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10 bewegung und sport 3| 2021 www.hollinek.at
Essgewohnheiten und sportmotorische
Leistungsfähigkeit bei Tiroler Jugendlichen
Zusammenfassung: Ziel dieser Querschnittsstudie war es die Essgewohnheiten und die sport-
motorische Leistungsfähigkeit bei Tiroler Jugendlichen zu ermitteln, wobei besonders das Früh-
stücksverhalten im Fokus der Untersuchung stand. Methodik: Mittels eines standardisierten Fra-
gebogens wurden die Mahlzeithäufigkeiten (Frühstück, Mittag- und Abendessen) erhoben und
anhand des DMT 6-18 wurde die sportmotorische Leistungsfähigkeit überprüft. Unterschiede in
der motorischen Fitness nach der Häufigkeit der entsprechenden Mahlzeit wurden mittels Vari-
anzanalysen geprüft. Ergebnisse: Die Studie umfasste insgesamt 165 Jugendliche im Schulalter
(12,9 ± 1,1 Jahre). 52% der Schülerinnen und Schüler gaben an täglich zu frühstücken, 5% nahmen
nie ein Frühstück zu sich. Jugendliche mit täglichem Frühstück hatten eine höhere Gesamtfit-
ness (pTrend = 0,02) und wiesen einen signifikant geringeren BMI auf als jene mit unregelmä-
ßigem Frühstück. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass das Auslassen
des Frühstücks mit einer geringeren körperlichen Fitness bei Tiroler Jugendlichen einherging.
Ein regelmäßiger Frühstückskonsum sollte daher besonders im schulpflichtigen Alter gefördert
werden, um eine Etablierung gesunder Essgewohnheiten zu gewährleisten.
Schlüsselwörter: Essverhalten, Fitness, Frühstück, Gesundheit, Schulkinder, Ernährung
Klaus Greier, Clemens Drenowatz & Maria do Carmo Greier
Einleitung
Ausreichende körperliche Aktivität sowie eine ausgewo-
gene Ernährung nehmen in der gesamten Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen eine zentrale Rolle ein und
sind von hoher gesundheitlicher Relevanz (Moreno et al.
2010). In den letzten Jahrzehnten haben sich jedoch in
vielen Ländern die Lebensgewohnheiten erheblich ver-
ändert. Dies führte u. A. zu einem besorgniserregenden
Rückgang der körperlichen Aktivität sowie auch häufig zu
einem ungünstigen Essverhalten. Diese Veränderungen
spiegeln sich auch in einer hohen Prävalenz von Über-
gewicht und Adipositas sowie geringerer Fitness bei Kin-
dern und Jugendlichen wider (Anselma et al. 2020; Füh-
ner et al. 2020; Ng et al. 2014; Saelens et al. 2018). In einer
deutschen Studie wurde beispielsweise festgestellt, dass
nicht einmal 10% der Jugendlichen das geforderte WHO-
Mindestaktivitätsniveau von 60 Min/Tag erreichen (Kett-
ner 2012). Neben dem Bewegungsverhalten haben sich
aber auch die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und
Jugendlichen verändert. So konnte in mehreren Studien
ein Anstieg des Lebensmittelkonsums außerhalb des Fa-
milienverbands beobachtet werden (Guthrie et al. 2002;
Piernas & Popkin, 2010). Gemeinsame Mahlzeiten mit der
Familie haben jedoch einen bedeutenden Einfluss auf die
Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen,
da sie den Eltern die Möglichkeit bieten, gesunde Lebens-
mittel bereitzustellen und zugleich industriell verarbei-
tete Lebensmittel zu beschränken (Pearson et al. 2009).
Bei fehlenden Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittag- und
Abendessen) werden auch verstärkt Zwischenmahlzeiten
(Snacks) konsumiert, welche einen negativen Zusammen-
hang mit Obst- und Gemüsekonsum zeigen (Larson et al.
2016). Zusammen mit weniger Mahlzeiten, die gemeinsam
mit der Familie eingenommen werden, ist das Auslassen
des Frühstücks insbesondere bei Jugendlichen häufiger
geworden (Coulthard et al. 2017; Weber et al. 2009).
Die Bedeutung des Frühstücks für eine gesunde Er-
nährung konnte in mehreren Studien belegt werden
(Coulthard et al. 2017; Rampersaud, 2009). So weisen Kin-
der und Jugendliche, die ein ausgewogenes Frühstück
konsumieren, meist ein besseres Nährstoffprofil auf (Ho-
yland et al. 2008) und sie neigen auch zu einem gesünde-
ren Lebensstil als diejenigen, die das Frühstück auslas-
sen (Hoyland et al. 2009). Ebenso haben Kinder und Ju-
gendliche, die regelmäßig frühstücken, tendenziell einen
niedrigeren BMI und sind seltener übergewichtig als jene,
die unregelmäßig frühstücken (Koca et al. 2017). Dennoch
nimmt in den westlichen Industriestaaten rund ein Drit-
tel der Kinder und Jugendlichen kein tägliches Frühstück
zu sich (Zakrzewski-Fruer et al. 2019; Lazzeri et al. 2016).
So konnte auch in der aktuellen HBSC-Studie (2018) fest-
gestellt werden, dass ca. ein Drittel der österreichischen
Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen nie vor
dem Weg in die Schule frühstückt und die Rate an Schü-
lerinnen und Schülern, die unter der Woche täglich früh-
stücken, beträgt mit 43% weniger als die Hälfte (Bundes-
ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsu-
mentenschutz 2019).
Während zahlreiche Studien existieren, die den Zusam-
menhang zwischen Frühstücksverhalten und kognitiver
Leistung untersuchten (Hoyland et al. 2008; Dye et al.
2000; Hoyland, et al. 2009), ist die Datenlage zum Zu-
sammenhang zwischen sportmotorischer Leistungsfä-
higkeit und den Mahlzeitgewohnheiten für die Zielgruppe
der Schulpflichtigen noch relativ dürftig. Die bisherige
Forschung hat zudem widersprüchliche Befunde zu den
Zusammenhängen zwischen Frühstückshäufigkeit, kör-
perlicher Aktivität und Fitness dokumentiert. So konnte
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K. Greier, C. Drenowatz & M. C. Greier: Essgewohnheiten und sportmotorische Leistungsfähigkeit bei Tiroler Jugendlichen
in einer großen multinationalen Stichprobe mit über 6000
Kindern und Jugendlichen ein regelmäßiger Frühstücks-
konsum mit einer höheren Aktivitätszeit im Vergleich zu
seltenem Frühstückskonsum beobachtet werden (Zak-
rzewski-Fruer et al. 2019) und die Ergebnisse einer ak-
tuellen chinesischen Studie zeigten, dass das Auslassen
des Frühstücks bei Jugendlichen, mit einer geringeren
körperlichen Fitness verbunden ist (Hu et al. 2020). In
anderen Studien konnten diese Zusammenhänge jedoch
nicht gefunden werden (Utter et al. 2007; Lyerly et al.
2014).
In der hier vorgestellten Studie werden die Essgewohn-
heiten und die sportmotorische Leistungsfähigkeit bei
zehn- bis vierzehnjährigen Tiroler Jugendlichen ermittelt,
wobei besonders das Frühstücksverhalten im Fokus der
Untersuchung steht.
Methodik
Die Datenerhebung erfolgte an einer Mittelschule an ins-
gesamt 165 Jugendlichen in Tirol. Die motorische Fitness
wurde durch den deutschen Motorik Test (DMT6-18) be-
stimmt (Bös et al., 2009). Mit 8 Einzeltests (6 Minuten
Lauf, Sit ups, Liegestütz, Standweitsprung, 20m Sprint,
seitliches Hin- und Herspringen, Rumpfbeuge, rückwärts
Balancieren) werden die motorischen Fähigkeiten Aus-
dauer, Kraftausdauer, Schnellkraft, Schnelligkeit, Flexibi-
lität und Gleichgewicht bestimmt. Die gemessenen Leis-
tungen werden anschließend in alters- und geschlechts-
normierte Werte (Z-Werte) umgewandelt; ein Z-Wert von
100 entspricht dabei einer durchschnittlichen Leistung für
dieses Alter und Geschlecht. Der Durchschnittswert aus
den 8 Einzeltests wird auch als Indikator für die gesam-
te Fitness verwendet. Zusätzlich zur sport-motorischen
Leistung wird das Körpergewicht und die Körpergröße
gemessen. Aus dem berechneten BMI (kg/m²) werden BMI
Perzentilen unter Verwendung deutscher Referenzwerte
berechnet (Kromeyer-Hauschild et al., 2001). Jugendliche
mit einer BMI Perzentile über 90 werden als übergewich-
tig oder adipös eingestuft.
Das Ernährungsverhalten wurde über einen Fragebogen
erhoben. Konkret wurde gefragt wie häufig Frühstück,
Mittag- und Abendessen in einer Woche konsumiert wird.
Für die statistische Auswertung wurden 3 Gruppen gebil-
det (0-2 Tage, 3-6 Tage oder täglicher Konsum der ent-
sprechenden Mahlzeit).
Statistische Auswertung: Die Daten wurden auf Normal-
verteilung geprüft. Die deskriptive Darstellung erfolgte
durch Mittelwerte mit Standardabweichung. Unterschiede
in der motorischen Fitness nach der Häufigkeit der ent-
sprechenden Mahlzeit wurden mittels Varianzanalysen
geprüft. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS
26.0 und das Signifikanzniveau lag bei p<0,05.
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 74 Schülerinnen und 91 Schüler an
dieser Studie Teil. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die
motorische Leistung und anthropometrische Messgrö-
ßen der Stichprobe. Der Anteil an übergewichtigen und
adipösen Jugendlichen betrug 18,8%, wobei es keine si-
gnifikanten Unterschiede beim Gewichtsstatus zwischen
Mädchen und Jungen gab. Dem entsprechend gab es auch
keine Geschlechtsunterschiede bei den BMI Perzentilen.
Jungen waren allerdings größer und schwerer als Mäd-
chen was zum Teil auch durch das höhere Alter erklärt
werden kann. Jungen zeigten bessere Leistungen beim
seitlichen Hin- und Herspringen, Standweitsprung und Sit
Ups, während Mädchen eine höhere Flexibilität aufwie-
sen. Beim Gesamt Fitnesswert gab es keine Geschlechts-
unterschiede.
Tab. 1: Anthropometrische Daten und sportmotorische Leis-
tungsfähigkeit bei Jungen und Mädchen. (N = 165). Werte sind
Mittelwert ± Standardabweichung.
Gesamt
(N = 165)
Mädchen
(N = 74)
Jungen
(N = 91)
Alter (Jahre) ** 12,9 ± 1,1 12,7 ± 1,1 13,1 ± 1,2
Größe (cm) ** 161,3 ± 8,9 158,8 ± 6,8 163,4 ± 9,9
Gewicht (kg) * 53,8 ± 14,3 51,3 ± 9,9 55,9 ± 16,9
BMI Perzentile 59,4 ± 29,4 60,9 ± 27,5 58,2 ± 31,0
20m Sprint (Sek) 3,8 ± 0,4 3,9 ± 0,4 3,7 ± 0,4
SHH (# in 15 Sek) ** 42,1 ± 7,5 41,4 ± 7,0 42,6 ± 7,9
Standweitsprung (cm) ** 171,0 ± 29,7 159,5 ± 25,2 180,3 ± 29,8
Sit Ups (# in 40 Sek) ** 23,9 ± 4,6 22,4 ± 3,8 25,1 ± 4,9
Liegestütz (# in 40 Sek) 15,6 ± 3,9 15,6 ± 3,4 15,6 ± 4,3
6 Minuten Lauf (m) 997 ± 157 988 ± 119 1005 ± 183
Balancieren (Schritte) 38,2 ± 9,1 39,5 ± 7,4 37,2 ± 10,2
Rumpfbeuge (cm) ** -0,3 ± 9,7 3,8 ± 8,5 -3,6 ± 9,3
GESAMT (z-Wert) 103,3 + 7,7 104,6 ± 6,9 102,3 ± 8,1
* p< 0,05 ** p < 0,01; (SHH = seitliches Hin- und Herspringen)
Nur knapp mehr als die Hälfte der Jugendlichen (52%) ga-
ben an täglich zu frühstücken, wobei das tägliche Früh-
stück bei Mädchen häufiger beobachtet wurde als bei
Jungen (55% vs. 49%). Insgesamt gaben 5% der teilneh-
menden Jugendlichen an, niemals zu frühstücken und
22% konsumierten ein Frühstück an maximal 2 Tagen pro
Woche. Ein tägliches Mittagessen gab es bei 85% der Ju-
gendlichen, während 2% anführten niemals zu Mittag zu
essen. Während es beim täglichen Mittagessen keine Ge-
schlechtsunterschiede gab, war der Ausfall des Mittages-
sens bei Mädchen häufiger als bei Jungen (4% vs. 1%). Der
tägliche Konsum des Abendessens wurde von 70% ange-
geben. Wie beim Frühstück war das tägliche Abendessen
bei Mädchen häufiger als bei Jungen (77% vs. 65%). Aller-
dings verzichteten auch mehr Mädchen als Jungen kom-
plett auf das Abendessen (3% vs. 1%) (Abbildung 1).
Vor allem beim Frühstückskonsum konnte auch ein sig-
nifikanter Zusammenhang mit der sportmotorischen Leis-
tung nachgewiesen werden. Jugendliche mit täglichem
Frühstück hatten eine höhere Gesamtfitness (pTrend =
0,02), welche vor allem durch bessere motorische Leis-
K. Greier, C. Drenowatz & M. C. Greier
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K. Greier, C. Drenowatz & M. C. Greier: Essgewohnheiten und sportmotorische Leistungsfähigkeit bei Tiroler Jugendlichen
tungen beim 20m Sprint, seitlichen Hin- und Hersprin-
gen, Liegestütz und dem 6 Minuten Lauf (pTrend < 0,05)
erreicht wurde (Abbildung 2). Jugendliche mit täglichem
Mittagessen zeigten ebenfalls eine bessere Leistung beim
6 Minuten Lauf (pTrend = 0,02), während beim Abendessen
keine signifikanten Unterschiede zwischen der Häufigkeit
der Mahlzeit und der motorischen Fitness auftraten. Zu-
sätzlich war auch der BMI bei Jugendlichen mit täglichem
Frühstück signifikant geringer als bei jenen mit unregel-
mäßigem Frühstück. Bei den anderen Mahlzeiten gab es
keine signifikanten Unterschiede zwischen der Häufigkeit
und dem BMI.
Diskussion
In der vorliegenden schulbasierten Querschnittsstudie
wurde bei 165 Tiroler Jugendlichen mit einem mittleren
Alter von 12,9 ± 1,1 Jahren anhand eines standardisierten
Fragebogens das Essenverhalten und mittels DMT 6-18
die sportmotorische Leistungsfähigkeit erfasst. 18,8% der
Studienpopulation war übergewichtig oder adipös. Wäh-
rend 85% der befragten Jugendlichen angaben täglich ein
Mittagessen zu konsumieren und 70% täglich zu Abend
aßen, nahmen lediglich 52% der Jugendlichen ein tägli-
ches Frühstück zu sich. Besorgniserregend war zusätz-
lich die Tatsache, dass 5% der untersuchten Jugendlichen
überhaupt nie und ein knappes Viertel (22%) lediglich ein-
bis zweimal die Woche frühstückte. Die Ergebnisse zum
Frühstücksverhalten sind jedoch inkonsistent mit ande-
ren internationalen Studien, in denen eine höhere Früh-
stücksabstinenz beobachtet werden konnte (Zakrzewski
et al. 2015; Lazzeri et al. 2016). Gründe für diese Diskre-
panz könnten in der unterschiedlichen Altersgruppe, in
der Stichprobengröße und in soziokulturellen Unterschie-
den zu finden sein. Betrachtet man hingegen die öster-
reichischen Daten der aktuellen HBSC Studie (2018) las-
sen sich ähnliche Muster im Frühstücksverhalten finden
(Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und
Konsumentenschutz 2019).
Weiters lassen die erhobenen Daten der vorliegenden
Studie darauf schließen, dass Jugendliche, die regelmä-
ßig frühstücken, im Vergleich zu Frühstücksverweigerern
einen niedrigeren BMI und ein geringeres Risiko für Über-
gewicht und Fettleibigkeit aufweisen. Dies konnte auch in
mehreren Studien bestätigt werden (Hu et al. 2020; Bal-
dinger et al. 2012; Szajewska et al. 2010; Koca1 et al. 2017).
In Übereinstimmung mit unseren Ergebnissen bestätigten
auch internationale Studien einen positiven Zusammen-
hang zwischen Frühstückshäufigkeit und körperlicher
Fitness bei Kindern und Jugendlichen (Cuenca-García et
al. 2014; Thivel et al. 2013; Hu et al. 2020). Jugendliche mit
Abb. 1: Häufigkeit der Hauptmahlzeiten bei Mädchen und Jungen (N = 165)
5
Nur knapp mehr als die Hälfte der Jugendlichen (52%) gaben an täglich zu frühstücken, wobei
das tägliche Frühstück bei Mädchen häufiger beobachtet wurde als bei Jungen (55% vs. 49%).
Insgesamt gaben 5% der teilnehmenden Jugendlichen an, niemals zu frühstücken und 22%
konsumierten ein Frühstück an maximal 2 Tagen pro Woche. Ein tägliches Mittagessen gab es
bei 85% der Jugendlichen, während 2% anführten niemals zu Mittag zu essen. Während es beim
täglichen Mittagessen keine Geschlechtsunterschiede gab, war der Ausfall des Mittagessens bei
Mädchen häufiger als bei Jungen (4% vs. 1%). Der tägliche Konsum des Abendessens wurde
von 70% angegeben. Wie beim Frühstück war das tägliche Abendessen bei Mädchen häufiger
als bei Jungen (77% vs. 65%). Allerdings verzichteten auch mehr Mädchen als Jungen komplett
auf das Abendessen (3% vs. 1%) (Abbildung 1).
Abb. 1: Häufigkeit der Hauptmahlzeiten bei Mädchen und Jungen (N = 165)
Vor allem beim Frühstückskonsum konnte auch ein signifikanter Zusammenhang mit der
sportmotorischen Leistung nachgewiesen werden. Jugendliche mit täglichem Frühstück hatten
eine höhere Gesamtfitness (p
Trend
= 0,02), welche vor allem durch bessere motorische
Leistungen beim 20m Sprint, seitlichen Hin- und Herspringen, Liegestütz und dem 6 Minuten
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Mädchen Jungen Mädchen Jungen Mädchen Jungen
Früstück Mittagessen Abendessen
Prozent
7 6 5 4 3 2 1 0
Tage pro Woche:
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K. Greier, C. Drenowatz & M. C. Greier: Essgewohnheiten und sportmotorische Leistungsfähigkeit bei Tiroler Jugendlichen
täglichem Frühstück hatten eine höhere Gesamtfitness
als ihre Kollegen, die unregelmäßig oder nie frühstückten.
Dies ist insofern nachvollziehbar, da ein ausgewogenes
Frühstück den für die Muskelarbeit wichtigen „Treibstoff“
liefert (Abb. 3).
Zudem deuten Studien darauf hin, dass Frühstückskonsu-
menten eher die Richtlinien für die tägliche Nährstoffzu-
fuhr einhalten als jene, die selten frühstücken oder das
Frühstück auslassen (Coulthard et al. 2017). Weiters ist
zu beachten, dass Kinder und Jugendliche während des
Schlafs, ihre muskulären Glykogenspeicher stärker ent-
leeren als Erwachsene, was ebenfalls die Muskelarbeit
beeinflussen kann (Sokoloff, 1976).
In diesem Zusammenhang muss aber auch angemerkt
werden, dass die Zusammensetzung und Qualität des
Frühstücks einen großen Einfluss auf die Gesundheit,
sowie auf die kognitive und physische Leistung hat. Dies
ist u. A. auch deshalb von Bedeutung, da die Qualität der
Frühstücksnahrung mit zunehmendem Alter in der Ju-
gend abnimmt (Monteagudo et al. 2013).
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie untermauern
somit die Bedeutung des regelmäßigen Frühstückskon-
sums für die Etablierung gesunder Essgewohnheiten bei
Jugendlichen. Darüber hinaus konnte aufgezeigt werden,
dass regelmäßiges Frühstücken mit einem geringeren
BMI verbunden war. Es wurde auch beobachtet, dass Jun-
gen seltener ein tägliches Frühstück einnehmen als Mäd-
chen. Dieser Befund könnte darauf hindeuten, dass Mäd-
chen in dieser Altersstufe ein bewussteres Essverhalten
aufweisen als Jungen. Dies ist insofern von Relevanz, da
Ernährungsgewohnheiten, die während der Kindheit und
Jugend etabliert werden, häufig bis ins Erwachsenenalter
reichen (Kelder et al. 1994).
Limitationen
Bei der Interpretation dieser Ergebnisse muss auch be-
dacht werden, dass beim Einsatz einer Fragebogenerhe-
bung ein Einfluss durch „sozial erwünschtes Antwortver-
halten“ nicht ausgeschlossen werden kann. Des Weiteren
gilt es zu berücksichtigen, dass weder die Qualität noch
die Quantität des Frühstücks bewertet wurde, was ei-
nen Einfluss auf die erhobenen Fitnessleistungen haben
könnte. Da es sich hier um lediglich eine kleine Stichpro-
be von Tiroler Schülerinnen und Schülern handelt, ist eine
Generalisierbarkeit nicht möglich. Die Daten sind daher
auch unter diesem Gesichtspunkt zu interpretieren. Wei-
tere und umfassendere Forschungsarbeiten könnten hier
jedoch wertvolle und repräsentative Ergebnisse liefern.
SHH Springen (= seitliches Hin- und Herspringen)
Abb. 2: Sportmotorische Leistungsfähigkeit nach Frühstücksverhalten. Werte sind Mittelwerte mit 95% Konfidenzintervall (N = 165)
6
Lauf (pTrend < 0,05) erreicht wurde (Abbildung 2). Jugendliche mit täglichem Mittagessen
zeigten ebenfalls eine bessere Leistung beim 6 Minuten Lauf (pTrend = 0,02), während beim
Abendessen keine signifikanten Unterschiede zwischen der Häufigkeit der Mahlzeit und der
motorischen Fitness auftraten. Zusätzlich war auch der BMI bei Jugendlichen mit täglichem
Frühstück signifikant geringer als bei jenen mit unregelmäßigem Frühstück. Bei den anderen
Mahlzeiten gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der Häufigkeit und dem BMI.
SHH Springen (= seitliches Hin- und Herspringen)
Abb. 2: Sportmotorische Leistungsfähigkeit nach Frühstücksverhalten. Werte sind
Mittelwerte mit 95% Konfidenzintervall (N = 165)
Diskussion
In der vorliegenden schulbasierten Querschnittsstudie wurde bei 165 Tiroler Jugendlichen mit
einem mittleren Alter von 12,9 ± 1,1 Jahren anhand eines standardisierten Fragebogens das
Essenverhalten und mittels DMT 6-18 die sportmotorische Leistungsfähigkeit erfasst. 18,8%
der Studienpopulation war übergewichtig oder adipös. Während 85% der befragten
Jugendlichen angaben täglich ein Mittagessen zu konsumieren und 70% täglich zu Abend aßen,
nahmen lediglich 52% der Jugendlichen ein tägliches Frühstück zu sich. Besorgniserregend
war zusätzlich die Tatsache, dass 5% der untersuchten Jugendlichen überhaupt nie und ein
knappes Viertel (22%) lediglich ein- bis zweimal die Woche frühstückte. Die Ergebnisse zum
Frühstücksverhalten sind jedoch inkonsistent mit anderen internationalen Studien, in denen eine
höhere Frühstücksabstinenz beobachtet werden konnte (Zakrzewski et al. 2015; Lazzeri et al.
80
90
100
110
120
Z-Werte
0-2 Tage/Woche 3-6 Tage/Woche Täglich
Abb. 3: Ausgewogenes Frühstück (Quelle: Greier)
14 bewegung und sport 3| 2021 www.hollinek.at
K. Greier, C. Drenowatz & M. C. Greier: Essgewohnheiten und sportmotorische Leistungsfähigkeit bei Tiroler Jugendlichen
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Kontakt
Prof. Priv.-Doz. Dr. Klaus Greier1
Priv.-Doz. Dr. Clemens Drenowatz2
Maria do Carmo Greier M.Sc.3
Institution:
1 Private Pädagogische Hochschule Stams (KPH-ES),
6422 Stams.
Institut für Sportwissenschaft der Universität
Innsbruck, 6020 Innsbruck.
2 Pädagogische Hochschule Oberösterreich, 4020 Linz.
3 Medizinische Universität Innsbruck, 6020 Innsbruck.
Korrespondenzadresse:
E-Mail: nikolaus.greier@kph-es.at