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Die Getriebenen. Immer häufiger berichten Leitmedien über ausländische Tatverdächtige und folgen damit rechtspopulistischen Deutungsmustern

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Abstract

Berichte über die Straftaten von Eingewanderten und Geflüchteten befeuern die Debatte über die innere Sicherheit und schüren Zweifel, ob Integration überhaupt möglich ist. Seit 2014 wird in Fernsehnachrichten die Staatsangehörigkeit von Tatverdächtigen immer häufiger genannt - aber meist nur dann, wenn sie Ausländer sind. Besonders ausgeprägt ist diese weit überproportionale Gewichtung bei den 2019 untersuchten überregionalen Zeitungen. So entsteht ein mediales Zerrbild, das die Polizeiliche Kriminalstatistik auf den Kopf stellt und den Deutungsmustern ähnelt, die Rechtspopulisten vorgeben.

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... In the Austrian context, especially the immigration of asylum seekers from the Near East is a big topic (Statistik Austria, 2024). There is an extensive media coverage of crimes committed by foreigners, especially in newspapers (Hestermann, 2021). While the country continues to afford an extensive welfare state -and accordingly does not suffer from high rates of violent crime -, the comparatively pronounced mass influx of refugees splits the autochthonous population in terms of attitudes and sensitivities, resulting in increased support for right-wing populist parties. ...
... The perceived mass influx from elsewhere creates the impression that the familiar moral order becomes unstable, that nothing is certain anymore and that the behavior of many people one might meet in public spaces loses its predictability, which all fuels fear of crime. Media reports on serious offenses committed by foreigners additionally promote the mental connection of immigration and crime (Hestermann, 2021). It is therefore not far-fetched to assume that the 'criminal foreigner' represents a handy projection anchor for amorphous ambiguous anxieties that must be controlled -i.e. a convenient scapegoat for all the scarcely comprehensible issues characterizing life in late-modern societies (Farrall et al., 2009). ...
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Europe’s contemporary societies are characterized by rapid and profound upheavals. The diverse transformation processes erode people’s general sense of security. In line with the sponge function of the fear of crime, radical social change – in particular the associated uncertainties and anxieties – can be assumed to increase citizens’ level of crime-related fear. Accordingly, a survey study conducted in six Austrian cities investigates whether anxieties about mass immigration and economic decline foster worry about crime. The results indicate that both types of transformation-related anxiety facilitate fear of crime, net of established predictors of the concept. This entanglement suggests that fear of crime operates as a shared code for diffuse anxieties resulting from the transformations pervading present-day societies.
... Auch Nachrichtenmedien ist Verantwortung für die Verbreitung von Hate Speech zuzuschreiben. Ihre oftmals einseitig negative, konfliktbeladene(Eberl et al., 2018;Hestermann, 2021) und spekulative Darstellung von Minderheiten(Harraway & Wong, 2021), insbesondere von Flüchtlingen, trägt zu negativen Einstellungen ihrer Rezipient:innen bei(de Vreese et al., 2011;Meltzer et al., 2020) und triggert Hasskommentare. Hier ist an die Sorgfaltspflichten von Nachrichtenmedien zu appellieren.Von grundlegender Bedeutung für eine evidenzbasierte Regulierung digitaler Plattformen ist ein verlässlicher, unverzerrter Datenzugang für Forscher:innen. ...
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Hate Speech scheint Facebook, Twitter, Telegram und Co. zu durchdringen und ruft daher vermehrt nationale und supranationale Vorstöße zur Regulierung digitaler Plattformen auf den Plan. Das jüngste aufsehenerregende Vorhaben ist der Digital Services Act, der EU-weit abgestufte Moderations-, Transparenz- und andere Sorgfaltspflichten für digitale Plattformen vorsieht. Die geplante Verordnung wird zum Anlass genommen, zunächst aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht umfassend Ursachen, Verbreitung und Effekte von Hate Speech darzustellen und auf diesem Wege den Regulierungsbedarf zu verdeutlichen. Dara⁠ufhin wird auf die im vorgeschlagenen Digital Services Act aufgeworfenen Maßnahmen eingegangen und im Vergleich mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz erörtert, inwieweit der Digital Services Act das Problem Hate Speech adressiert. Den Abschluss bilden Empfehlungen für den künftigen wissenschaftlichen und regulatorischen Umgang mit Hate Speech.
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Bei der gesellschaftlichen Thematisierung und Bearbeitung von Sicherheitsfragen geht es nicht nur um die Herstellung von Sicherheit, sondern kann das Handeln der Ak- teur:innen auch anderen Zwecken dienen. So kann das Agieren auf diesem Feld unabhängig von tatsächlichen Auswirkungen auf (objektive oder subjektive) Sicherheiten die Handlungsfähigkeit von Staat, Behörden und/oder Politik symbolhaft darstellen; es kann die Herrschaft einer bestimmten Ordnung und eines bestimmten Wertesystems vor anderen aufzeigen; es kann definieren, wer zum gesellschaftlichen Innen und wer zum Außen gehört, wer sich bei der Mehrheitsgesellschaft und wer am Rand befindet, wer also „Wir“ und wer „die Anderen“ sind; und es kann insofern auch die Macht- und Rollenverhältnisse der Beteiligten hervorheben, zementieren oder gestalten.
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In dem Beitrag wird zunächst auf mögliche Konzeptualisierungen von subjektivem Sicherheitsgefühl und Kriminalitätsfurcht eingegangen, dabei wird ebenfalls diskutiert, wie diese bislang operationalisiert werden. Anschließend wird auf (nationale sowie internationale) empirische Trends, Zahlen und Fakten eingegangen. Im Weiteren wird ein Fokus auf soziodemografische Faktoren (Risikogruppen) gelegt. Es werden verschiedene Erklärungsansätze im Hinblick auf Kriminalitätsfurcht dargelegt und deren empirische Evidenz wird überprüft; dies sind im Besonderen die Viktimisierungsperspektive, die Soziale-Kontrolle-Perspektive, die Soziale-Probleme-Perspektive sowie die Generalisierungsthese. Schließlich wird auf Basis der dargestellten Erkenntnisse erläutert, welche Auswirkungen diese auf die Gesamtgesellschaft haben und welche Potenziale sich im Hinblick auf Präventionsansätze auf der Mikro-, Meso- und Makroebene ergeben. Der Text endet mit einem Ausblick.
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The program analysis presented here of the most-watched German television channels since 2007 and the high-circulation national daily newspapers since 2017 shows: In contrast to the crime statistics, the reports mainly relate to child and female victims, and rarely to victims of foreign nationality. In this respect, the internationally discussed missing white woman syndrome is also proven for Germany. The naming of the origin of suspects is changing: in 2014 it was hardly mentioned in television reports, in 2019 it was particularly common, but usually only for foreign suspects – in a complete reversal of crime statistics. By emphasizing one and omitting the other, journalists create their own media reality.
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Zusammenfassung Journalist*innen und Kommunikationsverantwortliche bei Sicherheits- und Justizbehörden veröffentlichen zahlreiche Mitteilungen über Straftaten. Häufig besteht dabei die Notwendigkeit zu entscheiden, wie mit einer migrantischen Herkunft von Tatbeteiligten oder ihrer Zugehörigkeit zu von Rassismus betroffenen Gruppen publizistisch umzugehen ist. Diese Entscheidungen können weitreichende Folgen haben und berühren verschiedene Aspekte der Menschenwürde, der gesellschaftlichen Teilhabe und der behördlichen wie medialen Transparenz. Deshalb gibt unser Beitrag eine Empfehlung, ob und wann die Herkunft beziehungsweise Gruppenzugehörigkeit von Verdächtigen oder Täter*innen offengelegt werden sollte. Diese Empfehlung ist wissenschaftlich hergeleitet und im Austausch mit einer interprofessionellen Expert*innengruppe erarbeitet worden. Sie soll keine Vorgaben verkünden, sondern bei einer reflektierten, verantwortungsbewussten und von Sachkenntnis getragenen Einzelfallentscheidung in der täglichen Kommunikationspraxis helfen. Eine „Checkliste“ von Fragen zielt darauf, Medienschaffende und Kommunikationsverantwortliche zusätzlich zu kodifizierten Leitlinien (z. B. Redaktionsstatuten, Ministerialerlassen und Ziffer 12.1 des Pressekodex des Deutschen Presserates) bei Entscheidungen zu unterstützen, die oftmals unter Zeitdruck gefällt werden müssen.
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Zusammenfassung Die soziale Konstruktion und konkrete Zuschreibung von Kriminalität dienten Gesellschaften seit jeher auch dazu, das Andere, das Außen der Gesellschaft zu markieren. Immer auch orientieren sich diese Herstellungsprozesse der Nichtzugehörigkeit an generalisierenden und stereotypisierenden Attribuierungen. Eine kulturalisierende Ethnisierung liegt den Konflikten mit Fremden zugrunde. In gesellschaftlichen Diskursen erscheinen sie als Konflikte aufgrund von Fremdheit. Die Polizei nutzt und reproduziert die gesellschaftlichen Fremdheitskonstruktionen.
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The perceived crisis triggered by the current refugee influx highlights the contradiction at the heart of human rights discourse. Modern humanity has been constructed as both European and as universal; the racialized "Other" against whom the "modern human" disturbs this construction by laying claim to human rights from the very heart of Europe. The sexualized violence reported in Cologne on New Year's Eve fed into racialized fears of refugees and immigrants promoted by groups on the radical right, even as racialized fears returned to mainstream discourses. Critical responses to the racism of the radical right unfortunately also participate in racialized discourses by resorting to "Europe" or "European values." This analysis suggests the need to consider Europe as a field of power, one in which the contestation over what Europe is or should be results in concrete, racialized disparities in access to social mobility,education, or public agency. A project for racial, gender and economic justice requires the thinking of Europe as an ongoing project of world-making.The call to revisit or reclaim "European" values cannot succeed here. Nor can a response to the new right (or the newly normalized racism of the center) allow the new right to determine the parameters of debates about possibilities for the future.
Immer mehr machen mit, in: Bild online vom 31
  • Bild-Aktion Bild
Bild BILD-Aktion "Wir helfen": Immer mehr machen mit, in: Bild online vom 31.8.2015, abrufbar unter: https://www.bild.de/news/inland/fluechtlingshilfe/bild-akti on-wir-helfen-refugees-welcome-42387340.bild.html.
Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express" die Geschehnisse an Silvester 2015 aufgearbeitet haben
  • Frank Die Nacht
  • Wie
Frank Die Nacht, die alles veränderte: Wie "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express" die Geschehnisse an Silvester 2015 aufgearbeitet haben, in: KStA online (2017), abrufbar unter: https://story.ksta.de/2017/05/chronik-der-koelner-silvesternacht/.
Warum die heute 19 Uhr-Sendung am Montag nicht über Köln berichtete
  • Theveßen
Theveßen "Warum die heute 19 Uhr-Sendung am Montag nicht über Köln berichtete", in: Facebook-Seite ZDF heute vom 6.1.2016, abrufbar unter: https://www.facebook.co m/ZDFheute/photos/a.275406990679.144521.112784955679/10153865883565680/?typ e=3&theater.
Thomas Hestermann ist Professor für Journalismus an der Hochschule Macromedia in Hamburg. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. t.hestermann@macromedia.de NK 33
  • Kontakt Dr
Kontakt Dr. Thomas Hestermann ist Professor für Journalismus an der Hochschule Macromedia in Hamburg. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. t.hestermann@macromedia.de NK 33. Jg. 1/2021
Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express" die Geschehnisse an Silvester 2015 aufgearbeitet haben
  • Joachim Frank
Frank, Joachim (2017): Die Nacht, die alles veränderte: Wie "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express" die Geschehnisse an Silvester 2015 aufgearbeitet haben. In: Kölner Stadt-Anzeiger (ohne Datum), story.ksta.de/2017/05/chronik-derkoelner-silvesternacht/.
Kriminalität in Berlin 2021. Polizeiliche Kriminalstatistik und ergänzende Informationen
  • Polizei Berlin
Polizei Berlin (2022): Kriminalität in Berlin 2021. Polizeiliche Kriminalstatistik und ergänzende Informationen. www.berlin.de/polizei/_assets/verschiedenes/pks/polizeiliche-kriminalstatistik-berlin-2021.pdf.