Es ist häufig allzu naheliegend und allemal verführerisch, bereits in den frühesten Schriften alles Spätere vorgezeichnet zu finden. Die Passage, mit der Benjamin seinen 1915 zuerst gedruckten Aufsatz, Das Leben der Studenten, einleitet, gibt dazu mehr als nur einen Anlaß. Auf zwei Vorträge zurückgehend, die er im Mai und Juni 1914 als neu gewählter Präsident der Berliner Freien Studentenschaft
... [Show full abstract] hielt, stellt der Text neben dem zwei Jahre früher entstandenen Dialog über die Religiosität der Gegenwart den vielleicht konzentriertesten Ausdruck seiner Gedankenentwicklung in jener Zeit dar. Weitausgreifend rückt der Anfang zwanzigjährige Student der Philosophie an den Universitäten Freiburg und Berlin seinen Versuch einer geistigen Standortbestimmung des Studentenlebens zwischen Universität und Staat, Studium und Beruf, in den Horizont einer metaphysischen Geschichtsauffassung, in deren Zentrum das Verständnis der Gegenwart steht.