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Mitteilungen der VÖB 74 (2021) Nr. 2: Digitale und soziale Transformation
iMooX – EINE MOOC-PLATTFORM FÜR ALLE
(HOCHSCHULEN)
von Martin Ebner
Zusammenfassung: iMooX.at ist die österreichische MOOC-Plattform, also eine
Plattform die kostenlose Online-Kurse für viele offen lizenziert anbietet. Damit folgt
sie internationalen Trends und hilft Hochschullehre auf höchstem Niveau auf digi-
talem Wege anzubieten. In diesem Beitrag soll kurz die Entstehungsgeschichte und
wesentliche Milestones beleuchtet werden. Abschließend werden ein paar mögliche
Entwicklungsschritte genannt.
Schlagworte: iMooX; MOOC; Plattform; Digitalisierung; Open Educational
Resources
iMooX – ONE MOOC PLATFORM FOR ALL (UNIVERSITIES)
Abstract: iMooX.at is the Austrian MOOC platform, i.e. a platform that offers free,
openly licensed online courses for all. This platform follows international trends and
helps to offer university education at the highest level in a digital way. In this article,
we will briefly look at the history of the platform and its main milestones. Finally, a
few possible development steps will be pointed out and discussed.
Keywords: iMooX; MOOC; Platform; Digitalisation; Open Educational Resources
DOI: https://doi.org/10.31263/voebm.v74i2.6271
Dieses Werk ist – exkl. einzelner Logos und Abbildungen – lizenziert unter
einer Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 4.0 International-Lizenz
Mitteilungen der VÖB 74 (2021) Nr. 2: Digitale und soziale Transformation
1. Einleitung
Spätestens seit Beginn der COVID19-Pandemie hat die Digitalisierung
der (Hochschul-)Lehre, vormals E-Learning, einen Boost erhalten (Ebner
et al, 2020b). Auch wenn dieser Schritt mehr oder weniger notgedrungen
war, stellen Hochschulen über wenige Tage & Wochen ihre Lehre auf di-
gitale Formate um, indem zunehmend entweder selbst digitale Lehr- und
Lerninhalte erstellt wurden oder vermehrt auf existierende zurückgegriffen
wurde. Insbesondere spielen hier frei zugängliche Online-Kurse, oftmals
als MOOCs (Massive Open Online Course) bezeichnet, eine durchaus
wesentliche Rolle. Der Begriff wurde an sich schon 2010 erstmals für ei-
nen gemeinsamen Online-Kurs verwendet, der besonders viele ansprach
(McAuley et al, 2010), und ist unmittelbar danach von großen amerika-
nischen Universitäten aufgegriffen worden, die nach und nach spezielle
Plattformen in dieser Hinsicht entwickelten. Das Ziel war dabei immer das
gleiche: Online-Kurse kostenlos zur Verfügung zu stellen. Diese Idee grif-
fen 2012 auch die Universität Graz und die Technische Universität Graz
auf, indem sie einen Projektantrag für eine MOOC-Plattform inkl. erster
MOOCs an das Land Steiermark richteten. Dieser Beitrag beschreibt kurz
die Entstehungsgeschichte von iMooX.at und greift ein paar diesbezüg-
liche Besonderheiten heraus.
2. iMooX.at
iMooX.at1 wurde 2013 von der Universität Graz und der Technischen Uni-
versität Graz gegründet, mit dem erklärten Ziel „Bildung für Alle“ zu ermög-
lichen. „Alle“ richtete sich dabei nicht nur ausschließlich an Studierende,
sondern tatsächlich an die Gesellschaft, um dem öffentlichen Bildungsauf-
trag nachzukommen. Oftmals unter anderem als Third Mission bezeichnet,
ist es also für Hochschulen wichtig, auch andere Bildungsmärkte anzuspre-
chen, um einerseits die Hebung des Bildungsniveaus zu fördern und an-
dererseits für einen schnellen Know-how-Transfer aktueller Forschungser-
gebnisse zu sorgen. Um dies zu ermöglichen, wurde bereits zu Beginn der
Plattform definiert, dass sämtliche Lehr- und Lerninhalte mit einer mög-
lichst offenen Creative-Commons-Lizenz versehen werden. Ganz im Sinne
von Open Education sollten freie Bildungsressourcen dazu führen, dass
diese eine möglichst breite Verwendung finden, flexibel in verschiedensten
Kontexten.
Mitteilungen der VÖB 74 (2021) Nr. 2: Digitale und soziale Transformation
3. Wesentliche Entwicklungsschritte – von der Idee zur LX-Plattform
Abb. 1: iMooX.at in der Version 3.0
2013 wurde nach einer ersten Analyse der bereits bestehenden Plattformen
wie Udacity, edX usw. beschlossen, das lokal vorhandene Learning-Ma-
nagement-System so umzubauen, dass es den Ansprüchen einer MOOC-
Plattform gerecht wird. Dabei war damals schon die User Experience sehr
wichtig, denn auch weniger geübte Benutzerinnen und Benutzer sollten
mit der Plattform arbeiten bzw. lernen können. Erste Mockups wurden
erstellt und lieferten die Basis für die erste Version, die 2013 an den Start
ging. Um den Technologie-Stack im Hintergrund weiter zu konsolidieren
und vor allem auch eine nachhaltige Entwicklung zu garantieren, erfolgte
eine Umstellung auf das Open-Source-System Moodle mit August 2017.
Mit iMooX 2.0 erfolgte auch eine weitere graphische Bearbeitung der Be-
nutzeroberfläche auf Basis von durchgeführten Usability-Untersuchungen
und neuen Userstories. Somit sollte die Zufriedenheit der Lernenden wei-
ter gesteigert werden, wiewohl diese mit über 80 % generell auf sehr hohem
Niveau lag (Neuböck et al, 2015). Aufbauend auf den Vorerfahrungen
wurde 2020 durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und
Forschung im Rahmen einer nationalen Ausschreibung die Weiterent-
wicklung von iMooX.at zu einer nationalen Plattform in Zusammenarbeit
Mitteilungen der VÖB 74 (2021) Nr. 2: Digitale und soziale Transformation
mit der Universität Wien genehmigt. Dabei steht im Zentrum, dass alle
österreichischen Hochschulen hier ihre Online-Kurse anbieten können.
Dies bedeutet, dass die bestehenden Strukturen sowohl aus technischer,
organisatorischer und mediendidaktischer Sicht so auszubauen sind, dass
eine Skalierung auf eine nationale Plattform möglich wird. Um den An-
sprüchen gerecht zu werden, müssen die gebündelten Erfahrungen mit
den Ansprüchen der Partner:innen in Einklang gebracht werden. Im Vor-
dergrund stehen dabei ein optimales Lernerlebnis und eine userfreund-
liche Benutzeroberfläche mit einfach zu bedienenden Elementen. Die de-
signmäßige Umsetzung bzw. Unterstützung von Lernumgebung erfordert
ein optimales Zusammenspiel zwischen Design, pädagogischem Know-
how und Technologie, also einem optimalem Learning Experience Design
(LXD). Im Jänner 2021 erfolgte letztendlich der Relaunch von iMooX.at in
der Version 3.0 in einem innovativen, responsiven Design.
4. Interessante Milestones
Abseits der technischen und grafischen Weiterentwicklung von iMooX.at
gab es auch viele interessante Erfahrungen rund um die Online-Kurse, von
denen ein paar wenige hier erwähnt werden sollten:
– Im Oktober 2014 übernahm die UNESCO die Patenschaft für die
Plattform, weil iMooX.at durch den freien Zugang zu Wissen mit
ihren Bildungszielen einhergeht.
– 2015 wurde ein MOOC erstmal im Rahmen einer Lehrveranstaltung
an der Technischen Universität Graz eingesetzt. Ein heute fast nor-
males Szenario wurde damals erstmals erprobt. Heute können 7 ver-
schiedene Einsatzszenarien herauskristallisiert werden (Ebner et al,
2020a).
– 2015 wurde ein MOOC auf iMooX.at mit dem österreichischen
Staatspreis in der Erwachsenenbildung ausgezeichnet, weil er bist
dorthin die weitreichendste Weiterbildungsmaßnahme in dieser
Hinsicht darstellte. Zusätzlich wird dabei ein neues didaktisches
Konzept, das Inverse Blended Learning, entwickelt, indem man ver-
sucht, einen reinen Online-Kurs mit lokalen Lerngruppen zu verbin-
den (Ebner et al, 2015).
– Aufbauend auf diesen Erfahrungen wurde das Konzept weiter ver-
feinert und mündete schließlich im EBmooc2, der nach 3 verschie-
denen Durchläufen bis dato an die 10.000 Teilnehmer:innen ver-
zeichnen konnte. Ähnliches ist dem Online-Kurs zur Datenschutz-
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grundverordnung3 geglückt. Das sind im deutschsprachigen Raum
einzigartige Beispiele für die Online-Lehre.
– 2020 geht schlussendlich das Portal MOOChub4 online. Ein Zusam-
menschluss aller deutschsprachigen MOOC-Plattformen mit dem
Ziel ihre entwickelten Kurse gemeinsam zur Verfügung zu stellen.
5. Zusammenfassung & Ausblick
iMooX.at soll zukünftig allen österreichischen Hochschulen als Service zur
Verfügung stehen, sodass diese selbst ihre Lehrinhalte kostenfrei und offen
lizenziert anbieten können. Damit soll die Basis für die Kooperation und den
Austausch qualitativ hochwertiger Lehrinhalte gegeben sein. Abseits von der
Entwicklung und Produktion solcher Kurse gibt es natürlich auch weitere Mi-
lestones die Plattform betreffend, die mittelfristig umgesetzt werden sollen:
– Landing Pages: Jede anbietende Hochschule erhält eine eigene Lan-
dingpage. Damit soll einerseits der Zugang für die eigenen Studie-
renden erleichtert und anderseits die eigenen Angebote noch besser
dargestellt werden können.
– Learning-Analytics-Applikationen sollen in Zukunft helfen, die Online-
Kurse weiter zu optimieren, indem Kennzahlen zeigen, wie die jewei-
ligen Kurse verwendet werden. Mittelfristig sind auch direkte Rück-
meldungen an Lernende geplant, u. a. mit Gamification-Elementen.
– Eine mobile Applikation soll die Funktionalität von iMooX erweitern,
indem es diese ermöglicht, ein Lerntagebuch zu führen und sich als
Lernender selbst besser zu organisieren.
– Mögliche Erweiterungen mittels anderer Plattformen (Drittanbieter) sol-
len helfen, weitere Funktionalitäten zur Verfügung stellen zu können.
So werden parallel in weiteren Digitalisierungsprojekten solche Sy-
steme entwickelt, die über API- und REST-Schnittstellen an iMooX
angedockt werden können.
– Zu guter Letzt darf auch die Erweiterung der Zielgruppe im europäischen
Raum nicht übersehen werden. Weitere europäische Kooperationen
sollen dabei helfen, dass die Plattform gefestigt und stetig mehr ge-
nutzt wird.
Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. techn. Martin Ebner
ORCID iD: https://orcid.org/0000-0001-5789-5296
TU Graz, Lehr- und Lerntechnologien
E-Mail: martin.ebner@tugraz.at
Mitteilungen der VÖB 74 (2021) Nr. 2: Digitale und soziale Transformation
Literatur
Ebner, M.; Schön, S.; Käfmüller, K. (2015). Inverse Blended Learning bei
„Gratis Online Lernen“ – über den Versuch, einen Online-Kurs für viele
in die Lebenswelt von EinsteigerInnen zu integrieren. In: Nistor, N. &
Schirlitz, S. (Hrsg.). Digitale Medien und Interdisziplinarität (Medien in
der Wissenschaft 68). Waxmann: Münster, 197–206. Online verfügbar
unter: https://www.waxmann.com/buch3338
Ebner, M.; Schön, S.; Braun, C. (2020a). More Than a MOOC – Seven
Learning and Teaching Scenarios to Use MOOCs in Higher Education
and Beyond. In: Yu S., Ally M., Tsinaakos A. (eds). Emerging Technolo-
gies and Pedagogies in the Curriculum. Bridging Human and Machine:
Future Education with Intelligence. Springer: Singapore, 75–87. https://
doi.org/10.1007/978-981-15-0618-5_5
Ebner, M.; Schön, S.; Braun, C.; Ebner, M.; Grigoriadis, Y.; Haas, M.;
Leitner, P.; Taraghi, B. (2020b). COVID-19 Epidemic as E-Learning
Boost? Chronological Development and Effects at an Austrian Univer-
sity against the Background of the Concept of “E-Learning Readiness”.
Future Internet 12(6), 94. https://doi.org/10.3390/fi12060094
McAuley, A.; Stewart, B.; Siemens, G. (2010). Massive Open Online
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Digital Practice. Online verfügbar unter: https://www.oerknowledge-
cloud.org/archive/MOOC_Final.pdf
Neuböck, K.; Kopp, M.; Ebner, M. (2015). What do we know about typi-
cal MOOC participants? First insights from the field. In: Lebrun, M.; de
Waard, I.; Ebner, M., Gaebel, M. (eds.). Proceedings of the European
MOOC Stakeholder Summit 2015 (Mons, Belgium), 183–190.
1 iMooX: https://imoox.at/
2 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF),
erwachsenenbildung.at, EBmooc: https://erwachsenenbildung.at/eb-
mooc/
3 iMooX.at, MOOC „DSGVO Schulung für Forschungs- und Bildungsein-
richtungen“: https://imoox.at/course/dsgvomooc
4 MOOChub: https://moochub.org/