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Handbuch Künstlerischer Therapien: Kritik und Philosophie der therapeutischen Praxis

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Abstract

Das Handbuch Künstlerischer Therapien besteht aus 13 Diskursen, die in zwei aufeinanderfolgenden Teilen systematisch die theoretischen Grundlagen der Künstlerischen Therapien in den Blick nehmen: Teil 1 versteht sich als Kritik der therapeutischen Praxis, Teil 2 als Philosophie der therapeutischen Praxis. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit den Fragen: Ist vor dem Hintergrund handlungstheoretischer Überlegungen eine kausale Verknüpfung von Therapieziel und therapeutischer Intervention möglich? Was ist einem diagnostischen Blick überhaupt zugänglich und wie verändert der Blick seinen Gegenstand? Wie funktioniert Sprache in der Therapie und welchen Einfluss hat sie auf das therapeutische Geschehen? Welche Rolle spielen Selbsterfahrungspraktiken in der Therapie und mit welchem Verständnis von Gesundheit und Krankheit gehen sie einher? Und schließlich: Wie verhalten sich künstlerische Praktiken zu therapeutischen Praktiken und wie lässt sich ihr Zusammenhang begründen? Der zweite Teil des Buches geht den Fragen nach: Was passiert, wenn eine Grenze zwischen Kunst- und Lebensräumen gezogen, überschritten oder aufgelöst wird? Wie verhalten sich soziale Interaktionen und zwischenmenschliche Kommunikationsprozesse zu den an ihnen beteiligten Medien? Wie ist es möglich, sich künstlerisch auszudrücken und was ereignet sich an der Schnittstelle von Wahrnehmen und Darstellen? Welche Rolle spielen ästhetische Urteile in der künstlerischen Praxis und inwieweit lassen sie sich zum produktiven Ausgangspunkt für ideologiekritische Reflexionen nehmen? Wie ist es möglich, über Bilder zu sprechen? Und vor allem: Wie kann ein performatives Kunstverständnis zum Fundament der therapeutischen Praxis werden? Das Buch bewegt sich damit an der Schnittstelle zwischen künstlerischen und therapeutischen Praktiken und bringt sie aus einer philosophischen, anthropologischen und ästhetischen Perspektive in einen Zusammenhang. Das Handbuch ist sowohl für Therapeuten interessant, die sich als Künstler verstehen und mit genuin künstlerischen Mitteln arbeiten als auch für Therapeuten, die in ihrer Praxis Vorgehensweisen aus den Künsten einen Stellenwert einräumen, ohne sich selber ausdrücklich als Künstler zu verstehen. Mit dem Handbuch formulieren wir keinen geringeren Anspruch, als einen Paradigmenwechsel in den Künstlerischen Therapien zu vollziehen.
Vandenhoeck & Ruprecht
Mona Behfeld/Peter Sinapius
Handbuch
Künstlerischer
Therapien
Kritik und Philosophie der therapeutischen Praxis
13 Diskurse
Bibliograsche Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2021, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, eaterstraße 13, D-37073 Göttingen
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen
bedarf der vorherigen schrilichen Einwilligung des Verlages.
Satz: SchwabScantechnik, Göttingen
Druck und Bindung: e Hubert & Co. BuchPartner, Göttingen
Printed in the EU
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com
ISBN 978-3-525-40779-0
Inhalt
Teil1
Kritik der thera peutischen Praxis
Diskurse 01– 06
Diskurs 01 – erapie ............................................ 8
Diskurs 02 Motiv .............................................. 20
Diskurs 03 – Erblicken &Erblinden ................................ 34
Diskurs 04 – Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Diskurs 05 – Krank oder Gesund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Diskurs 06 Design ............................................. 78
Teil2
Philosophie der thera peutischen Praxis
Diskurse 07–13
Diskurs 07 Kunst .............................................. 90
Diskurs 08 – Revolution .......................................... 100
Diskurs 09 – Meins &Deins ...................................... 120
Diskurs 10 – Scham .............................................. 138
Diskurs 11 – Gut &Schlecht ...................................... 148
Diskurs 12 – Reexion ........................................... 156
Diskurs 13 – Bühne .............................................. 162
Register ........................................................ 178
Teil 1
Kritik der
therapeutischen Praxis
Diskurse 0106
Wenn wir uns mit der Praxis der Künstlerischen erapien beschäigen, sto-
ßen wir auf eine Reihe in der Regel unhinterfragter Prämissen darüber, was
erapie ist und was eine therapeutische Praxis auszeichnet. Dazu gehört vor
allem die Annahme, eine erapie diene der Heilung von physischen und psy-
chischen Krankheiten. Ihre Aufgabe sei es folglich, spezisch auf Krankheits-
symptome einzuwirken, und dazu könne sie auf ein Inventar von diagnosti-
schen und therapeutischen Methoden zurückgreifen. Dabei sei sie in der Lage,
Krankheitsphänomene und therapeutische emen sprachlich abzubilden (vgl.
z. B. Laireiter, 2001).
Wir werden uns in den folgenden sechs Diskursen mit diesen Prämissen
kritisch auseinandersetzen, indem wir fragen: Ist vor dem Hintergrund hand-
lungstheoretischer Überlegungen eine kausale Verknüpfung von erapieziel
und therapeutischer Intervention möglich (Diskurs 02: Motiv)? Was ist einem
diagnostischen Blick überhaupt zugänglich und wie verändert der Blick seinen
Gegenstand (Diskurs 03: Erblicken &Erblinden)? Wie funktioniert Sprache in
der erapie und welchen Einuss hat sie auf das therapeutische Geschehen
(Diskurs 04: Sprache)? Welche Rolle spielen Selbsterfahrungspraktiken in der
erapie und mit welchem Verständnis von Gesundheit und Krankheit gehen
sie einher (Diskurs 05: Krank oder Gesund)? Und vor allem: Wie verhalten
sich künstlerische Praktiken zu therapeutischen Praktiken und wie lässt sich
ihr Zusammenhang begründen (Diskurs 06: Design)?
Bevor wir uns mit diesen Fragestellungen in den folgenden Diskursen
beschäigen, wollen wir die erkenntnistheoretischen Perspektiven explizit
machen, die ihnen zugrunde liegen (Diskurs 01: erapie).
... An das, was auf den Fotos abgebildet ist, kann ich mich nicht erinnern. Um mehr von ihnen zu erfahren, bleibt mir nichts anderes übrig, als sie genau zu studieren: Ich finde mich und meine Geschwister wieder in weißen Hemden und gebügelten Hosen, die wir an Sonn- In der künstlerischen und in der künstlerisch-therapeutischen Praxis bewegen wir uns immer in oder zwischen diesen beiden Welten (Behfeld/Sinapius 2021 ...
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Normalerweise werden unter Handlungen-verkürzt ausgedrückt-Tätigkeiten verstanden, die intentional und sinnvoll auf einen Gegenstand oder eine Sache ausgerichtet sind. Etwas, das zufällig passiert, ist folglich nicht Teil einer Handlung. Um etwas Bestimmtes zu erreichen, müssen wir uns auf den Weg machen. Um zu wissen, welchen Weg wir einschlagen, müssen wir uns über das Ziel im Klaren sein. Um nach Essen zu dieser Fachtagung zu kommen, muss ich planmäßig vorgehen: Ich muss ein Hotelzimmer buchen, eine Zugverbindung raussuchen, pünktlich am Gleis stehen, im Hotel einchecken usw. usf. Ich habe ein Ziel und muss herausfinden, welcher Weg zum Ziel führt. Auf diese Weise bewegen wir uns meistens durch unseren Alltag. In der künstlerischen und künstlerisch-therapeutischen Praxis bewegen wir uns anders. Das Handlungsmodell, das unseren Alltag beschreibt, trifft dann nicht zu. Als Kunsttherapeut weiß ich häufig nicht, wohin die Reise geht. Es geht nicht um das Erreichen eines bestimmten Ziels, sondern um das, was auf dem Weg passiert oder auch nicht passiert. Damit verbundene Handlungen werden nicht durch klassische Handlungstheorien erfasst. Sie sind eher Gegenstand einer Soziologie der Bewegung, die, so schreibt ihre Urheberin Gabriele Klein, "die Perspektive von der Intentionalität der Handlung als einen gedanklichen Vorgang zu der Materialität des Handelns als einen Bewegungsakt" verschiebt. Mit einem solchen Handlungsbegriff befinden sich die Künstlerischen Therapien in einem Widerspruch zu einer medizinisch-therapeutischen Praxis, die den Anspruch hat planmäßig vorzugehen und dem Dreischritt Diagnostik, Indikation und Intervention zu folgen. Dieser Dreischritt ist aber nur dann möglich, wenn das therapeutische Vorgehen methodisch gesichert ist und sich naturwissenschaftlich begründen lässt. Das trifft zu bei Interventionen, die statistisch einigermaßen genau zu erfassen sind, nicht aber bei individuellen Entwicklungsprozessen, die nicht planmäßig verlaufen und sich nicht voraussagen lassen.
... Die kontroverse Theoriebildung bewegt sich zwischen eher intrinsischen Konzeptionen, die davon ausgehen, dass sich die ästhetische Erfahrung als transzendente, lustvolle oder befreiende Erfahrung von alltagsweltlichen Erfahrungen abhebt, oder mehr relationalen Konzeptionen, die eine Verbindung herstellen zwischen ästhetischen Erfahrungen und alltagsweltlichen Erfahrungen (vgl. Behfeld & Sinapius 2021). Für eher intrinsisch orientierte Konzeptionen ist das Spezifikum der ästhetischen Erfahrung, so Reckwitz (2012), ihre "Selbstzweckhaftigkeit und Selbstbezüglichkeit, ihre Orientierung am eigenen Vollzug in diesem Moment. ...
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Zusammenfassung Unter den Stichworten Gesundheit, Kunst und Spiritualität skizziert der Artikel eine Entwicklung in den modernen Gesellschaften, die in den letzten Jahrzehnten eine Kultur der individuellen Gesundheitspflege und Selbstoptimierung hervorgebracht hat, die begleitet wurde von einer Spiritualisierung, Sakralisierung und Ideologisierung therapeutischer Praktiken. Sie verstand sich als Gegenbewegung zur naturwissenschaftlich orientierten Medizin und fand ihre Verwirklichung in holistischen Entwürfen von Gesundheit und alternativen Formen therapeutischer Praxis. Die Kreativität wurde dabei zum Leitmotiv und dem schöpferischen Menschen die Aufgabe zugewiesen, seine Persönlichkeit zu entfalten und ein unverwechselbares Individuum zu werden. Ästhetische Praktiken wurden als ein Übersteigen der sinnlichen Wirklichkeit konzeptualisiert und als Grundbedingung von Erkenntnis und Selbstverwirklichung in der Therapie geltend gemacht. Der Beitrag kommentiert diese Entwicklung kritisch und entwirft dagegen ein Therapieverständnis, das die Therapie als einen Ort auffasst, an dem unterschiedliche Lebenskonzepte oder -entwürfe thematisch werden können. Künstlerische Praktiken sind dabei eine Möglichkeit unter anderen, durch die das geschehen kann. Sinn verwirklicht sich dann in der Art und Weise, wie die Beteiligten sich selber und andere sehen, wie sie sich zu anderen und zu anderem in eine Beziehung bringen und in dem Umfang, wie sie einen (kritischen) Blick auf ihre und andere Einstellungen und Vorstellungen gewinnen.
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Mit Hilfe von i.d.R verbal-sprachlichen Darstellungen werden in den verschiedenen therapeutischen Praxen bestimmte Aspekte gedanklich zugänglich, vermittelbar und greifbar gemacht. In der Kunsttherapie erweitert sich dabei die therapeutische Beziehung (Dyade) durch das künstlerische Werk um ein anwesendes "Drittes". In kunsttherapeutischen Werkgesprächen werden die Bildreflexionen ebenso gestaltet, wie das künstlerische Material von Patient*innen (vgl. Hopf 2023, S. 15 ff.) Der Beitrag thematisiert dies am Beispiel der Portraitarbeit und vor dem Hintergrund ästhetisch-philosophischen Gedankengutes. Dabei bemüht sich der pointierte Aufsatz des Sonderheftes "Künstlerische Therapien" von "Psychotherapie im Dialog" um einen Einblick in den Reflexions-und Distanzierungsprozess, der im Therapiegeschehen stets enthalten ist. ISSN 1438-7026 DOI 10.1055/a-2088-5523
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„Ein Großvater, der für seinen Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ins Konzentrationslager gebracht wird, ein Vater, der in der Wehrmacht als Offizier Karriere macht, und eine Mutter, die von ihrer Zeit im Bund Deutscher Mädel regelrecht erfüllt ist. Wie haben sie ihre Welt gesehen und welcher Weltanschauung sind sie gefolgt? Warum haben einige von ihnen die politische Welt ausgeblendet und die Verfolgung von Minderheiten geduldet, während andere sich der Gewaltherrschaft verweigert und Widerstand geleistet haben? Im Spannungsfeld von Moralphilosophie und Wahrnehmungspsychologie beleuchtet Peter Sinapius heterogene Lebensentwürfe (s)einer Familie während des Nationalsozialismus. Religiöse Überzeugungen, soldatische Tugenden, blinder Gehorsam oder rassistische Überlegenheitsfantasien werden dabei als soziale Praktiken der Unterdrückung, der Anpassung oder des Widerstands verstehbar, die grundsätzlich nach den Bedingungen totalitärer oder freier Gesellschaften fragen.“ (Buchklappentext)
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Unter der Forderung „Zu den Sachen selbst!“ hat Edmund Husserl vor mehr als 100 Jahren die phänomenologischen Grundlagen für eine erfahrungsgeleitete Wissenschaft gelegt, die in diesem Text auf künstlerische und therapeutische Fragestellungen bezogen werden sollen. Es geht dabei um den Zwiespalt zwischen dem, was wir wahrnehmen und als etwas bezeichnen, und dem, was zur Erscheinung kommt und das wir erfahren, unabhängig davon, welche Bedeutung ihm mitgegeben ist. In der therapeutischen Praxis wird dieser Sachverhalt sichtbar in der Ambivalenz zwischen Diagnose und subjektiver Erfahrung, wie beispielsweise in der erkennbaren Ambivalenz zwischen einer Diagnose wie Depression, Demenz oder Morbus Parkinson und der Erfahrung, depressiv, dement oder an Parkinson erkrankt zu sein.
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Ob Körperbewegung oder Tanzbewegung, ob Bewegung der Bilder, der Töne oder der Schrift, ob soziale oder politische Bewegung, der Begriff »Bewegung« wird in Ästhetik, Kultur- und Sozialwissenschaften häufig benutzt. Anders als in den Naturwissenschaften aber ist dem konzeptuellen Stellenwert des Bewegungsbegriffs in den Kultur- und Sozialwissenschaften bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Die interdisziplinäre Textsammlung verfolgt das Ziel, den Status quo des Begriffs in den Sozial- und Kulturwissenschaften zu reflektieren und sein theoretisches Potenzial zu bestimmen. Sie geht von der Annahme aus, dass Bewegung nicht nur eine »physikalische Tatsache« und damit etwas quasi Natürliches ist, sondern ein soziales und kulturelles Konzept, das auf verschiedene Weise naturalisiert und essenzialisiert worden ist. Der Band präsentiert verschiedene Gebrauchsweisen des Begriffs und ermöglicht damit ein weiteres konzeptuelles Nachdenken über Bewegung als einen Begriff, dessen Rolle im »Tanz der Disziplinen« neu zu entfalten ist.
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Der Beitrag besteht aus sieben Versuchen sich dem Phänomen Sprache zu nähern. Aus einer anthropologischen und soziologischen Perspektive analysiert er die Sprache als Medium der Selbst- und Fremderfahrung, die sich vor allem leiblich und nicht nur im Modus des Hörens und Sprechens vollzieht. Er untersucht das Verhältnis zwischen dem Faktischen und dem Möglichen, in deren Spannungsfeld Sprache ihre Wirkung entfaltet und stellt fest, das Sprache alternativlos ist. Er weist der Sprache eine zentrale Stellung im Konzert der Künste zu und versteht sie als Ort der Intermedialität, an dem sich unterschiedliche künstlerische Disziplinen begegnen und aufeinander beziehen lassen.
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Der Band unternimmt eine kritische Revision und transdisziplinäre Weiterentwicklung aktueller narratologischer und kulturwissenschaftlicher Ansätze. Im Fokus der Beiträge stehen zum einen Fragen nach der Relevanz des Erzählens und der Narratologie sowie nach den Möglichkeiten ihrer kulturwissenschaftlichen Profilierung. Zum anderen wird das Potenzial narrativistisch ausgerichteter kulturwissenschaftlicher Forschung ausgelotet. Dabei wird den kulturellen Funktionen des Erzählens in den Wissenschaften, in Literatur, Film und Kunst sowie der Alltagskultur nachgegangen.
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Der Sammelband vereinigt Aufsätze zur künstlerischen Arbeit in sozialen, individuell-gesundheitlichen und organisationalen Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Er bezieht sich dabei sowohl auf die aktuelle Theoriebildung in künstlerisch-wissenschaftlichen Disziplinen, als auch auf systemisch begründete Konzepte einer künstlerischen Praxis. Die wissenschaftliche Fundierung einer künstlerischen Veränderungsarbeit, bei der performative und handlungsorientierte Aspekte im Vordergrund stehen, ist der jüngeren Theoriebildung in den Kunst-, Kultur- und Medienwissenschaften zu verdanken. Aus dieser Perspektive sollen mit dem hier vorliegenden Buch erstmals die Eckpunkte einer künstlerischen Arbeit in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen theoretisch systematisiert und auf unterschiedliche Praxisfelder bezogen werden.
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Kunstforschung, künstlerische Forschung oder kunstbasierte Forschung sind derzeit populäre Begriffe - spekuliert werden darf jedoch, was mit ihnen gemeint sei. Der Band konzipiert Kunstforschung als »ästhetische Wissenschaft«, als einen Prozess, der das spezifische Wissen und die Kompetenzen von Künstlern nutzt, um sie in anderen Kontexten als dem Kunstsystem zur Anwendung zu bringen: Künstlerische Kompetenzen und Arbeitsweisen werden mit wissenschaftlichen verwunden, um problemorientiert neues Wissen zu generieren.
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Theater ist Körperkunst. Diese Aussage steht im Zentrum von Meike Wagners Studie »Nähte am Puppenkörper«. Die Autorin verschreibt sich jedoch keinem Abgrenzungsdiskurs zwischen einem ›präsenten‹, also unmittelbar erlebbaren Theaterkörper und einem (filmischen) Medienkörper, sondern erarbeitet durch den Bezug auf die konstruierten, verstörenden Kunstkörper des zeitgenössischen Figurentheaters eine medienphilosophische Perspektive, die postmoderne Körpertheorien und phänomenologische Ansätze verbindet. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur fortschreitenden Umorientierung der Theaterwissenschaft von binnenästhetischen Analysen zu einer Kulturwissenschaft, welche den »bodily turn« und den Diskurs um die »neuen Medien« in ihre Fragestellungen aufnimmt.
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Was bedeutet es, Integrität zu besitzen? In der kapitalistischen Spätmoderne wird es zunehmend schwieriger, »integer« zu sein und auch zu bleiben. Wachsende soziale Desintegration und Entfremdung lassen personale Attribute wie »Unbestechlichkeit«, »Selbsttreue«, »Rechtschaffenheit«, »Ganzheit« und »Unversehrtheit« an Bedeutung gewinnen. Bislang fehlte eine philosophische Theorie, die diese und weitere Bedeutungsdimensionen des Integritätsbegriffes umfassend zu erhellen und zu vermitteln vermochte. Mit »Integrität« liegt die erste deutschsprachige Monographie zum Thema vor. Sie gibt den Blick frei auf Integritätsgefährdungen und -verletzungen, die für unsere Zeit typisch sind.
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Der Deutsche Bundestag hat im März 2000 die Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" mit dem Auftrag eingesetzt, Empfehlungen für die ethische Bewertung, für Möglichkeiten des gesellschaftlichen Umgangs sowie für gesetzgeberisches und administratives Handeln in Bezug auf medizinische Zukunftsfragen zu erarbeiten. Nach Zwischenberichten zur Biopatentierung und zur Stammzellenforschung geht die Kommission in ihrem Schlußbericht ausführlich auf die Themenfelder Präimplantationsdiagnostik und genetische Daten ein. Darüber hinaus widmet sie sich ethischen und rechtlichen Orientierungspunkten im Umgang mit Fragen der modernen Medizin, diskutiert Diskurs- und Partizipationsmöglichkeiten und weist in einem Kapitel "Desiderate" auf offene Fragen hin.