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Desinformation in Deutschland. Eine Expert:innenbefragung von Fiete Stegers von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland.

Authors:
STUDIE
Eine Expert:innenbefragung von Fiete Stegers von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg
im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland
DESINFORMATION
IN DEUTSCHLAND
Gefahren und mögliche Gegenmaßnahmen aus Sicht von Fachleuten
Einleitung .............................................................................. 3
Zusammenfassung der Ergebnisse ...................................................... 4
Die Ergebnisse im Detail ................................................................ 6
„Fake News“ und ihre Verbreitung ......................................................... 6
Was sind „Fake News“? ................................................................. 6
Begriff „Fake News“ wird als ungeeignet abgelehnt .....................................7
Wenig aufwendige Desinformation dominiert, Deep Fakes spielen noch keine Rolle ...... 9
Plattformen: Telegram schließt zu Reichweiten-Riesen auf .............................12
Anfälligkeit und Auswirkungen ...........................................................13
Aufgreifen von „Fake News“ in klassischen Medien wichtiger Reichweitenfaktor .........13
Desinformaton: Ältere Menschen anfälliger für Desinformation als jüngere .............15
Expert:innen befürchten vor allem Polarisierung und Radikalisierung Einzelner .........16
Aktuelle Entwicklungen ..................................................................17
„Infodemie“: Falschinformationen verbreiten sich so schnell wie das Virus ..............17
Corona: Breite Verunsicherung und bekannte Akteur:innen .............................18
„Messengerisierung“ und Professionalisierung .........................................19
Bundestagswahl 2021: Falschinformationen spielen eine Rolle – nur wie stark? .........21
Mögliche Gegenmaßnahmen .............................................................23
Social-Media-Plattformen und Bildungseinrichtungen sollen aktiv werden ..............23
Medienkompetenz soll in allen Altersgruppen aufgebaut werden .......................26
Forschungsbedarf ....................................................................26
Fazit und Empfehlungen ...............................................................28
Anhang ................................................................................30
Methode ................................................................................30
Befragte .................................................................................30
Literatur ...............................................................................33
Impressum ............................................................................34
Inhalt
3
Einleitung
Was sind „Fake News“? Welche Gefahr geht von ihnen aus, welche aktuellen Entwicklun-
gen gibt es und was können wir dagegen tun? Ziel dieser Studie war es, vier Jahre nach
der Popularisierung des Begriffs „Fake News“ durch die US-Wahl 2016, im ersten Jahr der
Corona-Pandemie und im Vorgriff auf die Bundestagswahl 2021 zu beleuchten, welche
Erkenntnisse und Entwicklungen Fachleute in Deutschland zu im Internet verbreiteten
Falschinformationen als wichtig erachten. Zu diesem Themenkomplex beantworteten
mehr als 60 Expert:innen aus Wissenschaft, Medien, Politik, Zivilgesellschaft und Digi-
talwirtschaft im Frühjahr/Sommer 2020 unsere Umfrage.
Gewählt wurde die Methode eines Fragebogens mit teils offenen, teils geschlossenen
Fragen, um eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte gleichzeitig zu erfassen, die über
den Fokus von Einzelstudien zu bestimmten Nachrichtenereignissen oder Plattformen
hinausgehen – mit dem Ziel, einen Überblick zu bieten und darzustellen, wo Konsens in
der deutschen Expert:innen-Community herrscht. So fehlen zum Beispiel großächige,
systematische Erhebungen darüber, wie verbreitet verschiedene Formen von „Fake News“
über alle Plattformen hinweg in Deutschland sind. Um diese Lücke zu schließen, zeigt die
Studie die von den befragten Fachleuten beobachtete Häugkeit bestimmter Arten von
Falschinformationen auf und gibt ihre Einschätzungen zur Relevanz einzelner Plattfor-
men wieder. Zudem wurden diese theoretisch wie technisch mit dem Thema befassten
Fachleute nach der Effektivität von Maßnahmen gegen Falschinformationen befragt, aber
auch danach, wie sie die Verwendung des Begriffs „Fake News“ in der öffentlichen Debatte
beurteilen. Denn obgleich der Begriff schon bald, nachdem er ins Scheinwerferlicht der
Öffentlichkeit geraten war, von verschiedenen Fachleuten für untauglich erklärt wurde
(Wardle 2017), ist er im allgemeinen Sprachgebrauch zu einer festen Größe geworden.
4
Zusammenfassung der Ergebnisse
> Den in der öffentlichen Diskussion gebräuchlichen Begriff „Fake News“ stufen die
befragten Fachleute übereinstimmend als problematisch ein (>Abbildung2). Er sei
zu unpräzise und werde zudem häug zur Diskreditierung seriöser Berichterstattung
oder politischer Gegner:innen gebraucht (>Abbildung3).
> Viele Expert:innen bevorzugen stattdessen Begriffe bzw. Begriffspaare wie
Desinformation und
Missinformation oder Falschinformation.
Desinformation hebt den manipulativen Charakter absichtlicher Fehlinformationen
hervor. Missinformation und Falschinformation grenzen vom erstgenannten Begriff
in der Gegenüberstellung unabsichtlich verbreitete Falschmeldungen ab. Falschinfor-
mation wird jedoch häug auch als Oberbegriff für beides benutzt. Eine eindeutige,
allgemein akzeptierte Terminologie hat sich jedoch noch nicht herausgebildet.1
> Die Social-Media-Dienste WhatsApp, Facebook und YouTube tragen nach Ansicht der
Expert:innen derzeit am meisten zur Verbreitung von Miss- und Desinformation bei
(>Abbildung6). Gleichzeitig sehen sie einen Trend der Abwanderung von Desinfor-
mation auf weniger regulierte Plattformen und Messengerdienste, allen voran den
Dienst Telegram (>Abbildung13).
> Klassische Medien stecken in einer Zwickmühle: Einerseits sollen sie Bürgerinnen
und Bürger über kursierende Missinformation/Desinformation aufklären, anderer-
seits wirkt ihre Berichterstattung möglichweise unabsichtlich als Verstärker für diese
(>Abbildung7, 8).
> Verzerrende Darstellungen und Behauptungen sind die Formen der Desinformation,
die in Deutschland am weitesten verbreitet sind. Computergenerierte „Deep Fake“-
Videos spielen dagegen nach Ansicht der befragten Expert:innen bislang noch keine
Rolle (>Abbildung5).
> Das Corona-Virus hat auch zu einer „Infodemie“ geführt, einer massenhaften und
schnellen Verbreitung von Falschinformationen. Bezogen auf Deutschland stimmen
knapp 80 % der Umfrageteilnehmer:innen dieser Einschätzung zu. Die internationale
Ebene betrachtend, sind es sogar fast 90 % (>Abbildung11, 12).
> Fast alle Befragten sehen weltweit deutliche Auswirkungen von Miss- und Desinfor-
mation, in etwas geringerem Maße auch in Deutschland (>Abbildung10). Die größten
Gefahren sind dabei die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft sowie die Radi-
kalisierung einzelner Bürger:innen. Dass Wahlen durch Desinformation manipuliert
werden können, wird als deutlich weniger wahrscheinlich eingestuft. Immerhin ein
Fünftel der Befragten hält dieses Risiko aber auch in Deutschland für (eher) wahr-
scheinlich.
1 Diese Befragung verwendete das
Begriffspaar Missinformation/Des-
information, um das Themenfeld
unabsichtlicher bzw. absichtlicher
Verbreitung von Falschinformationen–
insbesondere über das Internet und
Social Media – zu beschreiben.
5
> Für die Bundestagswahl 2021 gibt es keine eindeutige Einschätzung: Während ein
Teil der Expert:innen der Miss- und Desinformation im Wahlkampf eine hohe oder
zumindest nicht zu unterschätzende Bedeutung beimisst, ist ihre Bedeutung nach
Ansicht anderer Befragter u. a. von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie
und dem Verhalten einzelner Akteur:innen abhängig und somit schwer vorhersehbar
(>Abbildung14).
> Ältere Menschen sind nach Ansicht der Befragten deutlich gefährdeter als junge
Menschen, Opfer von Desinformationskampagnen zu werden. Entscheidend für die
Anfälligkeit ist, ob Menschen der transportierten Botschaft ohnehin zugeneigt sind
und sie sich durch sie bestätigt fühlen (>Abbildung9).
> Zur Bekämpfung von Miss- und Desinformationen sind nach Ansicht von mehr als
90 % der Expert:innen vor allem weitere Maßnahmen der Social-Media-Plattformen
sowie von Bildungseinrichtungen nötig (>Abbildung15). Medienkompetenz muss
dabei aber nicht nur an Schüler:innen, sondern an Bürger:innen aller Altersgruppen
vermittelt werden (>Abbildung17, 18). Die Wirkung gesetzgeberischer Maßnahmen
wird dagegen eher zurückhaltend betrachtet.
> Die Wirkung von als „Fake News“ bezeichneten absichtlichen und unabsichtlichen
Fehlinformationen auf Individuen – also die Frage, inwieweit die Begegnung damit
tatsächlich zu Einstellungs- oder Verhaltensänderungen führt – wird am häugsten
als Feld genannt, zu dem Erkenntnisse fehlen (>Abbildung19).
6
Die Ergebnisse im Detail
„Fake News“ und ihre Verbreitung
Was sind „Fake News“?
„Fake News“ sind mittlerweile zu einem geügelten Wort geworden. Doch trotz Du-
deneintrags kann das individuelle Verständnis und die Verwendung des Begriffs stark
variieren, wie sich in der politischen und gesellschaftlichen Debatte immer wieder zeigt.
Oder bildet sich inzwischen eine gesellschaftliche akzeptierte Denition heraus? Um
diese Frage zu beleuchten, wurden die Expert:innen zunächst danach gefragt, was nicht
sie selbst, sondern die Bürger:innen unter „Fake News“ verstehen. Anschließend wurden
die befragten Fachleute um eine Bewertung dieses Verständnisses gebeten.2
Nach Einschätzung der Expert:innen gibt es zwar einen erkennbaren Wesenskern des
Begriffs „Fake News“. So wurde am häugsten genannt, dass Bürger:innen den Begriff
vorrangig mit Falschmeldungen oder Falschinformationen assoziieren. Mehr als die Hälf-
te der Befragten wies aber darauf hin, dass der Terminus im allgemeinen Sprachgebrauch
ein ungenauer Sammelbegriff sei. Dessen Auslegung könne sich aber individuell stark
unterscheiden. Ebenfalls mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass die ab-
sichtliche Irreführung oder Täuschung auch in den Augen von Bürger:innen ein wichtiges
Kriterium sei, um etwas als „Fake News“ zu bezeichnen.
Andere Befragte wiesen darauf hin, dass der Begriff auch als pauschale Medienschelte
gebraucht werde, oder führten die Benutzung als Kampfbegriff in politischen Auseinan-
dersetzungen an. Das Kriterium, dass „Fake News“ explizit einen Bezug zu den Medien
2 Die Freiantworten auf diese
und andere offene Fragen wurden
anschließend ausgewertet und
nachträglich codiert (die Häufigkeit
wird im Folgenden in absoluten
Zahlen dargestellt).
Abbildung 1:
„Fake News“ im allgemeinen Sprachgebrauch
Frage: „Was verstehen Bürger:innen unter ‚Fake News‘?“ (Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 63 )
vorrangig Falschinformationen/
-meldungen 49
ungenauer Sammelbegriff,
individuelle Auslegung und Verwendung 36
bewusste Täuschung/Irreführung 35
andere Meinungen/Ansichten,
pol. Kampfbegrifff, Trump'sche Medienkritik 35
13
fehlerhafter Journalismus
Bezug auf Medien/Nachrichten 13
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
7
oder zur Nachrichtenberichterstattung aufweisen oder aber vor allem über Social-Media-
Kanäle verbreitet werden (so deniert der Duden das Stichwort), wurde von knapp einem
Viertel der 63 Befragten genannt. Eine – letztlich spekulative – Erklärungsmöglichkeit
dafür, dass dieses Umfrageergebnis niedriger als erwartet ausel, könnte sein, dass die-
ses Kriterium von vielen der in ihrer professionellen Funktion Befragten als selbstver-
ständlich vorausgesetzt wurde.
4
Auch schlechter oder fehlerhafter Journalismus wird
laut Aussage von knapp einem Viertel der Befragten von vielen Bürger:innen unter dem
Begriff „Fake News“ subsummiert.
Begriff „Fake News“ wird als ungeeignet abgelehnt
Die Verwendung des Begriffs „Fake News“ in der allgemeinen öffentlichen Debatte, z.B.
durch Politik oder Medien, stuften fast alle (95,2 %) der professionell mit dem Thema
befassten Expert:innen als problematisch oder eher problematisch ein. Hingegen stufte
niemand die Verwendung des Begriffs als „(eher) geeignet“ ein.
4 Die Studie „Die Jugend in der
Infodemie“ der Vodafone Stiftung
Deutschland zeigt, dass zumindest
junge Menschen teilweise diese
Unterscheidung nicht machen
und „Fake News“ auch mit den
klassischen Medien in Verbindung
bringen (Vodafone Stiftung
Deutschland 2020, S. 8).
3 Schreiber ist inzwischen nicht
mehr dort tätig.
Abbildung 2:
Bewertung des Begriffs „Fake News
Frage: „Wie beurteilen Sie die Benutzung des Begriffs ‚Fake News‘ in der
allgemeinen öffentlichen Debatte, z. B. durch Politik oder Medien?“ (n = 63)
problematisch 47,6 %
eher problematisch 47,6 %
neutral 4,8 %
eher geeignet 0 %
0 %
geeignet
Was verstehen Bürger:innen
unter „Fake News“?
„Bürger:innen verstehen Fake News eher als Sammelbegriff für unterschiedliche Formen der Desinformati-
on. Eine genauere Unterscheidung verschiedener Phänomene wird dadurch verhindert. Zusätzlich wird Fake
News von einer gesellschaftlichen Minderheit auch als eine Art Kampfbegriff verwendet, um sich gegen
öffentlich-rechtliche und andere seriöse journalistische Einrichtungen, Formate und Inhalte zu wenden.“
Björn Schreiber, Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia3
„Alle möglichen Formen von falschen oder nicht ganz korrekten und halb-
garen Informationen. Überwiegend bezogen auf das Internet, aber nicht nur.
Mittlerweile auch verwendet im Alltag, teilweise ironisch, für allerlei unsichere
oder irreführende Information. Teilweise auch Anleihen an den Kampfbegriff-
Gebrauch à la Trump, in der Regel in Deutschland aber deutlich weiter gefasst.“
Tanjev Schulz, Universität Mainz
8
Problematisch ist der Begriff „Fake News“ nach Meinung der befragten Fachleute einer-
seits vor allem durch seine Verwendung als Kampfbegriff zur Diskreditierung anderer Mei-
nungen (47 Nennungen) im Allgemeinen sowie zur Diskreditierung von Medien(bericht)
erstattung insbesondere durch den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Trump („You
are fake news“, 33 Nennungen). Außerdem ist der Begriff nach mehrheitlicher Meinung
(35) zu unpräzise und unterscheidet nicht zwischen vorsätzlicher und unabsichtlicher
Falschinformation (15 Nennungen). Einige Befragte (7) halten die Verwendung im Alltag
als Sammelbegriff für unterschiedliche Formen von Miss- und Desinformationen, ggf.
mit zusätzlicher Präzisierung, jedoch für vertretbar.
Wie beurteilen Sie die Benutzung des Begriffs
„FakeNews“ in der allgemeinen öffentlichen
Debatte, z.B. durch Politik oder Medien?
„Gerade in rechtspopulistischen Kreisen wird
der Begriff ‚Fake News‘ oft zur Kritikimmunisierung
genutzt. Entlarvende Berichterstattung wird als
manipuliert und gefälscht dargestellt, auch um
das Vertrauen in die Medien zu untergraben.“
Alexa Waschkau, Podcast „Hoaxilla
„Der Begriff ist verloren.“
Philip Kreißel, Initiative „Ich bin hier“
Abbildung 3:
Bewertung des Begriffs „Fake News“ (Gründe)
Frage: „Bitte begründen Sie Ihre Einstufung kurz.“ (Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 63)
Kampfbegriff zur Diskreditierung anderer
Meinungen/Ansichten/von Gegnern 47
zu unpräzise 35
Trump’sche Instrumentalisierung (Lügenpresse,
Kritikimmunisierung, Diskreditierung von Medien) 33
fehlende Unterscheidung zwischen vorsätzlicher
und versehentlicher Falschinformation 15
7
Verwendung als Sammelbegriff für unterschiedliche
Formen von Desinformation okay
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
9
Nach einem alternativen, besser geeigneten Begriff gefragt, wird der Begriff Desinforma-
tion am häugsten genannt, teils als Begriffspaar in Kombination mit Falschinformatio-
nen, Falschmeldung oder Missinformation. Hier wird also eine Unterscheidung zwischen
gezielter und unabsichtlicher Fehlinformation vorgenommen. Für einen kleineren An-
teil der Befragten ist Falschmeldungen bzw. Falschnachrichten als Begriff ausreichend,
während andere eher eine präzise Unterscheidung unterschiedlicher Formen falscher
Informationen für geboten halten. Einige Befragte schlagen – kontextabhängig – vor, sie
als „Lügen“ zu brandmarken.
Angesichts der bisherigen Verbreitung des Begriffs ist davon auszugehen, dass es weiter-
hin ein Nebeneinander von unklarem Alltagsbegriff und präziserer Fachterminologie ge-
ben wird. Letztere muss sich erst noch vollständig etablieren, wird aber wohl mittelfristig
über Politikberatung und Bildungsmaßnahmen langsam weitere Verbreitung erfahren,
wie in Ansätzen bereits zu beobachten ist.
Wenig aufwendige Desinformation dominiert, Deep Fakes spielen noch keine Rolle
Miss- und Desinformation kann ganz unterschiedliche Formen annehmen: von irrefüh-
renden Bildunterschriften über das Teilen längst veralteter, aber als aktuell ausgegebener
Informationen bis zu komplett erfundenen Artikeln oder computergenerierten Videos,
die vermeintlich echte Personen zeigen. Insbesondere vor den möglichen Folgen solcher
täuschend echter Deep-Fake-Videos wird in den Medien eindringlich gewarnt.6
In der Praxis spielt diese komplexe Technologie jedoch nach Ansicht der Expert:innen
noch keine Rolle. Betrachtet man die unterschiedlichen Formen von Falschinformationen,
dominieren in Deutschland demnach andere Arten. Am häugsten verbreitet sind nach
Erfahrungen der Befragten verzerrende Darstellungen sowie Behauptungen, bei denen
Meinungen im Vordergrund stehen, die sich nicht auf Fakten zu stützen. Auch suggestive
Deutungen sowie Gerüchte gehören demnach nach zu den am weitesten verbreiteten
Arten von Falschinformationen. Diesen Formen ist gemeinsam, dass sie ohne größeren
Aufwand in Umlauf gebracht werden können, z. B. in Form eines kurzen Text-Postings.
5 Meißner ist inzwischen für die
Macromedia University of Applied
Sciences tätig.
6 „Forscher warnt: Jeder kann jetzt
gute Deepfakes erstellen“, titelt
etwa Der Standard (N. N. 2020).
„Mit Deep Fakes wird die Wahrheit
sterben“, heißt es im Guardian
(Schwartz 2018). „So könnten inner-
halb von wenigen Jahren perfekte
und praktisch nicht nachweisbare
Deep Fakes möglich sein“, zitiert
Technology Review den Experten
Hao Li (O’Neill & Chen 2019).
Welche(r) Begriff(e) ist/sind Ihrer Meinung nach am ehesten geeignet,
um die Verbreitung von Falschinformationen – insbesondere über das
Internet und Social Media – zu beschreiben?
„Ich denke, dass Falsch- und Desinformation dafür gut geeignet sind, weil dieses
Begriffspaar unterschiedliche Abstufungen erkennen lässt: So ist Falschinformation
nicht zwingend mit einer Absicht verbunden, Desinformation aber schon.“
Florian Meißner, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf/NewsGuard5
10
Am wenigsten verbreitet sind hingegen technisch aufwendigere Formen von Falschin-
formationen wie das Kopieren des Erscheinungsbildes eines echten Mediums oder die
viel diskutierten „Deep Fake“-Videos (synthetic media). Bei Deep-Fake-Videos wird mittels
eines selbstlernenden neuronalen Netzwerks beispielsweise die Auf nahme eines Gesichts
täuschend realistisch auf den Körper einer anderen Person montiert. Es gibt verbreitete
Warnungen, dass so z. B. gefälschte Videos als vermeintliche Beweise für das Fehlver-
halten von Personen angefertigt und in Umlauf gebracht werden könnten. Auch andere
Methoden der Video manipulation werden nach Einschätzung der Expert:innen eher sel-
ten eingesetzt. Manipulierte Bilder, z. B. Fotomontagen, die auf der Komplexitätsskala
im Mittelfeld einzuordnen sind, sind nach Meinung der Befragten dagegen deutlicher
stärker verbreitet.
Im Mittelfeld platzieren sich Antwortmöglichkeiten („handwerkliche Fehler im Journalis-
mus“, „parteiischer Journalismus“, „Satire und Scherze“), deren Einordnung im Feld von
Missinformation/Desinformation weniger eindeutig ist, wie von verschiedenen Befragten
angemerkt wurde. Um ein umfassenderes Bild zu ermöglichen, waren diese jedoch in der
Umfrage als Antwortmöglichkeiten mit aufgenommen worden.
7 Quelle: Unterrichtsmaterialien
der Initiative Klickwinkel:
https://klickwinkel.de/tutorials/
wie-sich-fake-news-verbreiten/
Die Einteilung orientiert sich
an Kategorien von First Draft
und Stiftung Neue Verantwortung.
Abbildung 4:
Vereinfachte Schematisierung von „Fake News“ für Schülerinnen und Schüler7
Journalismus, der einem persönlich nicht
gefällt, ist nicht gleich „Fake News“.
Der Begriff wird jedoch häug in politischen
Diskussion als Schimpfwort verwendet, um
den Gegner oder den Medien zu unterstel-
len, sie würden absichtlich falsch berichten.
KEINE FAKE NEWS
Schlechter Journalismus
sachliche Fehler
unvollständige Infomationen
überspitzte Formulierungen
Satire/Parodien
In den Medien und im Internet, besonders Social Media, in manipulativer Absicht
verbreitete Falschmeldungen (Duden)
Fake, Witz oder Schlamperei?
Diese Arten von Falschmeldungen und Irreführung gibt es im Netz.
FAKE NEWS
Vollkommen
erfundene Inhalte
Nachgemachte
Internetseiten
Manipulierte
Inhalte
z. B. Fotomontagen
Behauptungen
Meinung im
Vordergrund,
basieren nicht
aufbeweisbaren
Tatsachen
Gerüchte
beruhen nur
auf Hörensagen
Falscher
Zusammenhang
echte Bilder werden
als etwas anderes
ausgegeben
Überschriften oder
Social-Media-Posts sind
soformuliert, dass sie
in eine Richtung leiten,
die von Fakten nicht
gedeckt ist
Motive v. a. Propaganda / Prot / Provokation
11
Abbildung 5:
Formen von Missinformation/Desinformation in Deutschland
Frage: „Welchen Arten von Missinformation/Desinformation kommen in Deutschland vor?
Bitte geben Sie uns Ihre Einschätzung zur Häufigkeit.“ (Antwort „eher/sehr verbreitet“, n = 63)
verzerrte Darstellungen 88 %
Journalismus mit handw. Fehlern 59 %
vorgebl. seriöse Website m. tendenziösen Inhalten 51 %
Behauptungen ohne Faktenbasis 87 %
Bilder in falschem Kontext 57 %
als Infos als neu ausgegeben 43 %
suggestive Deutungen 80 %
parteiischer Journalismus 56 %
erfundene Darstellungen 36 %
Gerüchte 77 %
Satire und Scherze 54 %
nachgemachte Internetseiten 10 %
manipulierte Bilder 36 %
Deep-Fake-Videos 5 %
manipulierte Videos 16 %
12
Plattformen: Telegram schließt zu Reichweiten-Riesen auf
Die meistgenutzten Social-Media-Plattformen sind nach Meinung der befragten Fachleute
auch die relevantesten für die Verbreitung von Missinformation und Desinformation. Es
gibt allerdings auch Plattformen, die deutlich relevanter sind, als ihre bloße Nutzungs-
zahl erwarten ließe. Als wichtigste Plattformen zur Verbreitung von Miss- und Desinfor-
mation in Deutschland wurden (mit geringem Abstand zueinander) Facebook, WhatsApp
und YouTube eingestuft, die jeweils rund 90 % der Befragten als eher oder sehr relevant
einstuften. Die höchste Zahl der Bewertungen als „sehr relevant“ erhielt dabei YouTube.
Hinter diesen drei Plattformen mit besonders vielen Nutzer:innen wurde der Messenger
Telegram ungeachtet von dessen erheblich kleinerer Reichweite durch fast ebenso vielen
Befragte als eher oder sehr relevant eingestuft.8
Twitter als Echzeit-Plattform wird von den Expert:innen als deutlicher relevanter
betrachtet als der visuelle Dienst Instagram – trotz Instagrams erheblich größerer
Nutzer:innenschaft. Als nur von mittlerer Relevanz werden in Deutschland Reddit sowie
die vor allem bei Jugendlichen beliebten Dienste TikTok und Snapchat eingestuft. Bei
diesen Diensten verzichteten jedoch überdurchschnittlich viele Befragte auf eine Bewer-
tung, höchstwahrscheinlich, da sie mit diesen Plattformen nicht vertraut genug sind.
8 Laut Reuters Digital Report 2020
hatten deutsche Internetnutzer:innen
über 18 Jahre „in der vergangenen
Woche“ die folgenden Plattformen
mindestens einmal in der Woche ge-
nutzt: WhatsApp69 %, YouTube55%,
Facebook49%, Instagram 25%,
FacebookMessenger22%,
Pinterest16%, Twitter13 %,
Snapchat8%, Telegram8 %
(Hasebrink & Hölig 2020, S. 54).
Abbildung 6:
Bedeutung der Social-Media-Plattformen
Frage: „Wie relevant sind in Deutschland die einzelnen Social-Media-Plattformen für die Verbreitung
von Missinformation/Desinformation?“ (Antwort „(sehr) relevant“, n = 63)
WhatsApp 92 %
Facebook 89 %
88 %
85 %
72 %
43 %
38 %
31 %
8 %
YouTube
Telegram
Twitter
Instagram
Reddit
TikTok
Snapchat
13
Anfälligkeit und Auswirkungen
Aufgreifen von „Fake News“ in klassischen Medien wichtiger Reichweitenfaktor
Eine Falschinformation lässt sich auf Social-Media-Plattform leicht in die Welt setzen.
Aber damit ist nicht garantiert, dass der entsprechende Post auch anderen Nutzer:innen
in ihren Timelines angezeigt und von diesen wahrgenommen wird. Grundsätzlich bestim-
men die Steuerungsalgorithmen der Plattformen und das Verhalten der Nutzer:innen,
welche Reichweite ein Post erfährt, ob er vielleicht sogar viral wird und auf andere Platt-
formen überschwappt. Urheber:innen von Falschinformationen können versuchen, die
Verbreitung durch gezielte Maßnahmen zu maximieren. Dazu zählen z. B. die Präsen-
tation des Themas, das schnelle Aufgreifen eines Posts durch mit dem Urheber:innen-
Account vernetzte Accounts oder die initiale Verbreitung eines Posts durch eine Gruppe
eigener, mit unterschiedlichen Scheinidentitäten aufgebauter „Fake-Accounts“ („Socken-
puppen“) bis hin zum massenhafter Einsatz automatisierter Bots.
Als relevantesten Faktor für die Verbreitung von Falschinformationen identizieren die
Expert:innen dabei jedoch das Aufgreifen eines Themas durch die klassischen Medien
(79 % „(sehr) relevant“), sogar noch knapp vor der Themensetzung durch einen bereits
selbst reichweitenstarken Social-Media-Account (77,8 %). Den Einsatz von automatisier-
ten Social Bots halten die Expert:innen dagegen für den am wenigsten wichtigen Faktor.
Knapp die Hälfte (47,5 %) stuft diese Methode als (weniger) oder nicht relevant ein.
Abbildung 7:
Bedeutung der Social-Media-Plattformen
Frage: „Für wie relevant halten Sie die folgenden Faktoren für die Verbreitung von Missinformation/Desinformation?“
(Antwort „(sehr) relevant“, n = 63)
Verstärkung der Reichweite durch
Medienberichterstattung 79 %
Themensetzung durch reichweitenstarken
Account (z. B. hohe Follower:innenzahl) 78 %
initiale Verbreitung durch
miteinander vernetzte Accounts 71 %
Präsentation 61 %
weitere Verbreitung durch „normale“,
nicht direkt mit dem Ursprungsaccount
vernetzte Internetnutzer:innen
61 %
initiale Verbreitung durch koordiniert
gesteuerte Accounts („Sockenpuppen“) 54 %
Einsatz von automatisierten Social Bots 26 %
14
Allerdings betrachten die Vertreter:innen großer Social-Media-Plattformen abweichend
vom Gesamtbild der befragten Expert:innen Social Bots als – nach den Medien – zweit-
wichtigsten Verbreitungsfaktor. Innen- und Außenwahrnehmung unterscheiden sich hier
also stark. Die Zahl der Befragten dieser Gruppe ist jedoch sehr klein (2). Die 21 befragten
Journalist:innen hingegen stufen die Medienberichterstattung als relevantesten Faktor
für die Verbreitung von Falschinformationen mit 80,95 % als (sehr) relevant ein – und
somit leicht wichtiger als der Durchschnitt aller Befragten. Bei allen anderen Faktoren
sehen Journalist:innen hingegen eine niedrigere Relevanz gegeben als der Durchschnitt
aller Studienteilnehmenden. Insbesondere die Art und Weise der Präsentation einer
Falschinformation halten Journalist:innen für deutlich weniger entscheidend für deren
Reichweite (42,86 % (sehr) relevant).
Nach Meinung der Expert:innen ist es daher sehr wichtig, dass Medien genau abwägen, ob
sie durch die Berichterstattung über Falschinformationen ungewollt zu einer (von deren
Urheber:innen möglicherwiese einkalkulierten) größeren Reichweite beitragen wollen
(Amplikation). Auch mahnen sie an, dass Medien sich ihre Themenwahl nicht von
aufgeregten Internetnutzer:innen und manipulativen Akteur:innen aufdrängen lassen
Abbildung 8:
Medienberichterstattung über „Fake News“
Frage: „Inwieweit stimmen Sie folgenden Statements zum Verhältnis von klassischen Medien und
der Verbreitung (Amplifikation) von Desinformation zu?“ (Antwort „stimme (voll) zu“, n = 63)
Medien sollten in jedem Fall genau abwägen, ob sie mit
einer Berichterstattung zu einer Amplifikation beitragen
Medien sollten sich ihre Themenauswahl nicht von
aufgeregten Internetnutzer:innen und manipulativen
Akteur:innen aufdrängen lassen
Faktenchecks im Internet verbreiteter Informationen
und ggf. aktives Richtigstellen sind eine Aufgabe der
öffentlichen-rechtlichen Rundfunkanstalten
Faktenchecks und Aufklärung über Falschinformationen
(„Debunking“) durch die Medien erreichen nur eine
sehr kleine Anzahl an Nutzer:innen im Vergleich zu
Missinformation/Desinformation
klassische Medien sollten im Internet kursierende mögliche
Miss- und Desinformationen zur Aufklärung ihrer Leser:innen
häufiger in ihrer Berichterstattung thematisieren
Medien haben gelernt, wie sie Missinformation/
Desinformation in der Berichterstattung thematisieren
können, um möglichst wenig zur Amplifikation beizutragen
Medien sollten die Berichterstattung über im Internet
kursierende Missinformation/Desinformation speziellen
Faktencheck-Portalen überlassen und nicht selbst berichten
92 %
84 %
76 %
57 %
52 %
10 %
5 %
15
sollen. Aus Sicht der Fachleute gibt es hier jedoch noch deutlichen Nachholbedarf: Sie
gehen nicht davon aus, dass die Medien bereits in ausreichendem Maße gelernt haben,
wie sie Amplikation vermeiden können.
Dass Journalist:innen im Internet verbreitete, möglicherweise falsche oder irreführende
Informationen aufgreifen, überprüfen und ggf. richtigstellen, halten die Expert:innen
für eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Medien und insbesondere des öffentlich-
rechtlichen Rundfunks. Diese Aufgabe solle nicht allein speziellen Faktencheck-Portalen
überlassen werden. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten meint, dass die im Internet
verbreiteten Falschinformationen darum häuger in den klassischen Medien thematisiert
werden sollen.
Desinformaton: Ältere Menschen anfälliger für Desinformation als jüngere
Sind bestimmte Personengruppen eher disponiert, gezielten Falschinformation zum
Opfer zu fallen? Die Studie differenzierte bei dieser Frage zwischen verschiedenen Alters-
gruppen und Berufsgruppen mit Multiplikator:innenfunktion. Einzelne gesellschaftliche
oder politische Einstellungen wurde nicht als Kriterium genannt. Für die Expert:innen
ist jedoch klar: Die Gefahr, dass Desinformationskampagnen Glauben geschenkt wird,
ist vor allem bei Menschen gegeben, deren Weltbild durch die jeweilige (politische) Bot-
schaft aufgegriffen und bestätigt wird. Man spricht vom sogenannten Bestätigungsfehler
oder confirmation bias, einer kognitiven Verzerrung, die die Informationsverarbeitung im
Gehirn betrifft (Skudlarek 2019, S. 148). In diesem Punkt stimmen fast alle Befragten
überein und bestätigen oder referieren hier wissenschaftliche Erkenntnisse. 96% halten
die Gefahr für groß oder sehr groß.
Für gefährdet oder sehr gefährdet halten die befragten Fachleute auch ältere Bürger:innen.
Und zwar in erheblich größerem Maße als Jugendliche und junge Erwachsene (74 %
„[sehr] groß“ gegenüber 40 %). Während es für jüngere Zielgruppen inzwischen eine
breite Auswahl an unterschiedlichen Bildungsangeboten und Initiativen zum Thema
Abbildung 9:
Empfänglichkeit für Desinformation
Frage: „Wie groß ist die Gefahr der Anfälligkeit für Desinformationskampagnen Ihrer Einschätzung nach in Deutschland bei ...“
(Antwort „(sehr) groß“, n = 63)
Bürger:innen, die der jeweiligen
(politischen) Botschaft zugeneigt sind 97 %
ältere Menschen 74 %
Jugendlichen und jungen Erwachsenen 40 %
Bürger:innen allgemein 27 %
Politiker:innen 20 %
Journalist:innen 13 %
16
Miss- und Desinformation sowie über den Schulunterricht einen klaren Ansatzpunkt
gibt, existieren bisher kaum Maßnahmen, die sich an ein möglichst breites erwachsenes
Publikum richten oder explizit ältere Menschen aufklären wollen.
Politiker:innen (20 %) und Journalist:innen (13 %) – also professionell Informatio-
nen kommunizierende und verarbeitende Menschen, denen als potenzielle Entschei-
dungsträger:innen und Multiplikator:innen von Miss- und Desinformation eine besondere
Rolle zukommt – werden dagegen als weniger anfällig eingeschätzt als die Bürger:innen
allgemein.
Expert:innen befürchten vor allem Polarisierung und Radikalisierung Einzelner
Fast alle Befragten gehen davon aus, dass Miss- und Desinformation weltweit deutliche
Auswirkungen haben (werden). Als wahrscheinlichste Folgen von Missinformation und
Desinformation sehen die Teilnehmer:innen an der Studie eine weitere Polarisierung
der Gesellschaft – und zwar sowohl weltweit (87 % „(sehr) wahrscheinlich“) als auch auf
Deutschland bezogen (79 %) –, gefolgt von der Radikalisierung einzelner Bürger:innen
sowie einem Glaubwürdigkeitsverlust der Medien. Speziell in Deutschland schätzen die
Expert:innen die Wahrscheinlichkeit solcher Entwicklungen aber insgesamt als geringer
ein. Als relativ unwahrscheinlich stufen sie hier die Manipulation von Wahlen durch
Miss- oder Desinformation ein.
Abbildung 10:
Gesellschaftliche Auswirkungen weltweit
Frage: „Welche Folgen von Missinformation/Desinformation sehen Sie weltweit/in Deutschland?“
(Antwort „(sehr) wahrscheinlich“, n = 63)
Polarisierung der Gesellschaft 79 %
87 %
Radikalisierung Einzelner 74 %
85 %
Glaubwürdigkeitsverlust von Medien 71 %
77 %
politische Beeinflussung von Bürger:innen 68 %
73 %
Destabilisierung des politischen Systems 34 %
66 %
Beeinflussung pol. Entscheider:innen 43 %
56 %
Manipulation von Wahlen 20 %
45 %
Deutschland weltweit
keine 8 %
0 %
17
Aktuelle Entwicklungen
„Infodemie“: Falschinformationen verbreiten sich so schnell wie das Virus
Bereits Anfang 2020 warnte die WHO in Bezug auf die Verbreitung des neuen Corona-
Virus davor, man habe es nicht nur mit einer Pandemie, sondern auch mit einer „Info-
demie“ zu tun. „Falschinformationen verbreiten sich schneller und einfacher als dieses
Virus und sind ebenso gefährlich“, formulierte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom
Ghebreyesus auf der Münchener Sicherheitskonferenz Mitte Februar 2020. Dies sieht die
große Mehrheit der befragten Expert:innen ähnlich: Auf globaler Ebene stimmen fast
90 % der Befragten dieser Einschätzung ganz oder eher zu, davon mehr als 60 % voll.
In Bezug auf Deutschland wird die Gefährdung als etwas geringer, aber ebenfalls hoch
eingeschätzt: Insgesamt äußern sich 80 % (eher) zustimmend, wobei der Anteil der vollen
Zustimmung geringer (34 %) ist.
Abbildung 11:
Sorgt Corona für eine „Infodemie“?
Frage: „Die WHO hat in Bezug auf die Covid-19-Pandemie bereits frühzeitig vor einer ‚Infodemie‘ durch eine massive
Verbreitung von Falschinformationen und Gerüchten mit potenzieller gesundheitsschädlicher Wirkung gewarnt.
Stimmen Sie dieser Lagebeurteilung zu?“
(n = 63)
stimme (eher) zu
77 %
87 %
auf Deutschland bezogen global gesehen
neutral
10 %
6 %
stimme (eher) nicht zu
13 %
6 %
18
Corona: Breite Verunsicherung und bekannte Akteur:innen
Im Zuge der Pandemie beobachten die befragten Expert:innen vor allem einen allge-
meinen Anstieg der Verbreitung von Falschinformationen (größere Reichweite, höhere
Anfälligkeit, Aufkommen von Verschwörungsmythen) – verstärkt durch die breite per-
sönliche Betroffenheit und die unsichere bzw. wechselnde Informationslage auch aus
ofziellen Quellen. Aus anderem Kontext bekannte Verbreiter:innen von Desinformation
wenden sich dem Thema Corona zu, heterogene Szenen vernetzen sich. Auf technischer
Seite wird die – bereits seit Jahren im Wachstum begriffene – Bedeutung von Messenger-
Diensten herausgestellt.
Abbildung 12:
Besonderheiten in der Corona-Pandemie
Frage: „Welche Besonderheiten beobachten Sie bei der Verbreitung von Falschinformationen in Bezug auf Covid-19?“
(Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 51)
größere Reichweite, mehr Falsch-
informationen, höhere Anfälligkeit 28
Verschwörungserzählungen
stärker verbreitet 14
breite Betroffenheit,
massive Verunsicherung 14
Akteur:innen springen auf
Corona-Zug auf 11
breite persönliche Betroffenheit 10
wechselnde Informationen von offiziellen
Stellen erschweren Unterscheidung zwischen
wahr und falsch, Glaubwürdigkeitsverlust
Vernetzung heterogener Szenen 7
7
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
19
„Messengerisierung“ und Professionalisierung
Weil die großen Plattformen stärker gegen Falschinformationen vorgehen und die Reich-
weite entsprechender Inhalte und Akteur:innen beschränken oder ganz sperren, wandern
diese zunehmend auf weniger regulierte Plattformen und Messenger-Dienste ab: Das ist
für die Expert:innen die augenfälligste allgemeine Entwicklung über Corona hinaus.
Sie wurde von knapp einem Viertel der Befragten genannt. Abgesehen davon heben die
Studien-Teilnehmer:innen unterschiedliche Entwicklungen hervor: Vergleichsweise häu-
g genannt wurde eine Professionalisierung aufseiten der Menschen, die Desinformation
verbreiten. Viermal angesprochen wurde die stärkere Aufmerksamkeit für das Thema
Desinformation in der öffentlichen Diskussion, ebenso häug die dennoch weiter beste-
hende Anfälligkeit von Medien, zum Verstärker von Desinformation zu werden. Positiv
hoben drei Befragte das stärkere Durchgreifen von Plattformen gegen die Verbreitung
hervor. Ebenfalls dreimal geäußert wurde die Einschätzung, dass inzwischen auch ex-
tremeren Verschwörungserzählungen Glauben geschenkt werde und verhärtete Fronten
eine Lösung des „Fake-News-Problems“ unmöglich machten.
Welche Besonderheiten beobachten Sie
bei der Verbreitung von Falschinformationen
in Bezug auf Covid-19?
„Der Nährboden für Desinformation besteht aus Verunsicherung, Ängsten
und dem Verlangen nach Eindeutigkeit und Orientierung. Und das macht
eine Pandemie zu einem Gelegenheitsfenster für Verschwörungstheoretiker
und radikale Kräfte, die diese Verunsicherung instrumentalisieren.“
Johannes Hillje, Politikberater
„Es gibt sehr starke Überschneidungen der Quellen von auf Covid-19
bezogenen Falschinformationen zu Falschinformationen, die einen
rechtsextremen, nationalistischen, rassistischen und verschwörungs-
theoretischen Schwerpunkt haben, sowie mit Impfgegner:innen.“
Anke Domscheit-Berg, Mitglied des Bundestages
„Diese komplexe Situation ist seit der Digitalisierung bislang einzigartig.
Dazu kommen verschiedene Themenkomplexe, die allesamt emotional
besetzt sind (Gesundheit, Überwachung, Freiheitsrechte), die derzeit alle
relevant sind und dementsprechend instrumentalisiert werden können.“
Patrick Gensing, ARD-Faktenfinder
20
Abbildung 13:
Aktuelle Entwicklung
Frage: „Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie allgemein bei der Verbreitung von Missinformation/Desinformation?“
(Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 36)
Abwanderung auf (weniger regulierte)
Plattformen/Messenger 15
Professionalisierung 6
4
4
3
3
3
3
Medien (weiter) anfällig für Amplifikation
Thema Desinformation wird verstärkt diskutiert
verhärtete Fronten machen Lösung unmöglich
Plattformen regulieren mehr, es gibt
aber Unterschiede
stärkere Bedeutung
auch verrückte Verschwörungs erzählungen
werden verbreitet
Welche aktuellen Entwicklungen beobachten Sie allgemein
bei der Verbreitung von Missinformation/Desinformation?
„Wir (Medien) diskutieren oft über die falschen Hype-Themen (Social Bots,
Deep Fakes) oder geben Extremist:innen mit unserer Berichterstattung
zu leichtfertig eine Bühne. Die Akteur:innen werden professioneller und
wissen mittlerweile genau, wie sie ihre Botschaften verpacken müssen, um
viral zu gehen und größtmögliche Aufmerksamkeit zu erlangen.“
Simon Hurtz, Süddeutsche Zeitung/Social Media Watchblog
„War noch vor einigen Jahren
Facebook die Hauptquelle für
Desinformation, sind es heute eher
WhatsApp als Verbreitungskanal
und YouTube als Ort, an dem die
Desinformation stattfindet.“
Bianca Hoffmann, Correctiv9
„Das Bot-Märchen scheint mir in den Medien
nach Jahren etwas an Schwung zu verlieren.“
Florian Gallwitz, TH Nürnberg
„Neue Gruppen von Rezipienten kommen hinzu,
das Problem rückt weiter in die Mitte der Gesellschaft.“
Alexa Waschkau, Podcast „Hoaxilla
„Eine Minderheit hat sich von einem rationalen Diskurs weitestgehend abgekoppelt
und bezieht ihre identitätsstiftenden, streng selektierten und ideologisch vorsortierten
Informationsfetzen aus alternativen Medien. Diese Minderheit ist kaum noch zu
erreichen, innerhalb dieser Gruppe radikalisieren sich einzelne Personen und Gruppen.“
Patrick Gensing, ARD-Faktenfinder
9 Hoffmann ist inzwischen
nicht mehr für Correctiv tätig.
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
21
Bundestagswahl 2021: Falschinformationen spielen eine Rolle – nur wie stark?
Mit Blick auf die Bundestagswahl stuft die Mehrheit der Befragten die Bedeutung von
Miss- und Desinformation als groß oder zumindest gleichbleibend im Vergleich zur Bun-
destagswahl 2017 ein. Im Vergleich zu anderen Aspekten der Befragung ergibt sich aller-
dings ein weniger eindeutiges Bild:
> Gut ein Drittel der Befragten, die hier Stellung genommen haben, geht von einer
großen oder eher große Bedeutung im Wahlkampf aus.
> Ein Viertel erwartet eine mittlere, gegenüber vorherigen Wahlkämpfen gleichblei-
bende Bedeutung.
> Ein weiteres Viertel geht von geringen bzw. im Vergleich zum möglicherweise stei-
genden Volumen überschätzen Wirkung aus.
Rund ein Drittel der Befragten macht jedoch auch deutlich, dass die Bedeutung zum
Zeitpunkt der Befragung (Mai bis Juli 2020) nur schwer oder kaum einzuschätzen sei
bzw. von der Corona-Pandemie sowie dem Verhalten verschiedener Akteur:innen als re-
levanten Faktoren abhinge. Genannt wurden hier vor allem die Aktivitäten der AfD und
rechtsextremer Akteur:innen, in geringerem Maße auch die Rolle ausländischer Staaten
und sowie die Rolle von Parteien und Gesellschaft allgemein.
Abbildung 14:
Bedeutung für die Bundestagswahl 2021
Frage: „Wie schätzen Sie die Bedeutung von Missinformation/Desinformation im kommenden Bundestagswahlkampf ein?“
(Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 54)
großes Problem 19
mittel, inzwischen normal 13
13
19
Einfluss gering/fraglich
kaum einzuschätzen,
abhängig von Akteur:innen und Corona
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
22
Wie schätzen Sie die Bedeutung von
Missinformation/Desinformation im kommenden
Bundestagswahlkampf ein?
„Wie bei allen letzten Wahlen: hohe Verbreitung –
wenig konkreter Einfluss auf Wahlergebnis.“
Martin Fuchs, Politikberater
„Das hängt davon ab, wie sehr Desinforma-
tion Teil der Strategie einzelner Akteure
werden wird. Das ist schwer vorhersagbar.“
Alexander Fanta, Netzpolitik.org
„Sie wird hoch sein und noch stärker als bei der letzten
Bundestagswahl im Dark Social stattfinden.“
Anke Domscheit-Berg, Mitglied des Bundestages
„Ich erwarte eine Zunahme von Desinformation im Wahlkampf,
aber ob diese einen direkten Einfluss auf die Wahlentscheidung der
Menschen hat, ist unklar. Die Manipulation der politischen Meinung
der Menschen geschieht langfristig und stetig durch die Polarisierung
und Radikalisierung des Diskurses, nicht erst im Wahlkampf.“
Alice Echtermann, Correctiv
„Ich finde, in der aktuellen Situation ist diese Frage nicht seriös zu beant-
worten. Niemand weiß, wie die Corona-Pandemie sich weiterentwickeln wird
und welche Auswirkungen sie noch auf das Leben in Deutschland haben
wird. Sollte Covid-19 weiterhin massiven Einfluss auf das öffentliche Leben
haben, wird Desinformation sicherlich eine größere Rolle spielen, gerade
wenn es z. B. viele Arbeitslose oder sonstige ‚Verlierer‘ geben wird.“
Thore Barfuss, Die Welt
„Schwer vorherzusehen, hängt davon ab, welche Akteure mit
welchen Ressourcen ein Interesse an Einflussnahme haben.
Auf dem Spektrum von Desinfo-Schlachtfest, wo alle Akteure
ohne Hemmungen agieren, bis ‚es passiert außer ein bisschen
Rauschen am Rande gar nichts‘ ist alles möglich.“
Frank Rieger, Chaos Computer Club
23
Mögliche Gegenmaßnahmen
Social-Media-Plattformen und Bildungseinrichtungen sollen aktiv werden
Eine überwältigende Mehrheit der Befragten hält weitere Maßnahmen gegen Desinfor-
mation seitens Social-Media-Plattformen (94 %), Bildungsrichtungen (90%) sowie der
Medien (84 %) für erforderlich oder dringend erforderlich. Maßnahmen der Betreiber-
rmen von Social-Media-Plattformen sowie von Bildungseinrichtungen sehen mehr als
70 Prozent sogar als dringend erforderlich an. Gut die Hälfte (51%) hält auch Initiativen
der Medien für dringend erforderlich. Deutlich zurückhaltender beurteilen die Befragten
die Notwendigkeit von gesetzgeberischen Maßnahmen. Weniger als die Hälfte (46 %) der
Befragten sieht diese als dringend erforderlich oder eher erforderlich an. Mehr als ein
Fünftel (22 %) äußert sich zurückhaltend bis skeptisch.
Fünf Befragte nannten ergänzend, dass die Zivilgesellschaft – ob als Initiative oder Indivi-
duum –, also „jede:r von uns“, aktiver werden müsse bzw. Medienkompetenz zur Grund-
bildung gehören müsse. Einzelne Befragte nannten Polizei und Gerichte, Unternehmen,
Inuencer:innen, Medien-Watchdogs und Bürgerjournalist:innen als Akteur:innen, die
aktiv werden sollten.
Abbildung 15:
Maßnahmen gegen Missinformation/Desinformation
Frage: „Für wie wichtig halten Sie Maßnahmen folgender Akteure gegen Missinformation/Desinformation?“
(n = 63)
Plattformen 72 %6 % 22 %
Gesetzgebung 21 %21 % 32 % 25 %
Medien 51 %14 % 33 %
Bildung 74 %10 % 16 %
nicht erforderlich mittel eher erforderlich
(eher) nicht erforderlich dringend erforderlich
2 %
1 %
24
Gefragt nach wenig effektiven oder problematischen Maßnahmen nannten die Befrag-
ten entsprechend vornehmlich regulatorische Eingriffe wie die Einführung von Upload-
Filtern und die Gefahr des Overblockings bis hin zur Zensur und zur „Privatisierung des
Rechts“, wenn die Entscheidung über die Zulässigkeit von Inhalten in die Hände von
kommerziellen Plattform-Betreiber:innen gelegt wird. Auch vor der Einführung neuer
Straftatbestände warnten mehrere Fachleute sowie generell vor nicht hinreichend durch-
dachten oder unzulänglichen gesetzgeberischen Maßnahmen.
Abbildung 16:
Nicht geeignete Maßnahmen
Frage: „Welche Maßnahmen sind Ihrer Einschätzung nach besonders wenig sinnvoll oder problematisch?“
(Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 48)
Upload-Filter, Overblocking, autom. Löschen 12
Bestrafung der Verbreitung (fehl. Trennschärfe) 10
10
Selbstregulierung und Privatisierung des Rechts
9
unzulängliche/nicht durchdachte Gesetzgebung
9
Zensur
Welche Maßnahmen sind Ihrer Einschätzung
nach besonders wenig sinnvoll oder problematisch?
„Staatliche Maßnahmen müssen gut abgewogen
werden, da sie den Eindruck verstärken können,
dass soziale Medien unter Druck von oben
löschen. Die Deutungshoheit über das, was wahr
ist, darf nie beim Staat liegen.“
Philip Kreißel, Initiative „Ich bin hier“
„Zugleich sollte bei der Einschränkung der Verbreitung von angeblicher oder tat-
sächlicher Desinformation große Vorsicht herrschen. Gesetzlich festgelegt werden
könnten allenfalls Transparenzpflichten für Betreiber sozialer Netzwerke, nach
welchen Kriterien und mit welchen Verfahren sie gegen Desinformation vorgehen.“
Alexander Fanta, Netzpolitik.org
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
25
Die am häugsten als sinnvoll genannte Maßnahme war die Vermittlung von Medienkom
-
petenz, die insgesamt von 31 unterschiedlichen Befragten genannt wurde. 25 Befragte
stellten heraus, dass solche Angebote für alle Altersgruppen sinnvoll seien, nicht nur die
von 14 an der Studie Teilnehmenden explizit genannten Angebote für jüngere Zielgrup-
pen z. B. in der Schule. 19 Befragte sprachen sich dafür aus, dass auch die Social-Media-
Plattformen stärker in die Verantwortung genommen werden müssen.
Welche Maßnahmen sind Ihrer
Einschätzung nach besonders sinnvoll?
„Für die Medienregulierung ist das Thema Desinformation hochkomplex. Es geht darum, das Recht auf
freie Meinungsäußerung zu schützen und zugleich die Manipulation und Irreführung der Bevölkerung zu
verhindern. (…) Ein erster wichtiger Schritt hierbei wäre, die verschiedenen Phänomene (…) nach ihrem
Gefahrenpotenzial für eine demokratische Gesellschaft zu bewerten – und daraus abzuleiten, ob über-
haupt reguliert werden muss. Eine nicht gelabelte politische Werbeanzeige ist aufsichtsrechtlich sicherlich
anders zu bewerten als Inhalte, für die mittels Fake Accounts eine künstliche Reichweite geschaffen wird.“
Meike Isenberg, Landesanstalt für Medien NRW
Abbildung 17:
Geeignete Maßnahmen
Frage: „Welche Maßnahmen sind Ihrer Einschätzung nach besonders sinnvoll?“
(Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 53)
Medienkompetenz allgemein stärken 25
Plattformen in Verantwortung nehmen, z. B. Einschränkung
der Verbreitung, Kontextualisierung, Meldemöglichkeiten 19
14
Vermittlung von Medienkompetenz an Jüngere,
z. B. an Schulen
10
allgemeine politische Bildung
9
schnelleres und stärkeres juristisches Eingreifen
8
Faktencheck-Programme
8
Transparenz im Journalismus
„Förderung von Medienkompetenz, Ausbau des glaubwürdigen
Journalismus und tiefgründiger Recherche, Maßnahmen, die
das Vertrauen in Rechtsstaat und das demokratische System
stärken, konsequente Anwendung bestehender Gesetze.“
Simon Hurtz, Süddeutsche Zeitung/Social Media Watchblog
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
26
Medienkompetenz soll in allen Altersgruppen aufgebaut werden
Konkret danach gefragt, welche Maßnahmen zur Vermittlung von Medien- und Nach-
richtenkompetenz in Bezug auf Missinformation und Desinformation die Befragten für
besonders geeignet halten, ergibt sich ein diverses Bild. (Knapp) am häugsten genannt
wurde auf diese offene Frage von rund einem Drittel der Befragten die Vermittlung von
Medienkompetenz in der Schule, aber auch Bildungsangebote für unterschiedliche/alle Al-
tersgruppen (19 Nennungen), bei denen unterschiedliche Generationen voneinander lernen
(1 Nennung). Mehrere Befragte stellten auch Forderungen an die Medien: Diese müssten
einerseits Fälle und Mechanismen von Miss- und Desinformation zu Aufklärungszwecken
thematisieren und andererseits ihre eigene Arbeitsweisen und mögliche Fehler für das
Publikum transparenter darstellen. Einige Befragten nannten konkrete Inhalte solcher
Maßnahmen: Förderung allgemeiner Recherche-Kompetenzen bei Bürger:innen, Aufklä-
rung über die Mechanismen, die zur Verbreitung von Falschinformationen führen, und die
Arbeit anhand von echten Beispielen. Mehrfach genannt wurden auch die Fortbildung von
Lehrkräften, Mitarbeiter:innen von Polizei und anderen Behörden sowie Journalist:innen.
Forschungsbedarf
Die Wirkung von Falschinformationen ist nach Einschätzung der befragten Fachleu-
te noch nicht ausreichend erforscht. Das betrifft vor allem die individuelle Wirkung
(Schenkt eine Person einer Falschinformation Glauben? Beeinusst das ihr Verhalten
bewusst oder unbewusst?), die von einem rund einem Viertel der Expert:innen genannt
wurde. Etwa jede:r sechste Befragte stufte die gesamtgesellschaftliche Wirkung als zu
wenig erforscht ein. Häuger wurden außerdem die Wirksamkeit von Gegenmaßnah-
men sowie die Urheber:innen von Falschinformationen und deren Motive als zu wenig
beleuchtet benannt.
Abbildung 18:
Maßnahmen für mehr Medienkompetenz
Frage: „Welche Maßnahmen zur Vermittlung von Medien- und Nachrichtenkompetenz in Bezug auf Missinformation/
Desinformation halten Sie für besonders geeignet?“ (Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 49)
Medienkompetenz in der Schule
vermitteln 20
Maßnahmen für alle Altersgruppen 19
Recherche-Kompetenzen 9
Medien machen eigene Arbeit
transparent 8
Medien berichten über Miss-/
Desinformation 7
Aufklärung über Mechanismen 6
Workshops 6
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
27
Abbildung 19:
Forschungsbedarf zu Missinformation und Desinformation
Frage: „Zu welchen Aspekten des Themas fehlen gesicherte Erkenntnisse?“
(Offene Frage*, Mehrfachantworten möglich, n = 50)
individuelle Wirkung von „Fake News“ 24
gesellschaftliche Wirkung von „Fake News 16
Quellen/Motivation hinter Desinformation 11
Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen
allgemein (technisch, gesellschaftlich) 10
Wirksamkeit von Faktenchecks 6
Zahlen Verbreitung/
Glaubwürdigkeit „Fake News“ 5
Zu welchen Aspekten des Themas fehlen
gesicherte Erkenntnisse?
„Es fehlen valide Erkenntnisse für die Annahme, ob/wie sich Des-
informationen auf die Meinungsbildung auswirken (und damit auch
ggf. auf die politische Willensbildung und Wahlentscheidung).“
Meike Isenberg, Landesanstalt für Medien NRW
„Der kurzfristige Blick mag zu der Annahme verleiten, dass Falsch- und Desinformation
zumindest in normalen Zeiten (außerhalb von Krisen) nur begrenzte Verbreitung finden
und daher auch nur begrenzte Wirkung entfalten. Wir wissen aber noch viel zu wenig
über die langfristigen Auswirkungen, etwa wie sich die stetige Wiederholung bestimm-
ter Narrative auf lange Sicht auswirkt.“
Florian Meißner, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf/NewsGuard
„Die meisten Studien befassen sich mit einzelnen Plattformen, Vergleiche
zur Rolle verschiedener Plattformen bei einem Thema fehlen oft. Auch
mangelt es an qualitativen Studien, die untersuchen, wie die Möglichkeiten
der einzelnen Plattformen die Ausformung von Fake News beeinflussen.“
Michael Butter, Eberhard Karls Universität Tübingen
*Codierte Kategorien, auf Basis der Freitextantworten.
28
Fazit und Empfehlungen
Die Expert:innen sind sich einig: Wer sich mit Miss- und Desinformation im Internet
beschäftigt, stuft den Begriff „Fake News“ angesichts von dessen Unschärfe, individueller
Auslegung und Verwendung als politischen Kampfbegriff als denkbar ungeeignet ein.
Aufgrund der bisherigen Verbreitung des Begriffs ist jedoch davon auszugehen, dass es
auf absehbare Zeit weiterhin ein Nebeneinander von unklarem Alltagsbegriff und präzi-
serer Fachterminologie geben wird. Letztere muss sich erst noch vollständig etablieren,
wird aber wohl mittelfristig über Politikberatung und Bildungsmaßnahmen langsam wei-
tere Verbreitung in der Öffentlichkeit erfahren, wie in Ansätzen bereits zu beobachten ist.
Insbesondere Journalist:innen und Multiplikator:innen ist zu empfehlen, den Begriff
„Fake News“ trotz seines Signalfaktors sparsam und bewusster als bisher zu verwenden
und keinesfalls durch seine saloppe Verwendung zu einer weiteren Unschärfe und durch
seine Assoziation mit Nachrichten letztlich zum Glaubwürdigkeitsverlust von Journalis-
mus und dessen gesellschaftlicher Funktion beizutragen.
Insgesamt bestätigten die Ergebnisse dieser Expert:innen-Umfrage das Bild, das sich aus
anderen Veröffentlichungen und Äußerungen in den Medien ergibt: Verzerrte Darstel-
lungen und Behauptungen, die ohne großen Aufwand erstellt und verbreitet werden
können, machen das Gros der in Deutschland kursierenden Falschinformationen aus.
Für die Verbreitung sind insbesondere die reichweitenstarken Netzwerke Facebook und
YouTube relevant, längst aber auch der in einem noch viel breiteren Bevölkerungsseg-
ment genutzte Messenger WhatsApp sowie in einem offenbar wachsenden Maße dessen
Konkurrent Telegram.10
Bei Telegram kommen zwei entscheidende Faktoren hinzu: Anders als bei anderen, vor-
nehmlich auf die private Kommunikation ausgerichteten Messengern können dort über
Kanäle und Gruppen auch Tausende Nutzer:innen gleichzeitig mit Inhalten erreicht
werden. Zugleich werden Inhalte bei Telegram viel weniger kontrolliert und moderiert,
als dies bei klassischen Social-Media-Plattformen inzwischen der Fall ist.
Eine Folge des strikteren Durchgreifens der schon länger im Fokus der politischen und
gesellschaftlichen Debatte stehenden offenen Social-Media-Plattformen wie Facebook,
Twitter oder YouTube gegen die Verbreitung von Falschinformation oder Verstöße gegen
Community-Richtlinien ist die Abwanderung von Kanälen und Nutzer:innen auf weniger
reglementierte Dienste wie Telegram. Es herrscht also ein zumindest latent spürbarer und
in Wellen stärker werdender Verdrängungsdruck. Die Diskussion über die erwünschten
und möglicherweise unerwünschten Auswirkungen eines solchen radikalen „Deplatfor-
mings“ bestimmter Akteur:innen ist noch verhältnismäßig jung und nicht abgeschlossen.
Die Corona-Pandemie wird von den Expert:innen übereinstimmend als „Infodemie“ ein-
gestuft, die weltweit in einem vorher nicht bekanntem Ausmaß zur Verbreitung von
Falschinformationen geführt hat, da Verunsicherung und Angst vor der Krankheit ei-
nerseits und eine komplexe Informationslage viele Bürger:innen dafür empfänglicher
gemacht haben.
10 Vgl. Vodafone Stiftung
Deutschland 2021, S. 24.
29
Auch über diese Ausnahmesituation hinaus sind die Fachleute mehrheitlich davon über-
zeugt, dass Miss- und Desinformationen eine Polarisierung in der Gesellschaft verstärken
und der Radikalisierung Einzelner Vorschub leisten kann. Noch fehlen jedoch weiterge-
hende Erkenntnisse zur individuellen und kollektiven Wirkung von Miss- und Desin-
formation in modernen Mediengesellschaften. Das gewaltsame Eindringen der Trump-
Anhänger:innen ins Kapitol im Januar 2021 hat jedoch vor Augen geführt, wie von Falsch-
informationen und Verschwörungsmythen befeuerte Polarisierung sich äußern kann.
Wie sieht es in Deutschland aus? Das Urteil der Befragten zu den möglichen Auswir-
kungen von Miss- und Desinformation auf die kommende Bundestagswahl reicht von
„viel Aufkommen, wenig Wirkung“ bis „sehr groß“ und fällt uneinheitlich aus. Mehrere
Expert:innen verweisen auf zum Zeitpunkt der Befragung schwer einzuschätzende und
hochvolatile Faktoren wie die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie und das Ver-
halten einzelner Akteur:innen. Insgesamt sehen die Fachleute aber auch in Deutschland
deutliche latente Risiken.
Nach einhelliger Meinung der befragten Expert:innen sind weitere Maßnahmen der
Plattform-Betreiber:innen die wichtigste Stellschraube zur Eindämmung von Miss- und
Desinformation. Gegenüber regulatorischen Maßnahmen nehmen die Befragten eine
zurückhaltendere Position ein, teilweise wird – wie in der netzpolitischen Fachöffent-
lichkeit – deutliche Skepsis geäußert.
Auch den klassischen Medien weisen die Expert:innen eine wichtige Rolle zu, deren
Verantwortung sie noch nicht ausreichend gerecht werden. Vor allem ein bewusster
Umgang mit Falschinformationen zur Vermeidung von Amplikation, aufklärende Be-
richterstattung, die nicht allein spezialisierten Faktencheck-Portalen überlassen werden
soll, sowie mehr Transparenz in eigener Sache seien notwendig. Denn obwohl sich deut-
sche Qualitätsmedien seit Jahren immer wieder und durchaus kenntnisreich mit dem
Thema Miss- und Desinformation auseinandersetzen, ist die Branchendiskussion über die
eigene Rolle stark auf die Themenauswahl und den Glaubwürdigkeitsverlust der Medien
fokussiert. Der konkrete Umgang mit Desinformation und Strategien zur Vermeidung
von Amplikation werden hingegen nur in Ansätzen thematisiert. Als noch dringender
erforderlich werden aber von den Expert:innen Maßnahmen von Bildungseinrichtungen
eingestuft. Angebote zur Förderung von Medienkompetenz dürfen aber nicht nur auf die
leichter zugreifbare Altersgruppe der Schüler:innen abzielen. Gerade ältere Menschen
können nach Ansicht der Expert:innen leichter gezielter Desinformation zum Opfer fal-
len. Daher besteht ein dringender Nachholbedarf für die Altersgruppe 60+. Aber auch für
die Altersgruppe Ü40 fehlen Angebote. Wertvoll ist hier die von mehreren Expert:innen
eingebrachte Anregungen, Erwachsene im berufsspezischen Kontext über den Umgang
mit Falschinformationen aufzuklären. Dazu gehören gerade auch Journalist:innen. Diese
verfügen zwar über grundlegendes Handwerkzeug zum Überprüfen von Falschinforma-
tionen, sind aber häug zu wenig erfahren im difzilen Umgang mit den Mechanismen
von Desinformationsversuchen.
30
Anhang
Methode
Die Studie beruht auf einer Befragung ausgewählter Expert:innen mittels eines Online-
Fragenbogens mit teils offenen, teils geschlossenen Fragen. Dieses Instrument wurde
gewählt, um einerseits eine Vergleichbarkeit durch geschlossene Fragen sowie die nach-
trägliche Codierung von offenen Antworten herzustellen und andererseits eine möglichst
große Anzahl von Personen der Zielgruppe rekrutieren zu können.
Es wurden 192 Personen angeschrieben, 63 Expert:innen haben die Umfrage abgeschlos-
sen (32 %). Die schriftliche Befragung fand im Zeitraum vom 08.05. bis 05.07.2020 statt.
Die Expert:innen wurden durch eine vorhergehende Recherche (eigene Publikationen,
Erwähnungen in den Medien, Nachfrage bei Institutionen) identiziert und mussten in
Deutschland tätig sein oder einen starken Deutschlandbezug in ihrer Tätigkeit aufweisen.
Personen, die sich vorwiegend auf internationaler Ebene mit der Thematik beschäftigen
und keinen direkten Deutschlandbezug haben, wurden nicht berücksichtigt. Ergänzend
wurden die Befragten um die Empfehlung weiterer Expert:innen gebeten und diese dann
nach Prüfung ebenfalls angeschrieben.
Befragte
Ein Drittel der Expert:innen ist in den Medien tätig. Dabei handelt es sich um Personen,
die mutmaßlich im Rahmen ihrer Berichterstattung als Social-Media-Redakteur:innen
oder als Faktenchecker:innen mit dem Befragungsgegenstand direkt in Berührung kom-
men. Auf die Befragung von Entscheider:innen auf redaktionellen Führungsebenen wur-
de verzichtet. Zu den Befragten gehören u. a. Journalist:innen großer Medien wie Die
Welt und Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung, Faktenchecker:innen von ARD und Correc-
tiv sowie Fachjournalist:innen, außerdem Vertreter:innen von zivilgesellschaftlichen
Organisationen wie Amadeu Antonio Stiftung, Chaos Computer Club sowie Freiwillige
Selbstkontrolle Multimedia.
Abbildung 20:
Beruiche Rolle der Befragten (Anzahl Befragte, n = 63)
Medien 21
Wissenschaft 14
Zivilgesellschaft
Politik
Recht 4
10
12
Digitale Plattformen 2
31
Mehr als ein Fünftel der Befragten wurde der Gruppen der (Kommunikations-)Wissen-
schaft zugeordnet. Ein knappes Fünftel sind Befragte aus der Zivilgesellschaft. Etwa
ein Sechstel der Befragten wurden der Gruppe Politik zugeordnet. In dieser recht di-
versen Gruppe benden sich sowohl Bundesabgeordnete, Politikberater:innen sowie
Vertreter:innen von politischen Stiftungen und Landesmedienanstalten. Dazu kommen
Jurist:innen, die sich vornehmlich mit dem Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit
und strafrechtlicher Verfolgung von Falschbehauptungen auseinandergesetzt haben,
sowie zwei Vertreter:innen großer Digitalplattformen.
Bei der Einstufung handelt es sich teilweise um Näherungen, da z. B. auch für die Organi-
sationen der Zivilgesellschaft oder die politischen Stiftungen Personen mit wissenschaft-
licher Ausbildung tätig sind oder Befragte aus der Gruppe der Wissenschaft parallel oder
zuvor journalistisch tätig waren.
Etwas weniger als die Hälfte der Befragten entschied sich dafür, in der Umfrage nicht
mit ihrem Namen und ihrer Institution genannt zu werden.
Die Befragten beschäftigten sich im Mittel (Median) seit fünf Jahren mit dem Thema. Da-
bei handelt es sich um eine Selbsteinschätzung. Während sich ein Viertel der Befragten
(15) seit maximal drei Jahren mit dem Thema beschäftigen, geben 10 % der Befragten
an, dass sie sich seit mehr als 15 Jahren dem Thema widmen. Offenbar legen diese hier
eine weiter gefasste Denition des Themas zugrunde, die nicht erst mit der steigenden
Popularität von Social Media einsetzt. Ein Drittel der Befragten geben an, dass sie sich
seit vier bzw. fünf Jahren mit dem Thema beschäftigen, sie mithin also in den durch zwei
Schlüsselereignisse geprägten Jahren 2015 (Flüchtlingsbewegung nach Deutschland) und
2016 (Wahl Trumps) damit begonnen haben.
bis 3 Jahre 25,0 %
bis 6 Jahre 36,7 %
bis 9 Jahre
bis 12 Jahre
bis 15 Jahre 5,0 %
13,3 %
10,0 %
über 15 Jahre 10,0 %
Abbildung 21:
Dauer der Beschäftigung mit dem Thema
Frage: „Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Themenfeld Missinformation/Desinformation im Internet?“ (n = 63)
32
Wie zu erwarten, setzen sich die befragten Expert:innen häug mit dem Thema ausein-
ander. Mehr als drei Viertel der Befragten beschäftigen sich mehrmals pro Woche damit.
Für über die Hälfte spielt es täglich eine Rolle.
Abbildung 22:
Intensität der Beschäftigung mit dem Thema
Frage: „Wie häufig beschäftigen Sie sich mit dem Thema Missinformation/Desinformation im Internet?“
(n = 63)
täglich
mehrmals pro Woche
mehrmals pro Monat
seltener
010 20 30
Anteil Befragte in %
40 50 60
33
Literatur
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Über den Autor
Fiete Stegers ist ausgebildeter Journalist und arbeitet zurzeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der
Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) im Department Information sowie
als freier Journalist und Dozent. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Themen Online- und
Datenjournalismus, Netzpolitik, Soziale Medien und Medienkompetenz.
Zuvor war Fiete Stegers als Netzwelt-Redakteur beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) unter anderem
für das Medienmagazin ZAPP im Fernsehen, NDR Info und NDR.de tätig. Als Online-Journalist hat er
außerdem Fernseh-, Hörfunk- und Print-Erfahrung gesammelt und war Teil der Nachrichten-Redaktion
von tagesschau.de.
Impressum
Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die digitale Welt aktiv zu gestalten, erfordert neue Kompetenzen. Wir müssen neue Technologien ver-
stehen, Veränderungen kritisch hinterfragen und gemeinsam kreative Lösungen für die Herausforde-
rungen des 21. Jahrhunderts schaffen. Deshalb denkt die Vodafone Stiftung Bildung für die digitale
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Verantwortlich: Inger Paus
Projektleitung
Dr. Johanna Börsch-Supan, Lars Thies
Lektorat
Katja Lange, richtiggut.com
Gestaltung
fountain studio, Düsseldorf
© Vodafone Stiftung Deutschland, Juni 2021
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You Thought Fake News Was Bad? Deep Fakes Are Where Truth Goes to Die. The Guardian
  • Oscar Schwartz
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Fake news. It's complicated. First Draft, 26
  • Claire Wardle
Wardle, Claire (2017): Fake news. It's complicated. First Draft, 26. Februar 2017. https:// firstdraftnews.org/latest/fake-news-complicated/ [28. Januar 2021].