Im Saterland wird neben der Regionalsprache Niederdeutsch eine der am stärksten bedrohten Minderheitensprachen Europas, das Saterfriesische (Seeltersk), gesprochen. Spätestens seit Ende des zweiten Weltkrieges stehen beide Sprachen nicht mehr nur miteinander, sondern auch mit dem nördlichen Standarddeutsch in engem Kontakt. Die meisten älteren Muttersprachler/innen des Saterfriesischen sind trilingual mit Niederdeutsch und Hochdeutsch als zweiter und dritter Sprache. Es wird eine akustische Untersuchung vorgestellt, die sich auf Interferenzerscheinungen bei der Produktion gemeinsamer Monophthonge im Vokalismus trilingualer Saterfriesen konzentriert und versucht, diese auf inner- und außersprachliche Faktoren zurückzuführen. Zu den innersprachlichen Faktoren zählen die Größe des Vokalinventars und die damit verbundenen funktionalen Restriktionen zur Aufrechterhaltung distinkter Vokalkategorien. Zu den außersprachlichen Faktoren zählen unter anderem die Domäne des Sprachgebrauchs sowie die Größe und Autonomie der Sprachgemeinschaft. Als Vergleichsgruppe wurden zudem gleichaltrige monolinguale Sprecher des nördlichen Standarddeutschen herangezogen. Die Vokale wurden in einen neutralen /hVt/-Kontext eingebettet und in Form einer Leseaufgabe erhoben. Gemessen wurden die Vokaldauer sowie F1 und F2 unter Berücksichtigung der Formantdynamik. Der Vergleich der Vokalproduktionen in den drei Sprachen zeigt, dass die hochdeutschen Vokalrealisierungen von den niederdeutschen und saterfriesischen Realisierungen in Bezug auf Vokaldauer und Vokalqualität abweichen, während sich kaum Differenzen zwischen der Regional- und Minderheitensprache finden. Der Vergleich mit monolingualen Sprechern des Standarddeutschen außerhalb des Saterlandes lässt zudem erkennen, dass die im Hochdeutschen der Saterfriesen abweichenden Realisierungen eine Orientierung in Richtung zur weiteren Sprachgemeinschaft des Standarddeutschen in Nordwestdeutschland aufweisen. Die Ergebnisse legen somit nahe, dass Unterschiede in der Realisierung geteilter Vokalkategorien in den drei Sprachen eher auf außersprachliche Faktoren zurückgehen.