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Mobiles Eye-Tracking im Unterricht - Analyse der visuellen Aufmerksamkeit von Lehrpersonen zur Förderung professioneller Unterrichtswahrnehmung

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Abstract

Videoaufnahmen von (Hoch-)Schulunterricht bieten Lehrpersonen wichtige Lerngelegenheiten zur Förderung ihrer professionellen Unterrichtswahrnehmung. Herkömmliche Videografie aus der Außenperspektive ermöglicht jedoch keine direkten Einblicke in das visuelle Aufmerksamkeitsverhalten. Die dafür notwendige Ich-Perspektive mit eingeblendeten Blickbewegungsdaten liefert das mobile Eye-Tracking. Wir skizzieren hier sieben Phasen eines optimalen Einsatzes dieser Technologie im Unterrichtskontext.
Marco Rüth1, Daniel Zimmermann1 & Kai Kaspar1
Mobiles Eye-Tracking im Unterricht
Analyse der visuellen Aufmerksamkeit von Lehrpersonen zur
Förderung professioneller Unterrichtswahrnehmung
Zusammenfassung
Videoaufnahmen von (Hoch-)Schulunterricht bieten Lehrpersonen wichtige Lerngele-
genheiten zur Förderung ihrer professionellen Unterrichtswahrnehmung. Herkömmli-
che Videograe aus der Außenperspektive ermöglicht jedoch keine direkten Einblicke
in das visuelle Aufmerksamkeitsverhalten. Die dafür notwendige Ich-Perspektive mit
eingeblendeten Blickbewegungsdaten liefert das mobile Eye-Tracking. Wir skizzieren
hier sieben Phasen eines optimalen Einsatzes dieser Technologie im Unterrichtskontext.
Schlagworte: Mobiles Eye-Tracking, professionelle Unterrichtswahrnehmung, visuelle
Aufmerksamkeit, videobasiertes Lernen
1. Theoretischer Hintergrund
Lehrpersonen begegnen im Unterricht vielen kritischen Situationen, in denen sie Ent-
scheidungen treen müssen, die den Fortgang des Unterrichtsgeschehens maßgeblich
beeinussen. Ein professioneller Umgang mit solchen Unterrichtssituationen wird im
Lehramtsstudium mithilfe von videograerten Unterrichtssituationen trainiert. Daher
bieten digitale Videodatenbanken für die Lehramtsausbildung großes Potenzial, um
Gelegenheiten zur Reexion fremden und eigenen Unterrichthandelns zu bieten (Gau-
din & Chaliès, 2015). Lehrpersonen werden dabei aus verschiedenen Blickwinkeln ge-
zeigt (Außenperspektive), wodurch die Betrachtenden jedoch keinen Zugang zur Per-
spektive der Lehrkra erhalten (Ich-Perspektive). Bisher gibt es nur wenige Ansätze
dazu, diese Ich-Perspektive zum Gegenstand einer kritisch-reexiven Auseinanderset-
zung mit dem Unterrichtshandeln zu machen. Dabei sind die Situationswahrnehmung
und die damit verbundene Steuerung der visuellen Aufmerksamkeit zentraler Grund-
stein für situationsspezische Fähigkeiten, die Lehrpersonen im Unterricht anwenden
müssen. Eine wichtige Fähigkeit für eine erfolgreiche Klassenführung ist u. a. die All-
gegenwärtigkeit einer Lehrperson, die auch umfasst, „ob die richtige Person (bzw. das
richtige Objekt) fokussiert wird“ (Seidel, 2015, S. 111). Die herkömmliche Unterrichts-
videograe um eine Ich-Perspektive zu ergänzen, kann somit neue Erkenntnisse über
visuelle Aufmerksamkeitsprozesse von Lehrkräen in spezischen Unterrichtssituatio-
nen sowie Schlüsselmomenten liefern.
Visuelle Aufmerksamkeit meint die Beachtung von relevanten und das Ignorieren
von irrelevanten visuellen Reizen. Grundsätzlich bündelt die visuelle Aufmerksamkeit
die begrenzten kognitiven Ressourcen und ist zu einem beliebigen Zeitpunkt auf ei-
nen relativ kleinen Ausschnitt der Umgebung beschränkt. Daher sind permanente Auf-
merksamkeitsverlagerungen notwendig, um die Umgebung möglichst umfassend wahr-
1 Department Psychologie, Universität zu Köln, Deutschland
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nehmen und relevante Informationen angemessen verarbeiten zu können. Dabei ist
ausschließlich die oene Aufmerksamkeit beobachtbar (Posner, 1980), welche an Blick-
bewegungen gekoppelt ist und durch Eye-Tracking-Technologie gemessen werden
kann. Die Blickrichtung kann einen wichtigen Indikator für den aktuellen kognitiven
Aufmerksamkeitsfokus darstellen (Auge-Geist-Hypothese; Just & Carpenter, 1976), wo-
bei visuelle Aufmerksamkeitsprozesse von verschiedenen Faktoren beeinusst werden:
Einussfaktoren, die auf visuelle Eigenschaen der betrachteten Objekte und Perso-
nen zurückzuführen sind, werden als Bottom-Up-Faktoren umschrieben (Kaspar, 2013).
Im Lehrkontext können dies z. B. Bewegungen der Lernenden oder die Gestaltung von
Lernräumen sein (Rüth, 2017). Im Gegensatz dazu zählen zu den Top-Down-Faktoren
all jene Einussfaktoren, die unabhängig von der betrachteten Umgebung wirken, z. B.
emotionale Zustände oder zeitinvariante Persönlichkeitseigenschaen der Betrachten-
den (Kaspar & König, 2012), die aktuell verfolgte Aufgabe (Kaspar, 2013) und im Kon-
text der Klassenführung die Expertise der Lehrperson (Cortina et al., 2015). Grund-
sätzlich wird das Blickverhalten jederzeit von Bottom-Up- und Top-Down-Faktoren
beeinusst, wobei deren relativer Anteil situationsabhängig variieren kann.
Die visuelle Aufmerksamkeit ist für Lehrpersonen insbesondere im Hinblick auf
die Fähigkeit der professionellen Unterrichtswahrnehmung relevant (Lachner et al.,
2016). Damit ist üblicherweise die Fähigkeit gemeint, Unterrichtsereignisse zu bemer-
ken (Noticing) sowie diese beschreiben, erklären und vorhersagen zu können (Reason-
ing, vgl. Seidel & Stürmer, 2014). Insofern überrascht es nicht, dass Videograe als ge-
eignetes Werkzeug verstanden wird, um diese Aspekte professioneller Wahrnehmung
zu schulen und zu testen. Das Konzept des Noticing wird zwar o über Aufmerk-
samkeitsprozesse deniert, z. B. „Noticing describes whether teachers pay attention
to events that are of importance for teaching and learning in classrooms, for exam-
ple, inuencing student learning in a positive or negative way“ (Seidel & Stürmer, 2014,
S. 742). Allerdings werden grundsätzliche Prozesse der visuellen Aufmerksamkeit sel-
ten explizit thematisiert oder gar methodisch adressiert. Daher bedarf es unserer Ein-
schätzung nach einer Methode, die sowohl visuelle Aufmerksamkeitsprozesse messen
als auch die fehlende Ich-Perspektive bereitstellen kann.
2. Die Methode im Einsatz
Durch mobiles Eye-Tracking wird sowohl die Umgebung aus der Ich-Perspektive als
auch das zugehörige Blickverhalten der Nutzenden zugänglich. Grundsätzlich regis-
trieren beim Eye-Tracking ein oder zwei kleine Kameras die Pupillenposition von ei-
nem oder beiden Augen sowie optional auch die Hornhaut-Reexion zweier Infrarot-
Lichtstrahlen für eine noch höhere räumliche Genauigkeit. Beim mobilen Eye-Tracking
sind die Kameras an einem Brillengestell befestigt (mit Unterschieden in Ausführung
und Kosten je nach Herstellerrma). Wie Abbildung 1 zeigt, ist die Methode in unter-
schiedlichen Szenarien (A bis C) einsetzbar, wobei sich der Einsatz grob in sieben Pha-
sen untergliedern lässt:
Marco Rüth, Daniel Zimmermann & Kai Kaspar
224
1) Planung und Setup: In der ersten Phase sind folgende Fragen zu beantworten:
Welche Unterrichtsphasen sollen analysiert werden (z. B. vordenierte Schlüs-
selmomente oder ganze Unterrichtseinheiten)? Welche Unterrichtshandlungen,
Inter aktionen und fachspezischen Anforderungen sind geplant oder zu erwar-
ten?
Sind zusätzliche Aufnahmen wie eine Außenperspektive durch herkömmliche
Videograe oder hochwertige Audioaufnahmen geplant? Welche Unterstützung
wird bei der Erhebung (z. B. Kalibrierungsprozedur oder Kameraführung) und
Auereitung von Video- oder Audiodaten benötigt (z. B. Synchronisation von
Ich- und Außenperspektive)?
Sind alle Hardwarekomponenten verfügbar? Benötigt werden insbesondere Eye-
Tracker, Steuerungs- und Aufnahmeeinheit inklusive bequemer und stabiler
Halterung und Akkus, ein Computer für die spätere Datenanalyse beziehungs-
weise -präsentation, Kalibrierungsmarker, Kabel, Reinigungstücher für die Ka-
meras oder auch Abschminkmittel, da starkes Schminken von Augen oder Wim-
pern die Erkennung der Pupillen durch die Augenkameras behindern kann.
Abbildung 1: Die Phasen (1) bis (7) für den Einsatz von mobilem Eye-Tracking in drei ausgewählten Szenarien
(A bis C).
Mobiles Eye-Tracking im Unterricht 225
Ist die Soware einsatzbereit und funktionsfähig, sodass sie alle notwendigen
Funktionen für die anvisierte Datenanalyse und -präsentation bietet?
Wurde ausreichend Routine in Vortests gesammelt, sodass die Performanz der
Nutzenden in der eigentlichen Unterrichtssequenz möglichst wenig beeinusst
wird? Vortests beinhalten das Aufsetzen des Eye-Trackers, die Verkabelung, das
Einstellen der Umgebungs- und Augenkameras, die Kalibrierung sowie die Ver-
wendung und Einstellungsmöglichkeiten der Soware. Vorab sollten die Lauf-
zeit der Akkus, die Lichtverhältnisse im Raum und die Qualität der Videos (ist
die Umgebung gut erkennbar?) sowie die Güte der Kalibrierung/Validierung an-
hand der Blickpositionen geprü werden (z. B., indem gezielt Gegenstände im
Raum betrachtet werden).
Wurden die notwendigen Einverständniserklärungen von allen Personen einge-
holt, die auf den Video- oder auch Audioaufzeichnungen zu sehen oder zu hö-
ren sein werden?
2) Kalibrierung: Entscheidend für genaue Messungen des Blickverhaltens ist eine
sorgfältige Kalibrierung des Eye-Tracking-Systems. Häug werden dazu an ver-
schiedenen Punkten im Sichtfeld Fixationsmarkierungen (Marker) gezeigt, die von
der betrachtenden Person xiert werden. So kann das System die Ausrichtungen
des Auges mit den entsprechenden Positionen des Markers in Verbindung brin-
gen. Bei mobilem Eye-Tracking wird der Marker nach Beginn der Datenerhebung
an verschiedenen Raumpositionen gezeigt, z. B. von einer assistierenden Person, die
den Marker in den Händen hält und durch das Sichtfeld bewegt.
3) Unterrichtssequenz: Die Methode ist geeignet für den Frontalunterricht (A und B)
und kann mit einer Außenperspektive kombiniert (B) oder in Szenarien mit Grup-
penarbeit (C) eingesetzt werden. Im Vergleich zum Frontalunterricht können Leh-
rende bei Gruppenarbeiten zusätzliche Einüsse von dynamischen Perspektiv- und
Positionswechseln auf visuelle Aufmerksamkeitsprozesse erkennen.
4) Validierung (empfohlen): Bevor die Datenerhebung endet, wird zur Validierung
der Daten der Marker erneut an mehreren Positionen im Sichtfeld gezeigt. Mittels
Kalibrierung und Validierung soll die Validität (Messwerte entsprechen der tatsäch-
lichen Blickrichtung) und Verlässlichkeit (wiederholte Blickrichtungen haben diesel-
ben Messwerte) der Daten sichergestellt werden.
5) Evaluation und/oder Pause (optional): Eine Evaluation der Unterrichtssequenz di-
rekt im Anschluss kann sinnvoll sein, ebenso eine Evaluation der Eye-Tracking-Me-
thode durch Lehrende und Lernende (siehe unten). Eine Pause kann dazu dienen,
vor einer späteren Reexionsphase zum Unterrichtsgeschehen etwas Abstand zu er-
halten oder vor einer weiteren Unterrichtssequenz erneut zu kalibrieren.
6) Datenauereitung und -analyse: Im einfachsten Fall wird in einer späteren Re-
exionsphase nur die Videoaufzeichnung der Umgebungskamera (Ich-Perspek-
tive) mit einer darübergelegten Blickbewegungsaufzeichnung genutzt, sodass die
zeiträumliche Verschiebung des Aufmerksamkeitsfokus visualisiert und zum Gegen-
stand der Unterrichtsreexion gemacht wird. Für die Präsentation von Ausschnit-
ten aus Unterrichtssequenzen oder für einen Vergleich von Ich- und Außenperspek-
tive ist eine umfangreichere Auereitung notwendig (z. B. Synchronisierung und
Schnitt). Die Rohdaten können auch über eine geeignete Auswertungssoware sta-
tistisch tiefergehend auereitet und (später) analysiert werden, beispielsweise hin-
Marco Rüth, Daniel Zimmermann & Kai Kaspar
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sichtlich der Fixationsdauer auf denierten Umgebungsbereichen in Abhängigkeit
der Lehrexpertise.
7) Datenpräsentation und Reexion: Lehrende können anhand der Ich-Perspektive
inklusive Blickbewegungen retrospektiv reektieren, ob und inwiefern sie spezi-
sche Unterrichtsereignisse bemerkt haben und wodurch sie sich womöglich haben
ablenken lassen. Optional kann die Reexionsphase aufgezeichnet werden, um via
Metareexion das eigene Reexionsverhalten videobasiert zu analysieren (A). Die-
se Variante ist auch kombinierbar mit einem Vergleich der Reexionsgüte auf Basis
der Ich- versus Außenperspektive auf das Unterrichtsgeschehen (B). Letztere Form
ist insbesondere für die Abschätzung des Mehrwerts interessant, den die Eye-Tra-
cking-Methode gegenüber der herkömmlichen Videograe bieten könnte. Diese Er-
weiterungen sind auch für Gruppenarbeit (C) denkbar, sodass die dargestellten Sze-
narien kombinierbar sind.
3. Bewertung der Methode im Einsatz
Um abzuschätzen, wie die Nutzung von mobilem Eye-Tracking in der hochschuli-
schen Lehre wahrgenommen wird, befragten wir Dozierende (n = 4) und Studierende
(n =43) nach einer Unterrichtssequenz mit mobilem Eye-Tracking (Phase 5). Zur Be-
wertung des Eye-Trackers nutzten wir den AttrakDi 2 (Hassenzahl et al., 2003), der
in Form eines semantischen Dierentials die wahrgenommene Attraktivität (z. B. häss-
lich vs. schön), die hedonischen Qualitäten „Identität“ (z. B. ausgrenzend vs. einbezie-
hend) und „Stimulation“ (z. B. innovativ vs. konservativ) sowie die pragmatische Qua-
lität (z. B. widerspenstig vs. handhabbar) des Eye-Trackers erfasst. Zusätzlich befragten
wir alle Personen oen.
Wir baten die Dozierenden, eine viertelstündige Präsentation vor Studierenden
während ihrer regulären Veranstaltungen zu halten. Dabei erfassten wir via mobilem
Eye-Tracking die Ich-Perspektive und das Blickverhalten. Die Dozierenden bewerte-
ten den Eye-Tracker auf einer 7-stugen Skala (1 bis 7) im Mittel leicht überdurch-
schnittlich (M ≥ 4.21) auf allen vier Bewertungsdimensionen des AttrakDi 2. Die Stu-
dierenden bewerteten den Aspekt der Stimulation überdurchschnittlich (M = 4.94,
SD = 0.64, p < .001) sowie Identität (M = 4.13, SD = 0.69, p = .218) und Attraktivi-
tät durchschnittlich (M = 3.85, SD = 0.64, p = .132). Die qualitativen Befragungsdaten
zeigten, dass die Studierenden den Eye-Tracker gar nicht (79%) oder hauptsächlich zu
Beginn des Vortrags als ablenkend (5%) oder etwas ablenkend (16%) wahrgenommen
hatten. Die meisten Studierenden (74%) verneinten zudem, dass der Eye-Tracker sie
anderweitig beeinusst hatte. Den Dozierenden el bei der Nutzung mehrheitlich auf,
dass sie den Eye-Tracker insbesondere zu Beginn ihres Vortrags noch spürbar wahrge-
nommen hatten (75%), was sich durch Gewöhnung jedoch einstellte (75%).
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Einsatz von mobilen Eye-Trackern
in Lehrveranstaltungen weder bei den Nutzenden noch bei einem studentischen Pu-
blikum zu bedeutsamen Irritationen oder gar Unannehmlichkeiten führt, sondern von
Studierenden eher als stimulierend wahrgenommen wurde. Inwieweit die tatsächli-
che Performanz von Lehrenden sowie die Lernleistung von Lernenden beeinusst sein
könnten, bleibt noch zu zeigen.
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Perspektivisch bietet der Einsatz von mobilem Eye-Tracking neue Lerngelegenhei-
ten durch die videobasierte Analyse von Blickbewegungen: So könnte der Reexions-
fokus stärker auf die Ich-Perspektive der Lehrperson verschoben werden, im Kontrast
zum beobachtbaren Verhalten, welches in der normalen Videograe im Fokus steht
(vgl. Gaudin & Chaliès, 2015). Während bekannt ist, dass erfahrene im Vergleich zu
unerfahrenen Lehrenden den Klassenraum visuell eher ganzheitlich erfassen (Cortina
et al., 2015), könnte durch die Analyse der Ich-Perspektive im Rahmen der Ausbildung
und Weiterbildung trainiert werden, wie (angehende) Lehrende ihre selektive Aufmerk-
samkeit eektiv und ezient einsetzen können. Nicht zuletzt kann mobiles Eye-Tra-
cking von Lehrenden und Lernenden in weiteren Anwendungsszenarien und über den
Bereich der professionellen Unterrichtswahrnehmung hinaus genutzt werden, z. B. zur
Evaluation und Optimierung visueller Lehr-Lern-Materialien wie Tafelbildern, Arbeits-
blättern und Präsentationen sowie der Lernräume, in denen diese zum Einsatz kom-
men (Rüth, 2017).
Förderhinweis
Das diesem Beitrag zugrunde liegende Vorhaben „Zukunsstrategie Lehrer*in nen-
bildung (ZuS)“ wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoensive Lehrerbildung“
von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und For-
schung unter dem Förderkennzeichen 01JA1815 gefördert. Die Verantwortung für den
Inhalt dieser Veröentlichung liegt bei den Autoren.
Literatur
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Bildung, Schule, Digitalisierung
Kai Kaspar, Michael Becker-Mrotzek, Sandra Houes,
Johannes König, Daniela Schmeinck (Hrsg.)
Waxmann 2020
Münster New York
Print-ISBN 978-3-8309-4246-7
E-Book-ISBN 978-3-8309-9246-2
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... Schließlich ist auch der Einsatz von mobilem Eye-Tracking im Rahmen der Videographie des Unterrichts denkbar und ist mittlerweile auch relativ kostengünstig zu realisieren (vgl. Rüth et al., 2020). ...
Method
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Um das komplexe Geschehen im Unterricht festzuhalten und für Analysen zugänglich zu machen, bietet sich die Videographie von Lehr-Lern-Situationen an. Eine Videographie ermöglicht die Darstellung verschiedener Aspekte von am Unterricht beteiligter Personen (z. B. die Position im Raum, Stimme, Mimik, Gestik, Körperhaltung), sowie gleichzeitig auftretender Ereignisse im Klassenraum. So bietet eine Videographie ein besonders realitätsnahes Abbild von Unterricht. Die Erstellung von Unterrichtsvideos kann jedoch aufgrund rechtlicher, technischer und inhaltlicher Entscheidungen eine Herausforderung darstellen. Das vorliegende Manual behandelt die Videographie von Lehr-Lern-Situationen und ihre Anwendung in der Lehrer:innenbildung. Es beschreibt die Grundlagen der Unterrichtsvideographie, einschließlich der Phasen Vorbereitung, Produktion und Nachbereitung. Ferner bietet es eine Anleitung zur Erstellung von Unterrichtsvideos, einschließlich methodischer, organisatorischer und technischer Aspekte und dient somit als Hilfestellung, um authentische Unterrichtsvideos zu erstellen und ihre Anwendung in verschiedenen Bereichen zu unterstützen.
Conference Paper
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Technologischer Fortschritt beeinflusst das Lehr- und Lernverhalten in physischen und digitalen Lernräumen. Besonders mobile Endgeräte ermöglichen aktives, mobiles, gemeinschaftliches sowie orts- und zeitunabhängiges Lernen. Aktives Lernen steht im Vergleich zu frontaler Lehre oft in Zusammenhang mit höherem Lernerfolg. Während bei frontaler Lehre größtenteils Lehrpersonen die visuelle Aufmerksamkeit der Lernenden beeinflussen, agieren Lernende bei mobilem Lernen eigenständig in Lernräumen und interagieren mit Lehrenden, Lernenden und Technologien. Welche Rolle die visuelle Aufmerksamkeit beim mobilen Lernen in physischen (z. B. in Klassenräumen) und in digitalen Lernräumen (z. B. in virtuellen Umgebungen) genau spielt, lässt sich mittels mobilem Eye-Tracking erforschen. So kann man schließlich zentrale Fragestellungen zu Pädagogik, Raum und Technologie genauer beantworten und Lernräume lernwirksamer gestalten. Verfügbar unter (s. S. 133-139): https://www.waxmann.com/?eID=texte&pdf=3720Volltext.pdf&typ=zusatztext
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This article reviews the international literature on video viewing in teacher education and professional development. Two hundred and fifty-five articles were collected, summarized and categorized using a conceptualization that includes four aspects: teachers’ activity as they view a classroom video, the objectives of video viewing, the types of videos viewed, and the effects of video viewing on teacher education and professional development. The findings in each of these aspects suggested three main questions that may profitably guide future research: How can teaching teachers to identify and interpret relevant classroom events on video clips improve their capacity to perform the same activities in the classroom? How can we best articulate the diverse objectives of video viewing and the diverse types of videos in teacher education and professional development programs? How can we create a “continuum” between teacher education programs and professional development programs in such a way that video viewing becomes a routine, familiar professional practice able to produce the desired effects over the course of an entire teaching career?
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Classroom observation research and research on teacher expertise are similar in their reliance on observational data with high-inference procedure to assess the quality of instruction. Expertise research usually uses low-inference measures like eye tracking to identify qualitative difference between expert and novice behaviors and cognition. In this study, we used mobile eye-tracking technology to create a low inference quality indicator for the comparison of experienced and student teachers. The distribution of visual fixations on students was measured using Gini coefficients based on the observation of van den Bogert, van Bruggen, Kostons, and Jochems (Teacher and Teacher Education, 37, 208-216, 2014) that expert teachers show better classroom monitoring. Results confirm that student teachers have a higher Gini coefficient than experienced teachers indicating weaker classroom monitoring. However, the Gini coefficient did not correlate in the predicted way with trained observer coding of video footage of the same classrooms using the Classroom Assessment Scoring System (CLASS) (Pianta, Hamre, Haynes, Mintz, & La Paro, 2007) although the mean differences in behavioral management were higher for the experienced teachers as expected. The CLASS dimension Quality of Feedback was significantly related to the Gini coefficient as an interaction with expertise: Only for novice teachers that a high quality of feedback was negatively associated with monitoring of the classroom.
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In the last decade, overt attention under natural conditions became a prominent topic in neuroscientific and psychological research. In this context, one central question is "what guides the direction of gaze on complex visual scenes?" In the present review recent research on bottom-up influences on overt attention is presented first. Against this background, strengths and limitations of the bottom-up approach are discussed and future directions in this field are outlined. In addition to that, the current scope on top-down factors in visual attention is enlarged by discussing the impact of emotions and motivational tendencies on viewing behavior. Overall, this review highlights how behavioral and neurophysiological research on overt attention can benefit from a broader scope on influential factors in visual attention.
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Professional vision has been identified as an important element of teacher expertise that can be developed in teacher education. It describes the use of knowledge to notice and interpret significant features of classroom situations. Three aspects of professional vision have been described by qualitative research: describe, explain, and predict classroom sitautions. We refere to these aspects in order to model professional vision. We developed a video-based instrument to empirically test the model. The results show that our measure to assess aspects of professional vision differentiates between description, explanation, and prediction. The study provides insight into the structure of professional vision, allowing us to conceptualize it theoretically and discuss the target use for teaching and formative assessment of preservice teachers.
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The visual sense has outstanding significance for human perception and behavior, and visual attention plays a central role in the processing of the sensory input. Thereby, multiple low- and high-level factors contribute to the guidance of attention. The present review focuses on two neglected high-level factors: emotion and personality. The review starts with an overview of different models of attention, providing a conceptual framework and illustrating the nature of low- and high-level factors in visual attention. Then, the ambiguous concept of emotion is described, and recommendations are made for the experimental practice. In the following, we present several studies showing the influence of emotion on overt attention, whereby the distinction between internally and externally located emotional impacts are emphasized. We also provide evidence showing that emotional stimuli influence perceptual processing outside of the focus of attention, whereby results in this field are mixed. Then, we present some detached studies showing the reversed causal effect: attention can also affect emotional responses. The final section on emotion-attention interactions addresses the interplay on the neuronal level, which has been neglected for a long time in neuroscience. In this context, several conceptual recommendations for future research are made. Finally, based on findings showing inter-individual differences in human sensitivity to emotional items, we introduce the wide range of time-independent personality traits that also influence attention, and in this context we try to raise awareness of the consideration of inter-individual differences in the field of neuroscience.
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Bartlett viewed thinking as a high level skill exhibiting ballistic properties that he called its “point of no return”. This paper explores one aspect of cognition through the use of a simple model task in which human subjects are asked to commit attention to a position in visual space other than fixation. This instruction is executed by orienting a covert (attentional) mechanism that seems sufficiently time locked to external events that its trajectory can be traced across the visual field in terms of momentary changes in the efficiency of detecting stimuli. A comparison of results obtained with alert monkeys, brain injured and normal human subjects shows the relationship of this covert system to saccadic eye movements and to various brain systems controlling perception and motion. In accordance with Bartlett's insight, the possibility is explored that similar principles apply to orienting of attention toward sensory input and orienting to the semantic structures used in thinking.
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Die Evaluation interaktiver Produkte ist eine wichtige Aktivität im Rahmen benutzerzentrierter Gestaltung. Eine Evaluationstechnik, die sich meist auf die Nutzungsqualität oder „Gebrauchstauglichkeit“ eines Produkts konzentriert, stellen Fragebögen dar. Zur Zeit werden allerdings weitere, sogenannte „hedonische“ Qualitätsaspekte diskutiert. Diese beruhen auf den menschlichen Bedürfnissen nach Stimulation und Identität, während bei Gebrauchstauglichkeit (bzw. „pragmatischer Qualität“) der Bedarf zur kontrollierten Manipulation der Umwelt im Vordergrund steht. In diesem Beitrag wird der „AttrakDiff 2“ Fragebogen vorgestellt, der sowohl wahrgenommene pragmatische als auch hedonische Qualität zu messen vermag. Ergebnisse zur Reliabilität und Validität werden vorgestellt und diskutiert. AttrakDiff 2 stellt einen ersten Beitrag zur Messung von Qualitätsaspekten dar, die über die reine Gebrauchstauglichkeit hinausgehen.
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This paper presents a theoretical account of the sequence and duration of eye fixation during a number of simple cognitive tasks, such as mental rotation, sentence verification, and quantitative comparison. In each case, the eye fixation behavior is linked to a processing model for the task by assuming that the eye fixates the referent of the symbol being operated on.