Frauen. Im Detail heißt es, dass Männer für Konzepte von
Macht- und Kommerzbauten besser seien, während sich Architektinnen auf Wohnarchitektur,
Schulen und Kindergärten, sowie Pegeeinrichtungen spezialisieren sollten.¹²³ Dies erinnert
auch an das viel zu oft zitierte Experiment des deutsch-kanadischen Psychoanalytikers Erik
Erikson¹², welches keinen eindeutigen Nachweis liefert, ob tatsächlich ein geschlechtlicher
Unterschied in der Baukonstruktion bestehe. Versucht man Eriksons eorie zudem anhand
einer konkreten Architektur zu überprüfen, lässt sich schnell widerlegen, dass es rein optisch
erkennbar ist, ob das Gebäude von einem männlichen oder weiblichen Architekten stammt.
Ein interessanter Fall ist allerdings das Ehepaar Alva und Aino Aalto und ihr nnischer Pa-
villion auf der Weltausstellung in New York. Dass traditionelle Geschlechterrollen auch auf
¹¹ Ebd. Dies. PDF. S.35.
¹² Odile Decq, *1955, ist eine französische Architektin und
Stadtplanerin, sowie Gründerin des Pariser Büros Studio Odi-
le Decq und der Architekturschule Conuence Institute.
¹²¹ Decq, Odil: 'Architektin sein'. In: Schwitalla, Ursula
(Hg.): Frauen in der Architektur. Rückblicke, Positionen, Aus-
sichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag, 2021. S.7.
¹²² Wajcman, Judy 1994: Technik und Geschlecht. Die fe-
ministische Technikdebatte. Frankfurt a. Main: Campus. In:
Schumacher, Christina: Frauenkarrieren in der Baubranche. 1.
Internationales Branchenseminar für Frauen in Meran. 2003.
PDF. S.5.
¹²³ Vgl. Kuhlmann, Dörte: Raum, Macht und Dierenz. Gen-
derstudien in der Architektur. Habilitationsschrift. Technische
Universität Wien. Wien: Edition Selene, 2005. S.41 [Orig.:
Doubilet, S.: 'P/A Reader Poll: Women in Architecture', Pro-
gressive Architecture, 70, 10, 1989, S.15–17.].
¹² Erikson, Erik H: Kindheit und Gesellschaft. Stuttgart:
Klett-Cotta, 1999. In seinem Experiment von 1938 beob-
achtete Erikson, dass Jungen und Mädchen zu unterschied-
lichen Ergebnissen kommen, gibt man ihnen die gleichen
Holzbauklötze und die gleiche Aufgabe.
26
praktizierende Architekten-Ehepaare projiziert werden, ist zwar nicht verwunderlich, dennoch
drängt sich die Frage auf, warum die gestalterische Schöpfungskraft der Frau strukturell derart
unterdrückt werden muss? Tief verwurzelte Exklusionsmechanismen erschweren Frauen seit
Jahrhunderten den Einstieg in den Architekturberuf, sowie den Aufstieg zu einer leitenden
Position. Das tradierte Narrativ um die „männliche Führungselite, deren Präsenz seit jeher
medial reproduziert wird, verstärk[t] [zudem] die Diskriminierung und fehlende Sichtbarkeit
von Frauen in der Architektur.“¹²
„In Deutschland beträgt der Anteil weiblicher Lehrende nur 14 Prozent, und gerade
mal 5 Prozent der Lehrstühle an den Universitäten sind mit Frauen besetzt. Erklärbar
ist dies nur zum Teil mit der Tatsache, dass der akademische Lehrkörper sich nicht
primär durch wissenschaftliche Arbeit qualifiziert [...] sondern aus der »Berufselite«,
also aus der Praxis, rekrutiert wird. Und zu dieser Elite zählen vor allem Männer.“¹²
Gleichzeitig sind 2021 fast 60 Prozent der Architektur-Studierenden in Deutschland weiblich,
während bloß 10 Prozent der deutschsprachigen Architekturbüros von Frauen geleitet wer-
den. Hinzu kommt, dass weibliche Architekten im Durchschnitt 25 Prozent weniger Gehalt
für die zeitlich und inhaltlich gleiche Arbeit verdienen, als die männliche Kollegschaft.¹²
Mutterschaft und Schwangerschaft können hierfür jedoch nicht die einzigen nennenswerten
Gründe sein. Zum einen, sind nicht alle arbeitenden Frauen auch gleich Mütter, zum anderen
gibt es in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart etliche Architektinnen, die in ihrer
Arbeit Autonomie und Unabhängikeit wie das “männliche Genius” gepegt haben. Es ist daher
denkbar, dass die Diskreditierung von Frauen struktureller Natur ist, und auf einen bewussten
Ausschluss in der Architekturgeschichte abzielt. Dabei ist eine Strategie, menschliche Arbeits-
eigenschaften in männlich und weiblich zu gliedern, und sie anschließend als Kompetenzen
den Geschlechtern sowie Räumen zuzuordnen. ›Raum‹ ist jedoch, gleichfalls wie Sprache,
ein soziales Konstrukt − beiderseits lassen sich Kontextualisierungen von Geschlecht ablesen,
schlichtweg verewigen. Die binäre Geschlechterideologie hat sich eben auch in der Architektur
manifestiert, und dabei ist sie immer an die Frage gekoppelt: Wer sind wir, und vor allem wie
viel gesellschaftliche Macht haben wir? ¹²
¹² Schwitalla, Ursula: 'Frauen in der Geschichte der Architek-
tur'. In: Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.55.
¹² Ebd. Dies. S.55–56.
¹² Vgl. Ebd. Dies. S.56.
¹² Vgl. Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum
die Welt Frauen nicht passt. Köln: DuMont Buchverlag, 2021.
S.42.
27
Fazit
„Im Kontext zunehmender politische Spaltung und zunehmender wirtschaftliche Un-
gleichheiten fordern wir Architekt*innen auf, sich Räume vorzustellen, in denen wir
großzügig zusammen leben können [...].“¹²
 Hashim Sarkis, Kurator der Architekturbiennale 2020.
›Raum‹ „ist ebenso unentbehrlich zur Entfaltung des Lebens wie die Zeit“¹³, und wird durch
das organisatorische Verhalten des Menschen bestimmt und gesteuert. Die räumliche Ge-
schlechterasymetrie sowie die Trennung von Frau und Mann basiert nicht vorrangig auf einer
physischen Separation sondern auf einer kulturellen Macht, die diese räumliche Trennung
anschließend verursacht. Architektur als Praxis und ihren räumlichen Produktionen unter-
liegen deshalb immer einer vorherrschenden Machtstruktur, die wiederum ein bestimmtes
Wirtschaftsinteresse verfolgt. Dies gilt nicht nur heute, sondern kann bis zur Antike zu-
rückverfolgt werden. Es wurden dabei nicht nur Rollenbilder und Narrative produziert, die
Geschlechterstereotype festgeschreiben, sondern sie werden seit Generationen unhinterfragt
reproduziert. In jenen wird die Sphäre des Innen‹ und ›Inneren‹, sowie der Haus- und Repro-
duktionsarbeit der Frau zugeschrieben, während der Mann das ›Außen‹ politisch bewirbt, und
für die Erwerbstätigkeit zuständig gemacht wird. Seit mehr als 2000 Jahren haben sich Männer
die Verantwortung für den Bau von Städten und Gebäuden zugewiesen; während Frauen seit
dem 19.Jahrhundert andauernde Kämpfe um die Berechtigung von Studienplätzen und um die
männliche Anerkennung als gleichwertig zu gelten austragen.
Ich stütze mich auf Foucaults Architekturbegri, wenn ich sage, dass Architektur nicht nur
funktionale Strategien hervorbringt, sondern vor allem soziale Situationen und Kommunikati-
onsprozesse prägt. Architektur deniert nicht nur die Verteilung von Körpern, Objekten und
Praktiken, sondern bestimmt deren Wahrnehmung und Wahrnehmbarkeit. Feministische
Raumpraktiken tragen zu neuen architektonischen Formen bei, indem sie tradierte Grenzen
brechen, Dialoge önen und Alternativen projizieren. Dieser junge, architektonische Aktivis-
mus verhilft zudem, praktische Werkzeuge für die Frau des 21. Jahrhunderts zu formen und
die Dimensionen der Architekturtheorie um eine feministische Ethik zu erweitern. Ich sehe
die Notwendigkeit neuer Utopien, die das Zusammenleben intersektional denken und Räume
für alle Personen außerhalb des partriarchalen Systems önen. Die Ghettoisierung der Frauen
in die Sphäre des Privaten, sowie das Caring als weibliches Ideal bedienen sich, seit Jahrhun-
derten, an instrumentalisierten und kulturell-historischen Geschlechterbildern, von welchen
¹² Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.58.
¹³ Bollnow, Otto Friedrich: Mensch und Raum. Stuttgart/
Berlin/Köln/Mainz: Kohlhammer Verlag, 1980. S.23.
28
nur das Patriarchat protiert. Auch wenn die geschlechtlichen Raumzuschreibungen seit der
Antike in Umlauf sind, lassen sich übernommene Narrative oder Bilder jederzeit verändern.
Alle Geschlechter wachsen schließlich mit den Erzählungen auf, die sie von Familie, Pädago-
gik, Medien, usw. vermittelt bekommen. Da diese Prägungen Teil des Selbst werden und sich
in der Persönlichkeitsstruktur verankern, beeinussen die Narrative auch die Art und Weise
wie der Mensch Raum‹ betritt oder sich in diesem verhält. Ein gutes Beispiel hierfür ist
das so genannte menspreading. Darunter wird das breitbeinige, raumeinnehmende Sitzen von
Männern in öentlichen Verkehrsmittel verstanden. Nach Autorin Rebekka Endler, hat dieses
Verhalten „nichts mit Beschaenheit von Penis und Hoden zu tun, sondern ist erlerntes männ-
liches Verhalten und zielt auf Dominanz ab.“¹³¹ Gesellschaftlich etablierte Verhaltens- und
Empndungscodi prägen den Mensch demnach in seinem Denken, Fühlen und Verhalten,
und das soweit, dass sie sich über den Entwurf und die gebauten Raumstrukturen manifestie-
ren und „als Raummacht der Architektur auf das Verhalten und das Empnden zurückwirken
und sie mit bestimmen.“¹³². In anderen Worten: Das Wissen reagiert auf das Habituelle.
Es gilt daher eine neue Perspektive auf die räumlichen Gesellschaftsstrukturen einzunehmen
und ein gesellschaftliches Umdenken innerhalb der Care-Struktur und der geschlechtlichen
Rollenverteilung zu schaen. Denn Sorgetätigkeiten − ob im privaten Haushalt, in der Reini-
gung von Räumen oder in der Pege von Menschen, die jene Räume bewohnen, wird weiter-
hin von Frauen, vorwiegend von Frauen mit Migrationshintergrund, geleistet. Zusätzlich gilt
es, Sichtbarkeit zu schaen. Die Erarbeitung von neuen Denkweisen, die Frauen nicht länger
auf Natur reduzieren und patriarchale Herrschaftssysteme aufbrechen. Ziel ist es nicht, sich
den patriarchalen Strukturen anzupassen oder jene in matriarchale umzuwandeln. Vielmehr
geht es um das Schaen von Rahmenbedingungen, die es Frauen ermöglicht, sich nicht als
Frau sondern als Mensch zu emanzipieren. Frauen sollten die Möglichkeit erhalten, räumlich
wie auch ökonomisch unabhängig von Männern zu sein, welche mit einer Erneuerung sozialer
Bedingungen und einer Umstrukturierung der Gesellschaft einhergehen sollte. Das bedeutet
nichts geringeres als Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt, Zugang zu Bildung und
Bildungseinrichtungen, und gleiches Gehalt für gleichwertige Arbeit. Punktum.
¹³¹ Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum die
Welt Frauen nicht passt. Köln: DuMont Buchverlag, 2021.
S.46.
¹³² Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.83.
29
Quellenverzeichnis
¹ Michel de Certeau, 1925−1986, war ein französischer So-
ziologe, Historiker und Kulturphilosoph.
² Rosario Talevi ist Architektin, Gründungsmitglied der
Soft Agency und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachge-
biet Gebäudeplanung und Entwerfen an der Universität der
Künste in Berlin.
³ Da meine Hausarbeit versucht patriarchale Machtstruk-
turen zu entlarven, kann sie gerne als feministisch gelesen
werden.
Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum, Geschlecht,
ARCH6. Wien: VISCOM GmbH, 1999. S.6.
 Prof. Dr. Irene Nierhaus, *1955, ist eine österreichische
Kunsthistorikerin, sowie Professorin für Kunstwissenschaft und
Ästhetische eorie an der Universität Bremen.
Vg l. Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.18.
 Ebd. Dies. S.18−19.
 Ebd. S.7.
 Pierre Félix Bourdieu, 1930−2002, war ein französischer
Soziologe und Sozialphilosoph.
¹ In: Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.5.
¹¹ Vgl. Pignatelli, Paola Coppola: Der Weg zu einer ande-
ren räumlichen Logik. In: Bauwelt Heft 31/32, Aug. 1979.
S.1285.
¹² Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frauen-
architektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Archi-
tektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84, Ei-
genverlag: Kiel, 1984. S.5. [Orig.: Pignatelli, Paola Coppola:
Der Weg zu einer anderen räumlichen Logik. In: Bauwelt Heft
31/32, Aug. 1979. S.1285.]
¹³ Paola Coppola Pignatelli,*o.A., ist Architektin, Professo-
rin für Architekturdesign an der Universität La Sapienza in
Rom, sowie Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Publika-
tionen.
¹ Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.5.
¹ Kuster, Friederike: Philosophische Geschlechtertheorie.
Zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag GmbH, 2019.
S.13−14.
¹ Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.5−7. [Orig.: Vgl. Fischer, E.: Wo-
man’s Creation. New York: Anchor Press, 1979. S.202f.]
¹ Vgl. Ebd. Dies. S.7.
¹ Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.19.
¹ Ebd. S.12.
² Arendt, Hannah: Die antike Polis und der Haushalt. Auszü-
ge aus Vita Activa oder Vom tätigen Leben. München: R.Piper
& Co Verlag, 1967. In: Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos
– Von der Feuerstelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen
im Wandel. Das Katalogbuch zur Ausstellung. Gießen: Ana-
bas-Verlag, 1992. S.19.
²¹ Ebd. Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuer-
stelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Das
Katalogbuch zur Ausstellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992.
S.8.
²² Ebd. Dies. S.19. Diese Art ›kollektiven Haushaltens kann
auch als ›National-Ökonomie oder ›Volkswirtschaft bezeich-
net werden, die „sich ökonomisch als eine gigantische Über-Fa-
milie versteht und dessen politische Organisationsform die Na-
tion bildet.“ Vgl. S.19.
²³ Vgl. Ebd. S.8.
² Jochen Martin, Renate Zoepel (Hg.): Aufgaben, Rollen und
Räume von Frau und Mann. Freiburg/München: Veröentli-
chungen des Instituts für Historische Anthropologie e.V. 5, Bd.
2, 1989. S.470.
² Aristoteles: Politik 3, 4, 1277b 25 f.
² Aristoteles: Politik 1, 5, 1254a 17.
² Aristoteles: Politik 1, 13, 1260 a30.
² Vgl. Jochen Martin, Renate Zoepel (Hg.): Aufgaben, Rollen
und Räume von Frau und Mann. Freiburg/München: Veröf-
fentlichungen des Instituts für Historische Anthropologie e.V.
5, Bd. 2, 1989, S.470.
² Hills, Helen: 'Archietcture as Metaphor for the Body: The
Case of Female Convents in Early Modern Italy'. In: Kuhlmann,
Dörte: Raum, Macht und Differenz. Genderstudien in der Ar-
chitektur. Habilitationsschrift. Technische Universität Wien.
Wien: Edition Selene. 2005. S. 11. [Orig.: In: Durning, Lou-
ise; Wrighley, Richard (Hg.): Gender and Architecture. Chi-
chester/New York: 2000. S.74.]
³ Vgl. Kuster, Friederike: Philosophische Geschlechtertheorie.
Zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag GmbH, 2019.
S.13.
³¹ ›Frauenzimmer‹, spätmittelhochdeutsch vrouwenzimmer
= Frauengemach und die Gesamtheit der dort wohnenden
weiblichen Personen; im 17. Jahrhundert auf die einzelne
Person übertragen, ursprünglich ohne negative Bedeutung
“Sie ist ein niederträchtiges Frauenzimmer.” abwertend, ver-
altet. https://www.duden.de/rechtschreibung/Frauenzimmer,
aufgerufen am 07.08.2021.
³² Vgl. Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.10.
³³ Élisabeth Badinter, *1944, ist eine französische Philo-
sophin und Professorin an der Eliteuniversität École poly-
technique in Paris.
30
³ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.23−24.
³ Vgl. Ebd. S.42−43.
³ Ebd. Dies. S.42−43.
³ Vgl. Ebd. S.42−43.
³ Kuhlmann, Dörte: Raum, Macht und Dierenz. Genderstu-
dien in der Architektur. Habilitationsschrift. Technische Uni-
versität Wien. Wien: Edition Selene, 2005. S.8.
³ Ebd. Dies. S.8.
 Ebd. Dies. S.8.
¹ Nierhaus, Irene, Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.9.
² Ebd. S.20.
³ Ebd. S.23.
 Vgl. Ebd. Dies. S.23.
 Ebd. Dies. S.23.
Kuster, Friederike: Philosophische Geschlechtertheorie. Zur
Einführung. Hamburg: Junius Verlag GmbH, 2019. S.13−14.
De Beauvoir, Simone: Le Deuxième Sexe. Tome 2. L'expéri-
ence vécue. Paris: Collection Blanche Gallimard, 1949, S.15.
 Nierhaus, Irene / Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.19.
 Vgl. Ebd. S.13.
 Kuhlmann, Dörte: Raum, Macht und Dierenz. Genderstu-
dien in der Architektur. Habilitationsschrift. Technische Uni-
versität Wien. Wien: Edition Selene, 2005. S.8.
¹ ‚Sorge‘ kann auch aus einer tiefen Besorgnis entstehen, wie
es das Altenglische caru (der Kummer) und das Altdeutsche
chara (das Klagen) nahelegen. Vgl. https://educalingo.com/
de/dic-en/caring, aufgerufen am 11.08.2021
² SAGE-Berufe sind Berufe in den Bereichen der sozialen
Arbeit, Gesundheit, Pege, Erziehung und Bildung.
³ Donna Haraway, *1944, ist eine US-amerikanische Natur-
wissenschaftshistorikerin, Frauenforscherin und Professorin
am Department für History of Consciousness und am De-
partment für Feminist Studies an der University of Califor-
nia, Santa Cruz.
 Haraway, Donna: When Species Meet. Minneapolis: Uni-
versity of Minnesota Press, Posthumanities, Band 3, 2007.
S.36.
 Peta Bowden, *1946, ist eine australische Autorin in den
Bereichen Feminist Ethics, Ethics of Care, Philosophy of Gender,
sowie ehemalige Dozentin für Philosophie an der Murdoch
University Western Australia.
 Vgl. https://philpapers.org/rec/BOWCGE-2, aufgerufen
am 11.08.2021. Übersetzt von Teresa Steiner.
 Margrit Brückner, *1946, ist eine deutsche Soziologin und
Professorin (im Ruhestand) an der Frankfurt University of Ap-
plied Sciences.
 https://blog.soziologie.de/2020/12/die-dunkle-seite-von-
care-care-und-gewalt/, aufgerufen am 11.08.2021.
 Tronto, Joan C. / Fisher, Berenice: 'Toward a Feminist e-
ory of Caring'. In: Circles of Care. Work and Identity in Wo-
men's Lives. New York: State of University Press, 1990. S.35.
 Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.19.
¹ Dörhöfer, K.: Frauenspezische Probleme im Wohnumfeld.
In: FOPA, S.18.
² Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frauenar-
chitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Architek-
tenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84, Eigen-
verlag: Kiel, 1984. S.18. [Orig.: Dessai, Elisabeth: Hat der
Mann versagt? Reinbek: Rowohlt Verlag, 1972.]
³ Ebd. Dies. S.18. [Siehe Orig.: Dessai, Elisabeth: Hat der
Mann versagt?, Reinbek: Rowohlt Verlag, 1972. S.17.
 Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.12.
 Mies, Maria: Gesellschaftliche Ursprünge der geschlechtlichen
Arbeitsteilung. In: Sozialwissenschaftliche Forschung und Pra-
xis e.V. (Hrsg.): Beiträge zur feministischen eorie und Praxis.
Frauen und “dritte” Welt. Verlag Frauenoensive, o.A. S.62.
 Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frauenar-
chitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Architek-
tenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84, Eigen-
verlag: Kiel, 1984. S.12.
 Vgl. Ebd. S.13.
 Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.125.
 Vgl. Ebd. Dies. S.125−126.
 Ebd. S.137.
¹ Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle zur
Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Katalog-
buch zur Ausstellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.11.
² Ebd. S.16.
³ Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.83−84.
 Vgl. Ebd. S.132.
 Vgl. Ebd. S.137. Siehe auch Abb.5.
 Ebd. S.135−136.
 Ebd. Dies. S.135−136.
 Vgl. Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle
zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Kata-
logbuch zur Ausstellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.10.
 Vgl. Pahms, Gaby (u.a.): Frauen in der Architektur – Frau-
enarchitektur? Hausarbeit zum Seminar ‘Geschichte des Ar-
chitektenberufes’ in Architektur-Soziologie, WS 1983/84,
Eigenverlag: Kiel, 1984. S.19.
31
 Keim, Christiane: Vom Geschlecht der Räume. In: Frauen
Kunst Wissenschaft 28. S.64. PDF. https://www.fkw-journal.
de › article, aufgerufen am 16.08.2021
¹ Vgl. Ebd. Dies. S.64.
² Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum die
Welt Frauen nicht passt. Köln: DuMont Buchverlag, 2021.
S.44
² Ebd. S.59.
³ Vgl. Ebd. S.60.
 Ebd. Dies. S.60.
 Keim, Christiane: Vom Geschlecht der Räume. In: Frauen
Kunst Wissenschaft 28. S.65. PDF. https://www.fkw-journal.
de › article, aufgerufen am 16.08.2021
 Harrison, Margaret: 'Art Herstory', MaMa: Women Artists
Together. Birmingham: MaMa Collective, 1977. S.3. Siehe
auch Abb.10., S.32.
 Vgl. WEB. https://www.detail.de/artikel/putzfrau-zum-the-
ma-architektur-1735/, aufgerufen am 16.08.2021
 Te Velde, Rosa: 'Patricia Kaersenhout: Revealing Black
Spots in the Radiant White Cube.', PDF. https://www.aca-
demia.edu/34616248/Patricia_Kaersenhout_Revealing_
Black_Spots_in_the_Radiant_White_Cube, aufgerufen am
05.08.2021.
 Hackmann, Rose: 'Women are just better at this stu': is
emotional labor feminism's next frontier?, in: e Guardian.
08.November, 2015. https://www.theguardian.com/wor-
ld/2015/nov/08/women-gender-roles-sexism-emotional-la-
bor-feminism, aufgerufen am 13.06.2021.
 Krasny, Elke / Fitz, Angelika: Critical Care. Architecture
and Urbanism for a Broken Planet. Cambridge, Massachu-
setts: e MIT Press (Illustrated Edition), 2019. S.33.
¹ Vgl. Puig de la Bellacasa, Maria: Matters of Care. Speculati-
ve Ethics in More an Human Worlds. Minneapolis: Univer-
sity of Minnesota Press, 2017. S.70.
² Ebd. Dies. S.70.
³ Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.11.
 Nierhaus, Irene, Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.17.
 Vgl. Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.11.
 Vgl. Nierhaus, Irene, Hammer-Tugendhat, Daniela: Raum,
Geschlecht, Architektur. ARCH6. Wien: VISCOM GmbH,
1999. S.17.
 Vgl. Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.11.
 Emilie Winkelmann, 1875−1951 gilt als die erste freibe-
ruiche Architektin Deutschlands. Sie erönet 1906 als erste
Frau ein eigenes Architekturbüro, in Berlin.
 Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.56.
¹ Vgl. Ebd. Dies. S.56−57.
¹¹ WEB. https://baukultur.nrw/artikel/architektin-
nen-wie-frauen-eine-maennerdomaene-eroberten/, aufgeru-
fen am 19.08.2021
¹² Kennedy, Margrit: 'Zur Wiederentdeckung weiblicher Prin-
zipien in der Architektur'. In: Frauen in der Architektur. Frau-
enarchitektur? Bauwelt 31/32, Gütersloh, 1979. S.1279-1284.
Kennedys Annahme wird dabei von Paolo Coppola Pigantel-
lis ese einer frühgeschichtlichen Arbeitsteilung gestützt,
und argumentiert mit Spekulationen zu Prähistorie, dass
„sich die Männer als Jäger nach den Gestirnen orientiert, also
weite Territorien eingenommen und sich ein abstraktes Den-
ken angeeignet hätten und die Frauen als Sammlerinnen sich
eher an die engere konkrete Umgebung angepasst hätten.“
¹³ Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.104.
¹ Krausse, Joachim. Die Frankfurter Küche. In: Andritzky,
Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle zur Mikrowelle.
Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Katalogbuch zur Aus-
stellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.99.
¹ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.103
¹ Margarete Schütte-Lihotzky, 1897–2000, war die erste
praktizierende Architektin Österreichs.
¹ Die k. k. Kunstgewerbeschule ist heute als Universität für
angewandte Kunst („die Angewandte“) in Wien bekannt.
¹ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.99.
¹ Lihotzky, Grete: Einiges über die Einrichtung österreichi-
scher Häuser unter besonderer Berücksichtigung der Siedlungs-
bauten. In: Schlesisches Heim, 8, 1921. S.221.
¹¹ Krausse, Joachim. Die Frankfurter Küche. In: Andritzky,
Michael (Hrsg.): Oikos – Von der Feuerstelle zur Mikrowelle.
Haushalt und Wohnen im Wandel. Das Katalogbuch zur Aus-
stellung. Gießen: Anabas-Verlag, 1992. S.109. [Orig.: Schüt-
te-Lihotzky, Margarete: Arbeitsküche. In: Form + Zweck,
H.4., 1981. S.24.].
¹¹¹ Vgl. Ebd. Ders. S.109.
¹¹² Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.101.
¹¹³ Vgl. Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.20.
¹¹ Vgl. Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der
Wohnzivilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/Mün-
chen: Dölling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.105.
¹¹ Vgl. Ebd. S.102.
32
¹¹ Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.55.
¹¹ Maissen, Anja 2002: Zwischen Privatem und Öentlichem:
Frauen in der Geschichte des Bauens. In: Heimatschutz/Sau-
vegarde Nr. 4. S.2-4.
¹¹ Kaufmann, Hermann; Ihsen, Susanne; Villa Braslavsky,
Paula-Irene: Frauen in der Architektur. Vorstudie zur Entwick-
lung eines drittmittelnanzierten Forschungsprojektes über fach-
kulturell relevante geschlechtergerechte Veränderungen in der
Architektur. PDF. S.35.
¹¹ Ebd. Dies. PDF. S.35.
¹² Odile Decq, *1955, ist eine französische Architektin und
Stadtplanerin, sowie Gründerin des Pariser Büros Studio Odi-
le Decq und der Architekturschule Conuence Institute.
¹²¹ Decq, Odil: 'Architektin sein'. In: Schwitalla, Ursula
(Hg.): Frauen in der Architektur. Rückblicke, Positionen, Aus-
sichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag, 2021. S.7.
¹²² Wajcman, Judy 1994: Technik und Geschlecht. Die fe-
ministische Technikdebatte. Frankfurt a. Main: Campus. In:
Schumacher, Christina: Frauenkarrieren in der Baubranche. 1.
Internationales Branchenseminar für Frauen in Meran. 2003.
PDF. S.5.
¹²³ Vgl. Kuhlmann, Dörte: Raum, Macht und Dierenz. Gen-
derstudien in der Architektur. Habilitationsschrift. Technische
Universität Wien. Wien: Edition Selene, 2005. S.41 [Orig.:
Doubilet, S.: 'P/A Reader Poll: Women in Architecture', Pro-
gressive Architecture, 70, 10, 1989, S.15–17.].
¹² Erikson, Erik H: Kindheit und Gesellschaft. Stuttgart:
Klett-Cotta, 1999. In seinem Experiment beobachtete Erik-
son, dass Jungen und Mädchen zu unterschiedlichen Ergeb-
nissen kommen, gibt man ihnen die gleichen Holzbauklötze
und die gleiche Aufgabe.
¹² Schwitalla, Ursula: 'Frauen in der Geschichte der Architek-
tur'. In: Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur.
Rückblicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.55.
¹² Ebd. Dies. S.55–56.
¹² Vgl. Ebd. Dies. S.56.
¹² Vgl. Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum
die Welt Frauen nicht passt. Köln: DuMont Buchverlag, 2021.
S.42.
¹² Schwitalla, Ursula (Hg.): Frauen in der Architektur. Rück-
blicke, Positionen, Aussichten. Berlin: Hatje Cantz Verlag,
2021. S.58.
¹³ Bollnow, Otto Friedrich: Mensch und Raum. Stuttgart/
Berlin/Köln/Mainz: Kohlhammer Verlag, 1980. S.23.
¹³¹ Endler, Rebekka: Das Patriarchat der Dinge. Warum die
Welt Frauen nicht passt. Köln: DuMont Buchverlag, 2021.
S.46.
¹³² Weresch, Katharina: Wohnungsbau im Wandel der Wohnzi-
vilisierung und Genderverhältnisse. Hamburg/München: Döl-
ling und Galitz Verlag GmbH, 2005. S.83.
33
Abbildungsverzeichnis
Abb.1.
Foto: unbekannt.
Abb.4.
Housewife in kitchen Foto: GraphicaArtis/Getty Images
Abb.2.
Tetra_Pak_Housewife_with_Tetra_Classic_1950s
Foto: unbekannt.
Abb.3.
Foto: unbekannt.
Abb.6.
Kitchen Satellite (1969) von Luigi Colani, www.blog.
iso50.com/26312/colani-kitchen-satellite/
Abb.5.
Wohnmodell (1969) von Joe Colombo, www.dailyicon.
net/tag/dining-table/
34
Abb.7.
Martha Rosler, Semiotics of the Kitchen (1975).
Eine feministische Persi age, die als Kritik an den
kommerzialisierten Versionen der traditionellen
Frauenrollen in der modernen Gesellschaft gilt.
Abb.8.
Chantal Akerman, Jeanne Dielman, 23, Quai du
Commerce, 1080 Bruxelles (1975)., https://www.
youtube.com/watch?v=GA9MN0G9vDI
Abb.9.
Mierle Laderman Ukeles, Washing/Tracks/Maintenance
(1973), www.reactfeminism.org/nr1/artists/ukeles.html,
www.youtube.com/watch?v=WIhf3UBNTlA
Abb.11.
Patricia Kaersenhout, e Clean Up Woman
(2016). Sie trat während des Global Performance-
Symposiums im Stedelijk Museum Amsterdam,
Teil von BELL Invites, 6. Februar 2016.
Foto: Ernst van Deursen.
Abb.12.
Margarete Schütte-Lihotzky, Die Frankfurter Küche
(1926/27). In: Krausse, Joachim. Die Frankfurter
Küche. In: Andritzky, Michael (Hrsg.): Oikos – Von
der Feuerstelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen
im Wandel. Das Katalogbuch zur Ausstellung. Gie-
ßen: Anabas-Verlag, 1992. S.104.
Ab.10
Margaret Harrison, is is only a bunny boy but he is
quite nice really. (1971–2011) Foto: ADN GALERIA
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Hausarbeit versucht patriarchale Machtstrukturen zu entlarven, kann sie gerne als feministisch gelesen werden
  • Da Meine
³ Da meine Hausarbeit versucht patriarchale Machtstrukturen zu entlarven, kann sie gerne als feministisch gelesen werden.