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Evidenzbasierte Praxis in der Weiterbildung etablieren: Entwicklung des deutschsprachigen Online Logopädie Journal Clubs

Authors:
  • Hochschule Bremen - City University of Applied Sciences

Abstract

Um kritisch-reflexive Kompetenzen durch eine Integration von Forschungsergebnissen in den therapeutischen Alltag – im Sinne einer evidenzbasierten Praxis – zu fördern, haben sich Journal Clubs (JC) bewährt. Die regelmäßigen Treffen zur abwechselnden Vorstellung und kritischen Diskussion aktueller wissenschaftlicher Veröffentlichungen finden jedoch bislang oft lediglich innerhalb der Grenzen akademischer oder klinischer Institutionen sowie unter Beteiligung weniger Fachkräfte als Teil eines gemeinsamen Lernprozesses statt. Da zudem häufig weder örtliche noch zeitliche Voraussetzungen zur Durchführung lokaler Journal Clubs für LogopädInnen gegeben sind, wurde 2018 auf der Media-Plattform Twitter der erste deutschsprachige Online Logopädie Journal Club (#Logo_JC) initiiert. In Anbetracht zunehmender Komplexität von Arbeitsinhalten stellt das Online Journal Club-Format einen Erfolg versprechenden neuen Lernraum dar, in dem sich formales und informelles Lernen treffen. Er bietet damit über strukturelle Grenzen hinweg Studierenden, PraktikerInnen, Lehrenden und ForscherInnen eine Plattform für einen gelingenden gegenseitigen Austausch von Forschung und Praxis. Der Beitrag diskutiert Chancen und Herausforderungen in der Umsetzung des #Logo_JC.
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Einleitung
Um PatientInnen im Sinne einer effek-
tiven und effizienten Diagnostik und In-
tervention bestmöglich zu versorgen und
dadurch ihre Lebensqualität unmittelbar
bzw. nachhaltig zu verbessern, sollte the-
rapeutisches Handeln auf wissenschaftli-
chen Erkenntnissen basieren. Zwar wird
nicht erwartet, dass TherapeutInnen in
der Forschung aktiv tätig werden, aber
sie sollten Forschungserkenntnisse aktiv
nutzen (Culyer, 1994). Dabei ist es nicht
ausreichend, dass sie die jeweiligen For-
schungsergebnisse (externe Evidenz)
kennen, sondern diese Resultate auch auf
das individuelle Fallverstehen (interne
Evidenz) und unterschiedliche Patien-
tInnen beziehen können. Die Wissen-
schaftsmanagementmethode der evi-
denzbasierten Praxis (EBP) verknüpft
damit wissenschaftliche Forschung
und berufliche Praxis neu miteinander,
um PatientInnen optimal versorgen zu
können und fordert die Selbstverpflich-
tung der logopädischen Berufsgruppe
zu hohen professionellen Standards auf.
Diese betreffen jede klinisch-therapeu-
tische Entscheidung in den Bereichen
Prävention, Diagnostik und Therapie.
Dementsprechend hat die EBP das Ziel,
die Qualität klinisch-therapeutischer
Entscheidungen zu verbessern (Beus-
hausen, 2016). Dies setzt voraus, dass
TherapeutInnen nicht nur die Präfe-
renzen der individuellen PatientInnen
sowie eigenes klinisches Wissen und
Erfahrungen, sondern vielmehr Belege
aus wissenschaftlichen Untersuchungen
in die therapeutische Entscheidung und
damit in die (alltägliche und/oder fallbe-
Wiebke Schar Rethfeldt und Karsten D. Wolf
Evidenzbasierte Praxis
in der Weiterbildung etablieren:
Entwicklung des deutschsprachigen
Online Logopädie Journal Clubs
Zusammenfassung: Um kritisch-reflexive Kompetenzen durch
eine Integration von Forschungsergebnissen in den therapeu-
tischen Alltag – im Sinne einer evidenzbasierten Praxis – zu
fördern, haben sich Journal Clubs (JC) bewährt. Die regel-
ßigen Treffen zur abwechselnden Vorstellung und kritischen
Diskussion aktueller wissenschaftlicher Veröffentlichungen
finden jedoch bislang oft lediglich innerhalb der Grenzen
akademischer oder klinischer Institutionen sowie unter Be-
teiligung weniger Fachkräfte als Teil eines gemeinsamen
Lernprozesses statt. Da zudem häufig weder örtliche noch
zeitliche Voraussetzungen zur Durchhrung lokaler Journal
Clubs für LogopädInnen gegeben sind, wurde 2018 auf der
Media-Plattform Twitter der erste deutschsprachige Online
Logopädie Journal Club (#Logo_JC) initiiert. In Anbetracht
zunehmender Komplexität von Arbeitsinhalten stellt das On-
line Journal Club-Format einen Erfolg versprechenden neuen
Lernraum dar, in dem sich formales und informelles Lernen
treffen. Er bietet damit über strukturelle Grenzen hinweg
Studierenden, PraktikerInnen, Lehrenden und ForscherInnen
eine Plattform für einen gelingenden gegenseitigen Austausch
von Forschung und Praxis. Der Beitrag diskutiert Chancen und
Herausforderungen in der Umsetzung des #Logo_ JC.
Schlüsselwörter: Digitalisierung, Evidenzbasierte Praxis, Journal Club, Logopädie
Logos
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zogene) klinische Praxis integrieren. Die
Ergebnisse wissenschaftlicher Unter-
suchungen werden dabei üblicher weise
aus der Literatur entnommen, z. B. aus
Artikeln in Fachzeitschriften.
Da sich der wissenschaftliche Kenntnis-
stand in der internationalen klinischen
Forschung – auch in der logopädischen
– permanent verändert, ist es für evidenz-
basiert praktizierende TherapeutInnen
unerlässlich, für die gesamte Dauer ihrer
Berufstätigkeit aktuelle Forschungser-
gebnisse recherchieren, analysieren, be-
werten und zum Wohl der PatientInnen
nutzbar machen zu können. Insofern ist
die EBP sowohl als Lernstrategie, aber
auch als eine ethische Grundhaltung in
der Logopädie zu verstehen. Ihr liegt die
Absicht zugrunde, jedem/r PatientIn eine
individuell optimale logopädische Ver-
sorgung zu ermöglichen, und sie nimmt
die TherapeutInnen in die Pflicht, sich
lebenslang selbstständig weiterzubilden.
Die der EBP zugrundeliegende Lernstra-
tegie basiert auf dem Anspruch, Wis-
senslücken zu entdecken und konkrete
klinische Fragen durch systematische
Recherchen zu beantworten. Als Wissen-
schaftsmanagementmethode reagiert die
EBP damit auf den stetig zunehmenden
Wissenszuwachs mit einer problemori-
entierten Selbstlernstrategie und führt
folglich zu eigenverantwortlichen, nach-
haltigen klinischen Entscheidungen zum
Wohl der PatientInnen.
Aktuelle Herausforderungen
Die Einbeziehung der EBP durch Integra-
tion von Forschungsergebnissen in die
klinisch-therapeutische Praxis ist jedoch
eine große Herausforderung (Roddam
& Skeat, 2010a). So befinden sich thera-
peutische Gesundheitsfachberufe wie
die Logopädie in Deutschland derzeit
erst im Prozess der Akademisierung. Ein
Großteil der in der klinischen Praxis täti-
gen LogopädInnen ist nicht akademisch
qualifiziert. Daher können forschungs-
methodische Kenntnisse sowie grund-
legende wissenschaftlich-systematische
Arbeitsweisen inklusive einer kritischen
Haltung im Kontext einer Wissenschafts-
disziplin nicht vorausgesetzt werden. Der
mangelnde Theorie-Praxis-Transfer ist
jedoch nicht nur auf kompetenzbezogene,
sondern auch auf strukturell-organisa-
torische Barrieren zurückzuführen. Zu
den Barrieren einer flächendeckenden
und berufsbegleitenden EBP zählen u. a.
- ein infrastrukturell unzureichender
(elektronischer) Zugang zu Literatur
in ambulanten und stationären Ein-
richtungen,
- Unkenntnisse von Ergebnissen wissen-
schaftlicher Untersuchungen,
- fehlende EBP-Kultur und damit verbun-
dene Skepsis gegenüber Forschung,
- keine EBP-unterstützenden Strukturen
am Arbeitsplatz,
- unzureichende Englischkenntnisse, um
die nahezu ausschließlich in internatio-
nalen Fachzeitschriften veröffentlichten
Evidenzen zu rezipieren,
- mangelnde Motivation und
- insbesondere Zeitmangel.
Während es auf internationaler Ebene
schon länger Bemühungen gibt, den
Transfer zwischen Wissenschaft und
Praxis zu befördern (Rafferty, Allcock,
& Lathlean, 1996; Rader & Gagnon, 2000;
Gallagher, 2004; Higgs, Richardson, &
Dahlgren, 2004; Ratner, 2006; Dollag-
han, 2007; Manning, 2010; Hinckley,
2010; Roddam & Skeat, 2010b), besteht in
Deutschland ein großer Nachholbedarf,
d.h. ein konkretes Unterstützungsange-
bot zur langfristigen und nachhaltigen
Fortbildung von therapeutischen Fach-
kräften muss geschaffen werden.
Theoretischer Hintergrund
Als didaktischer Lösungsansatz haben
sich Journal Clubs bewährt. Die vor
über 100 Jahren im angloamerikani-
schen Raum an medizinischen Fakultä-
ten entwickelte Austauschform (Linzer,
1987) hat sich zwischenzeitlich als ge-
eignet erwiesen, evidenzbasierte Pra-
xis zu befördern (Valentini & Daniels,
1997). Dass Journal Clubs auch in den
Gesundheitsfachberufen als effektiver
EBP-Prozessbegleiter dienen können,
bestätigt eine aktuelle randomisiert
kontrollierte Studie (Wenke, Thomas,
Hughes, & Mickan, 2018).
Bei einem Journal Club handelt es sich
um ein regelmäßiges Treffen unter Kol-
legInnen einer Berufsgruppe, in des-
sen Rahmen die klinische Anwendbar-
keit von Artikeln aus Fachzeitschriften
diskutiert wird (Linzer, 1987). Hierzu
wird die Anwendung neu gewonnener
Erkenntnisse aus einem Fachartikel in
der Praxis anhand von zuvor festgeleg-
ten Leitfragen kritisch geprüft. Damit
schafft diese Austauschform den in der
klinischen Praxis tätigen TherapeutIn-
nen nicht nur einen Zugang zu aktuel-
len wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Vielmehr stellt diese Plattform ein kon-
kretes, lebenslang begleitendes Format
dar, das den TeilnehmerInnen die auf
die evidenzbasierte Praxis bezogene
problemorientierte Selbstlernstrategie
vermittelt. Denn neben einem Zugewinn
an Wissen und verbesserten Fähigkei-
ten in der kritischen Beurteilung von
wissenschaftlicher Literatur (Honey &
Baker, 2010) lässt sich auch eine positive
Beeinflussung der Lesegewohnheiten
feststellen (Rathwallner, Schüttengru-
KURZBIOGRAFIE
Prof. Dr. Wiebke Schar Rethfeldt ist
staatlich examinierte Logopädin
und leitet seit 2015 den Studien-
gang „Angewandte Therapie-
wissenschaften – Logopädie und
Physiotherapie“ an der Hochschule
Bremen. Sie ist Vorstandsmitglied
der „International Association
of Logopedics and Phoniatrics“
(IALP) und leitet das Komitee für
Mehrsprachigkeit und Interkultura-
lität. Als Delegierte des Deutschen
Bundesverbandes für Logopädie
e.V. im europäischen Dachverband
„Comité Permanent de Liaison des
Orthophonistes-Logoèdes de l’UE“
(CPLOL) begleitete sie die Förde-
rung des von Dr. Hazel Roddam
initiierten britischen Online Journal
Clubs #ReSNetSLT. Im Zuge der
zunehmenden Akademisierungs-
bestrebungen in der logopädischen
Ausbildung und der Digitalisierung
in der hochschulischen Lehre grün-
dete sie das deutschsprachige For-
mat #Logo_JC auf Twitter.
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ber, & Göhler, 2015). Dennoch findet
das im angloamerikanischen Raum in
verschiedenen Fachgebieten erfolgreich
initiierte traditionelle Format des Journal
Clubs (Finch, Cornwell, Ward, & McPhail,
2013) in den Gesundheitsfachberufen
im deutschsprachigen Raum bislang
kaum Anwendung (Rathwallner et al.,
2015). Mögliche Erklärungen sowie He-
rausforderungen ergeben sich u.a. im
Zusammenhang mit der bislang nicht
grundständig akademisch an deutschen
Hochschulen etablierten logopädischen
Profession sowie den o. g. Barrieren.
Methode
Bei der Überwindung insbesondere
struktureller Barrieren spielen digita-
le Medien zunehmend eine tragende
Rolle. Aufgrund der o.g. potenziellen
Schwierigkeiten ist die Einhrung einer
evidenzbasierten Praxis ein anspruchs-
volles Ziel. Daher eignet sich der Ein-
satz von Social Media (Jones, Kelsey,
Nelmes, Chinn, & Proctor-Childs, 2016),
der zudem den kollegialen Austausch in
Echtzeit, direkt, nahezu ortsunabhängig
und zudem kostenlos erlaubt.
Vor diesem Hintergrund wurde im Au-
gust 2018 an der Hochschule Bremen
der erste deutschsprachige Online Logo-
pädie Journal Club initiiert. Das innova-
tive Format basiert auf der kostenlosen
Social Media-Plattform Twitter. Er findet
in Form eines „TweetChats“ (Diskussi-
onsforum) monatlich an jedem zweiten
Dienstag um 19:15 Uhr mitteleuropä-
ischer Zeit statt. Ein ca. zwei Wochen
zuvor bekannt gegebener und auf einer
öffentlichen Website frei und kostenlos
zugänglicher Fachartikel wird anhand
von vier festgelegten Leitfragen in 60
Minuten besprochen und diskutiert.
Abbildung 1 Exemplarische Antwortformate im Rahmen des Logopädie Journal Club TweetChatsAuszüge
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Ausgehend vom Profil mit dem Twit-
ternamen @Logo_JC findet die Diskus-
sion im Internet und damit öffentlich
statt. Auch ohne Account kann sie über
#Logo_JC verfolgt werden. Die kostenlo-
se Anmeldung bei Twitter ist jedoch Vo-
raussetzung für eine aktive Beteiligung
an der Diskussion.
Die Teilnahme am TweetChat ist kos-
tenlos und einfach möglich. Die vier
Leitfragen (F1–F4) werden im zeitlichen
Abstand von 10 bis 15 Minuten als Tweet
(Beitrag mit Text, Foto) abgesetzt. Der
Beitrag erscheint umgehend im Profil
der FollowerInnen (EmpfängerInnen),
d. h. im Account derjenigen, die die
Tweets des @Logo_ JC abonniert haben
und somit dem Logopädie Journal Club
folgen. Durch Erhnung des Hashtags
#Logo_JC (Schlagwort, das den Tweet
dem Journal Club zuordnet) wird die
themenbezogene Diskussion online
sichtbar als „Thread“, d.h. als mehrere
zusammenngende Tweets. Die Re-
aktion auf die jeweilige Leitfrage ist in
unterschiedlicher Form möglich (Abb. 1).
Eine Antwort erfolgt in Form eines neuen
Tweets mit mindestens einem Text, Foto
und/oder Link. Der Text sollte neben
dem Hashtag A1, A2, A3 oder A4 ent-
halten, um eine Zuordnung der Antwort
auf die jeweilige Frage (F1–F4) zu er-
lauben und somit den Diskussionsver-
lauf nachvollziehbar zu dokumentieren.
Pro Antwort-Tweet können 140 Zeichen
verwendet werden; ist ein längerer Text
erforderlich, kann sich die Antwort über
entsprechend viele Tweets erstrecken.
Häufiger werden komplexe Sachverhalte
jedoch in Form von Abbildungen, Tabel-
len oder Präsentationsfolien der Ant-
wort beigefügt. Ein wissenschaftliches
Untermauern von Argumenten durch
weitere Studien oder ein Hinweis auf
andere relevante und im Netz verfügbare
Inhalte erfolgt i. d. R. durch die Einbet-
tung eines Links zur entsprechenden
Website; dabei wird dieser nicht auf das
Zeichenlimit angerechnet. Ein Klick auf
das Herz-Icon unter einem Tweet hat zwei
Konsequenzen: Es dient als Lesezeichen
sowie als zustimmende Reaktion oder
Kenntnisnahme eines Beitrags ähnlich
zu einem „Like“ auf anderen Social Me-
dia-Plattformen. Die Beiträge verbleiben
im Netz und können unter dem Twitter
Handle @Logo_JC (Twitter Nutzername)
daher auch zu einem späteren Zeitpunkt
nachgelesen werden.
Die Moderation der einzelnen Tweet-
Chats wird abwechselnd von Studieren-
den, AbsolventInnen sowie Lehrenden
durchgeführt. Dabei sind diese nicht
ausschließlich an der Hochschule Bre-
men verortet. Studierende und Lehrende
weiterer Hochschulen und Institutionen
haben sich bereits erfolgreich als Mode-
ratorInnen sowie AutorInnen von Fachar-
tikeln als DiskutantInnen beteiligt.
Zielgruppe
Zur Zielgruppe zählen SchülerInnen,
Studierende, PraktikerInnen mit un-
terschiedlicher Berufserfahrung sowie
Lehrende und ForscherInnen, die sich
für den Fachbereich Logopädie bzw. für
Sprech-, Sprach-, Stimm- und Schluck-
störungen interessieren. Bereits nach ei-
nem Jahr, im September 2019, zählte der
Online Logopädie Journal Club mehr als
220 „FollowerInnen“ (EmpfängerInnen).
Dabei weisen deren Profile auf ein breites
professionelles Spektrum hin. Der auf
Twitter übliche lockere und freundliche
Umgangston (meistens wird geduzt) be-
fördert den offenen fachlichen Austausch
über die im beruflichen Alltag häufig
undurchlässig gelebten Hierarchien. Da-
mit unterstützt der Logopädie Journal
Club den Forschung-Praxis-Transfer auf
multiplen Ebenen.
Diskussion
Da Journal Clubs nachweislich zur Be-
förderung einer evidenzbasierten Praxis
beitragen und die Clinical Reasoning-
Prozesse von TherapeutInnen verbes-
sern (Lucia & Swanberg, 2018; Wray,
Auerbach, & Arora, 2018; Topf et al.,
2017; Stern, 2008), erlaubt das Online-
Format eine Erweiterung der Wissens-
quellen zur klinischen Urteilsbildung.
Neben einer kritischen Reflexion über
Implikation und Implementation von
Fachwissen wird der kollegiale Aus-
tausch über praktische Erfahrungen in
der PatientInnenversorgung im Rahmen
der EBP erweitert (Abb. 2). So kann die
schriftliche Diskussion auf Twitter zur
bewussten Reflexion über eigene und
Abbildung 2 Wissensquellen und Implementierungspfade des Journal Clubs als Beitrag zur EBP
und Generierung von Forschungsfragen
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fremde klinische Erfahrungen, thera-
peutische Entscheidungen und mögliche
Implementierungspfade beitragen sowie
folglich die Handlungs- und Entschei-
dungskompetenzen der teilnehmenden
Lernenden erreichen.
Insofern liegt es nahe, dass der Jour-
nal Club geeignet ist, die Qualität der
Lehre zu erhöhen. Die Ebene der fach-
schulischen Ausbildung fokussiert über-
wiegend die nach der von Anderson
und Krathwohl (2001) überarbeiteten
Bloom’schen Lernzieltaxonomie ein-
fachen Lernzielstufen „Erinnern und
Verstehen“ im Sinne eines „Paukens“.
Lehrende fragen sich häufig, wie sie hö-
here Lernzielstufen wie „Analysieren
und Evaluieren“ umsetzen sollen. Hier
bietet sich der Journal Club an, um Fach-
artikel zu erfassen und Erkenntnisse auf
ihre Anwendung in der Praxis anhand
expliziter Leitfragen kritisch abwägend
zu hinterfragen. Dabei schließt die Erör-
terung Personen mit unterschiedlichem
ExpertInnen- und Professionalisierungs-
grad ein, wobei explizit auch Prakti-
kerInnen in unterschiedlichen Settings
gleichermaßen in den Diskussionspro-
zess eingebunden werden. Damit bietet
der Journal Club einen authentischen
Kontext für diese höheren Lernzielstufen
an und kann als gemeinsamer Lernpro-
zess verstanden werden.
Um diesen umsetzen zu können, be-
darf es jedoch medialer Unterstüt-
zung. Eine wichtige Vorbedingung für
den Lernkontext ist der Open Access
(kostenfreier Zugriff) auf die Publikation.
Da die deutschsprachige Literatur im
Vergleich zu englischsprachigen Veröf-
fentlichungen nicht nur stark begrenzt,
sondern in der Regel auch nur kosten-
pflichtig zugänglich ist, bedarf es oft
einer verlässlichen Zusammenarbeit mit
den Verlagen für die Erlaubnis eines
zeitlich definierten Zugriffs. Während an
staatlichen Hochschulen immatrikulierte
Studierende freien Zugang zu einer Rei-
he von elektronischen Fachdatenbanken
und Fachzeitschriften haben, ist die kos-
tenlose Bereitstellung der Fachliteratur
für die Beteiligung von PraktikerInnen
besonders wichtig.
Die öffentliche Dokumentation unter
dem Hashtag #Logo_ JC kann überdies
als Diskussions- und Lehrangebot für
weitere Lernende dienen und deren Lern-
prozesse unterstützen. Ein Diskutant
äußerte z.B., dass er Lösungen aus ei-
nem TweetChat aufgegriffen und in der
eigenen klinischen Praxis ausprobiert
habe. Damit leistet der Journal Club ei-
nen entscheidenden Beitrag zu einem
gegenseitigen Austausch von Forschung
und Praxis. Solche anwendungsorien-
tierten Rückmeldungen aus der klini-
schen Praxis können damit wesentlich
zur Generierung von wissenschaftlich
zu beantwortenden Fragestellungen und
somit zur Identikation von Forschungs-
prioritäten beitragen.
Der Online Journal Club eröffnet einen
Raum für ein selbstgesteuertes, selbst-
bestimmtes Lernen. Arbeiten zur Förde-
rung von Lernmotivation (Deci, Koestner,
& Ryan, 2001; Krapp, 2003) betonen die
Bedeutung der Selbstbestimmung für
die Entwicklung von Interesse, sofern
eine Beteiligung gewährleistet ist. In
Anbetracht zunehmender Komplexität
von Arbeitsinhalten stellt der Online
Logopädie Journal Club einen Erfolg
versprechenden neuen Lernraum dar,
in dem sich arbeitsbezogenes formales,
non-formales und informelles Lernen
treffen. Ein wesentlicher Schwerpunkt
ist es, non-formales Lernen als Teil der
Strategien für lebenslanges Lernen ein-
zubeziehen, weil es „nicht durchgängig
in formalen institutionalisierten Bil-
dungsveranstaltungen organisiert und
gefördert werden kann. Da die meisten
Lernprozesse sich informell in Lebens-
und Arbeitszusammenhängen außerhalb
der Bildungsinstitution entwickeln, muss
das informelle Lernen wesentlich in die
Prol/
Twitternamen/
Handle
Kurzname (z.B. @Logo_JC), über den User_innen sich nden und
gegenseitig erwähnen können (sog. Mentions); je kürzer desto
besser
@
das @ vor dem Twitter Handle sorgt dafür, dass die/der jeweilige
Twitternde markiert wird und über die Erwähnung (Mention)
informiert wird
Mention Erwähnung eines anderen Twitter-Prols in einem Tweet
Tweet
ein Beitrag mit mindestens einem Text, Foto (Folie), GIF, Video
oder Link; pro Tweet können bis zu 140 Textzeichen und vier Fotos
(Folien) oder ein GIF oder Video enthalten sein
Retweet erneut geteilter Tweet mit oder ohne zusätzlichem Kommentar
(letzterer auch als modied Tweet, z.B. bei Kürzungen)
Timeline chronologische Ansicht der Beiträge von Prolen, denen ich folge
(sog. Follower); auch Chronik der Beiträge eines einzelnen Prols
Like (meist) zustimmende Reaktion (Herz-Icon), z.T. auch als
Merkfunktion verwendet; auch Favorite oder Fave genannt
Antwort Reaktion auf einen Tweet in Form eines neuen Tweets mit
mindestens einem Text, Foto, GIF, Video oder Link (s. Thread)
Thread mehrere zusammenhängende Tweets eines oder mehrerer Prole
(s. Antwort)
Hashtag
Schlagwort, mit dem Tweets einem Thema zugeordnet werden
können; oft auch für Kampagnen oder Fachtagungen verwendet
(z.B. #Logo_JC, #IALP2022, #metoo). Häug genutzte Hashtags
werden in den Trends angezeigt.
Listen individuelle Sammlung von Prolen (öentlich sichtbar oder privat)
Direct Message Möglichkeit, anderen Twitternden eine nicht öentliche Nachricht
zu senden
TweetDeck kostenloses Tool für die Twitter-Nutzung mit einigen praktischen
Zusatzfunktionen (am Laptop, Rechner)
Tabelle 1 Auswahl hilfreicher Begrie zur Nutzung des Netzwerkes Twitter
Logos
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Förderung des lebenslangen Lernens
einbezogen werden. Lernen in und au-
ßerhalb von Institutionen soll sich wech-
selseitig ergänzen; ihr Zusammenwirken
soll zu einem erweiterten Verständnis le-
benslangen Lernens führen“ (Bund-Län-
der-Kommission für Bildungsplanung
und Forschungsförderung, 2004, S. 14f.).
Mit dem Online Logopädie Journal Club
ist es gelungen, eine lernende Koope-
ration unter und mit den Beteiligten zu
entwickeln und zu etablieren, d.h. die
Bildungsprozesse werden nicht über die
Beteiligten und ihre Praxis gestellt, son-
dern sie selbst sind Bezugspunkt einer
sozialen Weiterbildungspraxis.
Begrenzungen und
Herausforderungen
Obwohl das Interesse an der Realisie-
rung von Maßnahmen für eine evidenz-
basierte Praxis zunimmt, sind mit der er-
folgreichen und nachhaltigen Implemen-
tierung des deutschsprachigen Online
Journal Clubs auch Herausforderungen
verbunden. So erfordert die Partizipation
mit und über Online-Medien in Echt-
zeit neben einer stabilen und schnel-
len Internetverbindung auch gewisse
Multitasking-Fähigkeiten (Bolderston et
al., 2018). Die Beteiligung fordert von
den DiskutantInnen eine Stunde erhöh-
te Konzentration auf Inhalte sowie auf
die Teilnahmefunktionen. Es sollte z.B.
auf die Einbindung des Hashtags ge-
achtet werden, um eine übersichtliche
Dokumentation des Chatverlaufs auch im
Nachgang zu gewährleisten; dies bedarf
etwas Übung. Die Koordination, Vorbe-
reitung und Durchhrung eines Journal
Clubs ist mit zusätzlicher Arbeitsbelas-
tung verbunden. Die eingeschränkte
Zeichenanzahl eines einzelnen Tweets
kann diskursbegrenzend wirken, so-
fern TeilnehmerInnen keinen Gebrauch
von fortführenden Antworten oder der
Einbindung von Folien machen. Die
transparente Journal Club-Diskussion
kann einen anspruchsvollen Diskurs von
Angesicht zu Angesicht nicht ersetzen,
da sie nicht vollumfänglich abgebildet
werden kann. So ist auch davon auszu-
gehen, dass manche wertvollen Impulse
aufgrund des öffentlichen Formates und
damit verbundener Zurückhaltung von
Einzelnen erst gar keinen Eingang in
die Diskussion finden. Auch kann der
Zeitpunkt des TweetChats, jeden zweiten
Dienstagabend eines Monats, für einige
im Anschluss an die alltägliche Arbeits-
zeit leichter zu realisieren sein, während
der Termin für andere mit alternativen
Verpflichtungen kollidiert.
Das hier vorgestellte Format des Journal
Clubs erscheint eher für jene passgenau,
die bereits soziale Medien nutzen. Der
Mikrobloggingdienst Twitter zählte in
den ersten drei Monaten des Jahres 2019
mehr als 330 Millionen aktive Follow-
erInnen (TwitterIR, 2019). In Deutsch-
land stellt er somit das am zweithäu-
figsten genutzte Online-Netzwerk dar
(BVDW, 2018). Dennoch findet es im
Vergleich zu anderen westeuropäischen
Ländern wie Großbritannien, den Nie-
derlanden, Spanien, Frankreich oder Ita-
lien in Deutschland bislang noch wenig
Anwendung. Anekdotische Evidenzen
bringen dies in Zusammenhang mit
historisch bedingten Einstellungen zur
Privatsphäre, mit Bedenken hinsichtlich
des Datenschutzes sowie der Frage, wie
sich wichtige Informationen in nur 140
Zeichen fassen lassen. Überdies wird
in Deutschland der Gebrauch sozialer
Medien stärker in Zusammenhang mit
einem geringen Bildungshintergrund
gebracht (OECD, 2015) und könnte er-
klären, weshalb ihr Einsatz – anders als
im internationalen Raum – insbesondere
in der akademischen Lehre und Weiter-
bildung bislang noch eine Randerschei-
nung zu sein scheint.
Fazit
Die international bereits etablierte, im
deutschsprachigen Raum jedoch noch
neue Methode des Online Journal Clubs
bietet – wie oben dargestellt – zahlreiche
Möglichkeiten und Chancen. Aus der
Literatur lassen sich eindeutig positi-
ve Tendenzen hinsichtlich optimierter
Fähigkeiten in der kritischen Beurteilung
von wissenschaftlicher Literatur und
somit verbesserten Ansätzen zur
Implementierung einer evidenzbasier-
ten Praxis entnehmen. Dennoch muss
sich der erste deutschsprachige Online
Logopädie Journal Club zunächst bewei-
sen. Er wird aktuell an der Hochschule
Bremen evaluiert.
Erklärung zu Interessenkonikten
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.
Angaben zu Drittmittelförderung
Die Implementierung des Online Logopädie
Journal Clubs wurde durch Mittel des For-
schungsclusters der Fakult ät 3 der Hochschule
Bremen gefördert. Der Deutsche Bundesver-
band für Logopädie e. V. (dbl), der Schulz-
Kirchner- sowie der ProLog-Verlag mit der
Fachzeitschrift Logos unterstützen den Open
Access zur Fachliteratur.
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Prof. Dr. Karsten D. Wolf ist Professor
am Fachbereich 12 „Erziehungs-
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Arbeitsbereich Medienpädagogik –
Didaktik multimedialer Lernumge-
bungen“ an der Universität Bremen.
Er leitet das Lab „Medienbildung
und Bildungsmedien“ am „Zentrum
für Medien-, Kommunikations- und
Informationsforschung“ (ZeMKI)
und beforscht die Mediatisierung
von Lernprozessen, die Gestaltung
und Betreuung von Online-Lehr-
Lern-Veranstaltungen, Medienkom-
petenzförderung sowie technologie-
basierte Diagnostik.
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AutorInnen
Prof. Dr. Wiebke Schar ff Rethfeldt
Hochschule Bremen, Studiengangsleitung
Angewandte Therapiewissenschaften
Logopädie und Physiotherapie,
Fakultät 3 – Gesellschaftswissenschaften
Neustadtswall 30, D-28199 Bremen
w.scharff.rethfeldt@hs-bremen.de
Twitter: @W_Sc har ff
Prof. Dr. Karsten D. Wolf
Universität Bremen, Fachbereich 12
Erziehungs- und Bildungswissenschaften
Uni-Bou levard 11/13, D-28359 Bremen
wolf@uni-bremen.de
Twitter: @kadewe
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Article
Abstract Increased engagement with research by speech and language therapists (SLT) has a positive impact on evidence-based processes and on patient-reported high-quality experience of service provision. In SLT practice, there remain considerable challenges to self-efficacy in EBP due to compounded issues of access to relevant evidence sources, limited time and limited methodological skills for critical appraisal among others. The present study explored to which extent the monthly German SLT Twitter journal club may facilitate greater engagement with research and promote collaborative learning in an online community of practice. An online questionnaire was utilized seeking data from the participants (n=39) following a TweetChat via Twitter directed link to the survey, the participant information and consent form was live for a one-week-period. A deductive thematic approach was used to analyze demographic data, experiences with the JC format and skills related to critical appraisal using descriptive statistics. Findings revealed that the Twitter-based German SLT journal club makes an important contribution to knowledge transfer across diverse professional levels and increases active dissemination of research evidence within the profession. This comprises research capability building for individuals and contributes as an essential step towards the research implementation pipeline. Whilst Twitter may offer effective and rapid 3 Urheberrechtlich geschütztes Material. Copyright: Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl). Vervielfältigungen jeglicher Art nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung des Schulz-Kirchner Verlags gegen Entgelt möglich. info@schulz-kirchner.de access to research information and critical discussion, there is still a need to learn to evaluate the evidence and for more systematic evaluation of the application of this knowledge into clinical practice. ABSTRACT Die Integration von Forschungserkenntnissen trägt zu evidenzbasierten klinisch- therapeutischen Entscheidungen in der Praxis von LogopädInnen und damit positiv zur Qualitätsverbesserung in der Versorgung von PatientInnen bei. Strukturell- organisatorische sowie kompetenzbezogene Rahmenbedingungen erschweren in der Praxis jedoch u.a. den Zugang zur aktuellen Forschungsliteratur und deren Reflexion im Zusammenhang verfügbarer zeitlicher Ressourcen, forschungsmethodischer Kenntnisse und hinreichenden Englischkenntnisse. Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung, ob der deutschsprachige online Logopädie Journal Clubs (JC) zur Implementierung einer evidenzbasierten Praxis (EBP) durch eine kritisch- reflektierende Auseinandersetzung mit Studienergebnissen beitragen und somit einen kollaborativen Lernprozess unterstützen kann. Im Rahmen einer Querschnittstudie wurden demografische Daten der Follower des Logopädie JC im Anschluss eines TweetChats (Gelegenheitsstichprobe, n=39) in einem einwöchigen Zeitraum erhoben, ihre Erfahrungen mit dem Format sowie ihre Fähigkeiten einer kritischen Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur online befragt, und deskriptiv ausgewertet. Die Ergebnisse weisen auf einen Zugewinn an Fach- und Methodenwissen für die klinisch-therapeutische Praxis, veränderte Lesegewohnheiten sowie eine Erweiterung des professionellen Netzwerks zwischen Personen unterschiedlicher Expertisierungs- und Professionalisierungsstatus hin. Auszubildende und PraktikerInnen integrieren seit ihrer Teilnahme vermehrt Studienergebnisse in die Praxis, Lehrenden und ForscherInnen kann der Austausch zur Generierung von Lehr-/Lerninhalten und Identifikation von Forschungsprioritäten dienen. In Anbetracht zunehmender Komplexität von Arbeitsinhalten bietet der online Logopädie JC Studierenden, PraktikerInnen, Lehrenden und ForscherInnen eine Plattform für einen gelingenden Forschung-Praxis-Transfer, um Clinical Reasoning Prozesse und schließlich eine evidenzbasierte Praxis zu befördern. Obgleich Twitter einen effektiven und schnellen Zugang zu Studienergebnissen sowie eine moderierte kritische Auseinandersetzung mit Literatur ermöglicht, sind weiterhin systematische Formate zur Qualitätssicherung der Anwendung von Erkenntnissen in der Praxis erforderlich.
Article
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Background: Journal clubs (JC) may increase clinicians' evidence-based practice (EBP) skills and facilitate evidence uptake in clinical practice, however there is a lack of research into their effectiveness in allied health. We investigated the effectiveness of a structured JC that is Tailored According to Research Evidence And Theory (TREAT) in improving EBP skills and practice compared to a standard JC format for allied health professionals. Concurrently, we explored the feasibility of implementing TREAT JCs in a healthcare setting, by evaluating participating clinicians' perceptions and satisfaction. Methods: We conducted an explanatory mixed methods study involving a cluster randomised controlled trial with a nested focus group for the intervention participants. Nine JCs with 126 allied health participants were randomly allocated to receive either the TREAT or standard JC format for 1 h/month for 6 months. We conducted pre-post measures of EBP skills and attitudes using the EBP questionnaire and Assessing Competence in Evidence-Based Medicine tool and a tailored satisfaction and practice change questionnaire. Post-intervention, we also conducted a focus group with TREAT participants to explore their perceptions of the format. Results: There were no significant differences between JC formats in EBP skills, knowledge or attitudes or influence on clinical practice, with participants maintaining intermediate level skills across time points. Participants reported significantly greater satisfaction with the organisation of the TREAT format. Participants in both groups reported positive changes to clinical practice. Perceived outcomes to the TREAT format and facilitating mechanisms were identified including the use of an academic facilitator, group appraisal approach and consistent appraisal tools which assisted skill development and engagement. Conclusions: It is feasible to implement an evidence-based JC for allied health clinicians. While clinicians were more satisfied with the TREAT format, it did not significantly improve their EBP skills, attitudes, knowledge and/or practice, when compared to the standard format. The use of an academic facilitator, group based critical appraisal, and the consistent use of appraisal tools were perceived as useful components of the JC format. A structured JC may maintain EBP skills in allied health clinicians and facilitate engagement, however additional training may be required to further enhance EBP skills. Trial registration: ACTRN12616000811404 Retrospectively registered 21 June 2016.
Article
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Aims: To ask: (i) is it feasible to include Twitter as an assessed element of the first-year nursing curriculum; (ii) how should it be introduced and assessed; and (iii) do students think it worthwhile and learn anything from its use? Background: Nursing students need to use social media professionally, avoiding pitfalls but using learning opportunities. Design: This case study (2014-2015) comprised: (i) pilot introduction of Digital Professionalism (including Twitter) with second- and third-year students; (ii) introduction and assessment with a first cohort of 450 first-year students. Based on feedback, methods were revised for; (iii) a second cohort of 97. Methods: Students received a face-to-face lecture, two webinars, used chat rooms and were asked to create course Twitter accounts and were assessed on their use. Results: Few second and third year students started optional Twitter use whereas nearly all first years used it. Most students (70·1% first, 88·0% second cohort) thought inclusion of Twitter was worthwhile. Changes from first to second cohort included better peer-peer support, more contextualization and more emphasis on nursing communities. More second cohort students learned from Twitter (44·4% vs. 70·8%) and used Twitter recently (43·3% vs. 81·6%). Students gained wider perspectives on nursing, better understanding of social media, 'being student nurses' and topics like health promotion. Students mostly followed not only online nursing communities but also patient organizations. Conclusion: Including Twitter as an assessed element for first-year nursing students was feasible, students think it worthwhile and other nursing schools should consider introducing it in the broader context of Digital Professionalism.
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Background Recent initiatives within an Australia public healthcare service have seen a focus on increasing the research capacity of their workforce. One of the key initiatives involves encouraging clinicians to be research generators rather than solely research consumers. As a result, baseline data of current research capacity are essential to determine whether initiatives encouraging clinicians to undertake research have been effective. Speech pathologists have previously been shown to be interested in conducting research within their clinical role; therefore they are well positioned to benefit from such initiatives. The present study examined the current research interest, confidence and experience of speech language pathologists (SLPs) in a public healthcare workforce, as well as factors that predicted clinician research engagement. Methods Data were collected via an online survey emailed to an estimated 330 SLPs working within Queensland, Australia. The survey consisted of 30 questions relating to current levels of interest, confidence and experience performing specific research tasks, as well as how frequently SLPs had performed these tasks in the last 5 years. Results Although 158 SLPs responded to the survey, complete data were available for only 137. Respondents were more confident and experienced with basic research tasks (e.g., finding literature) and less confident and experienced with complex research tasks (e.g., analysing and interpreting results, publishing results). For most tasks, SLPs displayed higher levels of interest in the task than confidence and experience. Research engagement was predicted by highest qualification obtained, current job classification level and overall interest in research. Conclusions Respondents generally reported levels of interest in research higher than their confidence and experience, with many respondents reporting limited experience in most research tasks. Therefore SLPs have potential to benefit from research capacity building activities to increase their research skills in order to meet organisational research engagement objectives. However, these findings must be interpreted with the caveats that a relatively low response rate occurred and participants were recruited from a single state-wide health service, and therefore may not be representative of the wider SLP workforce.
Book
Like all health professionals, speech and language therapists (SLTs) need to keep themselves up-to-date with the research evidence base that is relevant to their field of practice and be able to show how this contributes to their clinical decision-making. However, it is not always clear to practitioners how evidence-based practice (EBP) can be properly embedded in their day-to-day activities. In this valuable book, Hazel Roddam and Jemma Skeat present a wealth of instructive examples by SLT contributors from around the world, showing how clinicians, educators, and researchers have risen to the EBP challenge. Embedding evidence-based practice in speech and language therapy showcases the creative ways that SLTs are developing knowledge and skills for EBP, creating contexts that support the use of evidence in practice, and working towards making evidence easily accessible and usable. It includes real-life examples of how SLTs have encountered a clinical problem or situation and have accessed and used the evidence within their day-to-day practice. The contributors come from a wide range of work settings, from services situated within large organizations to those in independent practice, and represent a range of clinical areas, from paediatric to adult and across speech, language, voice, fluency, Augmentative and Alternative Communication (AAC), and dysphagia. This book is written for an audience of clinical practitioners, at any stage of their career, and is additionally a valuable resource for SLT students and lecturers.
Article
Background: Twitter-based journal clubs are intended to connect clinicians, educators, and researchers to discuss recent research and aid in dissemination of results. The Journal of Hospital Medicine (JHM) began producing a Twitter-based journal club, #JHMChat, in 2015. Objective: To describe the implementation and assess the impact of a journal-sponsored, Twitter-based journal club on Twitter and journal metrics. Intervention: Each #JHMChat focused on a recently published JHM article, was moderated by a social media editor, and included one study author or guest. Measurements: The total number of participants, tweets, tweets/participant, impressions, page views, and change in the Altmetric score were assessed after each session. Thematic analysis of each article was conducted, and post-chat surveys of participating authors and participant responses to continuing medical education surveys were reviewed. Results: Seventeen Twitter-based chats were held: seven (47%) focused on value, six (40%) targeted clinical issues, and four (27%) focused on education. On average, we found 2.17 (±0.583 SD) million impressions/session, 499 (± 129 SD) total tweets/session, and 73 (±24 SD) participants/session. Value-based care articles had the greatest number of impressions (2.61 ± 0.55 million) and participants (90 ± 12). The mean increase in the Altmetric score was 14 points (±12), with medical education-themed articles garnering the greatest change (mean increase of 32). Page views were noted to have increased similarly to levels of electronic Table of Content releases. Authors and participants believed #JHMChat was a valuable experience and rated it highly on post-chat evaluations. Conclusions: Online journal clubs appear to increase awareness and uptake of journal article results and are considered a useful tool by participants.
Book
Health care professionals in the ever-changing world of contemporary medicine encounter challenges in the adequacy and capacity of their knowledge. This text explores these issues and helps the reader to develop their knowledge to meet the needs of the community. It provides a helpful reference to any kind of professional, whether from practice, education, or research backgrounds. © 2004 Joy Higgs, Barbara Richardson and Madeleine Abrandt Dahlgren. All rights reserved.
Article
Occupational therapy students in Pittsburgh, Pennsylvania, participated in a 9-week journal club experience within an evidence-based practice course. Working in groups of seven, students were provided with an overall framework to develop and conduct weekly journal club sessions. They determined the focus and direction for their journal club section, decided on the number, type, and focus of research articles that were discussed each week, created methods for evaluating individual and group performance, and determined the effect of the journal club experience on their knowledge and professional behavior. Students completed a weekly reflective journal and at the conclusion of the course, results were uniformly positive. Review of the reflexive journals indicated substantive changes in the students' professional development, commitment to evidence-based practice, and perceived responsibility to demonstrate leadership in this area.
Article
The finding that extrinsic rewards can undermine intrinsic motivation has been highly controversial since it first appeared (Deci, 1971). A meta-analysis published in this journal (Cameron & Pierce, 1994) concluded that the undermining effect was minimal and largely inconsequential for educational policy. However, a more recent meta-analysis (Deci, Koestner, & Ryan, 1999) showed that the Cameron and Pierce meta-analysis was seriously flawed and that its conclusions were incorrect. This article briefly reviews the results of the more recent meta-analysis, which showed that tangible rewards do indeed have a substantial undermining effect. The meta-analysis provided strong support for cognitive evaluation theory (Deci & Ryan, 1980), which Cameron and Pierce had advocated abandoning. The results are briefly discussed in terms of their relevance for educational practice.