Content uploaded by Benjamin Ditzel
Author content
All content in this area was uploaded by Benjamin Ditzel on Mar 10, 2021
Content may be subject to copyright.
1 EINLEITUNG
Seit einigen Jahren werden an der HAW Hamburg
departmentinterne Prozesse der Studiengangsent-
wicklung und Studienreform durch das Angebot einer
externen Prozessbegleitung unterstützt . Diese Pro-
zessbegleitung wird durch die hochschuldidaktische
Servicestelle der HAW Hamburg, die Arbeitsstelle
Studium und Didaktik, angeboten, in der Regel in
enger Kooperation mit der/dem Qualitätsmanager*in
engänge bereits frühzeitig an den zu erwerbenden
Kompetenzen der Absolvent*innen auszurichten und
departmentinterne Aushandlungs- und Verständi-
gungsprozesse zu moderieren und zu begleiten. Als
wichtiger Referenzpunkt dient dabei ein umfassen-
des Konzept des kompetenzorientierten Lehrens,
ment Medientechnik der Fakultät Design, Medien und
torin einen Diskussionsprozess zur Entwicklung eines
gen wurden frühzeitig Vertreter*innen aus berufsprak-
tischen Bereichen der audiovisuellen Medientechnik,
der Medieninfrastruktur sowie der Eventbranche
einbezogen, die bereits an den ersten Workshops zur
Studiengangskonzeption teilgenommen hatten. Die ers-
ten beiden Workshops hatten – wie für solche Prozesse
üblich – als mehrstündige Präsenzveranstaltungen
stattgefunden. Ziel der Workshops war es, die Ausrich-
tung und einen Arbeitstitel für den zu entwickelnden
gangsentwicklung hinsichtlich relevanter Aspekte und
Arbeitspakete zu strukturieren.
Für eine Begleitung des Prozesses der Studien-
gangsentwicklung hinsichtlich der didaktischen
CURRICULUMENTWICKLUNG
IN ZEITEN VON COVID-19
Erfahrungen mit Online-Workshops
im Rahmen einer externen Prozessbegleitung
Benjamin Ditzel, Sabine Rasch
74 Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
inhaltlichen Ablauf des Prozesses der kompetenzori-
entierten Studiengangsentwicklung eingegangen, wie
die digitalen Workshops durchgeführt und moderiert
Teilnehmenden und stellt Ergebnisse einer Evaluation
zur Kombination von Präsenz- und Onlineanteilen in
Prozessen der Organisationsentwicklung angestellt.
2 INHALTLICHE STRUKTURIERUNG
DES PROZESSES DER
STUDIENGANGSENTWICKLUNG
Ausgangspunkt für den in diesem Beitrag vorgestell-
ten Prozess einer kompetenzorientierten Studien-
gangsentwicklung waren die Ergebnisse der ersten
beiden, durch eine externe Moderatorin begleiteten
Workshops. Mit dem Arbeitstitel ‚Master of Science
Media Engineering and Management‘ lagen bereits
Masterstudiengangs vor. Auch war bereits herausge-
arbeitet worden, welche Arbeitspakete und Meilen-
steine bis zur formalen Einrichtung des Studiengangs
erforderlich sein würden.
Die Entwicklungsgruppe bestand aus jeweils fünf
Unternehmensvertreter*innen, fünf Professor*innen
und einem wissenschaftlichen Mitarbeiter. Die
Steuerung des Prozesses lag in der Verantwortung
des Departmentleiters, der gleichzeitig zur Entwick-
Konzeption sowie formaler Aspekte wurden die
pakts Lehre, hinzugezogen. Die ersten Workshops
zur didaktischen Konzeption des Studiengangs
starten. Doch dann kam die Corona-Pandemie
und die Notwendigkeit, auf persönliche Kontakte
und Präsenzveranstaltungen zu verzichten. Um die
Dynamik der bisherigen Diskussionen und auch den
Zeitplan nicht zu gefährden, wurde beschlossen,
oder ganztägigen moderierten Präsenzworkshops
durchgeführten Prozess der Studiengangsentwick-
lung in einem reinen Online-Format durchzuführen.
Die Live-Online-Workshops fanden zwischen März
– ein sogenanntes Grobkonzept – für den dualen
Masterstudiengang vor.
Ziel dieses Beitrags ist es, die Erfahrungen mit der
Durchführung von Workshops einer begleiteten
Studiengangsentwicklung im Online-Format zu doku-
mentieren und den Erfahrungen eines ‚klassischen‘
Prozesses in Form von Präsenz-Workshops gegen-
überzustellen. Denn die Beschreibung der Vorberei-
tung und des Vorgehens kann möglicherweise als
Blaupause für andere moderierte Online-Workshops
hilfreich sein. Gleichzeitig lässt sich auf der Grundlage
der Erfahrungen darüber nachdenken, in welcher
Form Präsenz- und Online-Elemente in Prozessen der
Organisationsentwicklung zukünftig kombiniert wer-
den können, um die Vorteile beider Formate besser
nutzen zu können.
75Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
anhand relevanter Branchen und möglicher Rollen
Praxis herausgearbeitet. Auf dieser Grundlage wur-
die Studierenden im Laufe des Studiums erwerben
sollen.
Erster Workshop –
Gesamtkompetenzbeschreibung Teil 1
Ziel des Workshops
Erarbeiten eines profilgebenden Kernsatzes der
Gesamtkompetenzen der Absolvent*innen des
Studiengangs Media Engineering and Manage-
ment (Teil 1)
Ablauf des Workshops
Begrüßung & Einführung
zwei Arbeitsphasen jeweils mit Gruppenarbeit
& Präsentation im Plenum: (1) Branchen und
Rollen der Absolvent*innen, (2) zu erwerbende
Kompetenzen
Abschluss & weiteres Vorgehen
methodischer Input
Einführung in das Thema einer kompetenzorien-
tierten Studiengangsentwicklung (vgl. Schaper
2012, S. 38f.)
Aufgabenstellung Arbeitsphase 1
Denken Sie an ein*e Absolvent*in des Studien-
gangs:
• In welchen Branchen sind die Absolvent*innen
tätig?
• Welche Rollen und Funktionen nehmen sie
dort ein?
Aufgabenstellung Arbeitsphase 2
Mit welchen Kompetenzen wollen Sie die
Absolvent*innen am Ende des Studiums in die
Berufspraxis entlassen? (oder kurz: Was sollen
sie am Ende können?)
• Denken Sie bitte an das Ende des Studiums.
• Versetzen Sie sich in die Studierenden bzw.
Absolvent*innen des Studiengangs.
Formulieren Sie in ganzen Sätzen; z. B.: Die
lungsgruppe gehörte. Fachlich und methodisch wurde
der Prozess der Studiengangsentwicklung durch
die Autorin und den Autor dieses Beitrags beglei-
tet sowie moderiert. Ziel war es, bis zum Ende des
Sommersemesters ein erstes Konzeptpapier für den
neu einzurichtenden dualen Masterstudiengang zu
erarbeiten, wozu neben der inhaltlichen Ausrichtung
insbesondere die hochschuldidaktische Konzep-
tion und die modulare Strukturierung gehören. Die
Workshops wurden jeweils mit dem Departmentleiter
und teilweise mit weiteren Personen aus der Entwick-
lungsgruppe vor- und nachbereitet.
die Arbeit in den Gruppen. Die Arbeitsgruppenphase
und danach folgte die Vorstellung und Diskussion der
Ergebnisse. Es waren in der Regel zwei Gruppen mit je
drei bis fünf Personen.
Nachfolgend werden die einzelnen Workshops kurz
dokumentiert. Dabei wird auf die Ziele des jeweiligen
Workshops, den Ablauf, etwaigen theoretischen oder
Moderator, die Arbeitsaufträge für die Arbeitsgrup-
penphasen sowie die erzielten Ergebnisse eingegan-
waren handlungsleitend für den Ablauf der Work-
shops und verdeutlichen den grundsätzlichen Ablauf
des Prozesses einer kompetenzorientierten Studien-
gangsentwicklung, der jeweils angepasst ist an die
jeweilige Situation der Departments.
Gesamtkompetenz der Absolvent*innen zu formulie-
ren. Diese sollten aus einer kompetenzorientierten
Perspektive und in knapper Form die inhaltliche Pro-
-
punkt für die weitere Ausgestaltung der inhaltlichen,
didaktischen, strukturellen und organisatorischen
Workshop wurde dazu zunächst die berufspraktische
Ausrichtung des zu entwickelnden Studiengangs
76 Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
Absolvent*innen können / sind in der Lage …
Nutzen Sie beobachtbare Verben, die Hand-
lungen beschreiben: z. B. analysieren, leiten,
managen, beraten, entwickeln etc.
Ergebnisse
Identifikation relevanter Branchen und mögli-
cher Rollen der Absolvent*innen in ihrer späte-
ren beruflichen Praxis.
Erste Sammlung und inhaltliche Clusterung von
zu erwerbenden Kompetenzen
Die Ergebnisse des ersten Workshops wurden im
-
chen, Rollen und zu erwerbenden Kompetenzen
zu den Gesamtkompetenzen erarbeitet.
Zweiter Workshop –
Gesamtkompetenzbeschreibung Teil 2
Ziel des Workshops
Erarbeiten eines profilgebenden Kernsatzes der
Gesamtkompetenzen der Absolvent*innen des
Studiengangs Media Engineering and Manage-
ment (Teil 2)
Ablauf des Workshops
• Begrüßung & Einführung
• zwei Arbeitsphasen jeweils mit Vorstellen der
Ergebnisse des ersten Workshops & Diskussion
im Plenum zur Ergänzung der Branchen und
Rollen
• eine Arbeitsphase mit Gruppenarbeit &
Präsentation im Plenum zum Verdichten der
Kompetenzbeschreibung
• Abschluss & weiteres Vorgehen
Aufgabenstellung – Arbeitsphase 3
Modifizieren Sie auf der Basis der Ergebnisse
(Branchen, Rollen, Kompetenzen) den Satz:
Die Absolvent*innen managen komplexe techni-
sche Projekte in verantwortlichen Tätigkeiten in
der Medienbranche.
• Formulieren Sie gemeinsam einen vollständi-
gen Satz.
• Sie können gern Untersätze bilden, z. B. mit
„indem die Absolvent*innen …“
• Schreiben Sie auch gern weitere Diskussions-
punkte dazu, z. B. wo waren Sie sich nicht
einig? Was möchten Sie noch diskutieren?
Ergebnisse
• Entwürfe der Arbeitsgruppen für einen profil-
gebenden Kernsatz der Gesamtkompetenzen
der Absolvent*innen
Die Ergebnisse des zweiten Workshops wurden in der
Zwischenzeit durch eine kleine Arbeitsgruppe zu einer
gemeinsamen Gesamtkompetenzbeschreibung zusam-
mengeführt. Diese wurde im dritten Workshop noch
widmete sich der dritte Workshop dann angesichts des
dualen Charakters des Studiengangs und der beiden
Lernorte ‚Hochschule‘ und ‚Betrieb‘ dem Theorie-Praxis-
an den Wissenschafts- und Praxisbezug des Studien-
gangs herausgearbeitet werden.
Dritter Workshop –
Theorie-Praxis-Verhältnis
Ziel des Workshops
Reflexion des Theorie-Praxis-Bezuges im dualen
Studiengang sowie Austausch gegenseitiger
Erwartungen aus Hochschule und Berufspraxis
Ablauf des Workshops
• Begrüßung & Einführung
• Arbeitsphase mit Vorstellen der Ergebnisse des
ersten Workshops & Diskussion im Plenum
zum Ergänzen der Gesamtkompetenzbeschrei-
bung
• Arbeitsphase mit Gruppenarbeit & Präsentati-
on im Plenum zum Theorie-Praxis-Verhältnis
• Abschluss & weiteres Vorgehen
theoretischer Input
theoretische Überlegungen zum Verhältnis
77Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
• Arbeitsphase mit Gruppenarbeit & Präsentation
im Plenum zum Lehr-Lern-Konzept
• Abschluss & weiteres Vorgehen
methodischer Input
Vorstellen unterschiedlicher hochschuldidakti-
scher Konzepte
Aufgabenstellung – Arbeitsphase
Wie kann ein geeignetes Lehr- und Lernkonzept
aussehen, das den vorgesehenen Kompetenz-
erwerb im Laufe des Studiums ermöglicht?
Theorie-Praxis-Verhältnis (Praxislernen, Praxis-
reflexion, Praxisgestaltung, Praxisforschung):
• Wo liegen die Schwerpunkte bezogen auf
welche Themen/ Kompetenzfelder?
• Wie kommt Praxislernen, Praxisreflexion, Praxis-
gestaltung, Praxisforschung in das Curriculum?
Verzahnung der Lernorte (Hochschule, Betrieb)
• Der Erwerb welcher Kompetenzen wird an
welchem Lernort gefördert?
Lehr- und Lernkonzepte (problem-/fallbasiertes,
projektorientiertes, forschendes Lernen)
• Welche Lehr- und Lernkonzepte sind an welcher
Stelle geeignet?
• Welche anderen Methoden sind geeignet?
Ergebnisse
Erste Überlegungen zum Lehr- und Lernkonzept
des Master-Studiengangs
-
teten Lehr- und Lernkonzept und den zu erwerbenden
Kompetenzen eine erste modulare Struktur des Studi-
engangs entwickelt.
Fünfter Workshop – Modularisierung
Ziel des Workshops
Entwicklung einer ersten Modulstruktur für den
dualen Master-Studiengang
von Theorie und Praxis in Anlehnung an
Arens-Fischer et al. (2016) und Dreyfus und
Dreyfus (2005)
Aufgabenstellung Arbeitsphase 2
Was macht den Studiengang zu einem dualen
Studiengang im Sinne des Verhältnisses
zwischen Wissenschaft und Praxis?
1. Wenn Sie an das Verhältnis von Wissenschaft
und Praxis denken:
–Welche Erwartungen haben Sie an die
Wissenschaft (HAW Hamburg)?
–Welche Erwartungen haben Sie an die
Praxis (Unternehmen)?
Vor diesem Hintergrund:
2. Wie sollen die Perspektiven im Curriculum
aufeinander bezogen werden?
3. Welche Lehr- und Lernformen braucht es
dafür im dualen Studiengang?
Ergebnisse
• profilgebender Kernsatz der Gesamtkompe-
tenzen der Absolvent*innen
• Erwartungen an den Wissenschafts- und Pra-
xisbezug des Studiengangs
den erarbeiteten Branchen und Rollen der Absol-
vent*innen, der zu erwerbenden Kompetenzen
sowie unterschiedlicher Formen der Verzahnung der
Lernorte Hochschule und Betrieb erste Überlegun-
gen zum Lehr- und Lernkonzept des Studiengangs
herausgearbeitet.
Vierter Workshop –
Grundzüge eines Lehr-/Lernkonzeptes
Ziel des Workshops
Entwickeln erster Grundzüge eines Lehr- und
Lernkonzeptes für den Master-Studiengang
Ablauf des Workshops
• Begrüßung & Einführung
• kurze Bestandsaufnahme der bisherigen
Arbeitsergebnisse
78 Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
Learning Outcomes von Modulen
• Abschluss & weiteres Vorgehen
Aufgabenstellung – Arbeitsphase
Bearbeiten Sie den Vorschlag zu den zu
bearbeitenden Modulen
• Ergänzen oder verändern Sie die schon
erarbeiteten Kompetenzen.
• Welche Titel könnten die Module haben.
Bedenken Sie, dass die Module je 10 Credits
im 1. Semester und je 15 Credits im 2. und 3.
Semester haben, d. h. 450 Stunden.
Ergebnisse
• Modulstruktur des Studiengangs
• Entwürfe für die Learning Outcomes der
Module
Jeweils zwischen den Workshops wurden die Ergeb-
nisse von den Prozessbegleitenden mit einer Klein-
gruppe und dem Departmentleiter für die Weiter-
bearbeitung oder als Arbeitsgrundlage und zur
Abstimmung für den jeweils kommenden Workshop
aufgearbeitet sowie die weiteren Arbeitsschritte
abgestimmt. Zudem wurde kontinuierlich der Verlauf
wurden ausführliche Ergebnisprotokolle erstellt.
Auf der Basis der erarbeiteten Arbeitsergebnisse wer-
fortgeführt. Gegenstand des weiteren Prozesses wird
es sein, zu den Learning Outcomes passende Prüfungs-
formen sowie Lehr- und Lernformate auszuwählen
sowie angesichts der dualen Studienform organisatori-
sche und rechtliche Fragen zur Kooperation der beiden
Lernorte Hochschule und Unternehmen zu klären.
3 DURCHFÜHRUNG VON
LIVE-ONLINE-WORKSHOPS
MIT ADOBE CONNECT
-
cher Web-Konferenz-Systeme zur Durchführung der
Workshops der Studiengangsentwicklung im Online-
Ablauf des Workshops
• Begrüßung & Einführung
• kurze Bestandsaufnahme der bisherigen
Arbeitsergebnisse
• Arbeitsphase mit Gruppenarbeit & Präsen-
tation im Plenum zur Modulstruktur
• Abschluss & weiteres Vorgehen
methodischer Input
Einführung in das Thema der Modularisierung
und möglicher Modulstrukturen
Aufgabenstellung – Arbeitsphase
Entwerfen Sie eine erste (innovative?) Modul-
Struktur für den Master-Studiengang:
• Größe (Workload – Creditpoints) der Module
• inhaltliche Schwerpunkte der Module
• Verzahnung der Lernorte HAW und Betrieb
innerhalb der Semester, eventuell Entwurf
einer Wochenstruktur
• Funktion eines virtuellen dritten Lernorts
Ergebnisse
Erste Überlegungen zur modularen Struktur des
Studiengangs
Auf der Grundlage der Modulstruktur wurden im
sechsten, siebten und achten Workshop schrittweise
die Learning Outcomes der Module entwickelt. Diese
bilden den Ausgangspunkt für die in weiterer Folge
auszuarbeitenden Modulbeschreibungen.
Sechster bis achter Workshop –
Beschreibung
der Learning Outcomes der Module
Ziel des Workshops
Die Learning Outcomes der einzelnen Module
sind erarbeitet.
Ablauf des Workshops
• Begrüßung & Einführung
• Vorstellen der Arbeitsergebnisse einer Arbeits-
gruppe zur Modulstruktur
• Arbeitsphase mit Gruppenarbeit & Präsen-
tation im Plenum zur Beschreibung der
79Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
den in den folgenden Abschnitten kurz dargestellt.
Aus Zeitgründen wurde in den Workshops auf lange
Einstiegs- und Feedbackrunden oder Blitzlichter ver-
zichtet. Es gab kurze Einstiegsrunden; das Feedback
wurde über die Chat-Funktion des Systems schriftlich
eingeholt.
3.1 Vorbereitung der Workshops
Mit der ersten Einladung zum Workshop erhielten die
Teilnehmenden eine Checkliste, die alle technischen
Details zur Teilnahme am Workshop enthielt.1 Als
wichtig erschien dabei, dass die technischen Voraus-
setzungen wie ein PC oder Notebook, ein Headset
sowie eine Webcam funktionsfähig zur Verfügung
stehen und die Adobe-Connect-Anwendung bereits
installiert ist.
Für die verschiedenen Phasen des Workshops können
in Adobe Connect sogenannte Layouts vorbereitet
werden. Diese stellen spezische Aufteilungen des
Bildschirmfensters von Adobe Connect dar. Unter-
schiedliche Anordnungen der Bildschirminhalte
können so vorab deniert und zu einem beliebigen
Zeitpunkt in einem Workshop aufgerufen werden.
Das Bildschirmlayout ändert sich dann gleichzeitig für
alle Teilnehmenden.
Dabei zeichnet sich ein Layout dadurch aus, dass der
Bildschirm in unterschiedliche Bereiche aufgeteilt
wird, sogenannte Pods. Das können zum Beispiel
Chats, Whiteboards, Präsentationen bzw. Doku-
mentenfreigaben, Notizfelder, Bildschirmfreigaben,
Online-Abfragen etc. sein, je nach Ziel und Work-
shopphase. Größe und Platzierung können jeweils
individuell festgelegt werden. Alle Pods können mit
eigenen Titeln versehen werden und im System für
die Dokumentation und eventuelle spätere Nutzung
archiviert werden.
1 Die Checkliste ‚must have‘ von Katja Königstein-Lüdersdor / Team
Medien 4.0 ist lizenziert unter einer Creative Commons Namens-
nennung 4.0 International Lizenz (CC BY) (https://creativecom-
mons.org/licenses/by/4.0/).
Format evaluiert. Dies wurde unterstützt durch die
kollegiale Begleitung einer Beraterin für Mediendi-
daktik der Arbeitsstelle Studium und Didaktik (siehe
Beitrag auf S. 107). An der HAW Hamburg standen
zum Zeitpunkt der Planung dafür die Systeme Adobe
Connect, Zoom und Microsoft Teams zur Verfügung.
Die Wahl el auf Adobe Connect, das die HAW Ham-
burg über das Deutsche Forschungsnetz (DFN) nut-
zen kann. Das System versprach, den notwendigen
interaktiven Modus der Workshops mit wechselnden
Plenums- und Arbeitsgruppenphasen am besten zu
unterstützen. Zudem überzeugten die Vorteile der
Ergebnispräsentation, -sicherung und -dokumen-
tation des Adobe-Systems. Auch die Datenschutz-
modalitäten schienen rechtlich zuverlässig zu sein.
Dagegen sprach eine anfangs sehr hohe Auslastung
und dadurch Störanfälligkeit der DFN-Server sowie
ein gegenüber anderen Tools etwas ‚antiquiert‘
anmutendes Design.
In Adobe Connect richteten die Moderatorin und
der Moderator einen virtuellen Meeting-Raum ein,
der für den gesamten Prozess zur Verfügung stand.
Das Layout musste lediglich vor jedem Workshop
angepasst, nicht jedoch vollständig neu konguriert
werden.
Die einzelnen Workshops hatten einen immer wieder-
kehrenden Ablauf, der dem von moderierten Präsenz-
Workshops mit der klassischen Moderationsmethode
ähnelt:
•Ankommen, Begrüßung, Organisatorisches, Dar-
stellung des Ablaufs und der Ziele
•Abstimmung der Ergebnisse des vorherigen
Workshops auf der Grundlage des Protokolls
•Input, in der Regel als Hinführung zum nächsten
Thema bzw. Arbeitsauftrag
•Bearbeitung eines Themas in Arbeitsgruppen
•Zusammentragen und Diskussion der Ergebnisse
im Plenum
•Zusammenfassung, Ausblick, Feedback, Verab-
schiedung
Dieser Ablauf wurde so im Web-Konferenz-System
abgebildet. Einige Aspekte, die gegenüber einem
Ablauf als Präsenzworkshop bei einer Durchführung
im Online-Format als wichtig erachtet werden, wer-
80 Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
3.3 Input als Vorbereitung für die
Arbeitsgruppenphase
Als Einstieg erfolgte, wie in moderierten Workshops
üblich, die Darstellung des Ablaufs und der Ziele des
Workshops sowie ggf. die Klärung von Organisatori-
schem. Sofern es das Thema des Workshops und die
Arbeitsaufträge für die Gruppenarbeiten erforderten,
wurde durch die Moderatorin und den Moderator
eine Präsentation zu theoretischen oder methodi-
schen Themen vorgestellt.
Hier wurde zuvor die Präsentation hochgeladen und
auch wieder ein Chat und ein Notizfeld für beglei-
tende Diskussionsergebnisse, Anmerkungen und
-
layout exemplarisch für organisatorische Hinweise
zum Umgang mit der Chatfunktion.
3.4 Arbeitsgruppenphasen und Plenum
Über den Menübutton ‚Arbeitsgruppen starten‘
werden die Teilnehmenden den Arbeitsgrup-
pen zugeteilt. Die Einteilung erfolgt durch die
Veranstalter*innen (wie die Funktion der Moderieren-
Unternehmensvertreter*innen wichtig war.
Die Layouts der Arbeitsgruppenräume werden eben-
falls im Vorfeld vorbereitet. Einen exemplarischen
enthält den Arbeitsauftrag, notwendige Arbeitsunterla-
gen, einen Chat für die Mitglieder und ein Notizfeld zur
Dokumentation der Arbeitsgruppenergebnisse. Sobald
die Arbeitsphase für die Gruppen von den Moderieren-
den gestartet wurde, konnten sich die Teilnehmenden
innerhalb der zugeordneten Arbeitsgruppen in eigenen
‚Räumen‘ unterhalten und über eigene Pods als virtu-
elle Pinnwand oder virtuelles Whiteboard sowie über
Sowohl die mündliche Diskussion als auch die schrift-
lichen Zwischenergebnisse sind nur für die zu einer
Arbeitsgruppe zugeordneten Personen zugänglich. Die
Moderierenden können allerdings bei Bedarf an einer
der Arbeitsgruppensitzungen teilnehmen.
Auf ähnliche Weise wurden insgesamt vier unter-
Verabschiedungs-Layout. Dazu kommen die Layouts
für die Teilnehmenden und das Notizfeld waren in
jedem Layout Standard, da es wichtig erschien, Ergeb-
nisse aus Diskussionen, Ergänzungen und Fragen der
Teilnehmenden kontinuierlich und für alle sichtbar zu
dokumentieren.
Ein Vorteil des Systems besteht darin, dass alle
Notizen automatisch gesichert sind. Notizen können
am Ende des Workshops per E-Mail versendet oder
über die Zwischenablage in ein beliebiges Textverar-
beitungsprogramm kopiert und gespeichert werden,
was die Erstellung von Ergebnisprotokollen stark
vereinfacht.
3.2 Start der einzelnen Workshops – Ankommen
Minuten früher gestartet, so dass genug Zeit für die
Teilnehmenden war, sich einzuloggen, falls es nicht
beim ersten Mal funktionierte, die Mikrofone zu tes-
ten und ggf. bei technischen Problemen zu unterstüt-
zen. Zu diesem Zweck wurde ein erstes ‚Ankommens-
schon einmal mit Kolleg*innen gesprochen, sich über
den Chat ausgetauscht oder sich in Ruhe mit dem
Raum bekannt gemacht werden.
Zu Beginn des Prozesses wurde auf Teilnehmenden-
videos verzichtet, da das die Stabilität des Systems
beeinträchtigte. Ab dem vierten Workshop wurden in
der Ankommensphase und für eine kurze Einstiegs-
zu sehen ist. Da auch der Platz für die Videos in der
wurde auf die Videos dann im Verlauf des jeweiligen
81Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
Ankommenslayout (Veranstalter*innenansicht)
Layout für Präsentationen
ABB. 1
ABB. 2
82 Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
Layout eines Arbeitsgruppenraumes
Layout Zusammentragen der Ergebnisse aller Arbeitsgruppen
ABB. 3
ABB. 4
83Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
3.5 Zusammenfassung, Ausblick, Feedback,
Verabschiedung
Ein letztes Layout diente abschließend dazu, ein kur-
zes Resümee zum Workshop zu ziehen, einen Ausblick
auf die nächsten Schritte zu geben und schließlich
Feedback von den Teilnehmenden einzuholen. Das
Feedback wurde teilweise über kleine Umfragen oder
über die Chatfunktion eingeholt (vgl. Abbildung 5).
4 FEEDBACK D ER
TEILNEHMENDEN
In diesem Abschnitt werden Erkenntnisse aus den
Rückmeldungen der Teilnehmenden vorgestellt. Die
Grundlage dafür bildet das Feedback der Teilneh-
menden, das sie einerseits am Ende jedes Work-
shops über die Chat-Funktion von Adobe Connect
als Freitextkommentare mitgeteilt haben und das
Die Moderatorin und der Moderator können den
Gruppen eine Nachricht schicken, z.B. die Ankündi-
gung, wann die Arbeitsgruppenphase endet. Auch ein
Besuch der Arbeitsgruppen durch die Moderierenden
ist möglich.
Ein großer Vorteil des Systems liegt darin, dass die
notierten Arbeitsgruppenergebnisse aller Gruppen in
dem gemeinsamen Arbeitsraum abgebildet werden
können, d.h. in dem Moment, wo die Moderieren-
den die einzelnen Arbeitsgruppen wieder im Plenum
zusammenführen, werden die Ergebnisse im gemein-
samen Raum zur weiteren gemeinsamen Diskussion,
Bewertung und Bearbeitung angezeigt (vgl. Abbildung
4). Ein weiteres Feld kann zum Beispiel für Ergän-
zungen oder auch als Themenspeicher eingerichtet
werden.
Abschlusslayout
ABB. 5
HAW_LehreLotsen_Bd2.indd 83HAW_LehreLotsen_Bd2.indd 83 22.02.21 18:1722.02.21 18:17
84 Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
-
arbeit“ blickt. Die Zufriedenheit mit den Ergebnissen
wurde in Bezug gesetzt zu der Vorbereitung der
Workshops, so dass
werden konnten“
Gruppenzusammensetzung wird für die Qualität der
Ergebnisse als „sehr passend“ hervorgehoben, „alle
beteiligten Personen waren hochmotiviert“.
Der Departmentleiter hatte die externe Begleitung
des Prozesses der Studiengangsentwicklung beauf-
Prozesses in besonderer Weise interessant, inwiefern
die mit dem Prozess und der Begleitung verbundenen
Ziele erreicht werden konnten. Der Departmentlei-
[als] sehr zufrieden“. Er fasst zusammen, dass es
gelungen sei -
formuliert“. Dies sei umso wichtiger, als dass es sich
„um einen komplett neuen Studiengang (handele) mit
. Darüber hinaus führt er
aus, dass im Workshop didaktische Themen ange-
sprochen wurden und komplett neue und innovative
Lehr/Lernkonzepte entstanden seien.
mitzuarbeiten und zu lehren“. Die Ziele, die den Work-
shops zugrunde lagen, werden als erfüllt angesehen.
Das wird der externen Begleitung, dem Online-Format
Gruppe zugesprochen.
„Das eigentliche Semester-Ziel der groben For-
mulierung von Gesamtkompetenzen war bereits
Anfang April erreicht. Die Arbeit danach ging
schon in die Detailplanung, wie Modulstruktur
und Modulbeschreibungen. Der Zeitplan sah
dies eigentlich erst für den Herbst vor.“
sie andererseits am Ende zum Gesamtprozess der in
diesem Beitrag vorgestellten Abfolge von Workshops
auf Nachfrage per E-Mail mitgeteilt haben.
Die Fragen für das Feedback am Ende eines Work-
gefragt:
oder
Ergänzend dazu wurden nach Abschluss des achten
den Teilnehmenden per E-Mail einige Fragen mit der
Bitte um schriftliches Feedback geschickt. Sechs von
elf Personen haben geantwortet, davon waren drei
Unternehmensvertreter*innen, zwei Lehrende und
der Departmentleiter. Gefragt wurde:
a. Wie zufrieden sind Sie bis jetzt mit den bisheri-
gen Ergebnissen des Curriculumentwicklungs-
prozesses seit März 2020? (Warum?)
b. Wie zufrieden sind Sie mit dem Format eines
ausschließlichen Online-Prozesses, mit den
einzelnen Workshops o.Ä.? Was war dabei
besonders vorteilhaft, was auch nicht?
c. Macht eine Moderation eines Curriculument-
wickungsprozesses Sinn? (Warum)
d. Wie zufrieden sind Sie mit der Moderation?
Was ist besonders hervorzuheben, welche
Anregungen oder Wünsche haben Sie für die
Moderation?
Nachfolgend werden wesentliche Erkenntnisse aus
den Rückmeldungen der Teilnehmenden vorgestellt.
Dabei werden die Rückmeldungen direkt nach den
Workshops sowie die ausführlicheren Rückmeldun-
gen am Ende des Prozesses zusammengefasst.
4.1 Ergebnisse des Prozesses
Bereits am Ende der einzelnen Workshops wurde
immer wieder hervorgehoben, dass die Teilnehmen-
den sind. Dies zeigt
Ergebnisse werden zudem in Relation zur aufge-
wendeten Zeit gestellt, mit der ein Teilnehmender
„äußerst zufrieden“ ist und aufgrund dieser Erfahrung
85Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
die Modulbeschreibungen formuliert. Dieses
Vorgehen war für alle Beteiligten stets nachvoll-
ziehbar und man hatte das Gefühl, es richtig zu
machen.“
Auch die zeitliche Strukturierung wird als bedeutsam
hervorgehoben. Dabei wird einerseits thematisiert,
dass die Workshopdauer von zwei Stunden eine gut in
den eigenen Arbeitsalltag zu integrierende Form von
Workshops darstellt, die gleichzeitig ein gutes „Voran-
kommen“ ermögliche. Andererseits wurde als positiv
empfunden, dass „so diszipliniert in der Zeit“ geblieben
wurde. Durch ein pünktliches Ende war eine „zeitliche
Verlässlichkeit gegeben“.
Neben der Strukturierung des Arbeitsprozesses wird
als hilfreich angesehen, dass „den Teilnehmern wiede-
rum Gestaltungsfreiraum“ geboten wurde. Die Modera-
tion wurde
entstanden“. Diese Herangehensweise der Moderation
war auf der einen Seite
.
Die Strukturierung durch die Moderation hat Frei-
fokussiert an den zu bearbeitenden Themen arbeiten
konnten. Die Funktion der Moderation wird darin
gesehen, diese Diskussionen „zentral zu orchestrieren
und zu begleiten“. Dies wird insbesondere vor dem Hin-
-
ven – Lehrende der Hochschule sowie Vertreter*innen
aus der Berufspraxis – als wichtig angesehen, gerade
auch, weil externe Unternehmensvertreter*innen in
-
vorgänge und Themen einzubeziehen waren.
Ein weiterer Aspekt des ‚Orchestrierens‘ von Grup-
pendiskussionen besteht darin, dass durch eine
externe Begleitung andere gruppeninterne Dynami-
ken ermöglicht werden:
„Eine Curriculumsentwicklung, wie sie hier
geschehen ist, wäre ohne Moderation nicht
möglich gewesen. Und da geht es gar nicht um
dauerndes Aktivsein und starke Steuerung, son-
dern um die Tatsache, dass da jemand sozusa-
4.2 Externe Begleitung des Prozesses
Der externen Moderation der Workshops und Beglei-
tung des Prozesses wird neben der Arbeitsgruppe ein
Erzielen zufriedenstellender Ergebnisse zugeschrie-
ben.
-
-
richtete und kompetente Moderation“. Der moderierte
Prozess der Studiengangsentwicklung wird insgesamt
als „gut organisiert“, als „strukturiert“, als -
ent“, als „spannend“ beschrieben.
Die Organisation und Moderation der Workshops sei
sehr hilfreich gewesen, um fokussiert an der Konzep-
tion des Studiengangs zu arbeiten und dass es dabei
„immer konkreter“ wird. Zwei exemplarische Aussagen
mögen das vielleicht noch einmal veranschaulichen:
immer hervorragend dokumentiert wird.“ „Gutes Format
-
einer Strukturierung der Arbeits- und Diskussionspro-
zesse gesehen. Die Moderation habe eine „Struktur
und damit einen roten Faden“ vorgegeben. Dies habe
geholfen, „den Fokus nicht zu verlieren“ und es habe
.
„Die einzelnen Arbeitsaufträge sind nicht überla-
den und auch quantitativ gut durchführbar. Die
einzelnen Blöcke sind zeitlich gut aufgebaut und
nicht zu lang, so dass kein Überdruss entsteht.“
„Es war jederzeit spürbar, dass die Moderatorin
und der Moderator eine klare Vorstellung vom
Ablauf dieses Prozesses hatten. Und so war für
alle Beteiligten immer der rote Faden spür-
bar, der dem Prozess seine innere Logik gab:
begonnen mit den Kompetenzen der späteren
Absolventen wurde daraus die Gesamtkompe-
tenzbeschreibung formuliert. Die genannten
Kompetenzen wurden anschließend geclustert,
zu Modulen zusammengefasst und daraus
86 Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
4.3 Online-Format der Workshops
Am Anfang gab es noch Probleme mit der Technik
bzw. der Software. Die Technik wurde als „leider nicht
so gut“ bezeichnet. Die Teilnehmenden klagten über
die hohe Auslastung des Systems und Aussetzer bei
der Übertragung von Ton und Bild. Außerdem wurde
die Bedienungsfreundlichkeit und Performanz des
verwendeten Web-Konferenz-Systems gegenüber
anderen, mit denen die Teilnehmenden zu tun hatten,
geringer eingeschätzt. „Adobe Connect wirkt aus der Zeit
gefallen und ist technisch auch tatsächlich hinter anderen
Lösungen wie MS-Teams zurück (Stichwörter: gleichzeitig
sprechen, Verbindungsverlust, kein Einloggen möglich)“.
Je mehr Erfahrungen mit dem Online-Tool gesammelt
wurden, umso besser kamen die Teilnehmenden
damit zurecht und umso zufriedener wurden sie
auch mit der technischen Umsetzung des Onlinefor-
mats – „wenn man erstmal gelernt hat mit Adobe klar
zu kommen, dann geht es auch“. Außerdem wurden im
Laufe der Zeit die Serverkapazitäten des Deutschen
Forschungsnetzes DFN ausgebaut, so dass Adobe
Connect störungsfreier lief. Insbesondere die unter-
schiedlichen Arbeitsansichten, Layouts und Fenster
(Pods) sowie die Tatsache, dass Arbeitsergebnisse
in Echtzeit direkt und lesbar verschriftlicht werden,
wurden als hilfreich hervorgehoben.
Jenseits der Frage nach der konkreten Technik bzw.
dem Web-Konferenz-System zeigt sich bei den
Teilnehmenden eine hohe Zufriedenheit mit dem
Format moderierter Online-Workshops. Schon sehr
früh im Prozess wurde das gewählte Format als eine
„interessante Variante von Workshops“ positiv von den
Teilnehmenden beurteilt. Das Online-Format führe
dazu ,,viel effi zienter zum Ziel zu kommen“.
gen über der Gruppe steht - es ist klar, wer führt,
damit entfällt das Gerangel um die Führungspo-
sition in der Gruppe. Und, nicht unwichtig, dass
jemand sagt: ok, das genügt für heute. Das ist
sehr erleichternd.“
Als positiv im Ablauf der Workshops wurde auch
gesehen, dass ab einem gewissen Zeitpunkt des
Prozesses die Zusammenfassung von Ergebnissen
oder die Ausarbeitung von Entwürfen beispielsweise
für eine übergeordnete Kompetenzbeschreibung, für
die Modulstruktur des Studiengangs oder für ein-
zelne Lernzielbeschreibungen der Module an kleinere
Arbeitsgruppen delegiert wurden.
„Die letzten Feinheiten (die ja durchaus Zeit und
Energie kosten) in ‚Unter-AGs‘ zu verlegen, fand
ich ebenfalls gut, schön, dass die ‚Haupt-AG‘ da
auch mitgegangen ist.“
Die theoretischen und methodischen Impulse
durch die Moderierenden wurden als hilfreich,
„interessant“ und „spannend“ bezeichnet. So habe
beispielsweise eine Fokussierung auf eine kompe-
tenzorientierte Herangehensweise zu einem guten
Vorankommen hinsichtlich der Ausgestaltung der
Module beigetragen. Gleichwohl erwiesen sich ins-
besondere ausführlichere, komplexere theoretische
oder methodische Inputs für die Workshopdauer
von zwei Stunden als herausfordernd („schwierig“).
Denn beispielsweise theoretische Ausführungen
zum Theorie-Praxis-Verhältnis hätten, nach Auskunft
der Teilnehmenden, einer intensiveren Auseinan-
dersetzung bedurft, um sie als Refl exionsfolie und
als „Brückenschlag zu den Fragen“ eigenständig auf
noch zu erarbeitende Ergebnisse anwenden zu
können. Aus dieser Erkenntnis heraus übernahmen
die Moderatorin und der Moderator in dem jeweils
darauff olgenden Workshop die Rolle, einen zusam-
menfassend-refl ektierenden Blick auf die Workshop-
ergebnisse zu richten und damit auch inhaltlich-
methodische Impulse für die weiteren Diskussionen
zu geben. Als Lessons Learned kann hier mitgenom-
men werden, dass ein ‚Verabreichen‘ theoretischer
und methodischer Refl exionsangebote in kleinen
‚Häppchen‘ und mit ‚Verdauungspausen‘ sinnvoll
sein kann.
HAW_LehreLotsen_Bd2.indd 86HAW_LehreLotsen_Bd2.indd 86 22.02.21 11:4022.02.21 11:40
87Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
sondere gegenüber anderen Darstellungsformen als
vorteilhaft angesehen.
. Oder wie es in einer
als die gängigen Flipcharts auf denen man sehr schlecht
che auch oft schlecht lesbar sind.“
Bei aller Euphorie hinsichtlich des Online-Formats
werden, neben den technischen, insbesondere
Herausforderungen bezüglich der sozialen Kompo-
nente des Austauschs in Workshops artikuliert.
kaum möglich“. Als des gewählten Work-
shopformats wird gesehen, „dass es keinen informellen
und dass dadurch die „persön-
des Prozesses hat die Artikulation dieser fehlenden
‚sozialen Komponente‘ dazu geführt, dass zu Beginn
der Workshopsitzungen die Videokameras in der
Einstiegsrunde eingeschaltet wurden, so dass sich die
Teilnehmenden zumindest persönlich sehen konnten.
Allerdings – und darin dürfte ein Grund bestehen,
beiden Präsenzworkshops.
5 FAZIT: ER WEITERUNG
KLASSISCHER ORGANISATIONS -
ENTWICKLUNGSPROZESSE UM
ONLINE-ELEMENTE
Prozess der Studiengangsentwicklung an der HAW
Hamburg vorgestellt, in den nicht nur Lehrende der
Hochschule, sondern auch Vertreter*innen aus der
Berufspraxis involviert waren. Die Erarbeitung des
Konzepts für einen neu einzurichtenden dualen
Masterstudiengang erfolgte im Rahmen mehrerer
aufeinander aufbauender Workshops. Diese wurden
durch eine Moderatorin aus der Arbeitsstelle Studium
Ein wesentlicher Aspekt ist dabei das Flexibilisieren
kollaborativen Arbeitens, unabhängig vom Standort
Rahmenbedingungen des Prozesses der Studien-
gangsentwicklung in besonderer Weise. Nicht nur,
weil aufgrund der Corona-Pandemie die Teilnehmen-
nicht vor Ort arbeiteten, sondern gerade auch durch
die Einbeziehung von Unternehmensvertreter*innen.
von zwei Stunden und die entfallenden Zeiten für
An- und Abreise deutlich erleichtert, den Workshop
in eigene Arbeits- und Tagesabläufe zu integrieren.
Einige von ihnen haben zurückgemeldet, dass sie im
entsprechende Live-Veranstaltungen“.
„Der reine Online-Prozess ermöglicht eine
deutlich höhere Flexibilität bei vollen Terminka-
lendern.“
„Ich finde den Online Prozess sehr gut, da man
häufiger fokussiert an Themen arbeiten kann.
Bei An- und Abreise lohnt sich ein Treffen für 2
Stunden oft nicht, oder es ist schwieriger mit der
täglichen Arbeit zu vereinbaren. So kann man
regelmäßig dranbleiben und muss sich nicht neu
einarbeiten. Das finde ich effektiver.“
Neben der zeitlichen und örtlichen Flexibilisierung der
Arbeits- und Austauschformen wird ein Vorteil des
Online- gegenüber des Präsenzformats von Work-
shops in einer kollaborativen Form des Erarbeitens
von Ergebnissen sowie neuen Möglichkeiten einer
prozessbegleitenden Dokumentation gesehen. Dabei
hilft das Format nicht nur, die Diskussionsergebnisse
‚besser‘ abzubilden als andere, analoge Formen. Es
erleichtert auch das Explizieren von Positionen und
tert damit den Diskussionsprozess selbst.
. Dies wird insbe-
Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
und Didaktik und einen Moderator aus dem dezentra-
len Qualitätsmanagement vorbereitet und moderiert.
Anders als in bisherigen Prozessen dieser Art war
bereits zu einem frühen Zeitpunkt, bedingt durch die
Corona-Pandemie, ein Arbeiten in Präsenz nicht mehr
möglich, weshalb das Format von Live-Online-Work-
shops gewählt wurde.
Dies war nicht nur eine neue Erfahrung für die am
Prozess beteiligten Lehrenden und Unternehmens-
vertreter*innen, sondern auch für die Moderieren-
den. Im Rückblick, das macht insbesondere das Feed-
back der Teilnehmenden deutlich (vgl. Abschnitt4),
war es ein sehr erfolgreicher Prozess, der in kurzer
Zeit ein umfassendes Studiengangskonzept hervorge-
bracht hat. Gleichzeitig erlauben es die dabei gesam-
melten Erfahrungen, über eine Erweiterung klassi-
scher Formen der Prozessbegleitung und Moderation
um Online-Elemente nachzudenken. Ausgehend von
den in den vorangegangenen Abschnitten geschil-
derten Erfahrungen und den Erkenntnissen aus dem
Feedback der Teilnehmenden werden daher abschlie-
ßend wesentliche Lessons Learned bezogen auf eine
Berücksichtigung von Online-Elementen in Work-
shops der Studiengangsentwicklung im Speziellen
bzw. der Organisationsentwicklung im Allgemeinen
festgehalten:
5.1 Der soziale Aspekt: Kennenlernen
und persönlicher Austausch durch
Präsenzelemente
Die Auswertung des Feedbacks hat gezeigt, dass der
persönliche Austausch für die Teilnehmenden von
wesentlicher Bedeutung ist. Die Entwicklung eines
neuen Studiengangs ist ein komplexer Prozess, bei
dem inhaltliche, didaktische, formale und hochschul-
politische Aspekte in ein konsistentes Studiengangs-
konzept zu bringen sind und dabei die unterschied-
lichen Perspektiven, Expertisen sowie Einstellungen
und Haltungen der Beteiligten zu berücksichtigen sind.
Dafür bedarf es eines funktionsfähigen Teams. Die
Entwicklungsgruppe des in diesem Beitrag vorge-
stellten Prozesses hat sehr diszipliniert, zielorientiert,
konstruktiv und vertrauensvoll zusammengearbeitet.
Dies lässt sich einerseits auf die beiden Präsenz-
Workshops im Wintersemester 2019/20 zurückführen,
wo die Teilnehmenden sich persönlich kennengelernt
haben, gegenseitige Erwartungen ausgetauscht wur-
den, die Gruppenbildung unterstützt und eine gute
Arbeitsbasis hergestellt wurde. An diese Arbeitsbasis
konnte in den Online-Workshops hervorragend ange-
knüpft werden. Andererseits wurde dem entwickelten
Studiengang durch die Unternehmensvertreter*innen
eine hohe Praxis-Relevanz bescheinigt. Dies hatte
zur Folge, dass die Teilnehmenden ein sehr großes
Interesse entwickelten, das Konzept an der HAW Ham-
burg umzusetzen. So war eine hohe Motivation im
Entwicklungsprozess zu beobachten. Für die Gestal-
tung zukünftiger Prozesse der Studiengangs- oder
Organisationsentwicklung kann aus diesen Erfahrun-
gen geschlossen werden, dass neben der Zusammen-
stellung des Entwicklungsteams die Einstiegs- und
Kennenlernphase (Teambuilding) von wesentlicher
Bedeutung ist. Für eine Kombination von Präsenz- und
Onlineelementen ist es sinnvoll, mit einem Präsenz-
workshop als Auftakt eines Prozesses zu starten. Hier
steht im Mittelpunkt das persönliche Kennenlernen,
die Klärung von Arbeitsweise und gegenseitiger Erwar-
tungen sowie die Abstimmung des Arbeitsprozesses.
Auch die Schaung eines Commitments, in diesem
Fall, über die Relevanz des zu entwickelnden Studien-
gangs, ist sinnvoll, bevor der eigentliche Entwicklungs-
prozess beginnt. Da jeder Prozess anders verläuft,
sollte immer wieder reektiert werden, ob und wann
Präsenz-Arbeitsphasen nötig sind. Vor allem ist dies zu
empfehlen, wenn sich zwischenmenschliche Konikte
in der Gruppe anbahnen oder größere inhaltliche Dif-
ferenzen zu erkennen sind. Auch wenn neue Teilneh-
mende in die Gruppe kommen, kann es sinnvoll sein,
sich in Präsenz-Formaten zu treen.
5.2 Zeitliche und örtliche Flexibilisierung
durch Live-Online-Workshops
Ein großer Vorteil von Online-Workshops besteht in
einer räumlichen und zeitlichen Flexibilisierung von
Prozessen der Studiengangs- bzw. Organisationsent-
wicklung. In dem beschriebenen Prozess wurde es
durch das Online-Format möglich, Workshops relativ
dicht hintereinander durchzuführen. Die enge zeitliche
Taktung, alle vierzehn Tage ein zweistündiger Work-
shop und dazwischen Arbeitssequenzen mit dem
Departmentleiter und ggf. einer kleinen Arbeitsgruppe
HAW_LehreLotsen_Bd2.indd 88HAW_LehreLotsen_Bd2.indd 88 22.02.21 18:1722.02.21 18:17
89Curriculumentwicklung in Zeiten von Covid-19
gebnissen der einzelnen Arbeitsgruppen zu erfassen
und im Nachgang zu harmonisieren bzw. zu kombi-
nieren. Dieser Vorteil kollaborativer Online-Dokumen-
tationen kann nicht nur in reinen Online-Workshops
genutzt werden. Auch für Präsenz-Workshops, in denen
könnten zukünftig digitale Dokumentationssysteme,
wie zum Beispiel vernetzte Smartboards und Tablets
für Arbeitsgruppen zum Einsatz kommen, die kollabo-
LITERATUR
Theorie-Praxis-Vernetzung und Kompetenzentwick-
lung in dualen Studiengängen.
Peripheral Vision: Expertise in Real World Contexts.
Fachgutachten zur Kompetenzorientierung in Studi-
um und Lehre. Hochschulrektorenkonferenz: Bonn.
Downloads/07-02-Publikationen/fachgutachten_kom-
DANKSAGUNG
Wir bedanken uns bei den Teilnehmenden des
Prozesses der Studiengangsentwicklung Max Below,
Torsten Edeler, Alexandra Ehrlitzer, Roland Greule,
Mietzner, Michèle Nickelsburg, Oscar Oomens,
konstruktive Zusammenarbeit und das sehr hilfreiche
wir Karin Leven, die die ersten beiden Präsenzwork-
shops moderiert und damit einen wichtigen Grund-
stein für den Entwicklungsprozess im Online-Format
gelegt hat.
machte einen sehr intensiven Arbeitsprozess mög-
lich. Die Teilnehmenden waren bei jedem Workshop
wieder schnell im Thema und konnten an die Ergeb-
nisse der vorherigen Workshops anknüpfen. Aus Sicht
der Teilnehmenden war es durch die Dauer von zwei
Stunden sowie das Live-Online-Format und die damit
wegfallenden Anreisezeiten möglich, die Workshops in
ihren Arbeitsalltag besser zu integrieren. Mit Präsenz-
workshops wäre eine derart enge Taktung und damit
verbunden ein derart rasches Vorankommen nicht
möglich gewesen. Präsenzworkshops sind für die
Teilnehmenden mit einem höheren Aufwand verbun-
Verhältnisses werden Präsenzworkshops in der Regel
5.3 Verbesserung der Diskussion und
Dokumentation durch kollaborative
Formen der Visualisierung
Besonders hervorzuheben sind die sehr guten Möglich-
keiten einer kollaborativen und prozessbegleitenden
Dokumentation, die das im beschriebenen Studien-
gangsentwicklungsprozess verwendete Web-Konferenz-
System Adobe Connect bietet. Kollaborativ konnten die
Kleingruppen ihre Ergebnisse ausführlich in sogenann-
ten Pods visualisieren. So wurden zum Beispiel Kompe-
tenzbeschreibungen in ganzen Sätzen und ausführlich
schon im Rahmen der Workshops ausgearbeitet. Das
hat nicht nur zu einer transparenten Dokumentation
der Arbeitsergebnisse geführt, sondern auch den Dis-
-
und andere Teilnehmende darauf Bezug nehmen
konnten, konnten bereits während der Gruppendiskus-
sion oder der Ergebnispräsentation Ergänzungen oder
Umformulierungen vorgenommen werden. Dies stellt
einen deutlichen Unterschied zu den in Präsenzwork-
shops üblichen Formen der Visualisierung und Doku-
mentation mittels klassischer Moderationsmaterialien,
wie Flipchart und Pinnwand dar. Denn dabei handelt es
sich meist um handschriftlich verfasste Stichworte, in
denen Arbeitsergebnisse in der Regel verkürzt darge-
stellt und im Nachhinein transkribiert und oft inhaltlich
nachbereitet werden müssen. Durch die kollaborative
Dokumentation war es möglich, noch im Workshop
Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Arbeitser-