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Abstract

Die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft sorgt für eine Veränderung zahlreicher Prozesse. Immer kürzere Innovationszyklen, die zunehmend intelligentere Vernetzung sowie die daraus resultierenden enormen Informationsflüsse bedeuten einen herausfordernden Paradigmenwechsel für Unternehmen. Statt der reinen Entwicklung von Technologie stehen zukünftig vielmehr deren Koordination und intelligente Vernetzung im Fokus. Innovative Technologien wie das Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz und Blockchain ermöglichen neue Arten zur Gestaltung wirtschaftlicher Prozesse und Geschäftsmodelle. Maschinen übernehmen zunehmend autonome Rollen in Geschäftsprozessen und beteiligen sich direkt am Wertschöpfungsprozess. Der Begriff Machine Economy umfasst die vollständige Integration und Partizipation von wirtschaftlich autonom handelnden Maschinen auf Basis dieser innovativen Technologien und deren Konvergenz. Die vorliegende Studie stellt die Chancen und Herausforderungen der zugrundliegenden Technologiekonvergenz aus dem Internet der Dinge, Künstlicher Intelligenz und Blockchain vor. Darauf aufbauend erfolgt eine Analyse der individuellen Rollen der Akteure im ökonomischen Umfeld der Machine Economy sowie ihrer Potenziale. Daraus wird die übergreifende Vision der Machine Economy abgeleitet. Abschließend werden mögliche Anwendungsszenarien innerhalb der Machine Economy durch ausgewählte Use Cases skizziert sowie weiterführende Fragestellungen aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
The Advance of the Machines
Vision und Implikationen einer Machine Economy
Projektgruppe Wirtschaftsinformatik
F RA U N H OF ER -I NS TI T UT F Ü R AN GE WA ND T E I NF OR MA TI O N S T E C HN IK F I T
Inhaltsverzeichnis
THE ADVANCE OF THE MACHINES
VISION UND IMPLIKATIONEN EINER MACHINE ECONOMY
Autoren
Prof. Dr. Nils Urbach, Tobias Albrecht, Tobias Guggenberger, Dr. Jan Jöhnk, Laurin Arnold, Julia Gebert, Dennis Jelito,
Luis Lämmermann, Dr. André Schweizer in Zusammenarbeit mit der qbound GmbH
Die Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT vereint die Forschungsbereiche Finanz- und Informations-
management in Augsburg und Bayreuth. Die Expertise an der Schnittstelle von Finanzmanagement, Informationsma-
nagement und Wirtschaftsinformatik sowie die Fähigkeit, methodisches Know-how auf höchstem wissenschaftlichem
Niveau mit einer kunden-, ziel- und lösungsorientierten Arbeitsweise zu verbinden, sind ihre besonderen Merkmale.
Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT
Projektgruppe Wirtschaftsinformatik
Wittelsbacherring 10
95444 Bayreuth
Die qbound GmbH ist ein deutsches IT-Sicherheitsunternehmen. Das Unternehmen, zählt zu den innovativsten Unter-
nehmen in Deutschland und nutzt neuste Technologien und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Entwicklung zukunfts-
trächtiger IT-Sicherheitslösungen im Bereich Cloud und IoT.
qbound GmbH
Stolzingstr. 29
81927 München
Acknowledgements
Dieses White Paper wurde durch das StMWi (Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und
Energie) im Rahmen des Projekts »Wissenschaftscampus E-Commerce (20-3066-08/18)« gefördert. Wir danken an
dieser Stelle für die Unterstützung.
Disclaimer
Dieses White Paper wurde vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT nach bestem Wissen und
unter Einhaltung der nötigen Sorgfalt erstellt.
Fraunhofer FIT, seine gesetzlichen Vertreter und/oder Erfüllungsgehilfen übernehmen keinerlei Garantie dafür, dass
die Inhalte dieses White Papers gesichert, vollständig für bestimmte Zwecke brauchbar oder in sonstiger Weise frei
von Fehlern sind. Die Nutzung dieses White Papers geschieht ausschließlich auf eigene Verantwortung.
In keinem Fall haften das Fraunhofer FIT, seine gesetzlichen Vertreter und/oder Erfüllungsgehilfen für jegliche Schä-
den, seien sie mittelbar oder unmittelbar, die aus der Nutzung des White Papers resultieren.
Empfohlene Zitierweise
Urbach, N., Albrecht, T., Guggenberger, T., Jöhnk, J., Arnold, L., Gebert, J., Jelito, D., Lämmermann, L., Schweizer, A.
(2020) The Advance of the Machines Vision und Implikationen einer Machine Economy. Projektgruppe Wirt-
schaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT, Bayreuth.
Bildquellen
© www.shutterstock.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort .................................................................................................. 1
1 Einleitung ......................................................................................... 2
2 Technologiegrundlagen ................................................................... 4
Internet der Dinge ............................................................................................................................. 5
Künstliche Intelligenz ........................................................................................................................ 7
Blockchain ....................................................................................................................................... 10
3 Technologiekonvergenz ................................................................ 14
Bilaterale Technologiebeziehungen in der Machine Economy .......................................................... 15
Rollen der Technologien in der Machine Economy ........................................................................... 19
Auswirkungen der Machine Economy im Unternehmen .................................................................. 21
4 Technologieanwendung ................................................................ 24
Retourenannahme und intelligente Lagerverwaltung ....................................................................... 25
Intelligente Steuerung von wirtschaftlich autonom handelnden Windparks ..................................... 29
Zero Trust Architektur als sichere Infrastruktur für die Machine Economy ........................................ 30
5 Handlungsfelder............................................................................. 32
Referenzen ........................................................................................... 34
Vorwort
The Advance of the Machines | 0
Die Machine Economy
beschreibt das
wirtschaftlich autonome
Handeln von Maschinen
in Wirtschaftsprozessen
Vorwort
The Advance of the Machines | 1
Die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft sorgt für eine Veränderung zahlreicher Pro-
zesse. Immer kürzere Innovationszyklen, die zunehmend intelligentere Vernetzung sowie die daraus resul-
tierenden enormen Informationsflüsse bedeuten einen herausfordernden Paradigmenwechsel für
Unternehmen. Statt der reinen Entwicklung von Technologie stehen zukünftig vielmehr deren Koordina-
tion und intelligente Vernetzung im Fokus.
Innovative Technologien wie das Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz und Blockchain ermöglichen
neue Arten zur Gestaltung wirtschaftlicher Prozesse und Geschäftsmodelle. Maschinen übernehmen zu-
nehmend autonome Rollen in Geschäftsprozessen und beteiligen sich direkt am Wertschöpfungsprozess.
Der Begriff Machine Economy umfasst die vollständige Integration und Partizipation von wirtschaftlich au-
tonom handelnden Maschinen auf Basis dieser innovativen Technologien und deren Konvergenz.
Die vorliegende Studie stellt die Chancen und Herausforderungen der zugrundliegenden Technologiekon-
vergenz aus dem Internet der Dinge, Künstlicher Intelligenz und Blockchain vor. Darauf aufbauend erfolgt
eine Analyse der individuellen Rollen der Akteure im ökonomischen Umfeld der Machine Economy sowie
ihrer Potenziale. Daraus wird die übergreifende Vision der Machine Economy abgeleitet. Abschließend
werden mögliche Anwendungsszenarien innerhalb der Machine Economy durch ausgewählte Use Cases
skizziert sowie weiterführende Fragestellungen aufgezeigt.
Wir verstehen diese Studie als Anregung zu weiteren Diskussionen zur Gestaltung des Technologieeinsat-
zes in Unternehmen sowie der damit verbundenen Wirtschaftsprozesse. Wir wünschen Ihnen viel Freude
bei der Lektüre und freuen uns auf gemeinsame Diskussionen sowie Ihre Fragen und Anregungen.
© Björn Seitz kontender.Fotografie
Prof. Dr. Nils Urbach
Professor für Wirtschaftsinformatik
Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT, Universität Bayreuth
Einleitung
2 | The Advance of the Machines
Einleitung
1
Einleitung
The Advance of the Machines | 3
Wir befinden uns derzeit in einem revolutionä-
ren Wandel. Unsere Gesellschaft und Wirtschaft
unterliegen im Zuge der digitalen Transforma-
tion nicht nur einer zunehmenden Technologie-
durchdringung, sondern einer disruptiven
Veränderung der wirtschaftlichen Grundord-
nung. Immer kürzere Innovationszyklen, die zu-
nehmend intelligentere Vernetzung von
Unternehmensbereichen und Technologien so-
wie die daraus resultierenden enormen Informa-
tionsflüsse bedeuten einen Paradigmenwechsel.
Statt der reinen technologischen Entwicklung
stehen zukünftig deren Koordination und intelli-
gente Vernetzung im Fokus. Deshalb stehen Un-
ternehmen immer öfter vor der
Herausforderung, neue Wege bei der Implemen-
tierung von und der Interaktion mit digitalen
Technologien zu gehen. Organisationen begin-
nen heute mehr denn je zu begreifen, dass die
intelligente Verbindung autonom agierender
Maschinen ein geschäftskritisches Handlungsfeld
darstellt.
In Form von autonomen Transportfahrzeuge in
der Logistik, digitalen sprachgesteuerten Assis-
tenten im Büro oder dezentralen Smart
Contracts bei Unternehmenstransaktionen
durchdringen transformierende Technologien
wie das Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intel-
ligenz (KI) und Blockchain (BC) schon heute mit
beträchtlicher Geschwindigkeit unsere Arbeits-
welt. Bereits zwei Drittel der Unternehmen ab ei-
ner Größe von 20 Mitarbeitern aus allen
Branchen nehmen eine direkte Veränderung des
Wettbewerbs durch die Digitalisierung war (Bit-
kom 2019). Diese Tatsache spiegelt sich auch in
den globalen Industrieprognosen wider. So wird
ein Anstieg der Anzahl vernetzter IoT-Geräte
und -Systeme auf 1,25 Mrd. bis zum Jahr 2030
vorhergesagt (DBS 2018). Gleichzeitig sollen die
Ausgaben für KI bereits im Jahr 2022 77,6 Mrd.
USD erreichen (IDC 2018) und der BC-Markt bis
2025 ein Volumen von 25 Mrd. USD überschrei-
ten (Global Market Insights 2019). Die bisherige
Diskussion beschränkt sich bisher allerdings vor-
nehmlich auf die isolierte Betrachtung von Tech-
nologien und die daraus resultierenden
Herausforderungen und Handlungsfelder. Das
gesamte ökonomische Potenzial der laufenden
Entwicklung bleibt dabei jedoch verborgen. Erst
die Kombination der Kerntechnologien IoT, KI
und BC zu einem digitalen Ökosystem ermög-
licht den Schritt in eine vernetzte, effiziente und
sichere Welt (Schweizer et al. 2020).
Diese Technologiekonvergenz steht im Zentrum
der Machine Economy. Ebenso wie unser bishe-
riges Wirtschaftsverständnis beschreibt die Ma-
chine Economy das gesamtheitliche Handeln von
Wirtschaftsteilnehmern, die Güter erstellen, aus-
tauschen und konsumieren. Der entscheidende
Unterscheid besteht jedoch darin, dass die be-
trachteten Transaktionsplattformen speziell für
autonome Maschinen konzipiert und auch pri-
mär von diesen genutzt werden (Simerman
2019). Per Definition umfasst der Begriff Ma-
chine Economy den beschriebenen Paradigmen-
wechsel auf technologischer, gesellschaftlicher
und wirtschaftlicher Ebene und bietet eine ent-
sprechende Vielzahl von Anwendungsszenarien.
Für Unternehmen sind der laufende Konvergenz-
prozess und seine Implikationen erfolgsentschei-
dend. Folgende Frage ist dabei für
Zukunftsstrategien maßgeblich: Welche Chan-
cen und Herausforderungen resultieren aus der
Kombination der zentralen Technologien IoT, KI
und BC und welche Anforderungen ergeben
sich daraus für die einzelnen Unternehmensebe-
nen?
Mit Blick auf diese Fragestellung soll in der vor-
liegenden Studie durch die Analyse der individu-
ellen Rollen der Akteure im betrachteten
ökonomischen Umfeld sowie ihrer Potenziale
eine übergreifende Vision der Machine Economy
aufgezeigt werden. Ausgewählte Use Cases sol-
len dazu Anwendungsszenarien skizzieren, auf
zukünftige Entwicklungen vorbereiten und so
zur Diskussion und gemeinsamen Gestaltung der
Machine Economy anregen.
Technologiegrundlagen
4 | The Advance of the Machines
Technologiegrundlagen
Technologiegrundlagen
2
Technologiegrundlagen
The Advance of the Machines | 5
Das Internet der Dinge verbindet die
physische und die digitale Welt
Definition und Erläuterung
Das Internet der Dinge oder auch Internet of
Things (IoT) charakterisiert die Verbindung physi-
scher Objekte mit der digitalen Welt und das da-
raus entstehende Netzwerk aus intelligenten,
miteinander vernetzten Objekten (Fähnle et al.
2018). Wegen des vorherrschenden breiten Ver-
ständnisses von IoT, das eine Reihe von Techno-
logien, Kommunikationsstandards und
Anwendungsmöglichkeiten vereint, ist IoT eher
als Paradigma denn als Technologie zu betrach-
ten. Wir folgen in dieser Studie der Definition
von Oberländer et al. (2018), die IoT als die Ver-
bindung von verschiedenen, mit Sensoren und
Aktuatoren ausgestatteten, physischen Objekten
mit dem Internet sieht. Das IoT besteht techno-
logisch aus verschiedenen Schichten (siehe Ab-
bildung 1). Diese gliedern sich in Datenerfassung
(Edge Layer), Datenverarbeitung (Gateway
Layer), Datentransport (Internet Layer), Datenin-
tegration (Middleware Layer) und Datenbereit-
stellung (Application Layer).
Intelligente Geräte (Smart Things) wie Smartpho-
nes, Saugroboter oder digitale Sprachassisten-
ten, die durch innovative Technologien neue
Funktionalitäten bereitstellen, bilden das Grund-
gerüst im IoT. Die Geräte beinhalten als soge-
nannte Randschicht (Edge Layer) Sensoren,
eingebettete Systeme, RFID-Tags oder andere
Sensorik verschiedener Form. Diese Hard-
wareelemente gewährleisten die Informations-
aufnahme, -speicherung und -verarbeitung
sowie Kommunikation, Steuerung und Antrieb.
Da die Machine Economy wesentlich durch die Konvergenz der drei Technologien IoT, KI und BC geprägt
wird, werden im Folgenden die Grundlagen für die einzelnen Technologien dargestellt. Damit sollen ein
umfassender Überblick und ein besseres Verständnis für die folgenden Kapitel geschaffen werden, welche
die Kombination der Technologien betrachten. Zur präziseren Erläuterung der drei Technologien erfolgt
deren Abgrenzung in eigenen Unterkapiteln. Hier werden zunächst die entscheidenden Begrifflichkeiten
definiert und um die jeweiligen Technologieerklärungen ergänzt, bevor deren potenzielle Anwendungsfel-
der strukturiert aufgearbeitet werden. Abgerundet werden die Fokuskapitel der drei Kerntechnologien der
Machine Economy durch das Aufzeigen von Visionen, Potenzialen und Herausforderungen in den jeweili-
gen Bereichen
Abbildung 1: Technologische Schichten der IoT-Architektur (Bandyopadhyay und Sen 2011)
Edge Layer
Application Layer
Middleware Layer
Internet Layer
Gateway Layer
Datenverarbeitung und
Kommunikation der Geräte
durch die Anbindung ans
Internet
Hardwaregeräte gewährleisten
Informations- und
Steuerungsprozesse
Schnittstelle ermöglicht die
Kommunikation zwischen
verschiedensten heterogenen
Geräten
Bereitstellung verschiedener
Anwendungen und Services
Informationsaufnahme und -weitergabe
Informationsentgegennahme und -ausführung
Technologiegrundlagen
6 | The Advance of the Machines
Die erste Stufe der Datenverarbeitung findet auf
der Zugangsschicht (Gateway Layer) statt (Ban-
dyopadhyay und Sen 2011). Hier wird die Kom-
munikation der Geräte untereinander durch die
Anbindung an das Internet ermöglicht. Die Ge-
räte werden smart und können Informationen
wahrnehmen, miteinander kommunizieren und
Prozessabläufe selbst anstoßen. Der Middleware
Layer dient als Integrationsschicht und ermög-
licht die Kommunikation zwischen heterogenen
Geräten. Sie fungiert damit als Schnittstelle zwi-
schen der Hardware-Schicht aus Geräten und
der Anwendungsschicht. Hier werden kritische
Aufgaben wie Geräte- und Informationsma-
nagement ausgeführt und Themen wie Datenfil-
terung, Datenaggregation, Zugriffskontrollen,
Informationserfassung und Informationsdienste
bearbeitet. Die Anwendungsschicht (Application
Layer) am oberen Rand der IoT-Architektur ist
für die Bereitstellung verschiedener Anwendun-
gen und Services an die Benutzer im IoT verant-
wortlich. Solche Anwendungen werden von
verschiedenen Branchen (Fertigung, Logistik,
Einzelhandel etc.) angeboten (Bandyopadhyay
und Sen 2011) und über verschiedene Geräte
bereitgestellt.
Anwendungscluster
Aufgrund dieser unterschiedlich ausgeprägten
Eigenschaften von Smart Things kann dahinge-
hend eine Einordnung von IoT-Technologien in
Anwendungsfelder erfolgen. Die Nutzung von
IoT ist sowohl im betrieblichen als auch im priva-
ten Bereich vielfältig, wobei sich die Anwen-
dungsmöglichkeiten in drei Kategorien
charakterisieren: Industrie, Gesundheit und
Wohlbefinden sowie Intelligente Stadtkonzepte
(Borgia 2014). Diese lassen sich wiederum in
weitere dazugehörige Anwendungskonzepte
aufgliedern.
Im Bereich der Industrie kann zwischen drei Un-
terkategorien unterschieden werden. Im Kontext
der industriellen Weiterverarbeitung wird das IoT
beispielsweise bei der Überwachung von Indust-
rieanlagen, für mobile Tickets oder Fahrassistenz
(z.B. durch Autopilotfunktionen) eingesetzt. In
der Landwirtschaft und in der Viehzucht erleich-
tern Ortungstechnologien für Tiere oder auch
IoT-basierte Bewässerungssysteme (z.B. sensor-
gestützte Apps) den Arbeitsalltag. Intelligente
Fabriken und Logistiksysteme gewinnen im Be-
reich Logistik und Management der Produktle-
bensdauer (z.B. durch smarte Wartungssysteme)
an Bedeutung und verhelfen zu verbessertem
Lagerverwaltungsmanagement (z.B. durch Be-
standsverfolgung) sowie innovativen Einkaufs-
(z.B. durch Sensoren, die Engpässe melden) und
Bezahlungsprozessen.
Das Anwendungsfeld Gesundheit und Wohlbe-
finden wird zum einen durch Themen im Bereich
der medizinischen Versorgung und des Gesund-
heitswesens gebildet. Hier finden Technologien
wie intelligente Krankenhaus- und Remote-
Überwachungs-Systeme (z.B. Überwachung des
Zustands von Patienten über Sensoren) Anwen-
dung. Zum anderen bildet die Thematik der
selbstständigen Lebensführung einen weiteren
Bereich, der unter anderem mobile Assistenzsys-
teme für Senioren und Menschen mit Behinde-
rung oder zur Nachverfolgung der persönlichen
Fitness (z.B. Fitnesstracker und Smart Watches)
umfasst.
Die Kategorie Intelligente Stadtkonzepte umfasst
bisher den größten Anwendungsbereich. Intelli-
gente Mobilität und Tourismus verweisen auf
IoT-Anwendungen wie Verkehrsmanagement,
Car- und Bikesharing (z.B. vernetzte Fahrradver-
leihsysteme) sowie Parksysteme, aber auch auf
Abfallerfassung oder Services für Reiseleitungen.
Intelligente Netze schließen beispielsweise das
Energiemanagement mit Energiegewin-
nung, -distribution und -speicherung, nachhal-
tige Mobilität und Laststeuerung ein. Im Bereich
intelligenter Haustechnik wird IoT zu Zwecken
der Anlagenwartung, des Energiemanagements
(z.B. Smarte Heizungen oder Steckdosen), der
Videoüberwachung und anderer Sicherheitsan-
wendungen (z.B. Einbruch-Schutz) sowie für Un-
terhaltung und Wohnkomfort (z.B. durch eine
App steuerbare smarte Kaffeemaschinen) ge-
nutzt. Aber auch für die öffentliche Sicherheit
wird IoT zur Umweltüberwachung, für Radar-
kontrollen und die Notfallrettung eingesetzt.
Potenziale, Herausforderungen, Vision
Dank des raschen Fortschritts der dem IoT zu-
grundeliegenden Technologien eröffnen sich
enorme Möglichkeiten für eine Vielzahl neuer
Anwendungen, die eine Verbesserung der Le-
bens- und Servicequalität versprechen (Xia et al.
2012). So schafft das IoT neue Perspektiven in
der Organisation und Verwaltung von Wert-
schöpfungsnetzwerken sowie in hochflexibler
Produktion, sodass Produkte beispielsweise kos-
tengünstig individualisiert werden können.
Technologiegrundlagen
The Advance of the Machines | 7
Weiterhin wird erwartet, dass der Einsatz von
Smart Devices (z.B. intelligente, tragbare Geräte,
die Produktionsarbeiter in ihren Prozessen unter-
stützen) oder von cyberphysikalischen Systemen
(z.B. Systeme intelligenter vernetzter Maschinen)
in Fertigungsprozessen die Produktivität steigern
wird (Fähnle et al. 2018). Darüber hinaus ermög-
licht das IoT Unternehmen, ihren Kunden inno-
vative digitale Dienstleistungen anzubieten
(Anderl et al. 2015). Solche IoT-basierten Dienste
werden durch intelligente Produkte ermöglicht,
die komplexere Dienste als lediglich physische
Güter anbieten können (z.B. das Angebot von
vorausschauenden Wartungen für IoT-fähige
Produkte) (Fähnle et al. 2018). Zukünftig werden
intelligente Gegenstände zu weitgehend auto-
nomen Akteuren in digitalen Wertschöpfungs-
netzwerken, welche weitreichende Business-to-
Thing (B2T) Interaktionen zur Folge haben. Der
Kunde, der bisher für die Umsetzung solcher
Services selbst zuständig war, wird dadurch ent-
lastet (Oberländer et al. 2018).
Neben den genannten Potenzialen sind jedoch
auch die Herausforderungen zu berücksichtigen,
die durch die Marktdurchdringung des IoT ent-
stehen. Aufgrund der explosionsartigen Zu-
nahme der von IoT-Geräten erzeugten Daten
werden sich Rechenzentren den Problemen in
den Bereichen Sicherheit, Verbraucherschutz
und Speicherverwaltung stellen müssen (Lee und
Lee 2015). Zu den zentralen Herausforderungen
zählen dabei zum einen die Limitationen der ak-
tuellen Netzwerkarchitektur in Bezug auf Mobili-
tät, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit sowie zum
anderen das Management heterogener Anwen-
dungen, Umgebungen und Geräte. Vor dem
Hintergrund der Sicherheit muss ein besonderer
Fokus auf die Themen IoT-Sicherheitsarchitektur,
proaktive Identifizierung und Schutz des IoT vor
Angriffen (z.B. DDoS-Angriffe), schädlicher Soft-
ware und Missbrauch gelegt werden. Zu den
Herausforderungen im Bereich Verbraucher-
schutz zählen insbesondere die Gewährleistung
der Sicherheit personenbezogener Daten und
Bewegungsdaten.
Künstliche Intelligenz generiert neues
Wissen und smarte Lösungen
Definition und Erläuterung
Künstliche Intelligenz (KI) hält heute bereits in
verschiedensten Formen Einzug in unser Privat-
und Berufsleben. Entsprechend gilt KI als Tech-
nologietrend, der potenziell jeden Industriebe-
reich und alle Unternehmensebenen maßgeblich
beeinflussen kann (Panetta 2018). Für Unterneh-
men ist es demnach unerlässlich, den grundsätz-
lichen Charakter von KI in Form seiner
technologischen Grundzüge sowie die Implikati-
onen für eigene Unternehmensentscheidungen
zu kennen und zu verstehen. Der Begriff KI hat
sich, seit seiner erstmaligen Verwendung in der
Informatik durch John McCarthy (1956), in vie-
len Bereichen von Wissenschaft, Gesellschaft
und Wirtschaft als ganzheitliches Konzept etab-
liert und weiterentwickelt. Grundsätzlich be-
schreibt KI dabei die Übernahme von
menschlichen Fähigkeiten und Handlungen
durch Maschinen.
Zunächst stand vor allem die Konzeptionierung
des menschlichen Denkens und Entscheidens als
System vorprogrammierter Endergebnisse im Fo-
kus. Das heute neu entfachte Interesse an KI be-
ruht dagegen insbesondere auf Entwicklungen
im Bereich des Machine Learning. Dieses Teilge-
biet der KI beschreibt den Vorgang, wie Compu-
tersysteme aus Daten lernen und neues Wissen
generieren. Dadurch können Maschinen neue Si-
tuationen erkennen, sich an unbekannte Gege-
benheiten anpassen und situativ auf
Veränderungen reagieren. Im Sinne dieser neuen
Möglichkeiten der KI lässt sich heute von lernfä-
higen Systemen zur datenbasierten Bewältigung
vordefinierter Aufgabenstellungen unterschiedli-
cher Komplexität sprechen.
KI umfasst typischerweise drei funktionale Kom-
ponenten, die aus technologischer Perspektive
Inputsignale empfangen, daraus Informationen
generieren und diese abschließend zu einem
Output umsetzen. Der Computerwissenschaftler
Kristian Hammond (2006) greift diese Verarbei-
tungsbestandteile auf und kategorisiert im »Peri-
odensystem der KI« (siehe Abbildung 2)
insgesamt 28 verschiedene KI-Fähigkeiten in die
Gruppen »Wahrnehmen« (z.B. Erfassen der Ver-
kehrssituation um ein autonom fahrendes Auto
in Millisekunden), »Problemlösen und Lernen«
Technologiegrundlagen
8 | The Advance of the Machines
(z.B. Berechnen der Wahrscheinlichkeit einer
Kollision für die nächsten drei Fahrsekunden)
und »Handeln« (z.B. Einleiten eines notwendi-
gen Brems- oder Ausweichmanövers). Durch die
Systematisierung der komplexen Zusammen-
hänge verschiedener KI-Fähigkeiten soll so eine
Grundlage für die einfachere Beurteilung von
Einsatzpotenzialen und Herausforderungen in
verschiedenen Anwendungsfällen geschaffen
werden (Hofmann et al. 2020).
Anwendungscluster
Heute sorgen die exponentiell steigende Daten-
verfügbarkeit, stark verbesserte Rechenkapazitä-
ten und die Weiterentwicklung von Machine
Learning-Algorithmen zur Lösung immer neuer
Problemstellungen für eine Vielzahl potenzieller
KI-Anwendungsfälle. So erfassen die Fähigkeits-
komponenten der KI inzwischen von der
medizinischen Diagnostik über virtuelle Assisten-
ten bis hin zu autonomen Fahrzeugen das ge-
samte gesellschaftliche und wirtschaftliche
Leben. Spezifische Anwendungsfälle lassen sich
jedoch nicht durch das reine Kopieren von Use
Cases anderer Unternehmen oder die beliebige
Kombination von Teilbausteinen identifizieren
und umsetzen. Vielmehr müssen Anwendungs-
fälle unter Beachtung unternehmensspezifischer
Kontextfaktoren individuell analysiert und entwi-
ckelt werden. Dabei gilt es sowohl die Integra-
tion in Geschäftsprozesse als auch die
Interaktion mit dem menschlichen Anwender in
unternehmerische Überlegungen einzubeziehen
(Alan et al. 2019).
Je nach Rolle, Umfang und Wert der KI-Integra-
tion in Systeme und Prozesse lassen sich dem-
nach vier verschiedene Typen von KI-
Lösungsansätzen identifizieren: Regelbasierte
Abbildung 2: Das Periodensystem der KI gruppiert übersichtlich 28 verschiedene KI-Funktionalitäten
(Bitkom 2018, Hammond 2016)
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Recognition
Speech
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Image
Recognition
General
Recognition
Predictive
Inference
Explanatory
Inference
Synthetic
Reasoning
Data Analytics
Audio
Identification
Face
Identification
Image
Identification
General
Identification
Planning
Problem
Solving
Decision
Making
Text Extraction
Language
Generation
Language
Understanding
Relationship
Learning
Category
Learning
Knowledge
Refinement
Mobility Large
Mobility Small Manipulation
Communi-
cation
Control
Technologiegrundlagen
The Advance of the Machines | 9
Lösungen, KI-gestützte Lösungen, KI-basierte Lö-
sungen und vollständige KI-Lösungen (Hofmann
et al. 2020). Diese Klassifizierung können Unter-
nehmen nutzen, um die Entwicklung von An-
wendungsfällen in Abhängigkeit von
Fallcharakteristiken zu steuern. Regelbasierte Lö-
sungen besitzen keine KI-Komponente im klassi-
schen Sinne, sondern setzen auf vordefinierte
Programmierung. Deshalb eignen sie sich insbe-
sondere für die Automatisierung standardisierter
Projektaufgaben durch einfache Workflow-In-
tegration (z.B. Prozessautomatisierung durch Ro-
botik). KI-fähige Lösungen nutzen KI zur
Unterstützung von Ein- und Ausgabeschnittstel-
len wie Spracheingabe auf Basis von Natural
Language Processing (z.B. Chatbots). KI-basierte
Lösungen setzen auf KI, um die Bearbeitung von
Kernaufgaben zu unterstützen und schaffen so-
mit neues Wissen (z.B. Budgetschätzung oder Ri-
sikomanagementberatung). Vollständige KI-
Lösungen implementieren KI sowohl für Input-
und Output-Prozesse als auch zur Aufgabenver-
arbeitung und können auch aus einer Gruppie-
rung von Einzellösungen bestehen (z.B.
Chatbots zur Kommunikation KI-basierter Bud-
getschätzungen).
KI ist generell als Werkzeug zu verstehen, das
die Problemlösungskompetenz des Menschen in
einem breiten Spektrum von Fragestellungen un-
terstützen und verbessern kann (Dellermann et
al. 2019). Je nach Ausprägung der Mensch-Ma-
schine-Interaktion, lassen sich verschiedene An-
wendungskategorien bilden: KI als
unterstützende, KI als erweiterte und KI als auto-
nome Intelligenz. KI als unterstützende Intelli-
genz umfasst jene Art von Automatisierung, bei
der KI den Menschen assistiert, Aufgaben
schneller oder besser zu erledigen ohne sich auf
die menschlichen Entscheidungsrechte auszuwir-
ken (z.B. Fertigungsaufgaben, die Optimierung
von Lagerlogistikprozessen oder administrative
Aufgaben wie die Besprechungsprotokollierung).
Es wird in diesem Zusammenhang von KI-basier-
ten digitalen Assistenten gesprochen (Russel und
Norvig 2010). KI als erweiterte Intelligenz er-
laubt, die Breite und Tiefe der Interaktion von
Mensch und Maschine durch eine wechselseitige
Lernbeziehung und geteilte Entscheidungskom-
petenz neu zu definieren. KI als autonome Intel-
ligenz gilt heute als nächstes visionäres Level in
der Wissenschaft auf dem Weg zu einer »allge-
meinen künstlichen Intelligenz«, die jede
menschliche intellektuelle Aufgabe vollständig
und autonom ausführen kann. Für diesen
Schritt, von auf konkrete Anwendungsprobleme
fokussierten Systemen ohne tieferes Verständnis
für die Problemlösung hin zu einer flexiblen und
selbstgetriebenen starken KI, gilt heute aller-
dings ein Zeithorizont von mehreren Jahrzehn-
ten als realistisch.
Potenziale, Herausforderungen, Vision
In seinen beschriebenen Ausprägungsformen
bietet KI für Unternehmen zum einen das Poten-
zial, in bestehenden Prozessen Effizienzsteige-
rungen zu erzielen. Zum anderen erschließt KI
durch die Fähigkeit, auch in komplexen Problem-
feldern mit vorgegebener Verfahrensweise ge-
eignete Lösungen zu identifizieren, komplett
neue Aufgabenbereiche (Brynjolfsson und
McAfee 2017). Während Mitarbeiter durch die
Übernahme von Routineaufgaben durch intelli-
gente Maschinen entlastet werden, besteht in
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Recognition
Speech
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Recognition
General
Recognition
Predictive
Inference
Explanatory
Inference
Synthetic
Reasoning
Data Analytics
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Image
Identification
General
Identification
Planning
Problem
Solving
Decision
Making
Text Extraction
Language
Generation
Language
Understanding
Relationship
Learning
Category
Learning
Knowledge
Refinement
Mobility Large
Mobility Small Manipulation
Communi-
cation
Control
Technologiegrundlagen
10 | The Advance of the Machines
neu geschaffenen Tätigkeitsfeldern besonders
hoher Bedarf an KI-Kompetenz, um konzeptio-
nelle, strategische und kontrollierende Funktio-
nen ausfüllen zu können. Diese Verschiebung
hat tiefgreifende Veränderungen der Arbeitswelt
zur Folge. Auf die daraus resultierenden Chan-
cen und Herausforderungen gilt es sich aus Un-
ternehmensperspektive durch zusätzliche
Expertise im Umgang mit KI vorzubereiten. Um
KI-Potenziale bestmöglich ausschöpfen zu kön-
nen, sind sowohl Aufgaben technologischer Na-
tur bei der Integration als auch auf der Ebene
der Mensch-Maschine-Interaktion im Unterneh-
men zu meistern (Rzepka und Berger 2018).
Daten bilden das Fundament für KI. Entspre-
chend ergeben sich insbesondere in diesem Be-
reich zentrale Herausforderungen für die
erfolgreiche Nutzung von KI. Enorme Rechenleis-
tung und immer komplexere Modelle sind für
die Informationsgewinnung nötig. Datenquali-
tät, Datensicherheit und Datenschutz müssen
gewährleistet werden. Ethische Bedenken und
Zweifel bezüglich der Fehlbarkeit und der Anfäl-
ligkeit für den Missbrauch von KI müssen ernst
genommen werden. Vertrauen in die KI-ge-
stützte Entscheidungsfindung muss geschaffen
werden (Dwivedi et al. 2019). Kurzum: Auf allen
Unternehmensebenen braucht es KI-Spezialisten,
damit die Transformation zum digitalen und in-
telligenten Unternehmen gelingt. KI-Kompetenz
wird somit zunehmend zu einem gewichtigen
Faktor für die Industrie und entscheidend für
den Erfolg von Unternehmen in unterschiedlichs-
ten Branchen (Esser und Sallaba 2019).
Blockchain ermöglicht ein neues Para-
digma für digitale Transaktionen
Definition und Erläuterung
In den letzten Jahren ist das globale Interesse an
der Blockchain (BC) erheblich gestiegen, nach-
dem verschiedene Fachleute und Forscher ihr
enormes Potenzial bei der Optimierung von Ge-
schäftsprozessen erkannt haben (Arnold et al.
2019; Wright und Filippi2015). Während die
Technologie allgemein als das Grundgerüst von
Bitcoin bekannt ist, gehen viele Anwendungen
weit über die ursprüngliche Nutzung als Kryp-
towährung hinaus (Crosby et al.2016; Schütte
et al. 2017).
Die BC kann als eine dezentrale Transaktions-
und Datenverwaltungstechnologie beschrieben
werden (Yli-Huumo et al.2016), welche den Da-
tenaustausch zwischen zahlreichen Teilnehmern
über ein Netzwerk ermöglicht (Xu et al.2017).
Transaktionen werden in Blöcke gruppiert, diese
kryptografisch miteinander verbunden und chro-
nologisch sortiert daher der Name BC (engl.
für Blockkette).
Ein Konsensalgorithmus, welcher auf allen Netz-
knoten der Teilnehmer läuft, garantiert die Rich-
tigkeit und Reihenfolge der Transaktionen. Eine
Vielzahl dieser Algorithmen ermöglicht die Opti-
mierung für unterschiedliche Anwendungsfälle
wie Sicherheit, Latenz, Energieverbrauch oder
den Einsatz in einem Unternehmensumfeld.
Die BC-Technologie kann auf unterschiedlichste
Weise verwendet werden. Anwendungspotenzi-
ale reichen von neuen Möglichkeiten verteilter
Softwarearchitekturen bis zum Einsatz von To-
kens. Deren Nutzung erstreckt sich wiederum
von verteilten virtuellen Währungen (Kryptowäh-
rungen genannt) über die Darstellung von Ver-
mögenswerten bis hin zur digitalen
Rechteverwaltung auf der BC (Conley2017;
Schweizer et al. 2017). Zusammengefasst wei-
sen BC-Implementierungen die in Abbildung 3
aufgeführten Charakteristika auf (Schlatt et
al.2016).
Anwendungscluster
Seit der Einführung der Technologie im Jahr
2008 durch Satoshi Nakamoto, durchlief diese
eine dreistufige Entwicklung: BC 1.0, 2.0 und
3.0. Diese Aufteilung veranschaulicht jene
Technologiegrundlagen
The Advance of the Machines | 11
Entwicklung der BC-Technologie als Zahlungs-
mittel (1.0), der Implementierung von Program-
men auf der BC (2.0, sogenannte Smart-
Contracts) und der Adressierung von Problemen
konventioneller BC-Implementierungen, allen
voran der Skalierbarkeit, Interoperabilität und
Nachhaltigkeit (3.0). Im Laufe der Zeit haben si-
cher hieraus eine Reihe verschiedene Anwen-
dungscluster ergeben (Arnold et al. 2019). Ein
öffentliches Interesse an der ersten Generation
der BC entstand erst mit der Veröffentlichung
von Bitcoin, wodurch deren Rolle als Grundge-
rüst für Kryptowährungen bekannt wurde. Da
zum ersten Mal verteilte Netzwerke, kryptografi-
sche Algorithmen wie Hashfunktionen und
asymmetrische Kryptografie in einem gemeinsa-
men Kontext verwendet wurden, gelang ein
Durchbruch in der Informatik. Die Technologie
löste als Erste das Problem des Double Spending,
indem sie eindeutige digitale Repräsentationen
ermöglicht, wodurch zweimalige Verwendung
eines Coins oder Tokens effizient in einem de-
zentralen System verhindert wird (Kopf-
stein2013). Hiermit wurde der Grundstein für
die BC als ein dezentrales Zahlungssystem ge-
legt.
Die zweite Generation der BC entstand 2013
durch die Einführung von Ethereum und ging
weit über die Ausführung von Finanztransaktio-
nen hinaus. Ethereum implementiert eine inte-
grierte, universell programmierbare Sprache
namens Solidity, welche eine universelle Pro-
grammierinfrastruktur bietet. Dank dieser Infra-
struktur werden Smart Contracts ermöglicht,
deren Konzept bereits 1994 von Nick Szabo vor-
gestellt wurde und ein computerbasiertes Trans-
aktionsprotokoll zur Ausführung von
Programmcode auf der BC beschreibt. Obwohl
nicht alle Smart Contracts Verträge in der
eigentlichen Form des Vertragsrechts sind, er-
möglichen sie eine erhebliche Automatisierung
der Prozesse, da gegenseitig misstrauische Ver-
tragspartner auf die Fälschungssicherheit der BC
vertrauen können (Lauslahti et al.2017). Auf Ba-
sis dieser Smart Contracts ist die Abbildung fast
jeglicher Geschäftslogik möglich. Diese reichen
vom einfachen Abspeichern von Prozessinforma-
tionen, beispielsweise im Supply Chain Manage-
ment, bis hin zur Repräsentation ganzer
Unternehmen in Form von dezentralen selbst-
steuernden Organisationen (Schlatt et al.2016).
Die dritte Generation der BC geht über Transak-
tionen und Smart Contracts hinaus und fokus-
siert sich hauptsächlich auf drei Anforderungen:
Skalierbarkeit, Interoperabilität und Nachhaltig-
keit. Bezogen auf Kryptowährungen ergeben
sich hinsichtlich der Skalierbarkeit drei Heraus-
forderungen: Transaktionen pro Sekunde, das
Netzwerk und das Datenvolumen. Diese Heraus-
forderungen sind miteinander verknüpft, denn je
mehr Personen dem Netzwerk beitreten, desto
mehr Datenverkehr fällt an und desto mehr
Transaktionen pro Sekunde müssen verarbeitet
werden. Interoperabilität beschreibt die Fähig-
keit unterschiedlicher Systeme, möglichst naht-
los zusammenzuarbeiten. Dabei gibt es nicht die
eine BC, sondern es existieren bereits einige
Netzwerke wie Bitcoin, Ethereum, Ripple oder Li-
tecoin. Jedes dieser Systeme hat seine eigene
Anwendungslogik und Regeln. Derzeit ist es für
jedes Netzwerk noch schwierig, mit einem ande-
ren zu kommunizieren. Aus diesem Grund müs-
sen Standards entwickelt werden, welche diese
unterschiedlichen Technologien und Netzwerke
ohne eine dritte Partei miteinander verbinden.
Nachhaltigkeit beschreibt die Fähigkeit einer be-
reits implementierten BC sich dynamisch an
Technologieentwicklungen und
Abbildung 3: Charakteristika von Blockchain-Implementierungen
Kryptographie:
Gewährleistung der
Datensicherheit und
Datenintegrität
Datenredundanz:
Sicherstellung der
Lebensdauer von
Transaktionen und Daten
Transparenz:
Nachvollziehbarkeit und
Nachprüfbarkeit aller
Aktionen im Netzwerk
Konsensalgorithmen:
Koordinierung der Transaktionen
zwischen den Teilnehmern
des Netzwerkes
Dezentralisierung:
Sicherstellung einer vertrauens-
würdigen Interaktion zwischen
den Netzteilnehmern
Technologiegrundlagen
12 | The Advance of the Machines
Anwendungsfälle anzupassen, statt statisch auf
Veränderungen zu reagieren. Mit der Umset-
zung dieser Anforderungen sollen zukünftig
weitreichende BC-basierte Ökosysteme aufge-
baut werden. Die Anwendungsszenarien bauen
nahtlos auf den Ideen der BC 2.0 auf, erlauben
jedoch eine nachhaltige Verwendung jenseits
der zuvor genannten Limitationen.
Potenziale, Herausforderungen und Vision
Der Anforderung, viele Mikrotransaktionen, bei-
spielsweise im IoT-Kontext, zeitnah auszuführen,
werden BCs der ersten und zweiten Generation
in der Regel nicht gerecht. Langfristig werden
zwar die Eigenschaften einer BC der dritten Ge-
neration angestrebt, aktuelle Lösungsansätze
befinden sich jedoch noch in der Konzeptionie-
rungs- oder zumindest noch in der frühen Test-
phase. Um jedoch eine nachhaltige Infrastruktur
für eine Vielzahl an Anwendungen aufzubauen,
bedarf es noch einiger Entwicklungsarbeit und
der Suche nach neuen Technologien. Denn ob-
wohl die BC den Oberbegriff der Distributed-
Ledger-Technologie erst geprägt hat, existieren
mittlerweile zahlreiche Projekte, welche nicht
alle Eigenschaften einer BC erfüllen, aber dem
Grundgedanken eines verteilten Kontobuchs fol-
gen. So werden Merkmale wie die verketteten
Blöcke von neuen Konzepten ersetzt, um unter-
schiedliche Limitierungen der BC zu umgehen.
Beispielsweise implementieren der Tangle von I-
OTA oder Swirlds Hashgraph einen gerichteten,
azyklischen Graphen, um die Begrenzungen der
BC hinsichtlich Skalierbarkeit und Mikrotransak-
tionen für (IoT-) Anwendungen aufzulockern
(Bashir 2017). Die zielgerichtete Identifikation
und Entwicklung von zukunftsträchtigen BC-An-
wendungsfällen erfordert daher ein ganzheitli-
ches Vorgehensmodell (Fridgen et al. 2018).
Technologiegrundlagen
The Advance of the Machines | 13
Das Internet der Dinge,
Künstliche Intelligenz und
Blockchain-Technologien
bilden das technologische Fundament
der Machine Economy
Technologiekonvergenz
14 | The Advance of the Machines
Technologiekonvergenz
Technologiekonvergenz
3
Technologiekonvergenz
The Advance of the Machines | 15
Bei der Betrachtung der Kombination aus KI und
BC ist anzumerken, dass beide Technologien die
Ergänzung der jeweils anderen ermöglichen. KI
kann vor allem dabei helfen, Konsensmechanis-
men traditioneller BC-Systeme zu verbessern.
Durch die Analyse von Transaktionen können
Fehlverhalten und Betrug schneller erkannt wer-
den. Ein KI-gestützter Konsensmechanismus
könnte nicht nur eine formale Prüfung von
neuen Transaktionen vornehmen, sondern auch
eine inhaltliche Validierung erlauben. Diese
Fähigkeit kann auch bei der Erstellung neuer
Smart Contracts helfen. Bereits kleine Fehler in
solch einem Programmcode können zu schwer-
wiegenden Konsequenzen führen. Im Pro-
grammcode von The DAO, einer auf der BC
existierenden Organisation, hat beispielsweise
ein unerkannter Bug dazu geführt, dass Unbe-
kannte Ether (die Währung der Ethereum-BC) im
Wert von 50 Mio. US Dollar stehlen konnten.
Speziell trainierte KIs könnten dabei helfen,
komplexe Smart Contracts auf solche Fehler zu
Aufbauend auf den individuellen Erläuterungen der drei Einzeltechnologien wird nun deren Zusammen-
spiel betrachtet. Dabei werden im Rahmen der übergreifenden Vision der Machine Economy zunächst die
bilateralen Technologiebeziehungen dargelegt. Im Anschluss wird die Konvergenz der drei Technologien
IoT, KI und BC als Trias der Machine Economy aufgezeigt. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden
daraufhin die Rollen und Anforderungen der einzelnen Kerntechnologien in der Machine Economy abge-
leitet.
Bilaterale Technologiebeziehungen in der Machine Economy
Hinsichtlich der Zweierkombinationen der jeweiligen Technologien konnte sowohl in der Forschung als
auch in der Praxis bereits umfassend dargelegt werden, dass durch die Kombination der Technologien völ-
lig neue Anwendungsfälle entstehen, welche durch Einzeltechnologien jeweils nicht realisierbar sind. Die
explizite Analyse jeder bilateralen Beziehung erlaubt eine Abbildung der abstrakten Nutzenvorteile der
einzelnen Technologien, wodurch das grundlegende Verständnis für eine Machine Economy geschaffen
wird, in der IoT, KI und BC symbiotisch wirken.
Künstliche Intelligenz Blockchain
- ACTION -
Künstliche Intelligenz - INTERACTION -
Blockchain
KI ermöglicht intelligente Konsens-
mechanismen für Blockchain-Lösungen
Blockchain ermöglicht vertrauensvolles
Training von KI-Modellen
Technologiekonvergenz
16 | The Advance of the Machines
untersuchen oder sogar von vornherein sichere
Smart Contracts zu programmieren.
KI kann im Gegenzug von der BC-Technologie
durch dezentrale Abrechnung von Trainingspro-
zessen profitieren. Das Trainieren einer KI ist
sehr rechenaufwendig und zeitintensiv. Unge-
nutzte Geräte wie Roboter und Maschinen kön-
nen jedoch Rechenkapazität zur Verfügung
stellen, wenn sie nicht ausgelastet sind. BC kann
hier zur Koordination und automatischen Ent-
lohnung eingesetzt werden. An den vorher ge-
nannten Punkt anknüpfend, ist auch die Vision
einer vollständig dezentralen KI vorstellbar. Der-
zeit ist das Potenzial von KI noch durch lokale
Rechenleistungen beschränkt. Es wäre jedoch
ein globales Netzwerk mit theoretisch unbe-
schränkter Rechenleistung denkbar. Die Fähig-
keit einer KI könnte so von verschiedenen
Akteuren bei Bedarf als »KI-as-a-Service« gemie-
tet und verbrauchsgerecht über BC bezahlt
werden. In Verbindung mit Smart Contracts
wäre so ein hoher Grad an Automatisierung und
Komplexitätsbewältigung möglich.
Blockchain Internet der Dinge
- ACTOR -
Internet der Dinge
- INTERACTION -
Blockchain
Sensordaten aus dem Internet der Dinge
dienen als Grundlage für innovative
Blockchain-Lösungen
Blockchain stellt sichere Identitäten für
das Internet der Dinge bereit
Die Kombination von BC und IoT verspricht
ebenso weitreichende Potenziale. Beispielsweise
kann die BC durch ein hochverfügbares, krypto-
graphisches Public-Key-Infrastructure-System in
der IoT für sichere Identitäten sorgen. Damit
wird ein Single Point-of-Failure eines Systems o-
der zentraler Entscheidungsträger vermieden.
Denn im IoT gewährleisten Identitäten die
Adressierung des richtigen Geräts in der gemein-
samen Kommunikation. Die BC erlaubt hier Me-
chanismen für eine sichere Zugangskontrolle via
dezentraler und hochverfügbarer Zugriffsrechte.
Technologiekonvergenz
The Advance of the Machines | 17
Allgemein wäre durch BC auch das Wiederher-
stellen von Datensouveränität und Datenschutz
im Zusammenhang mit KI möglich. Derzeit wird
KI in der Praxis oft durch Daten von Privatperso-
nen trainiert, welche dafür weder entlohnt wer-
den noch sich dessen überhaupt bewusst sind.
BC ermöglicht in diesem Fall die Kontrolle, selek-
tive Freigabe, Vergütung und Nachvollziehbar-
keit der Datennutzung. Damit bleibt die
Datenhoheit bei den Privatpersonen. Auch im
Unternehmensbereich wird so das einmalige An-
lernen von KI ermöglicht, ohne dass die Daten
das Unternehmen verlassen müssen (z. B. An-
passung von Gewichtungen in neuronalen Net-
zen). Eine weitere Ergänzung in der betrachteten
Beziehung ist die Anwendung von BC zur Proto-
kollierung von KI-Entscheidungen. Diese sind
häufig zu komplex und so für Menschen nicht
mehr nachvollziehbar. BC eignet sich in diesem
Kontext zur fälschungssicheren Protokollierung
im Falle von Unfällen an denen KI beteiligt ist.
Identitäten können so auch Reputation erlan-
gen, wodurch sie sich als vertrauenswürdige Ge-
räte ausweisen können. Auch die allgemeine
Sicherheit von IoT-Devices kann durch BC-Tech-
nologien verbessert werden. Mit Hilfe von De-
vice Firmware Hashing wird der Hash der
Firmware auf der BC gespeichert. Im nächsten
Schritt gleicht das IoT-Gerät die erhaltene Firm-
ware mit dem Eintrag auf der BC ab. Wenn der
Wert der BC gleich dem der erhaltenen Firm-
ware ist, erfolgt ein Update. Wenn die Werte
ungleich sind, wird ein Update verweigert und
damit die Verwendung einer manipulierten Firm-
ware verhindert. Die ergänzende Kombination
von IoT und BC ist auch in Form von BC-basier-
ten Marktplätzen (z.B. IOTA Marketplace) von
Nutzen. Hier werden Mikrotransaktionen abge-
wickelt, um die Bereitstellung von Sensordaten
zu vergüten. Bei diesem Vorgang fragt Device A
Daten an, woraufhin Device B die Daten freigibt.
Danach erfolgt eine Zahlung von Device A an
Device B. Solch ein Szenario ist dann gegeben,
wenn eine Maschine von gewissen Daten profi-
tiert, diese aber nicht selbst erheben oder verar-
beiten kann. Bei zunehmender Anzahl an
Geräten und ggf. eintretender Ressourcen-
knappheit erlaubt ein solches Vorgehen ökono-
misches Kalkül und damit eine optimale
Allokation der Ressourcen.
Darüber hinaus kann nicht nur IoT von den Ei-
genschaften der BC profitieren. Auch viele BC-
spezifische Anwendungsfälle sind zwangsläufig
auf die Bereitstellung von Sensordaten angewie-
sen. Hierbei wird auch von sogenannten Oracles
gesprochen. Diese Oracles haben die Aufgabe,
Informationen über die Echtwelt für die BC be-
reitzustellen. Beispielsweise erlaubt es die BC,
Zahlungen automatisch auf Basis von Wetterer-
eignissen auszuführen, wozu es jedoch verlässli-
che Temperaturdaten braucht. Maschinen mit
den entsprechenden Sensoren könnten diese In-
formationen aufzeichnen und der BC zur Verfü-
gung stellen. Um eine sichere Abbildung der
Realität zu gewährleisten, ist hier vor allem eine
Vielzahl an Oracles notwendig. Da einzelne Ge-
räte manipuliert werden könnten, bedarf es vor
allem einem Netz aus möglichst vielen Sensoren,
welche sich anschließend auf einen bestimmten
Wert einigen. Die große Zahl an IoT-Geräten
könnten genau solch ein Netz bereitstellen.
Technologiekonvergenz
18 | The Advance of the Machines
Weltweit nutzen Unternehmen zunehmend das
IoT, um neue Netzwerke von Produkten und
Dienstleistungen zu schaffen und innovative Ge-
schäftsmöglichkeiten zu eröffnen. Um das dar-
aus resultierende Potenzial voll auszuschöpfen,
ist intelligentes Verhalten in Form von fundierten
Entscheidungen innerhalb dieser Netzwerke nö-
tig. Durch die Kombination mit KI entstehen so
digitale Ökosysteme, deren Wert den der einzel-
nen Technologiestränge deutlich übersteigt. Da-
ten sind die Währung der digitalen Wirtschaft
und als solche auch die zentrale Komponente in
der Verknüpfung von IoT und KI.
Exponentielles Wachstum des Datenvolumens
wird durch IoT ausgelöst und weiter aufrecht-
erhalten. Diese Flut an Daten bietet allerdings
nur dann einen Mehrwert, wenn daraus Infor-
mationen generiert und diese umsetzbar ge-
macht werden können. An diesem Punkt kommt
KI als Provider von Kontext und Bedeutung ins
Spiel, der eine vernetzte Intelligenz erst ermög-
licht. Dabei basiert diese smarte Vernetzung so-
wohl auf Echtzeit-Austausch als auch auf
Informationsbereitstellung durch Analysen über
einen längeren Zeitraum hinweg.
KI erweitert den Handlungsspielraum von IoT-
Anwendungen durch die Beantwortung der Fra-
gestellungen »Was wird passieren?« (Predictive
Analytics), »Was sollen wir tun?« (Prescriptive
Analytics) sowie »Welche Veränderungen stehen
an und welche Anpassungen sollen wir vorneh-
men?« (Adaptive / Continuous Analytics).
Gleichsam profitiert auch KI vom IoT. So ist die
Fähigkeit des IoT, Echtzeit-Feedback zu generie-
ren, für adaptive Lernsysteme von entscheiden-
der Bedeutung.
Die Kombination von IoT und KI durch die kluge
Nutzung ihrer Interdependenzen verändert da-
mit potenziell ganze Branchen sowie die Bezie-
hungen, die Unternehmen zu ihren Kunden
haben. Unabhängig davon, ob ein Unternehmen
IoT und KI verwendet, um Kunden zu gewinnen,
Gesprächspartner für Kunden zu implementie-
ren, Benutzererfahrungen anzupassen, Analysen
zu erhalten oder die Produktivität zu optimieren,
schafft der Einsatz von IoT und KI neue Dynami-
ken im Unternehmen. Es wird ein Einblick in je-
des Datenelement aus internen und externen
Beziehungen bis hin zur Auswertung von Ge-
schäftsprozessen ermöglicht. Der Raum für Er-
kenntnisgewinne erstreckt sich von den
tatsächlichen Abläufen zwischen Fertigung und
Internet der Dinge Künstliche Intelligenz
- ACTOR -
Internet der Dinge
- ACTION -
Künstliche Intelligenz
Sensordaten aus dem Internet der Dinge
trainieren KI-Modelle
KI erweitert den Handlungsspielraum
von intelligenten physischen Objekten
Technologiekonvergenz
The Advance of the Machines | 19
Vertrieb bis hin zu dem, was Kunden effektiv be-
wegt und wie Mitarbeiter, Lieferanten und Part-
ner in den verschiedenen Bereichen des
gesamten Ökosystems interagieren. Anstatt Ge-
schäftsprozesse nur softwaregestützt zu model-
lieren, geben IoT-Geräte Systemen eine direkte
Schnittstelle zur realen Welt. Überall dort, wo
Sensoren oder Geräte zum Messen, Interagieren
oder Analysieren platziert werden, kann ein IoT-
Gerät durch die Kombination mit KI-Systemen
mit einem erheblichen Mehrwert ausgestattet
werden (Schmelzer 2019). Frühzeitigen Anwen-
dern und Innovatoren verspricht diese Konstella-
tion enorme Vorteile in Form von niedrigeren
Kosten, besseren Kundenerfahrungen und ei-
nem Vorsprung bei der Erschließung neuer Ge-
schäftsmöglichkeiten (PwC 2017).
Rollen der Technologien in der Machine
Economy
Die Realisierung der beschriebenen bilateralen
Technologiebeziehungen verspricht bereits einen
erheblichen ökonomischen Mehrwert für Unter-
nehmen. Erst die Kombination aller drei identifi-
zierten Kerntechnologien zu einem digitalen
Ökosystem setzt jedoch das komplette Potenzial
autonom agierender Maschinen am Markt frei.
In der Machine Economy stehen das Zusammen-
spiel der Einzeltechnologien und dessen wirt-
schaftliche Auswirkungen im Fokus. Sie ist daher
vom oft synonym verwendeten Begriff der Ma-
chine-to-Machine Economy abzugrenzen, der
insbesondere die technologische Perspektive und
den Informationsaustausch zwischen Maschinen
in den Vordergrund stellt.
In der Machine Economy ermöglicht die Trias
aus IoT, KI und BC vernetzte, effiziente und si-
chere Marktaktivitäten, ohne dass Menschen in
die ablaufenden Prozesse direkt einbezogen
werden. Autonome Maschinen übernehmen
also einen Großteil der wirtschaftlichen Transak-
tionen in der Wertschöpfung. Das Ausmaß die-
ser technologischen Autonomie lässt sich
anhand des heutigen Stands digitaler Ökosys-
teme bisher nur in Teilen beispielhaft veran-
schaulichen. So wird sich etwa die Vorstellung
von autonomem Fahren in Zukunft grundlegend
verändern. Führerlose Autos werden nicht nur
Personen sicher an ihr Ziel bringen können, son-
dern als autonom agierende Marktteilnehmer
bedarfsorientierte Services anbieten, Zahlungen
entgegennehmen und individuelle Budgets für
Transaktionskosten wie elektrische Tankladun-
gen, Mautgebühren und Versicherungen bereit-
stellen.
IoT, KI und BC nehmen in der Machine Economy
individuelle Rollen ein, die das intelligente Agie-
ren von Maschinen und deren sicheren Aus-
tausch in Echtzeit ermöglichen. Dabei leistet jede
der Technologien einen eigenen Beitrag für die
Abwicklungsprozesse in der Machine Economy
und fördert gleichzeitig die Potenziale der übri-
gen Technologien. Für Unternehmen ist es ent-
scheidend, die jeweilige Technologierolle im
digitalen Ökosystem zu verstehen. Nur so kön-
nen Anwendungsszenarien identifiziert, Prozesse
und Strukturen adaptiert und ein optimales Zu-
sammenspiel von IoT, KI und BC erreicht wer-
den.
IoT Der ACTOR in der Machine Economy
Das IoT bildet im Wirtschaftssystem der Machine
Economy die physische Repräsentanz und tritt
damit als Bindeglied zwischen digitaler und phy-
sischer Welt auf. In Form von vernetzten Gerä-
ten und Systemen, die Daten sammeln,
Informationen austauschen und Handlungen
ausführen, übernimmt das IoT die Rolle des »Ac-
tors«, der aktiv als Teilnehmer des wirtschaftli-
chen Marktgeschehens der Machine Economy in
Erscheinung tritt.
Durch die Vernetzung einer immer größeren An-
zahl an Geräten, die durch immer kleinere, preis-
wertere und flexibler einsetzbare
Rechenkomponenten exponentiell ansteigt, ste-
hen immer größere Mengen an Sensordaten zur
Verfügung. Das wiederum eröffnet ein neues
Spektrum an Möglichkeiten, um die ausgeführ-
ten Handlungen der physischen Instanzen durch
Anwendung von KI intelligenter und effizienter
zu gestalten und so die Produkte und Services
kontinuierlich zu verbessern. Gleichzeitig ent-
steht durch die Verbindung besserer und leis-
tungsstärkerer IoT-Geräte eine stabilere Struktur
aus Netzknoten für die BC als sichere, dezentrale
Transaktionsplattform.
Mit der steigenden Zahl smarter Geräte wächst
also nicht nur die Menge an bereitgestellten Da-
ten, sondern durch den Informationsgewinn so-
wie effizienteren und sichereren
Informationsaustausch erhöht sich auch deren
Nutzungspotenzial als »Actor« in der Machine
Economy.
Technologiekonvergenz
20 | The Advance of the Machines
KI Initiator der ACTION in der Machine Eco-
nomy
In der Trias der Machine Economy übernimmt KI
die Planung und Steuerung von Aktivitäten, in-
dem relevante Informationen auf Basis gesam-
melter Daten bereitgestellt werden. Durch die
Generierung von neuem Wissen leitet KI ab,
welche Handlungen, Anpassungen und Reaktio-
nen im digitalen Ökosystem für optimale Ab-
läufe zwischen den Technologiekomponenten
sowie in der Interaktion mit der Umwelt sorgen.
KI tritt demnach als Initiator für die »Action« in
der Machine Economy auf.
KI zeichnet sich durch seine charakteristische
Lernkomponente aus. Die daraus resultierende
Fähigkeit, Erkenntnisse aus den schier endlosen
Datenströmen der physischen Welt zu gewin-
nen, macht sie zu einer unverzichtbaren Ergän-
zung des IoT. Davon profitiert sowohl die
Konnektivität als auch die Aktivität von Geräten
in Form von steigender Effizienz durch intelligen-
tes Monitoring, Echtzeitprognosen und smartem
Entscheidungsmanagement. Zugleich ist die Effi-
zienzsteigerung auch für den BC-gestützten, de-
zentralen Datenaustausch relevant. Die
Implementierung von dezentralisierten Lernsys-
temen bietet die Möglichkeit, Transaktionen be-
züglich ihrer Relevanz im System zu bewerten
und so mit der Problemstellung hoher
Transaktionsfrequenz sowie mit dem damit ein-
hergehenden immensen Energiebedarf umzuge-
hen.
Im Zuge der Entwicklung immer leistungsfähige-
rer Algorithmen ist ein Fortschreiten der KI-An-
wendung entlang des Komplexitätsspektrums
der Aufgaben zu beobachten. Der erzielbare In-
formationsgewinn erhält technologieübergrei-
fend durch die steigende Konnektivität von
Geräten, rasant wachsende Datenmengen und
den Bedarf an Sicherheit und Skalierbarkeit des
Datenaustauschs zusätzliche Relevanz. Deshalb
ist KI als Initiator der »Action« ein entscheiden-
des Element der Machine Economy.
Blockchain Provider der INTERACTION in
der Machine Economy
Für die Kommunikation und den multidirektio-
nalen Austausch der Akteure der Machine Eco-
nomy sorgt die BC als dezentrale
Transaktionsplattform. Durch Bereitstellung der
ökonomischen Rahmenbedingungen übernimmt
die BC die Rolle als Provider der »Interaction« in
der Machine Economy.
Die BC ermöglicht die unveränderliche Abbil-
dung aller wirtschaftlichen Vorgänge innerhalb
des digitalen Ökosystems durch die Bereitstel-
lung einer sicheren und transparenten Infra-
struktur. Dadurch kann sowohl ein höheres Maß
- ACTOR -
Internet der Dinge
Das Bindeglied zwischen
physischer und digitaler Welt
- ACTION -
Künstliche Intelligenz
Die autonome Planung und Steuerung
von intelligenten Handlungen
- INTERACTION -
Blockchain
Die sichere und transparente
Kommunikationsinfrastruktur
MACHINE
ECONOMY
Technologiekonvergenz
The Advance of the Machines | 21
an Datensicherheit und -integrität als auch die
ständige und allumfassende Datenverfügbarkeit
bezüglich abgewickelter Transaktionen gewähr-
leistet werden. Die eindeutige Identifikation von
Geräten mittels individueller Signaturen oder
vollständig digitaler Identitäten schafft innerhalb
eines Netzwerks von IoT-Geräten rechtssichere
Nachvollziehbarkeit und damit Vertrauen bei al-
len Marktteilnehmern. Durch Echtzeittransfers
und das Wegfallen von Intermediären steigt zu-
dem die Effizienz der Interaktionen im IoT. Von
effizienterem und sichererem Datenaustausch
profitiert wiederum auch die KI durch die daraus
folgende erhöhte Datenverfügbarkeit. Zudem
führt gesteigertes Vertrauen in die genutzte Da-
tengrundlage und die Aufzeichnung von Ent-
scheidungsprozessen in der BC zu einer besseren
Nachvollziehbarkeit von KI-Anwendungen durch
die Marktteilnehmer.
Durch Gewährleistung von Sicherheit und Trans-
parenz beim Austausch von Informationen zwi-
schen Geräten sowie von Vertrauen in und
Effizienz von KI-gesteuertem Entscheidungsma-
nagement leistet die BC als Provider der »Inter-
action« einen wesentlichen Beitrag in der
Machine Economy.
Auswirkungen der Machine Economy
im Unternehmen
In einer digitalen Wirtschaft stehen Unterneh-
men vor vielfältigen Herausforderungen. Die
Ausrichtung am Kunden ist dabei unerlässlich.
Um den Kunden als zentralen Werttreiber stets
im Blick zu haben und Handlungen an diesem
Bezugspunkt auszurichten, können Unterneh-
men sich entlang der fünf Ebenen einer Unter-
nehmensarchitektur gliedern (siehe Abbildung 4)
(Urbach und Röglinger 2019).
Im Rahmen der Machine Economy ist es für Un-
ternehmen essenziell, Strukturen und Prozesse
zu etablieren, in denen das Zusammenspiel der
Ebenen reibungslos funktioniert und weiterent-
wickelt werden kann. Die Auswirkungen, die die
drei betrachteten Technologien auf die einzel-
nen IS-Ebenen haben, sollen im Folgenden an-
hand der Geschäftsmodell-, Geschäftsprozess-,
Daten- und Informations- sowie der Infrastruk-
turebene näher betrachtet werden.
Das Geschäftsmodell umfasst die globale Unter-
nehmensaufgabe mitsamt den zugehörigen Zie-
len, Strategien und Rahmenbedingungen. Es
definiert unter anderem, wie das Unternehmen
agiert und welche Kosten und Erlösmodelle es
nutzt, um erfolgreich zu sein. Darüber hinaus
legt es eine passende Organisationsstruktur fest,
mit dem Zweck, Unternehmen durch gezielte
Vernetzung mit Partnern in ein funktionierendes
digitales Wertschöpfungsnetz zu integrieren.
Diese Sichtweise auf Geschäftsmodelle war
lange Zeit sinnvoll und erfolgreich, gerät in der
Machine Economy jedoch zunehmend unter
Druck. Denn durch KI werden nicht nur Ge-
schäftsprozesse, sondern auch gesamte Ge-
schäftsmodelle neu gedacht. Durch die BC
werden Geschäftswelten nicht nur untereinan-
der, sondern auch übergreifend miteinander ver-
netzt. Diese Vernetzung wird insbesondere die
Beziehung von Geschäftspartnern untereinander
spürbar verändern. Denn während heutzutage
noch die persönliche Beziehung und Vertrauen
untereinander ein großer Faktor ist, wird dieser
zukünftig durch die zugrundeliegende Technolo-
gie abgebildet. KI-basierte Managementunter-
stützungssystem erlauben es, bevorstehende
Entscheidungen stärker datenbasiert und ratio-
nal zu treffen.
Die Geschäftsprozesse eines Unternehmens or-
ganisieren die Zusammenarbeit über
Technologiekonvergenz
22 | The Advance of the Machines
Funktionsbereiche hinweg. Für eine effiziente
Unternehmensführung ist die Ausrichtung an
diesen deshalb essenziell. Geschäftsprozesse
spezifizieren, welche Aufgaben durchgeführt
werden müssen und wie diese miteinander ver-
flochten sind. Im Zuge der Entwicklungen hin
zur Machine Economy wird es auch hier große
Veränderungen geben. Moderne Techniken wie
Process Mining werden durch das IoT ermöglicht
und lassen neue Rückschlüsse auf die Effizienz
und Gestaltung von Geschäftsprozessen zu. BCs
und Smart Contracts ermöglichen eine sichere
Abwicklung von Geschäftsprozessen über Unter-
nehmensgrenzen hinweg, sogar dann, wenn
Unklarheit über die wirkliche Informationslage
besteht.
Neue Geschäftsprozesse entstehen und werden,
wie in Kapitel 3.1 beschrieben, durch den Ein-
satz von KI gesteuert.
Aufgaben aus Geschäftsprozessen können ent-
weder manuell (durch Mitarbeiter), automatisiert
(durch Anwendungssysteme) oder durch eine
Kombination beider durchgeführt werden. Bis-
her wurden Informationssysteme hauptsächlich
dafür benutzt, Mitarbeiter in ihrer Tätigkeit zu
unterstützen (siehe zum Beispiel ERP-Systeme,
Business-Intelligence-Systeme etc.) und somit
bessere Prozessleistung zu erreichen. Dieses Sys-
tem bietet verschiedene Vor- und Nachteile.
Zum einen ist der Mensch als Mitarbeiter an Fle-
xibilität und Anpassung unübertroffen. Anderer-
seits müssen Mitarbeiter auch aufwendig
geschult werden, damit sie ihre Aufgabe erledi-
gen können, was Skalierungslimitationen mit
sich bringt. Diese entfallen jedoch, sobald Ma-
schinen kognitiv anspruchsvolle Aufgaben über-
nehmen können, welche bis dato Menschen
vorbehalten waren. Dies führt unter anderem
dazu, dass Dinge im IoT nicht mehr eigenständig
betrachtet werden, sondern sie sich zu neuen
Systemen zusammenschließen, die wiederum je-
weils ein »System of Systems« bilden (siehe Ab-
bildung 5).
In der Machine Economy wird das insbesondere
zu noch größerer Prozessleistung führen. Zur
Veranschaulichung dient der Kundenberater als
gutes Beispiel. Während dieser täglich von 8 bis
20 Uhr erreichbar ist, um Kundenanfragen zu
bearbeiten, kann ein Chatbot dieselbe Aufgabe
quasi ununterbrochen und sogar für mehrere
Kunden gleichzeitig erledigen. Für die Durchfüh-
rung dieser Aufgaben, werden Daten und Infor-
mationen benötigt. Im Zuge der Digitalisierung
hat sich die Anzahl verfügbarer Daten rapide ge-
steigert, sodass heut sogar ein Überangebot an
Abbildung 4: Fünf-Ebenen Modell einer Unternehmensarchitektur (Urbach und Röglinger 2019)
Technologiekonvergenz
The Advance of the Machines | 23
Daten herrscht. Es gilt, durch Kombination ver-
schiedener Daten Informationen zu gewinnen,
die wiederum in größerem Umfang Wissen be-
gründen. Einige Verfahren werden bereits heute
eingesetzt. Diese beruhen jedoch auf statisti-
schen Analysemethoden und sind nicht in der
Lage, mit der Fülle und Menge an Daten vollum-
fänglich umzugehen. Durch maschinelles Lernen
und neue Analysemethoden können zukünftig
Verknüpfungen zwischen Daten hergestellt und
somit Informationen generiert werden, die bis-
her undenkbar waren (zum Beispiel frühzeitiges
Erkennen von Trends oder Kundenbedürfnissen).
Um die Potenziale des Einsatzes digitaler Tech-
nologien nutzen zu können, wird eine passende
Infrastruktur benötigt. Dazu gehören alle Hard-
warekomponenten und Systemsoftware, die zur
technischen Umsetzung notwendig sind.
Hier gibt es im Bereich Hardware bereits große
Veränderungen durch den Fortschritt des IoT, in-
dem erstens viel mehr Dinge hinzugekommen
sind und sich zweitens deren Diversität erhöht
hat. Im Rahmen der Machine Economy werden
diese Veränderungen noch intensiver werden.
Während das Internet aktuell als ein Internet der
Informationen fungiert, wird die BC dabei hel-
fen, ein Internet der Werte zu etablieren.
Abbildung 5: Die Entwicklung von physischen Produkten zu einem System of Systems durch das IoT am
Beispiel einer Landmaschine (Porter und Heppelmann 2014)
Technologieanwendung
24 | The Advance of the Machines
Technologieanwendung
Technologieanwendung
4
Technologieanwendung
The Advance of the Machines | 25
Retourenannahme und intelligente
Lagerverwaltung
In Deutschland ist der Versand von Päckchen
und Paketen in den vergangenen zehn Jahren
von 2,1 Mrd. auf 3,6 Mrd. angestiegen, was ei-
nem Zuwachs von 71 % entspricht (BIEK 2019).
Die gesamte Logistikindustrie steht vor großen
Umbrüchen im Zuge der Digitalisierung, insbe-
sondere zurückzuführen auf zwei Aspekte: Zum
einen arbeiten viele Unternehmen in der Paket-
verarbeitung noch per Hand. Einer aktuellen Stu-
die zufolge sehen sich lediglich 28 % der
Transport- und Logistikunternehmen auf die Di-
gitalisierung vorbereitet (Tipping und Kauschke
2016). Im Vergleich mit anderen Wirtschafts-
zweigen wie der Automobilbranche (41 %) und
dem Elektroniksektor (45 %) ist das eher wenig.
Zum anderen sind die Grundvoraussetzungen
für technologische Durchbrüche im Logistiksek-
tor besser als jemals zuvor. Noch nie gab es Zu-
gang zu so vielen Daten und bisher wird
lediglich ein Bruchteil davon analysiert. Es bieten
sich also enorme Potenziale, die durch den Ein-
satz von Analysetechniken wie maschinellem
Lernen gehoben werden können.
Anhand eines selbst entwickelten Proof-of-Con-
cepts (PoC) wird die Funktionsweise der Ma-
chine Economy in diesem Bereich deutlich.
Insbesondere die Retourenabwicklung, welche
im Moment noch größtenteils von Personen er-
ledigt wird, kann dadurch optimiert werden.
Darüber hinaus ermöglicht eine intelligente La-
gerverwaltung neue Geschäftsmodelle, etwa
eine nutzungsgenaue und transparente Abrech-
nung eines Logistikdienstleisters für ihre Kunden
(Pay-per-Use).
Die Machine Economy lässt sich in verschiedenen Kontexten vorstellen und verwirklichen. Es sind beson-
ders diejenigen Märkte betroffen, deren Teilnehmer zunehmend Maschinen ausmachen, die durch auto-
nomes Agieren die menschliche Beteiligung an Transaktionen verzichtbar machen. Gerade
Wirtschaftsbereiche, die sich nicht mehr im Anfangsstadium der digitalen Transformation befinden und
solche, die über ein hohes Potenzial für den Einsatz intelligenter Maschinen verfügen, können von der
Technologiekonvergenz profitieren. Nachfolgend werden drei Anwendungsfälle der Machine Economy
diskutiert, die bereits heute prototypisiert, getestet und evaluiert werden (siehe Abbildung 6).
Abbildung 6: Ausgewählte Anwendungsfälle der Machine Economy
Intelligente Steuerung von
wirtschaftlich autonom
handelnden Windparks
Retourenannahme
und intelligente
Lagerverwaltung
Zero Trust Architektur als
sichere Infrastruktur für
die Machine Economy
Technologieanwendung
26 | The Advance of the Machines
Betriebswirtschaftliche Betrachtung
Die Verschmelzung von physischen Geräten mit
verschiedenen Technologien ermöglicht neue
Wege den Retourenprozess sowie nachfolgende
Prozesse der Lagerverwaltung effizienter und au-
tomatisiert abzuwickeln.
In Logistikzentren erfolgt die Kontrolle von an-
kommenden Paketen und deren Inhalten hin-
sichtlich Quantität und Qualität aktuell zumeist
per Hand und verursacht dadurch im bundes-
deutschen Mittel circa 19,51 Euro an Abwick-
lungskosten pro Retoure (Asdecker und Sucky
2019). Vor dem Hintergrund zunehmender Pa-
ketversendungen sowie -rücksendungen stellen
diese Kosten für viele Unternehmen eine zuneh-
mend große Belastung dar. Abhilfe kann dabei
durch Prozessautomatisierung und den Einsatz
von Informationstechnologie geschaffen wer-
den. Die Abwicklung einer Paketretoure wird im
beschriebenen Anwendungsfall durch den Ein-
satz verschiedener Kameras mit entsprechender
Bilderkennungssoftware übernommen. Im ersten
Schritt werden Absender und Sendungsnummer
über eine Kamera erfasst und ausgewertet. Im
ERP-System kann daraufhin die entsprechende
Versanddokumentation aufgerufen werden.
Nachdem das Paket geöffnet wurde, erfasst eine
zweite Kamera den Inhalt und überprüft, ob es
sich um die laut Versanddokumentation bzw.
Retourenangaben richtigen Inhalte handelt.
Sollte ein Fehler vorliegen, wird das Paket vom
Förderband sortiert und ein Mitarbeiter schaut
sich diesen Fall gesondert an. Meldet das System
keine Auffälligkeiten, wird das Paket zur nächs-
ten Verarbeitungsstation weitergeleitet.
Im darauffolgenden Prozessschritt wird das Pa-
ket vermessen, damit es in ein entsprechendes
Lagerregal sortiert werden kann. Für externe
Nutzer von Lagerkapazitäten (z.B. kleine Online-
händler, die sich kein eigenes Lager- und Ver-
sandsystem aufbauen können, sondern diesen
Dienst bei anderen Unternehmen in Anspruch
nehmen) bietet diese Vermessung den Vorteil,
dass Lagerplätze volumengerecht abgerechnet
werden können und somit nur für den wahren
Lagerplatz bezahlt werden muss (Pay-per-Use).
Ein intelligentes Lagerverwaltungssystem legt
den optimalen Ablageplatz für das Paket fest,
damit Lagerfläche möglichst effizient genutzt
wird.
Technologieanwendung
The Advance of the Machines | 27
Technische Funktionsweise
Abbildung 7 zeigt schematisch den technischen
Aufbau des Anwendungsfalls. Zwei Industriero-
boter (Nr. 1, Nr. 2) sowie ein Förderband bilden
den Grundaufbau des Prototyps. Die Roboter
können jeweils über eine Computereinheit mitei-
nander kommunizieren. Das Förderband ist mit
Roboter2 verbunden und wird über diesen ge-
steuert. Es werden zwei verschiedene Kameras
zur Bilderkennung verwendet. Eine handelsübli-
che Webcam (Nr. 3) wird zur Überprüfung der
Paketinhalte verwendet. Zur Ermittlung der Pa-
ketgröße wird eine Infrarotkamera mit Tiefener-
kennung (Nr. 4) eingesetzt. Die Steuerung des
Demonstrators erfolgt über ein webbasiertes In-
terface, welches sowohl die Informationen aller
Akteure bündelt als auch Befehle entgegen-
nimmt.
Internet-of-Things-Komponente
Die beiden Industrieroboter sowie das Förder-
band sind die physischen Objekte, die mithilfe
der Computer gesteuert werden und so ein
Netzwerk bilden, welches mit dem Internet ver-
bunden ist. Über das Netzwerk können bidirekti-
onal Nachrichten und Daten ausgetauscht
werden, wodurch ein kontinuierlicher Informati-
onsfluss erreicht wird, was eine wichtige Voraus-
setzung für die Prozessautomatisierung darstellt.
Alle anfallenden Daten werden über die Netz-
werkschnittstelle mit einem Server synchronisiert
und über ein Webinterface ausgegeben. Bei-
spielsweise kann der erste Roboter am Waren-
eingang ankommende Pakete auf das
Förderband legen und den Start des Bandes
beim zweiten Roboter anfordern, welcher
schließlich die Lieferung im Lager einsortiert.
Künstliche-Intelligenz-Komponente
Die Bilderkennung im PoC erfolgt über zwei un-
terschiedliche Systeme. Kamera eins (Nr. 3) ver-
wendet eine vollvernetzte neuronale
Netzwerkarchitektur (fully connected neural net-
work), um Paketinhalte zu klassifizieren und zu
zählen. Zur Vereinfachung erfolgt die Klassifizie-
rung über Zahlen auf den einzelnen Paketinhal-
ten. Die zweite Kamera (Nr. 4) kann mittels
Infrarotsensorik das Paket präzise dreidimensio-
nal vermessen und ermöglicht somit dem zwei-
ten Roboter die Auswahl eines geeigneten,
platzsparenden Lagerplatzes.
Abbildung 7: Technischer Aufbau des Dobot Use Cases mit zwei Robotern und einem Förderband
Technologieanwendung
28 | The Advance of the Machines
Technologieanwendung
The Advance of the Machines | 29
Blockchain-Komponente
Als BC-Lösung bietet Hyperledger Fabric eine
gute Antwort auf die Anforderungen in einem
konsortialen Umfeld und wurde speziell für diese
Anwendung entwickelt. Dabei handelt es sich
um ein privates, zugangsbeschränktes System,
welches nur die gewünschten Akteure am Netz-
werk teilnehmen lässt. Die BC wird primär zu
vertrauensstiftenden und fälschungssicheren Do-
kumentationszwecken eingesetzt. Beispielsweise
kann der Kunde überprüfen, wann seine Re-
toure im Lager angekommen ist und von Robo-
ter 1 bearbeitet wurde oder ob die Analyse der
Ware durch die KI ein positives Ergebnis geliefert
hat und der Käufer mit einer zeitigen Rückerstat-
tung rechnen kann. Des Weiteren ermöglichen
Smart Contracts die automatisierte Interaktion
der beiden Industrieroboter. Da Hyperledger
Fabric keine native Kryptowährung implemen-
tiert, muss mithilfe von Chaincode ein interner
Token programmiert werden. Anschließend
kann jede Partei Zahlungen mittels einer Trans-
aktion empfangen und versenden. Beispiels-
weise muss das Unternehmen sich nicht
selbstständig um das Trainieren der KI zur Ob-
jekterkennung kümmern, sondern kann aufge-
nommenes Bildmaterial einem Dienstleister zur
Auswertung zusenden und diesen automatisch
über das Netzwerk bezahlen.
Intelligente Steuerung von wirtschaft-
lich autonom handelnden Windparks
Im Zuge der Energiewende und der damit ein-
hergehenden Förderung von erneuerbaren Ener-
gien bis 2030 sollen die erneuerbaren Energien
über 60% am Energiemix betragen erfolgt die
Energieerzeugung zunehmend dezentral (Bun-
desministerium für Wirtschaft und Energie 2018,
Draht 2020). Entsprechend steigen auch die An-
forderungen an die Flexibilität bei der Energieer-
zeugung, um den Anteil der erneuerbaren
Energien in die Strommärkte und das Stromver-
sorgungssystem integrieren zu können, ohne da-
bei die Versorgungssicherheit zu gefährden
(Bundesnetzagentur 2017). Zunehmend wird da-
bei auch die die Rolle des (autarken) Peer-to-
Peer Energiehandels diskutiert und evaluiert
(Kraus 2020). Einen konkreten Anwendungsfall
repräsentierten hierbei die intelligente und auto-
nome Steuerung von Windparks sowie deren In-
tegration in Energiemarktplätze. Die
Koordination von Windparks als »Energiequelle«
erfolgt hier vermehrt dezentral, dynamisch und
intelligent, um Erzeugungsmengen in Echtzeit
an den aktuellen Bedarf sowie die Nachfrage an-
zupassen. Dabei agieren die einzelnen Windrä-
der, basierend auf einer Vielzahl von
Parametern, wie Strombörse, Verbrauchserwar-
tung, und Wettervorhersagen, autonom und re-
geln entsprechend unterschiedlicher
Maximierungsziele, wie z.B. Gewinn und Netz-
stabilität, die Erbringungsmenge.
Bei diesem Anwendungsfall handelt sich um
eine Neuordnung des Energiemarkts, bei der die
Kunden ihren Strom direkt vom Produzenten er-
werben und der ursprüngliche Stromlieferant
ggf. lediglich einen Marktplatz bereitstellt, der
für die Transaktionsabwicklung und den Aus-
tausch von Informationen genutzt wird. Die Ma-
chine Economy ermöglicht im Energiemarkt also
den Paradigmenwechsel von passiven Markteil-
nehmern zum proaktiven Energiehandel durch
autonom und intelligent agierende Maschinen.
Daraus resultieren nicht nur neuartige Fragestel-
lungen hinsichtlich zukunftsträchtiger Geschäfts-
modelle und den Rollen des neuen Systems,
sondern auch Ansätze hinsichtlich der Energie-
speicherung und der Dimensionierung von
Stromtrassen. Zudem wird sehr deutlich, dass
die Ausfallsicherheit und Integrität der intelligen-
ten Windparks höchste Priorität besitzen müs-
sen. Fehlfunktionen und IT-Schwachstellen, die
Technologieanwendung
30 | The Advance of the Machines
von Dritten böswillig ausgenutzt werden, könn-
ten weitreichende und schwerwiegende Folgen
haben.
Mit Blick auf die einzelnen Technologieelemente
lässt sich die Konvergenz im Sinne der Machine
Economy in diesem Szenario besonders greifbar
darstellen.
Internet-of-Things-Komponente
Die einzelnen Windräder, als Komponenten der
Energiegewinnung eines Windparks, sind mit in-
ternetfähigen Steuerungseinheiten ausgestattet
und bilden die erzeugerseitige physische IoT-Re-
präsentanz. Die intelligente Steuerung dieser
IoT-Komponenten ermöglicht nicht nur die Ko-
ordination der generierten Energiemengen, son-
dern auch die Integration von relevanten
Kontextdaten, wie Wettervorhersagen und Da-
ten von unterschiedlichen Strombörsen, in Echt-
zeit. Auf Energieverbraucherseite stellen Smart
Meter, als moderne und intelligente Messein-
richtungen, ebenfalls physische Bestandteile des
IoT dar. Hier zeigt sich auch, dass die intelligente
Steuerung von Windparks Echtzeit-Verbraucher-
informationen sowie deren Vorhersage berück-
sichtigen muss.
Künstliche-Intelligenz-Komponente
Um die steuerungsrelevanten Informationen
(z.B. gegenwärtiger Verbrauch, momentane
Strompreise auf den Börsen oder generierte
Wetterprognosen) sowie historische und zukünf-
tige Daten (z.B. historische und zukünftige Ent-
wicklung des Strompreises und
Nachfragesimulationen) verarbeiten und eine
Optimierung hinsichtlich der Einspeisemenge
vorzunehmen, sind KI-Algorithmen auf den
CPUs der Windräder integriert.
Blockchain-Komponente
Die BC dient in diesem digitalen Ökosystem der
Machine Economy als IT-Infrastruktur zur revisi-
onssicheren und nachvollziehbaren Speicherung
von Logdaten sowie zur Peer-to-Peer Ab-wick-
lung von Micropayments über Tokens. Darüber
hinaus bildet die BC die Datenbasis der KI-Algo-
rithmen, um die sichere Steuerung und das Rei-
bungslose Zusammenspiel der IoT-Komponenten
zu gewährleisten.
Zero Trust Architektur als sichere
Infrastruktur für die Machine Economy
Die immer weiter voranschreitende Vernetzung
von Produkten, Maschinen und kritischen Infra-
strukturen bietet nicht nur enorme Potenziale,
sondern bringt auch verstärkt digitale Risiken
und Gefahren. Insbesondere die Cyberkriminali-
tät steigt rasant an und die eine Kompromittie-
rung von IT-Systemen der Machine Economy
kann zu weitreichenden Störungen und Gefah-
ren für Leib und Leben führen (Brühl 2020).
Heutige Ansätze zur Absicherung vor Cyberatta-
cken sind den aktuellen Entwicklungen und zu-
künftigen Herausforderungen wie bspw. der
immer stärkeren Dezentralisierung im Energie-
sektor oder der wachsenden Anzahl an internet-
fähigen Geräten (IoT), die eine starke Integration
von internen und externen Systemen notwendig
machen, nicht mehr gewachsen (Wellershoff
2020). Eine zukunftsträchtige Absicherung kriti-
scher Infrastrukturen bedarf daher eines ganz-
heitlichen und integrierten Ansatzes, der die
individuelle und feingranulare Absicherung von
Anwendungen und Geräten ermöglicht, die
Analyse des Verhaltens sowie Kontextfaktoren
einschließt und eine Echtzeitüberprüfung des
Datentransfers integriert. Dieses holistische Kon-
zept wird als Zero Trust Architektur bezeichnet
(Bird 2019). Zur Schaffung einer sicheren Infra-
struktur für die Machine Economy bedarf es die
Kombination mehrerer innovativer Technologien
(Schweizer et al. 2020).
Internet-of-Things-Komponente
Die Akteure der Machine Economy (z.B. Indust-
rieroboter, autonome Fahrzeuge und Windkraft-
analage) sind IoT-Geräte. Sie werden durch
spezifische IoT-Gateways individuell und feingra-
nular abgesichert. Dadurch wird ermöglicht,
dass jedes Gerät hinter einer geräte- und kon-
textspezifischen Firewall abgesichert ist. Jeder
Akteur ist dadurch zur Authentifizierung vor jeg-
lichem Datenaustausch verpflichtet. Ferner sind
die IoT-Geräte für Unautorisierte nicht sichtbar
und per Design geschützt (qbound 2019). Zur
Operationalisierung dieses Ansatzes kommt ins-
besondere das Konzept Software Defined Peri-
meter (SDP) zum Einsatz. Diese Absicherung auf
Gerätebasis statt Netzwerkebene eliminiert Cy-
berangriffsvektoren und Angriffe auf die Teil-
nehmer der Machine Economy.
Technologieanwendung
The Advance of the Machines | 31
Künstliche-Intelligenz-Komponente
Durch die Einbeziehung von KI lassen sich basie-
rend auf Geräteidentität, historischen Gerätever-
haltensdaten und Kontextinformationen
Analysen hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit
der Anfrage noch vor dem Verbindungsaufbau
erstellen. Sollte ein Fehl- oder Angriffsverhalten
vorliegen, kann eine solche Analyse dieses er-
kennen und den Akteur noch vor dem Verbin-
dungsaufbau und Datenaustausch vom
Netzwerk ausschließen. Dabei werden im Au-
thentifizierungsprozess auf dem Controller KI-Al-
gorithmen eingesetzt, die ermöglichen, dass das
System einem selbstlernenden Konzept folgt.
Blockchain-Komponente
Die BC-Technologie übernimmt im Rahmen der
Zero Trust Architektur mehrere Aufgaben. Unter
anderem kann durch die dezentrale Datenver-
waltung eine manipulationssichere Speicherung
von Protokolldateien sichergestellt werden. Die
Nachvollziehbarkeit der Datenübertragung ist
also per Design sichergestellt. Darüber hinaus
können potenzielle Angriffspunkte und
Schwachstellen von traditionellen zentralisti-
schen SDP-Konzepten adressiert und eliminiert
werden (qbound 2019).
Handlungsfelder
32 | The Advance of the Machines
Handlungsfelder
Handlungsfelder
5 5
Handlungsfelder
Handlungsfelder
The Advance of the Machines | 33
Die Konvergenz aus IoT, KI und der BC-Techno-
logie ist der wesentliche Treiber für die Vision ei-
ner Machine Economy. Dadurch können
Maschinen zu eigenständigen Akteuren in Wert-
schöpfungsprozessen werden und somit innova-
tive, autonome Prozessabläufe ermöglichen.
Dabei leisten alle drei Technologien auf Basis ih-
rer individuellen Eigenschaften und Potenziale
einen spezifischen Beitrag für das Gelingen der
Machine Economy. Das IoT vernetzt physische
Objekte untereinander sowie mit dem Internet.
Dadurch werden in Prozessen beispielsweise
durch Sensoren zusätzliche Informationen zu-
gänglich gemacht und durch die physische Re-
präsentanz der Objekte neue
Handlungsoptionen ermöglicht. KI nutzt mit sei-
nen vielfältigen Methoden und Anwendungs-
möglichkeiten diese zusätzlichen Informationen,
um Prozessabläufe dynamisch zu gestalten und
über den Zeitverlauf hinzuzulernen. Daraus erge-
ben sich Möglichkeiten der Selbstregulierung
und -optimierung von Maschinen, um höhere
Autonomielevel zu erreichen. Schließlich werden
Interaktionen zwischen Maschinen durch die BC-
Technologie dezentral, nachvollziehbar und
ohne zentralen Intermediär unterstützt. Somit
stärkt die BC-Technologie das Vertrauen in die
autonomen Prozessabläufe der Machine Eco-
nomy. Unsere Studie beschreibt das Zusammen-
spiel der Technologien detailliert aus den
Perspektiven »Actor« (IoT), »Action« (KI) und
»Interaction« (BC-Technologie).
Aus diesem Zusammenwirken der drei Technolo-
gien entstehen für Unternehmen große Potenzi-
ale, wie die Anwendungsfälle aus Handels- und
Energiebranche in Kapitel 4 beispielhaft unter-
streichen. Damit gehen jedoch auch weitrei-
chende Veränderungen für Unternehmen
einher, welche zu einer Vielzahl von Herausfor-
derungen für die erfolgreiche Umsetzung füh-
ren. Für Entscheider in Unternehmen genügt es
nicht länger digitale Technologien separat oder
in ihrem Zusammenspiel mit der bestehenden IT-
Infrastruktur in Organisationen zu analysieren,
um sie anschließend in isolierten Anwendungs-
fällen einzusetzen. Vielmehr entstehen aus der
Konvergenz digitaler Technologien in der Ma-
chine Economy vollkommen neue Anwendungs-
glichkeiten. Diese Potenziale erfordern
andere Strukturen, Prozesse, Kenntnisse und Fä-
higkeiten, um im Vergleich mit etablierten Wett-
bewerbern und innovativen Startups bestehen
zu können. Sind Sie gewappnet für die Machine
Economy? Wir können Ihnen dabei helfen, die
passenden Lösungen für Ihr Unternehmen und
Ihr Geschäftsmodell zu entwickeln und erfolg-
reich zu implementieren.
In den vergangenen Jahren konnten wir ein tief-
gehendes Verständnis der Technologien sowie
ihres Zusammenspiels entwickeln und wenden
dieses zielgerichtet für konkrete Fragestellungen
in Unternehmen an. Aus zahlreichen Praxis- und
Forschungsprojekten verfügen wir über die nöti-
gen Kenntnisse zu den Anwendungsmöglichkei-
ten der Technologien und ihrem
Geschäftseinfluss. Experten der Fraunhofer-Pro-
jektgruppe Wirtschaftsinformatik arbeiten mit
Ihnen daran, die richtigen Antworten für Ihr Un-
ternehmen zu finden.
Die disruptiven Veränderungen der Machine
Economy betreffen Unternehmen und ganze
Wirtschaftszweige. Sind Sie innovativ genug?
Wir begleiten Sie durch die komplette digitale
Transformation.
Der Erfolg der Machine Economy ist auch eine
Frage der Technologie. Verfügen Sie über die
nötigen technologischen Ressourcen? Wir un-
terstützen Sie bei der zukunftssicheren Mo-
dernisierung bestehender IT-Infrastruktur.
Das IoT ermöglicht neue Interaktionsformen
mit physischen Objekten. Haben Sie die Mög-
lichkeiten in Ihren Prozessen bereits geprüft?
Mit Innovationsmethoden suchen wir gemein-
sam nach neuen Potenzialen.
Daten sind die Grundlage aller KI-Lösungen.
Kennen Sie Ihre verfügbaren Daten und deren
Wert? Wir helfen Ihnen dabei, Daten gewinn-
bringend zu nutzen.
Anwendungsfälle in der Machine Economy
müssen skalierbar sein. Wissen Sie, welche
BC-Technologien sich dafür eignen? Unsere
Erfahrung erleichtert es Ihnen, die passende
BC-Technologie zu finden.
Menschen bleiben auch in der Machine Eco-
nomy das Herz jedes Unternehmens. Kennen
Sie die Rolle neuer, kollaborativer Arbeitsfor-
men in der Machine Economy? Mit uns kön-
nen Sie Ihre Organisation erfolgreich
transformieren und agile, flexible Modelle
etablieren.
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Thesis
Artificial Intelligence (AI) applications are said to have far-reaching potentials. While some organizations already lever AI technologies’ potentials, others have not kept pace. Motivated by organizations’ need to sustainably realize business value from AI-enabled IS, the aim of this thesis is to guide organizations in designing and managing AI-enabled IS. I structured my thesis along three research goals (RG): identifying relevant organizational capabilities to lever AI technologies’ potentials (RG1), guiding organizations in designing AI-enabled IS (RG2), and guiding organizations in managing AI-enabled IS (RG3). Approaching RG1, I derive organizational capabilities requirements to inform the organizational design and digital practices, frame the thesis’ results, and shed light on issues that need (scientific) guid-ance (Essay 1). RG2 deals with guidance for organizations to foster preparatory capabilities, while RG3 addresses the realization capabilities. Besides informing the organizational design and digital practice by rigorously developed knowledge, this thesis provides several artifacts that scholars and practitioners can use. The introduced artifacts guide organizations in identi-fying AI use cases (Essay 2), deconstructing the creation of AI applications’ business value (Essay 3), assessing the evolution of component technologies (Essay 4), managing AI appli-cations (Essay 5), and measuring system risks (Essay 6). My thesis provides novel theoretical perspectives on the identification of value-creating and value-capturing paths, their evaluation, their actualization, and management practices that sustain them. Accordingly, the essays provide theoretical lenses on, above all, the interplay between the technical and social subsystems of AI-enabled IS. The essays’ relevance stems from providing design-oriented or management-oriented knowledge and the development of artifacts following the design science research paradigm.
Article
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The advancements in the fields of IT and robotics are provoking the fourth industrial revolution and transforming our economy toward the machine economy. Billions of economically autonomous machines engaging in business relationships raise novel requirements regarding security, privacy, regulation, business models, trustful transaction processing, and interoperability. A technology that promises to provide solutions to these challenges is blockchain. Neither practice has spawned productive solutions nor has research been able to assess the phenomenon profoundly. First investigations focus on specific use cases, but existing work does not examine the overall impact and role of blockchain in the machine economy. However, this knowledge is of particular importance for various stakeholders. In this article, we address this research and knowledge gap by conducting a study with 50 blockchain and machine economy experts. We establish a sound research fundament by following a literature assessment, group discussion, interviews, and qualitative data analysis. As main research instrument, we chose a Delphi study, which has a long-proven record of application in prospective studies and has been applied to examine future premises, estimates, and challenges across nearly all disciplines. This allows us to derive six key findings leading to a transparent picture of blockchain's role in the machine economy.
Conference Paper
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An appropriate problem-solution-fit is essential to develop purposeful artificial intelligence (AI) applications. However, in domains with an unintuitive problem-solution-fit, such as project management (PM), organizations require methodological guidance. Hence, we propose a five-step method to develop organization-specific AI use cases: First, companies must consider the context factors technology, organization (in particular data and application domain), and environment. Second, companies must identify existing domain problems and AI solutions. Third, our method facilitates abstraction to understand the underlying nature of the identified problems and AI solutions. Fourth, our problem-solution-matrix assists companies to match AI functions with the domain context. Fifth, companies derive necessary implications for the subsequent use case implementation. To construct and evaluate our method, we followed the design science research paradigm complemented by situational method engineering and based on 14 interviews. Our method addresses a relevant practical problem and contributes to identifying purposeful AI use cases in unintuitive application domains.
Conference Paper
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The Internet of Things (IoT) counts among the most disruptive digital technologies on the market. De-spite the IoT’s emerging nature, there is an increasing body of knowledge related to technological and business topics. Nevertheless, there is a lack of prescriptive knowledge that provides organizations with guidance on the economic valuation of investments in the IoT perspective. Such knowledge, however, is crucial for pursuing the organizational goal of long-term value maximization. Against this backdrop, we develop an economic decision model that helps organizations determine an optimal IoT project port-folio from a manufacturer’s perspective and complies with the principles of project portfolio selection and value-based management. For our purposes, IoT project portfolios are compilations of projects that aim to implement IoT technology in an organization’s production process, products, or infrastructure. Our decision model schedules IoT projects for multiple planning periods and considers monetary as well as monetized project effects. On this foundation, it determines the project sequence with the highest value contribution. To evaluate our decision model, we discussed its real-world fidelity and under-standability with an industry expert renowned for its proficiency in IoT technology, implemented a soft-ware prototype, and demonstrated its applicability based on real-world data. Keywords: Internet of Things, economic valuation of IoT, value-based management, project portfolio management. Full-text: https://www.fim-rc.de/Paperbibliothek/Veroeffentlicht/731/wi-731.pdf
Conference Paper
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The improved performance of technological capabilities in the field of artificial intelligence (AI), including computer vision and natural language processing, makes it possible to enhance existing and to develop new types of information systems. We refer to such systems as AI-enabled systems. User interaction with these systems is an important topic for information systems (IS) research because they are supposed to bring about substantial change for individuals, organizations, and society. Despite the recent public and academic interest in AI, AI-enabled systems are not a new phenomenon. However, previous research is separated into research streams on different AI-enabled system types. We conducted a literature review to aggregate the dispersed knowledge regarding individual user interaction with such systems in IS research. Our results show common behavioral patterns in interactions between users and various types of AI-enabled systems and provide a solid foundation for future research on this topic.
Article
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One of the most critical tasks for startups is to validate their business model. Therefore, entrepreneurs try to collect information such as feedback from other actors to assess the validity of their assumptions and make decisions. However, previous work on decisional guidance for business model validation provides no solution for the highly uncertain and complex context of early-stage startups. The purpose of this paper is, thus, to develop design principles for a Hybrid Intelligence decision support system (HI-DSS) that combines the complementary capabilities of human and machine intelligence. We follow a design science research approach to design a prototype artifact and a set of design principles. Our study provides prescriptive knowledge for HI-DSS and contributes to previous work on decision support for business models, the applications of complementary strengths of humans and machines for making decisions, and support systems for extremely uncertain decision-making problems.
Conference Paper
Full-text available
Blockchain is rapidly evolving and there is an increasing interest in the technology in both practice and academia. Recently, a blockchain use case called Initial Coin Offering (ICO) draws a lot of attention. ICO is a novel form of crowdfunding that utilizes blockchain tokens to allow for truly peer-to-peer investments. Although, more than 4.5 billion USD have been invested via ICOs, the phenomenon is poorly understood. Scientific research lacks a structured classification of ICOs to provide further insights into their characteristics. We bridge this gap by developing a taxonomy based on real-world ICO cases, related literature, and expert interviews. Further, we derive and discuss prevailing ICO archetypes. Our findings contribute to theory development in the field of ICOs by enriching the descriptive knowledge, identifying design options, deriving ICO archetypes, and laying the foundation for further research. Additionally, our research provides several benefits for practitioners. Our proposed taxonomy illustrates that there is no one-size-fits-all model of ICOs and might support the decision-making process of start-ups, investors and regulators. The proposed ICO archetypes indicate how common ICOs are designed and thus might serves as best practices. Finally, our analysis indicates that ICOs represent a valid alternative to traditional crowdfunding approaches.
Conference Paper
Full-text available
Blockchain technology is a very recent and fast evolving phenomenon with the potential to disrupt various industries. Organizations are thus increasingly looking at the technology and are forming multi-functional teams to evaluate the technology and its impact on their businesses. However, researchers and practitioners still lack a technology-driven, systematic approach to understand the potential of blockchain and to develop convincing use cases. We address this research gap by applying an action design research approach and situational method engineering to propose a method for the development of blockchain use cases. Following this approach, we iteratively evaluated and further developed the proposed method through application and testing in four distinct industries. We thus derive constructive knowledge at the cutting edge of digital transformation, innovation management, and utilization of emerging technologies. In addition, our research supports practitioners in systematically developing blockchain use cases.
Article
The Internet of Things (IoT) is recognised as one of the most disruptive technologies in the market as it integrates physical objects into the networked society. As such, the IoT also transforms established business-to-customer interactions. Remote patient monitoring, predictive maintenance, and automatic car repair are examples of evolving business-to-thing (B2T) interactions. However, the IoT is hardly covered by theoretical investigations. To complement the predominant technical and engineering focus of IoT research, we developed and evaluated a taxonomy of B2T interaction patterns. Thereby, we built on sociomateriality as justificatory knowledge. We demonstrated the taxonomy’s applicability and usefulness based on simple and complex real-life objects (i.e., Nest, RelayRides, and Uber). Our taxonomy contributes to the descriptive knowledge on the IoT as it enables the classification of B2T interactions and facilitates sense-making as well as theory-led design. When combining weak and strong sociomateriality, we found that the IoT enables and requires a new perspective on material agency by considering smart things as independent actors.