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Zeitschriftenartikel:
Begutachtet
Redaktion und Begutachtung:
Nele Heise
Digital Media & Communication
Researcher Hamburg
Nils Zurawski
Universität Hamburg
Erhalten: 01. Dezember 2019
Akzeptiert: 29. September 2020
Publiziert: 15. Dezember 2020
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© Christiane Attig
Dieses Werk steht unter einer Lizenz
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(CC-BY 4.0) International
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wurde, die als potentielle
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können.
Empfohlene Zitierung:
Attig, C. (2020). Männlich, mittelalt,
gebildet – oder?: Eine Charakterisierung
deutschsprachiger Podcaster:innen.
kommunikation@gesellschaft, 21(2).
https://doi.org/10.15460/kommges.
2020.21.2.626
OPEN ACCESS
Publiziert am 15. Dezember 2020
doi: 10.15460/kommges.2020.21.2.626
Männlich, mittelalt, gebildet – oder?
Eine Charakterisierung deutschsprachiger Podcaster:innen
Christiane Attiga *
aTechnische Universität Chemnitz
*Korrespondenz: christiane.attig@psychologie.tu-chemnitz.de
Abstract
Podcasts erfahren nicht nur auf Seite der Hörenden eine immer stärkere Verbrei-
tung. Auch die Zahl podcastproduzierender Personen steigt und macht Podcasts
zu einem der aktuell wichtigsten partizipativen Medien. Zur Charakterisierung der
Gruppe der Podcaster:innen liegen allerdings bisher nur wenige, überwiegend de-
mographische Daten vor. Die vorliegende Arbeit soll daher dazu beitragen, die
deutschsprachigen Podcastproduzierenden in drei Analysebereichen zu beschrei-
ben: im Hinblick auf demographische, podcastspezische und Persönlichkeitsva-
riablen. Mittels eines Online-Fragebogens wurden Daten von 653 Podcaster:innen
gesammelt. Die Arbeit bietet erste Einblicke in die Diversität der deutschsprachi-
gen Podcastproduzierenden und legt ein besonderes Augenmerk auf die Untersu-
chung von Geschlechterunterschieden.
Schlagworte: podcasting, user-generated content, Persönlichkeitsmerkmale, Geschlechterunterschiede,
Need for Cognition, Technikanität, Big Five
Publiziert von Hamburg University Press 1Dezember 2020 | Bd. 21 | Nr. 2
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1 Theoretischer Hintergrund
Podcasts erfreuen sich seit den Anfängen vor etwa 15 Jahren stark steigender
Popularität. Mit wachsender Zahl von Veröentlichungen wächst auch die
Zahl der Produzierenden, sowohl im Bereich privat und unabhängiger Pod-
castproduzierender als auch im Bereich privater und öentlich-rechtlicher
Medienunternehmen. Insbesondere die unabhängigen Podcaster:innen
stellen aus medienpsychologischer Perspektive eine interessante Gruppe
Medienschaender dar, da diese dank niedrigschwelliger Einstiegshürden
und dezentraler Veröentlichungswege das partizipative Potenzial des
Podcastmediums ausschöpfen (Lührmann 2019) und so in hohem Maße
selbstbestimmt sogenannten user-generated content (McKenzie et al. 2012)
produzieren. Ein Ergebnis dieser Autonomie ist ein hohes Maß an Themen-
diversität in Podcasts (Heise 2014). Die Genre- und Themenvielfalt wird
zunehmend auch wissenschaftlich untersucht und reicht von Bildung (Drew
2017), über Gesellschaft und Kultur (Cwynar 2019), Wissenschaft (MacKenzie
2018), Perspektiven marginalisierter Gruppen (Tran 2019), True Crime (Boling
2019) bis hin zu (autobiographischen) Personal Podcasts, die die sprechende
Person selbst in den Fokus rücken (Lindgren 2016).
Die Diversität der Podcastproduzierenden selbst wurde wissenschaftlich
bisher kaum betrachtet. Obwohl angesichts der Varianz hinsichtlich be-
arbeitetem Thema und Professionalisierungsgrad der Produktion davon
auszugehen ist, dass sich die Gruppe podcastproduzierender Personen durch
ausgeprägte Vielfalt hinsichtlich Demographie (z.B. Alter, Bildungsgrad) und
Persönlichkeitsmerkmalen (z.B. Oenheit für Erfahrungen, Technikanität)
auszeichnet, wurden in den bisherigen empirischen Studien nur wenige Daten
zur Charakterisierung der Podcaster:innen präsentiert. Die Teilnehmenden
in einer zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits 13 Jahre alten internationalen
Studie mit über 1.000 unabhängigen Podcastenden (Mocigemba/Riechmann
2007) waren im Median 34 Jahre alt, 13.8 % davon weiblich und 54.8 %
verfügten über einen Hochschul- oder Universitätsabschluss. Ähnliche Daten
lieferte Markman (2012) in einer Studie mit 135 Podcastenden (davon 12.2 %
weiblich, 40 % im Alter zwischen 35 und 44, hohes Bildungsniveau). Im Rah-
men einer Folgestudie mit 120 Podcastenden berichteten Markman/Sawyer
(2014) vergleichbare demographische Daten, wobei der Anteil an Podcasterin-
nen höher war als zuvor (17.5 % weiblich, im Durchschnitt 41 Jahre alt, hohes
Bildungsniveau). Außerdem zeichneten sich die Podcastenden durch eine
intensive Nutzung sozialer Medien aus (Markman 2012; Markman/Sawyer
2014). Persönlichkeitsvariablen wurden in keiner der bisherigen Arbeiten
erhoben, sodass die Frage, wer eigentlich podcastet, nur unvollständig
beantwortet werden kann.
Abgesehen von der Teilstichprobe in Mocigemba/Riechmann (2007) liegen au-
ßerdem für den deutschsprachigen Raum keine weiteren systematischen Be-
funde zur Charakterisierung podcastender Personen vor. Die vorliegende Ar-
beit nutzt einen explorativen Ansatz, um erste umfassende Einblicke in die
Frage zu gewähren, durch welche demographischen, podcastspezischen und
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Persönlichkeitsvariablen deutschsprachige Podcastende gekennzeichnet sind.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Analyse von Geschlechterunterschie-
den, die bisher – auch aufgrund zu geringer Stichprobengrößen – nicht unter-
sucht, in der deutschsprachigen Podcastszene jedoch stark diskutiert wurden
(z.B. Heise 2019).
Als Ausgangspunkt für die Analyse von Persönlichkeitsmerkmalen dienen
die sogenannten Big Five-Persönlichkeitsdimensionen, auf denen die Persön-
lichkeit einer Person umfassend abgebildet werden kann (McCrae/John 1992).
Als weitere relevante Persönlichkeitsmerkmale wurden Need for Cognition
(NFC, Cacioppo/Petty 1982), interaktionsbezogene Technikanität (Anity
for Technology Interaction, ATI, Franke et al. 2019) sowie die Oenheit des
Kommunikationsverhaltens (Mortensen et al. 1977) identiziert. Need for
Cognition oder „Denkfreude“ beschreibt die intrinsische Motivation, sich
kognitiv anspruchsvollen Aufgaben zu widmen (Cacioppo/Petty 1982). In
vielen Podcastproduktionen setzen sich die Podcastenden intensiv und zeit-
aufwendig mit verschiedensten Themen auseinander, sodass ein eher hoher
NFC-Mittelwert in der Stichprobe erwartet wird. Podcasting bietet außerdem
viele Ansatzpunkte für technikane Personen, sich mit Aufnahmegeräten
und -software auseinanderzusetzen, sodass ein eher hoher ATI-Wert erwar-
tet wird. Weiterhin ist Podcasten auch eine verbale Tätigkeit, von der sich
wahrscheinlich Personen mit einem oenen Kommunikationsverhalten eher
angesprochen fühlen, daher wird auch hier ein höherer Wert in der Stichprobe
erwartet. Zuletzt wird die politische Einstellung der Podcastenden erfasst, um
zu überprüfen, ob sich diese eher einem bestimmten politischen Spektrum
zuordnen lassen.
2 Methode
2.1 Stichprobe
Durch die Online-Fragebogenstudie wurden von 654 Personen vollständige
Datensätze gesammelt. Eine Person gab im freien Bemerkungsfeld an, die Fra-
gen nicht wahrheitsgemäß beantwortet zu haben; der dieser Person zugehöri-
ge Datensatz wurde von allen Analysen ausgeschlossen (also N= 653). Es wur-
den Angaben zu insgesamt 940 Podcasts gemacht.
Die Rekrutierung der Teilnehmenden erfolgte von Mai bis Oktober 2019 über
E-Mail, über Aufrufe in Twitter sowie im Podcast-Forum Sendegate1und
über die Ansprache potenzieller Teilnehmender in einem Podcastprojekt der
Autorin (Frede et al. 2019). Für die Ermittlung der E-Mail-Adressen wurde
auf eine öentlich zugängliche Liste der in Apple Podcasts verzeichneten
deutschsprachigen Podcasts zurückgegrien (Primbs 2019). Auf Basis dieser
Liste wurden die Podcast-Feed-URLs automatisiert ausgelesen, die dort
hinterlegten E-Mail-Adressen ermittelt und in einer Excel-Liste gespeichert.
Diese Liste wurde nach Versendung der Rekrutierungs-Mails an insgesamt
1https://sendegate.de (Zugri am 27.02.2020).
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8.448 Empfänger:innen gelöscht. Die Teilnahme dauerte etwa 45 Minuten.
Die Teilnehmenden erhielten keine Vergütung für die Studienteilnahme.2
2.2 Material
2.2.1 Podcasting-Variablen
Ausgangspunkt für die Entwicklung des Fragebogens zur explorativen Erfas-
sung der Podcasting-Variablen war die Arbeit von Markman/Sawyer (2014).
Basierend auf den dort erfassten Variablen wurden Fragebogenitems formu-
liert und ergänzt.
Die Personen gaben zunächst die Anzahl der produzierten Podcasts an. An-
schließend wurden weitere Variablen zu max. drei Podcasts erhoben, wobei
die Personen Angaben zu mindestens einem Podcast machen mussten. Zu den
erhobenen Variablen gehörten das Genre (Vorgabe von 16 Genres nach der Ein-
teilung des Podcastverzeichnisses fyyd3sowie die Option „Sonstiges“; Single
Choice), Zahl der Hörenden („Wie viele Hörer:innen hat eine Podcastfolge im
Durchschnitt?“; Optionen „Ich weiß nicht“ und „Keine Angabe“), bisheriger
Zeitraum der Produktion („Seit wann machen Sie diesen Podcast?“; Angabe
von Monat/Jahr), Veröentlichungsrhythmus („Wie regelmäßig veröentli-
chen Sie neue Folgen dieses Podcasts?“; Antwortmöglichkeiten: unregelmä-
ßig, täglich, einmal oder mehrmals wöchentlich, 14-tägig, monatlich, selte-
ner), Veröentlichungsmodalität („Wie veröentlichen Sie diesen Podcast?“;
Antwortmöglichkeiten: RSS-Feed, Spotify,iTunes,Audible, sonstige Plattfor-
men; Multiple Choice), Monetarisierung („Verdienen Sie Geld mit diesem Pod-
cast?“; Antwortmöglichkeiten: Ja: durch Werbung; Ja: durch freiwillige nan-
zielle Unterstützung („Spenden“); Ja: da es eine Auftragsarbeit/Teil meines
Jobs ist; Nein)4, Vor- und Nachbereitungszeit in Stunden („Wie viel Vor- und
Nachbereitungszeit stecken Sie im Durchschnitt in eine einzelne Episode die-
ses Podcasts?“), Intensität der Vor- und Nachbereitung („Wie würden Sie die-
sen Podcast auf einer Skala von ‚reiner ‚Laberpodcast’, keine inhaltliche Vor-
bereitung’ bis ‚redaktionell aufwendig vor- und nachbereitet’ einordnen?“;
Beantwortung auf 7-stuger Ratingskala von 1 – minimale Vor- und Nachbe-
reitung bis 7 – intensive Vor- und Nachbereitung) und Stärke der Interaktion
mit den Hörer:innen („Wie würden Sie die Stärke der Hörerinteraktion für die-
sen Podcast einschätzen [z.B. hinsichtlich Feedback, Diskussionen, Hörertref-
fen]?“; Beantwortung auf 7-stuger Ratingskala von 1 – gar keine Interaktion
bis 7 – sehr intensive Interaktion).
Die wahrgenommene Zugehörigkeit zu einer Hörer:innencommunity wurde
mit zwei Items erfasst, die ebenfalls auf einer 6-stugen Likert-Skala von 1 –
2 Ich danke Nicolas Wöhrl, Sandro Schroeder, den Mitgliedern des Podcast-Meetup Leipzig, insbeson-
dere Jochen Dreier und Friedemann Brenneis sowie den Mitgliedern des Sendegates für ihr hilfreiches
Feedback bei der Konzeption der Studie. Außerdem danke ich Kristina Buhl für ihre Unterstützung
bei der Fragebogenentwicklung und Studiendurchführung, Martin Krumsdorf für seine Hilfe bei der
Rekrutierung der Teilnehmenden und Oliver Vettermann für das Lektorat. Schließlich danke ich von
Herzen allen Podcaster:innen, die an dieser Studie teilgenommen haben.
3https://fyyd.de (Zugri am 06.05.2019).
4 Dieses Item wurde zunächst via Single Choice erfasst. Nachdem eine Person im freien Bemerkungsfeld
anmerkte, dass ihr Podcast auf mehrere Arten monetarisiert wird, wurde dieses Item auf Multiple
Choice umgestellt.
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stimmt gar nicht bis 6 – stimmt völlig beantwortet wurden (Beispielitem: „Ich
fühle mich mit meinen Hörer:innen verbunden“). Die interne Konsistenz war
akzeptabel (𝛼 = .76).5Die wahrgenommene Zugehörigkeit zu einer Podcast-
Community wurde mit sechs Items erfasst, die auf einer 6-stugen Likert-
Skala von 1 – stimmt gar nicht bis 6 – stimmt völlig beantwortet wurden (Bei-
spielitem: „Ich fühle mich als Teil einer Podcast-Community”). Die interne
Konsistenz war akzeptabel (𝛼 = .77).
2.2.2 Persönlichkeitsvariablen
Zur Erfassung der Big Five-Persönlichkeitsvariablen wurde der BFI-10
(Rammstedt/John 2007) eingesetzt. Dieser erfasst die fünf Dimensionen
mit jeweils zwei Items auf einer 5-stugen Likert-Skala von 1 – trit über-
haupt nicht zu bis 5 – trit voll und ganz zu. Die interne Konsistenz ist bei
sehr kurzen Skalen, die breite Konstrukte erfassen sollen, kein geeignetes
Maß zur Reliabilitätsbestimmung (Ziegler et al. 2014). Daher verweise ich
auf Rammstedt/John (2007), die gezeigt haben, dass der BFI-10 über eine
zufriedenstellende Retest-Reliabilität verfügt.
Die interaktionsbezogene Technikanität (ATI) wurde durch die ATI-
Kurzskala (Wessel et al. 2019) auf einer 6-stugen Likert-Skala von 1 –
stimmt gar nicht bis 6 – stimmt völlig erfasst. Die interne Konsistenz war
exzellent (𝛼 = .92). Need for Cognition (NFC) wurde durch die NFC-Kurzskala
(Beißert et al. 2015) auf einer 7-stugen Likert-Skala von 1 – trit überhaupt
nicht zu bis 7 – trit ganz genau zu beantwortet. Die interne Konsistenz war
fragwürdig (𝛼 = .60).6
Das Kommunikationsverhalten wurde durch die Verbal Predispositions
Scale (Mortensen et al. 1977) erfasst. Die Items wurden von zwei Personen
unabhängig voneinander ins Deutsche übersetzt. Abweichende Übersetzun-
gen wurden diskutiert und harmonisiert. Der Fragebogen wurde auf einer
7-stugen Likert-Skala von 1 – trit überhaupt nicht zu bis 7 – trit ganz genau
zu beantwortet. Die interne Konsistenz war exzellent (𝛼 = .93).
Die politische Einstellung wurde mit der Left-Right Self-Placement Scale
(Breyer 2015) erfasst. Das Einzelitem wurde auf einer 11-stugen Skala von 0
–rechts bis 10 – links beantwortet.
2.2.3 Demographische Variablen
Die folgenden demographischen Variablen wurden erfasst: Alter, soziales
Geschlecht (weiblich, männlich, divers, keine Angabe) und aktuell höchster
Bildungsabschluss (aktuell noch in Ausbildung, abgeschlossene Berufsausbil-
dung, Meister/Fachschule, Fachhochschule/Universität, ohne Abschluss).
5 Die Interpretation der internen Konsistenz erfolgt nach den gängigen Konventionen (siehe z.B. Cripps
2017).
6 Dieses Ergebnis ähnelt denen anderer Datenerhebungen mit dem gleichen Fragebogen (z.B. Franke
et al 2019; Beißert et al. 2020) und ist für Kurzskalen weder untypisch noch notwendigerweise proble-
matisch (Ziegler et al. 2014).
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3 Ergebnisse
3.1 Demographische Variablen
Deskriptive Statistiken sind in Tab. 1zu nden. Die Podcaster:innen in der
Stichprobe waren im Schnitt 38 Jahre alt, 137 Personen davon (21 %) ≤ 30 Jahre,
261 (40 %) zwischen 31-40 Jahre, 188 (28.8 %) zwischen 41-50 Jahre und 67
(10.3 %) > 50 Jahre. In der Stichprobe identizierten sich 164 Personen (25.1
%) als weiblich und 479 (73.4 %) als männlich; zehn Personen (1.5 %) machten
keine Angabe, niemand wählte die Option divers.
Die Stichprobe zeichnete sich außerdem durch ein hohes Bildungsniveau aus:
Als höchsten Bildungsabschluss gaben 160 Personen (24.5 %) eine abgeschlos-
sene Berufsausbildung an, 22 (3.4 %) Meister/Fachschulabschluss und 426
(65.2 %) Fachhochschul-/Universitätsabschluss. Die restlichen Personen (45
bzw. 6.9 %) verfügten (noch) über keinen Abschluss.
Tabelle 1: Deskriptive Statistiken der erhobenen Variablen.
M SD Min Max
25.
Perzentil
50. Perzentil
(Median)
75.
Perzentil N
Alter 38.22 8.91 19 67 31.50 38.00 44.00 653
Anzahl produzierter Podcasts 1.65 2.05 1.00 40 1.00 1.00 2.00 653
Geschätzte Anzahl der Hörer:innen pro
Episode
2441.99 9400.98 0.00 140000.00 100.00 300.00 1000.00 815
Zeitraum der bisherigen Podcastproduktion
in Monaten
31.95 33.60 0.01 211.53 8.67 20.50 42.77 934
Vor- und Nachbereitungszeit in Stunden 6.01 17.82 0.00 500.00 2.00 3.00 6.00 940
Intensität der Vor- und Nachbereitung 4.15 1.60 1.00 7.00 3.00 4.00 5.00 940
Stärke der Hörerinteraktion 2.91 1.43 1.00 7.00 2.00 3.00 4.00 940
Wahrgenommene Zugehörigkeit zu einer
Hörer:innen-Community
4.00 1.19 1.00 6.00 3.00 4.00 5.00 653
Wahrgenommene Zugehörigkeit zu einer
Podcast-Community
3.25 1.09 1.00 6.00 2.50 3.17 4.00 653
Oenheit für Erfahrungen 4.01 0.83 1.00 5.00 3.50 4.00 5.00 653
Gewissenhaftigkeit 3.50 0.89 1.00 5.00 3.00 3.50 4.00 653
Extraversion 3.40 1.04 1.00 5.00 2.50 3.50 4.00 653
Verträglichkeit 3.24 0.78 1.00 5.00 3.00 3.00 4.00 653
Neurotizismus 2.55 0.93 1.00 5.00 2.00 2.50 3.00 653
Interaktionsbezogene Technikanität (ATI) 4.11 1.36 1.00 6.00 3.00 4.50 5.25 653
Need for Cognition (NFC) 4.89 1.01 1.75 7.00 4.25 5.00 5.75 653
Kommunikationsverhalten 4.38 0.86 1.68 6.52 3.82 4.44 5.00 653
Politische Einstellung 2.52 1.57 0.00 10.00 1.50 2.00 3.00 653
3.2 Podcastvariablen
Bezüglich der Anzahl produzierter Podcasts gaben 68 Prozent an, einen Pod-
cast zu produzieren (19 % zwei Podcasts, 8 % drei Podcasts). Fünf Prozent der
Teilnehmenden gaben an, mehr als drei Podcasts zu produzieren; das Maxi-
mum lag bei 40. Die Podcaster:innen wählten in Bezug auf 818 Podcasts eines
der 16 vorgegebenen Genres; für die restlichen 122 Podcasts wurde die Option
„Sonstiges“ plus Freitextantwort gewählt. Die Freitextantworten konnten in
83 der 122 Fälle jeweils einem der 16 vorgegebenen Genres zugeordnet werden.
Die restlichen 39 Genreangaben (z.B. Persönlichkeitsentwicklung, Selbsthilfe)
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wurden in dem Genre „Weiterbildung/Ratgeber“ zusammengefasst. Die na-
len Prozentangaben zu den Podcastgenres lassen sich in Abb. 1nden. Die am
häugsten genannten Genres sind somit Gesellschaft/Kultur, Spiele/Hobbies
sowie Wissen/Wissenschaft.
Abbildung 1: Bearbeitete Podcastgenres in der Stichprobe. Quelle: eigene Darstellung
Eine Angabe zur geschätzten Zahl der Hörer:innen wurde in Bezug auf 815
Podcasts gemacht. Der Mittelwert lag bei 2.442 Hörer:innen (Spannweite =
140.000), wobei die Mehrheit deutlich kleinere Zahlen angab. Für drei Vier-
tel der Podcasts (613 Podcasts/75.3 %) gaben die Befragten an, bei maximal
1.000 Hörer:innen pro Folge zu liegen. Für lediglich 54 Podcasts (6.6 %) wur-
den über 10.000 Hörer:innen pro Folge angegeben.
Zur Frage, seit wann sie den Podcast produzieren, gaben sechs Personen ein
Datum in der Zukunft an; diese Fälle wurden aus der Analyse dieser Variable
ausgeschlossen (daher n= 934). Der Mittelwert des bisherigen Produktions-
zeitraums lag bei 32 Monaten und zeigte eine große Varianz (Spannweite = 212
Monate). 310 Podcasts (33.2 %) wurden seit < 1 Jahr produziert, 193 (20.7 %)
Podcasts seit 1-2 Jahren, 142 (15.2 %) Podcasts seit 2-3 Jahren, 144 Podcasts
(15.4 %) seit 3-5 Jahren und 145 (15.5 %) > 5 Jahre.
835 der 940 Podcasts (88.8 %) wurden über Apple Podcasts publiziert, 824 (87.7
%) via RSS-Feed, 633 (67.3 %) über Spotify und 641 (68.2 %) über sonstige
Plattformen (z.B. Deezer, Soundcloud, YouTube, Audible). Acht Podcasts (0.9 %)
wurden täglich veröentlicht, 226 (24 %) ein- oder mehrmals in der Woche,
215 (22.9 %) 14-tägig, 180 (19.1 %) monatlich, 55 (5.9 %) seltener als monat-
lich und 256 (27.2 %) unregelmäßig.
741 Podcasts (76.8 %) wurden nicht monetarisiert. 114 (11.8 %) der Podcasts
wurden durch freiwillige nanzielle Unterstützung monetarisiert und 39 (4
%) durch Werbeeinnahmen. Die Stichprobe bestand außerdem zum größten
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Teil aus unabhängigen, privat produzierenden Podcastenden, denn nur 71
Podcasts (7.4 %) waren Auftragsproduktionen oder Teil der Erwerbstätigkeit.
Hinsichtlich der Vor- und Nachbereitungszeit für eine einzelne Podcastepiso-
de lag der Durchschnitt bei 6 Stunden, wobei die Varianz enorm war (Spann-
weite = 500 Stunden). Die Ergebnisse zeigen, dass 334 Podcasts (35.5 %) ≤ 2
Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Folge benötigten, 250 (26.6 %) 2-4
Stunden, 254 (27 %) 4-10 Stunden und 102 (10.9 %) > 10 Stunden.
Die Stärke der Interaktion mit den Hörer:innen wurde als eher gering ein-
geschätzt; der Mittelwert wich signikant vom Skalenmittelwert 4 nach
unten ab (M= 2.91, t(939) = -23.33, p< .001, d= -0.76, mittlerer bis großer
Eekt7). Dennoch gaben die Podcastenden im Schnitt an, dass sie mit ihren
Hörer:innen verbunden fühlen; der Mittelwert wich signikant vom Skalen-
mittelwert 3.5 nach oben ab (M= 4.00, t(652) = 10.86, p< .001, d= 0.42, kleiner
Eekt). Beide Werte korrelieren positiv, d.h., je stärker die wahrgenommene
Interaktion mit den Hörenden, desto höher das Verbundenheitsgefühl (r=
.51, p< .001, mittlerer Eekt). Die wahrgenommene Zugehörigkeit zu einer
Podcast-Community wurde signikant niedriger als die zu den Hörenden
eingeschätzt (M= 3.25, t(652) = 14.21, p< .001, d= 0.66, mittlerer Eekt).
3.3 Persönlichkeitsvariablen
Hinsichtlich der Big Five zeigte sich ein ausgeprägter Wert auf der Oenheits-
Dimension, der deutlich vom Skalenmittelwert 3 abwich (M= 4.01, t(652) =
33.69, p< .001, d= 1.32, großer Eekt). Kleine bis mittelgroße Abweichungen
nach oben zeigten sich außerdem in Bezug auf Gewissenhaftigkeit (M= 3.50,
t(652) = 14.48, p< .001, d= 0.57), Extraversion (M= 3.40, t(652) = 9.80, p<
.001, d= 0.38) und Verträglichkeit (M= 3.24, t(652) = 7.74, p< .001, d= 0.30).
Der Mittelwert für Neurotizismus wich dagegen signikant vom Skalenmittel-
wert nach unten ab (M= 2.55, t(652) = -12.45, p< .001, d= -0.49, kleiner bis
mittlerer Eekt).
Die Podcaster:innen in der Stichprobe waren eher hoch technikan; der
Mittelwert wich signikant vom Skalenmittelwert 3.5 nach oben ab (M= 4.11,
t(652) = 11.43, p< .001, d= 0.44, kleiner Eekt). Ähnlich verhielt es sich mit
den Werten zum Need for Cognition/NFC, wobei der Eekt stärker ausgeprägt
war (M= 4.89, t(652) = 22.43, p< .001, d= 0.88, großer Eekt). Des Weiteren
zeichnete sich die Stichprobe durch ein eher oenes Kommunikationsverhal-
ten aus; der Mittelwert wich signikant vom Skalenmittelwert 4 nach oben
ab (M= 4.38, t(652) = 11.31, p< .001, d= 0.44, kleiner Eekt).
Bezüglich der politischen Einstellung ordnete sich die große Mehrheit der Pod-
caster:innen in der Stichprobe dem linken Spektrum zu; 576 Personen (88.2
%) kreuzten auf der 11-stugen Skala Werte zwischen 0 und 4 an. Die Abwei-
chung vom Skalenmittelwert 5 war signikant und deutlich ausgeprägt (M=
2.52, t(652) = -40.38, p< .001, d= -1.58, großer Eekt).
7 Die Interpretation der Eektstärken erfolgt nach den Konventionen von Cohen (1992).
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3.4 Geschlechterunterschiede
Aufgrund der unterschiedlichen Gruppengrößen in Verbindung mit teilweisen
Verletzungen der Voraussetzung der Homoskedastizität wurden sowohl para-
metrische als auch non-parametrische Tests zur Analyse von Geschlechterun-
terschieden durchgeführt.8Da diese nicht zu unterschiedlichen Ergebnissen
führten, werden folgend nur die Ergebnisse der parametrischen Tests berich-
tet. Alle Tests erfolgten explorativ (d.h. mit zweiseitigen t-Tests). Personen,
die kein Geschlecht angaben (n= 10), wurden aus den Analysen ausgeschlos-
sen.
Die Podcasterinnen produzierten im Schnitt weniger Podcasts als Podcaster
(Mw= 1.24 vs. Mm= 1.71, t(632.41) = -5.37, p< .001, d= 0.34, kleiner Eekt).
Außerdem produzierten sie diese seit einem kürzeren Zeitraum (Mw= 21.80
Monate vs. Mm= 36.65 Monate, t(488.09) = -6.38, p< .001, d= 0.45, kleiner
Eekt). Keine signikanten Geschlechterunterschiede ergaben sich hinsicht-
lich Alter, Anzahl der Hörer:innen, Vor- und Nachbereitungszeit, Intensität
der Vor- und Nachbereitung, Intensität der Hörerinteraktion und Zugehörig-
keitsgefühl zu Hörer:innen- und Podcastcommunity.
Bezüglich der Podcastgenres zeigten sich auf deskriptiver Ebene einige Unter-
schiede (siehe Abb. 2). Von den Podcasterinnen in der Stichprobe gaben 27.6
Prozent als primäres bearbeitetes Podcastgenre Gesellschaft/Kultur an; von
den Podcastern waren es 17.1 Prozent. Weitere Genres, die relativ betrachtet
eher von Frauen bearbeitet werden9, waren Gesundheit (11.7 vs. 2.7 %), Wei-
terbildung/Ratgeber (11 vs. 2.9 %), Familie/Kinder (3.7 vs. 1.5 %) und Wirt-
schaft (8 vs. 6.1 %). Genres, die eher von Podcastern bearbeitet werden, wa-
ren Technologie (8.6 vs. 1.2 %), Sport (9.2 vs. 2.5 %), TV/Film (7.9 vs. 2.5 %),
Spiele/Hobbys (12.3 vs. 7.4 %), Nachrichten/Politik (5.2 vs. 1.8 %) und Hörspiel
(1.7 vs. 0 %). Keine bzw. kaum (< 1.5 %) Unterschiede zeigten sich hinsicht-
lich der Genres Wissen/Wissenschaft, Unterhaltung/Comedy, Musik, Religi-
on/Spiritualität, Firmenpodcast und Regierung/NGO.
Der Anteil der Podcaster:innen, die ihren Podcast monetarisieren, unterschied
sich kaum zwischen den Geschlechtern (w: 18.9 %, m: 21.1 %). Werbeeinnah-
men erzielen ebenfalls etwa gleich viele Podcaster:innen (w: 4.9 %, m: 4.6%).
Es werden jedoch mehr Podcaster freiwillig nanziell unterstützt (w: 8.5 %, m:
14.8%). Ein größerer relativer Anteil an Podcasterinnen gab im Gegensatz da-
zu an, dass die Podcastproduktion eine Auftragsarbeit bzw. Teil der Erwerbs-
tätigkeit sei (w: 7.9 %, m: 4.8 %).
Die Podcasterinnen in der Stichprobe hatten hinsichtlich aller fünf Big Five-
Persönlichkeitsdimensionen signikant höhere Mittelwerte als die Podcaster
(kleine bis mittlere Eekte): Gewissenhaftigkeit (Mw= 3.82 vs. Mm= 3.39,
8 Zur Testung, ob ein Mittelwertsunterschied signikant, d.h. grob gesagt überzufällig ist, gibt es ver-
schiedene Verfahren mit unterschiedlichen Voraussetzungen an die vorliegenden Daten. Der t-Test
ist ein sehr gängiges parametrisches Verfahren mit hoher Teststärke, besitzt aber mehr Voraus-
setzungen als sogenannte nicht-parametrische Verfahren mit geringerer Teststärke, z.B. nicht allzu
stark abweichende Gruppengrößen oder Varianzhomogenität (Homoskedastizität, siehe z.B. Sedlmei-
er/Renkewitz 2007). Diese beiden Voraussetzungen wurden bei den vorliegenden Daten teilweise ver-
letzt.
9 Aufgrund der ungleichen Gruppengrößen wurden in der Stichprobe alle Podcastgenres (außer Ge-
sundheit) in absoluten Zahlen von mehr Podcastern als Podcasterinnen angegeben.
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Abbildung 2: Bearbeitete Podcastgenres nach Geschlecht. Quelle: eigene Darstellung
t(329.25) = 5.95, p< .001, d= 0.54), Extraversion (Mw= 3.76 vs. Mm= 3.28,
t(303.55) = 5.41, p< .001, d= 0.47), Oenheit (Mw= 4.32 vs. Mm= 4.02,
t(338.35) = 4.40, p<.001, d= 0.36), Verträglichkeit (Mw= 3.43 vs. Mm= 3.17,
t(287.09) = 3.87, p< .001, d= 0.35), Neurotizismus (Mw= 2.73 vs. Mm= 2.48,
t(641) = 3.83, p= .004, d= 0.27).
Darüber hinaus zeichneten sich die Podcasterinnen durch eine signikant ge-
ringere ATI (Mw= 3.26 vs. Mm= 4.39, t(262.00) = -9.42, p< .001, d= 0.89,
großer Eekt), ein oeneres Kommunikationsverhalten (Mw= 4.60 vs. Mm=
4.31, t(641) = 3.71, p< .001, d= 0.34, kleiner Eekt) und eine noch progressi-
vere („linkere“) politische Einstellung aus als die Podcaster in der Stichprobe
(Mw= 2.24 vs. Mm= 2.64, t(340.54) = -3.14, p= .002, d= 0.26, kleiner Eekt).
In Bezug auf NFC gab es keine signikanten Unterschiede.
4 Diskussion
Die Ergebnisse deuten sowohl in Abgrenzung zu den bis dato vorliegenden Be-
funden als auch für sich allein stehend auf eine deutliche Entwicklung hin-
sichtlich Größe und Diversität der Podcast-Szene hin. Im Vergleich zu bisheri-
gen Studien (Markman 2012; Markman/Sawyer 2014; Mocigemba/Riechmann
2007) enthielt die vorliegende Stichprobe einen größeren Anteil weiblicher
Podcastender, während das Durchschnittsalter und das Bildungsniveau ver-
gleichbar waren. Der Großteil der Stichprobe gab an, einen Podcast zu pro-
duzieren (sogenannte Monocaster, Mocigemba/Riechmann 2007) und bis zu
1.000 Hörer:innen pro Episode zu erreichen. Zu etwa einem Drittel der Pod-
casts gaben die Teilnehmenden an, dass diese erst seit maximal einem Jahr
produziert werden; etwa die Hälfte der Podcasts existiert seit maximal zwei
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Jahren. Der große Anteil relativ neuer Podcasts spiegelt den in Medien der-
zeit viel zitierten „Podcast-Boom“ (z.B. Kleinz 2019): So wurden beispielswei-
se Zahlen von Spotify veröentlicht, die zeigen, dass die Anzahl deutschspra-
chiger Podcasts auf der Plattform von 2.000 (2018) auf 12.000 (2019) anstieg
(Munder 2020).
Den zahlreichen Möglichkeiten zur Monetarisierung von Podcasts steht
oftmals Skeptizismus hinsichtlich der Kommerzialisierung des Mediums
gegenüber, insbesondere unter den deutschsprachigen unabhängigen Pod-
castenden, die in der Open Knowledge-Bewegung verwurzelt sind (Wilinski
2016). Zahlen zur Verbreitung und Nutzung von Monetarisierung unter
deutschsprachigen Podcastenden sind kaum verfügbar, sodass die vorliegen-
de Arbeit wertvolle Einblicke liefert. Zu mehr als drei Viertel der Podcasts
wurde die Angabe gemacht, dass keine Monetarisierung erfolgt, während
fast 15 Prozent der Podcasts freiwillig nanziell unterstützt wurden oder
Werbeeinnahmen erzielten. Ein Geschlechtereekt wurde hinsichtlich der
freiwilligen nanziellen Unterstützung sichtbar, da mehr männliche als weib-
liche Podcastende angaben, von dieser Monetarisierungsform zu protieren.
Mögliche Ursachen dafür diskutieren Klingner/Rönicke (2019).
Die psychologische Charakterisierung von deutschsprachigen, größtenteils
unabhängigen Podcastenden stellt ein Novum dar. So konnte durch die vor-
liegende Arbeit erstmals gezeigt werden, dass die Stichprobe sich durch eine
deutlich ausgeprägte Oenheit für Erfahrungen und Denkfreude auszeichnet
und deutlich dem linken politischen Spektrum zuzuordnen ist. Dieser Befund
untermauert bestehende Ergebnisse, denn der negative Zusammenhang
zwischen Oenheit und Konservatismus wurde häug nachgewiesen (z.B.
Jost et al. 2003), ebenso wie der positive Zusammenhang zwischen Oenheit
und NFC (z.B. Fleischhauer et al. 2009).
Die Analyse von Geschlechterunterschieden hat gezeigt, dass die Podcaste-
rinnen in der Stichprobe seit kürzerer Zeit weniger Podcasts produzieren als
Podcaster. Gemeinsam mit dem höheren Frauenanteil im Vergleich zu den
vergangenen Studien deutet dies daraufhin, dass Podcasterinnen aufgeholt
und die ursprünglich überwiegend von Männern geprägte Podcastszene stär-
ker durchmischt haben. Der Unterschied in den Podcastgenres erönet die
Frage, ob die stärker von Frauen besetzten Themen (z.B. Gesellschaft/Kultur,
Weiterbildung/Ratgeber) in Zukunft insgesamt noch stärkere Berücksichti-
gung erfahren, falls der vermutete Aufwärtstrend der Podcasterinnen anhält.
Die in allen Big Five-Dimensionen stärkeren Ausprägungen der Podcaste-
rinnen sind, bis auf Extraversion, nicht ungewöhnlich (Rammstedt 2007).
Ungewöhnlich ist auch nicht die durchschnittlich geringer ausgeprägte
interaktionsbezogene Technikanität der Podcasterinnen; auch in der all-
gemeinen Bevölkerung zeigen Frauen einen geringeren durchschnittlichen
ATI-Wert als Männer (Franke et al. 2019). Deutlich wird allerdings, dass
der insgesamt höhere ATI-Wert in der Stichprobe der Podcaster:innen auf
den deutlich höheren Mittelwert der männlichen Podcastenden zurückgeht,
welcher sich wiederum ebenfalls nicht deutlich vom dem Mittelwert der
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männlichen Personen in der allgemeinen Bevölkerung unterscheidet (Franke
et al. 2019). Mit anderen Worten: Die hohe Technikanität unter den Podcas-
tenden ist in der hohen Technikanität der überrepräsentierten männlichen
Podcastenden begründet. Dieser Befund lässt allerdings keinen Rückschluss
auf den Ursprung des Geschlechterunterschieds zu.
Als einschränkend muss die Stichprobenselektivität genannt werden. Auf-
grund der persönlichen Ansprache der Autorin in sozialen Medien und im
Podcast kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Anteil an Podcasterin-
nen durch eine erhöhte Zahl persönlich bekannter weiblicher Podcastender
verzerrt wurde oder sich diese durch mediale Berichterstattung über Pod-
casterinnen (z.B. Heise 2019) besonders zur Teilnahme motiviert wurden.
Außerdem ist davon auszugehen, dass Podcastende, die gut in sozialen
Medien miteinander vernetzt sind, schneller und häuger auf die Studie
aufmerksam wurden und in der Stichprobe überrepräsentiert sind.
Abschließend bietet die vorliegende Arbeit einen wertvollen Einblick in die
Charakterisierung der (insbesondere unabhängigen) deutschsprachigen
Podcaster:innen und bildet einen Grundstein für zukünftige Arbeiten, die sich
noch tiefergehender mit medienpsychologischen Fragestellungen in Bezug
auf das Podcasting beschäftigen werden.
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