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Mögliche Auswirkungen eines integrierten Athletiktrainings auf die Verletzungszahlen. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 63, 7-8, Book of Abstract (p.198).

Authors:

Abstract

Verschiedene Arbeitsgruppen wie, das „FIFA Medical Assessment and Re-search Center“ sowie das „Oslo Sports Trauma Research Center“ , haben sich mit Häufigkeiten und Ursachen von Verletzungen im Fußball beschäftigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die häufigsten Verletzungen im Fußball an den unteren Extremitäten auftreten. Dies ist mit hohen Kosten für die Vereine durch Ausfallzeiten verletzter Spieler verbunden. Wir untersuchten die Frage, ob diese Verletzungszahlen durch ein gezieltes Athletiktraining reduziert oder sogar vermieden werden können. In einer Vorstudie konnten wir bereits den Einfluss eines Athletiktrainings auf die Verletzungszahlen einer Saison bei einer Profi Mannschaft darstellen.
ABSTRACTS
fReiTAgvoRmiTTAg, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 197
MR-tomographisch fassbare Fußveränderungen bei
Ultramarathonläufern
1Freund W, 2Weber F, 1Billich C, 1,3Schütz U
Zielsetzung: Schon von Marathonläufen und andern Hobbysportveranstaltungen sind Überlastungsver-
letzungen bekannt. Bei Ultramarathonläufen werden Läufe über Marathondistanz an mehreren Tagen
ohne Pause aneinandergereiht, so dass hier verstärkt Überlastungsfolgen anzunehmen sind. Der Tran-
seuropalauf 2009 führte von Bari ans Nordkap. Auf dem 4487 km langen Lauf wurden Läufer mit einem
mobilen MR-Gerät (1,5T Magnetom Avanto, Siemens) hinsichtlich laufbedingter Veränderungen an Fuß
und Achillessehne untersucht.
Material und Methodik: 22 Läufer wurden eingeschlossen. Sie wurden vor dem Lauf und dreimal wäh-
rend des Laufs mittels spezieller Fußspule und STIR gewichteter Sequenz auf Veränderungen am F
untersucht. Zwei Radiologen werteten unabhängig voneinander die MRT Aufnahmen aus.
Ergebnisse: Die 22 eingeschlossenen Läufer entsprachen von Alter, Größe und Gewicht der Gesamtgrup-
pe der Läufer. Die MRT-Kontrollen fanden im Schnitt bei Laufkilometer 0, 1068, 2062 und 3669 statt. Der
durchschnittliche Durchmesser der Achillessehne stieg signikant von 6,8 auf 7,8 mm. Die Signalintensi-
tät des Knochenmarkraums im Calcaneus stieg während des Laufes genauso wie die maximale Signalin-
tensität aller Fußknochen. Knochenläsionen nahmen ebenso wie Weichteilödem zu. Läufer, die den Lauf
abbrechen mussten, hatten mehr Weichteilödem als Finisher. Die Interraterreliabilität war mit Werten
zwischen 0,88 und 0,98 exzellent. Schlussfolgerungen: Während eine Ultramarathonlaufes mit seinen
extremen Belastungen kam es zu einer Zunahme des Achillessehnendurchmessers oh ne Signalalterati-
on, so dass dies als adaptiv gewertet wird. Gleichzeitig fand sich Weichteilödem, was mit Laufabbruch
assoziiert war und so als Überlastungsfolge interpretiert wird. Die Signalveränderungen im Calcaneus
bedürfen weiterer Untersuchungen.
Verletzungsprofile junger Leistungssportler im alpinen
Skirennsport
Hildebrandt C, Raschner C
Universität Innsbruck, Institut für Sportwissenschaft, Österreich
Der alpine Skirennsport hat in Österreich einen großen Stellenwert. Training auf hohem Niveau stellt eine
erhöhte Belastung an das Bewegungssystem. In einem Konsensus Statement des International en Olympi-
schen Komitees wurde auf eine Zunahme von Überlastungen und traumatischen Verletzungen bei jungen
Sportlern hingewiesen. Das Ziel war eine Analyse von Verletzungen bei Nachwuchsskirennläufern in Ab-
hängigkeit der jeweiligen Saison und des Geschlechts.
Über 2 Jahre wurden retrospektive Interviews an einer renommierten Skiinternatsschule nach der jewei-
ligen Winter- und Sommersaison durchgeführt. Bei 104 Athleten (61 männlich, 43 weiblich) im Alter von
15- 19 Jahren wurden aufgetretene traumatische Verletzungen und Überlastungen erhoben. Die Unter-
schiedsprüfung erfolgte mittels chi quadrat Test .
Bei 89 Athleten wurden 235 Verletzungen erfasst. Die Verletzungsrate der männlichen Athleten (0,69) zeigte
keinen Unterschied zu den Weiblichen (0,62). Traumata (n =135, 58 %) traten häuger auf als Überlastungen
(n= 100, 42 %, P <0,05). Der Hauptanteil der Verletzungen (n =166, 71 %) ereignete sich im Winter. Das Risiko
eines Traumas war im Winter höher (RR 1,39; P< 0,05), im Sommer überwiegte das Risiko einer Überlastung
(RR 1,46, P< 0,05). Der größte Anteil der Verletzungen (83%) führte zu Trainingsausfällen. Mittelschwere (8-
28 Tage; n= 117, 49,9%) und schwere (mehr als 28 Tage; n= 66, 28,2%) Verletzungen überwiegten. Überlas-
tungen traten am häugsten im Bereich Rücken (55,1%) und untere Extremitäten (42,9 %) auf, Muskeln und
Sehnen (95,9 %) waren überwiegend betroen. Traumatische Verletzungen betrafen überwiegend Knochen
(38,6%) und ligament äre Strukturen (31,8%) an den unt eren Extremitäten (63,9 %). Gehäufte Problemati-
ken waren unterer Rückenschmerz (n= 37), unspezischer Knieschmerz (n =19) und Ruptur des vorderen
Kreuzbandes (n= 14).
Die Verletzungsrate der Athleten ist alarmierend hoch. Die Prävalenz von schweren Verletzungen muss
durch gezieltes Präventionstraining der unteren Extremitäten vermindert werden. Das erhöhte Risiko einer
Überlastung im Sommer deutet auf eine fehlende Anpassung des Muskelskelettsystems.
De-novo Synthese chondraler Matrix an Knie-, OSG- und
Rückfussgelenken während Ultralaufbelastungen?
1,2Schütz U, 3Göd S, 4Schmidt-Trucksäss A, 1Brambs HJ, 1Billich C
1Abt. Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinik Ulm
2Zentrum für Ambulante Rehabilitation am Universitätsklinikum Ulm
3Abt. Radiologie, MR-Centre of Excellence, Universität Wien, Österreich
4Institut für Sport und Sportwissenschaften, Sports Medicine, Universität Basel, Schweiz
Einleitung: Über die physiologischen bzw. adaptiven intrachondralen Veränderungen von Bein- und
Fußgelenken bei Ultralaufbelastungen ist kaum etwas bekannt. Die Feldstudie mit mobilem MRT zum
Transeuropalauf 2009 (TEFR-Projekt) konnte diese Lücke schließen. Methodik: Beim TEFR-Projekt wur-
den 44 Ultraläufer (67 Starter) mit einem, auf einem 39t-Sattelzug installierten MR-Scanner (1,5T) über
64 Etappen auf einer Strecke von 4486km von Süditalien zum Nordkap begleitet (mittlere Etappenlän-
ge 70km). Bei 22 Probanden (21m, 1w) wurden im Verlauf des Rennens 4MRT-Untersuchungen beider
Kniegelenke mit einer speziellen nativen T2*-Knorpelmapping-Sequenz (MapItTM) durchgeführt. Die
Bildnachbearbeitung und –Analyse umfasste die manuelle Segmentation der gelenkz entralen Knorpel-
schichten in denierte Areale und Layer und die Höhenbestimmung der Knorpelareale.
Ergebnisse: Während der ersten 2000km war eine signikante SI-Zunahme in den oberächlichen (nicht
in den tiefen) Knieknorpellayern nachzuweisen, welche mit einer Zunahme der mittleren Knorpelhöhe
einherging. In der zweiten Hälfte des Rennens nahm dieser Anstieg zunehmend ab und eine Abnah-
me des SI konnte tendentiell aufgezeigt werden. Gleiche Ergebnisse nden sich für die Gelenkknorpel
von Sprung- und Rückfußgelenken. Es konnten Seitendierenzen hinsichtlich der SI-Höhe festgestellt
werden, jedoch ohne statistische Relevanz. 7 Monate nach dem Lauf war eine totale Erholung der SI
nachweisbar. Diskussion: Bisherige MR-Studien beschränkten sich auf prä-post-Analysen einfacher Ma-
rathonläufe und zeigten einen reaktiven kurzfristigen T2-Signalabfall (Verlust an freiem ungebundenem
Wasser) in den oberen Knorpelschichten von Kniegelenken. Unsere Resultate zeigen erstmals, dass ul-
tralange Laufbelastungen innerhalb von 1000-2000 Kilometern zu einer Zunahme an freiem Wasser in
den oberächlichen Knorpellayern führen. Diese durch Proteoglykandestruktion bedingte signikante
chondrale Mehrhydratation ndet bei einer Laufbelastung von ca. 2500-3000km ein Ende. Dies lässt sich
durch eine auch unter persistierender Laufbelastung einsetzende de-novo Produktion von Proteoglyk-
anen im Gelenkknorpel erklären.
Trainingsbedingte Beschwerden beim Sportklettern –
geschlechtsspezifische Aspekte
1Drastig, J, 2Küpper oma s
1Medical Park Berlin Humboldtmühle
2Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, RWTH Aachen
Das risikoarme Sportklettern hat sich seit den 90er Jahren vom Szenesport zum verbreiteten Freizeit- und
internationalen Wettkampfsport entwickelt. Durch intensives Training in wohnortnahen Kletterhallen stie-
gen die Schwierigkeitsgrade. Die traumatischen Verletzungen nahmen ab, die Überlastungsbeschwerden,
besonders der oberen Extremität, zu. Der Anteil der Frauen im Klettersport steigt.
Ziel der Studie war es, Freizeitkletterer in Hinblick auf einen Geschlechterunterschied bei trainingsbeding-
ten Verletzungen und Überlastungsschäden zu untersuchen. Die anonymisierte Datenerhebung erfolgte
mit einem retrospektiven Online-Fragebogen zwischen März 2009 bis März 2010. Getestet wurden die Va-
riablen mit dem Chi²-Test.
Von den 540 Teilnehmern gingen 51% nur Klettern und 74% trainierten nicht. 66% waren männlich. Das
Durchschnittsalter der Männer betrug 32±10, der Frauen 31±9 Jahre, die Klettererfahrung der Männer 10±8,
der Frauen 8±6 Jahre, der Schwierigkeitsgrad der Männer 6,3±1,5, der Frauen 6,3±1,3 nach UIAA-Skala. 8%
der Frauen (Männer 3,1%) wiesen einen Body Mass Index <18,5 auf (p=0,017), nur 55% (Männer 84%) klet-
terten im Vorstieg (p<0,005).
Die Männer gaben für das letzte Jahr 398 Beschwerden an, die Frauen 183. Es ergab sich eine Verletzungs-
rate pro 1000 Stunden Training/Klettern von 1,69 bei den Männern (Frauen 1,75). Die obere Extremität der
Männer war zu 71% betroen (Frauen 64%) und die untere zu 22% (Frauen 27%).
Die Männer kletterten nicht signikant schwerer oder häuger, gaben aber mit 14% (Frauen 7%) signi-
kant mehr Kapselzerrungen (p=0,044) und mit 17% (Frauen 10%) mehr Epicondylitiden des Ellenbogens
(p=0,038) an. Keine signikanten Unterschiede fanden sich bei den Ringbandverletzungen, den Tendo-
vaginitiden der Finger, einem Impingement-Syndrom der Schulter, einem Lumbrical Shift-Syndrom oder
Meniskusproblemen am Knie.
Es ergaben sich keine gravierenden Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei den trainingsbeding-
ten Beschwerden. Ob ein geringer BMI bei Frauen ein Risikofaktor ist, ob intensives Nachstiegsklettern dem
Vorstieg gleichzusetzen ist und ob Männer eine prädisponierende Klettertechnik verwenden, muss weiter
untersucht werden.
1Universität Ulm, Deutschland
2Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Deutschland
3Zentrum für Ambulante Rehabilitation am Universitätsklinikum Ulm, Deutschl and
Referat Nr. 1 Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00): Referat Nr. 2, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 4, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):Referat Nr. 3, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
ABSTRACTS fReiTAgvoRmiTTAg, 05.10.12
198 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Verletzungsinzidenz und Einsatz des Functional
Movement Screen im Herren-Amateur-Volleyball
Risiko für VKB-Rupturen nach Einführung der
3. Deutschen Profiliga im Fußball
Mögliche Auswirkungen eines integrierten
Athletiktrainings auf die Verletzungszahlen
Statische und dynamische posturale Kontrolle bei
Sportlern langfristig nach Sprunggelenksverletzung
aus der Fünten K, Hilt K, Meyer T
1Krutsch W, 1Zellner J, 1Baumann F, 1Nerlich M, 1,2Angele P
Stein D
1Steib S, 2Zech A, 1Pfeifer K
Einleitung: Es existieren nur wenige Studien zu Verletzungen im deutschen Herren-(Amateur-)Vol-
leyball. Diese Studie untersuchte die Verletzungsinzidenz und den Einsatz des Functional Movement
Screen (FMS®) als mögliches Screeninginstrument für Verletzungen in dieser Sportlerpopulation.
Methoden: Untersuchungszeitraum Saison 2010/11 (inkl. Vorbereitung). 10 Herren-Amateur-Volleyball
Teams (1x Regional-, 4x Oberliga- und 5x Verbandsliga) mit insg. 106 Spielern (26,0±7,4 Jahre, 185±6cm,
24,1±2,5kg) nahmen teil. Die Dat enerhebung erfolgte standardisiert in Anlehnung an das FIFA Konsen-
sus Statement zur Durchführung von Verletzungsstudien im Fußball (Fuller et al. 2006): Vor Saison-
beginn Erhebung der Basisinformationen, orthopädische Untersuchung, FMS-Test; saisonbegleitende
Dokumentation der Trainings- und Spielexpositionszeiten sowie der Verletzungen.
Ergebnisse: Es traten insg. 96 Verletzungen auf, 25 (26%) im Spiel und 71 (74%) im Training. Die Ge-
samtverletzungsinzidenz pro 1000 Volleyballstunden lag bei 7,52 [95% CI 6,16-9,19]. Spiel- (7,19/1000
Spielstd. [4,86-10,64]) und Trainingsinzidenzen (7,65/1000 Trainingsstd. [6,06-9,66]) unterschieden sich
nicht. 40% (n=38) der Verletzungen erforderten keine Verletzungspause (non-time-loss Verletzungen).
Schwere Verletzungen (Dauer >28 Tage) erlitten 9% (n=9). Die durchschnittliche Verletzungsdauer be-
trug 10,2 Tage. Am häugsten ereigneten sich Gelenkdistorsionen an den Fingern (27%, n=26). Die meiste
Ausfallzeit verursachten Ligamentverletzungen am Sprunggelenk (n=5, insg. 151 Ausfalltage) und das
Impingementsyndrom am Schultergelenk (n=10, insg. 149 Ausfalltage). Der durchschnittliche FMS-Score
lag bei 14,5±2,1 Punkten (min. 10, max. 19 Punkte). Es ließ sich kein „Cut-o“ Punkt nden, der auf ein
erhöhtes Verletzungsrisiko hinwies.
Diskussion: Im Volleyball treten überwiegend Bagatellverletzungen auf, die keine (40%) oder eine maxi-
mal 3-tägige Verletzungspause (17%) erfordern. Die Gesamtverletzungsinzidenz lag mit 7,52/1000 Vol-
leyballstunden höher als in bisher veröentlichten Studien (1,7-5,2/1000Std.). Der FMS eignete sich nicht
als Screeninginstrument für Verletzungen für diese Sportlerpopulation.
Einleitung: Die Inzidenz von fußballspezischen Verletzungen wurde bisher in vielen Studien unter-
sucht. Seit der Saison 2008/09 wurde eine neue 3. Proliga im Deutschen Fußball eingeführt. Im Hin-
blick auf die allgemeine Verletzungsinzidenz und speziell VKB-Rupturen wurde diese Situation über eine
Saison untersucht.
Methodik: In einer prospektiven kontrollierten Studie wurde die Inzidenz von fußballspezischen Verlet-
zungen bei Einführung der 3. Deutschen Proliga im Fußball im Vergleich zu den neugeordneten Regional-
ligen eine Spielklasse darunter untersucht. 408 Spieler aus 13 von 20 Teams der neuen 3. Liga und aus 11 von
20 randomisierten Teams der 3 Regionalligen wurden in der Studie analysiert.
Ergebnisse: Die anthropometrischen Daten der Spieler bei der Gruppen zeigten keine signikanten Unter-
schiede, wobei das Durchschnittsalter bei 23,5 Jahren in der 3. Liga und bei 23,4 Jahren in den Regionalliga-
teams lag (p>0,05). Die Gesamtzahl an Trainings- und Spielstunden in dieser Saison war in der 3. Liga 96.303
Stunden und in den Regionalligateams 54.321 Stunden (p<0,01). Die Inzidenz aller Verletzungen sowie die
Verletzungsmuster zeigten keinen Unterschied in beiden Fußballklassen (p>0,05). Es konnte aber eine sig-
nikante Erhöhung der VKB-Rupturen in der neuen 3. Proliga verglichen mit den Teams der Regionalligen
gezeigt werden (5,2% zu 1,9%, p<0,01). Das gespielte Fußballlevel in der Vorsaison war bei den allgemeinen
Verletzungen kein Risikofaktor in beiden Gruppen. Dagegen entstanden 14 der 16 VKB-Rupturen in beiden
Gruppen bei Spielern, die eine Saison vorher no ch in einer Spielklasse tiefer gespielt haben. Vorverletzungen
zeigten sich in der gesamten Population während der Saison als wichtiger Risikofaktor für einen Anstieg
der Schwere einer Verletzung.
Fazit: Die Einführung einer neuen Proliga im Fußball mit Änderung von Trainingsintensität und Leis-
tungsfähigkeit resultierte in einem Anstieg der Inzidenz von VKB-Rupturen. Spezische Trainingskonzepte
speziell für Spieler mit einer Veränderung der Spielintensität sind notwendig um das Risiko für schwere
Knieverletzungen zu vermeiden.
Einleitung: Verschiedene Arbeitsgruppen wie, das „FIFA Medical Assessment and Re-search Center“
(1) sowie das „Oslo Sports Trauma Research Center“ (2,3), haben sich mit Häugkeiten und Ursachen
von Verletzungen im Fußball beschäftigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die häugsten Verletzungen im
Fußball an den unteren Extremitäten auftreten. Dies ist mit hohen Kosten für die Vereine durch Aus-
fallzeiten verletzter Spieler verbunden. Wir untersuchten die Frage, ob diese Verletzungszahlen durch
ein gezieltes Athletiktr. reduziert oder sogar vermieden werden können. In einer Vorstudie konnten wir
bereits den Einuß eines Athletiktrainings auf die Verletzungs-zahlen einer Saison bei einer Pro Mann-
schaft darstellen (4).
Methodik: Über einen Zeitraum von 4 Spielzeiten (06/07-09/10), wurde in regelmäßigen Ab-ständen bei
einer Profußballm. Daten über die Ausdauer-, Sprint-, und Sprungfähigkeit so-w ie der Kraft verschie-
dener Muskelgruppen erhoben. Zusätzlich wurden die Verletzungen während der Saison dokumentiert.
Während 06/07 noch kein Athletiktraining stattfand, wurde es in den kommenden Spielzeiten regelmä-
ßig in das Training integriert. Verglichen wurden daher die Verletzungsdaten des Kaders 06/07 mit dem
Kader aus 09/10. Dazu wurden die Spieler in drei Gruppen aufgeteilt. Gr. 1 Spieler mit mind. 1 Spiel in der
Saison (06/07 n=25, 09/10 n=26), Gr.2=Spieler mit mind. 50% Spielanteil in der Saison (06/07 n=12; 09/10
n=11), Gr.3 n=9 Spieler die in allen 4 Spielzeiten im Kader waren.
Ergebnisse: Eine Vorstudie zeigte bereits sign. Verbess. der Athletik in allen drei Gruppen (5). Die Anzahl
der Verletzungen der unteren Extremitäten entwickelte sich wie folgt:
N (Gr.1) von 4,15±2,2 (06/07, n=25) auf 2,35±1,2 (09/10, n=26) (p<0,01)
N (Gr.2) von 4,92±1,4 (06/07, n=12) auf 2,36±1,4 (09/10, n=11) (p<0,01)
N (Gr.3) von 4,33±1,7 (06/07) auf 2,67±1,6 (09/10) (p<0,05, n=9)
Diskussion: Es konnte in allen Gruppen eine hoch sign. Verbesserung der Verletzungszahlen beobachtet
werden. Da das Trainerteam während des Beobachtungszeitraums unverändert blieb dürften die Eekte
weitgehend auf das systematisch regelmäßig durchgeführte Athletiktraining zurückzuführen sein.
Nach Distorsion des oberen Sprunggelenks (OSG) wird zwischen Betroenen unterschieden, die chroni-
sche Funktionseinschränkungen und Instabilitäten entwickeln und solchen, die volle Funktionsfähigkeit
wiedererlangen (Coper). Über die Mechanismen besteht bislang Unklarheit, diskutiert werden jedoch As-
pekte der sensomotorischen Kontrolle. Während die sensomotorische Kontrolle akut nach OSG-D istorsion
und bei chronischer Instabilität bereits gut untersucht ist, existieren bislang kaum Studien zur lang fristigen
Entwicklung bei Copern.
63 Athleten wurden eingeschlossen: (Coper) 32 Sportler nach Distorsion des oberen Sprunggelenks (22m,
10w, Alter: 23,61±3,12 Jahre, Größe: 177,42±8,80 cm, Gewicht: 73,65±11,41 kg) und (KG) 31 Probanden
ohne vorausgegangene Verletzungen der unteren Extremitäten (19m, 12w, Alter: 24,58±3,31 Jahre, Grö-
ße: 176,00±7,82 cm, Gewicht: 70,61±9,99 kg). Als Coper wurden deniert: eine schwere OSG-Distorsion
(≥21d Sportausfall) in den vorausgegangenen drei Jahren; vollständige Wiederaufnahme aller sportlichen
Aktivitäten mindestens sechs Monate vor Studienteilnahme; keine anhaltenden Beschwerden (Schmerz,
Schwellung, Instabilität); keine weiteren Verletzungen der unteren Extremitäten ≤3Jahre. Zur Beurteilung
der posturalen Kontrolle wurden zwei Zielgrößen erhoben: (statisch) die Schwankungsgeschwindigkeit
des Kraftangrispunktes (vCOP) im Einbeinstand auf einer Kistler-Kraftmessplatte und (dynamisch) die
maximale Reichweite in vier Richtungen (anterior, medial, lateral, posterior) des „star excursion balance
test“ (SEBT).
Es konnten keine signikanten Gruppenunterschiede in der statischen posturalen Kontrolle festgestellt
werden (vCOP: KG=2,41cm/s; Coper=2,65cm/s; p=0,128). Coper zeigten eine reduzierte mittlere Reich-
weite im SEBT (KG=102,01; Coper=98,85; p=0,061) mit signikanten Unterschieden in Richtung anterior
(KG=101,91; Coper=98,33; p=0,032).
Sportler weisen langfristig nach einmaliger Sprunggelenksdistorsion Dezite in der dynamischen, nicht
aber der statischen posturalen Kontrolle auf. Diese können das Risiko eine Wieder verletzung erhöhen und
sollten bei einer fundierten Untersuchung berück sichtigt werden.
Universität des Saarlandes, Institut für Sport- und Präventivmedizin
1Universitätsklinikum Regensburg
2Sporthopaedicum Regensburg
Institut für Sport- und Bewegungsmedizin, Hamburg
1Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
2Universität Hamburg
Referat Nr. 5, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 7, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 6, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 8, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
ABSTRACTS
fReiTAgvoRmiTTAg, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 199
Schmerzprävalenz und Trainingsumfang bei
Nachwuchsathleten im Längsschnitt
Is Walking Alone Sufficient to Maintain Muscle Strength
in Old Adults?
Einfluss unterschiedlicher Formen der Vibration auf die
Maximalkraft der Oberschenkelmuskulatur
Der Beitrag der Pronatoren und Supinatoren des Fußes
zur Gleichgewichtskontrolle im Alter
Müller S, Müller J, Otto C, Fröhlich K, Weber J, Mayer F
Hortobágyi T
1Dalichau S, 1Buhlmann J, 2Trost C, 2Fikus M, 1Möll er T
Hagen M, Seidel S, Sanchez-Bergmann D, Hennig E
Bei Nachwuchsathleten ist eine Punktprävalenz für subjektive, in aller Regel belastungsabhängige Be-
schwerden zwischen 25- 40% bekannt. Unklar ist jedoch, ob die se Beschwerden bereits vor Beginn der
leistungssportlichen Karriere bestehen und ob ein Zusammenhang zum Trainingsumfang bei Aufnahme
eines systematischen Trainings herzustellen ist. Ziel der Studie ist daher die Erfassung des Verlaufs der
Punktprävalenz subjektiver Beschwerden in Abhängigkeit des Trainingsumfangs bei Nachwuchsleis-
tungssportlern im Längsschnitt über einen Zeitraum von 15 Monaten.
68 Athleten (44m/24 w ; 12±0,6J; 158 ± 8 cm; 46 ± 9 kg; Trainingsumfang: 5± 3,4 h/Woche) aus
10 Sportarten wurden mittels eines standardisierten Fragebogens zu 3 Zeitpunkten interviewt
(M0= Einschulungsuntersuchung 2 bis 9 Monate vor Schuljahresbeginn der 7. Klasse an einer Sport-
schule; M1= Feldmessung 2 Monate nach Schuljahresbeginn (fester Zeitpunkt); M2 =Feldmessung am
Schuljahresende - 11 Monate nach Schuljahresbeginn (fester Zeitpunkt)). Erfasst wurden die (akuten)
subjektiven Beschwerden unabhängig von der Lokalisation sowie der Trainingsumfang. Die Auswertung
erfolgte deskriptiv (%) und hypothesenprüfend (Cochran-Q-Test; t-Test; α=0,05).
Die Anthropometrie von M0 bis M2 (∆Zeit: 1,3 ± 0,1J) zeigt, dass die Athleten im Mittel 7,7± 3,3 cm
größer und 7,8± 4,1kg schwerer wurden. Die Schmerzprävalenz unterschied sich zwischen den Mes-
stagen (p< 0,001) und zeigte an M0 die niedrigsten und an M1 die höchsten Werte (M0: 15%; M1: 43 %;
M2: 22%). Der Trainingsumfang stieg von 5,0±3,4 h/Woche (M0) auf 11,8 ± 3,7 h/Woche an M1 und
12,4± 3,1h/Woche an M2 und nahm damit um 148% zu. Der Trainingsumfang war an M2 bei Nach-
wuchsathleten mit Schmerz höher als bei Nachwuchsathleten ohne Schmerz ( p=0,006), nicht aber an
M0 oder M1 (p >0,05).
Die Punktprävalenz von Schmerzen bei Nachwuchsleistungssportlern stieg bei zunehm ender Belastung
im Rahmen einer Sportschule deutlich an, zeigt im weiteren Verlauf allerdings eine Reduktion. Nach
initial erhöhter Schmerzprävalenz (M1) ist somit eine Anpassung an das systematische Training zu dis-
kutieren. Eine mögliche kritische Höhe des Trainingsumfanges in Hinblick auf subjektive Schmerzen ist
zu klären.
Old adults use walking in an eort to maintain levels of physical activity and function. e purpose of
the study was to clarify if walking alone is sucient to circumvent losses in function and mobility in
old adults or it would have to be combined with strength training. Healthy old adults were randomly
assigned to a walking (W, n=12) or a walking+strength training (W+S, n=12) exercise group in a retire-
ment center and tested at baseline then bimonthly for 12 months for measures of function. Both groups
followed ACSM exercise training guidelines. Relative to baseline, at 12 months W+S lifted 9.0 (SD±3.8)
kg more in two-legged 3-RM knee extension, improved 4.2 (±2.3) kg in handgrip strength, performed 11
more knee extension repetitions at 75% of the initial 1RM load, had 5.0 (±2.0) fewer falls, improved gait
velocity by 0.51 (±0.99) measured over 400-m path, and walked spontaneously 14.8 minute more per
day (all p<0.05). Relative to baseline, at 12 months W lifted 8.0 (SD±4.5) kg less in two-legged 3-RM knee
extension (p<0.05), produced 4.2 (±2.3) kg less in handgrip strength (p<0.05), performed 1.4 fewer knee
extension repetitions at 75% of the initial 1RM load (n.s), had no change in the number of falls, walked
0.10 (±0.50) m/s slower measured over 400m, and walked spontaneously 0.31 (±0.2) minute more per day
(n.s.). Changes in gait velocity and 3-RM leg strength correlated r=-0.79 in W+S only. Neither program
produced any changes in resting blood pressure and heart rate. Maintaining mobility and independence
are key goals in old adults. Walking is often recommended as an exercise modality to maintain function.
Within the limitations of the present study it, however, seems that a long-term walking program is actu-
ally accompanied by a loss of muscle strength and a dampened function-maintaining eect as compared
with W+S. e data suggest that inclusion of 1-2x/week strength training sessions in healthy old adults’
exercise program can slow loss of function and perhaps improve spontaneous gait speed. Walking alone
does not seem to provide such a protective eect.
Einleitung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Erfassung kurzfristiger Eekte sinusförmiger
und stochastisch-randomisierter Ganzkörpervibration auf die isometrische Maximalkraft der Ober-
schenkelmuskulatur.
Methodik: 30 männliche gesunde Freizeitsportler ohne Krafttrainingserfahrung im Alter zwischen 20
und 30 Jahren wurden auf zwei Versuchs- (VG1/2) und eine Kontrollgruppe (KG) randomisiert. Alle 3
Gruppen führten 3 isometrische Maximalkrafttests der Kniestreck- (90°, 60°, 30°) und der Kniebeuge-
muskulatur (10°, 40°, 70°) im Abstand von je 7 Tagen durch. Die Probanden der VG1 absolvierten un-
mittelbar vor dem 2. Krafttest ein sinusförmiges Vibrationstraining (stehend auf Fußplatte (Fpl); 5x60s
mit 60s Pause; Frequenz: 26Hz; Amplitude: 4,2mm) und direkt vor dem 3. Krafttest eine stochastisch-
randomisierte Vibration (stehend (Fpl); 5x60s bei 60s Pause; Frequenz: 8Hz; Amplitude: 3mm; Noise: 3).
VG2 wurde demselben Vibrationstraining in umgekehrter Reihenfolge ausgesetzt. Die Teilnehmer der
KG hingegen erhielten kein Vibrationstraining.
Ergebnisse: Unter Berücksichtigung des Lerneekts in der KG von 2% (1. zum 2. Krafttest) sowie von 5%
Kraftzuwachs (vom 1. zum 3. Krafttest) ergaben sich weder in VG1 noch in VG2 signikante Mittelwert-
unterschiede. Auch eine Dierenzierung nach Vibrationsform erbrachte keine bedeutsamen Ergebnisse.
Bei individueller Betrachtung der 20 Versuchspersonen konnte jedoch nachgewiesen werden, dass 6
Probanden auf beide Vibrationsformen gleichermaßen positiv im Sinne einer deutlichen Kraftzunahme
(p<0,05) und 6 Teilnehmer auf die Vibration grundsätzlich negativ mit einer Kraftabnahme (p<0,05) ant-
worteten. 8 Probanden hingegen reagiert en auf keine der beiden Vibrationsapplikationen .
Diskussion: Die Resultate der vorliegenden Untersuchung bestätigen bei allgemeiner Betrachtung die
Inkonsistenz bisheriger Studienergebnisse. Schwerpunkt zukünftiger Forschungsarbeiten sollte die Iden-
tizierung von Prädiktoren (Anthropometrie, Körperkomposition etc.) sein, die helfen, Responder von
Non-Respondern zu unterscheiden und somit den Benet zielgeri chteten Vibrationstrainings zu erhöhen.
Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse scheint der Gebrauch von Dopingsubstanzen bereits bei Schü-
lerinnen und Schülern der Klassenstufen 8 und 9 ein zumindest beginnendes Problem darzustellen,
wenngleich die Prävalenz des Dopings deutlich unter der des Gebrauchs illegaler und insbesondere
legaler Drogen liegt. Die Einleitung und Durchführung präventiver Maßnahmen gegen Doping sollte
daher bereits in diesen Altersgruppen beginnen, um ein e nachhaltige Primärprävention sicherzustellen.
Neben der Koordination ist die Gleichgewichtskontrolle beim Menschen von der Fähigkeit der Muskula-
tur abhängig, über Zugspannungen die Gelenke und somit die Teilkörperschwerpunkte zu stabilisieren.
Bei der biomechanischen Betrachtung eines Sturzes, der meist aus dem Stolp ern beim Gehen resultiert,
bendet sich der betroene Mensch in der einbeinigen Standphase. Gerade in dieser Situation sind die
Pronatoren und Supinatoren des Fußes hoch aktiv. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Identi-
kation des Beitrags der Pronatoren und Supinatoren zur Kontrolle des Gleichgewichts bei jungen und
älteren Menschen.
Untersucht wurden je 40 jüngere (20-30 Jahre) und ältere (>65 Jahre) Menschen, zu gleichen Teilen
Männer und Frauen. Die Schwankungen des Körperschwerpunkts (KSP) beim Einbeinstand sowie die
Stabilitätsgrenzen bei Neigetests nach anterior-posterior (AP) und medio-lateral (ML) wurden mit ei-
ner Kistler-Kraftmessplattform erfasst. Synchron dazu wurden die Muskelaktivitäten der mm. tib. ant.,
gastroc. lat., per. long. und vast. lat. per EMG abgeleitet. Die maximalen resultierenden isometrischen
Pronatoren- und Supinatorenmomente wurden in fünf anatomischen Winkeln um die untere Sprungge-
lenkachse bestimmt. Über Korrelations- und Rgressionsanalysen wurden die Zusammenhänge zwi schen
den Muskelkraft- und Gleichgewichtskenngrößen ermittelt.
Ausmaß und Geschwindigkeit der KSP-Schwankung beim Einbeinstand und die Muskelkraft nehmen
mit steigendem Alter geschlechtsunabhängig ab. Die posturale Kontrolle beim Einbeinstand ist aus-
schließlich vom Alter abhängig (KSP-Strecke: R2=0,4; P<0,001; KSP-Geschwindigkeit: R2=0,38; P<0,001).
Von den Prädikatoren BMI, Alter, Geschlecht, Fußlänge und Muskelkraft werden die Stabilitätsgrenzen
nach AP (R2=0,42, P<0,001) und ML (R2=0,2, P<0,05) besonders von der Muskelkraft der Pronatoren
beeinusst. Da die Muskelkraftsteigerung der Unterschenkelmuskeln, insbesondere der Pronatoren des
Fußes, zur Verbesserung der Stabilitätsgrenzen beiträgt, wird nun ein Pronatoren-/Supinatorenkrafttrai-
ning mit dem Ziel der Verbesserung der Gleichgewichtskontrolle bei älteren Menschen in einer Inter-
ventionsstudie angestrebt.
Universität Potsdam
UMCG, Niederlande
1BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen
2Universität Bremen, Institut für Sportwissenschaften
Universität Duisburg-Essen
Referat Nr. 9, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 11, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 10, Sitzung PO-1 (PP) 2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 12, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
ABSTRACTS FREITAGVORMITTAG, 05.10.12
200 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Intra-individuelle Variabilität der Stabilität beim
Einbeinstand auf einer instabilen Plattform
Einfluss der muskulären Vorspannung auf die maximale
schnelle Adaptive Kraft: Der Boost-Effekt
Adaptation der Achillessehnendicke bei
Nachwuchssportlern unterschiedlicher Sportarten
Slacklinetrainingseffekte bei Grundschülern auf
Gleichgewicht, Muskelaktivierung und Sprungkraft
Mauch M, Kälin X
Schaefer L, Ho M, Barnick D, Bittmann F
Cassel M, Fröhlich K, Riegels N, Senf M, Kuhnke M, Mayer F
Donath L, Roth R, Rueegge A, Groppa M, Zahner L, Faude O
Bisherige Studien zur posturalen Stabilität beziehen sich auf den Einsatz von stabilen Untergründen
(z.B. Druckmessplatte), um im ein- oder beidbeinigen Stand die Stabilität zu testen. Für ein sportliches
Kollektiv an Patienten lässt diese (einfache) Testform jedo ch nur wenig dierenzierte Aussagen zu. Die
Testung im Einbeinstand auf einer instabilen Plattform ist dagegen ein noch selten genutztes Verfahren
im klinischen Gebrauch. Ziel dieser Studie war die intra-individuelle Variabilität bei wiederholten Mes-
sungen an ein und derselben Person auf einer instabilen Plattform zu untersuchen.
27 aktive Probanden (8, 19) im Alter zwischen 20-34 Jahren wurden in die Studie eingeschlossen.
Die Messung mit dem Pro-Kin Line B System (TecnoBody™) umfasste einen 30sec dauernden einbeini-
gen Stabilitätstest mit einer Plattform-Einstellung von 10 (instabil). Nach einer Aufwärmphase wurden
zwei Testreihen mit jeweils 3 Testversuchen durchgeführt. Die Stabilität wurde quantiziert mit den
Parametern: Perimeter (Verlauf des COP [mm]), Ellipse (Fläche des COP [mm2]) und Rumpfabweichung
(Neigung des Rumpfes [°]).
Der Perimeter lag im Durchschnitt bei 1067±371mm in Testreihe 1 (T1) und 933±330mm in Testreihe
2 (T2). Der Root Mean Square Error (RMSE) beim Perimeter lag bei 114,2mm in T1 und 96,1mm in T2.
Für die Ellipse lagen die Mittelwerte bei 418±171mm2 (T1) und 357,6±139mm2 (T2), mit einem RMSE
von 120,4mm2 (T1) und 91,1mm2 (T2). Die Rumpfabweichung ergab Mittelwerte von 6,0±3,3° (T1) und
5,4±4,2° (T2) mit einem RMSE von 4,5° (T1) und 4,3° (T2).
Die Ergebnisse zeigen für alle drei Messparameter eine Verbesserung von Testreihe 1 zu Testreihe 2, was
– trotz des Aufwärmens und der Probe-Testreihe – auf einen Lernprozess hindeutet. Obwohl es sich
bei der Stichprobe um eine junge sportliche Stichprobe handelt, zeigte sich eine grosse relative (Vari-
ationskoezient) als auch absolute (RMSE) Variabilität, was durch den Schwierigkeitsgrad der Bewe-
gungsaufgabe begründet sein könnte. Die vorliegenden Testergebnisse sollten bei der Interpretation von
Stabilitätstests im täglichen klinischen Einsatz berücksichtigt w erden.
Die willkürliche Aktivierungsfähigkeit der Muskulatur stellt einen limitierenden Faktor bzgl. der Schnell-
kraft dar. Selbst Spitzensportler weisen ein Kraftdezit von mind. 10-15% auf. Um die willkürliche
Aktivierungsfähigkeit zu erhöhen, können mehrere muskelphysiologische Gesetzmäßigkeiten genutzt
werden: das Prinzip der Anfangskraft, das Erreichen supramaximaler Kräfte bei Exzentrik, die Proporti-
onalität zwischen Kraft und exzentrischer Geschwindigkeit sowie das Erreichen d er Absolutkraft durch
max. isometrische Vorspannung. Die vorliegende Studie sollte überprüfen, ob die maximale schnelle
Adaptive Kraft (sAFmax) durch die Intensität der muskulären Vorspannung beeinussbar ist.
Bei n=20 Sportstudenten (m=10, w=10) wurde die sAFmax des M. quadriceps femoris mit dem pneuma-
tischen Messsystem SeBit bei drei verschiedenen Gerätevordruckeinstellungen (0,4-0,8-1,2 bar) erfasst.
Es wurden je 5 Messungen bilateral durchgeführt.
Bei einer Vordrucksteigerung von 0,4 auf 1,2 bar konnte ein Kraftzuwachs um 14,64% festgestellt werden
(SD±9,9; range: -0,59%...39,27%). Der Großteil des Zuwachses (10,65%) war bereits bei der ersten Vordru-
ckerhöhung von 0,4 auf 0,8 bar zu verzeichnen. Die Ergebnisse zeigen, dass im Schnellkraftbereich die
Vorspannung der Muskulatur einen signikanten Einuss auf die sAFmax hat (F[2,76]=87,684, p=0,00,
α<0,05, η²=0,720) – der Faktor Geschlecht zeigt dabei keinen signikanten Einuss auf die Kraftsteige-
rung (F[1,34]=1,563, p>0,05).
Höhere isometrische Vorspannung der Muskulatur hat einen kraftsteigernden Eekt auf die sAFmax. Für
dieses Phänomen führen wir den Begri Boost-Eekt ein. Da die willkürliche Aktivierungsfähigkeit in
erheblichem Maße trainierbar ist, liegt es nahe, hier eine Reserve für eine Trainingsoptimierung zu sehen.
Perspektivisch könnte überprüft werden, ob der Boost-Eekt im Training – insb. von Schnellkraftsport-
arten – zusätzlich leistungssteigernd wirken kann.
Einleitung: Der Einuss sportlicher Belastung auf die physiologische Sehnendicke der Achillessehne
(AS) wird kontrovers diskutiert. Unklar ist, inwiefern Art, Dauer und Umfang sportlicher Belastung eine
Zunahme des Sehnendurchmessers bewirken. Ziel der Studie war es deshalb, den Einuss unterschiedli-
cher sportartspezischer Belastungsformen auf die AS-D icke bei Nachwuchsathleten vor Einschulung in
eine Eliteschule des Sports (Land Brandenburg) bzw. nach einigen Jahren Training in unterschiedlichen
Sportarten zu ermitteln.
Methodik: Bei 313 beschwerdefreien Nachwuchsathleten (12,5±1,5 Jahre; 158±14cm; 47±12kg) wurden
je beide AS mittels eines hochauösenden Ultraschallgerätes (Xario, Toshiba) untersucht. Im Longitudi-
nalschnitt wurden die Sehnendicken beider AS 2cm proximal des Calcaneus bestimmt und nachfo lgend
der Mittelwert berechnet. Die Sportler wurden nach ihrem Alter in 2 Kategorien unterteilt (Gruppe 1:
11,8±0,5 Jahre; Gruppe 2: 15,1±1,3 Jahre). Die Sportarten wurden nach Art der Belastung in Gruppen
kategorisiert (B=Ballsport, L=Leichtathletik, R=Radspor t, W=Wassersport, Z=Zweikampf). D ie Auswer-
tung erfolgte deskriptiv und hypothesenprüfend (t-Test für unverbundene Stichproben, einfaktorielle
ANOVA; α=0,05).
Ergebnisse: Es konnten keine signikanten Unterschiede in den mittleren AS-Dicken nachgewiesen wer-
den. Dies gilt sowohl für den sp ortartübergreifenden Vergleich zwischen beiden Altersgr uppen (Gruppe
1: 5,1±0,6mm; Gruppe 2: 5,0±0,6mm; p>0,05) als auch für den Vergleich der Sportarten innerhalb und
zwischen beiden Altersgruppen (Gruppe 1: B: 5,2±0,6mm, L: 5,1±0,5mm, R: 5,0±0,5mm, W: 5,1±0,6mm, Z:
5,0±0,5mm; Gruppe 2: B: 5,3±0,7mm, L: 5,1±0,6mm, R: 4,8±0,6mm, W: 5,0±0,6mm, Z: 5,0±0,7mm ; p>0,05).
Schlussfolgerung: Die Sehnendicke der AS liegt bei sportlich aktiven Kindern ab 10 Jahren bereits auf
dem Niveau Erwachsener. Eine Anpassungsreaktion auf vermehrte sportliche Belastung im Sinne einer
Dickenzunahme der AS kann bei Nachwuchsathleten dieses Alt ers nicht beobachtet werden. Zur end-
gültigen Beurteilung einer möglichen Adaptation der Sehn e auf sportliche Belastung müssen Ergebnisse
aus Längsschnittstudien abgewartet werden.
Vereinzelte Studien untersuchten Eekte eines Slacklinetrainings (Balancieren über lose gespanntes
Gurtband) auf die neuromuskuläre Leistungsfähigkeit. Obwohl Slacklines als attraktive Form des Gleich-
gewichtstrainings zunehmend in Schulen und Vereinen eingesetzt werden, existieren keine wissen-
schaftlichen Befunde für Kinder. Aus diesem Grund wurde der Einuss eines Slacklinetrainings auf das
Gleichgewicht, die Muskelaktivierung und Sprunghöhe bei Gru ndschülern untersucht.
21 Grundschüler der 4. Klasse (INT: Alter: 10,1±0,4 Jahre, Größe: 1,39±0,05m, Gewicht: 33,1±4,5kg, Sport-
verein pro Woche (SV): 2,4±1,9h) trainierten 5x pro Woche über 6 Wochen für täglich 10 Minuten. Die
Parallelklasse (KON: Alter: 10,0±0,4 Jahre, Größe: 1,40±0,06m, Gewicht: 34,7±7,4kg, SV:1,8±1,2h) trai-
nierte nicht (keine anthropometrischen Gruppenunt erschiede). Vor und nach Intervention wurden die
Spurlänge des Kraftangrispunktes (KAP) im statischen und dynamischen Ein- und Zweibeinstand, die
ein- und beidbeinigen (bdb) Standzeiten auf der Slackline, das Balancieren über 6,4,5 und 3cm breite Bal-
ken und, die Sprunghöhe im Counter movement jump unt ersucht. Zusätzlich wurde ein Teil der Schüler
(INT/KON, n=8) elektromyograsch (oEMG) am tibialis anterior, soleus und gastrocnemius untersucht.
Signikante Zeit- (prä vs. post) x Gruppe- (INT vs. KON) Interaktionen mit großen Eektstärken (bdb:
η2p=0,22; re: η2p=0,17; li: η2p=0,19) wurden für die Slackline-Standzeiten gefunden (bdb: INT, prä: 5 (3)
s vs. post 17 (4)s, p<0,001; re: INT, prä: 8 (6)s vs. post 38 (36)s, p<0,001; li: INT, prä: 11 (16)s vs. post 49
(56)s, p<0,001). Die Kontrollgruppe verbesserte sich nicht signikant. Trends zu signikanten Interakti-
onseekten mit relevanten Eekten wurden nur für den 4,5cm Balken (p=0,08), dyn. Einbeinstand links
(p=0,06), soleus (p=0,10) und tibialis (p=0,13) beobacht et.
Grosse Eekte treten in trainingsspezischen Testsituationen auf. Vereinzelte moderate Eekte sind in
Slackline ähnlichen Gleichgewichtstests und in der Muskelaktivierung beobachtbar. Transferleistungen
spezischer Anpassungen auf andere Anforderungen (Sprungkraft, statisch GG) sind bei Kindern fraglich.
Rennbahnklinik, Schweiz
Universität Potsdam
Universität Potsdam, Hochschulambulanz
Universität Basel, Schweiz
Referat Nr. 13, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 15, Sitzung PO-1 (PP) 2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 14, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 16, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
ABSTRACTS
FREITAGVORMITTAG, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 201
Gelenkspezifische Beurteilung von Reflex- und
Willkürmotorik bei Infantiler Cerebralparese
Pathologische kardiale Anpassungen an physiologisches
Training durch beta-Parvin knockout in Mäusen
Machbarkeit einer Maximalkrafttestung bei
thrombopenen hämato-onkologischen Patienten
Effekte von Hochintensivem Intervall- und
Hochvolumigem-Training auf endotheliale Mikropartikel
1Mitternacht J, 2Petzke W, 1La mpe R
1Suhr F, 2ievessen I, 3Dewald O, 1Brixius K, 4Fleischmann B, 2Fässler R, 1Bloch W
1Zimmer P, 1Ebel J, 1Zopf E, 2Elter T, 1Bloch W, 1Baumann F
1Wahl P, 1Mester J, 1Bloch W, 2Werner N
Die infantile Cerebralparese (ICP) ist die Folge einer bleibenden Schädigung des Gehirns um die Geburt.
Sie verursacht eine Fehlregulation des Muskeltonus, die sehr häug in Spastik resultiert. Das Auftreten
im Spitzfuß und bei weiteren Gelenkfehlstellungen löst über Dehnungsreize im Muskel-Sehnenapparat
die Reexmotorik aus und bewirkt damit das typische spastische Gangmuster. Es wird versucht, eine
therapierelevante, Gelenk- und Muskel-spezische Dierenzierung zwischen den Anteilen der spinalen
Reexmotorik und der zentralen Willkürmotorik zu ermöglichen.
An Jugendlichen mit Hemi- und Tetraparese wurden kinematische und kinetische Messungen beim
Gehen und auf einem Fahrradergometer gemacht, das die Pedalkräfte in ihren Komponenten tangen-
tial und radial zur Drehrichtung über den gesamten Bewegungszyklus dierenzieren kann, ebenso die
Leistungsanteile zwischen linkem und rechtem Bein und die Leistungsanteile der an der Bewegung b e-
teiligten Hüft- Knie- und Sprunggelenke. Auf dem Fahrrad ist eine muskelaktivierende Reexmotorik
weitgehend ausgeschaltet, anders als beim Gehen, b ei dem ein initialisierender Bodenkontakt stattn-
det. Aus dem Vergleich beider Messungen kann auf die Bedeutung der Reex- und der Willkürmotorik
für den Patienten zurückgeschlossen werden.
Bei Patienten mit ICP macht sich der reduzierte Willkürzugri auf die Muskulatur in einem erheblichen
Dezit der Gelenkleistungen bemerkbar. Bei Hemiparese zeigte sich eine Reduktion des Anteils des pa-
retischen Beins an der Gesamtleistung weit unter den aus dem reduzierten Muskelvolumen zu erwar-
tenden Anteil. Bei gehfähigen, aber im motorischen Ablauf der Gehbewegung auälligen Jugendlichen
mit Tetraparese el der symmetrische Bewegungsablauf auf dem Fahrradergometer, bei allerdings sehr
geringer Gesamtleistung der Tretbewegung auf.
Aus den gemessenen Daten lässt sich eine gelenkspezische Funktionsdiagnostik ableiten. E s kann eine
Aussage darüber gemacht werden, welche Muskeln bei konservativem Vorgehen trainiert werden sollten
und könnten. Auch ein Training der Körperwahrnehmung kann in diesem Zusammenhang erfolgver-
sprechend sein, wenn das Ergometer zum Feedback eingesetzt wird.
Mechanische Kräfte vermitteln physiologische und pathologische Herzhypertrophie. Diese Adaptations-
eigenschaften sind abhängig von Fokalen Adhäsionen. Eine zentrale Fokale Adhäsionsstruktur ist ein
ternärer Komplex, bestehend aus Integrin-linked Kinase, Pinch und Parvinen (IPP). Für eine physiologi-
sche Herzhypertrophie ist eine Anpassung der Kapillaranzahl maßgeblich beteiligt. Gestörte Kapillaran-
passungen an physiologische Belastung, z. B. Training, resultiert in maladaptiven kardialen Phänotypen.
Signal transducer and activator of transcription (Stat) 3 ist ein Regulator der Kapillarisierung durch
Phosphorylierung an Y705, die durch beta-Parvin (Parvb) reguliert wird. Ilk-/- resultiert in negativen
kardialen Anpassungen, weshalb hier hypothetisiert wurde, dass auch Parvb-/- eine maladaptive An-
passung des Herzens bewirkt.
Parvb wurde in Mäusen konstitutiv deletiert. Transverse Aortenkonstriktion (TAC, 3 Wochen) wurde als
pathologisches und Lauftraining (EXE, vier Wochen, 5d/Woche, je 30min) als physiologisches Hypertro-
phiemodell verwendet. Hochauösende Echok ardiographie und histochemsiche Methoden wurden zur
Analyse der Herz- und Kapillaranpassung auf TAC und EXE verwendet. Western Blot diente zur Analyse
von Stat3Y705.
Es wurde kein basaler kardialer Phänotyp bei Parvb-/- beobachtet. TAC resultierte erwartet in patholo-
gischer Herzhypertrophie, was wieder Erwarten auch bei EXE beobachtet wurde. Diese ging mit redu-
zierter Kapillarisierung einher. TAC zeigte kein verändertes Stat3Y705-Pattern, wohingegen EXE eine
reduzierte Phosphorylierung von Stat3 an Y705 bewirkte.
Die Daten aus unserem Parvb-/--Modell zeigen eindeutig, dass Parvb eine zentrale Funktion in der kar-
dialen Anpassungen auf physiologische Belastungen, wie Training, einnimmt. Interessanterweise spielt
Parvb keine entscheidende Rolle bei der pathologischen Herzhypertrophie, wie z.B. TAC. Damit be-
schreiben wir eine sehr selektive Funktion des Parvb in der Herzregulation. Die beobachteten maladap-
tiven kardialen Anpassungen an physiologisches Training sind oensichtlich abhängig von einer verän-
derten Phosphorylierung des Stat3 an Y705, wob ei dieser Faktor bei TAC keine Rolle zu spielen scheint.
Die meisten Autoren empfehlen ein reines Ausdauertraining für hämato-onkologische Patienten. Kraft-
training wird aus Angst vor einer Überlastung des kardio vaskulären Systems, v.a. unter rombopenie
nur sehr selten eingesetzt. Trotzdem konnten einigige Studien zeigen, dass besonders hämato-onkolo-
gische Patienten von einen gezielten Krafttraining protieren können, weil bei diesem Kollektiv häug
lange Immobilisationsphasen und therapiebedingte Muskelatrophien auftreten. In dieser Studie wurde
die Machbarkeit eines Maximalkrafttests (MVC) als Assessmentverfahren für ein kontrolliertes Kraft-
training überprüft. 29 hämato-onkologische Patienten mit rombozytenwerten zwischen 30000/µl to
70000/µl wurden in die Studie eingeschlossen. 30000/µl wurden als unterste Grenze gewählt, weil dieser
Wert in der Literatur als Kontraindikation beschrieben wird. Schmerzen wurden mit dem brief pain
inventory (BPI) Fragebogen evaluiert. Ferner wurden alle Komplikationen wie beispielsweise Petechien
und Hämatome in Schweregrade 1-4 eingeteilt und dokumentiert. Wir konnten keine interventionsasso-
ziierten Komplikationen feststellen und können resümieren, dass ein MVC test mit dem beschriebenen
Kollektiv durchführbar ist. Somit kann auch ein Krafttraining für hämato-onkologische Patienten in der
rombopenie gesteuert werden ohne diese einem zusätzlichen Risiko auszusetzen.
Endotheliale Mikropartikel (EMP) sind komplexe vesikuläre Strukturen die vom aktivierten oder apop-
totischen Endothel abgegeben werden. Es wird vermutet, dass sie eine wichtige Rolle bei der Endothel-
funktion und der Angiogenese spielen. Neben ihrer Rolle als Marker für Zellschädigungen, z eigen neuere
Untersuchungen ihre Wichtigkeit als Signalelement bei der Zell-Zell-Kommunikation. Das EMP-Prol
spiegelt den Endothelstatus wieder und die EMP-Bildung wird durch den Blutuss bzw. durch Scher-
kräfte beeinusst. Da durch Ausdauertraining die Blutussgeschwindigkeit und damit die Scherkräfte
am Endothel verändert werden, war das Ziel der vorliegenden Studie, die Veränderungen der EMP-Kon-
zentration nach unterschiedlichen Ausdauerprotokollen zu untersuchen.
12 Probanden absolvierten 3 unterschiedliche Ausdauerprotokolle in randomisierter Reihenfolge: 1.
120min bei 55% peak power output (PPO); 2. 4x4min bei 95% PPO; 3. 4x30sec “all out”. Für die Bestim-
mung der EMPs wurden jeweils eine pre-, sowie drei post-interventionelle (0’,60’,180’) venöse Blutproben
entnommen. Die EMP wurden aus Plättchen-armes Plasma mittels D urchusszytometrie quantiziert.
Positive Fälle für Annexin-V und CD31 und negative für CD42b wurden als EMPs klassiziert.
Alle drei Ausdauerprotokolle verursachten einen signikanten Abfall der E MP-Konzentration 60’ und 180’
nach Ende der Belastung. Es konnten keine Unterschiede zwischen den Protokollen festge stellt werden.
Da Ausdauertraining den Blutuss/die Scherkräfte am Endothel steigert, hatten wir einen Anstieg der
EMP erwartet, besonders mit dem Hintergrund früherer Studien, die gezeigt haben, dass Mikroparti-
kel bei Krankheiten mit veränderten Scherkräften erhöht sind. Der hier beobachtete Abfall der EMP-
Konzentration könnte durch eine erhöhte Aufnahme aus dem Blutkreislauf erklärt werden. Allerdings
sind die genauen Mechanismen einer Mikropartikel-Clearance noch nicht bekannt. Es kann vermutet
werden, dass die EMP durch aktive Endozytose in Endothelzellen aufgenommen werden, da ein s olcher
Prozess schon für rombozytäre-Mikropartikel beschrieben wurde und diese die Endothelfunktion und
den Endothelzell-Phänotypen modizieren.
1Orthopädische Klinik im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität-München
2Ingenieurbüro W. Petzke, München
1Deutsche Sporthochschule Köln
2Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried
3Klinik für Herzchirurgie, Universität Bonn
4Institut für Physiologie I, Universität Bonn
1Deutsche Sporthochschule Köln
2Universitätsklinikum Köln
1Deutsche Sporthochschule Köln
2Universitätsklinikum Bonn
Referat Nr. 17, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 19, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 18, Sitzung PO-1 (PP) (2012-10-05 09:00):
Referat Nr. 20, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
ABSTRACTS FREITAGVORMITTAG, 05.10.2012
202 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Diurnal variation of arterial stiffness measurement in
healthy young individuals
Körperliche Aktivität, kardiovaskuläres Risiko und lokale
arterielle Dehnbarkeit
Wirkung moderater Ausdauer- versus hochintensiver
Intervallbelastung auf retinale Gefässdurchmesser
Leistungsfähigkeit und arterielle Gefässsteifigkeit bei
Ausdauer- und Kraftathleten
Li Y, Cordes M, Hanssen H, Schmidt-Trucksäss A
1Caviezel S, 2,3Dratva J, 2,3Probst-Hensch N, 2,3Künzli N, 4Gaspoz JM, 5Rochat T,
1Schmidt-Trucksäss A
Hanssen H, Moor C, Nussbaumer M, Cordes M, Schmidt-Trucksäss A
Hanssen H, Honegger U, Meier D, Mareike C, Schmidt-Trucksäss A
Arterial stiness can be measured using various non-invasive methods. Whether it is necessary to stan-
dardize the time of the day when performing these measurements is not well established. We investiga-
ted the possible daytime variation of arterial stiness using the cardio–ankle vascular index (CAVI) and
carotid femoral pulse wave velocity (cfPWV). CAVI was measured oscillometrically and conventional
tonometric method was used to measure cfPWV over three time points at 09:00, 13:00 and 17:00 in 23
healthy young individuals (28.3±4.6yr, 7males). Systolic (SBP) and diastolic blood pressure (DBP) were
also monitored.
Results: CAVI showed a signicant variation over time with the highest value at 09:00 (6.82±0.15, p=0.03
vs 17:00), decreased at 13:00 (6.33±0.15, p=0.001 vs 09:00) and increased slightly at 17:00 (6.49±0.15). Age,
body mass index, SBP and DBP had no signicant eect on CAVI.
However, cfPWV was signicantly higher at 17:00 (5.90±0.12m/s) than that at 13:00 (5.68±0.12m/s)
(p=0.01), but the dierences between 09:00 (5.83±0.12m/s) and 17:00, 09:00 and 13:00 were not signi-
cant in univariate analysis. In multivariate analysis, age (p=0.006), SBP (p=0.001) and DBP (p=0.001) had
signicant eect on cfPWV. When cfPWV was adjusted for DBP, the dierence between 13:00 and 17:00
became no longer signicant.
SBP progressively increased over daytime (09:00, 111.8±1.62mmHg; 13:00, 112.5±1.62mmHg;
17:00, 113.6±1.62mmHg). DBP was markedly lower at 13:00 (67.4±1.04mmHg) compared to 17:00
(69.0±1.04mmHg, p=0.03) and 09:00 (69.1±1.03mmHg). Furthermore, a dierence of 10mmHg in SBP at
09:00 was associated with an expected change of 0.0076 in CAVI and 0.4037 m/s in cfPWV; a dierence
of 10mmHg in DBP was associated with an expected change of 0.1683 in CAVI and 0.4724m/s in cfPWV.
Conclusion: Both CAVI and cfPWV demonstrated a diurnal variation with the lowest value obser-
ved at 13:00. erefore, the measurement should be standardized at certain time of day in routine
clinical practice.
Kardiovaskuläre Erkrankungen sind für 30% der Todesfälle in der Welt verantwortlich. Dabei korreliert die
lokale arterielle Dehnbarkeit (Distensibilität) mit dem kardiovaskulären Risiko (kRisiko), einen Event zu
erleiden. Weiter ist körperliche Aktivität mit einer Verringerung des kRisikos verbunden. Die vorliegende
Studie untersuchte die Assoziation der aktuellen Distensibilität mit dem kRisiko vor 10 Jahren in zwei
Aktivitätsniveaus (körperlich Aktive vs. Inaktive).
Bei 1452 Studienteilnehmer (643 Männer (M), 809 Frauen (F), Alter in Jahren ± SD (M 55,09±7,92; F
53,96±8,22)) der SAPALDIA Kohortenstudie wurde das kRisiko anhand des SCORE (Systematic Coronary
Risk Evaluation) ermittelt und in sechs Risikogruppen (<1%, 1%, 2%, 3-4%, 5-9%, >10%) eingeteilt. Die kör-
perliche Aktivität wurde mittels Fragebogen erfasst. Die Teilnehmer wurden als inaktiv eingestuft, wenn
die schweizerische Mindest-Bewegungsempfehlung (täglich 30min in mittlerer Intensität) nicht erreicht
wurde. Um die Distensibilität zu ermitteln, wurde die Intima-Media Dicke und der Diameter der A. carotis
communis in einem 1cm Abschnitt über den gesamten Herzzyklus in sonographischen Clips gemessen
und der Ruheblutdruck (liegend, Arteria brachialis) miteinberechnet. D ie statistischen Auswertungen er-
folgten mittels linearer Regression und zweifaktorieller Varianzanalyse in STATA (Version 12,1).
Die Distensibilität der SCORE Risikogruppen nahm mit steigendem Risiko signikant ab (p<0,001, m ean
Distensibilität±Standardfehler [mmHg-1] (<1% 0,0032±0,00003; 1% 0,0025±0,00004; 2% 0,0023±0,00005;
3-4% 0,0021±0,00006; 5-9% 0,0020±0,00009; >10% 0,0017±0,00042)), während das körperliche Aktivitätsni-
veau vor 10 Jahren keine Assoziation zur Distensibilität aufwies. Die Ergebnisse zeigten eine inverse Kor-
relation der Distensibilität mit dem kRisiko ohne Unterschied zwischen der ar teriellen Dehnbarkeit nach
dem körperlichen Aktivitätsniveau vor 10 Jahren, obwohl die Wirksamkeit von körperlicher Aktivität auf
das kRisiko nachgewiesen ist. Weitere Untersuchungen mit langfristiger Erfassung der körperlichen Akti-
vität könnten aufschlussreiche Ergebnisse zu den funktionellen Veränderungen des Gefässsystems liefern.
Einleitung: Die retinalen Gefässdurchmesser sind mit einem erhöhten kardiovaskuläres Risiko assoziiert.
Regelmässiges moderates Ausdauertraining führt zu Verbesserung der retinalen arterio-venösen Ratio.
Die akuten physiologischen Reaktionen der Mikrozirkulation auf eine Trainingseinheit sind bisher nicht
bekannt. Die vorliegende Studie untersucht die akuten Veränderungen der retinalen Gefässdurchmes-
ser nach einer moderat kontinuierlichen Belastung (MCT) und einer hochintensiven Intervalbela stung
(HIIT).
Methoden: 21 junge gesunde Männer (Alter 24,3±2,5 Jahre) absolvierten in randomisierter Reihenfol-
ge eine HIIT (4x 4min Intervalle bei 90- 95% HFmax) und eine angepasste, in der Sauerstoaufnahme
vergleichbare isokalorische MCT (80 % individuelle anaerobe Schwelle) auf dem Laufband. Vor sowie
0,15, 30 und 45 Minuten (min.) nach der Trainingseinheit wurden mittels einer digitalen Funduskamera
das zentrale retinale Arteriolen- (CRAE) und Venenäquivalent CRVE) bestimmt.
Resultate: Das CRAE und das CRVE stiegen nach der MCT (CRAE: prä 186,1± 16,8 µm vs. post
189,8± 16,6 µm; p = 0,007; CRVE: prae 210,6 ± 12,5µm vs. post 214,4 ±12,7µm ; p=0,003) und der HIIT
(CRAE: prä 187,3± 15,6µm vs. post 190,6 ±15,5; p =0,021; CRVE: prä 210,2± 10,8µm vs. post 213,7 ±11,5;
p= 0,006) signikant an. Die Gefässdurchmesser blieben nach beiden Trainingsformen bis 45 min. nach
Belastung signikant erhöht. Nur beim Intervalltraining stieg das CRVE gegenüber dem Wert unmittel-
bar nach dem Training bis 45min. post-Belastung weiter signikant an.
Diskussion: MCT und HIIT führen zu einer vergleichbaren Dilatation der retinalen Arteriolen und Ve-
nolen und diese Eekte halten bis 45 min. nach den Trainingsbelastungen an. Im Unterschied zur MCT
steigt bei der HIIT die Dilatation der Venolen nach dem Training weiter signikant an. Die Langzeiteek-
te dieser Anpassungsreaktionen sollten in zukünftigen Studien weiter untersucht werden.
Hintergrund: Aerobes Ausdauertraining hat eine positive Wirkung auf die arterielle Gefässsteigkeit. Ein
Zusammenhang der Leistungsfähigkeit mit der Pulswellengeschwindigkeit (PWV ) wird vermutet. Diese
Studie untersucht den Zusammenhang zwischen der Ausdauerleistungsfähigkeit und der PWV sowie
dem Augmentationsindex (AIx@75) bei Ausdauer- und Kraftathleten.
Methode: Die Ausdauerleistungsfähigkeit (VO₂peak und IAS) wurde anhand einer Laufbandergometrie
bei 16 gesunden Ausdauerathleten (Alter: 30,25±5,2 Jahre) und bei 17 gesunden Kraftathleten (Alter:
28,35±6,1 Jahre) ermittelt. Die PWV und der AIx@75 wurden nicht-invasiv mit einem Tonom eter separat
aufgezeichnet und mittels einer Transferfunktion berechnet. Die Gefässparameter wurden mit den Leis-
tungswerten in einer Regressionsanalyse für beide Athletengruppen miteinand er verglichen.
Ergebnis: Für das Kollektiv der Ausdauerathleten konnte eine starke negative Korrelation zwischen PWV
und IAS (r=-0,783; p<0,05) und AIx@75 und der IAS (r=-0,601; p<0,05) ermittelt werden. Die VO₂peak
korrelierte ebenfalls mit der PWV (r=-0,552; p<0,05). Im Kraftkollektiv ergab sich keine signikante Kor-
relation zwischen PWV oder AIx@75 und den Leistungsparametern. Zwischen den beiden Gruppen der
Ausdauer- und Kraftathleten ergaben sich für die PWV und den AIx@ keine signikanten Unterschiede.
Diskussion: Nur bei Ausdauerathleten besteht eine starke inverse Beziehung zwischen Gefässsteigkeit
und Ausdauerleistungsfähigkeit. PWV und AIx sind bei Ausdauerathleten mit einem höheren Fitnessle-
vel signikant tiefer. In dem relativ kleinen Kollektiv zeigte sich kein Unterschied in der Gefässsteigkeit
von Ausdauer- und Kraftathleten.
Division Sports Medicine, Institute of Exercise and Health Sciences(ISSW), University of
Basel, Schweiz
1Institut für Sport und Sportwissenschaften, Bereich Sportmedizin, Universität Basel, Schweiz
2Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut, Basel, Schweiz
3Universität Basel, Schweiz
4Department of Community Medicine and Primary Care, University Hospitals of Geneva,
Geneva, Schweiz
5Division of Pulmonary Medicine, University Hospitals of Geneva, Geneva, Schweiz
Universität Basel, Schweiz
Universität Basel, Schweiz
Referat Nr. 21, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 23, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 22, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 24, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
ABSTRACTS
FREITAGVORMITTAG, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 203
Arterielle Hypertonie – ein nicht zu unterschätzender
Risikofaktor bei jungen Sportlern
Niedrig dosiertes Erythropoetin und Leistungsfähigkeit in
Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie
Cardiac fatigue – fact or fiction?
3-monatiges Kraft-/ Ausdauertraining mit Patienten mit
chronischer Herzinsuffizienz
1Schockenho T, 1Kottmann T, 1Kassim A, 1Fründ A, 2Schneider U, 1Vlachojannis M,
van Buuren F, 1Horstkotte D, 1Me llwig KP
1Haufe S, 2Mehling H, 2Luft FC, 1Jordan J, 3Bergmann MW
1Pokan R, 2Ozenasek H, 2Hochgatterer R, 1Miehl M, 3Vonbank K, 5von Duvillard SP,
1Smekal G, 4Wonisch M, 4Hofmann, P
1Meyer-Cremer S, 1Saner H, 1Schmid JP, 2Bjarnason-Wehrens B
Einleitung: Die Leitlinien der DGSP als auch die Empfehlungen der EACPR im ESC beinhalten für die
sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung eine Anamnese-Erhebung, eine körperliche Untersuchung als
auch eine EKG-Aufzeichnung. Für Freizeit- und Breitensportler bietet ein regionales Netzwerk mit 37
Arztpraxen dieses Untersuchungsprotokoll (“Sport mit Herz”) an.
Trotz des hohen Anteils junger Sportler im Freizeit- und Breitensport ist über die Inzidenz der arteriellen
Hypertonie als kardiovaskulärer Risikofaktor in dieser Gruppe wenig bekannt.
Methode: Entsprechend den Leitlinien der DGSP und EACPR wird das Protokoll ergänzt durch eine
zusätzliche Blutdruckmessung nach Riva Rocci. Bei erhöht gemessenem Blutdruck (>140/90mmHg)
erfolgt eine zweite Messung nach einer 20 minütigen Ruhephase. Nur die pathologischenWerte der
Zweitmessung gehen in die Bewertung ein.
Ergebnisse: Es wurden konsekutiv 1503 Athleten (67,2% männlich) im mittleren Alter von 37,9±16,9
Jahren (range 8-88 J) untersucht. Alle Athleten gaben an, mehr als 4 Stunden/Woche Sport zu treiben.
Der mittlere systolische Blutdruck betrug 136±19mmHg (range: 81-217), der mittlere diastolische Blut-
druck betrug 81±11mmHg (range: 42-119). Die Ergebnisse wurden nach Altersdekaden analysiert. 316
Athleten waren <20 Jahren alt. 220 Athleten waren 20 bis 30 Jahre alt. 160 der 536 Athleten unter 30
Jahren (29,9%) hatten erhöhte Blutdruckwerte.
10,5% der weiblichen Athleten in der Altersgruppe <20 Jahren hatten einen erhöhten Blutdruck und
17,9% in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren (systolisch, diastolisch oder beide). Bei den männ-
lichen Athleten hatten 25,4% in der Altersgruppe <20 Jahren und 54,2% in der Altersgruppe zwischen 20
und 30 Jahren einen erhöhten Blutdruck.
Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse zeigen bei fast jedem dritten Sportler unter 30 Jahren erhöhte
Blutdruckwerte, am häugsten auftretend in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren. Die zusätzli-
che Blutdruckmessung bei der sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchung ist eine einfache aber eekti-
ve Methode, um auch bei jungen Sportlern das kardiovaskuläre Risiko abzuschätzen.
Patienten nach Myokardinfarkt zeigen eine erniedrigte körperliche Leistungsfähigkeit und erhöhte
kardiovaskuläre Sterblichkeit. Basierend auf in Tierexperimenten gezeigten Eekten für die kardiale
Regeneration, testeten wir die Hypothese, dass die Behandlung mit niedrig dosiertem rekombinanten
Erythropoetin die körperlich e Leistungsfähigkeit steigert, ohne die Sauerstotransportkapaz ität im Blut
zu erhöhen.
Plazebo kontrollierte, randomisierte, doppelt verblindete Studie in 19 Patienten (Alter: 62±7, Hämoglo-
bin: 13,8±1,0g/dl, Hämatokrit: 42±3%) nach erfolgreicher perkutaner koronarer Intervention (PCI) in-
nerhalb von drei Wochen nach Myokardinfarkt. Eine Dosis von 35 I.U./kg Epoetin-β wurde wöchentlich,
über einen Zeitraum von 6 Monaten, subkutan injiziert. Vor und nach Intervention wurde die Leistungs-
fähigkeit, über einen stufenweise ansteigenden Gehtest auf dem Laufband, ermittelt.
Es zeigten sich keine signikanten Änderungen für die Erythropoetin- (EG) oder Pl azebogruppe (PG) im
Hämoglobin (EG: ∆=0,9±0,4g/dl; PG: ∆=0,6±0,4g/dl) und Hämatokrit (EG: ∆=2,2±2,6%; P G: ∆=1,8±1,9%).
Die Sauerstoaufnahme bei subjektiver Ausbelastung steigerte sich in EG (16,4±5,5 zu 20,3±5,7ml/min/
kg, p<0,05) aber nicht PG (19,3±4,7 zu 22,3±8,8ml/min/kg) mit keinem Unterschied zwischen den Grup-
pen. Der Sauerstopuls steigerte sich signikant mehr in EG (13,4±1,8 zu 17,9±1,9ml/Schlag ) verglichen
mit PG (14,5±1,4 zu 16,8±2,3ml/Schlag) (p>0,05). An der ventilatorischen Schwelle (V-Slope Methode)
beobachteten wir keine Änderungen der Sauerstoaufnahme für beide Gruppen. Der Sauerstopuls
stieg hingegen signikant mehr in EG (10,8±1,0 zu 13,3±1,1ml/Schlag) als in PG (12,7±2,0 zu 13,6±2,0ml/
Schlag). Es zeigten sich keine sig nikanten Unterschiede über den Interventionszeitraum zwischen den
Gruppen für die Laktatkonzentration oder den respiratorischen Quotienten.
Eine Behandlung über 6 Monate mit niedrig dosiertem Erythropoetin nach Myokardinfarkt und PCI,
führt bei unveränderter Sauerstotransportkapazität im Blut zu keiner Erhöhung der körperlichen Leis-
tungsfähigkeit, trotz Hinweisen auf eine verbesserte Herzleistung.
Bei Ultra-Ausdauerbelastungen über mehrere Stunden bis Tage wird häug eine Abnahme der Herzfre-
quenz beobachtet. Dies wird als eine zunehmende kardiale Ermüdung interpretiert. Ziel der Untersu-
chung war es, Veränderungen der Hämodynamik während einer 24 stündigen Belastung am Fahrrad-Er-
gometer mit einer konstanten Intensität unter dem ersten Laktat Turn Point (LTP1) zu dokumentieren.
Acht erfahrene Ultradistanz-Radfahrer (39±8 Jahre, 179±7cm, 77,1±6kg, VO2max 68±12mml.kg-1.min-1)
nahmen an der Testserie teil. Die durchschnittliche Belastung lag bei 162±23W (73±9% der Leistung am
LTP1). Die Herzfrequenz (HF) wurde kontinuierlich aufgezeichnet. Stündlich wurde das Herzminutenvo-
lumen (HMV) die Sauerstoaufnahme (VO2) und echokardiograsch die Durchmesser des linken Vent-
rikels enddiastolisch (LVEDD), endsystolisch (LVESD) und des linken Vorhofes (LAD) gemessen. In Ruhe
und alle 6 Stunden wurde venöses Blut zur Bestimmung des Hämatokrit (HCT), Albumin, Natrium (Na),
Aldosteron, Creatin-Kinase (CK, CK-MB) und N-terminal pro-brain natriuretic peptide (NT-proBNP)
abgenommen. Im Zeitverlauf konnten signikante Veränderungen (p<0,01) bei folgenden Parametern
gefunden werden: nach einem Anstieg der HF von 132±11min-1 auf 143±10min-1 nach 6,5±1,4 Stunden
kam es zu einem signikanten Abfall der HF auf 116±10min-1 nach 21,5±2,2 Stunden. Im Gegensatz
dazu stiegen ab der Stunde 6 der LAD von 3,5±0,5 auf 4,3±0,6cm, der LVEDD von 4,9±0,3 auf 5,6±9,2cm
und das SV von 117±13 auf 148±20ml bei unverändertem LVESD signikant an. Auch das Köpergewicht
nahm von 76,6±5,6kg in der 6. Stunde auf 78,7±5,4kg nach 21 Stunden signikant zu. Der HCT nahm
von 45,1±1,3 auf 41,3±1,2 signikant ab. Signikante Anstiege konnten ebenfalls für Aldosteron, CK
und NT-proBNP beobachtet werden. Unverändert blieben das HMV, die V O2, Albumin und die CK-MB.
Bezüglich Na konnte eine tendenzielle jedoch nicht signikante Erniedrigung beobachtet werden. Die
vorliegenden Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es sich beim untersuchten Phänom en nicht um eine
kardiale Ermüdung handelt, sondern die Abnahme der Herzfrequenz bei ultralangen Ausdauerbelastun-
gen hämodynamisch bedingt ist.
Ziel der Studie war die Evaluation eines kombinierten Kraft-/ Ausdauertrainings im Vergleich zu einem
alleinigen Ausdauertraining auf die isometrische Maximalkraft und körperliche Leistungsfähigkeit von
Patienten mit chronischer Herzinsuzienz (CHI).
39 CHI-Patienten wurden zu einer Interventions- (IG) (n=20; m/w 18/2; 63,1±12,2 Jahre) oder Kontroll-
gruppe (KG) (n=19; m/w 16/3; 62,3±9,6 Jahre) randomisiert. Alle Patienten nahmen an einer dreimonati-
gen ambulanten Rehabilitation teil, mit 3x/Woche 40-minütigem Ausdauertraining auf dem Fahrrader-
gometer und 45-minütigem Gymnastikteil. Die IG absolvierten das gleiche Ausdauertraining, anstelle
der Gymnastik jedoch ein unilaterales Krafttraining (6 Geräte, Zwei-Satz-Training mit 10 Wiederholun-
gen des 10 Repetition-Maximums). Zu Beginn und am Ende des Programms wurden eine Spiroergo-
metrie und eine isometrische Maximalkraftmessung durchgeführt. Die statistische Auswertung erfolgte
mittels ANOVA.
Die isometrische Maximalkraft des M. quadriceps rechts und links wurde in beiden Gruppen verbessert
(IGre: 346,0±80,3 vs. 396,0±97,8N, ∆53N, p<0,001; KGre: 316,0±108 vs. 319±87N, ∆3N; p<0,001; p Gruppe
0,098; p Interaktion 0,003; IGli: 316,0±88 vs. 372,0±103N, ∆56N, p<0,001; KGli: 293,0±105 vs. 280±90N,
∆-13N; p<0,001; p Gruppe 0,079; p Interaktion 0,001). Es wurden signikant größere Veränderungen in
der IG erreicht. VO2peak wurde in beiden Gruppen gesteigert (IG: 16,2±3,9 vs. 18,3±4,9, ∆2,1ml/min/kg;
p<0,001; KG: 18±5,2 vs. 21,0±7,3, ∆ 3ml/min/kg; p<0,001; p Gruppe 0,189; p Interaktion 0,43). Zwischen
den Gruppen wurde kein signikanter Unterschied festgestellt.
Das kombinierte Kraft-/Ausdauertraining führt im Vergleich zum alleinigen Ausdauertraining zu einer
größeren Verbesserung der Maximalkraft, nicht jedoch zu einer weiteren Verbesserung der VO2peak. Da
CHI-Patienten neben der eingeschränkten Pumpfunktion im Alltag auch stark unter verstärkter Mus-
kelatrophie der Skelettmuskulatur leiden können, hat ein kombiniertes Kraft-/Ausdauertraining trotz
fehlendem Vorteil zur Verbesserung der VO2 gegenüber einem reinen Ausdauertraining seinen Stellen-
wert in der Rehabilitation.
1Herz-und Diabeteszentrum NRW
2Sportklinik Hellersen
1Medizinische Hochschule Hannover
2Experimental and Clinical Research Center, Charité – Universitätsmedizin Berlin und
Max Delbrück Centrum für Molekulare Medizin, Berlin
3Abteilung für Kardiologie, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
1Institut für Sportwissenschaft Universität Wien, Österreich
2Centrum für Lebensstilmedizin Linz, Österreich
3Univ. Klinik für Innere Medizin II Medizinische Universität Wien, Österreich
4Human Performance Research und Institut für Sportwissenschaft, Universität Graz,
Österreich
5Department of Physical Performance University of Sport Sciences Norway
1Inselspital Bern, Schweiz
2Deutsche Sporthochschule Köln
Referat Nr. 25, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 27, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 26, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 28, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
ABSTRACTS FREITAGVORMITTAG, 05.10.12
204 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Individualisierung der Belastungssteuerung mittels HRV
bei Patienten mit Herzinsuffizienz
Untersuchung der kardialen Anpassung bei Triathleten
und Marathonläufern mittels MRT
Repolarisationsabnormalitäten und Hypomagnesiämie
nach Marathonrennen
Myokardiale Funktion bei Spitzensportlern:
BNP-Bestimmung und Gewebedoppler-Echokardiographie
1Behrens K, 2Hottenrott K, 3Montanus H, 1Stoll R
1Burgstahler C, 1Franzen E, 1Erz G, 2Mangold S, 2Kramer U, 1Nieß A
Scherr J, Pressler A, Röh A, Christle J, Wolfarth B, Halle M
1Oepangat N, 1van Buuren F, 1Fründ A, 2Diekman J, 1Faber L, 1Horstkotte D, 1Mellwi g KP
Hintergrund: Die eziente Nutzung zur Verfügung stehender Rehabilitationsmaßnahmen ist von
elementarer Bedeutung, um die Leistungsfähigkeit (LF) von Patienten zu verbessern. Unter diesen Ge-
sichtspunkten ist ein modulares Interventionsprogramm entwickelt worden, dass bestehende sportthe-
rapeutische Maßnahmen neu strukturiert und sich den individuellen Voraussetzungen der Patienten
anpasst. Eine hochgradige Individualisierung wird auf Basis einer umfangreichen Eingangsdiagnostik
und täglicher Messungen der Herzfrequenzvariabilität (HRV) angestrebt. Methodik: Es wurden 30 Pa-
tienten mit ischämisch bedingter Herzinsuzienz im Zeitraum der stationären Rehabilitation betreut.
Die Interventionsgruppe (IG) absolvierte das modulare Interventionsprogramm (N=15; Alter=54,4±4,2
Jahre, Ejektionsfraktion (EF)=28,53±6,25%). Die Kontrollgruppe (KG) nahm am „Standardprogramm
teil (N=15; Alter=56,4±4,4 Jahre, EF=27,63±5,62). Im Prä-Posttestvergleich wurden eine Spiroergometrie
sowie ein 6-Minuten-Gehtest (6-GT) durchgeführt. Standardisierte zehnminütige HRV-Ruhemessungen
fanden morgens statt. Trainingshäugkeiten und -intensitäten wurden den Ergebnissen der HRV-
Analyse entsprechend individuell angepasst. Ergebnisse: Die IG steigerte die VO2max hochsignikant
von 16,89±3,31ml•min-1•kg-1 auf 19,35±3,26ml•min-1•kg-1, diese veränderte sich nicht bei der KG
(15,41±3,58ml•min-1•kg-1 vs. 15,37±3,49ml•min-1•kg-1; p=0,033; η²=0,175). Vergleichbare Ergebnisse
konnten für die maximale Wattzahl (IG: 129,3±33,7W vs. 148,0±34,5W, KG: 112,7±30,0W vs. 110,9±27,4W;
p=0,009; η²=0,251) und den 6-GT (IG: 536,9±82,2m vs. 589,5±84,9m, KG: 456,8±81,9m vs. 478,3±88,4m;
p=0,050; η²=0,131) ermittelt werden. Trainingsbegleitende Analysen zeigen, dass die IG weniger Ausdau-
ertrainingseinheiten absolvierte als die KG (p≤0,001). Diskussion: Die Ergebnisse belegen den Vorteil des
entwickelten Interventionsprogramms. Die Resultate unterstreichen, dass Rehabilitationsprogramme
nicht als maximale Leistungsmatrix für jeden Teilnehmer gestaltet werden sollten, sondern jeder Pati-
ent nur die Maßnahmen durchführt, für die nach der Eingangsdiagnostik und den therapiebegleitenden
Messungen Bedarf besteht.
Hintergrund: Langjähriges, intensives Training führt zu morphologischen und funktionellen Anpas-
sungsvorgängen des kardiovaskulären Systems. Ein „Sportherz“ bildet sich dabei vornehmlich bei Aus-
dauerathleten wie z. B. Marathonläufern und Triathleten aus und ist durch eine Zunahme der Größe
der Herzkammern und der Muskelmasse charakterisiert. Triathleten haben typischerweise im Vergleich
zu Marathonläufern einen höheren Trainingsumfang. Es ist unklar, ob sich die Anpassungsreaktion des
kardiovaskulären Systems sich zwischen Triathleten und Marathonläufern unterscheidet.
Material and Methoden: Es wurden 20 männliche Triathleten (mittleres Alter 38,7±6,2 Jahre) und 20
männliche Marathonläufer (mittleres Alter 44,1±7,9) in die Studie eingeschlossen. Alle Teilnehmer wur-
den mittels kardialer Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Anhand der MRT-Daten wurde
linksventrikuläres und rechtsventrikuläres enddiastolisches Volumen (EDV), links- und rechtsventriku-
läres endsystolisches Volumen (ESV), Schlagvolumen (SV ), Ejektionfraktion (EF) und die Myokardmasse
(MM) bestimmt. Mittels Late-Enhancement-Bildgebung wurde das Vorliegen einer strukturellen Herzer-
krankung oder einer myokardialen Narbenbildung untersucht.
Ergebnisse: EDV, ESV, SV, EF un d unterschieden sich weder für den linken noch für den rechten Ventrikel
zwischen Triathleten und Marathonläufern. Auch die linksventrikuläre Muskelmasse war vergleichbar,
obwohl der wöchentliche Trainingsumfang der Triathleten signikant höher war (17,05 vs. 9,95h/Wo-
che, p<0,0001). Es zeigte sich jedoch für das Gesamtkollektiv ein signikanter Zusammenhang zwischen
wöchentlichem Trainingspensum und EDV bzw. ESV für den linken und rechten Ventrikel als auch für
die MM. Eine myokardiale Narbenbildung ließ sich bei keinem Athleten nachweisen.
Schlussfolgerung: Hochtrainierte Triathleten und Marathonläufer zeigen in der kardialen MRT vergleich-
bare kardiale Parameter. Allerdings scheint das wöchentliche Trainingspensum Einuss auf das Ausmaß
der kardialen Anpassungsreaktion bei Ausdauerathleten zu haben. Darüber hinaus unterstützt der feh-
lende Nachweis einer myokardialen Narbenbildung die ese, dass ein „Sportherz“ eine physiologische
Anpassungsreaktion des kardiovaskulären Systems darstellt.
Einleitung: Anstrengende körperliche Aktivität führt zu einem signikanten Anstieg sowohl von in-
ammatorischen als auch kardialen Biomarkern sowie zu einer transienten Dy sfunktion des linken und
rechten Ventrikels. Es ist weiterhin unklar, ob diese Veränderungen sich auch in elektrophysiologischen
Korrelaten widerspiegeln, die eine erhöhte Vulnerabilität für Arrhythmien darstellen.
Methodik: Elektrokardiographische Parameter wurden in 198 gesunden Männern eine Woche vor sowie
0, 24, und 72 Stunden nach einem Marathonrennen untersucht und der Zusammenhang zu inammato-
rischen Parametern als auch Elektrolyten im Serum untersucht.
Ergebnisse: Die nach Bazett frequenzkorrigierten QT-Zeit (QTc) stieg im Vergleich zum Ausgangswert
(415,3± 22,5m s) direkt sowie 24 Stunden nach dem Rennen signikant an (442,4 ± 23,0ms, p <0,001) und
normalisierte sich innerhalb 72 Stunden (415,8 ±24,7 ms). Die weiteren Indizes der ventrikulären Repola-
risation (nach Sagie-Framingham korrigierte QTcF, Tpeak-Tend (Tpe)-Dauer, Tpe/QT-Ratio) zeigten ein
ähnliches Verhalten.
Im Vergleich zum Ausgangswert zeigte sich eine signikante Abnahme sowohl in der Magnesium- als
auch der Kalium-Serumkonzentration direkt nach dem Rennen (Median (IQR): [Mg2+]: 0,85 (0,79- 0,92)
vs. 0,77 (0,70-0,82)mmol/L, p< 0,001; [K+]: 4,27 (4,02-4,58) vs. 4,14 (3,81-4,57) mmol/L, p<0,05). Die
Interleukin-6 (IL- 6)-Werte stiegen direkt nach dem Rennen im Vergleich zu den Vorwerten signikant
an (Median (IQR): IL-6: 2,08 (1,96 -2,20) vs. 30,56 (19,83 -43,63) ng/L, p <0,001) und normalisier ten sich
innerhalb 72 Stunden.
Es konnten jedoch keine signikanten Zusammenhänge zwisch en den beobachteten EKG-Veränderun-
gen und den Konzentrationen der Inammationsparameter oder Elektrolyte aufgezeigt werden (alle
p> 0,05).
Schlussfolgerung: Die kardiale Repolari sation nach einem Marathonlauf scheint signikant verändert zu
sein. Dies geht koinzident mit einer Hypomagnesiämie und -kaliämi e einher. Anhand der vorliegenden
Daten konnten aber keine höhergradigen Rhythmusstörungen nachgewiesen werden.
Einleitung: BNP (Brain natriuretic peptide) ist ein kardiales Hormon welches in Abhängigkeit der vent-
rikulären Druck- und Volumenbelastung ausgeschüttet wird und das sich im klinischen Alltag als sehr
hilfreich für die Erkennung einer myokardialen Dysfunktion erwiesen hat.
Ziel unserer Studie war die Evaluation eventueller myokardialer Funktionsstörungen bei Hochleistungs-
sportlern mittels Bestimmung des BNP-Spiegels in Ruhe und nach Belastung und mittels Gewebedopp-
ler-Echokardiographie (TDI).
Methoden: Wir untersuchten bei 36 Handballbundesligaspielern (Alter 27,1±5,3 Jahre) die BNP-Werte in
Ruhe und nach Belastung gemäß laborchemischem Standard (RIA-Methode).
Die Probanden wurden in 2 Gruppen aufgeteilt, wobei die Sportler der ersten Gruppe (A) normale BNP-
Werte aufwiesen (BNP <18pg/ml) und die Sportler der zweiten Gruppe (B) erhöhte BNP-Werte aufwie-
sen. Bei beiden Gruppen erfolgte zudem e ine Analyse der systolischen und diastolischen Geschwindig-
keiten des Mitralringes (MA) mittels TDI.
Ergebnisse: Gruppe A zeigte einen mittleren BNP-Wert von 4,4±2,6pg/ml (N=18) und Gruppe B zeigte
signikant höhere mittlere BNP-Werte 23,7±3,6 (p<0,01; N=18). Die spiroergometrische Untersuchung
ergab keinen signikanten Unterschied der maximalen Sauerstoaufnahme (mittlere VO2max: 54±5ml/
min/kg in beiden Gruppen).
Echokardiographisch wiesen alle Sportler eine normale systolische Globalfunktion und keine struktu-
rellen Herzveränderungen auf.
Mittels TDI Analyse konnte kein signikanter Unterschied der maximalen systolischen Geschwindigkeit
S´ sowie die diastolischen Geschwindigkeiten E´ festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Obwohl die signikant höheren BNP-Werte der Gruppe (B) den Verdacht auf eine
myokardiale Dysfunktion nahe legten, konnten mittels Gewebedoppler-Analyse normale systolische
und diastolische Geschwindigkeiten des Mitralringes als Zeichen einer normalen myokardialen Funk-
tion nachgewiesen werden.
1Universitätsmedizin Rostock
2Department Sportwissenschaft, MLU Halle-Wittenberg
3Elbe-Saale Klinik Barby
1Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung Sportmedizin
2Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung Diagnostisch e Radiologie
Technische Universität München
1Sportkardiologische Abteilung, Herz-und Diabeteszentrum NRW
2Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin, Herz-und Diabeteszentrum NRW
Referat Nr. 29, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 31, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 30, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 32, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
ABSTRACTS
FREITAGVORMITTAG, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 205
Korrelation zwischen systolischer Rechtsherzfunktion
und kardiopulmonaler Leistungsfähigkeit
1,3Noack F, 1Hollenbach M, 1Schleife K, 1Koehler S, 1Brandt RM, 1Wehnert T, 3Kastner T,
3Wüstenfeld J, 4Schwesig R, 1,2Schlitt A
Einleitung: Als echokardiographischer Parameter zur Beurteilung der systolischen Rechtsherzfunktion
ist die TAPSE (tricuspid annular plane systolic excursion) etabliert. Bezüglich des klinischen Kontext
dieses Parameters ist jedoch nur wenig bekannt. Wir untersuchten den Zusammenhang zwischen der
echokardiographischen, via TAPSE gemessenen, systolischen rechtsventrikulären Funktion mit der spi-
roergometrisch bestimmten kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit (VO2peak).
Methoden: In einer prospektiven Studie wurden bei 35 Ballsportlerinnen der 1.-4. Liga (Handball und
Basketball) und bei 21 nicht regelmäßig Sport treibenden Frauen (<2 Stunden Sport/Woche) echokar-
diographisch die TAPSE- und spiroergometrisch durch einen Laufband-Stufentest die im Test erreichte
maximale Sauerstoaufnahmekapazität (VO2peak) bestimmt. Zum statistischen Vergleich wurden der
T-Test und Pearson´s Korrelationsanalyse verwendet.
Ergebnisse: Bezüglich der systolischen rechtsventrikulären Funktion, echokardiographisch bestimmt
durch die TAPSE, war zwischen der Gruppe der Ballsportlerinnen verglichen mit den Nichtsportlerin-
nen ein signikanter Unterschied nachweisbar (Sportlerinnen 28,3mm±4,1mm vs. Nichtsportlerinnen
24,6mm±4,4mm, p=0,003). Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der TAPSE und der VO2peak
(r=0,394, p=0,005).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die echokardiographisch v ia TAPSE bestimmte systolische
Rechtsherzfunktion bei Ballsportlerinnen im Vergleich zu nicht regelmäßig Sport treibenden Frauen er-
höht ist. Im untersuchten Kollektiv korrelierte die TAPSE mit der VO2peak und ist möglicherweise ein
Prädiktor für die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit. Da bezüglich beider Aussagen bisher keine publi-
zierten Daten vorliegen, sind weiterführende Untersuchungen mit größeren Fallzahlen, bei Erweiter ung
des Untersuchungskollektivs auf männliche Probanden und andere Sportarten , notwendig.
Die erhöhte Inzidenz von Vorhofflimmern bei ehemaligen
Elitehandballern im Alter von über 50 Jahre
van Buuren F, Horstkotte D, Fründ A, Dahm JB, Raethling A, Hossain SM, Vlachojannis
M, Körber B, Mellwig KP
Herzzentrum NRW – Bad Oeynhausen
Einleitung: Sportinduzierte kardiale Adaptionsvorgänge bei Ausdauerathleten unterscheiden sich
bedeutsam von den Veränderungen bei Kraftsportlern. Die Späteekte von Ballsportarten auf hohem
Niveau in der Jugend auf mögliche rhythmologische Auälligkeiten im Alter von über 50 Jahren waren
bisher nie untersucht worden.
Methode: 33 ehemalige Elitehandballer der deutschen Bundesliga (6 Weltmeister, 12 Olympioniken)
(57,5±5,5 Jahre) nahmen an unserem Screeningprogramm für ehemalige Leistungssportler teil. Neben
einer klinischen Untersuchung wurden ein EKG, eine Echokardiographie und eine Leistungsdiagnostik
(Spirometrie) durchgeführt. Als Kontrollgruppe dienten 24 sportlich inaktive gesunde Probanden.
Ergebnisse: 10 der 33 Athleten zeigten im EKG ein Vorhoimmern (AF). Der linksventrikuläre enddias-
tolische Diameter in der Echokardiographie lag bei 53,68±4,88mm in der Gruppe der Athleten und bei
50,58±4,12mm in der gesunden Kontrollgruppe. Bei der Subgruppenanalyse unter den Sportlern (“AF
Gruppe” - “Nicht AF Gruppe”) fand sich in der Spirometrie eine Sauerstoaufnahme an der anaeroben
Schwelle von 27,54±6,77ml/kg/min in der AF Gruppe und 31,24±10,33ml/kg/min in der Nicht AF Gruppe
(p=0,228).
Der Durchmesser des linken Vorhofs lag bei 44,34±4,41mm in der AF Gruppe (Nicht-AF Gruppe
38,94±3,77mm, p<0,001) (Kontrollgruppe 37,54±4,34mm, verglichen mit allen Athleten p=0,015). Bei
allen Probanden lagen die linksventrikulären Wanddicken im Normbereich. Die myokardiale Wanddi-
cke war allerdings in der AF Gruppe größer (11,28±1,83mm) als in der Nicht AF Gruppe (9,44±1,26mm,
p=0,002).
Schlussfolgerung: Nicht nur Ausdauertraining sondern auch sportliche Aktivität mit einen relevanten
statischen Komponente wie z.B. im Handball kann zur Entwicklung von Vorhoimmern ab einem Alter
>50 Jahre beitragen. Die Größe des linken Vorhofs und die myokardiale Wanddicke scheinen das AF
Risiko zu beeinussen. Weitere Studien sind nötig um diese Hypothese zu bestätigen.
Zusammenhang zwischen Cardio-Ankle Vascular Index
(CAVI) und Alter bzw. Geschlecht in SAPALDIA 3
1Endes S, 2,3Dratva J, 1Caviezel S, 2,3Künzli N, 2,3Probst-Hensch N, 4Gaspoz JM, 5Rochat T,
1Schmidt-Trucksäss A
1Institut für Sport und Sportwissenschaften, Bereich Sportmedizin, Universität Basel, Schweiz
2Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut, Basel, Schweiz
3Bereich Epidemiologie und Public Health, Universität Basel, Schweiz
4Department of Community Medicine and Primary Care, University Hospitals of Geneva,
Geneva, Schweiz
5Division of Pulmonary Medicine, University Hospitals of Geneva, Geneva, Schweiz
Kardiovaskulären Erkrankungen geht eine asymptomatische Steigerung der arteriellen Gefäßsteig-
keit als arteriosklerotische Gefäßveränderung voraus. Die Fähigkeit alters- und geschlechtsspezische
Veränderungen des Gefäßsystems abzubilden, bildet ein essenzielles Kriterium eines Arteriosklerose-
markers in der Prävention, wie dem Cardio-Ankle Vascular Index (CAVI). Bis heute wurden nur wenige
systematische Untersuchungen zu CAVI innerhalb kaukasischer Populationen durchgeführt. Deshalb
wurde innerhalb des zweiten Follow-Ups der Schweizer Kohortenstudie „Swiss Study on Air Pollution
and Lung and Heart Diseases in Adults“ (SAPALDIA 3) der Zusammenhang zwischen CAVI und Alter
bzw. Geschlecht analysiert.
CAVI wurde mittels VaseraVS-1500 (Fukuda Denshi, Tokyo, Japan) nach 15 min Ruhe im Liegen bei
3024 Personen der SAPALDIA 3 Kohorte im Alter von 50-81 Jahren (1512 Männer, 63,5±8,0 Jahre; 1512
Frauen, 63,5±8,1 Jahre) gemessen. Mittelwert(MW)-vergleiche von CAVI zwischen Männern und Frauen
verschiedener Altersgruppen erfolgten mittels Student´s t-Test und Regressionsanalyse.
CAVI-Werte waren in jeder Altersgruppe bei den Männern (M) höher als bei den Frauen (F). Dieser Un-
terschied war allerdings nur ab dem 60. Lebensjahr signikant (MW CAVI 50-59 Jahre M: 7,87±0,89, F:
7,80±0,84, t=1,45, p=0,15; 60-69 Jahre M: 8,85±0,97, F: 8,58±0,93, t=4,91, p<0,001; 70-81 Jahre M: 9,78±1,15,
F: 9,44±1,00, t=4,31, p<0,001). Bei beiden Geschlechtern stieg CAVI mit zunehmendem Alter um 0,78-1,02
pro Altersdekade signikant an (t=4,69-9,23; pro Altersgruppe p<0,001). Die Geschlechtsunterschiede
hinsichtlich der CAVI-Mittelwerte vergrößerten sich mit dem Alter signikant (t=23,57, p<0,001).
Wir konnten zeigen, dass CAVI bei einer mittelgroßen, repräsentativen, kaukasischen Population einen
alters- und geschlechtsabhängigen Marker des arteriosklerotischen Risikos darstel lt. In weiteren Studien
soll CAVI in Zusammenhang mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie Bewegungsmangel unter Berück-
sichtigung der hier aufgezeigten Alters- und Geschlechtsassoziation analysier t werden.
Überlebter Herztod eines Hochleistungssportlers –
Klinische und genetische Untersuchungen
1Zumhagen S, 2Wrobel E, 1Stallmeyer B, 2Seebohm G, 1Schulze-Bahr, E
1Institut für Genetik von Herzerkrankungen, Department für Kardiologie und Angiologie,
Universitätsklinikum Münster
2Biochemie I – Kationenkanäle, Ruhr- University Bochum
Die Inzidenz eines plötzlichen Herztodes liegt bei 1-2 pro 100.000/Jahr bei Athleten. Primär elektrische
Herzerkrankungen (z.B. langes oder kurzes QT-Syndrom; LQTS bzw. SQTS) spielen eine untergeordnete
Rolle, zumeist sind strukturelle Herzerkrankungen (z.B. Kardiomyopathien) oder die Contusio cordis
ursächlich.
Ein 31-jähriger Athlet erlitt einige Stunden nach einem Wettkampf aus Ruhe heraus Kammerimmern
und wurde erfolgreich reanimiert. Das auswärtige Aufnahme-EKG zeigte passager signikante, linksla-
terale ST-Streckenhebungen, wobei mittels Koronarangiographie eine Gefäßpathologie ausgeschlossen
wurde. Der linke Ventrikel war zunächst global hochgradig eingeschränkt, normalisierte sich aber im
weiteren Verlauf. Im Kardio-MRT fanden sich keine Hinweise auf eine HCM, ARVC oder Myokarditis. Nu-
klearmedizinische Untersuchungen (HED-PET, MSZ) zeigten inferolateral einen belastungs-induzierten
Perfusions- und einen sympathischen Innervationsdefekt. Ein hier durchgeführtes Ruhe- und Bel .-EKG
zeigten keine Hinweise auf eine Erkrankung. Unter dem Verdacht „IVF“ erfolgte eine molekulargeneti-
sche Untersuchung; im KCNQ1-Gen wurde ein heterozygoter, nicht-synonymer Aminosäureaustausch
(p.T153M) nachgewiesen und der Patient vorgestellt.
Mutationen im KCNQ1-Gen sind mit LQTS oder, selten, SQTS assoziiert. Die Variante T153M kommt
jedoch in der gesunden Bevölkerung in ca. 5/10.000 Allelen vor und ist demnach ein sehr selten er Poly-
morphismus. Zellulär-elektrophysiologische Untersuchungen der Variante in Xenopus Oozyten zeigten
keinen signikanten Unterschied zum Wildtyp. In Übereinstimmung mit Mutationsvorhersage-Pro-
grammen wurde die p.T153M-Variante als nicht-kausal für das klinische Ereignis eingestuft.
Zusammenfassend ist das Kammerimmern des Hochleistungssportlers am ehesten im Rahmen eines
passageren Koronarspasmus zu sehen. Sekundär zeigen sich nuklearmedizinische Auälligkeiten. Ob-
gleich die identizierte Variante nicht kausal ist, werden zukünftig molekulargenetische Untersuchun-
gen im Rahmen der Diagnosestellung (z.B. HCM) ein wichtiges Mittel bei der Aufklärung schwerwiegen-
der Ereignisse sein, insbesondere wenn diese unvorhersagbar und i diopathisch sind.
1Universitätsklinikum der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
2Paracelsus Harz-Klinikum Bad Suderode, Quedlinburg
3Fachbereich Sportmedizin im Institut für Angewandte Trainingswissenschaften, Leipzig
4Department für Sportwissenschaft der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
Referat Nr. 33, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15): Referat Nr. 34, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
Referat Nr. 36, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):Referat Nr. 35, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
ABSTRACTS FREITAGNACHMITTAG, 05.10.12
206 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Internal time modulates the stimulating effect of bright
light on physical performance
Atemverhalten von Schwimmern unter Verwendung eines
Schnorchelsystems zur Atemgasanalyse im Wasser
Einfluss morgendlicher Lichtexposition auf die physische
Leistungsfähigkeit
Adaptationen der Atmung unter Belastung
bei Apnoe-Tauchern
1Kantermann T, 2Forstner S, 2Halle M, 3Schlangen L, 4Roenneberg T, 5Schmidt-Trucksäss A
Götz JK, Sperling W, Schlicht K, Hartmann U
1Leichtfried V, 2Hanser F, 1Mair-Raggautz M, 3Griesmacher A, 1Schobersberger W
1Walterspacher S, 3Metzger J, 1Scholz T, 2Tetzla K, 1Sorichter S, 3Röcker K
Introduction: e circadian clock regulates our daily timing of sleep, alertness and performance and is
synchronized to the 24-h day by the environmental light-dark cycle. Exposure to bright light positively
aects sleepiness and alertness, whereas only little is known about its eects on physical performance,
especially in relation to internal time (chronotype).
Methods: irty-six male participants (mean age 24.5yrs±SD 2.4yrs) in a randomized crossover study
were exposed to 160 minutes of bright light (BL≈4.420lx) and dim light (DL≈230lx). During the last 40
minutes of these light exposures, participants performed a bicycle ergometer test. Internal time (Chro-
notype, MSFsc, mid-sleep time on free days corrected for sleep debt on workdays) was assessed (MCTQ),
and participants were separated into two equally sized groups - ‘earlier’ and ‘later’. ese two groups
reect chronotype: earlier chronotypes (‘larks’) show a larger time dierence between their MSFsc and
local test time point (= ‘later’ group), and later chronotypes (‘owls’) show a shorter time dierence (=
‘earlier’ group). e ‘earlier‘ group was tested 11.5h after MSFsc (BL: 11.46h; DL: 11.47h), and the ‘later’
group was tested 14.3h after MSFsc (BL: 14.3h; DL: 14.34h). Time-of-day of the exercise sessions did not
dier between these two lighting conditions.
Results: Total work during both BL and DL sessions was signicantly higher in the ‘later’ group (= earlier
chronotypes, ‘larks’) compared to the ‘earlier’ group (= later chronotypes, ‘ow ls’) (p=0.004, Mann-Whitney
test). Compared to DL, BL increased performance by 27.6kJ (min. -30.7kJ, 25% quartile 8.7kJ, 75% quartile
37.7kJ, max. 60.7kJ) in the ‘later’ group, but by only 2.6kJ (min. -34.8kJ, 25% quartile -13.2kJ, 75% quartile
19.1kJ, max. 43.5kJ) in the ‘earlier’ group (not signicant).
Discussion: ese ndings demonstrate, for the rst time, that timed bright light exposure enhances
physical performance with concomitant increase in individual strain, and does not only depend on local
(external) time, but also on individual internal time.
Beim Kraulschwimmen sind der Zeitpunkt und die Dauer der Atmung, stark von der Schwimmbe-
wegung abhängig. Eingeatmet kann nur zum Zeitpunkt der Rückholphase des Armes werden. Unter
Verwendung eines Schnorchelsystems zur Bestimmung der Atemgasparameter, bei leistungsdiagnosti-
schen Untersuchungen, ist dieser Zwang aufgehoben.
Ziel dieser Untersuchung ist es festzustellen, ob die Kopplung zwischen Schwimmbewegung und At-
mung (KSA) beim Schwimmen mit dem Schnorchelsystem gleich bleibt oder sich zur wi llkürlichen At-
mung (WA) hin ändert. Inwieweit es Unterschiede in der KSA bei verschiedenen Leistungsniveaus oder
bei Erhöhung der Bewegungsfrequenz gibt, gilt es zu überprüfen. Weiterhin soll geklärt werden, ob der
Zeitpunkt und die Dauer der EIN, mit der ohne Schnorchel vergleichbar ist.
Die 17 Probanden wurden in 3 Leistungsgruppen eingeteilt und führten einen Stufentest ohne Pause,
bis zur subjektiven Erschöpfung, in der Schwimmart Kraul, im Schwimmkanal durch. Zur Erhebung
der Fluss-Volumen-Kurve (FVK) wurde das Schnorchelsystem MetaSwim (Cortex, Leipzig) verwendet.
Die FVK und die Schwimmbewegung wurden synchron per Video aufgezeichnet und per doppel-blind
Videoauswertung analysiert. Durch die FVK wurde die Dauer der Ein- und Ausatmung bestimmt und
mit der Schwimmbewegung die Dauer der Rückholphase des Einat emarmes. Die Dauer der Atemzyklen
wurde mit denen der Bewegungszyklen verglichen. Für Gegenüberstellungen wurde der zweiseitige t-
Test für gepaarte Stichproben mit einem Kondenzintervall von 95% verwendet.
Es wurde gezeigt, dass eine KSA nicht von allen Athleten realisiert werden konnte. Unterschiede zwi-
schen den Bewegungs- und Atemzyklen beliefen sich auf 0,018-0,60s. Der Leistungsstand und die Er-
höhung der Bewegungsfrequenz wurden als relevante Faktoren ausgeschlossen. Jedoch lag bei allen
Schwimmern mit der Hauptschwimmart Kraul eine KSA vor. Bei vorherrschender KSA war der Beginn
des Zeitpunktes der EIN vergleichbar mit dem ohne Schnorchel. Die Dauer der EIN b eim Schwimmen
mit dem Schnorchelsystem ist hochsignikant länger ( p≤0,001) als die Rückholphase des dazugehörigen
Armes, was durch den erhöhten Totraum des Schnorchels erklärbar ist.
Selektive Aufmerksamkeit ist eine der Determinanten mentaler Leistungsfähigkeit und somit ausschlag-
gebend für Produktivität am Arbeitsplatz und hohes Niveau bei sportlichen Leistungen. Um exogenen
Einüssen des Lebens gerecht zu werden, schwankt eine Vielzahl endogener Prozesse im zirkadianen
Rhythmus, mit Licht als primären Zeitgeber. Exposition von Licht hoher Intensitäten hat sich in der
erapie depressiver Störungen durchgesetzt und nimmt nachweislich Einuss auf den Organismus
gesunder Personen. Diese licht-induzierte Steigerung physischer als auch kognitiver Komponenten,
insbesondere im Bereich der Aufmerksamkeit, war Ausgangspunkt der Überlegung, dass eine adäquat
eingesetzte Lichtexposition zu positiven Eekten im Arbeits- als auch Sportbereich be itragen kann.
Es wurden 33 gesunde Personen (33,0±7,1 Jahre) in eine prospektive Cross-over Studie mit explorativem
Charakter eingeschlossen. Bezugnehmend auf Richtlinien der Lichttherapie bestand die morgendliche
Intervention aus 30 minütigen Lichtexpositionen von 400 bzw. 5000 lux. Nach einer einwöchigen Wash
out Phase wurden die Teilnehmer durch das idente Studienprotokoll mit der jeweilig anderen Lichtex-
position geführt. Melatoninbestimmungen erfolgten über Blut- und Harnproben zu drei bzw. vier ver-
schiedenen Zeitpunkten. Erhebung von Reaktionszeiten (Auge-Hand, Auge-Fuß) und Gleichgewichtsfä-
higkeit (MFT-Disk) erfolgten vor und 30 Minuten nach der Intervention.
Melatoninkonzentrationen in Serum und Harn zeigten eine Abnahme über die Zeit in beiden Lichtsitua-
tionen, jedoch keine Unterschiede zwischen den Lichtern . Reaktionstests zeigten eine Verringerung der
Fehlerhäugkeit und ebenso zeigte sich eine Verbesserung des dynamischen Gleichgewichts durch beide
Lichtinterventionen, jedoch keine Unterschiede zwisch en den Lichtern.
Die Melatoninverläufe lassen auf keine zusätzliche Supprimierung von Melatonin durch hochintensives
Licht schließen, was wahrscheinlich auf den Zeitpunkt der Exposition zurückzuführen ist. Ebenso zei-
gen sich bei koordinativen Fähigkeiten zwar Verbesserungen als Folge beider Interventionen , es lässt sich
jedoch kein Vorteil für eine bestimmte Lichtintensität erkennen.
Apnoe-Tauchen – die Ur-Form des Tauchens ohne Hilfsmittel – erlebt in den letzten Jahren eine zuneh-
mende Verbreitung. Die Tauchtiefen und Tauchdauern wurden in den letzten Jahren kontinuierlich ver-
bessert. Bislang konnte für Apnoetaucher eine verminderte C O2-Atemantwort in Ruhe gezeigt werden,
es ist jedoch unklar, ob diese Änderung des Atemantriebs auch unter dynamischer Belastung auftritt.
Bei 8 kompetitiven Apnoe-Tauchern (BHD), 8 SCUBA-Tauchern (SCD) und 8 Nicht-Tauchenden Normal-
personen (Controls) wurde eine symptomlimitierte Spiroergometrie (50 Watt Inkrement alle 3 Minuten)
mit Intra-breath Atemgasanalyse und Laktatbestimmung durchgeführt.
Die maximal erreichte Leistung in der Fahrradergometrie unterschied sich nicht signikant zwischen
den Gruppen. Die ventilatorische anaerobe Schwelle lag für die BHD jedoch auf einer signikant nied-
rigeren VO2, der "Respiratory Compensation Point" (RCP) auf signikant höheren VO2-Werten als bei
den SCD und den Controls. Die VO2max lag wieder um bei den Kontrollpersonen signikant höher als
bei den Tauchern (BHD: 48±3ml•min-1•kg-1; SCD 47±8ml•min-1•kg-1; Controls 53±4ml•min-1•kg-1; alle
p<0,01). Die end-tidale CO2-Konzentration (PET,CO2) und die berechneten Werte für arterielles PC O2
(Pa,CO2) waren an den Messpunkten RCP und maximale Leistung bei Apnoetauchern erhöht (Pa,CO2 in
BHD: 38±2,4mmHg; SCD: 33±2,4mmHg; Controls: 33±3,5mmHg; p<0,01). BHD präsentierten zudem ein
charakteristisches Atemmuster mit erhöhter Atemzugtiefe als Zeichen einer relativen Hypoventilation
auch unter Belastung.
Die Ergebnisse können als eine verminderte Chemosensibilität mit Toleranz von höheren CO2-Werten
an vergleichbaren Zeitpunkten mit Ausbildung eines modizierten Atemmusters für BHD im Vergleich
zu SCD und Controls interpretiert werden. Die Toleranz einer leichten, belastungsinduzierten Hyper-
kapnie mit Hypoventilation könnten im Sinne einer Modikation des Atemantriebs der BHD gedeutet
werden, die nicht "tauchspezisch" wäre und zudem eine dauerhafte Adaptation der zentralen Atemre-
gulation vermuten ließe.
1Charité Universitätsmedizin Berlin
2Department for Prevention and Sports Medicine, Technical University Munich
3Philips Lighting, Eindhoven, Niederlande
4Centre for Chronobiology, Institute for Medical Psychology, Ludwig-Maximilians-Univer-
sity Munich
5Department of Sports Medicine, Institute of Exercise and Health Sciences, University of
Basel, Schweiz
Universität Leipzig, Sportwissenschaftliche Fakultät, Institut für Bewegungs- und Training-
swissenschaften der Sportarten II, Deutschland
1Institut für Sport-, Alpinmedizin & Gesundheitstourismus, UMIT Hall i.T., Österreich
2Institut für Elektrotechnik und Biomedizinische Technik, UMIT Hall i.T., Österreich
3Zentralinstitut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Universitätskliniken
Innsbruck, Österreich
1Uniklinik Freiburg, Abt. Pneumologie
2Uniklinik Tübingen, Abt. Sportmedizin
3Uniklinik Freiburg, Abt. Sportmedizin
Referat Nr. 37, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 39, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 38, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 40, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
ABSTRACTS
FREITAGNACHMITTAG, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 207
Veränderung der topographischen Körperzusammen-
setzung während eines 4486 km-Transkontinentallaufes
Einfluss von Kompressionsbekleidung auf
Herzminutenvolumen und Beindurchblutung bei Belastung
Plastische Veränderungen des Gehirns während eines
Ultramarathonlaufs
Effekt eines Maximalkrafttrainings auf unterschiedliche
Parameter der Gefäßsteifigkeit
1,2Schütz U, 1Billich C, 3Schmid-Trucksäss A, 1Brambs HJ, 4Machann J
1Wachsmuth N, 1Reim F, 1Bauer F, 1Galewsky P, 2Maassen N, 1Schmidt W
1Freund W, 1Faust S, 2Birklein F, 1Billich C, 1Wunderlich A, 1,3Schütz U
Hanssen H, Bopp M, Li Y, Cordes M, Schmidt-Trucksäss A
Einleitung: Der Transeuropalauf 2009 führte 46 von 67 Startern über eine Strecke von 4486 km in 64
Etappen von Süditalien zum Nordkap. Die tägliche Laufbelastung von durchschnittlich 70km über mehr
als 9 Wochen beinhaltet trotz erhöhter Nahrungszufuhr ein chronisch wachsendes Energiedezit. Ziel
des TEFR-Projektes war die Quantizierung der Veränderung der Körperzusammensetzung unter die-
sen Bedingungen im Verlauf.
Methodik: Bei 22 Probanden (19m, 3w) wurden während des Rennens jeweils 6 native T1-gewichtete,
atemkontrollierte Ganzkörper-MRT-Untersuchungen mit einem auf einem 39t-Sattelzug mitgeführ-
ten 1,5-Tesla-MR-Tomographen durchgeführt. Die Bildnachbearbeitung und –Analyse wurde mittels
eines speziellen Segmentierungsprogrammes halbautomatisch durchgeführt. Dabei wurden folgende
Körpervolumina evaluiert: Totales Volumen (TV), totales Fett- (TF), somatisches Fett- (SF), viszerales
Fett- (VF), totales Mager- (TM), somatisches Mager-/Muskel- (SM), Beinfett- (BF), Beinmuskel- (BM),
Armfett- (AF) und Armmuskel- (AM) Volumen.
Ergebnisse: Die Verlaufsanalyse zeigte folgende signikante Veränderungen: BV -9,5% (SD 5,1%) und TF
-41,3% (SD 8%), davon jeweils ca. 50% im ersten Rennviertel. Hiervon unterschied sich d as SF ohne Kno-
chenmarkfett mit -48,7% (SD 9,9%) deutlich vom VF mit -64,5% (SD 15,9%). V.a. das SF ging innerhalb
der ersten 1000km rapide um mehr als 2/3 des Gesamtverlustes zurück. TM und SM gingen um 1,2% (SD
3,3%) zurück. An den Armen und Beinen zeigte das Fettvolumen eine signikante und das Muskelvolu-
men eine deutliche Tendenz zur Abnahme.
Diskussion: Aufgrund des außergewöhnlichen Ansatzes dieser Feldstudie mit mobilem MRT konnten
erstmals detaillierte Daten zur Veränderung der Körperzusammensetzung bei Ultralauf belastungen in
topographischer Hinsicht gewonnen werden. Vor allem das viszerale Fett („bad fat“) wurde am rasches-
ten und massivsten zur Energiegewinnung herangezogen, was den positiven Einuss von Ausdauerbe-
lastungen hinsichtlich der metabolischen Risiken anschaulich dokumentiert. Das hohe Energiedezit
bei Mehretappenultramarathons führt letztendlich auch zu einem Einbezug von (Bein-) Muskulatur in
den katabolischen Prozess.
Kompressionsbekleidung ndet häug Anwendung im Sport, obwohl leistungssteigernde Eekte noch
nicht belegt sind. Postulierte Wirkungen sind eine Verbesserung der O2-Versorgung, einschließlich er-
höhter VO2max, was auf eine Steigerung des Herzminutenvolumens (HMV) und eine erhöhte Muskel-
durchblutung zurückzuführen sein soll. Ziel der Studie war es daher, die O2-Aufnahme bei Belastung
sowie das HMV und die Wadendurchblutung mit und ohne Kompression der Beine zu vergleichen.
An der Studie nahmen 16 männliche Triathleten und Radrennfahrer (VO2max: 64,7±7,3ml/min/kg, Al-
ter: 25,5±3,5 Jahre) teil. Jeder Proband absolvierte 4 randomisierte Belastungstests auf dem Fahrrader-
gometer (2 stufenförmige Ausbelastungstests und 2 submaximale Tests (35min)) jeweils mit (mK) und
ohne Kompression (oK) beider Beine einschließlich Oberschenkel (CEP, medi, Deutschland). Das HMV
wurde vor (Orthostase-Test), am Ende der Ausbelastung und während der submaximalen Belastung mit-
tels Rückatmung eines N2O/SF6/O2-Gasgemisches bestimmt. Die Wadendurchblutung wurde mittels
Venenverschluss-Plethysmographie in Ruhe, während und nach Belastung ermittelt.
Es bestand kein Unterschied in der Leistungsfähigkeit (VO2max, Watt, Laktatkonzentration) mit und
ohne Kompression. Hingegen wurde eine deutliche Steigerung der Muskeldurchblutung mit Kompres-
sion bei maximaler (mK: 19,9±3,7ml/100g, oK:15,4±5,4ml/100g, p<0,01) und submaximaler Belastung
(mK: 21,6±5,2ml/100g, oK:17,8±5,6ml/100g, p<0,05) festgestellt. Das HMV war im Orthostase-Test mit
Kompression signikant gesteigert (mK: 7,8±1,4l/min, oK: 7,2±1,2ml/min, p<0,01), unterschied sich
bei maximaler Belastung nicht und war bei submaximaler Belastung tendenziell bei mK erhöht (mK:
21,6±3,6l/min, oK: 20,7±3,1L/min; p=0,08).
Obwohl die Leistungsfähigkeit durch Kompression der Beine nicht verändert wird, zeigen sich physio-
logische Eekte unter Belastung in Form einer bis zu 30%-Steigerung der Beindurchblutung und einer
tendenziellen Erhöhung des HMV, was auf einen ausgeprägten Bayliss-Eekt, bzw. auf einen erhöhten
venösen Rückstrom beruhen dürfte. Die D iskrepanz zur nicht verbesserten Leistung bleibt abzuklären.
Gefördert durch Fa. medi/Bayreuth.
Zielsetzung: Die Volumenverteilung der grauen Hirnsubstanz spiegelt funktionelle Anpassungen wieder.
Es ist bekannt, dass beim Erlernen neuer Aufgaben die zuständigen Hirnregionen einen Volumenzu-
wachs erfahren.
Der Transeuropalauf 2009 führte von Bari ans Nordkap. Auf den 4487km wurden die Läufer mit einem
mobilen MR-Gerät (1,5T Magnetom Avanto, Siemens) untersucht. Hierbei sollte die die Anpassung des
Gehirns mittels voxelbasierter Morphometrie (VBM) überprüft werden.
Material und Methodik: Bei 13 Teilnehmern wurde vor und während des Laufes (etwa bei Kilometer 2400
und 4000) sowie 8 Monate dannach mittels einer kernspintomographischen 3D-Volumensequenz unter-
sucht. Anschließend wurde mit dem Softwarepaket SPM 08 und der VBM-Toolbox eine Berechnung der
relativen kortikalen Veränderungen nach Korrektur auf globale Volumenschwankungen durchgeführt.
Als Signikanzschwelle wurde 0,05 bei Korrektur für multiples Testen festgelegt.
Ergebnisse: Es ergaben sich keine signikanten regionalen Volumenzunahmen trotz Korrektur für die
globale Abnahme des Hirnvolumens. Es fand sich eine signikante Abnahme der grauen Hirnsubstanz
vor allem occipitoparietal und im Bereich Basalgang lien und Schläfenlappen. Diese Veränderungen wa-
ren nach dem Lauf reversibel.
Schlussfolgerungen: Im Rahmen dieser außergewöhnlichen Studie konnten valide D aten zu cerebralen
Anpassungsvorgängen gewonnen werden. Sämtliche besonders stark v on Volumenreduktion betroene
Hirnregionen könnten dem default mode network (DMN) zugeordnet werden, das normalerweise unter
Ruhebedingungen aktiv ist. Es stellt eine unter Energiegesichtspunkten kostspielige Optimierung der
Hirnfunktion dar. Ein Ultramarathonlauf ist eine relativ monotone Ausdauerleistung, bei der außer der
Willensanstrengung keine höheren Hirnfunktionen wichtig sind, sondern eher eine katabol e „Notsitua-
tion“ herrscht. Von daher scheint eine besonders starke Reduktion der nicht dringend b enötigten ener-
getisch kostspieligen Areale des DMN als Überlebensstrategie unter katabolen Bedingungen plausib el.
Hintergrund: Eine hohe Gefäßsteigkeit der zentralen Arterien ist mit einem erhöhten kardiovaskulä-
ren Risiko assoziiert. Während Ausdauertraining die Gefäßsteigkeit positiv beeinussen kann, scheint
Krafttraining einen überwiegend negativen Eekt auf die Gefäßsteigkeit zu haben. Bisherige Studien
haben die Gefäßsteigkeit vorwiegen mittels Messung der Pulswellengeschwindigkeit (PWV) bestimmt.
Ziel dieser Pilotstudie war es, die Auswirkungen eines akuten Maximalkrafttrainings auf die blutdruckab-
hängige PWV und den blutdruckunabhängigen Cardio Ankle Vascular Index (CAVI) zu untersuchen.
Methode: Es wurden 15 gesunde Männer im Alter von 29,1± 5,7 Jahren vor und nach einem akuten Maxi-
malkrafttraining, bestehend aus einem Ganzkörpertraining mit sechs Übungen großer Muskelgruppen,
untersucht. Pro Übung wurden 4 Sets à 10 Wiederholungen mit 70% d es 1RM durchgeführt. Vor und un-
mittelbar nach dem Krafttraining sowie 20,40 und 60 Minuten post-Intervention erfo lgte eine synchrone
Messung des CAVI und der brachio-tibialen PWV.
Ergebnisse: Die statistische Auswertung ergab einen signikanten Anstieg der brachio-tibialen PWV
(prä: 11,13 ±0,20 zu post: 11,72 ±0,22; p = 0,043) und des Pulsdrucks (prä: 54,67 ±2,31 zu post: 58,37 ± 1,75;
p= 0,045) direkt nach der Krafttrainingsintervention. Im Verlauf bis 60 Minuten nach der Intervention
zeigten beide Parameter eine signikante Normalisierung hin zum Ausgangswert. Im Gegensatz zur
PWV wurde beim CAVI eine signikante Absenkung nach dem Maximalkrafttraining festgestellt (prä:
6,35± 0,20 zu post: 5,77 ±0,30;p =0,027). Im Verlauf bis 60 Minuten nach der akuten Kraftbelastung zeigte
auch der CAVI eine signikante Normalisierung hin zum Ausgangswert.
Diskussion: Die Absenkung des blutdruckunabhängigen CAVI nach Maximalkrafttraining deutet darauf
hin, dass der Anstieg der Pulswellengeschwindigkeit nach Krafttraining in erster Linie einen belastungs-
induzierten Blutdruckeekt widerspiegelt. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass akutes
Krafttraining unter Berücksichtigung des Blutdruckeekts keinen negativen Einuss auf die Gefäßstei-
gkeit hat und diese sogar akut absenken kann.
1Abt. Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinik Ulm
2Zentrum für Ambulante Rehabilitation am Universitätsklinikum Ulm
3Institut für Sport und Sportwissenschaften, Sportmedizin, Universität Basel, Schweiz
4Sektion Experimentelle Radiologie, Abt. Diagnostische und Interventionelle Radiologie,
Universitätsklinik Tübingen
1Universität Ulm
2Universität Mainz
3Zentrum für Ambulante Rehabilitation am Universitätsklinikum Ulm
Universität Basel, Schweiz
Referat Nr. 41, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 43, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 42, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 44, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
1Universität Bayreuth
2Leibnitz Universität Hannover
ABSTRACTS FREITAGNACHMITTAG, 05.10.12
208 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Einfluss der Fechtkleidung auf Ausdauerleistungs-
fähigkeit, Thermoregulation und Flüssigkeitshaushalt
Hepcidinveränderungen bei verschiedenen
Belastungsformen- Laufen, Drachenboot, Höhenexposition
Akutreaktionen verschiedener angiogener Faktoren auf
unterschiedliche Belastungsprotokolle
Training reduziert die durch eine Hochfett-Diät
induzierte Aktivierung und Apoptose von T Zellen
Weichenberger M, Liu Y, Velders M, Steinacker J
1,2Hillebrecht A, 3Zeißler S, 2Hellmann S, 2Frech T, 2Rechner M, 4Walscheid R, 2Krüger K,
5Bauer P, 2Moore n FC
1Schaerk J, 1Mathes S, 1Achtzehn S, 1Zinner C, 1,3Mester J, 2,3Bloch W, 1,2,3Wahl P
Krüger K, Pilat C, Mooren FC
Fechter tragen spezielle Schutzkleidung, um Verletzungen zu vermeiden. Ihr Einuss auf die Leistungs-
fähigkeit von Fechtern bisher unklar. In der durchgeführten Studie wurde untersucht, inwieweit die
Fechtkleidung die ermoregulation, den Flüssigkeitshaushalt sowie die Ausdauerleistungsfähigkeit von
Fechtern beeinusst.
9 deutsche national erfolgreiche Florettfechter (16,9±1,2 Jahre) absolvierten in einer Cross-Over-Studie
zwei Fechtspezische Ausdauertests (FAT) in zufälliger Reihenfolge mit und ohne Fechtkleidung (FK).
Der FAT (Weichenberger et al., 2012) wurde mit Wae und fechtspezischer Beinarbeit auf der Planche
durchgeführt. Beginnend mit einer Geschwindigkeit von 3km/h, wurde die Belastung nach einem Stu-
fenprotokoll alle 3 Minuten um 1km/h bis zur Erschöpfung (vmax) gesteigert. Während der Belastung
wurden Herzfrequenz [HF] und Laktatkonzentration im Blut [LAK] bestimmt. Vor und nach dem Test
wurden Hämatokrit [HK], Körpergewicht [KG] sowie Körpertemperatur [TEMP] gemessen.
FK führte infolge eines größeren Flüssigkeitsverlustes zu einer stärkeren Gewichtabnahme (Δ
0,62±0,12kg vs. 0,42±0,08kg, p<0,01), einem größeren Anstieg des HK (Δ 4,9±1,5% vs. 2,9±1,1%, p<0,01)
und einem deutlicheren Anstieg der TEMP (Δ 0,7±0,1ºC vs. 0,4±0,1ºC, p<0,01). FK führte zu einer ge-
ringeren vmax (7,4±0,7km/h vs. 8,1±0,4km/h, p<0,05) und geringeren Leistungen bei LAK 2mmol/l
(5,2±0,5km/h vs. 5,7±0,5km/h, p<0,05) und 4mmol/l (6,2±0,5km/h vs. 6,8±0,6km/h, p<0,01). Durch FK
war die HF während und 5Min. nach Belastung sign. erhöht (p<0,05). Athleten mit FK hatten ab einer
Fortbewegungsgeschwindigkeit von 6km/h höhere LAK (3,7±1,2mmol/l vs. 2,8±1,0mmol/l, p<0,05).
Das Tragen der Fechtkleidung führt zu einem höheren Flüssigkeitsverlust, einer höheren Körpertempe-
ratur und einer geringeren Ausdauerleistung bei Fechtern. Diese negativen Eekte sollten bei Fechttur-
nieren und in der Leistungsdiagnostik berücksichtigt werden. In weiteren Studien muss geklärt werden,
inwieweit durch gezielte Maßnahmen dem Flüssigkeitsverlust und dem Anstieg der Körpertemperatur
entgegengewirkt und dadurch die Leistungsfähigkeit erhöht werden kann.
Einleitung: Weltweit leiden 25% der Menschen an einem Eisenmangel. In Europa liegt der Anteil bei 10 %,
wobei insbesondere auch Sportler häug betroen sind. D ie Ursachen hierfür sind nicht bekannt, in den
letzten Jahren wird jedoch zunehmend der Einuss einer erhöhten Hepcidinausschüttung nach sport-
licher Aktivität diskutiert. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung, in wie weit sich der Hepcidinspiegel
durch verschiedene Sportarten oder eine Höhenb elastung verändert.
Methoden: In dieser Studie wurden insgesamt 52 Probanden untersucht. 13 absolvierten als Läufer einen
Marathon, wobei die Eisenstowechselparameter und das Hepcidin vor, direkt nach dem Wettkampf
und nach einem weiteren Tag bestimmt wurden. Es wurden weiterhin die entsprechenden Variablen
bei 31 Drachenbootsportlern vor und nach Absolvierung eines Drachenboottrainingslagers (3 Einhei-
ten an einem Tag im Rahmen eines Trainingslagers) bestimmt. Zudem wurden Eisenstowechsel und
Hepcidinwerte von 8 Personen vor und nach einer 6 - tägigen höhenmedizinischen Exp edition im Monte
Rosa-Gebiet erhoben.
Ergebnisse: Bei den Läufern stieg die Hepcidinkonzentration höchst signikant von 10,3± 8,4ng/ml auf
32,5± 19,3ng/ml und el am Folgetag auf 9,9 ±5,7ng/ml ab. Bei den Drachenbootsportlern zeigte sich
ein sehr signikanter Unterschied mit einer Hepcidinkonzentration von 8,7± 5,8 vor und 12,0 ±5,7 ng/ml
nach der Intervention. Bei den höhenexponi erten Probanden zeigte sich eine sehr signikante Hepcidi-
nabnahme von 6,3 ±3,4 auf 3,8 ±1,8 ng/ml und zudem eine signikante Transferrinabnahme.
Diskussion: Die in einigen Studien gezeigte Hepcidinzunahme durch eine Langstreckenlaufbelastung
konnten wir in unserer Studie bestätigen. Zudem zeigte sich auch bei der öb erkörperbetonten Sportart
Drachenboot eine signikante Hepcidinzunahme. Demgegenüber erfolgte bei Teilnehmern einer Hö-
henexpedition trotz hoher körperlicher Belastung eine signikante Abnahme der Hepcidinkonzentrati-
on. Neben der körperlichen Belastung scheinen somit auch weitere äußere Einüsse eine Wirkung auf
den Eisenstowechsel durch die Regulation der Hepcidinkonzentration zu haben.
Intensive Belastungsprotokolle nden mittlerweile deutlich häuger Anwendung in Training und wis-
senschaftlichen Untersuchungen als noch vor einigen Jahren. Doch die molekularen und zellulären Re-
aktionen nach höchsten Belastungsintensitäten sind noch nicht vollständi g untersucht. Gerade in Bezug
auf angiogene Prozesse vermutet man größere Eekte durch ein „High Intensity Interval Training“ (HIIT)
als durch ein „High Volume Training“ (HVT). Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die Akutreaktio-
nen verschiedener angiogener Wachstumsfaktoren (vascular endothelial growth factor (VEGF), hepato-
cyte growth factor (HGF), migratory inhibiting factor (MIF)) auf unterschiedliche Belastungsprotokolle
zu untersuchen um detailliertere Erkenntnisse über die physiologischen Wirkungsweisen der Trainings-
protokolle zu bekommen.
12 gesunde männliche Sp ortstudenten mit umfangreicher Raderfahrung (VO2max: 64,5±10,2mL•kg-
1•min-1) absolvierten drei Interventionen in randomisierter Reihenfolge auf dem Radergometer. 1) HVT:
2h bei 55% PPO; 2) HIIT: 4x4 min bei 90-95% PPO (mit je 3 min aktive Erholung bei 45% PPO); 3) HIIT:
4x30 sec „all-out” (mit je 7:30 min aktive Erholung bei 45% PPO). Zur HGF-, VEGF- und MIF-Bestimmung
wurden fünf venöse Blutproben entnommen (pre, 0’,30’,60’,180’).
Im Verlauf der Abnahmen zeigte keiner der drei Faktoren signikante Veränderungen im Vergleich zum
pre-Wert. Lediglich HGF zeigte einen signikanten Anstieg 180’ nach Bealstungsabbruch beim 4x30 P ro-
tokoll. Auch zwischen den drei Belastungsprotokollen ergaben sich zu keinem Zeitpunkt signikante
Unterschiede.
Übereinstimmend mit den Ergebnisse von Morici et al. 2005 verursachte die all-out Belastung einen
signikanten Anstieg von HGF, nicht jedoch von VEGF, dessen Anstieg in einigen Studien nach ebenfalls
intensiven Belastungen nachgewiesen werden konnte. Im Gegensatz zu einem erwarteten Abfall der MIF
Konzentration, den wir in einer vorherigen Studie nachweisen konnten, ergaben sich hier keine Verän-
derungen. Ein möglicher Grund hierfür könnte jedoch methodenbedingte sein, da in die ser Studie eine
semiquantitativer Proler und kein quantitativer ELISA zum Einsatz kam.
Adipositas geht häug mit einem subklinischen Entzündungsgeschehen einher. Ausdauertraining be-
einusst vor allem die systemische Entzündungsreaktion. In der vorliegenden Studie wurde anhand
einer durch Hochfett-Diät induzierten Adipositas im Mausmodell untersucht, inwiefern auch das lo-
kale Entzündungsgeschehen durch Training beeinusst wird. Als Zielgewebe wurden in diesem Fall die
Lymphknoten gewählt.
40 C57/BL6 Mäuse wurden in 4 Gruppen eingeteilt: Eine Kontrollgruppe bei Standardfutter ohne Trai-
ning (CONsed=Control sedentary), eine Kontrollgruppe mit Training (CONex=Control exercise), eine
Hochfettdiätgruppe ohne Training (HighFatsed) und eine Hochfettdiätgruppe die trainierte (HFex).
Die Tiere trainierten 10 Wochen auf dem Laufband 5mal/Woche für 30 Minuten entsprechend einer
Intensität von 80% der VO2max. Es erfolgten Messungen des Gewichtes, der VO2max sow ie der Gluko-
setoleranz. Nach Trainingsende wurden die Inguinalen Lymphknoten entnommen und die Lymphozyten
isoliert. Es folgte eine Markierung mit Antikörpern gegen CD3,CD4 und CD8 (T-Zell Subpopulationen)
sowie eine Markierung mit Annexin V als Apoptosemarker und CD44 als Aktivierungsmarker. Die Ana-
lyse erfolgte mittels Durchusszytometrie.
Die HFsed Gruppe entwickelte ein massives Übergewicht, eine Reduktion der VO2max und eine gestörte
Glukosetoleranz. Die Tiere aus der HFex Gruppe wurde auch signikant schwerer, jedoch blieb die VO-
2max stabil und die Glukosetoleranz wurde weniger gestört. Der Prozentsatz der Annexin V-positiven
CD4 und CD8 Zellen war in der HFsed Gruppe signikant erhöht im Vergleich zur CONsed Gruppe
(CD4: 4,3±0,4% (CONsed) auf 14,6±1,2% (HFcon), CD8: 7,1±0,7% (CONsed) to 14,3±1,1% (HFsed). In der
HFex Gruppe dagegen zeigte ein signikant geringerer Anstieg der apoptotischen T Zellen (HFex: CD4:
9,5±1,1%, CD8: 11,5±1,1%). Die geringere Apoptoserate in den T Zellen der HFex Gruppe wurde von einer
geringeren Aktivierung (CD44+) der Zellen begleitet.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Hochfett-Diät Aktivierung und Apoptose in den Immunzellen der
Lymphknoten erzeugt. Dieses lokale Entzündungsphänomen kann durch regelmäßiges Training deut-
lich reduziert werden.
Universitätsklinikum Ulm
1Gesundheitswesen Volkswagen AG, Baunatal
2Sportmedizin, JL-Universität Gießen
3Faculty of phsyical education and sports, Comenius university Bratislava, Slowakei
4MVZ für Laboratoriumsmedizin Koblenz
5Medizinische Klinik I- Kardiologie, UK Gießen & Marburg
1Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, Deutsche Sporthochschule Köln
2Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin, Abt. für molekulare und zelluläre Sport-
medizin, Deutsche Sporthochschule Köln
3Das Deutsche Forschungszentrum für Leistungssport, Deutsch e Sporthochschule Köln
Abteilung für Sportmedizin, Giessen
Referat Nr. 45, Sitzung PO-3 (PP) 2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 47, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 46, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 48, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
ABSTRACTS
FREITAGNACHMITTAG, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 209
Einfluss von ER-Subtyp-spezifischen Liganden auf die
Energiehomöostase in ZDF-Ratten
skNAC: Ein neuer Regulator der Myofibrillogenese/
Sarkomerogenese bei der Trainingsanpassung?
Krafttraining induziert die transiente nukleäre
Translokation von SUMO-1 im humanen Skelettmuskel
Krafttraining induziert die transiente Phosphorylierung
des Ryanodinrezeptors-1 im Skelettmuskel
1Weigt C, 1Hertrampf T, 2Flenker U, 2Hülsemann F, 3Fritzemeier KH, 1Diel P
1Berkholz J, 1Berger F, 1Breustedt T, 1,2Munz B
1,3Gehlert S, 2Klinz FJ, 4Schier T, 1,3Suhr F, 1Willkomm L, 1,3Bloch W
1,2Gehlert S, 1Willkomm L, 3Schier T, 1,2Bloch W, 1,2Suhr F
Die zunehmende Prävalenz der Adipositas und das damit verbundene Risiko für Folgeerkrankungen
wie Diabetes mellitus, Hypertonie, Dyslipidämie und koronare Herzkrankheiten stellt eine große Her-
ausforderung für das Gesundheitswesen dar. Als Hauptursache wird ein chronisches Missverhältnis der
Energiehomöostase aufgrund permanenter Überernährun g und Bewegungsmangel postuliert. Estrogen-
rezeptoren (ER) beeinussen den Glukose- und Fettstowechsel und sind somit in die Regulation des
Energiehaushaltes involviert.
Um den Einuss von ER-Subtyp-spezischen Liganden auf den Glukosehaushalt zu untersuchen, wur-
den weibliche Zucker Diabetic Fatty (ZDF)-Ratten ovarektomiert (OVX) oder scheinoperiert (SHAM).
Die OVX-Tiere wurden mit Vehikel (Kontrolle), Estradiol (E2), ER alpha spezischer Agonist (Alpha), ER
beta spezischer Agonist (Beta) oder Genistein (Gen) behandelt. Nach 17 Wochen Behandlung wur-
den das Körpergewicht, die Glukosesensitivität mittels eines intraperitonealen Glukosetoleranz-Tests
(IPGTT) und die Glukoseaufnahme in die Leber, die Skelettmuskulatur und das viszerale Fettgewebe
mittels Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie (IRMS) bestimmt. Im Skelettmuskel wurden die Quer-
schnitte der Muskelfasertypen gemessen.
SHAM-Tiere sowie die mit E2 und Alpha behandelten Tiergruppen zeigten ein signikant niedrigeres
Körpergewicht als die Kontrolltiere. Der IPGTT zeigte im Vergleich zur Kontrollgruppe in allen Behand-
lungsgruppen eine erhöhte Glukosetoleranz. Die IRMS-Analyse bestätigte den IPGTT und zeigte im Ver-
gleich zur Kontrollgruppe eine schnellere Glukoseaufnahme in die untersuchten Gewebe von SHAM-,
E2- und Alpha-Tieren. Die histologische Untersuchung des Musculus soleus ergab größere Muskelfaser-
querschnitte in SHAM und substituierten Tieren, besonders in Tieren mit Beta- und Gen-Behandlung.
Der geringere Körpergewichtszuwachs, beobachtet in E2-behandelten Tieren, ist ein ER alpha vermittel-
ter Eekt. Beide ER-Subtypen beeinussen die Glukosetoleranz positiv. Der ER beta scheint anabole Ak-
tivität zu besitzen und spielt eine spezische Rolle in der Skelettmuskelhomöostase. Momentan werden
diese Parameter in Verbindung mit körperlicher Aktivität überprüft.
Körperliche Aktivität ist mit einer Vielzahl von molekularen und zellbiologischen Veränderungen in den
trainierten Skelettmuskelfasern assoziiert, welche letztendlich zur Trainingsanpassung führen. Insbe-
sondere führen durch exzentrisches Training induzierte Läsionen an Myobrillen zu einer Neusynthese
myobrillärer Proteine und letztendlich zu einer de novo-Generierung von Sarkomeren in Längsrich-
tung der betroenen Muskelfaser. Dieser Prozess der Sarkomerogenese, der eine exakte Koordination
von Zusammenlagerung, Faltung und Wechselwirkung zwischen neu synthetisierten Sarkomerprotei-
nen erfordert, ist bisher nur unzureichend untersucht. Für skNAC (skeletal and heart muscle-specic va-
riant of nascent polypeptide-associated complex), ein prolinreiches, skelett- und herzmuskelspezisches
Protein, gibt es im Zebrasch-Modellsystem erhaltene Hinweise darauf, dass es eine entscheidende Rolle
bei beiden Prozessen spielen könnte. Über eine mögliche Rolle in der Säugetier-Skelettmuskulatur ist
jedoch nichts bekannt. Mittels einer spezischen siRNA-Strategie konnten wir die skNAC-Expression in
kultivierten murinen Skelettmuskelzellen hemmen und den Einuss dieser Hemmung auf die Myobril-
logenese und die Sarkomerogenese mittels molekular- und zellbiologischer Methoden analysieren.Wir
konnten nachweisen, dass es nach skNAC-Depletion zu einer diusen Verteilung von Aktin- und Myosin-
lamenten in der Skelettmuskelzelle kommt. Erstaunlicherweise waren jedoch die abs oluten Mengen an
zytosolischem Aktin- und Myosinprotein nicht reduziert. Konfokale Analysen konnten nachweisen, dass
in skNAC-dezienten Muskelzellen kein geordneter Einbau dieser Filamente in Sarkomere mehr statt-
nden kann, was eine Funktion von skNAC bei der Sarkomerogenese nahelegt. Weiterführende Studien
sollen nun analysieren, ob es nach körperlicher Aktivität zu einer Modulation der skNAC-Expression
kommt, ob eine Hemmung der Expression dieses Gens mit einer veränderten Trainingsanpassung asso-
ziiert ist, ob bei spezischen Krankheitsbildern Veränderungen der skNAC-Expression vorliegen und wie
die Expression dieses Gens reguliert wird.
Einleitung: Die posttranslationale Proteinmodikation durch SUMOylierung ist für die Aufrechterhal-
tung der Zellintegrität von essentieller Bedeutung. Da intensive Trainingsreize akute Störungen myo-
zellulärer Homöosthase induzieren, kann angenommen werden, dass SUMO Proteine bei der initialen
Regulation muskulärer Anpassung nach Training eine Rolle spielen. Dies könnte sich an einer transi-
enten Zunahme von nukleärer und sarkoplasmatischer SUMO Dichte widerspiegeln. Der akute Res-
pons von SUMO als Folge von akutem Training am Menschen ist bislang nicht untersucht. Studienziel:
Analyse der Dichte und Lokalisation von SUMO-1 in Typ I und Typ II Muskelfasern im unmittelbaren
Zeitverlauf nach Krafttraining. Methodik: 6 männliche Probanden (23±4 Jahre, Größe 180±89cm, Ge-
wicht 79±10kg) absolvierten 20 ma ximale konzentrisch-exzentrische Beinstreckungen. Muskelbiopsien
(m. vastus lateralis)wurden PRAE sowie 15,30,60,240min und 24 Stunden nach Training entnommen.
Immunhistochemische Färbung an 7µm Kryoschnitten, konfokale Lasermikroskopie, Densitometrie
Studienziel: Bestimmung der Dichte und Lokalisation von SUMO-1 in Typ I und II Muskelfasern im un-
mittelbaren Zeitverlauf nach Training. Ergebnisse: Vor Training war SUMO-1 überwiegend im Bereich
der Kernhülle sowie perinukleären Bereichen der Nuklei lokalisiert. 15 bis 60min nach Training stieg die
SUMO-1 positive (+) nukleäre Fläche signikant an (p<0,01). 240min nach Training reduzierte sich das
nukleäre SUMO-1 Signal und kehrte bis 24 Stunden nach Training auf die Ausgangslokalisation zurück.
Die sarkoplasmatische SUMO-1 Dichte stieg 15 min nach Training signikant (p<0,01) in Typ I, sowie
15 und 30min in Typ II Muskelfasern an. 60min nach Training zeigte sich bereits eine Reduktion auf
annähernde Baseline-Level. Zusammenfassung: Intensives Training induziert die transiente, nukleäre
Translokation von SUMO-1 sowie zeitabhängige Änderungen der sarkoplasmatischen SUMOylierung
im humanen Skelettmuskel. Auf Basis bekannter Funktionen und Targets der Sumoylierung kann ange-
nommen werden, dass die beobachtete Modulation der SUMO-1 Dichte zu der Regul ation der initialen
Muskelanpassung nach Training beiträgt.
Einleitung: Der Ryanodinrezeptor-1 (RyR1) Ionenkanal reguliert die schnelle Freisetzung von Calcium-
ionen (Ca2+) aus dem Sarkoplamatischem Retikulum in myobrilläre Kompartimente und damit die
Kontrakilität der Skelettmuskulatur. Die Phosphorylierung von RyR1 an Ser2844 (pRyR1Ser2844) führt
jedoch zu einer Destabilisierung der Kanalintegrität, unkontrollierter Ca2+ Ionen Freisetzung und ver-
minderter Kontraktionsfähigkeit des Skelettmuskels. Es ist anzunehmen, dass intensives Krafttraining
eine massiv erhöhte Ca2+ Oszillation und energetischen Stress bewirkt und eine transiente Phospho-
rylierung von RyR1 sowie auch der AMP-aktivierten Proteinkinase (AMPK) in beanspruchten Muskel-
fasern induziert. Bislang sind jedoch keine Daten zu Zeitverlauf und Dynamik von pRyR1Ser2844 als
Folge von akutem Training bekannt. Studienziel: Bestimmung von pRyR1Ser2844 und pAMPKr172 in
Typ I und II Muskelfasern nach intensivem Krafttraining. Methodik: 7 Probanden (23±2 Jahre, 185±7cm,
82±5kg) absolvierten 3 Sätze von jeweil s 8 maximal exzentrischen, einbeinigen Beinstreckbewegungen.
Muskelbiopsien PRAE sowie, 15,30 und 60min nach Krafttraining am Musculus vastus lateralis. Bestim-
mung von pRyR1Ser2844 und pAMPKr172 mittels Western Blots und Densitometrie. Ergebnisse:
15min nach Training stieg pRyR1Ser2844 signikant im Gesamtmuskel sowie in Typ I und II Muskelfa-
sern an (p<0,01) mit einem Peak nach 30min. Typ I Fasern zeigten höhere pRyR1Ser2844 Level als Typ II
Muskelfasern und erhöhte pRyRSer2844 Level bis zu 60min nach Training (p<0,05). pAMPKr172 stieg
15 bis 30min nach Training signikant (p<0,01) in Typ I und Typ II Muskelfasern und im Gesamtmuskel
an. Zusammenfassung: Akutes Krafttraining induziert eine transiente Erhöhung von pRyR1Ser2844 bis
zu 30min in Typ I und Typ II Muskelfasern. Dieser Zeitverlauf deutet indirekt auf ein vermindertes Cal-
cium Handling und damit verringerte kontraktile Eigenschaften in diesem Zeitraum hin. pRyR1Ser2844
könnte folglich für eine subtil verringerte Nachbelastungskontraktilität beanspruchter Muskelfasern
verantwortlich sein und als indirekter Indikator für sekundäre Ermüdungsmechanismen nach akuten
Prozessen dienen.
1Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
2Institut für Biochemie, Deutsche Sporthochschule Köln
3Bayer Schering Pharma AG, Berlin
1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Physiologie
2Universitätsmedizin Tübingen, Medizinische Klinik, Abteilung Sportmedizin
1Deutsche Sporthochschule Köln , Molekulare und Zelluläre Sportm edizin
2Institut für Anatomie, Abteilung 1, Universität Köln
3Deutsches Forschungszentrum für Leistungssport, Momentum
4Sporttraumatologische Ambulanz der Deutschen Sporth ochschule Köln
1Deutsche Sporthochschule Köln , Molekulare und Zelluläre Sportm edizin
2Deutsches Forschungszentrum für Leistungssport, Momentum
3Sporttraumathologische Ambulanz, Deutsche Sportho chschule Köln
Referat Nr. 49, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 51, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 50, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 52, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
ABSTRACTS FREITAGNACHMITTAG, 05.10.2012
210 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Vergleich der Protein-Expression im m. vastus lateralis
bei ausdauerbelasteten Probanden
Veränderung der Parodontitisausprägung durch eine
Sportintervention bei Diabetes mellitus Typ 2
Frei zirkulierende DNA nach körperlicher Belastung:
Werfen Granulozyten ihre Netze aus?
Ausdauertraining verändert den Immunstatus bei
männlichen nicht-insulinpflichtigen Typ 2 Diabetikern
1Schild M, 2Ruhs A, 1Schmidt A, 3Hudemann J, 4Schumann U, 1Krüger M, 2Braun T,
3Nieß A, 4Steinacker J, 1Mooren F C
1Wernicke K, 2Zeissler S, 1Eberhard J, 3Frech T, 3,4Hillebrecht A
1Beiter T, 2Velders M, 1Fragasso A, 2Steinacker J, 1Nieß A
Opitz D, Wenning P, Lenzen E, Kreutz T, Brinkmann C, Bloch W, Brixius K
Problemstellung: Die physiologischen und mol ekularen Mechanismen der Anpassung der Skelettmusku-
latur auf Trainingsreize sind in der sportmedizinischen Forschung von besonderem Interesse. In dieser
Studie wurde die Protein-Expression von Probanden unterschiedlichen Trainingsstatus vor und nach
einer Ausdauerbelastung untersucht. Methodik: 10 Probanden wurden anhand der VO2max in untrai-
niert (UT; n=5) und trainiert (AT; n=5) unterteilt. Die Probanden absolvierten eine einstündige Akut-
Belastung auf dem Fahrradergometer bei der Wattzahl, die 80% ihrer individuellen VO2max entsprach.
Vor sowie drei Stunden nach der Akut-Belastung wurden Muskelbiopsien des m. vastus lateralis entnom-
men. Die Biopsien wurden mittels LC-MS/MS (liquid chromatography mass spectrometry) analysiert.
Die Analyse der MS Daten erfolgte durch MaxQuant. Das Verhältnis der Protein-Expression wurde unter
den Gruppen vorher (AT/UT), sowie innerhalb der Gruppen vor und drei Stunden nach der Belastung
verglichen. Ergebnisse: Es wurden insgesamt 724 Proteine identiziert. Es zeigte sich, dass 92 Protei-
ne im Vergleich AT/UT vor Belastung signikant (p<0,05) verschieden exprimiert waren, davon waren
70 hoch und 22 runter reguliert. In der AT-Gruppe wurden als Folge der Akut-Belastung 67 Proteine
signikant (p<0,05) reguliert (31 hoch und 36 runter) während bei der UT-Gruppe 44 Proteine signi-
kant (p<0,05) reguliert wurden (12 hoch und 32 runter). Diese Proteine konnten zu Untereinheiten der
mitochondrialen Elektronentransportkette, des Tricarbonsäurezyklus und des Proteasom-Komplexes
zugeordnet werden. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass sich bereits in Ruhe die Protein-Expression
im Muskel zwischen trainiert und untrainiert unterscheiden. Darüber hinaus wirkt auch eine Akut-
Belastung dierenziert auf das Expressionsprol des Muskels in Abhängigkeit vom Trainingsstatus. Dies
zeigte sich ins Besondere an der Expression von Proteinen der oxidativen Phosphorylierung. Unter den
belastungsabhängig regulierten Proteinen konnten keine Zytokine detektiert werden.
Parodontitis und Diabetes mellitus sind weit verbreitete chronische Erkrankungen mit wechselseitiger
Beziehung. Der Diabetes mellitus beeinusst die Entstehung und den Verlauf einer Parodontitis. Das
Risiko eines Patienten mit Diabetes mellitus an Parodontitis zu erkranken ist dreifach erhöht. Die Paro-
donititis wiederum erschwert die glykämische Kontrolle des D iabetes mellitus.
Diese Studie untersucht die Auswirkungen einer betreuten Sporttherapie auf den Verlauf der Paro-
dontitis. 23 Männer und 19 Frauen trainierten nach einer 4-wöchigen Eingewöhnungsphase zweimal
wöchentlich ein dreißig minütiges Kraftausdauertraining, Ausdauertraining oder eine Kombination aus
Kraftausdauer- und Ausdauertraining. Durch das computergenerierte System „Florida-Probe“ wurde
vor und nach der Trainingsphase der dentale Befund, insbesondere die Taschentiefe, Blutungen und der
Plaqueindex gemessen.
Bei den Männern zeigte sich eine signikante Reduktion der Blutungen von 12,6±19,2 Blutungspunkte
auf 4,9±7,8 Blutungspunkte und eine höchst signikante Reduktion der Taschentiefe von 2,1±0,8mm auf
1,5±0,6mm. Der Plaqueindex war nicht signikant verändert.
Bei den Frauen reduzierten sich die Blutungen signikant von 16,8±21,6 Blutungspunkte auf 6,0±10,3
Blutungspunkte und die Taschentiefen höchst signikant von 2,4±0,6mm auf 1,7±0,3mm. Der Plaquein-
dex unterschied sich nicht signikant.
Durch eine gezielte dreimonatige Sportintervention konnte bei Pat. mit Diabetes mellitus Typ 2 eine
Verbesserung der Parodontitis mit Reduktion der Blutungen und der Taschentiefe erreicht werden. Auf-
grund des nicht signikant veränderten Plaqueindex, ist die Besserung der Parodontitis nicht auf eine
veränderte Zahnhygiene sondern am ehesten auf Veränderungen durch die Sportintervention zurück-
zuführen. Im Geschlechtervergleich konnte zwischen den männlichen u nd weiblichen Teilnehmern kein
signikanter Unterschied gefunden werden. Zur Evaluation des Befundes sollt e eine Studie mit größerer
Patien Patientenzahl und einem längerem Untersuchungsintervall angestrebt werden.
Die präventivmedizinische Bedeutung eines aktiven Lebensstils zur Vermeidung von so genannten Zivi-
lisationskrankheiten ist unumstritten. Andererseits kann die unmittelbare Immunreaktion nach akuter
Intensivbelastung auch schwerwiegende thrombotische und kardiovaskuläre Komplikationen bis hin zu
Herztodesfällen auslösen. Körperliche Überbelastung im Hochleistungssport erhöht die Infektanfällig-
keit und kann zu chronischer Erschöpfung führen. Die zugrunde liegenden immunologischen Auslöse-
mechanismen und das komplexe Wechselspiel pro- und anti-inammatorischer Mediatoren sind bislang
nur in Ansätzen verstanden.
Intensive körperliche Belastung verursacht einen unmittelbaren, transienten Anstieg an zirkulierender
zellfreier DNA (cell-free DNA, cf-DNA); ein Phänomen, das vor allem in Zusammenhang mit Tumorer-
krankungen, aber auch bei anderen infektiösen und nichtinfektiösen, entzündlichen Erkrankungen auf-
tritt. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind nach wie vor ungeklärt und Gegenstand kontroverser
Debatten. Ein mögliches faszinierendes Erklärungsmodell bietet der jüngst entd eckte Mechanismus der
aktiven Freisetzung von „DNA-Fangnetzen“, sog. neutrophil extracellular traps (NETs), durch neutrophile
Granulozyten.
Aktuelle experimentelle Ergebnisse unserer Arbeitsgruppen liefern erstmals konkrete Hinweise, dass
intensive körperliche Belastung tatsächlich die Freisetzung von NETs triggern könnte. Wir demonstrie-
ren ferner, dass die akute Freisetzung von cf-DNA nach körperlicher Belastung bei gesunden Probanden
eektiv gegen reguliert wird. Eine NET-vermittelte Freisetzung von cf-DNA bietet ein faszinierendes Er-
klärungsmodell zum Verständnis der immunologischen und metabolischen Wechselbeziehungen unter
körperlicher Belastung. Darüber hinaus erönet die Erfassung der cf-DNA Antwort im Rahmen eines
standardisierten Belastungsprotokolls die Perspektive für eine neue Risikostratizierung zur Früherken-
nung immunologischer und hämostatischer Fehlregulationen.
Einleitung: Die Erkrankung Diabetes Mellitus Typ 2 stellt eine der führenden Gesundheitsprobleme un-
serer Gesellschaft dar. Studien belegen, dass der Immunstatus dieser Patienten durch die Erkrankung
stark beeinusst wird. Der positive Einuss vo n körperlicher Aktivität auf die diabetische Stowechsel-
lage konnte bereits nachgewiesen werden. In der vorliegenden Studie wurde der Einuss einer Ausdau-
erintervention auf den Immunstatus der Diabetespatienten unt ersucht.
Methodik: Die männlichen nicht insulinpichtige Diabetes Typ 2 Patienten (n=14, Alter: 61,0±8,7 Jahre,
BMI: 31,1±3,5kg/m^2 ), absolvierten eine zwölfwöchige aerobe Ausdauerintervention (3x60Min./ Wo-
che – Trainings-HR: 2mmol/l Laktat) auf dem Fahrradergometer. Der Immunstatus wurde sowohl vor
als auch nach der Intervention mittels einer FACS- Analyse bestimmt. Eine Gruppe gesunder männ-
licher Probanden (n=10, Alter: 60,3±6,7 Jahre, BMI: 24,7±2,1kg/m^2) in vergleichbarem Alter diente
als Kontrollgruppe.
Ergebnisse: In Folge der zwölfwöchigen Trainingsintervention konnte bei den Diabetespatenten eine
signikante Verbesserung des BMI, der max. Leistung, der Leistung bei 2mmol/l Laktat sowie der
Fettstowechselparameter (Cholesterin, Triglyceride, HDL, LDL) festgestellt werden. Der Glukoseme-
tabolismus (BZ, HOMA-Index) wurde durch das Ausdauertraining nicht beeinusst. Im Vergleich zu der
Kontrollgruppe konnten ein signikanter Anstieg der Granulozyten und eine signikante Reduktion
der Lymphozyten nachgewiesen werden. Dieser Abfall ist insbesondere in den CD4+ T-Lymphozyten,
sowohl den naiven als auch den Memoryzellen, begründet. De s Weiteren zeigte sich nach der Ausdauer-
intervention eine signikante Abnahme der B- Lymphozyten.
Disskusion: Die durch das Ausdauer-Training erzielten Veränderungen des Lipidmetabolismus bedeu-
ten eine deutliche trainingsbedingte Abnahme des kardiovaskulären Risikoprols und gehen mit einer
Veränderung des Immunstatus bei männlichen Diabetespatienten einher. Ob es hierbei einen direkten
Zusammenhang gibt, muss in weiteren Studien gezeigt werden.
1Justus-Liebig-Universität Gießen – Abteilung für Sportmedizin
2Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung W.G. Kerckho-Institut
3Universitätsklinikum Tübingen – Abteilung für Sportmedizin
4Universitätsklinikum Ulm – Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin
1Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, MHH, Hannover
2Faculty of phsyical education and sports, Comenius university Bratislava, Slowakei
3Sportmedizin, Universität Gießen
4Gesundheitswesen Volkswagen AG, Baunatal
1Abteilung Sportmedizin, Medizinische Universitätsklinik Tübingen
2Sektion Sport -und Rehabilitationsmedizin, Universitätsklinikum Ulm
Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin, Abteilung für molekulare und zelluläre
Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
Referat Nr. 53, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 55, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 54, Sitzung PO-3 (PP) (2012-10-05 13:45):
Referat Nr. 56, Sitzung PO-2 (PP) (2012-10-05 11:15):
ABSTRACTS
FREITAGNACHMITTAG, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 211
Akute und chronische Hormonreaktionen von
Nachwuchstriathleten auf HIT
Der Einfluss von 19-Norandrostendion auf die
Proliferation und Differenzierung von C2C12 Myoblasten
Akute Hormonantwort auf unterschiedliche
Ausdauertrainingsprotokolle
RBC-NOS- abhängige NO-Produktion beeinflusst die
Erythrozyten-Verformbarkeit
1Zinner C, 1,2,3Wahl P, 1,2Achtzehn S, 2,3Bloch W, 1,3Mester J
1Willkomm L, 1Nabel LA, 1Baumert P, 2Parr MK, 1Bloch W
1Mathes S, 1Schaerk J, 1Achtzehn S, 1Zinner C, 1,3Mester J, 2,3Bloch W, 1,2,3Wahl Patrick
1Grau M, 1Suhr F, 1Ali J, 1Pauly S, 2Walpurgis K, 2evis M, 1Bloch W
Die akuten Eekte von hoch intensivem Intervall Training (HIT) auf das hormonelle System wurden in
den letzten Jahren von einigen Arbeitsgruppen intensiv untersucht. Langfristige Eekte sind bisher je-
doch weniger bekannt. Das Ziel der vorliegenden Studie war es d aher, die Unterschiede zwischen akuten
und langfristigen Hormonreaktionen eines zweiwöchigen HIT-Schockmikrozyklus zu untersuchen. Es
wird vermutet, dass am Ende eines zweiwöchigen HIT-Schockmikrozyklusses die hormonellen Reaktio-
nen aufgrund von Gewöhnungseekten an das Training abgeschwächt sind.
13 männliche Triathleten (15,6±2,1J.; 170,8±9,8cm; 59,8±98kg) trainierten in zwei Wochen 15 HIT-Einhei-
ten. Venöse Blutabnahmen fanden vor, nach Abbruch, 30min und 60min nach der ersten sowie nach der
letzten Trainingseinheit des Mikrozyklusses statt. Die Serum Konzentrationen von Cortisol, Testosteron,
yroidhormon (T3 und fT3) wurden mit Hilfe von ELISA Kits analysiert.
Es konnten keine Unterschiede in den Reaktionen von Cortisol zwischen der ersten und der letzten
HIT-Einheit festgestellt werden. Die Serum Cortisol Konzentrationen stiegen nach beiden Trainings-
einheiten signikant im Vergleich zum Ruhewert an. Die Testosteron Konzentrationen hingegen waren
während der letzten Trainingseinheit zu jedem Abnahmezeitpunkt signikant höher als während der
ersten Einheit. T3 und fT3 zeigten keine signikanten Unterschiede zwischen der ersten und der letzten
HIT-Einheit.
Einige Autoren konnten bereits unterschiedliche Reaktionen des Hormonsystems zwischen HIT und
hoch volumigen Training nden (u.a. Wahl et al. 2010). In der aktuellen Studie konnte gezeigt werden,
dass der Stresslevel, gemessen am Serum Cortisol nach mehreren HIT-Einheiten, keine Unterschiede
zw. akuten und chronischen Reaktion zeigt. Die höhere Testosteron-Konzentration, in Zusammenhang
mit den unveränderten Cortisol-Konzentration, könnte auf einen möglichen höheren anabo len Zustand
hinweisen. Es kann spekuliert werden, ob durch die erhöhten Testosteronwerte ein HIT eektiver wird
und u.a. dadurch die leistungssteigernden Eekte von HIT erklärt werden können.
Das Designersteroid 19-Norandrostenedion (NOR) besitzt durch seine hohen anabolen und niedrigen
androgenen Eekte SARM-ähnliche Eigenschaften. Daher könnte NOR eine wichtige Rolle bei der e-
rapie von Muskeldystrophien spielen. Um die physiologischen Aspekte von NOR besser zu verstehen,
wurden Untersuchungen zum Proliferations- und Dierenzierungsverhalten an C2C12 Myoblasten
durchgeführt.
Hierzu wurden die Zellen mit NOR-haltigem Proliferations- bzw. Dierenzierungsmedium (50nM)
für bis zu 5 Tage unter Standardkulturbedingungen inkubiert. Das Zellwachstum wurde mittels Ki67-
Färbung bzw. BrdU-Messung untersucht. Zur Ermittlung der Apoptoseaktivität wurden die Zellen auf
aktivierte Caspase-3 gefärbt. Das Dierenzierungsverhalten wurde mit dem Marker der frühen Die-
renzierung Myogenin und dem Marker der endterminalen Dierenzierung Myosinschwerekette (MHC)
analysiert. Die Untersuchungen erfolgten sowohl an xierten Zellen mit Hilfe der Immuncytochemie als
auch im Western Blot an Zelllysaten.
Die Ergebnisse zeigen, dass unter Proliferationsbedingungen NOR einen stimulierenden Einuss auf das
Zellwachstum hat, während es unter Dierenzierungsbedingungen die Proliferation hemmt und die frü-
he Dierenzierung anscheinend zügiger eingeleitet w ird. Jedoch bestehen keine Unterschiede bezüglich
der endterminalen Dierenzierung zwischen den NOR-behandelten und -unbehandelten Zellen. Erste
Untersuchungsergebnisse der Myotubenmorphologie deuten auf eine Veränderung unter NOR-Einuss
hin. Für genauere Aussagen und zugrunde liegende Mechanismen sind aber weitere Versuche notwendig.
Einleitung: Obwohl intensive Belastungsprotokolle mittlerweile vermehrt in Training und wissenschaft-
lichen Untersuchungen angewandt werden, sind die molekularen und zellulären Reaktionen nach
höchsten Belastungsintensitäten noch nicht vollständig verstanden. Ziel der Studie war der Vergleich
der akuten Hormonantwort nach einem „High Intensity/Interval Training“ (HIT) gegenüber einem „High
Volume Training (HVT). Dabei sollten detailliertere Erkenntnisse über die physiologischen Wirkungs-
weisen des HIT anhand eines Hormonclusters gewonnen werden. Um ein breites Spektrum an Trai-
ningsintensitäten abzubilden, wurden die hoch-intensiven (4x30 sec) und intensiven (4x4 min) Intervall-
belastungsprotokolle nach Gibala und Helgerud einem HVT gegenüber gestellt.
Methodik: Zwölf Triathleten/Radfahrer (VO2max: 64,5±10,2mL•min-1•kg-1) absolvierten drei Interven-
tionen auf dem Radergometer. 1) HVT: 2h bei 55% PPO; 2) HIT: 4x4 min bei 90-95% PPO mit je 3min
aktive Erholung bei 45% PPO; 3) HIT: 4x30 sec „all-out” mit je 7:30min aktive Erholung bei 45% PPO. Zur
Cortisol-, hGH- und Testosteronbestimmung wurden jeweils eine preinterventionelle, sowie vier postin-
terventionelle (0’,30’,60’,180’) venöse Blutproben entnommen.
Ergebnisse: Die Cortisolspiegel nach 4x30 waren signikant höher im Vergleich zu 4x4 und HVT. Signi-
kante Unterschiede zwischen 4x4 und HVT ergaben sich lediglich bei 0‘. Die hGH-Werte zeigten nach
4x30 die höchsten Anstiege und waren signikant unterschiedlich zu 4x4 und HVT. Die hGH-Werte nach
4x4 waren lediglich bei 0‘ höher als bei HVT. Beim Testosteron war die Konzentration nach beiden HIT-
Einheiten signikant im Vergleich zum pre-Wert erhöht.
Diskussion: Die Studie zeigt, dass hoch-intensive Intervallbelastungen einen größeren Stimulus für die
belastungsinduzierte Cortisol/hGH Sekretion darstellen als intensive Intervalle und HVT. Die erhöhte
hormonelle Antwort nach HIT ist im Hinblick auf nachfolgende zelluläre Signalkaskaden und Adapta-
tionen von großer Bedeutung. Die dabei erreichten höheren Cortisol und hGH-Werte zeigen die starke
Beanspruchung durch diese Trainingsform und könnten die in anderen Studien nachgewiesene Eekti-
vität miterklären.
Die Verformbarkeit der Erythrozyten (RBC) ist eine essentielle Zelleigenschaft um den D urchuss durch
die Kapillaren und somit die Sauerstoversorgung der Muskulatur zu gewährleisten. Es ist bekannt, dass
die Verformbarkeit von der zellulären Verfügbarkeit des Stickstomonoxids (NO) abhängig ist und dass
NO in den RBC enzymatisch durch die RBC-NO-Synthase (RBC-NOS) synthetisiert wird. Unklar ist je-
doch die Beziehung zwischen RBC-NOS-Aktivität und Verformbarkeit und die zelluläre Zielstruktur des
NO. Dies war Ziel der Studie. Blut von zehn Probanden wurde mit verschiedenen RBC-NOS Stimulanzen
und Inhibitoren inkubiert. Die Aktivität der RBC-NOS wurde immunhistochemisch ermittelt. Die Mes-
sung der NO-Produktion erfolgte indirekt über die Bestimmung des Nitritgehalts im RBC. Der Nachweis
über die S-Nitrosylierung der RBC Proteine erfolgte über den Biotin-Switch Assay und die vermehrt/
vermindert S-nitrosylierten Proteine wurden im Anschluss mittels LC-MS identiziert. Die Messung der
Verformbarkeit erfolgte mit Hilfe des LORCA.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Zugabe von RBC-NOS Stimulanzen zu einer erhöhten RBC-NOS Aktivi-
tät und NO-Produktion führen. Weiterhin stieg die S-Nitrosylierung der erythrozytä ren Proteine, beson-
ders von α- und β- Spektrin. Die Verformbarkeit wurde verbessert. Die Zugabe von RBC-NOS Inhibitoren
hatten einen gegenteiligen Eekt. Das von der RBC-NOS erzeugte NO bindet also an Zytoskelettproteine,
wodurch diese als eine Art posttranslationaler Modikation stabilisiert werden könnten. Das Fehlen von
NO führt zu Veränderungen in der Zytoskelett-Struktur und schließlich zur Verringerung der Erythrozy-
tenverformbarkeit. Die vorliegenden Ergebnisse tragen somit zu einem besseren Verständnis der Funkti-
onsweise der RBC-NOS und des NO-Signalings bei und könnten als Grundlage für die Entwicklung neuer
Trainingskonzepte zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und zur Entwicklung neuer erapieansätze
zur Behandlung von Krankheiten mit Mikrozirkulationsstörungen dienen.
1Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, Deutsche Sporthochschule Köln
2Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin, Institut für Kreislauorschung und
Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
3Das Deutsche Forschungszentrum für Leistungssport, Deutsch e Sporthochschule Köln
1Deutsche Sporthochschule Köln
2Freie Universität Berlin
1Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, Deutsche Sporthochschule Köln
2Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin, Institut für Kreislauorschung und
Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
3Das Deutsche Forschungszentrum für Leistungssport, Deutsch e Sporthochschule Köln
1Deutsche Sporthochschule Köln , Molekulare und Zelluläre Sportm edizin
2Deutsche Sporthochschule Köln , Institut für Biochemie
Referat Nr. 57, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 59, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 58, Sitzung PO-4 (PP) 2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 60, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
ABSTRACTS FREITAGNACHMITTAG, 05.10.12
212 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Auswirkungen von drei Wochen Aqua-Cycling auf
Wachstumsfaktor BDNF bei Multipler Sklerose.
Therapiebegleitendes Sportprogramm hat positive
Effekte auf Lymphompatienten
Einfluss von Sport bei Chemotherapie auf Immunsystem,
Fettstoffwechsel und zirkulierende Tumorzellen
Veränderungen physiologischen, psychischen und
kognitiven Parameter durch Sport unter Chemotherapie
1Bansi J, 2Bloch W, 1Gamper U, 1Kesselring J
1,2Streckmann F, 1Leifert JA, 1Kleber M, 1,2Kneis M, 2Gollhofer A, 1Bertz H
1Schmidt T, 2Weisser B, 3Jonat W, 1Kremer B, 3Sanders L, 3Summa B, 3Dürkop J, 3Keller
L, 3Mundhenke C
1Schmidt T, 2Weisser B, 3Jonat W, 1Kremer B, 3Sanders L, 3Summa B, 3Dürkop J, 3Keller
L, 3Mundhenke C
Hintergrund: Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung des gesamten Zentralnervensys-
tems, die mit unterschiedlich hohen und variablen Ausprägungsgraden v on Entzündungsherden, Demy-
elisationen und axonalen Verlust einhergeht.
Während der standardisiert durchgeführten Rehabilitation von Patienten mit Multipler Sklerose werden
die therapeutischen Anwendungen häüg im Wasser durchgeführt. Die eingesetzten erapiekonzep-
te variieren von passiven, physiotherapeutischen Massnahmen (Halliwick, Bad Ragzer Ringmethode)
bis hin zu submaximalen, aeroben Trainingsbelastungen (Aquajogging), die zunehmend in Form des
Radfahrens (Aqua-Cycling) im Wasser durchgeführt werden. Hierbei ist bei der Einuss der Wasserim-
mersion und die thermischen Einussfaktoren auf die Belastungstoleranz und das immunologische
Geschehen von besonderer Bedeutung. Die spezischen Auswirkungen der Immersion während eines
Trainings im Wasser bei MS wurde bis anhin nicht ausreichend untersucht.
Ziel: Die Bestimmung der neurotrophin Konzentration auf ein dreiwöchiges Ausdauertraining, das stan-
dardisiert auf einem herkömmlichen Fahrradergometer oder einem Wasserfahrrad (Aqua-bike) durch-
geführt wurde (Land versus Wasser).
Methode Ruhe Serumkonzentrationen des neurotrophischen Faktors Brain-Derived Neurotrophic Fac-
tor (BDNF) und die Konzentrationen im direkten Anschluss einer Spiroergometrie (CPET) wurden zu
Beginn (t1) und am Ende (t2) einer randomisiert kontrollierten klinischen Studien an 60 MS-Patienten
(Expanded Disability Status Scale, EDSS: ≤6,5) entnommen und analysiert. Alle Teilnehmer trainierten
täglich über 30 Minuten bei 60% ihrer maximalen Sauerstoaunahme (VO2max).
Ergebnisse: Prä- (95% KI: +34,3% (3,3-65,5%), p=0,046) und Posttest (95% KI: +53,1% (4,1-101,1%),
p<0,001) BDNF-Konzentrationen zeigten einen sigkanten Anstieg über die Zeit unter Immersion.
Fazit: Ausdauertraining durchgeführt in Form des Fahrradfahrens im Wasser (Aqua-cycling) erschien ef-
zienter als ein Training auf einem herkömmlichen Ergometern. DIe BDNF Konzentrationen waren un-
ter Immersion ausgeprägter und zeigten signifankt höhere Werte als im Vergleich zum Training an Land.
Die erapie von Lymphompatienten kann zu Nebenwirkungen wie körperlicher Leistungsminderung,
Muskelatrophie, sowie peripherer Neuropathie (PNP) führen. Gezielte körperliche Aktivität kann diese
Einschränkungen positiv beeinussen. Ziel der Studie war es daher, therapiebegleitend die Mobilität der
Patienten aufrechtzuerhalten, die Leistungsfähigkeit und posturale Kontrolle zu verbessern sowie the-
rapie-induzierte Nebenwirkungen zu reduzieren, um somit die Lebensqualität positiv zu beeinussen.
40 Patienten (19-75 Jahre) wurden in eine Interventionsgruppe (IG, N=20) und eine Kontrollgruppe (KG,
N=20) randomisiert. Die IG nahm zwei mal pro Woche an einem Sportprogramm (Ausdauer-, Kraft- und
Sensomotorik) teil. Die Intervention lief über 36 Wochen und beinhaltete vier Messzeitpunkte (MZP):
vor erapiebeginn(T0), nach 12(T1), 24(T2) und 36(T3) Wochen. Die Ausdauerleistungsfähigkeit wurde
mittels Laktatwerten bei einem Stufentest erhoben, Gleichgewichtskontrolle nach me chanischer Pertu-
bation auf einer dynamischen Plattform (Posturomed®) und statische und dynamische Gleichgewichts-
kontrolle auf einer Kraftmessplatte (GKS 1000). Der Status der peripheren Tiefensensibilität wurde an-
hand der Stimmgabel sowie der klinischen Dokumentation ermittelt. Die L ebensqualität wurde mit dem
EORTC-QOL-C-30 erfasst.
Im Gegensatz zur KG, konnte die IG ihre aerobe Leistungsfähigkeit signikant verbessern (niedrigere
Laktatwerte bei gleicher Leistung (p=0,013)). Bezüglich der Sensomotorik, zeigten all e MZP signikante
Gruppenunterschiede im Gesamtschwankweg. Die IG verringerte die Schwankwege im statischen Ein-
beinstand, die KG verzeichnete eine Zunahme (p=0,001 T1/ p=0,01 T3). Die Ergebnisse korrelieren mit
den Fehlversuchen (p=0,001 T3). Den dynamischen Einbeinstand konnten nur 27% der KG stabilisieren,
im Vergleich zu 100% in der IG (p<0,001 T3). Die Intensität der PNP korrelierte eng mit der posturalen
Stabilität (p=0,001 IG 5% /KG 40% T3). Dies führte zu einem signikanten Gruppenunterschied der Le-
bensqualität (p=0,007).
Das Sportprogramm erwies sich als eine sehr gut durchführbare und vielversprechende Methode, um
Patienten zu jedem Zeitpunkt ihrer erapie zu unterstützen.
Einleitung: Eine körperliche Aktivität wirkt sich über eine Veränderung der humoralen und zellulären
Anteile des Immunsystems in verschiedener Weise auf das Immunsystem aus. Es scheint, dass eine
im mittleren Intensitätsbereich dosierte körperliche Aktivität, die zytotoxischen T-Zellen, natürliche
Killerzellen, lympohoaktivierende Killerzellen und Makrophagen positiv beeinusst. Zirkulierende
Tumorzellen gelten als Surrogatmarker für eine tumorfreies Überleben und können bei 10 - 80% aller
Brustkrebspatientinnen entdeckt werden. Ein Nachweis von zirkulierenden Tumorzellen sind ungüns-
tige prognostische Faktoren. Leptin und Adiponektin wirken unterschiedlich auf die Proliferation von
Tumorzellen. Während Leptin zu einer Proliferation der Tumorzellen führt, scheint Adiponektin eine
hemmende Wirkung auf die Proliferation der Tumorzellen zu haben. Der Einuss einer körperlichen
Aktivität auf diese Zellpopulation, auf die zirkulierenden Tumorzellen und den Immunstatus ist noch
nicht ausreichend untersucht.
Methodik: In der prospektiv randomisierten und kontrollierten Studie werden 60 Brustkrebspatientin-
nen, die eine adjuvante Chemotherapie erhalten, eingeschlossen. Je 20 Patienten werden in eine Kraft-
trainings-, eine Ausdauertrainings- oder eine Kontrollgruppe, die eine physiotherapeutische Behandlung
erhält, soweit diese indiziert ist, randomisiert. Das Kraft- sowie das Ausdauertraining nden zweimal pro
Woche statt. Zu Beginn und nach 12 Wochen werden durch eine Blutentnahme die immunologischen
Parameter (CD4, CD8 und TReg-Zellen) (FACS-Analyse), die Anzahl der zirkulierenden Tumorzellen
(Dichtegradientenzentrifugation) sowie der Leptin und Adiponektin Gehalt bestimmt.
Ergebnisse: Für die Studie werden aktuell Patienten gescreent, anschließend rekrutiert und randomisiert.
Die Gesamtauswertung der Ergebnisse ist bis zum Kongress vorgesehen, so dass umfangreiche Daten
vorgestellt werden können.
Diskussion: Das Wissen über die Auswirkungen einer körperlichen Aktivität auf die zirkulierenden
Tumorzellen sowie eine positive Veränderung der immunologischen Parameter unter Chemotherapie
wären eine großer Fortschritt für eine targeted therapy.
Einleitung: Die Folgen einer Brustkrebserkrankung und deren erapie spiegeln sich häug in den ne-
gativen Werten der physischen, psychischen und psychosozialen Ebene wider. Eine Minderung der Le-
bensqualität, der Leistungsfähigkeit, ein Aufkommen von Fatigue sind Begleiterkrankungen auch über
die Behandlungsphase hinaus. Die Erfahrungen für gezieltes Krafttraining in der Onkologie beschränken
sich auf wenige Studien.
Studienziel: Primäres Studienziel ist es, über einen Methodenvergleich die Auswirkungen der einzelnen
bewegungstherapeutischen Interventionen auf die Ausdauerleistungsfähigkeit, Muskelkraft, Fatigue und
Lebensqualität bei Brustkrebspatientinnen während der Chemotherapie zu untersuchen.
Methodik: In der prospektiv randomisierten und kontrollierten Studie werden 60 Brustkrebspatientin-
nen, die eine Chemotherapie erhalten, eingeschlossen. Je 20 Patienten werden in eine Krafttrainings-,
Ausdauertrainings- oder Kontrollgruppe, die eine physiotherapeutische Behandlung erhält, soweit diese
indiziert ist, randomisiert. Das Kraft- sowie das Ausdauertraining nden zweimal pro Woche statt. Zu
Beginn und nach 12 Wochen werden eine isometrische Maximalkraftbestimmung, ein PWC 150 Test
zur Bestimmung der Ausdauerleistungsfähigkeit durchgeführt. Mittels des Fragebogen EORTC QLQ C30
mit dem Modul BR23 sollen die Lebensqualität, mit dem Fragebogen MFI-20 die Fatigue Symptomatik
bestimmt werden. Die Erfassung der Konzentrationsfähigkeit wird mit dem D2-Fragebogen ermittelt.
Ergebnisse: Ergebnisse: Für die Studie werden aktuell Patienten gescreent, anschließend rekrutiert und
randomisiert. Die Gesamtauswertung der Ergebnisse ist bis zur Jahrestagung vorgesehen, so dass um-
fangreiche Daten vorgestellt werden können.
Diskussion: Mit dem Kollektiv an Teilnehmern soll der Mehrwert eines Kraft- oder Ausdauertrainings für
die Patientinnen während der Chemotherapie darstellt werden. Eine Stabilisierung oder Verbesserung
der Maximalkraft und Ausdauerleistungsfähigkeit unter Chemotherapie, sowie eine Zunahme an Le-
bensqualität und Abnahme der Fatigue-Symptomatik wären ein weiterer großer Fortschritt.
1Kliniken-Valens, Rehabilitationsklinik-Valens, Schweiz
2Deutsche Sporthochschule Köln
1Abteilung Hämatologie und Onkologie, Universitätsklinikum Freiburg
2Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Freiburg
1Krebszentrum Nord Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel
2Institut für Sportwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität Kiel
3Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein –
Campus Kiel
1Krebszentrum Nord Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel
2Institut für Sportwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität Kiel
3Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein –
Campus Kiel
Referat Nr. 61, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 63, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 62, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 64, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
ABSTRACTS
FREITAGNACHMITTAG, 05.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 213
Körperliche Aktivität bei Krebs – Verhaltensmodifikation
durch Akzelerometer mit Echtzeitfeedback
Sperzel S, Bernhörster M, Vogt L, Banzer W
Einleitung: Obwohl seit einigen Jahren wissenschaftlich belegt ist, dass körperliche Aktivität während
und nach der Krebsbehandlung über positive Eekte verfügen kann (Reduzierung des Rezidivrisikos,
Verbesserung der Fatigue, höhere Lebenserwartung), ist weitgehend unklar, inwiefern Patienten Emp-
fehlungen zu körperlicher Aktivität umsetzen können. Ziel der Studie ist es, den Grad der Realisation von
Bewegungsvorgaben bei Krebspatienten und die Motivation durch den Bewegungsmesser Actismile zur
Aufnahme von mehr körperlicher Aktivität zu überprüfen.
Methodik: Durchgeführt wurden Akzelerometer-Messungen (GT1M, ActiGraph LLC, Pensacola, FL,
USA) der Alltagsaktivität von12 Patienten mit histologisch bestätigter Tumorerkrankung (Alter:
58± 18J., BMI: 23,55 ±5,45 kg/m2) in zwei aufeinander folgenden Wochen. Die Messungen in der ersten
Woche dienten zur Bestimmung der regulären Alltagsaktivität. In der zweiten Woche trugen die Proban-
den zusätzlich einen Bewegungsmessers mit optischer Rückmeldung (Acti smile), der den Teilnehmern
direkt signalisierte, ob sie sich für den jeweiligen Tag ausreichend (3 Bewegungsblöcke á 15 Minuten)
bewegten. Echtzeitfeedback induzierte Veränderungen des Bewegungsverhaltens wurden unter Ver-
wendung von t-Tests für abhängige Stichproben im Vergleich zur ersten Woche kontrastiert.
Ergebnisse: In Woche 2 mit optischem Feedback des aktuellen Bewegungsumfangs waren sowohl signi-
kante Anstiege der „MVPA (moderate to vigorous physical activity) in minutes per day“ (41 vs. 51 min/d;
p< 0,05), als auch der „counts per minute“ (300 vs. 372 cts/min; p < 0,01) im Vergleich zu Woche 1
zu verzeichnen.
Diskussion: Der Bewegungsmesser Actismile erscheint geeignet, Patienten mit onkologischen Erkran-
kungen spontan zu mehr körperlicher Aktivität zu motivieren. Die unter optischem Feedback erziel-
ten Werte deckten sich dann mit dem Bewegungsverhalten gesunder Erwachsener bzw. liegen sogar
deutlich darüber. Um Limitationen des Pilotprojekts (Stichprobenumfang, saisonale Eekte, kurzzeitig
erhöhte Anfangsmotivation) als Ursache der erzielten Ergebnisse sicher ausschließen zu können, bedarf
es weiterer Untersuchungen und insbesondere Follow-up Erhebungen.
Ausdauer- vs Krafttraining: Trainingseffekte bei
Patienten mit akuter Leukämie während Chemotherapie
1,2Wehrle A, 3Bertz H, 2Gollhofer A, 1Dickhuth HH
1Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin, Medizinische Universitätsklinik
Freiburg
2Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Freiburg
3Abteilung Hämatologie und Onkologie, Medizinische Universitätsklinik Freiburg
Einleitung: Verschiedene klinische Studien zeigen, dass körperliche Aktivität unter intensiver Chemothera-
pie durchführbar ist und sich positiv auf physische und psychische Parameter auswirkt. Es gibt jedoch nur
wenige Untersuchungen, welche die Eekte von körperlicher Aktivität bei Patienten mit akuter Leukämie
während Chemotherapie betrachtet haben. Ziel dieser Studie ist es, die Machbarkeit und Eektivität einer
stationären Trainingsintervention und dabei die relativen Vorteile eines kraft- bzw. ausdauerbetonten Be-
wegungsprogramms zu evaluieren.
Methodik: In die Studie sollen 36 Patienten mit akuter Leukämie eingeschlossen werden, die vor Beginn
der ersten Chemotherapie randomisiert in eine der Trainingsgruppen zugeteilt werden: Kraft, Ausdauer
und Stretching (Kontrollbedingung). Das 30 -minütige Bewegungsprogramm wird drei- bis viermal wö-
chentlich während der Induktionstherapie (4- 6 Wochen) stationär durchgeführt. Das Ausdauerprogramm
beinhaltet Belastungen auf dem Fahrradergometer bzw. Laufband. Das Krafttraining wird gerätegestützt
oder alternativ mit Kleingeräten durchgeführt, wohingegen das Stretchingprogramm keine körperliche Be-
lastung vorsieht. Folgende Endpunkte werden vor Chemotherapie (Woche 0), vor Entlassung (Woche 4- 6)
und nach einem Follow-up von sechs Monaten untersucht: Ausdauerleistungsfähigkeit (Belastungs-EKG
mit Laktatdiagnostik), Maximalkraft der Beine (Isokinetik), Körperkomposition (Bioimpedanzanalyse) und
Lebensqualität (EORTC-QLQ C30).
Ergebnisse: Bisher konnten 21 Patienten rekrutiert werden. Sechs Teilnehmer sind vorzeitig aus der Studie
ausgeschieden. Hauptgründe sind eine unzureichend körperliche Verfassung oder psychische Belastungen
im Rahmen der Krankheitsbewältigung, sowie das Versterben eines Patienten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt
konnten durchschnittlich 68% der geplant en Trainingseinheiten durchgeführt werden, wobei keine uner-
wünschten Ereignisse aufgrund des Trainings (Blutungen, Frakturen etc.) auftraten.
Diskussion: In Übereinstimmung mit den vorausgegangenen Publikationen gibt der bisheri ge Studienver-
lauf Hinweise darauf, dass die Patienten von Bewegungsprogramm protieren und positive Eekte erzielt
werden können.
Bewegungstherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen
GI-Tumoren unter palliativer Chemotherapie
1Jensen W, 1Oechsle K, 1Bokemeyer C, 2Bloch W, 2Baumann FT
1Medizinische Klinik und Poliklinik für Onkologie, Hämatologie, KMT mit Sektion Pneu-
mologie, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf
2Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin, Institut für Kreislauorschung und
Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
Bei Patienten mit unheilbarer, metastasierter Erkrankung rücken supportive Maßnahmen, wie die Kon-
trolle tumorspezischer Symptome und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit
unter Chemotherapie in den Vordergrund. Erste Pilotstudien deuten an, dass körperliche Aktivität auch
in der palliativen Situation das subjektive Benden, die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebens-
qualität verbessern kann.
In die derzeit laufende Studie werden Patienten mit metastasierten gastrointestinalen Karzinomen, die
eine palliative Chemotherapie erhalten in eine Ausdauer- oder eine Krafttrainingsgruppe randomisiert
eingeschlossen und über einen Zeitraum von 12 Wochen, 2mal/pro Woche (45 min.) trainiert. Vor und
nach der Intervention werden die Lebensqualität (EORTC QLQ- C30), das Aktivitätsniveau im Alltag
(SenseWear® Armband) sowie ausgewählte biologischen Parameter erfasst.
Erste Ergebnisse (n=11) zeigen eine signikante Abnahme des Fatiguesyndroms nach 12 Wochen
Training (p= 0,029; MW 8,5±1,07 vs. 5,83± 0,40). Betrachtet man die Interventionsgruppen separat, so
zeigt sich eine signikante Abnahme des Fatiguesyndroms in der Kraftrainingsgruppe (p= 0,008; MW
9,33± 0,57 vs. 5,67 ±0,56). In der Ausdauergruppe nimmt auch hier das Fatiguesyndrom ab, jedoch nicht
signikant. Weitere Studienergebnisse werden derzeit erhoben und auf dem Kongress vorgestellt.
Auch gastrointestinalen Patienten in der palliativen Situation unter laufender Chemotherapie pro-
tieren von einem individuell angepassten Trainingsprogramm. Erste Ergebnisse lassen vermuten, dass
ein Krafttraining womöglich einen höheren Einuss auf die Abnahme des Fatiguesyndroms hat, als
ein Ausdauertraining.
Structured Training during Dialysis improve Functional
and Self-Care Capacity for Daily Activities
1Krause R, 1Fuhrmann I, 1Daul A, 1Degenhardt S, 2Hopfenmüller W
1Deutsche Gesellschaft Reha-Sport C hronisch Nierenkranke, Berlin
2Charité-Universitätsmedizin Berlin
Introduction and Aims: e aim of this study was to correlate a standardized structure of exercising
during hemodialysis (HD) also for elderly patients to increase mobility, exibility, coordination, and
strength of the legs and the arms/hands as well as the overall endurance for improving the self-care
ability in daily-living-activities (e.g. dressing, household, climbing stairs).
Methods: 46 HD patients (22 female); median age 62,0 [28- 85years], 59% >60 years trained twice week-
ly over 26 weeks, median participation 80 %. e quality of the training were gymnastic exercises with
each 20% coordination and exibility, 34% leg and 26% arm/hand strength training, and 48% bedside
ergometry. Before start and after the end of the study period a „Timed-Stand-up-and-Go“ test, a „1-Min-
Sit-to-Stand-to-Sit“ and a maximum bicycle ergometer test were performed.
Results: After the training period (each signicantly p<0.05) the “Stand-up-and-Go” time decreased
by 18% (median, ranges 0.8% -42.7 %), the number of repetitions during the “1-Min-Sit-to-Stand” test
increased by 13.5% (ranges -1 % - 35.7 %), and the maximum ergometer capacity increased by 16.7%
(ranges 0% -41.4%). - ere was a positive correlations (r2= 0.145,0.144,0.150, resp.) to the individual
training time.
Conclusions: Gymnastic exercises are able to improve the functional capacity for daily-living-activities
in an individualized and dose-depended quantity, and leads to increased capacity of self-care and self-
condence, and helps to reduce co-morbidities. - Basic tests of functional capacity seems to be as impor-
tant as laboratory or clinical tests for controlling the long-time eects of dialysis treatment. erefore,
an structured training during dialysis should be integrated into the routine of comprehensive care in
CKD and RRT patients.
Abt. Sportmedizin, Institut für Sportwissenschaften, Goethe Universität, Frankfurt am Main
Referat Nr. 65, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00): Referat Nr. 66, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 68, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):Referat Nr. 67, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
ABSTRACTS fReiTAgnAChmiTTAg, 05.10.12
214 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Mobilisation und Funktionveränderungen von
Vorläuferzellen nach exzentrischen Laufbandbelastungen
Einfluss einer Langzeit Blutlagerung auf die
Membranstabilität von Erythrozyten
Akute Belastungen verzögern die Apoptose von
Granulozyten in Abhängigkeit von G-CSF
S-Nitrosylierung erythrozytärer Proteine in Abhängigkeit
der RBC-NOS
Krüger K, Pilat C, Mooren FC
Krehan S, Friederichs P, Bloch W, Grau M
1Mooren FC, 2Völker K, 1Krüger K
1Pauly S, 2Walpurgis K, 2evis M, 1Bloch W, 1Grau M
Exzentrische Belastungen führen zu Mikrotraumen in der Muskulatur, die Reparatur- und Adaptations-
prozesse in der Nachbelastungsphase einleiten. Jüngere Studien geben Hinweise darauf, dass an diesen
Regenerations- und Anpassungsprozessen auch mobilisierte hämatopoetische (HPCs) und endotheliale
Vorläuferzellen (EPCs) beteiligt sind. Das vorliegende Projekt hat zum Ziel, die Auswirkung exzentri-
scher Laufbandbelastungen auf die Quantität und Funktion von Vorläuferzellen zu untersuchen und
Zusammenhänge zu Muskeldestruktions- und Inammationsmarkern zu analysieren.
10 untrainierte Probanden (Alter [Jahren] 24,4±1,1, BMI [kg/m²] 23,8 ±1,4, rel. VO2max. 46,8 ±3,2) ab-
solvierten nach einer Leistungsdiagnostik eine intensive Bergab-Ausdauerbelastung auf dem Laufband
bei einer Intensität entsprechend 80% der VO2ma x. Jeweils vor, nach, 3h nach, 24 nach und 48 Stunden
nach den Belastungen wurden Blutproben gewonnen. Nach einer Erythrozytenlyse wurden die Zellen
mit Antikörpern gegen CD45 (PC5), CD34 (FITC) und CD309 (VEGFR-2/KDR, PE) bel aden und mittels
Durchusszytometer analysiert. Magnetic Nanoparticles dienten zur Selektion CD34-positiver Zellen,
welche kultiviert und deren Colony Forming Units ausgezählt wurden. Zu allen Zeitpunkten wurde wei-
terhin die Maximalkraft der Extremitäten, das subjektive Schmerzempnden, das hsCRP, die CK, das
VEGF, das SDF und MCP-1 sowie IL-6, IL-8 und TNF-alpha erfasst.
Nach der exzentrischen Belastung kam es zu einem signikanten Anstieg der HPCs (CD45+, CD34+)
direkt bis 24h nach Belastung sowie der EPCs (CD45-, CD34+, CD309+) bis 48 Stunden nach Belastung.
Zu den Zeitpunkten des Anstiegs war auch die Teilungsaktivität bezogen auf die Zellzahl im CFU-Ansatz
signikant erhöht. Gleichzeitig kam es zu signikanten Anstieg v on inammatorischen und Muskelde-
struktionsparametern, wobei positive Zusammenhänge zwischen HPCs und selektierten Muskelscha-
densmarkern ermittelt werden konnten.
Diskussion: Exzentrische Belastungen mobilisieren HPCs und EPCs und erhöhen deren Potential zur
Replikation. Möglicherweise haben Vorläuferzellen hier physiologische Funktionen in der Gewebe- und
Gefäßregeneration.(gefördert durch das BISP AZ IIA1-070113/1011).
Die Verformbarkeit von Erythrozyten (RBCs) ist ein essentieller Faktor zur Versorgung des Muskelge-
webes mit Sauersto und wird maßgeblich von der Aktivität der erythrozytären Stickstomonoxid-
Synthase (RBC-NOS) beeinusst. Ziel dieser Studie war es, die Membranstabilität der RBCs während
einer Blutlagerung zu messen und diesen Parameter als alternativen Indikator zur Risikoabschätzung
einer Bluttransfusion und zur Detektion von autologem Blutdoping zu etablieren.
Blut von 10 männlichen Probanden wurde antikoaguliert und die RBCs separiert. Di e RBCs wurden auf-
geteilt in (I) ein Erythrozytenkonzentrat und (II) eine Mischung aus RBCs und einer Nährlösung. Die
Membranstabilität von gelagertem und frischem Blut (FB) wurde über einen Zeitraum von acht Wochen
analysiert. Zusätzlich wurden Blutbilder und die L-Arginin Konzentration bestimmt. Der Nachweis über
die Aktivierung der RBC-NOS erfolgte immunhistoch emisch.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Membranstabilität sowie die Aktivierung der RBC-NOS von FB über den
gesamten Untersuchungszeitraum stabil waren. In den gelagerten Proben (I) und (II) blieben beide Pa-
rameter stabil bis zum 17. bzw. 21. Tag der Lagerung. Danach sanken beide Parameter signikant ab. Die
L-Arginin-Konzentration zeigte keine Veränderung. Die Blutbilder von FB wiesen keine Unterschiede
auf; Veränderungen zeigten sich bei (I) deutlicher als bei (II).
Zusammengefasst hat eine Blutlagerung ab der zweiten Lagerungswoche einen negativen Einuss auf
die Membranstabilität der RBCs was auf ein ansteigendes Zellvolumen, aber auch auf eine Abnahme der
RBC-NOS-Aktivität, unabhängig von der L-Arginin Konzentration, zurückzuführen ist.
Weitere Studien müssen zeigen warum die Aktivierung der RBC-NOS abnimmt, wie die Membranstabi-
lität zum Zwecke einer Bluttransfusion stabilisiert werden und wie sie als Parameter für die Dopingana-
lytik eingesetzt werden kann.
Intensive Belastungen induzieren Apoptose in Lymphozyten. Bisher ist wenig bekannt, inwiefern auch
die Apoptose von Granulozyten durch körperliche Aktivität beeinusst wird. Daher war das Ziel der
vorliegenden Studie zu untersuchen, inwiefern die Anzahl der apoptotischer Granulozyten durch
unterschiedliche Belastungsformen verändert wird und welche molekularen Mechanismen dem
zugrunde liegen.
In der vorliegenden Arbeit wurde bei innerhalb der Granulozytenpopulation der Prozentsatz apoptoti-
scher Zellen nach einem Marathonlauf, einer konzentrischen Ausdauerbelastung, einer exzentrischen
Ausdauerbelastung sowie einem moderaten und intensiven Krafttraining untersucht. Die Messung der
Apoptose erfolgte mittels Annexin V Markierung im Durchusszytometer. Gleichzeitig erfolgt die Ana-
lyse von apoptose-relevanten Oberächenmolekülen (Fas Rezeptor und Ligand), des mitochondrialen
Membranpotential (MMP) sowie eine Messung des intrazellulären freien Kalziums und des Glutathione-
status mittels Spektrouometrie. In einem folgenden „in vitro“ Ansatz wurden frisch isolierte Granuloyz-
ten selektiv mit Serumkorrelaten der Marathon bzw. Krafttrainingsbelastungen inkubiert, um potentielle
Signalmoleküle zu analysieren.
Nach allen intensiven Belastungen kam es zu einer signikanten Reduktion der Granulozyten-Apoptose
(p <0,05). Die Verzögerung der Apoptose wurde von einer Erhöhung der intrazellulären Kalziumtransi-
enten sowie verringerten Gluthatione-Level s begleitet. Es konnten keine Veränderungen der Fas-Expres-
sion sowie des MMP gezeigt werden. Im „in vitro“ Ansatz konnte eine Verzögerung der Apoptose durch
Inkubation in Serum gezeigt werden, welches nach Belastung gewonnen wurde. Gleichzeitig konnte
in der Zellkultur gezeigt werden, dass eine selektive Inkubation in G-CSF und C-reaktivem Protein die
Apoptose verzögert. Die besondere Bedeutung des G-CSF wurde dadurch deutlich, dass eine Zugabe
von einem G-CSF-Blocker die apoptose-verzögernden Eekte des Nachbel astungsserum s verhinderte.
Im Gegensatz zu den Lymphozyten induzieren intensive Belastungen in Granulozyten eine Verzögerung
der Apoptose. Dieser Prozesse könnte einen Beitrag zur Neutrophilie nach sportlichen Belastungen leis-
ten. Wichtige Mediatoren dieser Eekte scheinen das G-CSF sowie intrazelluläre Kalziumsignale und
Redoxsignale zu sein.
Stickstomonoxid (NO) stellt im vaskulären System ein wichtiges Signalmolekül dar und ist u.a. von
entscheidender Bedeutung bei der Regulation des vaskulären Tonus. NO wird im Erythrozyten durch
die erythrozytäre Stickstomonoxid-Synthase (RBC-NOS) gebildet, deren Aktivität u.a. während kör-
perlichem Training gesteigert wird. Eine erhöhte zelluläre NO-Konzentration wirkt sich positiv auf die
Verformbarkeit von Erythrozyten aus, wobei die zu Grunde liegenden Mechanismen nicht bekannt sind .
Es wird hypothetisiert, dass dies durch die S-Nitrosylierung von Zytoskelett-Proteinen geschieht, was
möglicherweise einen Schutzmechani smus darstellen könnte.
Ziel dieser Untersuchung ist es zum Einen, ein Nachweisverfahren zur Detektion S-nitrosylierter Protei-
ne im Erythrozyten zu etablieren. Mit diesem Verfahren soll dann eine RBC-NOS abhängige Bindung von
NO an erythrozytäre Proteine nachgewiesen werden. Die S-nitrosylierten P roteine werden im Anschluss
mittels LC-MS identiziert. Humanes Vollblut wurde mit NOS-Stimulantien und Inhibitoren, sowie
einem NO-Donor und einem NO-Fänger, als Kontrollen, inkubiert. Zur Detektion von S-nitrosylierten
Proteinen wurde ein Biotin-Switch-Assay durchgeführt. Im Anschluss wurden die Proteine aufgetrennt
und auf eine Membran übertragen. Die Banden wurden auf Röntgenlm abgelichtet. Auällige Banden
wurden aus einem separat gefärbten Gel ausgeschnitten, um die enthaltenen Proteine zu identiz ieren.
Nach semi-quantitativer Auswertung zeigte sich, dass eine Stimulation der RBC-NOS zu verstärkter und
eine Inhibition zu verringerter S-Nitrosylierung führt. Die LC-MS Analyse ergab, dass vor allem alpha-
und beta-Spektrin von dieser vermehrten bzw. verringerten S-Nitrosylierung betroen sind.
Die Ergebnisse belegen somit, dass die S-Nitrosylierung von Spektrin eine Art posttranslationaler Mo-
dikation darstellen könnte, durch die NO seinen Einuss auf die Erythrozyten-Verformbarkeit ausübt.
Diese Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung von RBC-NOS gebildetem NO.
Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer erapieansätze zur Behandlung von Mikrozirkula-
tionsstörungen herangezogen werden.
Abteilung für Sportmedizin, Giessen
Institut für molekulare und zelluläre Sportmedizin, Deuts che Sporthochschule Köln
1Abteilung für Sportmedizin, Giessen
2Institut für Sportmedizin, Münster
1Deutsche Sporthochschule Köln , Molekulare und Zelluläre Sportm edizin
2Deutsche Sporthochschule Köln , Inst. für Biochemie
Referat Nr. 69, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 71, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 70, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
Referat Nr. 72, Sitzung PO-4 (PP) (2012-10-05 16:00):
ABSTRACTS
SAMSTAGVORMITTAG, 06.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 215
Impfstatus jugendlicher Leistungssportler
in Schleswig-Holstein
Körperliche Leistungsfähigkeit von Jugendlichen mit
zystischer Fibrose und Diabetes mellitus
Belastbarkeit bei NachwuchsleistungssportlerInnen:
EBV-Serologien im Quer- und Längsschnitt.
Laufspezifische Vorbereitung und Überlastungsbeschwerden
bei Adoleszenten während eines Etappenlaufs
Noz J, Jetzke M, Weisser B
1,2Bartels J, 1Tegtbur U, 2Hildebra ndt U, 3Junge S, 1Kück M, 1Stein L
1Blume K, 2Homann D, 2Körber N, 2Dietrich K, 1Halle M, 1Wol fart h B
Peiderer S
Impfungen stellen ein qualitätsgesichertes und kostengünstiges Instrument in der Primärprävention
ausgewählter Infektionskrankheiten dar. Aufgrund des Zurückdrängens impfpräventabler Erkrankun-
gen durch erfolgreiche Impfprogramme sinkt in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Gefährlichkeit
dieser Erkrankungen. Gerade jugendliche Leistungssportler strahlen Vitalität und Stärke aus, sind durch
Training und Schule zeitlich stark belastet und haben im Alltag wenig Arztkontakte, so dass Impftermine
oft nicht wahrgenommen werden.
Von November 2011 bis einschließlich März 2012 haben wir die Impfausweise jugendlicher Leistungs-
sportler, die uns im Rahmen von Kaderuntersuchungen vorgestellt wurden, gesichtet. Die Dokumente
wurden anhand der aktuellen Empfehlungen der STIKO (ständige Impfkommission) am Robert-Koch-
Institut ausgewertet. Die Ergebnisse wurden mit denen aus dem Landesmodul Schleswig-Holstein der
KIGGS-Studie (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey) verglichen.
Im Beobachtungszeitraum wurden uns 70 jugendliche Leistungssportler im Alter von 13 -17 Jahren vor-
gestellt. 63 Athleten (90%) leg ten einen auswertbaren Impfausweis vor. Zwei Dokumente waren unvoll-
ständig, in fünf Fällen war der Ausweis nicht aundbar. Der Impfstatus Jugendlicher Leistungssportler
ist mit denen der Normalbevölkerung im gleich en Alterssegment vergleichbar. Von den 63 ausgewerte-
ten Dokumenten waren nur 16 (25,4%) v ollständig. So fehlte 35 Athleten (55,6%) die Meningokokken C
Impfung, 20 Athleten (32%) hatten keinen ausreichenden Schutz gegen Pertussis und von den Mädchen
hatten 9 (69%) keinen ausreichenden HPV-Schutz.
Alle Ärzte, die z.B. im Rahmen von Kader- oder Sporttauchlichkeitsuntersuchungen Kinder und Jugend-
liche betreuen, sollten über die aktuellen STIKO-Empfehlungen informiert sein. Die in d er Erwachsenen-
medizin gängige Praxis: "alle 10 Jahre Tetanus und Diphterie aurischen", ist in dieser Altersstufe nicht
anwendbar. Gerade für einen Leistungssportler kann z.B. eine Pertussis-Erkrankung (Synonym: 100 Tage
Husten) schon ein Karriere-Knick bedeuten.
Diabetes mellitus (DM) ist heute die häugste Komorbidität von zystischer Fibrose (CF). Cystic Fibrosis
Related Diabetes (CFRD) ist gegenüber Typ 1- und Typ 2-Diabetes als eigenständiges Krankheitsbild
abgegrenzt und geht mit einer vermehrten Morbidität und Mortalität einher.
CF-Patienten haben eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit. Um einen möglichen Einuss von
DM auf die maximale körperliche Leistungsfähigkeit (MKL) von Jugendlichen mit CF zu testen, wur-
den im Rahmen der Studie „Körperliche Aktivität und Sport bei Kindern und Jugendlichen mit Muko-
viszidose“ an der MHH bei 10 Patienten mit CFRD (11,5-17 Jahre) BMI Z-Score, körperliche Aktivität
(Sensewear-Armband und Aktivitätsfragebogen), FEV1 und MKL bestimmt und mit den Daten von
Patienten, die nur an CF erkrankt sind (Kontrolle), verglichen. Die Kontrollgruppe (n= 10) wurde aus 170
CF-Patienten nach folgenden Kriterien gematcht: Alter zum Zeitpunkt des Tests, Geschlecht und Gene-
tik. Die MKL wurde auf einem Fahrradergometer nach dem Godfrey-Protokoll bestimmt und als % der
erwarteten Leistung angegeben. Die Gruppen unterschied en sich nicht im BMI Z-Score (-0,4 ±1,0 bzw.
-0,3± 0,5), der metabolischen u nd der körperlichen Aktivität (METs, Anzahl der Schritte/Tag, Schulsport/
Tag). Die MKL war in der CFRD niedriger (79,9± 13,7%) als in der CF-Gruppe (102,8 ±15,6 %; p= 0,003),
während die FEV1 in der CFRD-Gruppe im Trend, aber nicht signikant niedriger war (70,8± 22,8% vs.
85,4± 19,8%; p =0,095). Die MKL korrelierte mit der FEV1 (r =0,425; p =0,001). Da sich die beiden Grup-
pen bis auf das Vorliegen eines DM nicht unterschieden, ist zu vermuten, dass die geringere MKL in der
CFRD-Gruppe auf das Vorhandensein eines DM zurückzuführen ist.
Durch gezieltes körperliches Training könnte die MKL der CFRD-Patienten verbessert und eine Diabe-
tes-bedingte Gesundheitsverschlechterung bzw. Diabetesfolgeerkrankungen hinausgezögert werden.
Für die Planung einer individuellen Trainingsintervention ist eine aktuelle Bestimmung der MKL, z.B.
nach dem Godfrey-Protokoll, notwendig.
Nachwuchsleistungssport ist mit vielfältigen Anforderungen verbunden und kann unter Umständen
die Gesundheit negativ beeinussen. Für eine herabgesetzte Belastbarkeit werden häug Epstein-Barr-
Virus-Infektionen verantwortlich gemacht. Zur Objektivierung dessen und durch den bestehenden
Nachholbedarf von medizinischen Kenngrößen im Nachwuchsbereich sind prospektive Studien syste-
matischer Gesundheitsuntersuchungen notwendig.
Im Rahmen einer großen prospektiven Vergleichsstudie wurden 245 NachwuchsleistungssportlerInnen
(m= 150, w=95; Alter: 13,7 Jahre) rekrutiert. Das Kollektiv wird dabei über drei Jahre mehrmals jähr-
lich in Bezug auf Leistungs-, Belastungs- und Infekt- bzw. Immunparameter untersucht. Dazu werden
Serumproben entnommen und IgG- und IgM-Antikörper-Titer im ELISA-Verfahren detektiert und IgG-
Antikörper mittels Immunoblot-Analyse dierenziert.
Bei der initialen Bestimmung des EBV-Serostatus (n= 237) wurden 87 negative und 141 abgelaufene Fälle
gefunden. Ein signikanter alters- (p =0,797) oder geschlechtsspezischer Unterschied (p = 0,175) konn-
te dabei nicht aufgezeigt werden. Neun Fälle wiesen das Bild einer Primärinfektion oder einer serologi-
schen Reaktivierung auf. Nach einem mittleren Verlauf von vier Monaten (n= 162) konnte in sechs Fällen
das serologische Bild einer Primärinfektion gefunden werden. Die EBV-spezischen IgG-Titer zeigten im
Längsschnitt Unterschiede in Abhängigkeit zum Saisonzeitpunkt auf (Fußball: Vorbereitung 195,8 U/
ml vs. Trainingsintensivierung 160,3 U/ml, p= 0,029; Volleyball: Vorbereitung 212,4 U/ml vs. Wettkampf
257 U/ml, p =0,04).
Die Ergebnisse zeigen auf, dass 63,3% der Nachwuchsathleten zu Beginn der Untersuchung bereits
eine Primärinfektion mit EBV hinter sich hatten. Neben den im Querschnitt gefundenen signikan-
ten sportartbezogenen Unterschieden konnten zudem intraindividuelle Änderungen der IgG-Titer im
Saisonverlauf aufgezeigt werden. Dies könnte als mögliches Zeichen einer veränderten Immunkompe-
tenz gegenüber Epstein-Barr-Viren gewertet werden. In weiteren Analysen werden dazu sowohl klini-
sche, physiologische und sportpsychologische Parameter als auch das sportartspezische Training in
Betracht gezogen.
Einleitung: Laufassoziierte Überlastungsbeschwerden sind bei regelmäßig trainierenden Ausdauerläu-
fern wie z.B. bei Marathonläufern gut untersucht. Bei Heranwachsenden, insbesondere solchen ohne
laufspezische Vorerfahrung gibt es hierzu nur wenige Daten.
Problemstellung: Im Rahmen eines Schuljubiläums liefen 14 Gymnasiasten (Alter 17,6 y, 7 w, 7 m) einen
Staellauf in 6 Tagen von Lörrach über die Alpen nach Venedig. Da nur ein Teil der Schüler ein regel-
mäßiges Ausdauer-Lauftraining in der Anamnese aufwies, stellte sich die Frage, ob eine laufspezische
Vorbereitung einen protektiven Eekt auf laufassoziierte Überlastungsbeschwerden hat.
Methodik: Die Schüler wurden nach laufspezischer Vorbereitung in 2 Gruppen eingeteilt. Regelmäßige
Läufer (RL, n= 5) und Nicht-Regelmäßige Läufer (NRL, n= 9). Bevorzugte Sportarten bei NRL waren: 5 x
Fußball, 3x Turnen, 1 x Kampfsport. Darüber hinaus wurden anthropometrische Daten und eine Ver-
letzungsanamnese erhoben. Laufdistanz, Laufgeschwindigkeit und Anstieg während des Etappenlaufs
wurden individuell (GPS-Uhr) gemessen, subjektive Anstrengung (BORG-Skala) und Beschwerden nach
Belastung erfragt.
Ergebnisse: Die durchschnittliche spezische Laufvorbereitung 1 Jahr vor Ereignis lag in RL bei 20km/
Wo (NRL: 0km), in den 8 Wochen vor dem Lauf bei 30km/Wo (NRL: 8,6km) und in der letzten Wo-
che davor bei 28km/Wo (NRL: 7,3km). BMI bei RL: 20,87kg/m2; NRL 21,06kg/m2. Insgesamt wurden
719,95km zurückgeleg t (Durchschnittliche Laufgeschwindigkeit: 4:55 min/km, Gesamtanstieg: 9135m).
RL liefen im Durchschnitt insges. 54,73km, NRL insges. 49,59 km. Subjektive Anstrengung nach Borg für
RL: 12,8, für NRL: 11,8. Laufassoziierte Überlastungsbeschwerden betrafen v.a. Knie (Patellofemorales
Schmerzsyndrom, Iliotibiales Bandsyndrom, Traktionstendinitis), Unterschenkel und oberes Sprungge-
lenk. Beschwerden bei NRL waren mit 59% etwa doppelt so häug, wie bei RL (30 %).
Diskussion: Die Beobachtung zeigt, dass es im Hinblick auf primäre Präventionsstrategien auch bei
allgemein sportlichen Jugendlichen sinnvoll erscheint, eine lang fristige laufspezische Vorbereitung im
Hinblick auf ein solches Unternehmen zu empfehlen.
Abteilung Sportmedizin, Institut für Sportwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität
zu Kiel
1Institut für Sportmedizin, Medizinische Hochschule Hannover
2Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
3Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, Medizinischen
Hochschule Hannover
1Klinikum rechts der Isar, TU München
2Abteilung Klinische Virologie, TU München
Praxis Dr. Peiderer
Referat Nr. 73, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 75, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 74, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 76, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
ABSTRACTS SAMSTAGVORMITTAG, 06.10.12
216 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Evaluation eines therapeutischen Reitprogramms in der
pädiatrischen Onkologie
Effekt des Aquatrainings auf Reaktionszeit bei
ADHS-Kindern
Validierung eines Systems zur Entwicklung der
allgemeinen aeroben Ausdauer im Schulsport (AERO-S)
Der Zusammenhang von körperlicher Leistungsfähigkeit
und körperlicher Aktivität bei Kindern
Beulertz J, Rudo V, Bloch W, Baumann F
1Chan YS, 2Jang JT, 3Pakzad-Mayer, Y, 4Ho CS
1Schneider F, 2Custoza G, 2Hildebrandt U, 2Predel HG
Uhlenbrock K, Fromme A, orwesten L, Völker K
Eine Krebserkrankung im Kindesalter und die damit zusammenhängende erapie sind immer mit spe-
zischen Spätfolgen verbunden. In diesem Kontext zeigt die aktuelle Studienla ge einen positiven Eekt
bewegungstherapeutischer Interventionen. Weiterhin sind positive physische, psychische und soziale
Auswirkungen pferdgestützter Interventionen bei pädiatrischen Patienten mit anderen Krankheitsbil-
dern bereits bekannt.
Mittels schriftlich-explorativer Befragung im Querschnittdesign (KINDLR, SF-36, Fragebogen zur Reit-
therapie) wurden die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die Auswirkungen des therapeutischen
Reitens von 12 onkologisch erkrankten Kindern sowie 4 Geschwisterkindern, die an einem bereits beste-
henden therapeutischen Reitprogramm teilnehmen, untersucht.
Das therapeutische Reitprogramm wirkt sich positiv auf den physischen, psychischen und sozialen Zu-
stand krebskranker Kinder sowie deren Geschwister aus. Dabei sind positive Eekte in erster Linie auf
das Selbstvertrauen (bei 88% aller Kinder), das Körpergefühl (bei 100% aller Kinder) und verschiedene
Bereiche der körperlichen Leistungsfähigkeit (Ausdauer: 82%, Kraft: 76%, Koordination: 85 %, Beweg-
lichkeit: 88%) zu erkennen. Bereits im Verlauf einer erapieeinheit zeigt sich eine Verbesserung der
Bendlichkeit um 33%, die auch nach Ende d er erapieeinheit anhält.
Da eine pädiatrische Krebserkrankung immer eine Herausforderung für die ganze Familie darstellt, wer-
den durch die Einbindung der Geschwister nicht nur die familiären Bindungen gestärkt, sondern auch
die durch die Erkrankung bedingte Rollenver teilung positiv beeinusst. Weiterhin zeigen die vielfältigen
positiven Eekte, dass das therapeutische Reiten eine ganzheitliche, individualisierte Behandlungsme-
thode darstellt, die auch als dauerhafte, rehabilitative Methode eingesetzt werden kann und mit der
ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der pädiatrisch-onkologischen Versorgungsstruktur geleistet
werden kann.
Literatur
Rudo, V. (2011): erapeutisches Reiten für Familien mit krebskranken Kindern. Saarbrücken: VDM Dr.
Mül ler.
Einleitung: Heutzutag wird es angenommen, dass bei ADHS eine Störung der exekutiven Funktionen
besteht. Die Kernszstemptomatik von ADHS zeigt ein durchgehendes Muster von Unaufmerksamkeit,
mangelnder Impulskontrolle und motorische Steuerungsprobleme. In der vorliegenden Studie soll un-
tersucht werden, wie ein Aquatraining die Re aktionsfähigkeit von ADHS-Kindern beeinusst.
Methodik: An dieser Studie nahmen insgesamt 16 Jungen mit ADHS (8,0± 0,8 Jahre) teil. Die Jungen ab-
solvierten 8 Wochen lang, zweimal in der Woche ein 90-minütiges Aquatraining. Das Aquatraining ist
ein Trainingsform von Ausdauertraining mit multiple Sensory Integration aus dem Wasser. Diese Unter-
suchung wurde mit einer optischen Reaktionsmessgeräte durchgeführt, um die einfache Reaktionszeit
und Wahlreaktionszeit zu berechnen.
Ergebnis: Die Auswertung der Daten der Wahlreaktionszeit (vorher: 942± 256 ms; nachher: 810 ±191 ms,
p< 0,01) ergaben eine signikante Verbesserung nach 8 -wöchigem Aquatraining, aber nicht bei der ein-
fachen Reaktionszeit (vorher: 727± 185 ms; nachher: 701 ±208 ms, p > 0,05).
Diskussion: Die Messung der Reaktionszeit wird auch als Messung der Geschwindigkeit von Informati-
onsverarbeitungsprozessen bezeichnet. Als Ergebnis konnte ein positiv Einuss die körperliche Aktivität
auf die exekutiven Funktionen nachgewiesen werden. Es wird vermutet, dass das Aquatraining die selek-
tive Aufmerksamkeit bei den ADHS-Kindern ezient verbessert wird.
Die im Schulsport üblichen Trainings- und Teststrecken zwischen 800 und 3000 m (inkl. Cooper-Test)
provozieren größtenteils zu hohe laktazide Beanspruchungen, um gesundheitlich wirksame Reize zu
setzen bzw. um die Grundlagenausdauer zu trainieren (Pahlke et al., 1981; Schneider et al., 2009). Das in
Schneider (2012) explizierte Trainings- und Testsystem zur Entwicklung der aeroben Ausdauer im Schul-
sport (AERO-S) wurde in der präsentierten Studie anhand der Meßgrößen Laktat und Herzfrequenz bzgl.
seiner Validität überprüft. Außerdem wurden die Parameter „Laufgeschwindigkeit“ und „subjektives Be-
lastungsempnden" (nach BORG) ermittelt. Insgesamt unterzogen sich 111 Schüler und 117 Schülerin-
nen der 6.,8., 10. und 12. Jahrgangsstufe dem Trainings- und Testverfahren. Nach standardisierter Anwei-
sung absolvierten die Probanden vier Trainingseinheiten mit ansteigendem Belastungsumfang. Im Test
führten die Schüler und Schülerinnen einen Lauf auf der höchsten Leistungsstufe in Abhängigkeit ihres
Alters aus, d.h., einen 15-, 25-,35- und 45 minütigen Lauf.
Die große Mehrheit (85,6% der Jungen und 79,5 % der Mädchen) belastete sich dominant aerob (unter-
halb bzw. an der anaeroben Schwelle). Davon erreichten 43,2% der Schüler und 26,5 % der Schülerinnen
Laktatkonzentrationen unter 2mmol/L, was insgesamt auf gesundheitsförderliche Beanspruchungen
hinweist. Gestützt wird dieser Befund zum einen durch mittlere Herzfrequenzwerte zwischen 155 und
166 [S/min] bei den Jungen bzw. 164 und 171 [S/min] bei den Mädchen sowie zum anderen durch
Borg-Werte im Mittel zwischen 11,0 und 11,7 ( Jungen) bzw. 11,5 und 12,6 (Mädchen) als Ausdruck des
subjektiven Belastungsempndens im Bereich von „locker“ bis „ein wenig hart“. In allen Jahrgangsstufen
absolvierten die Schülerinnen den AERO-S-Lauft est mit geringerer Laufgeschwindigkeit als die Schüler.
Das präventiv orientierte System zur Schulung der allgemeinen aeroben Ausdauer und Üb erprüfung der
aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit (AERO-S) hat sich im Test als sehr valide erwiesen, zumal es sich
hier um eine einmalige Durchführung und nicht um eine systematische und wiederholte Anwendung im
Verlaufe der gymnasialen Schulzeit handelte.
Während bei Erwachsenen ein Zusammenhang zwischen Alltagsaktivität und körperlicher Leistungs-
fähigkeit gegeben ist, ist die Herleitung eines solchen Zusammenhangs im Kindesalter problematisch:
Während die körperliche Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter ansteigt, nimmt die körperliche
Aktivität stetig ab. Weitere Kovariaten, wie z.B. der BMI, weisen vielschichtige wechselseitige Korrelatio-
nen auf, was bei Nichtberücksichtigung leicht zu Fehlinterpretationen führen kann.
Solche wechselseitigen Korrelationen werden bei der Strukturgleichungsmodellierung berücksichtigt
und die Faktoren entsprechend ihrer direkten oder indirekten statistischen Zusammenhänge in ein Er-
klärungsmodell integriert.
1020 Schülerinnen und Schüler (6 -18 Jahre) wurden im Rahmen der MAAS Studie untersucht. Die Prä-
diktorqualitäten der Parameter Alter, Geschlecht, wöchentlicher Sportumfang, Fitness-Score (gebildet
aus Ausdauer, Kraft und Gleichgewicht) und BMI für die Alltagsaktivität (Schritte/Tag) wurden in einem
Strukturgleichungsmodell zusammengefasst. Mit χ²/d.f = 0,177und RMSEA = 0,000 liegt ein sehr gutes
Modell-Fit vor.
Die Ergebnisse des Strukturgleichungsmodells zeigen, dass das Lebensalter der Probanden mit 37 % die
höchste Varianzaufklärung für das ermittelte Strukturmodell der Alltagsaktivität besitzt. Geschlecht,
wöchentlicher berichteter Sportumfang und Fitness-Score trugen mit 13 %, 11% und 9 % zur Varianzauf-
klärung bei. Der BMI wurde nach den Berechnungen nur als Kovariate beibehalten. Eine weit erführende
Analyse zeigte, dass von den drei getesteten sportmotorischen Fähigkeiten (Ausdauer, Kraft, Gleichge-
wicht) nur die Ausdauer Prädiktorqualitäten für die Alltagsaktivität besitzt. Die Parameter Kraft und
Gleichgewicht erwiesen sich im P fadmodell nur als Kovariaten.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Alter bei der Beurteilung der Alltagsaktivität von zentraler Be-
deutung ist und Altersgruppierungen in Aktivitätsstudien für dierenzierte Betrachtungen möglichst
homogen gewählt werden sollten. Die Daten lassen einen direkten Rückschluss von der körperlichen
Leistungsfähigkeit auf die im Alltag praktizierte Aktivität bei Kindern und Jugendlichen nicht zu.
Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin,
Abteilung molekulare und zelluläre Sportmedizin
1Department of Special Education, National Taipei University of Education
2Institute of Sports Training Science, National Taiwan Sport University
3Graduate Institute of Coaching Science, National Taiwan Sport University
4Graduate Institute of Sports Science, National Taiwan Sport University
1Institut für Sport und Sportwissenschaft, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
2Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
Universitätsklinikum Münster, Deutschland
Referat Nr. 77, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 79, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 78, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 80, Sitzung PO-5 (PP) 2012-10-06 09:00):
ABSTRACTS
SAMSTAGVORMITTAG, 06.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 217
Einfluss von familiären Risikofaktoren auf den Ruhe- und
Belastungsblutdruck bei 12- 17 Jährigen
Feinmotorische Leistungsfähigkeit herzkranker Kinder/
Jugendlicher im Vergleich zu Gleichaltrigen
Beeinflusst die sportliche Aktivität von Eltern die
körperliche Aktivität ihrer Kinder?
Körperliche Aktivität von Kindern im Vorschulalter sowie
potenzielle Einflussfaktoren
Hacke C, Weisser B
1Schmitz S, 1Wehfer S, 1Mauch E, 2Schickendantz S, 3Dordel S, 2Sreeram N, 2Brockmeier
K, 1Bjarnason-Wehrens B
Fischbach N, Kobel S, Kettner S, Drenowatz C, Steinacker JM
Manz K, Graf C
Da ein erhöhter Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen wahrscheinlich bis ins Er wachsenenalter per-
sistiert, bestimmt er die gesundheitliche Prognose wesentlich mit. Neben dem Einuss des Lebensstils
spielen familiäre Faktoren bei der Genese der arteriellen Hypertonie eine Rolle. Ob sich elterliche Risiko-
faktoren stärker auf den Blutdruck in Ruhe oder unter Belastung des Kindes auswirken, war Gegenstand
der Untersuchung.
In der Kieler Kinder EX.PRESS. Studie (Exercise and Pressure) wurde der Ruhe- und Belastungsblutdruck
bei 12 -17 Jährigen an Schulen im Raum Kiel gemessen (n =283). Der Blutdruck während Belastung wur-
de mittels Fahrradergometrie bei 1,5W/kg KG erfasst. Übergewicht und Hypertonie sowie Tabakkonsum
der Eltern sind über einen Fragebogen ermittelt worden.
Der systolische Ruhe- und Belastungsblutdruck der Kinder mit familiärer Hypertonie (31%) la g im Mittel
4mmHg höher al s bei Kindern mit negativer Anamnese (p< 0,05). Heranwachsende, die dem Passivrauch
ihrer Eltern ausgesetzt waren (36%), zeigt en einen 5 mmHg (p<0,01) hö heren systolischen Ruhe- bzw.
8mmHg (p < 0,001) höheren Belastungsblutdruck. Übergewicht der Eltern (63%) machte ausschließlich
unter Belastung einen 5mmHg hö heren systolischen Blutdruck bei deren Kindern aus (p< 0,05). Gleich-
zeitiges Rauchen und Übergewicht bei den Eltern führte zu einem im Mittel 5 mmHg höheren systoli-
schen Ruheblutdruck sowie 9 mmHg höheren systolischen Belastungsblutdruck (p <0,01). Lag zusätz-
lich noch eine familiäre Hypertonie vor, summierte sich dieser Eekt auf 6mmHg für den systolischen
Ruheblutdruck (p <0,05) bzw. 13 mmHg für den systolischen Belastungsblutdruck (p <0,01).
Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass sich Passivrauchen, familiäre Hypertonie und elterliches Über-
gewicht im Vergleich zum Ruheblutdruck stärker oder teilweise ausschließlich auf den Blutdruck unter
Belastung auswirken. Der blutdrucksteigernde Eekt addierte sich zusätzlich, wenn die se Risikofaktoren
gebündelt vorlagen. Die Studie zeigt, dass ähnlich wie bei Erwachsenen der Belastungsblutdruck bei
Jugendlichen möglicherweise eine stärkere Bedeutung hat als der Ruheblutdr uck.
Ziel der Studie war die Evaluation der feinmotorischen Entwicklung von Kindern mit angeborenen Herz-
fehlern im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen.
Die Stichprobe umfasste 83 Kinder im Alter von 10,00-14,99 Jahren (42 Jungen, 41 Mädchen, 12,5 ±1,4
Jahre) mit einer großen Bandbreite angeborener Herzfehler (HKK), welche mit einer repräsentativen Kon-
trollgruppe (KG) aus 137 gesunden Kindern (71 Jungen, 66 Mädchen, 12,3± 1,4 Jahre) verglichen wurde.
Die Testung erfolgte mit der Motorischen Leistungsserie (MLS, Version 24.00), einer auf faktoren-
analytischen Untersuchungen bezüglich feinmotorischer Fähigkeiten basierenden Testbatterie in einer
modizierten Kurzform nach Vassella (5 Subtests, Durchführung lediglich mit der Vorzugshand). Die
Bestimmung der feinmotorischen Fähigkeiten erfolgte anhand von fünf Faktoren. Die statistische Analy-
se erfolgte anhand von ein- bzw. mehrfaktoriellen Varianzanalysen.
Es zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen den Gruppen, wobei die HKK bei drei der berechneten
Faktoren besser abschneiden als die KG. Bezüglich des Faktors Zielgerichtetheit schneiden sie signi-
kant besser ab (p = 0,004). Die KG erreichte beim Faktor Geschwindigkeit Arm/Hand signikant bessere
Ergebnisse (p= 0,001).
Die HKK wurden in Abhängigkeit von Vorliegen und Schweregrad der Restbefunde in zwei Gruppen
unterteilt (A: keine/leichte Restbefunde, n = 46 und B: bedeutungsvolle/schwere Restbefunde, n = 24).
Kinder der Gruppe A erreichen im Faktor Zielgerichtetheit ein signikant besseres Ergebnis als die KG
(p =0,002), im Faktor Geschwindigkeit Arm/Hand erzielt die KG bessere Werte als die HKK der Gruppen
A und B (p =0,001).
Bei der dierenzierten Untersuchung des Faktors Alter erzielen die HKK ab Erreichen des 12. Lebensjahrs
bis auf den Faktor Geschwindigkeit Arm/Hand in allen Feinmotorikfaktoren bessere Werte als die KG.
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Dezite in der feinmotorischen Entwicklung herzkranker
Kinder, insbesondere im Zusammenhang mit bedeutungsvollen Restbefunden, die wir bei Kindern im
Grundschulalter nachweisen konnten vor allem mit Ende der feinmotori schen Ausdierenzierungspha-
se (ca. 11. Lj.) kompensiert bzw. überkompensiert wird.
Aktuelle Studien zeigen, dass eine Vielzahl von Kindern die empfohlenen Richtlinien von 60 Minuten
moderater bis intensiver körperliche Aktivität (kA) nicht erreichen. Zahlreiche biologi sche und umwelt-
bezogene Einussfaktoren auf die kindliche kA werden diskutiert. Allerdings gibt es derzeit noch wenig
Information über den Einuss von sportlicher Aktivität (sA) der Eltern auf die kA von Kindern.
Im Zuge der Baden-Württemberg Studie wurden 1943 Kinder (50,2 % Jungen) untersucht. Vollständige
Daten wurden von 1437 Kindern im Alter von 7,1 ±0,6 Jahren in die Analyse einbezogen. Körpergewicht
und Größe wurden erhoben, der BMI (kg/m²) und die BMI Percentilen (BMIPCT) errechnet. Die sA der
Eltern und die kA der Kinder wurden mithilfe eines Fragebogens erhoben. Eltern wurden in 3 Aktivitäts-
gruppen unterteilt: beide sportlich aktiv, einer sportlich aktiv, beide inaktiv. Unterschiede in der kindli-
chen kA und BMIPCT wurden mittels ANCOVA, justiert nach Alter und Geschlecht, analysiert.
Die Kinder erreichten die Richtlinien an 2,8± 1,7 Tagen in einer Schulwoche. Jungen erreichen die 60
Minuten signikant häuger als Mädchen (2,95± 1,7 vs. 2,53 ±1,6). Bei 44,1% der Kinder sind beide Eltern
sportlich aktiv, ein Elternteil ist in 27,7% der Fälle sportlich aktiv, und bei 28,3% der Kinder sind beide
Eltern inaktiv. Kinder von aktiven Eltern weisen signikant niedrigere BMIPCT auf als Kinder mit einem
oder zwei sportlichen Elternteil/en. Allerdings konnten keine signikanten Unterschiede bei der kind-
lichen kA gezeigt werden.
Die aufgezeigte kA der Kinder stimmt mit der derzeitigen Literatur überein. Obwohl Kinder von sport-
lichen Eltern einen niedrigeren BMI aufweisen, traten keine Unterschiede in der kindlichen kA auf. Ein
Grund dafür könnte ein besseres Einschätzungsvermögen der sportlich aktiven Eltern bzgl. der kindli-
chen kA sein und eine Überschätzung der kA ihrer Kinder bei inaktiven Eltern. Eine objektive Erfassung
der körperlichen Aktivität könnte eventuell zu anderen Ergebnissen führen. Möglich ist auch, dass eine
generell gesündere Lebensweise von sportlichen Eltern Einuss auf den BMI der Kinder hat, ohne den
natürlichen Bewegungsdrang der Kinder zu beeinussen.
Bereits bei Kindern im Vorschulalter zeigt sich eine hohe Prävalenz an Übergewicht. Die Entstehung von
Übergewicht wird von lebensstilbedingten Faktoren beeinusst. Derzeit können kaum Aussagen über
den Lebensstil von Kindern im Vorschulalter gemacht werden, da die wenigen vorliegenden Studien
heterogene Ergebnisse liefern.
Ziel der Untersuchung ist eine Erhebung des Lebensstils von Kindern im Vorschulalter und die Identi-
kation potenzieller Einussfaktoren.
Es wurden Daten von 576 Kindern (53,6% männlich) zwischen 0-6,8 Jahren per Elternfragebogen er-
hoben sowie die anthropometrischen Daten gemessen (Alter: 3,0±1,7 Jahre, BMI: 16,1±2,1 kg/m²). Die
Untersuchung erfolgte in 11 Kölner Kinderarztpraxen. Bei 43,7% der Kinder lag ein Migrationshinter-
gr und v or.
Der mittlere BMI der Kinder betrug 16,1±2,1 kg/m². Insgesamt waren die Kinder durchschnittlich
73,2±81,5 Min./Tag körperlich aktiv. Der Anteil der Kinder, die angeleitet körperlich aktiv waren, lag bei
64% und im Mittel 8,7±10,3 Min./Tag.
Kinder mit Migrationshintergrund hatten einen signikant (p=0,007) höheren BMI von durchschnitt-
lich 16,3±2,3 kg/m² (kein Migrationshintergrund: 15,8±1,8 kg/m²). Zusätzlich bewegten sie sich mit
63,9±69,7 Min./Tag signikant weniger (kein Migrationshintergrund: 81,6±89,7 Min./Tag, p=0,028, ad-
justiert nach BMI der Kinder und Bildungsniveau der Eltern). Ferner zeigte sich, dass Kinder, die sich
häug im Freien bewegten, signikant mehr körperlich aktiv waren (p=0,000). Weder der BMI und der
Medienkonsum des Kindes noch das Bildungsniveau und das körperliche Aktivitätsniveau der Eltern
hatten einen Einuss auf das Bewegungsverhalten der Kinder.
Insgesamt erreichten die Kinder mit durchschnittlich 73,2±81,5 Min. körperlicher Aktivität/Tag Bewe-
gungsempfehlungen der NASPE (2009) von 90-120 Min./Tag nicht. Ebenso lag die mittlere angeleitete
Bewegungszeit mit 8,7±10,3 Min./Tag deutlich unter den Empfehlungen.
Das niedriger körperliche Aktivitätsniveau und der höhere BMI der Kinder mit Migrationshintergrund
zeigen, dass bereits bei Kindern im Vorschulalter dieser Gruppe ein gesundheitsgefährdender Lebensstil
verbreitet ist und angepasst Fördermaßnahmen notwendig sind.
Institut für Sportwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
1Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
2Klinik und Poliklinik für Kinderkardiologie, Universität Köln
3Institut für Schulsport und Schulentwicklung, Deutsche Sportho chschule Köln
Universitätsklinikum Ulm
Deutsche Sporthochschule Köln , Deutschland
Referat Nr. 81, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 83, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 82, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 84, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
ABSTRACTS SAMSTAGVORMITTAG, 06.10.2012
218 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Motorische Leistung und Bewegungsverhalten im
Einschulungsalter – Ergebnisse des Projektes KOMPASS
Vergleich von Alltagsaktivität zwischen normal- und
übergewichtigen Kindern (FITOC)
Die Belastungsintensität verschiedener Übungen des
fitnessorientierten Exergames „Active™
Auswirkungen des Therapeutischen Reitens auf die
motorische Leistungsfähigkeit herzkranker Kinder
Oelze J, Schuster B, Richter N, Schulz H
1,2Kreuser F, 1Röttger K, 1Gollhofer A, 2Korsten-Reck U
Schulz T, Oberhoer R, Bauer C
1Schmitz S, 2Schickendantz S, 3Dordel S, 2Sreeram N, 2Brockmeier K,
1Bjarnason-Wehrens B
Obwohl Sport und Bewegung zu den wichtigsten Freizeitbeschäftigungen im Kindes- und Jugendalter
gehören, nehmen Meldungen über ein verschlechtertes Bewegun gsverhalten der Heranwachsenden ste-
tig zu. Die sinkende motorische Leistungsfähigkeit stellt dabei nur eine Konsequenz dieser negativen
Entwicklung dar.
Das Projekt Komplexe Allgemeine Schuluntersuchung- KOMPASS- der TU Chemnitz mit dem Gesund-
heitsamt der Stadt Chemnitz untersucht die motorische Leistungsfähigkeit (DMT 6- 18), das Bewe-
gungsverhalten (Elternbefragung) und den Gesundheitsstatus (Schuleingangsuntersuchung) Chemnit-
zer Schulanfänger. Seit 2010 wurden bereits 2.774 Kinder (6,8± 0,4 Jahre, BMI 15,5± 1,8 kg/m2) motorisch
getestet und 2.035 Eltern befragt.
Die motorische Leistungsfähigkeit der Schulanfänger lag im Durchschnitt (Z-Wert 102,8± 6,7). In den
Testaufgaben 20m Sprint (4,8 ±0,4 s; Z-Wert 99,1 ±9,0), seitliches Hin- und Herspringen (17,4 ±4,7 Sprün-
ge in 15s; Z-Wert 103,5± 11,3), Standweitsprung (1,13± 0,2m; Z-Wert 101,8± 10,7), Sit-ups (15,6±5,6 in
40s; Z-Wert 99,4± 8,9), Rumpfbeuge (1,5± 5,8cm; Z-Wert 102,2± 10,2) und 6 min Lauf (857,4±119,4 m;
Z 101,6± 10,3) zeigten die Kinder durchschnittliche, beim Balancieren rückwärts (27,1± 9,4 Schritte;
Z-Wert 106,2±11,6) und den Liegestütz (11,5± 3,6 in 40 s; Z-Wert 108,4± 11,6) überdurchschnittliche
Leistungen (p<0,01). 61,3 % der Kinder waren in einer Sport- oder Bewegungsinstitution organisiert,
38,7% g ingen keiner sportlichen Tätigkeit nach. Zu den beliebtesten Angeboten gehört en der Sportver-
ein (29,8%) und die organisierten Bewegungsaktivitäten in der Kindertagesstätte (26,5%). O rganisierte
sportliche Aktivitäten wurden von den Heranwachsenden bis zu einer Stunde (20%), bis zu zwei Stunden
(20%) oder über zwei Stunden (23%) pro Woche wahrgenommen. 5,5 % der Einschüler nutzen in der
Woche weder Fernsehen noch Spielkonsolen, 67,3% bis zu einer Stunde am Tag und 25 % mehr als eine
Stunde täglich.
Der Negativtrend des kindlichen Bewegungsverhaltens konnte in dieser Untersuchung teilweise bestä-
tigt werden. Weiterführende Analysen werden zeigen, in welchem Maße tatsächlich gesundheitliche
oder motorische Probleme der betrachteten Population vorliegen .
Einleitung: Das Intervention Trial for Obese Children (FITOC) ist ein interdisziplinäres Programm für
übergewichtige Kinder (8- 11 Jahre). Das Programm beinhaltet 3 Bewegungsstunden sowie Ernäh-
rungsberatung und Verhaltenstherapie. Eines der größten Probleme von übergewichtigen Kindern ist
der Mangel an Alltagsaktivität und der Anstieg des Medienkonsums, verbunden mit vermehrt sitzender
Tätigkeit.
Methodik: Die Bewegung von übergewichtigen Kinder zu Beginn des FITOC Programms (n =52) und
normalgewichtigen (n =39) Kindern wurde mittels direkter Accelerometrie über 3 Wochen- und 2 Wo-
chenendtage aufgezeichnet. Die Daten wurden in eine „aktive“ und eine „passive“ Kategorie eingeteilt
sowie in 8 Unterkategorien.
Anthropometrische Daten (Gewicht, Größe, BMI, BMI-SDS) sowie ein Fragebogen zum Medienkonsum
wurden erhoben.
Ergebnisse: Normalgewichtige Kinder sind unter der Woche signikant weniger passiv (p= 0.000) als FI-
TOC Kinder und signikant mehr aktiv (p =0.001). Am Wochenende wurde kein Unterschied zwischen
den Kindern in ihrer passiven Zeit festgestellt. Normalgewichtige Kinder sind jedoch signikant aktiver
am Wochenende (p= 0.004). FITOC Kinder verbringen signikant mehr Zeit vor dem TV, Computer und
bei Videospielen (p =0.000).
Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass normalgewichtige Kinder eine hö here Alltags-
aktivität als übergewichtige Kinder aufweisen. Übergewicht ist mit höherem Medienkonsum verbunden
(Peart et al. 2011). Dies wird auch in der vorliegenden Studie bestätigt. FITOC ist ein wichtiger Ansatz
für übergewichtige Kinder, um Ihnen Freunde an der Bewegung zu vermitteln. Den Kindern soll durch
FITOC lang fristig ein gesünderer Lebensstil vermittelt werden (mehr körperliche Aktivität und weniger
Medienkonsum), um sie an das Aktivitätslevel von normalgewichtigen Kindern heran zu führen.
Einleitung: Fitnessorientierte Exergames für den Home Entertainment Bereich werden immer weiter
entwickelt. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Beschreibung dieser Exergames hinsichtlich ihrer
körperlichen Belastung und gesundheitlichen Wirkung auf Jugendliche sind selten. Ziele dieser Unter-
suchung war deshalb, die Belastungsintensität verschiedener Übungen des tnessorientierten Exerga-
mes „Active-Mehr Workouts“ (AMW) an Jugendlichen zu evaluieren und deren gesundheitsförderndes
Potential festzustellen.
Methode: 16 männliche Jugendliche (Alter 13 bis 18 Jahre) nahmen an der Untersuchung teil. Jeder
Teilnehmer durchlief eine 20 minütige Ruhemessung und drei Übungseinheiten des tnessorientierten
Exergames AMW in festgelegter Reihenfolge. Dabei wurden verschiedene kardiorespiratorische Belas-
tungsparameter über ein portables Spirometriesystem erhoben. Zur alters-, und entwicklungsspezi-
schen Darstellung der Belastungsparameter wurden die Teilnehmer in zwei Altersgruppen (AG)(AG2:
13- 15 Jahre; AG3: 16- 18 Jahre) eingeteilt und der Pubertätsstatus (PDS) mittels Fragebogen ermittelt.
Ergebnis: Während der Übungseinheiten des Exergames AMW traten durchschnittliche Herzfrequenzen
von 124,7 ±14,6 bpm (Step Aerobic C), 131,8 ±18,1 bpm (Sparring & Combo – Station 2) und 142,2 ±14,5
bpm (Langer Hindernisparcours) auf. Die evaluierten Belastungsparameter der Übungseinheiten zeig-
ten sich in einem moderaten bis intensiven Belastungsbereich (5,0± 0,9MET bis 6,6 ±0,9MET; 63,5 ±7,5 %
bis 72,4± 7,4% HRmax; 20,46± 3,23 bis 26,84 ± 2,68 ml*min-1*kgKG-1) und entsprechen den Gesund-
heitsempfehlungen für körperliche Aktivität der World Health Organisation (WHO) und des American
College of Sports Medicine (ACSM). Altersabhängige Unterschiede und pubertäts-spezische Zusam-
menhänge der Belastungsparameter, deren Ursachen in der körperlichen Belastung lagen, wurden nicht
festgestellt.
Diskussion: Auf dem evaluierten Belastungsniveau tragen die untersuchten Übungseinheiten zu Ent-
wicklung und Erhalt der allgemeinen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen bei. Sie helfen die kar-
diorespiratorische Fitness zu verbessern und das Körpergewicht zu reduzieren.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Evaluation der Auswirkungen einer einjährigen Interventi-
on mittels erapeutischen Reitens auf die Gesamtkörperbeherrschung und -kontrolle von Kindern mit
angeborenen Herzfehlern.
Die Stichprobe umfasste 19 Kinder (10 Jungen, 9 Mädchen, mittleres Alter 10,7± 1,4 Jahre) mit einer
großen Bandbreite angeborener Herzfehler. Die Testung erfolgte mit dem Körperkoordinationstests für
Kinder (KTK), welcher die Testaufgaben Rückwärts Balancieren (RB), Monopedales Überhüpfen (MÜ),
Seitliches Hin- und Herspringen (SH) sowie Seitliches Umsetzen (SU) beinhaltet. Die statistische Analyse
erfolgte anhand von t-Tests für gepaarte Stichproben.
Im Re-Test erzielten die Kinder generell bessere Ergebnisse in den Rohwerten der Einzelaufgaben. Signi-
kante Unterschiede ergaben sich in den Werten für Monopedales Überhüpfen (31,53 vs. 44,21 (p= 0,001))
und Seitliches Umsetzen (35,74 vs. 39,79 (p=0,000)). Anhand von Altersnormwerten wurde für jede
Aufgabe ein motorischer Quotient (MQ-Wert) auf Basis der erzielten Rohwerte bestimmt. Bis auf den
MQ-Wert für Seitliches Hin- und Herspringen, der im Re-Test etwas schlechter ausel, ergaben sich in
allen Aufgaben leicht verbesserte MQ-Werte. Signikante Unterschiede ließen sich hier jedoch nicht
feststellen, der MQ-Wert beim Seitlichen Umsetzen ist tendenziell besser (77,89 vs. 81,47 (p= 0,073)).
Die Ergebnisse deuten auf eine Verbesserungsmöglichkeit der Körperkoordination bei Kindern mit
angeborenen Herzfehlern durch erapeutisches Reiten hin. Zur umfassenden Beurteilung ist die Un-
tersuchung eines größeren Probandenkollektivs und der Vergleich mit einer entsprechenden Kontroll-
gruppe notwendig.
Technische Universität Chemnitz
1Institut für Sport und Sportwissenschaft Freiburg
2Universitätsklinik Freiburg, Abteilung für Rehabilitative und Präventive Sportmedizin
Technische Universität München
1Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
2Klinik und Poliklinik für Kinderkardiologie, Universität Köln
3Institut für Schulsport und Schulentwicklung, Deutsche Sportho chschule Köln
Referat Nr. 85, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 87, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 86, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 88, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
ABSTRACTS
SAMSTAGVORMITTAG, 06.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 219
Einfluss einer myofaszialen Intensivdehnung auf die
adaptive Kraft- und Dehnfähigkeit von Senioren
Blood lactate levels at rest: Normal values and
association with predominant type of exercise
Einfluss von Alter auf die Effektivität gezielter
Trainingsmaßnahmen bei sehr Alten nach Bypass-OP
Näherungsformel der Herzfrequenz-Laktat-Kurve (HLaK)
aktiver Personen anhand Laufbandergometrie
Heinke N, Ho M, Schaefer L, Bittmann F
Ahlgrim C, Prettin S, Röcker K
1,3Busch JC, 2Lillou D, 2Wittig G, 2Bartsch P, 2Will emsen D, 3Bjarnason-Wehrens B
1Schmidt P, 2Kuhn M, 1Walther A, 1Kasten P
Im Alter verringern sich Gleitfähigkeit und Elastizität myofaszialer Strukturen. Diese können die Funk-
tionalität der Muskulatur beeinträchtigen und ggf. Beschwerden verursachen. Derartige Bewegungs-
einschränkungen verstärken sich mit zunehmendem Alter. Mit unserer Pilotstudie soll diese ematik
mit Blick auf das Seniorenalter aufgegrien werden. Sie soll Information liefern, ob mit mobilisierenden
sporttherapeutischen Interventionen beweglichkeitssteigernde Eekte mit lebensqualitätsverbessern-
der Wertigkeit erzielt werden können.
An der Pilotstudie nahmen 13 gesunde Probanden teil (n=11 wbl.; 70,1 Jahre (±4,6); n=2 männl., 64 und
74 J.). Es erfolgte eine 4-wöchige mobilisierende Trainingsintervention zur Verbesserung der Funktiona-
lität des M. quadriceps femoris und der Hamstrings nach einem Konzept, wie es Liebscher und Bracht
vorschlagen. Dabei werden sowohl aktive isometrische Kraftanspannungen als auch passive Dehnungs-
reize unter Nutzung neurophysiologischer Reexe eingesetzt. Die Probanden absolvierten 20,4±6,9 Trai-
ningseinheiten. Erhebungen vor und nach der Interventionsphase: Stand&Reach und Sit&Reach Test
zur Einschätzung der Gesamtbeweglichkeit, Erfassung ROM bei aktiver Knie- und Hüftexion, Adaptive
Kraft (AF) des M. quadriceps femoris, körperliche Alltagsaktivität, Sturzrisikoassessment.
Die AF des Kniestreckers verbesserte sich signikant (p<0,05) um 11,8% (±6,6) mit einer Steigerung bei
n=12. Der Finger-Boden-Abstand reduzierte sich um 6,4 cm (±3,5). Beim Sit&Reach Test ergab sich ein
Zuwachs der Beweglichkeit um 7,8 cm (±4,0). Die Flexion des Hüft- bzw. Kniegelenks verbesserte sich
durchschnittlich um 4,0° bzw. 5,5°. Für die praktische Bedeutung der erzielten Eekte erscheinen die
Aussagen der Probanden bzgl. Besserungen des Bendens (insb. S chmerz) und Erleichterungen bei All-
tagsverrichtungen als besonders relevant.
Die Pilotstudie spricht dafür, dass durch mobilisierende sporttherapeutische Interventionen im Seni-
orenalter eine Schmerzreduktion sowie einer Verbesserung von Beweglichkeit und Muskelkraft erzielt
werden kann. Damit könnte aus sozialmedizinischer Sicht dieser speziellen Art der Bewegungstherapie
eine große Bedeutung zukommen.
Blood lactate kinetics during various types of exercise tests is commonly used in the eld of applied phy-
siology to measure aerobic and anaerobic metabolism and to compare aerobic capacity within and bet-
ween subjects. Various threshold approaches have been proposed for analysis of lactate kinetics and are
broadly applied. Traditional concepts aim to determine metabolic states by constant lactate values also
referred to as "thresholds". However, little is known about distribution of lactate levels at rest (La(rest)).
Speed training might increase La(rest) through predominant recruitment of fast twitch muscle bre and
hence, glycolytic activity. Our aim therefore was to illustrate normal distribution of La(rest) and associa-
tion with type of training in a retrospective analysis in a huge data pool.
Data from 16910 lactate based exercise tests (EBIO plus, eppendorf, D) conducted in our department
from 2004-2011 were retrospectively analysed by methods of standard descriptive statistics for distri-
bution of La(rest). Standard ANOVA with post-hoc Tukey test was used to determine association of
La(rest) with type of training that was predominantly conducted (endurance(EN, n=10052)/speed and
strength(ST, n=5223)/sedentary subjects(NO, n=1635)).
In whole study group (n=16910, male=11907, female=5003, mean age=27.76±14.67 years), mean La(rest)
was 1.27±0.358mmol/l. In subgroup analysis, La(rest) was highest in EN (1.30±0.367mmol/l) and lowest
in ST (1.23±0.328mmol/l). In NO, La(rest) was 1.26±0.382mmol/l. Dierences between group means were
statistically signicant (p<0.05). 3.875 subjects (23%) featured La(rest) >1.5 mmol/l, 549 (3%) a La(rest)
>2mmol/l and 4 subjects (0.02%) a La(rest) >4mmol/l.
Mean La(rest) from our data is in line with previously published normal values. Although statistically
signicant, systematic dierence in La(rest) between EN and ST appears to be trivial. Surprisingly, EN
group systematically featured higher La(rest), and thus probably basal glycolytic activity, than ST group.
A relevant amount of subjects feature elevated lactate values when compared to clinical (1.5mmol/l) or
traditional applied physiology (2 mmol/l) thresholds.
Ziel der Untersuchung war es den Einuss von Alter (75-79 Jahre versus ≥ 80 Jahre) auf die Wirksamkeit
von intensivierter Trainingsintervention bei sehr alten Patienten, die früh nach Bypassoperation an einer
Rehabilitation (KR) teilnahmen, zu evaluieren.
173 Patienten ≥75 Jahre (78,5±3,2 Jahre) die an 3-wöchiger (20,4±3,2 Tage) KR früh nach Bypassopera-
tion (13,1±5,3 Tage) teilnahmen wurden zur Interventionsgruppe (IG) und Kontrollgruppe (KG) ran-
domisiert. Die IG (n=73; 75-79: n=57/80+: n=27) nahm zusätzlich zur Standard-KR 5 Tage/Woche an
Krafttraining (4 Übungen, 8-12 Wiederholungen, 60% von 1RM) und Gleichgewichtstraining teil. Die KG
(n=78; 75-79: n=61/80+: n=28) durchlief die Standard-KR. Vor Beginn und zum Abschluss der KR wurden
symptomlimitierter spiroergometrischer Rampentest, isometrische Be inkraftmessung, Sechs-Minuten-
Gehtest (6MWT) und timed up and go (TUG) zur Evaluierung der funktionalen Kapazität durchgeführt.
Die statistische Analyse erfolgte mittels ANOVA.
Am Ende der KR wurde in beiden Gruppen und Altersklassen bei allen Messparametern signikant
(p Zeit <0,001) bessere Ergebnisse im Vergleich zu Voruntersuchung festgestellt. Im Verlauf wurden
keine Unterschiede zwischen den Altersklassen festgestellt bei der VO2 peak IG (75-79) ∆ 2,5±3,3 vs.
IG (80+) ∆ 3,1±1,6ml/min/kg (p=0,443) und VO2 peak KG (75-79) ∆ 2,0±2,2 vs. KG (80+) ∆ 1,6±2,5ml/
min/kg (p=0,505), Kraft IG (75-79) ∆ 59,6±96,0 vs. IG (80+) ∆ 54,7±113,1Nm (p=0,851); Kraft KG (75-79)
∆ 27,5±127,6 vs. KG (80+) ∆ 70,0±145,8Nm (p=0,201) und 6MWT IG (75-79) ∆ 67,9±54,6 vs. IG (80+) ∆
65,4±38,7m (p=0,845); 6MWT KG (75-79) 40,0±54,4 vs. KG (80+) ∆ 45,8±47,9m (p=0,660). Beim TUG zeig-
te sich ein signikanter Unterschied bei der KG aber nicht in der IG (IG (75-79) ∆ -2,2±2,1 vs. IG (80+) ∆
-2,8±2,4s (p=0,265); CG (75-79) ∆ -0,6±2,5 vs. CG (80+) ∆ -2,2±3,2s (p=0,028).
Die Ergebnisse zeigen das sehr alte Patienten (≥80 Jahre) in gleichem Maße von einer Rehabilitations-
maßnahme protieren wie Patienten der Altersgruppe 75-79 Jahre. In beiden Altersgruppen wurde nur
bei Patienten der IG Veränderungen der 6 Minuten Gehstrecke oberhalb der der minimalen klinischen
Dierenz von über 54m erreicht.
Trainingsempfehlungen im Laufsport werden häug anhand von Laktatwerten (BLa) gegeben. Ohne
Laktat-Leistungs-Diagnostik stehen dem Sportler oft nur Näherungen für BLa anhand % der maximalen
Herzfrequenz (HFmax) zur Verfügung, wobei HFmax häug unpräzise mittels Lebensalter berechnet
wird. Ziel der Studie war es, submaximale laktatbezogene Herzfrequenzen (HF) in Form einer HLaK für
Trainingsempfehlungen durch anthropometrische Prädiktoren zu ermitteln. Untersucht wurden anhand
einer Datenbank retrospektiv 541 aktive Personen (156w; 385 m, 41 ±11 J.; 73 ±12 kg; VL3 3 ±0,6 m/s) mit
einem Laufband-Stufentest (Stufendauer 300s, Erhöhung 0,3m/s, Pause 30s,Endpunkt Blutlaktatwert
(BLa) >4 mmol/l). Alle Untersuchungen wurden auf dem Laufbandergometer HP-Cosmos Typ Venus
200- 75 durchgeführt. Die HF wurde mittels 3 Kanal-EKG VICOM SMK 110/Fa.Hellige, BLa mit EKF Bio-
sen 5130 aus Kappillarblut der Ohrläppchen gemessen. Verschiedene Regressionformeln wurden mittels
linear gemischtem Model nach Maximaler Likelihood für die HLaK ermittelt und mittels Chi-Quadrat-
Test sowie AIC verglichen. Die HLaK zeigten eine logarithmische Form mit individuell variablen Ach-
senabschnitt und Anstieg. Die Prädiktoren ln(BLa)*Leistungsgruppe, Alter*Leistungsgruppe, Gewicht
und Geschlecht zeigten mit t >2 signikante Modellverbesserungen und in Ad dition das praktikabelste
Modell. Die Standartabweichung (SD) der ermittelten HF betrug 12,5 bpm.
Näherungsformel der HLaK für die Laufsport (gültig für BLa =2 -6 mmol/l):
HF[bpm](BLa)= 173,7 + TF1*ln(BLa)+ TF2*Alter -0,22*Gewicht + GF
Trainingsfaktoren (TF) nachVL3 (errreichte Laufbandgeschwindigkeit bei BLa= 3 mmol/l)
TF1 (Steilheit der HLaK): VL3 <3 m/s= 32,7; VL3> 3 m/s= 25,3
TF2 (HF-Verminderung/Lebensjahr): VL3 <3 m/s= 0,75; VL3> 3m/s = -0,40
Geschlechtsfaktor (GF): m= -3,0; w= ±0
Es konnten signikante Einusstendenzen von Alter, Gewicht, Leistungsfähigkeit und Geschlecht auf
laktatbezogene submaximale HF gezeigt werden. Eine starke, nicht von diesen Prädiktoren xierte, Indi-
vidualität der HLaK wird durch die große SD der Näherungsformel bestätigt. Die Untersuchung weiterer,
insbesondere intraindividueller Einüsse auf die HLaK ist erstrebenswert.
Universität Potsdam, Deutschland
Medizinische Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Sportmedizin
1Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Bonn
2Schüchtermann Klinik, Bad Rothenfeld e
3Institut für Kreislauorschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
1Klinik und Poliklinik für Orthopädie Bereich Rehabilitations- und Sportmedizin, Univer-
sitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
2Institut für medizinische Informatik und Biometrie (IMB) Medizinische Fakultät der TU
Dresden
Referat Nr. 89, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 91, Sitzung PO-6 (PP) (2012-10-06 11:15):
Referat Nr. 90, Sitzung PO-5 (PP) (2012-10-06 09:00):
Referat Nr. 92, Sitzung PO-6 (PP) (2012-10-06 11:15):
ABSTRACTS SAMSTAGVORMITTAG, 06.10.12
220 DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012)
Anwendung von Laktatschwellenmodellen und
Spiroergometrie in der Deutschen Sportmedizin 2012
Reproduzierbarkeit der Laufökonomie bei
Dauerbelastung
Fraktale Dynamik des Pacing im Langstreckenlauf
Steptest und Cardioscan Test, geeignet zur Abschätzung
der Ausdauerleistungsfähigkeit?
Scharhag-Rosenberger F
1Schneeweiss P, 2Sterzing T, 1Schmeltzpfenning T, 1Grau S, 1Niess A
1Hoos O, 1Boeselt T, 1Steiner M, 2Hottenrott K, 1Beneke R
Baum M, Luce K
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der DGSP wurde eine Bestandsaufnahme der Anwendung von
Laktatschwellenmodellen und Spiroergometrie an deutschen universitären sportmedizinischen Insti-
tuten (INST) und sportmedizinischen Untersuchungszentren des Deutschen Olympischen Sp ortbundes
(UZ) durchgeführt.
Alle 32 Einrichtungen (25 INST, von denen 18 gleichzeitig UZ sind, sowie 7 weitere UZ) wurden im
März/April 2012 per E-Mail befragt, welches Laktatschwellenmodell sie routinemäßig zur Ausdauerleis-
tungsdiagnostik mittels Fahrrad- und Laufbandergometrie verwenden und ob sie die Spiroergometrie
routinemäßig in der Leistungsdiagnostik einsetzen. 31 Einrichtungen (18 INST und UZ, 6 INST, 7 UZ)
antworteten.
Teilweise wurden mehrere Laktatschwellenmodelle genannt. Am häugsten wird die Leistung bei einem
denierten Laktatanstieg über die „Lactate reshold“ (LT, niedrigster Laktat-Leistungs-Koezient)
bestimmt: Für die Laufbandergometrie LT+1,5mmol/l (n=18 bzw. 58%) und für die Fahrradergometrie
LT+1,0mmol/l (n=11 bzw. 35%) bzw. ebenfalls LT+1,5mmol/l (n=7 bzw. 23%). Am zweithäugsten (n=10
bzw. 32%) wird die Leistung bei xen Laktatkonzentrationen angegeben. Es folgen die individuelle an-
aerobe Schwelle nach Stegmann et al. (n=4 bzw. 13%) sowie diverse andere Schwellenmodelle (n=5 bzw.
16%). Bei schlechter Bestimmbarkeit greifen einige Einrichtungen auf alternative Konzepte zurück. Eine
Einrichtung verwendet primär spiroergometrisch bestimmte Schwellen und ein e lehnt die Bestimmung
von Laktatschwellen gänzlich ab, betrachtet aber die Laktat-Leistungskurve. Die Spiroergometrie wird
von 12 Einrichtungen (39%) routinemäßig eingesetzt und von 19 (61%) nicht, wobei einige dieser Ein-
richtungen bei bestimmten Populationen (Athleten bestimmter Sportart en, Leistungssportlern, Patien-
ten) die Spiroergometrie regelhaft nutzen.
An INST und UZ ist die Laktatschwellenbestimmung fester Bestandteil der Leistungsdiagnostik, wel-
che bei etwas weniger als der Hälfte routinemäßig durch die Spiroergometrie ergänzt wird. Für die
Vergleichbarkeit der Testergebnisse zwischen den Einrichtungen könnte es hilfreich sein, die häugsten
Laktatschwellen ggf. zusätzlich anzu geben.
Es wird davon ausgegangen, dass die Messgenauigkeit zertizierter Atemgasanalyse-Systeme innerhalb
akzeptabler Grenzen (Variationskoezient CV <5%) liegt. Die bisherigen Ergebnisse zu Reliabilität und
Reproduzierbarkeit divergieren dennoch stark. Die meisten Untersuchungen beziehen sich auf maxima-
le Atemparameter (VO2max, VCO2max, VEmax), die bei kurzen Tests in Rampen-Form ermittelt wur-
den. Zu Energieumsätzen bei Ausdauerbelastungen, und damit zur Laufökonomie, liegen bisher keine
zufriedenstellenden Ergebnisse vor. Das Ziel der vorliegenden Studie ist die Analyse der Reproduzierbar-
keit mittels indirekter Kalorimetrie bestimmter Laufökonomie bei Dauerbelastung.
Neun gesunde männliche Probanden (Alter: 40±8 Jahre; Trainingspensum: 51±15km/Woche; VO2max:
60±6ml/min/kg) absolvierten zwei identische 70-minütige Dauerbelastungen im Abstand von zwei
Wochen. Die Laufgeschwindigkeit wurde bei 80% der eingangs in einem Mehrstufentest ermittelten in-
dividuellen anaeroben Schwelle festgelegt. Die Messungen erfolgten mit dem Breath-by-Breath System
"MetaLyzer® 3B" (Cortex, Leipzig, Deutschland). Der Energieverbrauch wurde nach Angleichung an inter-
nationale Standards unter Verwendung der Weir‘schen Gleichung berechnet.
Nach Mitteilung der Rohdaten (60 Sekunden) betrug der Korrelationskoezient (Pearson-Korrelation)
der Energieumsätze r=0,96 und der CV=2,95%. Der root mean square error RMSE des gesamten Energie-
verbrauches über 70 Minuten betrug 124kJ und führte damit zu Übereinstimmungsgrenzen (Mittelwert
±2,77×RMSE) von 3831-4518kJ. Weder der Zeitpunkt noch die Höhe des Energieumsatzes hatten einen
relevanten Einuss auf die Reproduzierbarkeit.
Die Korrelation konnte lediglich einen ersten Eindruck der Variabilität der Daten liefern. Der CV zeigte,
dass die Ergebnisse im Vergleich zu ähnlichen Untersuchungen eindeutig innerhalb akzeptabler Grenzen
liegen, obwohl der RMSE zu relativ weiten Übereinstimmungsgrenzen für wiederholte Messungen des
Energieumsatzes führte. Ob der Grad der Reproduzierbarkeit der Laufökonomie bei D auerbelastung für
zukünftige Studien akzeptabel ist, muss sich an den zu erwartenden E ekten einer möglichen Interven-
tion orientieren.
Aktuelle, zeitlich hochauösende Befunde zum Pacing im Langstreckenlauf deuten auf eine erhebliche,
komplexe Variabilität im Geschwindigkeitsverlauf. Hochauösende Wettkampfdaten zu Geschwindig-
keit (V), Zyklusfrequenz (ZF) und Zykluslänge (ZL) fehlen bisher.
Von n=21 männlichen, wettkampferfahrenen Läufern (38±11a, BMI: 23±2kg*m-²) wurden mit Hilfe eines
miniaturisierten Akzelerometers (Polar S3-Sensor) hochauösende (1Hz) Daten zu V (m/s), ZF (Hz) und
ZL (m) im Halbmarathonlauf (HM) erhoben. Als Variabilitätsgrößen dienten die Variationskoezienten
(CV), spektralen Gesamtleistungen (TP) und Peaks (PP), fraktalen Skalierungsexponenten (beta) und
fraktalen Dimensionen (FD) von V, ZF und ZL.
V, ZF, ZL im HM lagen bei 3,65±0,41m/s, 1,41±0,05Hz und 2,58±0,25m. Die Variabilität von ZF (CV:
1,7±0,4%; TP: 0,0004±0,0002 n.u.) war niedriger (p<0,05) als die von V (CV: 4,5±1,3%; TP: 0,0260±0,0195
n.u.) und ZL (CV: 4,4±1,4%; TP: 0,0116±0,0081 n.u.). Bei ähnlichen PP-Werten (V: 0,0016±0,0011Hz; ZF:
0,0017±0,0010Hz; ZL: 0,0015±0,0011Hz) konnten fraktionale Brownsche Bewegungen (fBm) mit frakta-
ler Dynamik für ZF (beta: 1,35±0,16; FD : 1,82±0,08), ZL (beta: 1,45±0,19; FD: 1,77±0,10) und V (beta:
1,57±0,20; FD: 1,71±0,10) diagnostiziert werden. Fraktale und spektrale Variabilitätsgrößen waren nicht
mit der Laueistung korreliert. Die Variationen in V ließen sich semi-partiell mit 84±6% durch ZL und
16±6% durch ZF erklären. PP (r=0,56) und beta (r=0,91) korrelierten für V und ZL.
fBm in V, ZF und ZL kennzeichnen die fraktalen Dynamiken dieser Zeitreihen und belegen damit eine
komplexe Regulation des Pacing im Halbmarathonwettkampf. Dieser Regulationsmodus ist bei wett-
kampferfahrenen Läufern unabhängig von der Laueistung. Ferner bestimmt ZL als dominanter Faktor
die Geschwindigkeitsregulation.
Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) wäre eine schnelle Bestimmung der Aus-
dauerleistungsfähigkeit (ALF) wünschenswert. Die Untersuchung sollte ohne aufwendige Hilfsmittel in
ca. fünf Minuten durchführbar sein. Weiterhin sollte keine Ausbelastung erfolgen und kein ärztliches
Personal bei der Durchführung nötig sein. Diese Kriterien werden von einem Steptest (S) nach YMCA-
Vorgaben (hierbei wird eine 30cm hohe Stufe erstiegen, der Takt ist vorgegeben, Auswertung anhand der
Erholungspulsfrequenzen) und von einem Testverfahren, das unter dem Namen Cardioscan (C) vertrie-
ben wird, erfüllt. Hierbei erfolgt eine EKG-Analyse, wahrscheinlich eine Messung der Herzfrequenzvari-
abilität, die zur Klassizierung der individuellen Fitness und für Trainingsherzfrequenzempfehlungen
(THF) genutzt wird. Die genaue Funktionsweise und die zugrunde liegenden Algorithmen werden vom
Hersteller nicht mitgeteilt.
16 Probanden nahmen an der Untersuchung teil. (5 w, 11m, 15 bis 58 Jahre, 178+/- 8cm, 83 +/-17kg).
Trainingsumfang 0 bis circa 4 Stunden pro Woche. Es erfolgte zunächst ein C nach Herstellervorgaben,
danach der S. Nach einer mindestens dreißigminütigen Ruhephase erfolgte eine Fahrradergometrie mit
Bestimmung der Leistung (W/kgKG) bei 2 und 4mmo l/L Blutlaktat. Die statistische Auswertung erfolgt
mittels SPSS-Programm, Korrelationen wurden mittels Spearmans-rho berechnet.
Es fanden sich keine signigikanten Korrelationen der Leistung bei 2 und 4 mmol Laktat/L mit dem Fit-
nessleveln aus C und S.
Mit der THF (extensiv) aus C korrelierten: 85 % 4-mmol r =0,61 p = 0,012 *, 2-mmol r =0,74 p =0,001 **
Insgesamt ergab sich also kein signikanter Zusammenhang zwischen ALF im Laktattest und im
Step- bzw. Cardioscantest. Beide Verfahren erscheinen nicht für eine Fitnessdiagnostik im Rahmen
der BGF geeignet. Trotz der hohen Korrelation der THF mit den aus der Leistungsdiagnostik bestimm-
ten THF´s sind allerdings individuelle Empfehlungen aufgrund des Cardioscan Resultates problema-
tisch, im Einzelfall wurden Abweichungen von 15 bis 20 Schlägen pro Minute (sowohl höher als auch
niedriger) beobachtet.
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement Saarbrücken
1Abteilung Sportmedizin, Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Tübingen
2Li Ning Sports Science Research Center, Peking
1Philipps-Universität Marburg, Institut für Sportwissenschaft
2Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Department Sportwissenschaft
Universität Paderborn
Referat Nr. 93, Sitzung PO-6 (PP) (2012-10-06 11:15):
Referat Nr. 95, Sitzung PO-6 (PP) (2012-10-06 11:15):
Referat Nr. 94, Sitzung PO-6 (PP) (2012-10-06 11:15):
Referat Nr. 96, Sitzung PO-6 (PP) (2012-10-06 11:15):
ABSTRACTS
SAMSTAGVORMITTAG, 06.10.12
Jahrgang 63, Nr. 7-8 (2012) DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 221
Eine Modellapplikation zur einfachen Bestimmung der
Ausdauerleistungsfähigkeit
1Röcker K, 1Balzer S (†), 2Mornieux G, 2Moosmann S, 2Gollhofer A
Für viele Fragestellungen in Bewegungstherapie, Fitnessbranche, Breiten- oder Leistungssport ist die
Ausdauerleistungsfähigkeit eine wichtige Zielgröße. Die Standardverfahren zur Bestimmung sind je-
doch in der Regel aufwändig und körperlich maximal beanspruchend. In der vorliegenden Studie sollte
daher ein multivariates Verfahren auf der Grundlage der Herzfrequenzkinetik bei Belastungsänderung
evaluiert werden, mit welchem die Ausdauerleistungsfähigkeit mit einem geringerem methodischen und
körperlichen Aufwand ermittelt werden kann.
71 Männer (Alter 34,2± 13,2 J.) und 62 Frauen (32,2± 13,5 J.) absolvierten jeweils 30s Laufschritte ("Skip-
pings") auf der Stelle (DT) in subjektiv maximaler Schrittfrequenz unter Aufzeichnung und nachfolgen-
dem mathematischen Fitting des Herzfrequenzanstiegs aus beat-to-beat-Daten. Am Folgetag erfolgte
für jeden der Probanden ein Laufbandmehrstufentest (6 km/h Start, 2km/h Steigerung pro 3 min) mit
Messung der Blutlaktatkonzentration und Ermittlung der folgenden Referenzdaten zur Ausdauerleis-
tungsfähigkeit: Maximal erzielte Laufgeschwindigkeit (P(max)), Geschwindigkeit an der individuellen
Anaeroben Schwelle (P(iAS)) und Herzfrequenz an der iAS (HF(iAS)). Unter Zuhilfenahme einer Basis-
datenbank aus > 60.000 Einzelergometrien und der dargestellten Messungen erfolgte die mathematische
Modellierung einer Vorhersagefunktion für die genannten Referenzdaten durch eine schrittweise multi-
ple Regression aus insgesamt 23 Kandidatengrößen neben der Herzfrequenzkinetik (Basis: minimales
AIC). Rekursive Eekte wurden über die Anwendung von Bootstrapping-Algorithmen minimiert.
Die Endevaluation erbrachte eine Varianzaufklärung von R²=0,72 (95 % CI ± 1,02 km/h) für P(iAS),
R²= 0,77 (95% CI ± 0,82