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COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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PREPRINT – Eingereicht zur Peer-Reviewed Publikation – Stand 31.07.2021
(Bereits peer-reviewed von allen in der Danksagung erwähnten Wissenschaftlern*innen)
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen
rationalen Weg in Deutschland
Prof. Dr. med. David Martina,b, Prof. Dr. med. Arne Simonc, Dr. med. Silke Schwarza
a Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
b Universität Tübingen, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Deutschland
c Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Universitätskinderklinik, Homburg/Saar, Deutschland, 2.
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)
Korrespondierender Autor:
Prof. Dr. med. David Martin,
Gerhard-Kienle-Lehrstuhl für Medizintheorie
Department Humanmedizin
Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke
Tel: +49 2330 62 4760
Fax: +49 2330 62 3810
david.martin@uni-wh.de
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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„Handeln ist leicht, das Denken schwer, nach dem Gedanken handeln unbequem.“
J.W. Goethe, der bei Pocken durchaus für Zwangsimpfung gewesen sein soll [1]
Zusammenfassung
Hintergrund: Die Frage der COVID-19 Impfung von Kindern und Jugendlichen wird gegenwärtig
diskutiert. Methode: Durch iterative und systematische Auseinandersetzung mit der Literatur wurden
Aspekte gesammelt, die kollektiv und individuell geklärt werden sollten, bevor Impfungen für Kinder
empfohlen werden. Diese Aspekte wurden in mehreren Video-Konferenzen mit Kolleg*innen und
Eltern analysiert, diskutiert und anschließend an pädiatrische Fachverbände zur Kommentierung
geschickt. Rückmeldungen wurden vollumfänglich berücksichtigt. Ergebnisse: Zu der Frage, ob eine
COVID-19-Impfung für Kinder allgemein empfohlen werden sollte, wurden 7 kinderbezogene und 7
gesellschaftsbezogene zu berücksichtigende Aspekte identifiziert. Kinderbezogene Aspekte betreffen:
1. Akute Krankheitslast durch Covid-19
2. Folgeschäden (PIMS und Long-COVID vs. Long-Lockdown),
3. Mortalität,
4. Kurz-, Mittel-, und Langzeitnebenwirkungsspektrum der Impfungen und Ingredienzen,
5. Immunitätsentwicklung gegen Impfungen,
6. Einfluss der Impfungen auf das Entstehen von Immun-Escape Mutationen,
7. Natürliche vs. impfbedingte Immunität.
Die gesellschaftsbezogenen Aspekte betreffen die Frage, ob die COVID-19-Impfung von Kindern zum
Wohle der Gemeinschaft, unabhängig vom Wohle der Kinder (oder sogar dem entgegengerichtet),
empfohlen werden kann:
8. Rolle der Kinder in der Pandemie als Infektionsverbreitende,
9. Reduktion der Transmission,
10. Reduktion von schweren oder tödlichen Fällen bei Erwachsenen durch Impfung der Kinder,
11. Ökologische, ökonomische und soziale Konsequenzen der Impfung,
12. Einfluss einer Impfung der Kinder auf den Selektionsdruck,
13. Risiko einer Verschiebung der Erkrankung von der Kindheit auf ein höheres Lebensalter, auch im
Hinblick auf die Unwahrscheinlichkeit, SARS-CoV-2 auszurotten,
14. Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Diskussion: Die genannten Aspekte bieten einen Anhaltspunkt für die Klärung der Frage, ob eine
jeweilige Impfung empfohlen werden sollte, für die jeweiligen Altersgruppen und im Kontext der
jeweiligen Familie, des jeweiligen Landes und dessen Bedingungen. Für Deutschland ergibt sich zum
aktuellen Zeitpunkt keine wissenschaftliche oder medizinische Basis für eine generelle Covid-19-
Impfempfehlung von Kindern und Jugendlichen.
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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Suchwörter: COVID-19, Impfung, Kinder, Jugendliche, Zulassung, Nebenwirkungen
Abstract (ENGLISH)
Background: Whether children (0-11 years) and adolescents (12 to 18 years) should receive COVID-19
vaccinations is a topic of debate.
Methods: Through iterative and systematic engagement with the literature, aspects were collected
that should be clarified collectively and individually before vaccines are recommended. These aspects
were analyzed and discussed in a consensus process and sent to pediatric professional associations for
comment. Feedback was fully considered.
Results: On the question of whether COVID-19 vaccination should be recommended for children in
general, 7 child-related aspects and 7 society-related aspects to be considered were identified:
1. acute burden of disease,
2. sequelae (PIMS and Long-COVID vs. Long-Lockdown),,
3. mortality,
4. short-, medium-, and long-term side-effect spectrum of vaccines and ingredients,
5. immunity development to vaccination,
6. influence of vaccination on the emergence of immune escape mutations,
7. natural vs. vaccine-induced immunity.
The society-related aspects concern whether COVID-19 vaccination of children can be recommended
for the good of the community, independent of (or even counter to) the good of children:
8. Role of children in the pandemic,
9. Reduction of transmission,
10. Vaccine-specific reduction of severe or fatal cases in adults by vaccinating children,
11. Environmental, economic, and social consequences of vaccination,
12. Impact of childhood vaccination on selection pressures,
13. Risk of shifting disease from childhood to later life, including the unlikelihood of eradicating SARS-
CoV-2.
14. Access to community facilities and participation in social life.
Discussion: These 14 aspects provide a guideline for clarifying whether a particular vaccination should
be recommended – for the respective age groups and in the context of the respective family, the
respective country and its conditions. For Germany, there is currently no indication for a general
vaccination recommendation for children and adolescents.
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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Hintergrund
Die Impfung gegen schwere Verläufe der SARS-CoV-2 Infektion (gegen COVID-19) ist eine zentrale
Maßnahme zur Entschärfung der Pandemie bei Erwachsenen. Somit stellt sich die Frage, ob Kinder und
Jugendliche < 16 Jahren geimpft werden sollten [2].
Angesichts des Druckes, die Pandemie möglichst schnell zu beenden, besteht bei manchen Eltern
sowie auch bei einigen Kinder- und Jugendmedizinern die Befürchtung, dass die neuartigen COVID-19-
Impfstoffe für Kinder im Schnellzulassungsverfahren ohne langfristige Nutzen-Risiko Evaluation und
hinreichende Kenntnisse über möglicherweise nur selten auftretende schwerwiegende
Nebenwirkungen zugelassen, empfohlen und verabreicht werden. Der Deutsche Ärztetag formuliert
am 05.05.2021 in dem Beschluss „Notwendige COVID-19-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche
2021/2022“ olgendes: „Das Recht auf Bildung mit Kita- und Schulbesuch kann im Winter 2021/2022
nur mit einer rechtzeitigen COVID-19-Impfung gesichert werden.“ und: „Die gleichberechtigte
gesellschaftliche Teilhabe erlangen Familien mit Kindern nur mit geimpften Kindern zurück“[3]. Dies
klingt nach einer „alternativlosen“ Strategie, obwohl ein Besuch dieser Gemeinschaftseinrichtungen
auch möglich wäre, wenn alle erwachsenen Kontaktpersonen, die sich impfen möchten, geimpft sind
bzw. auch dann, wenn die vorgeschlagenen Hygienemaßnahmen konsequent umgesetzt werden. Ziel
der vorliegenden Publikation ist die Evaluation des wissenschaftlichen Hintergrundes dieser und
ähnlicher Forderungen und der Themen, die geklärt werden sollten, bevor Impfungen gegen das SARS-
CoV-2 für Kinder empfohlen werden.
Methoden
Durch iterative Auseinandersetzung mit der Literatur wurden Aspekte gesammelt, die kollektiv und
individuell geklärt werden sollten, bevor Impfungen für Kinder zugelassen, empfohlen und verabreicht
werden. Diese Aspekte wurden in mehreren Video--Konferenzen mit Kolleg*innen und Eltern
erarbeitet und dann an Vertreter von pädiatrischen Fachgesellschaften zur Kommentierung gesendet
(siehe Danksagung). Alle eingehenden Kommentare wurden umgesetzt. Für deren Diskussion erfolgte
eine möglichst strukturierte systematische, teilweise im Laufe des Prozesses wiederholte
Quellensuche für die jeweiligen Fragestellungen durch alle Autoren. Es wurden deutsch- und
englischsprachige Peer-reviewed Quellen berücksichtigt, sowie die Informationen der Webseiten des
Robert-Koch-Instituts (RKI) und der deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI).
Ergebnisse
Die Literatursuche nach „COVID-19 AND child AND vaccin*“ ergab n=1109 Treffer, die nach "Covid-19
vaccination AND Child" ergab n=22 Treffer (PubMed, am 05.05.2021) ((SARS-CoV-2) AND (child)) AND
(vaccin*) ergab n=1254 Treffer (20.08.2021). Die Anwendung von formalen Ein- und
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Ausschlusskriterien erweis sich als weniger hilfreich, als die Durchsicht der Literatur nach für die
jeweiligen Fragestellungen relevanten Informationen. Durch den dialogischen Expertenaustausch und
den Diskurs mit Kolleg*innen und Eltern wurden 14 Gesichtspunkte erarbeitet, die auch im Falle einer
vorliegenden arzneimittelbehördlichen Zulassung für jedes Land (bezogen auf das lokale Risiko an
COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben) für verschiedene Altersgruppen diskutiert und
sorgfältig abgewogen werden müssen. Dies muss vor einer generellen Impfempfehlung gegen SARS-
CoV-2 bei Kindern jeden Lebensalters geschehen. Diese Aspekte werden im Folgenden in Bezug auf die
gegenwärtige Situation in Deutschland dargestellt.
Kinderbezogene Aspekte: Wäre eine COVID-19-Impfung grundsätzlich zum Wohle der Kinder?
Abbildung 1: Sieben kinderbezogene Faktoren, die bei der Entscheidung sowohl zu einer
individuellen, als auch zu einer kollektiven Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche zu
berücksichtigen sind.
1. Akute Krankheitslast der Kinder und Jugendlichen
Kinder und Jugendliche erkranken nur sehr selten (< 0,01% der rtPCR-positiven)
1
so schwer an
einer SARS-CoV-2 Infektion, dass sie aufgrund dieser Infektion stationär aufgenommen werden
müssen [4][5]. Von allen Hospitalisierungen im ersten Tertial des Jahres 2021 (n=97.985) fielen
1
Die genaue Rate der Hospitalisierungen ist nicht bekannt, weil es sich wie in allen Altersgruppen bei den
gemeldeten (rtPCR bestätigten) Erkrankungen nur um eine Teilmenge aller Infizierten handelt.
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925 (0,9%) auf 0-4-Jährige und 725 (0,8%) auf 5-14-Jährige (Melderaten des RKI, Stand 27. April
2021) [6]). Dies entspricht den Angaben aus vielen anderen Studien, in denen der Anteil der
hospitalisierten Kinder an allen Hospitalisierungen von COVID 19-Patienten unter 2% liegt. Im
deutschlandweiten DGPI Register (Bericht KW 16) bedurften 5% der bis dato gemeldeten 1.373
stationär behandelten Kinder und Jugendlichen einer intensivmedizinischen Behandlung; von
diesen hatten 6 Kinder Folgeschäden [7]. Diese wenigen Folgeschäden müssen sorgfältig
untersucht und publiziert werden, um die Beurteilungsgrundlage für eine Impfentscheidung
zu konsolidieren. Wichtig im Zusammenhang mit der Impfzulassung ist, dass von den stationär
aufgenommenen Kindern mit Sars-CoV-2 Positivität 30% Kinder unter 6 Monate und 60% unter
6 Jahre alt waren [7].
2. Folgeschäden durch COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen
Als pädiatrische Folgeschäden sind „pediatric inflammatory multisystem syndrome“ (PIMS)
und Long-COVID in Diskussion. Mit einer zeitlichen Latenz von wenigen Wochen kann es nach
einer SARS-CoV-2 Infektion v.a. bei Schulkindern zu einem PIMS kommen. Im DGPI PIMS
Register wurden (bis zur Kalenderwoche 16) 281 Kinder und Jugendliche erfasst, die aufgrund
eines PIMS stationär behandelt wurden. Keines dieser Kinder ist verstorben, aber bei 43,6%
bestanden bei Entlassung noch Restsymptome und bei 6,5% Folgeschäden [8], die noch einer
sorgfältigen Aufarbeitung auch in Hinblick auf den zeitlichen Verlauf in den nächsten Monaten
bedürfen. Nach aktuellem Kenntnisstand sind bei Kindern die meisten kardiovaskulären
Folgeschäden nach COVID-19 oder PIMS innerhalb von 6 Monaten ausgeheilt [9, 10].
Zuverlässige Daten zum Vorkommen eines „Long COVID“ Symptomkomplexes bei Kindern
liegen aus Deutschland bisher nicht vor [11][12]. Die vom britischen Office of National
Statistics (ONS) im Februar veröffentlichten und im April aktualisierten Daten gaben Anlass zur
Sorge. Sie zeigten, dass 9,8 % der Kinder im Alter von 2-11 Jahren und 13 % der Kinder im Alter
von 12-16 Jahren fünf Wochen nach einer positiven Diagnose über mindestens ein
anhaltendes Symptom berichteten. Ein weiterer im April veröffentlichter Bericht ergab, dass
ein Viertel der Kinder, die nach der Entlassung aus dem Krankenhaus in Russland im Anschluss
an COVID-19 befragt wurden, mehr als fünf Monate später Symptome aufwiesen [13]. Aus
einer weiteren Studie über langes COVID-19 bei Kindern geht hervor, dass mehr als die Hälfte
der Kinder im Alter zwischen 6 und 16 Jahren, die sich mit dem Virus infizieren, mindestens ein
Symptom haben, das länger als 120 Tage anhält, wobei 42,6 Prozent durch diese Symptome
bei alltäglichen Aktivitäten beeinträchtigt werden [14]. Molteni et al. fanden heraus, dass
COVID-19 obwohl es bei Kindern in der Regel von kurzer Dauer mit geringer
Symptombelastung ist, s bei einigen Kindern mit COVID-19 zu einer verlängerten
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Krankheitsdauer kommt. Erfreulicherweise nahm die Symptombelastung bei diesen Kindern
mit der Zeit nicht zu, und die meisten erholten sich bis zum 56. Tag [5].
Die Schätzungen der Prävalenz persistierender Symptome rangieren von 2 % bis 27 % [12][11,
15][16][17]. Der anfängliche Schweregrad der SARS-CoV-2-Infektion, unterschiedliche
methodische Ansätze (klinische Bewertung vs. Selbstauskunft), die Definition der Fälle
(diagnostiziert vs. Verdacht), unterschiedliche Nachbeobachtungszeiten und die Prävalenz
bereits bestehender klinischer Erkrankungen tragen wahrscheinlich zur Variabilität der
Prävalenzschätzungen bei [17].
Auch für andere Länder fehlen bislang vergleichende Studien, die Kinder mit und ohne COVID-
19 unter den Lockdown-Bedingungen vergleichen hinsichtlich Müdigkeit, Depression etc.
Bedingt durch den erheblichen Anstieg kinder- und jugendpsychiatrischen Morbidität unter
Lockdown-Bedingungen kann nur eine zeitaktuell prospektiv vergleichende Studie die Frage
der Prävalenz von Long-COVID Syndrom und „Long-Lockdown“ Syndrom bei Kindern
beantworten. Negative Folgen des Lockdowns sollten auch beim Survey der DGPI
berücksichtigt werden [18].
3. Mortalität an COVID-19 für Kinder und Jugendliche
Wegen ihrer Wichtigkeit wird an dieser Stelle ein Teil der Stellungnahme der DGPI zu diesem
Punkt wiedergegeben: „Jeder einzelne Fall eines schwer erkrankten oder verstorbenen Kindes
an einer SARS-CoV-2-Infektion ist ein Fall zu viel und ein unerträgliches Einzelschicksal für Kind
und Familie. Die nun seit Beginn der Pandemie gemachte Beobachtung, dass von den
schätzungsweise 14 Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland nur etwa 1200 mit
einer SARS-CoV-2-Infektion im Krankenhaus (< 0,01%) behandelt werden mussten und vier an
ihrer Infektion verstarben (< 0.00002%), sollte Anlass sein, Eltern übergroße Sorgen vor einem
schweren Krankheitsverlauf bei ihren Kindern zu nehmen. Nach Angaben des
Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur lag im Jahr 2019 die Zahl der durch
einen Verkehrsunfall getöteten Kinder bei 55, nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-
Gesellschaft (DLRG) die Zahl der ertrunkenen Kinder bei 25. Diese Zahlen sollen und dürfen
keinesfalls gegeneinander aufgerechnet werden, mögen aber bei der Einordnung helfen.“[4].
Bis zum 18.05.2021 waren dem RKI 18 Menschen die jünger als 20 Jahre waren, als an oder
mit Sars-Cov-2 gestorben übermittelt worden. Bei allen 13 Fällen mit Angaben hierzu waren
Vorerkrankungen bekannt [19]
An Sars-Cov-2 assoziiertem PIMS ist bisher kein Kind in Deutschland verstorben [8].
In USA und Großbritannien lebende Kinder scheinen ein höheres Risiko für Tod infolge von
PIMS zu haben als in Deutschland – ob dies auf die Lebensweise, auf (epi)genetische oder
Umweltbedingte Faktoren zurückzuführen ist, ist derzeit Gegenstand der Forschung.
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4. Kurz-, Mittel-, und Langzeitnebenwirkungsspektrum der Impfungen und Ingredienzen bei
Kindern und Jugendlichen
Nicht jedes Kind hat Kontakt zum Virus, nicht jedes davon infiziert sich, wiederum nur ein
kleiner Teil der infizierten Kinder entwickelt Symptome und diese sind meistens mild [20]. Im
Gegensatz dazu würde eine generelle Impfung eine forcierte iatrogene Auseinandersetzung
mit einem Virusbestandteil bei allen geimpften Kindern bewirken. In der bisher einzigen peer-
reviewed publizierten Studie zu COVID Impfungen bei 12-15-Jährigen traten mehr
Nebenwirkungen (2,9 % vs. 1,9 %) und schwere Nebenwirkungen (0.8% vs. 0.2%) in der
Impfstoffgruppe als in der Placebogruppe auf [21]. .., und der Teilnehmer zog sich aus der
Studie zurück."
Bereits eine einzige schwere Nebenwirkung pro 10.000 Geimpften würden bei 3,4 Million 12-
15-Jährigen in Deutschland 340 schwere Nebenwirkungen bedeuten.
Eine Differenzierung des kurz-, mittel- und langfristigen Nebenwirkungsspektrums der
Impfungen nach Alter, Ethnizität, und Grunderkrankungen steht noch aus.
Die Analyse von sieben Studien bei Erwachsenen in der Altersgruppe 16 bis 55 Jahre ergab,
dass mehr als die Hälfte der Probanden Nebenwirkungen erfahren. Jüngere Teilnehmer haben
nach der 1. Impfung mehr Probleme mit Nebenwirkungen als ältere Teilnehmer. Nach der 2.
Impfung ist das Auftreten von Nebenwirkungen bei den Altersgruppen wieder gleich verteilt
[22][23][24][25][26][27][28].
Viele COVID-19-Impfungen rufen gerade bei jüngeren Menschen vorübergehende akute
Allgemeinreaktionen (Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, z.T. Schüttelfrost) hervor
[29] [30] [21][24]. Vektorimpfstoffe sind aufgrund des Risikos für thrombotische
Komplikationen bisher nicht für Kinder vorgesehen[31]. Sehr selten treten anaphylaktische
Impfreaktionen auf, die möglicherweise durch im Impfstoff enthaltene Zusatzstoffe [32]
verursacht werden. Dabei ist zu bedenken, dass diese Substanzen in zahlreichen anderen
klinisch breit eingesetzten Arzneimitteln sowie in Kosmetika usw. enthalten sind, die allerdings
selten i.m. verabreicht werden.
Bei Erwachsenen rangieren die Zahlen der im Zusammenhang mit der COVID-19 Impfung
gemeldeten Verstorbenen (was noch keinen ursächlichen Zusammenhang belegt) zwischen
1:14.000 (ca. 6000 gemeldete Todesfälle [33] bei ca. 88 Million Geimpften in Europa; Stand 05.
April 2021 [34]) und 1:58.000 [35]. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht immer
noch keine Erwähnung von Tod oder Sterblichkeit im Zusammenhang mit den Impfungen auf
ihrer Webseite zu Nebenwirkungen der Impfungen [36], trotz beträchtlichem Anstieg im
VAERS System. Für Menschen, die sich als Risikokandidaten für schwere COVID-19-
Erkrankungen sehen, ist ein impfbedingtes Todes-Risiko in der Größenordnung von 1:58.000
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nach individuellem ermessen akzeptabel. Für gesunde Kinder und Jugendliche deren Risiko an
COVID-19 zu versterben gegen Null (0.00002%, also weit unter der normalen Sterblichkeit von
1:10.000)[37] geht, ist es schwer verständlich, dass Politiker*innen, und sogar Ärzt*innen die
Impfung als Voraussetzung für die Teilnahme am schulischen und gesellschaftlichen Leben in
Erwägung ziehen [3].
Nachtrag zu Myokarditis: In USA und Kanada ist die Melderate von Myokarditis nach einer
zweiten Dosis des mRNA-Impfstoffs höher als nach der ersten Dosis. Kein Zusammenhang mit
einer früheren SARS-CoV2-Infektion und Myokarditis nach Impfung wurde festgestellt. Die
verfügbaren Daten weisen darauf hin, dass die klinischen Manifestationen der Myokarditis
nach Impfungen in der Regel selbstlimitierend sind und innerhalb kurzer Zeit abklingen. Das
Krankheitsbild ist jedoch atypisch und die mittel- bis langfristige (Monate bis Jahre) Prognose,
einschließlich der Möglichkeit von Persistenz von Gewebeschäden durch Entzündungen, ist
derzeit unsicher, da noch keine ausreichende Nachbeobachtungszeit erfolgt. [38] Vor allem
bei 12-15-jährigen gesunden Jungs nach den 2. mRNA-Impfung ist eine 2,6 bis 6.1 Mal höhere
Rate an Herznebenwirkungen zu verzeichnen als das Risiko, innerhalb 120-Tages einer COVID-
19 hospitalisiert zu werden[39].
5. Immunitätsentwicklung gegen Impfungen
Bei Virus-Vektor-Impfstoffen besteht die Besonderheit, dass neben der gewünschten
Immunität gegen das geimpfte Antigen auch eine Immunantwort gegen das Vektorvirus
entstehen oder bereits vorbestehen kann. Dies kann grundsätzlich Auffrischimpfungen und
Impfungen gegen andere Erkrankungen mit solchen Vektorvirus-Impfstoffen beeinträchtigen
oder unwirksam machen [40]. Da bei Kindern eine Immunisierung mit Vektorimpfstoffen nicht
vorgesehen ist, spielt dieser Aspekt zur Zeit keine Rolle. Hinzu kommt, dass sich der Einfluss
einer Vektorimmunität durch ausreichenden Impfabstand möglicherweise reduzieren lässt.
Die Immunitätsentwicklung scheint bisher bei den Auffrischimpfungen mit den anderen
neuartigen Impfungen, die für die Kinder relevanter sind, wie mRNA Impfstoffen COMIRNATY®
(Biontech/Pfizer) oder mRNA-1273 (Moderna Biotech), keine wesentliche Rolle zu spielen.
6. Einfluss der Impfungen auf das Entstehen von Immun-Escape Mutationen
SARS-CoV-2 ist weltweit verbreitet und infiziert Millionen von Menschen. Dabei kommt es (wie
bei anderen Atemwegsviren auch) ständig zu Mutationen, aus denen im ungünstigen Fall
sogenannte Variants of Concern (VOC) entstehen. Dies sind Virusvarianten, die ansteckender
oder pathogener sind oder der Immunantwort auf eine vorher durchgemachte Infektion oder
Impfung ausweichen können [41–43]. Es ist bisher weder für Erwachsene noch für Kinder und
Jugendliche geklärt, ob und wenn ja, welche COVID-19 Impfungen die Wahrscheinlichkeit für
Variants of Concern erhöhen oder senken. Es sollte angemerkt werden, dass die Immunität
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durch die Wildtyp-Infektion nicht zu 100% vor weiterer Infektion (mit oder ohne
Virusmutanten) schützt und bzgl. ihrer Wirksamkeitsdauer und Einfluss auf die Schwere der
Erkrankung noch unbekannt ist: es ist bisher selten, aber Menschen können zweimal an COVID-
19 erkranken. Immunreaktionen auf eine frühere Infektion können das Risiko einer erneuten
Ansteckung mit dem Virus für mindestens fünf Monate um 83 % senken [44].
7. Natürliche oder impfbedingte Immunitätsentwicklung
Es gibt bisher keinen klinischen Nachweis, dass die Impfung eine stärkere und nachhaltigere
Immunität hervorruft als die Infektion mit dem Wildvirus. Auch wenn wiederholt ein höherer
Titer neutralisierender Antikörper nach Impfungen gemessen wurde [21], ist es vielleicht viel
ausschlaggebender, dass das Knochenmark von Menschen, die Sars-Cov-2 Infektionen hatten,
ruhende Plasmazellen aufweist, die jederzeit wieder zur Antikörperproduktion aktiviert
werden können [45]. Somit könnte die natürliche Immunität, die mehrere Komponenten des
Virusangreift und auch die Schleimhautimmunität (IgA) einbezieht, breiter und nachhaltiger
sein [46]. Ebenso ist unklar, ob eine natürliche oder durch Impfung erworbene Immunität
durch erneuten Viruskontakt im Sinne einer Boosterung verstärkt bzw. länger
aufrechterhalten wird und ob eventuell eine natürlich erworbene Immunität im Kindesalter
sich flexibler an Virusmutationen anzupassen in der Lage ist. In Israel hatten geimpfte
Erwachsene – mindestens zwei Wochen nach der zweiten Impfung – ein um acht Mal höheres
Risiko mit den Variant of Concern B.1.1.7 oder B.1.351 infiziert zu sein als Nicht-Geimpfte [47],
was allerdings auch an einem aus infektiologischer Sicht risikoreicheren Verhalten der
Geimpften liegen könnte. Es gibt auch Hinweise, dass der vorherige Kontakt mit Coronaviren
zu einem milderen Verlauf einer Sars-COV-2-Infektion führt [48], was möglicherweise auch
einen Beitrag dazu leistet, dass Lehrer*innen und Erzieher*innen nicht überdurchschnittlich
schwer von COVID-19 betroffen sind [49–51].
Gesellschaftsbezogene Aspekte: Wenn die Impfung nicht sinnvoll zum Wohle der Kinder wäre, aber
dennoch bewiesenermaßen kurz- und langfristig sicher wäre, würde dies eine allgemeine
Impfempfehlung der Kinder zum Wohle der Erwachsenen und insbesondere zum Wohle der
Risikogruppen rechtfertigen?
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Abbildung 2: Sieben gesellschaftsbezogenen Faktoren, die bei der Entscheidung zu einer kollektiven
Impfempfehlung für Kinder zu berücksichtigen sind.
8. Rolle der Kinder in der Pandemie:
Die Frage, in welchem Ausmaß SARS-CoV-2-Infektionen bei Kindern durch Übertragung auf
erwachsene Kontaktpersonen mit hohem Risiko für einen komplizierten Verlauf zur
Krankheitslast beitragen, wird kontrovers diskutiert und ist im Blick auf die neuen Mutationen
ggf. auch neu zu bewerten. Zweifelsohne kommen solche Ereignisse vor; ob sie für die
Belegung der Intensivstationen und für die Todesfälle bei Erwachsenen quantitativ relevant
sind, ist nicht bekannt. Grundsätzlich müssen Kinder und Jugendliche unterschieden werden,
nicht zuletzt weil Menschen mit niedrigem Alter und niedrigem BMI deutlich weniger Aerosol
ausscheiden[52]. Mit zunehmendem Alter der Kinder, und vor allem der Adoleszenz, werden
etwas mehr Infizierte festgestellt.. Teenager scheinen anfälliger für eine Infektion zu sein, als
jüngere Kinder, zeigen aber meist nur leichte Symptome. Teenager übertragen die Infektion
auch in größerem Maße als jüngere Kinder, aber in geringerem Maße als Erwachsene. Ein
Grund für die verstärkte Übertragung unter Teenagern könnte sein, dass sie sich in der
Gesellschaft mehr bewegen und oft viele enge Kontakte haben. Die Rolle von Teenagern bei
der Ausbreitung der Infektion muss durch Ausbruchsuntersuchungen und
Infektionsverfolgung weiter eruiert werden.
Lehrer*innen und Erzieher*innen sind, obwohl als Risikogruppe eingestuft, wie oben erwähnt,
nicht überdurchschnittlich schwer von COVID-19 betroffen [49–51]. Mit der ansteckenderen
Variante B.117 werden mehr Übertragungen von Kindern auf Erwachsene beobachtet und
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auch vom RKI berichtet; das Gleiche trifft aber auch auf die Übertragung von Erwachsenen auf
Kinder und von Erwachsenen auf andere Erwachsene zu [6].
Bei einem Schulscreening in Berlin schien bei drei von neun Haushalten mit im Querschnitt
festgestellter Infektion(en) eine Herkunft der Infektion in der Schule möglich. Nach einer
Woche traten in betroffenen Klassen keine schulbedingten Sekundärinfektionen auf; die
Angriffsrate in vernetzten Haushalten lag bei 1%. [53]. Insofern bleibt bzgl. der neuen
Mutanten die Frage noch unbeantwortet, ob Kinder maßgeblich dazu beitragen, dass
erwachsene Menschen im Verlauf einer SARS-CoV-2 Infektion schwer erkranken oder
versterben.
Schulen in Deutschland wurden ab dem 17. März 2021 dazu aufgefordert, Corona-
Selbsttestungen für Schüler*innen im Unterricht durchzuführen. Die obligate (Antigen-
)Testung zweimal pro Woche als Voraussetzung für eine Teilnahme am Präsenzunterricht ist
ein wesentlicher Bestandteil der beschlossenen Änderung des Infektionsschutzgesetzes [54].
Dies findet statt trotz einer diesbezüglich kritischen Stellungnahme pädiatrischer
Fachgesellschaften und Berufsverbände (Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie
DGPI, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin DGKJ, Berufsverband der Kinder-
und Jugendärzte BVKJ, Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene DGKH) [55] und obwohl
das auf Testpackungen zu lesen ist, dass man sich ohne Symptome nicht nutzen sollte da die
Prä-Prävalenz zu gering ist und die Falsch-Positivrate eventuell zu hoch. Die fachgerechte
Durchführung bleibt fraglich und es fehlen Untersuchungen zu den psychologischen und
physiologischen (Nasenschleimhaut) Folgen einer häufigen Testung. Die Sensitivität solcher
Antigenteste für den Nachweis von SARS CoV-2 bei asymptomatischen Kindern verschiedener
Altersgruppen ist nicht systematisch untersucht, sie liegt jedoch sicher deutlich unter der
rtPCR-basierter Nachweisverfahren und es gibt zusätzlich zu den falsch negativen auch falsch
positive Testergebnisse [56]. Trotz dieser Unsicherheiten gabe es nach einer Vervielfachung
des Testaufkommens in KW7-12 2021 [57] einen Zusammenhang zwischen der Testfrequenz
in Schulen und Kindertagesstätten und der altersspezifischen Melderate für (durch rtPCR
bestätigte) SARS-CoV-2 Nachweise. Die resultierenden „hohen Nachweisraten“ bei Kindern
tragen im öffentlichen Diskurs dazu bei, dass Kindern und Jugendlichen eine „treibende“ Rolle
bei der Pandemie zugeschrieben wird. Auf Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre fallen bis zur
Kalenderwoche 16 in 2021 (lt. RKI) 162.549 von 1.516.070 gemeldeten Infektionen (10,7%:
verteilt auf 3,8% der 10-14-Jährigen, 3,8% der 5-9-Jährigen und 3,1% der 0-4-Jährigen) [6]. Seit
Ende Juni 2021 werden überwiegend Fälle im Alter von 11-14 Jahren (6-10 Jahre: 24 %; 11-14
Jahre: 37 %; 15-20 Jahre: 26 %) in Schulausbrüchen übermittelt [58].Seroprävalenzstudien
deuten darauf hin, dass ein erheblicher Teil aller SARS-CoV-2 Infektionen bei Kindern (und auch
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bei Erwachsenen) asymptomatisch oder nur milde symptomatisch verläuft. Eine Studie des
Helmholtz Zentrums München kommt zu dem Ergebnis, dass während der zweiten Corona-
Welle drei- bis viermal mehr Kinder in Bayern mit SARS-CoV-2 infiziert waren, als über PCR-
Tests gemeldet. Zudem wiesen am Ende der zweiten Welle etwa achtmal mehr Kinder
Antikörper gegen das Coronavirus auf als am Ende der ersten Welle [59][60].
Es ist inzwischen mehrfach gezeigt worden, dass junge Kinder zwar deutlich weniger als
Erwachsene an der Virustransmission beteiligt sind, dass sie jedoch vermutlich einen
altersabhängigen Beitrag zur Verteilung des Virus leisten – was Schulschließungen allerdings
nicht rechtfertigt [61]. Andererseits ergab eine Studie an 300.000 Haushalten, dass je
kinderreicher eine Familie war, desto seltener schwere COVID-19 Erkrankungen bei den
Erwachsenen auftraten [62]. (Diese Studie könnte leicht anhand von Sekundärdaten der
Krankenversicherungen in vielen Ländern wiederholt werden.)
9. Impfstoffspezifische Reduktion der Transmission
„Es besteht erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der Auswirkungen von Impfungen bei Kindern
und Jugendlichen auf die Übertragung von Gleichaltrigen und auf die Übertragung in der
breiteren (hochgeimpften) Bevölkerung. Die Schätzungen der Modellierung variieren
erheblich, und der Ausschuss ist der Ansicht, dass Auswirkungen der Impfungen auf die
Übertragung relativ gering sind Angesichts der geringeren Wirksamkeit des Impfstoffs gegen
eine Infektion mit der Delta-Variante."[38] Auch das Modell der STIKO ist nicht valide, nicht
peer-review publiziert, und weder hinsichtlich Daten noch Modell nachprüfbar da nicht
öffentlich freigegeben wie es bei einem Modell mit so viel Konsequenzen für die
Bevölkerungen zwingend notwendig wäre[63]. Nach heutigem Verständnis ist das Risiko einer
(Re)infektion in den ersten Monaten (länger wissen wir es noch kaum) nach vollständiger
Impfung kleiner als ohne Impfung und vollständig Geimpfte tragen weniger zur Verbreitung
des Virus bei [64][65]. Allerdings gab es beträchtliche Ausbrüche bei denen Geimpfte
Überträger waren[66]. Wissenschaftler, die einen großen COVID-19-Ausbruch in
Massachusetts untersuchten, kamen zu dem Schluss, dass geimpfte Personen, die an so
genannten Durchbruchsinfektionen erkrankten, etwa die gleiche Menge des Coronavirus in
sich trugen wie diejenigen, die nicht geimpft worden waren [66]. Eine Studie aus Vietnam zeigt
so hohe Viruslasten bei Geimpften, dass auch aus diesem Grunde ethisch fraglich wird,
Geimpfte anders als Ungeimpfte zu behandeln [67]. Daher wird in Teilen der USA, in denen die
Delta-Variante zu einem Anstieg der Infektionen führt, wieder empfohlen, in Innenräumen
Masken zu tragen [68]. Wie hoch das Transmissionsrisiko bei vollständig geimpften Kindern
ist, ist unbekannt. Der vielfach medialisierte Gedanke, es sei aus Solidaritätsgründen geboten,
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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den Kindern und Jugendlichen die Impfung im Austausch gegen mehr Freiheiten schmackhaft
zu machen, ist grundsätzlich, und erst recht auf dem Hintergrund dieser Daten, nicht haltbar.
Die Gruppe der Menschen, die eine COVID-19 Impfung aus medizinischen Gründen nicht
bekommen dürfen, ist viel kleiner als bei dem Masern-Lebendimpfstoff, der für
immunkompromittierte Menschen gefährlich ist [69]. Bei immunkompromittierten Menschen
sind Morbidität und Mortalität infolge einer SARS-CoV-2 Infektion nach heutigem
Kenntnisstand nicht mit der einer Masern- oder Varizelleninfektion vergleichbar,. Daher
würden nicht die gleichen Argumente wie bei der – nach wie vor in Frage zu stellenden –
indirekten Masern-Impfflicht tragfähig sein.
10. Reduktion von schweren oder tödlichen Fällen bei Erwachsenen durch Impfung der Kinder
Nicht geklärt ist, ob und wenn ja inwiefern und mit welchen Impfstoffen das Impfen von
Kindern zu einem Rückgang von schweren Erkrankungen oder dem Tod von Erwachsenen
führen würde [70][71], zumal das Restrisiko für Risikopatienten für eine schwere Erkrankung
gering ist, wenn sie ggf. mehrere verschiedene Impfungen und ggf. Schutzmaßnahmen
einsetzen [72]. Gefährdete enge Kontaktpersonen nicht zu infizieren wird für viele
verantwortungsbewusste junge Menschen ein starker Motivator sein, sich impfen zu lassen.
Die Risiko-Nutzen-Verhältnisse sollten in solchen Fällen individuell durch eine ärztliche
Beratung analysiert werden, abhängig von sozialer Mobilität, Hintergrundinzidenz,
allgemeinem Gesundheitszustand und Immunstatus der betreffenden Kontaktpersonen –
wenn sich diese nicht selbst wirksam impfen lassen können [73]. Da jedoch eine Ausrottung
von Sars-CoV-2 durch Impfung sehr unwahrscheinlich ist, wird irgendwann praktisch jeder
immer wieder mit dem Virus (und seinen im Laufe der Zeit natürlicherweise entstehenden
genetischen Varianten) in Kontakt kommen, so dass man nicht zum Schutz anderer dazu
gedrängt werden sollte, sich gegen seine Überzeugung zu impfen.
11. Ökologische, ökonomische und soziale Konsequenzen der Impfung
Falls man der Meinung wäre, dass die Impfung aller Kinder weltweit ein essenzieller Beitrag
zur „Herdenimmunität“ sei, sollte berücksichtigt werden, dass man es dann mit ca. 1,9
Milliarden zu impfenden Kindern zu tun hätte, mit allen Konsequenzen hinsichtlich
Impfkontrollen von (in)direkten Impfzwängen, möglichen Auffrischimpfungen etc.. Dies hätte
nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Kosten zur Folge, in Bezug auf Verpackung,
Transport und Kühlung.
12. Einfluss einer Impfung der Kinder auf den Selektionsdruck
Die Immunantwort auf eine SARS-CoV-2 Infektion ist deutlich umfassender als die auf eine
Impfung. Dies gilt bei Kindern auch nach einer asymptomatischen oder milden
symptomatischen Infektion [46]. Theoretisch könnten Impfungen daher die Selektion von
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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Variants of Concern (kritische Varianten) begünstigen. Das Zielantigen der verfügbaren
Impfstoffe ist anfällig für Mutationen (siehe Variants of Concern) so dass in geimpften
Populationen der Selektionsdruck auf mutierte Virusvarianten steigt. Insofern werden
wahrscheinlich in Zukunft immer wieder Anpassungen der Impfstoffe und Auffrischimpfungen
erforderlich sein. Dazu ist nicht klar, ob eine durch nicht-geimpfte Kinder herbeigeführte
Boosterung des Impftiters bei Erwachsenen von Vorteil oder von Nachteil wäre. Es gibt das
Argument, Impfungen würden die Selektion von Variants of Concern maßgeblich reduzieren
dadurch, dass das Virus in einer Bevölkerung mit hoher Durchimpfungsrate weniger
Replikationschancen hat. Dieses Argument ist theoretisch richtig aber fraglich angesichts der
relativ hohen Impfdurchbruchsrate [47, 66, 68]. Dem muss auch entgegensetzt werden, was
wir aus der antimikrobiellen Resistenzforschung gelernt haben: Antibiotika reduzieren zwar
die Replikationsrate mancher Erreger, erhöhen aber bei gewissen Erreger das Auftreten von
Resistenzen.
13. Risiko einer Verschiebung der Erkrankung von der Kindheit auf ein höheres Lebensalter, auch
im Hinblick auf die Unwahrscheinlichkeit, SARS-CoV-2 auszurotten
Nicht alle Menschen sprechen auf eine COVID-19 Impfung an und nicht alle können oder
möchten geimpft werden. SARS-CoV-2 hat neben dem Menschen weitere Reservoire im
Tierreich und ist daher vermutlich nicht auszurotten. Haustiere können von SARS-CoV-2-
positiven Menschen infiziert werden. Sie sind zwar kein quantitativ wichtiges
Erregerreservoir für den Menschen [74] und zu Nerzen und Fledermäusen haben die
wenigsten Menschen direkten Kontakt, jedoch ist eine Übertragung nicht auszuschließen.
Wenn Impfungen die natürliche Auseinandersetzung mit dem Erreger als Kind verhindern
und die Immunität der Impfung irgendwann wieder nachlässt, dann muss sich das inzwischen
älter gewordene Individuum entweder rechtzeitig erneut impfen, in bis hin zu jährlichen
Abständen – oder sich dem Erreger aussetzen in einem höheren, und damit risikoreicheren
Alter. Dieses Argument hält auch dann Stand, wenn die natürliche Immunität nicht
dauerhafter ist als die impfbedingte Immunität, weil Reinfektionen auf dem Hintergrund
einer in der Kindheit erworbenen natürlichen Immunität milder sein könnten. Es ist nicht
unwahrscheindlich, dass eine natürliche Ansteckung im Kindesalter mit einer bestimmten
Virusvariante, z.B. B.1.117, auch ausreichend/nützlich wäre, wenn es später neue Varianten
gäbe, gegen die auch die aktuellen Impfungen nicht helfen.
14. Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Für die Impfung könnte sprechen, dass eine Immunität den Kindern und Jugendlichen wieder
freien Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen und auch zu vielen anderen Förderangeboten
außerhalb solcher Einrichtungen bieten könnte. Dies fällt sehr stark ins Gewicht, weil Kinder
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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durch die fehlende oder eingeschränkte Teilhabe in viel stärkerem Ausmaß beeinträchtigt und
benachteiligt werden als Erwachsene. Im engen Kontakt zu Kindern gibt es (faktisch extrem
selten) zudem Menschen, die nicht geimpft werden können, weil sie keine ausreichende
Immunantwort auf die Impfung ausbilden können. Dies war eines der zentralen Argumente für
die indirekte Masernimpfpflicht in Deutschland. Nachdem die COVID-Impfung keine sterile
Immunität gewährleistet, gibt es für Menschen, die nicht geimpft werden können durch die
Impfung von Kindern keine Sicherheit. Die Sicherheit für diese Menschen entsteht leider vor
allem durch die konsequente Einhaltung geeigneter Hygienemaßnahmen.
Angesichts der oben angeführten Fragen erstaunt, dass dieses Argument in der öffentlichen
Diskussion ernsthaft angeführt wird und sich dabei zu einer normativen Kraft des Faktischen
zu entwickeln scheint. Dies umso mehr, als es doch nur dann in Erwägung gezogen werden
könnte, sollten Kinder und Jugendliche in einer Welt, in der die meisten Erwachsenen
durchgeimpft sind, überhaupt eine ernsthafte Gefahr darstellen, was mit großer Sicherheit in
Deutschland gegenwärtig nicht der Fall ist.
2
Schlussfolgerungen und Diskussion:
Vorläufige Schlussfolgerung zu den kinderbezogenen Aspekten (wäre eine COVID-19-Impfung
grundsätzlich zum Wohle der Kinder?): Während es wahrscheinlich ist, dass Impfstoffe auch bei
Kindern zu einer Immunität gegen COVID-19 führen, ist das Risiko-Nutzen-Verhältnis bisher noch
unklar. Es wurde von den Autor*innen der Registrierungsstudie [21] als „akzeptabel“ eingestuft, ohne
dass definiert wurde, was dies bedeutet. Die gravierenden kurz- und langfristigen Belastungen und
Schäden, denen Kinder durch eine unterbrochene Teilhabe an Gemeinschaftseinrichtungen und
Veranstaltungen (Kultur, Sport usw.) ausgesetzt sind, wird von den Autor*innen als ein zentrales
Argument für die Impfung instrumentalisiert [21]. Das individuelle Risiko einer schweren COVID-19
oder eines PIMS ist bei Kindern sehr gering, während bisher die Sicherheit einer allgemeinen SARS-
CoV-2 Impfung bei Kindern bis zum Alter von 12 Jahren (von denen es ca. 750.000 pro Jahrgang in
Deutschland gibt) noch nicht und im Alter von 12 bis 15 Jahren und 16 bis 25 Jahren nur anhand sehr
begrenzter Daten aus Zulassungsstudien beschrieben werden kann [21]. Einfache Analogieschlüsse
von Populationen geimpfter Erwachsener sind nicht zulässig.
Sicherlich gibt es in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen Menschen mit einem erhöhten
Risiko für einen komplizierten Verlauf der SARS CoV-2 Infektion, bei denen eine Risiko-Nutzen-
2
Die normative Kraft des Faktischen ist eine auf Georg Jellinek zurückgehende Wendung, die den
Geltungsgrund des Rechts nicht in der Vernunft, sondern in den tatsächlichen Gewohnheiten des geschichtlich-
sozialen Lebens sieht [75]. An dieser Stelle können wir uns fragen: wollen wir uns anstrengen, vernünftige und
evidenzbasierte Entscheidungen für und mit Kindern und Jugendlichen zu fällen oder einer medial verstärkten
„normativen Kraft des Faktischen“ kritiklos folgen?
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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Abwägung für eine Indikationsimpfung spricht (siehe Influenza). Das betrifft aber nicht die gesunden
unter ihnen und nur einen sehr geringen Teil derjenigen mit chronischen Erkrankungen (so konnte für
Kinder und Jugendliche mit Asthma oder Typ 1 Diabetes kein erhöhtes Risiko nachgewiesen werden).
Dabei kommt der individualmedizinische Nutzen des einzelnen Kindes zum Tragen [2] und nicht der
gesamtgesellschaftliche Aspekt im Kontext der Pandemieeindämmung. Auch wenn die COVID-19
Impfungen mit der Zeit womöglich verträglicher werden, müssen schwerwiegende Argumente
vorliegen, um die natürlich erworbene, breit gegen verschiedene Erregerantigene gerichtete
Immunitätskompetenz durch eine ggf. regelmäßig zu erneuernde Impfung zu ersetzen. Es ist trotz
erster Zulassungen durch die FDA und die EMA unklar, ob gesunde Kinder oder Jugendliche nachhaltig
von einer COVID-19-Impfung profitieren. Hingegen gibt es viele Bedenken gegen eine solche
Iallgemeine Impfempfehlung.
Vorläufige Schlussfolgerung zu den gesellschaftsbezogenen Aspekten (Ob die COVID-19-Impfung von
Kindern zum Wohle der Gemeinschaft, unabhängig vom (oder sogar gegen das) Wohl der Kinder,
empfohlen werden kann?): Es gibt keine Nachweise, dass eine Impfung bei Kindern erforderlich oder
überhaupt wirksam wäre, um die nach Impfungen und Selbstschutzmaßnahmen noch gefährdete,
erwachsene Bevölkerung zu schützen oder eine „Herdenimmunität“ zu erreichen. In Israel ging die
Todesrate in Zusammenhang mit COVID-19 im Frühjahr 2021 auf unter eine Person pro Tag zurück
[76], ohne Impfung von Kindern und Jugendlichen – brauchen wir also überhaupt eine Impfung der
Kinder und Jugendlichen?
Das Argument, dass sich in Deutschland nicht genug Erwachsene impfen werden, um eine
„Herdenimmunität“ zu erreichen, ist weder belegt (Annahme aus Umfragen) noch ethisch hinreichend,
um das Impf-Risiko auf die Kinder und Jugendliche zu verlagern [77]. Es ist bisher nicht bekannt, wie
gut und wie lange die Impfungen bei Erwachsenen oder Kindern und Jugendlichen wirken. Bei der
Verwendung des Begriffes „Herdenimmunität“ wird oft übersehen, dass sie in Bezug auf COVID-19
vermutlich nicht erreichbar ist [78], weil sich erstens nicht alle werden impfen lassen, zweitens die
Impfung nicht 100% wirksam ist und keine komplett sterilisierende Immunität vermittelt und weil
drittens das Virus mutiert und sich in Tieren vermehren kann. Deshalb stellt sich die Frage, auf welcher
Basis hier „Herdenimmunität“ errechnet und definiert wird. Hierzu macht auch die WHO mit ihrer vor
wenigen Monaten erfolgten, politisch motivierten Einschränkung des Begriffes „Herdenimmunität“
auf Impfungen keine klaren Angaben [79].
Wer das Argument der „Herdenimmunität“ verwenden möchte, möge daran denken, dass durch eine
vorwiegend fremdnützige Konfrontation eines Kindes mit einer a) schmerzhaften und von möglichen
Impfreaktionen begleiteten und b) in ihrer wahren Komplikationsrate nicht evaluierten medizinischen
Maßnahme elementare Kinder- und Menschenrechte verletzt werden könnten. Denn hier wird ein
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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Mensch, der noch nicht rechtlich einwilligungsfähig ist, einer fremdnützigen und für ihn potenziell
schädlichen Maßnahme unterzogen.
Es bleibt das Argument, dass sich Kinder und Jugendliche dringend bald wieder ganz frei bewegen
dürfen sollen. Es lässt sich fragen, ob Erwachsene ein Recht haben, Kinder mit potenziell
psychotoxischen Pandemiemaßnahmen dem Risiko langfristiger Schäden auszusetzen [80], vor allem
seitdem sie (die Erwachsenen) sich durch angemessene Hygienemaßnahmen und durch die Impfung
schützen können. In einer alternden Gesellschaft wie der deutschen sind inzwischen ca. 80 % der
Bevölkerung über 14 Jahre alt. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung das Erzwingen einer – ohnehin nie
ganz zu erreichenden – „Herdenimmunität“ herbeiführen möchte, dann kann und muss der Dialog
unter den Betroffenen, d.h. den 16 bis 100-Jährigen geführt werden. Kinder können sich auch natürlich
gegen SARS-CoV-2 immunisieren und sollten es vielleicht auch, solange nicht bewiesen ist, dass eine
impferzeugte Spike-Protein-Immunität langfristig und in Bezug auf Mutanten besser ist als eine
natürliche Immunität. Für die fast 2 Milliarden Kinder und Jugendlichen weltweit bedürfen diese
Aspekte gründlicher, an die jeweiligen Länderverhältnisse angepasster Überlegungen. In Israel
zeichnet sich ab, dass eine weitgehende Unterbrechung der Infektionsketten bei COVID-19 ohne die
Impfung von Kindern und Jugendlichen und mit einem weit unter 80% liegenden Anteil Geimpfter in
der Bevölkerung möglich ist.
Wir fanden 14 Aspekte, die vor einer allgemeinen SARS-CoV-2 Impfempfehlung für Kinder zu
berücksichtigen sind. Eine Literaturrecherche ergab, dass es bisher nur eine Publikation gibt, die sich
zu einer ähnlichen Frage äußert, und zwar zur COVID-19 Impfpflicht im schulischen Kontext. Diese
Autoren listen neun Kriterien auf: vier impfbezogene Kriterien (Sicherheit und Verträglichkeit,
Effektivität bzgl. Immunogenität und populationsbasierte Prävention, Kosteneffektivität, Erhöhung der
Sicherheit im gegebenen Rahmen) zwei krankheitsbezogene Kriterien (Verringerung der
Mortalität/Morbidität, Verringerung der Transmission) und drei implementationsbezogene Kriterien
(Annehmbarkeit für die medizinische Gemeinschaft und die Gesellschaft, Verwaltungsaufwand für
Verteilung und Tracking, Adhärenzaufwand für Impfende und Geimpfte) [81]. Die 14 in der
vorliegenden Publikation aufgezählten Aspekte beziehen sich auf Empfehlbarkeit und nicht auf
Verpflichtbarkeit, und sind vor allem medizinisch-ethischer Natur und weniger politisch oder kosten-
und verwaltungsbezogen.
Meinungsumfragen zum jetzigen Zeitpunkt zeigen, dass viele Eltern bereits jetzt sehr feste
Vorstellungen darüber haben, ob sie ihr Kind gegen COVID-19 impfen lassen möchten oder nicht. Was
beide Pole eint ist die Sorge um ihre Kinder. Die Schaffung von sicheren und vertrauenswürdigen,
Matched-Pair-Langzeitregistern könnte beiden Gruppen von Eltern das Gefühl geben, zu mehr
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
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Gesundheit und Wissen beizutragen, indem diese regelmäßig Daten eingeben und auf
Gesundheitsbefragungen antworten, unabhängig davon, ob sie ihre Kinder impfen lassen oder nicht.
Wegen der ungeklärten Sicherheitsfragen bei Corona-Impfstoffen ist ein Off-Label-Use mit
schwerwiegenden Haftungsrisiken für Ärzt*innen verbunden. Bei fehlender Zulassung für bestimmte
Altersgruppen und geringem Risiko der Kinder sollten alle Kinder- und Jugendärzt*innen sich darüber
im Klaren sein, dass diese Impfstoffe nicht ohne stichhaltige Begründung zu empfehlen sind. Impfende
Ärzt*innen haben ein zeitlich unbegrenztes Haftungsrisiko, wenn sie außerhalb der Zulassung und
ohne eine nationale Impfempfehlung mit einem, in seiner Sicherheit und Wirksamkeit langfristig
ungeprüften, Impfstoff Kinder impfen.
Selbstverständlich befürworten die Autoren risikogruppenbezogene Forschung und, bei
zufriedenstellenden Ergebnissen, Indikationsstellungen der Impfung für Kinder mit besonderen Risiken
wie dies z.B. möglicherweise für Kinder mit Down-Syndrom oder Kinder aufgrund schwerwiegender
neurologischer Grunderkrankungen gilt [2]. Allerdings ist auch hier nicht klar, ob auch Kinder und nicht
nur Erwachsene mit Down-Syndrom ein höheres Risiko für schwere COVID-19 Erkrankungen haben
und wie sie die Impfungen vertragen. Es ist noch unklar, welche Kinder und Jugendlichen wirklich
gefährdet sind. Asthma [82][83] und Typ-1-Diabetes [84] scheinen keinen signifikanten Risikofaktoren
darzustellen. Kinder, die immunsuppressive Medikamente erhalten, zeigen ähnliche klinische
Symptome und Ergebnisse wie die pädiatrische Allgemeinbevölkerung, was darauf hindeutet, dass
immunsuppressive Erhaltungstherapien bei Verdacht oder bestätigter SARS-CoV-2-Infektion nicht
unterbrochen werden sollten [85].
Die verantwortungsvolle Entwicklung wirksamer Impfstoffe ist ein wichtiger Baustein internationaler
Strategien gegen Epidemien oder Pandemien. Derartige Impfstoffe sollten weltweit Menschen, die sich
damit schützen wollen, zugänglich sein. Die Indikationsstellung für Reiseimpfungen wird von den
Verhältnissen in den jeweiligen Ländern abhängen. Man möge sich jedoch vorstellen, welche
Sicherheitsstandards und welche Stichprobengröße eine Zulassungsstudie für eine COVID-19 Impfung
für Kinder erfüllen müsste, die nachweisen soll, dass die Impfung weniger Nebenwirkungen hat als eine
Erkrankung mit einer Mortalität von 0,0001% (bisher ein von ca. 2 Millionen infizierten Kindern und
Jugendlichen in Deutschland sicher an COVID-19 gestorben) und einer schweren Komplikationsrate
von 0,01 %.
Eine Eindämmung der Pandemie und ein Schutz gefährdeter Erwachsener ist auch ohne die Impfung
von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren hinreichend erreichbar. Angesichts der offenen
Sicherheits- und Nutzen/Risikoverhältnisse erscheint es zum jetzigen Zeitpunkt aus wissenschaftlicher
und ethischer Sicht falsch, davon auszugehen, dass Kinder und Jugendliche selbstverständlich gegen
COVID-19 Impfung für Kinder und Jugendliche? Vierzehn Argumente für einen rationalen Weg in Deutschland
Seite 20 von 26
SARS-CoV-2 geimpft werden sollten, oder dass der Zugang zum schulischen oder gesellschaftlichen
Leben vom Impfstatus abhängig gemacht werden sollte.
Möge diese Publikation einen Beitrag dazu leisten, der „normativen Kraft des Faktischen“ mit der
differenzierenden, kontextualisierenden und individualisierenden Kraft der Vernunft zu begegnen.
Interessenskonflikte: Keine.
Förderung und Finanzierung: Keine.
Danksagung: Die Autoren danken Prof. Dr. med. Johannes, Hübner, 1. Vorstand der Deutschen
Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V. (DGPI), PD Dr. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der
Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Dr. med. Till Reckert,
Stellvertretender baden-württembergischer Landesverbandsvorsitzender und Landespressesprecher
des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Georg Soldner, Stellvertretender Leiter,
medizinische Sektion am Goetheanum, Prof. Dr. med Dipl. Inf (FH) Ekkehart Jenetzky, Arzt,
Informatiker und Statistiker, Dr. med. Julia Martin, Co-Leiterin der Tübinger Corona Fieberambulanz
und Dozentin an der Universität Tübingen, Dr. med. Paul Werthmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter,
Universität Freiburg und Prof. Dr. med. Olaf Dekkers, Universität Leiden, und zwei anonyme Reviewer
der Monatsschrift Kinderheilkunde für die wertvolle Bearbeitung dieses Manuskriptes
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