ArticlePDF Available

Nord-Kordofan im Satellitenbild. Vorbericht über die Forschungen des InterLINK-Projektes 2020

Authors:

Abstract

Published in "Der Antike Sudan". MittSAG 31 (2020), 87-98
Antike Sudan
Der
Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin e.V.
Heft 31 2020
Der Antike Sudan Heft 31 • 2020
Farbabb. 7: Beispiele bemalter Keramik mit
Anch-Motiv (Fotos: Angelika Lohwasser).
Farbabb. 8: Bemalte Keramik mit Mattenab-
druckdekor (Foto: Angelika Lohwasser).
Colour fig. 5: Faience plaque, Faras, Western Palace (after Sackho-Autissier 2018,
fig. 4, © photo A. Sackho-Autissier.).
Colour fig. 6: Relief of a Besoid on the limestone stela GMII I, 1a 5622 (© The
Pushkin State Museum of Fine Arts, Moscow).
Titelbild: Blick vom Jebel Haraza ins Wadi Showar/Nord-Kordofan.
Colour fig. 4: Micrograph: a) upper occupation deposit: decomposed fine organic matter with clay of the ground mass (PPL);
b) the same in XPL see also clay coatings around quartz grain (white arrow); c) former surface: burnt bone fragment (PPL);
d) former surface: reddened sediment (PPL); e) upper occupation deposit: clay fragment embedded in humic ground mass
(PPL); f) coarse layer with clayey ground mass (PPL).
Colour fig. 3: Scans of the two thins sections from Profile ELG 13/15-2.
Colour fig. 2: Topographical setting and cemetery distribution of el-Dan area, excavated southern group as pink triangles.
Colour fig. 1: Different types of jars and decoration variations (Photo Nassr 2015).
Mitteilungen der
Sudanarchäologischen
Gesellschaft zu Berlin e.V.
Heft 31
2020
Impressum MittSAG 31
ISSN 0945-9502
Der antike Sudan. Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin e.V.
Kurzcode: MittSAG
Heft 31 | 2020
Herausgeber: Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.
c/o Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Archäologie
Archäologie und Kulturgeschichte Nordostafrikas
Unter den Linden 6 | 10099 Berlin
Verantwortlich für die Herausgabe: Angelika Lohwasser, Münster
Wissenschaftlicher Beirat: Julia Budka, München | David Edwards, Leicester
Jochen Hallof, Würzburg | Friederike Jesse, Köln
Layout und Satz: Frank Joachim, Berlin
Erscheinungsort: Berlin
Internetpräsenz: www.sag-online.de
Bankverbindung der SAG: Deutsche Bank AG
BIC DEUTDEDBBER
IBAN DE36 1007 0024 0055 5508 00
Die Zeitschrift Der Antike Sudan (MittSAG) erscheint einmal im Jahr.
Die in den Beiträgen geäußerten Ansichten geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
Die „Richtlinien für Autoren“ finden Sie unter www.sag-online.de, wir senden sie auf Anfrage auch gerne zu.
© 2020 Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Gesellschaft.
Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V.
Angesichts der Tatsache, dass die globalen wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Probleme auch zu
einer Gefährdung der kulturellen Hinterlassenschaften in aller Welt führen, ist es dringend geboten, gemein-
same Anstrengungen zu unternehmen, das der gesamten Menschheit gehörende Kulturerbe für künftige
Generationen zu bewahren. Eine wesentliche Rolle bei dieser Aufgabe kommt der Archäologie zu. Ihre
vornehmste Verpflichtung muss sie in der heutigen Zeit neben der Forschung darin sehen, bedrohte Kultur-
denkmäler zu pflegen und für ihre Erhaltung zu wirken sowie ihr Wissen mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Die Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin e.V. setzt sich für den Kulturerhalt im Sudan ein, indem
sie konservatorische Arbeiten fördert, archäologische Ausgrabungen unterstützt sowie die Dokumentation,
Publikation und Präsentation von archäologischen Orten und Objekten ermöglicht. Wenn die Arbeit der
Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin Ihr Interesse geweckt hat und Sie bei uns mitarbeiten möchten,
werden Sie Mitglied! Wir sind aber auch für jede andere Unterstützung dankbar. Wir freuen uns über Ihr
Interesse!
Mitgliedsbeiträge jährlich:
Vollmitglied: 65.- | Ermäßigt: 35.- | Studierende: 25.- | Fördermitglied: mind. 250.-
2020 Inhaltsverzeichnis
Übersichtskarte .................................................................................................................................................. 4
Editorial .............................................................................................................................................................. 5
Fritz-Hintze-Vorlesung
Tim Karberg
The Old Stonemasons‘ Rightful Habit.
Mason’s marks and their semiotics at the Great Enclosure of Musawwarat es Sufra ................................. 7
Aus der Archäologie
Friederike Jesse, Jan Kuper, Hassan Mustafa Alkhidir, with contributions by
Nadine Nolde and Astrid Röpke
Prehistoric settlement south of the 5th Nile Cataract –
Some results of recent archaeological work of the El Gol Project ............................................................... 25
Tim Karberg, Angelika Lohwasser & Laura Haupt
Das Projekt „El Rum Oasis“ im Wadi Abu Dom.
Vorbericht über die 1. Feldkampagne im Frühjahr 2020 ............................................................................. 49
Abdelrahman Saaid & Mohamed Bashir
The archaeology of Wadi el-Dan North of ancient Meroe:
Excavations of some unusual Tumulus Graves ............................................................................................ 63
Ahmed Hamid Nassr, Yahia Fadl Tahir and Howida Mohammed Adam
El-amra: a Medieval Urban Settlement in the Western Desert of the Sudan Nile –
El-Ga‘ab Depression Excavation 2015 ......................................................................................................... 75
Jana Eger & Tim Karberg
Nord-Kordofan im Satellitenbild.
Vorbericht über die Forschungen des InterLINK-Projektes 2020 .............................................................. 87
Varia
Mattias Karlsson
Gender and Kushite State Ideology:
The Failed Masculinity of Nimlot, Ruler of Hermopolis ............................................................................. 99
Josefine Kuckertz
Thoughts on Amesemi .................................................................................................................................. 109
Alexey K. Vinogradov
A Besoid Rock Carving in the High Atlas Mountains, Morocco .............................................................. 131
Angelika Lohwasser
Teje, Kaschta und ein Honeymoon in Luxor .............................................................................................. 141
Nachruf
Jacques Reinold (1944 – 2020) ..................................................................................................................... 145
Nachruf
László Török (1941 – 2020) .......................................................................................................................... 147
Übersichtskarte MittSAG 31
4
2020 Aus der Archäologie
87
Jana Eger & Tim Karberg
Nord-Kordofan im Satellitenbild
Vorbericht über die Forschungen des
InterLINK-Projektes 2020
1. Einleitung
Nachdem das Forschungsprojekt „Interregional
Linkage Investigations in Northern Kordofan“1
der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
bereits zwei Feldkampagnen im Gelände durch-
führen konnte,2 war für das Frühjahr 2020 die
dritte Feldkampagne in Nord-Kordofan geplant
(siehe Titelbild).
Während im März 2020 der größte Teil der Sur-
vey-Mannschaft bereits vor Ort im Sudan war und
die Vorbereitungen für die Reise nach Kordofan
anliefen, erreichte uns die dringende Nachricht, dass
die Schließung der sudanesischen Grenzen aufgrund
der weltweiten COVID-19-Pandemie unmittelbar
bevor stünde, und eine Ausreise vor dem Inkraft-
treten weltweiter Reisebeschränkungen empfoh-
len wurde. Aufgrund dessen entschlossen wir uns
schweren Herzens, die geplante Feldkampagne auf
einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass in diesem Jahr
keine Forschungen stattfanden. Wie viele andere in
Wissenschaft und Forschung tauschten die Ange-
hörigen des InterLINK-Projektes die Arbeit im
Gelände mit dem heimischen Schreibtisch. Fern-
erkundung mit Hilfe von Satellitendaten, von Be-
ginn an ein wichtiger Bestandteil des Projektes,
wurde für die östlichen Abschnitte des Konzessi-
onsgebietes zeitlich vorgezogen. Einen Einblick in
die ersten Ergebnisse dieser Arbeiten soll dieser
Artikel geben.
1 Die Autoren danken Prof. Angelika Lohwasser für die
Anbindung des Projektes an die Forschungsstelle „Alter
Sudan“ am Institut für Ägyptologie und Koptologie der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, sowie Prof.
Huweida Mohammed (Universität Khartom), Dr. Mariusz
Drzewiecki (Universität Warschau), Dr. Jörg Linstätter
(Deutsches Archäologisches Institut) sowie den Teams des
SPP „Entangled Africa“ und seiner Teilprojekte für die kol-
legiale Zusammenarbeit, und ganz besonders Prof. Baldur
Gabriel für seine Unterstützung mit Rat und Tat.
2 Eger und Karberg 2019
1.1 Fernerkundungsmethodik
Bei der Fernerkundung werden unterschiedlichste
Daten genutzt, die von verschiedenen Satelliten-
Plattformen stammen. Je nach Datensatz und Aus-
wertungsmethodik können dabei verschiedene Fra-
gen beantwortet werden.
Ein wichtiges Element sind dabei Daten, die
über Online-Dienste wie Microsoft Bingmaps oder
Google Earth bereitgestellt werden. Grundlage hier-
für sind häufig Aufnahmen der Satellitensysteme
Quickbird 2 und Worldview 2, die beide von dem
US-Amerikanischen Privatunternehmen Digital
Globe betrieben werden.3 Diese in der kommerzi-
ellen Anschaffung recht teuren Fernerkundungspro-
dukte können über die genannten Online-Dienste
kostenneutral eingesehen werden. Trotz einiger Vor-
teile ist diese Art der Dateneinsicht aber auch mit
Problemen behaftet. Vorteil der Bilder ist in erster
Linie die Auflösung: mit bis zu 50 cm/px eine der
genauesten, die im zivilen Bereich zur Verfügung ste-
hen. Dies ermöglicht die Identifikation zahlreicher
archäologischer Befundkategorien, teilweise bis hin
zu einzelnen box graves, die sich bei einer Breite von
meist 50 – 60 cm im auflösungstechnischen Grenzbe-
reich befinden. Ein Nachteil ist jedoch die Tatsache,
dass Aufnahmen dieser Auflösung lediglich pan-
chromatisch zur Verfügung stehen, das heißt, dass
alle zur Verfügung stehenden Farbinformationen in
einem einzelnen Bild zusammengeführt sind, und
eine Differenzierung nach unterschiedlichen (opti-
schen und infraroten) Spektralkanälen nicht mög-
lich ist. Ein weiteres Problem, das sich vor allem
durch die kostenneutrale Informationsbeschaffung
über Online-Dienste stellt, ist die Tatsache, dass
in der Regel keine zusätzlichen Daten zu den Auf-
nahmen ausgewertet werden können, also lediglich
geschätzt werden kann, zu welcher Tageszeit die
Aufnahmen gemacht wurden bzw. welche Bahnpa-
rameter (Neigung der Aufnahmeachse) des Satelliten
3 Ray 2013
Aus der Archäologie MittSAG 31
88
zum Aufnahmezeitpunkt vorlagen. Der Monat der
Aufnahme (und damit die Einordnung der Vegetati-
onsperiode) kann bei einigen Diensten (z.B. Google
Earth) zwar festgestellt werden, eine Auswahl der
Aufnahmen nach durch den Auswerter festgelegten
Kriterien, z.B. Niederschlagsperioden, ist jedoch
nicht möglich.
Weitere Satellitenaufnahmen stehen im Rahmen
wissenschaftlicher Rohdaten-Sammlungen ebenfalls
kostenneutral zur Verfügung. Die derzeit wichtig-
ste dieser Sammlungen stellt die online zugängliche
Datenbank des Copernicus-Erdbeobachtungspro-
gramms der ESA dar.4 Hier werden Daten verschie-
dener Satelliten-Plattformen der Sentinel-Reihe zum
Download zur Verfügung gestellt. Für die (land-
schafts-)archäologische Forschung sind hierbei
insbesondere die Daten der Satelliten Sentinel 2 A
und B (multispektrale Aufnahmen im optischen und
infraroten Spektrum mit einer maximalen Auflösung
von 10 x 10 m) sowie Sentinel 1 A und B (Radardaten
verschiedener Polarisierungen mit einer maximalen
Auflösung von 5 x 5 m) von Bedeutung.5 Die genann-
4 Copernicus Science Hub (URL [abgerufen am 12.06.2020]:
https://scihub.copernicus.eu/dhus/#/home)
5 Schreier 2020, 7-9
ten Auflösungen dieser Daten, die wesentlich gröber
sind als die vergleichbarer panchromatischer Auf-
nahmen, erlaubten nur in seltenen Fällen die sichere
Identifikation einzelner archäologischer Befunde.
Die Vorteile dieser Satellitendaten liegen eher in der
starken Differenzierbarkeit hinsichtlich Aufnah-
mezeitpunkt, Bahnparametern und Spektralbän-
dern (bzw. bei den Radardaten Polarisierungen), so
dass hier verschiedene Oberflächenstrukturen und
Zusammensetzungen oft deutlich voneinander zu
unterscheiden sind. Diese landschaftlichen Befun-
de sind oft erst durch die Kontextualisierung mit
in hoch aufgelösten panchromatischen Aufnahmen
identifizierten archäologischen Befunden auch in
kulturhistorischer Hinsicht interpretierbar.
Die dritte im Rahmen der Fernerkundungsarbei-
ten verwendete Datenkategorie besteht aus verschie-
denen digitalen Geländemodellen. Diese werden mit
Hilfe von georeferenzierten Rasterdaten, bei denen
jedem Pixel ein Elevationswert zugewiesen ist, mit-
tels GIS verarbeitet. Für solche Zwecke wurde in
der Vergangenheit (so auch bei den Forschungen der
WWU Münster im Wadi Abu Dom) oft das SRTM-
Geländemodell verwendet. Heute stellt das frei
verfügbare ALOS-Geländemodell der japanischen
Raumfahrtagentur JAXA, das eine (absolute) hori-
Abb. 1: Übersichtskarte des Arbeitsgebietes der Fernerkundungen im Jahr 2020 (Karte: Jana Eger; Hintergrundkarte:
Opentopomap).
2020 Aus der Archäologie
89
zontale Genauigkeit von 30m
sowie eine (relative) vertikale
Genauigkeit von 2,5 – 5 m auf-
weist, das genaueste weltweite,
offen und kostenneutral zur
Verfügung stehende Gelände-
modell dar. Wesentlich genauer
ist mit einer relativen vertikalen
Genauigkeit von 2 m und einer
horizontalen Auflösung von 12
m/px das deutsche TanDEM-
X-Geländemodell.6 Dieses ist
zwar im Gegensatz zu den
japanischen Daten nicht frei
nutzbar, steht dem InterLINK-
Projekt jedoch im Rahmen
einer Kooperation mit dem
Fernerkundungsdatenzentrum
des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt für einen
großen Teil des Arbeitsgebietes
zur Verfügung.
Auch im Bereich der digitalen Geländemodelle
ist, selbst bei den am besten aufgelösten Model-
len, die Identifikation einzelner archäologischer
Befunde im Bodenrelief in der Regel nicht möglich.
Auch hier ist also eine Kontextualisierung der (vor
allem landschaftsarchäologisch relevanten) Daten
mit panchromatischen und/oder multisprektralen
Satellitenbildern sowie Radar-Rohdaten essentiell.
Die Frage ist also nicht, welche Fernerkundungs-
daten für die archäologische Forschung am besten
geeignet sind, sondern, wie aus einer Verschränkung
der Vielzahl unterschiedlicher Daten mit jeweils
spezifischen Vor- und Nachteilen ein Maximum an
Information extrahiert werden kann.
1.2 Arbeitsgebiet
Im ursprünglichen Projektkonzept war geplant, in
der ersten Hälfte der Laufzeit des DFG-Schwer-
punktprogramms (SPP) „Entangled Africa“ (2018-
2021) die Arbeiten auf den Süden und Westen des
Konzessionsgebietes mit dem Jebel al-Ain zu kon-
zentrieren. Dabei sollte Fernerkundung und Gelän-
dearbeit eng miteinander verzahnt werden. In der
zweiten Hälfte der geplanten Laufzeit des SPP sollte
eine Fortsetzung der Arbeiten im Osten des Kon-
zessionsgebietes entlang der Jebel Nagaschusch und
Awadun beantragt werden. Im Zuge der Umpla-
nungen aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde
6 Wessel 2018, 15-19
die Fernerkundung bereits jetzt auf diese östlichen
Gebiete ausgedehnt (s. Abb. 1).
2. Ausgewählte Befunde
Im Folgenden werden einige besonders bemerkens-
werte archäologische und landschaftshistorische
Befundbereiche vorgestellt, die im Rahmen der
Fernerkundung dokumentiert werden konnten. Es
handelt sich hierbei um reine Fernerkundungser-
gebnisse, eine Begehung am Boden (Ground-Truth)
fand aus den oben genannten Gründen hier noch
nicht statt. Insbesondere in chronologischer Hin-
sicht können diese Ergebnisse daher nur vorläufi-
gen Charakter besitzen. In vielen Fällen liegen zwar
bestimmte Indizien zur chronologischen Einord-
nung vor, diese leiten sich jedoch deduktiv aus bereits
vorhandenen Modellen (z.B. zur großräumlichen
Paläoklimatologie) ab, und können daher umgekehrt
nicht zur Modellbildung bzw. -prüfung herangezo-
gen werden, ohne Tautologien zu bilden.
2.1 Siedlungskammer und Paläo-Seen am zentralen
Jebel Nagaschusch
Hinsichtlich des Zusammenwirkens der Identifika-
tion archäologischer Einzelbefunde im Satellitenbild
(Fernerkundungs-Survey) mit landschaftsarchäolo-
gischen Beobachtungen ist ein Gebiet am süd-öst-
lichen Pediment des Jebel Nagaschusch besonders
interessant (Abb. 2).
Abb. 2: Umgebung der Paläoseen und Siedlungskammer am nördlichen Jebel Nagaschusch
(Karte: Jana Eger; Hintergrundkarte: Opentopomap).
Aus der Archäologie MittSAG 31
90
Im hoch aufgelösten panchromatischen Satelli-
tenbild sind hier eine Reihe von Siedlungsrelikten
(ganz überwiegend Rundhütten-Grundrisse) aus-
zumachen, die sich in diesem Bereich signifikant
konzentrieren. Es liegt also eine deutlich von der
Umgebung abgrenzbare Siedlungskammer vor. Die
Einordnung der Siedlungskammer vor dem Hinter-
grund eines digitalen Geländemodells zeigt bereits
landschaftliche Elemente, die mit der Konzentration
von Siedlungsspuren in diesem Bereich in Zusam-
menhang stehen können. Benutzt wurde hierzu das
ALOS-Geländemodell. GIS-basierte Visualisierung
unterschiedlicher Höhenprofile kann sowohl die
Lage der Siedlungsrelikte im Geländerelief als auch
nahe gelegene besiedlungsrelevante Landschaftsele-
mente sichtbar machen. Bei einer Geländerelief-Auf-
lösung zwischen 295 und 375 m ü.d.M. wird deut-
lich, dass die Siedlungskammer in einer Hanglage
liegt, jedoch außerhalb größerer Spülrinnen (Abb. 3).
Dass die Hanglage, an sich eine siedlungshemmende
Geländesituation, gewählt wurde, spricht dafür, dass
die ebenere Fläche unterhalb des Hangpediments
zu diesem Zeitpunkt für Siedlungsaktivität weniger
geeignet war, z.B. infolge von Bodenfeuchtigkeit.7
Für eine Datierung der Siedlungskammer in eine
Pluvialzeit spricht auch die Tatsache, dass die unmit-
telbare Umgebung der ab etwa 700 m östlich gele-
genen Khors, die vom Gipfelplateau hangabwärts
7 Ähnliches wurde bereits für andere Regionen während
des neolithischen Subpluvials und damit einhergehender
hypothetischer Sumpfbildung in Niederungen angenom-
men (Dittrich, Gessner und Gabriel 2007, 44ff.).
in Richtung zweiter Paläo-Seen
entwässern, offenbar vermieden
worden ist.
Diese beiden Paläosee-Flä-
chen liegen in direkter Nachbar-
schaft der Siedlungskammer und
spielten für die dortige allgemei-
ne Gunstraumsituation offenbar
eine Rolle, jedoch wurden die
direkten Seeufer nicht als Sied-
lungsbereich genutzt. Dies stellt
ein weiteres Indiz für die chro-
nologische Einordung der Sied-
lungskammer in eine Pluvialzeit
dar, da der unmittelbare Seeufer-
bereich für Siedlungsaktivtäten
zu feucht gewesen sein könnte.
Die Paläo-Seen selbst sind
durch verschiedene Fernerkun-
dungsdaten recht genau definier-
bar und bieten ein gutes Beispiel
dafür, dass die querschnittliche Betrachtung unter-
schiedlicher Daten in der Zusammenschau eine recht
genaue Rekonstruktion historischer Landschaftsele-
mente ermöglicht.
So sind die beiden ehemaligen Seeflächen bereits
im panchromatischen Satellitenbild als helle Berei-
che auszumachen. Die mangelnde spektrale Diffe-
renzierung würde jedoch hier noch unterschiedliche
Interpretationen dieser hellen Flächen erlauben. Die
Betrachtung mit Hilfe multispektraler Satellitenauf-
nahmen jedoch ergibt vor allem in den folgenden
Spektralbändern eine bemerkenswerte Differenzie-
rung: Im mittleren (grün-gelben) optischen Spektral-
bereich (560 nm) sind die Flächen klar aufzufassen
(Abb. 4a), im Infrarotbereich (2200 nm) ist ihre
Reflektionsfähigkeit jedoch deutlich herabgesetzt
(Abb. 4b). Dies ähnelt der spektroskopischen Signa-
tur von Carbonaten (hierbei insbesondere dem für
Seekreiden typischen Calciumcarbonat CaCO3).8
Damit liegt die Identifikation der im Satellitenbild
aufzufassenden hellen Oberfläche als Seekreide nahe.
Ein weiteres Argument für die Rekonstruktion
der Flächen als Paläo-Seen bildet die Radarsignatur
in vertikal-horizontaler (vh-)Polarisation (Abb. 4c).
Die klare Umgrenzung der westlichen der bei-
den Flächen im Radarbefund kann (auch minimal
bedeckte) ehemalige Uferwälle andeuten, wie sie
weiter nördlich z.B. bereits für den so genannten
„Ptolemais-Seenarchipel“ im Radarbefund nachge-
wiesen sind.9 Eine Betrachtung der so festgestellten
8 Bishop 2020, 82-84
9 Pachur und Altmann 2006, 222-223
Abb. 3: Umgebung der Siedlungskammer am nördlichen Jebel Nagaschusch im
ALOS-Geländemodell, reduziert auf 295 m – 375 m ü.d.M. (Karte: Jana Eger; Hinter-
grundkarte: © JAXA).
2020 Aus der Archäologie
91
Abb. 4: Paläoseen und Siedlungskammer am nördlichen Jebel Nagaschusch vor dem Hintergrund verschiedener Fernerkund-
ungsdaten – 4a: Sentinel 2 MSI, grün-gelber Farbkanal; 4b: Sentinel 2 multispektral, Infrarot-Farbkanal; 4c: Sentinel 1 SAR,
Polarisation vh; 4d: ALOS-Geländemodell, reduziert auf 295 m – 308 m ü.d.M. (Karten: Jana Eger; Hintergrundkarten 4a-c:
© ESA Copernicus Program; Hintergrundkarte 4d: © JAXA)
Aus der Archäologie MittSAG 31
92
ehemaligen Seeufer im digitalen Geländemodell zeigt
die noch heute vorhandenen Senken, in denen sich
Abflusswasser vom Plateau des Jebel Nagaschusch
gesammelt haben dürfte (Abb. 4d).10
Wie für Fernerkundungsergebnisse generell ty-
pisch, stellt die Datierung der Befunde eine Schwie-
rigkeit dar. Eventuell korrelieren die Fernerkun-
dungsbefunde mit bereits durch Pachur und Alt-
mann unterhalb des Jebel Nagaschusch aufgefassten
Seekreiden (und durch diese rekonstruierten Paläo-
Seen);11 jedoch geben beide Autoren für ihre Beob-
achtungen keine genauen Lageangaben, und eine
Abbildung der Seekreiden legt nahe, dass sich diese
Befunde weiter vom Jebel-Pediment entfernt befan-
den.12 Ungeachtet dessen könnte eine Datierung
der im Fernerkundungsbefund aufgefassten Paläo-
Seen und damit – mittelbar – auch der benachbarten
Siedlungskammer mit anderen, im weiteren Umkreis
geologisch erforschten Paläo-Seen korrelieren. So ist
z.B. in etwa auf gleicher geographischer Breite ca.
250 km weiter westlich in der Nähe des Jebel Tajeru
bei Gureinat ein mindestens bis ca. 5000 v.Chr. was-
serführender Paläo-See nachgewiesen;13 diese geo-
logische Datierung stellt allerdings lediglich einen
terminus post quem für die Austrocknung dar, weil
die obersten, stratigraphisch jüngsten anzunehmen-
den Seekreide-Ablagerungen der Erosion unterwor-
fen waren. Archäologische Funde in der Umgebung
legen vielmehr nahe, dass hier noch weit länger,
bis ca. 2000 v.Chr., Feuchtbedingungen geherrscht
haben könnten.14
Ähnliche Umstände könnten auch für die hier
vorgestellten Paläoseen am Jebel Nagaschusch ange-
nommen werden.
2.2 Hafir östlich des Bir al-Ain
Im Fernerkundungs- und Bodensurveybefund
waren bereits 2017 westlich des Jebel al-Ain mehrere
vermutlich antike Hafire festgestellt worden.15
Nach Ausweitung der Fernerkundung auf weitere
Teile des Erkundungsgebietes konnten weitere was-
serbauliche Anlagen festgestellt werden. Darunter
10 Hierfür wurde ebenfalls das ALOS-Modell verwendet,
allerdings mittels GIS auf eine feinere, dem unmittelbar
umliegenden Geländerelief angepasste Höhendarstellung
(295-308 m ü.d.M.) eingestellt, die die rezente Gelände-
oberkante oberhalb der Senken als Null-Referenzwert
ansetzt.
11 Pachur und Altmann 2006, 252-253
12 Pachur und Altmann 2006, 253 Abb. 2.5.50
13 Hoelzmann, et al. 2010, 245-247
14 Hoelzmann, et al. 2010, 247
15 Eger und Karberg 2019, 134-135
befindet sich ein im hoch aufgelösten panchroma-
tischen Satellitenbild gut erkennbarer Hafir (Abb. 5).
In seiner unmittelbaren Umgebung fehlen jegliche
Spuren menschlicher Tätigkeit, so dass sich die Frage
nach den Urhebern dieses Monumentalwerkes stellt.
Eine Parallel-Situation ist aus der Bayuda in Form
des Hafirs von Bir Bayuda bekannt, wo ein Hafir mit
einem Durchmesser von fast 100 m unsere Aufmerk-
samkeit erregt hatte, in dessen Nähe sich zwar einige
Hüttengrundrisse, aber keine größeren Ansiedlun-
gen finden ließen. Die nächstliegenden archäologis-
chen Befunde zu dem hier vorgestellten Hafir liegen
in mittlerer Entfernung von zwei größeren Befund-
clustern. Ca. 7 km südwestlich liegt die Siedlung
von Bir al-Ain,16 während knapp 15 km nordöstlich
ein dichter Cluster aus Rundhüttensiedlungsplätzen
und Tumuli aufgefasst werden konnte. Eine Kor-
relation des Hafirs mit beiden Fundplätzen bleibt
derzeit noch unklar.
Bei der Betrachtung des Bodenreliefs im Tan-
DEM-X-Geländemodell (s. Abb. 6) wird deutlich,
dass sich der Hafir am Oberlauf der mächtigsten
Abflusszone der weiteren Umgebung befindet. Eine
Aufnahme des Sentinel 2 B-Satelliten im Infrarot-
bereich (Abb. 7) zeigt die Einbindung des Hafirs in
die dendritischen Paläo-Drainagesysteme an diesem
Oberlauf. Auch wenn dies im heutigen Gelände-
bild nur noch schwer auszumachen ist (Abb. 8),
zeigt die Zusammenschau aus Infrarotaufnahme und
Geländemodell, dass sich hier in Perioden stärke-
ren Regenfalls eine signifikante Konzentration von
Oberflächenwasser, das von dem Gipfelplateau in
Richtung Wadi Melek entwässerte, befunden haben
muss. Die Anlage des Hafirs an genau dieser Position
erscheint daher als eine wohl durchdachte Planung.
Die Funktion dieses und anderer wasserbauli-
cher Anlagen an der Südost-Flanke des Jebel al-
Ain und Jebel Nagaschusch kann nach wie vor nur
durch Indizien erschlossen werden. Eine Funktion
als Etappenpunkt für den Verkehr entlang des Wadi
Melek in Richtung Kordofan oder als Versorgungs-
speicher für umherziehende Viehhirten erscheint auf
den ersten Blick denkbar. Da man jedoch davon aus-
gehen kann, dass am Fuße der Schichtstufe nur 2,5
km weiter nordwestlich durch Quellaustritte oder
über Gueltas Wasser ohne vergleichbare Bauleistun-
gen zu beschaffen war, erscheint diese Erklärung
etwas zweifelhaft. Mehr Sinn ergäbe die zumindest
teilweise Nutzung der Hafire im Rahmen von saiso-
nalem Ackerbau: Wasserrückhalteinstallationen in
anderen Gebieten des Sudan erlauben bis heute auf
der in der Regenzeit durchfeuchteten Grundfläche
16 Eger und Karberg 2019, 135-136
2020 Aus der Archäologie
93
Abb. 5: Grundriss des Hafirs östlich Bir al-Ain (Karte: Jana
Eger; Hintergrundkarte: © Google; © Maxar Technologies
(2020)).
Abb. 6: Hafir östlich Bir al-Ain vor dem Hintergrund des
TanDEM-X-basierten Geländemodells (Karte: Jana Eger;
Hintergrundkarte: © DLR TerraSAR/TanDEM-X Program).
Abb. 7: Weitere Umgebung des Hafirs vor dem Hintergrund
einer Aufnahme des Satelliten Sentinel 2 MSI, Infrarot-Farb-
kanal (Karte: Jana Eger; Hintergrundkarte: © ESA Coperni-
cus Program).
Abb. 8: Nähere Umgebung des Hafirs vor dem Hintergrund
einer Aufnahme des Satelliten Sentinel 2 MSI, Infrarot-Farb-
kanal (Karte: Jana Eger; Hintergrundkarte: © ESA Coperni-
cus Program)
Aus der Archäologie MittSAG 31
94
die kurzzeitige Anlage von Gemüsefeldern.17 Aus
diesem Grund ist ein saisonaler, eng mit der Vieh-
wirtschaft verzahnter Ackerbau als weiterer mögli-
cher Verwendungszweck der Hafire denkbar.18 Die
Geröll- und Schuttflächen direkt am Jebel al-Ain,
wo Oberflächenwasser bei Regenperioden kon-
zentriert genutzt werden konnte, wären von ihrer
Bodenbeschaffenheit her nur wenig für eine acker-
bauliche Nutzung geeignet. Die Schwemmflächen
im Bereich der Abflusszone boten dafür zwar auch
nicht ideale, aber für die Verhältnisse eines Wüsten-
raumes sehr viel eher geeignete Bedingungen. Eine
Wasserspeicherung in unmittelbarer Nähe zu diesen
Böden hätte daher den Aufwand zur Errichtung der
Hafire eher gerechtfertigt. Es erscheint bemerkens-
wert, dass alle bislang im Bereich des Jebel al-Ain
dokumentierten Hafire zwei unterschiedliche Ein-
und Auslauföffnungen, eine jeweils ähnliche Lage
bezüglich des Oberflächenwassers, sowie insbeson-
dere eine relativ einheitliche Größe aufweisen, was
zumindest auf ein gewisses Maß zentraler Planung
dieser Anlagen schließen lässt.19
17 So z.B. noch heute in der Nähe des Bir Merwa im Wadi
Abu Dom.
18 Karberg 2017
19 Die Frage, ob Hafirbauten Zeugnisse zentraler Admin-
istration darstellen oder aber durch lokale Gruppen als
Reaktion auf spezifische örtliche Bedürfnisse autonom
geplant und errichtet wurden, wird derzeit kontrovers
diskutiert. Dabei vertritt z.B. Petra Weschenfelder ten-
denziell etatistische (Weschenfelder, 2014), Thomas
Scheibner hingegen kommunitaristische Ansätze (Scheib-
ner, 2014). Das relativ einheitliche Design der hier vorges-
tellten Hafire im nördlichen Kordofan, insbesondere die
Über eine Datierung bzw.
weiter gehende kulturelle
und/oder sozioökonomische
Einordnung dieser Bauten
kann im Augenblick nur spe-
kuliert werden. Es erscheint
jedoch bemerkenswert, dass
auch dieser Hafir (wie auch
die im Westen des Jebel al-Ain
gelegenen)20 in ihrer Bauwei-
se und Lage im Gelände eine
signifikante Ähnlichkeit zu
vergleichbaren Anlagen auf-
weisen, die in der Keraba bzw.
Butana für gewöhnlich in die
meroitische Zeit datiert21 und
wiederholt mit einer gelenkten
Planung durch eine zentrale
Administration in Verbindung
gebracht werden.22 Andere bis-
lang in Kordofan (jedoch in der
Regel weiter südlich) archäologisch dokumentierten
Hafire weisen eine deutlich abweichende Bauweise
auf.23 Diese Auffassung wurde auch durch die Doku-
mentation kleinerer Hafire mit vollständig anderer
Bauweise und abweichender Zu- und Abflusskon-
zeption im Bereich des oberen Wadi Melek (südlich
des Untersuchungsgebietes) bestätigt.24
2.3 Ringmauern am Jebel Awadun
Südöstlich der Schichtstufe von Jebel al-Ain und
Jebel Nagaschusch liegt der Jebel Awadun, ein weit-
läufiger Zeugenberg. Hier sind ebenfalls zahlreiche
archäologische Befunde im Satellitenbild auszuma-
chen. Bemerkenswert sind dabei mehrere größere,
teilweise geschlossene, teilweise halb offene Ring-
mauern (Abb. 9). Was diese Mauern einfrieden, ist
derzeit noch unklar: Zwar finden sich im weiteren
Umfeld um diese Strukturen herum diverse weitere
archäologische Befunde (Rundhüttengrundrisse und
bei individueller Planung schwer zu erklärenden ähnli-
chen Abmessungen, lässt nach dem derzeitigen Stand der
Forschungen eher auf eine zentrale Planung schließen.
Hier besteht allerdings noch weiterer Forschungsbedarf.
20 Eger und Karberg 2019
21 Hinkel 2015, 115-117
22 Hinkel, 1991, p. 47; Weschenfelder 2014
23 Hinkel 2015; interessanterweise sind sowohl die hier
genannten Hafire rund um den Jebel al-Ain als auch der
zu Vergleichszwecken oben genannte Hafir in der Nähe
des Bir Bayuda Marion Hinkel in ihrem Standardwerk
unbekannt geblieben.
24 Elmirghani und Drzewiecki 2011
Abb. 9: Einfriedung am Jebel Awadun (Karte: Jana Eger; Hintergrundkarte: © Google;
© Maxar Technologies (2020)).
2020 Aus der Archäologie
95
Tumuli), jedoch bislang nicht innerhalb der umfrie-
deten Bereiche. Sowohl Datierung als auch Funktion
der Ringmauern bleiben daher beim gegenwärtigen
Stand der Forschungen noch ungeklärt. Eine gewis-
sen Ähnlichkeit der Ringstrukturen (und ihrer Lage
im Gelände in Hanglagen auf steinigen, leptosolen
Böden) mit den Ringmauern von Zankor25 ist zwar
gegeben, kann aber auch auf Zufällen beruhen und
weist nicht notwendigerweise auf einen strukturel-
len Zusammenhang hin. Eine Erkundung, ob sich
auch bei den Ringmauern am Jebel Awadun (wie in
Zankor) innerhalb der Einfriedungen Siedlungsspu-
ren finden lassen, die im Satellitenbild nicht aufzufas-
sen sind, erscheint daher vielversprechend.
Hinsichtlich der vorliegenden Fernerkundungs-
daten erscheint eher die Einbindung in die umge-
bende Landschaft bemerkenswert. Westlich des Jebel
Awadun scheint auf den ersten Blick ein Gunstraum
zu liegen. Ähnlich wie oben (Abschnitt 2.1) für den
nördlichen Abhang des Jebel Nagaschusch gezeigt,
sind hier einige Paläo-Seeböden nachzuweisen. Im
multispektralen Satellitenbild weist die Differenz
zwischen dem grün-gelben Spektralbereich (560 nm)
25 Gratien, et al. 2013, Pl. 47
und einer Infrarotaufnahme (2200 nm), wie auch
bereits bei den Paläoseen am Jebel Nagaschusch, auf
das Vorhandensein von Seekreide-Ablagerungen an
der Geländeoberfläche hin (Abb. 10a). Der Vergleich
mit dem ALOS-Geländemodell zeigt hier, von den
bisherigen Beispielen abweichend, eine deutlich grö-
ßere Senke an (Abb. 10b), was mit der Einordnung
der dortigen Bodenbildung als „Eutric Fluvisol“
im Soil Atlas of Africa korrespondiert.26 Die lim-
nischen Ablagerungen in diesem Bereich dürften
also während der für die Formation der heutigen
Geländeoberkante verantwortlichen Pluvialperiode
deutlich ausgedehnter gewesen sein als etwas weiter
nördlich am Jebel Nagaschusch.
Die Vergesellschaftung der archäologischen Be-
funde mit den Landschaftsmerkmalen weist jedoch
zu den beiden anderen, zuvor vorgestellten Fall-
beispielen in eine gänzlich andere Richtung. Die
Orientierung der meisten archäologischen Befunde
in diesem Bereich, insbesondere der weitgreifenden
Ringmauerstrukturen, ist gerade nicht auf diesen
möglichen Gunstraum, sondern klar an der Pedi-
mentkante des Jebel Awadun sowie einer unmittel-
26 Jones, et al. 2013, 94
Abb. 10: Weitere Umgebung der Einfriedung an der Südspitze des Jebel Awadun mit diversen archäologischen Befunden – 10a: vor
dem Hintergrund einer Aufnahme des Satelliten Sentinel 2 MSI, gelb-grüner Farbkanal; 10b: vor dem Hintergrund des ALOS-
Geländemodells (Karten: Jana Eger; Hintergrundkarte 10a: © ESA Copernicus Program; Hintergrundkarte 10b: © JAXA).
Aus der Archäologie MittSAG 31
96
bar von diesem ausgehenden Fließrinne ausgerichtet,
teilweise sogar in der dem Gunstraum abgewandten
Hanglage angelegt. Dies lässt den Schluss zu, dass
zum Zeitpunkt der Errichtung dieser Strukturen
Oberflächenwasser, das unmittelbar an der Plateau-
kante austrat (Gueltas bzw. kleinräumige Quellen),
offenbar eine wichtigere Rolle spielte als Wasser
in längeren Drainagesystemen (Khors) oder Paläo-
seen. Ob dies auf funktionale oder chronologische
Gründe (oder eine Kombination aus beiden) zurück
geht, muss jedoch dahingestellt bleiben, bis die Ring-
mauerstrukturen einer eingehenderen Erforschung
unterzogen werden können.
3. Schlussfolgerungen
Die Arbeiten mit Satellitenbildmaterial in Nord-
Kordofan zeigten, dass aus der Synopse verschie-
dener Daten ein erhebliches Maß an Informationen
generiert werden kann, die über eine reine Identifika-
tion von Einzelbefunden aus panchromatischen Auf-
nahmen weit hinaus gehen. Verteilungsmuster von
verschiedenen Befunden sowie deren Einbindung
in landschaftliche Strukturen erlauben Rückschlüsse
auf deren Datierung und sozio-ökonomische Ein-
ordnung. Dies gilt z.B. für die oben erwähnten Hafi-
re, deren Position im Gelände eine agrikulturelle oder
zumindest gemischte Nutzung wahrscheinlicher
erscheinen lässt als eine reine Funktion als Tränke
von Vieh im Zuge pastoraler Wirtschaft oder für Tra-
getiere von Karawanen. Hinsichtlich der Datierung
ist zwar keine absolute Aussage möglich, jedoch
zumindest die Einschätzung, dass die derzeitigen
klimatischen Bedingungen keine sinnvolle Nutzung
dieser Hafire ermöglichen würden. Ihre Errichtung
und Nutzung dürften daher in eine Zeit zu datieren
sein, in der wahrscheinlich signifikant günstigere
klimatische Bedingungen vorlagen als in rezenter
Zeit. Paläoklimatologische Untersuchungen in der
regionalen Umgebung legen solche Verhältnisse in
erster Linie für die Pluvial- und Subpluvialperioden
vom Neolithikum bis ins 2. Jht. v.Chr. nahe.27
Hier zeigt sich jedoch auch eine mögliche Pro-
blematik der Datierung von archäologischen Befun-
den aus durch Fernerkundung erschlossenen Land-
schaftselementen mit Hilfe paläoklimatologischer
Indikatoren. Für die Entwicklung paläoklimatolo-
gischer Modelle spielen nicht nur bodenkundlich
und geologisch, sondern auch archäologisch (und
archäo-zoologisch) erhobene Daten eine wichtige
27 Pachur und Altmann 2006, 545ff.
Rolle.28 Die Nutzung der durch Fernerkundung
gewonnenen und publizierten archäologischen
Daten als (kultur- aber auch klimageschichtliche)
Proxys in weiter führende Folgestudien, die die vor-
handene Literatur und öffentlich zugängliche For-
schungsrohdaten auswerten, stellt bei aller Nütz-
lichkeit solcher immer beliebter werdender Studien
daher ein Problem dar. Die Herleitung z.B. von
Datierungen aus paläoklimatologischen Modellen
muss daher hinreichend deutlich gemacht werden,
um keine Grundlage für selbstverstärkende, tauto-
logische Argumentationsketten zu liefern.
Bereits in früheren Veröffentlichungen wurde
dargelegt, wie durch die strukturell bedingte gerin-
ge Sichtbarkeit einzelner Befundgruppen (z.B. cleft
burials) ganze chronologische Epochen regelrecht
„unsichtbar“ bleiben können, wenn in der archäo-
logischen Datenerhebung ausschließlich auf Fern-
erkundungsergebnisse zurückgegriffen wird.29
Auch hier bergen Folgestudien, besonders auf Basis
öffentlich zugänglich gemachter Forschungsrohda-
ten, daher das Risiko von Fehlschlüssen hinsichtlich
der Besiedlungsgeschichte einzelner Regionen.
Aus diesem Grund ist im Regelfall archäologische
Fernerkundung lediglich Ergänzung zu und nicht
Ersatz für bodengebundene Surveymethoden.30 In
verschiedenen möglichen Szenarien, so z.B. infol-
ge politischer Instabilität oder auch der derzeitigen
weltweiten Einschränkungen in Folge der Corona-
Pandemie, ist jedoch die Arbeit im Gelände zeitweise
nicht möglich. In solchen Fällen muss mit der Tat-
sache umgegangen werden, dass Datengewinnung
und -analyse lediglich durch Fernerkundung sowie
Erschließung von Sekundärquellen möglich ist.31
Auch aus solchermaßen eingeschränkten Quellen
und Rohdaten ist durchaus die Ableitung komple-
xer Schlussfolgerungen möglich, solange bei der
Auswertung die strukturellen Schwierigkeiten der
Daten eingehend berücksichtigt werden. Besondere
Vorsicht ist in diesem Fall geboten, wenn die Daten
nicht nur durch das ursprüngliche Forschungs-
projekt ausgewertet werden, sondern prozessierte
Rohdaten innerhalb der Fachöffentlichkeit weiter
genutzt werden. Hierbei muss nicht nur für eine
stabile und nachvollziehbare Datenstruktur und
-speicherung Sorge getragen werden, sondern auch
dafür, dass wesentliche Informationen über die Erhe-
bungsmethodik (und ihren Einfluss auf die Auswahl
28 Hoelzmann, et al. 2010, 547
29 Eger 2018, 877-878
30 Albertz 2007, 157
31 Ein besonders gelungenes Beispiel hierfür stellen die
Fernerkundungsarbeiten von Jutta Häser zur Siedlungs-
archäologie Darfurs dar (Häser 2000).
2020 Aus der Archäologie
97
der Dateninhalte) im Archivierungsprozess nicht
verloren gehen.
Grundsätzlich ist es selbstverständlich sehr zu
begrüßen, dass die Auswertung nicht nur der publi-
zierten Forschungsmeinung, sondern auch der dieser
zugrunde liegenden Forschungsrohdaten auch im
Rahmen von Folgestudien, die an der ursprünglichen
Datenerhebung nicht beteiligt waren, einen immer
breiteren Raum einnimmt.32 Die Tatsache, dass die
Analyse von Rohdaten ohne hinreichende Berück-
sichtigung der Umstände ihrer Gewinnung hohe
Risiken hinsichtlich falscher Schlussfolgerungen mit
sich bringen kann, erfordert allerdings eine beson-
ders sorgfältige und methodenkritische Dokumen-
tation der Datenerhebung, wie unter anderem am
Beispiel archäologischer Fernerkundung mit ihren
spezifischen Vor- und Nachteilen prägnant gezeigt
werden kann.
Literatur
Albertz, J. Einführung in die Fernerkundung - Grundlagen
der Interpretation von Luft- und Satellitenbildern. 3.
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2007.
Bishop, J. L. „Visible and Near-Infrared Reflectance Spec-
troscopy.“ In Remote Compositional Analysis. Techni-
ques for Understanding Spectroscopy, Mineralogy, and
Geochemistry of Planetary Surfaces, edited by J. L.
Bishop, J. F. Bell and J. E. Moersch, 68-101. Cambridge:
Cambridge University Press, 2020.
Dittrich, A., K. Gessner, and B. Gabriel. „A Mesolithic
occupation site near Umm Klait at the Fourth Nile
Cataract, Sudan.“ In Proceedings of the Second Inter-
national Conference on the Archaeology of the Fourth
Nile Cataract: Berlin, August 4th - 6th, 2005, edited
by C. Näser and M. Lange, 43-52. Wiesbaden: Har-
rassowitz, 2007.
Eger, J. „Archäologische Fernerkundung im Sudan – Ver-
gangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ Wanderer in
der Wüste. Zum 80. Geburtstag von Baldur Gabriel.
Der antike Sudan. MittSAG - Sonderheft 2, edited by
T. Karberg and J. Eger, 21-28. Berlin, 2017.
Eger, J. „Archaeological Satellite Imagery-Based Remote
Sensing in the Bayuda and the Western Sudan.“ In
32 Zumal die öffentliche Nutzbarmachung der im Rahmen
von Forschungsprojekten erhobenen Rohdaten mittler-
weile auch durch Förderinstitutionen wie z.B. der DFG
als Geldgeber des SPP „Entangled Africa“ gefordert und
gefördert, und zu diesem Zweck der Aufbau von ein-
heitlichen Forschungsdateninfrastrukturen vorangetrie-
ben wird (s. die im Jahre 2015 durch die DFG beschloss-
enen und veröffentlichten „Leitlinien zum Umgang mit
Forschungsdaten“).
Nubian Archaeology in the XXIst Century. Proceedings
of the Thirteenth International Conference for Nubian
Studies, Neuchâtel, 1st-6th September 2014, edited by
M. Honegger, 873-878. Leuven: Peeters, 2018.
Eger, J., and T. Karberg. „Neue Forschungen in Nord-
Kordofan. Vorbericht über die Feldkampagnen des
InterLINK-Projektes der Jahre 2017 und 2018.“ Der
antike Sudan. MittSAG 30, 2019: 131-146.
Elmirghani, A., and M. Drzewiecki. Archaeological Survey
in the Sodiri Region, 2011. Preliminary Report. Sodiri:
unpubliziert, 2011.
Gratien, B., R.-P. Dissaux, J. Evrard, S. Marchi, G. Nogara,
and D. Usai. Abou Sofyan et Zankor. Prospections dans
le Kordofan occidental (Soudan). Villeneuve d’Ascq:
Presses Universitaires du Septentrion, 2013.
Häser, J. Siedlungsarchäologie in der Jebel-Marra-Region
(Darfur/Sudan) - Archäologischer Einsatz von Ferner-
kundungsdaten im Sahelgebiet. Internationale Archäo-
logie 55. Rahden/Westf.:VML, 2000.
Hinkel, M. Die Hafire im Sudan. The archaeological map
of the Sudan Supplement 2. Bonn: Habelt, 2015.
Hinkel, M. „Hafire im antiken Sudan”. Zeitschrift für
Ägyptische Sprache und Altertumskunde 118, 1991:
32-47.
Hoelzmann, P., A. Schwalb, N. Roberts, P. Cooper, and
A. Burgess. „Hydrological response of an east-Saharan
palaeolake (NW Sudan) to early-Holocene climate.“
The Holocene 20.4, 2010: 537–549.
Jones, A., et al., Soil Atlas of Africa. Luxemburg: Publica-
tions Office of the European Union, 2013.
Karberg, T. „Cattle in the Meroitic Hinterland Exempli-
fied by Archaeological Record from Musawwarat es
Sufra.“ In The Fifth Day for Nubian Studies, edited
by E. Fantusani and M. Baldi, 105-116. Rom: Scienze
e Lettre, 2017.
Pachur, H.-J., and N. Altmann. Die Ostsahara im Spät-
quartär. Ökosystemwandel im größten hyperariden
Raum der Erde. Berlin: Springer, 2006.
Ray, J. “One commercial Earth-imager deferred in favor
of another.” 04.02.2013. https://spaceflightnow.com/
news/n1302/04geoeye2/ (Zugriff 09.07.2020).
Scheibner, T. „Entstehung, Ursprung und Nutzung – Die
Hafire in Musawwarat es-Sufra und in der Keraba als
Wirtschaftsbauten.“ In Ein Forscherleben zwischen den
Welten. Zum 80. Geburtstag von Steffen Wenig. Der
antike Sudan. MittSAG - Sonderheft 1, edited by A.
Lohwasser and P. Wolf, 299-322. Berlin: Sudanarchäo-
logische Gesellschaft zu Berlin e.V., 2014.
Schreier, G. „Opportunities by the Copernicus Program
for Archaeological Research and World Heritage Site
Conservation.“ In Remote Sensing for Archaeology and
Cultural Landscapes. Best Practices and Perspectives
Across Europe and the Middle East, edited by D. G.
Hadjimitsis, et al., 3-18. Berlin: Springer, 2020.
Aus der Archäologie MittSAG 31
98
Weschenfelder, P. „Who gets the lion’s share? Thoughts
on Meroitic water management and its role in royal
legitimization.“ In Ein Forscherleben zwischen den
Welten. Zum 80. Geburtstag von Steffen Wenig. Der
antike Sudan. MittSAG - Sonderheft 1, edited by A.
Lohwasser and P. Wolf, 335-350. Berlin, 2014.
Wessel, B. „TanDEM-X Ground Segment DEM Products
Specification Document.“ Vol. 3. no. 2. Oberpfaffen-
hofen, 2018.
Abstract
Due to the difficulties and limitations induced by
the COVID-19 pandemic, no fieldwork was con-
ducted in the spring 2020 season. Instead, remote
sensing activities were extended beyond the previ-
ously planned area. It included the eastern part of
the Jebel Nagashush as well as the Jebel Awadoun.
Some examples of the remote sensing results are:
First, a settlement cluster at the pediment of the Jebel
Nagashush, closely connected to two palaeo-lakes,
which indicate some connection of the settlement
cluster to a pluvial period. Second, east of Bir al-Ain,
remains of an hafir were discovered, indicating rain-
water harvesting for – most probably – agricultural
purposes, and at least some amount of centralized
planning and therefore administration above the
local level. Third, around the Jebel Awadoun, some
large walled enclosures, maybe in some way con-
nected to the massive walled settlements of Zankor
and Abu Sufyan.
... The latter often described sites as palimpsests of evidence dating to different epochs up to today, as in the case of Al Khiday (south of the Khartoum-Omdurman conurbation) [11][12][13] or the Abu Hamed district (4th cataract of the Nile) [14,15], where countless and vastly diachronic burials are stratified at the very same localities. On the contrary, regions far from the Nile Valley remained, until recently, relatively unexplored due to generally lesser academic interest and lack of infrastructure [10,16]. Nonetheless, they are prone to destruction caused by conflicts and land mismanagement like many other more famed North-African sites [17][18][19]. ...
Article
Full-text available
Funerary landscapes are eminent results of the relationship between environments and superstructural human behavior, spanning over wide territories and growing over centuries. The comprehension of such cultural palimpsests needs substantial research efforts in the field of human ecology. The funerary landscape of the semi-arid region of Kassala (Eastern Sudan) represents a solid example. Therein, geoarchaeological surveys and the creation of a desk-based dataset of thousands of diachronic funerary monuments (from early tumuli up to modern Beja people islamic tombs) were achieved by means of fieldwork and remote sensing over an area of *4100 km 2. The wealth of generated information was employed to decipher the spatial arrangement of sites and monuments using Point Pattern Analysis. The enormous number of monuments and their spatial distribution are here successfully explained using, for the first time in archaeology, the Neyman-Scott Cluster Process, hitherto designed for cosmology. Our study highlights the existence of a built funerary landscape with galaxy-like aggregations of monuments driven by multiple layers of societal behavior. We suggest that the distribution of monuments was controlled by a synthesis of opportunistic geological constraints and cultural superstructure, conditioned by the social memory of the Beja people who have inhabited the region for two thousand years and still cherish the ancient tombs as their own kin's.
Article
Full-text available
Published in "Der Antike Sudan". MittSAG Sonderheft 2017, 21-28
Article
Full-text available
We present a palaeolimnological record in western Nubia (NW Sudan, eastern Sahara) isolated from large-scale artesian systems and thus reflecting hydrological changes resulting from local rainfall. Past changes in lake water chemistry and water depth are interpreted by combining results from biological indicators (diatoms, ostracodes and charophytes) with geochemical and stable oxygen and carbon isotope data. Palaeolake Gureinat existed from ~10.9 cal. ka BP until at least 7.1 cal. ka BP and is devided into five lake phases. For the first two millennia the lake was shallow and fluctuating salinity conditions prevailed (500 to 3000 μS/cm). After ~8.7 cal. ka BP, the lake level rose, waters became fresh to oligosaline, and the lake had a minimum depth of at least 8 m. Both transgressive and stable lake phases were punctuated by at least three drops in lake level with complete desiccation at around 10.9 and 8.9 cal. ka BP. The third of these regressions may be coeval with the 8.2 ka climatic event. Sediments younger than 7.1 cal. ka BP representing the mid-Holocene fading of the wet phase were removed by deflation. This record shows that lakes in the eastern Sahara registered short-term climatic events, as long as they were isolated from large-scale artesian groundwater systems. Consequently, even in this continental region, early-Holocene climatic fluctuations affected water levels and salinities of hydrologically isolated lake systems.
Chapter
Remote Compositional Analysis - edited by Janice L. Bishop November 2019
Book
Die Ostsahara ist der größte hyperaride Raum der Erde. Die Forschungen zeigen, dass in den letzten ca. 13.000 Jahren ein geradezu dramatischer Klimawandel abgelaufen ist. Die Rekonstruktion der ostsaharischen Geoökosysteme auf der Basis von geomorphologisch-paläohydrographischen, sedimentologischen und paläozoologischen Befunden führt zu überraschenden Ergebnissen. Beispielsweise erweisen sich einige schwer zugängliche Syneklisen der Ostsahara während der früh- bis mittelholozänen Feuchtphase als bedeutende Wasserdampfquellen. Die Existenz von fischreichen Süßwasserseen und ausgedehnten Sümpfen im Inneren des Kontinents führte zu einem rückgekoppelten System mit niederschlagsauslösendem Effekt und Grundwasserbildung. Paläodrainagesysteme hoben den endorheischen Status auf; sie bildeten Migrationsbahnen für äthiopide Großsäuger und neolithische Ethnien. Der Widerspruch zwischen der heutigen Aridität und der Tatsache eines Grundwasserexports aus den großen Becken der Ostsahara an die nordafrikanische Küste wird vor dem Hintergrund der geologischen und paläoklimatischen Entwicklung diskutiert.
Einführung in die Fernerkundung -Grundlagen der Interpretation von Luft-und Satellitenbildern. 3. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
  • J Albertz
Albertz, J. Einführung in die Fernerkundung -Grundlagen der Interpretation von Luft-und Satellitenbildern. 3. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2007.
A Mesolithic occupation site near Umm Klait at the Fourth Nile Cataract, Sudan
  • A Dittrich
  • K Gessner
  • B Gabriel
Dittrich, A., K. Gessner, and B. Gabriel. "A Mesolithic occupation site near Umm Klait at the Fourth Nile Cataract, Sudan." In Proceedings of the Second International Conference on the Archaeology of the Fourth Nile Cataract: Berlin, August 4th -6th, 2005, edited by C. Näser and M. Lange, 43-52. Wiesbaden: Harrassowitz, 2007.
Neue Forschungen in Nord-Kordofan
  • J Eger
  • T Karberg
Eger, J., and T. Karberg. "Neue Forschungen in Nord-Kordofan. Vorbericht über die Feldkampagnen des InterLINK-Projektes der Jahre 2017 und 2018." Der antike Sudan. MittSAG 30, 2019: 131-146.
Archaeological Survey in the Sodiri Region
  • A Elmirghani
  • M Drzewiecki
Elmirghani, A., and M. Drzewiecki. Archaeological Survey in the Sodiri Region, 2011. Preliminary Report. Sodiri: unpubliziert, 2011.