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Arachnologische Mitteilungen / Arachnology Letters 61: 84-97 Karlsruhe, April 2021
Die griechische Insel Korfu (Κέρκυρα) ist mit 585312 km²
die zweitgrößte der Ionischen Inseln und die siebtgrößte In-
sel Griechenlands. Im Ionischen Meer direkt vor der Nord-
westküste des griechischen Festlands gelegen, nähert sie sich
im Norden bis auf zwei Kilometer der albanischen Küste an.
Durch ihre sehr nördliche Lage, im Vergleich zu anderen
griechischen Inseln wie beispielsweise in der Ägäis, ist hier
das Klima wesentlich ausgeglichener. Die Fauna Korfus ent-
hält daher auch zusätzlich zu den mediterranen viele subme-
diterrane und zentraleuropäische Elemente, wohingegen vor-
derasiatische oder nordafrikanische Arten, wie auf Kos, Kreta
oder Rhodos (vgl. Schäfer 2016, 2020, Schäfer & Breitling
2018) weitgehend fehlen.
Wie viele griechische Inseln ist auch die Insel Korfu
hinsichtlich ihrer Salticiden-Fauna recht gut erforscht. Die
ersten Nachweise aus Sammlungen bekannter Arachnolo-
gen, wie J. Erber, E. Keyserling, C. L. Koch, L. Koch, M. A.
Letourneux, O. Pickard-Cambridge oder E. Simon, stammen
schon aus dem 19. Jahrhundert (Koch 1867, Simon 1868,
1880, 1884). In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts kamen
neue Nachweise von Reimoser (1930) und Bristowe (1935)
hinzu, ehe Wesołowska (1986) und Metzner (1999) ein wei-
teres halbes Jahrhundert später erneut unsere Kenntnisse zur
Springspinnen-Fauna der Insel bereicherten. Eine detaillierte
Auistung aller Nachweise für Korfu bis zum Jahre 2005 n-
det man im Katalog der Spinnen Griechenlands (Bosmans &
Chatzaki 2005). Weitere Funde der jüngeren Vergangenheit
stammen von Lecigne (2013) und Russel-Smith (2014).
Interessant zu erwähnen ist außerdem, dass Korfu für 17,
zum Teil noch immer valide Springspinnen-Arten die Typus-
Lokalität darstellt (Tab. 2 und 3). Die Mehrzahl davon wur-
de anhand von Material, das Pickard-Cambridge auf Korfu
sammelte, bereits durch Simon in seinem Standardwerk über
die Salticiden Europas erstbeschrieben (Simon 1868).
Material und Methoden
Zwischen 24. Juni und 3. Juli 2019 konnten auf der griechi-
schen Insel Korfu 30 Springspinnenarten aus 18 Gattungen
nachgewiesen werden. Insgesamt wurden vom Autor im
Nordteil der Insel 109 Einzelindividuen an 16 Lokalitäten
(Tab. 1) mit Klopfschirm, Kescher und von Hand gesammelt.
Das Material wurde vom Autor bestimmt. Die dafür genutzte
Literatur und das gegebenenfalls verwendete Vergleichsma-
terial werden in der nachfolgenden Liste bei jeder der Arten
im Einzelnen aufgeführt. Einige der Tiere wurden als Jung-
tiere aufgesammelt und später zur Reifehäutung gebracht.
In diesen Fällen wird das Datum der Reifehäutung separat
ausgewiesen. Weiterhin wurden aus Gelegen von Heliophanus
tribulosus, Pseudeuophrys obsoleta, Salticus unicolor und Salti-
cus unciger mehrere Jungtiere zur Reife gebracht, welche, als
solche gekennzeichnet, ebenfalls als Material in die Arten-
liste eingeossen sind. Vergleichsmaterial wurde aus folgen-
den Sammlungen ausgeliehen: NHMW – Naturhistorisches
Museum Wien, A (Kurator: Christoph Hörweg), NMPC
– Národní muzeum Praha, CZ (Kurator: Petr Dolejš),
OUMNH – Oxford University Museum of Natural History,
UK (Kuratorin: Zoë Simmons), PCMS – Private Sammlung
Michael Schäfer, PCSI – Private Sammlung Simeon Indzhov.
Die Nomenklatur der einzelnen Arten sowie die Anga-
ben zu deren bekannter Verbreitung folgen dem World Spi-
der Catalog (2021). Sämtliche auf Korfu gesammelten Tiere
wurden als Belege in 70% Ethanol konserviert und in der
Sammlung des Autors archiviert. Alle Fotos, bis auf die der
Holotypen von Salticus mandibularis und S. unicolor sowie der
potenziellen Syntypen von Pellenes laevigatus und P. calvus (©
OUMNH), wurden durch den Autor angefertigt. Die Fotos
des Autors entstanden mit Canon Spiegelreex-Kameras
(EOS 50D/EOS 5D Mark IV). Dabei wurde für die Le-
Ein Beitrag zur Springspinnenfauna (Araneae: Salticidae) der griechischen Insel Korfu mit
vier Erstnachweisen für die Insel und Anmerkungen zur Gattung Salticus
Michael Schäfer
doi: 10.30963/aramit6114
Abstract. A contribution to the jumping spider fauna (Araneae: Salticidae) of the Greek Island of Corfu with four new records
for the island and a note on the genus Salticus. During a survey of the jumping spider fauna of the Greek island of Corfu, 30 species
in 18 genera were recorded. Four species, Heliophanus equester L. Koch, 1867, Neaetha absheronica Logunov & Guseinov, 2002, Pellenes
orii Schäfer, 2020 and Talavera aequipes (O. Pickard-Cambridge, 1871) were recorded on the island for the rst time. In addition, the
previously unknown female of Salticus unicolor (Simon, 1868) is described and three new synonymies are proposed within the genus
Salticus: Salticus mandibularis (Simon, 1868) = S. unciger (Simon, 1868) syn. nov., Salticus olivaceus (L. Koch, 1867) = S. propinquus Lucas,
1846 syn. conf. and Salticus quagga Miller, 1971 = S. unicolor syn. nov.. Moreover, a number of taxonomic problems regarding the genus
Pellenes are briey discussed.
Keywords: distribution, Europe, faunistics, Greece, Mediterranean, synonymies
Zusammenfassung. Während einer Erfassung der Springspinnenfauna der griechischen Insel Korfu wurden 30 Arten aus 18 Gattungen
nachgewiesen. Darunter konnten mit Heliophanus equester L. Koch, 1867, Neaetha absheronica Logunov & Guseinov, 2002, Pellenes orii
Schäfer, 2020 und Talavera aequipes (O. Pickard-Cambridge, 1871) vier Springspinnenarten erstmals für die Insel nachgewiesen werden.
Weiterhin wird das bisher unbekannte Weibchen von Salticus unicolor (Simon, 1868) beschrieben und es werden die Arten Salticus man-
dibularis (Simon, 1868) mit S. unciger (Simon, 1868) (syn. nov.), Salticus olivaceus (L. Koch, 1867) mit S. propinquus Lucas, 1846 (syn. conf.)
und Salticus quagga Miller, 1971 mit S. unicolor (syn. nov.) synonymisiert. Außerdem werden einige taxonomische Probleme hinsichtlich
der Gattung Pellenes kurz besprochen.
Adresse: Michael SCHÄFER, An den Bänken 36b, 12589 Berlin, Deutschland, E-Mail:
michael.schaefer@kleinesganzgross.de
Academic editor: Theo Blick
eingereicht 3.12.2021, angenommen 11.4.2021, online 27.4.2021
Zur Springspinnenfauna der Insel Korfu 85
bendfotos ein Canon MP-E 65mm Lupenobjektiv verwen-
det. Für die Aufnahmen der Genitalpräparate kamen die
Kameras direkt montiert am Fototubus eines Motic SMZ-
168 TP Stereomikroskops zum Einsatz. Die Beschreibung
von Salticus unicolor orientiert sich formal und hinsichtlich
der angegebenen Maße an Metzner (1999: Abb. 2). Um eine
möglichst gute Vergleichbarkeit mit den abzugrenzenden Ar-
ten zu gewährleisten, dienten dabei die Beschreibungen der
Gattung Salticus (Metzner 1999: 111-118) als direkte Vor-
lagen. Alle Graken wurden mittels der Software Inkcape
unter Zuhilfenahme fotograerter Genitalpräparate als Vor-
lage vom Autor erstellt. Messungen ohne Maßeinheit sind in
Millimeter angegeben.
Erfasste Arten
Euophrys frontalis (Walckenaer, 1802)
GRIECHENLAND, Korfu, L1, Mauer, 28. Jun. 2019: 1 ).
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Europa, Türkei, Kaukasus, Russland (Europa
bis Fernost), Kasachstan, Iran, Zentralasien, China, Korea,
Japan (WSC 2021).
Euophrys rubarbis (Simon, 1868)
GRIECHENLAND, Korfu, L2, Düne, unter Eryngium
maritimum, 24. Jun. 2019: 1 j – Reifehäutung 02. Nov. 2019:
1(; L3, unter Steinen und in Laubstreu, 25. Jun. 2019: 4 jj
– Reifehäutung 13. Okt. 2019: 2 )), 9. Nov. 2019: 1 (, 29.
Jan. 2020: 1 (; L2, Düne, unter Otanthus maritimus, 29. Jun.
2019: 4 jj – Reifehäutung 26. Okt. 2019: 2 )), 29. Jan. 2020:
1 (, 10. Feb. 2020: 1 (; L4, Wegrand, Steine, 30. Jun. 2019:
6jj – Reifehäutung 13. Okt. 2019: 3 )), 02. Nov. 2019: 1 (,
9. Nov. 2019: 2 ((; L5, unter und auf Steinen, 30. Jun. 2019:
1j – Reifehäutung 9. Nov. 2019: 1 ).
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Südeuropa, Nordafrika, Türkei, China (WSC
2021).
Evarcha jucunda (Lucas, 1846)
GRIECHENLAND, Korfu, L6, Büsche, 24. Jun. 2019: 2 ((;
L1, Betonblöcke, 25. Jun. 2019: 1 ); L7, auf Juniperus, 27. Jun.
2019: 2 )), 1 j – Reifehäutung 10. Aug. 2019: 1 (; L6, auf
Ginster, 29. Jun. 2019: 2 ((.
Bestimmung. Logunov (2015), Metzner (1999).
Verbreitung. Kanarische Inseln, Mittelmeerraum. Einge-
führt in Belgien, Deutschland (WSC 2021).
Habrocestum graecum Dalmas, 1920
GRIECHENLAND, Korfu, L4, Wegrand, Steine, 30. Jun.
2019: 1 ), 1 (; L5, auf und unter Steinen, 30. Jun. 2019: 2 )),
2 ((.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Griechenland (WSC 2021).
Heliophanus equester L. Koch, 1867
GRIECHENLAND, Korfu, L8, Straßenrand, Busch, 25.
Jun. 2019: 1 (; L6, auf Ginster, 29. Jun. 2019: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999), Wesołowska (1986).
Verbreitung. Italien bis Aserbaidschan, Iran (WSC 2021).
Neu für Korfu.
Heliophanus kochii Simon, 1868
GRIECHENLAND, Korfu, L6, Büsche, 24. Jun. 2019: 2 jj
– Reifehäutung 11. Jan. 2020: 1 (, 11. Sep. 2020: 1 ); L9,
Wegrand, Gras, 26. Jun. 2019: 1 j – Reifehäutung 21. Sep.
2019: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999), Wesołowska (1986).
Verbreitung. Makaronesien, Nordafrika, Europa, Türkei,
Kaukasus, Naher Osten, Kasachstan. Eingeführt in Kanada,
USA (WSC 2021).
Heliophanus lineiventris Simon, 1868
GRIECHENLAND, Korfu, L10, auf Verbascum, 26. Jun.
2019: 1 (; L2, hinter Düne an Gräsern, 29. Jun. 2019: 6 jj –
Reifehäutung 02. Nov. 2019: 1 ), 11. Nov. 2019: 2 )), 15 . Nov.
2019: 1 ), 22. Nov. 2019: 1 ), 1. Apr. 2020: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999), Wesołowska (1986).
Verbreitung. Europa (ohne Britische Inseln und Skandina-
vien), Türkei, Kaukasus, Russland (Europa bis Fernost),
China, Mongolei, Korea, Japan (WSC 2021).
Heliophanus melinus L. Koch, 1867
GRIECHENLAND, Korfu, L6, Büsche, 24. Jun. 2019: 1 (;
L11, Wiese, 26. Jun. 2019: 1 ); L9, unter Steinen im Ge-
spinst, 26. Jun. 2019: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999), Wesołowska (1986).
Verbreitung. Europa (ohne Britische Inseln und Skandina-
vien), Türkei (WSC 2021).
Heliophanus tribulosus Simon, 1868
GRIECHENLAND, Korfu, L6, Büsche, 24. Jun. 2019: 1 ),
1(, 2. Aug. 2019: 1 Eikokon (in Gefangenschaft) – Reifehäu-
tung 23. Mrz. 2020: 2 )), 27. Mrz. 2020: 1 ), 17. Mai 2020:
1 ), 9. Jun. 2020: 1 (, 13. Jun. 2020: 1 ); L7, auf Juniperus, 27.
Jun. 2019: 2 jj – Reifehäutung 11. Jan. 2020: 1 ), 13. Mai.
Tab. 1: Fundorte der gesammelten Tiere mit Koordinaten, Höhenangaben
in m ü. NN und Anzahl gesammelter Tiere (Zahlen in Klammern stellen
nachgezüchtete Individuen dar)
Tab. 1: Localities of the collected specimens with co-ordinates, altitude in
m a.s.l. and number of collected specimens (numbers in brackets repre-
sent captive-bred specimens)
Nr. Fundort Breite Länge Höhe Tiere
L1 Agnós, Strand 39.79473°N 19.76515°E 1 3
L2 Gialiskari Beach 39.81816°N 19.85597°E 3 18
L3 Angelokastro
Castle 39.67817°N 19.68717°E 190 4
L4Apraos 39.79092°N 19.89420°E 72 10
L5 Olivenhain nahe
Ágios Elías 39.79498°N 19.87625°E 190 6
L6 Gialiskari Beach 39.81956°N 19.85487°E 4 18 (+6)
L7Porto Timoni 39.71415°N 19.65778°E 6 5
L8 nahe Aleimma-
tádes 39.70110°N 19.73697°E 399 2
L9 nahe Pantokrator 39.74815°N 19.86685°E 747 2
L10 Pantokrator,
Kloster 39.74820°N 19.87277°E 871 4
L11 nahe Pantokrator 39.74797°N 19.85420°E 766 4 (+2)
L12 Agnós, Hotel 39.79362°N 19.76547°E 1 23 (+11)
L13 Strand nahe Agnós 39.79523°N 19.76770°E 1 5
L14 Astrakere, Strand 39.79582°N 19.75643°E 3 3
L15 Gialiskari Beach 39.81875°N 19.85773°E 2 1
L16 Bach nahe Agnós 39.79422°N 19.76893°E 1 1
86 M. Schäfer
2020: 1 (; L5, unter und auf Steinen, 30. Jun. 2019: 1 j – Rei-
fehäutung 30. Jan. 2020: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999), Wesołowska (1986).
Verbreitung. Europa bis Kasachstan (WSC 2021).
Leptorchestes berolinensis (C. L. Koch, 1846)
GRIECHENLAND, Korfu, L2, Olivenbaum, Stamm, 29.
Jun. 2019: 1 ).
Bestimmung. Metzner (1999), Wesołowska & Szeremeta
(2001).
Verbreitung. Europa bis Turkmenistan (WSC 2021).
Macaroeris nidicolens (Walckenaer, 1802)
GRIECHENLAND, Korfu, L8, Straßenrand, Busch, 25.
Jun. 2019: 1 (; L12, Mauer, 26. Jun. 2019: 1 ), 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Makaronesien, Europa, Nordafrika, Türkei,
Kaukasus, Turkmenistan, Iran. Eingeführt in Sri Lanka
(WSC 2021).
Marpissa nivoyi (Lucas, 1846)
GRIECHENLAND, Korfu, L13, auf Steinen, 28. Jun. 2019:
1 ).
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Europa (ohne Fennoskandinavien), Marokko,
Algerien, Türkei, Kaukasus, Iran, Russland (Europa bis Zen-
tralasien) (WSC 2021).
Menemerus semilimbatus (Hahn, 1829)
GRIECHENLAND, Korfu, L1, Mauer, 24. Jun. 2019: 1 ).
Bestimmung. Metzner (1999), Wesołowska (1999).
Verbreitung. Kanarische Inseln, Mittelmeerraum, Osteuro-
pa, Türkei, Kaukasus, Iran. Eingeführt in Argentinien, Chile,
USA (WSC 2021).
Neaetha absheronica Logunov & Guseinov, 2002
GRIECHENLAND, Korfu, L2, Düne, unter Eryngium ma-
ritimum, 24. Jun. 2019: 1 (; L2, Düne, unter Otanthus mariti-
mus, 29. Jun. 2019: 1 j – Reifehäutung 9. Aug. 2020: 1 ).
Sonstiges Material.
BULGARIEN, Steppenmagerrasen bei Novo Selo,
42,097997°N 24,466490°E, 298 m ü. NN, 10. Mai 2018: 2 ))
(PCMS, leg. A. Grabolle).
Bestimmung. Lecigne (2016), Logunov & Guseinov (2002),
Schäfer & Klimsa (2017).
Verbreitung. Albanien, Nordmazedonien, Griechenland,
Türkei, Aserbaidschan (WSC 2021). Neu für Bulgarien und
Korfu.
Laut Logunov & Guseinov (2002) ist es sehr wahrschein-
lich, dass viele griechische Nachweise von Neaetha membro-
sa (Simon, 1868) aus der Vergangenheit Neaetha absheronica
zuzuordnen sind. Auch die Zeichnungen des von Metzner
untersuchten griechischen N. membrosa-Materials weisen,
zumindest was das Weibchen betrit, die typische Geni-
talmorphologie von N. absheronica auf (Metzner 1999: 239,
Tafel 85). Beim in Metzner (1999) abgebildeten Palpus ist
die Artzugehörigkeit hingegen nicht ganz so eindeutig. Hier
könnte es sich neben N. absheronica auch um eine weitere bis-
her noch unbeschriebene Art aus der Gattung handeln (vgl.
Neaetha sp. in Schäfer & Klimsa 2017). Der einzige Nach-
weis von N. membrosa für Korfu beruht auf Metzners Neube-
wertung des korotischen Materials von N. cerussata (Simon,
1868) aus der Sammlung Pickard-Cambridge (BMNH) als
N. membrosa. Da Metzner hier augenscheinlich von der Ge-
nitalmorphologie des von ihm untersuchten griechischen
Materials ausgegangen ist, ist anzunehmen, dass es sich hier
nicht um N. membrosa handelt. Ob es sich um N. absheronica
handelt, muss oen bleiben, da unklar ist, welches Material
Metzner als Vorlage für seine Palpus-Zeichnung diente. Im
SMNK liegt nur ein von Metzner deponiertes Pärchen der
Gattung (SMNK-ARA 1762). Dieses stammt von der Halb-
insel Peloponnes und kann zumindest beim Männchen nicht
Grundlage der Zeichnung gewesen sein, da diesem kein Pal-
pus abgetrennt wurde (T. Bauer in litt.). Weitere N. membro-
sa-Nachweise für Korfu sind nicht bekannt. Ein Vorkommen
von N. membrosa auf der Insel Korfu ist daher als zweifelhaft
anzusehen.
Neon levis (Simon, 1871)
GRIECHENLAND, Korfu, L12, Mauer, 27. Jun. 2019: 1 ).
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Europa, Nordafrika, Naher Osten, Türkei, Kau-
kasus, Iran, Russland (Europa bis Südsibirien), Kasachstan,
Zentralasien, China (WSC 2021).
Pellenes diagonalis (Simon, 1868)
GRIECHENLAND, Korfu, L11, steiniger Weg, 26. Jun.
2019: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Nordmazedonien, Bulgarien, Griechenland,
Türkei, Kaukasus, Israel, Iran (WSC 2021).
Pellenes orii Schäfer, 2020
GRIECHENLAND, Korfu, L12, Beet-Einfassung, 29. Jun.
2019: 1 (; L14, Düne, unter Eryngium maritimum, 3. Jul.
2019: 1 (.
Bestimmung. Schäfer (2020).
Verbreitung. Griechenland (Kreta) (WSC 2021). Neu für
Korfu.
Pellenes geniculatus (Simon, 1868)
GRIECHENLAND, Korfu, L11, steiniger Weg, 26. Jun.
2019: 1 (.
Sonstiges Material. Pellenes calvus (Simon, 1868): GRIE-
CHENLAND, Korfu, coll. O. Pickard-Cambridge: 1 )
(OUMNH 1745.25), eventuell Teil der Syntypus-Serie
(Simmons in litt.). Pellenes laevigatus (Simon, 1868): GRIE-
CHENLAND, Korfu, coll. O. Pickard-Cambridge: 1 )
(OUMNH 1747.16); "PALESTINE?", coll. O. Pickard-
Cambridge: 2 )), 1 ( (OUMNH 1833.58.67).
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Südeuropa, Afrika, Türkei, Ukraine, Kaukasus,
Naher Osten, Iran, Kasachstan, Zentralasien (WSC 2021).
An dieser Stelle sei noch einmal auf die Art P. laeviga-
tus hingewiesen, welche Simon (1868) anhand von Material
beschrieb, das Pickard-Cambridge auf Korfu sammelte (vgl.
auch Schäfer 2020). Sollte es sich beim Material aus Oxford
(OUMNH 1747.16 und 1833.58.67, Abb. 1-2), welches
ebenfalls aus der Sammlung von Pickard-Cambridge stammt,
tatsächlich um einen Syntypus von P. laevigatus handeln
(Simmons in litt.), dann ist diese Art als ein Synonym von
P. geniculatus zu betrachten. Sowohl die deutlich gebogene
Zur Springspinnenfauna der Insel Korfu 87
Tibial-Apophyse des Palpus (Abb. 1) als auch die Struktur
der Epigyne (Abb. 2c) sind für das Artenpaar P. geniculatus/
avipalpis typisch. Leider ist am Material aus Korfu (OUM-
NH 1747.16) kaum noch Behaarung vorhanden, die eine
der beiden Arten ausschließen würde. Die besser erhaltenen
Tiere aus „Palestine?“ (OUMNH 1833.58.67, Abb. 1b-c, 2)
lassen sich einfacher einordnen. Zumindest bei einem der
Männchen (Abb. 2a) ist anhand der Behaarung zu erkennen,
dass kein weißer Haareck auf dem Prosoma vorhanden ist,
was gegen P. avipalpis spricht.
Gegen den Syntypus-Status des P. laevigatus Materials
aus Oxford spricht allerdings, dass Simon (1884) bei P. l a e -
vigatus explizit auf die gerade Tibial-Apophyse des Palpus
im Gegensatz zu der am Ende gebogenen von P. geniculatus
hinweist. Jedoch weisen alle Exemplare des potenziellen P.
laevigatus Typus-Materials aus Oxford (OUMNH) gebogene
Tibial-Apophysen auf (Abb. 1).
Unklar in diesem Zusammenhang ist auch der Status
von P. calvus. Die Art wurde durch Simon (1868) anhand
eines von Pickard-Cambridge auf Korfu gesammelten
Jungtieres beschrieben, später aber durch Simon selbst zu
P. laevigatus gestellt (Simon 1884). Dem Autor standen
hochauösende Digitalfotos eines mit „Attus calvus“ be-
schrifteten Männchens (OUMNH 1745.25, Abb. 3; vgl.
auch Abb. auf S. 101 in Prószyński (1984)) aus der Samm-
lung von Pickard-Cambridge zur Verfügung. Wenn es sich
beim Material aus Oxford wirklich um einen Syntypus
der Art handelt (Simmons in litt.), dann müsste diese, als
Synonym von P. laevigatus, von der hier vorgeschlagenen
Synonymisierung von P. laevigatus mit P. geniculatus aus-
genommen werden, da die Form der Tibial-Apophyse des
Palpus (Abb. 3c) nicht P. geniculatus entspricht. Das Mate-
rial aus Oxford weist allerdings keinerlei Behaarung mehr
auf (Abb. 3a-b), was eine genaue Art-Zuordnung sehr
schwierig macht. Angesichts der Tibial-Apophyse kann es
sich aber auf keinen Fall um ein Synonym von P. epula-
ris handeln, wie von Prószyński (1990) vorgeschlagen (vgl.
auch Schäfer 2020). Um den genauen Status des Materials
in der Sammlung von Pickard-Cambridge aus Oxford zu
klären, bedarf es laut Zoë Simmons weiterer Forschung in
den Archiven des Museums.
Pellenes nigrociliatus (Simon, 1875)
GRIECHENLAND, Korfu, L13, auf Steinen, 28. Jun. 2019:
1 (.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Kanarische Inseln, Europa, Türkei, Israel, Kau-
kasus, Zentralasien, China (WSC 2021).
Philaeus chrysops (Poda, 1761)
GRIECHENLAND, Korfu, L10, an Felsen, 26. Jun. 2019:
1 ).
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Europa (ohne Skandinavien), Nordafrika bis
Naher Osten, Türkei, Kaukasus, Russland (Europa bis Fern-
ost), Iran, Zentralasien, Afghanistan, China, Mongolei, Korea
(WSC 2021).
Abb. 3: Pellenes calvus, Männchen aus Korfu (OUMNH 1745.25, Syntypus?). a. Frontalansicht; b. Dorsalansicht; c. linker Pedipalpus, retrolateral
Fig. 3: Pellenes calvus, male from Corfu (OUMNH 1745.25, syntype?). a. frontal view; b. dorsal view; c. left palp, retrolateral view
Abb. 1: Pellenes laevigatus, Männchen, linker Pedipalpus, retrolateral. a.
aus Korfu (OUMNH 1747.16, Syntypus?); b-c. aus „Palestine?“ (OUMNH
1833.58.67)
Fig. 1: Pellenes laevigatus, male, left palp, retrolateral view. a. from Corfu
(OUMNH 1747.16, syntype?); b-c. from “Palestine?” (OUMNH 1833.58.67)
Abb. 2: Pellenes laevigatus aus „Palestine?“ (OUMNH 1833.58.67). a. Männ-
chen, Dorsalansicht; b. Weibchen, Epigyne (am Tier)
Fig. 2: Pellenes laevigatus from “Palestine?” (OUMNH 1833.58.67). a. male,
dorsal view; b. female, epigyne (not dissected)
88 M. Schäfer
Phlegra bresnieri (Lucas, 1846)
GRIECHENLAND, Korfu, L2, Düne, unter Eryngium ma-
ritimum, 24. Jun. 2019: 1 (, 3 jj – Reifehäutung 10. Aug. 2019:
1 ), 26. Mrz. 2020: 1 (, 30. Mai 2020: 1 (; L12, an Mauer,
26. Jun. 2019: 1 (; L13, litoral, in trockenem Seegras, 26. Jun.
2019: 1 j – Reifehäutung 7. Mai 2020: 1 (; L13, auf Steinen,
28. Jun. 2019: 1 ).
Bestimmung. sensu Metzner (1999): Die Artengruppe um
P. bresnieri bedarf einer Revision (Logunov & Azarkina 2006,
Wesołowska & van Harten 2007).
Verbreitung. Südeuropa, Türkei, Aserbaidschan, Iran, Je-
men, Nordafrika, Elfenbeinküste, Tansania, Südafrika (WSC
2021).
Phlegra fasciata (Hahn, 1826)
GRIECHENLAND, Korfu, L12, Mauer, 27. Jun. 2019: 1 (;
L4, Wegrand, Steine, 30. Jun. 2019: 1 (, 1 j – Reifehäutung 5.
Mai 2020: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Europa, Türkei, Kaukasus, Russland (Europa
bis Fernost), Kasachstan, Zentralasien, Iran, Afghanistan, In-
dien, China, Mongolei, Korea, Japan (WSC 2021).
Phlegra lineata (C. L. Koch, 1846)
GRIECHENLAND, Korfu, L14, Düne, unter Eryngium
maritimum, 3. Jul. 2019: 1 (.
Bestimmung. sensu Metzner (1999): siehe Bemerkungen zur
Bestimmung von P. bresnieri.
Verbreitung. Südeuropa, Türkei, Syrien, Russland (Kauka-
sus) (WSC 2021).
Pseudeuophrys obsoleta (Simon, 1868)
GRIECHENLAND, Korfu, L11, Laubstreu von Quercus coc-
cifera, 26. Jun. 2019: 1 Eikokon – Reifehäutung 16. Apr. 2020:
1 (, 25. Apr. 2020: 1 (.
Bestimmung. Logunov (1998), Metzner (1999).
Verbreitung. Europa (ohne Skandinavien), Türkei, Kauka-
sus, Russland (Europa bis ferner Osten), Zentralasien, China
(WSC 2021).
Salticus propinquus Lucas, 1846 (Abb. 4-5)
Salticus propinquus Lucas, 1846: 162, Tafel 8, Abb. 1
Calliethera olivacea L. Koch, 1867: 868 () Syntypus? [NHMW
13689] geprüft), syn. conf.
Die komplette taxonomische Referenzliste ist im Word Spi-
der Catalog (2021) zu nden.
Material. GRIECHENLAND, Korfu, L6, Büsche, 24. Jun.
2019: 1 (, 3 jj – Reifehäutung 6. Jun. 2020: 1 ), 11. Jul. 2020:
1 (, 24. Jul. 2020: 1 (; L6, auf Ginster, 29. Jun. 2019: 1 (.
Sonstiges Material. Salticus propinquus: SPANIEN, Anda-
lusien, bei Las Negras, 36,88617°N 2,00604°W, 19 m ü. NN,
wasserarmer kleiner Bach, niedrige Vegetation, 29. Mrz. 2016:
6 ((, 3 )) (PCMS); Laguna de Fuente Piedra, 37,13892°N
4,75113°W, 410 m ü. NN, Holzgeländer, 14. Apr. 2017: 2 ))
(PCMS).
Diagnose. Die Art weist habituell große Ähnlichkeit zu der
im größten Teil der nördlichen Hemisphäre verbreiteten
S. scenicus und der in ihrer Verbreitung auf den westlichen
Mittelmeerraum beschränkten S. confusus auf. Eine habitu-
elle Trennung ist zumindest bei den Männchen aller drei
Arten nicht möglich. Bei den Weibchen bestehen geringfü-
gige Unterschiede in der Musterung des Opisthosoma, die
aber aufgrund der intraspezischen Variabilität der Arten
nicht zur alleinigen Bestimmung herangezogen werden soll-
ten. Hinsichtlich der Genitalstrukturen beider Geschlechter
bestehen Ähnlichkeiten zu S. mutabilis. Anhand der Form
der Tibialapophyse des männlichen Palpus (Abb. 4) und der
Form der weiblichen Spermatheken (Abb. 5) ist S. propinquus
aber eindeutig von dieser und auch allen anderen Arten der
Gattung Salticus abzugrenzen. Bei Metzner (1999: 116, 235,
Abb. 81 a–i) und Logunov (1996: 57–58, Abb. 13–19, sub
S. nahaloren) nden sich ausführliche Beschreibungen der
Art und weitere Abbildungen.
Verbreitung. Albanien, Algerien, Ägypten, Frankreich mit
Korsika, Griechenland mit Kreta, Italien mit Sardinien und
Sizilien, Kroatien, Marokko, Nordmazedonien, Portugal,
Spanien, Türkei, Zypern (Nentwig et al. 2021), Israel (Metz-
ner 1999).
Kommentar. Das von Erber auf Korfu gesammelte und
durch Koch (1867) als neue Art Salticus olivaceus beschrie-
bene Männchen (NHMW 13689) muss aufgrund seiner
Genitalmorphologie (Abb. 6, vgl. auch Prószyński 1984, Abb.
auf S. 128: Palpus, Syntypus von Korfu) und der Beschrei-
bung (Koch 1867) zu S. propinquus gestellt werden. Dies ist
bereits durch Metzer (1999) geschehen (syn. conf.). Der spä-
teren Aufhebung dieser Synonymie durch Prószyński (2003:
167) kann nicht gefolgt werden. Die von ihm angeführten
diagnostischen Merkmale („diers from S. propinquus by tip
of embolus surrounded by a kind of sheet, produced at the
top of bulbus; also by the shape of tibial apophysis, dorsally
diagonal.”) lassen sich anhand des vorliegenden Materials
nicht nachvollziehen. Anhand des vom Autor untersuchten
Syntypus von Salticus olivaceus (NHMW 13689) sind keine
signikanten Unterschiede zum Männchen von S. propinquus
feststellbar.
Genauso zeigt die von Schenkel (1938) im Rahmen der
Erstbeschreibung des Weibchens von S. olivaceus abgebil-
dete Epigyne, genau wie die Beschreibung selbst, eindeu-
tig P. propinquus. Auch hier ist die Synonymisierung durch
Metzner (1999) gerechtfertigt. Unabhängig davon ist bereits
Schenkels Zuordnung zur damals noch „weibchenlosen“ Art
S.olivaceus zweifelhaft, da zusammen mit dem beschriebenen
Weibchen keine männlichen Exemplare aufgefunden wur-
Abb. 4: Salticus propinquus, Männchen aus Spanien, linker Pedipalpus. a.
ventral; b. retrolateral
Fig. 4: Salticus propinquus, male from Spain, left palp. a. ventral view; b.
retrolateral view
Zur Springspinnenfauna der Insel Korfu 89
den, die eine Art-Zuordnung zulassen würden. Ein „?“ hinter
dem wissenschaftlichen Artnamen zeigt, dass auch Schenkel
selbst Zweifel hatte. Warum Schenkel das Weibchen damals
nicht als S. propinquus identiziert hat, ist unklar, zumal die
Art zu diesem Zeitpunkt schon fast 100 Jahre bekannt war.
Die schlechte Datenlage und das Fehlen von Abbildungen
der Genitalstrukturen in der damaligen Literatur (Lucas
1846, Simon 1937) könnten das erklären.
Salticus unciger (Simon, 1868) (Abb. 7-11)
Callietherus unciger Simon, 1868: 660 () Lectotypus [NHMW
12604] geprüft)
Callietherus mandibularis Simon, 1868: 658, Tafel 7, Abb. 1
() Holotypus aus coll. O. Pickard-Cambridge [OUMNH
1747.17] geprüft). syn. nov.
Die komplette taxonomische Referenzliste ist im Word Spi-
der Catalog (2021) zu nden.
Material. GRIECHENLAND, Korfu, L15, Steine, 24. Jun.
2019: 1 (; L10, Hauswand, 26. Jun. 2019: 2 )); L12, Mauer,
26. Jun. 2019: 4 ((; L12, Mauer, 28. Jun. 2019: 5 ((, 5. Okt.
2019: 1 Eikokon (in Gefangenschaft) – Reifehäutung 04.
Jun. 2020: 1 ), 13. Aug. 2020: 1 ), 9. Okt. 2019: 1 Eikokon
(in Gefangenschaft) – Reifehäutung 16. Mai 2020: 1 ); L12,
Mauer, 29. Jun. 2019: 1 (; L12, Mauer, 30. Jun. 2019: 3 ((;
L12, Mauer, 2. Jul. 2019: 1 (.
Diagnose. Die Art weist große Ähnlichkeit zu der im gesam-
ten Mittelmeerraum weit verbreiteten S. mutabilis auf. Eine
habituelle Trennung ist aufgrund der intraspezischen Vari-
abilität beider Arten nicht möglich (vgl. auch Hansen 1994).
Beide Geschlechter von S. unciger sind aber eindeutig anhand
ihrer Genitalstrukturen (Abb. 7–10) von allen anderen Arten
der Gattung Salticus abzugrenzen. Weitere Abbildungen n-
den sich in Hansen (1994: Abb. 1–3), Metzner (1999: Abb.
79 h–i, sub S. mandibularis), Prószyński (1984: 128–129) und
aler (1983: 296, Abb. 1–4).
Verbreitung. Albanien, Frankreich, Griechenland (sub S.
mandibularis), Italien (sub S. mandibularis und sub S. unciger),
Malta, Kroatien (sub S. mandibularis), Schweiz, Slowenien
(Nentwig et al. 2021).
Kommentar. Die Bestimmung erfolgte anhand der Epigy-
nen-Struktur (Abb. 8) der gesammelten weiblichen Exem-
plare, welche bei allen Individuen mit den Abbildungen in
Hansen (1994: 130, Abb. 3) und Prószyński (1984: 129) über-
einstimmt. Zudem weisen deren männliche Nachkommen
die in Hansen (1994: 130, Abb. 1–2), Prószyński (1984: 128)
und aler (1983: 296, Abb. 1–4) abgebildeten Palpen-Struk-
turen auf (Abb. 7). Die eigentliche Erstbeschreibung der Art
durch Simon (1868: 660, sub Callietherus unciger) nennt nicht
genug Merkmale, um die Art von allen anderen Salticus-Ar-
ten abgrenzen zu können (siehe auch Hansen 1994).
Mit Hilfe der durch die Nachzucht garantierten Konspe-
zität beider Geschlechter konnte auch die an einem wei-
teren Fundort einzeln gefundenen männlichen Exemplare
dieser Art zugeordnet werden.
Die Insel Korfu ist außerdem der Locus typicus von Sal-
ticus mandibularis, von der bisher nur das Männchen durch
Simon (1868: 658, Tafel 7, Abb. 1, sub Callietherus mandibu-
laris) beschrieben wurde. Auch dessen Erstbeschreibung ent-
hält, ähnlich wie die von S. unciger, ungenügend artabgren-
zende Merkmale. Eine eindeutige Identikation macht erst
Metzner (1999) möglich, welcher den Holotypus (Korfu, leg.
Pickard-Cambridge – 1 ), OUMNH: B. 1747.t.17) erneut
untersucht und abgebildet hat. Die dort gezeigten Palpus-
Strukturen (Metzner 1999: 233, Abb. 79 h–i) stimmen mit
denen der vom Autor als Salticus unciger bestimmten männli-
chen Exemplare überein.
Die von Metzner (1999) als charakteristisch für S. mandi-
bularis aufgeführten Merkmale – lange Chelizeren und weiße
Opisthosoma-Behaarung – treen so für mehrere Salticus-
Arten zu und lassen eine Abgrenzung von S. unciger nicht zu,
zumal auch die von Metzner erwähnte und Simons Erstbe-
schreibung zugeschriebene weiße Opisthosoma-Behaarung
sich nicht in dessen Erstbeschreibung der Art nden lässt.
Vielmehr erwähnt Simon für von S. mandibularis lediglich
„weiße Hinterleibsränder“ und sogar, dass das von ihm unter-
suchte Typus-Material „[schon] sehr unbehaart“ war. Es ist
daher von einer Synonymie beider Arten auszugehen. Dem
Autor standen außerdem sowohl der Lectotypus von S. unci-
ger (NHMW 12604, Abb. 9) als auch hochauösende Fotos
des Holotypus von S. mandibularis (OUMNH 1747.17, Abb.
10) zur Verfügung, deren direkter Vergleich die Synonymie
bestätigt. Die Problematik wurde von Metzner (1999) ver-
mutlich übersehen, da er ausschließlich die griechische Sal-
ticiden-Fauna bearbeitet hat und es für Griechenland keine
Abb. 6: Salticus propinquus (Syntypus von Salticus olivaceus), Männchen
aus Korfu (NHMW 13689, Syntypus?), linker Pedipalpus. a. ventral; b. re-
trolateral
Fig. 6: Salticus propinquus (Syntype of Salticus olivaceus), male from Corfu
(NHMW 13689, syntype?), left palp. a. ventral view; b. retrolateral view
Abb. 5: Salticus propinquus, Weibchen aus Spanien, Epigyne
Fig. 5: Salticus propinquus, female from Spain, epigyne
90 M. Schäfer
Nachweise von S. unciger gab. Da beide Arten durch Simon in
derselben Arbeit beschrieben wurden, wird die Priorität hier
nach ICZN Artikel 24.2 („Prinzip des ersten revidierenden
Autors“) festgelegt. Dabei wird dem Namen S. unciger, der in
der Vergangenheit weitaus häuger in der Literatur Erwäh-
nung ndet und damit als etablierter gelten kann, der Vorzug
gegeben; S. mandibularis wird somit zum jüngeren Synonym
(syn. nov.).
Salticus unicolor (Simon, 1868) (Abb. 12-13, 17b, 18a-b, 19)
Callietherus unicolor Simon, 1868: 661 () Holotypus coll.
O.Pickard-Cambridge [OUMNH 1747.18] geprüft)
Salticus quagga Miller, 1971: 132, Tafel XVIII, Abb. 20-21.
syn. nov. () Holotypus [NMPC P6A 7391 – nur noch Pal-
pen vorhanden] geprüft)
Salticus zebraneus; Miller 1971: 132, Tafel XVIII, Abb. 19
(Fehlidentikation (, hiermit festgestellt)
Salticus zebraneus; Metzner 1999: Abb. 82d-e (Fehlidentika-
tion (, hiermit festgestellt)
Die komplette taxonomische Referenzliste ist im Word Spi-
der Catalog (2021) zu nden.
Material. GRIECHENLAND, Korfu, L12, Mauer, 26. Jun.
2019: 1 (, 10. Jul. 2019: 1 Eikokon (in Gefangenschaft) – Rei-
fehäutung 04. Jun. 2020: 1 (, 6. Jun. 2020: 1 ), 25. Okt. 2020:
1 ); L12, Mauer, 29. Jun. 2019: 1 (, 17. Aug. 2019: 1 Eikokon
(in Gefangenschaft) – Reifehäutung 10. Jun. 2020: 1 ), 24.
Jun. 2020: 1 ), 13. Aug. 2020: 1 (; L12, Mauer, 30. Jun. 2019:
1 (, 7. Aug. 2019: 1 Eikokon (in Gefangenschaft) – Reifehäu-
tung 14. Mai 2020: 1 ), 26. Jun. 2020: 1 (.
Sonstiges Material. Salticus unicolor (Simon, 1868): BUL-
GARIEN, Batchkowo, 41,940528°N 24,858254°E, 467 m
ü. NN, Laubwald an Hang, Tallage, schattig, 11. Mai 2018:
1 ) (PCMS, leg. A. Grabolle); Soa, Garten, 42,69643°N
23,312164°E, 552 m ü. NN, Garten, auf Euonymus japonica-
Busch, 16. Mai 2020: 1 ) (PCSI); Soa, S üdpark, 42,664598°N
23,304518°E, 587 m ü. NN, Park in Flussnähe, unter Sequo-
iadendron giganteum-Rinde, Parkanlage in Wiesennähe, auf
Fraxinus-Zweig, 20. Mai 2020: 2 )) (PCSI); Soa, Südpark,
42,679458°N 23,314103°E, 564 m ü. NN, „Hundepark“ in
der Nähe des Perlovska-Flusses, 20. Mai 2020: 1 ( (PCSI);
Soa, in Nähe der Universität, 42,691033°N 23,336532°E,
543 m ü. NN, Straßenrand, unter Platanus-Rinde, 29. Mai
2020: 1 ( (PCSI).
Salticus zebraneus (C. L. Koch, 1837): BULGARIEN, Ba-
tak Stausee, 42,011505°N 24,190588°E, 1123 m ü. NN, unter
Abb. 7: Salticus unciger, Männchen aus Korfu, linker Pedipalpus. a. ventral;
b. retrolateral
Fig. 7: Salticus unciger, male from Corfu, left palp. a. ventral view; b. ret-
rolateral view Abb. 10: Salticus unciger (Holotypus von S. mandibularis aus Korfu;
OUMNH 1747.17), linker Pedipalpus. a. ventral; b. retrolateral
Abb. 10: Salticus unciger (holotype of S. mandibularis from Corfu; OUMNH
1747.17), left palp. a. ventral view; b. retrolateral view
Abb. 9: Salticus unciger, Männchen aus Meran (NHMW 12604, Lectotypus),
linker Pedipalpus. a. ventral; b. retrolateral
Fig. 9: Salticus unciger, male from Meran (NHMW 12604, lectotype), left
palp. a. ventral view; b. retrolateral view
Abb. 8: Salticus unciger, Weibchen aus Korfu, Epigyne
Fig. 8: Salticus unciger, female from Corfu, epigyne
Zur Springspinnenfauna der Insel Korfu 91
Steinen, trocken, semiruderal, 10. Mai 2018: 1 ) (PCMS);
DEUTSCHLAND, Berlin, Rahnsdorf, 52,43821°N
13,70808°E, 54 m ü. NN, an Kiefern, 20. Mai 2020: 4 )), 4 ((
(PCMS). GRIECHENLAND, Kreta, Armeni, 35,31658°N
24,46107°E, 365 m ü. NN, auf Eichenstamm, 11. Mai 2018:
1 ( (PCMS); Kournas See, 35,33540°N 24,27617°E, 21 m ü.
NN, Tamarisken-Gebüsche am Seeufer, 13. Mai 2018: 1 ),
2(( (PCMS).
Diagnose. Die Art weist große Ähnlichkeit mit Salticus
zebraneus auf. Eine habituelle Trennung ist aufgrund der
intraspezischen Variabilität beider Arten sehr schwierig.
Beide Geschlechter sind aber anhand ihrer Genitalstruktu-
ren eindeutig von dieser abzugrenzen. Bei den Weibchen von
S. unicolor verlaufen die Samenkanäle bogenförmig von den
Grubenrändern nach oben (Abb. 18 a-b) während sie sich
bei S. zebraneus mehr oder weniger parallel gegenüber liegen
(Abb. 18 c-d). Beim männlichen Palpus nden sich deutliche
Unterschiede in der Form des Tegulum und des Bulbus (Abb.
17). Weitere Abbildungen nden sich in Metzner (1999:
Abb. 82 d-e, sub S. zebraneus), Miller (1971: Tafel XVIII,
Abb. 20-21, sub S. quagga) und Szűts et al. (2003: Abb. 6-9,
sub S. quagga).
Verbreitung. Griechenland, Slowakei (sub S. quagga), Un-
garn (sub S. quagga) (Nentwig et al. 2021). Neu für Bulgarien.
Beschreibung nach Alkoholmaterial. ): Prosoma dor-
sal dunkelbraun, lateral am unteren Rand dicht mit weißen
Schuppenhaaren besetzt. Kopfplatte schwarz, hinter den
vorderen Medianaugen mit dreieckigem, weiß beschuppten
Fleck. Vor den hinteren Lateralaugen mit kleinen Flecken
aus dichten gelblichen Schuppenhaaren, dahinter mit etwas
größeren Flecken aus weißen Schuppenhaaren. Übriger Teil
des Prosoma spärlich gelblich-bronzefarben beschuppt. Ge-
sichtsbereich unbehaart oder mit wenigen einzelnen weißen
Haaren. Chelizeren orangebraun. Sternum und Labium dun-
kelbraun mit vereinzelten hellen Haaren. Maxillen hellbraun-
gelblich. Opisthosoma dorsal braun mit bronzefarbenen und
weißen Schuppenhaaren. Letztere bilden vier jeweils in der
Mitte unterbrochene, Horizontalbänder, die sich auf dem
gesamten Opisthosoma verteilen. Hinterleib ventral braun
mit wenigen lateralen weißen Schuppenhaaren. Spinnwarzen
braun, distal etwas heller. Beine orange-braun geeckt, Meta-
tarsus und Tarsus hellgelb ohne Flecken. Alle Beine teilwei-
se weiß beschuppt und mit abstehenden, langen schwarzen
Haaren. Pedipalpus dunkel orange-braun, dorsal mit weißen
Schuppenhaaren. Cymbium grau. Palpusmorphologie wie in
Abb. 12-13 dargestellt. Maße (n = 5; in mm): Prosoma-Länge
(PL): 1,73–1,87; Prosoma-Breite (PB): 1,11–1,23; Opistho-
soma-Länge (OL): 1,46–1,87; Opisthosoma-Breite (OB):
0,90–1,07; Breite der Augenreihe 1 (AR 1): 0,92–0,98; Breite
von Augenreihe 3 (AR 3): 0,92–1,00; Länge des Okularqua-
drats (OKL): 0,68–0,79. Verhältnisse: PL : PB = 1,48–1,64 :
1; AR1 : AR 3 = 1 : 1–1,07.
(: Prosoma dorsal braun, heller als beim Männchen, la-
teral am unteren Rand dicht mit weißen Schuppenhaaren
besetzt. Kopfplatte schwarz, hinter den vorderen Medianau-
gen mit weißem Schuppenband lateral bis zu den vorderen
Lateralaugen. Vor den hinteren Lateralaugen, ähnlich wie
beim Männchen, kleine Flecken aus dichten gelblich-weißen
Schuppenhaaren, dahinter mit vier weißen Schuppen-Bän-
dern, welche sich im hinteren Prosoma-Drittel mittig treen
und von dort lateral und retrolateral bis zum Prosoma-Rand
verlaufen. Übriger Teil des Prosoma, je nach Variante, mehr
oder weniger dicht gelblich-bronzefarben beschuppt (vgl.
Abb. 19b-c). Gesichtsbereich dicht weiß behaart. Chelizeren
hellbraun mit einigen weißen Haaren. Sternum und Labi-
um braun. Sternum am Rand mit wenigen weißen Haaren.
Maxillen orange. Opisthosoma dorsal braun, anterior mit
weißer durchgehender Horizontalbande. An diese anschlie-
ßend, median ein grauer Haarstreifen, von welchem lateral
drei weiße Haarbänder nach hinten ziehen. Dazwischen, je
nach Variante, schwarz mit wenigen gelblichbraunen Haa-
ren oder komplett gelblichbraun behaart (vgl. Abb. 19b-c).
Hinterleib ventral gelblichweiß mit weißen Schuppenhaaren
bedeckt. Spinnwarzen braun, distal etwas heller. Beine gelb-
lichweiß, mit einzelnen bräunlichen Ringen. Metatarsus und
Tarsus hellorange. Alle Beine teilweise weiß beschuppt und
Abb. 11: Salticus unciger aus Korfu,
Dorsalansicht. a. Männchen; b. Weib-
chen
Fig. 11: Salticus unciger from Corfu,
dorsal view. a. male; b. female
92 M. Schäfer
mit abstehenden, braunen Haaren. Epigyne wie in Abb. 18a-
b dargestellt. Maße (n = 4; in mm): Prosoma-Länge (PL):
2,15–2,50; Prosoma-Breite (PB): 1,38–1,60; Opisthosoma-
Länge (OL): 2,28–2,83; Opisthosoma-Breite (OB): 1,42–
2,00; Breite der Augenreihe 1 (AR 1): 1,15–1,33; Breite von
Augenreihe 3 (AR 3): 1,15–1,36; Länge des Okularquadrats
(OKL): 0,84–0,95. Verhältnisse: PL : PB = 1,52–1,66 : 1; AR
1 : AR 3 = 1 : 1–1,03.
Kommentar. Die Bestimmung erfolgte anhand der männ-
lichen Nachkommen der auf Korfu gesammelten weibli-
chen Tiere, welche mit dem Holotypus von Salticus unicolor
(OUMNH 1747.18, Abb. 16) verglichen wurden.
Alle gesammelten Weibchen weisen die Epigynenstruk-
tur auf, die sowohl Miller (1971: S. 133, Abb. 19) als auch
Metzner (1999: S. 236, Abb. 82 d-e; als eine von zwei Vari-
anten) als Epigyne von Salticus zebraneus abbilden – im Ge-
gensatz zu allen anderen Epigynen-Abbildungen von S. ze-
braneus in der Literatur (Almquist 2006, Brændegaard 1972,
Dahl 1926, Fuhn & Gherasim 1995, Harm 1969, Heimer &
Nentwig 1991, Jackson 1908, Locket & Millidge 1951, Men-
ge 1877, Pickard-Cambridge 1909, Roberts 1985, Simon
1937, Tullgren 1944, Tystshenko 1971, Waaler 1967, Żabka
1997). Metzner (1999: S. 236, Abb. 82d-e) zeigt die Epigyne
als eine von zwei Salticus zebraneus-Varianten. Es ist daher
davon auszugehen, dass es sich auch bei den in Miller (1971)
und Metzner (1999) für S. zebraneus abgebildeten Epigynen,
um die des bisher ungeschriebenen Weibchens von S. unicolor
handelt. Eine Überprüfung von Salticus zebraneus-Material
hinsichtlich dieser Merkmale, besonders aus dem südost-eu-
ropäischen und sub-mediterranen Raum, ist sinnvoll.
Der von Metzner (1999) aufgeführten potenziellen Syn-
onymie von S. unicolor mit S. zebraneus kann nicht gefolgt
werden. Zwar vermutet auch schon Simon (1884) selbst in der
von ihm beschriebenen Art nur eine Variante von S. zebra-
neus („C. unicolor n’est qu’une variété pâle de zebranea“), dies
kann aber nach der Sichtung des Holotypus von S. unicolor
(OUMNH 1747.18, Abb. 16) durch den Autor nicht bestätigt
werden. Die männliche Genitalmorphologie beider Arten ist
sichtbar verschieden (Abb. 12-17), was besonders an der Form
des Tegulum und des Bulbus deutlich wird (Abb. 17).
Weiterhin wird die Art Salticus quagga Miller, 1971 mit
Salticus unicolor synonymisiert (syn. nov.). Auch hier ist bis-
her nur das Männchen der Art bekannt. Die Abbildungen
des Palpus in Miller (1971) und Szűts et al. (2003) weisen
dieselbe unverwechselbare Morphologie wie der Holotypus
von Salticus unicolor und das gesammelte korotische Mate-
rial auf.
Weiteres Material von Salticus unicolor wurde dem Autor
durch Simeon Indzhov zur Verfügung gestellt (Abb. 13, 18b),
welcher die Art als Salticus quagga in Bulgarien gesammelt
hat. Dort ist diese überall im Stadtgebiet von Soa weit ver-
breitet und häug anzutreen (Indzhov in litt.). Die bisher
fehlenden bulgarischen Nachweise von S. quagga (WSC
2021) legen die Vermutung nahe, dass die Art hier bisher
Abb. 12: Salticus unicolor, Männchen aus Korfu, linker Pedipalpus. a. ven-
tral; b. retrolateral
Fig. 12: Salticus unicolor, male from Corfu, left palp. a. ventral view; b. re-
trolateral view
Abb. 14: Salticus zebraneus, Männchen aus Bulgarien, linker Pedipalpus. a.
ventral; b. retrolateral
Fig. 14: Salticus zebraneus, male from Bulgaria, left palp. a. ventral view;
b. retrolateral view
Abb. 13: Salticus unicolor, Männchen aus Bulgarien, linker Pedipalpus. a.
ventral; b. retrolateral
Fig. 13: Salticus unicolor, male from Bulgaria, left palp. a. ventral view; b.
retrolateral view
Abb. 15: Salticus zebraneus, Männchen von Kreta, linker Pedipalpus. a.
ventral; b. retrolateral
Fig. 15: Salticus zebraneus, male from Crete, left palp. a. ventral view; b.
retrolateral view
Zur Springspinnenfauna der Insel Korfu 93
übersehen bzw. Funde in der Vergangenheit aufgrund der
genitalmorphologischen Ähnlichkeit zu S. zebraneus gestellt
wurden, welche ebenfalls in Bulgarien vorkommt. Die Ge-
nitalstrukturen der bulgarischen und der korotischen Tiere
unterscheiden sich bei beiden Geschlechtern nur in nicht sig-
nikanten Details (Abb. 12-13, 18a-b), die als intraspezi-
sche Variationen zu deuten sind.
Ob sich hinter denen vom Autor auf Kreta gefundenen
(Schäfer 2020) und bisher zu Salticus zebraneus gestellten T ie-
ren (Abb. 15, 18d) eine weitere bisher übersehene Salticus Art
aus dem S. zebraneus-Artenkreis verbirgt, bedarf weiterer Auf-
merksamkeit. Bei den Genitalstrukturen beider Geschlechter
sind zumindest einige Unterschiede zur Nominatform von
S.zebraneus zu erkennen. Beim Palpus unterscheidet sich die
Form des Embolus geringfügig (Abb. 14-15), bei der Epigy-
ne die Form der Einführönungen (Abb. 18c-d). Während
diese bei der Nominatform von S. zebraneus eher länglich sind
und sich lediglich durch die sie umgebene dunklere Färbung
von den Samenkanälen abgrenzen (Abb.18c), sind sie bei den
kretischen Tieren kreisrund und „sitzen wie Kugeln“ oben auf
den Samenkanälen auf (Abb.18d). Letztere Struktur zeigt
auch Metzner (1999) als Typ II von S. zebraneus. In jedem
Fall sind die Unterschiede aber nicht so deutlich wie die zwi-
schen S. unicolor und S. zebraneus. Eventuell schat eine zu-
künftige DNA-Analyse hier mehr Klarheit.
Synageles dalmaticus (Keyserling, 1863)
GRIECHENLAND, Korfu, L6, Büsche, 24. Jun. 2019: 1 );
L6, auf Ginster, 29. Jun. 2019: 2 ((.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Mittelmeerraum, Bulgarien, Rumänien, Ukrai-
ne, Kaukasus (Russland, Aserbaidschan) (WSC 2021).
Talavera aequipes (O. Pickard-Cambridge, 1871) (Abb. 20)
GRIECHENLAND, Korfu, L13, litoral, in trockenem See-
gras, 26. Jun. 2019: 1 (; L14, Düne, unter Eryngium mariti-
mum, 3. Jul. 2019: 1 ).
Bestimmung. Logunov & Kronestedt (2003).
Verbreitung. Europa, Türkei, Israel, Kaukasus, Iran, Russland
(Europa) bis Zentralasien, China, Japan (WSC 2021). Neu
für Korfu.
yene imperialis (Rossi, 1846)
GRIECHENLAND, Korfu, L16, Gespinst in Segge, 26. Jun.
2019: 1 (.
Bestimmung. Metzner (1999).
Verbreitung. Südeuropa, Nord-und Ostafrika, Naher Osten
bis Zentralasien und China, Pakistan, Indien, Indonesien
(WSC 2021).
Schlussfolgerung
Mit Heliophanus equester, Neaetha absheronica, Pellenes orii
und Talavera aequipes werden vier Arten neu für Korfu ge-
meldet. Damit sind nun insgesamt 51 Springspinnen-Arten
für die Insel nachgewiesen (Tab. 2). Das Arteninventar ist
somit auf dem gleichen hohen Niveau wie das der Insel
Rhodos (Schäfer & Breitling 2018), und wird unter den
griechischen Inseln nur noch von Kreta übertroen (Schäfer
2020), die mit Abstand die größte der griechischen Inseln
ist. Das gemeldete Vorkommen von zwei der Arten (Neaetha
membrosa, Salticus zebraneus) beruht jedoch wahrscheinlich
auf falschen Annahmen (siehe Text und Tab. 2) und wird
angezweifelt. Bei zwei weiteren Arten (Pellenes calvus, Pelle-
nes laevigatus) bestehen Unklarheiten bezüglich der Artzu-
ordnung (siehe Text und Tab. 2-3), die einer weiteren Bear-
beitung bedürfen.
Von den 17 Springspinnen-Arten, für die Korfu die Ty-
pus-Lokalität darstellt (Tab. 2-3), von denen der Großteil
durch Simon (1868) anhand von Material, welches Pickard-
Cambridge auf der Insel sammelte, neu beschrieben wurde,
sind nun nur noch 8 Arten als valide anzusehen.
Herauszuheben ist dabei die Bestätigung des Artstatus
von Salticus unicolor, welche in der Vergangenheit durch ei-
nige Autoren zu S. zebraneus gestellt (Metzner 1999) bzw. in
ihrem Status als valide Art angezweifelt (Simon 1884) oder
zur Neubewertung vorgeschlagen wurde (Bosmans & Chatz-
aki 2005). Mit S. mandibularis, S. olivaceus und S. quagga gel-
ten nun außerdem drei Springspinnen-Taxa aus der Gattung
Salticus als Synonyme, was die Anzahl der Vertreter dieser
Gattung in Europa (Nentwig et al. 2021) von 21 auf 18 redu-
ziert. Eine weitere Revision der Gattung ist wünschenswert.
Auch die Beschäftigung mit Europas bisher bekannter
Salticidenfauna führt sichtlich zu neuen Erkenntnissen. Das
bisherige Arteninventar wird nicht nur durch Neuankömm-
linge beeinusst, sondern ist auch immer noch durch die Be-
arbeitung der bisher bekannten Taxa im Wandel.
Abb. 16: Salticus unicolor, Männchen aus Korfu (OUMNH 1747.18, Holoty-
pus), linker Pedipalpus. a. ventral; b. retrolateral
Abb. 16: Salticus unicolor, male from Corfu (OUMNH 1747.18, holotype),
left palp. a. ventral view; b. retrolateral view
Abb. 17: Salticus unicolor und S. zebraneus, Männchen, linker Pedipalpus,
Tegulum. a. S. zebraneus aus Deutschland; b. S. unicolor aus Bulgarien
Fig. 17: Salticus unicolor and S. zebraneus, male, left palp, tegulum.
a.S. zebraneus from Germany; b. S. unicolor from Bulgaria
94 M. Schäfer
Abb. 19: Salticus unicolor aus Kor-
fu, Dorsalansicht. a. Männchen; b-c.
Weibchen-Variationen
Fig. 19: Salticus unicolor from Corfu,
dorsal view. a. male; b-c. variations in
female habitus
Abb. 18: Salticus unicolor und S. ze-
braneus, Weibchen, Epigyne. a-b. S.
unicolor. a. aus Korfu; b. aus Bulgarien;
c-d. S. zebraneus. c. aus Bulgarien; d.
aus Kreta
Fig. 18: Salticus unicolor and S. zebra-
neus, female, epigyne. a-b. S. unicolor.
a. from Corfu; b. from Bulgaria; c-d. S.
zebraneus. c. from Bulgaria; d. from
Crete
Abb. 20: Talavera aequipes aus Korfu,
Dorsalansicht. a. Männchen; b. Weib-
chen
Fig. 20: Talavera aequipes from Corfu,
dorsal view. a. male; b. female
Zur Springspinnenfauna der Insel Korfu 95
Tab. 2: Für die Insel Korfu nachgewiesene (Typ lok.: „ד = Korfu ist der Locus typicus, „(×)“ = Korfu ist der Locus typicus eines Synonym, s. Tab. 3)
Sammelmethoden: Hnd = Handaufsammlung, Klp = Klopfschirm, StK = Streifkescher
Tab. 2: Records of Salticidae from the Island of Corfu (Typ lok.: “×” = Corfu is the Locus typicus, “(×)” = Corfu is the Locus typicus of a synonym, see Tab. 3)
Collecting methods: Hnd = hand collection, Klp = beating tray, StK = sweep net
Art Typ
lok.
Erstnachweis für Korfu dieser
Beitrag
Sammel-
methode
Bianor albobimaculatus (Lucas, 1846) Simon (1878)
Chalcoscirtus inmus (Simon, 1868) Simon (1868)
Cyrba algerina (Lucas, 1846) Simon (1868)
Euophrys dicilis (Simon, 1868) Simon (1884)
Euophrys frontalis (Walckenaer, 1802) Lecigne (2013) × Hnd
Euophrys gambosa (Simon, 1868) Russell-Smith (2014)
Euophrys herbigrada (Simon, 1871) Russell-Smith (2014)
Euophrys rubarbis (Simon, 1868) Metzner (1999) × Hnd, StK
Evarcha arcuata (Clerck, 1757) Lecigne (2013)
Evarcha falcata (Clerck, 1757) Simon (1878)
Evarcha jucunda (Lucas, 1846) Simon (1880) × Hnd, Klp
Habrocestum graecum Dalmas, 1920 Lecigne (2013) × Hnd
Habrocestum latifasciatum (Simon, 1868) × Simon (1868)
Heliophanus cupreus (Walckenaer, 1802) Wesołowska (1986)
Heliophanus equester L. Koch, 1867 dieser Beitrag × Klp
Heliophanus avipes (Hahn, 1832) Bristowe (1935)
Heliophanus kochii Simon, 1868 (×) Simon (1868) als H. calcarifer × Klp, StK
Heliophanus lineiventris Simon, 1868 Wesołowska (1986) × Hnd, StK
Heliophanus melinus L. Koch, 1867 Lecigne (2013) × Klp, StK
Heliophanus simplex Simon, 1868 × Simon (1868)
Heliophanus tribulosus Simon, 1868 (×) Simon (1868) als H. cambridgii × Hnd, Klp
Leptorchestes berolinensis (C. L. Koch, 1846) Wesołowska & Szeremeta (2001) × Hnd
Leptorchestes mutilloides (Lucas, 1846) Russell-Smith (2014)
Macaroeris avicomis (Simon, 1884) Russell-Smith (2014)
Macaroeris nidicolens (Walckenaer, 1802) (×) Simon (1868) als Attus castaneus × Hnd, Klp
Marpissa nivoyi (Lucas, 1846) Lecigne (2013) × Hnd
Menemerus semilimbatus (Hahn, 1829) Simon (1868) × Hnd
Myrmarachne formicaria (De Geer, 1778) Metzner (1999)
Neaetha absheronica Logunov & Guseinov, 2002 1) dieser Beitrag × Hnd
Neaetha sp. 1) (×) Simon (1868) als N. cerussata
Neon levis (Simon, 1871) Lecigne (2013) × Hnd
Pellenes diagonalis (Simon, 1868) × Simon (1868), Simon (1868) als P. ostrinus × Hnd
Pellenes orii Schäfer, 2020 dieser Beitrag × Hnd
Pellenes geniculatus (Simon, 1868) 2) × Simon (1868) × Hnd
Pellenes laevigatus (Simon, 1868) 3) × Simon (1868)
Pellenes nigrociliatus (Simon, 1875) Lecigne (2013) × Hnd
Philaeus chrysops (Poda, 1761) Bristowe (1935) × Hnd
Phlegra bresnieri (Lucas, 1846) Reimoser (1930)
Phlegra fasciata (Hahn, 1826) Lecigne (2013) × Hnd
Phlegra lineata (C. L. Koch, 1846) Simon (1868) × Hnd
Pseudeuophrys obsoleta (Simon, 1868) × Simon (1868) × Hnd
Pseudeuophrys vafra (Blackwall, 1867) Russell-Smith (2014)
Saitis graecus Kulczyński, 1905 × Kulczyński (1905)
Salticus mutabilis Lucas, 1846 Lecigne (2013)
Salticus propinquus Lucas, 1846 (×) Koch (1867) als S. olivaceus × Klp
Salticus unicolor (Simon, 1868) × Simon (1868) × Hnd
Salticus unciger (Simon, 1868) (×) Simon (1868) als S. mandibularis × Hnd
Salticus zebraneus (C. L. Koch, 1837) 4) Bristowe (1935)
Synageles dalmaticus (Keyserling, 1863) Lecigne (2013) × Klp
Talavera aequipes (O. Pickard-Cambridge, 1871) dieser Beitrag × Hnd
yene imperialis (Rossi, 1846) Lecigne (2013) × Hnd
96 M. Schäfer
Danksagung
Vielen Dank an Rainer Breitling für seine Hinweise während der
Erstellung des Manuskriptes und die Übersetzung der Zusammen-
fassung ins Englische. Danke an Petr Dolejš, Christoph Hörweg, Zoë
Simmons und Simeon Indzhov für das Ausleihen von Vergleichsma-
terial bzw. die Nutzung von Fotos. Weiterhin gilt mein Dank eo
Blick und allen Gutachtern für ihre Geduld und die nützlichen
Kommentare.
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Tab. 3: Arten mit Korfu als Typus-Lokalität, welche nicht länger für Korfu gültig sind
Tab. 3: Species with Corfu as type locality, which are no longer valid for Corfu
Art Grund Referenz
Attus castaneus Simon, 1868 Synonym von Macaroeris nidicolens Canestrini (1876), Pavesi (1878)
Heliophanus furcillatus Simon, 1868 Nomen dubium Wesołowska (1986)
Heliophanus cambridgii Simon, 1868 Synonym von H. tribulosus Simon (1937)
Heliophanus calcarifer Simon, 1868 Synonym von H. kochii Wesołowska (1986)
Neaetha cerussata (Simon, 1868) 1) Neubewertung als N. membrosa, N.
absheronica oder ähnliche Art Metzner (1999), dieser Beitrag
Pellenes calvus (Simon, 1868) 5) Synonym von P. laevigatus Simon (1884)
Pellenes ostrinus (Simon, 1868) Synonym von P. diagonalis Cantarella & Alicata (2002), Synonymie zurückgenom-
men durch Prószyński (2017), bestätigt durch Schäfer
& Breitling (2018)
Salticus mandibularis (Simon, 1868) Synonym von S. unciger dieser Beitrag
Salticus olivaceus (L. Koch, 1867) Synonym von S. propinquus Metzner (1999), Synonymie zurückgenommen durch
Prószyński (2003), bestätigt in diesem Beitrag
1) der Nachweis von Neaetha membrosa für Korfu beruht auf der Neubewertung von korotischem Material von N. cerussata (Simon, 1868) aus
der Sammlung Pickard-Cambridge (BMNH) durch Metzner (1999); da es sich bei dem gesamten von Metzner als N. membrosa beschriebe-
nen griechischen Material jedoch oensichtlich nicht zwangsläug um diese Art handelt (Logunov & Guseinov 2002), ist das Vorkommen
von N. membrosa für Korfu als zweifelhaft anzusehen (vgl. Bemerkungen dazu im Text)
2) die zusätzlich Angabe von P. avipalpis für Korfu in Metzner (1999) beruht vermutlich auf einen Fehler; alle in Metzner (1999) aufgeführ-
ten Referenzen (Pickard-Cambridge 1872, Pavesi 1878, Simon 1884, Bristowe 1935) enthalten keinen Nachweis von P. avipalpis für Korfu
3) vermutlich handelt es sich bei P. laevigatus um ein Synonym von P. geniculatus; der konkrete Status der Arten kann erst geklärt werden,
wenn der Status des potenziellen Typus-Materials aus der Sammlung O. Pickard-Cambridge (OUMNH) geklärt ist (vgl. Bemerkungen
dazu im Text)
4) die einzige Erwähnung von S. zebraneus für Korfu in der Literatur ist in Bristowe (1935) zu nden; hierbei ist allerdings unklar auf welche
Nachweis-Quelle sich der Autor bezieht. Falls es sich dabei lediglich um den Hinweis in Simon (1884) handelt, dass es sich bei S. unicolor
(mit Korfu als Locus typicus) um eine Variante von S. zebraneus handeln könnte, ist das Vorkommen von S. zebraneus auf Korfu als zweifel-
haft anzusehen; alle späteren Referenzen für das Vorkommen von S. zebraneus auf Korfu (z. B. Bosmans & Chatzaki 2005, Metzner 1999)
beziehen sich entweder auf Simon (1884) oder Bristowe (1935)
5) wenn es sich beim Material von P. calvus und P. laevigatus aus der Sammlung O. Pickard-Cambridge (OUMNH) wirklich um Typus-
Materials handelt, muss P. calvus aus der Synonymie von P. laevigatus entfernt werden, da es sich angesichts der Genitalmorphologie des
Materials nicht um konspezische Exemplare handelt (vgl. Bemerkungen dazu im Text)
Zur Springspinnenfauna der Insel Korfu 97
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