Content uploaded by Menno Baumann
Author content
All content in this area was uploaded by Menno Baumann on Jul 30, 2021
Content may be subject to copyright.
RECHTSANWENDUNG IN DER PRAXIS • BERATUNG • MEDIATION • GUTACHTERLICHE TÄTIGKEIT
6
2021
Menno Baumann/Tijs Bolz
Loyalittskonflikte, Eltern-Kind-Entfrem-
dung und Umgangsstreitigkeiten als juris-
tische, gutachterliche und beraterische
Krise – eine bindungs-dynamische Per-
spektive
Stefan Schlauß
Internationales Kindschaftsrecht
Kompetenzzentrum fr Gutachten Recht Psychologie Medizin
Professionelle Selbstkontrolle – Online-
Peer-Review-Verfahren
Rechtsprechung
Sorgerechtsentzug bei Tçtung der Kindes-
mutter durch den Vater
OLG Frankfurt vom 15.10.2020 – 4 UF 134/20
Keine bertragung der elterlichen Sorge
auf den Kindesvater gem. § 1680 BGB
OLG Bremen, Beschluss vom 8.12.2020 – 5 UF 66/20
Der Schuldbeitritt des çffentlichen Trgers
als Grundlage fr den Zahlungsanspruch
des Leistungserbringers – zur Ausgestaltung
des jugendhilferechtlichen Dreiecksverhlt-
nisses
BGH, Urteil vom 18.2.2021 – III ZR 175/19
ZKJ Juni 2021 .S. 209 – 248 .ISSN 1861-6631 .16. Jahrgang
Reguvis Fachmedien GmbH
Postfach 10 05 34, 50445 Köln
Postvertriebsstück – Entgelt bezahlt – 70463
Menno Baumann, Tijs Bolz
Loyalitätskonflikte, Eltern-Kind-
Entfremdung und Umgangsstrei-
tigkeiten als juristische, gutachter-
liche und beraterische Krise – eine
bindungs-dynamische Perspektive
In familienrechtlichen Verfahren geraten Jurist*innen, Sachverständige
und Berater*innen immer wieder an den Punkt, wo die Frage von Rech-
ten und Bedürfnissen eines Kindes auf Umgang mit ihm wichtigen Be-
zugspersonen zu einem Streitthema geworden ist. Manipulation und
Suggestion, der Vorwurf der Entfremdung gegen Schilderungen, das
Kind leide unter den Umgangskontakten sowie ein dauerhaft hohes
Konfliktniveau stürzen das betroffene Kind in Loyalitätskonflikte, die
allzu oft mit Umgangsvermeidung oder massiven Widerständen und
oppositionellem Verhalten beantwortet werden. Dies geschieht längst
nicht nur zwischen getrennt lebenden Eltern, sondern auch zwischen
Familienangehörigen und dem System der Kinder- und Jugendhilfe,
z.B. in Pflegefamilien oder Heimen. Die Abwägung von Bedürfnissen,
Kindeswille und seiner Bedeutung für das Kindeswohl stehen dabei
kaum durchdringbar nebeneinander und es entsteht ein Kontext, in
dem jede Entscheidung nur zum Nachteil des Kindes ausfallen kann
und es gilt, die am wenigsten schädliche Alternative zu finden (vgl.
Goldstein, Freud & Solnit [1991]). Dieser Artikel versucht, das Span-
nungsfeld auf den Grundlagen eines bindungs-dynamischen Blickwin-
kels zu entzerren und in seiner Komplexität zu erfassen, sodass Hand-
lungsalternativen für Diagnostik, Beratung und Entscheidungsfindung
deutlich werden.
INHALT
1. Einleitung
2. Familiensystemische Betrachtung
von Umgangsproblemen, Entfrem-
dung und Loyalittsspannungen
3. Loyalittskonflikte in ihrem Kontext
4. Bindungsdynamische Sichtweise
5. Handlungspotenziale
6. Resmee
1. Einleitung
Es ist gerade eine der aus evolutionärer Per-
spektive herausstechenden Eigenschaften des
Menschen, dass er je nach ökologischem als
auch kulturellem Kontext sowohl in langfristi-
gen monogamen Beziehungen, in seriell-mo-
nogamen Beziehungen als auch in äußerst
flexiblen, teilweise polygamen, teilweise auch
noch fluktuierenderen Verbindungen leben
kann und in seiner Geschichte offenbar auch
gelebt hat (vgl. Kotrschal [2019], 162 ff.).
Auch die Aufteilung der Aufgaben zwischen
den Eltern sowie der Einbezug weiterer Per-
sonen, vor allem der Großeltern, hat in der
Geschichte der Menschheit sehr flexible
Wandlungen erlebt. Seit der industriellen Re-
volution, durch welche der familiäre Intim-
raum in kleinen funktionalen Wohnungen
von anderen Lebensräumen, allen voran der
Arbeit, getrennt wurde, herrscht in westlich
orientierten Industrieländern dabei das Kon-
strukt der Mutter-Vater-Kind(er)-Kleinfamilie
als vermeintliches Ideal, innerhalb welcher die
Erziehung der Kinder zu einer eigenständigen
gesellschaftlichen Aufgabe zunächst der Müt-
ter, später der Eltern, konstruiert wurde (vgl.
Leube [1989]; Beck-Gernsheim [1990]). Seit-
dem muss auch immer wieder neu ausbalan-
ciert werden, wie sich das Verhältnis „Mann
und Frau“ definieren, abgrenzen und inklu-
dieren kann. Dies enthält die Ebenen als ehe-
liche Wirtschaftseinheit (ein primäres Motiv
ehelicher Gemeinschaft bis weit in die Nach-
kriegszeit hinein, das aber spätestens seit den
1980er Jahren an Bedeutung verliert), als
(Liebes-)Paar (eine Dynamik, die in der Ge-
genwart wohl die bedeutendste, wenn auch
offensichtlich flüchtige Dimension darzustel-
len scheint), als Eltern (und diese Ebene
trennt sich zunehmend von der Paarebene ab
und wird als „Ideal“ gerade auch über die
Trennung hinaus favorisiert) und als familiäre
(dauerhafte?) Einheit gegenüber gesellschaft-
licher Institutionen (welche durch familien-
rechtliche Aspekte geprägt wird) (vgl. Albers-
tötter [2013]; Beck/Beck-Gernsheim [1990]).
Dieser Prozess ist in unserem Kulturkreis im-
mer begleitet auch durch juristische Regeln
und Systeme, welche den Status von Paarbe-
ziehungen und Elternschaft beschreiben.
Gleichzeitig ist Elternschaft unabhängig von
ihrer Rechtsform auch ein soziales Artefakt
der Biografie sowohl von Eltern als auch Kin-
dern, und somit ein Einflussfaktor, der auf die
soziale, emotionale und kognitive Entwick-
lung erheblichen Einfluss nimmt. Gibt es ei-
nen juristischen Regelungsbedarf der elterli-
chen Sorge, hat dies immer gravierende
Folgen für die erzieherische Realität und da-
mit die gesamte Sozialisation des Kindes.
Kommt es in diesem komplexen Balanceakt
zwischen den Eltern oder den Eltern und staat-
lichen Institutionen (staatliches Wächteramt)
zu Störungen, geraten Gerichte, Berater*innen
und Sachverständige oft in die Situation, in de-
nen jede fachliche Entscheidung neben dem er-
hofften Nutzen auch immer einen erheblichen
Preis erfordert, und so gibt es allzu oft schein-
bar keine „gute Lösung“, sondern nur das Ab-
wägen des kleinsten Übels. Grundlegend spielt
dieses Phänomen in verschiedenen Fallkonstel-
lationen eine Rolle, die sich natürlich unter-
scheiden, aber auch sehr spezifische Gemein-
samkeiten aufweisen:
•
In Trennungskonstellationen, wenn das Kind
den Umgang zu einem Elternteil ablehnt –
oft trotz der Beteuerung beider Eltern, alles
zur Unterstützung der Umgänge zu tun,
was wiederum gegenseitig bestritten wird
(vgl. Behrend [2013]; Dettenborn [2017]).
Prof. Dr. phil. habil. Menno Baumann ist Professor für
Intensivpädagogik, Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf,
Leiter des therapeutischen Fachdienstes, Leinerstift e.V.,
zertifizierter Sachverständiger für pädagogisch-psycho-
logische Fragestellungen des Familienrechts.
Tijs Bolz (M. Ed.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an
der Universität Oldenburg in den Fachgruppen Pädago-
gik bei Verhaltensstörungen sowie Psychologie in der
Sonder- und Rehabilitationspädagogik.
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................
......
Aufsätze Beiträge Berichte
212 ZKJ Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 62021
•In Trennungskonstellationen, wo die Frage
des Lebensmittelpunktes bzw. des Betreu-
ungsmodells (Residenzmodell vs. Wechsel-
modell; vgl. Nielsen [2011]) strittig ist.
•In Umgangsstreitigkeiten, wenn ein Eltern-
teil eine Reduktion oder Kürzung der Um-
gangskontakte fordert, weil das Kind da-
runter leidet (vgl. Behrend [2009]).
•Bei staatlichen Interventionen zur Siche-
rung des Kindeswohles gegen den Eltern-
willen, und oft auch gegen den Kindeswillen
(vgl. Baumann [2012]; Rücker/Petermann
[2019]).
•
Bei Anträgen auf Kontaktaussetzung oder
-beschränkung bis hin zu Eingriffen ins Sor-
gerecht bei Kindern, die in Pflegefamilien
oder Wohngruppe im Rahmen von Jugend-
hilfeeinrichtungen leben, weil das Kind sonst
„nicht ankomme“ oder nach Kontakten im-
mer „so schwierig sei“ (vgl. Baumann
[2012]) oder die Eltern die aus Sicht von
Fachleuten notwendigen pädagogisch-thera-
peutischen Interventionen nicht ausreichend
unterstützen oder „gegen die Hilfen“ zu ar-
beiten scheinen (Schmid/Fegert [2019]).
In all diesen Fällen (und die Liste ist sicher-
lich nicht vollständig) zeigen sich Dynami-
ken, in denen das Kind potenziell zu Schaden
kommt, die aber auch nicht so ohne Weiteres
durch externen Eingriff im Rahmen familien-
rechtlicher Verfahren aufzulösen sind, ohne
das wiederum hierdurch das Kind zu Schaden
kommen wird. Und die empirische Befundla-
ge gibt leider kein eindeutiges Bild, wie in sol-
chen Fallkonstellationen am besten zum
Wohle des Kindes entschieden werden kann,
vor allem nicht, wenn der Kindeswille dem
vermeintlichen Kindeswohl, den kindlichen
Bedürfnissen oder dem Umgangsrecht des
Elternteils offen entgegensteht (Fahrenholz/
Zumbach [2020], 48; Dettenborn [2017];
Jopt [2002]). So bleibt oft nur der (stumpfe)
Appell an die Eltern, endlich ihrer Verantwor-
tung nachzukommen und doch mit einer
Hilfe zu kooperieren oder die Konflikte der El-
ternebene hinten anzustellen und gemeinsam
einvernehmliche Lösungen zu entwickeln
(vgl. Alberstötter 2013; Fahrenholz/Zumbach
[2020]). Interessanterweise wird dieser Apell
im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe nie
an das pädagogische Fachpersonal gerichtet,
dass nicht selten genauso zu Eskalationen
beiträgt wie auch die Eltern. Als problema-
tisch erweist sich dabei zusätzlich, dass die
meisten Eltern wie auch Fachkräfte, die ein
Kind in einen Loyalitätskonflikt hineinziehen,
dieses weder mit dieser Absicht tun noch sich
dessen bewusst sind.
Wenn die Empirie an dieser Stelle keine ein-
fachen Antworten bereithält, so lassen sich
aber doch mithilfe wissenschaftlicher Modelle
und auf der Grundlage empirischer Forschun-
gen Fragen präzisieren, die für ein solch kom-
plexes Verfahren handlungsleitend sein kön-
nen. Dabei ist Fachkolleg*innen, wie z.B.
Alberstötter (2013), zuzustimmen, dass eine
Verkürzung des Blicks auf rein psychologische
Fragestellungen dem Phänomenbereich nicht
gerecht zu werden vermag und es dringend
einer Ergänzung um soziologische, erzie-
hungswissenschaftliche, entwicklungswissen-
schaftliche und vor allem auch inklusive (und
somit heil- und sonderpädagogische) Per-
spektiven bedarf.
2. Familiensystemische Betrach-
tung von Umgangsproblemen,
Entfremdung und Loyalitäts-
spannungen
Im Rahmen dieses Artikels wird bewusst nicht
zwischen Eltern-Kind-Entfremdung im Kontext
von Trennung, Scheidung und Umgangsrege-
lungsbedarf und im Kontext von Interventio-
nen der Kinder- und Jugendhilfe im Falle von
Inobhutnahme, Heimerziehung oder Pflegefa-
milien unterschieden. Denn die Dynamiken,
die sich abspielen, sind im Grunde vergleich-
bar. Und auch der Lähmungsgrad der Profes-
sionellen ist vergleichbar, da schnell deutlich
wird, dass die Situation weder mit Zwang
noch ohne Zwang aufzulösen scheint (vgl.
Baumann [2019b]).
Der einzige Unterschied zwischen Loyalitäts-
konflikten besteht im Wesentlichen darin,
dass Kinder in Trennungsfamilien tendenziell
(nicht immer) dazu neigen, sich zu der Seite
des Elternteils hin zu orientieren, bei dem der
größere Anteil an Zeit verbracht wird und
den umgangsberechtigten Elternteil abzuleh-
nen beginnen (vgl. Behrend [2013]; Fahren-
holz/Zumbach [2020]), während im Kontext
der Kinder- und Jugendhilfe die Loyalitätsver-
pflichtung tendenziell den Eltern gegenüber
aufrechterhalten bleibt und die vermeintli-
chen Helfer*innen abgelehnt werden (vgl.
Baumann [2012]).
Aus einer familiensystemischen Sicht betref-
fen gravierende Umstrukturierungsprozesse
wie eine Trennung der Eltern, die Herausnah-
me des Kindes aus der Familie oder andere
schwerwiegende Ereignisse niemals nur die
dyadischen Beziehungen, z.B. zwischen Kind
und ausgezogenem Elternteil. Familiensyste-
me sind empfindliche Gleichgewichte, die
sich in einem Prozess der selbstreferenziellen
Homöostase als Beziehungs- und Kommuni-
kationsgeflecht immer wieder neu ins Gleich-
gewicht bringen. Das bedeutet, dass eine tief
greifende Veränderung an einer Stelle immer
einerseits zu einer Neu-Justierung aller Bezie-
hungs- und Kommunikationsmuster führt.
Auch die Beziehung zum Elternteil, in dessen
Haushalt der Lebensmittelpunkt des Kindes
bleibt, verändert sich mit der Trennung. Und
andererseits determinieren die Beziehungs-
und Kommunikationsstrukturen der Akteure
untereinander (Vater – Mutter; Eltern – Ju-
gendamtsmitarbeiter*in – Pflegeeltern – Er-
zieher*innen) die neuen Gleichgewichte des
Kindes aktiv mit (vgl. Jopt [2002]; von Sy-
dow [2008]). Die Analogie zum Mobile (vgl.
Schneewind [2019], 33), welches nur in ei-
nem Gleichgewicht dynamisch beweglich ist,
kann hier bildlich verdeutlichen: Wird das
Mobile an einer Stelle angestoßen, bewegen
sich stets alle Elemente des Mobiles mit, bis
ein neues Gleichgewicht gefunden wird. Al-
lerdings – um im Bild zu bleiben – kann das
Gleichgewicht auch derart erschüttert wer-
den, dass das Mobile nicht mehr dynamisch
nach neuen Gleichgewichtszuständen sucht,
sondern festhängt.
Eine diagnostische Annäherung, die lediglich
versucht, die Beziehung und Bindungen des
Kindes zu einer, bestenfalls noch zu beiden Be-
zugspersonen einzeln und getrennt voneinan-
der in den Fokus zu rücken und zu kategori-
sieren, oft sogar zu hierarchisieren, greift also
ebenso zu kurz wie der Versuch der Eltern
(oder leider auch vieler Pflegefamilien, Heim-
erzieher*innen etc.), die Verantwortung für die
Veränderungen des Beziehungsverhaltens oder
anderer beobachtbarer sozial-emotionaler Re-
aktionsweisen des Kindes einseitig der anderen
Konfliktpartei zuzuschieben. Konstrukte, wie
das in den 1980er Jahren von dem Psychoana-
lytiker Richard Gardner beschriebene „Paren-
tal-Alienation-Syndrom (PAS)“, welches aus
einer vom Kind gezeigten Symptomatik linear-
kausal Rückschlüsse auf das Verhalten eines El-
ternteils zieht und gezielte Manipulation und
Suggestion zu unterstellen ersucht (vgl. Kruk
[2018]), können dabei wenig befriedigen. Ers-
tens, weil dieses und ähnliche Begründungs-
zusammenhänge sich als wissenschaftlich nicht
haltbar erwiesen haben (vgl. Fegert [2013];
Behrend [2009], 62 ff.) und zweitens, weil
sie eine Zirkulär-Argumentation aufbauen, die
weder dem Kind noch dem „beschuldigten“
Elternteil irgendeinen Handlungsspielraum ein-
räumen, und stattdessen in einer klaren Täter-
Opfer-Struktur angelegt sind, die in der Reali-
tät so selten vorzufinden ist. Die Kritik, dass
in einer solchen Argumentation der Kindeswille
für den Elternkonflikt zusätzlich instrumentali-
siert, weil diagnostisch automatisch negativ
gegen den manipulierenden Elternteil gerichtet
interpretiert wird (vgl. Dettenborn [2017];
Molle [2003]), ist genauso zu berücksichtigen
wie die Gefahr, dass die daraus abgeleiteten
Interventionen selbst eine Kindeswohlgefähr-
dung darstellen oder wenigstens provozieren
können (vgl. Behrend [2009], 68; Molle
[2003]; Dettenborn [2017], 129).
Zwar bezweifelt niemand ernsthaft, dass es
Verhaltensweisen Erwachsener gibt, die dem
Kind ganz klar eine gewisse Erwartungshal-
tung bezüglich der Wahrnehmung des jeweils
anderen suggerieren – und diese auch ihre
Wirkung im Erleben und Verhalten des Kin-
des entfalten. Dennoch muss auf eine solche
Dynamik ein komplexerer Blick geworfen
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................
Aufsätze Beiträge Berichte
......
.
62021 ZKJ Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 213
werden, um ihn diagnostisch angemessen zu
erfassen und Handlungsimpulse hieraus ablei-
ten zu können.
Auch wenn in der Fachdiskussion häufig der
Begriff des „Loyalitätskonfliktes“ als Verharm-
losung oder Reduktion der Prozessdynamik
bezeichnet wird, ist er dennoch der treffendste
Terminus, da er die Dynamik des Verhaltens
des Kindes als subjektiv sinnvolle Anpassung
an die familiensystemische Gesamtkonstella-
tion in seiner Bindungsgeschichte beschreiben
kann (vgl. Bolz/Albers/Baumann [2019]) und
weil er deutlich macht: Nur, wenn das Kind
seine Position im Gesamtmobile findet, kann
ein dynamisches Gleichgewicht entstehen. Ein
ständiges „Hin- und Herkippen-Müssen“ ist
für das Kind zwischen den unterschiedlich zie-
henden Positionen nicht mehr möglich und
allzu oft gerät das „Mobile“ dann derart aus
dem Gleichgewicht, dass Bewegung unmög-
lich erscheint. Da können dann Berater*innen,
Familienrichter*innen oder Sachverständige
noch so kräftig „anschubsen“, außer ruckarti-
gen Bewegungen, die wieder in Erstarrung en-
den, passiert nichts.
3. Loyalitätskonflikte in ihrem
Kontext
In einer Auswertung einer Stichprobe von
50 Gutachten, die aus einer verstehenden diag-
nostischen Sichtweise heraus (vgl. Baumann/
Bolz/Albers [2021]; Baumann [2009]; Alber/
Kaiser/Schulze [2018]; Klemenz [1999])
verfasst wurden, konnten die Autoren folgende
Motive, die über die unterschiedlichsten Fall-
konstellationen hinweg das Thema „Loyalitäts-
verstrickung“ (Baumann [2012]) prägten, he-
rausarbeiten:
Ausweichen akuter Konfliktsituationen
Es herrscht zwischen wichtigen Bezugsper-
sonen eine hohe Spannung, die sowohl dazu
führt, dass der junge Mensch die Konflikte
direkt miterleben muss als auch, dass er Teil
bzw. Thema dieser Konflikte ist. Diese Kon-
flikteskalationen widersprechen den bisheri-
gen Bindungs- und Beziehungserfahrungen
zu den Bezugspersonen radikal und können
deshalb beim jungen Menschen massive Ver-
unsicherung auslösen. Die Antwort kann eine
Verweigerung der Kontakte sein (vor allem
gegenüber einem umgangsberechtigten El-
ternteil), aber auch (vor allem im Kontext der
Jugendhilfe) Entweichungen oder die Verwei-
gerung z.B. der Teilnahme an gemeinsamen
Aktionen, Helferkonferenzen und Hilfeplan-
gesprächen oder anderen Situationen, in
denen die Beteiligten aufeinandertreffen. Es
werden zum Teil erhebliche Nachteile in Kauf
genommen, um sich nicht der konflikthaften
Situation stellen zu müssen. Diese Kategorie
hat auch Behrend in ihrer Studie über famili-
enrechtliche Auseinandersetzungen zur Um-
gangsverweigerung rekonstruieren können
(vgl. Behrend [2009]).
Loyalität als Entscheidung
Mindestens ein*e Beteiligte*r macht teils ver-
bal, teils aber auch nonverbal deutlich, dass
eine gute Beziehung zu allen Beteiligten gleich-
zeitig nicht möglich ist. Zum anderen Eltern-
teil eine vertrauensvolle Beziehung zu pflegen
oder sich in der Wohngruppe wohlzufühlen
wird als Kränkung erlebt und widerspricht ei-
ner positiven Fortführung der bisherigen Bezie-
hung. Die Bindung zur Bezugsperson muss also
durch eine Entscheidung gegen die andere Sei-
te (anderer Elternteil, Wohngruppe, Pflege-
eltern) „erkauft“ werden. Diese Kombination,
die nach Trennungen, Inobhutnahmen, aber
auch in Adoptiv-Settings (vgl. Steck [1998]) ei-
ne Rolle spielen kann, ist dabei nur selten Er-
gebnis einer bewussten Inszenierung. Viel häu-
figer erscheint dieser Prozess unbewusst als
Teil der Beziehungsdyade zwischen Elternteil
und Kind, welches die Notsituation der/des Er-
wachsenen interpretiert und entsprechend lo-
yal handelt. Nicht von der Hand zu weisen ist
dagegen, dass dies vom jeweiligen Elternteil
sehr wohlwollend wahrgenommen und implizit
durch Zuwendung verstärkt wird.
Nicht selten wechselt in dieser Konstellation
auch die Dynamik, teilweise von einem Tag
auf den anderen. Hat sich der junge Mensch
gerade noch bedingungslos dem einen El-
ternteil zugewandt, ist dieser morgen schon
völlig abgeschrieben und die gesamte Liebe,
Zuneigung und Loyalität gehört offenbar
dem anderen. Bezeichnend ist aber: Es geht
nie gleichzeitig.
Loyalität als Folge von Instrumentalisierung
Der junge Mensch wird durch mindestens ei-
ne, meistens jedoch durch beide Seiten ver-
sucht, gegen die jeweils andere Konfliktpartei
aufgebracht zu werden. Dies kann offen ge-
schehen oder auch völlig verdeckt. Klar ist:
Der junge Mensch hat einen „Auftrag“ zu
erfüllen. Diese Kategorie, welche ebenfalls in
der Studie von Behrend (2009, 2013) be-
schrieben ist, lässt sich noch einmal differen-
zieren in die jungen Menschen, die sich still-
schweigend der Situation ergeben und jenen,
die sich aktiv in den Konflikt begeben und
den abgelehnten Konfliktpartner massiv be-
kämpfen.
Das Perfide an dieser Konstellation ist, dass
der junge Mensch im Grunde tun kann was
er will – die Wahrnehmungsmuster der Strei-
tenden sind so feste affektive Schienen (vgl.
Ciompi [1999]) geworden, dass jedes Verhal-
ten des jungen Menschen als Beleg für die
Fehler des anderen interpretiert wird.
Loyalität als Schutzauftrag
In diesen Fallkonstellationen wird von den jun-
gen Menschen ein klar unterschiedliches Kräf-
teverhältnis der Konfliktparteien wahrgenom-
men. Durch sein Verhalten versucht das Kind,
den vermeintlich unterlegenen (meist) Eltern-
teil zu unterstützen. Neben der Wahrnehmung
des Kindes, dass ein Elternteil mehr als ein an-
derer unter der aktuellen Situation leidet (z.B.
ein Elternteil beginnt in Konfliktsituationen
schnell zu weinen), können hier auch durchaus
handfeste Symptome, wie depressive Episoden
oder Suchtverhalten aufseiten der Eltern, eine
Rolle spielen. Der junge Mensch übernimmt
quasi die Verantwortung für das Wohlbefin-
den, im Falle psychischer Symptomatiken sogar
des Krankheitsverlaufes des Elternteils. Die Pa-
radoxie: Obwohl das Kind offenkundig über-
fordert ist, wird jeder Versuch, es zu entlasten,
nur als weiteren Angriff auf den zu schützenden
Elternteil gewertet und verstärkt die Loyalität
des Kindes zum Elternteil gegen alle anderen
Verfahrensbeteiligten (z.B. anderen Elternteil,
Familiengericht, Jugendamt). Jeder Versuch der
Hilfe wirkt also verstärkend (vgl. Baumann
[2012, 2019b]).
Loyalität und familiäre Rollen
Innerhalb der Familie hat der junge Mensch
eine spezifische Rolle eingenommen, die für
den Erhalt des Familiensystems in der Ver-
gangenheit (oft vor der Trennung) oder auch
in der Gegenwart eine Stabilisierungs- oder
sogar Erhaltungsfunktion hatte. Diese Rolle
versucht das Kind nun in der Phase tiefster
Verunsicherung durchzuhalten und zu vertei-
digen. Ähnlich wie in der Kategorie „Loyalität
als Schutz“ gilt auch hier, dass jeder Versuch,
mit äußerem Zwang diese Rolle zu entreißen
die gegenteilige Reaktion des junge Men-
schen auslöst und somit gerade nicht zu einer
Entlastung führt (Baumann [2012, 2019b]).
Loyalität als Verteidigung der Identität
Diese Konstellation taucht eigentlich immer im
Zusammenhang mit sozialen Integrationspro-
blemen des jungen Menschen gemeinsam auf.
Es gibt in irgendeiner Form Probleme durch
Verhaltensweisen oder durch Diskriminierung
aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimm-
ten Gruppe. Der oder die (meist schon) Ju-
gendliche löst diese Spannung durch Identifi-
kation mit einem Elternteil, der Kultur oder
einem anderen Vorbild, mit dem er/sie sich
durch genau diese Schwierigkeit bereitende Ei-
genschaft verbunden fühlt. Jede Irritation von
außen wird als Angriff auf das verbindende
Identitätsmerkmal interpretiert. Am schwierigs-
ten zeigt sich dieses Muster in Familien mit
transgenerationalen Opfererfahrungen, wo das
Leiden unter Gewalt zu einem beziehungsstif-
tenden und damit bindungssichernden Element
geworden ist und somit keine gesunde psy-
chische Entwicklung „erlaubt“ scheint. Auch
das gemeinsame Leiden unter dem „Verlassen-
worden-Sein“ oder dem Trauma der Inobut-
nahme kann ein solches Verbindungsglied
werden, dass die Akzeptanz aller anderen Le-
bensräume verhindert, weil das gemeinsam Er-
lebte identitätsstiftende Funktion hat.
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................
......
Aufsätze Beiträge Berichte
214 ZKJ Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 62021
Aber auch die Zugehörigkeit z.B. zu einem
prä-kriminellen Milieu, einem bestimmten
kulturellen Kontext oder Eigenschaften, wie
eine extrem abgesenkte Impulskontrolle,
Schulschwierigkeiten etc. – all diese Phäno-
mene können ein identitätsstiftendes Ele-
ment werden (vor allem, wenn real gar kein
enger Kontakt zur Identifikationsfigur be-
steht), welches verteidigt werden muss.
Was diese Sammlung auf Grundlage der
Durchsicht von mit verstehenden Diagnostik-
verfahren erarbeiteten Gutachten zeigt, ist,
dass Loyalitätskonflikte keineswegs ein ein-
faches Phänomen sind und die Benennung
eines solchen auch keine „Verharmlosung“
darstellt. Loyalitätskonflikte in strittigen Um-
gangs-, Entfremdungs- oder auch Unterbrin-
gungsverfahren sind eine wirkmächtige Fall-
bedingung. Werden sie nicht verstanden,
kann der Versuch familienrechtlicher Inter-
vention nicht nur eine Sackgasse darstellen,
sondern für die psychische Entwicklung des
jungen Menschen schweren Schaden anrich-
ten. Demgegenüber zeigen pädagogische
Ansätze, die solche Spannungen aufgreifen,
verstehbar machen, in die Kommunikation
einbinden und schließlich handlungsleitend
werden, durchaus in eine hoffnungsvolle
Richtung (vgl. Baumann [2019a]; Tammena/
Oltrop [2015]).
4. Bindungsdynamische
Sichtweise
Für eine komplexe Erfassung des Phänomen-
bereichs „Loyalitätskonflikte“ bedarf es aber
neben einer Entschlüsselung der Dynamik vor
allem auch einer bindungstheoretischen Ana-
lyse des Phänomens, um sich die Frage des
Kindeswohls sowie der Entwicklungsprognose
stellen zu können. Die Dynamik „zwingt“ das
Kind in eine Positionierung hinein, von wo aus
es nun seine neuen Bindungsmuster als Grund-
lage der psychosozialen Entwicklung gestalten
muss. Aus Sicht der Autoren sind die oben be-
schriebenen Fallkonstellationen und die dazu-
gehörigen Loyalitäts-Muster als untrennbarer
Teil der Beziehungsgestaltung des jungen Men-
schen zu seinen Bezugspersonen zu betrachten.
Demensprechend ermöglicht eine Analyse aus-
gehend von den Grundannahmen der Bin-
dungstheorie und vor allem den Erkenntnissen
der empirischen Bindungsforschung ein vertief-
tes Verstehen der intrapsychischen Reaktionen
des Kindes auf seine Bindungs- und Bezie-
hungserfahrungen (vgl. Bolz/Wittrock/Koglin
[2019]; Köckeritz/Nowacki [2020]).
Dabei kann an dieser Stelle keine ausführ-
liche Darstellung der Bindungstheorie erfol-
gen. Wir beschränken uns auf die Kernaussa-
gen der neueren, dimensional-dynamischen
Bindungsforschung sowie deren diagnosti-
schen Implikationen.
Geht die traditionelle Bindungsforschung da-
von aus, dass jeder Mensch in seinem Leben
aus den Bindungs- und Beziehungserfahrungen
mit den oder der zentralen Bindungsperson(en)
eine „Bindungsrepräsentation“ entwickelt, die
alle weiteren Bindungsmuster sowie Erwar-
tungshaltungen prägen wird, und welche
sich in vier voneinander abzugrenzenden Kate-
gorien unterteilen lässt (sicher, unsicher-ver-
meidend, unsicher-ambivalent und desorgani-
siert; vgl. Ainsworth/Blehar/Water/Wall [1978];
Main [2016]), konnte die neuere Bindungsfor-
schung vor allem im Kontext der Familienfor-
schung (und nicht nur auf der Fokussierung
Kind-Bezugsperson) zeigen, dass Bindungsstile
längst nicht immer konstant sind und somit eine
Person auch in unterschiedlichen Kontexten sehr
unterschiedliche Bindungsverhaltensweisen zei-
gen kann. Darüber hinaus zeigen sich auch in
der Familientherapie „triadische“ oder „quadra-
tische“ Bindungsmuster, die nur im Zusammen-
spiel der einzelnen Akteure verstehbar sind (vgl.
von Sydow [2008], 266). Zweitens rückt zuneh-
mend im Fokus internationaler sowie vereinzelter
nationaler Studien ein kontinuierlich-dimensiona-
les Verständnis von Bindung (z.B. Bolz/Wittrock
[2020]; Shaver/Mikulincer [2002]; Hazan/
Shaver [1987]; Brodie/Goodall/Darling/McVittie
[2018]).
Bindungsstile (sicher, unsicher-ambivalent, unsi-
cher-vermeidend) sind diesem Bindungsver-
ständnis nach keine festen Strukturen, die ein
Mensch einmal erwirbt und lebenslänglich er-
hält. Und erst recht stellt die desorganisierte
Bindung weniger einen Bindungsstil dar als viel-
mehr den Zusammenbruch jeglichen Bindungs-
organisation und entsprechend der Handlungs-
möglichkeiten unter den Bedingungen von
(Bindungs-) Stress und als Folge von Trauma
und Gewalt (vgl. Köckeritz/Nowacki [2020]).
Bindungsrepräsentationen als zentrales Kons-
trukt der Bindungstheorie lassen sich also eher
als eine Art situative, wenn auch sicherlich
erfahrungsabhängige und biografisch erworbe-
ne „Interpretationsschablone“ begreifen, mittels
derer ein Mensch vom Standpunkt seiner kon-
kreten, biografisch erworbenen Bindungserfah-
rungen aus lernt,
•
sein Explorationsverhalten zu regulieren
(Angst vs. Sicherheit),
•den anderen Menschen in seinen Emotio-
nen und seinem Verhalten zu „lesen“ und
in die Interaktion einzubinden (Mentalisie-
rung),
•Erwartungshaltungen an Situationen, Men-
schen und Interaktionen auszurichten und
in den Beziehungen zu anderen Menschen
diesen Erwartungshaltungen entsprechend
zu handeln (Antizipation).
Im Rahmen pädagogisch-diagnostischer Pro-
zesse geht es somit weniger um die Frage der
Klassifikation von Bindungstypen, sondern
um die Analyse von bisherigen Bindungs-
erfahrungen und die damit im Zusammen-
hang stehenden zukünftige Bindungserwar-
tungen und -verhaltensweisen. Diese sind
aus einer verstehenden Perspektive nicht nur
dyadisch, sondern als komplexer Erfahrungs-
raum des Familiensystems zu betrachten.
Dieses Feld ist immer mehrdimensional (vgl.
Abb. 1).
Individuelle Unterschiede der unsicheren Bin-
dung (welche nichts mit dem psychopatholo-
gischem Konzept der Bindungsstörung zu tun
hat; vgl. Fegert/Bessier [2013]; Köckeritz/
Nowacki [2020]) repräsentieren sich auf der
Verhaltensebene diesem Bindungsverständnis
folgend entlang der zwei sich diamental ge-
genüberstehenden Dimensionen „bindungs-
bezogene Angst“ und „bindungsbezogene
Vermeidung“ (Mikulincer/Shaver [2007];
Brennan/Clark/Shaver [1998]).
Auf der Grundlage unserer empirisch-diagnos-
tischen Arbeiten haben wir diese beiden Di-
mensionen von „Angst“ und „Vermeidung“
auf der Handlungsebene noch um die Be-
ziehungsaspekte der „Kontrolle“ und „Regres-
sion“ ergänzt (vgl. Bolz/Albers/Baumann
[2019]; Baumann [2019a]), die als Verhaltens-
weisen zur Bindungsregulation häufig einge-
setzt werden, um diffuse Unsicherheit, Angst
oder auch Wut und Verzweiflung zu kanali-
sieren (Baumann/Bolz/Albers [2021]). Somit
entsteht diagnostisch ein Fadenkreuz mit vier
Feldern (vgl. Abb. 2).
Nähert man sich dem Phänomen der Loyali-
tätskonflikte aus dieser Perspektive, so gibt es
keinen Widerspruch mehr zwischen einer
vehementen Verweigerung in einer Abhol-
situation und einem entspannten Umgangs-
wochenende mit tollen, emotionalen und
durch und durch sicheren Momenten. Die
Übergabesituation oder auch die Stunden un-
mittelbar vor oder nach einem Umgangskon-
takt können durchaus von Bindungsstress ge-
prägt sein, z.B. weil in einer ambivalenten
Struktur die Reaktionen des hauptbetreuenden
Elternteils oder der Pflegeeltern (usw.) genau-
estens beobachtet werden müssen. Dies ist im-
mer dann der Fall, wenn das Kind merkt, dass
die eigene, im Wesentlichen sichere Bindung
zur Bezugsperson durch die Situation plötzlich
verletzlich oder sogar unterschwellig abweh-
rend wird, sodass dieses Thema unsicher-ambi-
valente Erfahrungen produziert, die das Kind
aus seiner bisherigen Erfahrung heraus nicht
versteht. Oder weil das Wissen um die kon-
flikthafte Spannung während der Übergabe
schon im Vorfeld und einige Zeit danach den
Zusammenbruch (desorganisiert) der eigentli-
chen Bindungsbasis zu beiden Elternteilen be-
deutet. Und hier müssen sich Beobachter (wie
z.B. Sachverständige, Verfahrensbeistände, So-
zialarbeiter*innen) hüten, aus Informationen,
die in völlig unterschiedlichen Situationen ge-
wonnen wurden, Rückschlüsse auf einen ein-
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................
Aufsätze Beiträge Berichte
......
.
62021 ZKJ Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 215
zelnen Bindungsstil zu schließen. Es gibt keinen
zwangsweisen Widerspruch zwischen einer en-
gen und vertrauensvollen Beziehung zu einem
Elternteil und einer starken Verunsicherung vor
den Kontakten, einer Verweigerung während
der Übergabe und Einschlafproblemen am
nächsten Abend, da die triadische Bindungs-
repräsentation vollkommen anders aussehen
kann als die dyadische. Das Problem ist die
Widersprüchlichkeit der Erfahrungen, nicht
zwangsläufig eine unsichere Bindung als sol-
che. Besuche ich das Kind dann in entspannter
Atmosphäre in der Wohngruppe, Pflegefamilie
oder beim hauptbetreuenden Elternteil, so
werde ich auch eine entspannte Situation erle-
ben, die auf eine durch und durch sichere Bin-
dung hinweist – dies sagt rein gar nichts darü-
ber aus, welchen Anteil diese Bezugspersonen
auf die Verunsicherung in anderen Kontexten
haben könnten.
Betrachtet man nun den Loyalitätskonflikt
unter dem dynamisch-dimensionalen Bin-
dungsmodell, so ergibt sich sehr häufig das
Bild, dass der junge Mensch die Unsicherhei-
ten des (mindestens triadischen) Bindungs-
systems um es herum einer beteiligten
Person oder einem beteiligten System (z.B.
Vater und seine Familie, Bezugsbetreuer,
Wohngruppe) gegenüber zu lösen versucht,
in dem es als bindungsbezogenes Verhalten
„Kontrolle“ und „Vermeidung“ aktiviert. Es
weicht Bindungs- und Beziehungsangeboten
aus und entwickelt das überstarke Bedürfnis,
die Bezugsperson zu regulieren und zu kon-
trollieren (vgl. Bolz/Albers/Baumann [2019];
Baumann/Bolz/Albers [2021]). Nur in der
bindungsvermeidenden Kontrolle kann das
Kind noch einen Ort finden, um die Diffusi-
tät seiner Lebenswirklichkeit im Geflecht
sich widersprechender Bindungs- und Bezie-
hungsnetze aushalten zu können. Auf der
anderen Seite geht der junge Mensch aber
dann dem anderen an der Loyalitätsspan-
nung Beteiligten gegenüber sehr häufig in
eine von bindungsbezogener Angst und Re-
gression geprägte Haltung (vgl. Baumann/
Bolz/Albers [2021]). Das Kind wirkt klein
und verletzlich, klammert, kann eigentlich ver-
fügbare Kompetenzen plötzlich nicht mehr
aktivieren (schläft nicht mehr durch, macht
nachts ins Bett, zeigt extrem herabgesetzte
Impulskontrolle und Frustrationstoleranz etc.)
oder äußert sogar diffuse psychosomatische
Beschwerden. Diese Zeichen sind aber nicht
zwingend ein Symptom des Leidens unter
den Umgängen und Kontakten, sondern sie
sind der aktive Teil des Bindungsverhaltens
dieser Bezugsperson gegenüber, aus dem Mo-
tiv der Regulation von bindungsbezogener
(Verlust-)Angst heraus und im Kontext der
triadischen Bindungsunsicherheit (vgl. Abb. 3).
5. Handlungspotenziale
Die entscheidende Frage ist nun, welche
Handlungsspielräume sich aus dieser Sicht-
weise auf Loyalitätskonflikte im Kontext fa-
milienrechtlicher Verfahren ergeben. Eine
„einfache Lösung“ ergibt sich auch aus die-
sen zunächst heuristischen Modell sicherlich
nicht, aber einige Präzisierungen lassen sich
schon ableiten:
1. Früh genug handeln
Wenn sich Loyalitätskonflikte bereits verhär-
tet haben und Umgang bereits verweigert
wird oder ein junger Mensch die Kooperation
in einer Jugendhilfemaßnahme bereits ver-
weigert oder gegen sie kämpft, sind diese
Dynamiken sehr schwer wieder aufzulösen.
Behrend (2013) sieht z.B. nur dann noch rea-
listische Spielräume für familienrechtliche In-
terventionen, wenn das Kind noch ein Min-
destmaß an Empathie für den entfremdeten
Elternteil aufzubringen bereit ist. Auch im Be-
reich der Jugendhilfeforschung konnten ver-
Abb. 2: Ein diagnostisches Modell der Bindungsräume
Abb. 1: Ein dimensionales Bindungsverständins
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................
......
Aufsätze Beiträge Berichte
216 ZKJ Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 62021
schiedene empirische Studien zeigen, dass
nicht zu jedem Zeitpunkt Hilfe möglich er-
scheint, sondern teilweise Umwege akzeptiert
und biografische Wendepunkte abgewartet
werden müssen, bevor wieder ein Eingreifen
vonseiten der Hilfesysteme erfolgverspre-
chend ist (vgl. Rätz-Heinisch [2005]; Münch
[2010]; Baumann [2012]).
Auf der anderen Seite zeigt die empirische Evi-
denz aus Studien sowohl aus dem Bereich der
Familien- und Scheidungsforschung als auch
der Jugendhilfeforschung, dass bestimmte prä-
ventive Maßnahmen wirksam sein können:
Frühzeitige Beratung kann Konfliktverhärtung
verhindern. Bei Fremdunterbringungen hat
sich z.B. als hilfreich herausgestellt, die Eltern
während des gesamten Prozesses durch Fami-
lienhilfe zu unterstützen – und zwar unabhän-
gig von dem Träger, der die Inobhutnahme
durchführt (vgl. Baumann [2019a]). Auch in
Trennungskonstellationen kann eine frühe Be-
ratung, bevor es zur Verhärtung kommt, Kon-
flikteskalationen verhindern helfen. Dies kann
in einem frühen Stadium durchaus auch als
Auflage oder Verpflichtung gestaltet werden.
Ein weiterer Faktor, der sich in extrem schwie-
rigen Beratungs- und Hilfekontexten als hilf-
reich herausgestellt hat, ist die Ermöglichung
von Partizipation (vgl. Macsenaere [2018]).
Dieser Faktor scheint nicht nur in der stationä-
ren Jugendhilfe entscheidend, sondern gerade
auch bei der Frage der Kinderbetreuung im
Trennungsfall. So konnten breit angelegte
Review-Studien zeigen, dass das „Equal Sha-
red Parenting“-Modell (im Deutschen meist
als Wechselmodell bezeichnet) im Gegensatz
zum sogenannten Residenzmodell sehr viel
seltener in Umgangsschwierigkeiten eskaliert,
auch wenn das Konfliktpotenzial im Tren-
nungsprozess vergleichbar hoch war (vgl.
Nielsen [2011]; Turunen [2017]).
Es zeigt sich, dass loyalitätsgeprägte Fallkon-
stellationen schnellstmöglich eingegrenzt wer-
den müssen. Zeitweise Aussetzung von Um-
gängen, Kontaktsperren und alles, was zur
Verfestigung der unsicheren Bindungsdynamik
beiträgt, wirken sich eher verhärtend und un-
günstig auf die Dynamik aus und zwingen das
Kind immer weiter in die Verfestigung seiner
Verweigerung.
2. Zwang auf das Kind wirkt kontraproduktiv
Was die empirische Forschung aber ebenfalls
deutlich macht, und auf der Grundlage der
hier erörterten Dynamiken leicht verständlich
wird: Zwang ist in verhärteten Loyalitätsver-
strickungen kontraproduktiv. So, wie sich in
Untersuchungen erzwungene Umgänge als
wenig hilfreich herausgestellt haben (vgl. Beh-
rend [2009]), so hat eine Analyse des For-
schungsstandes zur erzwungenen Maßnah-
men in Jugendhilfekontexten deutlich gezeigt,
dass sie kaum in der Lage sind, Fallkonstella-
tionen mit Loyalitätsverstrickungen positiv zu
beeinflussen (Baumann [2019b]). Im Gegen-
teil: Jede erzwungene Intervention wird den
im Loyalitätskonflikt verstrickten jungen Men-
schen nur in seiner Wahrnehmung, sich gegen
feindlich gesinnte Eingriffe von außen schüt-
zen zu müssen, festigen.
3. Wer versteht, kann manchmal zaubern ...
Dieses Zitat von Georg Trescher (1983) ver-
deutlicht das Potenzial einer auf Methoden
der verstehenden Diagnostik gründenden
Analyse des Phänomens mit dem Ziel, an-
schließend an Lösungen zu arbeiten. Wichtig
erscheint in allen oben skizzierten Konstella-
tionen der Vorrang einer lösungsorientierten
Begutachtung anstelle einer Entscheidungs-
fixierung. Fragen, die ein „wer ... besser ...“
beinhalten, können diese Spannungen nicht
lösen und reproduzieren alte Mythen. Statt-
dessen ist es natürlich wichtig, grundlegend
zu prüfen, ob von einem der Beteiligten
eine
direkte Kindeswohlgefährdung aus-
geht, die berücksichtigt werden muss. Da-
von ausgehend geht es aber dann darum,
die Dynamik des Fallverlaufes in das System
zurückzuspiegeln und dann gemeinsam nach
Lösungen zu suchen. Die Erfahrung mit den
oben skizzierten Herangehensweisen zeigt,
dass viele verworrene Fallkonstruktionen
aufzulösen waren, wenn es gelungen ist,
den Beteiligten (Eltern wie auch Fachkräften)
zu verdeutlichen, wie komplex die Situation
ist und welche Ressourcen ihnen zur Auf-
lösung des Konfliktes bereitstehen würden.
Methodisch haben sich neben der verstehen-
den Diagnostik (vgl. Baumann/Bolz/Albers
[2021]) vor allem auch Ansätze etabliert, die
Netzwerke implementiert und gezielt geför-
dert haben. Getreu dem Grundgedanken der
Pädagogischen Präsenz (vgl. von Schlippe
[2010]), dass andere Menschen schädigendes
Verhalten nur dann aufrechterhalten werden
kann, wenn es gelingt, den eigenen destruk-
tiven Anteil heimlich zu halten, ist die Bildung
von Netzwerken ein wichtiger Ankerpunkt.
Methodisch wird dies z.B. durch den Famili-
enrat (Plewa [2013]), in der Multi-Familien-
therapie (Asen/Scholz [2012]) oder spezi-
fischer auf die Situation strittiger Eltern im
Kontext des Programms „Kinder aus der
Klemme“ (van Lawick/Visser [2017]) umge-
setzt. Auch der Einsatz einer/eines Verfah-
renspfleger*in kann hier eine enorm entlas-
tende Funktion für das Kind haben, wenn es
diesem oder dieser gelingt, die Spannungen
zu kanalisieren und Vertrauen zum Kind her-
zustellen.
6. Resümee
Wie in diesem Artikel gezeigt wurde, ist das
Konzept der Loyalitätskonflikte/Loyalitätsver-
strickung keineswegs eine Verharmlosung
oder Reduktion, sondern lässt sich empirisch
wie auch theoretisch sehr differenziert be-
schreiben. Auf der Grundlage dieser Über-
legungen ließen sich die Handlungsspielräume
im Rahmen familienrechtlicher Auseinander-
setzungen und sachverständiger Begutach-
tungsverfahren präzisieren und zukünftig auch
empirisch belegen. Die aktuelle Sackgasse,
die immer wieder zu Kontakt- und Bindungs-
abbrüchen, Jugendhilfekarrieren und Endlos-
schleifen von Verfahren führt und am Ende
die Kinder z.T. schweren Schaden zufügt, ist
dringend überdenkenswert – und hier können
Familienrechtspsychologie und Jugendhilfefor-
schung voneinander lernen und gemeinsam
neue Perspektiven erschließen.
Abb. 3: Beispiel für einen Bindungsraum unter den Bedingungen Eltern-Kind-Entfremdung
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................
Aufsätze Beiträge Berichte
......
.
62021 ZKJ Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 217
Literatur
Ainsworth/Blehar/Water/Wall (1978): Patterns of at-
tachment. A psychological study of the strange situati-
on. Hillsdale, NJ: Erlbaum.
Alber/Kaiser/Schulze (2018): Die Person-Umfeld-Ana-
lyse in der Sonder- und Rehabilitationspädagogik. Bad
Heilbrunn: Klinkhardt Verlag.
Alberstötter, U. (2013): „Horch, was kommt von drau-
ßen rein...“ Der gesellschaftliche Kontext von Hoch-
konflikthaftigkeit. In: Weber/Alberstötter/Schilling, H.
(Hrsg.). Beratung von Hochkonflikt-Familien – Im Kon-
text des FamFG. Weinheim, Basel: Beltz Juventa,
S. 19–40.
Asen/Scholz (2012): Praxis der Multifamilientherapie.
Heidelberg: Carl Auer Verlag.
Baumann, M. (2009): Verstehende Subjektlogische Di-
agnostik bei Verhaltensstörungen. Ein Instrumentarium
für Verstehensprozesse in pädagogischen Kotexten.
Hamburg: tredition.
Baumann, M. (2012): Kinder, die Systeme sprengen –
Band 1: Wenn Jugendliche und Erziehungshilfe anei-
nander scheitern. Baltmannsweiler: Schneider Verlag
Hohengehrden.
Baumann, M. (2019a): Kinder, die Systeme sprengen –
Band 2: Impulse, Zugangswege und hilfreiche Setting-
bedingungen für Jugendhilfe und Schule. Baltmanns-
weiler: Schneider Verlag Hohengehrden.
Baumann, M. (2019b): Was wissen wir über Zwang in
erzieherischer Absicht? In: Zeitschrift für Jugendkrimi-
nalrecht und Jugendhilfe 30 (3), 254–262.
Baumann/Bolz/Albers (2021): Verstehende Diagnostik
in der Pädagogik. Verstörenden Verhaltensweisen be-
gegnen (im Druck). Weinheim: Beltz Verlag.
Beck/Beck-Gernsheim (Hrsg.) (1990): Das ganz norma-
le Chaos der Liebe. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.
Beck-Gernsheim, E. (1990): Alles aus Liebe zum Kind;
In: Beck/Beck-Gernsheim (Hrsg.). Das ganz normale
Chaos der Liebe. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag,
135–183.
Behrend, K. (2009): Kindliche Kontaktverweigerung
nach Trennung der Eltern aus psychologischer Sicht.
Entwurf einer Typologie. Verfügbar unter: https://
pub.uni-bielefeld.de/download/2301270/2301273/
Kindliche_Kontaktverweigerung_nach_Trennung_der_
Eltern_aus-205.pdf Abruf: 1.6.2020.
Behrend, K. (2013): Umgangsstörungen und Um-
gangsverweigerung. Zur Positionierung des Tren-
nungskindes im Elternkonflikt. In: Weber/Alberstötter/
Schilling (Hrsg.). Beratung von Hochkonflikt-Familien –
Im Kontext des FamFG. Weinheim, Basel: Beltz Juven-
ta, S. 232–255.
Bolz/Albers/Baumann (2019): Professionelle Bezie-
hungsgestaltung in der Arbeit mit „Systemsprengern“.
In: Unsere Jugend (71) 7+8/2019, 297–304.
Bolz/Wittrock (2020): Unsichere Bindungsrepräsenta-
tionen und psychosoziale Auffälligkeiten von Schülerin-
nen und Schülern an Förderschulen mit dem Schwer-
punkt der emotionalen und sozialen Entwicklung. In:
Gingelmaier/Langer/Bleher/Fickler-Stang/Dietrich/Herz
(Hrsg.): Emotionale und Soziale Entwicklung in der
Pädagogik der Erziehungshilfe und bei Verhaltensstö-
rungen. H. 2: Macht und Ohnmacht in der Pädagogik
bei psychosozialen Beeinträchtigungen. Bad Heilbrunn:
Klinkhardt, 122–134.
Bolz/Wittrock/Koglin (2019): Schüler-Lehrer-Beziehung
aus bindungstheoretischer Perspektive im Förder-
schwerpunkt der Emotionalen und sozialen Entwick-
lung. Zeitschrift für Heilpädagogik (70), 560–571.
Brennan/Clark/Shaver (1998): Self-report measure-
ment of adult attachment: An integrativ overview. In:
Simpson/Rholes (Eds.). Attachment theory and close
relationships. New York: The Guilford Press, 46–76.
Brodie/Goodall/Darlin/McVittie (2018): Attachment in-
security and dispositional aggression: The mediation ro-
le of maladaptive anger regulation. Journal of Social
and Personal Relationship, 36, 1–22.
Dettenborn, H. (2017): Kindeswohl und Kindeswille.
Psychologische und rechtliche Aspekte. 5. Auflage
München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.
Fahrenholz/Zumbach (2020): Bewertung eines ent-
gegengesetzten Kindeswillens in Umgangsfragestellun-
gen durch Sachverständige. In: Rechtspsychologie (6),
36–54.
Fegert, J. M. (2013): Endgültiges Aus für das Parental
Alienation Syndrom (PAS) im amerikanischen Klassifi-
kationsystem DSM V. In: Zeitschrift Kindschaftsrecht
und Jugendhilfe (8), 5/2013, 190–191.
Fegert/Bessier (2013): Entwicklungspsychopathologi-
sche Überlegungen zur mangelnden Integration von
bindungstheoretischen, pädagogischen und familien-
rechtlichen Aspekten. In: Zeitschrift für Pädagogik (59)
6/2013, 848–857.
Goldstein/Freud/Solnit (1991): Jenseits des Kindes-
wohls. 2. Aufl., Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.
Hazan/Shaver (1987): Romantic love conceptualized as
an attachment process. Journal of Personality and Soci-
al Psychology (52), 511–524.
Jopt, U. (2002): Die Trennungsfamilie – eine systemi-
sche Betrachtung. In: Bergmann/Jopt/Rexilius (Hrsg.).
Lösungsorientierte Arbeit im Familienrecht. Hamburg:
Bundesanzeiger Verlag, 51–76.
Klemenz, B. (1999): Plananalytische Kinderdiagnostik.
Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht.
Köckeritz/Nowacki (2020): Die Bindungstheorie –
Teil 1. In: Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugend-
hilfe (15) 11/2020, 408–414.
Kotrschal, K. (2019): Mensch – Woher wir kommen,
wer wir sind, wohin wir gehen. Wien: Brandstätter.
Kruk, E. (2018): Parental Alienation as a Form of Emo-
tional Child Abuse: Current State of Knowledge and
Future Direction for Research. In: Family Science Re-
view (22) 4/2018, 141–164.
Leube, K. (1989): Die kompetente Familie – Zur Ge-
schichte der Familie und ihrer Helfer. In: Hohmeier/
Mair (Hrsg). Eltern- und Familienarbeit. Freiburg: Lam-
bertus Verlag.
Macsenaere, M. (2018): „Systemsprenger“ in den Hil-
fen zur Erziehung: Welche Wirkungen werden erreicht
und welche Faktoren sind hierfür verantwortlich? In:
Jugendhilfe (56) 3/2018, 310–314.
Main, M. (2016): Aktuelle Studien zur Bindung. In:
Gloger-Tippelt, G. (Hrsg.): Bindung im Erwachsenen-
alter – Ein Handbuch für Forschung und Praxis. Bern:
hogrefe, 17–64.
Mikulincer/Shaver (2007): Attachment Patterns in
Adulthood: Structure, Dynamics and Change. New
York: Guilford Press
Molle, I. (2003): „Ich will da aber nicht hin!“ Kinder als
Objekte in Gesetzgebung und psychologischen The-
orien am Beispiel des Umgangsrechts. In: Forum Kriti-
sche Psychologie 46 (2003), 20–36.
Münch, F. (2010): Prekäre Hilfen? Soziale Arbeit aus Sicht
wohnungsloser Jugendlicher. Wiesbaden: VS Verlag.
Nielsen, L. (2011): Shared Parenting After Divorce:
A Review of Shared Residential Parenting Research.
In: Journal of Divorce & Remarriage (52) 8/2011,
586–609.
Plewa, M. (2013): Familienrat. In: Sozial Extra (37),
6–8.
Rätz-Heinisch, R. (2005): Gelingende Jugendhilfe bei
„aussichtslosen Fällen“ – Biographische Rekonstruktion
von Lebensgeschichten junger Menschen. Würzburg:
Ergon Verlag.
Rücker/Petermann (2019): Auswirkungen von Inobhut-
nahme. In: Volpert/Huber/Jacob/Kannegießer (2019):
Empirische Grundlagen der familienrechtlichen Gutach-
ten. Göttingen: hogrefe, 320–332.
Schmid/Fegert (2019): Heimerziehung und andere be-
treute Wohnformen. In: Volpert/Huber/Jacob/Kanne-
gießer (2019): Empirische Grundlagen der familien-
rechtlichen Gutachten. Göttingen: hogrefe, 333–357.
Schneewind, K. A. (2019): Familienpsychologie und
systemische Familientherapie. Göttingen: hogrefe.
Shaver/Mikulincer (2002): Attachment-related psycho-
dynamics. Attachment & Human Development, (4)
2/2002, 133–61.
Steck, B. (1998): Eltern-Kind-Beziehungsproblematiken
bei der Adoption. In: Praxis der Kinderpsychologie und
Kinderpsychiatrie (47) 4/1998, 240–262.
Tammena/Oltrop (2015): Innovative Hilfen – Ein Pro-
jekt für vermeintliche „Systemsprenger“. In: Baumann,
M. (Hrsg.): Neue Impulse in der Intensivpädagogik.
EREV TPJ (11) 1/2015, 52–62.
Turunen, J. (2017): Shared Physical Custody and Chil-
dren‘s Experience of Stress-In: Journal of Divorce & Re-
marriage (58) 5/2017, 371–392.
Trescher, H. G. (1983): Wer versteht kann (manchmal)
zaubern – oder: Spielelemente in der Pädagogik; In: Le-
ber, A. (Hrsg.). Reproduktion der frühen Erfahrung –
Psychoanalytisches Verständnis alltäglicher und nicht
alltäglicher Lebenssituationen. Frankfurt a.M.: Roland
Verlag, 197–210.
van Lawick/Visser (2017): Kinder aus der Klemme – In-
terventionen für Familien in hochkonflikthaften Tren-
nungsprozessen. Heidelberg: Carl Auer Verlag.
von Schlippe, A. (2010): Der Mythos der Macht und
Krankheiten der Erkenntnistheorie. In: Schlippe/Grabbe
(Hrsg.). Werkstattbuch Elterncoaching – Elterliche Prä-
senz und gewaltloser Widerstand in der Praxis. Göttin-
gen: Vandenhoeck & Ruprecht, 17–25.
von Sydow, K. (2008): Bindungstheorie und systemi-
sche Therapie. In: Familiendynamik 33 (3), 260–273.
..............................................................................................................................................................................................................................................................................................................
......
Aufsätze Beiträge Berichte
218 ZKJ Kindschaftsrecht und Jugendhilfe 62021