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Meinungsfreiheit an der UniversitätFreedom of Expression at the University: Unschärfen und Strohmänner (Antwort auf Lars Meier)Inaccuracies and Straw Men (Response to Lars Meier)

Authors:

Abstract

Zusammenfassung In unserer Antwort gehen wir auf einige Kritikpunkte an unserer Studie „Is Free Speech in Danger on University Campus?“ ein, die uns wiederholt und in ähnlicher Form in Diskussionen begegnen. Diese betreffen unsere Fallauswahl, unser Verständnis und unsere Operationalisierung von Toleranz und Meinungsfreiheit sowie nicht zuletzt unsere „Positionalität“. Wie wir darlegen, beruht diese Kritik vornehmlich auf einer verzerrten Rezeption unserer Befunde und auf uns zugeschriebenen Argumentationen, die wir nicht getätigt haben. Wir bekräftigen noch einmal die Relevanz, sich sozialwissenschaftlich mit der Frage nach der Meinungsfreiheit an der Universität auseinanderzusetzen.
BERICHTE UND DISKUSSIONEN
https://doi.org/10.1007/s11577-021-00758-8
Köln Z Soziol (2021) 73:137–146
Meinungsfreiheit an der Universität
Unschärfen und Strohmänner (Antwort auf Lars Meier)
Richard Traunmüller · Matthias Revers
Eingegangen: 24. Februar 2021 / Angenommen: 26. Februar 2021 / Online publiziert: 4. Mai 2021
© Der/die Autor(en) 2021
Zusammenfassung In unserer Antwort gehen wir auf einige Kritikpunkte an un-
serer Studie „Is Free Speech in Danger on University Campus?“ ein, die uns wie-
derholt und in ähnlicher Form in Diskussionen begegnen. Diese betreffen unsere
Fallauswahl, unser Verständnis und unsere Operationalisierung von Toleranz und
Meinungsfreiheit sowie nicht zuletzt unsere „Positionalität“. Wie wir darlegen, be-
ruht diese Kritik vornehmlich auf einer verzerrten Rezeption unserer Befunde und
auf uns zugeschriebenen Argumentationen, die wir nicht getätigt haben. Wir bekräf-
tigen noch einmal die Relevanz, sich sozialwissenschaftlich mit der Frage nach der
Meinungsfreiheit an der Universität auseinanderzusetzen.
Schlüsselwörter Cancel Culture · Meinungsfreiheit · Wissenschaftsfreiheit ·
Toleranz · Hochschulen
R. Traunmüller ()
School of Social Sciences, Chair of Political Science and Empirical Democracy Research, University
of Mannheim, Building A
68159 Mannheim, Deutschland
E-Mail: traunmueller@uni-mannheim.de
M. Revers
School of Media and Communication, University of Leeds
Leeds, LS2 9JT, Großbritannien
E-Mail: m.revers@leeds.ac.uk
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138 R. Traunmüller, M. Revers
Freedom of Expression at the University
Inaccuracies and Straw Men (Response to Lars Meier)
Abstract In our response, we address criticisms of our study “Is Free Speech in
Danger on University Campus?” that we encounter repeatedly and in similar form
in discussions. These concern our case selection, our understanding and operational-
ization of tolerance and free speech, and, not least, our “positionality.” As we argue,
these criticisms are based on a distorted reception of our findings and on arguments
attributed to us that we have not made. We reiterate the relevance of addressing the
question of freedom of expression at the university from a social science perspective.
Keywords Cancel culture · Free speech · Academic freedom · Tolerance · Higher
education
Die Unschärfe ist eine Form der Ungenauigkeit, Unbestimmtheit oder Unge-
wissheit bei der Abbildung bzw. Wiedergabe eines Objekts oder Sachverhalts
(de.wikipedia.org).
Als wir unseren Artikel „Is Free Speech in Danger on University Campus?“
Ende letzten Jahres unter der Rubrik „Berichte und Diskussionen“ in der Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie veröffentlichten (Revers und Traun-
müller 2020), wollten wir zu einer sozialwissenschaftlichen Diskussion zum Thema
Meinungsfreiheit an deutschen Universitäten anregen. Bei aller Bescheidenheit ha-
ben wir den Eindruck, dass uns dies gelungen sein könnte. Wir begrüßen daher die
Replik von Lars Meier auf unsere Studie. Insbesondere möchten wir den Heraus-
gebern der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie danken, dass sie
die Replik drucken und auch uns die Gelegenheit für eine Antwort einräumen. Wir
werden uns hier weitgehend auf die inhaltlichen Kritikpunkte konzentrieren, die
uns wiederholt und in ähnlicher Form in Diskussionen begegnen. Umso lohnender
scheint es uns, sie hier ausführlich zu adressieren.
1 Frankfurt als „most likely case“
Zunächst zur Fallauswahl der Frankfurter Gesellschaftswissenschaften: Dass es dort
eine Mehrheit politisch sehr linker Studierender gibt und dass die Tradition der
Frankfurter Schule die Wahl ihres Studienortes und ihr Denken maßgeblich beein-
flusst, mag ein intuitives Auswahlkriterium sein. Nur wer möchte es bestreiten? Die
von Lars Meier eingeforderte objektive Evidenz und Überzeugungsarbeit wäre doch
dann am notwendigsten, wenn es in dieser Frage auch tatsächlicher Überzeugungs-
arbeit bedürfte. Lars Meier selbst scheinen wir zumindest nicht davon überzeugen zu
müssen, denn für ihn ist, wie er selbst schreibt, die „Vermeidung von Diskriminie-
rungen ... auch ein Teil des Lernprozesses im Rahmen von sozialwissenschaftlichen
Studiengängen“. Studierende sollen lernen, „Diskriminierungsformen zu erkennen,
ihre Wurzeln und Ausdrücke zu begreifen und das eigene, auch sprachliche Verhalten
entsprechend zu reflektieren und anzupassen.“ Ebenso seien die „Lehrenden an der
Goethe-Universität ... dafür zu beglückwünschen, dass sie diese Lernprozesse forcie-
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Meinungsfreiheit an der Universität 139
ren“. Wenn für Lars Meier der Kampf gegen Diskriminierung Teil des universitären
Telos ist (vgl. Haidt 2016)1und er es am Frankfurter Fachbereich für vorbildlich
verwirklicht sieht, dann sei ihm das unbenommen. Nur kann er uns dann nicht vor-
werfen, dass wir am Frankfurter Fachbereich, an dem er als Soziologieprofessor
wirkt, aktivistische Impulse vermuten, die sich aus einem bestimmten Verständnis
von Sozialwissenschaft speisen („... es kommt darauf an sie zu verändern.“) und die
in ihrer Konsequenz in Sprachregulierung münden.
Uns scheint die Kritik an unser Fallauswahl aber auch insofern ungewichtig,
als sich a) unsere Annahme dann ja in den Befunden bestätigt und sie b) für den
Schluss, den wir aus unserem Most-likely-case-Design ziehen, eine bestenfalls un-
tergeordnete Rolle spielt. Wie wir berichten, liegt der Medianwert der Links-Rechts-
Selbsteinstufung bei den von uns befragten Studierenden bei 3 (auf einer Skala von 0
– sehr links bis 10 – sehr rechts). Von den Studierenden, die bei der letzten Bun-
destagswahl gewählt hatten, stimmten 38% für Die Linke, 24 % für Grüne, 16 % für
SPD, jeweils 8% für CDU/CSU und FDP und 2% für die AfD (der Rest wählte eine
andere Partei). Lars Meiers Vorschlag, einen Blick in das Vorlesungsverzeichnis zu
werfen, um mehr darüber zu erfahren, welche Inhalte den Studierenden vermittelt
werden, halten wir für eine sehr gute Idee, die wir in unserer weiteren Forschung
gerne berücksichtigen werden.
Die Logik des Most-likely-case-Designs war darauf ausgelegt, die These zu wi-
derlegen, dass es so etwas wie eine Einschränkung von Meinungsfreiheit (im so-
ziologischen Sinne, dazu mehr unten) gibt. Das ist uns nicht gelungen. Mit anderen
Worten: Wenn Lars Meier Recht hat und die Frankfurter Gesellschaftswissenschaften
eigentlich gar keinen most likely case darstellen und wir die Nullhypothese trotzdem
nicht verwerfen können – dann sind wir sogar noch weniger geneigt, sie beiseite-
zulegen, sondern ganz im Gegenteil, noch motivierter, unsere Forschung in anderen
Kontexten fortzusetzen. Denn auch in dieser Sache waren wir in unserem Beitrag
unmissverständlich: „wir können nicht viel über die Prävalenz von Intoleranz und
ideologischem Konformitätsdruck an anderen Fachbereichen der Frankfurter Uni-
versität (z. B. Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaften oder Naturwissen-
schaften) sagen oder darüber, inwieweit sich unsere Ergebnisse auf andere Universi-
tätskontexte in Deutschland verallgemeinern lassen“ (Revers und Traunmüller 2020,
S. 492, unsere Übersetzung). Wie Lars Meier dennoch zu der Frage kommt, ob wir
nur über den Fachbereich Gesellschaftswissenschaften oder die Frankfurter Uni als
Ganzes sprechen und warum er uns hier „schwerwiegende methodische Unklarheit“
vorwirft, lässt uns ratlos zurück.
Zuletzt sei uns noch eine kurze Zwischenbemerkung erlaubt, die man als Posi-
tionierung lesen mag oder auch nicht. Obwohl die beiden Autoren voll und ganz
hinter ihrem Beitrag stehen, hindert das Traunmüller nicht im Geringsten daran, mit
1Niemand will an der Universität Diskriminierung gutheißen. Und natürlich haben sozialwissenschaft-
liche Studiengänge neben einem wissenschaftlichen auch einen staatsbürgerlichen Bildungsauftrag. Wir
selbst haben geschrieben: „Hochschulen sind auch für die politische Bildung der Studierenden verantwort-
lich. Die Studierenden müssen lernen, sich fundierte Meinungen zu bilden und diese in offenen Debatten
mit sachlichen Argumenten zu verteidigen“ (Revers und Traunmüller 2020, S. 471, unsere Übersetzung).
Problematisch wird es allerdings dann, wenn vermeintlich emanzipatorische Impulse mit dem primären
Telos der Universität – der Wahrheitsfindung – in Konflikt geraten und diesen korrumpieren.
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vielen Frankfurter Kolleginnen und Kollegen in einer ganzen Anzahl an hochdo-
tierten Forschungsprojekten (Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt,
NORFACE-Verbundprojekt RUDE, Exzellenzinitiative ConTrust sowie DFG-For-
schergruppe FOR 5173 RISS) freundschaftlich-kollegial und äußerst produktiv zu-
sammenzuarbeiten – auch oder gerade mit solchen, die sich selbst dezidiert in der
Frankfurter Forschungstradition verorten würden und/oder deren epistemologischen
und politischen Ansichten wir nicht teilen. Was wir damit sagen wollen: Der Ver-
such, anhand unseres Beitrags oder unserer Fallauswahl, verschleierte Interessen
und politische Absichten aufzudecken oder gar eine Art Freund-Feind-Bestimmung
vorzunehmen, mag seinen Reiz haben. Allein, wir befürchten, er wird ins Leere
laufen.
2 Was bedeutet Meinungsfreiheit?
Der Aufsatz von Revers/Traunmüller unterliegt einem großen Irrtum. Denn die-
ser geht davon aus, dass das Recht auf Meinungsfreiheit quasi grenzenlos ist
und auch das Recht umfasst, andere zu diskriminieren.
Uns ist unverständlich, wie Lars Meier zu diesem Schluss kommt. Weder wir
noch irgendjemand hat jemals den Standpunkt vertreten, dass Meinungsfreiheit kei-
nerlei Grenzen kenne. Selbst vehementeste Vertreter eines „free speech absolutism“
erkennen an, dass es gewisse Einschränkungen geben muss („... falsely shouting
fire in a theatre and causing a panic“). Es handelt sich demnach um ein reines
Strohmann-Argument. Die Leichtigkeit, mit der Lars Meier selbst über komplexe
normative Fragen hinwegfegt und mit welcher Selbstverständlichkeit er dabei etwa
den Wert der Freiheit anderen Werten unterordnet, ist bemerkenswert, sei ihm aber
ebenfalls unbenommen.
Auffallend an Meiers Replik ist aber vor allem die legalistische Engführung des
Begriffs der Meinungsfreiheit und damit des kritischen Maßstabs, den er an uns
und unseren Beitrag heranträgt. Davon sind wir weder normativ noch analytisch
überzeugt. Aus normativer Sicht ist es einerseits fraglich, ob man Entscheidungen
über die Grenzen des Sagbaren wirklich in die Hände des Staates oder gar einer
einzelnen staatlichen Behörde, wie der Antidiskriminierungsstelle, legen möchte.
Andererseits scheint es uns durchaus plausibel, die Grenzen der Meinungsfreiheit
im Universitätskontext sogar noch enger zu ziehen, als der gesetzliche Rahmen es
erlauben würde. Das maßgebliche Kriterium scheint uns dabei durch das von uns
präferierte, primäre universitäre Telos – Suche nach Wahrheit – vorgegeben.
Das legalistische Verständnis von Meinungsfreiheit als Grundrecht überzeugt uns
aber vor allem soziologisch nicht und erscheint uns analytisch völlig unbrauchbar.
Denn dass die Freiheit, seine Meinung zu äußern, nicht primär formal durch den
Staat oder das Recht, sondern vornehmlich durch informelle soziale Normen und
Mechanismen reguliert wird, ist eine klassische sozialwissenschaftliche Einsicht, die
wir Größen unserer Disziplin von Alexis de Tocqueville (1981[1835/1840]) über
Elisabeth Noelle-Neumann (1974) bis Glenn C. Loury (1994) verdanken. Auch ist
Meinungsfreiheit kein binär codiertes Konstrukt, welches entweder voll und ganz
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gegeben („speaker’s corner“, Ausnahme: Beleidigung der Queen) oder völlig abwe-
send (Nordkorea) ist, sondern ein graduelles Phänomen, welches mehr oder weniger
vorliegen kann. Der Grad der Meinungsfreiheit bemisst sich am Ausmaß ihrer Re-
gulierung oder anders ausgedrückt daran, mit wieviel Kosten die freie Meinungsäu-
ßerung belegt oder „besteuert“ ist. Diese Kosten können physischer, ökonomischer
und sozialer Art sein und sind direkt verhaltensrelevant.
Ein dezidiert sozialwissenschaftliches Verständnis von Meinungsfreiheit enttarnt
nicht nur den weitverbreiteten und auch von Lars Meier bemühten Strohmann eines
angeblichen „logischen Paradoxes“ als völlig substanzlos – niemand kann bestreiten,
dass ein Thilo Sarrazin durch seine umstrittenen Äußerungen mit sozialen Kosten,
etwa in Form von Ausladungen und sozialer Ächtung, belegt würde. Diese sozialen
Kosten kann man im Falle von Thilo Sarrazin für angemessen und gerechtfertigt
halten oder auch nicht, aber dass es sie gibt, scheint uns ganz evident.
Wichtiger scheint uns, dass ein solches analytisches Verständnis von Meinungs-
freiheit auch besser dafür sensibilisiert, worin die eigentlichen Risiken und Ge-
fahren ihrer Einschränkung bestehen. Aus der Ökonomie wissen wir, dass bereits
kleine Veränderungen in den Kosten maßgebliche, verhaltensrelevante Folgen ha-
ben können. Anders ausgedrückt: Es geht nicht darum, in alarmistischer Manier vor
Zuständen zu warnen, in denen Angehörigen der Universität das Grundrecht auf
Meinungsfreiheit genommen wird. Das tut auch niemand. Es geht darum, zu ver-
stehen, welche Formen der Sprachregulierung im Universitätskontext vorherrschen,
mit welchen Kosten sie verbunden sind und welche Konsequenzen sie haben.
Um diesen zentralen Punkt zu verdeutlichen: Sprachliche Maßregelungen im Se-
minarraum zielen zwar zunächst auf den „Verursacher“, können aber weitere Kon-
sequenzen für Unbeteiligte haben, die sich in Folge der Sanktionierung einfach gar
nicht mehr zu bestimmten Themen äußern. Ein mit Lärm verhinderter Vortrag, der
zunächst für den Vortragenden selbst mit Kosten verbunden ist, kann in Zukunft
andere davon abhalten, Veranstaltungen zu bestimmten Themen überhaupt noch zu
organisieren. Wie Marie Jahodas Forschung über den McCarthyismus (Jahoda und
Cook 1952) gezeigt hat, reagieren auch Unverdächtige in Situationen erhöhter Kon-
formitätsforderungen mit weiterreichenden selbstauferlegten Verhaltenseinschrän-
kungen. Nicht jeder ist gewillt, sich (öffentlichen) Anfeindungen auszusetzen. Diese
verschiedenen Schattierungen der Einschränkung von Meinungsfreiheit sind zwar
nicht grundrechtlich, aber umso mehr soziologisch relevant. Sie einfach als Kollate-
ralschäden der vermeintlichen Diskriminierungsbekämpfung abzutun, erscheint uns
nicht akzeptabel.
Etwaige Sorgen um und konkrete negative Erfahrungen mit Sprachregulierung
mit dem Hinweis auf lediglich „angenommene Nachteile“ wegzuwischen, wirkt auf
uns arrogant und aus dem Mund von jemandem, der selbst vorgibt, sich gegen
Diskriminierung und für reflektierten Sprachgebrauch im Seminarraum einzusetzen,
inkonsequent. Wir finden es eigenartig, dass Lars Meier mit keinem einzigen Wort
auf unseren zentralsten Befund eingeht: Dass gut ein Drittel der von uns befragten
Studierenden sich in Seminardiskussionen unwohl fühlt, sich zu politischen Themen
zu äußern und ihre ehrliche Meinung zu sagen, und dass dieser Anteil bei Studie-
renden rechts der Mitte (und bei Frauen, nicht aber bei ethnischen Minderheiten)
noch einmal signifikant höher liegt. Warum sollten diese Studierenden benachteiligt
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werden? Wer selbst Artikel 3 des Grundgesetzes bemüht, sollte dies in seiner Gän-
ze tun und anerkennen, dass Absatz 3 auch ganz explizit „politische Anschauung“
beinhaltet.
Weiter gibt Lars Meier eine andere Itemformulierung verkürzt und damit ver-
zerrt wieder – die Studierenden wurden eben gerade nicht, wie von ihm behauptet,
danach gefragt, ob ihre Meinungen kritisiert werden, sondern ob sie für ihre Mei-
nungen persönlich kritisiert werden. Damit fällt auch der nächste Strohmann in sich
zusammen, wir würden Meinungsfreiheit mit dem Recht gleichsetzen, nicht kriti-
siert zu werden. Weder wir noch irgendjemand hat jemals ein solches Argument
formuliert. Dass Meier außerdem in seiner Replik geflissentlich unterschlägt, dass
ebenfalls ein Drittel der befragten Studierenden der Ansicht ist, man solle Bücher
mit kontroversen Inhalten aus der Unibibliothek entfernen, zeugt zumindest von se-
lektiver Rezeption unserer Befunde. Ein „diskursives Ringen um Wahrheiten“ und
ein „Argumentieren auf Grundlage von wissenschaftlichen Studien“ stellen wir uns
jedenfalls anders vor.
Der ganze Versuch, die empirische Erforschung eines Themas, welches gegen-
wärtig international in Medien, Politik und Wissenschaft ernsthaft und kontrovers
diskutiert wird (z. B. Lackey 2018), als direkten Anschluss an ein nicht genehmes
„Narrativ“ zu deuten, ist intellektuell unbefriedigend und zeugt von einem Mangel
an soziologischer Neugier. Meier ignoriert nicht nur geflissentlich, dass die Wahr-
nehmung einer zunehmenden Diskursverengung nicht nur von „rechter“, sondern
auch linksliberaler Seite kommt (z. B. Harper’s Letter 2020), sondern auch, dass wir
unseren Beitrag explizit mit Hinweis auf zwei widerstreitende Positionen motivieren,
die sich beide durch einen Mangel an belastbarer empirischer Evidenz auszeichnen:
jene, die ein restriktives Diskussionsklima an der Universität beklagen und jene,
die dies in Abrede stellen. Dass die von uns vorgelegte Evidenz in ihrer vorläufigen
Form offenbar nicht die von Lars Meier und Teilen der deutschsprachigen Soziologie
präferierte Position begünstigt, können wir leider nicht ändern.
Wie wurde aber in der Studie Meinungsfreiheit überhaupt getestet und verstan-
den?
So, wie es in der empirischen Toleranzforschung und politischen Psychologie seit
nunmehr über 65 Jahren, angefangen mit Samuel Stouffer (1955), mit großem Erfolg
getan wird (s. dazu auch Gibson und Bingham 1982;Gibson1992,2006,2013) und
auch als Standardinstrument Eingang in den General Social Survey gefunden hat.
Wir haben die Stouffer-Methode („fixed group approach“) adaptiert, um Toleranz
gegenüber kontroversen Ideen zu Geschlechtergleichheit, Einwanderung, Islam und
Homosexualität zu messen.2Dabei schreiben wir selbst: „Es sollte also betont wer-
den, dass diese Maße nicht die Toleranz im Allgemeinen erfassen ..., sondern nur
in Bezug auf diese sehr spezifischen Ziele“ (Revers und Traunmüller 2020, S. 481,
2Die vielfach geäußerte Kritik (etwa von Daniel Bischof auf Twitter), die Frageformulierung lasse offen,
ob der Sprecher lediglich dieser Ansicht sei oder ob es sich um den Inhalt der Rede handele, ist nicht
richtig: „There are always some people whose ideas are considered bad or dangerous by other people. For
instance, somebody who thinks that there are biological differences in talents between men and women. If
such a person wanted to make a speech in your university, claiming that there are biological differences in
talents between men and women, should they be allowed to speak or not?“ (unsere Hervorhebung).
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Meinungsfreiheit an der Universität 143
unsere Übersetzung). In ihrer klassischen Kritik an diesem Ansatz schlagen Sullivan
et al. (1979) daher vor, die Befragten selbst auswählen zu lassen, welche Gruppe
sie am stärksten ablehnen, um ihre Toleranz ausschließlich gegenüber dieser „least
liked group“ zu testen. Unsere Vermutung ist, was allerdings zu verifizieren wäre,
dass Studierende hier ganz ähnliche Inhalte gewählt hätten, aber dadurch sicher nicht
toleranter erschienen wären.
Dass sich mit dem Stouffer-Ansatz der politischen Toleranzmessung aber prin-
zipiell unterschiedliche normative Vorstellungen von Meinungsfreiheit operationali-
sieren lassen, zeigt sich einerseits an Mondak und Sanders (2003), die, einem sehr
„amerikanischen“ Verständnis folgend, Befragte nur dann als tolerant bezeichnen,
wenn sie die Redefreiheit ausnahmslos für jede Zielgruppe unterstützen. Anderer-
seits hat jüngst Boch (2020) vorgeschlagen, eine eher „europäische“ Operationa-
lisierung zu verwenden und Zielgruppen mit explizit hasserfüllter Rhetorik von
solchen, die lediglich unpopuläre Ideen vertreten, zu trennen. Dies dürfte auch eine
Operationalisierung von Toleranz und Meinungsfreiheit sein, die stärker Lars Meiers
Vorstellungen entspricht. Es ist daher instruktiv, den Wortlaut der beiden Items, wel-
che Boch (2020) aus dem etablierten Umfrageinstrument des General Social Survey
ausschließt, genauer zu betrachten. Sie lauten: „jemand, der glaubt, dass Schwarze
genetisch minderwertig sind“ und „ein muslimischer Geistlicher, der Hass auf die
Vereinigten Staaten predigt“.
Die von uns verwendeten Items dagegen geben solche hasserfüllten Inhalte
schlicht nicht her. Hier lässt Meier die notwendige Differenzierung vermissen,
und die leichtfertig verwendeten Schlagworte wie „rassistisch“, „antifeministisch“
oder „homophob“ erscheinen uns dafür ebenso symptomatisch, wie sie exempla-
risch für die von uns problematisierte universitäre Diskussionskultur sind. In den
von uns formulierten Items ist nämlich überhaupt nicht von Menschengruppen
die Rede, sondern von Konzepten (also von „Einwanderung“, nicht von „Einwan-
derern“; von „Islam“, nicht von „Muslimen“; von „Homosexualität“, nicht von
„Homosexuellen“). Diese Unterscheidung ist keine bloße Haarspalterei, sondern
ein entscheidendes Kriterium in der philosophischen und rechtswissenschaftlichen
Begründung von sogenannten „Hate-speech“-Gesetzen sowie der darauf beruhenden
europäischen Rechtsprechung (vgl. Garton Ash 2016). Ganz unabhängig davon, wie
manimEinzelnenselbstzudiesenAussagensteht–dasistundwarzukeinem
Zeitpunkt unser Thema –, so sind sie selbstverständlich durch das Grundgesetz
gedeckt und haben mit Diskriminierung nichts zu tun. In der vermutlich größten
politischen Streitfrage des 21. Jahrhunderts darf es mehr als eine, auch eine dezidiert
einwanderungskritische Meinung geben. Man darf angesichts der eklatanten Men-
schenrechtsverletzungen in islamisch geprägten Staaten den Islam als inkompatibel
mit dem westlichen Lebensstil erachten. Und man darf aus tiefer innerer religiöser
Überzeugung, ganz gleich welcher Couleur, auch Homosexualität als unmoralisch
empfinden. Konzepte und Ideen können nicht diskriminiert werden und sind kei-
ne geschützten Kategorien – und im wissenschaftlich-universitären Kontext am
allerwenigsten.
Aber auch unser viertes Item („jemand, der glaubt, dass es biologische Unterschie-
de in den Talenten zwischen Männern und Frauen gibt“) taugt nicht zur moralischen
Empörung – es sei denn, man möchte sich über Jahrzehnte an psychometrischen und
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experimentellen Erkenntnissen aus Evolutionspsychologie, Biologie und Neurowis-
senschaften empören (s. dazu ausführlich Pinker 2003). Uns scheint eine solche wis-
senschaftsfeindliche Einstellung an der Universität fehl am Platz. Diskriminierung
kann hier nur jemand wittern, der nicht zwischen Aussagen über Populationsdiffe-
renzen und individueller Eignung unterscheidet und auch sonst keinerlei Verständnis
für statistische Verteilungen aufbringt. In einem solchen Fall sollte man sich aber
möglicherweise auch mit Aussagen zur Quantenmechanik nicht zu weit aus dem
Fenster lehnen.
3 Was heißt Positionalität und wie sollen wir mit ihr umgehen?
Unklar bleibt bis zum Schluss seiner Replik, was Lars Meier eigentlich von uns
wissen will, d. h. worin die von ihm eingeforderte, transparent zu machende „Po-
sitionalität“ eigentlich bestehen soll und warum diese überhaupt eine Rolle spie-
len sollte. Dass beide Autoren zum Erhebungszeitpunkt an der Goethe-Universität
Frankfurt wissenschaftlich tätig waren, ist im Text ebenso ausgewiesen wie die Tat-
sache, dass Traunmüller sich in der Causa Wendt im Sinne der Meinungsfreiheit –
auch und gerade der Freiheit des Publikums – exponiert hat und dafür von Kollegen
des Fachbereichs Gegenwind erfahren hat (Revers und Traunmüller 2020, S. 477,
Fußnote 4). Ganz explizit schreiben wir sogar: „Es sind die folgenden zwei Vor-
fälle [um Rainer Wendt und Susanne Schröter], die uns zu nahe gingen und die
uns dazu veranlasst haben, den Zustand der Meinungsfreiheit und der politischen
Meinungsvielfalt auf dem Universitätscampus zu untersuchen“ (Revers und Traun-
müller 2020, S. 476, unsere Übersetzung und Ergänzung). Dass es sich bei den
Autoren um heimliche AfD-Wähler handelt, kann ausgeschlossen werden – beide
sind Migranten mit ausländischer Staatsbürgerschaft und damit nicht wahlberechtigt.
Über unser Geschlecht und unsere ethnische Zugehörigkeit darf man getrost Annah-
men treffen (we won’t be offended!), unsere sexuellen Orientierungen, religiösen
Überzeugungen und Behinderungen gehen niemanden etwas an.
Ganz unabhängig davon, dass Lars Meier nicht sagt, welche Form der Positionie-
rung er sich von uns wünscht und wie sich eine solche auf unsere Befunde konkret
auswirken sollte, teilen wir seine Auffassung nicht, dass „sich eine objektivere Be-
trachtung der Sozialwelt nur erreichen [lässt], wenn die eigene Positionalität der
Forscher im sozialen Raum und die Position im sozialen Feld reflektiert wird und
verdeckte Interessen und Absichten sichtbar gemacht werden.“ Natürlich ist Refle-
xivität in der qualitativen Feldforschung unabdinglich, aber Wissenschaft kann nicht
für das durch sie generierte Wissen Geltung beanspruchen, weil einzelne Forscher
sich selbst reflektieren, sondern weil Wissenschaft über einen sozialen Mechanismus
wechselseitiger Kritik und Kontrolle verfügt. Damit ist aber nicht die Suche nach
versteckten Interessen in ideologiekritischer Absicht gemeint, sondern der soziale
Prozess des offenen fachlichen Austausches, des Peer-Review, und der Replikation
von Forschungsergebnissen. Kurz: Es bedarf der Transparenz der Forschung, nicht
der Transparenz des Forschers. Leider legt Lars Meier selbst weder eine Replikation
noch eigenes Datenmaterial vor.
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Meinungsfreiheit an der Universität 145
Wenn Lars Meier mit seiner Forderung, Positionalität zu reflektieren, lediglich
zum Ausdruck bringen möchte, dass Perspektivenvielfalt sozialwissenschaftliche
Forschung verbessert, weil sie den sozialen Prozess der gegenseitigen Kritik und
Kontrolle erst wirksam macht, dann stimmen wir ihm ausdrücklich zu. Das haben
wir als Autorenteam im Sinne einer „adversarial collaboration“ beim Verfassen
unseres Beitrags schon so gehalten (s. dazu unser Interview in der Süddeutschen
Zeitung, Bariši´
c und Bovermann 2020). Tatsächlich schreiben wir ja selbst: „Wir
alle haben Vorurteile und blinde Flecken – aber wenn wir alle dieselbe ideologische
Linse auf kritische Themen von sozialwissenschaftlichem Interesse richten, verlieren
wir als Disziplin unsere Fähigkeit, sie zu erkennen und zu korrigieren“ (Revers und
Traunmüller 2020, S. 493, unsere Übersetzung). Es ist nicht zuletzt genau diese
Einsicht, die für uns den Wert der wissenschaftlichen Meinungsfreiheit und -vielfalt
an der Universität begründet.
Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL. Traunmüller acknowledges
support by the BMBF funded Research Institute Social Cohesion (RISC/FGZ).
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... die bereits seit längerem diskutierte Erosion oder ‚Krise' der Demokratie sich immer weiter zu verschärfen. 19Einschränkung der Meinungsfreiheit und Autoritarismus des ‚Wahren und Guten'Die Einschränkung der Meinungsfreiheit als Grundpfeiler der Demokratie geht von Hochschulen und Intellektuellen aus, wobei hier zunehmend schon die Feststellung von Tatsachen reflexartig geleugnet oder als ‚rechts' diffamiert wird (vgl.Revers und Traunmüller 2020;Roth 2023a;Traunmüller und Revers 2021). Tatsächlich nehmen in Deutschland immer mehr Menschen eine Einschränkung der Meinungsfreiheit wahr, mit der erwarteten Spaltung nach gesellschaftlichen Gruppen: In regelmäßigen (repräsentativ angelegten) Umfragen sank der Anteil derjenigen, die bejahten, seine Meinung frei ausdrücken zu können von78% (1990) auf nur noch 40% (2023), während der Anteil derjenigen, die angaben, man sollte lieber vorsichtig sein von 16% (1990) auf 44% (2023) stieg -eine relative Mehrheit (vgl. ...
Article
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Zeitschrift für kritische Gesellschaftsforschung, siehe: https://cdoi.org/1.1/064/000062
... While one author scores a 2 on the ideological left-right scale, a 2 on the cultural dimension, and an 11 on the economic dimension, the other author scores an 8 on the left-right scale, a 6 on the cultural dimension, and a 3 on the economic dimension. 6 For a similar logic of adversarial collaboration on free expression, but in the more narrowly defined university context, see Revers and Traunmüller (2020), Traunmüller and Revers (2021), Villa et al. (2021), and, most notably, Wuttke et al. (2021). 7 Self-censorship is a behavioral consequence of, and therefore conceptually distinct from, a lack of subjective freedom of speech. ...
Article
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We provide the first systematic research into the origins of subjective freedom of speech in Germany. Relying on the GLES 2021 Cross-Section Pre-Election Survey, which includes a newly designed survey item on subjective freedom of speech, we evaluate a whole range of plausible candidate hypotheses. First, we contribute to cumulative research by testing the explanatory factors in Gibson (1993)-citizens' social class, their political involvement and political preferences, and their personality dispositions-for the German case. Second, we move beyond the state of the art and test three new hypotheses that reflect more recent political developments and arguments in the free speech debate: the role of social media, increasing political and social polarization, and the rise of populism. Importantly, all hypothesis tests reported in this paper have been preregistered prior to data collection. Our results reveal that three explanatory factors are significantly, consistently, and substantively related to subjective free speech in Germany: political preferences, populist attitudes, and identification with the Alternative for Germany party. Supplementary information: The online version of this article (10.1007/s11615-022-00414-6) contains supplementary material, which is available to authorized users.
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Science is critical and thrives on discourse. However, new challenges for science and academic freedom have arisen from an often-discussed cancel culture and an increasing demand for safe spaces, which are justified by their assumed protection against microaggressions. These phenomena can impede scientific progress and innovation by prohibiting certain thought processes and heterodox ideas that eventually result in new ideas, publications, statements, etc. In this paper, we use the approach of property rights ethics to shed light on these phenomena, especially in academia. First, we argue that microaggressions must be generally tolerated according to property rights ethics as the starting point for discussion. Then, we analyze cancel culture and safe spaces in academia. To this end, we distinguish between two basic cases in the educational system. We show that cancel culture and safe spaces seem justifiable in a private education system but have no place in public, tax-funded universities from the perspective of property ethics. Our essay contributes, on the one hand, to the economic analysis of science and, on the other hand, to the ethical study of new phenomena in modern societies.
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Although universities play a key role in questions of free speech and political viewpoint diversity, they are often associated with the opposite of a free exchange of ideas: a proliferation of restrictive campus speech codes, violent protests against controversial speakers and even the firing of inconvenient professors. For some observers these trends on university campuses are a clear indicator of the dire future for freedom of speech. Others view these incidents as scandalized singular events and regard campus intolerance as a mere myth. We take an empirical look at some of the claims in the debate and present original survey evidence from a most likely case: the leftist social science studentship at Goethe University Frankfurt. Our results show that taking offense is a common experience and that a sizable number of students are in favor of restricting speech on campus. We also find evidence for conformity pressures on campus and that both the desire to restrict speech and the reluctance to speak openly differ significantly across political ideology. Left-leaning students are less likely to tolerate controversial viewpoints and right-leaning students are more likely to self-censor on politically sensitive issues such as gender, immigration, or sexual and ethnic minorities. Although preliminary, these findings may have implications for the social sciences and academia more broadly.
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According to prior research, political tolerance has either stagnated since the 1970s (if to be tolerant one must be tolerant of every group in all circumstances) or steadily increased (if tolerance is measured using an index, averaging across groups). Using General Social Survey cross-sectional and panel data on civil liberties, this article proposes a new framework: separating out the groups that use hate speech from those that may be only controversial. The United States is unique among Western liberal democracies in not having a prohibition against hate speech. By applying a dichotomous hate speech framework to measuring political tolerance, this article finds that the proportion of Americans who are always tolerant has increased by 8 percentage points from 1996 to 2018. Meanwhile, tolerance of groups that use hate speech has remained flat and even decreased among groups that historically were more tolerant of such groups, including the college educated.
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This article proposes an alternative conceptualization of political tolerance, a new measurement strategy consistent with that conceptualization, and some new findings based upon this measurement strategy. Briefly put, we argue that tolerance presumes a political objection to a group or to an idea, and if such an objection does not arise, neither does the problem of tolerance. Working from this understanding, we argue that previous efforts to measure tolerance have failed because they have asked respondents about groups preselected by the investigators. Those groups selected as points of reference in measuring tolerance have generally been of a leftist persuasion. Our measurement strategy allowed respondents themselves to select a political group to which they were strongly opposed. They were then asked a series of questions testing the extent to which they were prepared to extend procedural claims to these self-selected targets. Using this approach, we found little change between the 1950s and the 1970s in levels of tolerance in the United States, a result that contradicts much recent research on the problem.
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Much has been learned about why some citizens are tolerant and others are not. However, the subfield has not reached agreement as to how these attitudes ought to be measured, and at least three competing measurement approaches currently exist: (1) the fixed-group approach, championed by the General Social Survey; (2) the “least-liked” group approach, invented by Sullivan, Piereson, and Marcus (1982); and (3) an approach focusing not on groups but on support for restrictive public policies (e.g., Davis 2007 ). Although a few measurement studies have been published, generally research in this subfield has shown little concern about how different dependent variables overlap (or do not overlap). Measurement issues thus stand as an important impediment to advancing our understanding of the causes and consequences of political intolerance. This article considers the connections between political intolerance and general support for civil liberties. Most generally, I discover that different measures seem to be measuring somewhat different constructs, and that researchers therefore should not assume that different aspects of tolerance and support for civil liberties are interchangeable. These findings have important substantive implications for democratic theory: general support for civil liberties seems to be a policy preference legitimately contested within democratic politics, whereas political intolerance is a form of exceptionalism in which the political freedoms of particular groups and ideologies are targeted.
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Idemonstrate that the intolerance of ordinary citizens matters for real politics even if strong linkages to policy outputs do not exist. In particular, the model I test posits that cultural intolerance constrains the liberty of individual citizens. Focusing on how people perceive political freedom, several hypotheses coupling tolerance and freedom are explored. Data from a national survey show that tolerance and freedom are connected. Those who do not feel free to express themselves politically are more likely to be intolerant of others, to have less heterogeneous peer groups and less tolerant spouses, and to live in less tolerant communities. Ultimately, the importance of mass political intolerance in the United States is that it establishes a culture of conformity that seems to constrain individual political liberty in many important ways.
Article
Early students of political tolerance projected a rapid rise in levels of tolerance, but subsequent research has failed to offer conclusive evidence regarding whether tolerance has, in fact, increased. The General Social Survey (GSS) included the same 15 dichotomous tolerance items in the period 1976-1998, seemingly permitting assessment of trends in tolerance through examination of a standard 0-15 scale. Unfortunately, the validity of these data is uncertain because we cannot rule out the possibility that changes in affect toward the five GSS target groups, not true changes in tolerance, drive movement in the longitudinal series. To address this problem, we reexamine the GSS data from the perspective of past discussions of the meaning of tolerance and intolerance. We argue that that the GSS scale captures two aspects of tolerance: whether respondents are tolerant or intolerant; and, among the intolerant, the breadth and depth of their intolerance. We further argue that the first of these dimensions can be measured validly using the GSS data. Our analyses reveal that, at most, tolerance has increased only marginally in the period 1976-1998.
Book
Never in human history was there such a chance for freedom of expression. If we have Internet access, any one of us can publish almost anything we like and potentially reach an audience of millions. Never was there a time when the evils of unlimited speech flowed so easily across frontiers: violent intimidation, gross violations of privacy, tidal waves of abuse. A pastor burns a Koran in Florida and UN officials die in Afghanistan. Drawing on a lifetime of writing about dictatorships and dissidents, Timothy Garton Ash argues that in this connected world that he calls cosmopolis, the way to combine freedom and diversity is to have more but also better free speech. Across all cultural divides we must strive to agree on how we disagree. He draws on a thirteen-language global online project-freespeechdebate.com-conducted out of Oxford University and devoted to doing just that. With vivid examples, from his personal experience of China’s Orwellian censorship apparatus to the controversy around Charlie Hebdo to a very English court case involving food writer Nigella Lawson, he proposes a framework for civilized conflict in a world where we are all becoming neighbors.
Article
Research on political tolerance has made substantial progress in recent years by improving the measures used to gauge public opinion. Much attention has been devoted to developing indicators that control for group affect. Controls for activity affect have not been pursued as vigorously. Indeed, much of the progress has been along the lines of specifying tolerance for unpopular political minorities rather than tolerance for unorthodox or threatening political activities. More generally, tolerance research has not been sensitive to the variety of contextual factors that determine citizen attitudes in civil-liberties disputes. A new approach to measuring political tolerance is presented in this article. The measures developed in this approach disaggregate the traditional measures of tolerance (such as Stouffer's (1955) support for “a communist making a speech in your community”). In particular, scales measuring support for freedom of speech, freedom of assembly, and freedom of political association are presented. As multiple-indicator measures posing conflicts among values, these scales are related to traditional tolerance measures. However, because they reflect the complexity and conflict associated with actual civil-liberties disputes, they will no doubt serve as better predictors of opinions and behaviors in actual disputes.