Es mag aus sozialwissenschaftlicher Perspektive verwundern, dass Interessenverbände, die in Reaktion auf ein inzwischen über 50 Jahre zurückliegendes Ereignis gegründet worden sind, noch immer gesellschaftliche und politische Relevanz entfalten. Denn die Vertriebenenverbände, von denen hier die Rede ist, könnten nach erfolgter Aufnahme und (sicher nicht immer reibungslos verlaufener) Integration
... [Show full abstract] der Flüchtlinge ins bundesdeutsche Wirtschafts- und Sozialgefüge Ende der 1950er-Jahre/Anfang der 1960er-Jahre ihre unmittelbare Bedeutung längst verloren und ihre Existenz aufgegeben haben.1 Wären die Vertriebenenverbände tatsächlich nur mit dem Ansinnen gegründet worden, die sozialen und ökonomischen Belange der von Flucht bzw. Umsiedlung infolge des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges betroffenen Menschen zu vertreten, träfe dies höchstwahrscheinlich zu. Von den ehemaligen deutschen Ostgebieten würden unter diesem Signet lediglich noch einige ältere Menschen berichten, wenn sie z.B. den Enkeln ihre Kindheitserlebnisse schildern. In naher Zukunft hätten diese Gebiete politisch und gesellschaftlich den gleichen Status, den sie als abgeschlossenes Kapitel der deutschen Geschichte historisch und juristisch längst haben.