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STRATEGIEN GEFRAGT
Nur mit einer gut verzahnten Strategie
bekommen die Hochschulen die
Digitalisierung in den Griff
CHANGEMAKER
Studierenden geht die Digitalisierung
nicht schnell genug voran. Sie fordern
ein Mitspracherecht
DIGITALE GESTALTER
Caroline Kärger und Hans Pongratz
verstehen sich als Lotsen, die die
Digitalisierung vorantreiben
DUZ
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digitalisierung
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AUSGABE 10.2019 // 29. NOVEMBER
WISSENSCHAFT & MANAGEMENT
DUZ Wissenscha & Management 10 | 2019
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// TRENDS //
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Von und mit
der Maschine lernen
Künstliche Intelligenz (KI)
gilt nicht nur als eine
Schlüsseltechnologie der
Zukun. Sie nimmt auch
bereits in der Gegenwart
eine immer stärkere Rolle im privaten
und beruichen Alltag ein. In so unter-
schiedlichen Arbeitsfeldern wie Medi-
zin, Maschinenbau, Betriebswirtscha
und Pädagogik übernehmen Algorith-
men die Verarbeitung von Daten in ei-
nem Umfang und mit einer Ezienz,
wie sie von menschlichen Individuen
nicht leistbar sind. Die Suche im Inter-
net wäre beispielsweise ohne KI unmög-
lich. Gleichzeitig gilt aber auch, was der
Informatikprofessor Wolfgang Wahlster
vom Deutschen Forschungszentrum für
Künstliche Intelligenz (DFKI) sagt: „Die
maschinelle Intelligenz ergänzt den
menschlichen Intellekt, kann diesen
aber bei den Entscheidungen, die emo-
tionale und soziale Intelligenz erfor-
dern, keineswegs ersetzen.“
KI-Kompetenzen in Deutschland
stärken
Es ist deshalb eine besonders wichtige
gesellschaliche Aufgabe, Kompeten-
zen übergreifend zu stärken, die einen
adäquaten, reektierten und informier-
ten Umgang mit intelligenten Systemen
ermöglichen. Menschen mit KI-Exper-
tise werden in Zukun auf mehreren
Ebenen gebraucht – sowohl in der fach-
lichen Tiefe zur Stärkung des KI-Stand-
orts als auch in der gesellschalichen
und beruichen Breite zur Stärkung
eines kompetenten und informier-
ten Umgangs mit KI-basierten Syste-
men: Gebraucht wird mehr Mündigkeit
in der Auseinandersetzung mit Künst-
licher Intelligenz. Wenn durch KI-An-
wendungen Entscheidungsprozesse
datenbasiert vorbereitet werden, dann
sollte der Arzt, die Ingenieurin oder
die Lehrkra einerseits verstehen kön-
nen, wie die dahinterstehenden Sys-
teme und Algorithmen funktionieren,
und andererseits dazu in der Lage sein,
eine mündige Interpretation derarti-
ger Verfahren vorzunehmen. Im Beson-
deren muss Deutschland auch bei der
Entwicklung von KI-Systemen wettbe-
werbsfähig sein. Dazu bedarf es nicht
nur der Expertise im Umgang mit KI,
sondern auch in der Gestaltung und
Entwicklung von KI-Systemen.
Im November 2018 verabschiedete die
Bundesregierung ihre „Strategie Künst-
liche Intelligenz (KI)“ und setzte damit
den Rahmen für eine ganzheitliche po-
litische Gestaltung der weiteren Ent-
wicklung und Anwendung Künstlicher
Intelligenz in Deutschland. Damit sol-
len Deutschland und Europa zu einem
führenden KI-Standort werden. Gleich-
zeitig will die Bundesregierung eine
Eine digitale Lernplattform, die Kompetenzen zu Künstlicher Intelligenz stärkt: Das ist ein
neues Pilotvorhaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. In den ersten drei
Jahren sind Studierende eine Hauptzielgruppe – und Hochschulen sind aufgefordert, sich
zu beteiligen. | Von Florian Rampelt, Kinga Schumacher, Volker Zimmermann, Ulrich Schmid
und Thomas Staubitz
Foto: D. Gorczany/StifterverbandFoto: dfki
Florian Rampelt
ist stellvertretender Leiter der
Geschässtelle des Hoch-
schulforums Digitalisierung
beim Stierverband. | orian.
rampelt@stierverband.de
Dr. Kinga
Schumacher
ist Senior Researcherin am
Deutschen Forschungszent-
rum für Künstliche Intelligenz
in Berlin. Sie ist Informatike-
rin und promovierte im Be-
reich der KI an der Universität
Potsdam. |
kinga.schumacher@di.de
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// TRENDS //
verantwortungsvolle und gemeinwohl-
orientierte Entwicklung und Nutzung
von Künstlicher Intelligenz sicherstel-
len. Im Rahmen dieser Strategie de-
nierte die Bundesregierung auch klare
Ziele zur Ausbildung von KI-Kompeten-
zen in Deutschland. Teil der Maßnah-
men in diesem Bereich soll eine digitale
Lernplattform sein, die bundesweit Zu-
gänge zu hochwertigen Lernangeboten
scha.
Eine Lernplattform für Künstliche
Intelligenz
Das hierfür seit Oktober 2019 vom
Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) geförderte Pilotvor-
haben „KI-Campus – die Lernplattform
für Künstliche Intelligenz“ gilt dem for-
schungsorientierten und agilen Auf-
bau einer digitalen Lernplattform, die
auf der MOOC-Plattform (MOOC: Mas-
sive Open Online Course) des Hasso-
Plattner-Instituts basiert und nach den
Prinzipien der Oenheit und Vernet-
zung weiterentwickelt wird.
Der KI-Campus wird sich an alle Per-
sonen richten, die sich für KI aus
beruichen oder privaten Gründen in-
teressieren und sich dazu weiterbilden
möchten oder müssen. Er soll der virtu-
elle Ort sein, an dem unterschiedliche
Nutzergruppen entlang ihrer Bildungs-
biograe für ihre jeweilige Fachaus-
bildung und Berufstätigkeit relevante
KI-Kompetenzen onlinebasiert erwer-
ben können – eine breite Zielgruppe von
Studierenden, Berufstätigen und ande-
ren lebenslang Lernenden. Studierende
sind im Rahmen der dreijährigen Erpro-
bung zunächst die wichtigste Fokusziel-
gruppe. Dabei wird die digitale Plattform
zu einem Ökosystem ausgebaut, das es
ermöglicht, dass Hochschulen die An-
gebote in ihre Curricula integrieren
können, die Lernangebote mit individu-
ellem Tutoring vor Ort erweitert werden
und somit der Lernerfolg auf verschie-
denen Wegen gefördert wird. Eine Integ-
ration in das Hochschulbildungssystem
ist durch die Vergabe von Kredit-Punk-
ten zum Zwecke der Anerkennung be-
ziehungsweise Anrechnung im Studium
vorgesehen. Hochschulen und andere
Akteure sollen gleichzeitig über Wettbe-
werbe nanzielle Anreize erhalten und
bei der Erstellung innovativer Lernan-
gebote begleitet werden.
Sechs Leitlinien für den KI-Campus
Das inhaltliche Programm des KI-
Campus basiert auf zwei Säulen: Einer-
seits werden Kurse und Materialien
speziell für den KI-Campus entwickelt;
andererseits gilt es, vorhandene Ange-
bote zu kuratieren und sinnvoll zu in-
tegrieren. Hierfür gibt der KI-Campus
Empfehlungen im Blick auf Format, Di-
daktik und Qualität. Klar ist: Nicht jedes
Lernangebot muss komplett neu aufge-
setzt werden, es gibt vielmehr bereits
zahlreiche gute Angebote, denen über
ein zentrales Portal für KI-Kompeten-
zen zu mehr Sichtbarkeit verholfen wer-
den kann.
Um all dies in einem kooperativen und
innovationsorientierten Umfeld er-
reichen zu können, haben die Pro-
jektpartner für die Konzeption und
prototypische Entwicklung sechs Leit-
linien formuliert:
1. Technische Interoperabilität und die
Kooperation mit anderen Plattfor-
men und Initiativen gelten als hand-
Dr. Ulrich Schmid
ist geschäsführender Ge-
sellschaer des mmb Instituts
GmbH in Essen. Das private
Forschungsinstitut analysiert
seit 20 Jahren die Entwick-
lung der digitalen Bildung und
berät öentliche wie private
Auraggeber. | schmid@
mmb-institut.de
Foto: privat
Thomas Staubitz
ist wissenschalicher Mit-
arbeiter am Hasso- Plattner-
Institut in Potsdam. Er ist
Medieninformatiker und
beschäigt sich im openHPI
Projekt hauptsächlich mit
dem Thema soziales Lernen. |
thomas.staubitz@hpi.de
Foto: privat
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Dr. Volker
Zimmermann
ist Gründer und Gesellschaf-
ter der NEOCOSMO GmbH,
Saarbrücken. Das Unterneh-
men bietet Hochschulen und
Unternehmen Lösungen für
digitale Arbeitsplätze und
digitales Lernen an. | volker@
neocosmo.de
Foto: privat
lungsleitend bei der Umsetzung des
KI-Campus.
2. Lernende und Lernprozesse stehen
im Mittelpunkt der Angebote („Shi
from Teaching to Learning“).
3. Die didaktischen Konzepte für den KI-
Campus sind zukunsfähig, innovativ
und beinhalten soziale Lernformate.
4. Die Plattform basiert auf einer agilen,
partizipativen und nutzungsorien-
tierten Produktentwicklung.
5. Die Plattformangebote nutzen selbst
KI-Verfahren (zum Beispiel Learning
Analytics und Empfehlungssyste-
me) und bieten eine hohe Übersicht-
lichkeit, Personalisierbarkeit und
Adaptivität.
6. Alle erstellten Lernangebote und ge-
nutzten Technologien folgen dem
Prinzip der Oenheit von Ressourcen
und Quellcodes.
Beteiligung von Hochschulen
Hochschulen und weitere Bildungs-
anbieter werden im Rahmen mehre-
rer wettbewerblicher Ausschreibungen
vom Bundesbildungsministerium ein-
geladen, sich am Auau des KI-Cam-
pus zu beteiligen. Sie können mit der
Erstellung von oenen Lernangebo-
ten (vom Micro-Content bis hin zum
MOOC-basierten Modul) ihre Inhalte,
Erfahrungen und wissenschalichen
Perspektiven in den KI-Campus einbrin-
gen. Auch bewährte Angebote, die quali-
tativ weiterentwickelt und zum Beispiel
in hochschulische Blended-Learning-
Szenarien eingebettet werden sollen,
sind für den KI-Campus denkbar. Ent-
sprechend wird im Sinne einer langfris-
tigen Befähigung die Eigennutzung von
Inhalten und Plattformlösungen durch
Hochschulen auch über den KI-Campus
hinaus unterstützt. Die Vermittlung von
KI-Kompetenzen in Deutschland wird
damit als eine umfassende Gemein-
schasaufgabe angegangen, die durch
oene Innovationsprozesse Transfer-
eekte in andere Bereiche der digitalen
Transformation von Bildung und Wis-
senscha haben kann. //
Grafik / Mockup: KI-Campus