Zusammenfassung
Hintergrund Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt neben einer Standardimpfung für Personen ab 60 Jahren auch eine Indikationsimpfung gegen Pneumokokken, u.a. für Personen mit einer chronischen impfrelevanten Grunderkrankung – unabhängig vom Alter. In Deutschland werden durch das Robert-Koch Institut (RKI) regelmäßig Impfquoten für diese Gruppen publiziert, jedoch nicht
... [Show full abstract] nach zugrunde liegender Krankheit stratifiziert. Die Studie untersucht daher den Impfschutz von Personen mit chronischen Grundkrankheiten stratifiziert nach Krankheitsgruppen und -entitäten, die Rate von Wiederholungsimpfungen in dieser Population sowie die Impfquoten bei Personen ab 60 Jahren.
Methoden Der deskriptiven retrospektiven Kohortenstudie über den Zeitraum von 2014 bis 2019 liegt eine hinsichtlich Alter und Geschlecht für die deutsche Bevölkerung repräsentative Stichprobe des Instituts für angewandte Gesundheitsforschung (InGef) von etwa 4 Mio. GKV-Versicherten ab 16 Jahren zugrunde.
Ergebnisse Hochgerechnet auf die GKV-Grundgesamtheit betrug die Pneumokokken-Impfquote bei Personen ab 60 Jahren insgesamt 45,9% (von n= InGef-Standard-Impfkohorte: 1 009 763). Von allen Patienten mit chronischen Grunderkrankungen ab 16 Jahren besaßen nur 17,1% einen Impfschutz (von n= InGef-Indikationsimpfkohorte: 1 379 680). Stratifiziert nach Krankheitsentitäten wiesen Versicherte mit einem zugrunde liegenden Lungenemphysem mit 39,0% die höchste Impfquote auf (von n= 28 121). Von den Versicherten, die eine indizierte Erstimpfung erhalten haben, ließen sich nach 6 Jahren nur 23,9% erneut impfen (von n= InGef-Wiederholungsimpfkohorte: 12 328). Über alle Impfkohorten hinweg nahmen die Impfquoten mit zunehmendem Alter zu.
Diskussion Die Empfehlungen der STIKO zur Pneumokokken-Impfung bei Risikopatienten werden in Deutschland nicht in ausreichendem Maße umgesetzt. Obwohl die STIKO eine ausdrückliche Empfehlung bereits für Patienten mit 60 Jahren ausspricht, wies die Altersgruppe der 60- bis 64- Jährigen eine auffällig niedrige Impfquote auf (13,0% von n = 268 862). Darüber hinaus erhielt nicht einmal jede 5. Person ab 16 Jahren mit einer chronischen Grunderkrankung die empfohlene Indikationsimpfung. Um potenziellen Erkrankungen angemessen vorzubeugen, sollten höhere Impfraten angestrebt werden. Dies könnte vermutlich erzielt werden durch ein stringenteres Impfmanagement, geeignete Softwarelösungen mit Impferinnerung, monetäre Anreize für das Erreichen höherer Impfquoten sowie die Dokumentation des Impfstatus im Rahmen von Disease-Management-Programmen.