Content uploaded by Philipp Schulz
Author content
All content in this area was uploaded by Philipp Schulz on Feb 22, 2021
Content may be subject to copyright.
221
Dissertationen, Staatsexamens- und Masterarbeiten
Zwischen „Sharing Economy“ und „Platform Urbanism“ – Die Bedeutung
von Airbnb für die Stadtentwicklung am Beispiel von Berlin und Heidelberg
Masterarbeit von Philipp Schulz im Januar 2019
Der aktuelle Trend der Sharing Economy wird seit den vergangenen
Vielmehr ist die Sharing Economy inzwischen auch im Alltag vieler
Menschen angekommen, die sich entweder praktisch mit ihr beschäf-
-
dem Konzept an sich kritisch gegenüberstehen und die Entwicklungen
mit einer gewissen Skepsis verfolgen.
-
rend die verschiedenen Auswirkungen aus einer wirtschaftsgeogra-
phischen Perspektive und unter dem Fokus der Tourismusforschung
bereits gut untersucht wurden, sind sozial- und stadtgeographische
Aspekte bisher nur wenig thematisiert worden. So konnten beispiels-
weise et al. (2017) sowie et al. (2016) die zunehmen-
de Konkurrenzsituation zwischen klassischen Hotelbetrieben und der
vermeintlich nur temporären Vermietung privaten Wohneigentums
im Zusammenhang mit dem Wohnungsmarkt aufgezeigt, wobei be-
stimmte Preissteigerungen bei langfristigen Mietverhältnissen auf die
Aktivitäten von Airbnb zurückzuführen sind ( et al. 2018;
& -
Rahmenbedingungen abhängig sind.
dass die Auswirkungen von Airbnb für den Bereich der Stadtplanung
und der Stadtentwicklung bisher unterrepräsentiert sind und vor dem
-
waltungen genauer beleuchtet werden müssen. Die Arbeit geht daher
Vertreter der Sharing Economy für die Stadtplanung und die Stadtge-
Frage bilden dabei die Konzepte der Sharing Economy und des Plat-
-
gebungen leisten und als Grundlage dazu dienen, städtische Anpas-
222 Abschlussarbeiten
-
(2015) jedoch als eine Form
-
men das Zusammenspiel verschiedener Akteure sowie das Verhältnis
-
-
-
chen ( 2017), da neue Vorstellungen des gesellschaftlichen
-
-
-
das Charakteristikum der besonderen Marktdynamiken mit einer vor-
herrschenden Tendenz zu sogenannten Winner-takes-all-Märkten, da
Airbnb inzwischen nachweislich eine marktbeherrschende Stellung
eingenommen hat.
In der Literatur konnte sich auch mit Blick auf die Sharing Economy
-
stände anderen Personen meist über das Internet zugänglich gemacht
werden, wodurch diese Güter nicht mehr von allen Personen gleicher-
-
seren Auslastung der Ressourcen, wobei ein nachhaltigeres Wirtschaf-
ten dadurch erzielt wird, dass das Teilen geringere Kosten gegenüber
den Akt des Teilens, der mit einer sehr positiven Konnotation belegt ist.
Die weitgehend akzeptierte Zuschreibung von Airbnb zum Dunstkreis
der Sharing Economy ist jedoch kritisch zu hinterfragen. Während eine
mag, zeigen sich bei den zugrundeliegenden Handlungslogiken heute
-
hin auf seinen Gründungsmythos und eine soziale Bewegung beruft,
die den kollektiven Zugang zu Ressourcen gegenüber dem individuel-
Abbildung (Abb. 1), in der die in den Zeitungsartikeln dominierenden
Zuschreibungen dargestellt sind. Ein dominierender Diskursstrang
wurde immer dann angenommen, sobald eine der beiden gegenüber-
Abb. 1: Dominierende Diskursstränge bei der Beschreibung von Airbnb
223
Dissertationen, Staatsexamens- und Masterarbeiten
konnte. Während sich die Sichtweise auf Airbnb und die Sharing Eco-
nomy in einigen Fällen fundamental geändert hat, kann bei anderen
Kombinationen kein dominierender Diskursstrang (mehr) festgestellt
gewonnen hat.
Das Fehlen der ursprünglich propagierten Werte – darunter Gemein-
schaft und Authentizität – zeigt sich in den beiden Beispielstädten
Berlin und Heidelberg dadurch, dass die Auswirkungen von Airbnb
inzwischen auch Fragestellungen des gesellschaftlichen Miteinanders
Touristen und Einheimischen hingewiesen werden, welche von viel-
dies erstens den von den Touristen ausgehenden Lärm, zweitens die
abnehmende Gemeinschaftsgefühl, das einer sozialen Distanziertheit
zwischen einer Mikroebene der Hausgemeinschaften und einer Mak-
-
mende Vermietung von Ferienwohnungen in Wohnhäusern gefährdet
die nachbarschaftliche Achtung und das Sicherheitsgefühl, das durch
soziale Kontrollmechanismen unter sich gegenseitig bekannten Akteu-
-
sehen werden, dass die eigene Wohnung nicht mehr als der private
darstellt. Auf der Makroebene führt Airbnb gerade in Berlin zu einer
Veränderung der Kieze, die besonders stark von Touristen frequentiert
werden. Dies überformt die gewachsenen gesellschaftlichen Struktu-
ren.
Aus einer stadtentwicklungspolitischen Sicht muss daher dafür Sor-
ge getragen werden, dass diese Strukturen auch weiterhin erhalten
bleiben und die touristischen, wie auch die stadtgesellschaftlichen
den Zweckentfremdungsverboten in Berlin und Heidelberg bereits
224 Abschlussarbeiten
rechtliche Rahmenbedingungen zur Regulierung von Airbnb beste-
hen, stellen die neuartigen, durch die Digitalisierung hervorgerufenen
Entwicklungen die klassischen Planungsinstrumente und Aushand-
lungsprozesse vor neue Herausforderungen. Die monothematischen
strukturelle Neuausrichtung der Zuständigkeiten an Wirksamkeit ge-
winnen. In diesem Zusammenhang lassen sich einige Punkte ableiten,
-
zu zählen:
-
nomischer Aspekte,
-
bildung,
die Etablierung einer umfassenden Governance-Struktur sowie
Literatur:
hp://www.citiesplusdata. com/
platform-urbanism
, K., , E. & , D. (2018): The Sharing Economy and Housing Af-
fordability: Evidence from Airbnb. Online unter: hps://ssrn.com/abstract=3006832-
ter Abruf: 16.1.2019).
, K. & , M. (2017): Is home sharing driving up rents? Evidence from Airbnb
in Boston. In: Journal of Housing Economics, 38. S. 14–24.
, A., , N., , A., , C. & , S. (2016): Airbnb: Exciting in-
novation or passing fad? In: Tourism Management Perspectives, 20. S. 228–237.
, G., , D. & , J. (2017): The Rise of the Sharing Economy: Estimating
the Impact of Airbnb on the Hotel Industry. In: Journal of Marketing Research, 54 (5).
S. 687–705.
Deriving indicators for Points of Interest and analyzing mixed activities
in urban areas
Masterarbeit von Tahira Ullah im Februar 2019
Betreuer: Prof. Dr. Alexander Zipf
Einführung und Forschungsfragen
In der Vergangenheit wurde in der Stadtplanung vor allem der Grund-
-
gen miteinander zu trennen. Aktuelle Stadtplanungsprogramme, die
eine Reduzierung des Verkehrs zum Ziel haben, betonen jedoch die
funktionale Heterogenität. Eine ausgewogene Mischung verschiedener
Funktionen trage zu belebten städtischen Räumen bei und verbessere
die Verkehrsverhältnisse in Städten ( et al. 2004; 2002).