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… ein Begriff für politische Bildung
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… ein Begriff für politische Bildung
RECHTSEXTREMISMUS
Stimmen zu den früheren Aufl agen
„(…) ein Praxisbuch durch und durch. Besonders für Menschen, die in der (außer)schulischen Bildungsarbeit tätig
sind, kann die Lektüre nur empfohlen werden.“ (Internetportale „Mut gegen rechte Gewalt“/„Netz gegen Nazis“)
„Eine ideale Grundlage für Lehrer und Eltern, Sozialarbeiter und Jugendbildner, die rechtsextreme Codes
erkennen und präventiv mit Jugendlichen arbeiten möchten.“ (MiGAZIN – Migration in Germany)
„(…) zählt zu den wertvollsten Informationsquellen und praxisnahen Werken zum umfassenden
Themenbereich Jugendliche und Rechtsextremismus.“ (LOGO Jugendmanagement, Österreich)
Stefan Glaser, Thomas Pfeiffer (Hg.)
Erlebniswelt
Rechtsextremismus
modern – subversiv – hasserfüllt
Hintergründe und Methoden für die Praxis der Prävention
Rechtsextremismus heute: Nie war das Bild moderner, die Palette
der Stile breiter, die Nähe zu den Ausdrucksformen aktueller
Jugendkulturen größer. Die neuen Formen sind zeitgemäß und
dynamisch, das gewünschte Image ist cool, subversiv und
provokant. Die Inhalte sind jedoch im Kern gleich geblieben:
rassistisch und demokratiefeindlich.
Erlebniswelt Rechtsextremismus – der Begriff steht für Mittel und
Strategien, um junge Menschen für diese Szene zu gewinnen.
Zurzeit steht vor allem die Hetze gegen gefl üchtete Menschen
im Mittelpunkt rechtsextremistischer Kampagnen.
Rechtsextremismus im modernen Gewand fordert die politische
Bildung heraus. Auch die gründlich überarbeitete Neuaufl age
dieses Bandes verbindet Analysen mit Impulsen für die Praxis:
19 Projektskizzen stellen Methoden und Ansätze vor, wie in der
Arbeit mit Jugendlichen der kritische Blick auf den Rechtsex-
tremismus geschärft werden kann. Das Onlineangebot, das
Leserinnen und Lesern des Bandes mit dieser Neuausgabe zur
Verfügung steht, bietet ergänzendes Material zu jedem Beitrag:
Aufsätze, Präsentationen und Arbeitsblätter.
Die Publikation will Mut machen – Elemente zu erproben, mit
eigenen Ideen zu kombinieren und Ansätze fortzuentwickeln.
5., aktualisierte Aufl age
mit umfangreichem Onlinematerial
ISBN 978-3-7344-0499-3,
328 S., € 24,90
E-Book: ISBN 978-3-7344-0500-6 (PDF),
€ 19,99
GLOBALISIERUNGS-
DÄMMERUNG
Heft 4
I
2017
ANALYSEN I KONTROVERSEN I BILDUNG
DÄMMERUNG
Vierteljahreszeitschrift
I
3. Jahrgang
I
Winter 2017
GLOBALISIERUNGSDÄMMERUNG 4. Quartal 2017
Deutschland: € 12,80, Österreich: € 13,90, Schweiz: sFr 16,90
Ende der Globalisierung?
Welthandel jenseits des
Multilateralismus
America first
Handelspolitik
unter Trump
Protektionismus:
die Folgen
Entwicklungstheorien
neue Ansätze, alte Rezepte
Marshallplan für Afrika
LC
EDITORIAL
Der globale Handel bendet sich im Umbruch. Nachdem auf den interna-
tionalen Gipfeln lange das Mantra des Freihandels hochgehalten worden
war, wird seit einiger Zeit häuger von unfairen Handelsbeziehungen ge-
sprochen. Ironischerweise geht es dabei inzwischen weniger um die Förde-
rung verbesserter Arbeits- und Umweltbedingungen in Entwicklungslän-
dern, als vielmehr um den Versuch der Trump-Administration in den USA,
andere Länder auf eine ausgeglichene Handelsbilanz zu verpichten. Vor
dem Hintergrund des Scheiterns der Doha-Runde* in der Welthandelsorgani-
sation birgt diese strategische Orientierung einen beträchtlichen Sprengstoff.
Vieles deutet darauf hin, dass die handelspolitischen Liberalisierungspläne der
OECD-Staaten zukünftig nicht mehr nur auf die Widerstände der globalisierungskri-
tischen Bewegung und vieler Schwellen- und Entwicklungsländer stoßen, sondern – unter
Verweis auf die Ziele der nationalen Souveränität und industriellen Entwicklung – ebenso
auf die rechtspopulistischer Kräfte.
Noch scheint die Weltwirtschaft jedoch von einem protektionistischen Wettlauf wie in
den 1930er Jahren weit entfernt. Vorerst haben die skizzierten Tendenzen „nur“ zu einer
Abkehr vom Multilateralismus geführt. An dessen Stelle ist zugleich ein exzessiver Bilatera-
lismus getreten, d. h. die Aushandlung umfassender Handels- und Investitionsabkommen
wie z. B. TTIP, CETA, JEFTA, EPAs etc. Ob und in welcher Form diese Abkommen zustande
kommen und umgesetzt werden, ist vielfach noch unklar. Es ist jedoch offensichtlich,
dass sie aufgrund ihrer investitions- und entwicklungspolitisch umstrittenen Elemente
oft sehr stark politisiert sind.
Nicht zuletzt wegen dieser ungeklärten Streitfragen setzt sich in diesem Heft
mit den veränderten handels- und entwicklungspolitischen Perspektiven auseinander.
Untersucht und diskutiert wird unter anderem, wie sich die vermehrten Konikte in den
Prozess der Globalisierung einfügen, welche Rolle die USA, die EU und China dabei spielen,
wie sich das Verhältnis von Handel und Entwicklung konzeptionell verändert hat oder auch
wie es um die Effizienz und Legitimation der handelspolitischen Strategien bestellt ist.
Hans-Jürgen Bieling
* Näheres dazu siehe Glossar auf S.14 f. bzw. Grak auf S.54.
2 GlobalisierunGsdämmerunG
Seite 16
Schwerpunkt
Handelspolitik unter Trump
Als wichtiger Stützpfeiler einer liberalen Handelsord-
nung scheint die USA unter Trump wegzubrechen.
Verbirgt sich hinter diesem Kursschwenk ein irrationaler
Aktivismus oder strategisches Kalkül?
Seite 42
Schwerpunkt
Neue Ansätze und alte Rezepte
Nicht nur die politische Praxis, auch die entwicklungs-
theoretische Diskussion bendet sich auf der Suche
nach neuen Konzepten. Erleben wir nun die Rückkehr
des Entwicklungsstaates?
Seite 50
Schwerpunkt
Aufstieg und Krise der Süd-Süd-Kooperation
Initiativen einer Kooperation des globalen Südens gab
es schon früher. Doch unter Führung Chinas und der
BRICS haben sie nun Aussichten auf Erfolg.
Seite 26
Interview
Neuer Protektionismus?
Die Regierungen verfügen über unterschiedliche In-
strumente der Handelsprotek tion, die seit einiger Zeit
vermehrt strategisch eingesetzt werden.
Schwerpunkt
Ende der Globalisierung?
Die Globalisierungsskepsis gewinnt seit einiger Zeit an
Bedeutung. Soll der Prozess der Globalisierung weiter
voranschreiten, sind Korrekturen vorzunehmen.
Seite 4
Schwerpunkt
Widersprüche in Brüssels Rue de la Loi
Für die EU galten Fragen der Entwicklungszusammen-
arbeit und die Förderung der Handelsliberalisierung
als zwei Seiten ein und derselben Medaille – eine
Perspektive, die nun nicht mehr trägt.
Seite 34
GlobalisierunGsdämmerunG 3
Globalisierungsdämmerung
Stefan A. Schirm
Ende der Globalisierung? Welthandel
jenseits des Multilateralismus 4
Holger Janusch
America First und der Rust Belt.
Handelspolitik unter Donald Trump 16
Interview mit Gabriel Felbermayr
Besteht die Gefahr eines neuen
Protektionismus? 26
Franziska Müller
Widersprüche in der Rue de la Loi.
(In-)Kohärenzen der europäischen
Entwicklungs- und Handelspolitik 34
Karin Fischer
Nach dem Washingtoner Konsens.
Neue Ansätze und alte Rezepte
in der Entwicklungstheorie 42
Stefan Schmalz
Neue Macht der Peripherie? Aufstieg
und Krise der Süd-Süd-Kooperation 50
Debatte
Brauchen wir ein Schulfach „Wirtschaft“?
Stellungnahmen von Ingo Pies,
Hans Kaminski, Silja Graupe und
Reinhold Hedtke 60
Forum
Johannes Varwick
Der „Marshallplan mit Afrika“.
Ausweg aus dem Entwicklungsdilemma? 72
Rezensionen
Bücher zum Thema 78
Bücher für die politische Bildung 85
Das streitbare Buch 86
Literaturtipps 87
Impressum 88
Debatte
Brauchen wir ein Schulfach „Wirtschaft“?
Über die Vor- und Nachteile eines eigenständigen
Schulfachs „Wirtschaft“ wird leidenschaftlich und
sehr kontrovers diskutiert. Ausgewiesene Experten
nehmen pointiert Stellung.
Seite 72
Forum
Der „Marshallplan mit Afrika“
Die Initiative mag in einigen Ohren bombastisch klin-
gen. Jenseits des öffentlichen Getöses enthält sie aber
durchaus einige bedenkenswerte Vorschläge.
„Die Entwicklung des Privatsektors und des Handels
sind wichtige Motoren, um den Menschen aus der
Armut zu helfen und die neue globale Agenda mit
Zielen für nachhaltige Entwicklung umzusetzen.“
Neven Mimica, EU-Kommissar für internationale
Zusammenarbeit und Entwicklung
Seite 60
60 Debatte
Schulfach Wirtschaft
von JÜRGEN WAGNER
Debatte
Seit Jahren fordern Wirtschaftsverbände ebenso
wie konser vativ-liberale Bildungspolitiker und eini-
ge Wirtschaftsdidaktiker die Einführung eines se-
paraten Faches „Wirtschaft“ an allen allgemeinbil-
denden Schulen. Dabei soll die Wirtschaftswissen-
schaft als Bezugsdisziplin dienen. Dieser Vorstoß
trifft jedoch auf die Kritik von Gewerkschaften und
anderen Wissenschaftlern, die sich ihrerseits an
einer Konzeption der sozioökonomischen Bildung
unter Beteiligung der Sozialwissenschaften ori-
entieren. Doch schauen wir uns die kontroversen
Positionen und Argumente genauer an.
Brauchen wir ein Schulfach „Wirtschaft“?
von INGO PIES, HANS KAMINSKI, SILJA GRAUPE UND REINHOLD HEDTKE
© every thingpossible – stock. adobe.com
… ein Begriff für politische Bildung
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… ein Begriff für politische Bildung
WOCHENSCHAU WISSENSCHAFT
ISBN 978-3-7344-0423-8
360 S., € 38,90
ISBN 978-3-7344-0108-4
(PDF), 528 S., € 31,99
ISBN 978-3-7344-0331-6
592 S., € 62,00
ISBN 978-3-7344-0217-3
320 S., € 34,80
Tim Engartner, Balasundaram Krisanthan (Hg.)
Wie viel ökonomische Bildung
braucht politische Bildung?
Kann Politik ohne ökonomische Kompetenzen und Ökonomie ohne
politische Kompetenzen verstanden werden? Soll ökonomische Bil-
dung in einem Integrations- oder Partikularfach unterrichtet werden?
Welche didaktischen Prinzipien und Konzepte sprechen für oder
gegen einen inter-/transdisziplinären Zugang? In Reaktion auf die
in der wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte intensiv disku-
tierten Fragen nach der curricularen Verankerung und inhaltlichen
Ausgestaltung ökonomischer Bildung vereint der Band mögliche
Anknüpfungspunkte für eine (weitere) Integration oder Separation
politischer und ökonomischer Bildung.
ISBN 978-3-7344-0486-3, 184 S., € 22,90
E-Book: ISBN 978-3-7344-0487-0 (PDF), € 17,99
ISBN 978-3-7344-0086-5
304 S., € 32,80
ISBN 978-3-7344-0093-3
304 S., € 19,80
Debatte 67
Debatte
nieren, der sodann zur Interpretation aller
möglichen Situationen herangezogen und
damit zur handlungsleitenden Entschei-
dungsbasis werden soll. Junge Menschen
sollen mit diesem Mindset denken lernen,
nicht aber über diesen. Mit gelebter Wirtschaft und
einem dynamischen Erkennen, das ihr immer wieder
neu gerecht werden kann, hat dies wenig zu tun.
Wirtschaftswissenschaft ohne Wissenschaft
Diese Beobachtung führt mich zu meinem zweiten
Punkt, dem Verlust des Wissenschaftlichen in der öko-
nomischen Bildung. Eine neue Studie von mir (Graupe
2017) zeigt Erschreckendes: Das Wissenschaftsideal
volkswirtschaftlicher Forschung ist seit über einem
Jahrhunder t ein mathematisch-abstraktes. Doch statt
mathematische Abstraktion und ihre notwendigen
(Denk-)Voraussetzungen bewusst zu schulen und die
damit einhergehenden Probleme offenzulegen, ent-
sprechen die Methoden der ökonomischen Bildung
heute gerade nicht mehr diesem Ideal. Stattdessen
verwenden sie rhetorische und didaktische Mittel,
die geeignet sind, anstelle klarer wissenschaftlicher
Argumentation unterschwellig Weltanschauungen
gerade auch politischer oder gar ideologischer Natur
zu vermitteln.
Ein Beispiel: Auf die Frage, wozu man Wirtschafts-
wissenschaft studieren solle, heißt es in dem wohl
wichtigsten Standardlehrbuch überhaupt, den Econo-
mics von Paul A. Samuelson: „Studenten wie Sie selbst
Ist von der Wirtschaftswissenschaft als Be-
zugsdisziplin für ein Fach „Wirtschaft“ die
Rede, ist damit die Orientierung an der öko-
nomischen Hochschulbildung gemeint. Die-
se aber steht seit Jahren selbst in der Kritik.
Wer also einschätzen möchte, was Schülerinnen und
Schülern in einem Separatfach „Wirtschaft“ bevor-
steht, sollte sich mit eben dieser Kritik auseinander-
setzen. Sie lässt sich auf folgende prägnante Formel
bringen: Wo Wirtschaftswissenschaft draufsteht, ist
heutzutage weder Wirtschaft noch Wissenschaft
drin. Beides, ökonomische Praxis und wissenschaftli-
che Theorie sind der ökonomischen Hochschulbildung
abhandengekommen.
Wirtschaftswissenschaft ohne Wirtschaft
Zunächst zur Exklusion der Wirtschaft aus der ökono-
mischen Bildung (vgl. genauer: Graupe 2015). Man mag
zunächst annehmen, dass die Beschäftigung mit wirt-
schaftlichen Phänomenen den eigentlichen Kern dieser
Bildung ausmache. Doch das ist falsch. Denn in ihrem
weltweit standardisierten Mainstream deniert sich
die ökonomische Bildung seit Jahrzehnten ausdrücklich
nicht über ihren Gegenstandsbereich, sondern über
ihre spezischen Blickwinkel und Methoden. Nicht
stellt sie die Wirtschaft in ihren Mittelpunkt, um die-
se aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren,
sondern sie identiziert sich mit einer einzigen dieser
Perspektiven, während alle anderen Blickweisen als
‚unwissenschaftlich‘ deklariert werden.
Die Folge ist, dass junge Menschen sich ökonomi-
sche Konzepte aneignen sollen, die „den Alltagsver-
stand ins Abseits stellen“ und dafür sorgen, „dass
Du niemals mehr auf die gleiche Weise denken und
niemals mehr eine Sache auf die gleiche Weise be-
trachten kannst“, wie es im zurzeit meistverkauften
Standardlehrbuch heißt (Mankiw 2014, 17). Es geht
darum, vor jedem Kontakt mit konkreter Erfahrung ei-
nen bestimmten und festgefügten Mindset anzutrai-
Bezugsdisziplin
Wirtschaftswissenschaft?
von SILJA GRAUPE
Wo Wirtschaftswissenschaft
draufsteht, ist heutzutage
weder Wirtschaft noch
Wissenschaft drin
68 Debatte
haben agitiert, demonstriert und sind in vielen Län-
dern sogar ins Gefängnis gegangen, um radikale Ideen
studieren und aus westlichen Lehrbüchern wie diesen
lernen zu dürfen – in der Hoffnung, irgendwann die
Freiheit und den wirtschaftlichen Wohlstand demo-
kratischer Marktwirtschaften zu genießen“ (Samu-
elson 2016, 16). Hier wird kein Wissenschaftsideal
vertreten. Stattdessen dient ökonomische Bildung
unterschwellig politischen Zwecken: dem Kampf von
(vermeintlicher) Freiheit, Wohlstand, Demokratie ge-
gen Sozialismus, Zwang und Schreckensherrschaft.
Andernorts nennt man eine solche Verleitung zum
normativ aufgeladenen Schwarz-Weiß-Denken po-
litische Propaganda. Dabei wandelt sich die Wissen-
schaft von einem Zweck in ein bloßes Mittel: Es wird
an sie lediglich als (vermeintliche) Autorität appelliert,
um unreektierte Zustimmungen zu Glaubenssätzen
der ‚freien Marktwirtschaft‘ zu generieren.
Bildung als Instrument der Beeinussung
Dies ist nur ein Beispiel des Verlustes der Wissen-
schaftlichkeit zugunsten von Instrumenten der un-
terschwelligen Beeinussung, wie sie ansonsten aus
der PR, dem Marketing und der Beeinussungsfor-
schung bekannt sind. Stets zielen diese Instrumen-
te darauf ab, sog. Frames zu schaffen: emotional
und normativ besetzte, überwiegend unbewusst
vermittelte Basisvorstellungen vom Menschen, der
Gesellschaft und politischen Aufgaben, die den Hin-
tergrund für individuelle Entscheidungen ebenso wie
für die öffentliche Meinung bilden sollen (Wehling
2016). Weitere Beispiele, die sich kognitionswissen-
schaftlich klar belegen lassen (nochmals Graupe
2017), sind
das metaphorische Mapping, durch das der Markt,
eigentlich ein Phänomen komplexer sozialer Inter-
aktion, unter der Hand zu einem maschinengleichen
Subjekt avanciert, das aus sich heraus autonom
handeln und automatisch entscheiden kann;
das selek tive Framing, durch das beispielsweise alle
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Phänome
stets so behandelt werden, als läge ihnen ein preis-
förmiger Warentausch zugrunde, der aber selbst
nicht erklärt, geschweige denn problematisiert wird;
die Förderung von Hypokognition, d. h. der Weg-
fall von Ideen durch den Mangel an sprachlicher
Umsetzung. So schweigen die Lehrbücher etwa
zu Themen wie Macht und Gerechtigkeit ebenso
wie zu Manipulation und Betrug in der Wirtschaft.
Auf diese Weise wird insgesamt ein unkritisches, un-
differenzier tes Marktverständnis gefördert, das ideo-
logische und normative Züge auf der Ebene grundle-
gender Weltanschauungen aufweist.
Solange aber in einer Wirtschaftswissenschaft we-
der Wirtschaft noch Wissenschaft enthalten ist, soll-
te sie nicht als Bezugsdisziplin für die ökonomische
Bildung an Schulen dienen. Friedrich August Hayek,
der große neoliberale Vordenker, schrieb einmal: „Die
Macht abstrakter Ideen beruht in hohem Maße auf
eben der Tatsache, daß sie nicht bewußt als Theorien
aufgefaßt, sondern von den meisten Menschen als
unmittelbar einleuchtende Wahrheiten angesehen
werden, die als stillschweigend angenommene Vor-
aussetzungen fungieren“ (Hayek 1980, 100). In die-
ser Macht liegt eine große Gefahr, und dieser Gefahr
werden nun nicht mehr nur Studierende, sondern
auch Schülerinnen und Schüler ausgesetzt sein, soll-
te „Wirtschaft“ nach dem Vorbild der ökonomischen
Hochschulbildung zum Ankerfach an Schulen werden.
LITERATUR
Graupe, Silja 2015: Ökonomische Bildung. In: Spieker,
Michael (Hg.): Ökonomische Bildung – Zwischen Plura-
lismus und Lobbyismus. Schwalbach/Ts., S.43 – 68.
Graupe, Silja 2017: Beeinussung und Manipulation
in der ökonomischen Bildung. Hintergründe und
Beispiele. FGW-Studie Neues ökonomisches Denken
05; http://fgw-nrw.de/themenbereiche/neues-oeko-
nomisches-denken/publikationen-oekonomie.html
[21.7.2017].
Hayek, Friedrich August 1980: Recht, Gesetzgebung und
Freiheit. Bd. 1, München.
Mankiw, N. Gregory 2014: Ecomomics. 3. Au. Andover (GB).
Samuelson, Paul A. 2010: Economics. 19th Ed. New York u. a.
Wehling, Elisabeth 2016: Politisches Framing. Magdeburg.
Prof. Dr. Silja Graupe ist Professorin für Ökonomie und
Philosophie sowie Leiterin des Instituts für Ökonomie
an der Cusanus Hochschule in Bernkastel-Kues.
• Starke Männer in der internationalen Politik:
Totengräber der liberalen Ordnung?
• Definitionen, Typologien, Entwicklungstrends
• Menschenrechte und autoritäre Staaten:
Wie gehen wir damit um?
• Autokratie aus
feministischer Perspektive
• Kurzstatements von Politikexperten zu
Russland, China, Iran, Türkei und Venezuela
• Autokratie und politische Bildung
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