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Erschienen als: Schön, Sandra; Ebner, Martin & Kopp, Michael (2021). Systematische
Förderung von offenen Bildungsressourcen an österreichischen Hochschulen mit OER-
Policies. In: fnma Magazin 01/2021, Themenschwerpunkt zu "Chatbots in der (Hochschul-)
Lehre”, S. 7-10, URL: https://www.fnma.at/content/download/2239/12258
DOI: 10.5281/zenodo.4688404
Sandra Schön - Martin Ebner - Michael Kopp
Systematische Förderung von offenen
Bildungsressourcen an österreichischen
Hochschulen mit OER-Policies
Die Universität Graz und die TU Graz veröffentlichten im Jahr 2020 OER-Policys
Strategien an österreichischen Hochschulen und Universitäten
Entwicklungspläne, Ziel- und Leistungsplan, Leistungsvereinbarungen, Strategiepapiere oder
Richtlinien sind Dokumente, in den Hochschulen auf unterschiedlich formale und verbindliche
Weise die Ausrichtung, Zielsetzung und Maßnahmen beschreiben. Manche davon müssen einige
Gremien der Hochschulen durchlaufen, manche werden durch Zuständige in den Hochschulen
entwickelt und dann durch das Rektorat oder die Geschäftsführung beschlossen.
Wenn Themen für Hochschulen einen besonderen Stellenwert erhalten, z. B. Frauenförderung,
Familienförderung oder Nachhaltigkeit, gibt es immer wieder strategische Papiere, die sich auf ein
solches Thema beziehen, die entsprechende Begründungen liefern und einen Überblick über
vorhandene und geplante Maßnahmen geben.
Offene Bildungsressourcen als Thema von institutionellen Strategiepapieren
Offene Bildungsressourcen (Open Educational Resources, kurz OER) bekommen an Hochschulen in
den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit. OER können kostenlos genutzt, angepasst und
wiederverwendet werden können (Ebner & Schön, 2011). Sie werden zunehmen von Hochschulen
genutzt, beispielsweise für neue Lernszenarien. Seit etwa 15 Jahren positionieren sich Länder und
erste Universitäten aus strategischen Gründen für offene Bildungsressourcen und entwickeln bzw.
veröffentlichen dedizierte OER-Strategien (Schaffert, 2010; Inamorato dos Santos et al. 2017, z. B.
University of Edinburgh 2016).
OER werden in Österreich beispielsweise in der “Nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der
Hochschulbildung” als Mittel für einen breiten Zugang und Integration im Studium genannt
(Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, 2017, S. 26). OER findet man
zudem auch im „Gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplan“, dem technisch-
strategischen Planungsinstrument, auf dem die Weiterentwicklung und strategische Ausrichtung
der 22 öffentlichen Universitäten in Österreich aufbaut und Grundlage der Leistungsvereinbarungen
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mit den einzelnen Universitäten ist. Beim Systemziel “Verbesserung der Qualität und Effizienz der
universitären Lehre” wird OER explizit genannt als Handlung bis 2024: "Nutzung von Open
Educational Resources (OER) zur Erhöhung der Selbstlernfähigkeit sowie zum ubiquitären
uneingeschränkten Zugang zu Wissen" (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und
Forschung, 2020, S. 40).
Im Projekt “Open Education Austria” bzw. dem aktuellen Nachfolgeprojekt “Open Education
Austria Advanced” (2021-2024) werden, ko-finanziert vom österreichischen
Bundesministerium, die Infrastrukturen für offene Bildungsressourcen der österreichischen
Hochschulen weiterentwickelt. Für die im Whitepager entwickelten OER-Zertifikate für
Hochschulen hat man bereits 2017 festgelegt, dass unter anderem eine OER-Strategie eine
Voraussetzung für die Hochschule ist (Ebner et al., 2017). Weitere Kriterien sind ein OER-
Repositorium, OER-Fortbildungen für Lehrende sowie eine bestimmte Zahl von Lehrenden
mit einem OER-Zertifikat für Lehrende (Kriterien wiederum: Weiterbildung im Umfang von
einem ECTS, 3 eigene OER).
Diese und weitere Entwicklungen sollen dabei unterstützen, die Aufmerksamkeit für OER und
deren Entwicklung systematisch voranzubringen, Infrastrukturen und attraktive
Rahmenbedingungen zu schaffen, die auch entsprechendes Engagement positiv verstärken.
Erste OER-Policys veröffentlicht
Im März 2020 hat die Universität Graz als erste Hochschule in Österreich eine OER-Strategie
veröffentlicht (Universität Graz, 2020). In der Richtlinie des Rektorats wird den “Bediensteten und
Studierenden” empfohlen “OERs zu nutzen, zu erstellen und zu veröffentlichen unter der Prämisse,
dass die freien Bildungsmaterialien für die akademische Lehre relevant sind und den
wissenschaftlichen Standards entsprechen” (ebd.). Die Richtlinie beschreibt im weiteren, dass die
Universität die Erstellung unterstützt und gibt eine “Anleitung für das Erstellen von Open
Educational Resources”. Sie beschreibt auch, dass die Lizenzen CC BY bzw. CC BY-SA genutzt und
wo sie publiziert werden sollen. Es werden auch konkrete (zukünftige) Unterstützungsmaßnahmen,
im Einzelnen Weiterbildungsmaßnahmen, OER-Beratungen sowie OER-Informationen genannt. Die
OER-Policy selbst ist dabei unter der Lizenz CC BY-NC-SA zur Nutzung freigeben.
Auch die Technische Universität Graz (TU Graz) hat im November 2020 ihre OER-Policy
veröffentlicht. Bereits seit 2010 gibt es nachweislich eine strategische Ausrichtung der TU
Graz in Bezug zu offenen Bildungsressourcen im Bereich Lifelong Learning (Ebner & Stöckler-
Penz 2011). Seit 2015 ist OER in der Strategie der Organisationseinheit Lehr- und
Lerntechnologien verankert. Um die vorhandenen OER-Aktivitäten weiter zu stärken,
auszubauen und strategisch zu verankern, wurde in in der Leistungsvereinbarung für 2019-
2021 angekündigt, dass eine OER-Policy entwickelt werden soll (TU Graz & BMBWF 2018, S.
11). Wie die Universität Graz empfiehlt auch die TU Graz in der Richtlinie des Rektorats die
Nutzung der Lizenzen CC BY International 4.0 bzw. CC BY-SA International 4.0. Detailliert
werden OER-Maßnahmen beschrieben, z. B. Ansprechpartner:innen genannt und
angekündigt dass OER beim Lehrpreis obligatorisch sind.
Auch diese OER-Policy steht unter einer Lizenz zur Verfügung (CC BY 4.0): Wenn einer
Hochschule gefällt, was sich die beiden Universitäten vorgenommen haben dann kann das
gerne wörtlich übernommen werden.
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Werkzeuge und Ressourcen zur Entwicklung von OER-Policys
Etliche Hochschulen haben sich noch nicht intensiv mit offenen Bildungsressourcen
beschäftigt, zeigen aber Interesse daran, sich so mit den Anforderungen der digitalen Lehre,
von offenen Bildungspraktiken wie auch Open Science gezielt auseinanderzusetzen.
Zahlreiche Werkzeuge und Ressourcen zur Entwicklung von OER-Policys finden sich auf den
Online-Seiten des Open Policy Hubs (s. Ebner et al., 2020).
Danksagung
Die vorgestellte Arbeit und der Beitrag erfolgten zum Teil im Rahmen des kofinanzierten
Projekts "Open Education Austria Advanced" (2021-2024 durch das österreichische
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung). Dabei wollen alle
Projektpartner - d. h. die Universität Wien, die Universität Graz, die Universität Innsbruck, die
TU Graz sowie das Forum Neue Medien in der Lehre Austria und das Österreichische Institut
für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) - dazu beitragen, mehr Materialien und Infrastrukturen
zur Verfügung zu stellen, die die systematische Nutzung und Publikation von OER an
österreichischen Universitäten unterstützen.
Literatur
Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (2017). Nationale Strategie
zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung. Für einen integrativen Zugang und eine
breitere Teilhabe. Wien. URL: https://ph-
tirol.ac.at/sites/default/files/download/Nationale%20Strategie%20%28PDF%29.pdf
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2020). Gesamtösterreichische
Universitätsentwicklungsplan (GUEP). URL: https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:b7701597-4219-
42f3-9499-264dec94506e/GUEP%202022-2027_Aktualisiert_um_Statistik_final_bf.pdf
Inamorato dos Santos, A.. Nascimbeni, F., Bacsich, P., Atenas, J., Aceto, S., Burgos, D., & Punie,
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Ebner, M., Kopp, M., Hafner, R., Budroni, P., Buschbeck, V., Enkhbayar, A., Ferus, A., Freisleben-
Teutscher, C. F., Gröblinger, O., Matt, I., Ofner, S., Schmitt, F., Schön, S., Seissl, M., Seitz, P.,
Skokan, E., Vogt, E., Waller, D. & Zwiauer, C. (2017). Konzept OER-Zertifizierung an
österreichischen Hochschulen. Whitepaper des Forum Neue Medien in der Lehre Austria
(fnma), URL: https://fnma.at/content/download/991/3560 (2020-09-26)
Ebner, Martin; Schön, Sandra; Atenas, Javiera; Havemann, Leo; Nascimbeni, Fabio &
Neumann, Jan L. (2020). Ressourcen und Werkzeuge für die Entwicklung einer OER-Policy an
Hochschulen. Gemeinsamer Report von TU Graz, Open Education Austria Advanced, OER
World Map und Open Education Policy Hub. Graz: TU Graz. DOI:
10.13140/RG.2.2.13705.47207/1
Ebner, M. & Schön, S. (2011). Offene Bildungsressourcen: Frei zugänglich und einsetzbar. In K.
Wilbers & A. Hohenstein (Hrsg.), Handbuch E-Learning. Expertenwissen aus Wissenschaft und
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Praxis – Strategien, Instrumente, Fallstudien. (Nr. 7-15, pp. 1-14). Köln: Deutscher
Wirtschaftsdienst (Wolters Kluwer Deutschland), 39. Erg.-Lfg. Oktober 2011.
Ebner, M. & Stöckler-Penz, C. (2011). Open Educational Resources als Lifelong-Learning
Strategie am Beispiel der TU Graz. In: Tomaschek, N. & Gronki, E. (Hrsg), The Lifelong
Learning University, Münster: Waxmann, S. 53-60
Ladurner, Christoph; Ortner, Christian; Lach, Karin; Ebner, Martin Haas, Maria; Ebner, Markus;
Ganguly; Raman & Schön, Sandra (2020). The Development and Implementation of Missing
Tools and Procedures at the Interface of a University’s Learning Management System, its OER
Repository and the Austrian OER Referatory. In: International Journal of Open Educational
Resources (IJOER), Volume 3, No. 2 Fall 2020 Winter 2021, URL: https://www.ijoer.org/the-
development-and-implementation-of-missing-tools-and-procedures-at-the-interface-of-a-
universitys-learning-management-system-its-oer-repository-and-the-austrian-oer-
referatory/
Kopp, M., Ebner, M. (2015). iMooX - Publikationen rund um das Pionierprojekt. Verlag Mayer.
Weinitzen
Schaffert, Sandra (2010). Strategic Integration of Open Educational Resources in Higher
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Ehlers & Dirk Schneckenberg (eds.), Changing Cultures in Higher Education – Moving Ahead
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https://www.tugraz.at/fileadmin/user_upload/tugrazInternal/TU_Graz/Universitaet/TU_Graz_k
ompakt/Leistungsvereinbarung_2019-2021.pdf (2020-08-01)
TU Graz - Technische Universität Graz (2017). Entwicklungsplan 2018plus zur
Beschlussfassung am 14. Dezember 2017. Graz: TU Graz. URL: https://mibla-
archiv.tugraz.at/17_18/Stk_6/Entwicklungsplan2018plus_Beschluss_UR_20171214.pdf (2020-
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Technische Universität Graz (2020). Richtlinie zu offenen Bildungsressourcen an der
Technischen Universität Graz (OER-Policy), November 2020,
https://www.tugraz.at/fileadmin/user_upload/tugrazExternal/02bfe6da-df31-4c20-9e9f-
819251ecfd4b/2020_2021/Stk_5/RL_OER_Policy_24112020.pdf (2020-12-10)
Universität Graz (2020). Open Educational Resources Policy der Universität Graz,
Rektoratsbeschluss vom 4. März 2020, URL: https://static.uni-graz.at/fileadmin/digitales-
lehren-und-lernen/Dokumente/OER_Policy.pdf (2020-12-10)
University of Edinburgh (2016). Open EducationalResources Policy. URL:
https://www.ed.ac.uk/files/atoms/files/openeducationalresourcespolicy.pdf (2020-10-01)