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Hacettepe Üniversitesi Edebiyat Fakültesi Dergisi
Hacettepe University Journal of Faculty of Letters
Aralık/December 2020 – 37(2), 424-436
doi:10.32600/huefd.737205
Hakemli Makaleler – Refereed Articles
Geliş Tarihi / Received: 15.05.2020 Kabul Tarihi / Accepted:15.08.2020
Eine vergleichende Studie zu didaktischen Elementen in der deutschen
Kinder- und Jugendliteratur: “Savruk Peter - Der Struwwelpeter ” und “ Nur
Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut!”
A Comparative Study on Didactic Elements in German Children’s and Young Adult
Literature: „Savruk Peter-Der Struwwelpeter“ and „Nur Mut, Kurt!- Cesur ol Korkut!“
Hüsniye KOÇAK*, Onur YILMAZ**
Öz
Farklı kültürlerin bir arada eğitim gördüğü bir ülke olan Almanya’da iki dilli eserler orada yaşayan farklı kültürden
gelen çocuk ve gençlerin eğitiminde önemlidir. Çocuk ve Gençlik Edebiyatı`nın didaktik bir işlevi vardır. Toplumlar
yeniden inşa edilirken birey eğitiminin de değişmesi kaçınılmaz olmuştur. Çocuk ve gençlik kitapları bu kişilerin
eğitimi için başlangıç eserleri olmuştur. Çocuklar meraklıdır ve çevrelerini keşfetmek isterler. Bir çocuk kendi çevresi
ve kitapları aracılığıyla değerleri öğrenir. Her yaş için, gelişimin her aşaması için, her durum için karşılık gelen
edebiyatlar vardır. Yaşanılan hayat ile ilgili fikirler, değerler, farklı deneyimler yaşandıkça değişir veya kalıcı hale
gelir. Bu çalışmada Türkçe ve Almanca olarak iki dilli olarak kaleme alınmış Heinrich Hoffmann’ın “Savruk Peter -
Der Struwwelpeter” ve Jessica Störmer’in “Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut” eserleri incelenmiştir. Eser
karşılaştırmasında eserlerin ilkokul çocuklarına uygunluğu, kitabın görsel tasarımı, içerisindeki kültürel ögeler ve
imgeler dikkate alınmıştır. Çocuklara verilen değerler eğitiminin yöntemi olarak korku ve merak gibi farklı duyguların
kullanıldığı ve dönem içerisinde nasıl değişiklik gösterdiği vurgulanmıştır. Ayrıca eserlerin iki dilli olması Alman
toplumu içerisinde yaşayan Türk kökenli çocukların hedef kitle olması bakımından da önemlidir. Çalışmada,
çocukların değerleri kavramaları için nelerin yapılması gerektiği eserler üzerinden incelenmiştir. Eserlerde örnek
davranışlar ve sonuçlar yer almaktadır. Sonuç olarak çalışmada çocukların gelişim döneminde dış dünyayı
tanımalarının ve algılamalarının edebi eserler aracılığı ile nasıl şekillendirilebildiği ve çocuklar ile gençlerin bu sürece
ne şekilde ihtiyaç duyduğu ortaya konulmuştur. Didaktik bir bakış açısından, her iki eser de değerler eğitimi açısından
öğreticidir. Störmer'in eseri çocuklara “cesaret” kavramını, Hoffmann'ın eseri ise “iyi” kavramını aktarmaktadır.
Anahtar sözcükler: Alman Çocuk ve Gençlik Edebiyatı, Didaktik ögeler, Heinrich Hoffmann, Jessica Störmer,
Savruk Peter, Cesur Ol Korkut.
Abstract
In Germany, a country where different cultures study together, bilingual literary works are important for the education
of children and young adults from different cultures living there. Children’s and Young Adult literature has a didactic
*Hacettepe Üniversitesi, Edebiyat Fakültesi, Alman Dili ve Edebiyatı Bölümü, E-posta: huesniye.kocak@hotmail.de,
ORCID: 0000-0002-9291-1738
** Dr., Hacettepe Üniversitesi, Edebiyat Fakültesi, Alman Dili ve Edebiyatı Bölümü, E-posta: onur.yilmaz@hacettepe.edu.tr,
ORCID: 0000-0002-1006-4441
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Hüsniye KOÇAK, Onur YILMAZ
function. While societies are being rebuilt, change in education has become inevitable. Children and young adult books
have been used as beginner works for the education of individuals. Children are curious and they want to explore their
environment. A child learns the values through his/her environment and books. There are literary works for every age,
every developmental period and every case. Ideas, values and different experiences about the life spent change or
become permanent as it is spent. In this study, Heinrich Hoffmann’s “Savruk Peter-Der Struwwelpeter” and Jessica
Störmer’s “Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut” works written bilingually in Turkish and German were analysed. While
comparing the works, the suitability of the works for primary school children, the visual design of the book, cultural
elements and images it contains were considered. It was emphasised that different emotions such as fear and curiosity
were used as a method of values education given to children and how it changes within the term. Besides, bilingualism
of the works is important in that Turkish children living in German society are the target audience. In the study, what
must be done so that children can comprehend the values was viewed through the works. Model behaviours and
consequences are involved in the works. As a result, how recognising and sensing the outer world during the
developmental period is formed via literary works and how children and young adults need this process was revealed
in the study. From a didactic point of view, both works are didactic in terms of values education. While Störmer’s
work conveys the “courage” Notion, Hoffmann’s work conveys the “good” notion to children.
Keywords: German Child and Young Adult Literature, Didactic Elements, Heinrich Hoffmann, Jessica Störmer, Der
Struwwelpeter, Nur Mut, Kurt.
Einleitung
In der Literaturgeschichte kann man viele Literaturarten aufzählen: Frauenliteratur, Kinderliteratur,
Jugendliteratur, Genreliteratur, Erbauungsliteratur, Fachliteratur, Gebrauchsliteratur, Weltliteratur,
Horrorliteratur, Nationalliteratur, Tendenzliteratur, Unterhaltungsliteratur. Ziel dieser Arbeit ist unter diesen
Literaturarten auf die Entstehung, Entwicklung und die Merkmale der Kinder- und Jugendliteratur
einzugehen, zu thematisieren und Anhand dieser Merkmale eine didaktische Analyse durchzuführen. In
erster Linie ist es wichtig zu konkretisieren, was unter Kinder- und Jugendliteratur zu verstehen ist. Nach
Lange stellt die Kinder- und Jugendliteratur eine Gesamtheit der von Kindern und Jugendlichen tatsächlich
konsumierten Literatur dar (Lange, 2000, S. 2). Nebst definiert Ewers die Kinder- und Jugendliteratur mit
diesen Worten: „Kinder- und Jugendliteratur gilt als Erziehungs- und Sozialisationsliteratur” (Ewers,
2000, S. 7). Eine weitere Definition von Ewers ist: „Kinder- und Jugendliteratur meint entweder die
Gesamtheit der von Kindern und Jugendlichen hörend, zuschauend oder lesend rezipierten (fiktionalen und
nicht fiktionalen) Literatur oder aber ein Subsystem der gesellschaftlichen Handlungssystems `Literatur`”
(Ewers, 2000, S.13). Hieraus kann man entnehmen, dass die Rezipienten grundlegend nicht zu den
Erwachsenen gehören. Hierbei betont Ewers bewusst den Begriff ‚Kind‘.
Wenn man sich geschichtlich mit diesem Begriff ‚Kind‘ auseinandersetzt, kann gesagt werden, dass
vom Mittelalter bis heute einen großen Unterschied bei der Festlegung dieses Begriffes besteht. Im
Mittelalter wurden die Kinder nicht als Heranwachsende angesehen, sondern als kleine Erwachsene. In
diesem Rahmen war in diesem Zeitraum die Eltern-Kind-Beziehungen gefühlslos. Die Kinder dienten nur
zur Altersvorsorge. Die Bildung der Kinder folgte religiös in den Klöstern. In der darauffolgenden Zeit, 15.
Jh. bis 16. Jh., führte die Bildung der Kinder in den Schulen über. Somit wurden sie immer mehr als
Erziehungsbedürftige angesehen. Ab dem 18. Jh. wurde die ‚Kindheit‘ entdeckt. Die Kinder gewannen eine
neue Bedeutung. Der Ausgangspunkt hierfür war der Prozess der Verschulung, was gleichzeitig die Phase
der Kindheit, mit einer bestimmten Altersbegrenzung, mit sich brachte.
Verbunden mit der Kindheit war die Altersbegrenzung für die Kinderliteratur zwischen dem 6. bis
12. Lebensjahr begrenzt. Das sind also Vorschulkinder und Schulkinder bis zu dem Eintritt der Pubertät. Ab
dem 13. Lebensjahr bis zum 16. Lebensjahr spricht man von Jugendlichen. Da sie nicht mehr zu den Kindern
Zählen, aber auch noch nicht zu den Erwachsenen gehören, wird deren Literaturrichtung als Jugendliteratur
bezeichnet (Franz, Kurt/ Meier, Bernhard, 1978).
Die Entwicklungsphasen der heranwachsenden Leser wurden durch Charlotte Bühler und Susanne
Engelmann aufgezeichnet. Laut Charlotte Bühler sind für Kinder im 2.-4. Lebensjahr Bilderbücher, für Kinder
im 4.-8. Lebensjahr Märchen, für Kinder im 9.-12. Lebensjahr abenteuerliche Geschichten geeignet. Das
Schema von Charlotte Bühler hatte Susanne Engelmann erweitert. Für Jugendliche zwischen dem 12.-14.
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Eine vergleichende Studie zu didaktischen Elementen in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur: “Savruk Peter -
Der Struwwelpeter ” und “ Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut!”
Lebensjahr sind laut Engelmann Sagen, Mythen, Heldengeschichten geeignet. Für Mädchen zwischen dem
14. und 20. Lebensalter und für Jungen zwischen dem 15. und 20. Lebensalter sind unterschiedliche Genres
einzuteilen, da es sich um eine Phase der Übergangsalter handelt (zitiert nach Bučkova, 2016).
Die Entstehung der Kinder- und Jugendliteratur
Im Mittelalter steht die Kinder- und Jugendliteratur für religiöse Erziehung und Belehrung. Die
Kinder werden mit biblischen Schriften Vertraut gemacht. Es werden dadurch Verhaltensregeln,
Tugendlehren, Standeslehren und Anstandslehren gelehrt. Die Schriften für Rhetorik wurden erstellt und
den Kindern beigebracht. Ein wichtigstes Werk war für diese Zeit „Orbis sensualium pictus“ von
Comenius, 1658 (Ewers, Hans-Heino, 2000). Die Anfänge der Kinder- und Jugendliteratur war im 18. Jh.
Der Beginn liegt in der Epoche Aufklärung. Zuvor gab es auch Bücher für die jungen Leser. In dem 16. Jh.
waren es Zuchtbücher und Anstandsbücher, Klugheitslehren, Verhaltenslehren und Fabelbücher z.B. „De
Civilitale Norum Puerilum“ von Erasmus von Rotterdam. Im 17. Jh. fügte man Bilder- und
Anschauungsbücher hinzu, z.B. Comenius „orbis pictus“. Im 18. Jh. sieht man einen plötzlichen
Aufschwung der Kinder- und Jugendliteratur. Sie taucht in allen Bereichen des literarischen Marktes auf.
Die Kinder und Jugendlichen waren wertlos und wurden mit den ungebildeten Lesergruppen gleichgestellt.
Im 18.Jh. gewinnen sie an Wert. Sie werden sogar dem Alter und dem Geschlecht nach differenziert. Somit
begann mit dem Bewusstseinsentstehung die Aufteilung der Literatur nach Altersgruppen. Die Pädagogik
stellt die Forderung nach Kinder- und Jugendliteratur her. John Locke meinte, wenn jemand mit Lesen
beginnt, sollte man ihm leichte, vergnügliche Bücher, die für seinen Fähigkeiten angemessen sind geben.
Sie sollen unterhalten und die Bemühungen des Lesenden belohnen (zitiert nach Wohlers, Heinz 1970).
Hierfür gibt John Locke zwei Beispiele, Äsops Fabeln und Reinekes Fuchs. Johann Georg Sulzer ist
derjenige der die Wurzeln von „Vorlesen bei der Erziehung“ gestaltet hat. Er meint, dass es wichtig ist den
Kindern bei der Erziehung schönes, erdichtetes und wahrhaftes vorzulesen. Auch Sulzer kann keine
Beispielwerke für die Kindheit nennen. Somit macht er eine Anregung zur Produktion solcher Werke. Sulzer
ist auch dafür, dass man kindergerechte Fabeln erstellen solle (Sulzer, J. Georg, 1748, S.111f.). Mit diesen
Überlegungen ist die Forderung zur Kinder- und Jugendliteratur angeregt worden. Zuerst waren es die
Erzieher, Lehrer und Hofmeister, die fürs Erziehen der Kinder Schriften erstellten und diese im Unterricht
einsetzten und auch zur Unterhaltung der Kinder und Jugendlichen dienten. Somit wurden viele Schriften
für den privaten Gebrauch erfasst, ohne das Ziel zu publizieren. In dieser Art hatten nur die gebildeten
Schichten und oberes Bürgertum sich von diesen Werken Gebrauch gemacht, denn nur diese konnten sich
einen Erzieher leisten. Die Pädagogik merkte diese Ungleichheit und veränderte die Situation. Sie wandte
sich nicht nur an die Erzieher, sondern auch an die Eltern, die sich für die Erziehung der Kinder kümmerten.
Die Publikation solcher Bücher war wichtig für diese Eltern, die keine Zeit für die Erziehung deren Kinder
haben und auch keine Erzieherin leisten konnten. Die Pädagogik möchte mit Erzählungen, Gedichten,
Lieder usw. die Erziehung solcher Eltern unterstützen. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für die
Entstehung der Kinder- und Jugendliteratur erfüllt. Im 18. Jh. sieht man eine erstaunliche Verbreitung des
literarischen Marktes. Am Ende des 18. Jh. tritt die Kinder- und Jugendliteratur als selbständiges Gebiet auf
dem literarischen Markt auf, in dem nicht nur religiöse und sittliche, sondern auch literarische,
unterhaltende, wissenschaftliche und sachliche Schriften erfasst wurden. Die Kinder- und Jugendliteratur
wird als literarische Institution anerkannt. Da die Pfarrer, Erzieher, Hausmeister auch interessiert sind Geld
zu verdienen, gehen sie der Forderung nach und produzieren Werke für den Heranwachsenden auf den
literarischen Markt. Sie greifen hier an ausländische, d. h. englische und französische Vorbilder zurück.
Somit werden Kinderschriften nicht nur für den eigenen Gebrauch, sondern unmittelbar für den literarischen
Markt produziert (Ewers, Hans-Heino, 2000, S. 6-13).
Das Leseverhalten veränderte sich. Früher wurden wenige Bücher über Religion und die Bibel selbst
gelesen. Ab dem 18. Jh. wurden immer neue Bücher nur einmal gelesen. Jedoch darf man nicht vergessen,
dass wesentlich das Bürgertum liest und nicht die unteren Schichten (Wild, 2008, S. 43). Durch die
Pädagogik wurde die Forderung zur kinderspezifischen Literatur erweckt. Einer der wichtigsten
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Bewegungen kam von den Philantrophisten, deren Einfluss bis zum Ende des Jahrhunderts ging. Heinrich
Camp, Rousseau und Locke sind für die Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur in der Aufklärung
ausschlaggebende Personen. Die Kindheit wurde überhaupt erst in dieser Zeit entdeckt. In der Literatur wird
der Handlungssystem von der allgemeinen Literatur differenziert und zur einen besonderen
Handlungssystem der Kinder- und Jugendliteratur erstellt. Rousseau und Locke‘s Gedanken bilden den
Ausgangspunkt für die Entwicklung der kinderspezifischen Literatur (Weinkauf G., Galsenapp G., 2010, S.
25-36). Für die Kinder- und Jugendliteratur sind unter zwei Phasen zu unterteilen. Die erste Phase ist die
rationalistische Kinder- und Jugendliteratur der vorphilantropische Zeit und die zweite ist die
philantrophische Zeit. Die rationalistische Kinder- und Jugendliteratur der vorphilantrophische Zeit ist mit
Camps Erziehungswirklichkeit verbunden, die durch Bildungseifer und frühe Gelehrsamkeit
gekennzeichnet ist. Man sieht eine zweifache Adaption: Die erste ist die Hinsicht der Schriften für die
interkulturelle Erziehung, z.B. Enzyklopädien, Elementarwerke, religiöse Bücher usw. dabei wird die
kindliche Wesensart nicht berücksichtigt. Die zweite Adaption ist die sittlich belehrende Literatur. Beide
Adaptionswesen zielen nicht spezifisch auf das Kind. Das bedeutet, dass die vorphilantrophische Kinder-
und Jugendliteratur die Kinder wahrnimmt, sie jedoch nicht spezifisch beachtet. Die Kinder sollen, nach
ihrer Meinung, so schnell wie möglich in die Welt der Erwachsenen eingeführt werden. Die Gelehrsamkeit
der Zeit, soll dem Kind beigebracht werden. Die zweite Phase hat mit den philantrophischen Kinder- und
Jugendliteratur zu tun. Rousseau und Lockes Gedanken sind ein Ausgangspunkt für die Entwicklung. In
dieser Phase wird das Kind sein sehr geschätzt. Sie versuchen sich an die kindliche Wesensart anzupassen.
Sie gestallten das Lernen spielerisch. Die Lerninhalte werden spezifisch für Kinder dargestellt. Es wird auf
sinnliche Vernunft der Kinder Rücksicht genommen. Das Ziel ist, dass die Kinder nicht lesend, sondern
anschauend lernen sollen. Im Stoff wird darauf geachtet, dass der Exempel aus der Welt der Kinder sind.
Die Kinder sollen selbst als Figuren in den Schriften auftreten. Die Philantrophisten versuchen auch die
Sprache den Kindern geeignet anzuwenden. Die kindliche Sprache wird zum ersten Mal beachtet. Die
Literaturarten in der Zeit waren z.B. Zeitschriften, Unterhaltende Lesebücher, Moralische Erzählungen,
Fabeln, Rätseln, Abenteuerromane, Robinsonaden, Märchen, Gedichte, Lieder, Kinderspiele, und Lehr- und
Schulbücher (Ewers, Hans-Heino,1980, S. 13- 45). Die Romantiker sind die Verteidiger der
Kindheitsautonomie. Auch die Romantik ist dafür, dass die Schriften für Kinder kindergemäß sein sollten.
Die romantische Kinderliteraturreform hat die traditionellen Formen und Gattungen der Kinderliteratur
erweitert, d. h. Volksmärchen, Sagen, Volksbücher etc. werden modernisiert. In der Romantik kommen
zwei Gattungen in die Kinder- und Jugendliteratur dazu. Die erste ist das moderne literarische
Kindermärchen, hierzu zählen z.B. Otfried Preußler „Kleine Hexe“ (1957). Die zweite ist die phantastische
Kindererzählung z.B. Astrid Lindgren, Maria Gripe. In allen beiden Gattungen ist die Thematik gleich,
nämlich Kinderleben unter den Bedingungen der Moderne. Zum ersten Mal sehen wir in der Weimarer
Republik kinderlyrische Gebiete. Wenn man die Kinder- und Jugendliteratur vom Biedermeier bis zum
Realismus sich ansieht, sieht man moralische Geschichten. In den Werken treten zahlreiche Figuren auf.
Die Handlungsorte sind genau beschrieben. Die Handlung verläuft spannungssteigernd. Es gibt Schriften,
die zur moralisch- sittlichen Belehrungen für die Jungen Leser dienen, z.B. Christoph von Schmid „Die
Ostereyer“. In der Zeit spielt das historische Bewusstsein eine große Rolle. In den Kinder- und
Jugendwerken sieht man den Historismus stark. In Deutschland gab es sachlich orientierte Geschichtsbücher
als Lehrwerke. Die Themen waren aufgrund der Französischen Revolution ‚Neuordnung Europa‘. Die
Kinderliteratur in dieser Zeit ist auch nationalerzieherisch. Mit Kriegsszenen in den Werken will man den
Kindern Vaterlandliebe geben, dadurch soll das Kind Treue, Opfermut, Gehorsamkeit und Unterordnung
lernen. In Deutschland waren es Werke, die über preußische Geschichten schrieben. Außerdem ist auch
stark anti- französische Stoßrichtung zu sehen. Ab 1840/50 sind antisemitische Werke im Vordergrund.
Warum für Kinderliteratur geschichtliche Erzählungen geeignet sind, erklärt uns Reiner Wild in seinem
Werk „Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur“ mit diesen Worten:
„Die langanhaltende Beliebtheit historischer Erzählliteratur ist vor allem darauf
zurückzuführen, dass in ihr die Mischung aller wichtigen kinderliterarischen Elemente,
besonders gut gelingen konnte. Pädagogenanspruch: Belehrung und Moral. Leseranspruch:
spannend und unterhaltsam. Produzentenanspruch: schnell und leicht herstellbar.
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Eine vergleichende Studie zu didaktischen Elementen in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur: “Savruk Peter -
Der Struwwelpeter ” und “ Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut!”
Literatenanspruch: großen Vorbildern und Willibald Alexis bis Gustav Freytag nacheifernd.
Marktbedingungen, ästhetische Wirkungen, psychische Leserdisponierung und
gesellschaftliche Identifikationsgebote sind aufs Engste miteinander verschränkt” (Wild,
2008, S.151-152).
In Realismus wurden auch für Kinder die Reiseliteratur hervorgehoben. Damit soll das geographische
Wissen gestärkt werden. Die Robinsonaden, wo eher die moralische Funktion im Vordergrund ist, als die
Unterhaltung, ist auch in der Zeit vom Biedermeier bis Realismus zu sehen. Bei der Handlung von
Robinsonaden geht es um Allmacht Gottes oder modernes Arbeitsethos (Wild, 2008, S.156). Mit der
Einführung der Lithographie konnte man viel günstiger Werke drucken, somit kam es zu
Massenproduktionen. Es handelte sich hier um Werke die gemalt und mit Bildern gezeichnet wurden (Wild,
2008, S. 160). Die Kinder- und Jugendliteratur befasste sich nicht nur mit der Natur oder Wissenschaften,
sondern eher um alltägliche Themen wie Handwerk, Ackerbau, Viehzucht usw. (Wild, 2008, S.163). Das
Theater für Kinder gewinnt an Wert, es handelt sich um zwei Arten, die eine sind die moralischen
Schauspiele und die anderen sind die unterhaltenden Schauspiele (Wild, 2008, S.169). Wichtigster Vertreter
war Christoph von Schmid. Heinrich Hoffmanns Werk, „Der Struwwelpeter“ (1845) ist für die Zeit ein
Beispielwerk. Im letzten Drittel des 19. Jh. tauchen Werke für Mädchen auf. In diesen Werken, ist das Ziel,
den Mädchen das Benehmen im alltäglichen Leben beizubringen. Anstandsregeln und gute Sitten sind in
der Handlung integriert. Ein guter Beispielwerk hierfür ist Emmy von Rhodens „Der Trozkopf“ (1885),
weitere zwei bekannteste Schriftsteller sind C. von Falkenhorst und Gustav Frenssen (Kaminski, 2008, S.21-
24). Auch die Sachliteratur für Kinder gewinnt an Wert. Es sind Themen wie Technik, Physik, Chemie,
Länder- und Völkerkunde, Verkehrswesen, Militärwesen, Industrie, die eher für Jungen geeignet sind, im
Schwerpunkt. Das Kindertheater verlässt den privaten- familiären Raum und geht zur öffentlichen
Unterhaltungs- und Vergnügungskultur über. Ein wichtigster Vertreter für diese Art ist Carl August Görner
mit seinem Werk „Weihnachts- Märchen-Komödien“ (1974) (Wild, 2008, S.181). Die Kinderliteratur wird
als ein Rat gebende Literatur gesehen, wo der Übergang vom Jugendlichen ins Erwachsenenleben
verdeutlicht wird. Es entsteht in diesem Zeitraum serielle Heftchenliteratur, d.h. Zeitschriften, Jahrbücher,
Almanache, Kalender usw. (Wild, 2008, S.177). Es entsteht die fiktionale Erzählprosa, die vor allem bei
Werken für Mädchen zu sehen ist. Es bringt auch neue Gattungen mit sich, wie Pubertätsprosa und moderne
Adoleszenzprosa. Die Literaturarten in der Zeit waren Karikaturen, Kinderlyrik, Märchen und auch
Naturmärchen, Liebesgeschichten, Liebesromane, Familienromane, Pensionsgeschichten,
Lebensgeschichten (Wild, 2008, S.189-214). Die Kinder- und Jugendliteratur in der Zeit des 1. Weltkrieges
ist stark mit dem Thema Krieg geprägt. Ziel dieser Literatur ist ein Nationalbewusstsein zu wecken, d.h.
den Kindern und Jugendlichen sollen nationalistische Tendenzen übertragen werden. Es gibt z.B.
vaterländische Lieder und Kriegsromane. Mit der fiktionalen geschichtserzählenden Literatur sollen selbst
noch kleine Kinder von der Kriegspropaganda bekannt gemacht werden (Wild, 2008, S. 229). Man möchte
mit dieser Propaganda bei den jungen Lesern Vaterlandsliebe erwecken und vertiefen. Die Themen in der
Kriegszeit waren Kriege, Feldzüge und Aufstände, dreißigjähriger Krieg, Türkenkrieg, Feldzüge von
Napoleon und deutsch- französischer Krieg (Wild, 2008, S.234). Es gibt hier zwei Typen des historischen
Erzählens. Der erste Typ ist das kulturgeschichtliche Erzählen und der zweite ist das ereignisgeschichtliche
Erzählen (Wild, 2008, S.234). Die Geschlechter in diesem Zeitraum haben unterschiedliche Rollen in den
Werken. Die Männer werden in einer Beziehung zwischen höherrangigen gesetzt, z.B. Vater- Sohn, junge
Soldaten mit älteren Offizieren, wie z.B. das im Werk von Fogowitz „Durch Kampf zum Sieg” zu sehen ist
(1880) (Wild, 2008 S.235). Bei Frauen dient es zur Stärkung der nationalen Gedanken und der Krieg wird
immer als Heilig geschätzt. Es sind meist Bilder über Frauwerden. Der Krieg reift die Mädchen zu den
Frauen, d. h. der Krieg wird als eine Entwicklung für Mädchen gesehen. Es erläutert auch die
Geschlechtsrollen und Charaktere der Frauen in der Kriegszeit, wie z.B. Nieses „Barbarentöchter“ (1915)
(Wild, 2008, S.237). Der Weimarer Republik gewährt dem Kind seine Grausamkeiten, Sadismen mit
lyrischer Selbstsprache eines kindlichen Ichs auszusprechen. Es handelt sich hier um eine moderne Kinder-
und Jugendliteratur. Sie konzentrieren sich auf kindliches Erleben und geben dem Kind eine
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Wertungsposition. Auch hier entstehen Großstadtskizzen und Geschichten für Kinder. Sie mischen
traditionelle und moderne Elemente. Die Themen sind von der Welt der Erwachsenen z.B. Arbeitswelt,
Großstadt, sozialen Verhältnisse der Kinder. Mit dem ausgedehnten Verschulungsprozess werden Kinder
aller Schichten im modernen Sinne gleichgestellt. Es werden sozialkritische Werke erfasst, wo
großstädtische, Erwachsenenwelt, soziale Probleme und politische Auseinandersetzungen thematisiert
werden. Beispielwerke hierfür wären Erich Kästner „Emil und die Detektive“ (1928), Gustav Falke „Drei
gute Kameraden“ (1908). Im 18. Jh. bis 1918 sehen wir die Entwicklung der jüdischen Kinder- und
Jugendliteratur. Diese sind Texte, die an jüdische Heranwachsende gerichtet sind. Diese Schriften sind
kultureigene Literatur der Juden. Es wird auch Minoritäten- Literatur, multiterrioriale und mehrsprachige
Minderheitenliteratur genannt. Das erste deutschsprachige jüdische Kinderbuch ist das Werk von Aron
Wolfsohns „Awtalion” (1790) zu sehen (Wild, 2008, S.260-261). Während der nationalsozialistischen
Regierung gab es auch Kinder- und Jugendliteratur. Diese wurden für die politischen Zwecke der NS-
Regime angewandt. Das Ziel war es den Jugendlichen Lebensbejahung, Heldentum und Kampfesmut
anzueignen, d.h. die Schulung des Charakters. Das Ziel zur Bildung und Individuum wurde direkt verzichtet.
Man kann eine Vielfalt der Literaturgenres sehen z.B. Erzählungen, Romane, szenische- und lyrische Texte,
Märchen, Sagen, Bilderbücher, Biographien, Zeitschriften. Der Themenbereich in diesen Genres sind
Arbeitsleben (Reichsarbeitsdienst, Pflichtjahr), die Jugendorganisation JH und BDM, Geschichte der
Bewegung, d.h. Themen über Adolf Hitler, Auslands- und Grenzlanddeutschtum, Kolonien, Volkstum,
Sport, Fest und Feier, Krieg, Kinder- und Familienalltag, Abenteuer, Reisen, Technik, Tiere und Natur und
auch in der Zeit gab es fantastische, konfessionelle und jüdische Kinder- und Jugendliteratur (Wild, 2008,
S.276-280). Die Literatur für Organisation kam bei Beginn der Machtübernahme Hitlers in den
Vordergrund. Diese Art von Literatur wurde als pseudonationalistisch eingestuft und als unerwünschte
Konjunkturliteratur aufgezeichnet, wie z.B. Otfried von Hanstein „Wie der Glasbläserjunge zum
Braunhemd kam” (1934). Die historische Literatur nahm den größten Raum ein. Diese wurde als
Kriegsliteratur mit dem Ziel zur Wehrerziehung geschrieben, d.h. thematisiert werden Pflichterfüllungen
und Disziplin, Kampf- und Opferbereitschaft bis zum heldischen Tod. Neben dem Kriegsführer wurden
auch über Themen wie Bauernkrieg, dreißigjähriger Krieg, siebenjähriger Krieg und napoleonischer Krieg
geschrieben. Die Abenteuerliteratur umfasste Sagen, Heldenepen, historische Erzählungen und Bücher über
den 1. Weltkrieg. Die Themen waren meist Seefahren, Endeckern, Indianer, andere Helden in fremden
Erdteilen. Ein Beispielwerk wäre Otfried von Hanstein „Die Farm im Gran Chaco“ (1937). Für die NS-
Kinder- und Jugendliteratur war auch die Sportliteratur sehr wichtig. Diese diente zur Charakterschulung
und körperliche Ertüchtigung. Ein Ausgangspunkt für dieses Genre war die Berliner Olympiade im Jahr
1936. Die Mädchenliteratur in der NS- Zeit handelt meist über Familien-, Schul-, und
Freundschaftsgeschichten. Im Mittelpunkt der Handlung steht die große Liebe, aber dieses Thema wird
entsexualisiert aufgenommen und hat ein Happy End. Die Themen waren Beruf, wo meist soziale- und
hauswirtschaftliche Berufe zu sehen sind. Ein neuer Beruf für Mädchen war die Landschaft in der Zeit. Das
Ziel der Mädchenliteratur war Einsatz- und Opferbereitschaft, Heldentum und Kampfesmut. Die
Bilderbücher in der NS-Regime zielten eine völkische und politische Erziehung. Die Kinder sollten sich
schon im ganz jungen Alter rassisches Denken, Volksverbundheit, Führerkult, Begeisterung für Militär und
Technik aneignen, hierzu sind auch die Natur- und Heimatliebe zu zählen. Ein Beispielwerk für ein
Bilderbuch ist Ernst Hiemer „Der Giftpilz“ (1938) (Wild, 2008, S.280-294). Während der NS-Zeit gingen
viele Autoren ins Exil. Diese waren Schriftsteller, die gegen die Hitler- Regierung waren. Beispiele für diese
Autoren sind z.B. Bertolt Brecht, Rudolf Frank, Hildegard Johanna Kaeser, Anna Seghers usw. Die
Gattungen im Exil waren Erzählungen, Romane, Märchen, Bilderbücher und Sachbücher. Das Ziel dieser
Werke ist, den Exilkindern beizubringen, ohne ihren Familienschutz in einer fremden Umgebung sich
rechtfinden zu können. Es sind in Mädchenliteratur, historische Erzählungen, Detektivgeschichten,
fantastische Literatur, märchenhafte Erzählungen und Sachbüchern selbst agierende Kinder zu sehen. Die
kindliche Erlebnisperspektive und Weltsicht rücken in den Mittelpunkt. Die nicht autoritäre Kinder- und
Jugendliteratur entwirft freie kindliche Spielräume. Die Werke sind antiautoritär, d. h. die Autorität der
Erwachsenen wurde in Frage gestellt. Die Wünsche und die Phantasie der Kinder werden beachtet und
ausgelebt. Es gibt viele englischsprachige Werke, wie J.M. Barrie „Peter Pan“ (1904), Kenneth Grahame
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Der Struwwelpeter ” und “ Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut!”
„The Wind in the Willows“ (1908) und Milne „Winnie the Pooh“ (1926). Man sieht auch den Einfluss der
skandinavischen Nachkriegsliteratur für Kinder. Ein wichtiger Vertreter ist Astrid Lindgren. Die
Kinderwelten treten selbständig vor und sind mit Unabhängigkeit ausgestattet. Es gibt positive erwachsene
Randfiguren, die nicht autoritär sind, sondern Partner der Kinder.
Die Kinder werden aus dem exotischen Spiel- und Abenteuerwelten zurückgeholt und in die wirkliche
Welt gestellt, in der sie für ihre Menschenrechte, Mitspracherecht haben. Die Kinder werden ernst
genommen. Sie haben einen Entscheidungsspielraum. Die Beschlüsse der Kinder werden respektiert. Sie
gewähren somit Mitsprache und Mitstimmrecht. Die Kinder- und Jugendliteratur in der Zeit, zielt den
Kindern auch soziale und politische Probleme von der wahren Welt zu zeigen. Die Themen sind meist
Beziehungsprobleme der Eltern, Scheidung, Emanzipationsstreben, Berufstätigkeit der Mutter. Mit diesen
Themen zielt man, dass die Kinder die Probleme der Erwachsenen verstehen. Auch im Stil sehen wir eine
Änderung. Man sieht in der Zeit erwachsenenliterarische Stilistik. In den modernen Kinderromanen und
Kurzgeschichten sehen wir die Ich-Erzählweise, auch die Technik des inneren Monologs. Das
Bewusstseinsstrom, Montage und dokumentarische Collage sind auch geprägt. Der psychologische Roman
ist als neue Art in den 70´er Jahren entstanden. (Ewers, Hans-Heino, 2000). In den 80`er Jahren sehen wir
die Hybridität der Gattungen. Vor allem tritt der moderne historische Jugendroman in den Vordergrund.
Auf dem Kinder- und Jugendmarkt sehen wir gewichtet geschichtserzählende Texte. Der historische Roman
gewann wieder an Popularität. Ein wichtigster Vertreter in der Zeit war Umberto Ecos mit dem
Jahrhundertroman „Der Name der Rose“(1982). Auch schreiben die Autoren über alltägliche Themen und
man sieht auch Geschichten für Frauen und Mädchen. Der Einfluss von Fantastik ist auch in den 80`er
Jahren ein Merkmal der Kinder- und Jugendliteratur, d. h. nicht realistische Handlungen werden erfasst. In
der Thematik gibt es auch Familiengeschichten, wie z.B. Klaus Kordon „Die roten Matrosen oder ein
vergessener Winter (1984); Mit dem Rücken zur Wand (1990); Der erste ein vergessener Winter” (1993).
Die Jugendromane in den 80`er Jahren stehen mit den Geschichtsromanen für den Erwachsenen in einer
engen Verbindung. Es wurde auf die gesellschaftlichen Konfliktfelder angedeutet, wie z.B. das Thema
„Außenseiter“ (Wild, 2008, S.350-353). Am Anfang der 90`er Jahre ist die Bundesrepublik mit dem
politischen Ereignis „Der Mauerfall“ (1989) und „Wiedervereinigung” (1990) geprägt. Diese Ereignisse
werden auch in den Kinder- und Jugendwerken mit aufgenommen. Mitte der 90`er Jahre entstehen
literarisch innovative und Diskussion bestimmende Texte. Auffällig werden in der Zeit die Adoleszenztexte,
die als Popliteratur oder Poproman auftreten. Das Urbild aller Popromane in der Zeit ist erneut Goethes
Werther. Der Autor Tobias Hülswitt vermerkte im Jahr 1999 „Die junge Westliteratur ist Jugendliteratur
im doppelten Sinne“ (Wild, 2008, S.370). Er meint damit, dass die Literatur zur einem von Jugendlichen
geschrieben wird und zum anderen von einem Jugendlichen handelt, der auf der mühsamen Welt sich zu
finden versucht. Ein guter Beispielwerk für die 90`er ist Nick Hornbys „High Fidelity“(1999). Im Zentrum
steht das Ausleben von Hedonismus. Hierbei handelt es sich um Sex, Drogen Abhängigen (Wild, 2008,
S.370-372). Laut Hans-Heino Ewers gibt es in den 90`er Jahren ein Problem aufgrund der allgemeinen
Medienentwicklung. Er meint, „ Die Kinder- und Jugendliteratur hat es längst nicht mehr bloß mit der
Fernsehkinder, sondern auch schon mit der Computer- und Internetgeneration zu tun, mit Leserschichten
also, die eine gänzlich veränderte und audiovisuelle Medien wie mittlerweile auch der Computer als die
Primären Instanzen etabliert und dem Medium Buch eine zeitlich nachgeordnete und bedeutungsmäßig
nachrangige Position zugewiesen“ (Ewers, Hans-Heino, 2000). Mit diesen Worten will uns Ewers erklären,
dass die visuelle Unterhaltungsmedien für Kinder und Jugendliche attraktives Wirken als die geschriebene
Literatur. Eine Lösung für Ewers ist die Übertragung der Fernsehunterhaltung auf die populäre Kinder- und
Jugendliteratur, wie z.B. Christian Bieniek „Immer cooler bleiben (1993); Svenja hat´s erwischt (1994);
Knutschen erlaubt (2000).“ In der Gegenwart sehen wir einen neuen kinderliterarischen Funktionstyp,
nämlich die Erstlesebücher. Diese sind korrespondierende Leseanfängerliteratur. Das Ziel ist mit Hilfe von
Kinderbüchern das Lesen lernen. Diese Kinderbücher sind in Großdruck und Flattersatz geschrieben. Es
handelt sich um kurze Geschichten und Erzählungen. Damit man die Aufmerksamkeit der Kinder wecken
kann, benutzt man farbig illustrierte Bilder in den Werken.
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Hüsniye KOÇAK, Onur YILMAZ
In der Zeit der DDR wurde die Kinder- und Jugendliteratur nie von der Erwachsenenwelt getrennt.
Die Kindheit stand immer mit den gesellschaftlichen Bewegungen in Verbindung. Die Ziele der Autoren
der DDR waren, in gesellschaftliche Prozesse einzugreifen, mit Aufrechthaltung der proletarisch-
revolutionären Kinderliteratur, wollen sie eine einheitliche Welt von Kindern und Erwachsenen aufbauen.
Die Familie wird in diesen Werken in den Mittelpunkt gestellt. Die Eltern werden als Träger des
gesellschaftlichen Mangels angezeigt. Die Kinderfiguren werden idealisiert, damit wird die
Hoffnungslosigkeit der sozialen Probleme angedeutet. Karin Richter stellt in dem Buch von Hans-Heino
Ewers (2000), Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur, die Kinder- und Jugendliteratur der DDR mit
den folgenden Worten dar:
„Viele Texte der Kinder- und Jugendliteratur der DDR sind sprechende Beispiele für die
„literarische Begleitung“ eines gesellschaftlichen „Experiments“, das Anfangs mit großen
Hoffnungen verbunden war, dem man aber zunehmend kritischer gegenüberstand, ohne es
allerdings abrupt abbrechen zu wollen- nicht zuletzt, weil man glaubte, mit dem eigenen
literarischen Wirken Änderungen evozieren zu können.“
Kinder- und Jugendliteratur Heute
Die Kinder- und Jugendliteratur in der Gegenwart umfasst ein großes Spektrum. Hauptsächlich sehen wir
Prosatexte. Die Lyrik und Drama stehen eher im Hintergrund. Die Grenzen der Kinder- und Jugendliteratur
weiten sich aus, d. h. die Werke sind nicht nur für Kinder gerichtet, man redet von All-Ages-Literatur. Diese
Texte müssen sowohl für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verständlich sein, auch sollte die Sprache für die
differenzierten Altersgruppen attraktiv genug sein. In solchen Werken finden wir mythische, antike oder
sagenhafte Anspielungen. Damit zielt man mit bekannten und immer wiederkehrenden Themen und Figuren
kindliche und erwachsene Leser gleichermaßen anzusprechen (Bonacker, 2007, S.12). In den Werken werden
Genremischungen wie fantastische und Science-Fiction-Literatur gesehen. Mit der All-Age-Literatur zielt man
zur Verlängerung von Adoleszenz d.h. die Zeit der Pubertät. Somit sehen wir die wichtigste Art der Literatur,
nämlich die postmoderne Adoleszensroman. Mit dem Adoleszenzroman wird die Veränderung in der
Jugendphase aufgegriffen und narrativ an Erwachsenenliteratur angeknüpft. Beispielwerke für
Adoleszensromane sind „Cengiz und Locke” von Zoran Drevnkar (2002), „Schneeweiß und Rosenrot” von
Dorota Masloska (2004), „Busfahrt mit Kuhn und Tamara Bach” (2004). Laut Dieter Wrobel, gibt es in der
Gegenwart auch das Bilderbuch, nur werden hier ästhetische und narrative Ansätze aus der Erwachsenenliteratur
einbezogen z.B. durch Intertextualität, Raumgestaltung- und Beschreibung, Psychologisierung und Darstellung
komplexer Innenwelten, mehrperspektivisches Erzählen, Wechsel zwischen Erzählpositionen. Die Metalepse ist
eine der häufigsten benutztes Stilmittel. Bei einer Metalepse steigt die Figur in den Text hinein und/ oder
umgekehrt die Figuren kommen aus den Büchern heraus. Es entstehen hybride Texte die nicht einheitlich sind,
sondern mischen Gattungen oder stellen intertextuelle Bezüge dar. Dieter Wrobel beschreibt die postmoderne
Kinder- und Jugendliteratur mit diesen Worten: „Postmoderne Kinder- und Jugendliteratur stellt Texte in ihre
intertextuellen Zusammenhänge ein, spielt mit Normen, verzichtet auf Eindeutigkeit von Aussagen und auf
Überprüfung das Arrangieren von Texten.“ Natürlich gibt es neben der All-Age-Literatur, wo die Ästhetik im
Vordergrund steht auch Literaturarten, wo das problemorientierte Thema für Kinder vorrangig ist. In diese Arten
sehen wir von A bis Z die kindliche und jugendliche Lebensweltprobleme: Anderssein oder Außenseiterrolle,
Terrorismus, Globalisierungsfolgen, Armut und soziale Ungleichheiten, neue Medien, Gewalt. Ein Beispielwerk
wäre von Anja Tuckermann „Weggemobbt“. Die Girlie-Literatur ist eine Art für Jugendliche zwischen 12 bis
15 Jahren, die heute sehr populär ist. Diese haben eine geschlossene Handlung. Jedoch beinhalten sie in sich auch
Paratexte und Reihungstexte. Sie sind mit bunten Pastellfarben gestaltet. Die Themen sind erste Liebe,
Freundschaft, Gruppenbildungen, Außenseiter, Schwierigkeiten beim Erwachsen werden. Die Sprache ist
zielgruppenorientiert d.h. eine spezifische Jugendsprache wird verwendet.
Die Mädchenliteratur gehört auch zu den wichtigsten Literaturarten. Heute sehen wir auch direkt Mädchen
oder Jungen gezielte Werke. Diese befassen sich mit Entwicklungsthemen der Jugendlichen. Ein Beispiel für
männliche Leser wäre „Die wilden Fußballkerle“. Das Ziel der postmodernen Kinder- und Jugendliteratur ist,
dem Leser eine Entscheidung treffen zu lassen und lässt die Leser vor einer Auswahl. Die Leser sollen auf eine
431
Eine vergleichende Studie zu didaktischen Elementen in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur: “Savruk Peter -
Der Struwwelpeter ” und “ Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut!”
Suche nach einem Erlebnis gehen. Sie überlässt dem Leser, sich zu positionieren, bzw. eigene Meinung zu bilden.
Die Hybridität wird zum Stilkennzeichen, auch mit der intertextuellen Seite. Mit diesen Merkmalen nähert die
Kinder- und Jugendliteratur sich der Erwachsenenliteratur an. Sie ist mit Pluralität und Grenzüberschreitungen
gekennzeichnet. Sie kennt somit keine Regelpolitik (Wrobel, Dieter,2000).
Die Gliederung der Kinder- und Jugendliteratur
Es gibt sämtliche Arten der Kinder- und Jugendliteratur, diese sind Kinderbücher in Art von,
Kindersachbuch, realistisches Kinderbuch, fantastisches Kinderbuch, Tierbuch. Dann gibt es die
Bilderbücher, wie Elementarbilderbuch, Szenenbilderbuch, wirklichkeitsnahes Bilderbuch, fantastisches
Bilderbuch, Sachbilderbuch, Märchenbilderbuch, religiöses Bilderbuch. Kinderbücher sind Bücher, die für
Vorschulkinder und Schulkinder bis zur Pubertät erstellt wurden. Es gibt realistische- und fantastische
Kinderbücher. Realistische Kinderbücher sind Werke, wo die realistische Welt bzw. Umgebung der Kinder
dargestellt wird. In einem fantastischen Kinderbuch gibt es die fantastische Welt, Figuren und Elemente.
Mit Kindersachbüchern werden Kinder über unterschiedliche wissenschaftliche Gebiete informiert. Diese
werden kindgerecht verfasst. Bei einem Tierbuch sind die Figuren Tiere, die personifiziert werden. In den
Bilderbüchern werden die Bilder mit den Texten erläutert (Lange (Hrsg.), 2000, S. 228-229). Die
Bilderbücher können Textfrei sein, wo das Werk nur mit Bildern erstellt wird, sie können auch mit kleinen
Textangaben sein, wo die Bilder Vorrangig sind, aber deren Bedeutung mit kleinen Texten unterstützt
werden. Dann gibt es noch die Form, wo das Bild und der Text Parallelität zeigen (Lange, 2000, S.229-233).
Die Elementarbilderbücher sind Bücher, wo nur Bilder zu sehen sind. Mit den Szenenbilderbüchern werden
über das alltägliche Leben der Menschheit den Kindern übermittelt. Diese wird aber nur durch eine
Abbildung von einer Szene vom Alltag gemacht z.B. Mama und Kind ist auf dem Spielplatz. Bei den
wirklichkeitsnahen Bilderbüchern werden den Kindern, die wirkliche Welt dargestellt z.B. die Natur,
Umgebung, Zahlen, Buchstaben usw. Bei den fantastischen Bilderbüchern ist es genau das Gegenteil. Hier
werden erdachte Elemente dargestellt. Ziel der Sachbilderbücher ist den Kindern wissenschaftliches Wissen
anzueignen, diese können z.B. Kinderlexikone sein. In den Märchenbilderbüchern sind Abbildungen von
Sagen und Volksmärchen dargestellt. Die religiösen Bilderbücher tun ganz schlicht religiöse Elemente dem
Kind wiederspiegeln (Hapova, Tereza, 2008).
Die Form der Jugendbücher zeigt eine Vielfalt:
• Problemorientierte Jugendbücher: in diesen Büchern werden Themen wie Freundschaft,
Familie, Schule, Sexualität, Kriminalität, Kultur, Religion, Krieg, Liebe, Tod, Drogen,
Ablösung und Krise dargestellt. In dieser Form versucht man Probleme in der Gesellschaft
aufzudecken.
• Historisch orientierte Jugendbücher: Die Themen sind zeitgenössische Situationen. z.B.
Kriege in der Vergangenheit.
• Sozial orientierte Jugendbücher: aktuelle gesellschaftliche Probleme werden thematisiert.
z.B. Gewalt, Konflikte, Außenseiter, Minderheit in der Gesellschaft, Rassismus usw.
• Entwicklungsorientierte Jugendbücher: Die Jugendliche haben in der Pubertätszeit ein
verwirrtes Innenleben, Ziellosigkeit, fehlende Selbsteinschätzung und übersteigerte
Reaktionen bei manchen Situationen. Für diese charakteristischen Eigenschaften der
Jugendlichen werden Jugendbücher zielgerecht erstellt. Die Themen sind z.B.
Freundschaft, Clique, Liebe, Sexualität und Tod.
Die Jugendbücher sind untergliedert in Jugendsachbücher, Abenteuerbücher, Entdeckerbücher, und
Mädchenbücher. Das Ziel der Jugendsachbücher ist es in unterschiedlichen Gebieten Wissen zu verbreiten,
aber auch die Jugendlichen beim Konsumieren unterhalten (Doderer o. J., 1961, S.17). Die Themen sind
z.B. Biographien, Lexika, Kunst, Kultur Spiel, Geschichte und Politik. Die Charakteristiken der
Abenteuerbücher sind Spannung, fremdartige Welt und außergewöhnliche Ereignisse. Die Abenteuerbücher
kommen in diese Formen vor: Robinsonaden, Seefahrergeschichten, geographische Abenteuergeschichten,
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Hüsniye KOÇAK, Onur YILMAZ
historisch orientierte Abenteuerbücher, Indianergeschichten, Utopische Abenteuergeschichten, Fantastische
Abenteuergeschichten und Detektivgeschichten (Baumgärtner& Launer, 2000, S.415). Das Mädchenbuch,
ist speziell für Mädchen erfasste Literatur. Das Ziel ist es die Rolle der Mädchen in der Gesellschaft zu
erläutern. Es gibt unterschiedliche Formen der Mädchenbücher, traditionelles Backfischbuch, wo das Leben
des bürgerlichen Mädchens aufgenommen wird, konventionelles Backfischbuch, hier ist die Zielgruppe
Mädchen in der bürgerlichen Mittelschicht, und emanzipatorisches Mädchenbuch, die Aufklärung der
Mädchen und Emanzipation ist im Vordergrund. Auch gibt es Klassiker in der Kinder- und Jugendliteratur.
Laut Barakova, sind Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur eine Bezeichnung für die hervorragenden
Werke einer einzigen, an dem Wertsystem griechischer und römischer antiker Kunst- und Lebensauffassung
orientierten sog. klassischen Literaturepoche (Baroková, 2004, S.12). Die Klassiker in der Literatur für
Kinder und Jugendliche waren hauptsächlich nicht für Kinder und Jugendliche geschrieben, erst später
wurden sie für Kinder und Jugendliche angepasst. Es gibt auch Werke die direkt zielgerecht für das
jugendliche Publikum geschrieben wurden. Diese Werke sind oftmals anonym, auch die Erzählquellen sind
oft nicht bekannt. Deren Herkunft kann bis zur Antike, Orient und Indien zurückgehen (Hapova, Tereza
(2008). Neben den Kinderbüchern, Jugendbüchern und den Klassikern gibt es wichtige Arten die zu der
Kinder- und Jugendliteratur zählen. Diese sind Märchen, Mythen, Sagen und Fabeln. Blütezeit des
Märchens war erst Ende 18. Jh. und die wichtigsten Vertreter sind Brüder Grimm. Das Märchen ist eine
Durchmischung des realen Lebens mit Alltäglichem, Übernatürlichem und Wunderbarem. Die Struktur ist
kindergerecht, Bildhaft. Meist sieht man ein Vergleich zwischen Gut und Böse. Es gibt die Volksmärchen,
die zur Unterhaltung und Belehrung der Erwachsenen dienten und das Kunstmärchen, die für die gebildete
Schicht als Hochdichtung erfasst wurden. Die Funktion vom Märchen ist, den Heranwachsenden bei
Entwicklungsschwierigkeiten zu unterstützen und sie zu bewältigen (Lange (Hrsg.), 2000, S.246-251). Die
Mythen sind Erzählungen die bildhaft und anschaulich sind. Es wird über Ursprung und Ende der Welt
erzählt, Sinn menschlicher Existenz ist das wichtigste Thema. Es wird ein Vergleich zwischen Jenseits und
Diesseits gemacht. Es gibt drei Arten, kosmogonische, theogonische und anthropogonische Mythen (Lange
(Hrsg.), 2000, S.252-255). Die Sagen sind in zwei Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe ist die mythische
Sage, wo in der Struktur magische, numinose und mythische Elemente vorhanden sind. Es gibt
übernatürliche Elemente. Diese Gruppe sind die eigentlichen Volkssagen, z.B. Zwergsagen, Teufelssagen,
Totensagen. Die zweite Gruppe sind die historischen Sagen, in der ein geschichtliches Ereignis oder
Persönlichkeit im Mittelpunkt steht. (Lange (Hrsg.), 2000, S.258). Die Fabel ist eine Erzählung, in der Tiere,
Pflanzen oder Dinge personifiziert werden und eine bestimmte Lehre in sich hat. Mit der Fabel versuchte
man politische und aktuelle Widerstände zu kritisieren. Ein charakteristisches Merkmal der Fabel ist die
gleichnishafte Rede, es wird eine Lehre oder Wahrheit in eine erfundene Geschichte integriert. Die Figuren
werden zur Verfremdung benutzt. Diese sind meist Tiere, die personifiziert werden. Die Fabel hat ein
vierteiliges Aufbauschema. 1. Situation, wird aufgezeigt, 2. Actio, Rede und Handlung der einen Figur, 3.
Reactio, Gegenrede und Gegenhandlung der anderen Figur und 4. Ergebnis der ganzen Geschichte (Lange
(Hrsg.), 2000, S.267-285).
Werkanalyse von Jessica Strömer’s „Nur Mut Kurt!“ und Heinrich Hoffmann’s „Der Struwwelpeter“
Das Werk „Der Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann wurde zum ersten Mal in der Epoche
Realismus geschrieben. Es wurden zahlreiche Übersetzungen gemacht. Das Buch was hier analysiert wird, ist
vom Jahr 2008. Dieses Werk ist zweisprachig. Sie wurde erst auf Türkisch geschrieben. Die Übersetzung
wurde von Mehmet Emin Ertürk vorgenommen. Dabei hat er zahlreiche Bilder von dem Originaltext
verwendet. Am Ende sieht man den deutschen Teil. Diese wurde ohne Zeichnungen geschrieben. Das Buch
besteht insgesamt aus 36 Seiten. In diesem Werk gibt es zehn unterschiedliche Handlungen. Das Werk von
Jessica Störmer „Nur Mut, Kurt!“ ist eine Gegenwartsliteratur. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 erstellt. Auch
dieses Werk ist zweisprachig. Anders als bei dem Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann, wurde in diesem
Werk das deutsche und türkische parallel geschrieben. Zuerst wurde der türkische Text geschrieben und gleich
im Anhang wurde der deutsche Text abgefasst. Die Übersetzung ins türkische wurde von Gül Dilek Schlieker
vorgenommen. Auch dieses Werk ist mit zahlreichen Bildern ausgestattet. Dieses Buch besteht insgesamt aus
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Eine vergleichende Studie zu didaktischen Elementen in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur: “Savruk Peter -
Der Struwwelpeter ” und “ Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut!”
40 Seiten. Anders als „Der Struwwelpeter“ ist in den letzten vier Seiten ein Leserätsel zu sehen. Diese
Unterstützt die Kinder beim Leseverstehen. Dieses Werk hat nicht mehrere Handlungen, sondern besteht aus
nur einer Handlung. Bei den beiden Werken wurde eine einfache Sprache angewandt. Die Sätze wurden kurz
und knapp geschrieben. Bei dem Werk „Der Struwwelpeter“, jedoch sieht man in dem ganzen Werk Reime,
was bei dem Werk „Nur Mut, Kurt!“ nicht der Fall ist. Alle beiden Werke wurden in eine auktoriale
Erzählweise erzählt, d.h. es handelt sich um einen allwissenden Autor. Beide Autoren haben eine übertriebene
Erzählweise. Beispiele aus dem Werk von Heinrich Hoffmann „Der Struwwelpeter“ sind:
„Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich! Er fing die Fliegen in dem Haus
und riss ihnen die Flügel aus.“
„Verbrannt ist alles ganz und gar, das arme Kind mit Haut und Haar.“
„Weh! Jetzt geht es klipp und klapp mit dem Scher die Daumen ab, mit dem großen scharfen
Scher.“
Auch Störmer hat eine übertriebene Erzählweise auch hierfür gibt es Beispiele aus dem Werk:
„Doch Emma ist so stark, dass sie einen ganzen Elefanten stemmen kann.“
„Sein Pausenbrot sieht heute ganz besonders lecker aus. Es ragt aus einem Bollerwagen hoch
in die Luft und es riecht herrlich nach Gurke und Käse und Wurst und Ei und Butter und Salat
und…“
„Aber Anne ist gerade damit beschäftigt, die anderen Kinder durch die Luft zu wirbeln,…“
Beide Autoren haben übertriebene Bilder benutzt. Hoffmanns Bilder gehen in die extreme im
negativen Sinne, aber die Bilder von Störmer gehen in die Extreme im positiven Sinn. Beide haben einen
hohen Anteil an Fiktion mit eingebaut. Bei Hoffman sehen wir auf den Bildern zum Beispiel ein Mädchen,
das brennt oder auch ein Jungen dem sein Daumen mit einer großen Schere abgeschnitten wird, oder ein
Junge der verhungert und stirbt.
Bei Störmer sehen wir Bilder wie zum Beispiel, wie ein Mädchen sehr stark ist und einen Elefanten
tragen kann, oder Meter langes Pausenbrot oder wie ein Mädchen ihre Freunde mit ihrer Puste durch die
Luft wirbeln kann.
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Hüsniye KOÇAK, Onur YILMAZ
Im Störmers Werk, sieht man keine kulturellen oder religiösen Zeichen. Beim Hoffmann sind in zwei
Stellen religiöse Zeichen mit eingebaut. Am Anfang gleich im Vorspruch, sagt er, dass wenn Kinder artig sind,
dann kommt das Christkind mit einer Belohnung. Auf den Bildern kann man Weihnachtsbäume, Kirche und
Engeln sehen. Bei der Geschichte von dem schwarzen Buben da kommt der Nikolaus als kultureller Zeichen
vor. Die Hauptfigur bei dem Werk von Jessica Störmer ist der Kurt ein schüchterner Junge. Bei dem Werk
von Heinrich Hoffmann, ist der eigentliche Hauptfigur der Struwwelpeter. Der ist sehr ungepflegt, hat lange
Haare und lange Fingernägel. Für jede zehn Erzählungen, gibt es unterschiedliche Hauptcharaktere, die als
unartige Kinder bezeichnet werden. Bei dem Werk „Nur Mut, Kurt!“ geht es um einen Außenseiter Namens
Kurt, ein schüchterner Junge, der versucht selbst etwas hinzubekommen. Er versucht sich zu beweisen. Beim
„Der Struwwelpeter“ geht es um ungehorsame Kinder und deren ungeheure Folgen. Bei beiden Werken, kann
man sehen, dass man genau das Gegenteil bezwecken will. Beim „Nur Mut, Kurt!“ versucht der Autor das
Gefühl „Mut“ auf den kleinen Lesern zu übermitteln. Bei dem Werk „Der Struwwelpeter“, jedoch versucht
der Autor das Gefühlt „Angst“ zu übermitteln. Die Hauptfigur Kurt ist ein braver Junge, aber die zehn
Charaktere beim Struwwelpeter sind Kinder, die sich nicht an Regeln halten. Sie sind nicht anständig. Kurt
soll seine Grenzen überschreiten. Er soll sich entwickeln und versuchen, selbst was hinzubekommen, ohne
jemanden nachzuahmen. Beim Struwwelpeter werden den Kindern strikte Grenzen gezogen. Die Kinder
müssen sich an die Regeln halten und wenn sie es nicht tun, dann müssen sie mit sehr harten Strafen rechnen.
Störmer möchte mit ihrem Werk das Selbstbewusstsein der Kinder durch „Mut“ stärken. Hoffmann jedoch
zielt, die Kinder artig zu machen. Diese schreckt er mit extremen Beispielen ab, in dem er Kinder die nicht
artig sind mit extremen Fällen bestraft.
Das Werk von Jessica Störmer „Nur Mut, Kurt!“ hat einen dicken und harten Buchdeckel. Die
Papierqualität ist gut, da die Seiten aus glänzendem, dickem und weißem Papier sind. Die Bilder auf den Seiten
sind farbig. Der Text ist in allen Seiten nicht allzu lang. Da dieses Werk zweisprachig ist, wird zuerst der
deutsche Text und gleich darauffolgend der türkische Text geschrieben. Das deutsche wurde in schwarz und
das türkische in blau geschrieben. Auf den Seiten haben Bilder mehr Platz als den Text. Das Thema ist, „Mut“.
Man versucht Kinder zu erklären, dass man etwas Mut braucht um etwas selbst hinzubekommen. Man sollte
nicht versuchen so wie Andere zu sein, sondern versuchen herauszufinden was man selbst am besten kann.
Das Werk von Heinrich Hoffmann „Der Struwwelpeter“ hat auch einen dicken und harten Buchdeckel. Die
Papierqualität ist besser als Störmers Buch, denn die Seiten sind viel dicker. Die Bilder auf den Seiten sind
farbig. Auch hier nehmen die Bilder mehr Platz als den Text. Anders als Störmers Werk, wurde in diesem
Werk zuerst der türkische Text mit farbigen Bildern geschrieben. Am Ende wurde die deutsche Version auf
fünf Seiten mit kleinen und schwarz-weißen Bildern zusammengepresst. Das Thema ist „Angst“. Man
versucht mit diesem Werk, den Kindern zu erklären, dass sie artig sein müssen, wenn sie es nicht tun, dann
müssen sie mit sehr brutalen Folgen rechnen. Das Werk von Störmer ist genau für die Kinder im
Grundschulalter geeignet. Sie versucht mit ihr Werk das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Hoffmanns
Werk jedoch ist nicht für Kinder im Grundschulalter geeignet, denn er hat zu brutalen Folgen für die Kinder
die unartig sind geschrieben. In seinem Werk sieht man Gewalt und sogar den Tod. Es wird einem Kind der
Daumen abgeschnitten, nur weil es daran gelutscht hat oder es muss ein Kind sterben, nur weil er seine Suppe
nicht getrunken hat. Dieses Werk kann zwar zur Disziplin führen, aber das Selbstbewusstsein von den Kindern
wird dadurch nicht unterstützt, sondern im Gegenteil durch Angst verringert.
Schlussfolgerung
Die Werke von Heinrich Hoffmann „Der Struwwelpeter“ und Jessica Störmer „Nur Mut, Kurt!“
gehören beide zur Kinder- und Jugendliteratur. In beiden Werken sehen wir die künstlerische Sprache, die
Ästhetik und die Fiktion. Beide Bücher sind für Kinder geschrieben und unter der Gattung Kinder- und
Jugendliteratur einzuordnen. Das Werk von Hoffmann wurde in der Zeit der Realismus verfasst. In diesem
Werk handelt sich um moralische Geschichten. In dem Werk sehen wir, dass die Kinder zum artig sein erzogen
werden. Es wird in den Werken vorbildhafte Verhalten hervorgehoben und die Konsequenzen veranschaulicht,
wenn man diese Verhaltensweisen nicht folgt. Der Autor Hoffmann konkretisiert es durch die Erwachsenen,
die mit ihren Anweisungen für die vorbildhaften Verhaltensweisen stehen. Die Kinder in den Werken sind
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Eine vergleichende Studie zu didaktischen Elementen in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur: “Savruk Peter -
Der Struwwelpeter ” und “ Nur Mut, Kurt! - Cesur ol Korkut!”
jedoch unartig und müssen mit strengen Strafen rechnen. Ein weiteres Merkmal war für Kinder- und
Jugendliteratur im Realismus, dass in den Werken zahlreiche Figuren vorkommen. Auch in dem Werk „Der
Struwwelpeter“ sehen wir zehn unterschiedliche Figuren. Das Werk von Störmer ist eine
Gegenwartskinderliteratur. Die Kinderliteratur von heute sehen wir meist in Prosaform. Auch Störmers Werk
ist in Prosaform. Es sind meist Themen die problemorientiert sind. In dem Werk „Nur Mut, Kurt!“ ist das
Thema, dass Kurt ein Außenseiter ist und versucht sich zwischen anderen Kindern zu integrieren. Die Fiktion
wird in der Gegenwartskinderliteratur sehr stark mit eingesetzt. Auch Störmer hat in ihrem Werk die Fiktion
stark mit eingebaut, z.B. kann man ein Mädchen sehen, die einen Elefanten tragen kann. Störmers Werk zählt
zu den intentionalen, intendierten und spezifischen Kinder- und Jugendliteratur. Hoffmanns Werk zählt zu den
nicht-akzeptierte und nicht-intendierte Kinder- und Jugendliteratur. Didaktisch betrachtet, sind beide Werke
unterhaltsam und lehrhaft. Störmers Werk lehrt den Kindern den „Mut“ und Hoffmanns Werk das „Artig sein“.
Kinder sind neugierig und wollen ihre Umwelt entdecken. Für jedes Alter, für jeden Entwicklungsstand,
für jeden Anlass gibt es entsprechende Literaturen. Durch Bücher wird Sprache erst lebendig. Werte erlernt
ein Kind durch seine Umgebung und Bücher. In einer Gesellschaft sind Menschen, Institutionen und Politik
von gesellschaftlichen Wertvorstellungen geprägt und sie entwickeln sich weiter. Da die Werte in jeder Epoche
andere Stellungen haben, muss man die Werke auch nach dieser Epoche bewerten. Kinder lernen von Büchern
und die Bücher werden nach der Ansicht der damaligen Weltanschauung geschrieben, um die Gesellschaft in
eine bestimmte, gewünschte Richtung zu führen.
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