Content uploaded by Steffen Höder
Author content
All content in this area was uploaded by Steffen Höder on Feb 19, 2021
Content may be subject to copyright.
Tonalität im nördlichen Niederdeutschen und in Skandinavien: eine areale
Perspektive
Steffen Höder (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
1 Ausgangspunkt
Mitunter fällt auf, dass Beschreibungen strukturell sehr ähnlicher Phänomene in ver-
schiedenen Varietäten stark divergieren. Das geschieht vor allem, wenn die betref -
fenden Varietäten zu verschiedenen Sprachen gehören und dann im Rahmen sprach-
spezifischer Beschreibungstraditionen analysiert werden, die den Blick auf struktu-
relle Gemeinsamkeiten über Sprachgrenzen hinweg potenziell verstellen. Problema-
tisch ist dies besonders dann, wenn die betreffenden Varietäten geographisch be-
nachbart sind, sodass Kontakt als ein Faktor bei der Entstehung oder der Ausbrei-
tung struktureller Ähnlichkeiten durchaus plausibel ist.
Das gilt auch für den Phänomenbereich, den der vorliegende Beitrag behandelt,
nämlich die Existenz in einem weiten Sinne tonaler Strukturen im nördlichen Nie-
derdeutsch (d. h. in großen Teilen des Nordniederdeutschen und des Mecklenbur-
gisch-Vorpommerschen) sowie in skandinavischen Varietäten, insbesondere in den
südjütischen Dialekten des Dänischen. Es wird aus der Perspektive der variations-
sensitiven Arealtypologie (Höder 2016b: 108–111) die These diskutiert, dass hier (a)
auf der Nonstandardebene Arealbildung quer zu Sprachgrenzen zu beobachten ist
und dass (b) das nördliche Niederdeutsch in diesem Kontext areal zu einem größeren
vorwiegend festlandskandinavischen Gebiet gehört.
Dabei spielt die Frage, welche genaue Rolle Sprachkontakt bei der Entstehung
des Areals gespielt haben mag, zunächst eine untergeordnete Rolle. Die auch in der
historischen Kontaktlinguistik lange verbreitete Scheindichotomie, die strukturelle
(‚sprachinterne‘) Faktoren im Sprachwandel kontaktbasierten (‚sprachexternen‘) ge-
genüberstellt (vgl. Thomason 2010), muss inzwischen als überholt gelten. Vielmehr
gibt es ein weites Spektrum von Möglichkeiten, wie sich Sprachkontakt diachron
auswirken kann; dies reicht von eindeutig kontaktbedingten strukturellen Übernah-
men auf der einen Seite über kontaktforcierte Innovationen bis hin zu kontaktbe-
dingter Stabilität oder gar Divergenz (Kühl/Braunmüller 2014) auf der anderen Sei-
te. Auch ist ein Primat rein struktureller Erklärungen für Sprachwandelphänomene
nicht haltbar: Sprachkontakt führt naturgemäß nie zu Strukturen, die außerhalb der
Kontaktsituation völlig ausgeschlossen wären (auch wenn dieselben Sprachwandel-
prozesse dort unwahrscheinlicher sein mögen), und muss auch nicht nur dann als ul-
tima ratio herangezogen werden, wenn keine befriedigenden rein strukturellen Er-
klärungen gefunden werden können. Stattdessen zielen kontaktlinguistische Erklä-
rungen darauf ab, die Bedeutung des Sprachkontakts in ganz konkreten historischen
Situationen sozial und kognitiv plausibel einzuschätzen.
Das primäre Explanandum ist aus variationssensitiv-arealtypologischer Sicht
folglich auch nicht die Entstehung der Tonalität in niederdeutschen oder skandinavi-
schen Varietäten an sich (und die Rolle des Sprachkontakts dabei), sondern vielmehr
die Arealbildung über die deutsch-dänische Sprachgrenze. Es geht also letztlich um
eine Variante des actuation problem (Weinreich/Labov/Herzog 1968: 102), nämlich
um die Frage, warum sich – bei vergleichbaren strukturellen Vorbedingungen in vie-
len deutschen und nordischen Varietäten – ähnliche tonale Strukturen ausgerechnet
in einem zusammenhängenden grenzüberschreitenden Areal finden.
Im Folgenden wird zunächst ein knapper Überblick über Tonalität im hier rele-
vanten weiten Sinn gegeben (Abschnitt 2). Anschließend werden die als tonal ver -
standenen phonetisch-phonologischen Merkmale zunächst für das nördliche Nieder-
deutsch (Abschnitt 3) und dann für das Südjütische im Detail diskutiert (Abschnitt
4), bevor erneut die areale Perspektive fokussiert wird (Abschnitt 5). Ein Fazit
schließt den Beitrag ab (Abschnitt 6).
2 Tonalität im weiten Sinne
Alle Sprachen der Welt nutzen neben Unterschieden auf der segmentalen Ebene1
auch suprasegmentale Eigenschaften, um unterschiedliche Bedeutungen auszudrü-
cken. Hierzu gehören die Dauer von Segmenten, die Lautstärke, die Tonhöhe und
die Stimmqualität; die letzteren drei Merkmale sind im Wesentlichen abhängig von
Stellung und Aktivität der Stimmlippen, die bei Stimmhaftigkeit verschieden stark,
schnell und regelmäßig vibrieren können. In ihrer phonologischen Funktion treten
dabei häufig mehrere phonetische Suprasegmentalia kombiniert auf. So beinhaltet
etwa der im Deutschen phonologisch distinktive Wortakzent in der Regel sowohl
eine höhere Lautstärke als auch ein Tonhöhenextremum in betonten Silben (Ternes
2012: 123–125). Insbesondere die Tonhöhe hat im Deutschen auch eine distinktive
Funktion auf Phrasen-, Satz- und Äußerungsebene; verschiedene Tonkonturen kön-
nen beispielsweise verschiedene Illokutionen markieren.
Unterhalb der Phrasenebene sind suprasegmentale Eigenschaften – über die ein-
fache segmentale Quantität und den Wortakzent hinaus – in nicht-tonalen Sprachen
1 Segmente sind artikulatorisch durch verschiedene Konfigurationen des Ansatzrohrs – d. h.
der supraglottalen Teile des Sprechapparats – sowie unterschiedliche Luftstrommechanis-
men definierbar.
wie dem (Standard-)Deutschen nicht distinktiv. Dagegen unterscheiden sogenannte
Tonsprachen Lexeme oder Wortformen anhand distinktiver Tonhöhen, Tonkonturen
oder Phonationskontraste bei Wörtern, Silben oder Segmenten (vgl. zur Tonalität ge-
nerell Yip 2002). Klassische Beispiele finden sich etwa im ostasiatischen Raum. So
unterscheidet das moderne Standardchinesisch vier distinktive Töne; tontragend ist
dabei die Silbe (vgl. das minimale Quadrupel mā ‚Mutter‘, mà ‚schimpfen‘, má
‚Hanf‘, mǎ ‚Pferd‘). Oft spielen in Kombination mit Tonhöhen und -konturen auch
Dauer- und Phonationskontraste (etwa zwischen modaler Stimme, Hauchstimme und
Knarrstimme) eine Rolle, z. B. im Vietnamesischen (Ternes 2012: 138). Ein weiter
Tonalitätsbegriff bezieht diese Typen von Kontrasten deshalb notwendigerweise mit
ein.
Global ist Tonalität durchaus nicht selten. In dem von Maddieson (2013) für den
World Atlas of Languages Structures (WALS) zugrunde gelegten typologischen Sam-
ple von 527 Sprachen sind 41,8 % Tonsprachen; insgesamt sind in diesem Sample
nicht-tonale Sprachen jedoch vermutlich überrepräsentiert, sodass eher davon auszu-
gehen ist, dass die Sprachen der Welt sogar mehrheitlich tonal sind. Geographisch
sind tonale und nicht-tonale Sprachen allerdings ungleich verteilt. So sind etwa in
Afrika und Südostasien Tonsprachen über die Grenzen von Sprachfamilien hinweg
überproportional häufig, während sie im übrigen Eurasien wie auch in Australien
fast völlig fehlen. Dies kann auf makroarealtypologischer Ebene als Indiz dafür ge-
wertet werden, dass Tonalität zur Arealbildung über Sprachfamiliengrenzen hinweg
tendiert (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Tonalität in makroarealtypologischer Perspektive (WALS, Feature 13A);
weiß = nicht-tonale Sprache, grau = einfache Tonalität, schwarz = komplexe
Tonalität (nach Maddieson 2013)
In dieselbe Richtung weist der Befund, dass etwa die tonalen Sprachen Europas aus-
nahmslos zum Typ der gemäßigten Tonsprachen oder Tonakzentsprachen gehören,
einem gewissermaßen vereinfachten Typ, bei dem nicht Silben, sondern ganzen
Wörtern oder Wortteilen eine bestimmte Tonkontur zugeordnet ist. Tonakzentspra-
chen sind zum Beispiel die Standardvarietäten der westsüdslawischen Sprachen
(Slowenisch, Kroatisch, Bosnisch, Serbisch, Montenegrinisch) und der baltischen
Sprachen (Lettisch, Litauisch), aber auch etwa baskische, schottisch-gälische und
mittelfränkische Dialekte einschließlich des Limburgischen (Ternes 2010: 589−590;
Köhnlein 2020). Hinzu kommen die festlandskandinavischen Sprachen Dänisch,
Norwegisch und Schwedisch (siehe Abschnitt 4). Auch für das Protoindoeuropäische
wird ein Tonakzentsystem rekonstruiert. Interessanterweise ist heute jedoch nur bei
den Tonakzenten der baltischen Sprachen von einem Reflex des protoindoeuropäi-
schen Systems auszugehen; überall sonst liegen sekundär entstandene Systeme vor.
Als Beispiel für ein europäisches Tonakzentsystem kann das standardschwedi-
sche System betrachtet werden (vgl. Riad 2006). Hier kontrastieren auf der Ebene
des phonologischen Wortes zwei Tonkonturen, die sich von der akzentuierten bis zur
wortfinalen Silbe erstrecken. Ihre phonetische Realisierung variiert geographisch
stark, und nicht in allen Teilen des schwedischsprachigen Raums (namentlich nicht
im Finnlandschwedischen) findet sich diese Distinktion überhaupt. Typisch etwa für
das Zentralschwedische ist dabei ein Kontrast zwischen der einfachen Kontur des
Tonakzents 1 (schw. akut accent) und der komplexeren Kontur des Tonakzents 2
(schw. grav accent) mit zwei Tonhöhenmaxima, etwa in schw. anden ‚Ente (definit)‘
mit Tonakzent 1 gegenüber anden ‚Geist (definit)‘ mit Tonakzent 2 (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Schw. 1anden ‚Ente (definit)‘ vs. 2anden ‚Geist (definit)‘ (schematische
Darstellung); Kreis = akzentuierte Silbe; Kurve = Tonkontur
Bereits Jakobson (1971 [1931]: 137−138) verweist auf den ‚polytonischen Sprach-
bund‘ der Sprachen an den Ostseeküsten, also auf Arealbildung im nördlichen Euro-
pa, und bezieht dabei neben baltischen und skandinavischen Sprachen auch nieder-
deutsche Dialekte ausdrücklich ein. Ihm geht es dabei jedoch weniger um Details
der tonalen Systeme oder Mechanismen der Arealbildung als ganz generell um die
Identifikation eines Makroareals an sich. Die folgenden Abschnitte zeigen jedoch,
dass die Parallelen der skandinavischen und der niederdeutschen Systeme deutlich
über diesen allgemeinen Befund hinausgehen und dass Kontakt als ein zumindest
verstärkender Faktor bei der Arealbildung bei detaillierterer Betrachtung durchaus
plausibel erscheint.
3 Tonalität im nördlichen Niederdeutschen
Im nördlichen Niederdeutschen – genauer: in großen Teilen des Nordniederdeut-
schen sowie des Mecklenburgisch-Vorpommerschen – existiert eine im weiten Sinne
tonale Erscheinung mit Phonemstatus, die sich an den Minimalpaaren wiet ‚weit‘ –
Wied ‚Weide (Baum)‘ und laat ‚spät‘ – Laad ‚Lade‘ illustrieren lässt. Die einzelnen
Wörter in den Paaren weisen jeweils dieselbe segmentale Struktur auf (für das ham-
burgische Niederdeutsch etwa und ; die Transkription und die phonologi-
sche Notation folgen hier und im Folgenden weitestgehend Höder 2014), unterschei-
den sich aber in suprasegmentaler Hinsicht, und zwar im Hinblick auf Dauer und/
oder Tonkontur. Diese Erscheinung ist in der Forschung schon früh erkannt, aber in
Analyse und Terminologie sehr unterschiedlich behandelt worden. Dabei sind im
Wesentlichen vier verschiedene Ansätze zu erkennen, die sich danach klassifizieren
lassen, (a) ob das niederdeutsche Vokalsystem als primär qualitativ oder als primär
quantitativ organisiert interpretiert wird und (b) ob zwischen Wörtern wie wiet und
laat einerseits und Wied und Laad andererseits ein primär quantitativer oder ein pri-
mär tonaler Kontrast besteht (vgl. Tab. 1); hinzu kommt (c) die Frage, ob der ent-
sprechende Kontrast nur Vokale oder zusätzlich auch nasale Konsonanten betrifft.
tonaler Kontrast quantitativer Kontrast
primär
quantitativ
organisiertes
Vokalsystem
Stoßton vs. Schleifton, Akzent 1
vs. Akzent 2
(Bremer 1927, Jakobson 1971
[1931], Ternes 2001, 2006,
Prehn 2007, …)
Länge vs. Überlänge
(Kohbrok 1901, Kloeke 1913,
Kolz 1914, Larsson 1917, von
Essen 1958, 1964, Auer 1991,
Chapman 1993, Prehn 2011, …)
primär
qualitativ
organisiertes
Vokalsystem
ohne Knick vs. mit Knick
(Höder 2010, 2014)
Kürze vs. Länge
(Kohler 1986, 2001)
Tab. 1: Unterschiedliche Analysen niederdeutscher Tonalität
Klassische Analysen legen zunächst ein primär quantitativ organisiertes Vokalsystem
zugrunde, das auf einer binären Opposition zwischen Kürzen und Längen basiert;
qualitative Unterschiede zwischen langen und kurzen Vokalen (z. B. dem geschlos -
senen Vokal in wiet ‚weit‘ gegenüber dem offeneren in witt ‚weiß‘) werden
dabei als allophonisch aufgefasst.2 Von den insgesamt zahlenmäßig weit überwie-
genden Arbeiten, die in dieser Art von einem quantitativ organisierten System ausge-
hen, nehmen einige – etwa Bremer (1927), Ternes (2001: 180, 2006) und Prehn
(2007) ebenso wie die bereits zitierte Arbeit von Jakobson (1971 [1931]) – für den
Gegensatz zwischen Beispielen wie wiet und Wied einen tonalen Kontrast an, der
den für mittelfränkische Dialekte beschriebenen Systemen ähnelt (vgl.
Gussenhoven/Peters 2004, Peters 2006, 2008). Terminologisch unterscheiden diese
Analysen entsprechend zwischen ‚Stoßton‘ und ‚Schleifton‘ oder zwischen ‚Akzent
1‘ und ‚Akzent 2‘ (phonologisch z. B. notiert als wiet – Wied ).3 Dem ge-
genüber steht eine Mehrheit von Analysen, die hier stattdessen einen Unterschied
zwischen ‚langen‘ und ‚überlangen‘ bzw. ‚zwei-‘ und ‚dreimorigen‘ Segmenten an-
nehmen und damit auch eine insgesamt ternäre Quantitätsopposition (in entspre-
chender phonologischer Notation: witt / – wiet – Wied ). In diese Grup-
pe gehören etwa die dialektphonetischen Arbeiten von Kohbrok (1901: 23–25),
Kloeke (1913: 30−31), Kolz (1914) und Larsson (1917: 19), aber auch nach dem
Zweiten Weltkrieg und bis in die jüngste Vergangenheit publizierte Arbeiten, die
explizit auch phonologisch argumentieren, darunter von Essen (1958: 110–112,
1964: 10–11), Auer (1991: 24–25), Chapman (1993) und Prehn (2011).
Kohler (1986, 2001) wendet sich gegen die in diesen Studien vertretene „Lehr-
meinung von der ‚Überlänge‘“ (Kohler 2001: 397) und verweist darauf, dass die An-
nahme einer dritten Quantitätsstufe überflüssig werde, wenn man für das Nieder-
deutsche – was aus phonetischen Gründen geboten sei – von einem primär qualitativ
organisierten Vokalsystem ausgehe. Er interpretiert dementsprechend die Unter-
schiede im Öffnungsgrad zwischen witt und wiet als phonologisch distinktiv (witt
– wiet ). Seine Analyse bleibt dann zwar bei der Annahme eines quantitati-
2 Ähnliche Analysen sind auch für das Standarddeutsche gängig, wo dann entweder und
als quantitätsabhängige Varianten eines Phonems verstanden oder zwei Phoneme
(z. B. / und ) angenommen werden, bei denen zumindest auch ein quantitativer Kon-
trast distinktiv ist.
3 Die in diesem Beitrag zugrunde gelegte phonologische Analyse (vgl. Höder 2014) nimmt
bei Auslautverhärtung auch auf der Phonemebene Stimmlosigkeit an; wiet und Wied en-
den also ebenso wie witt auf stimmlosem Plosiv (). Der Kontrast zwischen und in
Flexionsformen (witte vs. wiede/Wieden) geht damit auf morphophonologische Alternati-
on zurück, nicht auf einen synchron wirkenden Prozess der Auslautverhärtung.
ven Kontrastes zwischen wiet und Wied, kommt dabei aber mit einer binären Quanti-
tätsopposition zwischen kurzen und langen Vokalen aus (wiet – Wied ).
Höders (2010: 15–18, 2014: 318–321) Analyse schließlich nimmt ebenso wie
Kohler ein primär qualitativ organisiertes Vokalsystem an (witt – wiet ),
geht bei Paaren wie wiet/Wied aber dennoch von einem zumindest auch tonalen
Kontrast zwischen ‚Prosodem 1‘ und ‚Prosodem 2‘ (Höder 2010) bzw. zwischen Sil-
ben ohne und mit ‚Knick‘ (Höder 2014) aus (wiet – Wied ). Mit dem für den
vorliegenden Beitrag übernommenen impressionistischen Terminus Knick wird da-
bei absichtlich ein vortheoretischer Begriff verwendet, der sich nicht auf eine be-
stimmte phonologische Interpretation festlegt. Die Frage, ob es sich bei Knick um
ein im engeren Sinne tonales Element handelt oder ob Tonkonturkontraste vielleicht
nur eine nachgeordnete Rolle spielen, ist dabei zunächst unerheblich.
Darüber hinaus integriert diese Analyse auch den Kontrast zwischen postvokali-
schen Nasalen wie in dem Minimalpaar Bahn ‚Bahn‘ – Bahnen ‚Bahnen (Pl.)‘, der
ebenfalls als Gegensatz zwischen knicklosen und knicktragenden Segmenten ver-
standen wird, was wiederum durationale und tonale Aspekte einbezieht (Bahn
– Bahnen ). Hier besteht wiederum eine Parallele zu Prehns (2010) und von Es-
sens (1958: 111) Arbeiten, die ebenfalls die Kontraste bei Vokalen und Nasalen par-
allel analysieren. Dadurch, dass Knick in dieser Sichtweise nicht nur bei Vokalen
auftreten kann, wird auch die Position des Knicks innerhalb des Reims einer Silbe
distinktiv; es existieren minimale Tripel wie etwa duun ‚betrunken‘ – Duun
‚Daune‘ – Dunen ‚Daunen‘ . Domäne des Knicks bleibt also das Wort,
d. h. Knick kann nur einmal pro Wort vorkommen, knicktragend im engeren Sinne
ist aber das Segment.
Die terminologische Vielfalt und die kontrovers geführte Diskussion über die
richtige phonologische Analyse – und insbesondere über die Frage, ob Dauer oder
Tonkontur distinktiv sind – dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass im
Grunde Konsens darüber besteht, dass im nördlichen Niederdeutschen ein phonolo-
gisch distinktives suprasegmentales Merkmal vorhanden ist, (a) das über einen binä-
ren, rein quantitativen Gegensatz zwischen kurzen und langen Vokalen hinausgeht
und (b) bei dessen Realisierung Unterschiede in der Dauer und in der Tonkontur be-
teiligt sind, wenn auch vielleicht nicht in allen Regionen in derselben Art und Weise
und im gleichen Ausmaß.
Dabei wird die Tonkontur in knicklosen Silben bzw. Segmenten oft als einfach
(z. B. fallend), die in knicktragenden dagegen als komplex beschrieben (z. B. eben-
fallend; Prehn 2007: 188–189, Höder 2010: 16). Zudem tendieren knicktragende Sil-
ben bzw. Segmente zu einer höheren Dauer als knicklose; dieser Umstand liegt der
gängigen Interpretation als (Über-)Länge zugrunde. Allerdings sind die durationalen
Unterschiede in hohem Maß vom jeweiligen lautlichen Kontext abhängig (vgl. Tab.
2.). So sind knicklose Vokale nicht generell markant kürzer als knicktragende, son-
dern nur dann, wenn ein stimmloser Konsonant folgt, also etwa in wiet (im
Kontrast zu Wied ), wohingegen die Vokale in duun ‚betrunken‘ und Duun
‚Daune‘ eher gleich lang sind (Höder 2010: 17).4 Deutliche Dauerunterschiede
fehlen ebenfalls bei sekundären (also auf assimiliertes r zurückgehenden) Längen
wie in dem Wortpaar Barg ‚Berg‘ – barg ‚(ich) berge‘. Hinzu kommt,
dass aufgrund der je nach Öffnungsgrad unterschiedlichen inhärenten Dauer von Vo-
kalqualitäten durationale Unterschiede bei geschlossenen Vokalen (wie in wiet/Wied)
ausgeprägter sind als bei offeneren (wie in laat/Laad; vgl. Neppert 1999, 181–182).
Berücksichtigt man diese verschiedenen Kontexte, erscheint eine rein quantitative
Interpretation als ungenügend.
4 Generell ist Länge bei (knicklosen) ehemals langen Vokalen (z. B. ) in der Gegen-
wartssprache positionsabhängig: Vor stimmlosen Konsonanten werden sie kurz realisiert,
sonst lang (vgl. rieten ‚reißen‘ – rieden ‚reiten‘).
Kontext –Knick +Knick
VgeschlK−sth wiet ‚weit‘ Wied ‚Weide‘
VgeschlK+sth duun ‚betrunken‘ Duun ‚Daune‘
VhalbgeschlK−sth laat ‚spät‘ Laad ‚Lade‘
VhalbgeschlK+sth kaam ‚komm (Imp.)‘ kaam ‚(ich) komme‘
VBarg ‚Berg‘ barg ‚(ich) berge‘
Tab. 2: Dauern und Tonkonturen bei Vokalen mit/ohne Knick in verschiedenen
lautlichen Kontexten (schematisch)
Das Vorkommen des Knicks unterliegt einer Reihe Beschränkungen. So kann Knick
nicht in allen Silben auftreten, sondern ist auf wortfinale Silben mit vollvokalischen
Nuklei beschränkt. Häufig betrifft dies einsilbige Wörter (wie in den bisher genann-
ten Beispielen), oft aber auch betonte Endsilben in mehrsilbigen Wörtern (etwa in
bewies ‚(ich) beweise‘ oder Kledaasch ‚Kleidung‘). Weniger häufig,
aber durchaus nicht ungewöhnlich ist Knick auch in vollvokalischen unbetonten Sil-
ben, etwa in Komposita (Schuuvlaad ‚Schublade‘) oder anderen Wörtern mit
quasikompositioneller phonologischer Struktur (Harbarg ! ‚Herberge‘,
arbeid "# ‚(ich) arbeite‘) (Höder 2010: 17).5
5 Hier könnte man argumentieren, dass solche Wörter aus zwei phonologischen Wörtern be-
stehen und man mit einer sekundären Wortbetonung rechnen muss (also Schuuvlaad
$%&$'&, Harbarg $!&$'& ‚Herberge‘, arbeid $&$'"#&.
Neben dieser wortstrukturellen Beschränkung bestehen segmentale Restriktionen
(vgl. auch im Folgenden Höder 2014: 320) etwa darin, dass sich nasaler Knick nur
nach betonten Vokalen findet, vokalischer Knick nur
a. bei Diphthongen sowie Vokalqualitäten, die sich aus mittelniederdeutschen
Längen entwickelt haben, deren Länge in der Gegenwartssprache aber positi-
onsabhängig ist (());
b. in sekundären Langvokalen (), die diachron auf Sequenzen von Kurzvo-
kal und r zurückgehen (z. B. in Harbarg !);
c. in tautosyllabischen Sequenzen von Vokal und r oder l (z. B. in Elv %
‚Elbe‘).
Hinzu kommen phonotaktische Beschränkungen: Vokalischer Knick kommt aus-
schließlich vor Frikativ, Nasal oder sowie wortfinal vor (z. B. Kledaasch ,
kaam , Wied , meih "# ‚(ich) mähe‘). Sowohl die wortstrukturellen als
auch die segmentalen und phonotaktischen Restriktionen in der synchronen Distri-
bution des Knicks reflektieren dabei Kontextbedingungen der diachronen Entste-
hung dieser Eigenschaft (s. u.).
Neben der Differenzierung von Lexemen, die sich über Minimalpaare belegen
lässt (vgl. wiet – Wied), hat der Knick zumindest marginal auch grammatische Funk-
tion (Höder 2014: 321). Beispielhaft zeigt dies zum einen sein systematisches Auf-
treten im Kontext mit bestimmten Derivativen (unabhängig davon, ob bereits der
Stamm Knick aufweist), etwa mit dem adjektivischen Suffix -sch * wie in
vigeliensch +, - ‚kompliziert‘ oder japaansch ./ ‚japanisch‘. Zum ande-
ren tritt Knick auch in der Flexion auf. Das geschieht bei der Bildung unregelmäßi-
ger Formen, häufig gemeinsam mit Vokalalternationen (etwa Dag ‚Tag‘ –
Daag ‚Tage‘, Weg ‚Weg‘ – Weeg ( ‚Wege‘), aber durchaus auch in
regelmäßigen Paradigmen, etwa bei der Flexion der schwachen Verben: Hier tragen
in der Regel – passende Lautstrukturen vorausgesetzt – die erste Person Singular so-
wie der Plural im Präsens Knick, die übrigen Präsensformen sowie das Präteritum
dagegen nicht (etwa (ik) fraag %0 ‚(ich) frage‘ – (he) fraag %0 ‚(er) fragte‘).
Bezieht man den Knick auf Nasalen mit ein, wird die grammatische Funktion noch
deutlicher (vgl. kaam ‚komm (Imp.)‘ – kaam ‚(ich) komme‘ – kamen
‚kommen (Inf.)‘).
Die Genese des Knicks wird in der Forschung übereinstimmend mit der (außer in
der Adjektivflexion) durchgängigen Apokope und Synkope von nachtonigem 1 und
der dadurch bedingten Reduktion nachtoniger Silben in nachmittelniederdeutscher
Zeit in Verbindung gebracht. Entscheidend ist dabei die annähernde Beibehaltung
6 Zur Frage der phonologischen Analyse von silbischem , vgl. Höder (2014: 310).
von Tonkontur und Dauer ursprünglich mehrsilbiger Füße, die auf den Nukleus der
nun wortfinalen Vokale oder Nasale übergehen. Getilgtes segmentales Material wird
dabei also weiterhin durch ein suprasegmentales Merkmal reflektiert. Voraussetzung
dafür ist durchgehende Stimmhaftigkeit von einem langen oder diphthongischen be-
tonten Vokal bis zum rechten Wortrand.7 Illustrativ hierfür ist der Wandel von mnd.
meie (zweisilbig) zu nnd. meih " # (einsilbig), in dem Apokope die Entstehung
von Knick bedingt, im Kontrast zu nnd. Mai ‚Mai‘, die auf eine bereits im Mittelnie-
derdeutschen einsilbige Form zurückgeht (mnd. mei) und entsprechend keinen
Knick aufweist. Parallel dazu bedingt die Apokope in mnd. r4de ‚(ich) reite‘ das
Auftreten von Knick in nnd. ried 0 (mit zusätzlich eingetretener Auslautverhär-
tung), wohingegen bei der Apokope in mnd. r4te ‚(ich) reiße‘ (> nnd. riet 0) oder
mnd. sitte ‚(ich) sitze‘ (> nnd. sitt 2) die strukturellen Voraussetzungen nicht er-
füllt sind (keine durchgängige Stimmhaftigkeit) und kein Knick entsteht. Synkope
von nachtonigem 1 wirkt sich entsprechend aus (z. B. in mnd. levet > nnd. leevt
(% ‚(wir) leben‘, mnd. vallen > nnd. fallen % ‚fallen (Inf.)‘).8 Hinzu kommen
Sonderentwicklungen, z. B. der Wandel von mnd. 301 zu nnd. 30 (mnd. p5rde >
nnd. Peer /(0 ‚Pferde‘). Die im Sprachwandel zugrunde liegenden Prozesse sind
auch synchron weiterhin produktiv, nämlich in der Lehnwortintegration (vgl. hd.
Maschine > nd. Maschien , hd. Biologe > nd. Bioloog 4#, frz. -age >
nd. -aasch ). Eine zusammenfassende Darstellung der Genese von Knick bietet
Tab. 3.
7 Ebenso wie lange oder diphthongische betonte Vokale sind hier auch 30- und 3-Se-
quenzen möglich. Ob dies auf frühe Vokalisierungstendenzen bei postvokalischen Liqui-
den hindeutet oder zumindest teilweise sekundäre Angleichungsprozesse vorliegen, kann
hier nicht entschieden werden.
8 Dabei führt aber internasale Synkope zum Ausfall des zweiten Nasals und zur Entstehung
von nasalem Knick (mnd. sinnen > nnd. sinnen 2 ‚sinnen‘, mnd. singen > nnd. singen
25 ‚singen‘).
Ausgangsform Prozess heutige Form Beispiel Reflex
adj. Suffix -e –61 g7de > gode –
371 Apokope 37riete > riet
371 /VKstimmlos/sitte > sitt
3$7!%&1 3$7& riede > ried vokalischer
Knick
3$7!%&17 Synkope 3$7&7 levet > leevt
6818 /68singen > singen nasaler
Knick
Tab. 3: Apokope/Synkope und Genese von Knick
Eine Datierung der Knickgenese ist nur bedingt und nur indirekt möglich. Prinzipiell
kann der Knick nur bei durchgeführter Apokope bzw. Synkope phonologisch di-
stinktiv sein. Damit ergibt sich für die geographische Ausbreitung des Knicks die lo-
gische Implikation, dass das Knickgebiet innerhalb des Apokopegebiets zu lokalisie-
ren ist, dieses aber nicht notwendigerweise ganz umfasst. Das erste Auftreten apoko-
pierter Formen in der nachmittelniederdeutschen Schriftlichkeit kann dabei, wenn
man eine konservative Tendenz der Schriftlichkeit annimmt, einen ungefähren An-
haltspunkt für einen terminus ante quem bieten. Für das Hamburgische ergibt sich
(neben relativ seltenen älteren Belegen, vgl. Lasch 1914: 119−122, §§ 216–217) bei
vorsichtiger Interpretation der Forschungsliteratur eine Datierung der Apokope in
das 17. Jahrhundert, während die Entwicklung in ländlichen Dialekten weiter nörd -
lich und östlich um dieselbe Zeit bereits weiter fortgeschritten scheint (Lasch 1918:
23−24). Auf der anderen Seite erscheinen im ostfriesischen Niederdeutsch Mitte des
19. Jahrhunderts noch apokopierte und nicht-apokopierte Formen nebeneinander
(Reershemius 2004: 99). Insgesamt deutet die Beleglage also auf ein Vordringen des
Knicks im Kontext der Apokope von Norden nach Süden hin (vgl. zu Argumenten
für eine primär nach geographischer Breite differenzierenden Binnengliederung des
Niederdeutschen im Kontrast zur traditionell angenommenen West-Ost-Gliederung
auch Lameli 2016).
4 Tonalität im Südjütischen (und im übrigen Skandinavischen)
Eine im weiten Sinne tonale Erscheinung mit Phonemstatus findet sich auch in süd -
jütischen Dialekten des Dänischen, namentlich im südöstlichen Südjütisch (d. h. im
östlichen Teil des traditionell dänischsprachigen Gebiets im ehemaligen Herzogtum
Schleswig einschließlich der Insel Alsen) sowie auf der Insel Rømø. Unter etwas ab-
weichenden strukturellen Rahmenbedingungen existiert dasselbe Phänomen auch in
einem kleinen zum Inseldänischen zählenden Gebiet, nämlich auf einigen Inseln
südlich von Fünen (Ærø, Langeland, Tåsinge sowie kleinere Inseln; Ejskjær 2005:
1723). Ein Beispiel hierfür sind die Wörter par ‚Paar‘ und padde ‚Frosch, Kröte‘,
beide im südöstlichen Südjütisch segmental identisch (in weiter Transkription /9),
aber suprasegmental nicht gleich.9
Anders als beim Niederdeutschen gibt es für das Südjütische einen Konsens in
der dialektologischen Beschreibungstradition, die dieses Suprasegmentale phone-
tisch wie phonologisch übereinstimmend als tonale Erscheinung analysiert und ent-
sprechend notiert (überwiegend mit hochgestellten Ziffern vor der betonten Silbe,
z. B. par :/9 – padde ;/9 oder mit dem Zeichen < für Akzent 2, also par /9 –
padde </9). Ältere Arbeiten wie Andersen (1897) sprechen hier typischerweise
vom ‚musikalischen Akzent‘, jüngere verwenden Begriffe wie ‚Ton‘, ‚Akzent‘,
‚Tonakzent‘ oder ‚Tonem‘, je nach theoretischem Ansatz (etwa Bennike/Kristensen
1898–1912, Bjerrum 1948, Nielsen 1959, Liberman 1982, Ejskjær 2005; für eine
auch in der phonologischen Analyse zeitgemäße Analyse vgl. Goldshtein i. Vorb.);
im Folgenden wird der Terminus ‚Akzent‘ verwendet. Diese stärker konsensuelle
Tradition in der dänischen Dialektologie lässt sich jedoch nicht darauf zurückführen,
dass die phonetischen Gegebenheiten oder ihre phonologische Funktion im Südjüti-
schen wesentlich eindeutiger wären als im Niederdeutschen. Vielmehr hängen auch
hier tonale und durationale Aspekte eng zusammen. Der sogenannte Akzent 1 weist
eine einfache Tonkontur auf, Akzent 2 wird dagegen als komplex beschrieben. Audi-
tiv wird Akzent 1 als steigend, Akzent 2 als fallend (bzw. steigend-fallend) eingeord-
net. Zugleich ist Akzent 2 in der Regel mit einer längeren Dauer verbunden als Ak-
zent 1 (Ejskjær 2005: 1723).
Die Distinktion zwischen den Akzenten 1 und 2 ist im Prinzip in jedem Wort ein-
mal möglich, und zwar in dem Bereich vom Nukleus der betonten Silbe bis zum
rechten Wortrand. Der Kontrast kommt also in ein- und mehrsilbigen Wörtern vor
(vgl. par :/9 – padde ;/9, heller :!=1 ‚oder‘ – heller ;!=1 ‚lieber‘) und un-
terliegt keinen grundsätzlichen wortstrukturellen, segmentalen oder phonotaktischen
Restriktionen. In der Praxis ist der Kontrast jedoch besonders in wortfinalen Füßen
von Bedeutung, vor allem also bei einsilbigen Wörtern und Wörtern mit finaler Be -
9 Es gibt trotz feststellbarer normativer Tendenzen keine etablierte dialektale Orthographie
für die hier diskutierten südjütischen Dialekte; die graphische Wiedergabe folgt hier und
im Folgenden deshalb der standarddänischen Norm.
tonung sowie bei wortfinalen Trochäen; hinzu kommen Komposita (vgl. skomager
:+"1 ‚Schuhmacher, pandekager ;/="1 ‚Pfannkuchen (Pl.)‘).
In funktionaler Hinsicht ist festzuhalten, dass die Distinktion zwischen den bei-
den Akzenten einerseits Lexeme differenziert (vgl. par – padde), andererseits aber
auch grammatische Funktion hat. So wird der Kontrast in einigen Flexionsklassen
systematisch flexivisch genutzt, etwa zur Markierung des Numerus (vgl. kat :
‚Katze‘ – katte ; ‚Katzen‘, bjerg :>(01 ‚Berg‘ – bjerge ;>(01 ‚Berge‘) oder
verbaler Formen (vgl. køb :)% ‚kauf (Imp.)‘ – købe ;)% ‚kaufen (Inf.)‘; durch-
gängig markiert etwa in Jørgensens (1950) Arbeit zur Morphologie des Dialekts von
Alsen).
Die tonale Distinktion im Südjütischen wird im Allgemeinen nicht als dialektale
Innovation, sondern vielmehr als Relikt eines ursprünglich gemeinnordischen Sys-
tems gesehen, das im Gegenwartsnorwegischen und -schwedischen – mit Ausnahme
einiger geographisch peripherer Varietäten wie der finnlandschwedischen Dialekte –
bis heute erhalten ist, im Dänischen sonst aber in dieser Form nicht mehr existiert,
ebenso wenig wie im Inselnordischen. Im Norwegischen und Schwedischen er-
scheint dieses System heute als distinktiver Gegensatz zwischen zwei Tonkonturen
in Wörtern mit mindestens einer nachtonigen Silbe (s. auch Abschnitt 2; vgl. aus -
führlich Riad 2002, 2005, 2006, Wetterlin 2010). Historisch geht dieser Gegensatz
darauf zurück, dass in bestimmten Kontexten voraltnordisch einsilbige Sequenzen
durch Vokalepenthese lautgesetzlich zweisilbig geworden sind (? > ??), während
sich ursprünglich einsilbige und ursprünglich zwei- oder mehrsilbige Sequenzen
weiterhin durch verschiedene Tonkonturen unterscheiden. Voraltnordischem *koma
‚kommen (Inf.)‘ entspricht im heutigen Schwedischen komma ;@, wobei Ton-
akzent 2 die ursprüngliche Zweisilbigkeit reflektiert (?? > ;??), und voraltnord.
*komʀ ‚kommt (Ind. Präs. 3. Sg.)‘ entspricht heute schw. kommer :@10 ‚kommt
(Ind. Präs.)‘ mit Tonakzent 1 als Reflex der ursprünglichen Einsilbigkeit (? > :??).10
Dieser tonale Gegensatz ist in einigen Dialekträumen durch Apokope wiederum
auch in einsilbigen Wörtern und wortfinalen Füßen distinktiv geworden (:?? > :?,
;?? > ;?), etwa in der norwegischen Region Trøndelag (z. B. lån : ‚Darlehen‘ –
låne ; ‚leihe‘; vgl. zu diesen sogenannten Zirkumflextönen Kristoffersen 1992).
Dieselbe Entwicklung liegt auch der Tonogenese bei Einsilblern im Südjütischen zu-
grunde, deren wesentliche Voraussetzung die Apokope von finalem 1 ist. Diese
Apokope ist im gesamten Jütischen durchgeführt; Belege hierfür finden sich bereits
10 Hinzu kommen jüngere, unter anderem analogische Prozesse bei der Zuweisung der Ton-
akzente zu Wörtern, Wortformen und Wortbildungsmustern, die hier nicht weiter disku-
tiert werden können.
regelmäßig in Quellen des 13. Jahrhunderts (Skautrup 1944: 227, Frederiksen 2018:
152–155).11 Auch hier reflektiert Tonakzent 2 ursprüngliche Zwei- oder Mehrsilbig-
keit, indem die Tonkontur des ursprünglich mehrsilbigen Fußes beibehalten wird
(vgl. voraltnord. *lýsa > altdän. lysæ > südjüt. lyse ; ‚leuchten (Inf.)‘ – voralt-
nord. *lýs > altdän. lys > südjüt. lys : ‚Licht‘).
Im geographisch zwischen dem Norwegischen und Schwedischen einerseits und
dem südjütischen Reliktgebiet andererseits liegenden restlichen Dänischen gibt es
zwar keinen Tonakzent nach demselben Muster, aber auch hier finden sich in einem
weiten Sinne tonale Merkmale. Besonders zu nennen ist im Dänischen – sowohl in
der Standardvarietät als auch in den meisten Dialekten – der distinktive Kontrast
zwischen zwei Phonationstypen, nämlich modaler Stimme (d. h. einfacher Stimm-
haftigkeit) und Stoßton (dän. stød), d. h. Stimmhaftigkeit mit Knarrstimme sowie
optional einem Glottalverschluss während der Segmentproduktion (notiert mit dem
nachgestellten Zeichen A; vgl. Grønnum 2009: 214–242). Auch dieser supraseg-
mentale Kontrast reflektiert historische Unterschiede in der Silbenzahl: Stoßton geht
auf ursprüngliche Einsilbigkeit zurück (? > ?A), sein Fehlen auf ursprüngliche Zwei-
oder Mehrsilbigkeit (?? > ?;vgl. voraltnord. *koma ‚kommen (Inf.)‘ > dän. komme
@BC1ohne Stoßton – voraltnord. *komʀ ‚kommt (Ind. Präs. 3. Sg.)‘ > dän. kom-
mer @BCAD mit Stoßton).12
Insgesamt lässt sich die Entwicklung der im weiten Sinne tonalen Systeme im
Nordischen (stark vereinfacht) wie in Tab. 4 zusammenfassen:
voraltnordische
Ausgangsform
gegenwartssprachliche Reflexe
Norwegisch/
Schwedisch
Dänisch Südjütisch
? ?
:??
?A
?A?
:?
:??
?? ;?? ?? ;?
11 Auf den Inseln südlich von Fünen, wo ebenfalls Tonakzente vorkommen, ist die Apokope
dagegen fakultativ. Fakultative Apokope gibt es auch – jedoch ohne Tonakzent – im Insel-
dänischen (d. h. auf Fünen, Seeland, Falster, Lolland und umliegenden Inseln) und im ge-
sprochenen Standarddänischen. Im Bornholmischen fehlt die Apokope.
12 Übergangsphänomene zwischen Tonakzentsystemen wie im Norwegischen und Schwedi-
schen sowie dem dänischen Stoßton finden sich in manchen dänischen Dialekten (z. B.
auf Fünen; Ejskjær 2005: 1723–1725), aber auch außerhalb des Dänischen (z. B. im
schwedischen Eskilstuna; Riad 2009).
Tab. 4: Reflex der voraltnordischen Silbenzahl in tonalen Erscheinungen im
Nordischen (stark vereinfacht)
5 Ein tonales Areal?
Vergleicht man niederdeutsche und südjütische Tonalität, fallen die Beschreibungs-
traditionen zwar sehr unterschiedlich aus, zugleich werden aber auch Gemeinsam-
keiten in struktureller, funktionaler und entstehungsgeschichtlicher Hinsicht deut-
lich. Festzuhalten ist vor allem, dass sowohl beim niederdeutschen Knick als auch
beim südjütischen Tonakzentsystem
a. im weiten Sinne tonale Erscheinungen vorliegen, die phonologisch distinktiv
sind;
b. in phonetischer Hinsicht sowohl tonale als auch durationale Aspekte invol-
viert sind;
c. Tonalität nicht nur auf lexikalischer Ebene, sondern auch in der Grammatik
eine Rolle spielt, namentlich bei der Wort- und Formenbildung;
d. insbesondere bei Einsilblern und Wörtern mit betonter Endsilbe weitgehende
strukturelle Parallelen bestehen;
e. unterschiedliche tonale Merkmale unterschiedliche historische Silbenzahlen
reflektieren;
f. tonale Gegensätze bei einsilbigen Wörtern oder betonten Endsilben auf Sil-
benreduktion durch vergleichsweise rezente Apokope zurückgehen.
Aus jeweils einzelsprachlicher Perspektive lassen sich die tonalen Merkmale dabei
zunächst als Besonderheiten räumlich peripherer Dialekte beschreiben: einerseits als
Innovation am nördlichen Rand des Deutschen und damit auch des Kontinentalwest-
germanischen, andererseits als Reliktphänomen am südlichen Rand des Dänischen
und damit auch des Festlandskandinavischen. Aus übereinzelsprachlichem Blick-
winkel tritt hier jedoch Arealbildung im Nonstandard über die deutsch-dänische bzw.
westgermanisch-nordische Grenze zutage, bei der die Tonalität im Niederdeutschen
als räumlicher Ausläufer eines größeren skandinavischen Areals erscheint, das Dä-
nisch, Norwegisch und Schwedisch fast vollständig einschließt. Dieses Gebiet stellt
das größte zusammenhängende tonale Areal in Europa dar, wo Tonalität ansonsten
eher selten ist.
Dieser Befund lässt sich zu einer Reihe ähnlicher Ergebnisse stellen, die eben-
falls auf niederdeutsch-skandinavische Arealbildung schließen lassen, und zwar
durchaus auch mit einer arealen Ausbreitung struktureller Merkmale von Norden
nach Süden (vgl. Höder 2016b, i. Vorb.). Für eine zumindest verstärkende Rolle des
Faktors Sprachkontakt spricht dabei in allen Fällen der lang anhaltende enge Sprach-
kontakt zwischen Deutsch und Dänisch in der sogenannten Kontaktzone im ehemali-
gen Herzogtum Schleswig (vgl. Winge 2004, Fredsted 2009). Hier ist nicht mit
Sprachkontakt im Sinne einer geographisch fassbaren Sprachgrenze zu rechnen, son-
dern mit einer wechselseitigen räumlichen Durchdringung des Deutschen und Däni-
schen in einer sich wandelnden, dabei aber stets komplexen Domänenverteilung
(Höder 2019). Territoriale, soziale und individuelle Zweisprachigkeit haben hier also
Sprachgebrauch und Sprachwandel in ganz erheblichem Ausmaß geprägt.13 Arealbil-
dung in diesem Kontext beschränkt sich dabei ganz offenbar nicht nur auf die Regi-
on in unmittelbarer Grenznähe, sondern erreicht teilweise auch weitere Teile des
restlichen nordelbischen Gebiets. Ein weiteres lautliches Merkmal, das hierhin gehö-
ren dürfte, ist beispielsweise die von Norden nach Süden abnehmende Lenisierung
intervokalischer Plosive im nordelbischen Niederdeutschen und Hochdeutschen
(Wilcken 2015, Goblirsch 2018: 113−116), die übereinzelsprachlich ihren histori-
schen Ausgangspunkt ebenfalls in der sogenannten Plosivschwächung (dän. klu-
silsvækkelse) im mittelalterlichen Dänischen hat und bis in südnorwegische sowie in
südschwedische Dialekte verbreitet ist (Frederiksen 2018: 158–163).
Für eine wesentliche Rolle des Sprachkontakts bei der niederdeutsch-südjüti-
schen Arealbildung sprechen auch chronologische Aspekte. Zwar stellt die Tonalität
im Südjütischen ein Relikt eines älteren Systems dar. Gerade die Distinktivität des
tonalen Gegensatzes bei einsilbigen und endbetonten Wörtern – also die größte
strukturelle Parallele zum niederdeutschen System – ist aber eine vergleichsweise
junge Erscheinung, die in beiden Sprachen die Apokope von wortfinalem 1 voraus-
setzt. Hier lässt sich eine Entwicklung skizzieren, die ihren Ausgangspunkt in der jü-
tischen Apokope hat, mit zeitlicher Verzögerung aber auch im nördlichsten Nieder-
deutschen einsetzt und sich dann südwärts ausbreitet. Aus kontaktlinguistischer
Sicht kann hier die Kontaktzone für die areale Ausbreitung keine größere Barriere
darstellen, nicht nur weil intensiver und langanhaltender Kontakt die strukturelle
Konvergenz der beteiligten Sprachen generell begünstigt (vgl. Höder 2016a, i.
Vorb.), sondern auch, weil niederdeutsche und festlandskandinavische Varietäten ab
dem Mittelalter in struktureller Hinsicht als so ähnlich gelten müssen, dass sich
grundsätzlich eher dieselben Mechanismen auswirken wie beim Kontakt zwischen
Dialekten derselben Sprache als solche Mechanismen, die eher für den Kontakt zwi-
13 Hier ist auch der besonders vom 18. bis ins 20. Jahrhundert zu beobachtende Sprachwech -
sel von südjütischen zu niederdeutschen Dialekten im weiten Teilen Südschleswigs mit
den bekannten Substrateinflüssen etwa im Angeliter Niederdeutschen hervorzuheben (vgl.
Bock 1933, Wolbersen 2016).
schen typologisch unähnlichen Sprachen charakteristisch sind (vgl. Trudgill 2000).
Wenn also Arealbildung im Nonstandard bei derselben strukturellen Ausgangslage
bei Dialekten derselben Sprache ohne Weiteres als kontaktbedingt erklärt werden
würde, ist bei Arealbildung im Nonstandard über Sprachgrenzen hinweg Sprachkon-
takt als zumindest verstärkender Faktor in jedem Fall auch plausibel.
6 Fazit
Der niederdeutsche Knick und das südjütische Tonakzentsystem erscheinen aus ein-
zelsprachlicher Perspektive als Besonderheiten der jeweiligen räumlichen Peripheri-
en. Allerdings sind beide Peripherien geographisch unmittelbar benachbart oder
überlagern sich sogar. Aus areallinguistischer Perspektive ist dies zunächst einmal
bemerkenswert und zumindest im Prinzip auch schon lange bekannt (wenn auch
kaum beachtet), nämlich mindestens seitdem Jakobson (1971 [1931]) diesen Um-
stand gewissermaßen en passant in seine Beschreibung eines ‚polytonischen Sprach-
bunds‘ entlang der Ostseeküsten einbezogen hat.
Während die deutsche und die dänische Dialektologie in der Beschreibung dieses
Phänomens traditionell stark divergieren und die deutsche Tradition zudem von ei-
ner Kontroverse zur phonologischen Analyse dominiert ist, sind doch durchaus grö-
ßere Gemeinsamkeiten zwischen den beiden im weiten Sinne tonalen Eigenschaften
zu finden, und zwar in phonetischer, phonologischer und funktionaler Hinsicht so-
wie aus diachronem Blickwinkel. Dabei spielen ganz allgemein zunächst Verände-
rungen der Silbenzahl für die Genese der Tonalität in beiden Fällen eine Rolle; dies
gilt auch über die südjütischen Dialekte hinaus für das gesamte Festlandskandinavi-
sche. Darüber hinaus lässt sich mit der Apokope von wortfinalem 1 aber auch ein
spezifischer Prozess identifizieren, der für die Entstehung der Tonalität in ihrer heu-
tigen Form im Niederdeutschen und Südjütischen wesentlich verantwortlich ist. Die
Chronologie der Apokope in beiden Sprachen und die Geschichte des Sprachkon-
takts in der deutsch-dänischen Kontaktzone legen dabei nahe, dass der Sprachkon-
takt die Entstehung des Knicks im Niederdeutschen zumindest verstärkt, wenn auch
nicht unbedingt allein verursacht hat.
Für die aus variationssensitiv-arealtypologischer Sicht entscheidende Frage, war-
um sich ein tonales Phänomen dieser Art ausgerechnet im nördlichen Niederdeut-
schen etablieren und halten konnte, dürfte der Faktor Sprachkontakt ausschlagge-
bend sein. Parallelen zu anderen – lautlichen wie grammatischen – Strukturen, die
ebenfalls vorwiegend in den nordischen Sprachen vorhanden sind, aber auch in den
norddeutschen Nonstandard hineinreichen, machen deutlich, dass hier von einem ty-
pischen Arealbildungsmuster auszugehen ist, das keine Singularität darstellt, son-
dern Parallelen zu anderen Befunden aufweist, die ebenfalls auf eine Nord-Süd-
Gliederung innerhalb des Niederdeutschen hindeuten (Lameli 2016).
Literatur
Andersen, Nikolaj (1897): Den musikalske Akcent i Østslesvigsk. In: Dania 4, 65–
81, 165–180.
Auer, Peter (1991): Zur More in der Phonologie. In: Zeitschrift für Sprachwissen-
schaft 10, 3–36.
Bennike, Valdemar und Marius Kristensen (Hgg.) (1898–1912): Kort over de danske
Folkemål. Med Forklaringer. Kopenhagen.
Bjerrum, Marie (1948): Felstedmaalets tonale Accenter (Humanistiske Studier 3).
Aarhus.
Bock, Karl Nielsen (1933): Niederdeutsch auf dänischem Substrat. Studien zur Dia-
lektgeographie Südostschleswigs (Deutsche Dialektgeographie 34). Kopenhagen.
Bremer, Otto (1927): Der Schleifton im Nordniedersächsischen. In: Nd.Jb. 53, 1–32.
Chapman, Carol (1993): Überlänge in North Saxon Low German: evidence for the
metrical foot. An approach to vowel length based on the theory of metrical phon-
ology. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 60, 129–157.
Ejskjær, Inger (2005): Dialects and regional linguistic varieties in the 20th century
III: Denmark. In: Oskar Bandle et al. (Hgg.): The Nordic languages. An interna-
tional handbook of the history of the North Germanic languages (Handbücher
zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 22). Berlin, Bd. 2, 1721–1741.
von Essen, Otto (1958): Die Vokale der niederdeutschen Mundart von Kirchwerder.
In: Zeitschrift für Phonetik und allgemeine Sprachwissenschaft 11, 105–118.
von Essen, Otto (1964): Kirchwerder bei Hamburg (Lautbibliothek der deutschen
Mundarten 33/34). Göttingen.
Frederiksen, Britta Olrik (2018): Udtale: Gammeldansk. In: Ebba Hjorth et al.
(Hgg.): Dansk sproghistorie. Bd. 2: Ord for ord for ord. Aarhus, 151–178.
Fredsted, Elin (2009): Sprachen und Kulturen in Kontakt – deutsche und dänische
Minderheiten in Sønderjylland/Schleswig. In: Christel Stolz (Hg.): Neben
Deutsch. Die autochthonen Minderheiten- und Regionalsprachen Deutschlands
(Diversitas linguarum 23). Bochum, 1–23.
Goblirsch, Kurt (2018): Gemination, lenition, and vowel lengthening. On the history
of quantity in Germanic (Cambridge Studies in Linguistics 157). Cambridge.
Goldshtein, Yonatan (i. Vorb.): Scandinavian word accent in Felsted, Southern Jut-
land.
Grønnum, Nina (2009): Fonetik og fonologi. Almen og dansk. 3. Aufl. Kopenhagen.
Gussenhoven, Carlos und Jörg Peters (2004): A tonal analysis of Cologne Schär-
fung. In: Phonology 21, 251–285.
Höder, Steffen (2010): Das Lautsystem des Altenwerder Platt. Eine phonetisch-pho-
nologische Bestandsaufnahme. In: Niederdeutsches Wort 50, 1–27.
Höder, Steffen (2014): Low German: A profile of a word language. In: Javier Caro
Reina und Renata Szczepaniak (Hgg.): Syllable and word languages (Linguae &
litterae 40). Berlin/New York, 305–326.
Höder, Steffen (2016a): Niederdeutsche Form, unspezifische Struktur. Diasystemati-
sche Konstruktionen in der deutsch-dänischen Kontaktzone. In: Helmut H. Spie-
kermann et al. (Hgg.), Niederdeutsch: Grenzen, Strukturen, Variation (Nieder-
deutsche Studien 58). Wien, 293–309.
Höder, Steffen (2016b): Niederdeutsch und Nordeuropa: Eine Annäherung an gram-
matische Arealität im Norden Europas. In: Nd.Jb. 139, 103–129.
Höder, Steffen (2019): Die deutsch-dänische Grenze von 1920 als Zäsur. In: Nicole
Palliwoda, Verena Sauer und Stephanie Sauermilch (Hgg.): Politische Grenzen –
Sprachliche Grenzen? Dialektgeographische und wahrnehmungsdialektologische
Perspektiven im deutschsprachigen Raum (Linguistik – Impulse & Tendenzen
83). Berlin, 55–76.
Höder, Steffen (i. Vorb.): Grammatical arealisms across the Danish-German border
from a constructional perspective. In: Horst Simon und Christian Zimmer
(Hgg.): German(ic) in language contact. Grammatical and sociolinguistic dy-
namics. Berlin.
Jakobson, Roman (1971 [1931]): Über die phonologischen Sprachbünde. In: Roman
Jakobson: Selected writings. Bd. 1: Phonological studies. 2. Aufl. Den Haag,
137–143.
Jørgensen, Hans (1950): Alsisk formlære (Udvalg for Folkemaals publikationer. Se-
rie A 9). København.
Kloeke, Gesinus (1913): Der Vokalismus der Mundart von Finkenwärder bei Ham-
burg. Hamburg.
Kohbrok, Hugo (1901): Der Lautstand des žym-Gebiets in Dithmarschen. Darmstadt.
Kohler, Klaus J. (1986): Überlänge und Schleifton im Niederdeutschen. Zusammen-
fassung der Ergebnisse aus vier Dialektuntersuchungen. In: K. J. Kohler, R. Töd-
ter und M. Weinhold (Hgg.): Phonetische Forschung in der niederdeutschen Dia-
lektologie (Arbeitsberichte des Instituts für Phonetik der Universität Kiel 23).
Kiel, 5–17.
Kohler, Klaus J. (2001): Überlänge im Niederdeutschen? In: Robert Peters, Horst P.
Pütz und Ulrich Weber (Hgg.): Vulpis Adolatio. Festschrift für Hubertus Menke
zum 60. Geburtstag (Germanistische Bibliothek 11). Heidelberg, 385–402.
Köhnlein, Björn (2020): Tone accent in North and West Germanic. In: Michael T.
Putnam und B. Richard Page (Hgg.): The Cambridge handbook of Germanic lin-
guistics. Cambridge, 143−166.
Kolz, Willy (1914): Das Lautsystem der haupttonigen Silben des Westmecklenburgi-
schen Dialekts. Schönberg.
Kristoffersen, Gjert (1992): Cirkumflekstonelaget i norske dialekter, med særlig vekt
på nordnorsk. Maal og Minne 1992, 37–61.
Kühl, Karoline und Kurt Braunmüller (2014): Linguistic stability and divergence:
An extended perspective on language contact. In: Kurt Braunmüller, Steffen Hö-
der unn Karoline Kühl (Hgg.): Stability and divergence in language contact.
Factors and mechanisms (Studies in Language Variation 16). Amsterdam, 13–38.
Lameli, Alfred (2016): Raumstrukturen im Niederdeutschen. Eine Re-Analyse der
Wenkerdaten. In: Nd.Jb. 139, 7−28.
Larsson, Hugo (1917): Lautstand der Mundart der Gemeinde Altengamme (in den
Vierlanden bei Hamburg). Hamburg.
Lasch, Agathe (1914): Mittelniederdeutsche Grammatik (Sammlung kurzer Gram-
matiken germanischer Dialekte 9). Halle.
Lasch, Agathe (1918): Beiträge zur Geschichte des Neuniederdeutschen in Ham-
burg. In: Nd.Jb. 54, 1–50.
Liberman, Anatoly (1982): Germanic accentology. Bd. 1: The Scandinavian lan-
guages. Minneapolis.
Maddieson, Ian (2013): Tone. In Matthew S. Dryer und Martin Haspelmath (Hgg.):
The world atlas of language structures online. Leipzig, Kapitel 13.
<wals.info/chapter/13>.
Neppert, Joachim M. H. (1999): Elemente einer Akustischen Phonetik. 4. Aufl.
Hamburg.
Nielsen, Gunhild (1959): Musikalsk accent i Rømømålet (Udvalg for Folkemaals
publikationer. Serie A 17). København.
Peters, Jörg (2006): The dialect of Hasselt. In: Journal of the International Phonetic
Association 36, 117–124.
Peters, Jörg (2008): Tone and intonation in the dialect of Hasselt. In: Linguistics 46,
983–1018.
Prehn, Maike (2007): Schwa loss and its results in Low German. Tone or over-
length? In: Linguistics in the Netherlands 2007, 187–198.
Prehn, Maike (2010): Die langen finalen Nasale im Nordniedersächsischen. Ihre
Phonetik und phonologische Repräsentation. In: Matthias Katerbow und Alexan-
der Werth (Hgg.): Moderne Regionalsprachen als multidimensionales For-
schungsfeld (Germanistische Linguistik 210). Hildesheim, 187–208.
Prehn, Maike (2011): Vowel quantity and the fortis−lenis distinction in North Low
Saxon. Amsterdam.
Reershemius, Gertrud (2004): Niederdeutsch in Ostfriesland. Zwischen Sprachkon-
takt, Sprachveränderung und Sprachwechsel. Stuttgart.
Riad, Tomas (2002): The phonological systems of Old Nordic II: Old Swedish and
Old Danish. In: Oskar Bandle et al. (Hgg.), The Nordic languages. An interna-
tional handbook of the history of the North Germanic languages (Handbücher
zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 22). Berlin, Bd. 1, 896–911.
Riad, Tomas (2005): Historien om tonaccenten. In: Cecilia Falk und Lars-Olof
Delsing (Hgg.): Studier i svensk språkhistoria 8 (Lundastudier i nordisk språkve -
tenskap. Serie A 63). Lund, 1–27.
Riad, Tomas (2006): Scandinavian accent typology. In: Sprachtypologie und Univer-
salienforschung 59, 36–55.
Riad, Tomas (2009): Eskilstuna as the tonal key to Danish. In: Peter Branderud und
Hartmut Traunmüller (Hgg.): Proceedings, FONETIK 2009, The XXIInd
Swedish Phonetics Conference, held at Stockholm University, June 10–12, 2009.
Stockholm, 12–17.
Skautrup, Peter (1944): Det danske sprogs historie. Bd. 1: Fra guldhornene til Jyske
Lov. Kopenhagen.
Ternes, Elmar (2001): Ansätze zu einer Phonemtypologie deutscher Dialekte. In:
Margret Bräunlich, Baldur Neuber und Beate Rues (Hgg.): Gesprochene Sprache
– transdisziplinär. Festschrift zum 65. Geburtstag von Gottfried Meinhold (Halle-
sche Schriften zur Sprechwissenschaft und Phonetik 5). Frankfurt, 171–182.
Ternes, Elmar (2006): Tone reversal in Franconian and elsewhere. In: North-Western
European Language Evolution 48, 91–109.
Ternes, Elmar (2010): Phonetische Eigenschaften der Sprachen Europas. In: Uwe
Hinrichs (Hg.), Handbuch der Eurolinguistik (Slavistische Studienbücher. Neue
Folge 20). Wiesbaden, 577–596.
Ternes, Elmar (2012): Einführung in die Phonologie. 3. Aufl. Darmstadt.
Thomason, Sarah (2010): Contact explanations in linguistics. In: Raymond Hickey
(Hg.): The handbook of language contact. Malden, 31–47.
Trudgill, Peter (2000): On locating the boundary between language contact and dia-
lect contact. Low German and continental Scandinavian. In: Ernst Håkon Jahr
(Hg.), Språkkontakt. Innverknaden frå nedertysk på andre nordeuropeiske språk.
Forskingsprogrammet Norden og Europa. Kopenhagen, 71–85.
Weinreich, Uriel, William Labov und Marvin I. Herzog (1968): Empirical founda-
tions for a theory of language change. In W. P. Lehmann und Y. Malkiel (Hgg.),
Directions for historical linguistics. A symposium. Austin, 95–195.
Wetterlin, Allison (2010): Tonal accents in Norwegian. Phonology, morphology and
lexical specification (Linguistische Arbeiten 535). Berlin.
Wilcken, Viola (2015): Lenisierung von inlautendem p, t, k. In: Michael Elmentaler
und Peter Rosenberg (Hgg.): Norddeutscher Sprachatlas (Deutsche Dialektgeo-
graphie 113). Bd. 1: Regiolektale Sprachlagen. Hildesheim, 217–226.
Winge, Vibeke (2004): Geschichte der deutsch-skandinavischen Sprachgrenze. In:
Werner Besch et al. (Hgg.): Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der
deutschen Sprache und ihrer Erforschung (Handbücher zur Sprach- und Kommu-
nikationswissenschaft 2). 2. Aufl. Berlin, Bd. 4, 3380–3390.
Wolbersen, Harald (2016): Der Sprachwechsel in Angeln im 19. Jahrhundert. Eine
kulturhistorische Untersuchung zum Verlust der dänischen Varietät „Sønderjysk“
im Transformationsprozess zur Moderne (Schriften zur Kulturgeschichte 42).
Hamburg.
Yip, Moira (2002): Tone. Cambridge u. a.