(English version below)
Hintergrund: Stottern ist in der Gesellschaft noch immer ein Tabuthema, obwohl zwischen 5 und 8% aller Kinder und 1% der Erwachsenen von dieser Störung betroffen sind. Dies betrifft auch zahlreiche Schulen; Lehrkräfte sind unzureichend oder gar nicht über die Sprechstörung und mögliche Folgen informiert, obgleich die meisten Kinder, die stottern, Regelschulen besuchen.
Ziele: Fragestellung der vorliegenden Untersuchung war, inwiefern ein eigens zum Thema Stottern angebotenes Seminar die Kompetenzen von Lehramtsstudierenden verbessern kann. Für die vorliegende Studie wurde ein evidenzbasiertes, didaktisch kompetenzorientiertes Lehr-/ Lernkonzept entwickelt, erprobt und schließlich evaluiert.
Methodik: Auf Grundlage einer umfassenden Literaturrecherche wurden zentrale Lehr-/ Lerninhalte identifiziert und unter Berücksichtigung einer methodisch-didaktischer Lernzieltaxonomie als kompetenzorientiertes Seminarkonzept erstellt. Das Konzept wurde in einem 14-stündigen Blockseminar (entspricht 0,5 ECTS) durchgeführt. Vor Beginn und nach Abschluss des Seminars wurde für den Prä-Post-Vergleich jeweils eine Querschnittstudie mit der gleichen Kohorte durchgeführt, um die Kompetenzen der Teilnehmenden (n=25) sowie die Lehrveranstaltung zu evaluieren. Die Evaluation wurde durch insgesamt drei Fragebögen durchgeführt. Geschlossene Fragen wurden quantitativ durch Bildung von Rangordnungen, offene Fragen durch eine quantitative Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Unter Berücksichtigung einer einschlägigen Lernzieltaxonomie wurde ein 18 Lernziele formulierendes Seminarkonzept vorgelegt, welches sich mit dem Ziel einer Integration in hochschulische Curricula zur Qualifizierung von Lehrkräften an den Niveaustufen des Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) orientiert. Der Prä-Post-Vergleich zeigt einen Kompetenzzuwachs der Studierenden nach Beendigung des Seminars in den vier einschlägigen Domänen (Wissen, Fertigkeiten, Sozialkompetenz und Selbstständigkeit).
Schlussfolgerungen: Die vorliegende Evaluation unterstreicht die Notwendigkeit und verweist zugleich auf die Möglichkeit einer curricularen Verankerung des Themenbereichs Redeflussstörung in der Lehramtsausbildung, insbesondere in inklusiv pädagogisch orientierten Studiengängen, um die Auswirkungen unzureichender Handlungskompetenzen im Umgang mit Stottern und die damit verbundenen Folgen wie die Verschlechterung des Lernklimas für alle Beteiligten an Schulen sowie die zunehmende Verschlechterung der Lebensqualität von betroffenen Schülern zu reduzieren.
Abstract
Background: Stuttering affects about 1% of the general population and from 5 to 8% of children. However, fluency disorders are still underestimated in society, including schools and consequently among teachers. In educational practice, teachers report insufficient knowledge about stuttering as it is not part of their curriculum during qualification, although the majority of children who stutter are educated within mainstream schools.
Aims: This study aims to expand teachers-to-be competencies by means of a specifically developed initial training program. Following a current literature review, an evidence-based course on stuttering in educational contexts for graduate education in teaching was designed, applied and evaluated. Evaluation focused on enhancement of participants’ competences in line with the national higher education framework.
Methods: The informed and piloted course on Stuttering at School that encompassed a 14 hours educational training on stuttering, was delivered to 25 participants. They completed a survey by means of three questionnaires that were administered pre and post course participation. The data were evaluated using quantitative and qualitative analysis measures.
Results: The conceptual framework of the course encompasses 18 learning outcomes that correspond with the German Qualifications Framework for Lifelong Learning. Before the course, participants had insufficient knowledge regarding stuttering. Results showed that the participants’ competence levels increased significantly following course participation. Statistical data processing confirmed the accuracy of the changes in all competence domains (knowledge, skills, social competence, and autonomy).
Conclusion: This evaluation underpins that the developed course can contribute to undergraduate or graduate education in the area of teaching for mainstream, next to special education needs. As the course was designed to meet the national higher education framework, implementation in the near future is recommended to assist children who stutter in the classroom.