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Soziale Unterstützung / social support

Authors:

Abstract

encyclopedic article on concepts and theories of social support with special relevance to theory and practice of health promotion and disease prevention
E-Book
Leitbegriffe der
Gesundheitsförderung
und Prävention
Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden
Im Glossar werden 118 zentrale Begriffe zum Thema Gesundheitsförderung
definiert und erläutert. Gerade im Handlungsfeld Gesundheitsförderung mit
seinem interdisziplinären Bezug ist eine Einigung auf gemeinsame
Begrifflichkeiten besonders wichtig. Das Glossar leistet einen Beitrag,
Konzepte und Begrifflichkeiten in der Gesundheitsförderung im
deutschsprachigen Raum zu systematisieren und übersichtlicher zu machen.
doi
10.17623/BZGA:224- E-Boo k-2018
Herausgegeben von der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Maarweg 149-1 61 / D-50825 Köln / Tel +49 221 8992-0 / Fax +49 221 8992-300
1
Leitbegriffe der
Gesundheitsförderung und
Prävention
Glossar zu Konzepten,
Strategien und Methoden
E-Book 2018
Redaktionsgruppe: Stephan Blümel, Peter Franzkowiak, Lotte Kaba-Schönstein,
Guido Nöcker, Martina Plaumann, Alf Trojan (Leitung)
Herausgegeben von der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
924
Soziale Unterstützung
Peter Franzkowiak
(letzte Aktualisierung am 13.06.2018)
Begriff und Konzept der sozialen Unterstützung stammen aus der Belastungs- und Netz-
werkforschung in der Sozialepidemiologie, Medizinsoziologie und Gemeindepsychologie.
Seit den 1950er Jahren gibt es zahlreiche empirische Belege dafür, dass soziale Belas-
tungssituationen, eingeschränkte oder fehlende soziale Integration und mangelnde soziale
Unterstützung krankheitsförderlich wirken können. Umgekehrt wirken soziale Ressour-
cen, d.h., Hilfen und Unterstützung, die aus dem sozialen Netzwerk eines Menschen stam-
men, wie ein psychosoziales Immunsystem und können Gesundheit, positives Gesund-
heitsverhalten und Gesunderhaltung sowie verbesserte Krankheitsbewältigung fördern.
Soziale Unterstützung (engl.: social support) ist ein Zentralbegriff aus den Modellen zu
Stress und Stressbewältigung und bildet dort den Kern der „kollektiven Bewältigungs-
möglichkeiten“. Das Konzept ist elementar für das Verständnis sozialer Ressourcen für die
seelische und körperliche Gesundheit.
Definition: Soziale Unterstützung ist eine Sammelbezeichnung. Sie umfasst das Erwarten
und Erhalten von sozialen Leistungen der Hilfe und Unterstützung, die Menschen zur Be-
wältigung von herausfordernden und belastenden Situationen benötigen. Baduras weg-
weisende frühe Definition definiert soziale Unterstützung als diejenigen „Fremdhilfen, die
dem einzelnen durch Beziehungen und Kontakte mit seiner sozialen Umwelt zugänglich
sind und die dazu beitragen, dass die Gesundheit erhalten bzw. die Krankheiten vermie-
den, psychische und somatische Belastungen ohne Schaden für die Gesundheit überstan-
den und die Folgen von Krankheit bewältigt werden“ (1981, 157). Das Ausmaß sozialer
Unterstützung, welche Individuen erfahren, ist abhängig von den Formen sozialer Kontak-
te, dem Grad der Vertrautheit mit anderen Personen und von früher stattgefundenen Aus-
tauschprozessen sozialer Unterstützung.
Sie wird in sozialen Netzwerken erbracht und erhalten (Soziales Kapital) und beschreibt
deren Funktion, hilfreiche Transaktionen zwischen den Netzwerkmitgliedern zu vermit-
teln. Ein soziales Netzwerk ist ein komplexes Geflecht sozialer Beziehungen und symboli-
scher Bezüge zwischen Individuen. Gemeinschaftliche Beziehungen in Netzwerken sind in
der Regel durch räumliche Nähe, emotionale Bindungen und kulturelle Homogenität ge-
kennzeichnet. Personale Netzwerke beschreiben Strukturen und Interaktionen von unter-
stützenden Beziehungen, die auf eine Person oder eine umschriebene Gruppe bezogen
sind. Sie bestehen aus vorhandenen Beziehungen primärer Art (z.B. Arbeitskolleginnen
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und -kollegen, Nachbarn, Vereinsangehörige, weitere Bezüge in kulturellen und religiösen
Gemeinschaften).
Für das Ausmaß an erwarteter, erhaltener oder gewährter sozialer Unterstützung ist be-
deutsam, in welchem Umfang und in welcher Güte Menschen in unterschiedlichen Netz-
werken über förderliche soziale Beziehungen verfügen, wie sie diese subjektiv bewerten
und bei Bedarf auch realisieren können (Abb. 1).
Abb. 1: Ein Übersichtsmodell zum Verhältnis von sozialen Netzwerken, sozial en Beziehungen, sozialer
Unterstützung und sozialer Belastung (nach: Borgetto/Kälble 2007, 62)
Komponenten und Differenzierungen: Soziale Unterstützung ist ein mehrdimensionales
Konstrukt mit fünf wesentlichen Komponenten:
» informationelle Unterstützung (Informationen und Tipps zur Problemlösung geben,
praktische alltägliche Hilfen);
» instrumentell-materielle Unterstützung (Anleitung, Hilfe bei der Erledigung von
Aufgaben, finanzielle Hilfen und Sachleistungen);
» emotionale Unterstützung (Zuwendung, Verständnis, Trost, Aussprache,
Selbstwertstabilisierung; soziales Beisammensein und Interaktion, Zugehörigkeit
und Bindung);
» positiver sozialer Kontakt, soziale Integration, Beziehungssicherheit und Rückhalt;
» evaluative, Bewertungs- und Einschätzungsunterstützung (Orientierung, Klärung,
Problemlösung, Bewertung und Bestätigung sowie Hilfe, sich oder die eigene
Situation, Fähigkeiten, Bedürfnisse bewältigungsfördernd einzuschätzen, dadurch
Stärkung von Kontrollerleben).
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Soziale Unterstützung bei alltäglichen kleineren Problemen unterscheidet sich qualitativ
und quantitativ von sozialer Unterstützung im Zusammenhang mit kritischen
Lebensereignissen und Lebenskrisen. Bei der Verarbeitung schwerer Lebenssituationen
und kritischer Lebensereignisse sind als Unterstützungsmodalitäten besonders wirksam:
sozialer Rückhalt, loyale Anteilnahme, Selbstwertstützung, emotionale und kognitive
Unterstützung, sozial vermittelte Ablenkung sowie Ratschläge, Informationen und
konkrete alltagspraktische Hilfen.
Es muss immer differenziert werden zwischen erwarteter (wahrgenommener) und tat-
sächlicher (erhaltener) Unterstützung. Es ist nicht allein entscheidend, über wie viele So-
zialkontakte und Netzwerkoptionen ein Mensch verfügt. Ebenso bedeutsam ist, wie hoch
und verlässlich die subjektive Überzeugung dieser Person ist, im Bedarfsfall auch tatsäch-
lich unterstützt zu werden oder Unterstützung erhalten zu können. Die Einbettung in ein
Netzwerk von Familie und Freunden ist ein als Stressressource wirksames Potenzial -
auch dann, wenn es nicht oder noch nicht zu objektiv hilfreichen Interaktionen kommt. Die
protektive Wirkung besteht schon allein im Gefühl der Zugehörigkeit und durch die Opti-
on, im Krisenfall das Netz mobilisieren zu können. Soziale Integration scheint insgesamt
eher risikohemmend zu wirken.
Gesundheitswirkungen und ihre Erklärungsmodelle: Soziale Beziehungen und Bindungen
können in mehrfacher Hinsicht gesundheitserhaltend und gesundheitsförderlich wirken.
Einerseits können sie psychosoziale Belastungen für die Betroffenen abschirmen, abpuf-
fern oder neutralisieren. Zugleich erleichtert eine hilfreiche soziale Unterstützung es, sol-
che Belastungen erfolgreich zu bewältigen bzw. ihr Ertragen zu erleichtern. Vier komple-
mentäre Erklärungskonzepte bestimmen die gegenwärtige wissenschaftliche Diskussion
(Abb. 2).
Modell der direkten
Effekte
Unabhängig vom Ausmaß des Stresserlebens wirkt soziale Unterstützung positiv
auf Gesundheit und seelisches Wohlbefinden, z.B. durch Erhöhung des Selbstwer-
tes und Kontrollempfindens sowie Förderung gesundheitsrelevanten Verhaltens:
die soziale Unterstützung kommt nicht erst dann zum Tragen, wenn für eine Per-
son eine Belastungssituation vorliegt
Puffer-Modell
Personen, die sich bereits in einer Stresssituation befinden, können das Problem
aufgrund sozialer Unterstützung besser bewältigen: die soziale Unterstützung
erleichtert das Stress-Coping, fördert die Affektregulation und puffert so negative
Aspekte von Belastungen ab
Auslöser-Modell
Menschen aktivieren soziale Unterstützung gezielt und effektiv erst unmittelbar
vor bzw. in Belastungssituationen
Schutzschild- und Prä-
Soziale Unterstützung hält potenzielle und reale Belastungen von einem Men-
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ventions-Modell
schen (weitgehend) fern: adäquate soziale Integration und Einbindung in ein so-
ziales Netzwerk wirken als „Schutzschild“ für das Auftreten von Belastungssitua-
tionen, oder sie verringern das Ausmaß der Belastung; über gegenseitige Verant-
wortung und Verpflichtungen wird zudem die Übernahme sozial akzeptierten und
gesundheitsförderlichen Verhaltens verstärkt
Abb. 2: Erklärungsansätze zur Wirksamkeit sozialer Unterstützung
Art, Umfang und Qualität der sozialen Beziehungen von Menschen sind für ihre Lebens-
qualität und ihre körperliche und seelische Gesundheit von grundlegender Wichtigkeit.
Wenn ein ausreichendes Maß allgemein unterstützender sozialer Beziehungen vorhanden
ist, hat dies einen direkten positiven Einfluss auf das Befinden, die körperliche und soziale
Leistungsfähigkeit, die seelische Robustheit und auf die körperlichen Immunpotenziale.
Allerdings ist die Gesundheitswirkung von der Beziehungsstruktur zwischen Empfänger
und Geber abhängig. Es kann sein, dass die gleiche Hilfeleistung von einem Menschen
problemlos akzeptiert und angenommen wird, während sie bei einer anderen Person als
inakzeptabel beurteilt wird. Wer welche Art von sozialer Unterstützung zu leisten hat bzw.
von wem sie als ausreichend angesehen wird, wird durch normative Verhaltenserwartun-
gen, durch Reziprozitätserwartungen und durch die emotionale Beziehungsebene be-
stimmt.
Im angloamerikanischen Raum ist seit Jahrzehnten ein Modell weithin verbreitet, das sozi-
ale Unterstützung gegenüber Stressoreneinwirkung verknüpft mit individuellen Bewälti-
gungsressourcen, Setting bezogenen und Gemeinschafts-/Gemeinde-Ressourcen, der mul-
tidimensionalen Gesundheit und dem individuellen (und kollektiven) Gesundheitsverhal-
ten. In diesem dynamischen System von Wechselwirkungen werden fünf mögliche Wir-
kungspfade („pathways“) der sozialen Unterstützung identifiziert. Diese haben wissen-
schaftlichen Erklärungswert, können aber auch als Grundlagen und Schwerpunktsetzun-
gen für effektive Interventionen dienen (s. Abb. 3).
928
Abb. 3 Modell zum Beziehungsgeflecht von Sozialen Netzwerken und Sozialer Unterstützung mit Gesundheit
[aus: Glanz et al (eds.), Hea lth Behavior & Health Education, 4th ed. 2008, Chapter 9 - online:
www.med.upenn.edu/hbhe4/part3-ch9-key-constructs-conceptual-model.shtml]
Funktionen sozialer Netzwerke: Soziale Unterstützung in zwischenmenschlichen Netzwer-
ken hat in jeder Lebensphase hohe instrumentelle Bedeutung für Gefühlsregulierung, Rea-
litätskonstruktion und Lebensqualität. Sie bildet eine wesentliche Ressource, um akute
bzw. chronische Stressoren (d.h. belastende persönliche, familiäre, berufsbedingte, öko-
nomische und soziokulturelle Herausforderungen und Lebensumstände) konstruktiv be-
wältigen zu können (Resilienz und Schutzfaktoren, Salutogenetische Perspektive). Je
stärker ein Mensch in ein vielfältiges soziales Beziehungsgefüge mit wichtigen Bezugsper-
sonen, unterstützenden und beratenden Menschen eingebunden ist und diese als Transak-
tionspartner akzeptiert und wertschätzt, desto besser kann diese Person mit ungünstigen
sozialen Bedingungen, kritischen Lebensereignissen und fortdauernden Belastungen um-
gehen. Symptome der Überforderung treten weniger auf. Das Ausmaß von psychophysi-
schen Störungen, Krankheiten und Krankheitsfolgen wird verringert. Soziale Netzwerke
können daher als „soziale Immunsysteme“ bezeichnet werden.
In einem optimalen sozialen Unterstützungsnetzwerk sind Beziehungen unterschiedlicher
Intensität und Nähe erforderlich. Nicht nur enge Beziehungen müssen in ausreichendem
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Maße verfügbar sein, zu einem funktionierenden Netzwerk gehört auch eine Bandbreite
von weniger engen Sozialbeziehungen. Allerdings haben sich das Ausmaß und die Intensi-
tät der primären, d.h. der engsten und engen Bindungen, als bedeutsamste Prädiktoren für
die Lebenserwartung erwiesen - unabhängig vom Alter, dem Geschlecht oder gesundheit-
lichen Risikofaktoren. Die Stärke enger Netze, insbesondere der Kleinfamilie, liegt in ihrer
nachhaltigen Hilfe bei Dauerbelastungen. Enge und stabile Primärbeziehungen mit ver-
lässlicher hoher Kontaktdichte sind besonders in der frühen Kindheit und im letzten Le-
bensabschnitt (über-)lebenswichtig als Ressourcen der Stressvermeidung, Belastungsbe-
wältigung und zur Identitäts- und Sinnstiftung.
Ambivalenz von Begriff und Wirkungen: Soziale Unterstützung kann nicht nur positive,
sondern auch negative Wirkungen hervorrufen. Der Begriff sollte nach Leppin und
Schwarzer daher „ambivalent definiert“ werden. Zu Belastungsaspekten einer Negativun-
terstützung zählen:
» unerwünschte oder inadäquate Unterstützung;
» enttäuschte Unterstützungserwartungen;
» exzessive Hilfe und einmischend-aufdrängendes Verhalten;
» problematische Beziehungen zwischen den Beteiligten mit feindselig-aggressivem
und abwertendem Verhalten;
» Intensivierung von Stressreaktionen durch zusätzliche Emotionalisierung;
» belastungsbedingte Ineffektivität.
Derartige Belastungen sind bedingt durch Verpflichtungen, Machtungleichgewichte, Kon-
flikte und Belastungen, die für eine oder beide Seiten objektiv oder subjektiv gesehen
mehr Aufwand als Nutzen darstellen. Belastende Beziehungen sind häufig eng an be-
stimmte Rollen geknüpft, die vor allem bei nicht freiwillig gewählten (z.B. verwandtschaft-
lichen) oder unausweichlichen (z.B. generationellen, nachbarschaftlichen oder kollegialen)
Kontakten vorhanden sind. Sie können damit nicht bzw. nur mit erheblichem sozialen und
seelischen Aufwand beendet werden. In der Forschung fehlt es noch an komplexen Analy-
sen dieser wechselseitigen Abhängigkeit von förderlichen und negativen Auswirkungen in
engen sozialen Beziehungen - v.a. bei inadäquaten oder fehlgeschlagenen Unterstützungs-
versuchen, bei problematischen Hilfebeziehungen oder bei Überlastung von helfenden
Personen (Gesundheitsförderung und Pflege).
Unterstützende Komponenten können sich mit anderen Belastungen, Spannungen und
Konflikten mischen. So kann der Selbstwert in sozialen Kontakten bedroht werden, oder
Gruppendruck kann Problemverhalten erzwingen (beispielsweise bei substanzbezogenem
Probier- und Risikoverhalten in der Jugendphase). Problembeziehungen in Paarbeziehun-
gen oder Familiensystemen können die Entstehung von gesundheitlichen Beeinträchti-
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gungen direkt oder indirekt mitfördern: z.B. bei der Entstehung und Aufrechterhaltung
von Suchtgefährdungen, psychosomatischen Störungen oder frühkindlichen Bindungs-
und Interaktionsstörungen (Frühe Hilfen). Auch wenn eine befriedigende berufliche Tä-
tigkeit einen erheblichen gesundheitsrelevanten Einfluss auf das Wohlbefinden hat, kann
Arbeit doch eine Quelle zahlreicher und langwieriger Gesundheitsrisiken sein. Der jeweili-
ge Gesundheitsgewinn von sozialer Unterstützung ist abhängig von der jeweiligen Ge-
sundheitseinstellung eines Netzwerks.
Soziale Ungleichheit: Soziale Unterstützung unterliegt, wie andere Formen des gesund-
heitsrelevanten Handelns, Einschränkungen auf Grund sozialer Ungleichheit kulturell-
ethnischer Differenzen (Gesundheitsförderung bei Menschen mit Migrationshinter-
grund). Aus der medizinsoziologischen Forschung ist bekannt, dass in unteren sozialen
Schichten und bei bildungsfernen Bevölkerungsgruppen ein Missverhältnis zwischen ei-
nem besonders hohen Ausmaß sozialer Stressoren und besonders niedrigen Optionen für
soziale und personale Ressourcen besteht. Auch wird eine objektiv vorhandene soziale
Unterstützung subjektiv schlechter oder gar nicht wahrgenommen, wodurch sie auch
schlechter genutzt wird. Die in geringerem Maße zur Verfügung stehenden Bewältigungs-
strategien sind weniger wirksam. Protektivfaktoren wie Selbstwirksamkeit und Kontrolle
sind weniger ausgebildet als bei Angehörigen der Mittel- und Oberschichten.
Messung sozialer Unterstützung in epidemiologischen Studien: „Der Indikator soziale Unter-
stützung wurde in der RKI-Studie GEDA 2014/2015-EHIS durch die Selbstangabe der Be-
fragten in einem schriftlichen oder Online-Fragebogen erfasst. Der Grad der wahrgenom-
menen sozialen Unterstützung wurde mittels der Oslo-3-Items-Social- Support Scale (Oslo-
3-Skala) erhoben. Konkret wurden folgende Fragen gestellt: „Wie viele Menschen stehen
Ihnen so nahe, dass Sie sich auf sie verlassen können, wenn Sie ernste persönliche Prob-
leme haben?“ (Antwortvorgaben: keine, 1 bis 2, 3 bis 5, 6 oder mehr), „Wie viel Anteil-
nahme und Interesse zeigen andere Menschen an dem, was Sie tun?“ (Antwortvorgaben:
sehr viel, viel, weder viel noch wenig, wenig, keine) und „Wie einfach ist es für Sie, prakti-
sche Hilfe von Nachbarn zu erhalten, wenn Sie diese benötigen?“ (Antwortvorgaben: sehr
einfach, einfach, möglich, schwierig, sehr schwierig). Mit der Skala wird somit die subjektiv
wahrgenommene Verfügbarkeit sozialer Unterstützung gemessen. Durch Addition der
Einzelpunktwerte aus den drei Fragen wurde ein Index gebildet, der Werte zwischen 3
und 14 Punkten annehmen kann. Der Bereich von 3 bis 8 Punkten wird als geringe Unter-
stützung, von 9 bis 11 Punkten als mittlere Unterstützung und von 12 bis 14 Punkten als
starke Unterstützung klassifiziert.“ (Borgmann et al 2017, 118 - ohne dortige Literaturan-
gaben)
Die GEDA-Surveys 2012 und 2014 des Robert Koch-Instituts belegen diese Trends r die
deutsche Bevölkerung. Zwar verfügen mehr als vier Fünftel der Erwachsenenbevölkerung
Deutschlands nach eigener Wahrnehmung über soziale Bindungen und Netzwerke, von
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denen sie eine mittlere bis starke Unterstützung erhalten. Jedoch besteht ein nachweisli-
cher Bildungsgradient in der selbst wahrgenommenen Verfügbarkeit sozialer Unterstüt-
zung. Der Anteil von gering unterstützten Männern und Frauen nimmt mit sinkendem Bil-
dungsstand sowie dauerhafter Nichterwerbstätigkeit zu. Insbesondere Bevölkerungs-
gruppen, die häufiger von Gesundheitsproblemen betroffen sind, können nur in geringe-
rem Ausmauf diese (Bewältigungs-)Ressource zurückgreifen. Des Weiteren nimmt der
Anteil von Männern und Frauen, die nur wenig auf soziale Unterstützung zurückgreifen
können, mit dem Alter sukzessive zu.
Bedeutsam sind Geschlechtsunterschiede in der Mobilisierung und Wahrnehmung sozialer
Unterstützung, die solche statusbedingten Differenzen zusätzlich verstärken: Frauen ver-
fügen eher über größere soziale Netze, v.a. mehr nahestehende Bezugspersonen, scheinen
eher bereit zu sein, aktiv nach sozialer Unterstützung zu suchen, und sie fühlen sich v.a. im
mittleren Lebensalter auch stärker unterstützt - insbesondere bei den Formen emotiona-
ler Unterstützung.
Offene Fragen, neue Felder und Forschungsbedarf: Nach Jahrzehnten intensiver psychologi-
scher, soziologischer, gesundheitswissenschaftlicher, ebenso neurobiologischer und im-
munologischer Forschung und Intervention gibt es noch vielfach offene Fragen, insbeson-
dere zu den sozialen und demografischen sowie psychobiologischen Moderatorvariablen.
Das Editorial eines 2014 erschienenen Schwerpunktheftes des Fachjournals „Health Psy-
chology“ zur Rolle sozialer Netzwerke für die Erwachsenengesundheit benannte als wich-
tigste aktuelle und zukünftige Forschungsaufgaben:
» die Gewinnung und Vertiefung von Erkenntnissen zur gesundheitlichen Bedeutung
und Auswirkungen sozialer Veränderungen im Netzwerkbereich (z.B.
Verkleinerung sozialer Netzwerke mit fortschreitendem Alter; Auswirkungen von
persönlichen oder beruflichen Transitionen auf Aufbau und Erhalt stützender
sozialer Beziehungen; Abnahme der Anzahl und Nähe sozialer Bezugspersonen
durch Individualisierung und Singularisierungsprozesse in der Babyboomer-
Generation und ihren Nachfolgerinnen; differenzierte Bedeutung von freiwilligen
vs. unfreiwilligen/erzwungenen Wandlungsprozessen in Bezugsnetzwerken);
» Gewinnung von Daten und Entwicklung belastbarer Erklärungsmodelle zur
Bedeutung des sozio-ökonomischen Status, von Gender, Beziehungs- und
Partnerschaftsstatus sowie ethnisch-kultureller Rahmenbedingungen hinsichtlich
der Einschränkungen bzw. Begrenzungen sozialer Unterstützungsnetze und -
bindungen und deren gesundheitsrelevanter Effekte.
International häufen sich in den letzten Jahren Studien zur Validität und dem Übertra-
gungspotential der Ergebnisse und Modelle bisheriger Netzwerk-Gesundheitsforschung
auf virtuelle soziale Netzwerke sowie die Wirksamkeitsüberprüfung von „ehealth online
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social support groups/communities“ im Rahmen von internetbasierten Wikis, Blogs oder
Social Network Sites. Eine exemplarische Fragestellung war: „Erbringt soziale Unterstüt-
zung durch „facebook friends“ reale, messbare Gesundheitsgewinne?“
Den aktuellen internationalen Stand mit Schwerpunkt auf wechselseitige hilfreiche Unter-
stützung bei der Bewältigung von Gesundheits-/Krankheitsproblemen und Behinderungen
(„individuals coping with health concerns“) fassen Ngenye/Wright (2018) zusammen. Die
vielfältigen Differenzierungen virtueller sozialer Netzwerke und ihrer (potenziellen) Ge-
sundheitswirkungen und die aktuelle Relevanz ebenso wie Anschlussfähigkeiten für Ge-
sundheitsförderung diskutiert der Leitbegriff Social Media: Gesundheitsförderung mit
digitalen Medien mit Stand 2017.
Zentralnervöse Mechanismen sozialer Unterstützung wirken auf der Ebene des Herz-
Kreislauf-Systems, des endokrinen und des Immunsystems. Wachsende Bedeutung und
gesteigerten Umfang gewinnt daher auch die Erforschung vermittelnder neuro- und
psychobiologischer Mechanismen zu direkten und indirekten protektiven Effekten sozialer
Unterstützung auf die körperliche Stressreaktivität - sowohl in experimentellen Labor- als
auch in empirischen Feldstudien.
Praxisrelevanz: Das Belastungs-Bewältigungs-Konzept, die Netzwerkperspektive und die
in beiden Modellen zentrale Kategorie der sozialen Unterstützung sind Kernbereiche der
sozialepidemiologischen und psychologischen Begründung der Gesundheitswissenschaf-
ten. Die Forschungsergebnisse werden in zunehmendem Maße zur konzeptionellen Be-
gründung von gesundheitsfördernden Interventionen und deren Evaluation herangezo-
gen. Die Erkenntnisse zur Wirksamkeit von sozialer Unterstützung sind wichtig für Pra-
xisstrategien der Gesundheitsförderung wie die Gesundheitsbezogene Gemeinwesen-
arbeit, Selbsthilfeförderung oder Organisationsentwicklung sowie die Betriebliche
Gesundheitsförderung und Arbeitssicherheit. Netzwerkförderung stärkt bestehende und
entwickelt neue Netzwerkbindungen, prüft fragwürdige Strukturen und löst sie bei Bedarf
auf. Sie integriert die Helfer in das alltägliche Umfeld von Gemeinde, Quartier und Arbeits-
stätte und räumt Empfängern von Unterstützung Wahlmöglichkeiten ein. Praxisbezogene
Netzwerkarbeit ist integrative psychosoziale Arbeit.
Literatur:
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Stress und Stressbewältigung
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
Chapter
Full-text available
Zusammenfassung Der Beitrag stellt dar, wie und woran die Rechtswissenschaft arbeitet (1.) und welche grundlegenden Beiträge sie für die Teilhabeforschung leisten kann (2.). Im sozialen Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland sind Sozialleistungen zur Teilhabe rechtlich eingebunden und bestimmt. Die Wirkungen des rechtlichen Rahmens auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen müssen bei vielen wissenschaftlichen Fragestellungen mitbedacht werden. Hierfür ist es wichtig zu wissen, welche Beiträge die Rechtswissenschaft zu einer solchen Betrachtung leisten kann.
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
Chapter
Full-text available
Zusammenfassung Mit einer problemorientierten Annäherung an Unterschiede und Zusammenhänge zwischen den Begriffen Teilhabe und Partizipation mit Blick auf Exklusion und Inklusion im Kontext von Behinderung verfolgt der Beitrag das Ziel, das Terrain der Teilhabeforschung zu skizzieren. Teilhabe und Partizipation werden als subjektorientierte und relationale Begriffe sowie als grundlegende Menschenrechte (Rudolf, 2017, S. 13) verstanden. Exklusion und Inklusion werden als prozesshafte Strukturen, die Fragen gesellschaftlicher Zugehörigkeit bestimmen, betrachtet. Bieten diese Schlüsselbegriffe Orientierung für die Teilhabeforschung?
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
Chapter
Full-text available
Zusammenfassung Wird Inklusion als gesellschaftlicher Transformationsprozess gesehen (u. a. Ziemen, 2013, 2018), muss auch in den Universitäten ein Veränderungsprozess stattfinden, der es Menschen mit Lernschwierigkeiten ermöglicht, verschiedene Rollen einzunehmen. Inter-/National existieren bereits Projekte zur Inklusion von Menschen mit Lernschwierigkeiten als Forschende und Studierende (Hauser & Schuppener, 2015; Wagner, 2019); partizipative Forschung wird in Deutschland seit 2011 vermehrt diskutiert (u. a. Buchner et al., 2011; Burtscher, 2019; Keeley et al., 2019). An mehreren Standorten werden zudem Menschen mit Lernschwierigkeiten als Bildungsfachkräfte zu Lehrenden ausgebildet (Mau, 2019). Dennoch sind weiterhin Fragen offen, wie der Personenkreis in einem exkludierenden Hochschulsystem einen chancengerechten Zugang zu Studium, Lehre und Forschung erhält. Hieran anschließend wurde an der Universität zu Köln mit „SUSHI – Summer School inklusiv“ im Herbst 2019 ein einwöchiges Lernformat für Menschen mit Lernschwierigkeiten und Studierende angeboten. Aus der Zusammenarbeit entwickelte sich die inklusive Forschendengruppe Hochschulbildung (InFoH), die gemeinsam Möglichkeiten eines chancengerechten Zugangs zur Hochschulbildung untersucht. Auf der Grundlage der Theorien zum sozialen Raum von Löw (2017) und Bourdieu (1983; 1993) wird dabei diskutiert, welche Auswirkungen diese Prozesse auf alle Beteiligten haben.
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
Chapter
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Zusammenfassung Im Sinne einer Enthinderungshilfe müssen subjektive Vorstellungen der Adressat*innen für die Soziale Arbeit Ausgangspunkt für helfendes Handeln sein. Menschen, die als geistig behindert kategorisiert sind und lange den Hilfesystemen zugehörig sind oder waren, berichten als Expert*innen der Sache. Ein figurationssensibles Verständnis ermöglicht den Blick auf subtile Machtbalancen und verdeutlicht den Bedarf an unterstützten Aushandlungsprozessen.
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
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Zusammenfassung In diesem Beitrag werden zunächst Kerngedanken der Intersektionalitätsforschung zusammenfassend dargestellt und bisher nicht hinreichend geklärte Fragen benannt. In weiteren Schritten wird das Potenzial der Intersektionalitätsforschung als machtkritisches Instrument der Analyse von sozialen Ungleichheitslagen für den Kontext Behinderung sowie die Inklusions- und Teilhabeforschung skizziert und eine Reihe noch ungelöster Probleme herausgestellt.
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
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Zusammenfassung Die berufliche Teilhabe ist gerade für Frauen mit Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis häufig mit Barrieren verbunden. Um eine Teilhabe am Arbeitsleben zu fördern, kommen Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben eine zentrale Bedeutung zu. Der folgende Beitrag zeigt auf, welche Kontextfaktoren für Frauen mit Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis in der Rehabilitation zur Förderung von Teilhabe an Arbeit und Beschäftigung für die Teilhabe am Arbeitsleben von zentraler Bedeutung sind.
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
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Zusammenfassung Partizipative Forschung rückt das Konzept der Teilhabe in und durch Forschung ins Zentrum. Ziel ist es, die gesellschaftliche Teilhabe benachteiligter Gruppen zu stärken – und zwar durch deren Beteiligung an Forschungsprozessen. Drei Komponenten zeichnen den Ansatz aus: a) die doppelte Zielsetzung, Wirklichkeit zu verstehen und zu verändern, b) die Beteiligung von Co-Forschenden mit Entscheidungsmacht und c) Befähigungs-, Reflexions- und Ermächtigungsprozesse. Ausgewählte Herausforderungen, wie ungleiche Voraussetzungen für Partizipation, werden besprochen.
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
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Zusammenfassung Der Beitrag befasst sich mit methodischen und methodologischen Überlegungen zur Forschung mit Menschen mit Komplexer Behinderung. Unter Bezugnahme auf das Forschungsprojekt Teilsein & Teilhaben wird insbesondere der Frage nachgegangen, wie teilhabeorientierte Forschung mit Menschen mit Komplexer Behinderung gestaltet werden kann. Die zentrale Erkenntnis lautet, dass sich der Ausschluss des Personenkreises aus der Teilhabeforschung nur verhindern lässt, wenn Teilhabe im und am Forschungsgeschehen von allen Beteiligten in achtsamer Weise gestaltet wird. Der Beitrag schließt mit den sich daraus ergebenden methodologischen Konsequenzen.
... gewertet werden. Entsprechend richten die meisten der bisher durchgeführten Untersuchungen zu den sozialen Netzwerken behinderter Menschen auch den Schwerpunkt auf die geleistete bzw. potenziell zu leistende soziale Unterstützung innerhalb der bestehenden Strukturen und knüpfen damit an die weitläufigen Stränge der Social-Support-Forschung an (vgl.Nestmann, 2010). Im Hinblick auf die Wirkungsweisen können dabei verschiedene Effekte und Kategorien identifiziert werden. So differenzieren Diewald und Sattler (2010, S. 691 f.) soziale Unterstützungsleistungen in: a) Konkrete, beobachtbare Interaktionen (z. B. Pflege, materielle Hilfen, Beratung), b) Vermittlung von Kognitionen (z. B. Anerkennung, O ...
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Zusammenfassung Die Fallstudie gibt Einblick in anwendungsorientierte Teilhabeforschung. Thematisiert wird Unterstützte Kommunikation als zentraler methodischer Zugang für Befragungen von jungen Erwachsenen mit komplexen Kommunikationsbeeinträchtigungen. Untersucht wurden Förderfaktoren und Barrieren für Kommunikation und Teilhabe an Bildungsprozessen im Übergang Schule – Beruf.
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Auch bei normaler Trauer können zeitweise Symptome auf treten, die als sehr belastend wahrgenommen werden. Dies ist jedoch häufig eine kurzfristige Erscheinung. Trauer und Trauma sind also nicht zwangsläufig miteinander verknüpft, bilden jedoch eine beachtliche Schnittmenge. Häufig geht es dabei um die Gleichzeitigkeit mehrerer – auch sich widersprechender – Gefühle. In der Psychotherapie jedoch wird vorwiegend auf einzelne Emotionen Bezug genommen. Auch das Phänomen Trauer wird relativ eng umrissen. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen daher die Fragen: Was bedeutet es, mit wechselhaften Gefühlsmischungen zu tun haben? Welche Schlussfolgerungen kann man für professionelles Handeln in der Begleitung und Verarbeitung von Verlusterfahrungen daraus ableiten? Und wie unterstützt uns der personzentrierte Ansatz dabei?
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The goal of this special issue is to highlight recent research examining the role of social networks in adults' physical health. (PsycINFO Database Record (c) 2014 APA, all rights reserved).
  • L S Borgmann
  • P Rattay
  • T Lampert
Borgmann LS/Rattay P/Lampert T, Soziale Unterstützung als Ressource für Gesundheit, in: Journal of Health Monitoring, 4, 2017 (2), 117-123 (DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-120);
The Oxford Handbook of Health Communication, Behavior Change, and Treatment Adherence
  • M P Gallant
  • Networks
Gallant MP, Social Networks, Social Support, and Health-Related Behavior, in: Martin LR/DiMatteo MR (eds), The Oxford Handbook of Health Communication, Behavior Change, and Treatment Adherence, Oxford 2014, 305-322 ;
Social support and health
  • J Holt-Lunstad
  • B N Uchino
Holt-Lunstad J/Uchino BN (2015). Social support and health, in: Glanz K/Rimer BK/Viswanath KV (eds.), Health Behavior: Theory, research, and practice, 5th ed., San Francisco 2015, 183-204
Facebook Friends with (Health ) Benefits?
  • R L Nabi
Nabi RL et al, Facebook Friends with (Health ) Benefits?, in: Cyberpsychology, Behavior and Social Networking, 2013 (16), 10, 721-727;
Soziale Unterstützung und Psychotherapie
  • B Röhrle
  • A R Laireiter
Röhrle B/Laireiter AR (Hg.), Soziale Unterstützung und Psychotherapie, Tübingen 2009;
Understanding the Links Between Social Support and Physical Health
  • B Uchino
Uchino B, Understanding the Links Between Social Support and Physical Health, in: Perspectives on Psychological Science, 2009 (4), 3, 236-255
Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege, Gesundheitswissenschaften / Public Health, Organisationsentwicklung als Methode der Gesundheitsförderung, Resilienz und Schutzfaktoren, Salutogenetische Perspektive, Selbsthilfe
  • Frühe Evaluation
  • Gesundheitsbezogene Hilfen
  • Gemeinwesenarbeit
  • Gesundheitsförderung Und Migrationshintergrund
Evaluation, Frühe Hilfen, Gesundheitsbezogene Gemeinwesenarbeit, Gesundheitsförderung und Migrationshintergrund, Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege, Gesundheitswissenschaften / Public Health, Organisationsentwicklung als Methode der Gesundheitsförderung, Resilienz und Schutzfaktoren, Salutogenetische Perspektive, Selbsthilfe, Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeförderung, Social Media / Gesundheitsförderung mit digitalen Medien, Soziale Ungleichheit und Gesundheit/Krankheit, Soziales Kapital, Stress und Stressbewältigung