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Was hilft mir, wenn ich verrückt werde?

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Abstract

Lesen Sie, wie Menschen in Krisen eine Psychiatrisierung vermeiden: durch Rückzug in die Stille und an sichere Orte, durch beruhigende Mittel, Massage, Kontakt zu Tieren, durch Zugehen auf hilfsbereite Menschen oder expressive künstlerische Tätigkeit. Wie sie Krisen verarbeiten durch Reflexion in Selbsthilfe, Therapie oder Schreiben, durch Auseinandersetzung mit Diagnosen, durch psychiatriepolitisches Engagement oder selbstkritische Betrachtung. Wie sie neue Krisen durch eine bewusste und balancierte Lebensführung vermeiden oder unnötig machen – angefangen bei der Ernährung und ausreichend Schlaf über die Auswahl von potenziellen Unterstützern in Notfällen bis hin zum Verlassen gefährlicher Orte oder der gedanklichen Vorwegnahme und Entschärfung von Krisen durch Vorausverfügungen. Und wie andere helfen – ohne Psychiatrie: durch Zuwendung, soziale Unterstützung, Begleitung, Dabeibleiben, Nachfragen, In-Ruhe-Lassen, Vermeiden von Aufdringlichkeit.
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Presentation
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Was kann ich tun, wenn ich verrückt werde? Wo finde ich vertrauenswürdige Hilfe für einen Angehörigen oder eine Freundin in Not? Welche funktionierenden Alternativen zur Psychiatrie gibt es? Das sind einige der Fragen, mit denen ich seit über drei Jahrzehnten konfrontiert bin. Über die Risiken und Schäden psychiatrischer Psychopharmaka, die Psychiater bei psychischen Krisen stereotyp verordnen, lässt man die Betroffenen im Unklaren, auch über deren oft suizidale Wirkung, ebenso über die Abhängigkeit, die alle diese Substanzen produzieren können. Um die »Alternativlosigkeit« psychopharmakologischer Behandlung schwerer psychischer Krisen aufrechtzuerhalten, ignoriert man institutionelle Alternativen. Dabei würden Ansätze wie Soteria, Diabasis, Krisenherberge oder der Offene Dialog Gewalt und Psychopharmakaverschreibungen reduzieren und vermeiden. Krisen könnten nachhaltig bewältigt werden. Notwendig sind selbstverständlich auch Selbsthilfe sowie strukturelle Maßnahmen, insbesondere die Verbesserung der Rechtssituation Psychiatriebetroffener, beispielsweise durch Vorausverfügungen oder die Umsetzung der UN-Konvention der Rechte von Menschen mit Behinderung, die Einbeziehung von Betroffenen in Forschung und Lehre u.v.m. Vortrag bei der Tagung »Werden die Falschen eingesperrt? Psychiatrie als politische Ordnungsmacht«, veranstaltet vom Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V., Rheinhessen Fachklinik, Alzey.
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Psychopharmaka haben sich seit ihrer Einführung zu einer zentralen Interventionstechnologie der (Sozial)Psychiatrie entwickelt. Viele Betroffene verbinden mit der Einnahme von Psychopharmaka schmerzvolle Erfahrungen und belastende Nebenwirkungen. Die antipsychiatrisch orientierte Praxis nimmt die Herausforderung an, Auswege aus der psychopharmakologischen Behandlung zu suchen. Am Beispiel der Praxis des Berliner Weglaufhauses werden Widersprüche und Konflikte verdeutlicht, die sich aus diesem Vorhaben ergeben.
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Menschen in psychisch Krisen sozialer Natur sowie Menschen in überwiegend organisch bedingten psychischen Notsituationen landen viel zu häufig in der stationären Psychiatrie. Was können sie tun, um in solchen Situationen ihr Selbstbestimmungsrecht zu bewahren? Die Vielfalt der Probleme, Wertvorstellungen, Interessen, Lebensumstände und Herangehensweisen der Betroffenen mit ihren höchstens auf den ersten Blick vergleichbaren Problemen kann auf die Eingangsfrage keine einfache Antwort erwarten lassen. Individuell abgestimmte und verantwortungsvoll formulierte Vorausverfügungen sind das zeitgemäße Mittel der Wahl, damit auch während Krisensituationen das Selbstbestimmungsrecht beachtet wird.
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