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Die Klimakrise deuten und Veränderungen einfordern 365
www.sws-rundschau.at SWS-Rundschau (60. Jg.) Heft 4/ 2020: 365–384
Die Klimakrise deuten
und Veränderungen einfordern
Eine
Framing
-Analyse der Fridays for Future
Antje Daniel/ Anna Deutschmann/ Aron Buzogány/
Patrick Scherhaufer (Wien)
Antje Daniel/ Anna Deutschmann/ Aron Buzogány/ Patrick Scherhaufer: Die Klimakrise deuten
und Veränderungen einfordern. Eine Framing-Analyse der Fridays for Future (S. 365–384)
Im Mittelpunkt des Artikels stehen die Fridays for Future-Bewegung (FFF) und ihr Versuch, Deu-
tungshoheit über das komplexe Phänomen des Klimawandels, dessen Auswirkungen und die not-
wendigen Maßnahmen zu erlangen. Der Artikel erfasste mittels einer Framing-Analyse die Ziele
und Mobilisierungsmöglichkeiten der FFF. Die Identizierung von Deutungsrahmen ist zentral,
um zu sehen, welche gesellschalichen Probleme von einer sozialen Bewegung aufgegrien und
wie diese strategisch genutzt werden. Der Artikel kombiniert eine qualitative Analyse von Texten
der Webseite und Presseaussendungen der Bewegung mit Daten von zwei Befragungen von Pro-
test-Teilnehmer*innen im März und September 2019. Die Framing-Analyse zeigt, wie FFF Protest
und Widerständigkeit organisiert und welche spezischen Interpretationen der Klimakrise als stra-
tegisches Mittel eingesetzt werden, um die von der Bewegung präferierte Klimapolitik durchzu-
setzen.
Schlagworte: Umweltbewegung, Protest, Fridays for Future, Österreich, Framing
Antje Daniel/ Anna Deutschmann/ Aron Buzogány/ Patrick Scherhaufer: Interpreting the Climate
Crisis and Calling for Change. A Framing Analysis of the Fridays for Future (pp. 365–384)
is article focuses on the Fridays for Future movement (FFF) and its attempt to gain interpretative
sovereignty over the complex phenomenon of climate change, its eects and adaptation measures.
By means of a framing analysis, the aim is to capture the goals and mobilization possibilities of the
FFF. e identication of interpretative frameworks is central to investigate, which societal prob-
lems are taken up by the social movement and how they are used strategically. e article combines
a qualitative analysis of movement texts from the FFF webpage and also of press releases, with data
from two protest surveys conducted in March and September 2019. e framing analysis shows
how FFF organizes protest and resistance and which specic interpretations of the climate crisis are
used as a strategic tool to implement the climate policy as it is being preferred by the movement.
Keywords: environmental movement, protest, Fridays for Future, Austria, framing
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1. Einleitung1
Proteste sind Ausdruck eines Widerstands und dienen dazu, Aufmerksamkeit für ge-
sellschaliche, politische oder ökologische Probleme zu schaen. Die emen, die Ak-
teur*innen dazu veranlassen, zu protestieren – zu streiken, zu demonstrieren und zu
mobilisieren –, sind ebenso vielfältig wie die konkreten Ausdrucksformen, um den je-
weiligen Forderungen Nachdruck zu verleihen, die Anliegen auf die Straße zu tragen.
Selbstverständlich nden Proteste nicht immer Gehör oder stoßen auf Akzeptanz in-
nerhalb der Gesellscha. Dennoch bergen Proteste stets ein Potenzial, gesellschali-
chen oder politischen Wandel anzustoßen.
Die Widerständigkeit einerseits und das transformative Potenzial andererseits ma-
chen die gegenwärtigen Proteste wie jene der Fridays for Future-Bewegung (FFF) so-
zialwissenschalich besonders interessant: Seit 2018 hat sich mit den von der schwe-
dischen Schülerin Greta unberg initiierten Schulstreiks eine neue Protestbewegung
formiert, die mittlerweile weltweit agiert. FFF stellt einen grundlegenden Änderungs-
bedarf der bisherigen Klima- und Umweltpolitik fest und fordert die Politik auf, sich
an das bereits 2015 bei der Pariser Klimaschutzkonferenz (COP21) beschlossene Ab-
kommen zu halten. In diesem haben sich die 195 Unterzeichnerstaaten verpichtet, die
durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu be-
grenzen. Die neue Bewegung mobilisiert für eine »mutige Klimapolitik« und »globale
Klimagerechtigkeit« (FFF Austria 2020e).
Wie fügt sich diese neue Welle des Widerstands in die Geschichte der österreichi-
schen Umwelt- und Klimabewegung ein? Wie deuten und formulieren die FFF-Teil-
nehmer*innen Probleme und ihre Anliegen? Und: Welche notwendigen Maßnahmen
sollen aus ihrer Perspektive von wem ergrien werden? Diesen Fragen gehen wir in
unserem Beitrag nach. Wir analysieren, wie FFF die Klimakrise und die Lösungsvor-
schläge sprachlich rahmt, wen sie als Verursacher*innen der Krise identizieren und
von wem sie Lösungen einfordern. Vor dem Hintergrund dieser Fragestellungen wen-
den wir eine Framing-Analyse zur Untersuchung der Ziele und Strategien der FFF an.
»Frames« bzw. »Deutungsrahmen« verstehen wir dabei als dynamische und aktive Deu-
tungsprozesse, die den Kommunikator*innen als Instrument zur Strukturierung und
Selektion von Informationen dienen und ebenso wesentlich sind, um den Forderun-
gen der Bewegung Öentlichkeit zu schaen und Anhänger*innen zu gewinnen (Go
-
man 1974, Benford/ Snow 2000).
Im Folgenden werden wir unser Vorgehen zunächst in den sozialwissenschalichen
Forschungsstand zu sozialen Bewegungen einbetten und herausarbeiten, weshalb Fra-
ming einen aufschlussreichen Ansatz für die Analyse der FFF darstellt (Kap. 2). Dann
beschreiben wir die Entwicklung und Bedeutung von Umweltaktivismen in Österreich,
um darin die FFF zu verorten (Kap. 3). Nach der Erklärung des methodischen Vorge-
1 Die Autor*innen danken der Arbeiterkammer Wien, der Austrian Marshall Plan Foundation und
der Aktion Österreich-Ungarn Wissenschas- und Erziehungskooperation für die Unterstützung
der Arbeit an den Projekten, auf denen der Artikel basiert.
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hens (Kap. 4) wenden wir uns entlang des Framing-Ansatzes der Frage zu, wie FFF Pro-
bleme darstellt, deren Lösungen festlegt, und wodurch FFF motiviert wird (Kap. 5).
2. Deutungen im Rahmen der Protest- und Bewegungsforschung
2.1 Protest- und Bewegungsforschung
Die Protest- und Bewegungsforschung ist ein interdisziplinäres Feld, in dem seit den
1960er-Jahren – vorwiegend in den USA und in Westeuropa – Konzepte mit jeweils
unterschiedlichen analytischen Schwerpunkten entwickelt wurden (Rucht 1994, della
Porta/ Diani 1999, Snow et al. 2010). Die bedeutendsten Ansätze sind der Political-Oppor-
tunity-Structures- (Kitschelt 1999), der Resource-Mobilization- (McCarthy/ Zald 2001),
der Collective-Identity- (Taylor/ Whittier 1992) und der Framing-Ansatz (Snow et al.
1986). Im Fokus dieser Ansätze stehen entweder der gesellschaliche und politische Kon-
text, die sogenannten »Gelegenheitsstrukturen« von sozialen Bewegungen, die Relevanz
von Ressourcen für die Protestorganisation, die Herstellung kollektiver Identität sowie
Deutungsprozesse und die Inszenierung von Protestzielen. Mit Frames, den Deutungs-
rahmen, wird analysiert, an welchen gesellschalichen Problemen die sozialen Bewe-
gungen ansetzen, wie sie diese deuten und in die Öentlichkeit tragen, um damit sozia-
len oder politischen Wandel herbeizuführen (oder zu verhindern) (siehe auch Kap. 2.2).
Diese unterschiedlichen Perspektiven auf soziale Bewegungen machen die Kom-
plexität der Bewegungsforschung deutlich. Denn soziale Bewegungen können hin-
sichtlich ihrer Probleme, die sie in die Öentlichkeit hineintragen, analysiert werden,
aber auch hinsichtlich bewegungszentrierter Fragestellungen, die auf organisatorische
Aspekte abzielen oder auf die Herstellung von Zugehörigkeiten fokussieren. Die Ana-
lyse von Relationen zu anderen Akteur*innen oder dem Staat ist ebenfalls Gegenstand
der Forschung. Dabei bleibt der Gegenstandsbereich selbst umstritten und damit auch,
welches die zentralen Kennzeichen einer sozialen Bewegung sind. Trotz intensiver De-
batten existiert ein Minimalkonsens, der soziale Bewegungen als ein Netzwerk von
Gruppen und Individuen sieht, die ein gemeinsames Ziel anstreben sowie andauernde
kollektive und öentliche Aktionen durch Mobilisierung umsetzen (della Porta/ Diani
1999). Umweltbewegungen im Spezischen kennzeichnet zudem ihr geteiltes Interesse
an Umweltthemen (Rootes/ Brulle 2013).
Das Spektrum an Umweltbewegungen ist sehr breit und umfasst emen wie Um-
weltschutz, Klimawandel und Klimagerechtigkeit (Schreurs/ Papadakis 2019). Speziell
in den letzten Jahren lässt sich laut della Porta und Parks (2013) beobachten, dass Um-
weltthemen häug mit dem Terminus der »Klimagerechtigkeit« verbunden werden.
Ein Klimagerechtigkeitsügel, auf den zum Teil auch die FFF referiert, fordert im Ver-
gleich zu früheren Bewegungen einen radikalen Wandel der Klimapolitik, der nicht
allein an der Umsetzung umweltpolitischer Maßnahmen ansetzt, sondern auch eine
fundamentale Transformation der Wirtschasweise und eine tiefgreifende Verände-
rung des Lebensstils impliziert (della Porta/ Parks 2013, 45−50, Rootes/ Nulman 2015).
»Klimagerechtigkeit« bedeutet laut Brand und Hirsch (2012, 62):
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»Jedem Menschen auf der Erde unabhängig von nationaler Zugehörigkeit, Alter, Ge-
schlecht, Rasse oder Religion gleiche Nutzungsrechte an der Atmosphäre zuzugestehen,
wobei die Gesamtbelastung der Atmosphäre mit Treibhausgasen zu begrenzen ist.«
Als Richtlinien für die Umsetzung von Klimagerechtigkeit gelten die Klimarahmen-
konventionen der Vereinten Nationen. Seit den 1970er-Jahren haben die Umweltbe-
wegungen die Klimakonventionen maßgeblich geprägt. Jedoch scheitern die Ziele der
UN-Konvent ionen an ihrer Umsetzung, was zu einer Radikalisierung von Bewegungen im
Bereich Klima und Umwelt geführt hat – hin zu einer höheren Bereitscha, verschiedene
Widerstandspraxen anzuwenden, einschließlich zivilen Ungehorsams (de Moor 2018).
2.2 Framing-Analyse
Die Grundlage der für die Analyse der politischen Kommunikation verwendeten Fra-
ming-Analyse entwickelte Erving Goman (1974). Er ging davon aus, dass jedes soziale
Phänomen oder Ereignis von Menschen unterschiedlich charakterisiert werden kann
und von der Interaktionsdynamik abhängig ist. Grund für diese Vielfalt an Zuschrei-
bungsmöglichkeiten sind individuelle Bewertungskriterien oder Interpretationssche-
mata, die herangezogen werden, um Strukturen und Erfahrungen im sozialen Leben
zu kodieren, zu verstehen und ihnen Bedeutung zu verleihen. Laut Goman (1974) sind
Frames kognitive Strukturen, die die Interpretation von Ereignissen anleiten.
Die Bewegungsforschung baut auf diesen Grundlagen auf und konzentriert sich
mit der Framing-Analyse auf die Quellen und Funktionen von Bedeutung innerhalb
sozialer Bewegungen. Sie betont dabei die Rolle der kognitiven und der ideellen Di-
mension kollektiven Handelns (Benford/ Snow 2000). Framing bezieht sich auf inter-
subjektive Prozesse, durch die soziale Bewegungen ihre eigenen Mitglieder, aber auch
die Öentlichkeit von der Legitimität ihres Handelns überzeugen. Von entscheiden-
der Bedeutung ist daher das Ausmaß, in dem ein Frame an die Vorerfahrungen und
den empirischen Kontext des Zielpublikums anknüp: Frames sind dann erfolgreich,
wenn sie Meinungen und Werte widerspiegeln, die bereits in der Gesellscha verankert
sind (Polletta/ Jasper 2001). Bewegungsakteur*innen, wie andere politische Akteur*in-
nen auch, transformieren Diskurse kognitiv, indem sie ihre o widersprüchliche Be-
deutung neu denieren. Framing kann sowohl absichtlich als auch unabsichtlich aure-
ten und Frames können strategischer, kognitiver oder legitimierender Natur sein. Sie
können so erweitert werden, dass sie sowohl Mitglieder als auch Nichtmitglieder mo-
bilisieren bzw. Antagonist*innen demobilisieren (Benford/ Snow 2000). Frames haben
somit immer eine prozessuale und zumeist auch eine aktive Komponente. de Vreese
(2005, 52) verwendet hier den Begri »frame-building« und spricht von einem Prozess,
dessen Ergebnisse sich dann in zentralen Texten, Sprache oder Bildern von sozialen Be-
wegungen manifestieren und der über ein kollektives Handeln zum Ausdruck kommt.
Frames bieten daher einen Rahmen für kollektive Aktionen. Sie werden laut Ben-
ford/ Snow (2000, 615) dadurch konstruiert, dass die Anhänger*innen der Bewegung
ein gemeinsames Verständnis eines Problems aushandeln, das sie als veränderungs-
bedürig denieren, Zuschreibungen hinsichtlich der Schuldigen vornehmen, alter-
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native Zielvorstellungen vereinbaren und andere dazu bewegen, gemeinsam zu han-
deln, um Veränderungen herbeizuführen. In weiterer Folge werden in Anlehnung an
Benford/ Snow (2000), Snow/ Benford (1988) sowie Entman (1993) für die Analyse der
Deutungsprozesse der FFF (vgl. Kap. 5) drei Frames unterschieden: der diagnostische,
prognostische und motivationale Frame. Mit diesen Framings wird dargestellt, welche
Probleme FFF aufgrei, wie sie diese sprachlich rahmen, wen sie als Verursacher*in-
nen sehen und wem sie Problemlösungskapazitäten zuschreiben und nicht zuletzt, was
FFF Protesteilnehmer*innen zu den Protesten motiviert.
Das diagnostische Framing beschäigt sich mit den Ursachen des Problems, der
Identizierung von Kausalbeziehungen, aber auch mit der Frage von Schuld bzw. den
dafür verantwortlichen Akteur*innen (Benford/ Snow 2000). Prognostische Frames in-
volvieren Lösungsvorschläge oder zumindest einen Plan für etwaige Strategien, thema-
tisieren die dafür berufenen Akteur*innen und kreieren darüber hinaus ein Unterschei-
dungs- oder Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Bewegungen (Benford/ Snow
2000). Aus empirischer Betrachtung wird augenscheinlich, dass zwischen diagnosti-
schen und prognostischen Frames eine enge wechselseitige Beziehung besteht, denn
die Identikation des Problems hängt zumeist auch mit den präferierten Handlungs-
optionen zusammen. Zudem lässt sich die Frage danach, wer das Problem verursacht
hat – im Sinne einer Ursachenzuschreibung –, nicht einfach von der Frage trennen,
wer für die Lösung des Problems verantwortlich ist. Das motivationale Framing bezieht
sich wiederum auf die Motive für ein kollektives Handeln und Aktivitäten der Mobi-
lisierung (Klandermans 1984). Im Mittelpunkt steht dabei, wer sich wie angesprochen
fühlt und engagiert (Snow/ Benford 1988, Benford/ Snow 2000). Zusammengenommen
können die drei Framings innerhalb und außerhalb der Bewegung Konsens und Zuge-
hörigkeit schaen, die Öentlichkeit beeinussen und für Protestaktionen sowie poli-
tischen Wandel mobilisieren (Benford/ Snow 2000).
3. Umweltaktivismus und FFF in Österreich
3.1 Umweltaktivismus früher und heute
Im Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellscha nahmen in Österreich
seit den 1960er-Jahren das Bedürfnis nach postmateriellen Werten und damit das öko-
logische Bewusstsein zu.2 Zum einen forderten die Individualisierung von Lebenssti-
len und die Fragmentierung der Gesellscha ebenso wie die Infragestellung bisheriger
Werte die Gesellscha heraus (Pelinka 1987, Gottweis 1997 und 2000, Schmid/ Veichtl-
bauer 2006, 17−18). Zum anderen trat die potenzielle Gefahr von Umweltverschmut-
zungen zunehmend zutage. Auch die Ölkrisen der 1970er-Jahre führten die Knappheit
der Ressourcen und damit verbundene Konsequenzen vor Auge. Nicht zuletzt wurde
das politische System und damit die Dominanz von SPÖ und ÖVP herausgefordert, in-
2 Zur früheren Geschichte des Umweltschutzes seit der Wende zum 20. Jahrhundert siehe
Schmid/ Veichtlbauer (2006, 13−15).
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dem es diesen Parteien zunehmend weniger gelang, Wähler*innen zu mobilisieren (Pe-
linka 1987, 230, Pelinka 1998), und sich ein Zugang zu politischen Entscheidungen jen-
seits der Parteien als schwierig erwies (Gottweis 1997, 334). In dieser Umbruch situation
formierten sich die sogenannten »Neuen Sozialen Bewegungen«, unter ihnen die Um-
welt-, Studierenden- oder Frauenbewegung (Leuthold 1996, Gottweis 1997 und 2000).
Vermehrt musste sich die politische Elite, nach Jahren der Zufriedenheit, des Wirt
-
schaswunders und der Ignoranz gegenüber Umweltverschmutzungen, mit dem Auf-
begehren der Bürger*innen auseinandersetzen.
Im Mittelpunkt der umweltpolitischen Kontroversen standen der Ausbau der Ener-
giewirtscha, aber auch Lu- und Wasserverunreinigungen, Pestizide oder die Müll-
und Abfallproblematik. Im Alpenraum spielte die Zerstörung der Naturlandscha zu-
gunsten touristischer Zwecke eine wichtige Rolle. Als Reaktion entstanden seit den
1970er-Jahren zahlreiche Proteste, die medial eine starke Unterstützung erhielten. Den
etablierten politischen Kräen standen zunehmend Aktivist*innen gegenüber, die sich
für mehr Bürger*innenbeteiligung und die Verankerung von Umweltschutz in der Politik
einsetzten (Pelinka 1987, 240, Wösendorfer 1988, 136, Gottweis 2000, 62). Damit prallten
»der neue Stil, die neuen Inhalte und die neuen Techniken der ›Politik von unten‹ (…)
auf Stile, Inhalte und Techniken der institutionalisierten Politik« (Gottweis 2000, 62).
Zentrale Bezugspunkte für diese Proteste waren der Kampf gegen das Atomkra-
werk Zwentendorf im Tullnerfeld und die Verhinderung des Baus des Wasserkrawerks
in der Hainburger Au.3 Der Widerstand gegenüber Zwentendorf bestand aus einer he-
terogenen Protestbewegung, die die SPÖ-Regierung unter Bruno Kreisky herausfor
-
derte (Pesendorfer 2007). Kreisky wollte im Vorfeld der Nationalratswahl 1979 das
ema von der politischen Agenda entfernt haben und entschied sich für die Durch-
führung einer aus seiner Perspektive nicht zu verlierenden Volksabstimmung (Pelinka
1986, Gottweis 1997). In der Abstimmung im November 1978 sprach sich jedoch eine
knappe Mehrheit der Österreicher*innen (50,47 Prozent) gegen die Inbetriebnahme
des Atomkrawerks aus.
In weiterer Folge intensivierte sich die österreichische Umweltschutzdebatte: Be-
reits bestehende politische Forderungen nach mehr Beteiligung verbanden sich mit der
Suche nach einem alternativen Lebensstil, der sich beispielsweise in Bio-Lokalen, Ko-
operativen oder Genossenschaen ausdrückte (Gottweis 1997, 348−349). In dieser Zeit
erfolgte auch die Gründung der Alternativen Liste Österreich (1982) und der Verein-
ten Grünen Österreichs (1983). Der zweite Höhepunkt des umweltpolitischen Engage-
ments war schließlich die Besetzung der Hainburger Au im Dezember 1984 (Wösen-
dorfer 1988). Nach einem von der österreichischen Hochschüler*innenscha initiierten
Sternmarsch mit mehreren tausend Teilnehmer*innen blieben einige hundert Protestie-
rende in der Au, um die Baumrodungen auch mit Mitteln des zivilen Ungehorsams zu
stoppen. Nach dem Einsatz der Polizei, der umstrittener Weise u. a. mit Schlagstöcken
durchgeführt wurde, zeigten sich in Wien ca. 40.000 Menschen in Form einer Protest-
3 Weitere Proteste waren 1960−1972 »Rettet die Lobau« und 1973 »Rettet den Sternwartepark«.
1983 erfolgten Proteste u. a. zur Rettung des Kamptals (Wösendörfer 1988, 136).
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demonstration solidarisch. Sie kritisierten das Vorgehen der Regierung und forderten
den Baustopp des Wasserkrawerks. Die massiven Proteste veranlassten die Regierung,
den sogenannten »Weihnachtsfrieden« auszurufen. Die Rodungen wurden gestoppt
und in weiterer Folge anstelle des Krawerks der Nationalpark Donau-Auen errichtet
(Gottweis 1997). Diese Proteste waren mit ausschlaggebend für die Gründung der Par-
tei Die Grüne Alternative, die erstmalig 1986 in den Nationalrat einzog (Dolezal 2016).
Durch diese Protestbewegungen angestoßen, konnte Umweltschutz erfolgreich
in der Politik verankert und konnten Möglichkeiten der Bürger*innenbeteiligung ge-
schaen werden. Es entstand ein öentlicher und diskursiver Raum für Umweltthemen
(Gottweis 1997, 356). Die Umweltbewegung selbst dierenzierte sich aus, institutionali-
sierte sich in den 1990er-Jahren und vernetzte sich zunehmend global. Von dieser Zeit
bis in die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts wurde umweltpolitisches Engagement im
Vergleich zu den 1970er- und -80er-Jahren kaum durch Bürger*innen-Proteste ausge-
drückt, sondern wurde von Umweltschutzorganisationen, wie Global 2000 oder WWF
Österreich, getragen, die sich mittels politischen Lobbyings für Umweltthemen einsetz-
ten (Dolezal/ Hutter 2007). 2015 entstand eine neue Bewegung mit dem Slogan »Sys-
tem Change, not Climate Change« (SCnCC), die Akteure, wie attac, FIAN oder ÖVB-
Via Campesina (Österreichische Klein- und Bergbäuer*innen-Vereinigung) umfasst.4
Mit diesem Slogan wurde der Fokus auf Klimagerechtigkeit gelegt und die Verwoben-
heit von kapitalistischer Produktionsweise und ökologischer Krise betont (Heuwieser
2016, 55−56). Zugleich erweiterten sich die Strategien im umwelt- und klimapolitischen
Bereich, denn neben der institutionellen Lobbyarbeit setzt SCnCC vermehrt auf Ak-
tionen oder organisiert Klimacamps (Dolezal/ Hutter 2007, 338).
Klima und Umwelt zählen in Österreich aktuell zu den emen mit der höchsten
Mobilisierungskapazität (Dolezal 2019). Dennoch fanden sie bislang nicht jene poli-
tische Beachtung, die sich die Aktivist*innen wünschten, vor allem vor dem Hinter-
grund der von der Wissenscha prognostizierten Szenarien der Klimakatastrophe. Erst
FFF gelang es, Massen zu mobilisieren und damit – nach jahrzehntelangem institutio-
nalisiertem umweltpolitischem Engagement – die Politik der Straße als relevante Wi-
derstandsform erneut zu etablieren sowie wie das ema Klimagerechtigkeit in die Öf-
fentlichkeit zu bringen (Bohl/ Daniel 2020, Narodoslawsky 2020).
3.2 FFF in Österreich
Entstanden im Dezember 2018 in Wien, versteht sich FFF Austria als ein Netzwerk von
individuellen Akteur*innen, vorwiegend von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Auällig ist die große Zahl an jungen Frauen unter den Aktivist*innen (Daniel/ Deutsch-
mann 2020a). FFF organisiert sich dezentral, ist basisdemokratisch und bekennt sich zu
den demokratischen Grundsätzen. Demnach ist FFF gewaltfrei und parteiunabhängig
(FFF Austria 2020e). Inzwischen existieren neben dem Standort Wien weitere 28 Regio-
nalgruppen in Österreich, zu denen auch jene in Linz und Salzburg zählen (FFF Aus-
4 30 Organisationen und Vereine unterstützen das Bündnis, nähere Informationen sind verfügbar
unter: https://tinyurl.com/y4tt3ztw, 10. 6. 2020.
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tria 2020c). Unterstützt wird FFF von einer beachtlichen Anzahl an Untergruppen, die
den »for future«-Slogan aufgreifen, wie etwa von den Scientists for Future, den Parents
for Future oder den Religions for Future.
FFF mobilisierte im Jahr 2019 einerseits freitäglich zu den Schulstreiks, mit Bezug
auf die kontinuierlichen Streiks Greta unbergs, andererseits organisiert(e) FFF im
Rahmen zivilgesellschalicher Bündnisse die Global Earth Strikes. Letztere zeigen die
globale Dimension der Bewegung, weil die Klimaproteste in über 150 Ländern statt-
fanden. FFF beteiligte sich an den Global Earth Strikes im März, Mai, September und
November 2019 sowie am online durchgeführten Global Earth Strike im April 2020.
Von Anfang an waren die Demonstrationen in Wien durch die zentrale Rolle von
Schüler*innen und Studierenden gekennzeichnet. Die soziodemographischen Daten
zeigen, dass die Mehrheit der Demonstrant*innen zwischen 20 und 35 Jahre alt war.
38 Prozent im März und 25 Prozent der Teilnehmer*innen im September waren jün-
ger als 20 Jahre. Demgemäß ist die steigende Zahl der Teilnehmer*innen in der Alters-
gruppe zwischen 36 und 65 Jahren bemerkenswert. Während diese Altersgruppe im
März nur 25 Prozent ausgemacht hatte, stieg ihr Anteil im September auf 30 Prozent
(Buzogány/ Mikecz 2019, Daniel/ Deutschmann 2020a, b). Die soziodemographischen
Daten zeigen ebenso, dass die Proteste in Wien – wie auch weltweit – vor allem von
Teilnehmer*innen getragen wurden, für die schon altersbedingt diese Proteste zu den
ersten politischen Partizipationserfahrungen zählten. Die überwiegende Mehrheit der
Teilnehmer*innen stammt aus der Mittelschicht – ähnlich wie bei den Protesten gegen
das Atomkrawerk Zwentendorf. Erstaunlicher dagegen ist die starke Mobilisierung
von jungen Frauen,5 womit sich die FFF-Proteste von anderen Protesten abheben, die
zumeist stärker männerdominiert waren und sind (Dodson 2015). Unter den befrag-
ten Protestierenden waren im März 57 Prozent und im September 52 Prozent Frauen
(Buzogány/ Mikecz 2019, Daniel/ Deutschmann 2020a, b).
In Wien zählten die Klimaproteste am 15. März und am 27. September 2019 zu den
Kundgebungen mit großer Mobilisierungskra. Nach Polizeiangaben wurden zum ers-
ten Termin über 10.500 Teilnehmer*innen mobilisiert, wobei die Organisator*innen
eine weit höhere Zahl von bis zu 25.000 angaben. Beim dritten Klimastreik im Septem-
ber protestierten 30.000 Teilnehmer*innen. Im internationalen Vergleich lag Wien da-
mit im Mittelfeld (Wahlström et al. 2019, de Moor et al. 2020). An diesen zwei genann-
ten Klimaaktionstagen wurden auch die der Analyse zugrundeliegenden Befragungen
durchgeführt, die im folgenden Methodenkapitel näher erläutert werden.
4. Methoden
Methodisch basiert die Untersuchung auf der Triangulation, d. h. auf der Zusammenfüh-
rung einer qualitativen und quantitativen Herangehensweise (Flick 2008, Lemke/ Wie-
demann 2016): Die qualitative Inhaltsanalyse von Dokumenten wurde mit Hilfe der
5 Für eine Diskussion über den Anteil von Frauen in FFF sowie die Rolle und Perzeption der weibli-
chen Führungsgur Greta unbergs siehe Daniel/ Graf (2020).
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QDA-Soware Atlas.ti durchgeführt, die Online-Umfragen wurden mit der Soware
Qualtrics erhoben und mit SPSS ausgewertet. Im Zuge der inhaltsanalytischen Vor-
gehensweise wurden öentlich zugängliche Texte von FFF Austria und der Regional-
gruppen im Zeitraum von 1. März 2019 bis 31. Mai 2020 untersucht. Dabei handelte
es sich um alle auf der Webseite von FFF (https://tinyurl.com/y4a3eh7p) verfügbaren
Dokumente6 (wie z. B. Forderungen, Grundsätze, Resolutionen, Berichte, Aufrufe) so-
wie um 18 OTS-Presseaussendungen von FFF Austria, die in der Datenbank der Aus-
trian Presse Agentur (APA) zu nden waren. Für die qualitative Inhaltsanalyse wur-
den die Daten zunächst deduktiv entlang der Frames von Benford/ Snow (2000) bzw.
Snow/ Benford (1988) kodiert (vgl. Kap. 2.2). Danach wurden die Frame-Elemente ein
zweites Mal kodiert, indem zentrale emen und Begrie induktiv herausgeltert und
ihr Umfeld gekennzeichnet wurden. Mit dem Vergleich dieser Textstellen konnten im
Anschluss die relevanten Frames erfasst und interpretiert werden. Diese Operationali-
sierung wurde für das gesamte Untersuchungsmaterial übernommen.
Die vorliegende Analyse basiert zudem auf Befragungen der Protestteilnehmer*in-
nen im März und September 2019 in Wien. Protestsurveys zählen zu den etablierten
Methoden der empirischen Bewegungsforschung (Andretta/ della Porta 2014). Durch
die Befragung der Teilnehmer*innen an Protesten lassen sich Hinweise auf die Sozial-
struktur, die allgemeinen Einstellungsmuster oder die Mobilisierungsnetzwerke der
Teilnehmer*innen erheben. Um die Repräsentativität dieser Momentaufnahmen des
Protestgeschehens zu ermöglichen, sind einige methodische Aspekte zu berücksichti-
gen: Da im Unterschied zu repräsentativen Bevölkerungsumfragen bei Demonstratio-
nen keine Informationen über die demographischen Merkmale der Grundgesamtheit
der Teilnehmer*innen existieren, muss bei einer Protestumfrage der Wahrung des Zu-
fälligkeitsprinzips eine besondere Rolle eingeräumt werden (Teune/ Ullrich 2015). Teil
solcher Vorkehrungen ist die systematische Auswahl der Befragten nach einem fest-
gelegten Schema und durch mehrere Interviewer*innenteams. Damit soll u. a. sicher-
gestellt werden, dass nicht nur bestimmte Abschnitte der Demonstration befragt wer-
den, und dass die Ansprache der Interviewpartner*innen nicht z. B. durch Sympathien,
Zugänglichkeit oder Vorannahmen beeinträchtigt wird. Mit zusätzlich durchgeführ-
ten Kurzinterviews sollten das Antwortverhalten überprü und Verzerrungen vermie-
den werden.
Die Protestumfrageanalyse ist stark international ausgerichtet und basiert u. a. auf
einem im Projekt »Caught in the Act of Protest. Contextualizing Contestation« entwi-
ckelten Verfahren, in dem die Methode erprobt und verfeinert wurde (van Stekelenburg
et al. 2012). Die FFF-Befragungen im Jahr 2019 wurden im Kontext dieses Netzwerks ini-
tiiert und im Rahmen eines internationalen Teams durchgeführt. Infolgedessen wurde
ein Fragebogen gemeinsam erarbeitet, von den jeweiligen nationalen Teams übersetzt
und angepasst, um die Erhebung gleichzeitig in unterschiedlichen europäischen Städ-
ten durchzuführen (Wahlström et al. 2019, de Moor et al. 2020). Die erste Wiener Um-
6 Exklusive der sehr umfangreichen FFF-Newsletter, verfügbar unter: https://tinyurl.com/y5wh2hu9,
10. 6. 2020.
374 Antje Daniel/ Anna Deutschmann/ Aron Buzogány/ Patrick Scherhaufer
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frage am 15. März 2019 führte eine Gruppe Studierender der Universität für Bodenkultur
Wien (BOKU) durch. Die Befragung fand bei der Massenkundgebung im Rahmen des
ersten Global Earth Strike auf dem Wiener Heldenplatz statt. Die zweite Umfrage, auf
die wir uns hier auch beziehen, erfolgte am 27. September 2019 und wurde von einem
Team von Lehrenden und Studierenden des Instituts für Internationale Entwicklung
der Universität Wien durchgeführt.7 Bei der ersten Befragung wurden Protestteilneh-
menden nach einem bestimmten Sampling-Verfahren 930 Handzettel ausgegeben, auf
denen jeweils ein Code vermerkt war. Mit diesen Codes erhielten die ausgewählten Per-
sonen Zugang zu einer Online-Umfrage. Mit 151 Antworten wurde eine Rücklaufquote
von 16 Prozent erzielt (zu den Ergebnissen der März-Befragung siehe Buzogány/ Mi-
kecz 2019). Das Vorgehen bei der zweiten Befragung erfolgte analog: Es wurden 1.000
Handzettel an Protestteilnehmende verteilt und die Online-Befragung erzielte eine
Rücklaufquote von 29,2 Prozent (zu den Ergebnissen der September-Befragung siehe
Daniel/ Deutschmann 2020a, b).
5. Fridays for Future aus der Perspektive der Framing-Analyse
In Folge wird anhand der diagnostischen, prognostischen und motivationalen Frames
aufgezeigt, was FFF als Problem deniert und wer oder was als Verursacher*innen des
Problems gesehen wird. Dabei wird ebenso herausgearbeitet, wem FFF eine Problem-
lösungskapazität und -verantwortlichkeit zuschreibt und welche Handlungsfelder zur
Problemlösung angesprochen werden. Ebenso wird dargelegt, mit welchen Motiven die
Protestierenden auf die Straße gehen.
5.1 Diagnostischer Frame
Aus der qualitativen Inhaltsanalyse wird ersichtlich, dass der Klimawandel und dessen
bereits eintretende und in Zukun zu erwartenden ökologischen, sozialen und wirt-
schalichen Auswirkungen (wie z. B. Trockenheit, Wasserknappheit, Waldbrände, Er-
höhung des Meeresspiegels) im Mittelpunkt der Problemdenition von FFF stehen. Bei
dieser Problembeschreibung vertraut die Bewegung überwiegend auf die Wissenscha
bzw. die Problemdiagnose des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) der
Vereinten Nationen. Dieser Befund wird später auch durch die Umfragedaten bestätigt,
die ein sehr hohes Vertrauen gegenüber der Wissenscha und ihrer Problemlösungs-
kompetenz zeigen (vgl. Kap. 5.2). Durch den Rückgri auf wissenschaliche Befunde,
v. a. die Reports des IPCC, bezieht sich FFF auf den Mainstream der Forschung in die-
sem Bereich. Die Bewegung fungiert gleichzeitig als einer der wichtigsten Verbünde-
ten der Wissenscha, indem sie darauf abzielt, öentliche Diskurse zum ema Klima-
wandel zu beeinussen (Huth 2020), und indem sie die Umsetzungsverantwortung in
Abhängigkeit von Politik, Gesellscha und Wissenscha sieht (vgl. Kap. 5.2). Wissen-
7 Das Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien hat auch eine Befragung zu den
Global Earth Strikes im Mai und November 2019 durchgeführt. Die Datenerhebung im September
und November wurde von der Arbeiterkammer Wien nanziell unterstützt.
Die Klimakrise deuten und Veränderungen einfordern 375
www.sws-rundschau.at SWS-Rundschau (60. Jg.) Heft 4/ 2020: 365–384
schaliche Analysen, Ergebnisse und Zusammenhänge werden dabei als unumstöß-
liche Fakten präsentiert (Evensen 2019).
Laut FFF ist Hauptverursacher*in der »Klimakrise« das »fossile Geschäsmodell«
(OTS_20200203) mit den damit verbundenen Unternehmen bzw. zentralen Geschäs-
feldern der Ressourcen- oder Energiebereitstellung und der Mobilität. Darüber hinaus
wird immer wieder generalisierend auf die Rolle des Konsums hingewiesen. In diesem
Zusammenhang werden auch einzelne Personen und Repräsentant*innen von Unter-
nehmen wie der OMV (Österreichische Mineralölverwaltung), von Industriezweigen
wie der Zementindustrie oder von Interessenvertretungen wie der Wirtschaskam-
mer genannt.
Die Analyse des Materials zeigt auf, dass diese Ursachenzuschreibung, d. h. wer für
die Klimakrise verantwortlich gemacht wird, innerhalb der Bewegung kaum bis gar
nicht umstritten ist. Dieser Befund weist entweder auf einen vorherrschenden Kon-
sens in der Problemdenition und Ursachenzuschreibung hin oder aber auch auf eine
gute Öentlichkeitsarbeit und Kommunikation nach außen. Im Vergleich dazu hat es
in den Friedens- und Anti-Atombewegungen der 1980er-Jahre immer wieder interne
Streitigkeiten und Konikte innerhalb von oder zwischen verschiedenen Protestbewe-
gungen entlang des diagnostischen Rahmens gegeben (Benford 1987).
Im diagnostischen Frame werden die Problemdenition und die darauf auauende
Ursachenzuschreibung hauptsächlich mit Bezug auf Klimagerechtigkeit gerahmt. Ein-
deutig ist der Befund, dass FFF Austria im Gleichklang mit anderen national und inter-
national agierenden Protestbewegungen, wie SCnCC, Ende Gelände oder Extinction
Rebellion, für mehr Klimagerechtigkeit plädiert. Die qualitative Inhaltsanalyse zeigt,
dass FFF Austria unter »Klimagerechtigkeit« generisch die gerechte Verteilung der Las-
ten und Kosten versteht. Kontextspezische Herausforderungen des Klimawandels z. B.
im Globalen Süden, oder das Recht dieser Staaten, zunächst einmal ihre Emissionen
steigern zu können, werden in ihren Dokumenten nicht thematisiert.
Eine Besonderheit von FFF Austria ist, dass sie im Gegensatz zu den anderen zu-
vor genannten sozialen Bewegungen, in ihrer öentlichen Kommunikation keine di-
rekte fundamentale Kapitalismuskritik übt. Begrie wie »Kapitalismus« oder »Neolibe-
ralismus« scheinen weder auf der FFF-Webseite noch in den Presseaussendungen auf.
Zudem wird auf den von der österreichischen Wissenscha ausgearbeiteten nationa-
len Referenzplan für die Bereiche Klima und Energie (Kirchengast u. a. 2020) hinge-
wiesen, dessen Strategien sich, so die Interpretation von FFF, im »konventionellen so-
zioökonomischen Rahmen« bewegen (FFF Austria 2020a).
Das Ausklammern dieser systemischen Schuldzuweisung ist erstaunlich, weil gleich-
zeitig die Bewegung dem ema Klimagerechtigkeit die größte Bedeutung bei der Rah-
mung der Klimakrise einräumt. Das Einfordern von mehr Gerechtigkeit impliziert ja
gerade für einen Teil des Klimagerechtigkeitsügels eine anti-kapitalistische Grundhal-
tung und Argumentationsketten (della Porta/ Parks 2013), etwa in der Form, dass die
relativ Armen einen überproportionalen Anteil der Belastungen tragen müssen, dass
die Externalisierung von Umweltkosten zu höheren Proten führt, oder dass Reiche
viel mehr Möglichkeiten haben, sich vor negativen Auswirkungen zu schützen, obwohl
376 Antje Daniel/ Anna Deutschmann/ Aron Buzogány/ Patrick Scherhaufer
www.sws-rundschau.at SWS-Rundschau (60. Jg.) Heft 4/ 2020: 365–384
sie gleichzeitig die Klimakrise durch ihre eigenen (ökonomischen) Aktivitäten verur-
sachen. Nur selten wird in den analysierten Dokumenten die Systemfrage ausführli-
cher thematisiert, die Ausnahmen betreen die sogenannten »Klima-Corona-Deals«
(FFF Austria 2020b) und die Forderungen anlässlich des weltweiten Klimastreiks am
15. 3. 2019 (FFF Austria 2020 g).
5.2 Prognostischer Frame
Mit dem prognostischen Frame werden Lösungsvorschläge deniert und die Verantwor-
tungsträger*innen für die Lösung ausgemacht. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse zeigen
konkrete Handlungsmöglichkeiten der FFF auf und weisen damit auf die Verantwor-
tungszuschreibung im Sinne von »Wer trägt zur Lösung des Problems bei?« sowie auf
die Dringlichkeit des Handelns hin. Auf lokaler, nationaler und globaler Ebene müssen
»substanzielle Maßnahmen« getroen werden, um die Einhaltung des Pariser Abkom-
mens zu erfüllen und um »eine lebenswerte Zukun [zu] sichern« (OTS_20190524). Zu
den Forderungen der FFF zählen der Ausstieg aus der Gewinnung von Öl, Kohle und
Gas und eine sofortige bzw. kontinuierliche Senkung der Treibhausgasemissionen bis
2030 auf Netto-Null (FFF Austria 2020f). Zu den spezischen Zielen der FFF Austria
zählen u. a. der Stopp von infrastrukturellen Großprojekten, wie der dritten Piste am
Flughafen Wien-Schwechat und des Lobau-Tunnels, oder die Verankerung des Klima-
schutzes in der Verfassung (FFF Austria 2020f).
Während die Ursachen der Probleme von FFF mit Bezug auf Klimagerechtigkeit
dargestellt werden, dominiert bei den Lösungswegen das Schlagwort der ökologischen,
gesellschalichen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Diesem Prinzip soll sich politi-
sches Handeln unterordnen. Als Beispiele werden u. a. die UN-Nachhaltigkeitsziele
(SDGs), Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung, Schulen als Praxisbeispiele für Nach-
haltigkeit oder an Nachhaltigkeit orientierte, kleinere und mittlere Unternehmen an-
geführt. Die Palette der von FFF thematisierten Strategien und Lösungsmöglichkeiten
reicht auf der Ebene der Politikinhalte (policies) vom Umstieg auf erneuerbare Energien
und der Reduktion des Energiebedarfs über eine sozial gerechte ökologische Steuerre-
form (FFF Austria 2020f) bis hin zu nachhaltigen Veranlagungsformen der Universi-
täten (FFF Austria 2020d) oder Investitionen in das Sozialsystem (FFF Austria 2020b).
Auf der Ebene des Politikprozesses (politics) und der institutionellen Dimension (po-
lity) sollen alle Gesetze und Verordnungen der Bundesregierung transparent im Hin-
blick auf ihre Klimarelevanz geprü werden (FFF Austria 2020f), gegenüber den Bür-
ger*innen soll eine Informationspicht bestehen und die Fortschritte sollen durch ein
unabhängiges wissenschaliches Gremium kontrolliert werden (FFF Austria 2020 g).
Bereits die Forderungen der FFF implizieren indirekt eine politische Lösung für
die Klimakrise. Teilnehmende der Demonstrationen wurden daher danach gefragt,
inwiefern sie Politik, Wirtscha oder Wissenscha Bedeutung bezüglich der Lösung
von Umweltproblemen beimessen, oder auch spezischer dazu, welche Maßnahmen
es brauche, um den Klimawandel zu stoppen. Mit der Möglichkeit der Mehrfachnen-
nung stimmten der Aussage »Um den Klimawandel zu stoppen, bedarf es in erster Li-
nie freiwilliger Änderungen des individuellen Lebensstils« 52 Prozent der Befragten im
Die Klimakrise deuten und Veränderungen einfordern 377
www.sws-rundschau.at SWS-Rundschau (60. Jg.) Heft 4/ 2020: 365–384
Abbildung 1: Wer ist am ehesten in der Lage, die Klimakrise zu lösen? (Anteile in Prozent)
Quelle: Eigene Daten der Befragung im September 2019 (n = 228).
März und 49,6 Prozent im September 2019 zu (Antwortkategorien »voll und ganz« so-
wie »überwiegend«). Damit wird dem eigenen Lebensstil eine wichtige Bedeutung zur
Lösung der Klima- und Umweltproblematik beigemessen.
Eine ganz zentrale Bedeutung schrieben die Befragten der Lösungskompetenz der
Wissenscha zu: So gaben 52,5 Prozent im März und 63,5 Prozent im September 2019
ihre Zustimmung dazu, dass auf die moderne Wissenscha Verlass bei der Lösung von
Umweltproblemen sei. 68,4 Prozent gaben bekannt (Zustimmung »voll und ganz« so-
wie »überwiegend«), dass die Wissenscha am ehesten in der Lage dazu sei, die Klima-
krise zu lösen. Darüber hinaus war die deutliche Mehrheit der Befragten im September
der Meinung, dass die Politik die wichtigste Bedeutung im Hinblick auf die Lösungs-
kompetenz für die Klimakrise habe: Fast 80 Prozent der Befragten stimmten zu, dass
der Politik eine hohe bzw. deutliche Lösungskompetenz zukommt und sie »am ehesten
in der Lage [ist], die Klimakrise zu lösen« (siehe Abb. 1).8
Im Zentrum der Entscheidungsverantwortung steht also die Politik, d. h. die Re-
gierenden und legislative Organe wie das österreichische Parlament oder die Landtage.
Insgesamt betont FFF immer wieder die Dringlichkeit der Maßnahmen zur Lösung der
Klimakrise, was aus den Befragungsdaten sowie der Inhaltsanalyse hervorgeht. Dem-
nach wird ein »sofortiges« (OTS_20190524) oder »rasches« (OTS_20190927) Handeln
eingefordert. Öentlichkeitswirksam untermauert wurde diese Forderung im Beobach-
tungszeitraum mit mehreren Resolutionen zur Ausrufung des »Klimanotstands«. Ad-
ressat*innen dieser Appelle waren in erster Linie die Republik Österreich, aber auch
die Landtage in den Bundesländern Wien, Burgenland, Steiermark, Oberösterreich und
Vorarlberg, oder auch der Villacher Gemeinderat. Auallend ist, dass hier hauptsäch-
lich nationalstaatliche Entscheidungsträger*innen und danach in absteigender Bedeu-
tungsreihenfolge regionale und lokale politische Institutionen adressiert wurden. So
8 Diese Frage war nicht Teil der März-Befragung.
stimme überhaupt nicht zueher nicht
teils/teilsüberwiegendstimme voll und ganz zu
020406080
100
Eigener
Lebensstil
Wissenschaft
Politik
Wirtschaft
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Abbildung 2: Bewertung von Maßnahmen zur Lösung der Klimakrise (Anteile in Prozent)
Quelle: Eigene Daten der Befragungen im März 2019 (n = 143) und September 2019 (n = 237).
wurden die Forderungen und Anliegen von FFF exemplarisch bei den Wiener Protes-
ten stets frontal gegenüber den Ministerien artikuliert:
»Es geht bei Fridays For Future nicht darum, die Verantwortung auf das Individuum ab-
zuwälzen. Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaen, die uns ein nachhaltiges
Handeln überhaupt erst ermöglichen« (OTS_20190313).
Obwohl Protestteilnehmer*innen der Politik eine Lösungskompetenz zusprachen, wa-
ren nur 3,5 Prozent im März und 2,4 Prozent im September 2019 der Meinung, dass
sie sich auf »die Regierung« bei der Lösung der Umweltprobleme verlassen können.
Die Befragten zeigten außerdem eine deutliche Tendenz im Hinblick auf die Be-
wertung von Maßnahmen, um die Umwelt- und Klimaproblematik zu lösen (siehe
Abb. 2). So wurden die Teilnehmer*innen im März 2019 dazu befragt, ob dem Umwelt-
schutz vor Wirtschaswachstum Priorität eingeräumt werden sollte: Über 80 Prozent
stimmten dieser Ansicht zu. Diese Position wurde in den September-Daten bestätigt,
bei der hierzu 73,9 Prozent ihre Zustimmung gaben. Der Aussage, dass die Regierung
»die Vorschläge der Klimaforscher*innen umsetzen [muss], auch wenn die Mehrheit der
stimme überhaupt nicht zueher nicht
teils/teilsüberwiegendstimme voll und ganz zu
02
0406080
100
Es darf nicht zugelassen werden, dass Maßnahmen
zur Verringerung der CO2-Emissionen den Wohlstand verschlechtern, September
Die Regierung muss die Vorschläge der Klimaforscher*innen umsetzen,
auch wenn die Mehrheit der Menschen dagegen ist, September
Die Regierung muss die Vorschläge der Klimaforscher*innen umsetzen,
auch wenn die Mehrheit der Menschen dagegen ist, März
Dem Umweltschutz sollte Vorrang eingeräumt werden,
auch wenn er zu einem langsameren Wirtschaftswachstum
und einem gewissen Verlust von Arbeitsplätzen führt, September
Dem Umweltschutz sollte Vorrang eingeräumt werden,
auch wenn er zu einem langsameren Wirtschaftswachstum
und einem gewissen Verlust von Arbeitsplätzen führt, März
Die Klimakrise deuten und Veränderungen einfordern 379
www.sws-rundschau.at SWS-Rundschau (60. Jg.) Heft 4/ 2020: 365–384
Menschen dagegen ist«, stimmten 75 Prozent der Befragten im März und 73,9 Prozent
im September zu (»stimme überwiegend zu« und »stimme voll und ganz zu«). Darü-
ber hinaus gaben 11,2 Prozent im September an, dass politische Maßnahmen zur Ver-
ringerung von Emissionen den Wohlstand nicht verschlechtern düren.9 Erneut wird
somit die Bedeutung der Wissenscha bestätigt und der (politischen) Lösung der Kli-
makrise Priorität eingeräumt.
5.3 Motivationaler Frame
Motivationale Frames veranschaulichen, dass durch die geteilte Deutung eines Prob-
lems oder durch eine geteilte Motivation ein Wir-Gefühl und ein kollektives Handeln
begründet werden können. Daher ist es umso wichtiger, sich mit der Motivation zur
Teilnahme an Protesten auseinanderzusetzen (Bohl/ Daniel 2020). Die qualitative In-
haltsanalyse zeigt, dass insbesondere die großen Weltklimastreiks als historische Mo-
mente angekündigt wurden. In den Aufrufen wird immer wieder auf die starke Mo-
bilisierung hingewiesen und betont, dass die Proteste nicht nur lokal, sondern auch
global stattnden. FFF hebt somit die geschichtliche Relevanz und globale Dimension
der Proteste hervor, um zur Teilnahme zu motivieren und Zugehörigkeit zu schaen:
»An diesem Tag wird wohl Geschichte geschrieben werden. Am 15. 03. werden Millio-
nen junger Menschen in über Tausend Städten ihre Zukun in die Hand nehmen und
für das eintreten, was ihnen wichtig ist – eine ambitionierte und mutige Klimapolitik«
(OTS_20190313).
Ein weiteres motivationales Element ist der Fokus auf eine homogene Alterskohorte –
nämlich jene der jungen Menschen. FFF betont diese sprachlich, aber sie engagiert sich
auch dafür, dass generationsübergreifende Allianzen mit Erwachsenen eingegangen wer-
den (Bohl/ Daniel 2020). Darüber hinaus verdeutlichten die Protestbefragungen, dass
eine Zugehörigkeit zur Bewegung auch durch geteilte Anliegen entstehen kann. Die
große Mehrheit in beiden Befragungen teilte das Motiv, dass sie auf die Straße gegangen
sei, um »Politiker*innen unter Druck zu setzen, etwas zu ändern.« Die Zustimmung zu
diesem Anliegen nahm außerdem zwischen März und September 2019 zu. Auch die Ant-
wortoptionen »öentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen« bzw. die »Öentlichkeit zu sen-
sibilisieren« erhielten in beiden Befragungen große Zustimmung (siehe Abb. 3, S. 380).
Darüber hinaus gaben über 78 Prozent die Verteidigung von (eigenen) Interessen und
über 70 Prozent die »moralische Picht« als Motivation für die Protestteilnahme an. Die
Zustimmungswerte verringerten sich nur hinsichtlich der moralischen Picht als Mo-
tivation: Während im März noch etwa 45 Prozent geantwortet hatten, dass ihre Teil-
nahme am Protest voll und ganz von einer moralischen Picht beeinusst sei, sank die
Zustimmung der Befragten im September 2019 auf etwas mehr als 40 Prozent. Auf die
Kategorie »voll und ganz« entelen im September sonst jeweils mehr Zustimmungsan-
teile als im März. Extrinsische Motivationen, wie die Teilnahme an den Protesten, »weil
jemand mich darum gebeten hat«, bekundeten im März nur ein Prozent und im Sep-
9 Diese Frage war nicht Teil der März-Befragung.
380 Antje Daniel/ Anna Deutschmann/ Aron Buzogány/ Patrick Scherhaufer
www.sws-rundschau.at SWS-Rundschau (60. Jg.) Heft 4/ 2020: 365–384
tember 2019 nur drei Prozent der Protestteilnehmenden. Insgesamt deuten also auch
die Ergebnisse der Befragungen darauf hin, dass diese Motivation der Teilnehmer*in-
nen auf die Beeinussung und Gestaltung der Klimapolitik gerichtet ist.
6. Fazit
Die Klimaproteste der FFF im Jahr 2019 haben weltweit Millionen Schüler*innen, Ju-
gendliche, aber auch viele Erwachsene mobilisiert. Diese Proteste haben zu einer viel
stärkeren Wahrnehmung der Klimafrage in Politik und Gesellscha beigetragen. Sie
haben außerdem gezeigt, dass massenhaer Widerstand das Potenzial birgt, gesell-
schaliche und politische Veränderungen anzustoßen. Die politischen Ereignisse des
Abbildung 3: Motivationen, an den Protesten teilzunehmen (Anteile in Prozent)
Quelle: Eigene Daten der Befragungen im März (n = 143) und September 2019 (n = 238).
stimme überhaupt nicht zueher nicht
teils/teilsüberwiegendstimme voll und ganz zu
02
0406080
100
Jemand hat mich darum gebeten, September
Jemand hat mich darum gebeten, März
Moralische Pflicht, September
Moralische Pflicht, März
Öffentlichkeit zu sensibilisieren, September
Öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, März
Politiker*innen unter Druck zu setzen, etwas zu ändern, September
Politiker*innen unter Druck zu setzen, etwas zu ändern, März
Ansichten auszudrücken, September
Ansichten auszudrücken, März
Interessen zu verteidigen, September
Interessen zu verteidigen, März
Die Klimakrise deuten und Veränderungen einfordern 381
www.sws-rundschau.at SWS-Rundschau (60. Jg.) Heft 4/ 2020: 365–384
Jahres 2019 deuten zudem darauf hin, dass die Widerständigkeit der FFF durchaus eine
gewisse politische Wirkung erzielen konnte. So sind bei den vorgezogenen National-
ratswahlen im Jahr 2019 die für eine Legislaturperiode nicht im Parlament vertreten
gewesenen Grünen (Buzogány/ Scherhaufer 2018) nicht nur wieder in den National-
rat eingezogen, sondern teilen nun sogar – zum ersten Mal in der Geschichte der Re-
publik – die Regierungsverantwortung mit der ÖVP (Eberl et al. 2020). Auf der euro-
päischen Ebene ist die neue Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem
Green New Deal explizit auf die Erwartungen der FFF-Demonstrant*innen eingegan-
gen. Bei Wahlkämpfen auf der nationalen und europäischen Ebene können Parteien
das ema Klimapolitik kaum mehr ignorieren.
Ziel des Beitrags war es, auf Basis der Framing-Analyse der Bewegung darzustellen,
welche Ursachen, Verantwortungsträger*innen und Lösungsmöglichkeiten aus der Per-
spektive der Protestteilnehmer*innen der FFF bestehen und welche Beteiligungsmotive
unter den Protestteilnehmer*innen existieren. Einerseits erfassten wir im Sinne einer
Framing-Analyse inhaltsanalytisch die Deutungsangebote und Lösungsvorschläge; an-
dererseits erhoben wir in zwei Befragungen Einstellungen und Handlungsorientierun-
gen von Protestteilnehmer*innen.
Festzustellen ist zunächst, dass die FFF-Proteste eine neue Phase in der Geschichte
der österreichischen Umwelt- und Klimabewegung erönet haben. Zwar war die Um-
weltthematik seit Jahrzehnten bereits ein wichtiger Mobilisierungsauslöser in der öster-
reichischen Protestlandscha, doch gelang es erst den FFF-Protesten, das ema Kli-
mapolitik in die breite Öentlichkeit zu tragen und aus der Nische der Wissenscha,
professioneller Umweltorganisationen und radikaler Klimagerechtigkeitsbewegungen
zu befördern. An diesem Erfolg hatte die erfolgreiche Mediatisierung der FFF durch
eine sensibilisierte Medienlandscha einen wichtigen Anteil. Ebenso spielt eine we-
sentliche Rolle, dass FFF Teil einer globalen Mobilisierungswelle ist. Diese wurde zu-
nächst durch den Schulstreik von Greta unberg initiiert und inspiriert und konnte
dann durch die unmissverständlichen Forderungen der Schüler*innen weltweit me-
diale Aufmerksamkeit erreichen. Gleichzeitig waren die Hinweise auf die Dringlichkeit
des klimapolitischen Handelns mitnichten neu und durch Extremwetterereignisse der
Vorjahre direkt erfahrbar geworden. Unsere Inhaltsanalyse machte deutlich, dass in der
Kommunikation der FFF die Klimakrise mit den zu erwartenden komplexen ökologi-
schen, sozialen und wirtschalichen Folgen im Mittelpunkt steht. Eine wichtige Rolle
als externer Legitimationsanker spielte dabei die Wissenscha, während die Schuld für
ausbleibende Lösungen recht eindeutig der Politik zugewiesen wurde.
Die Umfrageergebnisse vermitteln einen Einblick in die soziodemographischen
Hintergründe der Teilnehmer*innen, in ihre Einstellungen sowie in die von ihnen an-
visierten Lösungs- und Handlungsvorschläge. In der Wahrnehmung verschiedener Ak-
teur*innen hinsichtlich der Lösung der Klimakrise folgten die Protestteilnehmer*innen
weitgehend den auch in der qualitativen Analyse erfassten Mustern: Neben der star-
ken Zuschreibung der Lösungskompetenz an die Wirtscha und das eigene Verhalten
wird die Rolle der Wissenscha und überwiegend der Politik betont. Obwohl Protest-
teilnehmer*innen der Politik eine Lösungskompetenz zusprechen, sind nur wenige der
382 Antje Daniel/ Anna Deutschmann/ Aron Buzogány/ Patrick Scherhaufer
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Protestteilnehmer*innen der Meinung, dass sie sich bei der Lösung der Umweltprob-
leme auf die Regierung verlassen können. Zudem herrscht bei den notwendigen Maß-
nahmen breiter Konsens darüber, dem Umweltschutz Vorrang vor der Ökonomie ein-
zuräumen. Die Motivation, an den Protesten teilzunehmen, scheint recht deutlich auf
die Beeinussung und Veränderung der Klimapolitik gerichtet zu sein.
Auch die starke (zivil-) gesellschaliche Einbettung der FFF stärkt die Breitenwir-
kung der Proteste. Neben der Gründung zahlreicher Untergruppen hat es die Bewe-
gung gescha, sich als Bindeglied zwischen der Klimagerechtigkeitsbewegung und
der Gesellscha zu etablieren. Trotz unterschiedlicher Mittel und Protestformen ist
dabei die inhaltliche Klammer, neben der Lösung der Klimakrise als gemeinsamem
Ziel, auch die prinzipielle Akzeptanz von Protest- und Aktionsformen, wie dem zivi-
len Ungehorsam, um die aus ihrer Sicht untätige Politik zum Handeln zu bewegen. In
Zukun wird von Interesse sein, wie sich die Heterogenität der Bewegung bewahren
lässt und wie sich FFF in Anbetracht der Covid-19-Krise aufgrund der Verlagerung der
Proteste in das Internet und der symbolisch zu verstehenden Erklärung eines »Klima-
notstands« positionieren kann.
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Kontakt:
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