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Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90: 5-42, 2020 5
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
Rückgang seltenster Pflanzenarten ist ungebremst –
Freilanduntersuchungen zur Bestandsentwicklung vom
Aussterben bedrohter Gefäßpflanzenarten Bayerns
ANDREAS ZEHM, JÜRGEN KLOTZ, KARSTEN HORN,
MICHAEL WECKER, WOLFGANG VON BRACKEL,
THOMAS BLACHNIK, JULIA VON BRACKEL, ALFRED BUCHHOLZ,
WOLFGANG DIEWALD, OTTO ELSNER, MARTIN FEULNER,
ULRICH KOHLER, ANDREAS LAUSSER, ANNEMARIE RADKO-
WITSCH, MARCEL RUFF, MICHAEL SCHÖN, ALFRED WAGNER,
INGRID WAGNER & ARMIN WIMMELBÜCKER
Zusammenfassung: Um die Aktualisierung der Roten Liste Bayerns vorzubereiten, wurden v. a.
auf Grundlage zweier LfU-Ausschreibungen 233 unzureichend dokumentierte Populationen von 67
„vom Aussterben bedrohten“ Gefäßpflanzen gutachterlich in den Jahren 2016 bis 2018 im Freiland
überprüft. Es wurden die Bestands- sowie Gefährdungssituationen und mögliche Hilfsmaßnahmen
analysiert. Dabei konnten 43 % der ehemaligen Vorkommen nicht mehr bestätigt werden; die Po-
pulationsgrößen von 54 % der Bestände haben abgenommen und nur bei 13 % war eine Zunahme
von Individuen zu beobachten. Wichtigste Ursachen für Bestandseinbußen waren sowohl eine (land-
wirtschaftliche) Nutzungsintensivierung als auch eine auf Nutzungsauflassung folgende Sukzession
– vielfach verbunden mit Gehölzaufkommen. Betroffen waren nahezu alle Lebensräume, nur die
Alpen und Felslebensräume des Hügel- und Berglandes wiesen deutlich geringere Bestandsrück-
gänge auf. Genereller Trend ist, dass sich dieAbnahme seltensterArten in Bayern fortsetzt, was auch
daran liegen könnte, dass sich ein Großteil der Vorkommen außerhalb von Schutzgebieten befindet,
Anschriften der Autoren: Dr. Andreas Zehm, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Ver-
braucherschutz, Rosenkavalierplatz 2, 81925 München; Thomas Blachnik, Guntherstraße 41, 90416
Nürnberg; Julia von Brackel, Lauf 10, 91325 Adelsdorf; Dr. Wolfgang von Brackel, Kirchenweg 2,
91341 Röttenbach; Alfred Buchholz, Büro ArVe Landsberg, Ignaz-Kögler-Straße 1, 86899 Landsberg
am Lech; Wolfgang Diewald, Büro für Botanik, Stephanusweg 4, 94315 Straubing; Otto Elsner,
Forsthausstraße 8, 97491 Aidhausen-Rottenstein; Martin Feulner, Neustädtlein 48, 95488 Eckers-
dorf; Karsten Horn, Büro für angewandte Geobotanik und Landschaftsökologie (BaGL), Franken-
straße 2, 91077 Dormitz; Jürgen Klotz, Weinweg 45, 93049 Regensburg; Ulrich Kohler, Büro ArVe,
Ignaz-Kögler-Straße 1, 86899 Landsberg am Lech; Dr. Andreas Lausser, Hermann-Köhl-Straße 1A,
93049 Regensburg; Annemarie Radkowitsch, Hohenwarterstraße 1, 75181 Pforzheim; Marcel Ruff,
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Bürgermeister-Ulrich-Straße 160, 86179 Augsburg; Dr. Mi-
chael Schön, Ulmenweg 4, 92637 Weiden; Dr. Alfred und Ingrid Wagner, Kappelweg 1, 82497 Un-
terammergau; Michael Wecker, Im Thingers 57, 87439 Kempten; Armin Wimmelbücker, Falkenweg
3, 92353 Postbauer-Heng.
Korrespondenz: E-Mail: andreas.zehm@stmuv.bayern.de
6Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
1 Einleitung und Methode
Nach einer grundlegenden Aktualisierung (SCHEUERER & AHLMER 2003) der bayerischen Roten
Liste der Gefäßpflanzen (SCHÖNFELDER 1987) begannen 2017 die Vorarbeiten für die Neuein-
stufung der bedrohten Pflanzenarten entsprechend einem bundeseinheitlichen Bearbeitungs-
schema (LUDWIG et al. 2009). Bei der Prüfung der vorliegenden Datengrundlagen zeigte sich,
dass bei vielen der in der Roten Liste der Gefäßpflanzen von 2003 in Kategorie 1 „vom Aus-
sterben bedroht“ eingestuften Arten der Kenntnisstand ungenügend oder zumindest unzurei-
chend in der Artenschutzkartierung (ASK) des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU)
dokumentiert war. Um diese Kenntnislücken zu schließen, wurden 2016 und 2017 jeweils eine
Auswahl von 76 bzw. 71 Taxa zur Freilandkartierung durch das LfU ausgeschrieben und er-
gänzende Untersuchungen im Rahmen des Artenhilfsprogramms Botanik lanciert. Untersucht
wurden letztendlich 67 Taxa, womit für viele Vorkommen eine Aussage zur Populationsent-
wicklung möglich wurde.
Parallel wurden Experten dazu aufgerufen, bislang nicht in der Artenschutzkartierung er-
fasste Vorkommen höchst gefährdeter oder seltenerArten erstmals zu dokumentieren. Ziel war
es, durch eine ausreichende Anzahl von Begehungen sowohl die aktuelle Bestandssituation
möglichst vieler Populationen zu erfassen, als auch die Gefährdungsursachen zu klären und
anwendbare Hilfsmaßnahmen vorzuschlagen. Von allen Vorkommen sollte die Individuenzahl
und deren räumlicheVerteilung durch eine Punktkartierung (ZEHM et al. 2010) erfasst werden.
Für jedes Individuum oder für kompakte Wuchsgruppen wurde bei der Freilanderfassung je-
weils ein GPS-Punkt gesetzt, so dass genaue Daten für die Interpretation der Wuchssituation
und für ein zukünftiges Monitoring der Bestände vorliegen.
Zur Nachsuche wurden bekannte Fundorte und ggf. alle potentiell geeignetenWuchsorte im
Umfeld eines ehemaligen Nachweises zur optimalen Entwicklungszeit der Zielarten sehr genau
abgesucht, was teilweise mehrere Stunden pro Wuchsort in Anspruch nahm. Alle gefundenen
die – wie als Tendenz erkennbar war – die Bestandsrückgänge seltenster Pflanzen abbremsen kön-
nen. Um das Aussterben weiterer Arten zu verhindern, sind sowohl ein effektiverer Naturschutz
nötig, als auch strukturell und methodisch neue Umsetzungsansätze.
Key Words: Red List, Critical Endangered vascular plants, Bavaria, population size, threats, species
conservation programme
Summary: Between 2016 and 2018, about 233 localities of Critical Endangered (CR) vascular plants
of Bavaria have been surveyed in the field to receive better knowledge for the awaited update of the
regional Red List that dates from 2003. For 67 species recent population size, causes of threat and
possible conservation measures were assessed. In total, 43% of the former populations could not be
confirmed, populations from 54% of the localities were recorded as decreasing and only in 13% an
increasing population was found. (Agricultural) Intensification as well as site abandonment followed
by succession and scrub encroachment were recorded as main reasons for decreasing populations.
This trend was visible in nearly all habitats, only Alpine areas and lowland and montane rock habi-
tats were less affected. Aresult shown is that the populations of rare plant species in Bavaria are still
declining.One possible reason is that a majority of the occurrences are not located in protected areas,
which seem to be effective for conservation. It is obvious that a reinforcement of conservation ef-
forts is essential for the preservation of the remaining populations of CR plant taxa in Bavaria as well
as new structural and better methodological approaches.
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 7
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
Individuen wurden per GPS
eingemessen oder als dichte
Bestände abgegrenzt. Der
Suchraum wurde mittels GPS-
Track dokumentiert, da-mit
neben den Nachweisen auch
klar ist, welche Bereiche ohne
Erfolg abgesucht wurden.
Somit können zukünftige
Nachsuchen effektiver geplant
und unnötige Doppelbearbei-
tungen vermieden werden.
Die Ergebnisse wurden in der
Artenschutzkartierung doku-
mentiert, so dass in diesem
Artikel zum Schutz der bestä-
tigten Vorkommen auf eine
genaue Verortung verzichtet
werden kann.
Zahlreiche Wuchsorte
konnten anhand genauer
Fundortangaben leicht wieder-
gefunden werden, doch einige
ließen sich auch trotz intensi-
ver Vorab-Recherche nicht
ausreichend genau lokalisieren. In zehn Fällen erwiesen sich die Artangaben bei der Kontrolle
im Freiland als Fehlbestimmungen. Folgend werden für die bestätigten Vorkommen die Ent-
wicklung der Bestände, mögliche Gefährdungsursachen sowie zielführende Schutzmaßnahmen
zusammenfassend dargestellt (nicht erfolgreiche Nachsuchen siehe Tabelle 3). Die Details zu den
Sippen und den untersuchten Wuchsorten sind in den zitierten Gutachten genau dokumentiert.
Bei bestimmungskritischen Sippen (vgl. MEIEROTT & LIPPERT 2011) wurde ein Herbarbe-
leg für die Botanische Staatssammlung München erstellt. Die Taxonomie richtet sich nach LIP-
PERT & MEIEROTT (2018), die Rote Liste-Einstufungen für Deutschland nach METZING et al.
(2018; RLD) und für Bayern nach SCHEUERER & AHLMER (2003; RLBy). Die Kürzel in Klam-
mern hinter den Fundortnamen bezeichnen die Kfz-Kennzeichen der Landkreise und kreis-
freien Städte.
Im Folgenden werden zuerst zusammenfassende Auswertungen über alle Populationen hin-
weg dargestellt und dann die Ergebnisse der gutachterlichen Bearbeitung für jede Art kurz zu-
sammengefasst als auch die Trends der Bestandsentwicklungen analysiert. Die erfolgreichen
Nachweise werden in Kapitel 3 textlich knapp beschrieben. Trotz Nachsuche durch erfahrene
Floristen nicht mehr bestätigte, ehemalige Vorkommen sind in Tab. 3 am Ende des Artikels
zusammengestellt. Hier werden auch Taxa genannt, die in Kapitel 3 nicht textlich behandelt
werden.Alle Nachweise und alle ehemaligen Fundorte gingen in die zusammenfassendenAus-
wertungen in Kapitel 2 ein.
Abb. 1: Lage der untersuchten Wuchsorte in Bayern (mit Überla-
gerungen) und Populationstrend: grün = Zunahme, blau = unverän-
dert, gelb = Abnahme, weiß = verschollen
8Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
2 Ergebnisse der Untersuchung
Es wurden insgesamt 233 über nahezu alle Regionen Bayerns verteilte Pflanzen-Populationen
untersucht, die sich vergleichsweise einheitlich auf verschiedene Lebensraumgruppen verteilen
(Abb. 1, Tab. 1). In der Arbeit sind allerdings Ruderalflächen (v.a. städtische Lebensräume),
Felsenbewohner und alpine Arten unterrepräsentiert. Bei den 67 analysierten vom Aussterben
bedrohten Pflanzenarten zeigte sich, dass der Rückgang der Flora sowohl qualitativ wie quan-
titativ weiterhin fortschreitet. So wurde bei nur 13 % aller Populationen ein positiver Trend fest-
gestellt, 20 % der Vorkommen waren mehr oder minder unverändert. Dagegen musste bei 54 %
eine (zumTeil deutliche)Abnahme der Populationsgröße festgestellt werden, oder die gesuchte
Art konnte am ehemaligen Fundort gar nicht mehr gefunden werden (Tab. 1). Die Kategorie
„ausgestorben oder verschollen“ überwiegt in fast allen Lebensräumen, so waren durchschnitt-
lich rund 43 % der 233 Wuchsorte verwaist. Eine aktuelle, deutlich umfassendere Untersuchung
belegt einen ähnlichen Rückgang der seltenen Pflanzen in der Schweiz (KEMPEL et al. 2020).
Auffällig waren nur dieAlpen sowie die außeralpinen Felslebensräume, wo ein nennenswerter
Anteil von Populationen weitgehend unverändert war (62 bzw. 36 % der Populationen), was
auf eine vergleichsweise geringe Nutzungsintensität bzw. moderate Nutzungsänderungen hin-
weist. Nur im Lebensraum „Trockenrasen“ war eine nennenswerte Zunahme der Populations-
größen (in 25 % der Fälle) feststellbar. Insgesamt spiegelt sich der negative Bestandstrend in
einem deutlichen Verlust ehemaliger Vorkommen genauso wider wie vielfach in einem Rück-
gang der Populationsgrößen wieder bestätigter Vorkommen. Manche Arten sind damit unver-
sehens seit der letzten Ausgabe der Roten Liste (AHLMER & SCHEUERER 2003) in Bayern
verschollen, so beispielsweise Dioscorea communis und alle Wildexemplare von Deschampsia
rhenana (das Schicksal der ausgepflanzten Exemplare ist nicht absehbar). Die Bestände ande-
rerArten – wie die Populationen von Sedum villosum und Campanula cervicaria – sind am Zu-
sammenbrechen und drohen bei unverändertem Trend in wenigen Jahren vollständig in Bayern
verschwunden zu sein.
Abb. 2: Vergleich von drei Naturräumen Bayerns in Bezug auf die Populationstrends der
99 in diesen drei Regionen untersuchten Vorkommen von Rote Liste 1-Arten.
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 9
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Auch wenn Auswertungen für die verschiedenen Naturräume nur sehr begrenzt möglich
sind, zeigt ein exemplarischer Vergleich von drei Regionen mit ausreichend hoher Stichpro-
benzahl (Fränkisches Keuper-Lias-Land n = 42, Mainfränkische Platten n = 26 und Nördliche
Kalkalpen n = 31) deutliche Unterschiede zwischen den Naturräumen (Abb. 2). So ist im in-
tensiver genutzten Keuper-Lias-Land sehr deutlich ein über den bayerischen Mittelwert hin-
ausgehender Rückgang von Populationen zu erkennen, wobei vor allem der Anteil von
verschollenen Vorkommen hervorsticht. Dagegen sind die weniger intensiv genutzten Main-
fränkischen Platten den vielfach nur extensiv genutzten Kalkalpen sehr ähnlich.
Tab. 1: Verteilung der untersuchtenArten auf verschiedene Lebensraumgruppen und Entwicklung der un-
tersuchten Populationen innerhalb der Lebensraumgruppen. Zeile „Fälle insgesamt“: Anzahl (%) der un-
tersuchten Populationen pro Lebensraumgruppe; weitere Zeilen = Anzahl und prozentualer Anteil an
Populationen der Lebensraumgruppe [n (%)]. Anteile über 20 % sind grau hervorgehoben. verschollen:
Sippe wurde am Wuchsort nicht wiedergefunden; abnehmend: im Vergleich zu Bestandsdaten von Vor-
untersuchungen nahm die Populationsgröße ab; unverändert: die Populationsgrößen haben sich nicht
deutlich verändert; zunehmend: die Population am Wuchsort hat zugenommen; unbekannt: es liegen keine
Vorinformationen vor, die Bestandsentwicklung kann nicht abgeschätzt werden; entfällt: synanthropes
Vorkommen oder Fehlangaben.
GeographischeAuswertungen zeigen, dass die meisten Vorkommen der RL1-Arten außer-
halb von Schutzgebieten liegen, wobei zu beachten ist, dass zahlreiche hier behandelte Arten
in ruderalen, urbanen oder ackerbaulich genutzten Situationen auftreten, die kaum in Schutz-
gebiete integriert werden oder auch als vereinzelte Streuvorkommen für größere Schutzgebiete
nicht relevant sind. So liegen insgesamt 168 (= 75 %) der Vorkommen außerhalb und 56
(= 25 %) innerhalb von Naturschutzgebieten (NSG). Betrachtet man nur das außeralpine Bay-
ern, liegen sogar nur 35 (= 18 %) innerhalb von geschützten Flächen. Dies dokumentiert, dass
die Vielfalt der heimischen Flora wohl unzureichend in Schutzgebieten repräsentiert ist. Dies
ist umso ungünstiger, als in der Tendenz Schutzgebiete einen positiven Einfluss auf den Erhalt
der floristischenArtenvielfalt haben. So sind außerhalb von Naturschutzgebieten 53 % der Vor-
Acker Trocken-
rasen
Feucht-
wiesen
Ruderal-
flächen
Gewäs-
ser Alpin Wald Felsen insges.
Fälle
insgesamt
33
(14 %)
40
(17 %)
41
(18 %)
8
(3 %)
43
(18 %)
13
(6 %)
41
(18 %)
14
(6 %)
233
(100 %)
verschollen 15
(45 %)
11
(28 %)
15
(37 %)
5
(63 %)
29
(67 %)
2
(15 %)
18
(44 %)
6
(43 %)
101
(43 %)
abnehmend 2
(6 %)
4
(10 %)
6
(15 %)
2
(25 %)
3
(7 %)
1
(8 %)
6
(15 %)
2
(14 %)
26
(11 %)
unverändert 5
(15 %)
7
(18 %)
12
(29 %)
0
(0 %)
4
(9 %)
8
(62 %)
6
(15 %)
5
(36 %)
47
(20 %)
zunehmend 6
(18 %)
10
(25 %)
4
(10 %)
0
(0 %)
4
(9 %)
0
(0 %)
5
(12 %)
1
(7 %)
30
(13 %)
unbekannt 4
(12 %)
3
(8 %)
3
(7 %)
0
(0 %)
1
(2 %)
2
(15 %)
1
(2 %)
0
(0 %)
14
(6 %)
entfällt 1
(3 %)
5
(13 %)
1
(2 %)
1
(13 %)
2
(5 %)
0
(0 %)
5
(12 %)
0
(0 %)
15
(6 %)
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10 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
kommen von Rote Liste 1-Arten verschollen (im Gegensatz zu 25 % innerhalb von NSG).
42 % der Populationen zeigen in NSG nur Populationsschwankungen (zu 24 % außerhalb von
NSG) und 24 % (gegenüber 10 %) sind sogar angewachsen. In Bezug auf das europäische
Schutzgebietsnetz Natura 2000 ist zu erkennen, dass nahezu genau die Hälfte der Wuchsorte
in FFH-Gebieten liegt, obgleich nahezu alle hier behandelten Arten nicht für die Gebietsmel-
dung maßgeblich waren, da nur einzelne Arten in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistet sind.
Oft fehlt es aber gleichermaßen sowohl innerhalb wie außerhalb der verschiedenen Schutzge-
biete an einer Grundpflege als auch an Pflegemaßnahmen, die auf die spezielle Ökologie der
seltenen Arten abgestimmt sind.
Einschränkend muss grundsätzlich zur Aussagekraft der zusammenfassenden Analysen er-
gänzt werden, dass in die Untersuchungen nur solche älteren Nachweise eingingen, deren Sta-
tus unklar war und zu denen detaillierte Informationen zu den ehemaligen Beständen vorlagen.
Bekanntermaßen verschollene Vorkommen wurden von den Experten erst gar nicht in ihrenAn-
geboten aufgeführt, als auch sehr ungenaue Ortsangaben (was bei älteren Angaben vielfach
der Fall ist) von vorneherein ausgeschlossen. Daraus folgt, dass die Dunkelziffer des realen
Rückgangs vermutlich deutlich über der hier dokumentiertenAbnahme liegt (z. B. ist bekannt,
dass Wildvorkommen von Typha minima seit mehreren Jahrzehnten ausgestorben sind oder
von der unten genannten Chondrilla chondrilloides (Kapitel 3.10) bekannt ist, dass sie seit vie-
len Jahren nur auf einen Wuchsort beschränkt war; CSENCSICS & MÜLLER 2015, MÜLLER et al.
2019). In dem Zusammenhang muss auch darauf hingewiesen werden, dass sowohl eine Do-
kumentation von Rückgängen in der Floristischen Kartierung und der Artenschutzkartierung
des LfU (ASK) viel häufiger erfolgen sollte, als auch zukünftig zu allen Nachweisen eine Ko-
ordinate und eine zumindest eine geschätzte Abundanz dokumentiert werden sollte, um zu-
künftige Überprüfungen effektiv möglich zu machen.
Insgesamt zeigt sich, dass die Rückgangsursachen vielfältig sind (Tab. 2), was auf die zu-
meist sehr spezifischen ökologischen Ansprüche der seltenenArten zurückzuführen ist. Den-
noch zeigt sich, dass Änderungen der Landnutzung den absolut größten Anteil der Nennungen
ausmachen, auch wenn aufgrund der Konzentration dieser Untersuchung auf Sonderstandorte
die Bedeutung der landwirtschaftlichen Intensivierung nicht ganz so deutlich wird, wie in an-
deren Publikationen beschrieben (z. B. MEYER et al. 2013, JANSEN et al. 2019). Dabei ist eine
Intensivierung der Nutzung (n = 30) nahezu genauso gravierend wie ein Absinken/Ausfallen
derselben. Besonders relevant ist der Verlust von Lebensräumen durch aufkommende Kon-
kurrenz, die durch Nährstoffeinträge oder Sukzession inklusive Gehölzaufwuchs (insgesamt 60
Fälle) die seltenen, vielfach niedrigwüchsigen Arten zurückdrängt. Vielfach fehlen dynami-
sche Prozesse (wie wechselnde Wasserstände, Feuer, Beweidung), die regelmäßig Pionier-
standorte erzeugen. Selbst in den wenigen grundsätzlich stabilen, für Prozessschutz relevanten
Lebensräumen erhöht der Klimawandel die Gefahr von lokalen Aussterbeprozessen. Dies ist
beispielsweise wohl bei den felsbewohnenden Woodsia-Arten relevant (Kap. 3.44–3.46).
Die für die Zukunft absehbaren Gefährdungsgründe entsprechen weitgehend den bisheri-
gen Rückgangsursachen (Tab. 2), so dass ohne eine grundsätzliche Änderung der Landbe-
wirtschaftung von einem weiteren kontinuierlichen Verschwinden von Populationen seltenster
Arten auszugehen ist.
Bezüglich der zum Erhalt der Vorkommen notwendigen Pflegemaßnahmen überwiegen
sehr deutlich die Hinweise, dass eine extensive Nutzung zur Ausmagerung (wie Mahd mit Ab-
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 11
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
Tab. 2: Übersicht der wichtigsten Rückgangsursachen, häufigsten Gefährdungsgründe und wichtigsten
Pflegemaßnahmen (jeweils mitAnzahl der Nennungen) für die vom Aussterben bedrohtenArten (jeweils
n = 233).
räumen oder Beweidung) essentiell für den Erhalt vieler Populationen ist (Tab. 2). Daneben sind
besonders auch dynamische Prozesse (FINK et al. 1998) nötig, die Pionierstandorte schaffen,
wechselnde Nutzungsmuster durch Weidetierfraß kreieren oder spezielle Lebensräume durch
wechselnde Wasserstände erzeugen, zentral für das Überleben seltenerArten. Hervorzuheben
bleibt, dass bei Ackerwildkräutern das Vertragsnaturschutzmodul „Acker“ das wichtigste und –
abgesehen von Ex-situ-Vermehrungskulturen – einzige Werkzeug für einen effektiven Schutz
von Ackerarten ist (vgl. OFFENBERGER 2018).
Es zeigt sich, dass selbst bei hoch gefährdeten, prioritären Pflanzenarten vielerorts weder
eine (regelmäßige) Bestandskontrolle noch eine (angepasste) Pflege erfolgt. Ein wichtiges Ziel
wäre daher, ein landesweites System zu entwickeln, das eine dauerhafte Betreuung der vielen
Wuchsorte leisten kann, beispielsweise in Anlehnung an das Artenhilfsprogramm-System in
Niederbayern und der Oberpfalz. In diesem Beispiel wird von einem möglichst langfristig an-
gelegten professionellen Betreuer-Netzwerk ein jährlich von der Bezirksregierung vorgegebe-
nes Artenset bearbeitet (ZAHLHEIMER 2009). Neben einer Bestandskontrolle sollten bei so einem
System kleinere Maßnahmen für Standort- und Populationsmanagement umgehend vom be-
treuendem Botaniker ausgeführt werden, und größere Pflegemaßnahmen (Kleinmaßnahmen,
Landschaftspflege oder dauerhafte naturverträgliche Bewirtschaftung über Vertragsnaturschutz)
angeregt oder organisiert werden.Vielfach ist es für einen langfristigen Erfolg maßgeblich, die
oftmals sehr speziellen Standortvoraussetzungen zu sichern oder zu verbessern. Derartige Maß-
nahmen sind meist komplex und bedürfen einer möglichst langjährigen fachlichen Begleitung.
Entscheidend ist inAnbetracht der meist sehr speziellen Standorte und der Populationsökolo-
gie der hochgefährdeten Pflanzenarten ein intensiver Wissens- und Erfahrungstransfer zwi-
schen dem Betreuer des Vorkommens und weiterenAkteuren sowie den Naturschutzbehörden,
um schwerwiegende Fehler zu vermeiden. Nur so – und in enger Zusam- menarbeit mit eh-
Rückgangsursachen Gefährdungsgründe nötige Pflege
Sukzession 43 Sukzession 28 Mahd mit Abräumen 30
intensive landwirtschaft-
liche Nutzung 30 landwirtschaftliche Inten-
sivierung 21 Äcker naturverträglich
nutzen 20
Aufgabe traditioneller
Nutzung 11 Nährstoffanreicherung 14 Beweidung 15
Gehölzaufwuchs 11 Klimawandel 6 Hydrologie verbessern 12
Baumaßnahme 9 Nutzungsverzicht 5 Gehölze entnehmen 10
gestörte Hydrologie 8 Gehölzaufkommen 3 Pionierstandorte schaffen 10
unpassende Landschafts-
pflege 8 Grabenräumung 3 extensive Nutzung 7
Eutrophierung 6 sonstige Gründe 12 Dynamik (wechselnde
Wasserstände) 4
Klimawandel 6 keine/unbekannt 141 keine/erloschen 125
unbekannt 13
keine 88
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12 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
renamtlichen Floristen – ist denkbar, die große Anzahl über ganz Bayern verstreuter Wuchs-
orte organisatorisch in Bearbeitung zu halten sowie gemachte Erfahrungen zu dokumentieren
und in eine effiziente Pflege umzusetzen.
Gleichzeitig muss darauf verwiesen werden, dass sich nicht nur bei den hier behandelten
höchst gefährdeten Arten der bayerischen Flora die Gefährdungs- und Rückgangssituation
verschärft, sondern auch bei derzeit noch weiter verbreiteten Arten, und sich im Zuge des Kli-
mawandels möglicherweise noch weiter beschleunigen wird (FELBER et al. 2020). Ein Trend-
stopp bzw. eine Trendwende beim Erhalt der bayerischen Florenvielfalt ist notwendig und
bedarf umfassender Konzepte und Maßnahmen im Zusammenwirken mit den Landnutzern,
Behörden und Verbänden.
3 Ergebnisse der Überprüfungen von Populationen
Es werden in diesem Kapitel ausschließlich die Ergebnisse der gezielten Untersuchungen auf
Grundlage der oben genannten LfU-Ausschreibungen zu den Taxa dargestellt. Es ist nicht
Ziel dieses Artikels zu den bearbeiteten Pflanzensippen die umfassenden Kenntnisse derAu-
toren oder die bislang vorliegenden Informationen zusammenzutragen. Auch abschließende
Bewertungen der Taxa im Sinne einer landesweiten Einstufung für die Rote Liste-Aktuali-
sierung ist nicht Gegenstand der Ausführungen. Eine derartige Herangehensweise würde den
Umfang vervielfachen. Einzelne Taxa, von denen kein Bestand bestätigt werden konnte, fin-
den nur in der anschließenden Tabelle 3 Erwähnung. Für Übersichten über die Taxa sind die
veröffentlichten Regionalfloren (z. B. ADLER et al. 2017, DÖRR & LIPPERT 2001, MEIEROTT
2008) oder floristischen Datenbanken (v. a.ASK 2020 und BIB 2020) heranzuziehen.
3.1 Aethionema saxatile (L.) W.T.Aiton, Alpen-Steintäschel (RLBy 1; RLD 1)
Das Alpen-Steintäschel ist an voll besonnte Steinschutt- und Flussgeröll-Standorte gebunden
und findet sich mit größeren Populationen an der oberen Isar (GAP, TÖL). Vorkommen sind
in Deutschland auf Süd-Bayern und dort hauptsächlich auf die Isar und ihr Einzugsgebiet be-
schränkt. Ehemalige Nachweise flussabwärts von Wolfratshausen wurden seit langem nicht
mehr bestätigt; 2017 fanden DICKORÉ & DICKORÉ (2019) einzelne Exemplare an der Isar im
Grünwalder Forst und bei Wolfratshausen.
Bei allen vier in den Jahren 2017 und 2018 erneut untersuchten Flussabschnitten der Isar
(Wallgau, Lenggries; GAP, TÖL; WAGNER & WAGNER 2018) konnten – dem dynamischen
Lebensraum entsprechend – deutliche Veränderungen der räumlichen Verteilung gefunden
werden (vgl. Abb. 3), die die neu entstandenen offenen Kiesbänke nachzeichnen. In dreiAb-
schnitten konnte 2018 ein größerer Bestand (jeweils 1978, 650 und 1147 Individuen; WAG-
NER & WAGNER 2018) als bei der Ersterhebung durch REICH et al. (2008) festgestellt werden.
In einem, allerdings nicht vollständig kartierten, Isar-Abschnitt sank die Individuenzahl seit
2008 auf 534 Pflanzen ab. Die aktuell insgesamt günstige Situation darf allerdings nicht da-
rüber hinwegtäuschen, dass der deutsche Gesamtbestand weitgehend von der zukünftigen Be-
wirtschaftung des Walchensee-Kraftwerks abhängt und von der Frage, wie weit es zukünftig
gelingt, die Dynamik des Weidenaufwuchses, der Kies-Umlagerung und die Restwassermenge
verträglich zu gestalten (SCHAIPP & ZEHM 2009).Wird eine kontinuierliche Restwassermenge
im Rißbach etabliert, könnte der dortige Lebensraum möglicherweise – wie die Kiesflächen
der oberen Isar nach Beginn der Teilrückleitung – schnell mit Salix-Arten zuwachsen.
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 13
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
3.2 Aldrovanda vesiculosa L.,Wasserfalle (RLBy 0; RLD 0)
Diese europaweit seltene Pflanzenart der FFH-Richtlinie wurde in Bayern bislang nur im
Bühlweiher bei Lindau am Bodensee (LI) sowie im Tennenloher Forst bei Erlangen (ERH)
nachgewiesen. Während das Vorkommen bei Lindau bereits im Jahr 1885 entdeckt (SCHWIM-
MER 1937) und mindestens bis 1911 beobachtet wurde (DÖRR 1974), aber in den Folgejahren
aber erloschen ist (DÖRR 1982), wurde der Bestand bei Erlangen im Jahr 2012 erstmals nach-
gewiesen (MARABINI & NEZADAL 2012). Während das ehemalige Vorkommen im Bodensee-
gebiet als natürlich anzusehen ist, handelt es sich bei dem Bestand im Tennenloher Forst um
eine gezielte anthropogeneAnsiedlung von nicht-autochthonem Material osteuropäischer Her-
kunft, wie genetische Untersuchungen zeigen konnten (A. Fleischmann, mdl. Mitt.). Seit der
ersten Beobachtung ist der Bestand im Tennenloher Forst bis 2018 deutlich zurückgegangen:
Es konnten aktuell nur noch zwei Exemplare nachgewiesen werden (KLOTZ 2018a). Gründe
für den Rückgang können starke Beschattung und zeitweiliges Trockenfallen des flachen Ge-
wässers sein. Da es sich um eine Ansalbung handelt, sind Schutzmaßnahmen nicht sinnvoll.
Wiedereinbürgerungsversuche am Bühlweiher bei Lindau im Jahr 1967 mit Pflanzen aus der
Schweiz blieben offensichtlich erfolglos (DÖRR 1974).
3.3 Androsace obtusifolia All., Stumpfblättriger Mannsschild (RLB 2; RLD 1)
Von der alpinen, in Bayern als stark gefährdet und als sehr selten eingestuften Androsace ob-
tusifolia wurden zwei sehr deutlich vom Hauptareal isolierte Vorkommen in den Allgäuer
Hochalpen (OA) und im Wettersteingebirge (GAP) untersucht (BUCHHOLZ et al. 2018). Beide
Teilbestände am Rappenseekar erwiesen sich dabei als relativ individuenreich (insgesamt rund
460 Individuen) und voraussichtlich stabil. Entgegen eines vormals befürchteten Rückgangs
durch intensive Beweidung (DÖRR & LIPPERT 2001; R. Urban 2002, schriftl.), konnte 2018
keine Beeinträchtigung der Bestände festgestellt werden. Allerdings ist die Art nur während
der relativ kurzen Blütezeit (Ende Juni bis Anfang Juli) zuverlässig zu erfassen, so dass man
Abb. 3:
Vergleich der von
Aethionema saxatile
besiedelten Teile des
Flussabschnittes 2 der
oberen Isar in 2007
und zur Wiederho-
lungsaufnahme
2017/18
(nach WAGNER &
WAGNER 2018).
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14 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
bei der Bestandsinterpretation vorsichtig sein muss. Am Hohen Kamm (Wetterstein; Abb. 4)
konnten rund 260 Individuen zerstreut in den Nacktried- und Polsterseggenrasen der nord-
seitigen, oberen Gipfelhänge gefunden werden. Aktuell sind keine Pflege- oder Schutzmaß-
nahmen erforderlich (BUCHHOLZ et al. 2018).
3.4 Asplenium adulterinum Milde,Braungrüner Streifenfarn (RLBy 2!!h; RLD 2!!)
Untersucht wurden neun auf die Gebiete Kühstein, Föhrenbühl, Wojaleite und Haidleite ver-
teilte Vorkommen (TIR, HO). Die Haidleite umfasst dabei 2017 sechs Teilbestände mit ins-
gesamt 4420 Individuen. Der rund 2700 Individuen umfassende Hauptbestand ist sehr vital,
während die kleineren Teilpopulationen deutlich beeinträchtigt und in der Populationsent-
wicklung teilweise stagnierend sind. Der Bestand an der Wojaleite hat sich auf 1334 Indivi-
duen vergrößert, am Kühstein (24 Exemplare) scheint der Bestand stabil und am Wuchsort
Föhrenbüchl konnten keine Pflanzen gefunden werden, die sich taxonomisch eindeutig As-
plenium adulterinum zuordnen ließen. Sukzession, Verdrängung durch konkurrierende Vege-
tation und zu hohe Streuauflagen lassen sich als Gefährdungsfaktoren erkennen, denen durch
extensive Beweidung, den Abtrag von Streuschichten und populationsstützende, behördliche
Ex-situ-Kulturen begegnet werden kann (LAUSSER 2017). Gefährdungsfaktoren und wirksame
Schutz- und Pflegemaßnahmen für diesen Farn sind ausführlich bei HORN et al. (2001) dar-
gestellt.
3.5 Botrychium virginianum (L.) Sw., Virginische Mondraute (RLBy 1!a; RLD 1)
Die aktuelle Bestandssituation der Virginischen Mondraute wird ausführlich von HORN et al.
(2017) dokumentiert. Das einstmals individuenreiche Hauptvorkommen am Eibsee (GAP)
wurde durch Baumaßnahmen deutlich beeinträchtigt und umfasste 2016 noch lediglich 16 In-
Abb. 4:
Androsace obtusifolia
in den zwergstrauch-
reichen Polsterseg-
genrasen am Hohen
Kamm
(BUCHHOLZ et al.
2018; Foto: U. Koh-
ler).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 15
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dividuen. AlsArtenhilfsmaßnahme wurden die dichte Streudeckung und aufwachsender Ge-
hölzjungwuchs im Jahr 2017 im Rahmen eines Biodiversitätsprojektes entfernt. Ein im Jahr
2016 nicht bestätigtes Vorkommen im Eibseegebiet wurde in den beiden Folgejahren erneut
überprüft. 2018 wurde hier eine kräftige, fertile Einzelpflanze beobachtet (HORN 2018). Fer-
ner konnte 2018, ebenfalls im Eibseegebiet, ein bislang unbekanntes Vorkommen von Botry-
chium virginianum, bestehend aus zwei sterilen Exemplaren, entdeckt werden (HORN 2018).
Das sehr kleinflächige Vorkommen im Sittersbachtal (BGL) umfasste 2016 nur 15 Individuen
(HORN &BENNERT 2016).
Abb. 5:
Das Auftreten von Bromus
grossus kann stark zwischen
den Jahren variieren. Bereits
2018 konnte der 2017 meh-
rere tausend Individuen um-
fassende Bestand nicht
wieder bestätigt werden
(RADKOWITSCH 2018a; L.
Meierott mündl.; Foto: A.
Radkowitsch).
3.6 Bromus grossus DC., Dicke Trespe (RLBy 1!!; RLD 2!!)
Die Dicke Trespe wurde 2017 an drei Wuchsorten in der Gemeinde Ramsthal (KG) nachge-
wiesen. Zwei eng benachbarte Vorkommen am Rand eines Sojafeldes umfassten rund 200
Triebe, während es sich auf dem Weizenacker südlich der Ramsthaler Aussiedlerhöfe um ein
mit mehr als 10.000 Halmen sehr individuenreiches, bislang unbekanntes Vorkommen han-
delte (Abb. 5). Gefährdungen für die Art können unter anderem regelmäßiges Striegeln, un-
passende Anbaupflanzen, Saatgutreinigung, Herbizideinsatz und eine zu häufige Mahd der
Randstreifen sein.Auf Äckern sollte vorzugsweise eine auf Wintergetreide optimierte Frucht-
folge praktiziert werden und von Mai bis Juni keine Ernte erfolgen, um die Art langfristig zu
schützen (RADKOWITSCH 2018a). Es wird versucht, die Äcker in das Vertragsnaturschutzpro-
gramm aufzunehmen.
3.7 Campanula cervicaria L., Borstige Glockenblume (RLBy 1; RLD 1)
Insgesamt konnten von 16 ehemaligen Vorkommen Unterfrankens nur noch fünf aktuell be-
stätigt werden (ELSNER 2018), so die Bestände nördlich von Reichmannshausen (250 Exem-
plare; SW), nahe Kriegsleite (3 Individuen; NES), am Iffigheimer Berg (26; NEA) und zwei
Vorkommen bei Albertshofen (200 und 100 Individuen ausAnsaat; KG). In Südbayern wurde
ein Vorkommen bei Grainau (164 Individuen, GAP) und bei Raisting (13 sehr wahrscheinlich
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16 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
Abb. 6:
Carex supina auf den
Külsheimer Gipshügeln
(BRACKEL & BRACKEL 2019;
Foto: W. v. Brackel).
auf eine Privatkultur zurückgehende Individuen; WM; B. Schwarz unveröff.) gefunden. Das
Vorkommen in Huglfing (WM) konnte 2019 mit 10 Individuen wieder bestätigt werden (Wag-
ner & Wagner schriftliche Mitt.; ging nicht in die Auswertung ein). Zum Erhalt ist es essen-
tiell, konkurrenzarme und wenig produktive Waldbestände mit geringem Wildverbiss zu
erhalten oder herzustellen (ELSNER 2018). Da die Störstellen besiedelnde Art eine langlebige
Samenbank aufbaut, kann es sinnvoll sein, an ehemaligen Vorkommen durch Bodenverwun-
dungen und initiale Wuchsbedingungen eine Bestandsreaktivierung zu versuchen. Von den
bestätigten Populationen dieser Untersuchung wurden Proben und Samen für eine genetische
Untersuchung und Ex-situ-Kultur entnommen (GABEL & REISCH 2019).
3.8 Carex supina Willd. ex Wahlenb., Niedrige Segge (RLBy 2; RLD 2)
Seit 1911 ist die Niedrige-Segge bayernweit nur von den Külsheimer Gipshügeln (NEA) do-
kumentiert (HELLER 1920). Nachdem Vorkommen auf einem etwas abseits gelegenen Hügel
als auch dem westlichen Gipshügel vollständig verschwunden sind (SUBAL 1992), konzen-
triert sich der Bestand nun auf die Steppenrasen am Südhang und Rücken des östlichen Kern-
bereichs. Insgesamt konnten aktuell ca. 300 Individuen, gruppiert in neun Beständen,
dokumentiert werden (BRACKEL & BRACKEL 2019). Die Pflege der Bestände dieser auf eine
lückige Vegetation und Offenbodenstellen angewiesenen Art (Abb. 6) ist stark von der Wit-
terung abhängig: In trockenen Sommern mit Dürreperioden erhalten sich die Offenboden-
stellen von selbst, nach feuchten Sommern muss durch Schafbeweidung oder umsichtige
Handmahd Biomasse entfernt werden. Im Extremfall müssen eine dichte Streuauflage
und/oder große Moosteppiche händisch abgerecht werden.
3.9 Chenopodium murale L., Mauer-Gänsefuß (RLBy 1; RLD 2)
Chenopodium murale hat in Regensburg einen seiner letzten Nachweise in Bayern. Nur diese
Ruderalstelle auf einem Parkplatz in der Regensburger Innenstadt wurde untersucht. Beim
Erstnachweis (J. Klotz 1996, unveröff.) wurden drei Individuen vermerkt, 2016 waren 20
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 17
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Abb. 7:
Auspflanz-Transekt von
autochthonem Material von
Chondrilla chondrilloides
quer zum Flussbett der Linder
(KOHLER et al. 2018; Foto: U.
Kohler).
Exemplare nachweisbar. Der Bestand ist somit (auf niedrigem Niveau) angestiegen, ist aber
insgesamt stagnierend und weiterhin gefährdet. Durch Unkrautjäten verschwanden allerdings
noch im Herbst des Jahres 15 der einjährigen Pflanzen. Gefährdungen sind zudem Mahd wäh-
rend der Blütezeit, Herbizideinsatz, Bebauung oder Asphaltierung des ganzen Parkplatzes.
Erforderliche Schutzmaßnahmen wären ein Verzicht auf Unkrautbeseitigung und auf eine Be-
festigung der Parkflächen (KLOTZ 2018b).
3.10 Chondrilla chondrilloides (Ard.) H.Karst., Alpen-Knorpellattich (RLBy 1; RLD 1)
Im Rahmen des Hotspot-Alpenflüsse-Projektes wurde der Knorpellattich untersucht, wobei
abgesehen von dem Vorkommen im Friedergries bei Griesen (GAP; 2015 um die 1100, 2019
rund 1400 gefundene Individuen; GAP; HARZER & KOLLMANN 2018; WÖLLNER et al. 2019)
kein weiteres rezentes Vorkommen an den bayerischen Wildflüssen gefunden werden konnte.
Daher wurde aus einer Erhaltungskultur des Botanischen Gartens Augsburg nachgezogenes
Pflanzgut vom letzten deutschen Wuchsort bei Griesen ausgepflanzt. Im September 2017 wur-
den 83 Individuen an der oberen Isar östlich der Rissbachmündung (TÖL) ausgebracht, von
denen bis September 2018 insgesamt 66 der gepflanzten Exemplare überlebt haben, obwohl
mittlere Hochwasser über Teile der Population hinweggegangen waren und ein sehr trocke-
ner Sommer einige Exemplare vertrocknen ließ. Im Herbst 2018 konnten sogar 37 Keimlinge
gezählt werden, so dass diese Population vorläufig als etabliert gelten kann. Zudem wurden
2018 weitere Gruppen in das Lindergries (9 Individuen; GAP), das Neualmgries (9 Individuen;
GAP) und an einer weiteren Stelle an der Isar (73 Individuen) ausgepflanzt (KOHLER et al.
2018; Abb. 7).
3.11 Cyperus longus L., Langes Zypergras (RLBy 1; RLD 1)
Cyperus longus wurde bei Nonnenhorn, bei Bad Schachen (LIN) und Amendingen (Stadt
MN) untersucht, von wo ältere (VOLLMANN 1914) und aktuelle Nachweise vorlagen (2000
und 2014 aus LFU 2017). Die jüngerenVorkommen des inzwischen vielfach in Gartencentern
als Zierpflanze angebotenen Sauergrases sind vermutlich anthropogenen Ursprungs, so auch
wahrscheinlich das Vorkommen bei Amendingen. 2017 wurde die Art – zusätzlich zu dem
bekannten Wuchsort in Wasserburg (STREITZ 2015) – nur noch in Nonnenhorn mit einer
Wuchsfläche von rund 10 m² nachgewiesen. Das isolierte, bereits durch Gebäudenähe, Stra-
ßenrandlage und Beschattung beeinträchtigte Vorkommen ist durch benachbarte intensive
Landwirtschaft gefährdet. Einzige nachhaltige Erhaltungsmaßnahme wäre eine Wiederan-
siedlung zwischen Hoyerberg und Nonnenhorn, wo potentiell passende Lebensräume entwi-
ckelt werden könnten (RADKOWITSCH 2018b).
3.12 Cystopteris sudetica A.Braun & Milde, Sudeten-Blasenfarn (RLBy 1; RLD R)
Die aktuelle Bestandssituation des Sudeten-Blasenfarns wird ausführlich in HORN et al. (2017)
dargestellt. Am einzigen deutschen Wuchsort bei Vorderbrand (BGL) hat sich der Bestand, ver-
teilt auf zwei räumlich getrennte Teilpopulationen, im Vergleich zu 1993 auf rund 200 Wedel
nahezu verdoppelt, allerdings ist die Bestandsfläche mit rund 10 m² nach wie vor sehr klein.
Potentiell stark gefährdet ist die Art durch forstliche Eingriffe, die den Standort auflichten
und das Mikroklima nachhaltig verändern würden (HORN & BENNERT 2016, HORN 2018).
3.13 Deschampsia rhenana Gremli, Bodensee-Schmiele (RLBy 1; RLD 1!!)
Deschampsia rhenana (Abb. 8) ist ein inzwischen im gesamten Verbreitungsgebiet gefährde-
ter Endemit des Bodenseeufers. Die Verbreitungsschwerpunkte lagen und liegen in Baden-
Württemberg und der Schweiz, wohingegen die ehemals sehr individuenreichen Bestände in
Bayern seit 2017 verschollen sind (ZEHM et al. 2008,
BRACKEL 2017). Auch wenn Treibholz-Anlandun-
gen, Tritt durch Badegäste und Sedimentumlage-
rungen der Bodensee-Schmiele (wie auch den
übrigen Strandrasenarten) zugesetzt haben, liegen
die Gründe für den rapiden Rückgang der Art den-
noch nach wie vor weitgehend im Dunkeln. Zur
Wiederansiedlung der Bodensee-Schmiele am baye-
rischen Bodenseeufer wurde im Botanischen Garten
Konstanz erhalten gebliebenes bayerisches Pflan-
zenmaterial (22 Töpfe) in Ex-situ-Kultur vermehrt
und 2018 nahe der Grenze zu Österreich wieder aus-
gebracht. Abgesehen von einem Ausfall von rund
30 % der gesetzten Pflanzen ist die Situation der
Auspflanzung seitdem nahezu unverändert (PEIN-
TINGER et al. 2019).
3.14 Draba incana L., Langgriffeliges Felsen-
blümchen (RLBy 1; RLD R)
Der im Jahr 1999 entdeckte Wuchsort am Laufba-
cher Eck im Naturschutzgebiet „Allgäuer Alpen“
(OA; DUNKEL 2006; Abb. 9) beherbergte bei der
Untersuchung 2018 eine sehr kleine Population mit
stark schwankender Individuenzahl (4 Individuen),
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18 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
Abb. 8: Deschampsia rhenana in der am-
phibischen Zone des bayerischen Boden-
seeufers bei Wasserburg (BRACKEL 2017;
Foto: W. v. Brackel).
Abb. 9:
Draba incana (rot umkreist)
im brüchigen Fels am
Laufbacher Eck
(BUCHHOLZ et al. 2018; Foto:
U. Kohler).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 19
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
die zudem noch rückläufig ist. Es liegen keine Erfahrungen zu potentiellen Beeinträchtigun-
gen und einer Gefährdung vor. Draba incana zeigt eine Tendenz zu gestörten Standorten (kon-
kurrenzarme, kleine Erdanrisse). Daher birgt der nahegelegene Wanderweg keine Gefahren
(abgesehen von direkten Aufsammlungen). Aufgrund der alleinigen Lage am Wegrand ist
sogar eine anthropogene Einschleppung (z. B. an Schuhsohlen anhaftende Samen) denkbar.
Die Gründe für den dramatischen Rückgang sind nicht bekannt, aber auch in der Schweiz zu
beobachten, wo von den ehemals zahlreichen Vorkommen nur noch ein einziges rezent ist
(Infoflora.ch 2018 schriftl.). Aufgrund der unklaren Gründe für den Rückgang und fehlenden
Erfahrungen sind Maßnahmen zum Schutz nur schwer zu formulieren.Wegen der großen Sel-
tenheit in den gesamten Alpen wurde erfolgreich eine Ex-situ-Vermehrung im Botanischen
Garten Tübingen begründet; es konnten zahlreiche vitale Individuen angezogen und 2020
ausgepflanzt werden (BUCHHOLZ et al. 2018).
3.15 Erigeron atticus Vill., Drüsiges Berufkraut (RLBy 1; RLD 1)
Der in Bayern ausschließlich aus den Allgäuer Alpen bekannte Korbblütler (DÖRR 1979)
konnte 2018 lediglich noch am Giebel und rund 300 m entfernt am Berggächtle (OA) nach-
gewiesen werden. Beide Populationen (160 und 170 Individuen) werden als stabil sowie vital
betrachtet und erstrecken sich über einen relativ großen Bereich. Aktuell sind keine Beein-
trächtigungen der Populationen festzustellen und keine Pflege- oder Schutzmaßnahmen not-
wendig. Da dies jedoch die letzten bayerischen Populationen sind, muss die Art weiterhin in
der Roten Liste als vom Aussterben bedroht eingestuft werden. Die sehr kleinen Bestände an
der Laufbichelkirche sowie dem Spätengundkopf (letzte Nachweise 2002 und 2003 im Zuge
der Alpenbiotopkartierung) gelten als verschollen, alle weiteren fünf ehemaligen Vorkommen
sind ebenfalls verschollen oder ausgestorben (BUCHHOLZ et al. 2018).
3.16 Euphrasia micrantha Rchb., Zierlicher Augentrost (RLBy 1!; RLD 2!)
Bei der Überprüfung von sieben Wuchsorten in Oberfranken und der nördlichen Oberpfalz
konnten die früheren Bestände in den Landkreisen Bamberg, Neumarkt i. d. OPf. und Neu-
stadt a. d. Waldnaab nicht mehr bestätigt werden (BLACHNIK 2017a). Zwei vermutlich stabile
Vorkommen fanden sich 2017 noch im Rehauer Forst (Rehau, HO) mit ca. 200 beziehungs-
weise über 1000 Individuen. Beide Vorkommen liegen am Rand von einschürig nach Juli ge-
nutzten Extensivwiesen zu sporadisch genutzten Grünwegen am Rande von Fichtenforsten.
Die Wuchsorte sind lückig-licht, sonnig, bodensauer und nährstoffarm (BLACHNIK 2017a).
Ergänzend konnten 2018 und im Oktober 2019 zwei Wuchsorte im Rahmen der FFH-Ma-
nagementplanung gefunden werden: Einer im Rehauer Forst (HO; BERGMANN et al. 2019)
sowie Einzelexemplare im FFH-Gebiet „Steinbruchgelände östlich Selbitz“ (Selbitz, HO).
Die Steinbruchsohle umfasst einen flachgründigen, steinreichen Komplex nährstoffarmer, lü-
ckiger Grünland- und Pioniervegetation (T. Blachnik unveröff.). Sporadische mechanische
Störung der Wuchsorte – z. B. bei der Pflegemahd – scheint die Art zu fördern.
Bei den Nachsuchen bei Pressath und Kirchendemenreuth (NEW) gelangen keine Nach-
weise (KLOTZ 2018a). Allerdings konnten sowohl hier als auch bei Rehau Bestände von Eu-
phrasia nemorosa gefunden werden (BLACHNIK 2017a, KLOTZ 2018a). Daher liegt die
Vermutung nahe, dass ein (großer?) Teil der Angaben zu Euphrasia micrantha in Nordost-
bayern fehlerhaft ist und auf Verwechselungen mit der ähnlichen – und weit häufigeren – Eu-
phrasia nemorosa beruht (RESSEGUIER 2008, BLACHNIK 2017a; H. Kalheber mündl. Mitt.).
Der Status „vom Aussterben bedroht“ muss beibehalten werden, da Sukzession, Umwand-
lung zu Waldbeständen und Störungen durch Holzarbeiten etc. sicher zu Bestandseinbußen ge-
führt haben. Wesentlich zum Schutz sind eine extensive Bewirtschaftung mit einschüriger
Mahd, Verzicht auf Düngung sowie gelegentliche mechanische Störungen (BLACHNIK 2017a,
KLOTZ 2018a).
3.17 Festuca valesiaca Schleich. ex Gaudin, Walliser Schaf-Schwingel (RLBy 1; RLD 3)
Der Walliser Schwingel kommt in Bayern nur noch in einem Gipsgebiet bei Bad Windsheim
(NEA) vor, wo 2018 geschätzte 750 Individuen gefunden werden konnten. Ausgehend von
zwei kleinen weiteren Vorkommen mit ca. 40 bzw. 30 Individuen konnten erfolgreich Popula-
tionen auf benachbarten Neuanlageflächen begründet werden (BRACKEL & BRACKEL 2019).
Wie Carex supina (Kap. 3.8) benötigt der Walliser Schaf-Schwingel eine lückige Vegetation
und Offenbodenstellen. Er bedarf derselben Pflege wie diese (siehe oben), ist allerdings im
Gegensatz zu ihr aber relativ einfach zu vermehren und sollte über eine behördliche Ex-situ-
Zwischenvermehrung gezielt in Neuanlageflächen übertragen werden. So kann eine Streuung
der Bestände erreicht werden, was die Gefahr einesAussterbens durch Zufallsereignisse redu-
ziert.
3.18 Hylotelephium vulgare (Haw.) Holub,Berg-Fetthenne (RLBy 1; RLD D)
Das taxonomisch kritische und äußerst seltene Hylotelephium vulgare konnte 2016 an zwei
Wuchsorten im oberpfälzischen Nittenau (fünf Teilpopulationen mit insgesamt 89 Individuen;
SAD) und bei Walderbach (30 blühende und ca. 100 vegetative Individuen) an Granitfelsen und
Feldrainen erneut nachgewiesen werden. Verbuschung, Beschattung, Düngereintrag und Suk-
zession kommen als Ursachen für eine möglicherweise verschlechterte Populationsentwicklung
an diesen Wuchsorten in Frage. Daher sollten die Vorkommen mit autochthonem Samenmate-
rial aus Kulturen gestärkt werden (eine wissenschaftliche Begleitung, Dokumentation und be-
hördliche Genehmigung sind dabei unverzichtbar) und die Gehölze aufgelichtet werden. Eine
regelmäßige späte Mahd würde der Verfilzung der Wuchsorte entgegenwirken (KLOTZ 2016).
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20 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
Abb. 10:
Massenbestand von
Hypochaeris glabra
auf einem Vertragsna-
turschutz-Acker. Gut
zu erkennen ist der
extrem lückige Ge-
treidebestand, der na-
hezu von zahlreichen
seltenen Ackerwild-
kräutern bestimmt
wird
(FEULNER 2018; Foto:
M. Feulner).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 21
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
3.19 Hypochaeris glabra L., Kahles Ferkelkraut (RLBy 1; RLD 2)
Bei einer Überprüfung aller ehemals bekannten Wuchsorte im Norden Bayerns konnte Hy-
pochaeris glabra 2017 nur noch südlich Unterweißenbrunn (5 Äcker mit 50 bis 500 Indivi-
duen, NES; Abb. 10), bei Schönau an der Brend (ca. 100, NES), bei Neuschleichach (> 5000,
HAS), bei Eichig (> 200) und nördlich Pullendorf (15 Individuen, beide BT) gefunden wer-
den (FEULNER 2018). Ergänzend konnten neun überprüfte Altangaben nicht mehr bestätigt
werden. Alle Wuchsorte sind Grenzertragsäcker, die durch Ankauf oder einen finanziellen
Ausgleich für die Landwirte erhalten werden müssen. Essentiell für die Bewirtschaftung ist
eine Förderung über das Vertragsnaturschutzprogramm Acker (VNP, im Idealfall inklusive
Modul „Stoppelbrache“; FEULNER 2018). Bei drohender Aufgabe derAckernutzung kann das
Kahle Ferkelkraut mittels Samen auf nahegelegene, geeignete Grenzertragsäcker übertragen
werden (LANG et al. 2019). Mehrere tausend Samen wurden hier experimentell auf vier Sand-
äckern ausgebracht, wodurch sich auf zwei Äckern 1719 und 1544 Individuen entwickeln
konnten, was einer Etablierungsrate von 4,3 und 3,9 % der ausgebrachten Samen entspricht.
3.20 Illecebrum verticillatum L., Quirlige Knorpelmiere (RLBy 1; RLD 2)
Von der äußerst seltenen Knorpelmiere wurden 2016 zwei oberpfälzische Wuchsorte auf dem
Truppenübungsplatz Grafenwöhr (NEW) untersucht. Der Wuchsort Flügelsburg (Erstfund:
NEZADAL 1984) konnte nicht mehr bestätigt werden. Die zweite – wohl stagnierende – Popu-
lation bei Dorfgmünd bestand 2016 nur aus acht winzigen Individuen (Erstnachweis SCHOTT
2019), auf rund 2 m² Fläche an einem feuchten Graben (Abb. 11). Somit zählt die Knorpel-
miere, deren Indigenat nicht ganz gesichert ist, zu den aktuell seltensten Pflanzen Bayerns.
Mögliche Gefährdungsursachen sind Nutzungsaufgabe mit nachfolgender Sukzession als auch
eine Intensivierung der Nutzung. Zum Erhalt könnten gut dokumentierte, behördlich geneh-
migte Wiederansiedelungsversuche mit autochthonem Material an Störstellen und kleinflä-
chigen Bodenabschiebungen im nahen Umfeld hilfreich sein (KLOTZ 2016).
Abb. 11:
Einziger aktueller bayeri-
scher Wuchsort einer winzi-
gen Population von
Illecebrum verticillatum auf
dem Übungsplatz Grafen-
wöhr
(KLOTZ 2016; Foto: J. Klotz).
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22 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
3.21 Juncus gerardii Loisel., Salz Binse (RLBy 1; RLD *)
Der obligate Halophyt Juncus gerardii war in Bayern bislang einzig aus Unterfranken mit
einem Schwerpunkt in den Saalewiesen bei Bad Neustadt (2017: ca. 1000 Individuen, NES)
bekannt (MEYER 1991, MEIEROTT 2008). Die Untersuchung 2017 umfasste weiterhin den na-
turnahen Wuchsort in Heustreu (rund 30 Individuen, NES). Daneben findet sich die Art se-
kundär auf stark anthropogen salzbeeinflussten Straßenrändern. Mögliche Gefährdungen
könnten fortschreitende Sukzession und ein durch Hochwasserfreilegung gestörter Wasser-
haushalt sein. Allerdings werden die Populationen dank einer Integration in das Vertragsna-
turschutzprogramm mit Mahd nicht vor dem 15. Juni und Düngungsverzicht derzeit als stabil
oder gar anwachsend eingeschätzt (ELSNER 2018).
3.22 Juncus tenageia L.,Sand-Binse (RLBy 1!; RLD 2)
Zehn ehemalige Juncus tenageia-Wuchsorte wurden 2018 in den Landkreisen Erlangen-
Höchstadt und Neustadt a. d.Aisch untersucht.Allein am Wuchsort Rohensaas (13 Individuen,
ERH) konnte eine Restpopulation gefunden werden. Ursachen für die Rückgänge sind ver-
mutlich fortschreitende Sukzession, intensive Teichwirtschaft, zu spätes Ablassen von Teichen
oder derenAusbaggern. Essentiell für den Schutz wäre, die Teiche zu sömmern, Störstellen zu
fördern und flache Uferstellen anzulegen sowie eine Wiederansiedelung aus behördlich koor-
dinierten Erhaltungskulturen zu initiieren (KLOTZ 2018a). Für die Überprüfung auf keimfähige
Samen in der Diasporenbank könnten im Herbst nach Ablassen der Teiche Proben aus den
Teichböden entnommen werden.
3.23 Lappula squarrosa (Retz.) Dumort., Kletten-Igelsame (RLBy 1; RLD 2)
Zwischen 2016 und 2018 wurden drei Lappula-Wuchsorte in den Landkreisen Regensburg,
und Neumarkt i. d. OPf. sowie der Stadt Bayreuth untersucht. Bestätigt werden konnte nur die
Population bei Sinzing (mit 30 Exemplaren im Jahr 2016; R), die anderen beiden Wuchsorte
Abb. 12:
Wuchsort von Lindernia
procumbens in einem
Flachgewässer nahe des
Regen
(LAUSSER 2017; Foto: A.
Lausser).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 23
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
sind erloschen. Parallel konnte 2019 in der Innenstadt von Bayreuth (Stadt BT) ein Kleinbe-
stand von drei Individuen gefunden werden (U. Meve schriftl.). Da der Igelsame offensichtlich
leicht verschleppt wird, sollte auf weitere Vorkommen derArt in der Region geachtet werden.
Gefährdungen für diese Art ergeben sich aus einer fortschreitenden Sukzession und unerlaub-
ter Sportkletterei mit zu starkenTrittbelastungen an den Felsfüßen. Zum Schutz wäre eine fort-
gesetzte Beweidung dieser Felsfüße sinnvoll, um die Sukzession zurückzudrängen. Zusätzlich
könnten an potentiell geeigneten anderen Felsen Individuen aus behördlich koordinierten und
gut dokumentierten Erhaltungskulturen angesiedelt werden (KLOTZ 2016, 2018a).
3.24 Legousia hybrida (L.) Delarbre, Kleiner Frauenspiegel (RLBy 1; RLD 2)
Von diesem annuellen Ackerwildkraut konnten im Landkreis Rhön-Grabfeld 2017 nur vier der
sieben untersuchten Populationen bestätigt werden (ELSNER 2018), was aber wohl zumindest
teilweise auf wetterbedingte Ausfälle zurückzuführen ist. Insgesamt ist vermutlich nur die 35
Individuen umfassende Population in Bastheim als stabil einzustufen, die Teilpopulationen in
Fladungen (600), Sondheim (100) und Oberelsbach (100 Individuen) gelten als (wetterbe-
dingt) stark schwankend und instabil. Auch bei ergänzenden Untersuchungen konnten drei
Wuchsorte nicht bestätigt werden, wobei es sich bei einem wohl um eine Fehlangabe han-
delte (KLOTZ 2018a; vgl. Tab. 3). Zum Schutz des Ackerwildkrautes muss auf Düngung und
den Einsatz von Herbiziden verzichtet werden sowie eine extensive Ackernutzung über das
Vertragsnaturschutzprogramm Acker gewährleistet sein (ELSNER 2018).
3.25 Lindernia procumbens (Krock.) Borbás, Liegendes Büchsenkraut (RLBy 2!h;
RLD 2)
Als Pionierart der Schlammbänke sind die Vorkommen von Lindernia procumbens von wech-
selndem Wasserstand abhängig. Vermutlich konnte daher aufgrund eines dauerhaft zu hohen
Wasserstandes im Regen zwischen Regenstauf und Ramspau (R) die als stark gefährdet gel-
tende Art 2017 nicht nachgewiesen werden. Dagegen konnte in einem Kleingewässer der Aue
Abb. 13:
Nur an sehr wenigen
Wuchsorten, dort
aber stellenweise
sehr häufig: Flut-
rinne im Landkreis
Coburg mit Aspekt
bildendem Lotus
tenuis
(ELSNER 2018; Foto:
O. Elsner).
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
24 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
ein bislang nicht dokumentierter Kleinbestand (3 Individuen) gefunden werden, über dessen
Entwicklungstendenz noch keine Aussage möglich ist (Abb. 12). Zur Förderung der kleinen Po-
pulation könnten nasse Mulden mit offenen Bodenstellen geschaffen und mit autochthonen
Samen beimpft werden. Zukünftig kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Art unter güns-
tigen Bedingungen wieder zu größerer Entfaltung kommt (LAUSSER 2017). Im Jahr 2018 war
der Wuchsort trockengefallen und Lindernia procumbens konnte nicht nachgewiesen werden.
3.26 Lotus tenuis Waldst. & Kit. ex Willd., Schmalblättriger Hornklee (RLBy 1; RLD V)
Untersucht wurden 14 Fundpunkte in Ober- und Unterfranken, von denen nur zwei 2017 nicht
mehr belegt werden konnten und wohl als erloschen eingestuft werden müssen (ELSNER 2018).
Bestätigt wurden die Vorkommen bei Aidhausen (ca. 30 Individuen, HAS), in Haßfurt (ca.
300–350, HAS), nahe Zeil am Main (mind. 500, HAS), bei Großheirath (> 1000, CO), im Itz-
grund (zwei Flächen mit 3 bzw. 500, CO) und nahe der Stadt Bad Neustadt (ca. 500 Exemplare,
NES). Zudem wurden sechs Neufunde im Landkreis Coburg (Itzgrund: drei Flächen mit > 50,
3 und 50 Individuen; bei Meeder ca. 100 Exemplare und ein Massenbestand in der Stadt Co-
burg mit geschätzt 10000 Individuen) sowie in den Haßbergen (Stadt Hofheim, 20 Individuen)
dokumentiert. Alle nachgewiesenen Bestände sind stabil oder entwickeln sich gar positiv (Abb.
13). Mögliche Gefahrenquellen für die Populationen sind unter anderem eine Eutrophierung
durch Düngeeintrag, die Sukzession durch Schilfrohr, Erlen und Weiden sowie die Intensivie-
rung der Landnutzung. Empfehlenswert für die Zukunft sind eine extensiveWiesennutzung, die
Aufnahme der besiedelten und angrenzenden Flurstücke in das Vertragsnaturschutzprogramm
und eine zeitliche Anpassung der Mahd. Da abgeschobene Rohbodenflächen auf (wechsel-
)feuchten (nicht nassen) Böden gut besiedelt werden, können durch Mahdgut-Übertragung
leicht neue Vorkommen begründet werden (ELSNER 2018).
Abb. 14:
Reste des ehemaligen
„Blauen Bandes des
Bodensees“, ein blü-
hendes Exemplar von
Myosotis rehsteineri
bei Wasserburg
(BRACKEL 2017;
Foto: W. v. Brackel).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 25
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
3.27 Minuartia stricta (Sw.) Hiern, Steife Miere (RLBy 0; RLD 1(!))
Das Glazialrelikt Minuartia stricta hat in Deutschland an einer einzigen, von Rindern be-
weideten, teilweise moosreichen, stellenweise steinigen Cratoneurion-Quellflur bei Bad Hin-
delang überdauert (OA; BUCHHOLZ & WELK 2005). Die Steife Miere besiedelt – fast identisch
wie 2003 – hier mit 54 + 21 Polstern (mit 493 + 155 Blütentrieben) kleinflächig die moos-
reichen, schwach durchsickerten Abschnitte zweier Quellbäche (BUCHHOLZ & KOHLER 2018).
Die Population wird mittel- bis langfristig durch zunehmende Sukzession und fortschreitende
Erwärmung (Verringerung der Schneebedeckung, trockenere, wärmere Frühjahre und vor
allem eine wohl zurückgehende Schüttung der Quelle und/oder sommerliches Trockenfallen)
bedroht. Es zeigte sich im Botanischen Garten Tübingen, dass sich Minuartia stricta in ex-situ-
Kultur sowohl vegetativ als auch generativ gut vermehren lässt. Auch eineAuspflanzung der
gärtnerisch vermehrten Exemplare am ursprünglichen Wuchsort gelingt, allerdings zeigte sich
dabei, dass unter natürlichen Bedingungen eine Ausbreitung über Keimlinge durch den hohen
Konkurrenzdruck – auch der Moose – behindert, wenn nicht gar verhindert wird (BUCHHOLZ
& KOHLER 2018). Ein Erhalt ist auf längere Sicht nur durch eine „gärtnerische“ Pflege des
Wuchsorts zu gewährleisten, indem die Quellschlenken offen gehalten werden (Kontrolle des
Aufwuchses von Gehölzen und wuchskräftigen krautigen Pflanzen). Für ein nachhaltiges
Überleben ist vermutlich ein „Wuchsort-Management“ nötig, das durch behördlich geneh-
migtes Auspflanzen gärtnerisch vermehrter Pflanzen neue, höher gelegenere Vorkommen be-
gründet („assisted migration“; BUCHHOLZ & KOHLER 2018). Derartige Maßnahmen müssen
wissenschaftlich begleitet und gut dokumentiert werden.
3.28 Myosotis rehsteineri (Hausm.) Wartm. in Reut., Bodensee-Vergissmeinnicht
(RLBy 1; RLD 1!!)
Das Bodensee-Vergissmeinnicht ist ein ehemals häufiger Endemit des Bodensees, von dem
auch eine historische Ansalbung am Ostufer des Starnberger Sees bis heute existiert (BRACKEL
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26 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
2010). Im Gegensatz zu den inzwischen auf niedrigem Populationsniveau schwankenden Vor-
kommen am bayerischen Bodenseeufer (LIN) ist das Vorkommen am Starnberger See (STA)
vergleichsweise stabil und die Lage der einzelnen Individuen räumlich nahezu konstant. 2010
bis 2018 konnten jeweils zwischen 600 und 730 Rosetten (zuletzt 693 Individuen mit nur 274
Blüten im Jahr 2018) gezählt werden (W. v. Brackel unveröff.).Am Bodensee liegt inzwischen
ein deutlicher Schwerpunkt der Art am südöstlichen bayerischen Uferabschnitt, während die tra-
ditionellen Vorkommen rund um Lindau und Wasserburg auf immer wieder auftretende Ein-
zelexemplare bzw. Kleinbestände reduziert sind (nahe Wasserburg, an der Galgeninsel und in
der Reutiner Bucht; Abb. 14). Die Kleinvorkommen im Stadtgebiet von Lindau konnten wie
die einst großen Bestände der Art in Reutenen nicht mehr bestätigt werden. Auch die im Rah-
men desArtenhilfsprogramms gepflanzten Individuen (ZEHM et al. 2008) sind inzwischen wie-
der verschwunden. Insgesamt konnten 2016 an 38 Punkten insgesamt 1149 Rosetten gezählt
werden, 2017 an 47 Punkten 1175 Rosetten. Nach dem starken Rückgang aufgrund von mas-
siven Treibholzanlandungen sind aktuell Tritt und Konkurrenz bedingt durch Eutrophierung der
Uferbereiche die zentralen Gefährdungsursachen (BRACKEL 2017).
3.29 Nepeta nuda L., Pannonische Katzenminze (RLBy 1; RLD 2)
Die Pannonische Katzenminze ist deutschlandweit extrem selten. In der Kernfläche der Nord-
heimer Gipshügel (NEA) ist seit den Untersuchungen von GAUCKLER (1957) ein wenige Indi-
viduen umfassender Bestand bekannt und seitdem durchgehend bis 2019 bestätigt. Seit einigen
Jahren wird diese Katzenminze auch an einer südlich gelegenen, knapp 200 m entfernten Gips-
rippe beobachtet und hat dort bis 2018 große Bestände von geschätzt 750 Individuen aufgebaut.
2019 konnten einzelne Exemplare auch in benachbarten Gipssteppe-Neuanlageflächen beob-
achtet werden; darüber hinaus gelang ebenfalls 2019 ein Fund auf der ca. 2 km entfernt lie-
genden Wüstphüler Gipsrippe. Der große Bestand an der Gipsrippe der Nordheimer Gipshügel
liegt in einer seit längerem brach gefallenen Fläche, die seit 2019 mit Rindern beweidet wird.
Die Reaktion der Art auf Beweidung muss kontinuierlich beobachtet werden, um negativen
Bestandentwicklungen zeitnah begegnen zu können (BRACKEL & BRACKEL 2019).
3.30 Ophrys sphegodes subsp. sphegodes Mill., Spinnen-Ragwurz (RLBy 1; RLD 2)
Nach Auswertung der Biotopkartierung wurden aus allen bayerischen Vorkommen 10 poten-
tielle nordbayerische Wuchsorte in den Landkreisen Bad Kissingen, Main-Spessart und Würz-
burg zur Nachsuche ausgewählt. In zwei Biotopen im Landkreis Main-Spessart konnte die
Orchidee 2018 nicht gefunden werden. Bei den übrigen 8 Wuchsorten konnten zunehmende Be-
stände verzeichnet werden, was der allgemeinen Zunahme in Unterfranken entspricht. Der
größte Bestand fand sich mit sechs Teilpopulationen nahe Böttigheim (WÜ), wo insgesamt
488 Individuen nachgewiesen werden konnten. Weitere Bestände fanden sich in Nüdlingen
(18 Individuen, KG;Abb. 15) und Eußenheim (12 Individuen, MSP). Mögliche Gefährdungs-
ursachen sind zu intensive Beweidung, Eutrophierung durch angrenzende landwirtschaftliche
Flächen, Verbuschung und Verbrachung der Magerrasen. Gut geschützt werden die Bestände
vor allem durch eine regelmäßige Mahd gut besonnter Flächen und eine gründliche Schafbe-
weidung, die jährlich Teile des Bestandes erst nach der Samenreife abweidet (WIMMELBÜCKER
2018).
Abb. 15:
Wuchsorte von Oph-
rys sphegodes finden
sich häufig am Rand
von Gehölzen. Die
Art ist in Unterfran-
ken in Ausbreitung
(WIMMELBÜCKER
2018; Foto: A. Wim-
melbücker).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 27
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3.31 Poa badensis Willd., Badener Rispengras (RLBy 2; RLD 2)
Das Badener Rispengras kommt bayernweit autochthon nur auf den Külsheimer Gipshügeln
(Kühlsheim, NEA) und am oberfränkischen Staffelberg (MEIEROTT 2011) vor. Deutschland-
weit hat es seine Schwerpunkte in den Wärmegebieten des Thüringer Beckens und des Ober-
rheintals. Das in alten Vegetationsaufnahmen (GAUCKLER 1957) noch mit Deckungsgraden
von 1 bis 3 auftretende Gras (BRACKEL 2008) ist bis 2018 auf eine Deckung von maximal 1
zurückgegangen. 2018 konnten insgesamt noch 28 Horste einer einzigen Population an einem
einzigen kleinflächigen Wuchsort gezählt werden (BRACKEL & BRACKEL 2019). Der Rückgang
ist vermutlich auf durch Nährstoffanreicherung bedingte Konkurrenz (vor allem von Allium
lusitanicum) zurückzuführen, die auch die dort vorkommende Bunte Erdflechten-Gesellschaft
bedroht. Als Pflege kommt bei dem kleinflächigen und sehr niedrigwüchsigen Bestand nur
händische „Pinzettenpflege” in Betracht sowie eventuell die vorsichtige Anlage von kleinen
Offenbodenstellen in direkter Nachbarschaft. Eine Ex-situ-Zwischenvermehrung der lokal
stark bedrohten Art ist geplant.
3.32 Polystichum braunii (Spenn.) Fée, Brauns Schildfarn (RLBy 1; RLD 2)
Die Bestandssituation von Polystichum braunii im bayerischen Alpenraum ist ausführlich in
HORN et al. (2017) dargestellt. Bei der Überprüfung von drei Wuchsorten im Allgäu (OA) bei
Bad Hindelang konnten 2016 nur noch die Bestände am Gerenköpfle (Zusammenbruch auf 3
Individuen) und am Giebelhaus (mit einer auf 81 gestiegenen Individuenzahl; Vorkommen in
früheren Jahren wurden möglicherweise nicht vollständig erfasst) bestätigt werden (HORN &
BENNERT 2016). Die Bestandssituation eines bislang nicht verifizierbaren, stark von forstlicher
Nutzung überprägten Wuchsortes ist noch unklar (SCHWERBROCK & LEUSCHNER 2017). Mög-
licherweise liegt hier auch eine Verwechselung mit Polystichum aculeatum bzw. mit Hybri-
den zwischen Polystichum aculeatum und Polystichum braunii vor?
Abb. 16:
Pulsatilla vernalis
var. alpestris am
schwer zugänglichen
Gipfelgrat der Höfats
(BUCHHOLZ et al.
2018; Foto: M. We-
cker).
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28 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
3.33 Pulsatilla vernalis var. alpestris Aichele & Schwegler, Frühlings-Küchenschelle
(RLBy 2!a; RLD 2)
Bayern hat innerhalb Deutschlands die Alleinverantwortung für diese streng geschützte, in
Bayern und Deutschland stark gefährdete Küchenschelle. In den bayerischen Alpen ist ein
Vorkommen an dem markanten Grasberg Höfats bekannt (OA; DÖRR & LIPPERT 2001); ein
weiteres – nicht untersuchtes – liegt auf dem Kahlersberg bei Berchtesgaden (BGL; LIPPERT
et al. 1997). 2018 wurden in den Felsrasen der viergipfeligen Höfats insgesamt 25 Exemplare
in meist lückiger Grasnarbe direkt an einer sehr ausgesetzten, windexponierten Gratkante aus
senkrecht stehenden, kieseligen Aptychenkalken nachgewiesen (Abb. 16). Der Bestand ist
wohl stabil. Die Population scheint nicht gefährdet oder beeinträchtigt, daher besteht aktuell
kein weiterer Handlungsbedarf (BUCHHOLZ et al. 2018).
3.34 Rubus-Sippen, Brombeeren
Die Untersuchung von Rubus acanthodes,Rubus nemoralis,Rubus raduloides und Rubus
oreades (alle RL1) wurde ausführlich von SCHÖN (2017) dargestellt. Rubus acanthodes (HO,
WUN) und Rubus oreades (KUL) erwiesen sich als weiter verbreitet bzw. häufiger als bislang
bekannt, so dass sie als nicht akut vom Aussterben gefährdet eingestuft werden sollten. Die
Population von Rubus nemoralis (ERH) könnte synanthropen Ursprungs sein. Viele der Vor-
kommen liegen entlang von Forstwegen, in kleinen Lichtungen oder an Störstellen im Wald.
Daher unterliegen sie chronisch dem Risiko, durch forstliche Störungen unbeabsichtigt deut-
lich geschädigt zu werden (SCHÖN 2016).
3.35 Salix caesia Vill., Blaugrüne-Weide (RLBy R; RLD R)
Das einzige deutsche Vorkommen wurde im Mai 2000 im Loisachtal (GAP) entdeckt (WAG-
NER & WAGNER 2001). Die europaweit sehr seltene Weide wächst inzwischen nur mehr mit
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 29
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zwei weiblichen (von ehemals vier) Individuen in Bach-Alluvionen und wird durch angren-
zende hochwüchsige Vegetation stark bedrängt. Zwei Individuen gingen durch dieWiederauf-
nahme einer Streunutzung verloren. Zum Schutz wird zukünftig ein jährliches Freischneiden
im Juni sowie Oktober empfohlen. Wenn keine Pflegemaßnahmen erfolgen, ist ein baldiges
Erlöschen des Vorkommens anzunehmen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass aufgrund feh-
lender männlicher Pflanzen eine mangelnde Fortpflanzungsfähigkeit den Bestand langfristig
zum Verschwinden bringt (WAGNER & WAGNER 2018).
3.36 Sclerochloa dura (L.) P.Beauv., Gewöhnliches Hartgras (RLBy 2; RLD 3)
Bis Ende der 1990er bzw. Anfang der 2000er Jahre waren an mehreren Wuchsstellen Frankens
noch z. T. viele hundert Exemplare des Hartgrases auf den Keuperton-Wegen zu finden, bevor
die Bestände bis auf ganz wenige Populationen in Unter- und Mittelfranken im Zuge der Flur-
bereinigung zusammenbrachen. So konnte von drei ehemaligen Vorkommen 2017 nur noch ein
rund 20 Individuen umfassender kleinräumiger Bestand bei Erkenbrechtshofen (NEA) bestätigt
werden (B. Raab unveröff.). In der ASK ist seit 2005 nur ein einziger aktueller Wuchsort doku-
mentiert worden. Auch wenn die Sippe auf Tritt/Befahren angewiesen ist, um konkurrenzfähig
zu sein, konnte sie sich auf den entweder völlig verbauten/befestigten/geschotterten oder zu-
mindest auf der Fahrspur befestigten Wegen nicht mehr halten. Dieser Grasart sollte vermehrt
Aufmerksamkeit zuteil werden und ehemalige Vorkommen sollten kontrolliert werden.
3.37 Scorzonera purpurea L., Violette Schwarzwurzel (RLBy 1; RLD 2)
Die bayernweit nur noch auf sehr wenigen südbayerischen Schotterheiden und den mittel-
fränkischen Gipshügeln vorkommende Violette Schwarzwurzel wurde 2018 auf der Kernflä-
che des Külsheimer Gipshügels bei Bad Windsheim (NEA) mit etwa 1800 Exemplaren
festgestellt. Ergänzend finden sich kleinere Vorkommen von insgesamt etwa 40 Individuen auf
den Neuanlageflächen, wohin sich die Art bereits ausbreiten konnte. In den Steppenrasen
bei Markt Nordheim (NEA) wurden 2018 nur drei Individuen gezählt, hier kommt die Art seit
vielen Jahren mehr oder weniger stabil, aber immer nur mit geringen Individuenzahlen vor
(BRACKEL & BRACKEL 2019). Während die Situation auf den Külsheimer Gipshügeln zufrie-
denstellend ist, sollte der kleine Bestand auf den Nordheimer Gipshügeln durch behördliche Ex-
situ-Zwischenvermehrung undAusbringung auf Neuanlageflächen vergrößert und ausgeweitet
werden, um ein lokales Aussterben durch Zufallsereignisse unwahrscheinlicher zu machen.
3.38 Sedum villosum L.,Sumpf-Fetthenne (RLBy 1; RLD 1)
Von insgesamt 17 im Rahmen des LfU-Auftrags untersuchten Wuchsorten konnte die Sumpf-
Fetthenne (Abb. 17) nur mehr an sechs Stellen bestätigt werden (WAGNER & WAGNER 2018).
Vorkommen fanden sich noch bei Frankenheim (1 Exemplar, NES), auf einer Alm bei Stau-
dach-Egerndach (0,1 m², TS), bei Oberthingau (0,2 m², OAL), bei Trogen (0,25 m², LI), bei
Bayersoien (0,35 m², GAP) und nahe Reit im Winkl (0,35 m², TS). An fünf dieser sechs
Wuchsorte war – wie auch in den Vorjahren – wiederum ein Rückgang der Bestände zu ver-
zeichnen. Die vielfach ungünstigen Habitat-Strukturen und die geringe Größe der Populatio-
nen lassen weitere Rückgänge dieser in Deutschland stark schwindenden Art erwarten.
Grundlegendes Problem an fast allen Wuchsorten ist der starke Bestandsschluss der Begleit-
vegetation, der den bereits trophisch-hydrologisch
eng definierten Standort weiter einschränkt, so dass
sich kaum offene, konkurrenzarme Kleinwuchsorte
zur Samenkeimung und zum Aufwuchs finden. We-
sentliche Maßnahme zur Bestandserhaltung und zum
Wiederaufbau der Bestände sind unversehrte Stand-
ortbedingungen (keine Entwässerung, kein Nähr-
stoffeintrag), gegebenenfalls deren Renaturierung
sowie Beweidung, die zu belichteten und offenen Ha-
bitatstrukturen führt (WAGNER & WAGNER 2018).
Reicht die Intensität der Beweidung nicht aus oder
lässt sich kein passendes Nutzungsregime etablieren,
werden spezielle Pflegemaßnahmen erforderlich, die
kleinräumige Störstellen schaffen.
3.39 Senecio incanus subsp. carniolicus
(Willd.) Br.-Bl., Krainer Greiskraut
(RLBy 1; RLD 1)
Von dem vorwiegend in alpinen Lagen vorkommen-
den Greiskraut konnten 2018 drei Vorkommen (alle
OA) erfasst werden. Der bekannte Wuchsort im Rap-
penseekar kann mit 17 gefundenen Individuen als auf
niedrigem Niveau stabil gelten, da die Art 2011 dort
mit ähnlicher Populationsgröße gefunden wurde. Die
ehemaligen Vorkommen am Nebelhorn und auf der
deutschen Seite des Fellhorns sowie auf dem Gottes-
acker-Plateau sind verschollen/ausgestorben. Als Ver-
lustursache am Fellhorn sind eindeutig der Bau eines
Schlepplifts und der Ausbau der Piste am ehemali-
gen Fundort zu benennen. Im Rahmen der Erhebungen gelangen an zwei Stellen Neufunde.
So wurden am Rauheck rund 250 Individuen sowie am Kreuzeck erstmals 9 Individuen er-
fasst. Über die Stabilität dieser Populationen kann noch nichts gesagt werden. Zurzeit lassen
sich für alle drei Vorkommen keine erheblichen Beeinträchtigungen benennen. Allerdings ist
das Vorkommen im Rappenseekar so kleinflächig, dass eine potenzielle Gefährdung durch
zufällige Ereignisse (Viehtritt…) nicht ausgeschlossen werden kann, eventuell sollte die Flä-
che temporär abgezäunt werden. Weitere Schutzmaßnahmen sind aktuell nicht erforderlich
(BUCHHOLZ et al. 2018).
3.40 Sparganium angustifolium Michx., Schmalblättriger Igelkolben (RLBy 1; RLD 2)
Von insgesamt zwölf untersuchten Wuchsorten konnte der Schmalblättrige Igelkolben im Zeit-
raum 2016/2017 nur noch in einem Teich an der A 93 (WUN; Abb. 18) sowie in zwei be-
nachbarten kleinen Bergseen am Fellhorn (OA) bestätigt werden. Während damit im
Landkreis Wunsiedel ein Rückgang um 90 % seit der ersten Erfassung zu verzeichnen ist
(BLACHNIK 2017b), sind die zwei seit langem bekannten Bestände am Schlappoltsee vital
Abb. 17: Von wenigen Ausnahmen abge-
sehen war Sedum villosum an den 17 un-
tersuchten Wuchsorten deutlich im Rück-
gang oder ist inzwischen verschollen. Auf
Grund durchwegs ungünstiger Standortbe-
dingungen ist mit einem weiteren Rück-
gang und mittelfristig mit einem Ausster-
ben in Bayern zu rechnen (WAGNER &
WAGNER 2018; Foto: Wagner 2016).
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
30 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
Abb. 18:
Sekundär-Wuchsort
von Sparganium
angustifolium
(schwimmend) am
Absetzteich der
A 93 im Fichtelge-
birge
(BLACHNIK 2017b;
Foto: T. Blachnik).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 31
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
sowie fertil. Sie besiedeln rund 70 m² Wasserfläche und weisen mehrere Fruchtstände auf
(HORN & BENNERT 2016). Als Rückgangsursachen in den zumeist sekundären Gewässern rund
um Wunsiedel wurden Verlandung, stark schwankende Wasserstände in einem Rückhaltebe-
cken und in Steinbrüchen sowie ein Austrocknen von Stillgewässern festgestellt (BLACHNIK
2017b). Ein bislang als Sparganium angustifolium angesprochener Bestand bei Schönwald
(WUN) erwies sich – wie einige weitere Bayernflora-Angaben aus Oberfranken – bei der ge-
naueren Untersuchung als Fehlbestimmung, hier als Sparganium natans (BLACHNIK 2017b).
Zudem ist bei Wunsiedel auch eine Bastardbildung zwischen Sparganium angustifolium und
Sparganium emersum zu beobachten. Ein kleines, aber die Wasserfläche des kleinen Sees
komplett deckendes Vorkommen am Grüner nahe der österreichischen Grenze bei Oberstdorf
(OA) konnte im Jahr 2012 bestätigt werden, wurde im Rahmen der aktuellen Untersuchung
aber nicht überprüft (S. Tausch unveröff.; A. Zehm unveröff.).
3.41 Stachys arvensis (L.) L., Acker-Ziest (RLBy 1; RLD 3)
Zwei der wenigen bayerischen Wuchsorte wurden 2017 im Landkreis Bayreuth untersucht,
wobei nur einer mit noch zwei Individuen bestätigt werden konnte – der andere Bestand ist
verschollen. Der Restbestand bei Heinersreuth (BT) muss als auf ein kritisches Niveau abge-
sunken und instabil eingestuft werden. Mögliche Gründe für den Rückgang sind der Einsatz
von Herbiziden und zu frühes Umbrechen der Äcker im Spätsommer nach der Ernte. Geeig-
nete Schutzmaßnahmen sind neben Erhaltungskulturen eine Aufnahme der Flächen in das
Vertragsnaturschutzprogramm Acker (KLOTZ 2018a).
3.42 Tephroseris integrifolia subsp. integrifolia (L.) Holub, Steppen-Greiskraut
(RLBy 1; RLD 2)
Das Steppen-Greiskraut hatte in Bayern vier isolierte Vorkommen (KRACH & KRACH 1991),
von denen das niederbayerische erloschen ist und sich das schwäbische als eigene Unterart
(Tephroseris integrifolia subsp. vindelicorum) herausstellte. Auch die unterfränkische Popu-
lation der Nominat-Unterart unterscheidet sich sowohl morphologisch wie auch ökologisch
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
32 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
von der mittelfränkischen Population. Die Hauptvorkommen im pannonischen Raum stellen
wiederum eine (oder mehrere) andere Sippe(n) dar. Somit handelt es sich bei dem kleinen
Bestand auf den Gipshügeln bei Markt Nordheim (NEA) wohl um den Gesamtbestand einer
endemischen Sippe, die hier starken Bestandsschwankungen unterworfen ist. In den 1990er
Jahren schien sie kurz vor dem Aussterben zu stehen, hat sich seitdem aber dank der Pflege-
maßnahmen wieder erholt. So konnten 2001 wieder 125 überwiegend blühende Exemplare ge-
zählt werden; 2008 waren es 323; 2011 noch 220 und 2018 nur noch 114 überwiegend
blühende Individuen. Auf dem weiteren südlich gelegenen Steppenheiderest wurde die Sippe
erstmals 2008 mit 29, 2010 nur noch mit fünf und 2018 mit 11 Individuen festgestellt. 2019
konnte die Art trotz intensiver Nachsuche an keinem der beiden Vorkommen gefunden wer-
den, was sicherlich auf die Auswirkungen des Dürrejahrs 2018 zurückzuführen ist. Ob sich die
Bestände wieder regenerieren, müssen die nächsten Jahre zeigen. Da die Art wechseltrockene
Standorte benötigt, ist sie durch Trockenheit und sinkende Grundwasserspiegel gefährdet.
Dieser ist in der Windsheimer Bucht durch die verminderten Niederschläge der letzten Jahre
deutlich gesunken; so ist etwa die nahegelegene Quelle der Aisch im Winter 2019/2020 ver-
siegt (BRACKEL & BRACKEL 2019).
3.43 Triglochin maritima L., Salz-Dreizack (RLBy 1; RLD V)
Der in Nordeuropa weit verbreitete obligate Halophyt ist an Binnensalzstellen sehr selten.
Die hier untersuchten Wuchsorte bei Bad Neustadt und Heustreu (NES) sind wohl die letzten
autochthonen Vorkommen in Bayern und im gesamten süddeutschen Raum (MEIEROTT 1996).
Während der Wuchsort Heustreu wegen gerade erfolgter Mahd nicht untersucht werden
konnte, konnten in den Bad Neustädter Saaleauen an drei Wuchsorten rund 530 Individuen ge-
zählt werden. Indem Flutmulden und verlandende Gräben innerhalb der Nasswiesen erhalten
werden und die Flächen mittels Vertragsnaturschutz bewirtschaftet werden (keine Düngung
sowie Mahd erst nach dem 15. Juni), konnten diese Vorkommen in einem guten Zustand er-
halten werden. Der Bestand im Saaletal bei Hohenroth wird dagegen durch die angrenzende,
intensive Nutzung beeinträchtigt. Für den zukünftigen Schutz sollte darauf geachtet werden,
Pufferstreifen zu intensiv genutzten Flächen anzulegen und eine extensive Wiesennutzung zu
erhalten (ELSNER 2018).
3.44 Woodsia alpina (Bolton) Gray, Alpen-Wimperfarn (RLBy 1; RLD R)
Die Bestandssituation von Woodsia alpina wird ausführlich bei HORN et al. (2017) dargestellt.
Das Vorkommen am Südfuß der Höfats (OA) auf rund 30 m² Felsfläche entsprach 2016 hin-
sichtlich Ausdehnung und Individuenzahl fast genau der Situation von 1993. Es war keine
akute Gefährdung der Art erkennbar (HORN & BENNERT 2016). Allerdings wurde eine teil-
weise Freistellung mit den Weiderechtlern abgestimmt und 2019 umgesetzt, um eine dro-
hende Beschattung zu verhindern. Zukünftig könnten sehr warme und trockene Sommer dieser
arktisch-alpin verbreiteten Pflanzenart am einzigen bekannten Fundort in Deutschland zuset-
zen und die individuenschwache Population schnell an den Rand des Erlöschens bringen.
Eine Ex-situ-Erhaltungskultur in Kooperation mit dem Arktisch-Alpinen Garten der Walter-
Meusel-Stiftung in Chemnitz wurde daher initiiert.
Abb. 19: Woodsia pulchella konnte nur noch an einem Fel-
sen im Nationalpark Berchtesgaden nachgewiesen werden,
dort finden sich teilweise aber noch kräftige, fertile Indi-
viduen (HORN & BENNERT 2016; Fotos: K. Horn).
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 33
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3.45 Woodsia ilvensis (L.) R. Br., Südlicher Wimperfarn (RLBy 1; RLD 2)
Der überwiegend arktisch-alpin verbreitete Felsspaltenfarn weist in Bayern aktuell vier Vor-
kommen auf, von denen zwei (Truppenübungsplatz Wildflecken, ca. 12 Pflanzen, KG; Him-
meldunkberg, 2 Pflanzen, NES) im Jahr 2018 bestätigt werden konnten. Während die
Population auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken von früher mehr als 28 Pflanzen (BEN-
NERT 1999) auf weniger als die Hälfte zurückgegangen ist, scheint das Kleinstvorkommen am
Himmeldunkberg derzeit stabil zu sein (ELSNER 2018). Ein weiteres Vorkommen konnte im
Jahr 2012 im Höllental bei Lichtenberg (HO) wiederbestätigt werden (JESSEN et al. 2012).
Dieses wurde im Rahmen der vorliegenden Studie allerdings nicht untersucht. Ein Neufund
einer Einzelpflanze gelang um das Jahr 2000 im Saaletal bei Hof (HO), und wurde 2015 be-
stätigt (JESSEN et al. 2017). Im Rahmen einer gründlichen Nachsuche durch K. Horn im Jahr
2017 konnte die Pflanze allerdings nicht beobachtet werden. Gefährdungsfaktoren sind zu-
nehmende Sukzession durch Gräser und krautige Pflanzen sowie Beschattung durch auf-
wachsende Gehölze. Mittelfristig ist daher eine Zurücknahme der Gehölze zu erwägen
(ELSNER 2018). Ferner sollte über populationsstützende Maßnahmen nachgedacht werden,
wie diese bereits in Thüringen getestet werden (JESSEN et al. 2017).
3.46 Woodsia pulchella Bertol., Zierlicher Wimperfarn (RLBy 2; RLD 1)
Die Bestandssituation von Woodsia pulchella wird ausführlich in HORN et al. (2017) darge-
stellt. Bei der Untersuchung konnten trotz guter Ortskenntnis und gründlicher Nachsuche vier
der fünf Vorkommen nicht mehr bestätigt werden (HORN & BENNERT 2016). Bei dem einzi-
gen aktuell bestätigten Vorkommen (24 Individuen; BGL; Abb. 19) ist die Bestandsgröße auf
rund 1/3 zurückgegangen, ohne dass hierfür – wie auch an den übrigen Fundorten – Beein-
trächtigungen des Wuchsortes erkennbar gewesen wären. Möglicherweise reagiert die ark-
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
34 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
tisch-alpin verbreitete Art besonders empfindlich auf die immer trockener und wärmer wer-
dende Sommerwitterung?
3.47 Xanthium strumarium L., Gemeine Spitzklette (RLBy 1; RLD 2)
Nach der Wiederentdeckung der Art für Ostbayern 2003 (KLOTZ 2007) konnten bei der Un-
tersuchung 2016 zwei Fundpunkte bestätigt werden. Der Regensburger Fundpunkt (Stadt R)
konnte mit sieben Individuen als stagnierend eingestuft werden, die Population auf einem
Kartoffelacker bei Barbing (R) hingegen hat mit über 1000 Individuen (2016) deutlich zuge-
nommen. AlsAckerwildkraut unterliegt die Art dem Risiko von Herbizid-Anwendungen und
in diesem Falle einer sich ausweitenden Bebauung. Zum Schutz sind Hackfruchtkulturen mit
möglichst später Ernte sowie extensive Landwirtschaft sinnvoll (KLOTZ 2016). Eine ausführ-
liche Darstellung, die auch eine mögliche neophytische Ausbreitung derArt diskutiert, findet
sich bei KLOTZ (2017).
4 Ergänzende Übersicht nicht bestätigter Vorkommen
In der Untersuchung konnten zahlreiche Vorkommen trotz intensiver Datenrecherche und
gründlicher Nachsuche nicht wieder bestätigt werden. Die nicht erfolgreichen Prüfungen ehe-
maliger Nachweise werden aus Platzgründen nicht ausführlich textlich dargestellt, sondern nur
zusammenfassend in der folgenden Tabelle zu Dokumentationszwecken aufgelistet (Tab. 3),
da sie in die zusammenfassende Bearbeitung in Kapitel 2 einbezogen wurden.
Gleichzeitig soll mit der Auflistung eine erneute Nachsuche der aktuell verschollenen Vor-
kommen angeregt werden, weshalb auch eine möglichst genaue Fundortangabe (inklusive
Koordinate) gegeben wird. Teilweise besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass durch bis-
lang nur ungenaue Wuchsortangaben die Lage nicht genau bestimmt werden konnte, so dass
gegebenenfalls auch im Umfeld mit Funden gerechnet werden kann. Gelingen Wiederfunde
oder neue Nachweise, wird gebeten diese mitAnzahl, genauer Koordinate, Finder und Datum
an die Artenschutzkartierung des Landesamtes für Umwelt (LfU 2019) zu melden.
5 Danksagung
Wir danken allen Personen, die die Kartierung fachlich wie organisatorisch unterstützt haben.
Bernd Raab und Benjamin Schwarz trugen wertvolle Informationen zu Wuchsorten bei. Die
Botaniker an den Höheren Naturschutzbehörden halfen bei der Auswahl des auszuschreiben-
den Artensets und erteilten die nötigen Ausnahmegenehmigungen für die Freilandarbeit. Kol-
leginnen und Kollegen an den Unteren Naturschutzbehörden und bei den Naturschutzverbänden
(besonders Michaela Berghofer, Wolfgang Kraus, Isolde Miller, Michael Sauer, Ursula Sauter-
Heiler, Hans Seitz, Thomas Stumpf, Bruno Täufer) danken wir für die Unterstützung und wün-
schen viel Erfolg beim Schutz der bestätigten Vorkommen.Andreas Fleischmann (Botanische
Staatsammlung München) danken wir für die Nachbestimmung kritischer Sippen und eine
gründliche Durchsicht des Manuskriptes. Zwei anonymen Reviewern danken wir für einige
wertvolle Anmerkungen zu den untersuchten Arten. Den damaligen LfU-Praktikantinnen Fa-
bienne Finkenzeller und Louisa Pflum danken wir für die Hilfen bei den Auswertungen der
Kartierungen.
Pflanzenart
(mit Angabe der Datengrundlage)
Wuchsort
(Landkreis-Kürzel/Gemeinde)
Koordinaten
(GKK)
Alchemilla obtusa
(DIEWALD 2017)1
REG/Lindberg 4590500/5439500
Campanula cervicaria
(ELSNER 2018; B. Schwarz schriftl. 2018)
KG/Thundorf i. UFr.
SW/Schonungen
KG/Bad Kissingen
KT/Maßbach
KT/Mainberbheim
NES/Höchheim
HAS/Rauhenebrach
HAS/Riedbach
NES/Saal
NES/Wülfershausen (Saale)
WM/Raisting
WM/Huglfing
4378890/5564837
4383957/5553607
4378812/5565444
4379355/5501524
4370254/5508982
4394354/5580239
4396751/5533383
4386649/5551713
4385307/5578368
4379489/5575724
4431576/5305628
(2019 bestätigt)
Corrigiola litoralis
(KLOTZ 2018a; KLOTZ & GORNY 2017)
WUN/Selb 4508893/5554766
Cyperus longus
(RADKOWITSCH 2018c)
LIN/Nonnenhorn 4320673/5273004
Dioscorea communis
(RADKOWITSCH 2018b)
LIN/Rickenbacher Tobel
LIN/Zech, Zechwald
LIN/Unterhochsteg, Leiblachufer
4329081/5271372
4329604/5269219
4329654/5268828
Elatine alsinastrum (LAUSSER 2017) TIR/Kastl 4491645/5520095
Erigeron atticus
(BUCHHOLZ et al. 2018)
OA/Hindelang
OA/Oberstdorf
4378625/5255994
4370676/5243998
Euphrasia micrantha
(BLACHNIK 2017a; KLOTZ 2018a)
Stadt Bamberg
Stadt Bamberg
NM/Neumarkt i. d. OPf.
NM/Sengenthal
NM/Mantel
(DÜW/Pressath; Fehlbestimmung)
(NEW/ Kirchendemenreuth; Fehlbest.)
4422521/5532278
4226480/5532415
4461748/5457558
4461900/5456700
4502998/5503183
4501650/5517620
(4504884/5513807)
Gentianella campestris subsp. baltica
(KLOTZ 2016, 2018a)
SAD/Winklarn
WUN/Wunsiedel
TIR/Kemnath
4535550/5476110
4497000/5543360
4489074/5526769
Gnaphalium luteoalbum
(KLOTZ 2016, 2018a)
SAD/Bodenwöhr
WUN/Schirnding
BT/Bayreuth
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
DGF/Moosthenning
4521476/5462548
4517663/5545924
4469406/5535154
4411521/5503335
4411659/5503085
4540523/5392935
Tab. 3: Zusammenstellung der im Rahmen der Ausschreibung nicht wieder bestätigten Vorkommen der
untersuchten „vom Aussterben bedrohten“ Arten mit Quelle, Ortsangabe und Gauß-Krüger-Koordinate
(GKK). Die ehemaligen Vorkommen von Deschampsia rhenana und Myosotis rehsteineri wurden wegen
des verstreuten Auftretens nicht dokumentiert. „Fehlbestimmung“ bezieht sich auf eine fehlerhafte Alt-
angabe. Konnten die Wuchsorte nicht (genau) lokalisiert werden, ist in der Tabelle „(…)“ angegeben.
1Jüngere mögliche Nachweise aus dem Nationalpark Bayerischer Wald sind noch nicht verifiziert.
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 35
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
Pflanzenart
(mit Angabe der Datengrundlage)
Wuchsort
(Landkreis-Kürzel/Gemeinde)
Koordinaten
(GKK)
Hierochloe odorata
(WAGNER & WAGNER 2018)
GAP/Murnau 4437023/5279224
Helleborus viridis subsp. occidentalis
(KLOTZ 2016)
STR/Steinach (evtl. Fehlbestimmung
oder synanthrop?)
4542790/5423260
Hypochaeris glabra
(FEULNER 2018)
BT/Volsbach
BT/Pullendorf
BA/Kemmern
ER/Büchenbach
ER/Erlangen
HAS/Fatschenbrunn
4458653/5525950
4461920/5520247
4420658/5535977
4427040/5496000
4426297/5495558
4400318/5533227
Illecebrum verticillatum
(KLOTZ 2016)
NEW/gemeindefrei 4492050/5501700
Juncus sphaerocarpus
(KLOTZ 2016)
R/Wörth a. d. Donau 4530525/5428165
Juncus stygius
(WAGNER & WAGNER 2018)
GAP/Schöffau
GAP/Eschenlohe
4433920/5285900
4437835/5277775
Juncus tenageia
(KLOTZ 2018a)
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
ERH/Höchstadt a. d. Aisch
NEA/Ühlfeld
ERH/Heßdorf
ERH/Heßdorf
4414798/5505019
4411280/5503544
4411140/5503360
4411521/5503335
4411659/5503085
4411364/5503393
4411847/5502287
4421900/5502380
4421380/5501610
Lappula squarrosa
(KLOTZ 2018a)
BT/Stadt Bayreuth
NM/Neumarkt i. d. OPf.
4469783/5534470
4463160/5462000
Legousia hybrida
(ELSNER 2018, KLOTZ 2018a)
BA/Altendorf
FO/Gräfenberg
R/Wenzenbach
NES/Oberelsbach
NES/Urspringen
NES/Urspringen
(4427000/5517900)
4444098/5500436
wohl Fehlangabe
4368003/5591331
4368809/5592725
4366716/5593603
Linaria arvensis
(KLOTZ 2016)
SAD/Nabburg 4513130/5480160
Lotus tenuis
(ELSNER 2018)
NEA/Markt Sugenheim
NES/Markt Trappstadt
4382214/5494596
4399980/5574215
Marrubium vulgare
(KLOTZ 2018a)
NEW/Kohlberg 4501488/5494675
Orobanche coerulescens
(KLOTZ 2018a)
PAF/Hohenwart wohl Fehlangabe
Polycnemum arvense
(KLOTZ 2016)
CHA/Walderbach
R/Stadt Regensburg
4530350/5449775
4510800/5434150
Tab. 3: Fortsetzung
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
36 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
Pflanzenart
(mit Angabe der Datengrundlage)
Wuchsort
(Landkreis-Kürzel/Gemeinde)
Koordinaten
(GKK)
Polystichum braunii
(HORN & BENNERT 2016)
OA/Bad Hindelang 3606885/5270860
Potentilla inclinata
(KLOTZ 2018a)
AIC/Pöttmes 4430780/5385060
Rubus acanthodes
(SCHÖN 2016)
LIF/Lichtenfels 4429961/5563859
Rubus oreades
(SCHÖN 2016)
CHA/Waldmünchen 4552995/5472342
Rubus raduloides
(SCHÖN 2016)
MES/Fürstlich Löwensteinscher Park
R/Pentling
KEH/Saal a. d. Donau
DAH/Markt Indersdorf
4319666/5536519
4505302/5424863
4496552/5414804
4455854/5357342
Scandix pecten-veneris
(KLOTZ 2018a)
R/Kallmünz
R/Deuerling, Nittendorf
4492310/5444990
4494235/5432633
Schoenoplectus triqueter
(KLOTZ 2016)
DEG/Deggendorf 4578970/5398860
Sclerochloa dura
(RAAB schriftl.)
KIZ/Willanzheim
NEA/Ipsheim
4374721/5501409
4390454/5487869
Sedum villosum
(WAGNER & WAGNER 2018)
NES/Oberelsbach
NES/Ginolfs
TIR/Fuchsmühl
OAL/Weißensee
OAL/Rieden a. Forggensee
WM/Wildsteig
GAP/Unterammergau
TS/Marquartstein
SR/Wiesenfelden
4356523/5589336
3573083/5591154
4509581/5532671
4393506/5273526
4401560/5276698
4421778/5281219
4424472/5276380
4533967/5290314
4541139/5428570
Sparganium angustifolium
(BLACHNIK 2017b)
WUN/Weißenstadt
WUN/Kirchenlamnitz
WUN/Wunsiedel
WUN/Tröstau
WUN/Thiersheim
KU/Himmelkron
AT/Marktschorgast
FO/Wiesenttal (Fehlbestimmung?)
WUN/Schönwald (Fehlbestimmung!)
4492020/5554805
4495853/5558558
4497135/5547079
4493442/5545722
4507331/5548770
4473156/5548094
4476731/5549719
4444122/5519100
4504967/5564055
Stachys arvensis
(KLOTZ 2018a)
BT/Bayreuth 4468449/5529270
Woodsia ilvensis
(DIEWALD 2017)
SAD/Hirschling 4511842/5452650
Woodsia pulchella
(HORN & BENNERT 2016)
BGL/Grünsee
OA/Oberstdorf
OA/Hintersteiner Tal 1
OA/Hintersteiner Tal 2
4571701/5263075
3593148/5251512
3605678/5251698
3605703/5251526
Tab. 3: Fortsetzung
A. ZEHM et al.: Rückgang seltenster Arten ist ungebremst 37
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
© Bayerische Botanische Gesellschaft e.V. 2020
38 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 90, 2020
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(letzter Zugriff auf alle Internetressourcen am 15.04.2020)
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