Crowdsourcing-Plattformen als neue Marktplätze für Arbeit: Die Neuorganisation von Arbeit im Informationsraum und ihre Implikationen
Abstract
Die Digitalisierung verändert Wirtschaft und Arbeit grundlegend. Neuartige Organisationskonzepte von Arbeit wie Crowdsourcing oder Cloudworking deuten derzeit an, wie umfassend die Umbrüche in der Arbeitswelt sind. Unternehmen setzen in zunehmendem Maße auf digitale Plattformen wie Amazon Mechanical Turk, Upwork oder InnoCentive, um vielfältigste Arbeitstätigkeiten an die Crowd, eine unspezifische (Teil-)Menge von Internetnutzern, zu vergeben. Über die Nutzung von digitalen Arbeitsplattformen können Unternehmen Arbeitsleistungen flexibel und „on demand“ aus der Cloud beziehen und in ihre Wertschöpfungsprozesse integrieren, ohne ein klassisches Beschäftigungsverhältnis einzugehen. Es liegt auf der Hand, dass die plattformbasierte Organisation von Arbeit disruptives Potenzial birgt. Sie geht mit weitreichenden arbeitsrechtlichen und sozialmoralischen Implikationen für Wirtschaft und Gesellschaft einher. Ziel des Buchs ist es, ein Verständnis für die Tragweite dieser aktuellen Entwicklungen zu vermitteln. Hierzu analysiert Elisabeth Vogl die neuen Organisationskonzepte von Arbeit anhand dreier Crowdsourcing-Plattformen, arbeitet die Rolle von intermediären Plattformen bei der Neuorganisation von Arbeit heraus und reflektiert Crowdsourcing und Cloudworking mit Blick auf ihre Bedeutung für die Zukunft von Arbeit sowie ihre gesamtgesellschaftlichen Implikationen.
... In a first alignment of the term, crowdsourcing is defined in our contribution as follows: "Crowdsourcing refers to the outsourcing of certain tasks by a company or generally an institution to an undefined mass of people by an open call, which is mostly made via the Internet" [9, p. 87]. The basic technology is of course the internet as well as information and communication technologies which connects the different elements with each other [30]. ...
... Hence, hierarchy related coordination mechanisms in an organization are therefore replaced by a marketbased form of coordination [31,9]. Examples for crowdsourcing platforms are: InnoCentive, NineSigma, Amazon Mechanical Turk, Microworkers, Crowdworx, ChaCha, Atizo etc., which cover several parts of the value chain (e.g. computer science, research and development, finance, marketing, engineering) [9,30]. It has to be noted that there is a difference between internal and external crowdsourcing. ...
... It has to be noted that there is a difference between internal and external crowdsourcing. The former focuses on internal employment which uses an intra-organizational and often global platform, whereas the latter crowdsourcing form consists of employees external to the company [30,9]. For this article, especially the external crowdsourcing is relevant. ...
Companies increasingly outsource services with the intention to disseminate risks and workload (problem) with other organizations. Reasons for that may be the lack of internal expertise, reduced execution costs, and network effects such as focus on the core business. Crowdsourcing is a way of disseminate the workload, utilizing external expertise and solving problems of a project with other, partly unknown, network participants. The goal of crowdsourcing is to separate responsibility and to balance the workload of employees (peer) or to make use of suitable external workforces coordinated by network mechanisms (platform). Crowdsourcing appears in an ambivalent way and needs regulating and participatory structures of employment. Due to the fact that a failure of a single entity may lead to the failure of the whole project, the mutually unknown participants have to rely on each other’s quality (performance). Cooperations are prone to information asymmetry and its corresponding uncertainty in terms of the partners’ behaviour which leads to the question of trust between the cooperating partners (principal and peer). This paper addresses the entities of a crowdsourcing system under the scope of the principal agent theory and its underlying behavioural assumptions. Five essential elements will be derived: principal, peer, problem, platform and performance (5 Ps). Based on this, the potentials of the blockchain technology will be explored by reflecting its functionalities to the derived elements and its contributions to ensure trust despite of information asymmetry in crowdsourcing platforms.
... Difallah, Catasta, Demartini, Ipeirotis, & Cudré-Mauroux, 2015). Darüber hinaus finden sich aber auch Plattformen, die anspruchsvollere und qualifizierte Tätigkeiten organisieren wie beispielsweise Grafikdesign (Bauer & Gegenhuber, 2015) oder Webseiten-Programmierung (Boes, Kämpf, Langes, & Lühr, 2015;Vogl, 2018). Diese unübersichtliche (Forschungs-)Landschaft, mit ihren vielfältigen digitalen Plattformen für Arbeitsleistungen, hat verschiedene Klassifikationsvorschläge hervorgebracht (bspw. ...
... An dieser Unterscheidung zwischen Cloudwork und Gigwork lassen sich die zentralen Teilfelder der aktuellen Debatte zu Arbeit in der Plattformökonomie sehr gut nachzeichnen: Im Teilfeld der Cloudwork (manchmal auch als Crowdwork, Crowdsourcing oder Online-Arbeit bezeichnet, siehe Pongratz & Bormann, 2017) sammeln sich viele unterschiedliche Untersuchungen, die Arbeitsleistungen betrachten, die auf Plattformen vollständig digital erbracht werden (bspw. Boes et al., 2015;Leimeister, Durward, & Zogaj, 2016;Leimeister & Zogaj, 2013;Bauer & Gegenhuber, 2015;Menz & Cárdenas Tomazic, 2017;Schörpf, Flecker, Schönauer, & Eichmann, 2017;Wood, Graham, Lehdonvirta, & Hjorth, 2018;Vogl, 2018;Gerber, 2019). Die Bandbreite der Arbeitstätigkeiten ist hier sehr hoch und reicht von der simplen Bild-oder Videoklassifikation bis zu anspruchsvollen Aufgaben wie der Gestaltung oder Programmierung. ...
Unter dem Begriff der Plattformökonomie (Kenney & Zysman, 2016) sammelt sich seit einigen Jahren eine stetig wachsende Anzahl von konzeptionellen Beiträgen und empirischer Forschung, die hervorheben, dass digitale Plattformen innovative Geschäftsmodelle und neuartige Formen der Arbeitsorganisation ermöglichen. Die Plattformökonomie umfasst vielfältige Plattformen, welche unterschiedlichste Zwecke erfüllen, wie Such-, Networking- und Messaging-Plattformen (z. B. Google, Facebook, WhatsApp) oder Handelsplattformen (z. B. Amazon, Alibaba, eBay), sowie Vermittlungsplattformen für unterschiedlichste Produkte oder Dienstleistungen (z. B. etsy, myHammer, eBay-Kleinanzeigen). Im Forschungsfeld der Arbeitsbeziehungen sind insbesondere Plattformen von Interesse, die Arbeitsleistung entweder direkt koordinieren oder die Organisation von Arbeit substanziell beeinflussen. Der Zusammenhang zwischen den empirisch vorzufindenden Strukturen der Plattformökonomie und den Arbeitsbeziehungen ist bisher jedoch alles andere als eindeutig. Im Einleitungstext für dieses Sonderheft führen wir kurz in den Stand der aktuellen Debatte ein und thematisieren die Rolle der Zukunft für das Feld in der Praxis und der Forschung, um schließlich die Beiträge dieses Sonderheftes im Kontext der anhaltenden Diskussionen vorzustellen.
... Difallah, Catasta, Demartini, Ipeirotis, & Cudré-Mauroux, 2015). Darüber hinaus finden sich aber auch Plattformen, die anspruchsvollere und qualifizierte Tätigkeiten organisieren wie beispielsweise Grafikdesign (Bauer & Gegenhuber, 2015) oder Webseiten-Programmierung (Boes, Kämpf, Langes, & Lühr, 2015;Vogl, 2018). Diese unübersichtliche (Forschungs-)Landschaft, mit ihren vielfältigen digitalen Plattformen für Arbeitsleistungen, hat verschiedene Klassifikationsvorschläge hervorgebracht (bspw. ...
... An dieser Unterscheidung zwischen Cloudwork und Gigwork lassen sich die zentralen Teilfelder der aktuellen Debatte zu Arbeit in der Plattformökonomie sehr gut nachzeichnen: Im Teilfeld der Cloudwork (manchmal auch als Crowdwork, Crowdsourcing oder Online-Arbeit bezeichnet, siehe Pongratz & Bormann, 2017) sammeln sich viele unterschiedliche Untersuchungen, die Arbeitsleistungen betrachten, die auf Plattformen vollständig digital erbracht werden (bspw. Boes et al., 2015;Leimeister, Durward, & Zogaj, 2016;Leimeister & Zogaj, 2013;Bauer & Gegenhuber, 2015;Menz & Cárdenas Tomazic, 2017;Schörpf, Flecker, Schönauer, & Eichmann, 2017;Wood, Graham, Lehdonvirta, & Hjorth, 2018;Vogl, 2018;Gerber, 2019). Die Bandbreite der Arbeitstätigkeiten ist hier sehr hoch und reicht von der simplen Bild-oder Videoklassifikation bis zu anspruchsvollen Aufgaben wie der Gestaltung oder Programmierung. ...
... Unternehmen binden über Cloud-Plattformen sowohl Partnerunternehmen als auch Open Source Communities oder Freelancer bzw. Crowdworker an sich, um diese situativ in ihre Wertschöpfungsprozesse einzubeziehen (Leimeister und Zogaj 2013; Boes et al. 2015b;Vogl 2018). Und schließlich werden in der Arbeitswelt Unmengen unterschiedlicher Daten in der Cloud gebündelt und miteinander kombiniert, sodass Menschen daraus Informationen gewinnen und Entscheidungen treffen können, um -z.B. mit dem "Internet der Dinge" in der Fabrik -Prozesse zu optimieren. ...
... Passend dazu verweist etwa der DGB-Index "Gute Arbeit" (2016) darauf, dass 45 % der befragten Beschäftigten "sehr häufig" oder "oft" das Gefühl haben, der digitalen Technik ausgeliefert zu sein. Und nicht zuletzt ist eine neue "Plattformökonomie" im Entstehen begriffen, in der Beschäftigte von sämtlichen arbeitsrechtlichen Schutznormen und demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten ausgenommen werden (Boes et al. 2016c;Benner 2015;Risak und Lutz 2017;Vogl 2018). Insgesamt lassen sich neue Formen von Transparenz und Kontrolle, eine zunehmende Arbeitsverdichtung und ein steigender Leistungsdruck beobachten, die für immer mehr Beschäftigte ein "System permanenter Bewährung" (Boes und Bultemeier 2008, 2010 zu etablieren scheinen, das weniger in eine demokratische als vielmehr in eine "ausgebrannte" Arbeitswelt führt (Kämpf 2015). ...
Zusammenfassung
Ob neue Produktionsmodelle Chancen für eine stärkere Partizipation und Beteiligung der Beschäftigten bieten, wird seit den 1980er-Jahren immer wieder diskutiert, meist mit ernüchternden Ergebnissen. Der Beitrag wendet sich den sogenannten „agilen Methoden“ zu, die im Zuge der digitalen Transformation im Bereich der hochqualifizierten Kopfarbeit eine bedeutende Rolle spielen. Anhand zweier Fallstudien in einem Softwareunternehmen und in der industriellen Forschung & Entwicklung beleuchtet er, wie diese Methoden konkret umgesetzt werden und wie sie sich aus der Beschäftigtenperspektive darstellen. Er kommt zu dem Schluss, dass hier ein Potenzial für eine Ausweitung von Partizipation und Beteiligung der Beschäftigten besteht, dessen Realisierung aber von der konkreten Ausgestaltung insbesondere des agilen Konzepts des „Empowerments“ abhängt.
... Hence, platforms also provide the structural framework conditions for the globally distributed, decentralised and (a)synchronous processing of tasks and exert a decisive influence on the design of work (Vogl 2018). This technological structure is a central condition of globalized value chains, which have transcended the boundaries of nation states, but also the boundaries of corporate organizational structures. ...
By introducing Haraway’s cyborg metaphor into the field of digitally mediated labour, we aim to define the cyborg as the embodied figure of hybrid working in digital capitalism and thus questioning the underlying conceptual understandings of labour. Following on from critically reviewing hybrid work as a result of advancing processes of «cyborganization» of digital working arrangements from a feminist perspective, the article makes an important theoretical contribution to the actual debate on hybrid labour. Since in today’s digital capitalism established work patterns and traditional dichotomies have long since merged, our households and living spaces have become factories, and in our leisure time and in social relationships we create economic value. The cyborg, as a figure of hybridity and boundary blurring, points out the structural ambivalences of digitally mediated hybrid labour arrangements.
... At the meso-level of society, less company-bound forms of labour organisation such as "platform economies" and "crowd working", as well as the increase in mobile and virtual teams, are promoting the dissolution of the office and the factory as social spaces (Abendroth and Schwarz 2022;Hensel et al. 2019;Vogl 2018). The workplace is thus losing importance as a place of communication, coopera-tion and collaboration (Sect. ...
Using an analytical framework that further develops Jahoda’s ideas and distinguishes between two manifest and five latent mechanisms for the production of employment-based social integration, three research questions are examined: How does employment generate social integration in German welfare capitalism? How have these employment-based integration mechanisms changed in the Federal Republic of Germany (FRG) and the German Democratic Republic (GDR) since the Second World War? What dangers to social integration can be identified because of these changes? The manifest mechanisms establish socio-economic integration directly via employment or indirectly through de-commodifying welfare state interventions. The latent mechanisms ensure that social relationships can be formed by providing a time structure, extending social contacts, enabling participation in collective goals, offering collective identities and activating people. We analyse different social orders at the macro-level (labour and social legislation), meso-level (company structures, industrial relations, work environments) and micro-level (employment relationships, household models, action orientations, subjective identifications) of society to identify conditions that promote or endanger social integration. On the one hand, the danger of over-integration (reflected in the term “hyper-work society”), which arises from generalising employment-related performance and exploitation criteria, erects integration barriers for other forms of social integration beyond employment because alternative premises for organising one’s life are devalued by predominantly adopting capitalist criteria of social recognition. On the other hand, the binding power of employment and the integrative power of workplaces are weakened by disintegrative trends such as insecure employment, blurring organisational boundaries, as well as fragmentation of employment and social relations, jeopardising social integration through employment.
... It helps in developing an integrative perspective on organisational development, value chains and business models, for example in the IT branch, the automotive industry, platform work and call centre work (e.g. Boes et al., 2017 ;Flecker & Schönauer, 2016 ;Vogl, 2018 ;Will-Zocholl, 2016 ). ...
... Beispiele hierfür sind etwa die Einführung agiler Methoden, wie Scrum oder Kanban [4,18], die Nutzung Community-basierter Ansätze von Wissenstransfer oder verschiedenste Formen eines agilen "Staffings", z. B. Crowdsourcing [33] bzw. "interne Crowd Work" (vgl. ...
Zusammenfassung
Das konsequente Empowerment der Beschäftigten ist der Schlüssel für den langfristigen Erfolg agiler und humaner Arbeitswelten und muss in der Unternehmenspraxis einen zentralen Stellenwert einnehmen. Das ist das zentrale Ergebnis des Projekts „Empowerment in der digitalen Arbeitswelt“ (EdA). Gelingen kann Empowerment mit einem ganzheitlichen Ansatz und wenn seine Rahmenbedingungen beteiligungsorientiert gestaltet werden. Der im Projekt entwickelte Empowerment-Index umfasst die relevanten Dimensionen von Empowerment in der agilen Arbeitswelt und unterstützt Unternehmen dabei, zentrale Ansatzpunkte für Gestaltungsmaßnahmen zu identifizieren.
... (Busse 2017). Auch Crowd-Working-Plattformen lassen sich hier anführen (Benner 2014;Vogl 2018), denn letztlich erfolgen sowohl Zuordnung und Konfiguration von Tätigkeiten auf Crowd-Working-oder Crowd-Sourcing-Plattformen wie auch Steuerung und Kontrolle weitgehend durch AIS (Ihl et al. 2018). Gerade hier entsteht zusätzliche Komplexität, da Abwägungsprozesse erforderlich werden, um zu viele Veränderungen und Anpassungen und dadurch resultierende Unruhe im Team oder in der Organisation zu vermeiden. ...
Zusammenfassung
Autonome Informationssysteme (AIS), die lernen, schlussfolgern und entscheiden und damit eigenständig Programme zur Handlung entwickeln, stellen ein zusätzliches Element im Arbeitskontext dar. Je nach Anwendung führen sie dazu, dass sich die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Technologie weiter verschiebt. Zwischen den beiden Extrema – Übernahme der Aufgaben alleine durch das AIS bzw. nur durch den Menschen – eröffnet sich ein breites Spektrum an Aufgaben, die in einer neuartigen Form der Arbeitsteilung durchgeführt werden können. Wir beleuchten diese veränderten Arbeitsbedingungen anhand der drei Felder Unternehmensführung, Human-Ressourcen-Management und Organisation und zeigen auf, welche Anforderungen sich hierdurch an die Kompetenzentwicklung des Menschen stellen.
... Mithin würde es zu kurz greifen, vermittelte Arbeit allein als Ausdruck der Digitalisierung zu begreifen, obgleich elektronische Plattformen zu einer Generalisierung und letztlich weltumspannenden Verfügbarkeit von vermittelter Arbeit beitragen (Wood et al. 2019), und dies sowohl innerhalb als auch außerhalb klassischer integrierter Organisation (Vogl 2018). Zugleich tragen elektronische Plattformen zu einer Erosion der Standards vermittelter Arbeit bei, da sie mit minimalen Aufnahmevoraussetzungen und Regelsetzungen für Klienten und Anbieter zurechtkommen, was die konkrete Verausgabung von Arbeitskraft angeht. ...
Plurale Netzwerkorganisationen reichen bis in traditionelle Segmente klassisch industrieller Wertschöpfung hinein. Sie bringen eine Fragmentierung und Polarisierung von Arbeit und Beschäftigung im Sinne von gespaltener und vermittelter Arbeit mit sich, was zu einer Teilauflösung herkömmlicher Personalarbeit und Arbeitspolitik führt. Die Literaturstudie ordnet die Herausforderungen und Chancen für das Management und die Regulation von Arbeit ein und zeigt auf, wie Interessenvertretungen auch auf die Arbeit in pluralen Netzwerkorganisationen einwirken können.
https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=8922
... 2017). Da die meisten Plattformen jedoch mit Reputationssystemen arbeiten, sind gute Bewertungen von bereits erledigten Aufträgen oftmals essenziell, um bestimmte, besser entlohnte Jobs oder sonstige Vorzüge wie Zugang zu bestimmten Netzwerken und Gruppen zu erhalten (Gerber/Krzywdzinski 2017;Vogl 2018). ...
Zusammenfassung
Mit der Digitalisierung wandeln sich auch die Räume, in denen Arbeit stattfindet. Diese ist immer weniger an einen bestimmten Ort gebunden, jedoch nicht losgelöst von räumlicher Bedeutsamkeit. Aus diesem Grund wird im vorliegenden Beitrag anhand dreier Dimensionen eine Konzeptionalisierung des digitalen Arbeitsraums vorgeschlagen. Mit Rückbezug auf Grenzziehungen, affektive Relationen und den Informationsraum wird dargelegt, was digitale Arbeitsräume auszeichnet, und Annahmen zur Auflösung räumlicher Bedeutsamkeit werden kritisch hinterfragt. Anhand des Beispiels Crowdworking als eines Prototyps rein digitaler Arbeit wird anschließend erörtert, wie auch digitale Räume wie Plattformen oder Anwendungen als Organisationsräume verstanden werden können. Denn Plattformen übernehmen im Crowdworking die räumliche Funktion von traditionellen Organisationen, was die Notwendigkeit eines breiteren Verständnisses von digitalen Arbeits- und Organisationsräumen hervorruft.
... In der Literatur wird Crowdwork häufig als ein trianguläres "soziotechnisches Arbeitssystem" bezeichnet, das aus einer Reihe an Beziehungen zwischen Organisationen, Individuen und Technologien besteht (Kittur et al. 2013(Kittur et al. : 1302. Durch die Neuorganisation von Arbeit per Internet werden Wertschöpfungsketten scheinbar liquide (Vogl 2018). Unternehmen wie Einzelpersonen geben Aufgaben, die von einfacher Datenkategorisierung bis hin zu Design und komplexen wissenschaftlichen Aufgaben variieren, an Onlineplattformen. ...
Crowdwork steht für eine digital über das Internet organisierte Arbeit. Sie beruht auf
Plattformen, die die Auslagerung von Arbeitsprozessen an eine Crowd – also eine Menge von Arbeitskräften – erlauben. Im Unterschied zu Plattformen wie Uber oder Deliveroo ist die Arbeit nicht ortsgebunden. Stattdessen wird die Arbeitsausführung vollständig über das Internet reguliert und erledigt. In der Crowdwork fehlen klassische Elemente der betrieblichen Organisation von Arbeit, denn es gibt keinen gemeinsamen physischen Arbeitsort, keine KollegInnen, keine Vorgesetzten und keine gemeinsamen Arbeitszeiten.
Die Arbeit wird von Plattformen organisiert und strukturiert, die jedoch lediglich in der Vermittlungsrolle zwischen AuftraggeberInnen und Crowdworkern auftreten. Aus der arbeitssoziologischen Perspektive scheinen die angesprochenen Entwicklungen im Bereich der Plattformökonomie trotz aller Neuerungen an ältere und langfristige Trends anzuknüpfen, die mit dem Begriff der Entgrenzung bezeichnet wurden. In diesem Beitrag knüpfen wir an die Diskussion über Entgrenzung der Arbeit an und diskutieren die gegenwärtige Entwicklung der Crowdwork als einen weiteren Schritt in diesem Rationalisierungsprojekt. Wir stellen empirische Befunde zur Organisation des Arbeitsprozesses in der Crowdwork vor und beleuchten diese im Hinblick auf die drei zentralen Elemente der Entgrenzungsstrategien (Vermarktlichung, Flexibilisierung, Subjektivierung).
... Um externe Anbieter zu motivieren, verknüpfen viele Marktorganisatoren Accounts zudem mit einem Belohnungssystem. Solche Systeme versuchen über spielähnliche Elemente zu motivieren ("Gamification"), indem sie Punkte vergeben, Abzeichen und Trophäen verleihen, Ranglisten anlegen und vergleichende Statistiken führen (Schmidt 2016;Vogl 2018). ...
Zusammenfassung
In der Plattformökonomie organisieren Unternehmen, wie Uber, Airbnb, Deliveroo oder Upwork, bezahlte Arbeit direkt auf digitalen Marktplätzen im Internet. Diese Form bezahlter Arbeit wird oft als „Cloudwork“ oder „Gigwork“ bezeichnet. Bislang gibt es jedoch kaum theoretisch fundierte Anhaltspunkte dafür, wie genau diese Marktorganisatoren diese Form bezahlter Arbeit tatsächlich organisieren. Um diese Lücke zu schließen, bestimmt dieser Artikel drei grundlegende Koordinationsprobleme der betrieblichen Organisation von Arbeit als Ausgangspunkt und kombiniert diese Argumentation mit dem Ansatz der Organisation von Märkten, um organisationssoziologische Grundlagen aufzuzeigen. Die konzeptionelle Argumentation unterstreicht, dass die Arbeit in der Plattformökonomie deutlich erkennbaren Grenzen unterliegt. Dennoch zeigt sich eine besondere Leistungsfähigkeit der Organisatoren digitaler Marktplätze, alternative, nicht-betriebliche Lösungen für grundlegende Koordinationsprobleme der Organisation von Arbeit zu installieren. Der Artikel plädiert dafür, in zukünftiger Forschung empirische Befunde stärker mit theoretischen Fundamenten zu verbinden.
... Derzeit werden neuartige Formen der Organisation der Arbeit im Internet häufig anhand prominenter Beispielunternehmen, wie Amazon oder Uber, punktuell diskutiert, oder unter Schlagworten, wie "Crowdwork" oder "Gigwork", behandelt (bspw. Kleemann et al. 2008;Leimeister/Zogaj 2013;Davis 2016;Schmidt 2016;Menz/Cárdenas Tomazic 2017;Vogl 2018). Crowdwork beschreibt in der Regel bezahlte, nicht ortsgebundene Arbeitsaufgaben, die Internetplattformen an externe Anbieter vermitteln. ...
In der Plattformökonomie organisieren Unternehmen, wie Uber, Airbnb, Deliveroo oder Up-work, zunehmend digitale Marktplätze für bezahlte Arbeit im Internet. Bislang gibt es jedoch kaum theoretisch-fundierte Anhaltspunkte, wie genau diese Marktorganisatoren die bezahlte Arbeit tatsächlich organisieren. Um diese Lücke zu schließen, bestimmt der Artikel drei grundlegende Koordinationsprobleme der betrieblichen Organisation von Arbeit und unterfüttert diese Argumentation mit dem Ansatz der Organisation von Märkten (Ahrne et al. 2015). Entlang von fünf Elementen der Organisation (Mitgliedschaft, Regeln, Überwachung, Sanktionen, Hierarchie) zeigen sich die organisationssoziologischen Grundlagen. Darauf aufbauend unterstreicht die Argumentation, dass die Arbeit in der Plattformökonomie deutlich erkennbaren Grenzen unterliegt. Dennoch zeigt sich eine besondere Leistungsfähigkeit der Organisatoren digitaler Marktplätze alternative, nicht-betriebliche Lösungen für grundlegende Koordinationsprobleme der Organisation von Arbeit zu installieren. Der Artikel plädiert dafür, in zukünftiger Forschung die empirischen Befunde stärker mit theoretischen Fundamenten zu verbinden und konkurrierende Fundamente zu entwickeln, um diese kontrovers zu diskutieren und zu prüfen.
This chapter presents the results of an online survey conducted in 2023, in which 22 women between the ages of 20 and 65 participated. The majority lived in Germany and all participants had experienced an abortion. The study investigated the extent to which this event was experienced as burdened with shame, whether and in what way this burden and evaluation of shame changed over time, and which factors proved to be relevant to these evaluations.
Almost all people across cultures keep at least one secret. The purpose of this chapter is to examine the extent to which secrets are associated with shame for individuals from different cultural backgrounds, and whether and under what circumstances people succeed in transforming shame into a resource during their lifetime. The chapter presents findings from a qualitative study in which 104 participants between the ages of 19 and 83 were surveyed. Individual responses from these participants are presented and discussed in this chapter. In all, 61 felt shame directly associated with their secret. The shame experience was related to the participants’ cultural contexts, gender, individual dispositions, and value systems. Findings show that most participants deal with secrets and the related shame in a reflexive and transformative way. Personal development, identity development processes and reduced relevance over time affect the evaluation of the secret and the shame transformation across the lifespan.
Dieses Working Paper stellt die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Teilhabe durch Crowdworking“ (Universität Hamburg) dar, in dem die Partizipation von Menschen mit Behinderung und Menschen mit Sorgeverpflichtungen an ortsungebundener Plattformarbeit untersucht wurde. Einleitend werden die Problematiken von Crowdwork erörtert. Vor diesem Hintergrund wird ausgehend von quantitativen und qualitativen Befragungen die soziale Situation der Crowdworker*innen auf zwei Plattformen exemplarisch dargestellt. Anhand dieser Empirie analysieren wir spezifische Formen der Teilhabe der beiden Fokusgruppen. Auf dieser Basis setzen wir Crowdwork ins Verhältnis zu Forderungen nach Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit. Wir diskutieren abschließend die Frage nach der Reproduktion sozialer Ungleichheit durch Crowdwork und verorten dies in sozialpolitischen Diskussionen über die (globale) Regulierung von Plattformarbeit.
Gamification-Technologien werden in verschiedenen Bereichen zur Motivation und Verhaltensänderung eingesetzt. Dieser Beitrag thematisiert Gamification-Technologien auf Crowdwork-Plattformen. Als Crowdwork wird die Vermittlung digital bearbeitbarer Arbeitsaufträge über Plattformen bezeichnet. In Deutschland wird Crowdwork meist als Nebentätigkeit ausgeübt. Durch die freiberufliche Ausübung der Tätigkeit setzen Plattformen verschiedene Anreize wie attraktive Aufträge oder Gamification-Elemente zur Motivation der Crowdworker:innen ein. Im Beitrag liegt der Fokus auf der subjektiven Bedeutung der Gamification-Technologien für die Crowdworker:innen in ihrer Arbeitspraxis.
Auf Basis qualitativer Interviews wurden typische Muster subjektiver Relevanz von Gamification-Technologien in der Arbeitspraxis herausgearbeitet, die im Beitrag ausgeführt werden. Diese wurden zur Explikation mit dem Motivations-, Alltags- und Erwerbskontext in Verbindung gebracht, in den die Crowdwork-Tätigkeit eingebettet ist. Neben den unterschiedlichen Bedeutungen wird dargestellt, wie Personen die Crowdwork-Tätigkeit insgesamt als Spiel wahrnehmen. Diese Muster werden im Hinblick auf den Einsatz von Gamification-Technologien auf Crowdwork-Plattformen insgesamt diskutiert. Außerdem wird auf Basis der Muster erörtert, welche subjektive Funktion die Crowdwork-Tätigkeit für die Personen einnimmt.
Dieser Artikel analysiert die veränderten Kompetenzen in der digitalen Arbeitswelt und die Auswirkungen für die Personalentwicklung an Hochschulen. Welche Schlüsselkompetenzen werden in Zukunft essenziell sein? Im Kontext von New Work braucht es ein neues Verständnis von Lernen. Der Artikel enthält konkrete und hilfreiche Handlungsschritte und gute Praxisbeispiele und zeigt auf, welche Bedeutung Organisationsstrukturen und -kultur für die Verstetigung von New Work und New Learning an Hochschulen haben.
Platform work has been a much-debated topic in academic and political discussions in Germany in recent years. In many of these discussions, a distinction is made between platform-mediated but locally performed services and platform-mediated and online performed activities. Against this backdrop, the article examines how widespread this new type of work is and discusses the diverse landscape of platform work in Germany.
Plattformen im Internet verändern nicht nur unser Konsum- und Freizeitverhalten. In vielen Fällen bieten sie auch neue Beschäftigungsformen. Es ist von den Uber-Fahrer_innen die Rede, Essenslieferdiensten, von Reinigungskräften, die per App gebucht werden können, von Menschen, die Kleinstaufgaben wie Online-Recherchen durchführen oder Werbe- und Produkttexte schreiben. Prominenter sind die Bezeichnungen Gig oder Crowd Worker. Verschiedene Forschungsdisziplinen sind mit diesen Themen befasst. Aus juristischer Sicht stellt sich immer wieder die Frage, wie die arbeitenden Menschen einzuordnen sind, als Arbeitnehmer oder als Selbstständige. Der Beitrag „Neue Beschäftigungsformen in der Plattformökonomie“ befasst sich mit der juristischen Einordung und bezieht die Arbeitsorganisation auf Plattformen auch unter Berücksichtigung des Urteiles des Bundesarbeitsgerichts vom 01.12.2020 – 9 AZR 102/20 mit in seine Erwägungen hinein.
Open Source bildet heutzutage ein Kernelement moderner Innovations- und Wertschöpfungsstrategien. Quer zu allen Branchen stellen Unternehmen festangestellte Entwickler ab, damit sich diese im Namen des Unternehmens in Open-Source-Projekte einbringen. Unklar ist bisher, wie sich dieser Trend auf die Arbeit von Softwareentwicklern auswirkt. Der vorliegende Beitrag wirft ein erstes Schlaglicht auf die Frage, inwiefern die Mitwirkung an Open-Source-Projekten für korporative Entwickler neue Chancen für Empowerment birgt.
Mit den Prozessen der Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft entstehen neue Konstellationen von Arbeit. Dazu tragen digitale Plattformen bei, die Dienstleistungs- und Arbeitstätigkeiten vermitteln. Mit diesen ‒ unter dem Begriff Crowdwork bekannten ‒ Arbeitsformen gehen Probleme in der Regulation von Arbeit einher. Der Beitrag erörtert die Herausforderungen der Plattformökonomie für das bislang stabil-robuste System der Arbeitsbeziehungen in Deutschland. Dazu werden die Charakteristika der Dreiecksbeziehung bei digitalen Plattformen zur Vermittlung von Arbeit, die Heterogenität von Plattformen und die divergenten Formen von Crowdworking systematisiert. Auch wenn deren langfristige Relevanz vielfach noch ungewiss ist, konfrontiert die plattformvermittelte Arbeit die etablierten Akteure und Institutionen der Arbeitsbeziehungen mit neuen Herausforderungen. Diese Herausforderungen auf der Mikro-, Meso- und Makroebene werden im Beitrag identifiziert und analysiert. Anschließend werden die Regulierungsoptionen aus der divergenten Sicht der unterschiedlichen Akteure (Crowdworker, Gewerkschaften, Staat) rekonstruiert und in ihrer Reichweite und Relevanz für Mitbestimmung und Tarifautonomie diskutiert.
Zusammenfassung Crowdwork erscheint als ein spannungsreiches Phänomen: es ist sowohl Instrument zur Verwirklichung individueller erwerbsbezogener Präferenzen, als auch Ausdruck eines digitalen Kapitalismus, der wettbewerbliche Steuerungs- und Ausbeutungsmechanismen von Arbeit verschärft. Mit der Plattform-Arbeit sind dabei heterogene bzw. individuelle Erwerbskonstellationen verbunden, die sich zwischen den beiden Extremen ‚Selbstverwirklichung‘ und ‚Selbstausbeutung‘ bewegen und vom Zusammenspiel vielfältiger strukturierender Elemente von Erwerbsarbeit abhängen. Der vorliegende konzeptionelle Beitrag geht der Frage nach, wie diese individuellen Erwerbskonstellationen theoretisch erfasst und im Weiteren differenziert analysiert werden können. Hierzu wird das Konzept der erwerbsstrukturierenden Institutionen (Pries 1998; 2005) vorgestellt und seine theoretischen Implikationen für das Feld Crowdwork herausgearbeitet. Abstract: Between Self-realization and Self-exploitation: Considerations for the Analysis of Individual Employment Constellations of Crowdworkers as Interaction of Institutions Structuring Employment Crowdwork appears to be an ambivalent phenomenon: it is both an instrument for realizing individual work-related preferences and an expression of a digital capitalism that intensifies the exploitation of labor. Crowdwork goes along with heterogeneous, individual constellations of employment that move between the two extremes of ‘self-realization’ and ‘self-exploitation’. They depend on the interplay of various structuring elements of employment. This article examines the question of how these individual employment constellations can be analyzed in a differentiated way. The concept of institutions that structure employment (Pries 1998; 2005) and its theoretical implications for the field of crowdwork are worked out.
Eine Rekonstruktion der Grenzen des Arbeitsrechts zwischen Markt und Organisation.
Mit der Digitalisierung von Arbeit erscheint Cloud- bzw. Crowdwork als eine neuartige Form der Erwerbsarbeit. Als Solo-Selbstständige konkurrieren Crowdworker hier in einem bisher kaum regulierten Erwerbsfeld um Aufträge und sind oftmals mit prekären Erwerbsbedingungen konfrontiert. Grund genug für Gewerkschaften, sich den Anliegen und Problemen der Crowdworker anzunehmen. Erste Unterstützungsangebote lassen sich in Form von Internet-Foren und kollektivvertraglichen Regulierungsversuchen für Crowdworker ausmachen. In diesem Kontext stehen Gewerkschaften allerdings vor vielfältigen und zum Teil widersprüchlichen Herausforderungen: Crowdwork zeichnet sich durch neuartige und vielfältige Dynamiken erwerbsstrukturierender Institutionen aus, umfasst Erwerbspersonen mit äußerst vielfältigen Erwerbsorientierungen und ist verbundenen mit heterogenen und in Teilen hybriden Erwerbskonstellationen. ‚Klassische' Instrumente gewerkschaftlicher Politik und institutionalisierte Formen der Erwerbsregulierung scheinen hier an ihre Grenzen zu stoßen und es stellt sich die Frage, ob die derzeitigen gewerkschaftlichen Strategien einer Organisierung von Crowdworkern und einer kollektiven Interessenvertretung den spezifischen Erwerbsbedingungen und Betroffenenerwartungen angemessen sind? Der Beitrag diskutiert diese Frage auf Grundlage aktueller empirischer Trends sowie der Aufarbeitung von Erfahrungen, die historisch mit den Ansätzen kollektiver Erwerbsregulierung in stark individualisierten Erwerbsbereichen gemacht wurden.
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