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Die Wildkatze
in Thüringen
Die Wildkatze
in Thüringen
SONDERHEFT
Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen
40. Jahrgang •Heft 4 •2003 •ISSN 0323-8253
Landschaftspflege und Naturschutz
in Thüringen
40. Jahrgang Heft 4 • 2003
(Sonderheft)
Die Zeitschrift wird seit 1999 im Index des Zoological Record (seit 1864)
der Zoological Society of London geführt.
Die Wildkatze
(Felis silvestris)
in Thüringen
Prof. Dr. RUDOLF PIECHOCKI
(1919–2000),
dem Altmeister der Wildkatzenforschung in
Mitteldeutschland gewidmet
Inhalt
THOMAS MÖLICH und
SIEGFRIED KLAUS
unter Mitarbeit von
ANDREAS NÖLLERT
1Einleitung 109
2 Die Wildkatze – 110
ein Kurzporträt
3 Thüringen als Wildkatzen- 113
Lebensraum
3.1 Verbreitung 113
3.2 Lebensraum 113
3.3 Teilgebiete des Thüringer 115
Wildkatzenareals
4 Bastarde zwischen Haus- 122
und Wildkatze
5 Gefährdungsanalyse 122
5.1 Methode 122
5.2 Todesursachen 122
5.3 Jahreszeitliche Verteilung 123
5.4 Querungen waldfreier Gebiete 124
6 Wildkatzenforschung im 124
Nationalpark „Hainich“
6.1 Warum Wildkatzenforschung 124
gerade im Hainich?
6.2 Methoden 125
6.3 Wildkatzen-Verhalten 126
7 Ein Schutzprogramm fürdie 129
Wildkatze in Thüringen
7.1 Ausgangssituation 129
7.2 Ziele und Schutzstrategie 129
7.3 Nordthüringer Schutzgebiete mit 130
Bedeutung für die Wildkatze
7.4 Welche konkreten Maßnahmen 131
helfen der Wildkatze?
7.5 Minderung verkehrsbedingter 131
Verluste
7.6 Ein Grünbrücken-Konzept für 131
Thüringen
7.7 Der Beitrag der Jagd zum 132
Wildkatzenschutz
7.8 Aufruf zur Mitarbeit 133
Danksagung 133
8 Literatur 134
1 Einleitung
Jahrhundertelange Verfolgung hat die
Wildkatze selten werden und in weiten
Räumen Mitteleuropas aussterben las-
sen. In der Mitte Deutschlands überleb-
te die einst als „Jagdschädling“ verfem-
te Art in einer autochthonen Population
nur im Harz (TRAUBOTH 1961; RAIMER
1991, 1994) sowie im Werra-Weser-
bergland mit Flächenanteilen in den
heutigen Bundesländern Hessen, Nie-
dersachsen, Sachsen-Anhalt und Thü-
ringen. In der Roten Liste Deutschlands
(BOYE et al. 1998) ist sie als „stark
gefährdet“ und in der Roten Liste der
Säugetiere Thüringens als „vom Aus-
sterben bedroht“ geführt (VON KNORRE
& KLAUS 2001).
Heute ist Wiedergutmachung angesagt:
Gesetze und Verordnungen tragen dem
Rechnung. So wurde die Wildkatze in
Anhang II des Washingtoner Arten-
schutzübereinkommens (WA), in An-
hang A der EG-Artenschutzverordnung
338/97 und in Anhang IV der Fauna-
Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie aufge-
nommen. Damit verpflichtet die FFH-
Richtlinie die Mitgliedstaaten zur Er-
richtung eines Schutzsystems und zur
Berichterstattung über Abweichungen
davon. Durch das Bundesnaturschutz-
gesetz wird die Wildkatze zu einer
streng geschützten Art bestimmt.
Der Freistaat Thüringen besitzt durch
seine zentrale Lage in Deutschland, sei-
nen Waldreichtum (ca. 30% der Lan-
desfläche) und die bedeutende Ausdeh-
nung seiner herzynischen Gebirge
Harz, Thüringer Wald und Thüringer
Schiefergebirge – die zwischen dem
Frankenwald im Osten und der Rhön
im Westen vermitteln – eine besondere
Verantwortung für die Erhaltung der
Wildkatze in unserem Heimatland, aber
auch innerhalb der Europäischen Union
(Abb. 1).
Diesen Tatsachen Rechnung tragend
wurde in Thüringen ein Artenschutz-
programm für die Wildkatze realisiert,
dessen Ergebnisse auch den Grund-
stock dieses Sonderheftes bilden. Das
Projekt wurde vom BUND Thüringen
getragen, vom Thüringer Ministerium
für Landwirtschaft, Naturschutz und
Umwelt gefördert und von der Thürin-
ger Landesanstalt für Umwelt und Geo-
logie fachlich begleitet. Es umfasste
zwei Schwerpunkte:
Durch eine landesweite Fragebogenak-
tion konnte unter Einbeziehung der
Thüringer Forstämter, des Landesjagd-
verbandes Thüringen e. V. und zahlrei-
cher lokaler Kenner zunächst die aktu-
elle Verbreitung der Art als Basis für ein
umsetzungsreifes Schutzkonzept ermit-
telt werden. Bis auf wenige Einzelfunde
aus dem Thüringer Wald wurden dabei
die bekannten Verbreitungsschwer-
109
THOMAS MÖLICH und SIEGFRIED KLAUS -
unter Mitarbeit von ANDREAS NÖLLERT
Die Wildkatze (Felis silvestris) in Thüringen
punkte in Nordthüringen (Harz, Kyff-
häuser, Finne, Hohe Schrecke, Eichs-
feld, Dün, Hainleite, Werrabergland
und Hainich) bestätigt (KLAUS 1993a,
b, 1994; KLAUS & MÖLICH 2003). Die
Bundesautobahn (BAB) A4 stellte
offenbar bereits vor dem sechsspurigen
Ausbau eine unüberwindbare Barriere
für die weitere Ausbreitung der Wild-
katze nach Süden dar.
Der zweite Schwerpunkt bestand aus
der begleitenden Grundlagenforschung,
wobei durch Fang und Telemetrie neue
Erkenntnisse zum Raumbedarf, zur
Habitatnutzung und zur Siedlungsdich-
te als wichtige Grundlagen für künftige
Schutzmaßnahmen gewonnen werden
konnten. Dies erfolgte im Nationalpark
„Hainich“, der sich als idealer Wildkat-
zen-Lebensraum erwies. Ein überra-
schendes Ergebnis war die Beobach-
tung, dass Wildkatzen weniger die
bewirtschafteten Plenterwälder nörd-
lich des Nationalparks nutzen, statt des-
sen aber die ausgedehnten Laubwald-
sukzessionsstadien auf dem ehemaligen
Truppenübungsplatz Kindel sowie die
außerordentlich struktur- und totholz-
reichen alten Waldbestände des ehema-
ligen Truppenübungsplatzes Weber-
stedt mit uralten hohlen Bäumen. Die
Art erreicht im Nationalpark eine hohe
Dichte; die Reviere einzelner Tiere
überlappen sich.
Abb. 1: Wildkatze auf winterlicher Ansitzwarte - aus dem einst verfemten „Jagdschädling” ist zum Glück ein Sympathieträger des Waldna-
turschutzes geworden. (Aufn. TH. STEPHAN)
110
Afrika mitgebracht wurde, eine „echte“
Europäerin.
Von der Hauskatze unterscheidet sie
sich – abgesehen von ihrer Herkunft
und ihrem Verhalten – durch Merkmale,
die aus größerer Distanz nicht immer
eindeutig zu erkennen sind. Hierzu
zählen vor allem der buschige Schwanz
mit seinem stumpfen, schwarzen Ende
und drei bis vier dunklen Ringen sowie
ein an den Körperflanken verwaschen
wirkendes Fell – das im Gegensatz zu
dem wildfarbener Hauskatzen – keine
kontrastreiche Tigerzeichnung aufweist
(vgl. Abb. 1 bis 3).
Neu war auch der Befund, dass die
Wildkatze Offenland strikt meidet.
Somit stellt die waldfreie Agrarland-
schaft eine sehr starke Barriere für die
Ausbreitung der Wildkatze dar. Erst
wenn im Zuge der Wiederbewaldung
mehr als 30% der Fläche durch Gebü-
sche und Jungwuchs von Bäumen
bedeckt ist, wird das Offenland für die
Wildkatze nutzbar. Hoher Feinddruck
wird als Hauptursache für die Meidung
der freien Flur vermutet. Wildkatzen
wissen offenbar aus „uralter Erfah-
rung“, dass Luchs, Wolf, Fuchs und
Hund, aber auch der Uhu nachts als
Feinde in offener Landschaft gefährlich
sind. In versteckreichen Wäldern ver-
lässt sich die Katze auf ihre Kletter-
künste und muss diese großen Beute-
greifer nicht fürchten.
Solche Erkenntnisse bilden eine wert-
volle Basis für die Planung und Umset-
zung praktischer Schutzmaßnahmen,
die eine Vernetzung bestehender Vor-
kommen, vor allem aber eine wirksame
Anbindung des heute besiedelten Wild-
katzenareals an den Thüringer Wald
zum Ziel haben müssen. Ausgleichs-
maßnahmen im Rahmen des sechsspu-
rigen Ausbaus der BAB A 4 und des
Neubaus der Südharz-Autobahn müs-
sen der Vernetzung der Teilareale der
Wildkatze dienen. Entsprechende Maß-
nahmen sind geplant, z.T. werden sie
bereits umgesetzt. Vernetzungsmaßnah-
men, wie sie neuerdings auch das Bun-
desnaturschutzgesetz vorschreibt, kom-
men neben der Wildkatze auch unzähli-
gen anderen bedrohten Arten zugute.
Stand früher die Jagd unter den Sterb-
lichkeitsursachen an erster Stelle, so ist
es inzwischen der Straßenverkehr ge-
worden. In den vergangenen Jahren
wurden jährlich bis zu acht auf Thürin-
ger Straßen getötete Wildkatzen gemel-
det. Die Dunkelziffer dürfte ungleich
höher liegen! Oft sind die Verkehrsop-
fer streifende jüngere Tiere, die für den
Austausch zwischen Teilpopulationen
und für die Ausbreitung der Art beson-
ders wichtig sind. Durch Beschilde-
rung, Wildwarnanlagen, Geschwindig-
keitsbegrenzung, Bau weiträumiger
Unterführungen und Grünbrücken kön-
nen und müssen diese Gefahren verrin-
gert werden.
Wenn dem Schutz der selten geworde-
nen Wildkatze auch bei der Durchset-
zung praktischer Maßnahmen mehr
öffentliche Aufmerksamkeit zuteil
wird, wäre ein wichtiges Ziel dieses
Sonderheftes erreicht.
2 Die Wildkatze –
ein Kurzporträt
Prähistorische Funde belegen, dass
unsere steinzeitlichen Vorfahren Wild-
katzen recht gut gekannt haben müssen.
Wildkatzen wurden schon vor mehr als
300.000 Jahren gelegentlich von Jägern
und Sammlern erbeutet. Heute ist
jedoch die Wildkatze für die meisten
Menschen ein unbekanntes Wesen.
Dabei ist sie im Gegensatz zur Hauskat-
ze, die vermutlich von den Römern aus
Abb. 2: Der auf dem Verhältnis von Woll- zu Grannenhaaren beruhende Effekt einer verwa-
schenen Fellzeichnung an den Körperseiten, die im Farbton dem Fell eines Feldhasen durch-
aus ähnelt, ist im Sommer wesentlich schwächer ausgeprägt als im Winterfell und erst bei
ausgewachsenen Tieren gut erkennbar. Im Sommerfell ist auch der buschige Schwanz weni-
ger deutlich zu erkennen. (Aufn. S. KLAUS)
scheu und lassen sich nicht zähmen.
Eine zusammenfassende Gegenüber-
stellung der Merkmale von Haus- und
Wildkatzen bietet Tabelle 1.
111
Abb. 3: Junge Wildkatzen sind wie wildfarbene Hauskatzen lebhaft getigert. (Aufn. TH. STEPHAN)
Wildkatzen besitzen einen kürzeren
Darm und ein im Verhältnis zur Schä-
dellänge größeres Hirnvolumen als
Hauskatzen. Diese Merkmale sind
allerdings nur am toten Tier festzustel-
len und setzen große Erfahrung bei der
Untersuchung anatomischer Merkmale
voraus.
Im Unterschied zu Hauskatzen bleiben
selbst handaufgezogene Wildkatzen
Tab. 1: Unterscheidungsmerkmale zwischen Wildkatze und wildfarbener Hauskatze; Angaben aus GRABE & WOREL (2001), nach
HALTENORTH (1957) und PIECHOCKI (1990), verändert.
Merkmale Wildkatze Hauskatze
Fellfarbe cremegelber bis ockerfarbiger Ton, glänzend, große Variabilität
weißer Kehlfleck der Graufärbung
Fellmuster deutlich abgeschwächte, meist kräftig durchgezeichnet
verwischte Zeichnung
Körperbau plumper wirkend, da langhaarig, schlanker wirkend, da kurzhaarig,
Läufe dick Läufer dünner
Kopfform wuchtig, breite Schnauzenform zarter, schlanke Schnauzenregion
Schnurr- und Tasthaare weiß, kräftig ausgebildet schwächer ausgebildet,
zuweilen hornfarbig
Nasenspiegel hell fleischfarben meist dunkler
Ohr klein wirkend, da längeres Kopfhaar groß wirkend, da kürzeres Kopfhaar
Schwanz stumpfendig, stark buschig, kurzhaarig, spitzendig, bis 50 % der Körperlänge
über 50 % der Körperlänge
Schwanzmusterung deutlich dunkel abgesetzte Ringe helle Felder, silbergrau gefärbt,
in der hinteren Hälfte meist nicht so scharf abgesetzt
Krallen hell hornfarbig hell- oder dunkelhornfarbig
Hinterfüße schwarze Sohlenfleckung, schwarze Sohlenzeichnung,
sehr variabel, meist bis zur Ferse,
128–178 mm, 115 –140 mm 110–145 mm, 97 –130 mm
Hirnschädelinhalt 32,5-50 cm320–35 cm3
Mittel 41,3 cm3Mittel 27,5 cm3
Schädelindex
(Hirnschädelvolumen/Schädellänge) < 2.75 > 2.75
Gesamtlänge 83–97 cm, 69–92 cm,
73–94 cm 67–81 cm
Gewicht erwachsener Exemplare 3,0–6,5 kg 3,0–6,5 kg
2,3–4,9 kg 2,0–6,5 kg
Darmlänge 120–170 cm 165–254 cm
110–150 cm 155– 220 cm
Tragzeit 63-68 Tage 56-61 Tage
Zahl der Würfe im Jahr 1, selten 2 stets mindestens 2
Jungenzahl 2–4 im Durchschnitt 4–6 im Durchschnitt
Wie leben Wildkatzen?
Die Haupt-Paarungszeit der Wildkatze
liegt im Februar und März. Nach einer
Tragzeit von 63 bis 68 Tagen werden
die jungen Kätzchen geboren, oft in
einer Baumhöhle (Abb. 18), wo sie vor
Witterungseinflüssen geschützt sind. In
den ersten Wochen zieht die Mutter mit
ihrem Nachwuchs mehrmals in einen
neuen Schlupfwinkel um. So vermeidet
sie, dass durch ihr häufiges Ein- und
Ausgehen andere Beutegreifer auf die
Familie aufmerksam werden. Junge
Wildkatzen werden etwa vier Monate
gesäugt, obwohl sie schon im Alter von
sechs Wochen alles fressen, was ihnen
die Mutter bringt (Abb. 4). Die Jungen
– ein Wurf besteht durchschnittlich aus
zwei bis vier Tieren – wachsen und ent-
wickeln sich sehr schnell. Bereits mit
sechs Monaten sind sie erwachsen und
verlassen die Familie. Allerdings ist die
Frage: „Wie sozial sind Wildkatzen?“
für frei lebende Tiere bis heute unbeant-
wortet. Die nach der frühen Auflösung
des Familienverbandes als Einzelgän-
ger geltenden Tiere unterhalten mögli-
cherweise auch später gewisse Kontak-
te untereinander. Zumindest scheinen
weibliche Tiere von anderen Weibchen
– vermutlich ihren Müttern – im eige-
nen Revier geduldet zu werden. Ge-
meinsame Verstecknutzung (zu unter-
schiedlichen Zeiten), Überlappung der
Streifgebiete und die mehrfach beob-
achtete räumlich–zeitliche Nähe der im
Hainich telemetrierten Wildkatzen
„Ariane“ und „Celine“ scheinen diese
Vermutung zu bestätigen. An bestimm-
ten Plätzen tauchten im Laufe der Zeit,
wenn auch selten gleichzeitig, bis zu
vier der besenderten Tiere immer wie-
der auf. Diese Orte schienen sich durch
eine besonders günstige Kombination
von reichem Nahrungsangebot und
guten Verstecken auszuzeichnen.
Von artgerecht gehaltenen Wildkatzen
wissen wir, dass sie zu komplexem
Sozialverhalten fähig sind. HARTMANN-
FURTHER (2001) beobachtete unter
anderem kooperatives Verhalten bei der
Jungenaufzucht zwischen nahe ver-
wandten Tieren (z. B. wechselseitiges
Hüten und Säugen) und eine Beteili-
gung der Kater am Spiel und an der
Betreuung der Jungen.
Wildkatzen sind auf den Fang lebender
Beutetiere spezialisiert. In unseren
Breiten sind dies vor allem Wühlmäuse.
Neben Mäusen werden gelegentlich
auch andere Kleintiere bis zu Kanin-
chengröße erbeutet, Eidechsen oder
Vögel. Das Beutetier wird, nach Art der
meisten Katzen, aus der Deckung her-
aus belauert. Ein hervorragender Hör-
und Sehsinn leistet ihnen dabei ausge-
zeichnete Dienste (Abb. 5).
Die Spezialisierung der Wildkatzen auf
lebende Beute stellt besonders die jun-
gen, unerfahrenen Tiere in schneerei-
chen Wintern vor ernste Probleme. Ihr
„Grundnahrungsmittel“ – Mäuse – ist
unter dem Schnee dann schwer erreich-
bar und die Mobilität der Katzen ist ein-
geschränkt, denn der hohe Pfotendruck
erlaubt es ihnen nicht, durch tiefen
Schnee zu laufen. Nur wenn ein Revier
trotz dieser widrigen Bedingungen aus-
reichende Möglichkeiten bietet, an
Nahrung heranzukommen - etwa unter
breiten Hecken oder an Reisighaufen,
wo zahlreiche Kleinsäugergänge mün-
den - haben die jungen Katzen (Abb. 6)
die Chance zu überleben. Mit einem
eigenen Revier und guter Ortskenntnis
steigen die Überlebenschancen erst spä-
ter deutlich an. Vielleicht werden junge
Wildkatzen von ihren Eltern deshalb
längere Zeit im eigenen Revier gedul-
det. Überstehen sie das „Nadelöhr“ des
ersten Winters gut, können Kater und
Katzen wahrscheinlich schon im ersten
Lebensjahr an der Fortpflanzung teil-
nehmen, wie Beobachtungen an Gehe-
getieren vermuten lassen.
112
Abb. 4: Die Erforschung des sozialen Gefüges freilebender Wildkatzen ist ohne Zweifel eine
große Herausforderung für Freilandforscher. Ergebnisse hierzu sind nicht nur von akademi-
schen Interesse, sondern auch für den Schutz bedeutsam, z.B. für die bessere Abschätzung
von Populationsdichten. (Aufn. TH. STEPHAN)
Abb. 5: Porträt einer männlichen Wildkatze: Scheu, nicht zähmbar und verborgen lebend –
ein letztes Stück Wildnis in Thüringer Wäldern. (Aufn. B. FRIEDRICH)
3 Thüringen als
Wildkatzen-
Lebensraum
3.1 Verbreitung
Abbildung 7 gibt einen Überblick über
die heute regelmäßig von der Wildkatze
besiedelten Waldgebiete Thüringens
sowie über gesicherte ältere und neuere
Einzelnachweise abseits der Verbrei-
tungszentren, die sich nach wie vor auf
Nordthüringen konzentrieren. So be-
dauerlich auch Totfunde einer seltenen,
bedrohten Art sind, so liefern sie doch
die jederzeit nachprüfbaren „harten
Fakten“, auf denen unsere Verbrei-
tungskarte fußt. Die in Museen hinter-
legten Präparate erlauben nicht nur die
exakte Artbestimmung und damit die
Unterscheidung von Wild- und wildfar-
benen Hauskatzen, sie liefern Material
für weiterführende wissenschaftliche
Untersuchungen einschließlich der im
modernen Artenschutz immer wichtiger
werdenden molekulargenetischen Ana-
lysen. Dadurch lassen sich Aussagen
113
Abb. 6: Bald werden die von der Mutter umsorgten Jungkatzen eigene Wege gehen – wie weit werden sie wandern? (Aufn. S. KLAUS)
zur genetischen Variabilität der ansässi-
gen Population und damit zu ihren
langfristigen Überlebenschancen ma-
chen (vgl. VOIGT & KLAUS 2003).
Vom Harz aus erstreckt sich das relativ
stabil besiedelte Gebiet in südöstlicher
Richtung über den Alten Stolberg und
den Kyffhäuser bis in die Randbereiche
des Thüringer Beckens mit Hainleite,
Windleite, Schmücke, Finne und Hoher
Schrecke. In Westthüringen ist das
Eichsfeld mit Ohmgebirge, Dün und
den Bleicheröder Bergen besiedelt. Der
Hainich und die Ausläufer des Werra-
Weser-Berglands bilden im Südwesten
weitere Schwerpunkte des Thüringer
Wildkatzenareals. Im Südosten erreicht
das relativ geschlossene Thüringer Vor-
kommen gegenwärtig die Waldungen
der Finne bei Rastenberg und im Süd-
westen die Hörselberge bei Eisenach.
Einzelnachweise wurden gelegentlich
auch aus dem Thüringer Wald, dem
Thüringer Schiefergebirge und den je-
weils vorgelagerten Waldungen sowie
aus dem Frankenwald gemeldet.
Totfunde älteren Datums abseits der
geschlossenen Besiedlung wurden von
PIECHOCKI (1990) eindeutig als Wild-
katzen identifiziert. Diese Funde sind in
der Verbreitungskarte (Abb. 7) hervor-
gehoben worden. Nach der Wende gab
es mehr als ein Jahrzehnt keinen Tot-
fund südlich der BAB A 4. Dies änder-
te sich erst im Jahr 2002 mit dem Nach-
weis einer überfahrenen Wildkatze aus
dem westlichen Thüringer Wald zwi-
schen Waldfisch und Etterwinden. In
jüngster Zeit häufen sich sichere Beob-
achtungen aus dem Bereich des Trup-
penübungsplatzes Ohrdruf (JACOB,
pers. Mitt.; Abb. 17, 18) und aus Revie-
ren des Forstamtes Marksuhl (PAPE,
pers. Mitt.). Aus weiten Teilen des
Thüringer Waldes und aus der Rhön
fehlen uns bisher eindeutige Hinweise
zum Vorkommen der Art.
3.2 Lebensraum
Die Wildkatze bewohnt überwiegend
bewaldete und reich strukturierte
Gebiete. Trocken-warme Hanglagen
mit Felspartien, die von Laub- oder
Mischwäldern bedeckt sind und
Dickungen, Totholz, hohle Bäume oder
Felsen mit Klüften und Höhlen als Ver-
stecke enthalten, werden gegenüber
kühlen und schneereichen Hochlagen
bevorzugt. Daraus ergibt sich, dass die
Wildkatze – ebenso wie ihr größerer
Verwandter, der Luchs – kein Habi-
tatspezialist ist. Sie darf aber als Cha-
rakterart strukturreicher, bunt gemisch-
ter Wälder gelten.
Wildkatzen benötigen als wichtigste
Lebensraumkomponente große unzer-
schnittene Wälder mit störungsarmen
Rückzugsräumen, in denen vor allem
die Jungtiere aufgezogen werden. In
den laubholzreichen, von der Wildkatze
besiedelten Wäldern Nordthüringens
dominiert die Rotbuche. Im Harz wer-
den aber auch nadelholzreiche Waldtei-
le bewohnt. Als nachtaktive Tiere
benötigen Wildkatzen Deckung und
gute Verstecke für die Tagesruhe, in
denen sie sich auch vor Feinden wie
Füchsen, Hunden oder Uhu und Adler
sicher fühlen können. Die Verfügbar-
keit von Nahrung ist eine weitere
Grundforderung an den Lebensraum.
Im Hainich hat sich gezeigt, dass
sowohl alte, lückenreiche Waldteile, als
auch die Ränder von Waldwiesen und
jüngere Sukzessionsstadien der Wald-
entwicklung wie auf dem Kindel beson-
ders mäusereich sind (WALTHER 2000)
und Wildkatzen anziehen.
Verstecke-, Ruhe- und Wurfplätze wur-
den bisher in Dickungen, Reisighaufen,
hohlen Bäumen, Windwürfen, Holzsta-
peln, Fuchs- und Dachsbauen, ja selbst
in Jagdkanzeln gefunden (vgl. Tab. 2).
Strukturreichtum des Waldes liefert der
Wildkatze die nötigen Requisiten, die
ihr zusagen: Tote Bäume mit großen
Höhlungen, Dickungen (auch Nadel-
holz), Wurzelteller und liegendes Holz.
Das kann letztlich jeder Wirtschafts-
wald bieten, wenn er nicht als „aufge-
räumter“ bodenkahler Altersklassenbe-
stand erzogen wurde. Durch Schnee-
bruch und Windwurf wird andererseits
auch ein solcher Bestand schnell wild-
katzentauglich, wenn sonnige Lücken
der Sukzession überlassen bleiben
sowie Wurzelteller und liegendes Holz
teilweise im Bestand belassen werden.
Dass die Waldverjüngung auf solchen
Flächen überraschend reichhaltig und
auch mit forstlichen Zielen vereinbar
ist, hat sich inzwischen auf Probe-
flächen im Bayerischen Wald und im
Schwarzwald gezeigt (Nationalparkver-
waltung Bayerischer Wald 2001;
LÄSSIG 2000).
114
Abb. 7: Die Verbreitung der Wildkatze in Thüringen (Stand: November 2003). Neben den von PIECHOCKI (1990) zwischen 1950 und 1987
gesammelten Daten wurden Sichtnachweise (1980–2003) und Totfunde (1982 – 2003) aus dem Datenfundus des THKART eingearbeitet.
Nahezu alle Nachweise liegen in laubholzdominierten Gebieten. Vier Nachweiszentren aus jüngster Zeit (nach 1999) befinden sich südlich der
Bundesautobahn A4. (Grafik K. WOLF)
(nach PIECHOCKI 1990)
3.3 Teilgebiete des Thüringer Wildkat-
zenareals
Die wichtigsten Teile des Thüringer
Areals sollen im folgenden kurz cha-
rakterisiert werden.
Bei der Beschreibung der Land-
schaftseinheiten folgen wir der natur-
räumlichen Gliederung Thüringens von
HIEKEL (1994).
Südharz, Alter Stolberg und Kyff-
häuser
Der Harz (Abb. 8) erreicht in seinem
Thüringer Anteil nur 602 m ü. NN und
ist auf Grund seiner günstigen klimati-
schen Bedingungen von der Wildkatze
auf seiner ganzen Fläche besiedelt. Wie
aus Abbildung 7 ersichtlich ist, vertei-
len sich zahlreiche Sichtbeobachtungen
flächendeckend über den ganzen
Thüringer Anteil des Harzes. Die Zahl
der Totfunde erreicht mit ca. sieben
einen hohen Wert. Ähnlich dicht besie-
delt sind Alter Stolberg, Kyffhäuser
(fünf Totfunde und zahlreiche Sichtbe-
obachtungen) und der ihnen vorgela-
gerte, bis zu sieben Kilometer breite
Gürtel aus Sedimenten des Zechsteins
mit Gipsen, Kalken und Dolomiten, der
einen eigenen Landschaftscharakter
aufweist.
Das Relief entspricht dem eines ver-
deckten Karstes mit Felsbildungen,
Erdfällen, Höhlen, Senken und Gips-
kuppen. Der damit verbundene Reich-
tum an Hohlformen bietet der Wildkat-
ze überaus reiche Versteckmöglichkei-
ten. Typisch sind wärmegetönte eichen-
reiche Trockenwälder (Abb. 9),
Trockengebüsche und Trockenrasen
mit großem floristischen und faunisti-
schen Reichtum (HELMECKE 1992).
Aus Harz, Kyffhäuser und den jeweils
vorgelagerten Zechsteingürteln gelan-
gen in den letzten Jahren mehrfach
Reproduktionsnachweise der Wildkat-
ze, die beweisen, dass der Kyffhäuser
und sein Umfeld der Wildkatze ausrei-
chend Nahrung bieten.
Hohe Schrecke, Schmücke, Finne
Die überwiegend bewaldeten Sand-
stein-Höhenrücken am Nordostrand des
Thüringer Beckens tragen wertvolle,
artenreiche Laubmischwälder auf sau-
rem Grundgestein. Etwa 5.000 ha ehe-
maliger Truppenübungsplätze wurden
als Naturschutzgebiet einstweilig gesi-
chert und als FFH-Gebiet ausgewiesen
(vgl. WENZEL et al. 2000). Sie sind reich
an Sukzessionswäldern, offenen Berei-
chen und kaum von Verkehrswegen zer-
schnitten. Letzteres wird durch die
115
Abb. 8: Rotbuchenreiche Wälder, gelegentlich von Felsen durchsetzt, bestimmen den Wild-
katzenlebensraum im südlichen Harz. (Aufn. S. KLAUS)
Abb. 9: Trockenwälder mit Klüften, Erdfällen sowie alten, höhlenreichen Eichen und Buchen
sind typisch für das Wildkatzenareal im Kyffhäusergebirge. (Aufn. S. KLAUS)
116
Abb. 10: Altbuchenbestände in der Zerfallsphase bilden die wertvollsten Waldteile der Hohen Schrecke. (Aufn. S. KLAUS)
Abb. 11: Die starke Alteiche, noch aus der Hutewaldzeit stammend,
ist nur ein Baustein der Lebensraumvielfalt, die der Wildkatze den
Nationalpark „Hainich” so anziehend macht. (Aufn. S. KLAUS)
Abb. 12: Der tief ausgehöhlte Wurzelfuß einer Esche – noch aus der
Mittelwaldperiode des Hainichs stammend – bietet Wildkatzen nicht
nur ein sicheres Versteck für die Jungenaufzucht sondern auch einen
Mäusefangplatz bei tiefem Schnee. (Aufn. S. KLAUS)
geringe Zahl der Verkehrsopfer unter-
strichen. Obwohl aus der Hohen
Schrecke (Abb. 10) bisher nur wenige
Nachweise vorliegen, dürften diese
Flächen als Reproduktionsgebiet der
Wildkatze von besonderem Wert sein.
Auf einen alten Wildkatzenfund bei
Donndorf wies bereits PIECHOCKI
(1986) hin. Alle neueren Nachweise
stellte HERRMANN (2002) zusammen.
Dabei fällt erwartungsgemäß ein Häu-
figkeitsgradient ins Auge: Zum östli-
chen Arealrand hin (östliche Hohe
Schrecke und Finne) werden Nachwei-
se seltener. Schließlich endet an der
Finne auch die geschlossene Bewal-
dung, und es schließen sich große
Agrarflächen an.
Windleite, Hainleite, Dün, Hainich,
Hörselberge
Die Muschelkalk-Platten am Nord- und
Westrand des Thüringer Beckens sind
mit artenreichen und großflächigen
Buchenwäldern bedeckt. Von der Hain-
leite liegen uns sieben und vom Dün
zwei Totfunde vor.
Der Hainich stellt mit ca. 22.000 ha
Fläche wohl das bedeutendste, bislang
kaum von Verkehrswegen zerschnittene
Laubwaldgebiet Deutschlands dar.
Ende des Jahres 1997 konnten 7.600 ha
– vorwiegend Flächen der ehemaligen
Truppenübungsplätze Kindel und We-
berstedt – als Nationalpark „Hainich“
ausgewiesen werden (KLAUS & REISIN-
GER 1994; KLAUS et al. 1995; KLAUS &
STEPHAN 1998). Er ist eines der wert-
vollsten „Freilandlaboratorien“ für die
Wildkatzenforschung in Deutschland
geworden (MÖLICH 2001; MÖLICH &
BECK 1998; Abb. 11, Abb. 12).
Aus dem gesamten Hainich liegen uns
vier Totfunde vor. Durch das Teleme-
trieprojekt existieren im Nationalpark
Hunderte von Nachweispunkten
(Abb.13), auf deren Darstellung wir in
Abbildung 7 aus Gründen der Anschau-
lichkeit verzichtet haben. Im Hainich
erstreckt sich das geschlossene Thürin-
ger Wildkatzenareal am weitesten nach
Süden. Einzeltiere erreichen auch die
noch weiter im Süden gelegenen Hör-
selberge, die direkt an die BAB A 4
grenzen. Das Vorkommen im Hainich
ist durch Waldbrücken mit dem des
Werra-Weser-Berglands verbunden.
Über die Umgebung von Eisenach hin-
weg ist auch die Besiedlung des Nord-
westlichen Thüringer Waldes wahr-
scheinlich bzw. bereits im Gange; vor-
ausgesetzt, es werden Verbindungskor-
ridore in Form von Grünbrücken oder
den 1950er-Jahren durch SCHWÖBEL,
pers. Mitt.) offenbar durchgehend
besiedelt. Auf die hohe Dichte der Art
in diesem Gebiet weisen allein zahlrei-
che Verkehrsopfer aus den letzten bei-
den Jahrzehnten und viele Sichtbeob-
achtungen hin, die von SCHRÖTER
(unveröff.) zusammengestellt wurden.
Aus dem gesamten Raum stammen 19
Totfunde! Hierin drücken sich die hohe
Abundanz der Wildkatze, der beträcht-
liche Fragmentierungsgrad der Wald-
landschaft sowie das dichte Straßennetz
aus; Verhältnisse, die für das Eichsfeld
typisch sind.
Einzelnachweise abseits des
Nordthüringer Areals – gibt es
„Fernwanderer“ bei Wildkatzen?
Wie die Verbreitungskarte (Abb. 7)
zeigt, gibt es einige ältere, aber durch
morphologische Untersuchungen sicher
belegte Wildkatzennachweise aus der
Umgebung der Städte Stadtroda,
Rudolstadt und Bad Berka, die bereits
PIECHOCKI (1990) aufführte. Einzel-
nachweise, verteilt über zwei Jahrzehn-
te, gelangen auch im Thüringer Schie-
fergebirge (Steinheid, Schleiz). Zwei
neuere Beobachtungen aus dem Raum
Lobenstein teilte STEDE (unveröff.) mit.
Ob diese für die Existenz einer kleinen
individuenarmen Teilpopulation in die-
117
Abb. 13: Lokalisierungspunkte (rot) von neun telemetrierten Wildkatzen im Nationalpark
„Hainich” (grüne Linie) und dessen Umfeld. Im Satellitenbild (aus KLAUS & STEPHAN 1998)
sind der Wald dunkel, das Offenland (Grünland und Ackerflächen) heller dargestellt. Gelbe
Pfeile markieren besonders große Offenlandbereiche, rote Kreuze stellen Ausbereitungsbar-
rieren dar. (Grafik TH. MÖLICH)
geeigneten Durchlässen, die Täler und
Fließgewässer überbrücken, neu ge-
schaffen. Als Ausgleichsmaßnahmen
für den sechsspurigen Ausbau der BAB
A4 sind solche Einrichtungen, die
durch Gehölzkorridore geeignete Wan-
derwege darstellen, vorgesehen bzw. im
Bau (DEGES 2002).
Eichsfeld mit Ohmgebirge, Blei-
cheröder Bergen und angrenzendem
Werrabergland
Das Ohmgebirge und die Bleicheröder
Berge sind Kalktafelberge im Thüringer
Eichsfeld, die das umgebende Nord-
thüringer Buntsandsteinland steil und
markant um 150 bis 200 m überragen.
Sie zeigen ausgeprägte Felsbildungen
an zahlreichen Steilabstürzen (Abb. 14)
und tragen collin-submontane, artenrei-
che Buchenwälder, u. a. mit Eibe, Berg-
ahorn und Bergulme gemischt. Mit
Ausnahme einer großen Rodungsinsel
auf dem Plateau des Ohmgebirges
(Kirchohmfeld, Kaltohmfeld) sind die
Berge geschlossen bewaldet. Die Wild-
katze war nach PIECHOCKI (1990) in
großen Teilen des Eichsfelds jahrzehn-
telang ausgerottet, konnte aber diese
sehr geeigneten Lebensräume während
der letzten Jahrzehnte erneut besiedeln
(Abb. 15). Dagegen war das Werra-
Bergland – hier Geheckfund – schon in
118
Abb. 14: Naturnahe Waldvegetation mit Eiben-Buchen-Wäldern der z.T. offenen Muschelkalksteilhänge im Naturschutzgebiet „Kloster-
schranne-Faulunger Stein” (Unstrut-Hainich-Kreis): Verbindungsglied für die Wildkatzenvorkommen des Hainichs und des Eichsfeldes. Das
NSG ist Teil eines größeren FFH-Gebietes. (Aufn. H. WENZEL)
sem Raum sprechen, die an den felsi-
gen, klimatisch günstigen Steilhängen
der Oberen Saale ihren Schwerpunkt
hat, wie MÖLLER ( pers. Mitt.) und GÖR-
NER (2001) vermuteten, erscheint eher
zweifelhaft. Vielmehr glauben wir, dass
die wenigen Funde auf einzelne Fern-
wanderer zurückgehen. Unklar ist, ob,
wo und wann einzelne Katzen aus dem
seit 1984 laufenden Bayerischen Aus-
wilderungsprogramm nach Thüringen
überwechselten. Zwischenbilanzen die-
ses Projekts veröffentlichten BÜTTNER
(1994) und WOREL (2001).
PIECHOCKI & MÖLLER (1991) haben
sich dem Problem der Fernwanderung
von Wildkatzen intensiver gewidmet.
Zur Beurteilung der Ausbreitungschan-
cen und des Populationszusammenhal-
tes, vor allem auch für praktische
Naturschutzmaßnahmen zur Biotopver-
netzung, sind Kenntnisse über die Dis-
migrationsfähigkeit einer Art von zen-
traler Bedeutung. Die „terrestrische
Telemetrie“ stößt schnell an ihre Gren-
zen, sobald sich die besenderten Tiere
weiter als 5 bis 10 km von den Markie-
rungsorten entfernen. Die jahrzehnte-
lange Analyse von Totfunden als „klas-
sische“ Methode wird daher auch künf-
tig von großer Bedeutung bleiben. Um
so bedauerlicher ist es, dass viele der an
Straßen gefundenen Katzen ohne vor-
herige wissenschaftliche Untersuchung
direkt zum Präparator und von dort in
die Stuben der Jäger gelangen, die nach
den geltenden Jagdgesetzen das Aneig-
nungsrecht besitzen. Dankenswerter-
weise erhielten wir in verschiedenen
Fällen die Katzen vorher zur Untersu-
chung.
Auf diese Weise gelang es bereits im
Zeitraum von 1959 bis 1984, die
Abwanderung einzelner Wildkatzen aus
dem Harz nachzuweisen, deren Wan-
derwege fünfmal durch Abschuss und
je einmal durch Fang in Tellereisen und
durch den Straßenverkehr beendet wur-
den. Diese Tiere zogen nach PIECHOCKI
(1986) ins nördliche, südliche und
südöstliche Harzvorland sowie ins
nordwestliche Thüringer Becken, ins
Eichsfeld. Das Fehlen „westlicher“
Nachweise ist sicher der deutschen Tei-
lung geschuldet. Von dort gelangten
keine Totfunde zur Untersuchung in das
Zoologische Institut der Universität
Halle, der zentralen Erfassungsstelle
Ostdeutschlands.
Die wichtigsten der von PIECHOCKI &
MÖLLER (1991) genannten Funde „fern-
wandernder“ Wildkatzen betreffen
neben dem südlichen Hainich und den
Hörselbergen – letztere rechnen wir
heute zum dauerhaft besiedelten Wild-
katzenareal (KLAUS 1994) – folgende
Orte:
•Arnstadt: 1953 Abschuss einer Wild-
katze unweit der Stadt (ZIMMERMANN
1959).
•Bad Berka: Am 10.10.1978 wurde im
Revier Tiefenborn ein subadultes
Weibchen erlegt. Zwei weitere Wild-
katzen aus diesem Raum wurden aus
einer lokalen Abbalgstation gemel-
det.
•Paulinzella: 1978 Fang einer Wild-
katze in einem Eisen.
•Oberhain (bei Rudolstadt): 1978
Abschuss einer Wildkatze.
•Waldeck (bei Stadtroda): 10.10.1986
Abschuss eines jung-erwachsenen
Männchens (KNEIS 1987).
•Gehren: 1993 Beobachtung einer
Wildkatze durch ZIETZLING (KLAUS
1994).
•Erlberg bei Crispendorf (Schleiz):
31.03.1986 Abschuss eines Männ-
chens (KNEIS 1987).
•Steinheid: 01.03.1989 Fang eines
Männchens (PIECHOCKI & MÖLLER
1991).
Die Entfernungen dieser Fundorte von
den größeren geschlossenen Wäldern
des Harzes betrugen 5 bis 55 km; in
einem Fall sogar 80 km. Besonders
wichtig erscheint der Befund, dass neun
junge oder jung-erwachsene Männchen
(Alter 5-18 Monate) den größten Anteil
der Fernwanderer bildeten; hinzu kom-
men zwei Weibchen, die ebenfalls über
größere Distanzen gewandert waren.
Die möglichen Ursachen der Abwande-
rung werden von PIECHOCKI & MÖLLER
(1991) ausführlich diskutiert. Das
Revierverhalten alter Männchen und
der Populationsdruck in guten Repro-
duktionsgebieten werden als wahr-
scheinlichste Ursachen dafür angese-
hen.
Die nach 1984 gesammelten Belege bei
Waldeck, Crispendorf und Steinach
könnten allerdings auch aus dem o. g.
Bayerischen Projekt stammen!
119
Abb. 15: Eichenreicher Waldbestand an der Teufelskanzel im Werrabergland: Hier gelang
bereits nach 1950 ein Geheckfund; SCHWÖBEL, pers. Mitt. (Aufn. S. KLAUS)
Wildkatzen erreichen den Thüringer
Wald
Seit 1990 gab es länger als ein Jahr-
zehnt keinen einzigen Totfund einer
Wildkatze aus dem Raum südlich der
BAB A4. Erst ab 1999 gelangen glaub-
würdige Beobachtungen im Forstamt
Marksuhl (PAPE,unveröff.). Dort
erfolgten auch weitere sichere Beob-
achtungen (sogar ein Geheckfund), die
in drei Revieren eine Besiedlung des
westlichsten Thüringer Waldes wahr-
scheinlich machen. Im Jahr 2002 wurde
eine Wildkatze als Verkehrsopfer aus
dem Thüringer Wald eingeliefert. Sie
war zwischen Waldfisch und Etterwin-
den überfahren worden. Seit dem Jahr
2000 häufen sich auch Nachweise auf
dem Truppenübungsplatz Ohrdruf
(Abb. 16; JACOB,unveröff.); 2002 wur-
den dort sogar drei Jungtiere in einem
hohlen Baumstumpf gefunden (Abb.
17, Abb. 18).
Wildkatzenausbreitung auch aus
dem Süden?
In Bayern war die Wildkatze seit langer
Zeit ausgerottet. Der Bund Naturschutz
in Bayern e. V. startete daher auf Initia-
tive von HUBERT WEINZIERL und unter
der Schirmherrschaft von BERNHARD
GRZIMEK 1984 ein Wiederansiedlungs-
projekt, das bis heute durch GÜNTHER
WOREL geleitet wird. Von 1984 bis
2000 wurden 418 Tiere, die aus der
eigenen Zuchtstation in Wiesenfelden
sowie aus verschiedenen Zoos (z. T.
unbekannte Herkunft der Gründertiere)
stammten, in die freie Wildbahn entlas-
sen: 250 Katzen in den Spessart, 64 in
den Steigerwald und 109 in den Vorde-
ren Bayerischen Wald und den Ober-
pfälzer Wald (WOREL 2001). Als Ergeb-
nis einer Fragebogenaktion entstand am
Bayerischen Landesamt für Umwelt-
schutz eine Verbreitungskarte auf TK
25-Basis (unveröff., Stand 2001). Sie
zeigt auf bayerischer Seite (z. B. in den
Haßbergen) im grenznahen Bereich zu
Thüringen - etwa zwischen Römhild im
Westen und Sonneberg im Osten - aktu-
elle Wildkatzen-Nachweise. In den
Landkreisen Hildburghausen und Son-
neberg sollte daher verstärkt auf die
Wildkatze geachtet werden! Künftige
Nachweise im Thüringer Schiefergebir-
ge, evtl. auch in der Rhön, dürften
daher wohl eher auf die allmähliche
Ausbreitung aus Bayern, als auf die der
autochthonen Nordthüringer Population
zurückgehen.
120
Abb. 16: Winterliche Landschaft auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf: Waldsukzession auf den offenen Flächen und totholzreiche alte Wald-
bestände haben die jüngste Ausbreitung der Wildkatze nach Süden begünstigt. (Aufn. S. KLAUS)
121
Abb. 17/18: Im Wurzelniveau des abgebrochenen
Stumpfes einer alten Fichte wurden im Jahr 2002
drei junge Wildkatzen gefunden. (Aufn. P. SCHWARZ-
MANN)
122
4 Bastarde zwischen
Haus- und
Wildkatze
Hauskatzen stammen von der nordost-
afrikanischen Falbkatze
(Felis lybica)
ab.
Die Wildkatze
(Felis silvestris)
ist
eine eigene Art. Zwischenartliche Paa-
rungen, die zur Entstehung von Art-
Hybriden (Bastarden, „Blendlingen")
führen, kommen vor, doch sind im
Umfeld des Harzes und damit auch in
der autochthonen Thüringer Population
solche Hybriden viel seltener als
gemeinhin angenommen wird. So
befanden sich schon im umfangreichen
Material, das
PIECHOCKI
(1990) unter-
sucht hat, neben
103
echten Wildkatzen
nur fünf Bastarde! Die außerordentlich
feste Bindung unserer Wildkatzen an
unzerschnittene Waldlebensräume,
scheint Begegnungen mit Hauskatzen
zu minimieren. Auch dürften die mei-
sten Bastarde gegenüber den Wildkat-
zen Anpassungsnachteile für das Leben
im Freiland unter den hiesigen klimati-
schen Bedingungen aufweisen, die
einer Durchdringung der Wildkatzen-
population entgegenstehen. Es gibt
auch Beobachtungen, die darauf hin-
deuten, dass sich beide Arten meiden.
Nach
PIECHOCKI
(1990) sind es vor
allem partnerlose junge Männchen, die
sich auf ihren Streifzügen gelegentlich
mit Hauskatzen paaren.
Erst seit kurzem ist es möglich, Wild-
katzenpopulationen mit Hilfe gentech-
nischer Methoden zu charakterisieren
(RILLE
et al. 2000;
WISEMAN
et al.
2000) und das Ausmaß einer Hybridi-
sierung mit Hauskatzen zu erkennen
(BEAUMONT
et
al.
2001;
RANDI
et al.,
2001).
PIERPAOLI
et
al.
(2003) haben
Proben aus Wildkatzenpopulationen
verschiedener europäischer Länder
(Deutschland, Frankreich, Italien,
Ungarn, England, Schottland, Schweiz,
Belgien, Portugal, Slowenien) analy-
siert und verglichen. Interessanterweise
besitzen die Proben aus dem norddeut-
schen Verbreitungsraum, zu dem auch
die Harzer und die angrenzende Thürin-
ger Population zu zählen sind, die größ-
te
überhaupt gefundene „genetische
Distanz" zu Hauskatzengenomen. Eine
Hybridisierung ist in diesem Verbrei-
tungsraum also nicht nachweisbar.
Ein weiteres Merkmal dieser Populati-
on ist ihre im Vergleich zu anderen
Wildkatzenpopulationen signifikant
niedrigere genetische Diversität, die auf
einen in der Vergangenheit (möglicher-
weise zu Zeiten intensiver Verfolgung
vor 1900) liegenden „Flaschenhals"
hindeutet, also auf eine Periode eines
starken Individuenrückgangs der Popu-
lation mit der Folge einer gewissen
genetischen Verarmung. Dies unter-
streicht mit großem Nachdruck die Not-
wendigkeit eines nachhaltigen und
möglichst länderübergreifenden
Schutzes der thüringischen Wildkatzen
in ihrer Ursprünglichkeit. Das im
Artenschutzprogramm formulierte Ziel
einer großräumigen Vernetzung natur-
naher Lebensräume hat daher volle
Berechtigung.
5 Gefährdungsanalyse
5.1 Methode
Seit
1991
bemühen wir uns
an
der
Thüringer Landesanstalt für Umwelt
und Geologie, alle toten Katzen, die
„wildkatzenverdächtig" sind, einer wis-
senschaftlichen Untersuchung zuzu-
führen. Wichtigste Anliegen dabei sind
zunächst die Feststellungen, ob
es
sich
um eine Wildkatze, eine wildfarbene
Hauskatze oder um einen Mischling
handelt und aus welchen Gründen die
Katze zu Tode gekommen ist.
Die morphologischen und anatomi-
schen Daten werden nach einer einheit-
lichen Methodik erhoben; die Untersu-
chungen werden von
FRANZ
MÜLLER
(Vonderau-Museum Fulda) sowie
MATHIAS
KRÜGER
(Phyletisches Muse-
um der Friedrich-Schiller-Universität
Jena) durchgeführt. In Jena wurden
auch die meisten Wildkatzen präpariert
und in die Sammlung des Phyletischen
Museums auf genommen. Eine geringe-
re Anzahl von Tieren gelangte, meist als
Dauerleihgabe, in andere Museen bzw.
Ausstellungen Thüringens (z.B. Erfurt,
Bad Frankenhausen, Informationszen-
trum des Nationalparks „Hainich" in
Kammerforst) oder sie verblieben in
Privathand, wenn Jäger oder Forstämter
Thüringens das nach dem Bundes- bzw.
Thüringer Jagdgesetz geltende Aneig-
nungsrecht beanspruchten.
Das gesammelte Material erlaubt gesi-
cherte und nachprüfbare Aussagen zur
Verbreitung der Art in Thüringen, zu
Wanderbewegungen einzelner Tiere
sowie zu besonders gefährlichen
Straßenabschnitten. Die räumliche
Analyse der Fundorte kann auch weite-
re wichtige Aussagen zu den in Thürin-
gen bestehenden Ausbreitungsbarrieren
liefern, die mit anderen Methoden nur
sehr schwer oder mit erheblichem Auf-
wand erzielt werden können.
5.2 Todesursachen
Von
1984 bis 2003 wurden
61
Funde
toter Wildkatzen bekannt; an 50 Tieren
konnten auswertbare Daten erhoben
werden. Zum Vergleich: Die zentrale
Erfassung der Wildkatzen-Totfunde in
Halle erbrachte ca. 108 Katzen in 30
Jahren aus dem Gesamtgebiet der DDR
-vorwiegend aus Sachsen-Anhalt
(PIE-
CHOCKI
1990). Die bereits von
PIE-
CHOCKI
( 1986) sowie
PIECHOCKI
&
MÖLLER
(1991) ausgewerteten Thürin-
ger Katzen sind in unserem Material
nicht berücksichtigt (Ausnahme: Zwei
Jungtiere aus Sollstedt/Wipper).
Von
29
Katzen konnte das Geschlecht ermittelt
werden. Darunter befanden sich
18
Männchen und
11
Weibchen; von wei-
teren
21
Katzen ist die Geschlechtszu-
gehörigkeit unbekannt.
Unter den Todesursachen (Abb. 19)
steht der Straßenverkehr heute an erster
Stelle. 34 Wildkatzen fielen dem hohen
Verkehrsaufkommen zum Opfer (68
%),
bei 9 Tieren (18
%)
war die Todesur-
sache nicht aufzuklären, doch dürften
darunter weitere Verkehrsopfer sein.
Zwei Wildkatzen
(4
%)
verendeten
qualvoll in Tellereisen. Glücklicherwei-
se gehören diese Fälle weitgehend der
Vergangenheit an (1990, 1993).
1996 wurde eine Katze das Opfer eines
Jagdhundes. Damit umfassen die jagd-
lich bedingten Verluste 6
%.
Zwei Jung-
katzen ( 4
% )
wurden 1987 in einer
Jagdkanzel bei Sollstedt verhungert
aufgefunden
(PIECHOCKI
1990); mögli-
cherweise kam die Mutterkatze ums
Leben. Eine Wildkatze verendete im
Bereich des Forstamtes Marksuhl in
einem Drahtzaun (Abb. 20). Die erste
im Rahmen des Forschungsprojekts im
Nationalpark „Hainich" gefangene
Wildkatze erlag leider der N arkotisie-
rung. Bei den neun danach besenderten
Katzen kam es zu keinen weiteren
Ver-
lusten.
In der ersten Zwischenauswertung
durch
KLAUS
(1994), die den Zeitraum
von 1989 bis Juli 1993 umfasste, wur-
den aus Thüringen elf tote Wildkatzen
ermittelt (zwei Jungtiere, drei Weib-
chen, fünf Männchen, ein Tier unbe-
kannten Geschlechts). Damals fielen
sieben Tiere (64
%)
dem Straßenver-
kehr zum Opfer -ein im Vergleich zu
heutigen Verhältnissen niedriger Wert -
zwei wurden in Fallen gefangen und die
beiden verhungerten Jungkatzen wur-
den oben bereits erwähnt. Im weit
umfangreicheren Material, das PIE-
CHOCKI (1990) zwischen 1950 und 1988
auswertete, lagen die Verkehrsopfer mit
23 % noch weit unter dem heute ermit-
telten Wert. Hingegen bildeten die jagd-
lich verursachten Verluste (Abschuss,
Fang in Totschlagfallen) mit 53 %
damals noch den Hauptteil der getöte-
ten Wildkatzen. In unserem Material
betrugen sie nur noch 6 %. Das bestärkt
uns in der Hoffnung, dass durch Auf-
klärung das Bewusstsein in Sachen
Wildkatzenschutz verbessert wurde und
auch weiterhin verbessert werden kann.
5.3 Jahreszeitliche Verteilung
Ein Blick auf die jahreszeitliche Vertei-
lung der Tötungszeitpunkte von 40
Wildkatzen (Abb. 21), bei denen diese
Termine ermittelt werden konnten,
zeigt, dass Wildkatzen in der ersten Jah-
reshälfte (Januar bis Juni) wesentlich
gefährdeter sind als im restlichen Jah-
resverlauf. 70 % der Verluste fallen in
die erste Jahreshälfte, in der die Tiere
durch ihre Paarungsaktivitäten
(Hauptranz Februar-März, Nebenranz
Mai-Juni) besonders mobil sind.
Gleichzeitig unterstreicht dieser Befund
die hohe Bedeutung unzerschnittener
Räume für den Wildkatzenschutz: In
großen geschlossenen Wäldern müssen
die Tiere auf der Suche nach Partnern
weniger häufig Straßen überqueren und
sind dadurch sicherer.
123
Todesursachen bei Wildkatzen (n = 50)
68 %
18 %
4%
4% 2% 2% 2%
Verkehr
unbekannt
verhungert
Fangeisen
Drahtzaun
Jagdhund
Narkose
Abb. 19: Todesursachen von 50 Thüringer Wildkatzen. (Grafik J. WIESNER)
Abb. 20: Drahtzäune als Todesfalle: Beim Versuch, den Wildschutzzaun zu überwinden, kam
die Wildkatze ums Leben. ( Aufn. R. HARTUNG)
5.4 Querungen waldfreier Gebiete
Wenige Einzeltiere haben offenbar bis-
her auch in Thüringen größere wald-
freie Gebiete durchquert. So hat eine
bei Ringleben am 06.02.2001 überfah-
rene Wildkatze aus dem Kyffhäuser
mindestens 3,5 km offene, waldfreie
Agrarlandschaft durchquert. Ein weite-
res Tier, das am 13.04.2002 bei Kindel-
brück ein Opfer des Straßenverkehrs
wurde, befand sich ca. 6 km vom näch-
sten Wald entfernt. Wildkatzen, die den
Hakel in Sachsen-Anhalt vom Harz aus
besiedelt haben, müssen dabei rund
17 km durch die offene Agrarlandschaft
gewandert sein (HERRMANN 2002).
Diese wenigen Einzelfälle stellen aller-
dings Ausnahmen dar. Dass die wald-
freie Landschaft eine schwer überwind-
bare Ausbreitungsbarriere darstellt, ist
durch die Ergebnisse der Telemetriestu-
dien hinreichend untermauert worden
(vgl. Abschnitt 6).
6 Wildkatzenfor-
schung im National-
park „Hainich“
6.1 Warum Wildkatzenforschung gera-
de im Hainich?
Für die Auswahl des Hainichs waren
folgende Gesichtspunkte entscheidend:
• Der Hainich bildet den Südrand des
stetigen Areals der Wildkatze in
Thüringen.
• Die räumliche Nähe zum Thüringer
Wald versprach Einblick in die
Mechanismen, die eine Ausbreitung
des Wildkatzenvorkommens in dieser
Richtung verhindern.
• Die Strukturvielfalt im Gebiet des
südlichen Hainichs – das abwechs-
lungsreiche Nebeneinander verschie-
denster Habitattypen – und seine
weitgehende Unzerschnittenheit ver-
sprachen interessante Aussagen zur
Lebensraumnutzung der Wildkatze.
• Ende Dezember 1997 wurden die
Gebiete der ehemaligen militärischen
Übungsplätze Weberstedt und Kin-
del, die den eigentlichen Kern des
Untersuchungsraumes bildeten, Na-
tionalpark. Diese Entwicklung zeich-
nete sich bereits zu Projektbeginn ab.
Daher verband sich mit der For-
schung im Hainich auch die Hoff-
nung, im Hinblick auf die dort künf-
tig veränderten Rahmenbedingungen,
die besonderen Entwicklungen des
lokalen Wildkatzenvorkommens mit
Hilfe von Freilanddaten besser beur-
teilen zu können1.
Auf eine nähere Beschreibung des
Untersuchungsgebietes wird hier ver-
zichtet. Sie ist dem Sonderheft des Jah-
res 1995 unserer Zeitschrift zu entneh-
men (KLAUS et al. 1995), bzw. bei
KLAUS & STEPHAN (1998) zu finden.
124
0
5
10
15
20
25
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Wildkatzen-Totfunde (n = 40)
44444
1
9
1111
6
Prozent
Abb. 21: Monatliche Verteilung von 40 Wildkatzen-Totfunden in Thüringen. Die absoluten Zahlen sind über den Säulen angegeben.
(Grafik J. WIESNER)
1Tatsächlich konnte, als unmittelbare Konsequenz aus den Forschungsergebnissen, 1998 die Umstellung der Munitionsberäumung auf den Flächen des ehe-
maligen Truppenübungsplatzes Weberstedt auf ein umweltschonendes Verfahren erreicht werden, das später auch auf den Flächen des Kindel angewendet wurde
(MÖLICH 2000a; vgl. KNAUER 1998). Bei der Wege- und Infrastrukturplanung im Nationalpark „Hainich” konnten in vielen Fällen die Belange der Wildkatze
berücksichtigt werden (MÖLICH 2000b).
6.2 Methoden
Fang
Für den Fang der Wildkatzen wurden
30 hölzerne Kastenfallen verwendet,
den. Bis zum Fang der ersten Wildkatze
wurden ca. 1.000 Fallennächte benötigt.
Neun Wildkatzen (vier Kater, fünf Kat-
zen) konnten insgesamt zwölfmal
besendert werden (Abb. 22).
125
Jahr
Monat NDJ FMAMJ J ASONDJ FMAMJ J ASO
Wildkatze
W1, "Ariane"
W2, "Babs"
W3, "Celine"
W4, "Dori"
W5, "Emma"
M1, "Andi"
M2, "Beckman"
M3, "Cato"
M4, "Dick"
1996 1997 1998
Abb. 22: Beobachtungszeiträume der im Hainich besenderten Wildkatzen. Bemerkenswert ist der dreimalige Fang der weiblichen Wildkatze
„Ariane”, die nahezu über die gesamte Projektdauer beobachtet werden konnte. (Grafik TH. MÖLICH)
die auf einer Fläche von ca. 50 km2ver-
teilt wurden. Durch die Verwendung
von Funk-Fangmeldern konnten die
meisten Fallen störungsarm mehrmals
tagsüber und nachts kontrolliert wer-
Immobilisierung und Besenderung
Gefangene Tiere wurden zunächst
durch die vergitterte Stirnseite der Falle
angesehen. Bei „Verdacht auf Wildkat-
ze“ wurde an der Klappenseite der Falle
ein Holzrahmen befestigt, an dem sich
ein Sack aus schwarzem Jeansstoff
anschloss. Meist kam die Katze freiwil-
lig in den Sack. Wenn nicht, tat sie es,
sobald man sich kriechend der Stirnsei-
te der Falle näherte. Im Sack angekom-
men, verhielten sich die Tiere in der
Regel vollkommen ruhig. So konnten
sie mühelos mit Hilfe einer Federwaage
gewogen werden.
Die Immobilisation erfolgte mit der
bewährten Hellabrunner Mischung
(HATLAPA & WIESNER 1982), die durch
den Sack hindurch in die Muskulatur
des Hinterlaufs verabreicht wurde.
Jedes Tier erhielt zur individuellen
Markierung einen Mikrotransponder.
Danach wurde ein Sendehalsband (Her-
steller: WAGENER Telemetriesysteme,
Köln) angelegt. Per Ohrstanzung wurde
eine Gewebeprobe für spätere geneti-
sche Analysen entnommen, danach
wurde das Tier vermessen (Abb. 23).
Das Alter wurde anhand des Gebisszu-
standes und der Körperproportionen
grob geschätzt. Danach konnten sich
die Tiere in einer warmen Holzkiste
ausschlafen und erholen. Vor Einbruch
der Dämmerung wurde der Schieber
geöffnet, die Tiere verließen die Kiste
meist bei Anbruch der Dunkelheit.
Abb. 23: Fangerfolg: Die betäubte Katze
wird untersucht, vermessen, gewogen,
besendert und bis zum Wiedererwachen im
Schutz der Kiste aufbewahrt, bis sie wieder
in die Freiheit entweicht.
(Aufn. TH. STEPHAN)
Feldarbeit, Datenaufnahme
Die Aufenthaltsorte der besenderten
Katzen wurden kontinuierlich, in der
Regel an mindestens drei Tagen und
drei Nächten pro Woche, mittels Kreuz-
peilungen festgestellt.
Zwei bis drei weitere Tage pro Woche
kamen für die Betreuung des Fallennet-
zes, das Einmessen von Geländepunk-
ten und die Eingabe der Daten sowie
die Wartung und Reparatur des Materi-
als hinzu.
Die Telemetriearbeit am Tage entsprach
der Suche nach „Schlafplätzen“, da die
Tiere oft inaktiv in oder unter schützen-
den Strukturen wie Dornstrauchhecken,
Dachsbauten oder geworfenen Bäumen
angetroffen wurden. Hierzu wurde die
besenderte Katze zunächst mit dem
Geländewagen gesucht. Bei ausrei-
chender Empfangsstärke wurde das
Signal über einen Zeitraum von ca.
zehn Minuten überwacht. Geringe bzw.
fehlende Signalschwankungen zeigen
zuverlässig an, dass sich das Tier nicht
fortbewegt. In diesem Fall wurde die
Suche zu Fuß mit Handantenne fortge-
setzt. In aller Regel gelang es, sich der
Katze soweit zu nähern, dass die
genaue Lage des Versteckes ermittelt
und seine Struktur beschrieben werden
konnte. Vorrangig wurde darauf geach-
tet, eine Störung der Wildkatzen zu ver-
meiden.
Nachts dagegen waren die Tiere nahezu
immer aktiv, wie sich an den typischen
Signalschwankungen sicher feststellen
ließ. Die Ortung erfolgte dann aus-
schließlich vom Wagen aus. Neben der
Antennenweisung am Peilpunkt wur-
den Datum, Uhrzeit, Wetter und Signal-
stärke protokolliert. Der Aufenthaltsort
der Katze wurde nachträglich per Trian-
gulation bestimmt. Die Koordinaten der
Tageslager wurden im Nachhinein,
wenn die Bewohner abwesend waren,
per GPS bestimmt.
Die Suche nach einer Wildkatze kann
langwierig sein, besonders wenn man
ihr Streifgebiet und ihre Gewohnheiten
noch nicht kennt. Im Extremfall kann es
– besonders bei den weit umherstreifen-
den Männchen - viele Stunden dauern,
ehe man ein Signal empfängt. Daher
musste stets ein Kompromiss gesucht
werden zwischen dem Anspruch, alle
besenderten Katzen zu finden und pro
Tier möglichst viele Daten zu sammeln.
In der Praxis führt dies dazu, dass ein
bis vier Lokalisationen pro Katze
während eines Tag-Nacht-Zyklusses
gesammelt werden konnten. Überwa-
chungsphasen mit häufigerer Peilung
Noch im Gange ist eine Diplomarbeit
zur flächenscharfen Ermittlung günsti-
ger Vernetzungsmaßnahmen zwischen
Hainich und Thüringer Wald.
6.3 Wildkatzen-Verhalten
Wie weit wandern Wildkatzen?
Aus älteren Totfund – Analysen von
PIECHOCKI (1986, 1990) ging hervor,
dass einige Wildkatzen als Fernwande-
rer größere Strecken in Thüringen
zurückgelegt hatten. Es war daher inter-
essant herauszufinden, wie weit Wild-
katzen des Hainichs wandern. Alle
weiblichen Tiere – drei von ihnen wur-
den zum Fangzeitpunkt als höchstens
zweijährig eingestuft – unternahmen
erstaunlicherweise keine größeren Aus-
flüge; den Hainich verließen sie nie.
Mit einer Ausnahme galt dies auch für
die Männchen. Diese Ausnahme war
der mobile Kater „Beckman“, der die
Katzenforscher bei der Telemetrie auf
harte Bewährungsproben stellte und der
nur vom Flugzeug aus wiedergefunden
werden konnte. Doch auch „Beckman“
126
Abb. 24: Ortungen des einzigen fernwandernden Katers (M2). Die Peilpunkte im nördlichen
Hainich (Flugzeugsymbole) konnten nur vom Flieger aus erhalten werden. Jedoch blieb die
exakte Wanderroute des Tieres unbekannt. (Grafik TH. MÖLICH)
eines bestimmten Tieres wurden gele-
gentlich eingeschoben.
Begleitende Untersuchungen
Nachdem eine Reihe von Freilanddaten
zum Raum-Zeit-System der Wildkatze
vorlagen, wurden vertiefende Diplom-
arbeiten auf den Weg gebracht. SIE-
FARTH (1998) untersuchte den Einfluss
von bodennahen Kleinstrukturen und
Requisiten auf die Raumnutzung von
Wildkatzen. Er kommt u. a. zu dem
Ergebnis, dass sich Wildkatzen signifi-
kant häufiger in Bereichen mit höchster
Dichte von Deckung bietenden Struktu-
ren aufhalten.
WALTHER (2000) ermittelte Artenspek-
trum und populationsbiologische Kenn-
größen der Kleinsäugervorkommen auf
benachbarten Flächenpaaren mit hoher
und geringer Aufenthaltswahrschein-
lichkeit von Wildkatzen. Danach wird
die Eigenheit der Wildkatzen im Hai-
nich, ausgedehnte Offenbereiche zu
meiden, nicht in erster Linie von den
Kleinsäugerdichten und damit vom
Nahrungsangebot bestimmt.
unternahm keinen Versuch, den Thürin-
ger Wald zu erobern. Wie bei allen
anderen Katzen waren die Orte, die er
aufsuchte, stets über Waldstreifen oder
Bereiche mit guten Deckungsmöglich-
keiten vollständig miteinander verbun-
den (Abb. 24). „Beckman“ blieb der
einzige Wanderer unter den neun Kat-
zen.
Streifgebiete der Männchen
„Andy“ suchte in seinem Streifgebiet
bestimmte Areale regelmäßig immer
wieder auf, belief dabei allerdings eine
Fläche von ca. 3.000 ha. „Cato“, das
jüngste Männchen, war zum Zeitpunkt
des Fangs noch nicht voll ausgewach-
sen. Er wirkte, gemessen an der Größe
seines Streifgebietes, das mit ca. 1.200 ha
deutlich kleiner als das der anderen
Männchen war, weniger ‚unterneh-
mungslustig’ und verhielt sich diesbe-
züglich eher wie die drei Weibchen.
Kater Nr. 4 verhielt sich ähnlich wie
„Andy“. Die Streifgebiete aller Männ-
chen weisen eine gewisse Überlappung
auf.
Streifgebiete der Weibchen
Die Streifgebiete der Weibchen sind
deutlich kleiner als die der Männchen
M1, M2 und M4. Die Tendenz, inner-
halb der Streifgebiete bestimmte Teila-
reale und Tageslager immer wieder auf-
zusuchen, ist viel ausgeprägter. Die
Größe der Weibchen-Streifgebiete lag
zwischen 500 und 800 ha.
Überlappung von Streifgebieten
Das Streifgebiet von Wildkater „Andy“
schließt die Streifgebiete der drei
besenderten Weibchen nicht vollständig
ein, weist aber weitreichende Überlap-
pung mit allen drei auf. „Andy“ konnte
gelegentlich in zeitlicher und räumli-
cher Nähe zu jedem der drei Weibchen
geortet werden. So wurde er zwei Tage
nach dem Fang von Weibchen “Babs“
in derselben Falle gefangen; später
nutzte er mehrere Tage lang dieselbe
Fichtendickung wie Wildkatze „Celine“
als Tagesversteck.
Auch Kater „Beckman“ hielt sich,
solange er im südlichen Hainich unter
Beobachtung stand, in den Streifgebie-
ten der drei besenderten Weibchen auf.
Einmal konnte sein Tageslager nur
wenige 100 m vom besetzten Schlupf-
winkel eines Weibchens entfernt festge-
stellt werden. Schließlich weist das
Streifgebiet von „Cato“, dem jüngsten
der drei Männchen, weitreichende
Überschneidung mit den Gebieten von
„Ariane“ und „Celine“ auf, jedoch nicht
mit dem Gebiet der weiter entfernt
lebenden Weibchen W3, W4 und W5.
Unter den besenderten Weibchen wei-
sen die Streifgebiete von „Ariane“ und
„Celine“ eine starke Überlappung auf.
Gelegentlich konnten die Tiere auch
nah beieinander geortet werden.
Räumliche Überlappungen der Streif-
gebiete treten auch zwischen W2, W4
und W5 auf, oft innerhalb besonders
strukturreicher (Nahrungs-)Habitate. Es
ist anzunehmen, dass zumindest „Aria-
ne“ und „Celine“ eng miteinander ver-
wandt sind.
Aktivität
Alle Tiere waren nach Einbruch der
Dunkelheit, gleichgültig bei welchem
Wetter, stets aktiv. Nur bei starker Kälte
- um -10° C und darunter - stellten die
Wildkatzen ihre Jagd ein. Tagsüber
wurden die Weibchen häufiger ruhend
angetroffen als die Männchen. Diesbe-
züglich bestanden auch individuelle
Unterschiede.
Aspekte der Habitatnutzung
Alle Tiere schienen eng an den zusam-
menhängenden Wald gebunden. Hier
erwiesen sie sich aber als ausgespro-
chene Grenzliniengänger an den äuße-
ren und inneren Säumen und Über-
gangslinien. Verlassen wurde der Wald
aber dort, wo ein hohes Maß an
Deckung gegeben war, wie etwa in vor-
gelagerten, stark verbuschten Heiden
oder Buschwaldstadien mit eingestreu-
ten vergrasten Blößen (Abb. 25). Diese
Bereiche wurden sogar ausgesprochen
häufig aufgesucht, bildeten also oft die
Kernbereiche eines Streifgebietes. Es
127
Abb. 25: Erst wenn die Waldsukzession mit Jungwald und Dorngebüsche ca. 30% des Offenlandes erfasst, werden die Flächen für die Hai-
nich-Wildkatzen „sicher” und daher attraktiv. (Aufn. S. KLAUS)
zeigte sich außerdem, dass innerhalb
des Waldes solche Areale mit besonders
hohem Strukturreichtum am Boden
(hervorgerufen durch Windwurfkom-
plexe, liegendes Totholz, abgeschnitte-
ne Kronen, Reisighaufen, kleine
Blößen mit dichter Kraut- oder Strauch-
schicht) Orte höherer Aufenthaltswahr-
scheinlichkeit sind. Buchenstangenhöl-
zer, Hallenwaldbereiche und selbst
typische Plenterwaldareale wurden -
wohl wegen des Mangels bodennaher
Strukturen - gemieden.
Wenn in Offenland-Habitaten die Ver-
buschung einen Deckungsgrad von
rund 30 % unterschritt, wurden diese
Flächen nicht aufgesucht. Abbildung 26
verdeutlicht diesen Aspekt der Habitat-
wahl an einem Gebietsausschnitt aus
dem Nordosten des Nationalparks und
gibt einen Eindruck von den Größen-
verhältnissen der nach Habitattyp
unterschiedenen Teilflächen.
Es mag eine simple Erklärung geben:
Wildkatzen sind selbst vergleichsweise
kleine Beutegreifer. Sie können zwar
einen schnellen Spurt hinlegen, sind
aber auf der Flucht einem langbeinigen
Jäger wie Wolf, Hund, Luchs oder auch
Adler und Uhu unterlegen. Aufzubau-
men oder im Dornendickicht zu ver-
schwinden bzw. von vornherein unent-
deckt zu bleiben erwies sich im Verlauf
der Wildkatzenevolution sicherlich als
wirksames Mittel der Feindvermei-
dung. Allerdings zeigen Forschungser-
gebnisse aus anderen Wildkatzenregio-
nen, dass die Tiere grundsätzlich in der
Lage sind, auch offenere Lebensräume
mit zunutzen, mindestens aber zu
durchqueren (s. Kap. 5.4).
Schlupfwinkel, Requisiten
Herauszufinden, welche Art von Struk-
turen der Wildkatze als Schlupfwinkel
dienen, war eine wichtige Teilaufgabe
des Telemetrieprojektes. Geeignete
Schlupfwinkel sind für die meisten
Säugetiere lebenswichtig, da sie oft ver-
schiedene Bedürfnisse gleichzeitig
erfüllen, z. B. Energiehaushalt, Ver-
mehrung und Schutz vor Feinden.
Neben der Beschreibung der Schlupf-
winkel liefert auch die Häufigkeit der
Nutzung dieser Verstecke wichtige Hin-
weise zu den Lebensraumansprüchen
der Wildkatze und damit zu Maßnah-
men der Lebensraumoptimierung. Bei-
spielsweise besaß das Weibchen „Aria-
ne“ ein größeres Repertoire an Schlupf-
winkeln, die wiederholt aufgesucht
wurden, darunter ein Versteck erster
Ordnung, d. h., es hat sich hier ausge-
sprochen häufig aufgehalten. Dieselbe
Tendenz findet sich auch bei den übri-
gen Tieren, mit Ausnahme des
Langstreckenwanderers M2. Bei den
Männchen ist sie wegen der Größe der
Streifgebiete weniger stark ausgeprägt.
Tabelle 2 gibt einen Überblick über die
Art und die Nutzungsintensität ver-
schiedener Verstecke. Meist befinden
sich die Schlupfwinkel am Boden. Zu
den Lieblingsverstecken der Wildkat-
zen gehören undurchdringliche Dorn-
gebüsche. Innerhalb des Waldes suchen
sie regelmäßig dichten, strauchigen
Unterwuchs und Reisighaufen auf.
Besonders im Sommer sind die Tiere
auch inmitten hoher krautiger Vegetati-
on wie Brennnesseln, Reitgras oder ste-
hengelassene Mähstreifen am Rande
kleiner Wiesen anzutreffen. Erdhöhlen,
meist in größeren Dachsbauten, werden
öfter während der kalten Jahreszeit auf-
gesucht. Schneespuren verraten dann
regelmäßig, dass Dachs, Fuchs, Wasch-
128
Abb. 26: Ortungen aktiver (roter Punkt) und ruhender (blauer Punkt) Wildkatzen in verschiedenen Habitat-Typen des Nationalparks „Hai-
nich”. Das Offenland (Hellgrün) im rechten oberen Bildviertel wird völlig gemieden. (Grafik TH. MÖLICH)
bär und Wildkatze im gleichen Bau
Quartier bezogen haben.
Nur das Weibchen W2 war regelmäßig
in einer Baumhöhle, im Stamm einer
alten Linde, ca. vier Meter über dem
Boden, anzutreffen. Die Bunker im
Gebiet wurden nur selten von Wildkat-
zen aufgesucht, wahrscheinlich weil die
Räume in der Regel groß und feucht
waren. Eine Ausnahme bildete eine
noch aus der Zeit vor dem Zweiten
Weltkrieg stammende, trockene und
sehr tiefe Anlage, die heute dem Fleder-
mausschutz dient. Hier stieß A. CLAUS-
SEN bei einem Kontrollgang unverse-
hens auf eine Wildkatze, die wütend
nach ihm schlug und dann flüchtete.
Bewusst wurde im Rahmen des Pro-
jekts vermieden, Reproduktionsnach-
weise der besenderten Wildkatzen zu
erbringen. Damit wurden Störungen des
Familienverbandes vermieden. Durch
Zufall wurde dennoch ein Weibchen
mit zwei Jungen beobachtet. Als Unter-
schlupf diente eine offene Höhle auf
einer alten, in etwa zwei Meter Höhe
abgebrochenen Hainbuche am Rande
einer Wiese. Nach Abschluss der Tele-
metriearbeiten wurde im Gebiet eine
weitere Wurfhöhle mit vier Jungen in
einem hohlen Apfelbaum, gleichfalls
am Rande einer Wiese, gefunden.
7 Ein Schutz-
programm für die
Wildkatze in
Thüringen
7.1 Ausgangssituation
Der hohe Zerschneidungsgrad der Wäl-
der, der gerade für Nordthüringen
typisch ist, macht es sehr wahrschein-
lich, dass die Wildkatze hier in einem
Metapopulationssystem existiert (vgl.
STORCH 1997; HALLE & KLAUS 1999):
Die Population besiedelt Waldinseln
unterschiedlicher Größe und Entfer-
nung zueinander, die durch landwirt-
schaftlich genutztes Offenland und
Straßen voneinander getrennt sind.
Durch wandernde Tiere wird der gene-
tische Zusammenhalt der Population
aufrechterhalten, selbst wenn solche
Austauschereignisse relativ selten statt-
finden. Fällt die Wahrscheinlichkeit
eines Austauschs von Individuen aber
unter einen Schwellenwert, kann die
gesamte Population relativ schnell
zusammenbrechen, zumal bei vorsichti-
ger Schätzung der Thüringer Bestand
mit 100 bis 200 Tieren weit unter der
Individuenzahl (ca. 500; REIMER 2001)
liegt, die für eine langfristig überle-
bensfähige Population kalkuliert wird
(Abb. 27).
Es ist der Wildkatze seit ihrer 1934
erfolgten Unterschutzstellung über
Jahrzehnte nicht gelungen, den Thürin-
ger Wald und die benachbarten Waldge-
biete im Süden Thüringens zurückzuer-
obern und hier stabile Populationen zu
bilden. Erste Anzeichen dafür gibt es
erst seit dem Jahre 1999.
Ab 1990 stieg die Verkehrsdichte in
Nordthüringen stark an. Hierdurch
haben der Zerschneidungsgrad der
Wildkatzen-Lebensräume und die Zahl
der Verluste stark zugenommen. Nach
der Fertigstellung der Südharzautobahn
ist trotz der Ausgleichs- und Ersatz-
maßnahmen, die auch den Belangen des
Wildkatzenschutzes Rechnung tragen
müssen, mit einem Absinken der aus
dem Harz einwandernden Wildkatzen
zu rechnen.
7.2 Ziele und Schutzstrategie
Die Wildkatzenvorkommen Thüringens
müssen sich zu einer langfristig überle-
bensfähigen Population entwickeln.
Dazu ist es notwendig, auch die Wald-
gebiete im Süden Thüringens einzube-
ziehen. Das könnte nach folgendem
Programm geschehen (vgl. hierzu auch
HERRMANN & KNAPP 1998):
Sicherung und Entwicklung der
nordthüringischen Vorkommen
•Erhöhung der Reproduktion, Minde-
129
Requisit n %
Am Boden 180 78
Baumhöhle 22 9
Erdbauten 30 13
Summe 232 100
Aufgliederung der
oberirdischen Bodenverstecke
In der Krautschicht 49 21
Reisighaufen 30 14
Holzpolter 5 2
Geworfene Bäume/ 6 3
Wurzelteller
Dorngebüsch, Hecke 55 24
Dichter Strauchwuchs 14 6
Fichtendickung 8 3
Sonstige oder unklar 13 5
Teilsumme 180 78
Tab. 2: Übersicht über die als Tageslager von Wildkatzen im Hainich; n = Anzahl der Nutzungen; % = prozentualer Anteil an der Gesamt-
zahl der „Schlafplatz-Nutzungen”.
130
Abb. 27: In ungestörter Lage und in sicherer Deckung sonnt sich die Wildkatze gern. (Aufn. B. FRIEDRICH)
rung verkehrsbedingter Mortalität,
um den Populationsdruck zu steigern,
•Vermeidung weiterer Zerschneidun-
gen von Waldgebieten,
•Verbesserung bzw. Herstellung des
Biotopverbundes zwischen den
Waldlebensräumen,
•Erhöhung des Angebotes an Ver-
steckmöglichkeiten (Anreicherung
entsprechender Strukturen, besonders
von liegendem und stehendem
Totholz, alten Bäumen; vgl. Tab. 2 )
und guten Nahrungshabitaten in den
Waldlebensräumen,
•Vollständige Umsetzung der Aus-
gleichs- und Ersatzmaßnahmen an
der Südharzautobahn zur Optimie-
rung der Populationsvernetzung so-
wie anschließende Erfolgskontrolle.
Überwindung der Ausbreitungsbarrie-
ren in Richtung Thüringer Wald
•Umsetzung der Biotopverbundpla-
nung zwischen Hainich und Thürin-
ger Wald (BUND 1999),
•Erfolgskontrolle und ggf. Ergänzung
von Ausgleichs- und Ersatzmaßnah-
men zur Verlegung der BAB A 4 (die
Realisierung von Teilabschnitten des
Korridors wurde in die Planfeststel-
lung BAB A 4 aufgenommen und
wildkatzentaugliche Unterführungen
und Grünkorridore geplant DEGES
2002),
•Planung und Umsetzung weiterer
Biotopverbundmaßnahmen (BUND
1999; MODER et al. 2003).
Entwicklung von Wildkatzenlebens-
räumen im Thüringer Wald und sei-
nen Vorländern
Im westlichen Thüringer Wald wird
eine besonders aktive Beobachtung und
Erfassung angeregt. Ansonsten gelten
die gleichen Schutzempfehlungen wie
für das Nordthüringer Vorkommen, um
eine Stabilisierung der langsamen Aus-
breitung der Wildkatze zu erreichen:
•Erhöhung des Angebotes an Ver-
stecken und guten Nahrungshabitaten
in den Waldlebensräumen,
•Verbesserung bzw. Herstellung des
Biotopverbundes zwischen den
Waldlebensräumen,
•Erhöhung des Strukturreichtums von
Waldrandzonen und Übergangsberei-
chen in die Feldflur,
•Beachtung des Wildkatzenschutzes
bei allen Eingriffsvorhaben,
•Verbesserung der Öffentlichkeitsar-
beit.
7.3 Nordthüringer Schutzgebiete mit
Bedeutung für die Wildkatze
Wenn auch Schutzgebiete allein für den
Wildkatzenschutz nicht genügen, so
spielen sie doch eine wichtige Rolle als
Reproduktionszentren, von denen aus
neue Räume oder Waldinseln besiedelt
werden können. Im Thüringer Wildkat-
zenareal gibt es ein Netz von Schutzge-
bieten. Die wichtigsten sollen kurz vor-
gestellt werden.
Durch die Schaffung des Netzwerkes
Natura 2000 ist ein System von Schutz-
gebieten entstanden, das auch für den
Wildkatzenschutz hohe Bedeutung
erlangen wird (vgl.
WENZEL
et
al.
2000). Als großflächiges FFH-Gebiet
fungiert der Hainich mit dem National-
park in seinem Südteil. Westlich und
nördlich davon entstand eine ganze
Kette weiterer FFH-Gebiete im angren-
zenden Werra-Bergland und im westli-
chen Eichsfeld, die größtenteils in den
geplanten Naturpark „Eichsfeld-Hai-
nich-Werratal" eingebettet sind. Mit
weiteren FFH-Gebieten im Ohmgebir-
ge, in den Bleicheröder Bergen, im Dün
und in der Hainleite reicht diese Kette
bis in den Harz mit seinem vorgelager-
ten Zechsteingürtel. Über den Alten
Stolberg und den geplanten Naturpark
„Kyffhäuser" wurde so eine Schutzge-
bietsachse geschaffen, die auch die
Wildkatzenvorkommen von Schmücke,
Hoher Schrecke und Finne -jeweils
mit großflächigen FFH-Gebieten -
einschließt.
Eine größere Lücke in dieser Vernet-
zungskette gibt es im nördlichen Eichs-
feld zwischen Uder und Teistungen.
Eine weitere Lücke besteht zwischen
dem östlichen Harzvorland und dem
Kyffhäuser,
wo
bewaldete Trittsteine
fehlen. Hier befinden sich auf Thürin-
ger Seite keine FFH-Gebiete. Im Kyff-
häuser kann die Wildkatze durch ein
laufendes N aturschutzgroßprojekt des
Bundes künftig profitieren
(WEIPERT
2002).
Die
z.
T.
in den FFH-Gebieten liegen-
den Naturschutzgebiete haben lokal
Bedeutung für den Wildkatzenschutz,
doch sind sie oft zu kleinflächig und zu
weit von einander getrennt, um der Art
wirksamen Flächenschutz zu bieten.
Größere NSG-Flächen mit insgesamt
fünf Gebieten befinden sich allerdings
im Zechsteingürtel des Kyffhäusers mit
den benachbart liegenden NSG „Süd-
west-Kyffhäuser" (832 ha), „Süd-Ost-
Kyffhäuser" (443 ha) und „Ichstedter
Lehde" (352 ha). Das geplante NSG
„Hohe Schrecke-Finne" soll mit über
5.000 ha das größte NSG Thüringens
werden.
Schließlich seien noch die Landschafts-
schutzgebiete Thüringens mit aller-
dings nur sehr begrenzten Möglichkei-
ten für den Wildkatzenschutz erwähnt:
„Südharz" (11.800 ha), „Alter Stol-
berg" (4.520 ha), „Kyffhäuser" (7.322
ha), „Hainleite" (8.676 ha), „Dün-Hel-
betal" (5.600 ha), „Bleicheröder Berge"
(3.780 ha), „Heiligenstädter Stadtwald"
(3.025 ha), „Mühlhäuser Stadtwald"
(3.496 ha). In Planung befindliche LSG
liegen im nördlichen Eichsfeld („Ohm-
gebirge-Nördliches Harzvorland": ca.
14.500 ha) und im geplanten Naturpark
„Eichsfeld-Hainich-Werratal".
7.4 Welche konkreten Maßnahmen
helfen der Wildkatze?
Im
Wirtschaftswald
Nach Empfehlungen aus dem Thürin-
ger Wildkatzenprojekt und nach
RAI-
MER
(2001) werden folgende Maßnah-
men vorgeschlagen:
• Umwandlung nadelholzdominierter
Wälder in naturnähere Bestände,
• Erhöhung der Umtriebszeiten,
• Erhöhung des Totholzanteils (ste-
hend, liegend),
• Belassen von mindestens fünf bis
zehn Baumindividuen pro ha bis zur
Zerfallsphase,
• Förderung der natürlichen Sukzessi-
on auf Blößen und Belassen von lie-
gendem Holz auf Windwurfflächen,
• Belassen von Kronen und Schlag-
abraum im Bestand (wenn möglich
zusammenziehen),
• Nutzung von Altholz im Femelschlag
mit nachfolgender Naturverjüngung,
• kritische Prüfung von Wegebaumaß-
nahmen, Belassen unzugänglicher
Bereiche als Ruhezonen,
• Vermeidung forstlicher Maßnahmen
während der Haupt-Aufzuchtphase
(April, Mai), vor allem wo Gehecke
festgestellt wurden, auf Windwurf-
flächen und in allen Dickungen,
• Schutz von Dachsbauen,
• Verzicht auf Gifte (Rodentizide),
• Lenkung des Besucherverkehrs.
Am
Waldrand
Die wichtigste Maßnahme besteht in
der Schaffung geschlossener Waldmän-
tel und breiter Übergangsbereiche zwi-
schen Wald und Feldflur,
d.
h.
Schutz
der Sukzession im Waldrandbereich.
Im
Offenland
Im Offenland stehen Maßnahmen des
Biotopverbundes durch Gehölze im
Mittelpunkt:
• Schutz und Neuschaffung von
Gehölzstreifen (auch entlang von
Gewässern) zwischen Waldgebieten,
131
• räumliche Bündelung von Aus-
gleichs- und Ersatzmaßnahmen, Auf-
forstungen und Maßnahmen der Flur-
neuordnung,
d.
h.
Einordnung in das
entstehende Grünbrückenkonzept des
Landes.
Die Wirksamkeit der genannten Maß-
nahmen setzt jedoch ebenfalls die
Sicherung von Flächen voraus, die für
Zwecke der Wiederbewaldung in Frage
kommen und damit aus der landwirt-
schaftlichen Nutzung entlassen werden.
7.5 Minderung verkehrsbedingter
Ver-
luste
Gegenwärtig wird geprüft, ob an
Straßenabschnitten, die von Wildkat-
zenwechseln gekreuzt werden, durch
Leiteinrichtungen und geeignete
Beschilderung verkehrsbedingte Verlu-
ste gemildert werden können. Ähnliche
Maßnahmen haben sich
z.
B. in Bran-
denburg und Mecklenburg-Vorpom-
mern zum Schutze des Fischotters
bewährt.
Beim Straßenaus- und -neubau muss
künftig der Wildkatzenschutz noch stär-
ker bereits in der Planungsphase
berücksichtigt werden. Derzeit fehlen
noch ausreichende wissenschaftliche
Kenntnisse, die Aussagen darüber
erlauben, ob Wildkatzen Durchlässe
oder Straßen und Brücken nutzen oder
Wechsel über Grünbrücken annehmen.
Ergebnisse einer Telemetriestudie
durch
HEINRICH
(1991) an den in Bay-
ern freigelassenen Tieren beweisen
immerhin, dass einzelne Wildkatzen
Durchlässe unter Autobahnen nutzen.
Ganz entscheidend dürfte aber sein,
dass bisher von Verkehrswegen wenig
zerschnittene Landschaftsteile ein-
schließlich der ehemaligen militäri-
schen Liegenschaften als verkehrsfreie
Reproduktionsräume bedrohter Arten
erhalten bleiben. Falls dies nicht
gelingt, lässt die Gefährdung der
Thüringer Wildkatzenpopulation durch
weiter steigendes Verkehrsaufkommen
befürchten, dass die bisherige langsa-
me, aber stetige Ausbreitung der Art
vom Hauptvorkommen im Harz nach
Süden zum Stillstand kommt, da in den
Kerngebieten der heutigen Verbreitung
die verkehrsbedingten Verluste nicht
kompensiert werden können.
7.6
Ein
Grünbrücken-Konzept
für
Thüringen
Als Ausgleichsmaßnahmen für den
sechsspurigen Ausbau der BAB A 4 ist
auch die Vernetzung von Wildkatzen-
Lebensräumen vorgesehen (DEGES
2002).
Im Rahmen der Erarbeitung eines lan-
desweiten Biotopverbundkonzeptes für
Thüringen (vgl. Bundesnaturschutzge-
setz i. d. F. vom 25. März 2002) wurde
im Auftrag der TLUG für ausgewählte
Arten (Wildkatze, Luchs, Fischotter,
Biber, Rothirsch) der Handlungsbedarf
zur Anlage von Grünbrücken und Wild-
tierkorridoren ermittelt (MODER et al.
2003). Die Wildkatze nimmt im Projekt
eine Sonderstellung ein, da ihre Aus-
breitung von Nord- nach Süd-Thürin-
gen durch den Ausbau der Autobahnen
und die steigende Verkehrsdichte ver-
hindert wird.
Nach Prüfung der aktuellen Verbreitung
und der ökologischen Ansprüche der
Arten konnten Maßnahmen zur Verbes-
serung der Ausbreitungsmöglichkeiten
vorgeschlagen werden, die in neun
Schwerpunktgebieten realisiert werden
sollen. Dazu wurden die Positionen der
Grünbrücken ermittelt, notwendige
Begleitmaßnahmen festgelegt und die
entstehenden Kosten geschätzt. Bei der
Planung der Anlagen wurden die Vor-
schläge von VÖLK et al. (2001) beach-
tet: Geeignete Einbettung der Bauwer-
ke in die Landschaft, Einbeziehung vor-
handener Deckungsmöglichkeiten, Re-
duzierung von Ausbreitungshindernis-
sen, entsprechender Abstand zu Sied-
lungen und Straßen; sie sollen eine
Mindestbreite von 50 m aufweisen. Als
Leitstrukturen zu den Grünbrücken ist
die Schaffung ausreichender Deckungs-
möglichkeiten in Form von Gehölzen
notwendig.
7.7 Der Beitrag der Jagd zum Wildkat-
zenschutz
Durch Aufklärung der Jägerschaft soll-
ten sich die jagdlich bedingten Verluste
künftig noch weiter reduzieren lassen.
Neben der Mithilfe bei der Sammlung
aller Beobachtungen dürfen in bekann-
ten und potenziellen Verbreitungsgebie-
ten der Wildkatze wildfarbene Hauskat-
zen keinesfalls beschossen werden. Tot-
schlagfallen müssen in Wildkatzenge-
bieten grundsätzlich durch Lebendfal-
len ersetzt werden.
Falls eine Wildkatze in eine Lebendfal-
le gelangt, sollte sie möglichst nach
fotografischer Dokumentation und Ent-
nahme einer Haarprobe wieder freige-
lassen werden. Besondere Aufmerk-
samkeit ist bei der Nutzung älterer
Jagdkanzeln geboten, da diese nicht sel-
132
Abb. 28: Bei Sichtbeobachtungen in freier Wildbahn sind die schwach ausgeprägte „Tigerung” des Fells, der dicke Schwanz mit dunklen Rin-
gen (im Bild nicht sichtbar), aber auch die ausgeprägte Scheu und der Aufenthalt im Lebensraum Wald wichtige Merkmale, auf die geachtet
werden sollte. (Aufn. B. FRIEDRICH)
ten als Wurfplätze dienen. Der Fund
von zwei verhungerten Jungkatzen in
einer Kanzel bei Sollstedt/Wipper ist
nur ein bekanntes Beispiel dafür.
Beim Fund von Wurfplätzen sollte man
Forstarbeiten und Jagdbetrieb im
Umfeld einstellen und den Tieren eine
Ruhezone mit einem Umkreis von 100
bis 300 m gewähren (vgl. §28 Abs. 4
ThürNatG). Auch der Einsatz von Jagd-
hunden sollte in Wildkatzengebieten
straff kontrolliert auf Nachsuchen be-
schränkt bleiben. Ein Abschuss von
Katzen, die vor dem Hund aufbaumen,
ist grundsätzlich zu vermeiden. Die
Erhaltung unseres autochthonen Wild-
katzenvorkommens, für das Thüringen
bundesweit Verantwortung trägt, erfor-
dert Umsicht und Rücksichtnahme auch
bei der Jagdausübung.
7.8 Aufruf zur Mitarbeit
Exakte Kenntnisse über aktuelle Ver-
breitung, Bestandsverhältnisse, Fort-
pflanzung und Verlustursachen sind die
Grundlage aller Schutzmaßnahmen.
Bei einer so heimlich lebenden Art
(Abb. 27, 28) sind solche Kenntnisse
nur durch aktive Mithilfe von ehren-
amtlichen Naturschützern, von Jägern,
133
Forstleuten und Waldbesitzern zu
gewinnen. Beim Ansitz können sich
Beobachtungen ergeben, bei Waldar-
beiten wurden gelegentlich schon Jung-
katzen unter Stapelholz oder in hohlen
Bäumen entdeckt. Auch der Fund ver-
letzter oder toter Katzen gelingt am
häufigsten den im Walde Tätigen.
Letztlich geben Spuren in Schnee, Sand
oder Schlamm oder Kratzspuren an
Bäumen im Siedlungsgebiet von Wild-
katzen brauchbare Hinweise auf ihre
Anwesenheit, die durch direkte Beob-
achtung später erhärtet werden können.
Bei gut begründetem Verdacht auf das
Vorkommen der Wildkatze außerhalb
der genannten Vorkommensgebiete und
bei Totfunden mit begründetem Ver-
dacht auf Wildkatze sollten die Thürin-
ger Landesanstalt für Umwelt und Geo-
logie Jena und/oder die Thüringer Lan-
desanstalt für Wald, Jagd und Fischerei
Gotha benachrichtigt werden (s. u.).
Totfunde nehmen in bewährter Weise
auch die Staatlichen Umweltämter, die
Thüringer Forstämter (hier auch Kühl-
möglichkeit) oder die unteren Natur-
schutzbehörden der jeweiligen Land-
kreise entgegen. Die Tiere werden an
das Phyletische Museum in Jena über-
stellt, wo anhand von anatomischen
Merkmalen die Artdiagnose, eine wis-
senschaftliche Analyse der Todesursa-
che und Datenerhebungen für die wild-
biologische Forschung erfolgen. Falls
das im Jagdgesetz geregelte Aneig-
nungsrecht in Anspruch genommen
wird, können die Katzen nach erfolgter
Untersuchung auch an den Besitzer
zurückgegeben werden. Die gesammel-
ten Daten sollen gleichzeitig dem Zoo-
logischen Institut der Martin-Luther-
Universität Halle zur Verfügung gestellt
werden, um wissenschaftliche Auswer-
tungen an einem möglichst großem
Material zu ermöglichen und die auf
PIECHOCKI (1986, 1990) zurückgehende
Tradition der zentralen Erfassung von
Exemplaren der vom Aussterben
bedrohten Arten fortzusetzen.
TLUG Jena: Dr. SIEGFRIED KLAUS,
Tel.: 03641-684310; e-mail:
S.Klaus@tlugjena.thueringen.de
TLWJF Gotha: JÜRGEN BODDENBERG,
Tel.: 03621-225231; e-mail: TLWJF-
Gotha@forst.thueringen.de
Die Fragebogenaktion zur Erfassung
von Wildkatzenvorkommen im Rah-
men des BUND-Projekts wurde dan-
kenswerterweise durch Mitarbeiter der
Thüringer Forst- und Naturschutzver-
waltungen, des Bundesforstes (ROLAND
JACOB), Mitglieder des Landesjagdver-
bandes Thüringen e. V. und viele
ehrenamtliche Naturschützer unter-
stützt. Besonders engagierte sich Herr
KLAUS SCHRÖTER (SUA Sondershau-
sen) für die Sammlung und Dokumen-
tation der Totfunde und leistete damit
einen wesentlichen Beitrag zur Ver-
vollständigung des Datenfundus der
TLUG. Für Meldungen danken wir
auch den Verwaltungen der Groß-
schutzgebiete (Nationalpark „Hainich“,
Naturparke „Eichsfeld-Hainich-Wer-
ratal“ und „Kyffhäuser“) und Mitarbei-
tern von Planungsbüros (besonders
MATHIAS HERRMANN, ÖKO-LOG). Ein
besonderer Dank gilt auch den Mitar-
beitern des BUND-Projekts, ein-
schließlich aller Helfer und „Zivis“. Für
die morphologischen Untersuchungen
danken wir Dr. FRANZ MÜLLER, Muse-
um Vonderau, Fulda, Dr. DIETRICH VON
KNORRE und MATHIAS KRÜGER, Phyle-
tisches Museum der Friedrich-Schiller-
Universität Jena. Frau KATHRIN WOLF
und Herrn Dr. JOCHEN WIESNER,
TLUG Jena, danken wir für die Her-
stellung der Verbreitungskarte und
einiger Grafiken. Dr. FRANK FRITZLAR
und Dr. FRANK WENGERODT gaben
wertvolle Hinweise zum Manuskript.
Ein besonderer Dank gilt auch den
Bildautoren BERND FRIEDRICH, RONALD
HARTUNG, ROLAND JACOB, PETER
SCHWARZMANN,THOMAS STEPHAN und
HOLM WENZEL. Für die Überlassung
der aktuellen Wildkatzen-Verbreitungs-
karte aus Bayern, sind wir Dr. HARALD
KLEISINGER dankbar.
Für die Unterstützung beim Telemetrie-
projekt dankt THOMAS MÖLICH Herrn
RALF-UWE BECK, Familie GERSTEL in
Craula (dem Standort der Forschungs-
station), ANDREAS HENKEL, FRANK
HENKEL, MICHAEL HÜGE, MATTHIAS
KIRSTEN, Dr. SIEGFRIED KLAUS (für die
Auswahl des Hainichs als Untersu-
chungsgebiet und die Durchsetzung der
Telemetriearbeiten bei der Planung des
BUND-Projektes), GUNTER KRAPF,
CLEMENS KÜPPER, Dr. FRANZ NENTWIG
(†), ANSGAR PAPE, MICHAEL SPIEL-
MANN, THOMAS STEPHAN, MARTINA
TRINKS, HUBERT WIEGAND, ULRIKE
WILKE, den Mitarbeitern der National-
parkverwaltung „Hainich“ und „...den
Wildkatzen des Hainichs“.
Danksagung
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4:
187
… blickt sie in eine
sichere Zukunft?
Aufn. TH. STEPHAN
137
Anmerkung der Redaktion: Wildkatzen sind extrem scheu
und nachtaktiv und in freier Wildbahn kaum zu fotografieren.
Die Aufnahmen lebenderTiere (außer Abb. 18, 4. Umschlag-
seite) stammen daher aus Gehegen: Tierfreigelände des Nation-
alparks „BayerischerWald“ (SIEGFRIED KLAUS, BERND
FRIEDRICH) und Forschungsstation des Wildkatzenprojekts von
MARIANNE HARTMANN-FURTHER, Zürich (THOMAS STEPHAN).
Impressum
Herausgeber:
Thüringer Landesanstalt für
Umwelt und Geologie
Prüssingstraße 25
07745 Jena
Fernruf: (03641) 68 41 03
Fax: (03641) 68 42 22
e-mail: TLUG.Post@TLUGJena.Thueringen.de
Internet: http://www.tlug-jena.de
Redaktionskollegium:
K.-H. Bock
L. Faber
M. Großmann
Prof. Dr. R. Haupt
Dr. R. Kaiser
Dr. S. Klaus
R. Knebel
Dr. G. Krapf
Dr. H.-U. Peter
Dr. A. Stremke
A. Thiele
Dr. W. Westhus
Dr. J. Wiesner
Redaktion:
A. Nöllert, Prof. Dr. R. Haupt
Redaktionsschluss: 05.12.2003
©Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
Jena
Gesamtherstellung: Druckhaus Gera GmbH
Zeitschriften-Nr.: F3791
ISSN 0323-8253
Bezugsbedingungen:
Jährlich vier Hefte (einschl. Sonderheft)
Einzelverkaufspreis: 1,75 €
Sonderheft: 2,25 €
Jahresabonnement: 7,16 €
(inkl. Versand)
Bestellungen nur über den Herausgeber
Lieferung mit Rechnung
Anschriften der Autoren:
Thomas Mölich, Langgasse 18, 99947 Behringen,
Ortsteil Craula
Dr. Siegfried Klaus, Andreas Nöllert, Thüringer Lan-
desanstalt für Umwelt und Geologie, Prüssingstraße 25,
07745 Jena
Titelbild: Die Wildkatze (Felis silvestris) ist zum
Sympathieträger des Naturschutzes geworden.
(Aufn. B. FRIEDRICH)
4. Umschlagseite:
Das Männchen „Cato“ war eines der wenigen
Sendertiere im Nationalpark „Hainich“,
das Tagesruheplätze auf hohen Bäumen –
im Bild eine Esche- liebte.
(Aufn. TH. STEPHAN)
Anmerkung der Redaktion: Wildkatzen sind extrem scheu
und nachtaktiv und in freier Wildbahn kaum zu fotografieren.
Die Aufnahmen lebenderTiere (außer Abb. 18, 4. Umschlag-
seite) stammen daher aus Gehegen: Tierfreigelände des Nation-
alparks „BayerischerWald“ (SIEGFRIED KLAUS, BERND
FRIEDRICH) und Forschungsstation des Wildkatzenprojekts von
MARIANNE HARTMANN-FURTHER, Zürich (THOMAS STEPHAN).
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