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How much is the dish? -Was kosten uns Lebensmittel wirklich?

Authors:

Abstract

Being by far the biggest user of land area in Germany, agriculture can be held responsible for a great amount of damage to the environment on all the three pillars of sustainability – economic, social and environmental. The resulting but hidden costs of these mostly insufficiently quantified consequences are not included in the market prices of food yet. Therefore, this study quantitatively identifies and aggregates three different environmental impacts (nitrogen, greenhouse gases, energy generation) from various food groups to then calculate external costs for different food categories. Internalizing follow-up costs in a category-specific way and therefore following the polluter-pays principle (UN 1992) paves the way towards a more sustainable price-design of agricultural output. Using life cycle analysis and meta-analysis shows that mark-up and external costs are the highest for conventional-animal-based (192% mark-up on producer price level), the second highest for conventional milk porducts (94%) and the lowest for organic-plant-based (6%) products. In all examined categories, organic products cause less additional costs than their conventional counterparts. Our approach attempts to close the gap between the market price and actual costs, whereby the true value of different food-groups and agricultural systems is finally represented.
15. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau
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How much is the dish? Was kosten uns Lebensmittel wirklich?
Michalke, A.
1
, Fitzer, F.1, Pieper, M.
2
, Kohlschütter, N.
3
& Gaugler, T.
4
Keywords: Sustainable agriculture, external costs, environmental impact, food price
Abstract: Being by far the biggest user of land area in Germany, agriculture can be
held responsible for a great amount of damage to the environment on all the three
pillars of sustainability economic, social and environmental. The resulting but
hidden costs of these mostly insufficiently quantified consequences are not included
in the market prices of food yet. Therefore, this study quantitatively identifies and
aggregates three different environmental impacts (nitrogen, greenhouse gases,
energy generation) from various food groups to then calculate external costs for
different food categories. Internalizing follow-up costs in a category-specific way
and therefore following the polluter-pays principle (UN 1992) paves the way
towards a more sustainable price-design of agricultural output. Using life cycle
analysis and meta-analysis shows that mark-up and external costs are the highest
for conventional-animal-based (192% mark-up on producer price level), the second
highest for conventional milk products (94%) and the lowest for organic-plant-
based (6%) products. In all examined categories, organic products cause less
additional costs than their conventional counterparts. Our approach attempts to
close the gap between the market price and actual costs, whereby the true value of
different food-groups and agricultural systems is finally represented.
Aktuelle Fehlbepreisung landwirtschaftlicher Güter
Mit zunehmender Intensivierung der Produktion und als Deutschlands größter
Flächenverbraucher stellt die Landwirtschaft einen enormen Belastungsfaktor für
die Umwelt dar. So stellten bereits Pretty et al. (2000) erhebliche landwirtschaftli-
che Umweltauswirkungen fest, die sie monetarisieren. Aktuelle Forschungsergeb-
nisse von Poor und Nemecek (2018) bestätigen, dass der Konsum von Lebensmit-
teln den bedeutendsten Einflussfaktor für die Reduzierung der individuellen beein-
flussbaren Umweltbelastung darstellt. Bisher ist es jedoch keiner Forschungsarbeit
gelungen, die Folgekosten der zahlreichen Umweltauswirkungen verschiedener
Lebensmittel auf Deutschland bezogen auszudifferenzieren (Gaugler & Michalke
2017). Mit dieser Studie evaluieren wir externe Kosten der deutschen Landwirt-
schaft verursachergerecht. Wir berechnen die hieraus resultierend nötigen Preis-
1
Universität Augsburg, Universitätsstraße 2, 86159 Augsburg, Deutschland, www.markets-
for-mankind.net
2
TU München, Arcisstraße 21, 80333 München, Deutschland
3
Schweisfurth Stiftung, Rupprechtstraße 25, 80636 München, Deutschland
4
Universität Augsburg, Sigma-Technopark, Werner-von-Siemens-Straße 6, 86159 Augsburg,
Deutschland, tobias.gaugler@mrm.uni-augsburg.de
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aufschläge und setzen diese mit den aktuellen Erzeugerpreisen in Bezug. Hierbei
unterscheiden wir zwischen biologischer und konventioneller Produktionsweise
sowie zwischen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln und Milch(produkten).
Wir zielen darauf ab, die derzeitige Preisdifferenz zwischen den aktuellen Erzeu-
gerpreisen und den wahren Kosten aufzuzeigen. Untersucht wurden die Einfluss-
faktoren Stickstoff, Treibhausgase und Energieerzeugung.
Methode und Daten
Um die externen Effekte der unterschiedlichen Lebensmittelkategorien auf quanti-
tativer und monetärer Ebene abzubilden, werden alle verfügbaren lebensmittelbe-
zogenen Datensätze aus dem Stoffstromanalysenmodell GEMIS (Globales Emissi-
onsmodell für integrierte Systeme) den korrespondierenden Lebensmittelkatego-
rien zugeordnet. Diese Kategorien umfassen Gemüse, Obst, Getreide, Hackfrüchte,
Hülsenfrüchte und Ölsaaten auf pflanzlicher Seite und Geflügel, Wiederkäuer,
Schwein, Eier und Milch auf tierischer Produktseite. Die Systemgrenzen für die
Betrachtung der externen Effekte erstrecken sich vom Ursprung bis zum Scheunen-
tor („cradle to farmgate“). Es werden somit alle produktionsbedingten Inputs ab
dem Beginn des Herstellungsprozesses bis zum Verkauf der Ware durch den Primä-
rerzeuger einbezogen und sämtliche damit verbundene Outputs an Treibhausgasen
und Stickstoff sowie der Energiebedarf betrachtet. Wir aggregieren diese Erzeug-
nisse sowohl zu pflanzlichen und tierischen, als auch zu konventionellen und biolo-
gischen Produktkategorien. Fachlich sinnvoll werden Futtermittel der tierischen
Produktkategorie zugerechnet. Die Durchschnittswerte der Kategorien resultieren
jeweils aus mengengewichteten Werten. Die zugrunde gelegten Produktionsmen-
gen der jeweiligen Lebensmittel basieren auf Daten des Statistischen Bundesamts
und der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, bezogen auf das Jahr 2016. Milch-
produkte werden separat von der tierischen Kategorie aufgeführt, da sich deren
Produktionsvolumina und Preise deutlich von dieser unterscheiden.
Zur Ermittlung der emittierten Treibhausgase, reaktiven Stickstoffverbindungen
sowie des Energiebedarfs der Nahrungsmittelproduktion bezogen auf die funktio-
nelle Einheit von einem Kilogramm Produkt greifen wir auf Daten von GEMIS zu.
Die Daten beziehen sich bis auf wenige Ausnahmen direkt auf Deutschland.
Andernfalls wurden EU-Daten verwendet. Das Bezugsjahr ist stets 2010. Um mit
dem Bezugsjahr der Produktionsmengen übereinzustimmen, wurden die GEMIS-
Werte anhand der Entwicklung der Schadstoffe auf 2016 extrapoliert. Da GEMIS
lediglich Daten zur konventionellen Herstellungsweise zur Verfügung stellt, wurde
eine Meta-Analyse durchgeführt, um die verfügbaren konventionellen auf die
biologischen Werte übertragen zu können. Um diese quantitative Datenbasis zu
monetarisieren, greifen wir primär auf die Schadkostensätze des Umweltbundes-
amts (für Treibhausgase und Energieerzeugung) sowie des European Nitrogen
Assessments (für reaktive Stickstoffverbindungen) zurück. Diese aggregierten,
monetären Werte stellen die durch die Landwirtschaft verursachten Folgekosten
der untersuchten drei Schadenskategorien dar.
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Ergebnisse: Von aktuellen zu verursachergerechten, fairen Preisen
Der beschriebenen Methodik folgend können wir bezogen auf das Referenzjahr
2016 die in Abbildung 1 aufgeführten Preisaufschläge auf die jeweiligen Erzeu-
gerpreise berechnen. Bei tierischen Produkten fallen jeweils die höchsten in Preis-
aufschlägen ausgedrückten Folgekosten an, gefolgt von Milch(produkten) und
pflanzlichen Produkten. Demnach müssten konventionell-tierische Produkte auf
Erzeugerebene etwa dreimal so teuer sein wie dies bisher der Fall ist. Der größte
Anteil der Preisaufschläge ist jeweils auf den Treiber Stickstoff zurückzuführen,
gefolgt von Treibhausgasen und Energie. Des Weiteren wird deutlich, dass die
Fehlbepreisung bei konventionellen Produkten in allen Kategorien weitaus höher
ist als bei biologischen Produkten.
Abbildung 1: Preisaufschläge auf Erzeugerpreise bei Internalisierung externer Effekte
Werden diese erzeugerpreisbezogenen Preisaufschläge in absolute, externe Kosten
pro Kilogramm Produktgewicht übertragen, zeigen sich die folgenden Preisauf-
schläge: +3,49€/kg für konventionell-tierische Produkte, +0,25€/kg für konventio-
nelle Milch(produkte), +0,04€/kg für konventionell-pflanzliche, +2,78€/kg für biolo-
gisch-tierische, +0,16€/kg für biologische Milch- und +0,03€/kg für biologisch-
pflanzliche Produkte.
Diskussion
Bei tierischen Produkten (konventionell und ökologisch) ist die Höhe der externen
Kosten und Preisaufschläge insbesondere durch die energieintensive Aufzucht der
Nutztiere zu erklären. Dazu zählen Futtermittelanbau, Beheizung und Belüftung der
Ställe sowie der Metabolismus der Tiere. Diese Faktoren führen unter anderem zu
einer bedeutend höheren Austragung von reaktivem Stickstoff und Treibhausgasen
sowie einem höheren Energiebedarf als bei pflanzlichen Produkten. Im Vergleich
konventioneller mit ökologischen Produktionspraktiken führen vor allem der Ver-
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zicht auf mineralischen Stickstoffdünger beim Pflanzenanbau sowie ein geringerer
Einsatz von industriell produziertem Kraftfutter bei der Nutztierhaltung in allen
untersuchten Lebensmittelkategorien zu geringeren externen Kosten und Preisauf-
schlägen für ökologische Produkte.
Die Identifizierung der Diskrepanz zwischen derzeitigem Marktpreis und wahrem
Wert der Güter, bei gleichzeitiger Unterscheidung verschiedener Lebensmittelkate-
gorien, stellt bislang ein Novum in der Literatur dar. Obgleich in der wissenschaftli-
chen Literatur weiterer Diskussionsbedarf bzgl. der exakten Höhe monetärer Be-
wertungen von Externalitäten besteht und im Gegensatz zum „cap and trade“
Ansatz keine Grenzwerte für externe Effekte festgelegt werden, birgt das Konzept
von Preisaufschlägen einen Vorteil: Informationen über den wahren Preis von
Gütern können (bspw. mit einem zweiten „Preisschild“) an den Endkunden kom-
muniziert und weitergegeben werden. Ein resultierendes, verändertes Kaufverhal-
ten der Konsumenten (aufgrund der umfassenderen Information sowie der Prei-
selastizität der Nachfrage) würde zu einer deutlichen Reduktion negativer Umwelt-
auswirkungen der Landwirtschaft führen. Zusätzliche staatliche Einnahmen
durch diese Preisaufschläge ließen sich zur Vermeidung und Beseitigung der nega-
tiven externen Effekte sowie zur Besserstellung von Nahrungsmitteln mit geringen
Umweltfolgekosten nutzen. Mit unserem Ansatz leisten wir einen Beitrag zur Kos-
tenwahrheit, welche durch die Verringerung aktueller Marktfehler zudem zu einer
gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrtssteigerung führt. Es existieren weitere Treiber,
deren Schadkosten aufgrund fehlender Datenbasis aktuell nicht bestimmt werden
können. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse sollten fortführend weitere For-
schungen durchgeführt werden, die der vorgestellten Problematik anhand weiterer
Treiber und auch auf internationaler Ebene nachgehen. Dabei sollte eine weitere
Ausdifferenzierung der Lebensmittelkategorien im Fokus stehen.
Danksagung
Unser Dank gilt der Tollwood Gesellschaft für Kulturveranstaltungen und Umwelt-
aktivitäten mbH, Prof. Dr. Alois Heißenhuber, PD Dr. Werner Kratz und den Ausrich-
tern des Forschungspreis Bio-Lebensmittel (FoBiLe) für die konstruktive Zusam-
menarbeit und Unterstützung.
Literatur
Gaugler T & Michalke A (2017) Was kosten uns Lebensmittel wirklich? Ansätze zur
Internalisierung externer Effekte der Landwirtschaft am Beispiel Stickstoff.
GAIA Ecological Perspectives for Science and Society 26 (2): 156157.
Poore J & Nemecek T (2018) Reducing food‘s environmental impacts through pro-
ducers and consumers. Science 360 (6392): 987992.
Pretty J N, Brett C, Gee D, Hine R E, Mason C F, et al. (2000) An assessment of the
total external costs of UK agriculture. Agricultural Systems 65 (2): 113136.
UN (1992) Report of the United Nations Conference on Environment and Develop-
ment. https://www.un.org/documents/ga/conf151/aconf15126-1annex1.htm.
... Finally, the health costs for certain food products from the Penny-market are determined and applied to a study that already calculated the influence of external environmental costs on corresponding products [55]. The values originate from the year 2020 and are accordingly adjusted to the current year with an inflation factor. ...
... Perotti (2020) classifies this nutritional impact as an environmental human health impact, which highlights the difficult distinction between external environmental and health aspects of food consumption [18]. Since the impact of food production on human health due to, for example, reactive nitrogen and energy are already included in the ecological costs calculated by the study [55] used to illustrate an integrated internalisation of external ecological and health costs and since a fully delimited consideration in terms of the impact on human life is impossible, this paper refrains from an investigation. Moreover, other externalities such as health effects of food poisoning, health effects of pesticide exposure, and health effects of antibiotic use subsist [18]. ...
... Based on the calculated results, under-consumed food becomes cheaper when both health costs and environmental costs are internalised, because the impact of health externalities exceeds that of environmental externalities. However, for over-consumed food, both types of costs add up, whereby the share of environmental costs is greater than that of health costs for animal-based and dairy products used in the aforementioned study [55]. ...
Article
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Although global food consumption costs more in terms of impact on human life than money is spent on it, health costs have not been consistently quantified or included in food prices to date. In this paper, a method to determine the external health costs of nutrition and dietetics is developed by employing the cost-of-illness (COI) and true cost accounting (TCA) approaches. This is done exemplarily for the reference country Germany. The results show that 601.50 € per capita and 50.38 billion € in total external health costs are incurred annually due to nutrition. Overall, most costs are accrued through excessive meat consumption (32.56% of costs), deficient whole grain intake (15.42% of costs), and insufficient uptake of legumes (10.19% of costs). Comparing the external health costs with the external environmental costs in Germany, it can be seen that of the total annual costs of around 153.86 billion €, 67.26% originate from environmental impacts and 32.74% from impacts on human life. In order to achieve the 17 Sustainable Development Goals and to increase family as well as public health, there is a need to internalise these external costs into actual food prices.
Article
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Due to its purchasing power, the public food service sector is viewed as a potential transformative driver towards sustainable food systems. Organic meal planning and regional procurement may be a vital implementation strategy towards Planetary Health Diets in the communal catering arena. Capable of unleashing desirable synergies within local foodsheds, this transition pathway can potentially benefit all stages of the value chain, while also positively influencing consumer dietary behavior. Transformation, however, poses complex challenges to caterers, as it demands a shift in mindset regarding the philosophy, organization, and management of cafeteria systems as well as the need for affordable and aggregated supplies of source-identified local organic foods. This action research case study engaged the public caterer of a German University, undergraduate students, and additional stakeholders in a Living Lab to develop a weekly farm-to-table cafeteria menu, including its actual preparation, based on a conceptual sustainability standard. Hence, through an iterative process, involving two feedback cycles, an ambitious set of nutritional and procurement criteria were devised, inspired by the external input from exemplary practitioners in the field of green cuisine and procurement. The resulting meal plan was then subjected to an evaluation vis-á-vis its compliance with (1) dietary recommendations, (2) seasonality, (3) organic certification, (4) a defined foodshed boundary, (5) budget neutrality, and (6) life cycle assessment.
Chapter
The good thing first: there are plenty of ways to avoid pesticides. Compared to tackling human-made climate change, the pesticide issue seems rather straightforward and much easier to solve—there not would be the multinational agrochemical industry and their allies with their enormous economic and political influence. There is absolutely no need to use pesticides in private homes and gardens. The greatest role model for conventional agriculture to get away from its pesticide addition are agroecological approaches used in organic farming, permaculture, and regenerative agriculture that have demonstrated to function well without synthetic pesticides. The key in this respect is a systems perspective which not only considers agricultural measures at the field level (improving soil health, crop rotations, crop diversity) but also improves the surrounding landscape structure (non-crop habitats, increased biodiversity). Although agriculture without synthetic pesticides can have lower yields, many studies show that the growing world population could still be fed. Important to achieve this is a focus of agriculture on the production of food (rather than producing for the food industry or biofuels), that we stop food wastage, and substantially cut back on meat-oriented diet patterns. Food production with pesticides is only economically feasible because all the elimination of damage and environmental contamination of pesticides is externalized and paid society.
Experiment Findings
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